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XADE_m - Adelung - Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
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Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart




Erstellt: 2021-01

A

Adelung, Johann Christoph
Hochdeutsches Wörterbuch
Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart,
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten,
besonders aber der Oberdeutschen [Adelung]

(E?)(L?) http://www.bastisoft.de/misc/adelung/

Zu den Daten

Hier finden Sie den vollständigen Text des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von Johann Christoph Adelung. Er entspricht der Ausgabe von 1811, die vom Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eingescannt und mit einem Texterkennungsprogramm in Textform überführt wurde. Text und Bilder hat die sogenannte Digitale Bibliothek auf Ihrem Web-Server verfügbar gemacht, jedoch nicht als fortlaufenden Text. Das ist die Lücke, die diese Datei füllen soll.

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Sebastian Koppehel


Erstellt: 2010-02

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

M (W3) [Adelung]


M, der ds, welcher der dritte unter den Lippenbuchstaben ist, und entstehet, wenn bey einer gelinden Ausstoßung des Hauches die Lippen geschlossen werden. Wegen dieses leichten und sehr einfachen Lautes ist er auch einer von den so genannten flüssigen, welche bey den Lateinern auch Halb-Vocale genannt wurden. Als ein solcher nimmt er auch, wenn er einen gedehnten Vocal vor sich hat, oft ein h an, lahm, zahm, nehmen, wie schon bey dem Buchstaben H mit mehrerm bemerket worden. Viele Wortforscher schließen das m von der Reihe der Stammbuchstaben aus. Unter gehörigen Einschränkungen haben sie nicht Unrecht; denn der eigenthümliche Laut, welchen das m ausdruckt, ist in der Natur nicht allemahl so bestimmt vorhanden, daß ihn nicht auch die andern Lippenbuchstaben fast eben so genau sollten ausdrucken können. Daher kommen denn auch so wohl in der Deutschen als in andern Sprachen so häufige Verwechselungen der Lippenbuchstaben. Schlaff, Iahm, Schlamm, Schleim, ingleichen greifen, krapfen, Krampe, krumm, sind genau mit einander verwandt, so wie Griebe und Krume. Der Wachholder heißt im Nieders. Machandel. Für das alte Mangon ist jetzt Wange üblich, und Dampf, Duft, vielleicht auch taub und dumm, stampfen und stapfen, schlappen und schlampen stammen aus Einer Quelle her, hundert anderer zu geschweigen. Um deßwillen wird es auch andern Lippenbuchstaben gern müßig vorgesetzet. Unser Hufe lautet im Schwedischen Hump, und für Hobarius findet man im mittlern Lat. auch Hombarius; so wie manche Mundarten dem m gern ein b oder p nachschleichen lassen, oder vielmehr das letzte von mm in b oder p verwandeln, wie Lamb für Lamm, krump für krumm, krümpen für krümmen. Man darf sich daher bey Aufsuchung des Stammes nicht so ängstlich an diesen Buchstaben binden, daß man ihm nicht, wo es nöthig ist, einen jeden andern Lippenbuchstaben sollte unterschieben können. So würde man z. B. fehl gehen, wenn man bey Aufsuchung des Stammes des Wortes hemmen ängstlich an dem m kleben bleiben und es zu Himmel, Humpe oder andern ähnlichen Wörtern rechnen wollte; indem die wahre Abstammung in dem Worte heften oder haben zu suchen ist, so wie Humpe und Kumpf auf Kopf, Kufe u. s. f. zurück geführet werden müssen. Ich habe gesagt, daß der eigenthümliche Laut, welchen das m ausdruckt, in der Natur nicht allemahl so bestimmt vorhanden ist, daß ihn nicht auch die übrigen Lippenbuchstaben sollten ausdrucken können. Zu den Fällen, wo er es ist, gehören z. B. die Laute, welche durch die Wörter hemmen, summen, brummen, mummeln, ausgedruckt werden, welche kein anderer Lippenlaut so bestimmt bezeichnet, daher in denselben das m allerdings ein Stammbuchstab ist.


Maal (W3) [Adelung]


Maal, Maar u. s. f. S. in Mahl, Mahr.


Maaß (W3) [Adelung]


Maaß, S. Maß.


Maccaronisch (W3) [Adelung]


Maccaronisch, S. in Makrone.


Mache (W3) [Adelung]


Die Mache, plur. car. ein von dem folgenden Zeitworte nur in den niedrigen Sprecharten übliches Wort. 1) Das Machen, d. i. der Zustand, da man ein Ding zur Wirklichkeit bringt. Ein Kleid in die Mache nehmen, anfangen daran zu arbeiten. Der Schuh ist noch in der Mache. 2) Figürlich, doch eben so niedrig. Jemanden in der Mache haben, ihm mit Hieben, mit Schlägen, mit Verweisen oder Spöttereyen zusetzen.


Machen (W3) [Adelung]


Machen, verb. reg. act. und in einigen Fällen auch Neutr. du es denn das Hülfswort haben erfordert. Es bedeutete, I. Ursprünglich und eigentlich allem Ansehen nach, bewegen, da es denn mit dem einfachen wegen Eines Stammes zu seyn scheinet, indem w und m als Buchstaben eines und eben desselben Sprachwerkzeuges sehr oft für einander gesetzt werden. Von dieser größten Theils veralteten Bedeutung sind nur noch einige wenige Überreste erhalten worden, wohin folgende Bedeutungen gehören. 1. Den Ort verändern, als ein Reciprocum, für sich begeben; in einigen R. A. des gemeinen Lebens und mit dem Nebenbegriffe einiger Geschwindigkeit. Sich davon machen, oder sich fort machen, sich hurtig weg begeben. Sich aus dem Staube machen. Sich auf den Weg machen, sich auf den Weg begeben. Sich auf die Fluche machen. Sich auf die Seite machen. Sich über etwas machen, sich darüber her machen, auch figürlich, einen ernstlichen Anfang damit machen. Sich von dem Berge hinab machen. Wie kannst du dich so nahe zu mir machen? Sich an jemanden machen, figürlich, so wohl ihn angreifen, als auch sich an ihn wenden. So bald es morgen früh newr tagt, So will ich mich dahin machen, Theuerd. Kap. 47. 2. Eine Bewegung, und in weiterer Bedeutung, eine Handlung, eine Veränderung beschleunigen; im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, und als ein Neutrum. Mach fort! eile dich! Mache doch! Mache, daß du bald wieder kommst. Ja, macht doch nur und geht. So machen sie denn, daß wir fortkommen. Wenn sie es sagen wollen, so machen sie, sonst gehe ich, Gell. II. In gewöhnlicherer und weiterer Bedeutung, handeln, wirken, Veränderungen hervor bringen, zunächst von körperlichen, dann aber auch von unkörperlichen Veränderungen. 1. Absolute, ohne ausdrückliche Meldung der Veränderung; nur in einigen Arten des Ausdruckes. Mache es mit uns wie dirs gefällt, Richt. 10, 15. Der Herr wirds wohl machen, Ps. 37, 7. Was machen sie? Laß ihn nur machen. Man kann ihm nichts recht machen. Machen sie mit mir, was sie wollen. Damit kann ich nichts machen, damit ist nichts zu machen. So machen es alle die, welche kein gut Gewissen haben. Schon zwey Mahl hast du mirs fast eben so gemacht. Sie machen es darnach, daß man ihnen so begegnen muß. Was mach ich? soll ich zu ihm gehen? Was macht euer Bruder? figürlich, in der vertraulichen Sprechart, wie befindet er sich? Ich wollte nur sehen, was der Kranke macht, wie er sich befindet. Er wird es nicht lange mehr machen, sagt man im gemeinen Leben von jemanden, der bald aufhören wird in einer Sache wirksam zu seyn, ingleichen, der bald aufhören wird zu leben. 2. Mit ausdrücklicher Meldung der Wirkung. 1) Eigentlich. (a) Ein Werk hervor bringen, einem Dinge die Wirklichkeit geben, es sey nun ein körperliches oder unkörperliches Ding. Gott hat Himmel und Erde gemacht, 1 Mos. 2, 4. Gott machte den Menschen aus einem Erdenkloße, Kap. 2, 7. Mache uns Götter, 2 Mos. 32, 1. Wie groß ist der, der dich (Sonne) gemacht! Weiße. Der Wein ist für freudige Herzen gemacht, Cron. Der Schneider macht ein Kleid, der Uhrmacher eine Uhr, der Schuster einen Schuh, der Tischler einen Tisch, der Schmid ein Hufeisen, die Nähterinn ein Hemd u. s. f. Gold aus Bley machen. Verse machen, ein Gedicht machen, eine Rede, eine Predigt machen, sie ausarbeiten. Käse, Butter machen. Feuer machen. Einen Platz machen, ihm Raum verschaffen. Einem eine Beschreibung von etwas machen. Einem die Rechnung machen. Zwey Mahl zwey macht vier. Sich auf etwas Rechnung machen, figürlich, es zu bekommen hoffen. Groß Aufhebens, viel Rühmens von etwas machen. Lärm machen. Ein Geschrey machen. Einwürfe gegen etwas machen. Sich einen Begriff von etwas machen. Ein Gesetz machen. Ein Zeichen machen. Da das Zeitwort machen nicht in allen den Fällen üblich ist, wo etwas, besonders aber ein körperliches Ding, zur Wirklichkeit gebracht wird, so haben verschiedene Sprachforscher Regeln zu geben gesucht, in welchen man dasselbe brauchen könne oder nicht. Allein sie sind theils falsch, theils reichen sie nicht hin. Am besten thut man, wenn man diese Fälle bloß aus dem Gebrauche erlernet. Machen ist ein sehr allgemeines Wort, welches eigentlich sich bewegen, und figürlich durch eine Bewegung hervor bringen bedeutet. Da die Art und Weise der Hervorbringung so sehr verschieden ist, so sind in sehr vielen Fällen besondere Zeitwörter eingeführet, welche diese Art und Weise näher bestimmen. So sagt man nicht, ein Haus machen, sondern bauen, nicht ein Garten machen, sondern anlegen, nicht Erz machen, sondern schmelzen, nicht Lichter machen, sondern ziehen, nicht eine Glocke machen, sondern gießen u. s. f. Das allgemeinere Zeitwort machen ist daher nur für diejenigen Fälle aufbehalten, welche kein besonderes Wort hergebracht haben, und diese Fälle lassen sich nicht durch Regeln, sondern bloß aus dem Gebrauche lernen. Indessen gibt es Fälle, wo so wohl das allgemeine machen, als auch ein eigenes Zeitwort üblich ist. Ein Buch machen, ingleichen es schreiben. In einigen Fällen ist ein gemachtes Ding so viel als ein nachgemachtes oder unechtes, im Gegensatze des natürlichen und echten. Ein gemachter Demant. Gemachtes Gold. Ein gemachter Wein. In andern wird es elliptisch von gewissen besondern Arten der Hervorbringung gebraucht. Etwas machen, im gemeinen Leben, seine Nothdurft verrichten; das Kind hat nichts gemacht. Das gemachte Neue ist bey den Jägern der frisch gefallene Schnee, ( S. Neu.) Holz machen, d. i. es hacken, klein machen. (b) In weiterer Bedeutung ein Verhältniß, eine Veränderung hervor bringen, die wirkende oder bewegende Ursache einer Veränderung seyn; gleichfalls auf eine sehr allgemeine und unbestimmte Art. Die Universitäten machen Doctores. Jemanden zum Doctor, zum Könige, zum Vormund, zum geheimen Rath, zum Professor machen, ihn dazu ernennen, erklären. Jemanden zum Sclaven, zum Knechte, zum Gefangenen machen. Ein Land zur Wüste machen. Eine Grafschaft zu einem Fürstenthume machen. Viele Schulden machen. Complimente machen. Einem ein Compliment machen. Einen Versuch, eine Probe machen, anstellen. Er will aus seinem Sohne einen Kaufmann machen. Ein Bündniß mit jemanden machen. Friede machen, so wohl die wirkende oder bewegende Ursache desselben seyn, als auch ihn schließen, als handelnde Ursache. Sich jemanden zum Freunde, zum Feinde machen. Jemanden ein saures Gesicht, eine finstere Miene machen. Anstalt zu etwas machen. Das macht bey ihm keinen Eindruck. Sich allerley Gedanken machen. Machen sie sich keine Sorgen, keinen Kummer, keine Unruhe. Sich ein Bedenken machen. Einem Hoffnung machen. Machen sie ihm doch die Freude. Einem Verdruß, Noth machen. Sie haben mir tausend vergnügte Stunden gemacht. Wir wollen uns einen Spaß, eine Lust machen. Bekanntschaft, Freundschaft mit jemanden machen. Einem allerley Vorwürfe machen. Den Anfang machen, den Anfang mit etwas machen. Der Sache ein Ende machen. Einem Lust zu essen machen. Machen sie doch keine Umstände mit ihm. Große Augen machen. Einem Ehre, Schande machen. Ernst machen, zeigen, daß es Ernst ist. Eine Entdeckung machen. Feyerabend machen, Schicht machen, aufhören zu arbeiten. Jemanden zum Gelächter machen. Sich etwas zur Pflicht machen. Bank machen, im Hasardspiele. Etwas zu Gelde machen, es verkaufen, Jemandes Glück machen, dessen Ursache seyn. Er hat sein Glück gemacht, er ist glücklich geworden. Sich ein Gewissen aus etwas machen. Einer Sache Luft machen. Mit einem gemeine Sache machen. So auch mit Nebenwörtern. Ein Gefäß rein machen, es reinigen. Etwas, das los oder locker ist, fest machen, es befestigen. Jemanden arm, reich, krank, gesund machen. Sich beliebt, verhaßt machen. Etwas größer, kleiner machen. Einen Gefangenen frey machen, ihn befreyen. Sich naß, schmutzig machen. Einen andern unruhig, lustig verdrießlich, aufgeräumt, treuherzig, weichmüthig, stolz machen. Das macht mein Unglück vollkommen. Sich nothwendig machen. Einem andern etwas weiß machen ( S. Weiß). Sich bezahlt machen. Alles ruckgängig machen. Etwas lächerlich machen. Einem das Leben sauer, das Herz schwer, den Kopf warm machen. Einem etwas deutlich machen. Eine Arbeit fertig machen. Sich einer Sache würdig machen. Machen sie es fein kurz. Etwas ausfündig machen. Sich mit jemanden gemein machen. Jemanden herunter machen, im gemeinen Leben, ihn wacker ausschelten. Ingleichen mit dem Bindeworte daß. Machen sie, daß er kommt, werden sie Ursache, veranstalten sie es. Machen sie nur, daß ich artiger und muntrer werde, Gell. Sie machen, daß man das Glück und die Liebe erst recht hoch schätzt, ebend. Machen sie, daß wir ihnen heute noch gratuliren müssen, ebend. Wie machen wir es, daß wir ihn fangen? Viele gebrauchen es auch mir dem bloßen Infinitive des andern Zeitwortes. Verflucht sey, wer einen Blinden irren macht auf dem Wege, 5 Mos. 27, 18. Weil du die Feinde des Herren hast lästern gemacht, 2 Sam. 12, 14. Der da hat Israel sündigen gemacht, 1 Kön. 14, 16. Du ließest mich entschlafen und machtest mich leben, Es. 38, 16. Ein Schatten macht uns oft zittern, Mosheim. Jemanden lachen machen, wofür auch zu lachen machen üblich ist. Eine Liebe, die uns alle Vortheile unsers Eigennutzes vergessen macht. Man tadelt diese Wortfügung; aber allem Ansehen nach ohne Noth. Daß sie sehr alt ist, erhellet aus dem Französischen, wo das Zeitworte faire auf ähnliche Art, aber in einem noch viel weiterm Umfange gebraucht wird. Wenigstens ist sie erträglicher, als die mit dem Mittelworte: der Herr macht die Blinden sehend, Ps. 146, 8. In einigen, aber vielleicht nur wenigen Fällen, ist auch der Infinitiv mit dem Wörtchen zu eingeführet. Sich etwas zu thun machen. Das hat mir viel zu schaffen gemacht. Die wirkende Ursache braucht nicht eben ein verständiges Wesen zu seyn, wie einige behaupten. Das Zeitwort machen hat eine so allgemeine Bedeutung, daß es auch von allen leblosen Dingen gebraucht werden kann. Die Sonne macht das Wachs weich. Sorgen macht vor der Zeit alt. Aufrichtige Reue macht alles wieder gut. Geschwefelter Wein macht den Kopf dumm. Salzige Speisen machen Durst. Das macht Kopfweh. Das macht, weil er arm ist. Das macht dein Unbestand. Die Bescheidenheit machte, daß sie zurück wich. So zahlreich nun auch, wie zum Theil schon aus dem vorigen erhellet, die Fälle sind, in welchen dieses Zeitwort in der Bedeutung der Hervorbringung oder Verursachung einer Veränderung gebraucht werden kann, so sind sie doch auch nicht ohne alle Einschränkung, und man muß auch hier den Gebrauch nicht aus den Augen setzen. In der vertraulichen Sprechart sagt man zwar ein Spielchen machen, und im gemeinen Leben, einen Schnapps machen, aber nicht, einen Trunk machen, sondern thun, nicht, Gutes, Böses, Sünde, Wunder machen, sondern thun, nicht, den Angriff machen, einen Einfall in ein Land machen, sondern thun, nicht, einem Vorstellung machen, sondern thun. Hin- gegen sind in manchen Fällen beyde Zeitwörter üblich. Einem einen Antrag machen und thun, kund machen und kund thun, eine Reise machen und thun. In andern Fällen kann man andere Zeitwörter unterschieben. Ich habe diese traurige Erfahrung schon oft gemacht, oder gehabt. Einen Versuch machen und anstellen. Hochzeit machen und halten. Seinem Sohne Hochzeit machen und ausrichten. 2) Figürlich. (a) Zubereiten, zu einer gewissen Absicht tüchtig, geschickt machen; gemeiniglich nur im gemeinen Leben, und in einigen Fällen. Das Bett machen. Holz machen, d. i. es klein machen, es hacken, es zum Verbrennen zubereiten. Thee, Kaffeh machen. Das Essen machen, es zubereiten. (b) Vermögen erwerben, verdienen. Er hat sich viel bey dieser Sache gemacht. Er weiß sich bey allem etwas zu machen. Dabey ist nichts zu machen, nichts zu gewinnen. (c) Sie machen es gar zu gefährlich, sie stellen es sehr gefährlich vor, geben es für sehr gefährlich aus. Er ist so arm nicht, als ihn die Leute machen. Er macht sich sehr arm, stellt sich sehr arm. Einem die Gefahr geringe machen, ihn überreden wollen, daß die Gefahr nur geringe sey. Einem etwas leicht, schwer machen, so vorstellen. Ich weiß nicht, was ich daraus machen soll, was ich davon denken, mir davon vorstellen soll. Einem ein Verbrechen aus etwas machen, es ihm als ein Verbrechen auslegen. Jemanden zum Ketzer machen, ihn dafür erklären. (d) Der Schauspieler macht den Cäsar, wenn er dessen Person vorstellet. Seine Rolle gut, schlecht machen. Er macht in diesem Hause den Narren, stellet ihn vor, gibt einen Narren ab. Da würde ich eine sehr alberne Figur machen, vorstellen. (e) Ich mache mir nichts daraus, ich achte es nicht. Viel aus einer Sache machen, sie hoch schätzen, sie achten. Viel aus einer Person machen. Es wird wenig daraus gemacht, man achtet es nicht groß. (f) Bey den Jägern macht oder zeigt der Hirsch einen guten Fuß, wenn er einen guten Fuß hat. Der Hirsch hat eben daselbst wenig oder viel gemacht, wenn er ein Gehörn von wenig oder viel Enden aufgesetzt, d. i. bekommen hat. In den Zusammensetzungen kommen noch andere Bedeutungen vor. Das Hauptwort, die Machung, ist von dem einfachen Zeitworte nicht üblich. In einigen Fällen kann man den Infinitiv als ein Hauptwort gebrauchen, in andern aber muß man seine Zuflucht zu andern Ausdrücken nehmen. Anm. Schon bey dem Ottfried machon, gimachon, im Nieders. maken, im Engl. to make, im Angels. macan, im Schwed. maka, im Griech. mit der intensiven oder iterativen Endung ten, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, wohin auch das einfachere - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, in der Dorischen Mundart - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, gehöret. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es mit dem Lat. movere zu dem Geschlechte des Wortes wegen, bewegen, gehöret, weil m und w mehrmahls mit einander abwechseln. Alsdann würde auch die Verwandtschaft mit dem Lat. facere begreiflich seyn, indem das f so gut mit dem m verwandter Lippenbuchstab ist als w. S. Mähen, Fachen und Fackeln.


Macher (W3) [Adelung]


Der Macher, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Macherinn, ein Person, welche etwas macht; doch nur in den Zusammensetzungen Goldmacher, Uhrmacher, Hutmacher, Kammmacher, Brillenmacher, Harnischmacher, Knopfmacher, Zeugmacher, Ketzermacher u. s. f. Bey dem Notker ist Machara der Urheber.


Macherey (W3) [Adelung]


Die Macherey, plur. die -en, das Machen, ohne Plural, ingleichen das gemachte Werck, die Arbeit; beydes nur im gemeinen Leben und im verächtlichen Verstande. Das ist eine elende Macherey. So auch in einigen Zusammensetzungen, die Goldmacherey, für das Goldmachen, die Ketzermacherey, die Ment- macherey u. s. f. Nieders. Makerije. Von der vor der Ableitungssylbe ey eingeschobenen Sylbe er, S. 1. - Ey I. 3.


Macherlohn (W3) [Adelung]


Das Macherlohn, des -es, plur. inus. der Lohn, welchen man einem andern für das Machen, d. i. für die Hervorbringung eines Werkes, und figürlich auch für die Verursachung einer Veränderung bezahlet. Gemeiniglich nur in solchen Fällen, wo man den Lohn nicht tageweise, sondern stückweise bezahlet, ingleichen von der Arbeit, besonders der Handarbeit allein, mit Ausschließung der zu dem Werke nöthigen Materialien. So bekommen der Schneider für die Verfertigung eines Kleides, und andere Handwerker für die Verfertigung anderer Arbeiten Macherlohn. Ich will ihnen das Macherlohn doppelt bezahlen, Gell. Im Oberdeutschen der Macherlohn, ( S. Lohn.) Es ist unmittelbar von dem Hauptworte Macher gebildet, wie man auch sagt Schneiderlohn, Arbeiterlohn, Tischerlohn u. s. f. Von dem Zeitworte machen müßte es Machlohn heißen.


Macht (W3) [Adelung]


1. * Die Macht, plur. die Mächte, ein ungewöhnliches Wort, einen Schleyer zu bezeichnen, welches nur. 1 Cor. 11, 10 vorkommt. Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupte haben um der Engel willen. Obgleich Luther das Deutsche Wort nach dem Muster des im Grundtexte befindlichen Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gewählet hat, so finden sich doch Spuren, daß diese Mahl nicht ganz willkührlich gewesen, ob mir gleich der Deutsche Ausdruck in dieser oder einer ähnlichen Bedeutung noch nicht vorgekommen ist; weil man es sonst leicht von dem Lat. amietus herleiten könnte. Im mittlern Lat. kommt Mafors, Mauors, und im mittlern Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, sehr häufig nicht nur von einem Schleyer des andern Geschlechtes vor, sondern auch von einem Scapulier der Mönche. Bey dem Papias heißt es: Mauorte matronale operimentum, quod caput operit; vocatum autem sic quasi Marte. Mauorte signum est maritalis dignitatis; idem et stola dicitur. Bey andern findet sich in einer ähnlichen Bedeutung das Wort Magaldus. Auch Dominicalis kommt in der Bedeutung eines leinenen Schleyers vor, mit welchem sich das andere Geschlecht, wenn es in die Kirche ging, ehedem das Haupt bedeckte. Du Fresne führet aus einem alten Poenitentiale folgende Stelle an: Si mulier communicans Dominicale suum super caput suum non habuerit, usque ad alium diem dominicum non communicet. Er merkt dabey an, daß der seidene Schleyer des weiblichen Geschlechtes in der Provence noch jetzt Domino genannt werde.


Macht (W3) [Adelung]


2. Die Macht, plur. die Mächte, so wohl das Vermögen etwas zur Wirklichkeit zu bringen, als auch ein mit diesem Vermögen begabtes Ding. 1. Das Vermögen, oder die Kraft etwas zur Wirklichkeit zu bringen, ohne Plural. 1) Von der physischen oder natürlichen Kraft eines Dinges, für Kraft oder Stärke. Meine Macht ist schwach über meinem Seufzen, Hiob. 23, 2. Ruben mein erster Sohn, du bist meine erste Kraft und meine erste Macht, 1 Mos. 49, 3. David aber und das ganze Israel spieleten vor Gott her aus ganzer Macht, 1 Chron. 14, 8. Die Stimme mit Macht aufheben, erheben, Es. 40, 9. In dieser Bedeutung ist es im gemeinen Leben am üblichsten. Der Kranke hat nicht so viel Macht, sich aufzurichten, nicht so viel Kräfte. Eine außerordentliche Macht haben, Leibesstärke. Einen Stein mit aller Macht aufheben. Alle seine Macht anstrengen. Mit aller Macht, oder aus ganzer Macht schreyen, laufen, arbeiten. Über Macht, mehr als die Leibeskräfte es verstatten. Sie liefen über Macht dem Walde zu. Ingleichen, eine vorzügliche Kraft. Diese Vorstellung drang mit Macht in meine Seele. Siehe Ohnmacht. In einigen Gegenden ist es auch im Plural üblich. Aus allen Mächten, Oberd. Machten, d. i. aus allen Kräften. Schon Ottfried sagt vbar mine mahti, über meine Kräfte. Im Nieders. ist Wohlmagt die Gesundheit des Leibes. In der R. A. über Macht essen oder trinken, scheinet es zunächst von mögen, Appetit haben, abzustammen. Im Nieders. ist Möge der Appetit. Elk sten Möge, chacun a son gout. Über Möge essen, über Macht, über seinen Appetit. In der Deutschen Bibel wird dieses Wort häufig von Gott gebraucht, und da bedeutet es dessen höchstes Vermögen, das Mögliche ohne Mühe zur Wirklichkeit zu bringen, wofür man auch, und zwar am häufigsten, das Wort Allmacht gebraucht. 2) Von der vorzüglichen äußern Möglichkeit, das Beschlossene zur Vollziehung zu bringen. (a) Überhaupt. So sagt man von jemanden, er habe eine große Macht, wenn er angesehene Freunde hat, durch welche er seine Absichten erreichen kann. Wehe denen die Schaden zu thun trachten, weil sie die Macht haben, Micha 2, 1. Indessen ist das Bey- und Nebenwort mächtig in diesem Verstande üblicher, als das Hauptwort. (b) In engerer Bedeutung. eine genugsame Anzahl zu Führung der Waffen verpflichteter Menschen. Eine große Macht auf den Beinen haben, ein großes Kriegsheer. In dieser Bedeutung ist es in den zusammen gesetzten Kriegsmacht, Landmacht, Seemacht am üblichsten. Im Schwed. ist Magt gleichfalls das Kriegsheer. Es kann seyn, daß es in dieser Bedeutung zunächst zu dem Worte Menge gehöret, indem der Nasenlaut n gar oft ein müßiger Zusatz ist. Festus erklärt mactus durch magis auctus, und bey dem Plautus kommt mactare für vermehren vor. Der sonst ungewöhnliche Plural findet sich noch bey dem Opitz: Der Saracen muß noch der alten Sagung achten, Durch der Spahoner Zwang und der Stamboler Machten, für Mächte. (c) * Figürlich, Majestät, und äußeres Ansehen, Vorzug, Ehre überhaupt; eine veraltete Bedeutung, welche noch in der Deutschen Bibel vorkommt. Aus dem Munde junger Kinder hast du dir eine Macht zubereitet, Ps. 8, 3. Die Sonne gehet auf in ihrer Macht, Richt. 5, 31. 3) Am häufigsten von dem sittlichen Vermögen, etwas zur Wirklichkeit zu bringen, d. i. von der Freyheit, dem Rechte und Befugnisse etwas zu vollbringen oder zu unterlassen. Es soll niemand Macht haben, das Volk zusammen zu fordern, 1 Macc. 14, 44. Die Obrigkeit hat Macht zu strafen und zu belohnen. Einem Macht geben etwas zu thun. Das stehet nicht in meiner Macht. Macht über Leben und Tod haben. Siehe auch Vollmacht. 2. Ein mit vorzüglicher Macht begabtes Wesen, wo es zuweilen von mächtigen Geistern und geistigen Wesen vorkommt. Der in der Gottheit glaubt Drey unterschiedne Machten, Opitz für Mächte. - Verzeiht es, ihr stoischen Mächte, Ihr Beherrscher der Seelen, Zachar. Am üblichsten ist es in dieser Bedeutung von souveränen mächtigen Staaten, sie seyen nun Königreiche oder Republiken; wo es auch im Plural die Mächte, im Oberdeutschen aber die Machten hat. Die Europäischen Mächte. Holland und England sind Seemächte. Die Macht Frankreich, d. i. der Staat, die Krone Frankreich.

Anm. Für Stärke schon im Isidor Magti, bey dem Notker und im Tatian in der gewöhnlichern Bedeutung für potentia Maht, im Schwed. wo es auch das Blut bedeutet, Magt, bey dem Ulphilas Mahts, im Angels. Myht, Maeth, Meath, im Dän. und Nieders. Magt, im Engl. Might, im Pohln. und Böhm. Moc. Es stammet zunächst von dem Zeitworte mögen, können, und dem damit verwandten machen ab, und lautet im Nieders. auch Möge, im Schwed. Megn und Magn. Das Alterthum dieses Wortes und seines Geschlechtes erhellet aus dem Lat. Majestas, Magistratus, Magister, und auch aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . ( S. Mögen und Mächtig,) in welchem letztern sich der Begriff der Größe noch erhalten hat. In Schleswig ist die Macht der Geschwornen eine besondere Art Gerichte, welche aus dem Amtmanne als Landvogt, und den Kämmerern und Richtern der Kirchspiele bestehen.


Machtblume (W3) [Adelung]


Die Machtblume, plur. die -n, eine Pflanze, deren es verschiedene Arten gibt, welche zum Theil in Ostindien und Amerika, zum Theil aber auch in Spanien und Illyrien einheimisch sind; Pancratium L.


Machtbothe (W3) [Adelung]


* Der Machtbothe, des -n, plur. die -n, ein Oberdeutsches, im Hochdeutschen aber unbekanntes Wort, so wohl einen jeden bevollmächtigten Gesandten oder Minister, als auch einen Gesandten vom ersten Range, einen Ambassadeur zu bezeichnen; ehedem auch Waltbothe, Gewaltbothe.


Machtbrief (W3) [Adelung]


* Der Machtbrief, des -es, plur. die -e, ein im Hochdeutschen gleichfalls veraltetes Wort, wofür jetzt Vollmacht üblich ist; ehedem auch der Gewaltsbrief.


Machtgeber (W3) [Adelung]


* Der Machtgeber, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Machtgeberinn, ein im Hochdeutschen gleichfalls fremdes Wort, diejenige Person zu bezeichnen, welche einer andern Vollmacht zu etwas ertheilet; im Oberd. auch der Gewaltgeber.


Machtheil (W3) [Adelung]


Der Machtheil, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme der Goldruthe oder des goldnen Wundkrautes; Solidago L. wegen seiner vorzüglichen heilenden Kräfte, daher es auch Machtkraut genannt wird.


Mächtig (W3) [Adelung]


Mächtig, -er, -ste, adj. et adv. Macht habend. 1. Groß; von einer längst veralteten Bedeutung des Wortes Macht. 1) Eigentlich, von der körperlichen Ausdehnung; ein nur noch im gemeinen Leben übliches Wort, welches in dieser Bedeutung mit dem veralteten michel, und dem verwandten Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - überein kommt. Sie sunken unter wie Bley im mächtigen Wasser, 2 Mos. 15, 10. Ein mächtiger Berg. Vorzüglich ist es in diesem Verstande noch im Bergbaue üblich, wo es, wenn es von Gängen gebraucht wird, so viel als breit, von Flötzen oder horizontalen Erd- und Steinlagen aber so viel als dick bedeutet. Der Gang ist zwey Lachter mächtig, d. i. breit. Das Sandflötz ist hier vier Lachter mächtig, d. i. dick. Ein zwey Zoll mächtiges Schieferflötz. Daher die Mächtigkeit, bey Gängen, ihre Breite, bey Flötzen aber, ihre Dicke. 2) Figürlich, wo es noch im gemeinen Leben häufig gebraucht wird, so wohl eine große Menge, als auch intensive einen großen Grad der innern Stärke zu bezeichnen, für viel und sehr, wo es gemeiniglich als ein Nebenwort andern Beywörtern vorgesetzet wird. Ein mächtig großes Haus. Mächtig viel Geld. Mächtig schön. Mächtig reich seyn. Er bildet sich mächtig viel ein. Die mächtig große Höhe, Sir. 43, 1. In dieser Bedeutung ist es schon alt. Mahtigen wol, heißt es schon bey dem Willeram für sehr wohl. Auch das Lat. valde ist auf ähnliche Art von valere, mögen, vermögen, gebildet. Zuweilen auch als ein Beywort für sich allein. Ein mächtiges Haus. Aber Amyntas sahe den mächtigen Segen in seiner Herde, Geßn. Eine mächtige (zahlreiche) Menge Volkes, 1 Macc. 5, 30. Ein mächtiges Heer, ein zahlreiches, Ezech. 38, 15. In welcher Bedeutung der Anzahl es zugleich mit Menge verwandt ist, S. 2. Macht. 1. 2) (b). 2. Kraft, Vermögen habend, etwas zur Wirklichkeit zu bringen. 1) Physisches oder natürliches Vermögen habend; eine größten Theils veraltete Bedeutung. Der Löwe ist mächtig unter den Thieren, Sprichw. 30, 30. Das Feuer war mächtig im Wasser über seine Kraft, Weish. 19, 19. Ehedem sagte man, eine mächtige Arzeney, für sehr kräftige, sehr wirksame. Zuweilen kommt es noch figürlich für sehr wirksam, sehr kräftig vor. Ein mächtiger Einwurf. Ihr feuriger Blick schießt mächtige Strahlen umher, Zachar. 2) Viele äußere Hülfsmittel habend, seine Absichten zu erreichen. Ein mächtiger Freund, welcher vieles in das Werk richten kann, weil er vielen Einfluß auf andere hat. Ein mächtiger Minister. Er ist mir zu mächtig geworden. Besonders in Rücksicht auf die vielen zum Angriffe oder zur Vertheidigung geschickten Personen. Ein mächtiger Feind. Ein mächtiger König. Ein mächtiges Reich. ( S. Großmächtig.) In engerer Bedeutung, überlegene Macht, überlegene Gewalt über andere in einzelnen Fällen habend; wo man es am liebsten mit der zweyten Endung des Haupt- oder Fürwortes verbindet, welche alsdann das Vorwort über vertritt. Wir beyde werden doch wohl ihrer mächtig seyn, Rost. d. i. sie überwältigen können. Ich kann seiner nicht mächtig werden. Die Frau ist ihres Mannes mächtig, wenn sie die Herrschaft über ihn hat. Seiner Sinne nicht mächtig seyn. Er war vor Wuth seiner selbst nicht mächtig. Da war ich meiner Liebe nicht mehr mächtig. Nicht eines Hällers mächtig seyn, nicht Gewalt haben, ihn nach Gutdünken anzuwenden. Einer Sprache mächtig seyn, figürlich, sie in seiner Gewalt haben, d. i. alles was man will, in derselben ausdrücken können. 3) Von der Freyheit, dem Rechte, dem Befugnisse etwas zu vollziehen, ist es nur in dem zusammen gesetzten eigenmächtig üblich.

Anm. Bey dem Notker mahtig, bey dem Ulphilas mahteiga, im Angels. mihtig, im Engl. mighty, im Schwed. mägtig, im Dän. und Nieders. mägtig. Das alte Oberdeutsche Nebenwort mächtiglich, für mächtig, welches noch Es. 28, 2 vorkommt, ist im Hochdeutschen veraltet.


Mächtigen (W3) [Adelung]


Mächtigen, verb. reg. act. welches aber nur in den Zeitwörtern bemächtigen und bevollmächtigen üblich ist, S. dieselben.


Mächtigkeit (W3) [Adelung]


Die Mächtigkeit, plur. doch nur von dieser Eigenschaft in mehrern Individuis, die -en, im Bergbaue, die Breite und Dicke, ( S. Mächtig 1. 1). In andern Fällen ist dafür das einfachere Macht üblicher.


Machtkraut (W3) [Adelung]


Das Machtkraut, des -es, plur. inus. S. Machtheil.


Machtlos (W3) [Adelung]


Machtlos, -er, -este, adj. et adv. der Macht beraubt, keine Macht habend, in den drey ersten Bedeutungen des Hauptwortes 2. Macht 1. vornehmlich in der edlern und höhern Schreibart, für ohnmächtig. Ein machtloses Geschöpf. Ein machtloser Minister. Ein machtloser Staat.


Machtschildlein (W3) [Adelung]


Das Machtschildlein, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur Sir. 45, 13 befindliches Wort, das Amtschildlein Aarons zu bezeichnen, weil es von vorzüglicher Kraft und besonderm Glanze war.


Machtspruch (W3) [Adelung]


Der Machtspruch, des -es, plur. die -sprüche. 1) Ein Ausspruch in einer streitigen Sache, ohne andere Bewegungsgründe als die Macht, welche man besitzet, oder zu besitzen glaubt, uns seine Urtheile als Wahrheiten aufzudringen. Einen Machtspruch thun. 2) Einige Schriftsteller vor Wolfen suchten das Griech. Axioma durch Machtspruch zu übersetzen, weil ein solcher Satz so glaubwürdig ist, daß er nicht bewiesen werden darf. Allein seit Wolfens Zeit ist dafür das schicklichere Grundsatz üblicher geworden.


Machtwort (W3) [Adelung]


Das Machtwort, des -es, plur. die -wörter. 1) Ein Wort, welches einen besondern Nachdruck bey sich führet, dergleichen z. B. das Zeitwort in der R. A. in Thränen zerschmelzen ist. 2) Ein Machtspruch in der ersten Bedeutung dieses Wortes; ohne Plural. Ehe ich als Vater ein Machtwort rede, Gell.


Machwerk (W3) [Adelung]


Das Machwerk, des -es, plur. inus. von dem Zeitworte machen, ein gemachtes Werk, und die Art und Weise, wie es gemacht ist, doch nur im verächtlichen Verstande; das Gemächt, die Macherey. Ein elendes Machwerk. Das ist sein Machwerk, seine Arbeit.


Mack (W3) [Adelung]


Mack, ein Wort, welches nur in der in den niedrigen Sprecharten üblichen R. A. Hack und Mack vorkommt, d. i. geringer Pöbel aller Art unter einander, auch wohl von schlechten durch einander gemischten leblosen Dingen. ( S. Hack.) Mack scheinet von dem Zeitworten mengen abzustammen; denn daß das n in diesem Worte nicht wesentlich ist, ist schon bey Macht erinnert worden. Hack und Mack könnte also auch gehacktes und gemengtes bedeuten, wie man in eben diesem Verstande in und um Bremen Haks und Plüks sagt, d. i. gehacktes und gepflücktes. Übrigens ist für Hack und Mack, wenn vom niedern Pöbel die Rede ist, in Niedersachsen auch Hanke und alle Man üblich.


Mackänte (W3) [Adelung]


Die Mackänte, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der Mohränte, entweder wegen ihres eigenthümlichen Geschreyes, oder auch als eine Verderbung von Mückänte, weil sie über dem Wasser flieget, und Mücken, d. i. Fliegen, fänget.


Mäckern (W3) [Adelung]


Mäckern, S. Meckern.


Maculatur (W3) [Adelung]


Das Maculatur, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, aus dem Lat. maculare, und mittlerm Lat. Maculatura, eigentlich, beschmutztes Papier, am häufigsten aber solches Papier, welches nur noch zum Einwickeln oder Einpacken anderer Körper dienet. Ein Buch wird Maculatur oder zu Maculatur, wenn es keine Leser findet, und daher zum Einwickeln verbraucht wird. Bey einigen auch im weiblichen Geschlechte, die Maculatur.


Mädchen (W3) [Adelung]


Das Mädchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Magd. 1.


Mädchensommer (W3) [Adelung]


Der Mädchensommer, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige Nachsommer, welcher im September um die Nachtgleiche fällt und das Gespinst, welches man um diese Zeit auf dem Felde findet, ( S. Marien-Faden;) zum Unterschiede von dem Gallus-Sommer, welcher sich zuweilen im October einstellt. Der Nahme ist von Matthäus, Nieders. Matken, dessen Tag auf den 21sten September fällt.


Made (W3) [Adelung]


Die Made, plur. die -n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung der nackten Würmer ohne Glieder, und ohne kenntliche Füße. So werden die Regenwürmer häufig Maden genannt. Am häufigsten führen diesen Nahmen diejenigen kleinern Würmer dieser Art, welche sich als Larven mancher Insecten in andern Körpern aufhalten. In dem Fleische wachsen Maden, wenn die Eyer dazu vorher von den Fliegen hinein gelegt worden. Die Maden im Käse, die Käsemaden. Der Käse bekommt Maden. In der Landwirthschaft ist die Made, ohne Plural, eine gewisse Krankheit der Kälber, wobey ihnen die Zunge sprenklich und hügelig wird, und ihnen die Neigung zum Saugen vergeht.

Anm. Bey dem Notker Mado, bey dem Winsbeck Made, im Nieders. Made, Mae im Diminut. Meddik, Meddike, und zusammen gezogen Metke, Meke, Dän. Maddike, Mak, Schwed. Matk, Isländ. Madkur, bey dem Ulphilas und im Angels. Matha, im Engl. Moth, Maggot. Wachter leitet es sehr unwahrscheinlich von mähen, schneiden ab. Wahrscheinlicher lässet sich der Stammbegriff in der Bewegung ( S. Machen, movere;) oder in dem feuchten Aufenthalte suchen ( S. Matte.) Unser Miethe und Motte sind eben dieses Geschlechtes, siehe dieselben.


Mädel (W3) [Adelung]


Das Mädel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Magd 1.


Madensack (W3) [Adelung]


Der Madensack, des -es, plur. die -säcke, eine verächtliche Benennung des verweslichen menschlichen Leibes, weil sich nach dem Tode gemeiniglich Maden in demselben erzeugen.


Madenwurm (W3) [Adelung]


Der Madenwurm, des -es, plur. die -würmer, ein weißer und an beyden Enden zugespitzter Wurm, welcher sich zuweilen bey dem Menschen in dem Afterdarme und Grimmdarme aufhält; Ascaris L. Er ist eine der kleinsten Arten der Spulwürmer, und wird, weil er wie eine Käsemade springt, von einigen auch Springwurm, und, weil er sich in dem Mastdarm aufhält, auch Mastwurm genannt.


Mader (W3) [Adelung]


Der Mader, des -s, plur. inus. ein nur im Bergbaue übliches Wort, eine gewisse staubige, oft aber auch feuchte Erdart zu bezeichnen, welche im letztern Falle dem Letten gleicht. S. Moder, zu welchem Worte es zu gehören scheinet.


Madig (W3) [Adelung]


Madig, -er, -ste, adj. et adv. Maden enthaltend. Madiges Fleisch. Madiger Käse.


Madratze (W3) [Adelung]


Die Madratze, S. Matratze.


Madrepore (W3) [Adelung]


Die Madrepore, plur. die -n, eine in der Naturgeschichte übliche und aus dem Griechischen entlehnte Benennung einer Art Würmer, welche zu den steinartigen Thierpflanzen oder Korallen gehören, und aus kleinen regulären, bald eingedrückten, bald aber auch erhabenen Sternen bestehen; Madrepora. Eine mit ihrem Gehäuse versteinte Madrepore wird der Madreporit, des -en, plur. die -en, genannt.


Madrigal (W3) [Adelung]


Das Madrigal, des -es, plur. die -e, ein aus dem Italiänische Madrigale entlehntes Wort. 1) In der Musik ist es ein nach Art der Psalmen mit vielen Singestimmen, meisten Theils ohne Instrumente, arbeitsam aufgeführtes Singestück. 2) In der Dichtkunst ist es ein kurzes sinnreiches Gedicht von sieben bis funfzehen Versen, deren über eilf Sylben haben darf. Die Bedeutung des Wortes, welches durch die Provenzal-Dichter nach Italien gekommen ist, ist noch ungewiß; indessen scheinet die letzte Sylbe zu unserm Gall, Schall, Ton, zu gehören.


Magazin (W3) [Adelung]


Das Magazin, des -es, plur. die -e. 1) Ein Behältniß, es sey nun ein Zimmer oder ein eigenes Gebäude, in welchem gewisse Dinge in Menge zum künftigen Gebrauche aufbehalten werden; eine Vorrathskammer, ein Vorrathshaus. Das Holz-Magazin, Heu-Magazin, Stroh-Magazin, Gewehr-Magazin, Korn-Magazin, welches letztere oft auch nur das Magazin schlechthin genannt wird, Waaren-Magazin u. s. f. Ein Magazin anlegen. Daher das Magazin-Korn, dasjenige Getreide, welches in einigen Ländern von den Unterthanen in das obrigkeitliche Magazin geliefert werden muß; die Magazin-Hufe, eine Hufe, von welcher es gegeben wird; die Magazin-Metze, so fern von jeder Hufe eine Metze gegeben wird. 2) An den Kutschen ist das Magazin so wohl das lederne Behältniß unter dem Bocke, als auch ein ähnliches Behältniß unter dem Fußboden des Kutschkastens selbst, weil beyde gemeiniglich zur Verwahrung der auf der Reise nöthigen Lebensmittel oder anderer Bedürfnisse gebraucht werden.

Anm. Im Franz. Magazin, im Ital. Magazzino, im Span. mit dem Arab. Artikel Almazen, im Alban. Magake, im Wallach. Makaza. Es ist ein morgenländisches Wort, welches vermuthlich durch die Kreuzzüge und die Handlung in den mittlern Zeiten nach Europa gekommen. Im Pers. lautet es Magzen, im Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , Machzen, alle in der Bedeutung eines Vorrathshauses. Das Stammwort ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, S. Schatz.


Magd (W3) [Adelung]


Die Magd, plur. die Mägde. 1. Überhaupt, ein jedes junges unverheirathetes Frauenzimmer. Eines Mannes Weg an einer Magd, Sprichw. 30, 19. Dein Nahme ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Mägde, Hohel. 1, 3. Weil sie noch eine Magd ist in ihres Vaters Hause, 4 Mos. 30, 17. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt Maget in dieser Bedeutung häufig vor. Im Hochdeutschen ist es in diesem Verstande völlig veraltet, in welchem sich nur noch das Diminutivum im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart erhalten hat. Dieses Diminut. lautet im Oberdeutschen und in der höhern Schreibart der Hochdeutschen Mägdlein, in der vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen aber mit Ausstoßung des g, Mädchen, und im Oberd. Mädel, im Nieders. Mädeken und zusammen gezogen Mäken. Man gebraucht es daselbst in der vertraulichen Sprechart von allen jungen unverheiratheten Frauenspersonen, von der Geburt an bis gegen das dreyßigste Jahr ihres Alters. Die Frau ist mit einem Mädchen niedergekommen, im Gegensatze eines Knäbchens. Weichet, denn das Mägdlein ist nicht todt, sondern es schläft, Matth. 9, 24. Ein junges, ein artiges Mädchen. Bald wird ein Mädchen hier den Pfad vorüber gehn, Geßn. Dir schmückt das fromme Mädchen sich Bey seinem Morgenliede, Raml. Da dieses Wort eine Person weiblichen Geschlechtes bedeutet, so pflegt man auch zuweilen wohl das folgende Pronomen im weiblichen Geschlechte zu setzen. Sie ist ein recht artiges Mädchen, die (für das oder welches) von den meisten Fehlern unsers Geschlechtes frey ist, Gell. Das mehr Oberdeutsche besonders Schlesische Mädel ist in der vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen auch nicht selten: Sie sind ein gefährliches Mädel, Gell. Gottsched wollte das Hochdeutsche Mädchen aus einer unnöthigen Genauigkeit schlechterdings Mädchen gesprochen und geschrieben wissen. Allein, zu geschweigen, daß die allgemeine Aussprache dawider streitet, so wird aus der Anmerkung erhellen, daß das Wort Magd in vielen andern Sprachen und Mundarten nur Mad lautet. Mädchen ist, wie alle Hochdeutsche Diminutiva, zunächst aus dem Niedersächsischen entlehnet, in welcher Mundart dieses Wort ohne g Maid lautet. Wo man kein Recht zur Vertraulichkeit hat, sondern mit Achtung von einer jungen weiblichen Person spricht, da bedienet man sich lieber des allgemeinern Ausdruckes Frauenzimmer, oder junges Frauenzimmer. Von adeligen Personen ist das Wort Fräulein, von gräflichen junge Gräfinn und von fürstlichen Prinzessinn üblich. 2. In einigen engern Bedeutungen. 1) * Eine Jungfrau, eine Person weiblichen Geschlechtes, welche noch von keiner männlichen fleischlich erkannt worden; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher das Wort Magd ehedem sehr häufig üblich war. Ottfried und seine Nachfolger nennen die Jungfrau Maria beständig Magad, Magd, welchen Nahmen sie noch in dem alten Kirchenliede: Christum sollen wir loben, führet. Alsbald die Magd die englisch Botschaft erhort, Buch Belial von 1472. In dem Theuerdanke wird die Prinzessinn mehrmahls die edle Magd, die edle Meyd genannt. 2) Eine gemeiniglich unverheirathete, oft aber auch verheirathete weibliche Person, welche sich zu geringen häuslichen Diensten auf eine gewisse Zeit vermiethet, die Dienstmagd; eine solche Person männlichen Geschlechtes heißt ein Knecht. Sich als Magd vermiethen. Die Hausmagd, in Obersachsen die junge Magd oder Jungemagd, die Viehmagd, Küchenmagd, Scheuermagd, Kindermagd, Bauermagd u. s. f. Ehedem bedeutete es auch eine leibeigene Person weiblichen Geschlechtes, ingleichen eine Sclavinn. Ihr werdet daselbst euren Feinden zu Knechten und Mägden verkauft, 5 Mos. 28, 68; in welcher Bedeutung es aber veraltet ist. Indessen pflegen sich noch weibliche Personen, sie seyen verheirathet oder nicht, an sehr vornehme Personen mit unterthänigste Magd zu unterschreiben. Das Diminutivum ist in dieser Bedeutung nicht üblich. Denn ob man gleich Hausmädchen, Kindermädchen, Dienstmädchen u. s. f. sagt, so tritt es alsdann doch in die vorige allgemeinere Bedeutung einer jungen ledigen Weibesperson wieder zurück. Anm. Bey dem Ulphilas schon Magath, im Isidor und bey dem Ottfried Magad, bey dem Willeram. Maged, im Tatian und bey den Schwäbischen Dichtern im Diminut. Magatin, im gemeinen Leben der Hoch- und Oberdeutschen Mad, im Nieders. Maid, im Angelsächsischen und Englischen gleichfalls Maid, im Lettischen Meita; alle in der Bedeutung so wohl einer Jungfrau, als auch einer jungen weiblichen Person. Es stammet ohne Zweifel von dem veralteten Mag, Mage, bey dem Ulphilas Magus, ein Kind, her, ( S. Mage,) von welchem vermittelst der Ableitungssylbe ath, et, unser Magath, Maget, zusammen gezogen Magd, ein Kind weiblichen Geschlechtes, gebildet worden. In der Bedeutung einer Leibeigenen oder zum Dienen verpflichteten Person scheinet es jünger zu seyn; indessen kommt es in derselben doch schon im Schwabenspiegel vor. Dieser Begriff des Dienstes fließt ganz natürlich aus dem Begriffe der Jugend, daher Knecht, Junge, Knappe, Dirne u. s. f. gleichfalls in beyden Bedeutungen vorkommen. Das Schwed. und Angels. Piga, Isländ. Pika, (das Stammwort von dem Lat. Puer und Puella) bedeutet gleichfalls so wohl ein Mädchen, als eine Magd. Mit andern Ableitungssylben gehören zu dem Geschlechte des Wortes Magd auch das Schwed. Mö, ehedem Moj, Isländ. Mey, May, Dän. Moe, Schottländ. Maij, bey dem Ulphilas Mavi, im Diminut. Mavilo, Angels. Mevola, ingleichen das Isländ. Maer, im Wallis. Merch, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Alt-Preußischen Mergus, ( S. Mähre,) welche gleichfalls so wohl eine Jungfer als auch ein Mädchen bedeuten. In dem 1483 gedruckten Buche der Natur bedeutet Maget einen Castraten. Ein Mann, der ein maget ist von Jugend auf, der hat nicht Bartes. Wo es aber von mähen, schneiden, verschneiden, gebildet zu seyn scheinet, S. dasselbe.


Magdalena (W3) [Adelung]


Magdalena, ein weiblicher Vornahme Jüdischen Ursprunges, welcher aus dem neuen Testamente entlehnet ist, und eigentlich eine weibliche Person bedeutet, welche aus der Stadt Magdala im Jüdischen Lande gebürtig ist, in welchem Verstande es ein Zunahme einer gewissen Maria war. Im gemeinen Leben wird dieser Nahme in Lehne, Diminut. Lehnchen, Oberd. Lehnerl verkürzt.


Mägdebaum (W3) [Adelung]


Der Mägdebaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Gegenden, ein Nahme des Sadebaumes, Juniperus Sabina L. weil boshafte unverheirathete weibliche Personen ihn häufig zur Abtreibung der Leibesfrucht mißbrauchen, daher er auch Kindermord genannt wird.


Mägdebein (W3) [Adelung]


Das Mägdebein, des -es, plur. die -e, S. Häkse


Mägdegut (W3) [Adelung]


Das Mägdegut, des -es, plur. die -güter, eine Art lehnbarer Güter in den gräflich Reußischen Herrschaften, besonders in dem Amte Gera, welche die Eigenschaft haben, daß, wenn eine Person aus solchen Gütern heirathet, sie wieder in Lehen genommen werden müssen. Wenn aber eine Manns- oder Weibesperson wider das sechste Geboth sündiget, so fallen sie dem Lehenherren anheim. Von Magd, so fern es ehedem eine unverletzte Jungfrau bedeutete.


Mägdekraut (W3) [Adelung]


Das Mägdekraut, des -es, plur. inus. S. Mägdeblume.


Mägdlein (W3) [Adelung]


Das Mägdlein, des -s, plur. ut nom. sing. S. Magd 1. Daher die Mägdleinschule, Hochdeutsch Mädchenschule, in welcher junge Mädchen unterrichtet werden.


Magdthum (W3) [Adelung]


Das Magdthum, des -es, plur. inus. ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, den unverheiratheten Stand einer jungen Weibesperson zu bezeichnen. Es kommt noch 4 Mos. 30, 4 vor. Ein Weibsbild, das in ihres Vaters Hause und im Magdthum ist. In engerer Bedeutung für Jungfrauschaft kommt Magadheiti, im Tatian, und Magathei bey dem Ulphilas vor; Angels. Maedenheid, Engl. Maidenhead.


Mage (W3) [Adelung]


* Der Mage, des -s, plur. die -e, oder der Magen, des -s, plur. ut nom. sing. ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches ehedem, 1. Überhaupt einen jeden Verwandten und besonders einen Blutsverwandten bedeutete. Zorn scheidet fruint and mage guot, der Burggr. von Rietenburg. Daher bedeutete Schwertmagen oder Vatermagen ehedem einen Verwandten von väterlicher Seite, wie Spielmagen (eigentlich Spindelmagen) oder Muttermagen einen Verwandten von mütterlicher Seite. Die Magschaft, die Verwandtschaft. Mageschaft ist dreyerley: eine kumpt von geburt, die ander von swagerschaft, die dritte von gevatterschaft, in der Glosse zum Sachsenspiegel. Die Magzahl, Nieders. Machtale, bedeutete daher die Grade der Verwandtschaft. Dieses Wort kommt jetzt nur noch in einigen Niedersächsischen Gegenden vor, wo es Mage, lautet, einen Verwandten oder Blutsfreund zu bezeichnen. Schwed. Mag, Angels. Maeg. Altmaga sind im Tatian die Vorfahren. 2. In engerer Bedeutung bezeichnete es ehedem, 1) einen Sohn, bey dem Ulphilas Magnu, im Angels. Maeg und Mago, im Wallis. Mah, bey den ältern Schweden Mag, bey den ältern Isländern Mögur. Daher ist bey dem Ulphilas im Dimin. Magula ein Knäbchen, und Thiumagus ein Diener. Unser Magd stammet gleichfalls davon her, ( S. dasselbe.) 2) Den Vater oder die Mutter, in welchem Verstande Magas im Angelsächsischen die Ältern bedeutet. 3) Einen Schwiegersohn, Angels. Mag, Schott. Maich, Mac, Isländ. Magr. Schwed. Mag. 4) Einen Schwager, Schwed. Mag. Anderer Arten der Blutsfreunde zu geschweigen.

Anm. Wenn die allgemeine Bedeutung eines Verwandten die erste und eigentliche wäre, so würde es ohne Zweifel von dem Zeitworte machen abstammen, und zwar, so fern dasselbe ehedem in engerer Bedeutung verbinden, zusammen machen, bedeutete, ( S. Gemahl). Sollte aber die Bedeutung eines Kindes, eines Sohnes, die ursprüngliche seyn, so müßte man freylich ein anderes Stammwort für dieselbe aufsuchen.


Magen (W3) [Adelung]


Der Magen, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben auch wohl im Plural die Mägen, in den thierischen Körpern ein häutiger hohler Theil in Gestalt eines Sackes, welcher die Speisen aus der Speiseröhre aufnimmt, und sie verdauet, d. i. sie in den Nahrungssaft verwandelt. Einen guten, gesunden, schwachen, kranken Magen haben. Sich den Magen überladen, ihn verderben. Bey einem leeren Magen kann sichs unmöglich zärtlich lieben, Naben. Dagegen heißt es bey dem Burggrafen von Rietenburg: So Mag ist vol so sing. ich wol. Auch der äußere Theil des menschlichen Leibes, in dessen Gegend sich der Magen befindet, wird der Magen genannt. Die meisten wiederkäuenden Thiere haben einen vierfachen Magen, in dessen unterschiedenen Höhlen die Speise nach und nach zubereitet wird. Der erste heißt der Wanst, Nieders. Pansse, welchen Nahmen aber andere dem zweyten Magen beylegen; der zweyte wegen seiner Gestalt das Garn, die Haube, oder die Mütze, Nieders. Hülle, der Magenzipfel, der dritte wegen seiner vielen Falten der Faltenmagen, der Blättermagen, der Psalter oder Salter, welchen Nahmen aber auch einige dem ersten Magen geben, das Buch; und der vierte der Fettmagen, das Lab, der Rohde oder Roden, oder auch der Magen in engerer Bedeutung.

Anm. Bey dem Raban Maurus im achten Jahrhunderte Mago, im Angels. Maga, im Holländ. Maeghe, im Schwed. und Isländ. Mage, im Finnländ. Maco, im Engl. mit Verwandelung des Gaumenlautes in den verwandten Blaselaut, Maw. Da Moue im Nieders. noch jetzt einen Ärmel bedeutet, so scheinet der Begriff der Höhlung, des hohlen Raumes, der herrschende zu seyn. Die zweyte Hälfte des Griech. und Latein. Stomachus gehöret allem Ansehen nach gleichfalls hierher. Im Italiänischen ist Magona ein aufgebläheter Magen.


Magenader (W3) [Adelung]


Die Magenader, plur. die -n, in der Anatomie, verschiedene Äste der Pfortader, welche durch und um den Magen gehen; Venae gastricae.


Magenarzeney (W3) [Adelung]


Die Magenarzeney, plur. die -en, eine jede Arzeney, welche die Verdauungskraft des Magens befördert.


Magenbalsam (W3) [Adelung]


Der Magenbalsam, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Balsam, welcher von außen auf der Gegend des Magens eingerieben wird, die Verdauung zu stärken, und wozu vornehmlich das ausgepreßte Öhl der Muskatennüsse gebraucht wird.


Magenbrennen (W3) [Adelung]


Das Magenbrennen, des -s, plur. inus. die Empfindung einer Hitze mit einem nagenden Schmerze in dem Magen und dessen Schlunde, welche von verdorbenen fetten Speisen herrühret; Ardor stomachi.


Magenbruch (W3) [Adelung]


Der Magenbruch, des -es, plur. die -brüche, ein Bruch oder Vorfall des Magens durch die Bauch-Muskeln.


Magenbürste (W3) [Adelung]


Die Magenbürste, plur. die -n, ein jetzt ungewöhnliches chirurgisches Werkzeug, welches aus einer weichen feinen Bürste an einem biegsamen Drahte bestehet, welche durch die Speiseröhre in den Magen gestecket wird, den darin befindlichen Schleim auf solche Art heraus zu ziehen.


Magendrücken (W3) [Adelung]


Das Magendrücken, des -s, plur. inus. die krampfige Zusammenziehung des linken Magenmundes, von einer in dem Magen enthaltenen Schärfe; Cardialgia, im gemeinen Leben oft nur die Herzensangst, wenn dadurch zugleich ein Krampf in dem benachbarten Herzen selbst erreget wird.


Magen-Elixier (W3) [Adelung]


Das Magen-Elixier, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Elixier, d. i. eine flüssige aber etwas dickliche Arzeney zur Beförderung der Verdauung, welche aus Gewürzen oder balsamischen Kräutern und Weingeist oder süßem Wein, verfertiget wird.


Magen-Essenz (W3) [Adelung]


Die Magen-Essenz, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, eine solche Essenz zur Beförderung der Verdauung.


Magenfieber (W3) [Adelung]


Das Magenfieber, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. ein mit abwechselnder Hitze, Frost und Kopfweh verbundenes Fieber, welches aus den im Magen verdorbenen Speisen und Getränken, oder aus dem daselbst gesammelten Schleime entstehet.


Magengeschwulst (W3) [Adelung]


Die Magengeschwulst, plur. inus. eine besondere Erhöhung oder Ausdehnung des Magens von den in demselben versetzten Winden; Expansio stomachi.


Magenhaut (W3) [Adelung]


Die Magenhaut, plur. die -häute, Diminut. das Magenhäutchen, Oberd. Magenhäutlein, diejenige Häute, woraus der Magen bestehet, und deren gemeiniglich drey gezählet werden.


Magenhusten (W3) [Adelung]


Der Magenhusten, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. ein Husten, welcher aus dem Magen entstehet, zu welchem die reitzende Ursache in dem Magen befindlich ist; Tussis stomachalis.


Magenkrampf (W3) [Adelung]


Der Magenkrampf, des -es, plur. die -krämpfe, ein Krampf, welcher den Magen zusammen ziehet, und gemeiniglich aus verdorbenen Speisen in demselben entstehet.


Magenkrankheit (W3) [Adelung]


Die Magenkrankheit, plur. die -en, eine jede Krankheit des menschlichen Körpers, welche aus einer verdorbenen Verdauung entstehet.


Magenkratzer (W3) [Adelung]


Der Magenkratzer, des -s, plur. inus. eine im gemeinen Leben übliche Benennung eines schlechten Weines, der auch nur Krätzer schlechthin, ingleichen Kopfreißer genannt wird.


Magen-Mixtur (W3) [Adelung]


Die Magen-Mixtur, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, ein aus magenstärkenden Essenzen zusammen gesetztes Arzeneymittel.


Magenmund (W3) [Adelung]


Der Magenmund, des -es, plur. inus. die Öffnung des Magens, durch welche derselbe die Speisen und das Getränk aus der Speiseröhre empfänget, und welche auch der Magenschlund, das Mundloch des Magens genannt wird.


Magenpulver (W3) [Adelung]


Das Magenpulver, des -s, plur. ut nom. sing. ein Pulver, welches den im Magen befindlichen Schleim verzehret, oder auch die erschlafften Fibern des Magens zusammen ziehet.


Magensaft (W3) [Adelung]


Der Magensaft, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -säfte, ein Saft, welcher sich im Magen theils von dem hinab geschluckten Speichel, theils von dem ausquellenden Safte der Drüsen, theils auch von den übrig gebliebenen Speisen sammelt, und zur Verdauung nothwendig ist; Liquor gastricus.


Magenschlund (W3) [Adelung]


Der Magenschlund, des -es, plur. inus. S. Magenmund.


Magenschmerz (W3) [Adelung]


Der Magenschmerz, des -ens, plur. inus. oder die Magenschmerzen, sing. inus. Schmerzen, oder unangenehme Empfindungen im Magen, welche gemeiniglich von unverdaulichen Speisen, Blähungen, Erkältung u. s. f. entstehen; das Magenweh, im gemeinen Leben Bauchschmerzen, Bauchweh.


Magentropfen (W3) [Adelung]


Die Magentropfen, sing. inus. eine flüssige Arzeney, welche zur Stärkung des Magens und der Verdauung tropfenweise eingenommen wird.


Magenwasser (W3) [Adelung]


Das Magenwasser, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. ein mit magenstärkenden Mitteln abgezogener Branntwein; der Magen-Aquavit.


Magenweh (W3) [Adelung]


Das Magenweh, des -es, plur. inus. S. Magenschmerzen.


Magenwein (W3) [Adelung]


Der Magenwein, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein feuriger kräftiger Wein, welcher die Verdauung befördert. Auch wohl ein mit allerley den Magen stärkenden Mitteln versetzter Wein.


Magenwurm (W3) [Adelung]


Der Magenwurm, des -es, plur. die -würmer, eine Art rother Würmer, welche den Pferden zuweilen in dem Magen wachsen, und sich in demselben anhängen, und von einigen Engerlinge genannt werden.


Magenwurst (W3) [Adelung]


Die Magenwurst, plur. die -würste, der in Gestalt einer Wurst und mit eben denselben Ingredienzien gefüllte Schweinsmagen; im gemeinen Leben der Sausack.


Magenwurz,Magenwurzel (W3) [Adelung]


Die Magenwurz, oder Magenwurzel, plur. inus. ein Nahme, welchen in einigen Gegenden die Fieberwurzel oder das Arum, Arum maculatum L. führet, weil es ein gutes Mittel in Magenkrankheiten ist.


Magenzipfel (W3) [Adelung]


Der Magenzipfel, des -s, plur. ut nom. sing. der zweyte Magen des Rindviehes, S. Magen.


Mager (W3) [Adelung]


Der Mager, des -s, plur. inus. bey den Gärtnern, eine Krankheit der Bäume und besonders der Apfelbäume, wenn sie in einem zu fetten Boden allzu viele Nahrung bekommen, daher der überflüssige Saft an einem Orte stocket, worauf den an diesem Orte sich Würmer erzeugen, daher diese Krankheit auch der Wurm genannt wird. Etwa weil der Baum bey dieser Krankheit mager, d. i. dürre wird? Bey dem Pictorius ist der Mager, Impetigo, die Flechte, Schwinde, eine Art kleiner Räude.


Mager (W3) [Adelung]


Mager, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich. 1) Wenig Fleisch habend, im Gegensatze des fleischig, leibig, wohl bey Leibe, so wohl von Menschen als Thieren; von den erstern in der edlern Schreibart hager. Ein langer magerer Mann. Magere Hände, ein mageres Gesicht haben. Mager werden. Mageres Vieh. 2) Im Gegensatze des fett, wenig oder gar kein Fett habend. Mageres Fleisch. Fettes und mageres zusammen essen. 2. Figürlich. Ein mageres Land, ein magerer Boden, der wenig den Wachsthum der Pflanzen befördernde Theile hat; im Gegensatze eines fetten. Eine magere Weide, welche wenig Gras, wenig Nahrung gibt. Die Saat steht sehr mager, sehr dünn, verräth die Magerkeit des Bodens. Eine magere, sparsame, Mahlzeit. Es ging bey dem Gastmahle sehr mager zu. Es sind magere Zeiten, theure Zeiten. Ein mageres Gedicht, eine magere Predigt, ein magerer Scherz, wo wenig Lehr- oder Geistreiches anzutreffen ist.

Anm. Im Dän. und Schwed. gleichfalls mager, im Angels. maegre, im Engl. meager, im Isländ. magur, im Franz. maigre, im Ital. magro, im Lat. macer. Es scheinet mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - zu einer gemeinschaftlichen ältern Quelle zu gehören und, so wie hager, anfänglich klein, oder auch dünn bedeutet zu haben. Das Nieders. leen, mager, Engl. lean, Angels. hlaene, ist gleichfalls das Stammwort von unserm klein. Das Neutrum mageren bey dem Notker, mager werden, oder, wie es bey dem Opitz lautet, vermagern, und das Activum mägern, mager machen, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. Übrigens ist für mager im Nieders. auch schrade, schrae, schrag, Engl. scrag, fasel und jüsen oder güst üblich.


Magerkeit (W3) [Adelung]


Die Magerkeit, plur. inus. der Zustand eines Dinges da es mager ist, in allen Bedeutungen des Beywortes. Bey dem Notker Mageri, in einigen Gegenden auch Magerheit.


Magie (W3) [Adelung]


Die Magie, (zweysylbig,) plur. inus. aus dem Griech. und Lat. Magia, die vorgegebene Kunst, Wirkungen hervor zu bringen, welche die natürlichen Kräfte der Körper übertreffen. Die natürliche Magie, wenn sie dennoch daraus hergeleitet werden können, zum Unterschiede von der übernatürlichen oder Zauberey, Hexerey. Bedient man sich in der letztern dem Vorgeben nach guter Geister, so heißt sie weiße Magie oder Theurgie; im entgegen gesetzten Falle aber schwarze Kunst und Hexerey im engsten Verstande.


Magister (W3) [Adelung]


Der Magister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Lateinisches Wort, welches einen Meister bedeutet, aber vorzüglich auf Universitäten üblich ist, wo es, wenn die Doctor-Würde in der philosophischen Facultät nicht üblich ist, die höchste philosophische Würde bezeichnet. Daher die Magisterinn, die Gattinn eines Magisters.


Magistranz (W3) [Adelung]


Die Magistranz, S. Meisterwurz.


Magistrat (W3) [Adelung]


Der Magistrat, des -es, plur. die -e, ein aus dem Latein. Magistratus entlehntes Collectivum, den Stadtrath, das Raths-Collegium einer Stadt zu bezeichnen.


Magnat (W3) [Adelung]


Der Magnat, des -en, plur. die -en, aus dem Latein. Magnates, eine Benennung der männlichen Personen von hohem Adel in manchen Reichen, z. B. in Pohlen und Ungarn, die Großen des Reiches.


Magnesie (W3) [Adelung]


Die Magnesie, (viersylbig,) plur. inus. aus dem mittlern Latein. Magnesia, eine sehr feine weiße Kalkerde, welche man aus der Mutterlauge des Salpeters und Kochsalzes vermittelst eines feuerbeständigen Alkali niederschlägt. Eine andere Art wird aus dem aufgelöseten Bittersalze niederschlagen, und Bittersalzerde genannt.


Magnet (W3) [Adelung]


Der Magnet, des -es, plur. so wohl von mehrern Arten, als auch von mehrern einzelnen zubereiteten Stücken, die -e, ein mit Schwefel vererzter Eisenstein von röthlicher, dunkelbrauner oder schwärzlicher Farbe, welcher das Eisen an sich ziehet, und sich unter den gehörigen Umständen beständig nach Mitternacht drehet; ehedem der Segelstein, weil man sich besonders in der Schifffahrt bedienet. Der Nahme ist aus dem Lat. Magnetes, so wie dieser aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, welchen dieser Stein entweder von der Landschaft Magnesien in Lydien, oder auch von einem Hirten Nahmens Magnes führet, der seine anziehende Kraft zuerst entdeckt haben soll.


Magnetisch (W3) [Adelung]


Magnetisch, adj. et adv. mit der anziehenden Kraft des Magnetes begabt, das Eisen an sich ziehend.


Magnetnadel (W3) [Adelung]


Die Magnetnadel, plur. die -n, eine eiserne Nadel, welche an dem einen Ende mit Magnet bestrichen ist, in der Mitte auf einer festen Spitze schwebet, und das vornehmste Stück eines Compasses ist.


Magnificenz (W3) [Adelung]


Magnificenz, aus dem mittlern Lat. Magnificentia, welches, wie aus dem Du Fresne erhellet, ein ehemahliger Titel der Fränkischen Könige war, jetzt aber im Hochdeutschen den jedesmahligen Rectoren oder Prorectoren auf Universitäten im Abstracto gegeben wird. Ew. Magnificenz, und im Plural, Ew. Magnificenzen. In einigen Reichsstädten bekommen ihn auch die Doctores Medicinä, welche sich in andern wohl gar Excellenz nennen lassen.


Magsamen (W3) [Adelung]


Der Magsamen, S. Mohn.


Mahd (W3) [Adelung]


Die Mahd, plur. die -en, ein in der Landwirthschaft von dem Zeitworte mähen übliches Wort. 1) Das Mähen, ohne Plural; in welchem Verstande es doch am seltensten vorkommt. 2) Das in einer Reihe liegende abgemähete Gras, welches bey dem Getreide ein Schwad oder Schwaden, und in einigen Gegenden auch ein Jahn oder John genannt wird. Mahden schlagen, das Gras zu Mahden schlagen, es abmähen, wobey es zugleich in solche Reihen fällt. Die Mahden zerstreuen, sie aus einander reißen. 3) In einigen Gegenden auch eine Wiese, deren Gras zum Abmähen bestimmt ist, eine Hägewiese. Drey Tagewerk zweymähdige, und funfzehen Tagewerk einmähdige Mahd; wo es in manchen Gegenden im Plural auch wohl Mähder lautet. Die Mannsmahd, so viel als ein Mann in einem Tage abmähen kann.


Mähder (W3) [Adelung]


Der Mähder, des -s, plur. ut nom. sing. ein in der Landwirthschaft für Mäher übliches Wort, welches letztere noch in einigen Oberdeutschen Gegenden gehöret wird, eine Person, welche das Getreide oder Gras abmähet, welche, wo das Getreide geschnitten und nicht gemähet wird, ein Schnitter heißt. In den Florentinischen Glossen ist Madare ein Heumäher. Siehe Mähen, Anm.


Mähderey (W3) [Adelung]


Die Mähderey, plur. die -en, ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, die Gesellschaft der Mähder eines Dorfes, alle Mähder in einem Dorfe als ein Ganzes betrachtet, zu bezeichnen, worunter alsdann diejenigen Tagelöhner verstanden werden, welche das ausschließende Recht haben, den Bauern im Dorfe das Getreide oder Gras gegen den gehörigen Lohn abmähen zu dürfen, dagegen sie verbunden sind, dem Herren des Dorfes gegen einen geringern Lohn zu mähen. Mit in der Mähderey seyn, in dieser Gesellschaft der Mähder.


Mähdig (W3) [Adelung]


Mähdig, adj. et adv. gleichfalls von dem folgenden Zeitworte mähen für mähig. Es wird nur in der Zusammensetzung mit einigen Zahlwörtern gebraucht. Einmähdige, zweymähdige, dreymähdige Wiesen, welche des Jahres ein, zwey, drey Mahl gemähet werden können, wofür in andern Gegenden einhauig, einschurig u. s. f. üblich ist.


Mähen (W3) [Adelung]


Mähen, verb. reg. welches 1) * ehedem überhaupt schneiden, raufen, werfen u. s. f. bedeutete, wovon die Wörter Messer, metzeln, und mit voran gesetztem Zischlaute schmeißen, schmieden, Schmid u. s. f. noch Überreste sind. Hornegk nennt daher einen Wallach oder ein verschnittenes Pferd einen Maider, und in dem 1483 gedruckten Buche der Natur heißt es: ein Maden oder Kapaun ist ein Mann, der seines gezeugs nit hat, welcher in einer andern Stelle Maget genannt wird. Eben daselbst kommt auch das Zeitwort meiden für verschneiden, castriren vor. Schon in dem Galischen Gesetze ist Porcus maialis ein verschnittenes Schwein. Wir gebrauchen es nur noch 2) in engerer Bedeutung in der Landwirthschaft, das Abhauen der Feldfrüchte und des Grases mit der Sense zu bezeichnen, welches, wenn es mit der Sichel geschiehet, schneiden genannt wird. Korn, Gerste, Hafer, Gras mähen. Die Wiese mähen, das Gras auf derselben abmähen. In Meißen ist dafür auch das Wort hauen üblich. Das Hauptwort die Mähung ist nicht eingeführet; man bedienet sich dafür des Infinitivs das Mähen.

Anm. In der engern Bedeutung im Nieders. meyen, im Dän. meye, im Schwed. mäja, im Isländ. maa, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , abmähen, wo auch - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - die Sichel, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - die Ernte ist. Ehedem hatte dieses Wort statt des h ein d oder t, wie das alte meiden, das Gothische maitan, das Isländ. meida, das Wallis. medi, das mittlere Lat. madere und das Latein. metere, alle in der Bedeutung des Mähens, welches sich auch in unsern Mahd, Mahder und Mähdig erhalten hat. In unserm Messer und dem Latein. Messis gehet es in den Zischlaut über, so wie der Hauch in dem Angels. mawan und Engl. to mow, mähen, in den Blaselaut übergegangen ist. Im Schwedischen ist ma rupfen, raufen. Daß dieses Wort eigentlich die mit dem Hauen, Werfen, Schlagen u. s. f. verbundene Bewegung ausdruckt, erhellet theils aus dem Latein. movere, bewegen, (im Angels. ist mawan mähen) theils aus dem Dänischen, wo Meyere eine Art Insecten ohne Flügel ist, Phalangium Opilio L. welche diesen Nahmen um deßwillen hat, weil sich die Füße, wenn sie von dem Körper abgerissen worden, lange Zeit hin und her bewegen. S. auch Machen,

Anm. 2. Mahlen, molere.


Mäher (W3) [Adelung]


Der Mäher, S. Mähder.


Mähfeld (W3) [Adelung]


Das Mähfeld, des -es, plur. die -er. 1) Auf dem Schwarzwalde, Felder, welche abgeschwendet werden, d. i. welche durch Verbrennung des darauf gewachsenen Holzes urbar gemacht werden; vermuthlich von mähen, hauen, weil das darauf befindliche Holz vorher niedergehauen werden muß. Im Niedersächsischen ist das Mähfeld der mit Gras bewachsene Grund eines Deiches, weil dasselbe abgemähet werden kann.


Mahl (W3) [Adelung]


1. * Das Mahl, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches ehedem eine jede Verbindung, eine Vereinigung, einen Vertrag bedeutete, in engerer Bedeutung aber ein Verlöbniß und dessen Vollziehung. Angels. Mala, Isländ. Maele, Schwed. Mal. Es ist in dieser Bedeutung veraltet, hat aber noch die Zusammensetzungen Gemahl, Mahlschatz und Vermählen zurück gelassen, ( S. diese Wörter.) Schilter leitet dieses Mahl von Mahl, eine Zusammenkunft, Ihre aber von dem folgenden Mahl, die Sprache, Rede, ein mündlicher Vertrag her. Allein bey dem Worte Gemahl ist schon gezeiget worden, daß es von machen abstamme, so fern es ehedem in engerer Bedeutung verbinden bedeutete, welches durch den starken Hauchlaut, welcher in Gemächt für Gemahl und gemächeln, vermächeln für vermählen, ehedem üblich war, bestätiget wird.


Mahl (W3) [Adelung]


2. * Das Mahl, des -es, plur. die -e, ein im Hochdeutschen völlig veraltetes Wort, welches ehedem den Schall, die Stimme, den Ton bedeutete, und vornehmlich in einem doppelten Verstande vorkommt. 1) Die Sprache, wie noch das Schwed. Male und Isländ. Mal. Daher ist im Schwed. mala sprechen, im Isländ. maela, maelga. Das hohe Alter dieses Wortes erhellet aus der letzten Hälfte des Latein. promulgare, aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein lieblicher Gesang, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, predigen, und dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, sprechen, reden. Allem Ansehen nach ist es eine sinnliche Nachahmung des Schalles selbst, da es denn, wenn man die gewöhnliche Verwechselung der Lippenbuchstaben mit in Anschlag bringt, zu bellen gehören würde. Diejenigen, welche es mit Wachtern von dem folgenden Mahl, ein Zeichen, ableiten, weil die Sprache und Worte Zeichen der Gedanken sind, trauen unsern rohen Vorfahren, denen wir die Sprache zu danken haben, zu viel Abstraction zu. Wir haben von dieser veralteten Bedeutung noch das Zeitwort melden. ( S. dasselbe.) So fern dieses Wort ehedem Geräusch überhaupt bedeutet hat, kann auch das noch Nieders. mall, wild, unbesonnen, mallen, ausgelassen seyn, wild in den Tag hinein leben, und sein Geld vermallen, liederlich durchbringen, hierher gehören. 2) Eine Versammlung, besonders eine öffentliche Versammlung des Volkes, ingleichen eine gerichtliche Versammlung; eine ehedem sehr übliche Bedeutung, in welcher im mittlern Lateine Mallus und Mallum, mit vielen Ableitungen vorkommen. In Thüringen wird das Feldgericht noch jetzt das Hägemahl, d. i. das gehägte Mahl oder Gericht, genannt. Daher war ehedem die Mahlstätte, oder der Mahlplatz, derjenige Platz, auf welchem sich das Volk, oder auch nur die Gerichtspersonen mit den Parteyen versammelten, der, wenn es ein Berg war, der Mahlberg genannt wurde. Bey dem Raban Maurus ist Mahal der Gerichtshof. Um Bremen ist die Möllenvogtey und das Möllenamt bekannt, welche von diesem Mahl, das Gericht, ihren Nahmen haben, und im Hochdeutschen in Mühlenamt und Mühlenvogtey verderbt werden, als wenn sie von dem Worte Mühle abstammeten. Ja eine jede Feyerlichkeit wurde ehedem Mal genannt, weil sie gemeiniglich mit einer Versammlung mehrerer Menschen verbunden ist. Man hat von Mahl in dieser zweyten Bedeutung mehrere Ableitungen. Einige leiten es von Mahl, Mahlzeit, ab, weil die Alten ihre Versammlungen gern mit einem Schmause beschlossen, die meisten aber von dem folgenden Mahl, ein Zeichen, da sie es denn zunächst von dem Versammlungsorte verstehen, und es durch einen bezeichneten und zur Versammlung bestimmten Ort erklären. Mit mehrerer Wahrscheinlichkeit rechnet man es zu Mahl, Sprache, und zwar entweder so fern damit zunächst auf den in allen solchen Versammlungen nöthigen mündlichen Vortrag gesehen wird, auf welche Art noch jetzt in Niedersachsen verschiedene Arten öffentlicher Versammlungen die Sprache, in Frankreich der höchste Gerichtshof, und in England die Versammlung der Abgeordneten der Reichs- und Landstände das Parlament, von parler, sprechen, genannt werden; oder auch so fern überhaupt das mit der Versammlung mehrerer verbundene Geräusch dadurch ausgedruckt wird. S. Mahlstatt.


Mahl (W3) [Adelung]


3. * Das Mahl, des -es, plur. die -e, ein gleichfalls veraltetes Wort, welches ehedem Steuer, Geschoß, Abgabe bedeutete. In einer Urkunde Kaiser Otto I vom Jahr 985 heißt es bey dem Schilter: omnem justitiam ac censum, qui Saxonice Mal vocatur. In einer alten Bremischen Urkunde in dem Bremisch-Nieders. Wörterbuche kommt das jetzt veraltete Malscoldt (vielleicht Malscodt) von einer jetzt unbekannten Art der Steuer vor. Im Schwed. ist Mala gleichfalls so wohl eine Abgabe, eine Steuer, als auch eine freywillige Gabe, Isländ. Mala, Schottl. Mail, Angels. Male, welches letztere auch den Zoll bedeutet. Es ist ungewiß, welches hier die erste und eigentliche Bedeutung ist; indessen leitet Ihre das Latein. Miles von diesem Worte her, welches alsdann eigentlich einen Söldner oder Soldaten bedeuten würde. Mit eben dem Rechte würde sich auch das Lat. Multa, eine Geldstrafe, dahin rechnen lassen.


Mahl (W3) [Adelung]


4. Das Mahl, des -es, plur. die Mähler, im Oberdeutschen und in der höhern Schreibart der Hochdeutschen die Mahle, die Handlung da man Speise zu sich nimmt, mit Inbegriff der Speisen selbst. So wohl von feyerlichen Handlungen dieser Art. Und Abraham machte ein groß Mahl am Tage, da Isaac entwöhnet ward, 1 Mos. 21, 8. Salomo machte ein groß Mahl allen seinen Knechten, 1 Kön. 3, 15. Da nun der König und Haman zu dem Mahl kamen, das Esther zugerichtet hatte, Esth. 5, 5. Als auch von dem gewöhnlichen Genüsse der Speise. Jesus sprach zu seinen Jüngern: kommt und haltet das Mahl, Joh. 21, 12. Loth machte den zwey Engeln ein Mahl und buch ungesäuerte Kuchen, 1 Mos. 19, 3. In beyden Fällen ist es in dem gemeinen Sprachgebrauche veraltet, indem von vollständigen Handlungen dieser Art das zusammen gesetzte Mahlzeit üblicher geworden, S. dasselbe. Doch gebraucht man das einfache Wort noch zuweilen in der höhern Schreibart. Mit Entzücken und mit Freudenthränen genoß er da sein Mahl, Geßn. Auch ist es noch in vielen Zusammensetzungen üblich, das Mittagsmahl, das Nachtmahl, Abendmahl, das Frühmahl, in der anständigern Sprechart für Frühstück, das Gastmahl, Hochzeitmahl, Ehrenmahl, Freudenmahl, Trauermahl, Opfermahl, Henkermahl, u. s. f. wovon doch viele auch nur noch in der anständigern Schreibart vorkommen.

Anm. Im Schwed. Mal, im Angels. Maele, im Engl. Meal, im Holländ. Mael. Im Lettischen ist Malkas und Malks, und im Finnischen Malja, ein Trinkgelag zu Ehren eines andern. Wachter leitet dieses Mahl von Mahl, Versammlung, ingleichen von den dabey üblichen Gesprächen her, andere von dem folgenden Mahl, eine Zeit, eine bestimmte Zeit, als wenn dadurch vornehmlich auf die Zeit, zu welcher man speiset, gesehen würde; welche Ableitung dadurch wahrscheinlich wird, daß auch Zeit in ähnlichem Verstande vorkommt. ( S. Mahlzeit.) Allein, alsdann wäre dieses letzte Wort eine Tavtologie. Über dieß hat man Spuren, daß Mahl ehedem eine jede Speise, ein eßbares Ding, und mahlen essen bedeutet hat. Bey den Lappländern ist Males eine jede Art der Speise, und bey den Ungarn ist Male eine Art süßer Kuchen. Alsdann würde dieses Mahl zu dem Geschlechte des Wortes 2. Mahlen, molere, gehören, so daß damit zunächst auf die Zermalmung der Speisen gesehen würde.


Mahl (W3) [Adelung]


6. Das Mahl, des -es, plur. die Mähler, in der anständigern Schreibart nach dem Muster der Oberdeutschen die Mahle, die Figur, das Bild eines Dinges, in weiterer Bedeutung, ein Erinnerungszeichen einer Sache, und besonders der Zeit, in welcher ein Ding ist oder geschiehet, und in engerer Bedeutung, ein Flecken, Makel, Fehler. 1. Das Bild eines Dinges, eine Figur; eine größten Theils veraltete Bedeutung. Die Kinder auf dem Lande pflegen noch mit Stücken Geld, Würfeln, oder andern mit Figuren versehenen Körpern Mahl oder Unmahl zu spielen, wo denn Mahl die mit einer Figur versehene Seite, und wenn mit Münzen gespielet wird, die Bildseite des Münzherren, Unmahl aber die entgegen gesetzte oder leere Seite bedeutet. In dem Straßburgischen Stadtrechte bey dem Schilter bedeutet Mal das Gepräge auf einer Münze. Das Zeichen des Kreuzes, welches man mit den Fingern macht, heißt im Schwed. Mal, und sich damit bezeichnen, mala. Das wichtigste Überbleibsel dieser Bedeutung einer Figur, eines Bildes, ist unser Zeitwort mahlen, pingere. S. dasselbe. 2. Ein sichtbares Erinnerungszeichen einer Sache. 1) Eigentlich, wo es ein jedes Zeichen dieser Art bedeuten kann und bedeutet hat, es sey nun geschnitten, gehauen, gestochen, gezeichnet, oder von welcher Art es wolle. Indessen ist es doch in dieser ganzen Bedeutung nur noch in einigen übrig gebliebenen Fällen üblich. (a) Überhaupt. Jacob nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Maal, 1 Mos. 28, 18, 22. Jetzt ist in diesem Verstande das zusammen gesetzte Denkmahl üblicher. Siehe das ist der Haufe und das ist das Maal, das ich aufgerichtet habe zwischen mir und dir, Kap. 32, 51, 52, das Denkmahl. Und Jacob richtete ein Mahl auf über ihrem Grabe, Kap. 35, 20, ein Grabmahl. Ihr sollt kein Mahl um eines Todten willen an eurem Leibe reissen, 3 Mos. 19, 28. Bey der Trauer über einen Todten sollt ihr euch keine Schnitte geben, und kein buntes Mahl einbrennen, Michael. Wird aber an der Glatze oder da er kahl ist, ein weiß oder röthlich Maal, so ist ihm Aussatz an der Glatze, 3 Mos. 13, 42 f. Zeiget sich aber ein weißes oder röthliches Mahl, Michael. wo aber die folgende Bedeutung eines Fleckens am meisten hervor sticht. Blaue Mähler, Franz. Bleymies, blaue Flecken auf dem Pferdehufe, welche von geronnenem Blute entstehen; dagegen die dürren Mähler ähnliche Flecken sind, welche durch Austrocknung des Hufes verursacht werden. Ähnliche Bedeutungen sind noch in den zusammen gesetzten Brandmahl, das Zeichen auf der Haut von einem Brande, ingleichen ein eingebranntes Zeichen, Wundenmahl, im Oberdeutschen für Narbe, Muttermahl, ein mit auf die Welt gebrachter Flecken, oder ein solches Gewächs auf der Haut, Eifenmahl, Flecken von Eisenrost in der Wäsche, Merkmahl, in der weitesten Bedeutung u. s. f. üblich. Es sey denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmaal, Joh. 20, 21, die Zeichen, Spuren von den Nägeln, welches Wort in der Theologie noch jetzt üblich ist, alsdann aber den Oberdeutschen Plural die Nägelmahle behält. Andere Flecken am Leibe heißen bey Gellerten und in der vertraulichen Sprechart im Plural Mähler. Im Forstwesen, dem Mühlenbaue u. s. f. ist das Mahl das in einen Baum gehauene, geschlagene oder gebrannte Zeichen, ( S. Mahlbaum und andere der folgenden Zusammensetzungen.) In verschiedenen ländlichen Spielen ist das Mahl so wohl das Zeichen des Ruhe- oder Standortes, ingleichen des Zieles, als auch dieser Ort und das Ziel selbst, daher Opitz Mahl für Ziel überhaupt gebraucht: In Summa allen ist sein Mahl und Ziel bestimmt. Auch die Gränzzeichen, sie seyen nun von welcher Art sie wollen, und die Gränzen selbst, werden im gemeinen Leben häufig Mähler und im Oberd. Mahle genannt, S. viele der folgenden Zusammensetzungen. Auf den Flüssen einiger Länder werden die Zeichen, womit die gefährlichen Örter in einem Flusse angezeiget werden, Mahle oder Mähler genannt; ist es ein Bündel Stroh an einem eingeschlagenen Pfahle, so heißt es ein Strohmahl, ist es aber ein Pfahl ohne Stroh, ein Bloßmahl. (b) In engerer Bedeutung, eine fehlerhafte Stelle von andrer Farbe, ein Flecken, Makel. Im Oberdeutschen werden wenigstens in manchen Gegenden, alle Flecken dieser Art Mahle und Mähler genannt. Ein Obstmahl, Blutmahl, Weinmahl, ein Flecken von Obst, Blut oder Wein. Ein Mahl aus der Wäsche machen, einen Flecken. Wo es ehedem auch Mail und Meil lautete, und einen jeden Schmutzflecken bedeutete. Das Latein. Macula und Deutsche Makel ist genau damit verwandt, indem sich der Gaumenlaut auch in den alten Oberdeutschen Zeitwörtern mailigen, bemailigen, vermeiligen, vermalgen, beflecken, besudeln und beschmutzen, befindet. Sich mit Schande bemeiligen, Matthes. Im Ital. lautet es in dieser Bedeutung Macchia, im Engl. Mole, im Holländ. Mael. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, schwarz, scheinet damit verwandt zu seyn. ( S. Mehlthau, Molch, Maser.) Figürlich bedeutete es ehedem auch einen Fehler. Ane Mal und ane Scharten, sagt Stryker von einem Schwerte. Ganz gesundt an alle Meyl, Theuerd. Kap. 34. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung veraltet, denn ob man gleich Flecken im Gesichte noch zuweilen Mähler nennt, so geschiehet solches doch nur in der vorigen allgemeinern Bedeutung ohne den Nebenbegriff des Fehlerhaften oder Schändlichen. 2) Figürlich, die Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschiehet, daher es nur allein mit Zahlwörtern oder doch ihnen ähnlichen Bey- und Fürwörtern gebraucht wird. Es scheinet hier zunächst das geschnittene oder gemachte Zeichen dieser Art bedeutet zu haben, bis es nach einer gewöhnlichen Figur von der Wiederhohlung selbst gebraucht worden, Es wird alsdann mit seinen Bestimmungswörtern bald zusammen gesetzt, bald aber auch nicht, je nachdem die in der Sprachlehre angegebenen Regeln der Zusammensetzung es erfordern oder verbiethen. Verhalten sich die Bestimmungswörter des Wortes Mahl, so wie sich jedes andere Adjectiv zu seinem Substantiv verhält, so ist die Zusammenziehung unerlaubt. Dieses Mahl oder dieß Mahl, kein Mahl, jedes Mahl, das erste Mahl, das letzte Mahl; so wie man schreibt, dieses Haus, dieß Jahr, jeder Mensch u. s. f. So auch mit Hauptzahlen: Ein Mahl, zwey Mahl, drey Mahl, hundert Mahl; nur daß Mahl mit bestimmten Zahlwörtern, wie Pfund, Loth, und so viele andere, welche eine Zahl, Maß und Gewicht bedeuten, im Plural sein e verlieret: sechs Mahl, nicht sechs Mahle. Im Dative hingegen wird es ordentlich declinirt: Er gab es mir zu vier Mahlen. Ist hingegen die Bedeutung elliptisch oder figürlich: es ist nun einmahl nicht anders, es wird schon einmahl geschehen, oder ist ein gemeinschaftlicher Ableitungslaut vorhanden, wie in den Adverbien jemahls, vormahls, nachmahls, nochmahls, niemahls, mehrmahls, damahls, und in den Adjectiven zweymahlig, dreymahlig, mehrmahlig, so ist die Zusammenziehung nicht allein erlaubt, sondern auch nothwendig. Von allemahl ist bereits an seinem Ort gehandelt worden. Ein Fehler ist es, wenn manche statt des s ein en anhängen, damahlen, niemahlen, jemahlen u. s. f. für damahls, niemahls und jemahls. Eben so fehlerhaft sind allzu harte Zusammenziehungen und Ausdrücke dieser Art, wie genugmahl oder genugmahls, für oft genug, manchmahl für manches Mahl. Die meisten zusammen gezogenen Nebenwörter dieser Art lassen sich vermittelst der Sylbe ig in Beywörter verwandeln, da denn die auf mahls das s wieder hinweg werfen. Sein zweymahliger, dreymahliger, oftmahliger Besuch. Dein mehrmahliger Antrag. Ihr vormahliges Betragen. Mein nachmahliger Zustand. Allemahl, keinmahl, niemahls, jemahls, dießmahl und manchmahl leiden solches nicht. Obgleich Mel schon bey dem Ulphilas die Zeit überhaupt, und Mal und Mal im Schwed. und Isländ. eine bestimmte Zeit bedeuten, so ist es doch als ein Zahlwort der Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschiehet, im Deutschen neuern Ursprunges. Die Alten hatten dafür andere Wörter. Ottfried gebraucht dafür Stunt, Vuarba und Sinthe, welches letztere eigentlich den Weg bedeutet; trizzug stunton, dreyßig Mahl, thria stunta zuene, drey Mahl zwey, thia uuarba und thes sinthes, dieß Mahl. In eben diesem Verstande kommt Sintha bey dem Ulphilas und Sinthe im Angels. vor, so wie die Niedersachsen und Holländer auf ähnliche Art das Wort Reise gebrauchen, twe Reise, zwey Mahl. Warf ist im Nieders. so wie im Schwed. Hwarf, auch noch üblich; noch warf, nochmahls, dat ander warf, das andere Mahl, wohin auch das veraltete Nieders. werle, jewerle, jemahls, unwerle, newerle, niemahls, u. s. f. zu gehören scheinet. Auch Fahrt wurde ehedem im Hochdeutschen so gebracht; zu dieser Fahrt, dieß Mahl, einfahrt, allefahrt, ein Mahl, alle Mahl, zu keiner Fahrt, Theuerd. niemahls. Es kann daher seyn, daß in dieser Bedeutung des Wortes Mahl auf ähnliche Art der Begriff der Bewegung der herrschende ist; es kann aber auch seyn, daß es zunächst das Zeichen ausdruckt, womit man die mehrmahlige Wiederhohlung zu bezeichnen pflegt. Merkwürdig ist indessen, daß im Schwed. Mal auch einen Fall bedeutet; Twifwelsmal, ein zweifelhafter Fall, Samwetsmal, ein Gewissensfall, Brottmal, ein strafbarer Fall. M und f sind Buchstaben eines und eben desselben Organi, welche sehr oft mit einander verwechselt werden. S. die folgende Anmerkung.

Anm. Auch im Schwed. ist Mal, und im Angels. Mael, ein jedes Zeichen, und in engerer Bedeutung ein Ziel. Mahl scheinet überhaupt zunächst ein geschnittenes, oder auf andere Art gemachtes vertieftes oder erhabenes Zeichen zu bezeichnen, da es denn nicht nur zu 5. Mahl mit dem Begriffe der Vertiefung und Erhöhung gehören, sondern auch mit demselben von mähen, schneiden, stoßen u. s. f. abstammen würde. Vermittelst der Ableitungssylbe el, ein Ding, bedeutet Mahel und zusammen gezogen Mahl, ein geschnittenes oder auf ähnliche Art gemachtes Ding. Da mähen in manchen Mundarten auch meiden, mähden lautet, Lat. metere, so erhellet daraus zugleich die Verwandtschaft mit dem Lat. Meta, ein Ziel. Wenn man alle dein Anscheine nach verschiedenen Wörter, welche Mahl lauten, genau untersucht, so wird man finden, daß sich die meisten auf einen gemeinschaftlichen Stammbegriff zurück führen lassen, welcher der Begriff der Bewegung ist, daher man machen und mähen, so fern sie überhaupt ehedem bewegen bedeutet haben, als die Quelle derselben ansehen kann. S. das Zeitwort 2. Mahlen, molere, wo dieser Begriff der Bewegung noch mehr hervorsticht. Gottsched, welcher die gleichlautenden Wörter so gern durch die Schreibart zu unterscheiden suchte, und daher die Regel gab, daß man die gleichlautenden Wörter von verschiedener Abstammung auch im Schreiben unterscheiden müsse, schrieb Mahl, convivium, -mal, bey den Zahlwörtern, und Maal, signum, so wie er malen, pingere, und mahlen, molere, geschrieben haben wollte. Allein, er sündigte dabey wider seine eigene Regel, indem Maal signum, und malen, pingere, unstreitig von Einem Stamme sind, zu welchem auch sehr wahrscheinlich sein -mal an den Zahlwörtern gehöret; welche also seiner eigenen Regel nach auch auf einerley Art geschrieben werden müßten. Über dieß erschöpfen seine drey Schreibarten, wenn sie auch richtig wären, die Zahl dieser Wörter nicht, daher sie unzulänglich sind. Man thut also besser, man folget der allgemeinen und weit sicherern Regel, nach welcher das l nach einem gedehnten Selbstlaute ein h vor sich hat, zumahl da in den meisten dieser Wörter das h wirklich zum Stamme gehöret, indem die meisten dieser Art von mähen, sich bewegen, abstammen. S. 2. Mahlen, Anmerk. Übrigens spricht man ja alle diese Wörter auf einerley Art aus, ohne eine Mißdeutung zu besorgen, warum sollte man sie nicht auch auf einerley Art schreiben können? Gottsched kannte nur die wenigsten gleichlautenden Wörter; hätte er sie alle gekannt, so würde ihn schon dieß von der Unmöglichkeit seiner Regel haben überführen können. ( S. zum Beyspiel Katze.) Noch verwerflicher aber ward sie bey ihm, da sie in der Anwendung sich immer auf offenbar falsche Ableitungen gründete.


Mahlaxt (W3) [Adelung]


Die Mahlaxt, plur. die -äxte, im Forstwesen, eine kleine Axt oder ein Beil, auf dessen der Schneide entgegen gesetzten Seite ein Zeichen eingegraben ist, womit die Förster bey der Anweisung der Bäume im Walde diejenigen Bäume mahlen oder zeichnen, welche gefället werden sollen; die Mahlbarte, das Mahleisen, und wenn es ein bloßer Hammer ist, der Mahlhammer, Forsthammer, Waldhammer. S. 6. Mahl 2.


Mahlbaum (W3) [Adelung]


Der Mahlbaum, des -es, plur. die -bäume, ein Baum, so fern er das Mahl oder Zeichen einer gewissen Sache ist; ingleichen ein mit einem Mahle oder Zeichen versehener Baum. So werden die Mark- oder Gränzbäume, welche in andern Gegenden Lachbäume heißen, auch häufig Mahlbäume genannt. In den Wassermühlen führet der Fach- oder Wehrbaum gleichfalls den Nahmen des Mahlbaumes, weil er das unveränderliche Ziel und Zeichen der bestimmten Wasserhöhe ist.


Mahleisen (W3) [Adelung]


Das Mahleisen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mahlart.


Mahlen (W3) [Adelung]


1. Mahlen, verb. reg. act. von 6. Mahl, die Figur, das Bild, das Zeichen, der Flecken. 1. So fern das Hauptwort die Figur, das sichtbare Bild eines Dinges bedeutet, ist mahlen, 1) überhaupt abbilden, die Gestalt eines Dinges durch sichtbare Züge nachahmen und vorstellen; in welcher allgemeinen Bedeutung es doch nur noch zuweilen im gemeinen Leben vorkommt, da es denn das Zeichnen, Reißen, Tuschen u. s. f. in sich schließet. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist mahlen mit Farben abbilden, oder nachahmen, besonders mit Beobachtung des Lichtes und Schattens; zum Unterschiede von zeichnen, reißen, tuschen, illuminiren u. s. f. Ein Bild, ein Porträt, eine Landschaft, ein Blumenstück mahlen. Auf Glas, auf Kupfer, auf Leinwand, auf Papier mahlen. In Wasser, in Öhl, in Fresco, in Wachs, in Pastell, in Email mahlen, für mit. Wenn mahlen absolute stehet, so bedeutet es die Farben mischen, sie verschmelzen und nach den Regeln der Kunst auftragen. Eine gemahlte Stube, deren Wände bemahlt sind. Zuweilen kommt es auch für anstreichen vor. Und lässet ihm die Fenster - mit Cedern täfeln und roth mahlen, Jer. 22, 14. Sich das Gesicht mahlen oder bemahlen, ihm einen rothen oder weißen Anstrich geben; ein gemahltes Gesicht. Allein, alsdann gehöret es eigentlich zur folgenden Bedeutung, mit einer Oberfläche von anderer Farbe versehen. Figürlich. Einem etwas vor Augen mahlen, es ihm so lebhaft vorstellen, daß er die Sache gleichsam zu sehen glaube; wofür auch schildern übliches ist. 2. Von Mahl, ein sichtbares Erinnerungszeichen. 1) * Überhaupt für zeichnen, mit einem Zeichen versehen, bey dem Ottfried malon; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Die Münzen mahlen und bilden, Tschudi, für prägen. In einigen Gegenden wird in der Ernte noch der Zehente gemahlet, d. i. ausgezeichnet, wofür auch ausmahlen üblich ist, da denn die dazu verpflichtete Person der Zehentmahler genannt wird. Im Hochdeutschen ist es in dem zusammen gesetzten brandmahlen am üblichsten. 2) * So fern Mahl einen fehlerhaften Flecken bedeutet, war mahlen und bemahlen ehedem flecken, bestecken, beschmutzen, in welchem Verstande es im Hochdeutschen gleichfalls veraltet ist. S. 6. Mahl 2. 1)(b). Das Hauptwort die Mahlung ist nur in einigen Zusammensetzungen üblich.

Anm. Im Schwed. mala, im Dän. male, im Böhm. malowati, im Pohln. malowac, alle für pingere. Bey dem Ulphilas ist meljan schreiben, weil die erste Art des Schreibens doch nur eine Zeichnung verschiedener Figuren war. Auf ähnliche Art ist rita im Schwed. und to write im Engl. schreiben, von unserm reißen, Nieders. rite, so wie unser schreiben durch den vorgesetzten Zischlaut von reiben gebildet worden. Im Angels. heißt mahlen metan, nicht von messen, Nieders. meten, sondern allem Ansehen nach von mähen, ehedem meiden, schneiden, Lat. metere, zu dessen Stamme mahlen und das Hauptwort Mahl in dieser Bedeutung gleichfalls gehören.


Mahlen (W3) [Adelung]


2. Mahlen, verb. reg. act. außer daß es im Mittelworte gemahlen für gemahlet hat. 1. * Eigentlich, sich hin und her bewegen, besonders sich im Kreise bewegen; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher man nur noch in Niedersachsen sagt, das mahlet mir im Kopfe herum, das gehet mir im Kopfe herum. ( S. Mahlstrom), welches diese Bedeutung der kreisförmigen Bewegung noch am deutlichsten erhalten hat. 2. In engerer Bedeutung, durch hin und her bewegen zerreiben. 1) * Überhaupt; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher das von diesem Worte herstammende Intensivum zermalmen üblicher ist. Doch sagt man noch zuweilen gemahlenes Gold, gepülverte, zerriebene Goldblätter zu bezeichnen. 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung, zwischen zwey Steinen zermalmen oder zu Mehl machen, besonders so fern selbiges in besondern Maschinen oder Mühlen vermittelst des obern beweglichen Steines geschiehet. Zwey harte Steine mahlen selten rein, durum durum destruit. Wo es denn auch von Personen gebraucht wird, welche zumahl bey Handmühlen die Maschine bewegen. Simson mußte mahlen im Gefängnisse, Richt. 16, 21. Man mahlet es, daß es Brod werde, Es. 28, 28. Nimm die Mühle und mahle Mehl, Kap. 47, 2. Als auch von dem Müller, oder derjenigen Person, welche die Aufsicht über die Mühle führet. Der Müller mahlet, heute nicht. Als endlich auch von derjenigen Person, welcher das Getreide gehöret, für mahlen lassen. Wir wollen heute mahlen. Sprichw. Wer eher kommt mahlet eher, dessen Getreide wird zuerst gemahlen. Der Sand mahlet, oder die Räder mahlen, wenn der Sand über die Felgen der Räder gehet, und die Speichen ihn im Herumdrehen abwerfen. Auch mahlet man den Schlamm aus den Gräben und Deichen; wenn man ihn vermittelst eines Mühlwerkes heraus zu schaffen sucht. S. Modermühle. Auch von diesem Worte ist statt des Hauptwortes die Mahlung, der Infinitiv das Mahlen üblich.

Anm. Ehedem ging dieses Zeitwort irregulär. Ja noch jetzt sagt man im gemeinen Leben einiger Gegenden, du mählst, er mählt, und im Imperf. ich muhl. Ja in manchen, selbst Obersächsischen Gegenden, lautet sogar das ganze Zeitwort mühlen. Von dieser irregulären Form ist nicht nur das Mittelwort gemahlen für gemahlet, noch ein Überrest, sondern es zeugen davon auch die Ableitungen Mühle, Müller, Mehl, Mulm, Malz u. s. f. Notker gebraucht mulon und fermulon noch in der weitern Bedeutung für zermalmen. In dem heutigen engern Verstande lautet es im Schwed. mala, bey dem Ulphilas malan, im Wallis. malu, im Dän. male, im Engl. to mill, im Lat. molere, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Französ. mouldre, moudre, im Böhm. mlyti, im Pohln. miete, mete, ich mahle. Schon im Hebr. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - zerrieben. Zu der Verwandtschaft dieses Wortes gehören außer unserm Mehl, zermalmen, Malz, milde u. s. f. das Nieders. mullen, zerreiben, Mull, Mulm, Staub, lockere Erde, zerriebener Graus, das Lat. mollis und demoliri u. a. m. Es ist ein Iterativum von mähen, hin und her bewegen, Lat. movere, wovon vermittelst der Endung -len, mähelen, und zusammen gezogen mählen, mahlen, oft hin und her bewegen, gebildet worden; woraus zugleich die Verwandtschaft mit mahlen, pingere, erhellet.


Mahler (W3) [Adelung]


Der Mahler, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mahlerinn, von 1. Mahlen, pingere, eine Person, welche die Kunst zu mahlen verstehet, ein Künstler, welcher die Gegenstände mit Farben abbildet oder nachahmet; zum Unterschiede von einem Zeichner, Illuminirer u. s. f. Daher der Porträt- oder Personenmahler, Briefmahler, Kartenmahler, Blumenmahler, Tapetenmahler, Fresco-Mahler, Miniaturmahler, Thiermahler, Geschichtmahler u. s. f. Dän. Maler, Böhm. Maljr. In weiterer Bedeutung von mahlen, zeichnen, kommt es nur in Zehentmahler vor, (siehe 1. Mahlen.) Von mahlen, molere, ist Müller üblich.


Mahler-Akademie (W3) [Adelung]


Die Mahler-Akademie, plur. die -n, eine Akademie, in welcher alles, was zur Kunst des Mahlers gehöret, gelehret wird.


Mahlerey (W3) [Adelung]


Die Mahlerey, plur. die -en. 1) Die Kunst des Mahlers, die Abbildung der Gegenstände mit Farben; ohne Plural. Die Mahlerey erlernen, verstehen. In der anständigen Sprechart sagt man doch lieber die Mahlerkunst. 2) Die Art und Weise zu mahlen; auch ohne Plural. Eine schöne, eine schlechte Mahlerey. 3) Ein Gemählde; wo es doch am häufigsten nur im Plural gebraucht wird.


Mahlerfarbe (W3) [Adelung]


Die Mahlerfarbe, plur. die -n, färbende Körper, wie die Mahler selbige gebrauchen, zum Unterschiede von den Färberfarben.


Mahlerfirniß (W3) [Adelung]


Der Mahlerfirniß, des -sses, plur. doch nur von mehrern Arten, die -sse, Firniß, so wie ihn die Mahler gebrauchen.


Mahlergold (W3) [Adelung]


Das Mahlergold, des -es, plur. inus. zerriebene Goldblätter, wie die Mahler sie zum Mahlen gebrauchen. Mahlersilber, dergleichen zerriebene Silberblätter.


Mahlerisch (W3) [Adelung]


Mahlerisch, -er, -te, adj. et adv. in der Kunst des Mahlers gegründet. Am häufigsten figürlich. Ein mahlerisches Gedicht, welches die Gegenstände so lebhaft beschreibet, daß man sie gleichsam zu sehen glaubt. Schöne mahlerische Züge in einem Gedichte.


Mahlerjunge (W3) [Adelung]


Der Mahlerjunge, des -n, plur. die -n, in der niedrigen Sprechart, der Lehrling des Mahlers.


Mählerkraut (W3) [Adelung]


Das Mählerkraut, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des Sauerklees, weil dessen Salz die Mähler oder Flecken aus den Kleidern nimmt.


Mahlerkunst (W3) [Adelung]


Die Mahlerkunst, plur. inus. die Kunst des Mahlers, d. i. die Gegenstände mit Farben gehörig abzubilden. S. Mahlerey.


Mahlernaht (W3) [Adelung]


Die Mahlernaht, plur. inus. bey den Nähterinnen, diejenige Naht, d. i. Art zu nähen, da man allerley Muster, Blumen und Gänge auf eine mahlerische Art nähet.


Mahlerpinsel (W3) [Adelung]


Der Mahlerpinsel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Pinsel, wie ihn die Mahler zum Mahlen brauchen; zum Unterschiede von einem Mäurerpinsel, Leimpinsel u. s. f.


Mahlersilber (W3) [Adelung]


Das Mahlersilber, des -s, plur. inus. S. Mahlergold.


Mahlerstock (W3) [Adelung]


Der Mahlerstock, des -es, plur. die -stöcke, ein kleiner Stock mit einem Polster oder einer elfenbeinernen Kugel am Ende, die Hand des Mahlers, welche den Pinsel führet, damit zu unterstützen.


Mahlgang (W3) [Adelung]


Der Mahlgang, des -es, plur. die -gänge, ein Gang in den Mühlen zum Mahlen; zum Unterschiede von einem Graupengange, Öhlgange, u. s. f. S. Gang.


Mahlgast (W3) [Adelung]


Der Mahlgast, des -es, plur. die -gäste, diejenigen Personen, welche ihr Getreide in einer Mühle mahlen lassen. Der Müller hat viele Mahlgäste, wenn viele Personen bey ihm mahlen lassen. Zwangpflichtige Mahlgäste, welche verbunden sind, in einer gewissen Mühle mahlen zu lassen. ( S. Gast.) Nieders. Mahlgenoten, Mahlgenossen, in Baiern Mahlmann, im Plural Mahlleute.


Mahlgeld (W3) [Adelung]


Das Mahlgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, dasjenige Geld, welches der Müller für das Mahlen des Getreides bekommt; der Müllerlohn, der Mahlgroschen, in einigen Gegenden das Molter, im mittlern Lat. Molta, im alt Franz. Moutre.


Mahlgerinne (W3) [Adelung]


Das Mahlgerinne, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Wassermühlen, dasjenige Mühlgerinne, durch welches das Wasser auf die Räder geleitet wird; zum Unterschiede von dem wüsten Gerinne, welches das überflüssige Wasser abführet.


Mahlgraben (W3) [Adelung]


Der Mahlgraben, des -s, plur. die -gräben, von Mahl, die Gränze, ein Gränzgraben, ein Graben zur Bezeichnung der Feld- und Markscheidung. Die Mahlgrube, eine solche Grube. S. 6. Mahl 2. 1)(a).


Mahlgroschen (W3) [Adelung]


Der Mahlgroschen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mahlgeld. In einigen Gegenden ist es auch eine Abgabe an die Obrigkeit, welche in einem Groschen von jedem Scheffel bestehet, welchen man mahlen lässet.


Mahlhammer (W3) [Adelung]


Der Mahlhammer, des -s, plur. die -hämmer, siehe Mahlaxt.


Mahlhaufen (W3) [Adelung]


Der Mahlhaufen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Erdhaufen, so fern er das Mahl, d. i. Zeichen einer gewissen Sache ist, besonders so fern er zu Bezeichnung der Gränze dienet, ein Gränzhaufen. S. 6. Mahl 2. 1)(a).


Mahlholz (W3) [Adelung]


Das Mahlholz, des -es, plur. die -hölzer, bey den Bäckern, dasjenige Holz, womit das Brot in manchen Fällen gezeichnet wird; von 6. Mahl, ein Zeichen.


Mahlhorn (W3) [Adelung]


Das Mahlhorn, des -es, plur. die -hörner, von dem Zeitworte 1. Mahlen, pingere, bey den Töpfern, ein Horn, oder eine Büchse mit einer Röhre zu flüssigen Farben, womit die gemeinen Töpferwaaren bemahlet werden.


Mahlhügel (W3) [Adelung]


Der Mahlhügel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Hügel, so fern er zugleich die Gränze eines Bezirkes macht. Siehe 6. Mahl 2. 1)(a).


Mählich (W3) [Adelung]


Mählich, adj. et adv. nach und nach, mit einer sanften gelinden Bewegung. Mein Herr ziehe vor seinem Knecht hin, ich will mählich hinnach treiben, 1 Mos. 33, 14. Eine mählich sich verdünnende Spitze, nach und nach. Es ist im gemeinen Leben am üblichsten, und stammet nicht von einem der vorigen Mahl, sondern von gemach, und mit demselben allem Ansehen nach, von machen, mähen, sich gelinde bewegen, her, ( S. diese Wörter,) daher es auch richtiger mählich als mählig geschrieben wird. Siehe Allmählich, welches auch dafür üblicher ist, und Gemach.


Mahlmann (W3) [Adelung]


Der Mahlmann, des -es, plur. die -leute. 1) Von 2. Mahlen, molere, ( S. Mahlgast). 2) Von Mahl, das Gericht, ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, die Gerichtsunterthanen zu bezeichnen. ( S. 2, Mahl 2.) In einem andern Verstande sind die Mahlleute in den Westphälischen Holzgerichten gewisse verpflichtete Personen, welche für das Beste der Mark sorgen, und die in der Holzmark begangenen Verbrechen dem Holzgrafen anzeigen müssen, wo es wohl von Mahl, die Gränze, und den in seinen Gränzen beschlossenen Bezirk abstammet, und mit Mark gleichbedeutend ist, ob es gleich auch die Bedeutung des Gerichtes leidet. S. 6. Mahl 2. 1)(a).


Mahlmetze (W3) [Adelung]


Die Mahlmetze, plur. die -n, von dem Zeitworte 2. Mahlen, molere. 1) Diejenige Metze, welche der Müller an einigen Orten anstatt des Mahlgeldes von jedem Scheffel des gemahlnen Getreides für das Mahlen bekommt. 2) An einigen Orten ist es auch eine Abgabe an den Landesherren, welche in einer Metze, oder deren Werth an Gelde, von jedem Scheffel Getreide, welchen ein Unterthan mahlen läßt, bestehet. S. Mahlgroschen.


Mahlmühle (W3) [Adelung]


Die Mahlmühle, plur. die -n, eine Mühle, auf welcher Getreide gemahlen wird; zum Unterschiede von einer Malzmühle, Säge- oder Schneidemühle, Öhlmühle, Stampfmühle u. s. f.


Mahlpfahl (W3) [Adelung]


Der Mahlpfahl, des -es, plur. die -pfähle, von Mahl, die Gränze, ein Gränzpfahl. In den Wassermühlen ist es ein langer starker eichener Pfahl, welcher die eigentliche Höhe des Wassers, und das Maß des Mahl- oder Fachbaumes zeiget. Er wird auch der Eichpfahl, Wagpfahl, oder Sicherpfahl genannt. S. 6. Mahl 2. 1)(a).


Mahlplatz (W3) [Adelung]


Der Mahlplatz, des -es, plur. die -plätze, große Flecken auf der Haut von verschiedener, gemeiniglich nußbrauner Farbe; Panni. S. 6. Mahl 2. 1)(b).


Mahlsäule (W3) [Adelung]


Die Mahlsäule, plur. die -n, von Mahl, die Gränze, eine Gränzsäule. S. 6. Mahl, 2. 1)(a).


Mahlschatz (W3) [Adelung]


Der Mahlschatz, des -es, plur. die -schätze, dasjenige Geschenk, es sey nun an Gelde oder Kostbarkeiten, welches zwey Personen bey der Verlobung einander zum Unterpfande ihrer Liebe und Treue einhändigen, der Brautschatz, Nieders. Mahlschatt; von Mahl, so fern es Verbindung und besonders eheliche Verbindung bedeutet. ( S. 1. Mahl und Schatz.) Zuweilen wird auch wohl das Heirathsgut, welches die Frau ihrem Manne bey der Heirath zubringet, der Mahlschatz genannt.


Mahlschloß (W3) [Adelung]


Das Mahlschloß, des -sses, plur. die -schlösser, eine im Hochdeutschen größten Theils veraltete Benennung eines Vorhängeschlosses, welche nur noch in einigen Gegenden üblich ist. Die erste Hälfte ist hier dunkel. Sie kann von 1. Mahl, die Verbindung abstammen, oder auch von 5. Mahl, eine Vertiefung, oder endlich auch so fern Mahl überhaupt ein bewegliches Ding bedeutet, ein bewegliches Schloß zu bezeichnen, S. 6. Mahl,

Anm. In einem Deutsch Lat. Vocabulario von 1482 wird Malchschloß durch pendula sera und Haltzeischlos erkläret.


Mahlstatt (W3) [Adelung]


Die Mahlstatt, plur. die -stätte, oder die Mahlstätte, plur. die -n, von 2. Mahl, die Versammlung, das Gericht; ein größten Theils veraltetes Wort, welches nur noch in den Gerichten einiger Gegenden üblich ist, den Ort, wo sich ein Gericht versammelt, die Gerichtsbank, die Gerichtsstätte, ingleichen den Ort, wo die peinlichen Urtheile vollzogen werden, den Gerichtsplatz, Richtplatz, die Richtstatt zu bezeichnen. Ehedem bedeutete es jeden zu einer öffentlichen oder feyerlichen Versammlung bestimmten Platz; daher auch die Orte, wo die Reichs- und Landtage gehalten wurden, die bestimmen Musterplatze u. s. f. diesen Nahmen führe- ten. In dem Theuerdanke kommt es auch von dem Schlachtfelde oder Wahlplatze vor. S. 2. Mahl. 2.


Mahlstein (W3) [Adelung]


Der Mahlstein, des -es, plur. die -e, von 6. Mahl, 2. ein Zeichen, die Gränze. 1) Ein zum Denkmahl einer Sache gesetzter Stein; in welcher veralteten Bedeutung es noch in der Deutschen Bibel vorkommt. Zur selben Zeit wird des Herrn Altar mitten in Egyptenlande seyn, und ein Maalstein des Herrn an den Grenzen, Es. 19, 19. 2) Ein mit Figuren und Zeichen versehener Stein; eine gleichfalls veraltete Bedeutung. Ihr sollt keine Säulen aufrichten noch Maalstein setzen, in eurem Lande, 3 Mos. 26, 1; ihr sollt keine Säulen aufrichten und keine Steine mit Bilderschrift in eurem Lande setzen, Michael. 3) Ein Gränzstein, in welcher Bedeutung es noch hin und wieder vorkommt. S. 6. Mahl 2. 1)(a).


Mahlstrom (W3) [Adelung]


Der Mahlstrom, des -es, plur. die -ströme, ein Strudel in der See, wo sich das Wasser in einem Kreise drehet, unter welchem Nahmen besonders der große Strudel an den Norwegischen Küsten bekannt ist, Norw. Maelstrom. Volt mahlen, sich im Kreise drehen, S. 2. Mahlen und 6. Mahl,

Anm. In der Seefahrt, besonders bey den Grönlandsfahrern, ist die Mahling oder Maling ein Ort, wo sich das Eis im Kreise drehet.


Mahlzahn (W3) [Adelung]


Der Mahlzahn, des -es, plur. die -zähne, von 2. Mahlen, molere, an einigen Orten, eine Benennung der Stockzähne bey Menschen und Thieren, weil sie zum Zermahlen oder Zermalmen der Speisen dienen.


Mahlzeichen (W3) [Adelung]


Das Mahlzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. ein bestimmtes körperliches Zeichen, etwas daraus zu erkennen. Es ist ein Maalzeichen bey dem Stuhl des Herren, daß der Herr streiten wird u. s. f. 2 Mos. 17, 16; wo es für Denkmahl stehet. Man gebraucht es nur noch, fast in eben dem Verstande, in welchem auch Wahrzeichen üblich ist, besonders von dergleichen Zeichen am Leibe. Jemand der eine Narbe von einem Falle hat, trägt davon das Mahlzeichen an seinem Leibe. Im Nieders. wird auch das Ziel und die Scheibe, wornach gezielet wird, das Mahlzeichen genannt. Soll dieses Wort keine Tavtologie enthalten, so muß Mahl in demselben auf die Art und Weise der Verfertigung des Zeichens gehen, wenn es nicht gar aus Wahrzeichen gebildet ist, weil m und w als Buchstaben gleiches Organi sehr oft in einander übergehen, l und r aber noch öfter mit einander abwechseln. Siehe 6. Mahl. 2. 1)(a).


Mahlzeit (W3) [Adelung]


Die Mahlzeit, plur. die -en, die umständliche Handlung, wo ein Mensch die zu seiner Nahrung nöthigen Speisen zu sich nimmt. Des Tages Eine, zwey Mahlzeiten halten. Die Mittagsmahlzeit, die Abendmahlzeit. Von der Mahlzeit aufstehen. Jemanden eine Mahlzeit Essen geben. Das Fleisch reichet zu drey Mahlzeiten. Eine gute Mahlzeit thun, stark essen. Anm. Im Nieders. und Dän. Maaltid. Es ist statt des ungewöhnlicher gewordenen Mahl, ( S. 4. Mahl,) aufgekommen, wird aber doch nur in engerm Verstande von der umständlichen Handlung des Speisens gebraucht. Denn ein bloßes Frühstück nennt man wohl in der anständigern Sprechart ein Mahl oder ein Frühmahl, nicht aber eine Mahlzeit, wenn es nicht aus mehrern Speisen bestehet und die Handlung selbst ordentlich und umständlich vorgenommen wird. Die Ursache liegt in dem Worte Zeit, welches in mehrern Fällen eine feyerliche Handlung bedeutet, z. B. Hochzeit, obgleich Wachter es in dieser Zusammensetzung nicht für Zeit, tempus, hält, sondern es von dem veralteten Schwed. und Isländ. Teite, Freude, Fröhlichkeit, ableitet. Von einer feyerlichen Mahlzeit gebraucht man Gastmahl, Schmaus u. s. f.


Mahlzettel (W3) [Adelung]


Der Mahlzettel, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Ländern, ein Zettel, welchen die Mahlgäste in den Mühlen von dem vereidigten Mühlenschreiber empfangen, worauf das Gewicht des in die Mühle gelieferten Getreides verzeichnet ist, um den Unterschleif des Müllers und die Hintergehung des Mahlgroschens zu verhüthen.


Mahnbrief (W3) [Adelung]


Der Mahnbrief, des -es, plur. die -e, ein Brief, worin man jemanden um Bezahlung einer Schuld mahnet.


Mähne (W3) [Adelung]


Die Mähne, plur. die -n, die ganze Sammlung von langen Haaren, welche einige Thiere, besonders Pferde und Löwen, von dem obern Theile des Halses herunter hangen haben; im gemeinen Leben auch das Kammhaar, Lat. Juba, ( S. Schopf.) Die Mähne eines Pferdes, eines Löwen.

Anm. Im Nieders. Mane, im Engl. Mane, im Schwed. und Dän. Man, im Wallis. Mwng. Casanbonns und Junius leiten es von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, her, welches bey dem Pollux einen Halsschmuck bedeutet. Vielleicht sind beyde aus einer gemeinschaftlichen ältern Quelle entsprungen. Schwed. heißt der ganze Hals des Pferdes Manke, vielleicht nur der Rücken desselben, der Sitz der Mähne, welcher im Deutschen auch der Kamm genannt wird. Mähne druckt vielleicht die Beweglichkeit der Halshaare dieser Thiere aus, da es denn zu mähe, bewegen, gehören würde. S. Mahnen, Anm.


Mahnen (W3) [Adelung]


Mahnen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen nur noch einen Theil seiner alten weiten Bedeutung erhalten hat. Es bedeutete, 1. * Eigentlich, ziehen, in welcher Bedeutung in Baiern noch die Zugochsen Mähndochsen genannt werden. Noch häufiger gebrauchte man es als ein Factitivum, ziehen machen, d. i. antreiben, in welcher Bedeutung es gemeiniglich mähnen lautet, und noch in vielen Oberdeutschen Gegenden üblich ist. Mit den sporn er sein pferdt mandt, Theuerd. Kap. 41. Christus wurde als ein Vieh mit Gärten (Ruthen) von den Juden gement, ein alter Dichter in Eckards Script. bey dem Frisch. Den Zug mähnen, in Franken, fahren, die Pferde vor dem Wagen lenken und antreiben, wo der Mähnjunge derjenige Junge ist, welcher die Ochsen vor dem Pfluge antreibet. Im Holländ. gleichfalls mennen, für führen, Schwed. mana, Lat. minare, Franz. mener. 2. Figürlich. 1) Zu Leistung einer Pflicht anhalten; eine ihrem ganzen Umfange nach veraltete Bedeutung, in welcher man es nur noch im engern Verstande gebraucht, an die Erfüllung eines Versprechens erinnern, zur Erfüllung eines gethanen Versprechens auffordern. Jemanden mahnen. Am häufigsten, zur Bezahlung einer Schuld auffordern, an die Bezahlung einer Schuld erinnern. Jemanden wegen einer Schuld mahnen. Er läßt sich täglich mahnen, und bezahlt doch nicht. Ich lasse mich nicht gern mahnen. 2) * Vor Gericht laden, auffordern vor Gericht zu erscheinen; eine veraltete Bedeutung, in welcher im mittlern Lateine mannire sehr häufig vorkommt. In weiterer Bedeutung gebraucht Ottfried manen auch für einladen. 3) * Bewegungsgründe zur Ausübung seiner Pflichten vorstellen, und in weiterer Bedeutung, mit Worten an seine Pflicht erinnern; eine veraltete Bedeutung, in welcher wir jetzt ermahnen gebrauchen. In diesem Verstande kommt manon noch oft bey dem Ottfried und Kero vor. In noch weiterer Bedeutung gebraucht man es noch zuweilen im Oberdeutschen für aufmuntern, besonders zur Arbeit. 4) Erinnern überhaupt, mit dem Vorworte an, im Oberdeutschen auch mit der zweyten Endung. So manent mih diu liehten tage Miner alten senden klage, Rudolph von Rotenburg. Ich sach da rosebluomen stan Die manent mich der gedanken vil Die ich hin zeiner frouwen han, Dietmar von Ast. In diesem Verstande wird es, so wie das verlängerte gemahnen, nur noch im gemeinen Leben gebraucht. Dieß Buch mahnt mich an die Zeit, da man noch lauter Robinsons schrieb. Der Mensch mahnt, oder gemahnt mich an meinen Bruder. 5) * Scheinen, vorkommen, als ein Neutrum; in welchem Verstande doch nur das zusammen gesetzte gemahnen noch zuweilen im gemeinen Leben vorkommt, S. dasselbe. Das Hauptwort die Mahnung kommt seltener vor als der Infinitiv des Mahnen.

Anm. In den figürlichen Bedeutungen von des Kero Zeiten an manon, im Nieders. manen, im Angels. manian, manigian, bey dem Ulphilas gamunan, im Dän. mane, im Schwed. mana, im Finnischen manaan, im Lat. monere, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Da es in den vier ersten Bedeutungen ein Factitivum ist, erinnern machen, so wurde es ehedem auch häufig als ein Neutrum für erinnern gebraucht, und diente hierauf in seinen Abkömmlingen nicht nur die Erinnerungskraft, sondern auch das Gemüth, den Geist überhaupt zu bezeichnen, wohin das Engl. Mind, Gemüth, unser meinen u. a. m. gehören. S. auch Miene, Mond. Daß unser Activum mahnen, erinnern, eine Figur von mahnen, antreiben, ist, ist wohl mehr als wahrscheinlich. Auf ähnliche Art druckten die Lateiner ermahnen durch hortari aus, welches eine sehr sichtbare Verwandtschaft mit dem alten hurten, Franz. heurter, stoßen, treiben, hat. Zergliedern wir unser Zeitwort, so fern es ziehen und factitive ziehen machen, antreiben, bedeutet, genauer, so zeigt uns die Endung -nen, daß es ein Iterativum oder Intensivum ist, und da kommen wir wieder auf das Zeitwort mähen, so fern es überhaupt bewegen bedeutet, und eine fruchtbare Mutter einer sehr großen Menge davon abstammender Wörter ist, wovon mit den ähnlichen Ableitungssylben unter andern auch die Zeitwörter mahlen und mähren, rühren, mit ihren Familien herkommen.


Mahner (W3) [Adelung]


Der Mahner, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mahnerinn, eine Person, welche mahnet, oder an etwas erinnert; ein Wort, welches doch nur selten vorkommt. Durst und Hunger sind die Mahner, die man nimmer kann bestillen, Logau.


Mahnregister (W3) [Adelung]


Das Mahnregister, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Provinzen, Verzeichnisse auf dem Lande, nach welchen die Schultheißen die obrigkeitlichen Gefälle einmahnen.


Mahr (W3) [Adelung]


Der Mahr, des -es, oder -en, plur. inus. eine besonders in den Niedersächsischen und mitternächtigen Gegenden übliche Benennung derjenigen nächtlichen Beschwerung, welche im Hochdeutschen unter dem Nahmen des Alpes am bekanntesten ist, ( S. dieses Wort,) welche der große Haufe dort so wie hier einem bösartigen Geiste zuschreibt. Von dem Mahr oder Mahren geritten, oder gedrückt werden.

Anm. Im Nieders. Maar, Moor, Holländ. Nagtmerrie, Engl. Nightmare, Angels. Schwed. und Isländ. Mara, Böhm. Müra, Franz. Cauchemar, Chaucemar, der ersten Hälfte nach vermuthlich von calcare, treten. Weil diese Beschwerung eine würgende, erstickende Empfindung verursacht, so scheinet dieses Wort zu Mord, morden, würgen zu gehören. Die Araber sollen sie um eben deßwillen Albedilon und Alcraton nennen, von ähnlichen Stammwörtern, welche würgen bedeuten. Im Bretagnischen ist Mor ein kurzer, oft unterbrochener Schlaf, und mori auf solche Art schlafen.


Mährchen (W3) [Adelung]


Das Mährchen, S. 3. Mähre.


Mähre (W3) [Adelung]


1. Die Mähre, plur. die -n, Diminut. das Märchen, Oberd. Mährlein, ein sehr altes Wort, welches, 1. Ein Pferd, überhaupt, ein jedes Pferd, und besonders ein edles Pferd, ein Turnierpferd bezeichnete, und auch March, Mark, in den alten Baierischen und Alemannischen Gesetzen Marach, im Isländ, Mar, lautete. Es ist in dieser weitern Bedeutung veraltet, indessen ist selbige noch in dem Worte Marstall übrig, ( S. dasselbe.) Das hohe Alter dieses Wortes erhellet aus dem Pausanias, welcher versichert, daß die alten Celten ein Pferd - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - genannt. 2. In engerer Bedeutung. 1) Ein schlechtes, elendes Pferd; in welchem Verstande es noch oft mit einem verächtlichen Nebenbegriffe vorkommt. Er wackelte auf seiner Mähre fort. Die Ackermähre, ein schlechtes Ackerpferd. Die Schindmähre, ein elendes Pferd, welches nur noch für den Schinder taugt. 2) Ein Mutterpferd, eine Stute; eine noch in einigen Gegenden, besonders Niedersachsens, übliche Bedeutung. Der Hengst schreyet gegen alle Mähren, Sir. 33, 6. Nieders. Märe, Angels. Mere, Myra, Holländ. Merry, Engl. Mare, Schwed. Mär. Finnländ. Maerae.


Mähre (W3) [Adelung]


2. * Die Mähre, plur. die -n, ein völlig veraltetes Wort, welches in den nordischen Sprachen ehedem üblich war, wo es eine Jungfrau, eine junge Weibsperson, ein Mädchen bedeutete. In engerm Verstande ist Meri in den Monseeischen Glossen eine Hure, welche Bedeutung das Wort Mähre in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden noch hat, wo es mit dem Lat. Meretrix verwandt zu seyn scheinet.


Mähre (W3) [Adelung]


3. Die Mähre, plur. die -n, Diminut. das Mährchen, Oberdeutsch Mährlein, ein sehr altes Wort, von welchem sich nur noch einige weniger Überbleibsel erhalten haben. Es bedeutete, 1) * Das Gerücht, bey dem Ulphilas Meritha, mit einer andern Ableitungssylbe bey dem Ottfried Mari und Maru, bey dem Hornegk Mer, Märe. Figürlich ist daher im Angels. Maerde Ehre. In dieser Bedeutung ist es völlig veraltet. Ehedem war auch mar berühmt, bekannt, unmar unbekannt, maren ausbreiten, bekannt machen, armaren in dem Isidor beweisen und so ferner. 2) * Eine Nachricht von einer geschehenen Sache; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Bey dem Hornegk Mer, Märe. Ich, sprach er, bring euch leidig mer, Theuerd. Ich bring euch neue gute Mähr, in einem alten Weihnachtsliede. Neue Mähren hört man gerne, sagt man noch zuweilen im gemeinen Leben. 3) * Eine wahrhafte Geschichte; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher das Wort noch mehrmahls bey dem Hornegk vorkommt. 4) Eine erdichtete Erzählung, eine unwahre Geschichte, im mittlern Lat. Dicabulum. Sie haben es las eine Mähre in den Wind geschlagen, Opitz. In der Hand hat sie ein Buch mit Mähren, Gottsch. Am häufigsten ist in diesem Verstande das Diminut. Mährchen, Oberd. Mährlein. Ihre Worte dauchten sie, als wärens Mährlein, Luc. 24, 11. Mährchen erzählen, erdichten. Wo es am häufigsten von unwahrscheinlichen Erdichtungen, welche bloß in der Absicht zu belustigen erdichtet werden, gebraucht wird, um es von der Fabel und andern Arten der Dichtung zu unterscheiden.

Anm. Das Wort Mahr, Mar, ahmet ohne Zweifel durch seinen Laut das laute Geräusch nach, welches der erzählende Mund eines oder mehrerer verursacht, welches eigentlich das Gerücht ausmacht. Daher ist merjan bey dem Ulphilas verkündigen, und Märd im Isländ. ein Loblied. S. das folgende.


Mähren (W3) [Adelung]


+ Mähren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist, mit den Händen in etwas herum rühren, es sey nun ein nasser oder ein trockner Körper. In dem Kothe mähren. In dem Gelde herum mähren.

Anm. Bey dem Notker kommt die R. A. vor mare uuerden, bewegt werden. Mähren ist vermittelst der intensiven oder iterativen Endung -ren von mähen, bewegen, movere, gebildet, gleichsam mäheren.


Mahrflechte,Mahrenflechte (W3) [Adelung]


Die Mahrflechte, oder Mahrenflechte, plur. die -n, eine im gemeinen Leben übliche Benennung des Weichselzopfes, Trica Polonica, ( S. Weichselzopf.) Er wird auch Mahrklatte, Elfklatte, Marenzopf, Dän. Marlocke, Schwed. Marlock genannt. Der Mahr oder Alp hat mit diesem Worte ursprünglich nur eine zufällige Ähnlichkeit, ob es gleich seyn kann, daß man durch den Gleichlaut verführet worden, diejenigen Büschel verwirrter Haare, welche man im gemeinen Leben Mahrflechten nennet, als eine Wirkung des Mahren anzusehen. Die Holländer haben noch das alte Zeitwort marren, Angels. meran, hindern, aufhalten, verwirren, welches, wenn man m und w als zwey Lippenbuchstaben ansiehet, deren Verwechselung nicht selten ist, zu unserm wirren und wehren gehöret, ursprünglich aber mit dem vorigen mähren gleichfalls von mähen, bewegen, abstammet. Ein Mahrzopf oder eine Mahrflechte heißt also nichts anders als ein Zopf unter einander verwirrter Haare, dergleichen sich zuweilen auch in den Mähnen der Pferde finden. In den Gipfeln der Birken finden sich gleichfalls oft solche in Gestalt eines Quastes verwickelte Reiser, welche Mahrquaste heißen, und durch ihren Nahmen den gemeinen Mann zu der Einbildung verleiten, daß der Mahr solche Bäume geritten habe. Auch die Mistel wird wegen einer ähnlichen Verschlingung der Zweige in einigen Gegenden Mahrentacken genannt, von dem Nieders. Tacke, ein Zacke, Zweig.


Mahrte (W3) [Adelung]


Die Mahrte, plur. die -n, ein nur im Niedersächsischen übliches Wort, wo die Wachsscheiben in den Bienenstöcken diesen Nahmen führen. Brotmahrten, die Brotscheiben, Drohnenmahrten, Drohnenscheiben. Daher das Mahrtenhonig, das Scheibenhonig, ungeseimtes Honig.


Mährte (W3) [Adelung]


Die Mährte, plur. die -n, im gemeinen Leben einiger Gegenden, eben die Art der Speise, welche man auch eine kalte Schale zu nennen pflegt, d. i. ein kalter flüssiger Körper, worein ein festerer eingebrockt ist, es sey nun Brot, Brezel, Semmel, Pfefferkuchen, oder etwas andres ähnliches. Eine Wassermährte, Biermährte, Weinmährte.

Anm. Im Lat. Moretum. Bey dem Kero ist Merod, mixtum. Es stammet so wie das Lat. ohne Zweifel von unserm mähren, rühren, und hernach auch zerstoßen, zerreiben, her, Isländ. meria, ( S. Mörsel,) wegen der darein gebrockten oder auch zerriebenen festen Körper. Um eben dieser Ursache willen hieß eine solche Mährte im Lat. auch Intritum, von terere, und im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . In dem alten Gedichte auf den Spanischen Krieg bey dem Schilter heißt Merthe das Abendbrot, Merenda, vielleicht weil man Abends dergleichen oder ähnliche Arten von Speisen zu sich zu nehmen pflegte. Gottsched schrieb es wider alle Aussprache Merde; vielleicht weil er es von dem Latein. merdum. Dreck, ableitete.


Mai,Maie (W3) [Adelung]


Der Mai, die Maie, u. s. f. S. in May.


Maier (W3) [Adelung]


Der Maier, S. Meier.


Maille-Spiel (W3) [Adelung]


Das Maille-Spiel, S. Laufspiel.


Mais (W3) [Adelung]


Der Mais, ein Schlag, Gehau, im Forstwesen, S. Meiß.


Majestät (W3) [Adelung]


Die Majestät, plur. die -en, aus dem Lat. Majestas. 1. Die höchste, im gemeinen Leben niemanden unterworfene Gewalt und Würde; ohne Plural. 1) Eigentlich, wo allen souveränen Staaten von einem beträchtlichen Umfange die Majestät zukommt. Die Majestät beleidigen, auf eine grobe Art wider diese höchste Gewalt handeln, dergleichen Verbrechen das Laster der beleidigten Majestät genannt wird, ( S. Laster.) Gottes Majestät, seine wesentliche Erhabenheit und Gewalt über alle Dinge. 2) Figürlich. (a) Das thätige Bekenntniß dieser höchsten Erhabenheit; eine nur in der Deutschen Bibel befindliche Bedeutung. Dir gebühret die Majestät, 1 Chron. 30, 11; Epist. Jud. v. 25. (b) Der äußere Glanz, die äußere Würde dieser höchsten Gewalt. Der Kaiser zeigte sich in seiner völligen Majestät. Da es denn auch von dem höchsten Grade des äußern Glanzes, Ansehens und der Pracht anderer Dinge gebraucht wird. Die Sonne in ihrer Majestät. (c) * Ehedem wurde auch ein Majestäts-Brief die Majestät genannt, wovon Frisch ein Beyspiel anführet. 2. Eine mit der höchsten Gewalt begabte Person. Die Majestäten lästern, 2 Pet. 2, 19; Br. Jud. v. 8; wo auf eine ungewöhnliche Art obrigkeitliche Personen überhaupt verstanden werden. Jetzt gebraucht man es nur noch in den Titeln der Kaiser und Könige und ihrer Gemahlinnen, als ein Abstractum. Ew. Kaiserliche oder Königliche Majestät geruhen u. s. f. Se. oder Ihre Majestät haben befohlen. Ihre Majestäten, der Kaiser oder König und dessen Gemahlinn. Anm. Bey den Schwäbischen Dichtern Majestat. Ehe man dieses Wort aus dem Lateinischen aufnahm, druckte man es durch eigene Deutsche Wörter aus. Im Isidor heißt es Meghine, von mögen, Macht, bey dem Ottfried Eregrechti, von Grecht, Kraft, bey dem Notker Vuerchmagtigi, in Lipsii Glossen Megincraft, und zusammen gezogen Mancrefte, in Carls 4 goldener Bulle Almachtichkeit, und noch bey den spätern Schriftstellern Magenkraft und Mächtigkeit. Das Lat. Majestas ist, so wie magnus und alle dieses Geschlechtes, mit unserm Macht und mögen genau verwandt.


Majestätisch (W3) [Adelung]


Majestätisch, -er, -te, adj. et adv. Majestät habend, derselben ähnlich, in derselben gegründet, doch nur in der weitern und figürlichen Bedeutung. einen hohen Grad des äußern Ansehens und Glanzes, der äußern Pracht habend. Ein majestätischer Schimmer durchfloß den ganzen Raum um ihn her. Die majestätische Einfalt der biblischen Schreibart, die Mischung der natürlichsten und doch dabey nachdrücklichsten und anständigsten Art des Vortrages. Indeß daß der majestätische Hahn seine gluchzenden Hennen im Hofe herum führt, Geßn.

Anm. In den Kanzelleyen einiger Gegenden ist der majestätische Erbherr der oberste Lehens- und Landesherr, im Gegensatze des niedern; eine sonst ungewöhnliche Bedeutung.


Majestäts-Brief (W3) [Adelung]


Der Majestäts-Brief, des -es, plur. die -e, ein Freyheitsbrief, welchen ein souveräner Staat, oder souveräner Landesherr ertheilet, unter welchem Nahmen besonders gewisse Privilegia der Kaiser Sigismund und Rudolphs 2 bekannt sind.


Majestäts-Recht (W3) [Adelung]


Das Majestäts-Recht, des -es, plur. die -e, das der Majestät oder höchsten obrigkeitlichen Gewalt anklebende Recht, ein mit der höchsten Gewalt wesentlich verbundenes Recht; das Hoheitsrecht.


Majestäts-Schänder (W3) [Adelung]


Der Majestäts-Schänder, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Majestäts-Schänderinn, eine Person, welche die höchste Gewalt, oder die damit bekleidete Person auf die gröbste Art beleidiget.


Major (W3) [Adelung]


Der Major, des -s, plur. die -e, aus dem mittlern Lat. Major, ein Kriegsbefehlshaber, welcher unmittelbar auf den Oberst-Lieutenant folgt. Dessen Gattinn die Majorinn. Man pflegt ihn nur bey den Fußvölkern Major zu nennen, dagegen bey der Reiterey der ältere Deutsche Ausdruck Oberstwachmeister, der zugleich dessen Pflicht und Bestimmung ausdruckt, üblich geblieben ist.


Majoran (W3) [Adelung]


Der Majoran, des -es, plur. inus. eine gewürzhafte Pflanze, welche eine Art des Dostens ist, und aus wärmern Gegenden in unsere Gärten gebracht worden; Origanum Majorana L.

Anm. Der Nahme dieser Pflanze lautet im gemeinen Leben Meieran, Meiran, in Österreich Margran, im Engl. Marjoram, im Schwed. und Dän. Meiran, im Böhm. Majoranka, im Franz. Marjolaine, im Ital. Magiorana, im mittlern Lat. Majoraca, alle ohne Zweifel von dem Lat. Amaracus, mit Wegwerfung des Anfangs a.


Majorat (W3) [Adelung]


Das Majorat, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Lat. Majoratus. 1) Das Recht des Ältesten in einer Familie, ohne Plural; besonders dasjenige Recht, vermöge dessen alle oder doch die vornehmsten Güter mit ihren Hoheiten dem nächsten ältesten Erben übertragen werden, wohin in weiterer Bedeutung auch das Recht der Erstgeburt gehöret, wenn die ganze Erbschaft auf den Erstgeborenen und dessen Erben, dann erst auf den zweyten Erben u. s. f. kommt. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist das Majorat dasjenige Recht, nach welchem die Erbfolge nicht auf den Ältesten der nächsten Linie, sondern des nächsten Grades fällt; dagegen es ein Seniorat ist, wenn weder auf die Linie noch auf die Grade, sondern nur auf das bloße Alter der Personen gesehen wird. Ein gemischtes Majorat ist, wenn nach Absterben der Linie des Ältesten nicht die nächste Linie, sondern der Älteste unter den Stammsverwandten folgt. 2) Dasjenige Gut oder Land, welches auf solche Art ungetheilt allemahl bey dem Ältesten der Familie, und in engerer Bedeutung des nächsten Grades bleibt; das Majorats-Gut.


Majorenn (W3) [Adelung]


Majorenn, adj. et adv. welches aus dem mittlern Lat. majorennis im gemeinen Leben für mündig gebraucht wird. Daher die Majorennität, die Mündigkeit.


Makel (W3) [Adelung]


Der Makel, des -s, plur. ut nom. sing. ein fehlerhafter Flecken, und in weiterer Bedeutung auch ein Fehler. Man leitet es gemeiniglich von dem Lat. Macula her; allein es kann auch nur ein bloßer Seitenverwandter desselben seyn, weil das im Hochdeutschen größten Theils veraltete Mahl in eben dieser Bedeutung ehedem einen stärkern Hauchlaut in der Mitte hatte als jetzt; Machel, zusammen gezogen Mahl. ( S. 6. Mahl und das folgende Mäkeln.) Der Unterschied des Geschlechtes macht solches gleichfalls wahrscheinlich. Daher makelig, besudelt, befleckt, makellos, rein, unbefleckt. Das Zeitwort makeln ist nur in bemakeln, für beflecken, beschmutzen, üblich.


Mäkeln (W3) [Adelung]


1. * Mäkeln, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert. Es ist nur im gemeinen Leben einiger Gegenden, besonders Niedersachsens, üblich, wo es Makel, d. i. Fehler, aufsuchen und finden, Kleinigkeiten tadeln, bedeutet. Über eine Sache mäkeln. Etwas an einer Sache mäkeln. Überall etwas zu mäkeln finden. Alles mäkeln. Daher der Mäkler, der Tadler, die Mäklerinn, die Tadlerinn, die Mäkeley, das Tadeln. Es scheinet von dem vorigen Mäkel abzustammen, wie tadeln, von Tadel.


Mäkeln (W3) [Adelung]


2. Mäkeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches in einigen Handelsstädten, besonders Niedersachsens, üblich ist, einen Mäkler, d. i. Unterhändler der Kaufleute, abgeben. In einigen Gegenden wird es für trödeln gebraucht, einen Trödler abgeben, mit alten Waaren und Geräthschaften handeln.

Anm. Wachter leitet es von machen, verbinden, ab, ( S. Gemahl,) zumahl da Maquereau im Franz. einen Kuppler bedeutet; Frisch von machen, den Kauf machen; andere mit mehrerer Wahrscheinlichkeit von dem Holländ. maecken, einen Vertrag machen, wenn nicht vielmehr die Bedeutung des Handelns in diesem Worte die herrschende ist. Im mittlern Lat. ist mangonare, Franz. maquignoner, auf eine betrügliche Art handeln, schlechte und wohlfeil erkaufte Waaren theuer wieder verkaufen.


Mäkler (W3) [Adelung]


1. Der Mäkler, des -s, plur. ut nom. sing. ein Tadler, tadelsüchtiger Mensch, S. 1. Mäkeln.


Mäkler (W3) [Adelung]


2. Der Mäkler, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen, besonders Niedersächsischen Handelsstädten, ein Unterhändler der Kaufleute, der ihre Waaren zu verkaufen sucht, in Leipzig und andern Orten, wenn es eine verpflichtete Person ist, ein Sensal. Zuweilen wird auch einer, der auf eine wucherhafte Art mit etwas im Kleinen handelt, ein Mäkler genannt, daher der Geldmäkler alsdann ein Geldwechsler ist. An andern Orten führen die Trödler den Nahmen der Mäkler. Schwed. Mäklare, Holländ. Maeckelaer. Das Engl. Mackler bedeutet gleichfalls einen Unterhändler.


Mäklerlohn (W3) [Adelung]


Der Mäklerlohn, des -es, plur. inus. dasjenige, was der Mäkler oder Unterhändler eines Kaufmannes für seine Bemühung erhält; die Sensal-Gebühren, mit einem ausländischen Worte die Courtage.


Makrele (W3) [Adelung]


Die Makrele, plur. die -n, eine Art eßbarer Seefische, welche häufig in der Nordsee gefangen werden, einen gedruckten und glatten Kopf, eine Kiemenhaut mit sieben Strahlen und fünf kleine getrennte Afterfinnen am Schwanze haben; Scomber Scombrus L. Er ist ungefähr eine Elle lang; hat keine Schuppen, und führet graue Querstreifen über dem Rücken. Im Dän. und Norw. Makreel, im mittlern Lat. Maquerellus, Makeuus, im Engl. Mackerel, im Franz. Maquerean und Maquerel, im Ital. Macarello.


Makrone (W3) [Adelung]


Die Makrone, plur. die -n, eine Art Zuckergebackenen, von Mehl, zerstoßenen Mandeln und Zucker. Aus dem Ital. Maccarone, Franz. Macaron, im mittlern Lat. Maccaro, von dem Ital. Macca, Mehl, Schrot, gröblich zerstoßene Dinge, und maccare, gröblich zermalmen. Das Ital. Maccarone hat noch eine andere Bedeutung, welche in Deutschland gleichfalls nicht selten ist, indem es grobe oder große Nudeln und aus einem Nudelteige gemachte Mehlflecke bedeutet, welche in Italien und Oberdeutschland auf mancherley Art zugerichtet werden. Diesen Nudeln oder Maccaroni zu Ehren schrieb Merlino Cocajo, ein scherzhafter Dichter seiner Zeit, seine Maccorea, ein possierliches Gedicht, in welchem Lombardische und Lateinische Verse mit einander abwechselten; daher man nachmahls alle aus mehrern abwechselnden Sprachen bestehende Gedichte maccaronische Gedichte genannt hat.


Mal (W3) [Adelung]


Mal, S. Mahl.


Malachit (W3) [Adelung]


Der Malachit, des -en, plur. die -en, ein grüner glasartiger Stein, welchen man ehedem unter die Edelsteine rechnete, welcher aber weiter nichts als ein grüner quarzartiger Spath ist, der eine Politur annimmt und seine grüne Farbe von dem beygemischten Kupfer hat, daher man ihn auch unter die Kupfererze rechnet. Aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - oder - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, -Malva, Pappel, weil sein Grün dem Grün dieser Pflanze ähnlich ist. Weil er, wenn er den Kindern angehängt wird, sie vor dem Schrecken bewahren soll, so wird er im gemeinen Leben auch Schreckstein genannt.


Malaga (W3) [Adelung]


Der Malaga, plur. car. der Nahme eines Sectes oder Spanischen süßen Weines, welcher aus der Stadt Malaga in Granada zu uns gebracht wird, von welcher er auch den Nahmen hat.


Maledeihen (W3) [Adelung]


Maledeihen, verb. reg. act. welches nur noch in dem zusammen gesetzten vermaledeihen, für verfluchen, im gemeinen Leben vorkommt. Es ist aus dem Latein. maledicere verstümmelt, wie benedeihen von benedicere.


Malefiz (W3) [Adelung]


Das Malefiz, des -es, plur. die -e, ein aus dem Lat. Maleficium entlehntes und nur in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort, wo es nicht nur ein Criminal-Verbrechen, sondern auch das Recht, Criminal-Verbrechen zu untersuchen und zu bestrafen, die obere Gerichtbarkeit, den Blutbann bedeutet, welcher alsdann auch das Malefiz-Recht genannt wird. Daher der Malefiz Fall, ein für diese Gerichtbarkeit gehöriger Fall, ein Zentfall, Fraisfall, Criminal-Fall; das Malesiz-Gericht, das obere Gericht, Criminal-Gericht.


Malen (W3) [Adelung]


Malen, S. Mahlen.


Mallemucke (W3) [Adelung]


Die Mallemucke, plur. die -n, der nordische Nahme des Sturmvogels, S. dieses Wort.


Malm (W3) [Adelung]


Der Malm, des -es, plur. inus. nur in einigen Gegenden, ein zerriebener, zu Pulver gemachter, gemahlner Körper, Staub, Graus, Gries u. s. f. Frisch führet einige ältere Beyspiele an, woraus erhellet, daß im Nieders. Melm für Staub gebraucht worden, in welchem Verstande es auch bey dem Stryker vorkommt Im Schwed. ist Malm der Sand, und im Ital. Melma Roth, Schlamm. Es gehöret mit dem noch üblichern Mulm, dem Nieders. Mull, Staub, Auskehricht, unserm Malz und Mehl, dem Oberd. Schmolle, Brotkrume, Isländ. Mola, und andern dieser Art zu dem Zeitworte 2. Mahlen, molere, und dem davon abstammenden malmen. S. Mulm und Zermalmen.


Malonke (W3) [Adelung]


Die Malonke, plur. die -n, eine Art Pflaumen, S. Maronke.


Malvasier (W3) [Adelung]


Der Malvasier, (dreysylbig,) des -s, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, ein goldgelber, balsamischer, süßer Wein, welcher um die Stadt Napoli di Malvasia in Morea wächset, wovon er auch den Nahmen hat. Nach andern soll er den Nahmen von Arvista auf der Insel Chios haben, woraus die Italiäner Malvisia gemacht. In weiterer Bedeutung wird auch ein ähnlicher Wein von der Insel Candien mit diesem Nahmen beleget, so wie man nachgekünstelte Malvasiere aus Frankreich und andern Ländern bringt. Im Theuerdanke Malfasey, im Nieders. Malmaster, Malmesten, Engl. Malmley.


Malve (W3) [Adelung]


Die Malve, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, aus dem Lat. Malva, eine Pflanze; Malva L. Die in Deutschland einheimische Arten dieser Pflanze sind unter dem Nahmen der Waldpappel, Gänsepappel und der Siegmarswurz am bekanntesten, so wie der Deutsche Nahme Pappel im gemeinen Leben mehrern Arten Gewächse gegeben wird, welche man in der Botanik sorgfältig unterscheidet, ( S. Pappel.) Bey einigen neuern Schriftstellern führet auch die Lavatera L. ein ausländisches Gewächs dieser Classe, Engl. Mallow, den Nahmen der Malve.


Malz (W3) [Adelung]


Das Malz, des -es, plur. inus. das zum Bierbrauen bestimmte geschrotene Getreide, und in weiterer Bedeutung auch das durch Einweichen und Dörren zum Schroten zubereitete Getreide dieser Art. Daher man unter dem Ausdrucke Malz machen oder malzen und mälzen gemeiniglich nur die Arbeit des Einweichens und Dörrens verstehet, ungeachtet nach der Abstammung eigentlich das Schroten dieses Getreides diesen Nahmen führen sollte. Luftmalz, welches nach dem Einweichen und Keimen an der Luft getrocknet worden, zum Unterschiede von dem Darrmalze. Weitzenmalz, Gerstenmalz, Hafermalz. Es ist Hopfen und Malz an ihm verloren, sagt man im gemeinen Leben von einem Menschen, von welchem keine Besserung mehr zu hoffen ist.

Anm. Im Nieders. Molt, im Angels. Mealt, im Engl. Malt, im Holländ. Mout, im Schwed. Malt. Wachter leitet es sehr unwahrscheinlich von dem Lat. Polenta ab, Frisch von dem Lat. Molitum, Ihre mit etwas mehrerer Wahrscheinlichkeit von dem Schwed. mjäll, Engl. mellow, weich, mollis, milde, molsch, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, erweichen, Angels. mealt, Deutsch schmelzen, so daß damit vornehmlich auf die Einweichung gesehen würde, zumahl da im Schwed. mälta von dem ersten Keimen der Gewächse gebraucht wird. Mit eben so vielem Rechte kann man es als einen Abkömmling von mahlen, molere, ansehen, zumahl da Molt und Molta bey den Schriftstellern des mittlern Zeitalters mehrmahls für Staub vorkommen, und im mittlern Lat. Malia, Molta, Mörtel ist. Vermuthlich wurde das Malz aus einer ähnlichen Ursachen ehedem auch Braß genannt, im mittlern Latein. Brace, Brasium, indem das Schroten des zum Malz bestimmten Getreides noch jetzt brechen genannt wird.


Malz-Accise (W3) [Adelung]


Die Malz-Accise, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, in einigen Ländern, eine Accise, welche von dem Malze entrichtet wird.


Malzboden (W3) [Adelung]


Der Malzboden, des -s, plur. die -böden, ein Boden, auf welchem das eingeweichte und zum Malz bestimmte Getreide getrocknet wird; ingleichen ein Boden, auf welchem das Malz aufbewahret wird.


Malzbret (W3) [Adelung]


Das Malzbret, des -es, plur. die -er, in den Malzbarren, diejenigen Breter, auf welchen das Malz im Darren zu liegen kommt.


Malzdarre (W3) [Adelung]


Die Malzdarre, in der anständigern Sprechart, die Malzdörre, plur. die -n, eine besondere Art Öfen in den Brauhäusern, auf welchen das zum Malz bestimmte Getreide gedörret, d. i. durch Hülfe des Feuers getrocknet wird.


Malzen (W3) [Adelung]


Malzen, im gemeinen Leben mälzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, Malz machen, wo es doch nur von der vor dem Schroten oder Mahlen nöthigen Zubereitung, besonders dem Einweichen und Trocknen gebraucht wird. Nieders. molten, Holländ. mouten, Schwed. mälta.


Malzer,Mälzer (W3) [Adelung]


Der Malzer, oder Mälzer, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher die Geschicklichkeit verstehet, aus dem Getreide durch Einweichung, Trocknung und Dörrung Malz zu machen; der Malzmacher. Nieders. Molter, Holländ. Mouter.


Malzkammer (W3) [Adelung]


Die Malzkammer, plur. die -n, in den Brauhäusern, eine Kammer, in welcher man das Malz, ehe es auf die Mühle zum Schroten geschaffet wird, nochmahls anfeuchtet.


Malzkasten (W3) [Adelung]


Der Malzkasten, des -s, plur. ut nom. sing. ein Kasten, in welchem das Malz verwahret wird. In einigen Gegenden ist es auf den Malzmühlen ein Kasten von bestimmter Größe, welcher zugleich das Maß des zu einem Gebräude nöthigen Malzes ist.


Malzkorb (W3) [Adelung]


Der Malzkorb, des -es, plur. die -körbe, ein Korb, worin das Malz von der Darre auf den Malzboden getragen wird.


Malzmahler (W3) [Adelung]


Der Malzmahler, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten, z. B. in Dresden, eine verpflichtete und von dem Malzmüller noch verschiedene Person, welche die Aufsicht über das zum Mahlen bestimmte Malz hat.


Malzmühle (W3) [Adelung]


Die Malzmühle, plur. die -n, eine Mühle, auf welcher nur allein Malz gemahlen wird, im mittl. Lat. Maltmulna, Molendinum Brasarium.


Malzmüller (W3) [Adelung]


Der Malzmüller, des -s, plur. ut nom. sing. der Eigenthümer einer Malzmühle, oder ein Müller, welcher nichts als Malz mahlet.


Malzschaufel (W3) [Adelung]


Die Malzschaufel, plur. die -n, eine Schaufel, womit das zum Malz bestimmte Getreide auf der Malztenne umgewendet wird.


Malzscheibe (W3) [Adelung]


Die Malzscheibe, plur. die -n, die auf der Tenne in Gestalt einer Scheibe ausgebreitete auswachsende Gerste.


Malzstaub (W3) [Adelung]


Der Malzstaub, des -es, plur. car. dasjenige, was von dem fertigen Malze vor dem Schroten durch Sieben abgesondert wird, und aus Keimen, Staub u. s. f. bestehet; Darrstaub.


Malztenne (W3) [Adelung]


Die Malztenne, plur. die -n, eine Tenne in einem Brauhause, auf welche das eingeweichte Getreide zum Keimen und Auswachsen geschüttet wird. Im Churkreise heißt sie die Hummel.


Mamma (W3) [Adelung]


Die Mamma, plur. inus. die Mutter; ein zunächst aus dem Französischen entlehntes Wort, welches Kinder von guter Erziehung statt des im gemeinen Leben üblichen Mutter zu gebrauchen pflegen, so wie für Vater in diesem Falle Papa üblich ist. Indessen wird es jetzt nur noch von unmündigen und unerwachsenen Kindern gebraucht, dagegen erwachsene in den Anreden wohl auch noch die Französischen Ausdrücke beybehalten, sich aber, wenn sie in der dritten Person von ihren Ältern sprechen, lieber der Deutschen Ausdrücke Vater und Mutter bedienen.

Anm. Es ist zwar in dieser Gestalt zunächst aus dem Französischen entlehnet, indessen ist es doch so wie Amme ein altes Wort, welches die Natur selbst die unmündigen Kinder stammeln lehret, weil die Sylben am und ma die ersten und leichtesten sind, welche ein Kind aussprechen lernet, daher auch dieses Wort fast in allen Sprachen angetroffen wird. Dahin gehören unter andern auch das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und das Lat. Mamma. ( S. Amme, und das folgende Mämme.) Um eben dieser Ursache willen heißt auch die weibliche Brust im Französischen Mammelle.


Mämme (W3) [Adelung]


Die Mämme, plur. die -n, das vorige Wort, nur in seiner echten Deutschen Gestalt. 1) Es ist noch in den niedrigen Sprecharten für Mutter üblich, besonders so fern es von unerwachsenen Kindern des großen Haufens gebraucht wird. Meine Mämme. 2) Eine feige Mämme, ein feiger Mensch im verächtlichen Verstande, welchen man auch wohl eine alte Mämme, ein altes Weib, zu nennen pflegt.

Anm. In der ersten Bedeutung im Nieders. Möhme, im Wallis. und Engl. Mam, im Schwed. Mamma, im Albanischen Mama, im Wallach. Mama. S. das vorige, ingleichen das gleichfalls damit verwandte Muhme.


Mammeluck (W3) [Adelung]


Der Mammeluck, des -en, plur. die -en, ein Arabisches Wort, welches eigentlich einen Sclaven bedeutet, und womit man in Ägypten diejenigen zu benennen pflegt, welche von christlichen Ältern geboren, in ihrer Jugend aber gefangen, und in der Mahomedanischen Religion und Sitte erzogen worden. Es ist durch die Handlung, vielleicht auch schon durch die Kreuzzüge, in Deutschland bekannt geworden, wo man es nur im verächtlichen Verstande, so wohl von einem Abtrünnigen in der Religion, als auch von dem Überläufer zu eines andern Partey, ja oft auch überhaupt von einem Heuchler zu gebrauchen pflegt. Denn kein Mammeluck besteht, Wenn die Welle Harter Plagen sich erhöht, Gryph.


Mammon (W3) [Adelung]


Der Mammon, des -s, plur. car. zeitliches Vermögen, im verächtlichen Verstande, und so fern man sein Herz auf eine ungebührliche Art daran hänget; ein Griechisches, durch Luthers Übersetzung des neuen Testamentes in der theologischen Sprechart üblich gewordenes Wort, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, heftig begehren. Daher der Mammons-Knecht, oder Mammons-Diener, der dem zeitlichen Vermögen auf eine ungeordnete Art ergeben ist, im verächtlichen Verstande. Im Tatian kommt dafür Vuerolt uuolu vor.


Man (W3) [Adelung]


1. * Man, eine Partikel, welche nur im Niederdeutschen und den nördlichen Sprachen gangbar, den Hoch- und Oberdeutschen aber unbekannt ist. Sie bedeutet, 1) aber. Ich weiß es wohl, man (aber) ich sage es nicht. 3) Nur. Das ist ja man (nur) ein Bißchen. Komm man (nur) her. Im Holländ. men, im Schwed. man, wo es mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - in der Bedeutung genau überein kommt.


Man (W3) [Adelung]


2. Man, ein unbestimmtes Pronomen, welches nur allein conjunctive mit der dritten einfachen Person eines Zeitwortes gebraucht wird. Es bestimmt von dem Subjecte, welches es ausdruckt, weiter nichts, als daß solches zum menschlichen Geschlechte gehöre, ohne übrigens die Zahl, das Geschlecht, oder sonst einen andern Umstand auszudrucken. Es ist darin der Gegensatz, oder wenn man lieber will, der Gesellschafter des unbestimmten es, welches nur allein von Sachen oder Dingen gebraucht wird, sich aber doch im Gebrauche weiter erstreckt als man, indem es mit einem Beysatze auch von Personen gebraucht werden kann, dagegen sich man niemahls von Sachen brauchen läßt. Es schießt jemand, oder man schießt. In den Sprachlehren heißt es gemeiniglich, dieses man mache unpersönliche Zeitwörter, oder werde unpersönlichen Zeitwörtern vorgesetzt; ein Ausdruck der sehr unbequem ist. Man ist wirklich ein persönliches Fürwort, aber ein sehr unbestimmtes, welches die Zahl, das Geschlecht, und übrigen Verhältnisse der handelnden Person unentschieden lässet, aber doch immer etwas Persönliches bedeutet. Man hat es mir gesagt, kann so wohl bedeuten, es hat es mir jemand gesagt, als auch, es haben es mir mehrere gesagt. Man findet allerley Leute in der Welt. Man schreibt es mir von Amsterdam. Wenn man nicht hören will, so muß man fühlen. Als ob es eine Schande wäre, zu nehmen, was man uns gibt, Weiße. Man denke sich einen Menschen, der nie in der Gesellschaft gelebt hat. Man beneidet mich, sonst würde man sie nicht verkleinern, Gell: Der Thiere Krieg hört auf, man ist der Zwietracht müde, Haged. Man gebraucht dieses unbestimmte Fürwort oft wenn man das Subject mit Fleiß nicht näher bestimmen will. S. Es 1. Da dieses Fürwort die Person sehr unbestimmt ausdruckt, so kann es nicht in solchen Fällen gebraucht werden, wo die Handlung von der Art ist, daß sie nur einer sehr bestimmten Person zukommen kann. Man sagt daher nicht, man hat die Welt erschaffen, sondern Gott hat, oder die Welt ist erschaffen worden; nicht man hat mich geboren, sondern ich bin geboren worden. Dahin gehöret auch der in einigen Gegenden übliche Gebrauch, wo man sich dieses Fürwortes bedienet, wenn man einen andern nicht gern du, er oder sie nennen will. Man komme her. Man schweige doch. Welcher Gebrauch widrig klingt, weil der persönliche Gegenstand, welchen dieses man bezeichnen soll, hier sehr bestimmt ist. Dieses Pronomen kann nur allein in der ersten Endung gebraucht werden. In den übrigen Endungen bedienet man sich in Niedersachsen des unbestimmten ein. Was man nicht gelernet hat, das kann man auch nicht von einem fordern. Wenn man den Leuten die Wahrheit sagt, so wird man einem gram. Es wird einem blutsauer. In der anständigern Schreibart vermeidet man solches, und sucht dem Ausdrucke eine andere Wendung zu geben. Man muß es sich blutsauer werden lassen. Wenn man den Leuten die Wahrheit sagt, so wird man von ihnen gehasset. S. 1. Ein IV. Da man allein den persönlichen Gegenstand ausdruckt, so läßt es sich nicht allemahl im Passivo gebrauchen, wo es im Activo Statt fand. Im Activo sagt man ganz richtig, man schießt, im Passivo hingegen, es wird geschossen, weil sich hier der persönliche Gegenstand in den Gegenstand der Sache verwandelt. In einigen Oberdeutschen Kanzelleyen pflegt man dieses man, um den Ausdruck noch unbestimmter zu machen, oft durch ein passives Reciprocum zu umschreiben. Wenn nicht einmahl sich selbst geschonet wird, für, wenn man nicht einmahl sich selbst schonet.

Anm. Bey dem Ottfried und andern ältern Schriftstellern gleichfalls man, im Nieders. men, me, im gemeinen Leben einiger Oberdeutschen ma, im Dän. und Schwed. man. Es ist unser Wort Mann, so fern es ehedem überhaupt einen Menschen bedeutete, welches in dieser Gestalt sein altes einfaches n behalten hat, als man das Hauptwort im 16ten Jahrhunderte mit einem doppelten nn zu schreiben anfing. Die heutigen Franzosen gebrauchen dafür on, die ältern schreiben es hom, welches gleichfalls das verkürzte homme, Mensch, ist. Das hohe Alter dieser Art des Ausdruckes erhellet unter andern auch aus dem Hebräischen, wo die Hauptwörter - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, welche beyde einen Mann bedeuten, so wie unser Deutsches man gleichfalls unbestimmt gebraucht werden. S. Mann.


Manati (W3) [Adelung]


Der Manati, S. Seekuh.


Mancher (W3) [Adelung]


Mancher,


manche (W3) [Adelung]


manche,


manches (W3) [Adelung]


manches, ein unbestimmtes Pronomen der Personen und Sachen, welches nach der dritten Declination der Beywörter gehet, daher keinen Artikel vor sich leidet, und mehrere Dinge Einer Art mit einem schwachen Nebenbegriff der Vielheit bedeutet, so wie einige den schwachen Nebenbegriff der wenigen Anzahl bey sich hat. Es wird so wohl conjunctive, d. i. in Gesellschaft seines Hauptwortes, als auch absolute, und ohne dasselbe gebraucht. Da es den Begriff der Mehrheit hat, so stehet es ordentlicher Weise im Plural. Manche Leute können das nicht glauben, d. i. es gibt Leute, welche das nicht glauben können. Unter so vielen Menschen müssen nothwendig manche glücklich, manche aber unglücklich seyn. Manchen ist dieses angenehm, manchen oder mehrern Menschen. Um diese Stärke zu zeigen, muß unsere Geduld durch manche Fälle geübt seyn, Dusch. Durchs liebe Ungefähr, das mancher Glückstern ist, Michael. mancher Menschen. Noch häufiger aber im Singular als ein Collectivum. Mancher ist arm bey großem Gut, und mancher ist reich bey seiner Armuth, Sprichw. 13, 7. So manche Stadt, so manche Götter hast du, Juda, und so manche Gassen zu Jerusalem sind, so manchen Schandaltar habt ihr aufgerichtet, Jer: 11, 13, so viele. Hieran wird sich mancher stoßen, mancher Mensch. So manches Herz, das sich verirrte, hat an dem Freunde einen Retter gefunden, Gell. mehrere Herzen, welche u. s. f. Mancher, der sich für noch so weise hält, ist dennoch ein Thor. Das kann in mancher andern Absicht nützlich seyn. Seine Schreibart kann durch kleine Verbesserungen noch manches gewinnen. Ein Held, der sich durch manche Schlacht, Durch manches verheertes Land des Lorbers werth gemacht, Gell. Ich pflück' ihr manchen Strauß, dieß läßt sie auch geschehn, ebend. Seyd tapfer, mancher ist gestiegen, Weil er entschlossen in Gefahr, Und durstig nach der Ehre war, ebend. So auch manche, d. i. manche Person weiblichen Geschlechtes, manches, manches Ding; aber das Neutrum manches, für manche Person, mancher Mensch, gehöret in die niedrige Sprechart. Einige Sprachlehrer setzen dieses Pronomen mit unter diejenigen, welche die zweyte Endung des Hauptwortes vor sich her gehen lassen. Allein im Hochdeutschen ist diese Wortfügung ungewöhnlich, indem man dafür die Vorwörter von und unter gebraucht, außer zuweilen mit dem Relativis; es waren ihrer manche, deren manche, welche u. s. f. d. i. manche von oder unter ihnen, oder denselben. Gewöhnlicher ist es, daß der Genitiv nachfolget; manche unserer Bekannten, von oder unter unsern Bekannten.

Anm. In der Fränkischen Mundart schon 790 manger, bey dem Ruotpert 880 maaegiu, manche, bey dem Ottfried manag, manag leid. in manago arabeiti, bey den spätern Oberdeutschen Schriftstellern maniger, mannicher, menger, im Nieders. mannig, männig, mannig-een, bey dem Ulphilas im Plural managos, im Dän. mange, im Schwed. mang und marg, im Engl. many, im Angels. manig, im Franz. mami. Wegen der unbestimmten Bedeutung lassen es viele von dem vorigen man abstammen; allein es ist wahrscheinlicher, daß es das Beywort von dem Hauptworte Menge ist, weil es ehedem auch auf eine bestimmtere Art viel bedeutet hat, wie manag bey dem Kero, maneg im Isidor, manig bey dem Willeram, manag bey dem Ulphilas, mnogo im Russischen, mnchy im Böhmischen und mnogi im Pohlnischen. Das Stammwort ist ein veraltetes man, viel, woraus mit der Ableitungssylbe -ig, manig, mannig und zusammen gezogen manch, und mit der Endung der Abstracten e, Manige, zusammen gezogen Menge, geworden. Die verlängerte Form mannig hat sich noch in mannigfaltig erhalten. Das Lateinische Manus in der Bedeutung mehrerer Menschen scheinet damit verwandt zu seyn. ( S. Menge). Als es schon die unbestimmte heutige Bedeutung angenommen hatte, setzte man ehedem zuweilen noch viel davor, den Nebenbegriff der Mehrheit noch hervorstechender zu machen. Von der elbe wirt entsehen vil maniger man, Heinrich von Morunge. Mit vil maniger clage, Kaiser Heinrich. An viel manchen Ortte, Theuerd. Kap. 38.


Mancherley (W3) [Adelung]


Mancherley, ein unabänderliches Beywort, von mancher, d. i. mehrerer Art und Weise, welches ein Hauptwort so wohl in der einfachen, als vielfachen Zahl nach sich haben kann, indem es in dem ersten Falle so wie mancher collective stehet. Daß du dein Feld nicht besäest mit mancherley Samen, 3 Mos. 3, 3. Nachdem er durch mancherley Anfechtung bewähret ist, Judith 8, 19. Stecke dich nicht in mancherley Händel, Sir. 11, 10. Es fallen mir mancherley Gedanken ein. Ingleichen von Sachen auch absolute. Mancherley lesen, fragen, vornehmen. Er hat schon mancherley erfahren. Nur nicht als ein Nebenwort, welche Farm es so wenig als mancher annehmen kann, ob es gleich Judith 8, 19 heißt: Abraham ward mancherley versucht, d. i. auf mancherley Art. In dem alten Gedichte auf den heil. Anno, manigirslahte, bey den Schwäbischen Dichtern mancher hande bluemelin, wo aber auch schon maniger leie vorkommt. S. - Ley.


Manchmahl (W3) [Adelung]


+ Manchmahl, ein nur im gemeinen Leben übliches Nebenwort der Zeit, für manches Mahl, d. i. zuweilen, dann und wann. Er kommt manchmahl zu uns, zuweilen, dann und wann. Man weiß manchmahl nicht, wie sich eine Sache schicken muß. Ich muß euch doch sagen, daß mich Peter manchmahl dauert, Weiße. Sie sieht manchmahl eine Sache besser ein als ich, Gell. Mit dem mehr hervorstechenden Nebenbegriffe der Vielheit, für mehrmahls, ist es im Hochdeutschen völlig ungewöhnlich, ob es gleich in der Deutschen Bibel in derselben vorkommt. Denn die "Pharisäer" essen nicht, sie waschen denn die Hände manchmahl, Marc. 7, 2. Nachdem vor Zeiten Gott manchmahl und mancherley Weise geredt hat, Ebr. 1, 1.


Mand,Mande (W3) [Adelung]


* Die Mand, oder Mande, plur. die Manden, ein nur im Niederdeutschen, ingleichen am Nieder-Rheine, und um den Main übliches Wort, einen Korb zu bezeichnen. Eine Mand Wäsche. Daher der Mandmacher, der Korbmacher, das Mändlein, ein Körbchen. Im Angels. und Holländ. Mand, im Nieders. Mande, im Engl. Maund, im Franz. Manne. Es hat überhaupt den Begriff der Vertiefung und gehöret zu dem Geschlechte der Wörter Mund, 2. Mandel, dem Franz. Miene u. a. m. S. diese Wörter.


Mandel (W3) [Adelung]


1. Die Mandel, plur. die -n, ein Werkzeug, das gewachsene und getrocknete leinene Geräth und andere Zeuge durch hin und her bewegen damit glatt und weich zu machen. Es bestehet aus einem starken hölzernen Gerüste, in welchem ein mit Steinen beschwerter beweglicher Kasten über die auf die Mandelhölzer oder zwey runde hölzerne Walzen gewundene Wäsche hin und her gezogen wird. Sie wird in andern Gegenden die Mange, die Mangel, noch häufiger aber die Rolle genannt. ( S. Mange.) Ein kleineres Werkzeug dieser Art ist unter dem Nahmen des Mandelholzes bekannt, S. dieses Wort.

Anm. Da Mand in einigen Gegenden einen Korb bedeutet, so könnte man glauben, daß mit dieser Benennung zunächst auf den mit Steinen gefüllten Kasten gesehen würde, welcher das Hauptstück dieser Maschine ist. Allein es ist glaublicher, daß die Bewegung der Grund der Benennung ist, und da würde es zu unserm mahnen, so fern es eigentlich ziehen bedeutet, gehören, Schwed. mana, und vermittelst der Ableitungssylbe -el ein Werkzeug bedeuten, welches hin und her gezogen wird; wenn nicht vielmehr den cylindrischen Walzen dieser Nahme zunächst zukommt. Im mittlern Lat. ist Mandalus ein Riegel.


Mandel (W3) [Adelung]


2. Die Mandel, plur. die -n, ein sehr übliches Wort, eine Zahl von funfzehen zu bezeichnen. 1) Eigentlich. Eine Mandel Eyer, Käse, Nüsse u. s. f. Wenn ein Zahlwort oder ähnliches Beywort vorher gehet, so bleibt es im Plural, wie die meisten Wörter dieser Art, unverändert. Sechs Mandel Garben, nicht Mandeln. Wie viel Mandel sind das? 2) Figürlich, im Hoch- und Oberdeutschen, ein Haufen von funfzehen auf dem Felde zum Trocknen aufgesetzten Getreidegarben, welcher in Niedersachsen eine Hocke, und so fern er in manchen Gegenden aus zwanzig Garben bestehet, eine Stiege, um Frankenhausen eine Gloge, im Trierschen ein Kasten, Kornkasten, im Osnabrückischen ein Gast genannt wird. Und zündete also an die Mandeln samt dem stehenden Korn, Richt. 15, 5. Boas legte sich hinter eine Mandel, Ruth. 3, 7. Und haben so viele Altäre, als Mandeln auf dem Felde stehen, Hof. 12, 12.


Anm. In der ersten Bedeutung einer Zahl von funfzehen gehöret es vermuthlich zu dem Worte Mand ein Korb, und in weiterer Bedeutung ein Gefäß, zu welchem auch das Lat. Manns, so fern es zunächst die hohle Hand bedeutet, gehören kann; so daß eine Mandel ursprünglich so viel Dinge Einer Art waren, als in einem gewissen Gefäße Raum hatten, oder wenn man zunächst auf Manus und Manipulus siehet, so viel als man in der Hand fassen konnte. Das mittlere Lat. Manna bedeutet gleichfalls eine Hand voll. Im Oberdeutschen und selbst in einigen Hochdeutschen Gegenden ist es in dieser Bedeutung ungewissen Geschlechtes, das Mandel. Die zweyte Bedeutung kann so fern als eine Figur der ersten angesehen werden, als wirklich funfzehen Garben zu einer Mandel gerechnet werden. Indessen lässet sie sich auch füglich durch einen Haufen überhaupt erklären, da denn dieses Wort zu 5. Mahl und "Malter" gehören würde, indem das n gar oft ein müßiger Nasenlaut ist. Im mittlern Lateine bedeuten Mandualis einen Haufen, und Molonus, Modolon, Modulum, Meta u. s. f. einen solchen Haufen Garben, und auch unser "Malter" wird so wohl von einem Gefäße, als einem Haufen Holz von bestimmter Größe, als endlich auch von einer Zahl von funfzehen gebraucht.


Mandel (W3) [Adelung]


3. Die Mandel, plur. die -n, der eßbare oval-runde platte Kern der Steinfrucht des Mandelbaumes; Amygdalus L. Süße Mandeln, bittere Mandeln. Im gemeinen Leben einiger Gegenden führen die Mandeln den Nahmen der Mandelkerne. Figürlich führen diesen Nahmen auch, wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, zwey Drüsen am Anfange des Schlundes, am obern Theile der Luftröhre ein wenig unter dem Zäpfchen, in dem menschlichen und thierischen Körpern; Lat. Amygdala, Ital. le Mandole, Dän Mandel. Anm. In der ersten Bedeutung im Dän und Schwed. gleichfalls Mandel, im Engl. Almond, im Franz. Amande, alle aus dem Ital. Amandola, Mandola, Lat. Amygdalum, und dieß aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, welchen Nahmen dieser in dem wärmern Asien einheimische Baum vermuthlich aus seiner Heimath mit nach Griechenland und von da nach Italien gebracht hat. Indessen scheinet der Grund der Benennung in der Gestalt zu liegen, indem - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im mittlern Lat. Magdalium, von mehrern Arten walzenförmiger Dinge gebraucht wird.


Mandelbaum (W3) [Adelung]


Der Mandelbaum, des -es, plur. die -bäume, S. das vorige.


Mändelbaum (W3) [Adelung]


* Der Mändelbaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Oberdeutschen Gegenden, z. B. im Würtembergischen, die gemeine Fohre oder Kiefer, Pinus sylvestris L. Etwa von einem und eben demselben Stammworte mit Mond? S. dasselbe.


Mandel-Benzoe (W3) [Adelung]


Die Mandel-Benzoe, plur. inus. in den Apotheken ein Nahme der reinern größern Stücke der Benzoe mit größern Milchflecken.


Mandelbret (W3) [Adelung]


Das Mandelbret, des -es, plur. die -er, ein starkes langes Bret mit einem Griffe am Ende, welches ein Theil der Handmandel ist, und womit das Mandelholz durch Drücken hin und her beweget wird; bey andern das Mangebret oder Mangelbret. S. 1. Mandel.


Mandelbrey (W3) [Adelung]


Der Mandelbrey, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, S. S. Mandelmuß.


Mandelbrot (W3) [Adelung]


Das Mandelbrot, des -es, plur. inus. eine Art Zuckergebackenen von Mehl, Zucker, zerriebenen Mandeln, und allerley Gewürzen, welches auch Mandel-Biskuit genannt wird. Siehe 3. Mandel.


Mandelbutter (W3) [Adelung]


Die Mandelbutter, plur. inus. in den Küchen, eine mit gestoßenen Mandeln, wie ein Marzipan-Teig vermengte Butter, welche zum Verspeisen auf den Tisch gesetzt wird.


Mandelholz (W3) [Adelung]


Das Mandelholz, des -es, plur. die -hölzer, die runden Hölzer oder Walzen an einer Mandel, um welche der zu glättende Zeug gewickelt wird. Ingleichen die ähnliche Walze einer Handmandel, welche durch das Mandelbret in Bewegung gesetzt wird, und diese ganze Handmandel selbst. In beyden Fällen auch das Mangeholz, Mangelholz, Rollholz, S. 1. Mandel.


Mandelkern (W3) [Adelung]


Der Mandelkern, des -es, plur. die -e, S. 3. Mandel.


Mandelkleye (W3) [Adelung]


Die Mandelkleye, plur. inus. in einigen Gegenden im Plural, die Mandelkleyen, sing. inus. mit der weichen braunen Hülse zerriebene Mandeln, so wie sie manche Frauenzimmer zum Waschen der Hände zu gebrauchen pflegen. S. 3. Mandel.


Mandelkoch (W3) [Adelung]


Der Mandelkoch, des -es, plur. die -köche, in den Küchen, eine Art Torten oder aufgelaufenen Koches, welche aus zerstoßenen Mandeln, Milch, Eyerdottern u. s. f. bereitet wird. S. Koch.


Mandelkrähe (W3) [Adelung]


Die Mandelkrähe, plur. die -n, eine Art Häher, mit blutrothem Rücken, schwarzen Schwanzfedern, und grünen Flügelfedern, welcher der bunteste unter allen Europäischen Vögeln ist, daher er auch der Deutsche Papagey genannt wird. Pica oder Garrulus Argoratensis Klein. Den Nahmen Mandelkrähe hat er ohne Zweifel, weil er sich in der Ernte gern auf den Getreidemandeln sehen lässet, Körner und Gewürm zu suchen; daher er auch Mandeltaube und Garbenkrähe heißt, Böhm. Mandeliceck. In andern Gegenden wird er Birkhäher, wegen seiner bunten gemeiniglich blauen Federn, Grünkrähe, Blaukrähe, Goldkrähe, blaue Rake, Raker, Racke, Blabarack, Blaurock, blaue Holzkrähe, Galgenräkel genannt; welche letztern Nahmen er von seinem Geschreye, rak, rak, oder nach andern von der Unreinlichkeit seiner Jungen haben soll, welche wider die Art der meisten Vögel ihr Nest zu beschmeißen pflegen. Im Engl. heißt er Rollet, ingleichen Rook. S. 2. Mandel 2;


Mandelkrapfen (W3) [Adelung]


Der Mandelkrapfen, des -s, plur. ut nom. sing. oder im Diminut. das Mandelkräpfchen, oder Mandelkräpflein, in den Küchen; eine Art Krapfen oder Kräpflein, welche aus geschälten und zerstoßenen Mandeln, Eyerdottern, Mehl, Butter u. s. f. gebacken werden.


Mandelkuchen (W3) [Adelung]


Der Mandelkuchen, des -s, plur. ut nom. sing. verschiedene Arten Kuchen, zu welchen ganze oder zerriebene Mandeln kommen.


Mandelmilch (W3) [Adelung]


Die Mandelmilch, plur. inus. 1) In den Küchen, ein Getränk, welches von geschälten mitfrischem Wasser zu einen dünnen Brey zerstoßenen Mandeln bereitet wird, da es denn die Farbe und Flüssigkeit einer Milch hat. 2) In den Apotheken ist die Mandelmilch ein ähnlicher Trank, welcher daselbst nicht bloß aus Mandeln, sondern aus allen Arten von Kernen und Früchten, welche zum Ölpressen taugen, bereitet, und wenn er eine mehrere Consistenz hat, auch ein Mandelteig genannt wird; Emulsio,


Mandelmuß (W3) [Adelung]


Das Mandelmuß, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, in den Küchen, ein aus geschälten und zerriebenen Mandeln bereitetes Muß; der Mandelbrey.


Mandeln (W3) [Adelung]


1. Mandeln, verb. reg. act. von Mandeln, eine Rolle, vermittelst derselben glätten. Die Wäsche mandeln, welches so wohl auf der großen Mandel, als auch vermittelst der Handmandel geschiehet. In andern Gegenden mangen, mangeln, rollen. S. 1. Mandel.


Mandeln (W3) [Adelung]


2. Mandeln, verb. reg. 1. Von Mandel, eine Zahl von funfzehen, als ein Activum. Das Scheitelholz mandeln, nach Mandeln zählen. 2. Von Mandel, ein Haufe von funfzehen Garben, in der Landwirthschaft. 1) Als ein Activum, die Garben in Mandeln setzen. Den Weitzen mandeln. 2) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. Das Getreide mandelt gut (gibt viele Mandeln) und wird vermuthlich auch gut scheffeln. S. 2. Mandel.


Mandelöhl (W3) [Adelung]


Das Mandelöhl, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein aus den Mandeln gepreßte Öhl.


Mandelpfirsiche (W3) [Adelung]


Die Mandelpfirsiche, im gemeinen Leben, die Mandelpfirsiche, die -n, eine Art Pfirsichen oder Pfirsichen, deren Kern wie eine süße Mandel schmeckt.


Mandelseife (W3) [Adelung]


Die Mandelseife, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, eine mit zerstoßenen Mandeln vermischte Seife zum Waschen der Hände.


Mandelspäne (W3) [Adelung]


Die Mandelspäne, sing. inus. in den Küchen, ein Gebackenes von Mandeln, Eyweiß und Zucker, welches auf Oblaten gestrichen und gebacken wird.


Mandelstein (W3) [Adelung]


Der Mandelstein, des -es, plur. die -e, eine Art Steine, welche den Mandeln ähnlich sehen, und unter die Naturspiele gehören; Amygdaloides.


Mandeltaube (W3) [Adelung]


Die Mandeltaube, plur. die -n, S. Mandelkrähe.


Mandelteig (W3) [Adelung]


Der Mandelteig, S. Mandelmilch.


Mandeltorte (W3) [Adelung]


Die Mandeltorte, plur. die -n, eine aus klar zerriebenen Mandeln, Eyerdottern, Milch und Zucker bereitete Torte.


Mandelzehnte (W3) [Adelung]


Der Mandelzehnte, des -n, plur. inus. derjenige Zehnte, welcher von dem in Mandeln gesetzten Getreide, oder nach den Mandeln gegeben wird, der Garbenzehnte, Zugzehnte; zum Unterschiede von dem Dorf-Sack- oder Scheffelzehnten.


Mandler (W3) [Adelung]


Der Mandler, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Von mandeln, mit der Mandel oder Rolle bearbeiten, derjenige, welcher die Mandel drehet. Auch ein Nahme, welchen an einigen Orten die Schwarz- oder Blaufärber führen, weil sie der gefärbten Leinwand vermittelst der Mandel Glätte und Glanz ertheilen. Siehe 1. Mandel. 2) Derjenige, welcher das abgehauene Getreide in Mandeln setzt. S. 2. Mandel 2.


Mandore (W3) [Adelung]


Die Mandore, plur. die -n, eine Art unvollkommner Lauten, S. Pandore.


Mange (W3) [Adelung]


Die "Mange", plur. die -n, ein altes Wort, welches,

1) * überhaupt, eine jede Maschine, besonders aber verschiedene Arten kriegerischer Werkzeuge bedeutete; bey den Schwäbischen Dichtern "Mange". Im mittlern Lat. "Manga", "Mango", "Mangena", "Manganum", und im Diminut. "Manganellus", "Mancula", "Mangel", Schwed. "Manga". In dieser Bedeutung ist es mit der Sache selbst veraltet. Man gebraucht es nur noch,

2) in engerer Bedeutung, in einigen Gegenden, von derjenigen Maschine, mit welcher man leinwandene und baumwollene Zeuge zu glätten und zu glänzen pflegt, und welche auch die "Mangel", "Mandel" oder "Roll" genannt wird. Die "Wäschmange", "Färbermange", "Handmange". Ital. "Mangano", im mittlern Lat. "Mancula", wo "manculari" "mangeln" ist. S. 1. "Mandel".

Anm. Es ist wahrscheinlich, daß dieses Wort aus dem mittlern Lat. "Mango", und dieß aus dem Griech. "???", Latein. "Machina", entlehnet worden. Aber es kann auch seyn, daß es von allen diesen Wörtern nur ein Seitenverwandter ist, und den Begriff der Bewegung oder verursachten Bewegung zum Stammbegriffe hat, da es denn zu "mähen", "mahnen" und 1. "Mandel" gehören würde. Wenigstens scheinet es in der zweyten Bedeutung mit "Mandel" sehr genau verwandt zu seyn. Frisch führet aus dem Tschudi das Zeitwort "mangeln", schlagen, sich raufen, an, welches gleichfalls von der allgemeinen Bedeutung der Bewegung herstammet. Im Schwed. ist "Mangel" ein "Gefecht", "Handgemenge". Wenn dieses Wort in manchen Gegenden "Mangel" lautet, so ist statt des "e" der Abstracten die Ableitungssylbe "-el" angehänget worden, welches sich auch in "Mandel" befindet. Im Schwed. heißt eine solche Rolle gleichfalls "Mangel", Dän. "Mangle", Pohln. "Magiel".


Mangebaum (W3) [Adelung]


Der Mangebaum, des -es, plur. die -bäume, ein Ostindischer Baum, welcher eine nierenförmige Steinfrucht in Gestalt einer Mandel trägt; Mangifera L.


Mangebret (W3) [Adelung]


Das Mangebret, S. Mandelbret und Mange 2.


Mangeholz (W3) [Adelung]


Das Mangeholz, S. Mandelholz und Mange 2.


Mangel (W3) [Adelung]


1. Die Mangel, plur. die -n, ein Werkzeug zum glatt und glänzend machen, S. Mange 2.


Mangel (W3) [Adelung]


2. Der Mangel, des -s, plur. die Mängel. 1. Als ein Abstractum und ohne Plural, die Abwesenheit einer nothwendigen oder doch nützlichen und bequemen Sache. 1) Eigentlich, wo die Sache, deren Abwesenheit angedeutet werden soll, das Vorwort an bekommt. Der Müller hat Mangel am Wasser, am Winde. Mangel am Gelde haben. An dieser Waare ist jetzt kein Mangel, man spüret keinen Mangel daran. Oder in der zweyten Endung stehet. Aus Mangel der Gelegenheit. Der Mangel der täglichen Nahrung, Jac. 2, 15. Einem Mangel abhelfen. Dieser Mangel ist wohl noch zu ersetzen. Daher der Brotmangel, Kornmangel, Geldmangel, Wassermangel u. s. f. Es wird, wie schon Stosch bemerket hat, nur allein von Sachen gebraucht, obgleich das Zeitwort mangeln auch von Personen üblich ist. Von der Abwesenheit einer nothwendigen Person kommt es nicht vor. Die Ursache davon liegt in der Abstammung. ( S. die Anmerkung.) 2) In engerer Bedeutung, die Abwesenheit der Nothdurft, der unentbehrlichsten Nahrungsmittel, Mangel leiden. In Mangel gerathen. Er weiß nicht, wie der Mangel drückt, den er nie empfunden hat. Er mußte schon einige Jahre mit allen Elende des Mangels kämpfen. Man stehet ihm keinen Mangel an. 2) Als ein Concretum, ein abwesender zur Vollständigkeit gehöriger Theil, eine abwesende mögliche und nöthige Vollkommenheit, wo es denn auch von wirklichen Fehlern und Gebrechen gebraucht wird, so fern selbige allemahl einen Mangel der nöthigen oder möglichen Vollkommenheit voraus setzen. Es kann so wohl von körperlichen als moralischen Unvollkommenheiten gebraucht werden. Die Hauptmängel eines Pferdes. Einen Mangel am Auge, am Fuße, an der Hand haben, es bestehe derselbe worin er wolle, einen Schaden. Das Haus hat einen wesentlichen Mangel, denn es fehlet ihm das Licht. Das Geld deckt alle Mängel zu. Überall einen Mangel finden. Jeder Mensch hat seine Mängel, seine moralischen Unvollkommenheiten. Sich seiner eigenen Mängel und Fehler bewußt seyn.

Anm. Im Schwed. und Dän. gleichfalls Mangel, im Ital. mit einer andern Ableitungssylbe Manco, im mittlern Latein. Manca, im Franz. Manque. Es kommt bey unsern ältesten Schriftstellern nicht vor, obgleich das Zeitwort mangeln bey ihnen angetroffen wird, ( S. dasselbe.) Das Stammwort ist das noch im Nieders. befindliche mank, verstümmelt, mangelhaft, Latein. mancus, Holländ. mank, lahm, hinkend, Franz. Manchot, der eine lahme Hand hat; daher to mangle im Engl. noch zerreißen bedeutet. Von diesem Vorworte ist vermittelst der Sylbe -el unser Mangel, und vermittelst des -e der Abstracten das Franz. Manque, im mittlern Lat. Manca, gebildet. Mank aber scheinet mit dem verwandten alten man, wenig, ( S. Minder,) vermittelst des eingeschobenen Nasenlautes von mähen, schneiden, verschneiden, abzustammen, daher im mittlern Lat. Mahamium, und im alt Franz. Mahain, Mehain, die Verstümmelung des Leibes bedeutet. ( S. 2. Mangeln.) Mangel bezeichnet also eigentlich eine körperliche Verstümmelung.


Mangelbret (W3) [Adelung]


Das Mangelbret, S. Mandelbret und Mange 2.


Mangelhaft (W3) [Adelung]


Mangelhaft, -er, -este, adj. et adv. einen Mangel, oder Mängel habend, in der zweyten Bedeutung des Hauptwortes, wo es vornehmlich von physischen Mängeln, von der Abwesenheit eines zur Vollständigkeit gehörigen Theiles gebraucht wird. Das Buch ist mangelhaft, defect, wenn etwas daran fehlet. Ein mangelhaftes (defectes) Buch. Eine mangelhafte Rede, welche nicht ganz ist. Ein mangelhaftes Pferd, welches einen oder mehrere Mängel hat.


Mangelhaftigkeit (W3) [Adelung]


Die Mangelhaftigkeit, plur. inus. der Zustand eines Dinges, da es mangelhaft ist, in der vorigen Bedeutung.


Mangelholz (W3) [Adelung]


Das Mangelholz, S. Mandelholz und Mange 2.


Mangeln (W3) [Adelung]


1. Mangeln, verb. reg. act. mit der Mangel glatt und glänzend machen, S. 1. Mandeln und Mange 2.


Mangeln (W3) [Adelung]


2. Mangeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, abwesend seyn, von Dingen, welche zur möglichen und gewünschten Vollständigkeit einer Sache gehören; als ein unpersönliches Zeitwort, oder doch nur in der dritten Person. Das Geld mangelt heut zu Tage gar sehr, oder mit dem Vorworte an: es mangelt heut zu Tage gar sehr am Gelde. Ein Land, da du Brot genug zu essen hast, da auch nichts mangelt, 5 Mos. 8, 9. Das Wasser mangelt, wenn dessen nicht so viel da ist, als man gebraucht oder wünscht; es mangelt an Wasser. Es mangeln noch zehen Thaler an der Summe. Die Sache oder Person, welche den Mangel hat, auf welche sich derselbe beziehet, stehet in der dritten Endung. Es mangelt mir an Zeit, an Gelegenheit, oder Zeit und Gelegenheit mangeln mir. Daß dir nichts gemangelt hat, 5 Mos. 2, 7. Dem Öhlkruge soll nichts mangeln, 1 Kön. 17, 14. Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln, Pf. 23, 1. Laß es ihnen an nichts mangeln, oder laß ihnen nichts mangeln. Nur mit der zweyten Endung ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich: dem des Brots mangelt, Sprichw. 12, 9. Dieses Zeitwort erstreckt sich weiter, als das Hauptwort Mangel, indem es auch von der Abwesenheit nöthiger oder doch gewünschter Personen gebraucht wird, für fehlen, wo das Hauptwort nicht üblich ist. Es mangeln noch verschiedene von den Gästen. Es mangelt uns der vierte Mann, der vierte Mann mangelt uns, es mangelt uns am vierten Manne. Es mangelt mir nur ein Freund, der mir Hülfe. An mir soll es nicht mangeln, auch figürlich, ich werde mit meiner Person, mit meiner Hülfe, mit meiner Bemühung nicht entstehen. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch häufig als ein persönliches Zeitwort. Ich mangele Geld. Noch mehr mit der zweyten Endung. Ih gimangolo thin, Ottfried. Sie mangeln des lieben Brotes; welcher Gebrauch im Hochdeutschen ungewöhnlich ist, ungeachtet er noch einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt. Sie mangeln des Ruhms, Röm. 3, 23. Der eine kleine Zeit der Engel gemangelt hat, Ebr. 2, 9. S. Ermangeln. Das Hauptwort die Mangelung ist nur in dem zusammen gesetzten Ermangelung üblich.

Anm. Bey dem Ottfried mangolon, im Dän. und Schwed. mangla, im Ital. mancare, im Nieders. mankeren, Franz. manquer. Es ist unmittelbar von Mangel, dagegen mengen, welches noch bey dem Notker vorkommt, dien ne menget ne heines kuotes, unmittelbar von mank ist. Im Engl. ist to mangle in thätiger Bedeutung verstümmeln.


Mangen (W3) [Adelung]


Mangen, verb. reg. act. mit der Mange, oder auf der Mange glatt und glänzend machen. S. 1. Mandeln und Mange 2.


Mangkorn (W3) [Adelung]


Das Mangkorn, des -es, plur. inus. ein nur im gemeinen Leben Obersachsens, besonders aber Niedersachsens übliches Wort, vermischtes Getreide, d. i. zwey oder mehr unter einander gebauete Getreidearten zu bezeichnen, welches man auch Gemangkorn, im Oberdeutschen Mischkorn, Mischelkorn, Mischgetreide zu nennen pflegt; im mittlern Lat. Mixtum, Mescalia, Engl. Mangcorn. Von dem alten Niederdeutschen Mank, die Vermengung, welches jetzt nur noch als ein Vorwort üblich ist, wo es unter bedeutet.


Mangold (W3) [Adelung]


Der "Mangold", des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, der Hoch- und Oberdeutsche Nahme verschiedener Arten Pflanzen.

1) Einer Art des Lungenkrautes, welche zum Unterschiede von andern Arten "Hirschmangold", genannt wird; "Pulmonaria officinalis L."

2) Einer Art des Gänsefußes, welche auch "guter Heinrich" heißt, "Chenopodium bonus Henricus L." und zum Unterschiede den Nahmen des "schmierigen Mangolds" führet.

3) Einiger Arten des wilden Ampfers. So wird der "Meerampfer", "Rumex maritimus L." auch "Meermangold", und die "gemeine Grindwurz", "Rumex acutus L." auch "Mangold" und "Mengelwurz" genannt.

4) Am häufigsten ist dieser Nahme von einer Art Kohles mit dicken rübenartigen Wurzeln, welcher in Niedersachsen "Beete", in einigen Oberdeutschen Gegenden aber "Beiße", "Beißkohl", "Beißrüben" heißt; "Beta L." "Rother Mangold", "rothe Rüben", "Beta rubra vulgaris", in Franken "Runkel"; "gelber Mangold", "Beta lutea major"; "weißer Mangold", "weiße Beete", "Beta Cicla", "Meermangold", "Beta maritima".

Anm. Die letzte Art heißt im Dän. gleichfalls "Mangold" und im Böhm. "Manholt". Der Nahme ist ohne Zweifel Deutsch, ob er gleich dunkel ist. Die drey ersten Arten sind insgesammt heilende Pflanzen, und da die eine Art auch "Mengelwurz" heißt, so scheinet "Mangel", oder doch dessen Ahnherr, "mank", "fehlerhaft", "ungesund", das Stammwort zu seyn, so daß es eine wider Mängel des Leibes heilsame Pflanze bedeuten würde; wenn es nicht aus "Mann" und "hold", oder aus "Mann" und "heil", oder endlich auch aus dem veralteten "Man", "Mank", "Mangel" und "Fehler", und "heil" zusammen gesetzet worden. Im alt Schwed. ist "Manhelg", "Manhaeld" und "Manaelg", die "öffentliche Sicherheit". Ein anderes Wort ist das Italiänische "Manigoldo", welches so wohl einen "Henker", als auch einen "grausamen Menschen" bedeutet, und seinen Deutschen Ursprung gleichfalls nicht verläugnen kann. Es stammet vermuthlich von dem alten "man", "falsch", "betrüglich", und "hold" ab, (S. "Meineid") und bedeutet vermuthlich eben so viel als "Unhold". Der eigenthümliche Geschlechtsnahme "Mangold" ist hin und wieder in Deutschland üblich, der aber auch aus "Mann", "homo", "vir", und "hold", oder "gelten" zusammen gesetzet seyn kann.


Manichäer (W3) [Adelung]


Der Manichäer, des -s, plur. ut nom. sing. eine ehemahlige Art Ketzer in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche. Im vertraulichen Scherze pflegt man auch einen Gläubiger, um des Gleichklanges mit mahnen willen, einen Manichäer zu nennen. Die Manichäer sind gewiß von dir betrogen, Zach.


Manier (W3) [Adelung]


Die Manier, (zweysylbig,) plur. die -en, ein aus dem Ital. Maniera oder Franz. Maniere entlehntes und nur im gemeinen Leben übliches Wort, so wohl die Art und Weise überhaupt, als auch ein engerer Bedeutung die Art und Weise der Geberden, und diese Geberden selbst zu bezeichnen. Sich allerley lächerliche Manieren angewöhnen, so wohl Sitten, als Geberden. Auf eine andere Manier, Art und Weise. In den bildenden Künsten ist die Manier die einem jeden Künstler eigenthümliche Art und Weise zu arbeiten, d. i. ein Werk zu erfinden, es sich einzubilden, und es auszudrucken. Sie ist in den Künsten das, was in den schönen Wissenschaften der Styl oder die Schreibart ist. Ein Gemählde nach Raphaels Manier. Im mittl. Lat. Maneries, im Engl. Manner. Dieses ausländische Wort kommt schon bey den Schwäbischen Dichtern vor. Iuncfrowe edel guoter diren Wolgeraket von manieren, Herz. Johann von Brabant; d. i. von Sitten, Geberden. In weiterer Bedeutung der Art und Weise lautet es in dem Theuerdanke Monier. Es gehöret, so ausländisch es ist, zu dem Geschlechte unsers mahnen, bewegen, ziehen.


Manierlich (W3) [Adelung]


Manierlich, -er, -ste, adj. et adv. welches nur in der engern Bedeutung des vorigen Hauptwortes für wohl gesittet, im gemeinen Leben üblich ist. Ein manierlicher junger Mensch. Sich manierlich aufführen. Sie wird in kurzer Zeit recht aufgeweckt und manierlich werden, Gell. So auch die Manierlichkeit.


Manifest (W3) [Adelung]


Das Manifest, des -es, plur. die -e, aus dem Latein. eine Schrift, worin ein Fürst oder unabhängiger Staat die Welt von seinen öffentlichen Handlungen belehret.


Mann (W3) [Adelung]


Der Mann, des -es, plur. die Männer, Diminut. das Männchen, (im Plural auch wohl Männerchen,) Oberd. Männlein, welche Verkleinerungen aber nur in einigen Bedeutungen üblich sind. Es ist eines der ältesten Wörter nicht nur der Deutschen. sondern aller Europäischen und vieler Asiatischen Sprachen. Es bedeutete, I. Einen Menschen, ohne Unterschied des Geschlechtes, in welcher Bedeutung Man von des Kero Zeiten an vorkommt. 1. Überhaupt. Thaz uuort th' ist man uuorten, heißt es bey dem Ottfried, für, das Wort ist Mensch geworden. Fehes inti mannes, Menschen und Vieh, ebend. Parn manno sind bey dem Kero Menschenkinder. Das alte Gothische Manna, das Angels. Man, Monn, Mon, das Bretagnische und Englische Mon, Man, das Wallisische Myn und Mon, das Dänische Mand, das Isländ. Madr, und andere mehr haben diese allgemeine Bedeutung gleichfalls noch. Ein Mann in den folgenden Bedeutungen hieß daher im Angels. Waerman, eine Jungfer Maedeman, und eine Frau Wifman, bey den ältern Schweden Quindismadr, und noch bey den heutigen Isländ. Kuehman. So gar im Hoch-Malabarischen bedeuten Manden und Mander Menschen. Morhof, Ihre und andere haben weitläufig gezeiget, daß die zweyte Sylbe in den Lat. Homo, (bey den ältern Lateinern Hemon, Homon, Humon,) in humanus, nemo, und immanis, unmenschlich, nichts andres als unser Mann ist. Ho, Hu in Homo ist der alte morgenländische Artikel, welcher in nemo, niemand, dem alten Semo für Semihomo, und immanis, unmenschlich, wieder weggefallen ist. Im Deutschen ist es in dieser Bedeutung veraltet, seit dem das davon abgeleitete Mensch üblicher geworden ist. Indessen sind doch noch das unbestimmte Fürwort man, und die Zusammensetzungen jedermann, niemand, jemand, und vielleicht auch männiglich, Beweise davon. Auch Kundmann, Währmann und einige andere Zusammensetzungen dieser Art, werden von beyden Geschlechtern gebraucht. Zwar gibt es noch verschiedene Fälle, wo das Wort Mann menschliche Individua beyderley Geschlechtes bezeichnet. Der gemeine Mann, gemeine Leute beyderley Geschlechtes. Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, Jac. 1, 1, 3. So jemand ist ein Hörer des Wortes und nicht ein Thäter, der ist gleich einem Mann u. s. f. V. 23. In welchem Falle es nur im Singular allein üblich ist. Allein es scheinet hier vielmehr eine Figur der folgenden zweyten Hauptbedeutung zu seyn, weil das männliche Geschlecht von je her als der vornehmste Theil des menschlichen angesehen worden. 2. In engerer Bedeutung, eine Person, gleichfalls nur im Singular allein, und nur noch in einigen Redensarten des gemeinen Lebens und der vertraulichen Sprechart. Die Heirath ist durch den dritten Mann verabredet worden, durch die dritte Person, auch wenn sie weiblichen Geschlechtes ist. Es fehlet uns zum Spiele noch der dritte Mann, die dritte Person. Soll ich in dem Streite den dritten Mann abgeben? kann auch ein Frauenzimmer fragen. Eine Waare an den Mann bringen, sie verkaufen. Wenn die Noth an den Mann geht. Ich kenne meinen Mann, die Person, mit welcher ich zu thun habe. Die ganze weibliche Gesellschaft beschloß Mann für Mann, es nicht zu bewilligen, einmüthig. Ich halte mich an meinen Mann, an die Person, von welcher ich es empfangen oder erfahren habe. In welchen und andern ähnlichen Arten dieses Ausdruckes das Wort entweder gleichfalls noch ein Überbleibsel der vorigen allgemeinen Bedeutung, oder auch eine Figur der folgenden engern Bedeutung ist, wenigstens in denjenigen Fällen, wo sich ein Nebenbegriff der Herzhaftigkeit, Gegenwehr u. s. f. mit einschleicht; wie in den Ausdrücken, er wird schon seinen Mann an mir finden, an den unrechten Mann, an den rechten Mann kommen u. s. f. II. Mit dem Nebenbegriffe der Stärke, der Herzhaftigkeit, Tapferkeit, des gesetzten Muthes und Betragens. 1. Eine Person männlichen Geschlechtes, in der weitesten Bedeutung ohne Unterschied des Alters; im Gegensatze des Wortes Frau in seiner alten weiten Bedeutung. Ottfried nennt Christum, da er als ein Knabe in dem Tempel war, den liobon man. Das Bretagnische und Wallisische Man, Mon, Myn, das Ulphilanische Manna, das Isländ. Madr. das Angels. Man, Mon, das Engl. Man haben gleichfalls diese Bedeutung. Daß das Lat. Mas nur in der Ableitungssylbe verschieden ist, erhellet aus dem Finnländ. Mies, Estländischen Mes und Russischen Musch, welche gleichfalls diese Bedeutung haben, welches s in Maris, Maritus, maritare in das verwandte r übergehet. Im Deutschen ist es in dieser weitesten Bedeutung wenig mehr gebräuchlich, indem man dafür Mannsperson oder von vornehmen Personen Herr gebraucht. Es waren drey Mannspersonen in der Gesellschaft (im gemeinen Leben auch wohl drey Männer) und vier Frauenspersonen, oder Frauenzimmer; von Vornehmern, drey Herren und vier Frauenzimmer oder Damen. Doch pflegt man wohl noch im Scherze Kinder männlichen Geschlechtes im Diminutivo Männchen zu nennen. Eben dieses Diminut. Männchen, Oberd. und in der edlern Schreibart der Hochdeutschen Männlein, wird in noch weiterm Verstande auch von Thieren gebraucht, ein Individuum des männlichen Geschlechtes derselben zu bezeichnen, im Gegensatze des Weibchen, wofür im gemeinen Leben die Ausdrücke Er und Sie und von Vögeln Hahn und Henne, oder Hahn und Sieke üblich sind. Am häufigsten gebraucht man es von kleinern Thieren, oder von Thieren überhaupt, ohne Rücksicht auf ihre Größe. Und du sollt in den Kasten thun allerley Thiere und von allem Fleisch, je ein Paar, Männlein und Fräulein, 1 Mos. 6, 19. Von größern Thieren gebraucht man es nicht gern mehr, weil die meisten derselben eigene Nahmen haben, oder doch durch die männliche oder weibliche Endung unterschieden werden können. So wird man für 2 Mos. 12, 5: ihr sollt aber ein solch Lamm nehmen, da kein Fehler an ist, ein Männlein und eines Jahres alt, lieber sagen, ein Böckchen oder Bocklämmchen. Auch von menschlichen Individuis ist es in dieser Bedeutung nicht mehr üblich. Der Tag müsse verloren seyn; da ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: es ist ein Männlein empfangen, Hiob 3, 3; wofür es bey Michaelis dem heutigen Sprachgebrauche gemäßer heißt: es ist ein Sohn empfangen. Ingleichen 1 Mos. 1, 27: und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, - und er schuf sie ein Männlein und Fräulein; und Gott schuf den Menschen - einen männlichen und eine weiblichen Geschlechtes, Michael. S. Entmannen. 2. In engerer Bedeutung, eine Person männlichen Geschlechtes nach zurück gelegtem Jünglingsalter, da sie ihren völligen Wachsthum, ihre völlige und beste Stärke erlangt hat. 1) Überhaupt, zum Unterschiede von einem Knaben und Jünglinge. Dreyßig Jahr ein Mann, d. i. im dreyßigsten Jahre ist ein menschliches Individuum männlichen Geschlechtes ein völliger Mann, ob man gleich das männliche Alter schon von dem zwanzigsten Jahre an zu rechnen, und eine männliche Person zwischen dem 20sten und 30sten Jahre wenigstens aus Achtung gleichfalls schon einen Mann, oder doch einen jungen Mann zu nennen pflegt. Ein ehrlicher, rechtschaffener Mann. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind - da ich aber ein Mann ward, thät ich ab was kindisch war, 1 Cor. 13, 11. Ein kluger, erfahrner, gelehrter, geschickter Mann. Ein frommer, tapferer Mann. Ein alter, betagter Mann. Ein vornehmer, ansehnlicher Mann. Ein armer Mann. Ein Mann von Geschäften, ein Hofmann, Landmann u. s. f. So wird der Mann von Geschmacke in den Künsten ein Mann von Lebensart, Gell. Ein armer Mann, ein gemeiner Mann. Sich Mann für Mann schlagen. Es wird in dieser Bedeutung bald ohne allen Nebenbegriff gebraucht, bald mit einem Nebenbegriff der Achtung, der Würde, bald aber auch mit einem verächtlichen Nebenbegriffe, oder doch dem Nebenbegriffe des Gemeinen. Wenn man z. B. sagt, es ist ein fremder Mann draußen, so bezeichnet man damit eine männliche Person gerin- gern Standes; indem man eine bessern Standes lieber eine fremde Mannsperson, und eine vornehmern Standes einen fremden Herren nennet. Das Diminut. Männchen, Oberd. Männlein, gebraucht man in der vertraulichen Sprechart theils von einem Manne von kleiner Statur, theils aus vertraulicher Zärtlichkeit von einem lieben werthen Manne; dagegen der verkleinernde Plural Männerchen gemeiniglich nur aus Verachtung gebraucht wird. Hierher gehören auch noch einige figürliche Arten des Gebrauches. Der alte Mann ist im Bergbaue das ausgehauene und wieder mit Schutt vollfüllte Feld. Den alten Mann finden, auf den alten Mann kommen, wenn man ein solches Feld geräth. In den alten Mann bauen, in den ehedem weggestürzten Schutt bauen. Der arme Mann ist im gemeinen Leben einiger Gegenden in Butter geröstetes Brot, vermuthlich weil es von armen Leuten anstatt des Fleisches gegessen wird; dagegen bey den Müllern das Diebesloch, wohin sie das entwendete Getreide zu stecken pflegen, das arme Männchen genannt wird. Der Hase, das Kaninchen macht ein Männchen, wenn sie sich auf die Hinterbeine setzen, wo es ein Überbleibsel der ersten allgemeinen Bedeutung eines Menschen zu seyn scheinet. Bey den Buchdruckern wird ein Buch Männchen auf Männchen abgedruckt, wenn ein schon gedrucktes Buch aufs neue so abgedruckt wird, daß die Seiten und Spalten beyder Auflagen genau auf einander treffen, wo es aber zu einem andern Stamme zu gehören scheinet; so wie im Bergbaue, wo der silberne Mann ist, wenn durch die Zusammenkunft mehrerer Gänge ein weiter reichhaltiger Ranm, oder wie man auch sagt, ein Bauch entstehet, wo es zu dem Geschlechte des Wortes Mund und Mand zu gehören scheinet. Bey den Jägern heißt der geschränkte Gang des Hirsches, welchen er nur nach erreichtem völligen Wachsthume hat, der volle Mann, oder der volle Schrank, entweder so fern Mann hier figürlich einen ausgewachsenen Hirsch bedeutet, oder auch von dem alten mahnen, ziehen, führen, ( S. dieses Zeitwort,) so daß Mann hier den Gang oder Schritt bedeuten würde. In der Seefahrt heißt ein Schiff, welches vor einem andern segelt, dessen Vormann, so wie das Schiff, welches hinter dem andern segelt, der Hintermann oder letzte Mann genannt wird; da es denn im Plural die Männer hat. Ja man hat Spuren, daß Mann ehedem auch überhaupt ein Ding bedeutet habe, S. Haarmann. Im mittlern Lateine ist Mannus ein Pferd. 2) In engerer Bedeutung, wo der Nebenbegriff der Stärke, des Muthes, der Tapferkeit auf eine herrschende Art hervor sticht. (a) Ein ernsthafter, gesetzter Mann, ein Mann von entschlossenem Muthe und gesetztem Betragen. Ein großer Mann, ein solcher Mann von großen Verdiensten, der nicht eben ein großer Herr seyn darf, so wie große Herren nur selten große Männer sind. David sagte zu seinem Sohne Salomo: ich gehe hin den Weg aller Welt. So sey getrost und sey ein Mann, 1 Kön. 2, 2. Ein Mann der alles so kaltblütig dulden kann, ist in meinen Augen kein Mann. In dem Schooße des Glückes ist nicht selten ein Mann erzogen worden, Dusch. Bin ich nicht Mannes genug, ihm einmahl alles zu ersetzen? Less. in welchem Verstande auch mehrere Personen in der einfachen Zahl sagen können, sind wir nicht Mannes genug, u. s. f. Ich bin dir Mann dafür, d. i. stehe dafür, leiste dafür Gewähr, Bürgschaft; in welchem Falle der Plural gleichfalls nicht üblich ist. Zu viel! Fast sank der Mann zum feigsten Wurm in mir, Weiße. O weiche Söhne tapferer Franken, sprechet Helvetien um Männer an! Raml. ( S. Männlich, Ermannen, Übermannen.) Ehedem bedeutete es auch einen ehrlichen, so wie Unmann einen ehrlosen Mann; daher noch die R. A. ein Wort, ein Wort, ein Mann, ein Mann, d. i. ein ehrlicher Mann hält sein Wort. (b) Ein tapfrer Mann, eine Bedeutung, welche ehedem üblicher war, als sie es jetzt ist. Schwed. Man. Sie ist, so fern sie von der vorigen Bedeutung noch unterschieden ist, nur noch in einigen einzelnen R. A. übrig, in welchen es größten Theils nur allein im Singular vorkommt. Es wehrte sich als ein Mann. Sie wehrten sich als Männer. ( S. Mannhaft.) Sie stehen alle für einen Mann. Ich stehe meinen Mann, d. i. ich werde mich möglichst tapfer vertheidigen; bey dem Opitz, seinen Mann wehren: Also ritterlich Ich meinen Mann gewehrt. In noch engerer Bedeutung bezeichnete es ehedem einen Ritter, ingleichen einen adeligen Vasallen, der sein Lehen durch Kriegsdienste verdienen mußte; in welchem Verstande es in den mittlern Zeiten sehr häufig vorkommt, da es denn im Plural nach Oberdeutscher Art Manne hatte. Die Churfürsten führeten zu diesen Zeiten mehrmahls den Nahmen der Reichsmanne. Nachmahls gebrauchte man es von einem Lehensmanne und Vasallen, so wie das Schwed. Man, und mittlere Lat. Homo, und dessen Ableitungen Homagium und Hominium. Ja endlich wurde ein jeder Knecht und Leibeigener ein Mann genannt, in welchem Verstande man jetzt noch zuweilen die Wörter Kerl und Leute gebraucht. Das Latein. Homo und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - wurden auf eben dieselbe Art gebraucht, und dem Hesychius zu Folge bedeutete - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - bey den ältern Griechen einen Knecht. (c) Ein Soldat, ein streitbarer Mann, als eine Fortsetzung der vorigen Bedeutung, in Rücksicht entweder auf die Tapferkeit, oder auf die Dienstleistung, wenn es anders hier nicht die bloße Bedeutung der Person hat. Es wird in diesem Verstande sehr häufig von gemeinen Soldaten gebraucht. Das Regiment hat in der Belagerung nicht einen Mann verloren. Einen Mann stellen. Wenn es ein Zahlwort vor sich hat, bleibt es im Plural unverändert, so wie Pfand, Loth, Jahr, Maß, Faß u. s. f. Zwanzig tausend Mann zu Fuß, 1 Chron. 19, 4. Vierzig tausend Mann zu Fuß, Kap. 20, 18. Es sind nicht mehr als sechs Mann geblieben. Das Regiment stehet drey Mann hoch. Die Compagnie hat hundert und zehen Mann. So auch mit zählenden Beywörtern. Mit wie viel Mann kamen sie? So viel Mann haben in dem Dorfe nicht Raum. Der Plural Männer ist in dieser Bedeutung nicht üblich, sondern man gebraucht dafür, wenn er stehen sollte, das Wort Leute; woraus zu erhellen scheinet, daß Mann hier so viel als einen Knecht bedeutet, welches Wort ehedem in diesem Verstande gleichfalls üblich war. Die obige Art des Ausdruckes mit dem Oberdeutschen Plural Mann und einem Zahlworte ist nicht bloß von Soldaten üblich, sondern überhaupt von männlichen Personen, wenn sie in einer gewissen Ordnung da sind oder handeln, besonders von männlichen Personen geringerer Art, z. B. von Bürgern, bey bürgerlichen Aufzügen, im Jagdwesen, von Arbeitsleuten u. s. f. Die Bürger gingen sechs Mann hoch, d. i. es gingen ihrer sechs in jeder Reihe. Mann bey Mann, einer an dem andern. Den Stein konnten zehen Mann kaum bewegen. Zu dieser Arbeit sind sechs Mann hinlänglich. Es scheinet, daß hier die allgemeine Bedeutung eines Menschen oder einer Person zum Grunde liege. S. Bemannen. (d) Ein Reiter, nur in einigen Arten des Ausdruckes, im Gegensatze seines Pferdes, wo gleichfalls die allgemeine Bedeutung eines Menschen hervor zu stechen scheinet. Wenigstens ist der Plural Männer auch hier nicht üblich. Mann und Roß hat er ins Meer gestürzt, 2 Mos. 15, 21. Das Pferd hat seinen Mann abgeworfen. Von der ganzen Escadron ist weder Mann noch Pferd davon gekommen. 3) In einer andern Einschränkung bedeutet Mann einen Ehemann, eine verheirathete Person männlichen Geschlechtes, im Gegensatze der Frau oder des Weibes. Bey dem Ottfried schon Man, im Schwed. Man, im mittlern Lat. Homo. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und an seinem Weibe hangen, 1 Mos. 2, 24. Dein Wille soll deinem Manne unterworfen seyn, Kap. 3, 16. Einen Mann nehmen, haben, bekommen. Seiner Tochter einen Mann geben. Die Frau ist ihrem Manne entlaufen. Freylich bist du älter als deine Schwester, und solltest auch eher einen Mann haben, Gell. Es ist in diesem Verstande besonders so wohl in der ernsthaften Schreibart, als auch im gemeinen Leben und im vertraulichen Umgange üblich. Wenn man Ursache hat mit Achtung zu sprechen, so gebraucht man dafür im gemeinen Leben das Wort Liebster, in der anständigern Sprechart Gatte und Ehegatte, und von vornehmen Personen Gemahl. Siehe Mannbar. Im Scherze wird es auch wohl von Thieren männlichen Geschlechtes gebraucht. Seht wie der Mann der Herde den Morgen fühlt, Haged. Anm. 1. Fast in allen den Bedeutungen, in welchen jetzt dieses Wort gebraucht wird, war ehedem auch das Wort Kerl üblich. Das weibliche Hauptwort Männinn S. an seinem Orte besonders.

Anm. 2. Die meisten der obigen Bedeutungen kommen auch in den Zusammensetzungen vor, wo dieses Wort, wenn es voran stehet, bald Mann -bald Manns -bald aber auch Männer - lautet. Die meisten Zusammensetzungen der mittlern Art sind niedrig. In den meisten Fällen, wo Mann hinten stehet, bedeutet es eine Person männlichen Geschlechtes, besonders eine erwachsene Person dieser Art, welche durch die erste Hälfte näher bestimmt wird, da denn das Fämininum am häufigsten auf -frau in einigen auch auf -männinn gemacht wird, ( S. Männinn.) In einigen wenigen ist die allgemeine Bedeutung eines Menschen noch vorhanden, wie in Kundmann, welches daher auch von beyden Geschlechtern gebraucht wird. Noch mehrere, welche aber nur im gemeinen Leben üblich sind, bedeuten eine männliche Person, welche mit etwas handelt; wie Obstmann, Holzmann, Kräutermann, Biermann u. s. f. Im Schwed. bedeutet es auch eine wirkende Ursache; Saramadr, derjenige, welcher verwundet.

Anm. 3. Der Plural dieser mit -mann zusammen gesetzten Wörter hat einige Schwierigkeiten, indem einige männer, andere -leute, und noch andere beydes zugleich haben. Ein Paar allgemeine Regeln werden hoffentlich auf die meisten Fälle passen. 1) Wo Mann einen Ehemann bedeutet, hat es im Plural nur allein Männer; Ehemänner, Tochtermänner, Wittmänner. 2) Der Plural auf -leute ist niedrig, zeigt wenigstens einen Mangel der Achtung an, daher man ihn nur von geringern Personen gebraucht, oder von solchen, denen man keine Achtung schuldig zu seyn glaubt, so wie man im gegenseitigen Falle ihn lieber auf -männer macht. Arbeitsleute, Bettelleute, Landsleute, Edelleute, Fuhrleute, Kaufleute, Spielleute, Dienstleute, Zimmerleute, Miethleute, Schiedsleute, Schiffleute, Steuerleute, Bergleute, Hofleute, Lehensleute, Amtleute, Hauptleute u. s. f. Ist Achtung nöthig, wird man alle Mahl lieber Amtmänner, Hauptmänner, Landmänner, Kaufmänner, Schiedsmänner, Steuermänner, Hofmänner, Lehensmänner u. s. f. sagen Nur Edelmänner ist nicht üblich, welches Wort aber auch im Singular niedrig ist. In der Schweiz unterscheidet man die Landmanne, (der Oberdeutsche Plural für Landmänner,) oder die vornehmen Vasallen auf dem Lande, von den geringern Landleuten. Hierzu kommt noch, daß Leute als ein Collectivum kein bestimmtes Zahlwort vor sich leidet, daher, wo solches nöthig ist, auch der Plural auf -männer erfordert wird. Drey Lampenmänner, vier Bettelmänner, sechs Fuhrmänner. 3) Wenn zugleich der Nebenbegriff der Gesetztheit, der reisen Erfahrung, der Herzhaftigkeit mit eintritt, so lautet der Plural -männer. Staatsmänner, Kriegsmänner, Biedermänner, Rathsmänner oder Rathmänner, (Rathsleute ist gar nicht üblich,) u. s. f. 4) Leute ist unbestimmt, und bezeichnet so wohl Personen männlichen als weiblichen Geschlechtes. Ist daher eine Zweydeutigkeit zu besorgen. so macht man den Plural, wenn nur allein das männliche Geschlecht bezeichnet werden soll, auf -männer; Handwerksmänner, Miethmänner, Hausmänner, Trödelmänner u. s. f.

Anm. 4. Da in den meisten Bedeutungen dieses alten Wortes der Begriff der Stärke, des Muthes so deutlich hervor sticht, so haben die meisten Sprachforscher dasselbe von unserm Zeitworte mögen, Schwed. ma, abgeleitet. Einige Oberdeutsche, z. B. die Steyermärker, sprechen Mann nur Ma aus, mit einem hellen a. Im Wendischen ist premaga praevalere, Motsch die Macht, und Mosch ein Mann, welches letztere mit dem Lat. Mas überein kommt. Hierzu kommt noch, daß im Hebr. ein Mann Geber heißt, gleichfalls von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, stark; anderer zu geschweigen. Für die engern Bedeutungen ist diese Ableitungen sehr wahrscheinlich, weil der Mann der stärkere Theil des menschlichen Geschlechtes ist, obgleich Wachter es umkehret, und mögen, Macht, von Mann abstammen lässet. Nur in Ansehung der weitern Bedeutung eines Menschen will sich diese Abstammung nicht schicken. Denn glauben, die ersten Erfinder der Sprache hätten den Menschen um deßwillen Mann genannt, weil er das mächtigste unter den sichtbaren Geschöpfen ist, das hieße bey diesen rohen, ganz der sinnlichen Natur überlassenen Leuten, mehr Abstraction und Überlegung voraus setzen, als man mit Rechte bey ihnen voraus setzen kann. Mir scheinet es sehr wahrscheinlich, daß Mann und dessen Abkömmling Mensch zu dem Worte mein gehöret, oder vielmehr, daß es eigentlich eben dasselbe Wort ist. Mein, Persisch men, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, bey den ältern Lateinern mis, ist ein uraltes von der Natur selbst gelehrtes persönliches Fürwort, womit ein jeder sein eigenes Individuum bezeichnet, und welches so viel als ich bedeutet, ob es gleich jetzt nur noch in der zweyten Endung meiner üblich ist. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß der bloß sinnliche erste Mensch, welcher die Sprache erfand, wenn er andere Individua seiner Art bezeichnen wollte, ihnen den Nahmen werde gegeben haben, mit welchem er sein eigenes Individuum ausdruckte und so ward aus min, mein, Mann und endlich Mensch. Übrigens wurde dieses Wort ehedem häufig statt der männlichen Ableitungssylbe -er gebraucht; Betoman, Ottfried für Anbeter, und noch jetzt sagt man Kaufmann und Käufer, Handwerksmann und Handwerker, Kriegsmann und Krieger u. s. f. Der Plural lautet im Oberdeutschen, dieser Mundart gemäß, Manne für Männer. Das Wort Mansen, welches Stosch für einen besondern Plural von Mann hält, ist ein eigenes Hauptwort, S. Mannsen.


Manna (W3) [Adelung]


Das Manna, plur. inus. ein aus dem Hebräischen Man entlehntes Wort, verschiedene vegetabilische Süßigkeiten zu bezeichnen, welche aus den Rinden gewisser Bäume und Stauden dringen. 1) Das älteste Manna dieser Art ist dasjenige, womit sich die Israeliten in der Wüste erhielten, und welches in der Deutschen Bibel auch Man genannt wird. Am Morgen lag der Thau um das Heer her. Und als der Thau weg war, siehe da lag es in der Wüsten rund und klein wie der Reif auf dem Lande. Und da es die Kinder Israel sahen, sprachen sie unter einander: das ist Man; denn sie wußten nicht, was es war, 2 Mos. 16, 13. f. Wo es bey Michaelis heißt: Dieß sahen die Israeliten und sagten einer zum andern in ihrer Sprache, Man hu, was heißt, was ist das? weil sie nicht wußten, was es war. Aus Niebuhrs Beschreibung von Arabien S. 145 erhellet, daß noch jetzt in vielen Gegenden des Morgenlandes, besonders aber zwischen Merdin und Diabekr, aus den Blättern der Eichbäume und gewisser stacheliger Sträuche, welche die Araber Gul und Algul nennen, besonders nach einem gewissen starken Nebel, Manna schwitzet, welches in dem Julius und August, in welche Monathe die Manna-Ernte fällt, häufig gesammelt wird, und dem von Mose beschriebenen Manna völlig ähnlich ist. Weil man glaubte, daß das Israelitische Manna aus der Luft fiel, so wird es in der heil. Schrift auch mehrmahls Himmelbrot und Engelbrot genannt. Bey dem Notker heißt es Cruzzemelo, Griesmehl. 2) Das Manna unserer Apotheken ist der verhärtete süße Saft einer Art des Äschenbaumes, welcher eine gelinde purgirende Kraft hat, und aus dem südlichen Italien zu uns gebracht wird; Manna Calabrina. Es rinnet aus den Blättern dieses Baumes, wenn selbige in der Nacht von einer gewissen Cicade gestochen worden. ( S. Mannaäsche.) 3) Figürlich wird auch der Same der Bluthirse, Panicum sanguinale L. noch mehr aber des Mannagrases, Festuca fluitans L. welche beyde einige Ähnlichkeit mit dem Israelitischen Manna haben, in einigen Gegenden Manna, Himmelbrot oder Himmelthau genannt. Der letzte ist unter dem Nahmen des Schwadens am bekanntesten. S. Mannagras


Manna-Äsche (W3) [Adelung]


Die Manna-Äsche, plur. die -n, eine Art des Äschenbaumes, welche in dem mittägigen Europa einheimisch ist, und das Manna unsrer Apotheke liefert; Fraxinus Ornus L. Siehe Manna 2.


Manna-Birn (W3) [Adelung]


Die Manna-Birn, plur. die -en, eine der schönsten Birnarten, welche bauchig, grün und saftig ist, und im Winter reift. Franz. Poire de Manna.


Manna-Gras (W3) [Adelung]


Das Manna-Gras, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -gräser, diejenigen Grasarten, deren eßbarer Same unter dem Nahmen des Manna bekannt ist, dahin die Bluthirse, Panicum sanguinale L. noch mehr aber der Mannaschwingel, das Schwadengras oder Äntengras, Festuca fluitans L. gehören, von welchem in Pohlen, Preußen und der Mark der Same unter dem Nahmen des Manna oder Schwaden gesammelt wird, der, nachdem er gestampft worden, auch wohl Mannagrütze heißt.


Manna-Grütze (W3) [Adelung]


Die Manna-Grütze, plur. inus. S. das vorige.


Manna-Schwingel (W3) [Adelung]


Der Manna-Schwingel, des -s, plur. inus. siehe eben daselbst.


Mannbar (W3) [Adelung]


Mannbar, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Von Mann, ein tapferer Mann, oder auch ein Dienstmann höherer Art, ein Vasall, war dieses Wort ehedem so viel als mannfest, mannhaft, und, so wie dieses, ein Ehrentitel rittermäßiger männlicher, und hernach aller adeligen männlichen Personen; auf welche Art es aber veraltet ist. 2) Von Mann, Ehemann, ist mannbar fähig zu heirathen, dem Alter nach, wo es besonders von dem andern Geschlechte gebraucht wird. Eine mannbare Jungfer. Das mannbare Alter. Mannbar werden. Schwed. manbar, Dän. mandbar, bey dem Hornegk mynneper, als wenn es von Minne, Liebe, abstammete.


Mannbarkeit (W3) [Adelung]


Die Mannbarkeit, plur. inus. in der letzten Bedeutung des vorigen Wortes, die Eigenschaft, da eine Person des andern Geschlechtes mannbar ist.


Mannbuch (W3) [Adelung]


Das Mannbuch, des -es, plur. die -bücher, ein größten Theils veraltetes, nur noch in einigen Gegenden übliches Wort, ein Lehenbuch zu bezeichnen; von Mann, Lehensmann, Vasall.


Mannen (W3) [Adelung]


* Mannen, verb. reg. act. welches aber für sich allein im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Im Oberdeutschen bedeutete es ehedem heirathen, einen Mann nehmen, von dem andern Geschlechte, so wie weiben ein Weib nehmen. Es ist im Hochdeutschen nur noch in den Zusammensetzungen bemannen, entmannen, ermannen und übermannen, aber in andern Bedeutungen, üblich. S. diese Wörter.


Männern (W3) [Adelung]


+ Männern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches aber nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist. Ein Mädchen männert, wenn es Begierde zu heirathen hat, und diese Begierde merken lässet. Ein junger Mensch männert, wenn er anfängt, sich wie ein gesetzter ernsthafter Mann zu betragen.


Männervolk (W3) [Adelung]


Das Männervolk, des -es, plur. inus. alle oder mehrere Mannspersonen geringerer Art; im gemeinen Leben das Mannsvolk.


Männermörderinn (W3) [Adelung]


Die Männermörderinn, plur. die -en, eine Frau, welche ihren Ehemann ermordet hat; wo der Plural mit eben dem Rechte stehet, mit welchem eine Person, wenn sie gleich nur Ein Kind ermordet hat, eine Kindermörderinn genannt wird.


Mannfest (W3) [Adelung]


Mannfest, -er, -este, adj. et adv. fest, d. i. unbeweglich, tapfer, wie ein Mann; mannhaft. Mannhaft stehen, nicht weichen. Ehedem war es auch ein Titel der Ritter und rittermäßigen adeligen Personen, so wie es zuweilen noch jetzt ist. S. Mannhaft.


Manngeld (W3) [Adelung]


* Das Manngeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er; ein veraltetes, nur noch in einigen Gegenden für Lehengeld übliches Wort; von Mann, Lehensmann, Vasall. Ingleichen der jährliche Gehalt, welchen ein Dienstmann aus der Kammer seines Herren bekam. So fern Mann einen Menschen überhaupt bedeutete, war Manngeld ehedem die Geldstrafe, welche man für einen begangenen Mord erlegen mußte.


Manngericht (W3) [Adelung]


Das Manngericht, des -es, plur. die -e, gleichfalls nur noch in einigen Gegenden, das Lehengericht, der Lehenhof; von Mann, ein Lehenmann. Ehedem auch das Mannding, die Mannkammer. Daher das Mannrecht, das Lehenrecht, der Mannrichter, der Lehenrichter, der Manntag, der Tag, an welchem sich die Lehenmänner versammelten, der Mannbothe, der Gerichtsdiener eines Lehengerichtes u. s. f. welche Wörter jetzt insgesammt veraltet sind. In Schlesien wird das Land- oder Provinzial-Gericht noch das Manngericht genannt.


Manngierig (W3) [Adelung]


Manngierig, -er, -ste, adj. et adv. eine heftige ungeordnete Begierde nach einem Ehemanne empfindend, von Personen des andern Geschlechtes. Eine manngierige Weibesperson.


Manngrab (W3) [Adelung]


Das Manngrab, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben einiger Gegenden, so viel Land, als ein Mann in einem Tage umgraben kann, wo es besonders als ein Maß der Weinberge gebraucht wird; auf den Alpen ein Mannstoffel. Auf ähnliche Art gebraucht man von Wiesen das Wort Mannsmahd.


Mannhaft (W3) [Adelung]


Mannhaft, -er, -este, adj. et adv. in der engern Bedeutung des Wortes Mann, einem tapfern, streitbaren, entschlossenen Manne gleich und ähnlich, und darin gegründet. Es sind lauter mannhafte Leute. Sich mannhaft vertheidigen. Eine mannhafte That. Ein mannhaftes Gemüth. Ehe man anfing, die Adeligen nach der Geburt zu tituliren, war mannhaft ein sehr beliebter Titel der Ritter und edlen Knechte, welchen bürgerliche Kriegsbeamte aus manchen fürstlichen Kanzelleyen noch jetzt, adelige aber mannfest bekommen.


Mannhaftigkeit (W3) [Adelung]


Die Mannhaftigkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Person oder Sache, da sie mannhaft ist.


Mannheit (W3) [Adelung]


Die Mannheit, plur. car. eigentlich die Eigenschaft, nach welcher jemand ein Mann ist; doch nur in einigen Bedeutungen dieses Wortes. 1) Einer Mannsperson die Mannheit nehmen, sie der Mannheit berauben, sie castriren, sie entmannen; in welcher Bedeutung es in der anständigen Schreibart auch von Thieren für das niedrige Schneiden gebraucht wird. Seiner Mannheit durch geknüpfte Nestel beraubt seyn, dadurch zur ehelichen Beywohnung untüchtig gemacht seyn. 2) * Ehedem wurde es auch sehr häufig für Tapferkeit gebraucht, in welchem Verstande es aber veraltet ist; bey dem Stryker Manhait. Die Kunst, Durch welche wir noch jetzt des Helden Mannheit lesen, Opitz. 3) * Auch der Lehens- und Huldigungseid, und die Huldigung selbst führeten ehedem diesen Nahmen, von Mann, Lehensmann.


Mannigfaltig (W3) [Adelung]


Mannigfaltig, er, -ste, adj. et adv. von manch, so fern es ehedem mannig, manig, lautete, und mehr, viel, bedeutete, und faltig. 1. * Eigentlich, mehrere oder viele Falten habend; eine veraltete Bedeutung, in welcher der dritte Magen der wiederkäuenden Thiere, und besonders des Rindviehes, im gemeinen Leben einiger Gegenden noch der Mannigfalt, oder das Tausendfach genannt wird, weil er aus vielen Falten bestehet, daher er auch der Blättermagen und im Nieders. der Salter heißt. 2. Figürlich. 1) * Was mehrmahls oder vielmahl ist und geschiehet, und in der adverbischen Gestalt oft, vielfältig; eine gleichfalls ungewöhnlich gewordene Bedeutung. 2) Mehrere oder viele Abänderungen habend, in der Mehrheit verschieden; am häufigsten als ein Beywort, mehrfach, vielfach. Die mannigfaltige Weisheit Gottes, Ephes. 3, 10, so fern sie sich auf mehrere verschiedene Arten offenbaret. Ein Mann von mannigfaltiger Gelehrsamkeit. Leite meinen Geist, o Tugend, durch die mannigfaltigen Scenen des Lebens. Schlanke Kräuter durchirren das Gras mit zarten Ästen und mannigfaltigem Laube, Geßn. Wie glänzt das mannigfaltige Grün von der Sonne beschienen! ebend. Da lächeln mannigfaltige Freuden um ihn her, ebend. Die Schönheit ist die Einheit in dem Mannigfaltigen, oder das Mannigfaltige auf Einheit zurück gebracht, Sulzer. Zuweilen obgleich seltener auch als ein Nebenwort. Wir fehlen alle mannigfaltig, Jac. 3, 2. Ehedem pflegte man auch das Beywort gern an das Ende der Rede zu setzen, und da lautete es verkürzt mannigfalt. Lebt wohl mit euren tiefen Gründen Und grünen Wiesen mannigfalt, Opitz. Abentheuer gegent in manchfaldt, Theuerd. Anm. Bey dem Ottfried managfalt, managfalto, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter menhualt, bey dem Willeram mannigslahtig, bey dem Ulphilas managfalth, im Nieders. manigvuldig, im Angels. maenigfeald, im Engl. manifold, im Dän. mangfoldig, im Schwed. mangfaldig und margfaldig, von marg, viel. Es ist nach dem Lat. multiplex gebildet, so daß manch, seiner Verwandtschaft mit Menge zu Folge, hier den hervor stechenden Begriff der Menge, der Vielheit hat, daher Ottfried es auch für viel gebraucht. In dem Preußischen Stadtrechte von 1251 stehet es für all: manicvalden cristes geloubigen, an allen gläubigen Christen; und gleich darauf: Wisse uver Manicvaldekeit. In dem Isidor kommt auch chimanacfaldit, als das Mittelwort des veralteten Zeitwortes mannigfaltigen, vor, wofür jetzt vervielfältigen üblich ist. Es ist unnöthig, dieses Wort nach der verkürzten Form manchfal- tig zu schreiben, zumahl da mannigfaltig die Aussprache und längere Gewohnheit für sich hat.


Mannigfaltigkeit (W3) [Adelung]


Die Mannigfaltigkeit, plur. inus. die Eigenschaft der Dinge, da sie in der Mehrheit verschieden sind. Die Mannigfaltigkeit der Blumen, der Farben, der Thiere u. s. f. Freuden, die die Schönheiten der Natur in endloser Mannigfaltigkeit uns anbiethen, Geßn.


Männiglich (W3) [Adelung]


* Männiglich, ein im Hochdeutschen veraltetes unabänderliches Pronomen, für jedermann, welches noch im Oberdeutschen üblich ist. Menigklich euch deßhalb Lob gicht, Theuerd. Kap. 95. Menigklich nam groß frewd ab der erlichen Tat, ebend. Kap. 82. Einige Hochdeutsche Kanzelleyen haben es noch beybehalten. Rund und zu wissen sey männiglich; entbiethen männiglich unsern Gruß u. s. f. sind Formeln, welche noch oft in landesherrlichen Verordnungen vorkommen, wofür man auch wohl jedermänniglich findet.

Anm. Bey dem Ottfried mannilich, mannogilih, bey dem Notker mannoglich, bey den Schwäbischen Dichtern maendlich, menlig, Nieders. meenlik, meenliken, und zusammen gezogen malk. Es stammet von Mann, in der weitern Bedeutung für Mensch, oder auch von mannig, manch, viele, alle, ab, siehe Mannigfaltig.


Manninn (W3) [Adelung]


Die Manninn, plur. die -en, ein außer der Zusammensetzung ungewöhnliches Wort, eine Frau, in der niedrigen Sprechart ein Weib, zu bezeichnen. Man wird sie Männinn heissen, darum, daß sie von dem Manne genommen ist, 1 Mos. 2, 23. Es ist nur noch in einigen solcher Zusammensetzungen üblich, welche sich im männlichen Geschlechte auf mann endigen. Kaufmänninn, Amtmänninn, Hauptmänninn, Rathmänninn, und vielleicht noch in einigen andern, wo es die Frau oder Ehegattinn eines Kaufmannes, Amtmannes u. s. f. ist, wofür man im gemeinen Leben auch wohl sagt, Kaufmannsfrau Amtmannsfrau u. s. f. In einigen bedeutet es überhaupt eine Person weiblichen Geschlechtes, deren nähere Beschaffenheit durch die erste Hälfte der Zusammensetzung bestimmt wird; eine Landsmänninn, eine weibliche Person, welche mit uns aus Einem Lande gebürtig ist, eine Schiedsmänninn, welche einen Streit entscheidet oder schlichtet. Man muß sich hier genau nach dem Gebrauche richten, weil sich diese Form nur selten anbringen lässet. Von Edelmann sagt man nicht Edelmänninn, sondern Edelfrau, von Bettelmann, Bettelfrau oder Bettelweib, von Trödelmann, Trödelfrau oder Trödelweib, von Miethmann, von Miethmann, Miethfrau, von Fuhrmann, Fuhrmannsfrau. Schulmann, Hofmann, Schuldmann, Zimmermann und hundert andere leiden gar keine von diesen Zusammensetzungen, sondern müssen im weiblichen Geschlechte umschrieben werden. Die Frau oder Gattinn eines Schulmannes und so ferner.


Männisch (W3) [Adelung]


Männisch, adj. et adv. welches nur im gemeinen Leben in einigen Zusammensetzungen üblich ist. 1) Ein einmännisches, zweymännisches Bett, worin Eine, zwey Personen schlafen können. Von Mann, Person. Ein einmännischer Bergkübel, welchen Ein Mann aus dem Schachte winden kann, zum Unterschiede von einem zweymännischen. 2) In bergmännisch, weidemännisch, kaufmännisch, edelmännisch, landsmännisch u. s. f. bedeutet es nach Art der Bergleute, Weidemänner oder Jäger, Kaufleute, Edelleute oder Landsleute, in ihrer Beschaffenheit gegründet, zuweilen auch, ihnen gehörig. S. - Isch. Logau gebraucht männisch für männlich.


Mannkammer (W3) [Adelung]


Die Mannkammer, plur. die -n, S. Manngericht.


Mannlehen (W3) [Adelung]


Das Mannlehen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Lehen oder Lehengut, worin nur allein die männlichen Nachkommen die Erbfolge haben, zum Unterschiede von einem Weiberlehen, welches auch das weibliche Geschlecht fallen kann. Von Mann, eine Person männlichen Geschlechtes. Nieders. Manneguut. 2) So fern Mann ehedem auch einen Vasallen überhaupt ohne Unterschied des Geschlechtes bedeutete, schließt Mannlehen in einigen Gegenden, z. B. im Fuldischen, das weibliche Geschlecht nicht aus, obgleich dieses erst nach Abgang des männlichen zur Erbfolge kommen kann.


Männlich (W3) [Adelung]


Männlich, -er, -ste, adj. et adv. einem Manne gleich, ähnlich, in dessen Beschaffenheit gegründet, in verschiedenen Bedeutungen dieses Wortes. 1. Von Mann, das befruchtende Individuum organischer Körper einer Art. 1) Eigentlich, wo es von dem befruchtenden Individuis so wohl der Menschen und Thiere, als auch der Gewächse gebraucht wird, dieses Geschlecht habend, mit demselben begabt; im Gegensatze des weiblich. Das männliche Geschlecht. Ein männlicher Erbe, ein Erbe männlichen Geschlechtes. Der männliche Stamm, die männliche Linie. Das männliche Glied, welches den wesentlichen Unterschied von dem andern Geschlechte ausmacht. Alles was männlich ist unter euch soll beschnitten werden, 1 Mos. 17, 10, was männlichen Geschlechtes ist. Meine Brust klopft mir voll Unmuth, daß mich die Natur nicht männlich schuf, Weiße. Die männliche Blüthe, die männliche Blume, in dem Gewächsreiche, welche den befruchtenden Blumenstaub enthält, zum Unterschiede von der weiblichen und Zwitterblüthe. Die männlichen Blüthen haben nur allein Staubfäden, Stamina, die weiblichen nur allein Staubwege, Pistilla, die Zwitterblüthen aber beydes zugleich. Das männliche Geschlecht der Wörter, in der Sprachkunst, Genus masculinum; zum Unterschiede von dem weiblichen und ungewissen, oder vielmehr sächlichen. Der männliche Reim, in der Dichtkunst, wenn die Reimsylbe einsylbig ist, zum Unterschiede von dem zweysylbigen oder weiblichen Reime; vermuthlich weil jener gesetzter und männlicher klingt als dieser. 2) Figürlich, in diesem Geschlechte gegründet, demselben gemäß, ähnlich; zum Unterschiede von dem weiblich und im verächtlichen Verstande weibisch. Die männliche Kleidung, wie sie das männliche Geschlecht zu tragen pflegt; im gemeinen Leben die Mannskleidung, so wie man die meisten Zusammensetzungen mit Manns - in der anständigern Sprechart gern durch dieses Beywort zu umschreiben pflegt. Ein Mann in männlichen Künsten und Geschicklichkeiten unerfahren, wird sein Ansehen in der Ehe nicht lange behaupten, Gell. 2. Von Mann, so fern dasselbe ein solches Individuum in engerer Bedeutung nach zurück gelegtem Jünglingsalter bezeichnet; im Gegensatze des kindisch und jugendlich. Das männliche Alter. Männlich aussehen. Eine männliche Stimme haben. Besonders. 3. Mit dem Nebenbegriffe des gesetzten Betragens, des Ernstes, der Entschlossenheit; im Gegensatze des weibisch. Mit einem männlichen Ernste. Eine männliche Hand schreiben. Ein männliches Weib. Die männliche Schreibart, wenn die Gedanken fest mit einander verbunden und gleichsam zusammen gedrängt sind; die kräftige, nervige Schreibart, zum Unterschiede von der weitschweifigen, schleppenden und schalen. Ein männlicher Pinsel in der Mahlerkunst, die gewisse, kräftige, kecke und farbenvolle Art zu mahlen. 4. Ingleichen der Herzhaftigkeit, des entschlossenen, unerschrockenen Muthes; mannhaft, Lat. mascule, im Gegensatze des weibisch. Dadurch ward sie muthig - und faßte ein männlich Herz, 2 Macc. 7, 21. Sie liefen männlich mit einem Sturm an die Mauer, Kap. 10, 35. Wachet, stehet im Glauben, seyd männlich und seyd stark, 1 Cor. 16, 13. Die männliche Ertragung der Übel. Lucie, mein männliches Herz zerbricht deine stolzen Fesseln! Sich männlich wehren. Dein Beyspiel lehret mich einen männlichen Entschluß, Weiße.

Anm. Bey dem Notker in der ersten Bedeutung mannolich, bey dem Stryker in der vierten mendleich, im Oberdeutschen mannlich, bey dem Logau männisch, im Dänischen mandelig und mandlich.


Männlichkeit (W3) [Adelung]


Die Männlichkeit, plur. inus. die Eigenschaft nach welcher ein Ding männlich ist; doch nur in den drey letzten Bedeutungen, gesetztes, ernsthaftes Wesen, Fertigkeit die Furcht gehörig zu mäßigen. Wie wenig gleichen wir den Alten! Was wir für ungesittet halten, Hieß ihnen Männlichkeit, Uz. Euch wird an Männlichkeit ein Knab, ein Weib beschämen, Haged. In der ersten eigentlichen Bedeutung des Beywortes ist dafür Mannheit üblich.


Mannrecht (W3) [Adelung]


Das Mannrecht, des -es, plur. die -e, dasjenige Recht, nach welchem adelige Vasallen gerichtet werden, das Lehenrecht; ein größten Theils veralteter Ausdruck, welcher ehedem auch so wohl ein Gericht, vor welchem sich der Adel stellen mußte, als das Recht, nach welchem in einem solchen Gerichte gesprochen wurde, bedeutet. S. Manngericht.


Mannrichter (W3) [Adelung]


Der Mannrichter, des -s, plur. ut nom. sing. der Richter in einem solchen Mannrechte oder Manngerichte, S. das vorige.


Mannruthe (W3) [Adelung]


Die Mannruthe, plur. die -n, in den Niedersächsischen Marschländern, der einem jeden Manne oder Einwohner einer Dorfschaft mit der Ruthe zugemessene Theil, welchen er an den Deichen und Sieltiefen im baulichen Stande erhalten muß; die Hausmaße. Nieders. Mannrode.


Mannsbild (W3) [Adelung]


Das Mannsbild, des -es, plur. die -er, eine Person männlichen Geschlechtes, im gemeinen Leben, im Gegensatze eines Weibsbildes; in der anständigern Sprechart eine Mannsperson, und von vornehmen Personen ein Herr. Drey Mahl im Jahre sollen erscheinen vor dem Herrn alle deine Mannsbilde, (Mannsbilder,) 2 Mos. 23, 17. Von einem Monden an bis auf fünf Jahr sollt du ihn schätzen, - wenns ein Mannsbild ist, 3 Mos. 27, 6; wofür man doch jetzt lieber Sohn, Knabe oder Knäbchen sagt. S. Bild 3. und Mannsen. In einigen Stellen der Deutschen Bibel, wie Es. 44, 13, und Ezech. 16, 17 scheinet es die ungewöhnliche Bedeutung einer menschlichen Bildsäule zu haben.


Mannschaft (W3) [Adelung]


Die Mannschaft, plur. die -en. 1) * Die Mannheit, ohne Plural; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher es noch im Oberdeutschen üblich ist. Jemanden die Mannschaft benehmen, ihn des Vermögens der ehelichen Beywohnung berauben. 2) * Das Verhältniß zwischen dem Lehensherren und Vasallen, und besonders die von dem letztern dem ersten schuldige Treue, ingleichen der Lehenseid, die Huldigung, gleichfalls ohne Plural; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher es in den mittlern Zeiten häufig vorkommt. Schwed. gleichfalls Manskap. 3) Ein Mannsbild; doch nur noch in einigen Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, von geringern, leibeigenen oder zu gewissen Diensten verpflichteten und aufgebothenen Mannsbildern. Das Dorf hat vier und sechzig Mannschaften, dienstbare Einwohner. Acht und zwanzig Mannschaften meisten Theils Wäscher und Bleicher. Zu dieser Arbeit müssen junge und starke Mannschaften aufgebothen werden. Im Hochdeutschen gebraucht man es nur als ein Collectivum und ohne Plural. Die zum Feuerlöschen nöthige Mannschaft. Die Mannschaft des Dorfes zu einem Treibejagen aufbiethen. Ingleichen von mehrern gemeinen Soldaten. Die Mannschaft zusammen kommen lassen. Schwed. Manskap. 4) In den Zusammensetzungen Kaufmannschaft, Landsmannschaft, und vielleicht noch einigen andern bedeutet es den Stand eines Kaufmannes, die Eigenschaft, das Verhältniß eines Landsmannes, so wie in Hauptmannschaft so wohl die Würde eines Hauptmannes, als auch dessen Gebieth. Siehe -Schaft.


Mannsschild (W3) [Adelung]


Der Mannsschild, des -es, plur. inus. eine Pflanze, wovon die eine Art in Österreich, andere Arten aber auf den Alpen einheimisch sind; Androsace L. Mannsharnisch, Nabelkraut.


Mannsen (W3) [Adelung]


+ Das Mannsen, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur in den niedrigen Sprecharten einiger Gegenden, besonders Meißens, übliches Wort, ein Mannsbild, eine Mannsperson; im Gegensatze eines Weibsens. Stosch hält es irrig für einen besondern Plural von Mann, indem es vermittelst der Ableitungssylbe -sen von diesem Worte gebildet ist, ( S. -Sen.) Oh das Kind ein Mannsen oder Weibsen seyn werde, Based.


Mannsfahrt (W3) [Adelung]


Die Mannsfahrt, plur. die -en, im Bergbaue einiger Gegenden, die Fahrt auf Leitern in einen Schacht, die Handfahrt; zum Unterschiede von der Fahrt in Tonnen.


Mannskleid (W3) [Adelung]


Das Mannskleid, des -es, plur. die -er, ein Kleid für eine Person männlichen Geschlechtes, ein männliches Kleid; im Gegensatze eines Frauenkleides.


Mannskleidung (W3) [Adelung]


Die Mannskleidung, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, die männliche Kleidung; in der Deutschen Bibel 5 Mos. 22, 5 mit einem jetzt ungewöhnlichen Worte Mannsgeräthe.


Mannskloster (W3) [Adelung]


Das Mannskloster, des -s, plur. die -klöster, ein Mönchskloster; zum Unterschiede von einem Frauen- oder Nonnenkloster.


Mannslänge (W3) [Adelung]


Die Mannslänge, plur. die -n, die Länge eines gewöhnlichen Mannes, d. i. drey Ellen, oder eine Klafter. Die Grube war vier Mannslängen tief. Auf ähnliche Art gebraucht man im gemeinen Leben auch die Bey- und Nebenwörter mannshoch, mannstief, mannsdick.


Mannsleute (W3) [Adelung]


Die Mannsleute, sing. inus. mehrere Personen männlichen Geschlechtes, als ein Collectivum, doch nur von geringen Personen, in der harten und niedrigen Sprechart, das Mannsvolk, in etwas gelinderm Verstande Männervolk; alles im Gegensatze der Frauensleute oder Weibsleute, des Frauenvolkes oder Weibsvolkes.


Mannsmahd (W3) [Adelung]


Die Mannsmahd, plur. die -en, im gemeinen Leben einiger Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, so viel Land, als ein Mann in einem Tage abmähen kann, wo es besonders als ein bestimmtes Maß der Wiesen gebraucht wird, welches auch ein Tagewerk genannt wird, und mit einem Morgen überein kommt. S. Mahd und Mannwerk.


Mannsnahme (W3) [Adelung]


Der Mannsnahme, des ns, plur. die -n, ein männlicher Nahme, ein eigenthümlicher Nahme der Personen männlichen Geschlechtes; zum Unterschiede von einem Frauennahmen oder weiblichen Nahmen.


Mannsperson (W3) [Adelung]


Die Mannsperson, plur. die -en, eine Person männlichen Geschlechtes, in der anständigen Sprechart, so wie man von geringen Personen und im gemeinen Leben das Wort Mannsbild, von vornehmern aber das Wort Herr, von allen aber in der anständigen Sprechart auch wohl den umschreibenden Ausdruck eine Person männlichen Geschlechtes gebraucht. S. auch Mannsen, Mannsbild und Mannsleute.


Mannsrock (W3) [Adelung]


Der Mannsrock, des -es, plur. die -röcke, ein männlicher Rock, ein Rock für eine Person männlichen Geschlechtes, ein Männerrock; zum Unterschiede von einem Frauenrocke oder Weiberrocke.


Mannsschneider (W3) [Adelung]


Der Mannsschneider, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schneider, welcher nur allein männliche Kleider macht, ein männ- licher Schneider; zum Unterschiede von einem Frauenschneider oder Weibsschneider.


Mannsschuster (W3) [Adelung]


Der Mannsschuster, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schuster, welcher nur männliche Schuhe verfertiget, ein männlicher Schuster; zum Unterschiede von einem Frauenschuster.


Mannsstamm (W3) [Adelung]


Der Mannsstamm, des -es, plur. die -stämme, der männliche Stamm in der Geschlechtsfolge; zum Unterschiede von dem Weiberstamme oder weiblichen Stamme.


Mannstief (W3) [Adelung]


Mannstief, adj. et adv. S. Mannslänge.


Mannstreu (W3) [Adelung]


Die Mannstreu, plur. inus. eine Pflanze; Eryngium L. Besonders diejenige Art, welche an den ungebaueten Orten Deutschlandes wild wächset; Eryngium campestre L. Brachendistel, Brakendistel, Laufdistel, Walzdistel, Brausedistel, Walddistel, Hundertkopf, Hunderthaupt, Wahlendistel, Mordwurz, Grundwurz, Valent-Distel, (vielleicht Falant-Distel,) Ohrengel, Raddistel. Den Nahmen Mannstreu hat sie vermuthlich wegen ihrer heilenden Kräfte erhalten. Die bläuliche Mannstreu, welche an dem sandigen Meerstrande wächset, Eryngium maritimum L. wird auch Meermannstreu, ingleichen blaue Meerwurzel genannt.


Mannsucht (W3) [Adelung]


Die Mannsucht, plur. car. die Sucht, d. i. anhaltende, heftige und ungeordnete Begierde einer Person weiblichen Geschlechtes nach einer Person männlichen Geschlechtes, welche wenn sie in eine Art von Tollheit ausartet, die Manntollheit, Liebeswuth genannt wird.


Mannsüchtig (W3) [Adelung]


Mannsüchtig, -er, -ste, adj. et adv. mit der Mannsucht behaftet, darin gegründet. Im höchsten Grade mannsüchtig ist manntoll.


Mannsvolk (W3) [Adelung]


Das Mannsvolk, des -es, plur. car. S. Mannsleute.


Mannszucht (W3) [Adelung]


Die Mannszucht, plur. car. die Zucht, d. i. Handhabung der Ordnung unter dienstpflichtigen Personen, besonders männlichen Geschlechtes; von Mann, ein Dienstmann geringerer Art. Es wird am häufigsten von der Handhabung guter Ordnung unter den Soldaten gebraucht. Gute, schlechte Mannszucht halten; in welcher Bedeutung das Wort Manzuht schon in dem alten Fragmente auf den Feldzug Carls des Großen bey dem Schilter vorkommt.


Manntheil (W3) [Adelung]


Der Manntheil, des -es, plur. die -e, in einigen Niedersächsischen Gegenden, der Theil, welcher jedem Manne, d. i. Eingesessenen des Dorfes, bey jährlicher Theilung des gemeinschaftlichen Heulandes durch das Los zufällt.


Mannthier (W3) [Adelung]


Das Mannthier, des -es, plur. die -e, ein Nahme, welchen in dem Froschmäusler und den nachfolgenden Fabeldichtern der Mensch bey den Thieren führet. Ja, schnattert jene (die Gans) drauf, wenn doch das Mannthier nur Einst unsre Tugenden erriethe, Haged.


Manntoll (W3) [Adelung]


Manntoll, -er, -este, adj. et adv. S. Mannsüchtig.


Manntollheit (W3) [Adelung]


Die Manntollheit, plur. car. S. Mannsucht.


Mannweib (W3) [Adelung]


Das Mannweib, des -es, plur. die -weiber, eine Person, welche männliche und weibliche Zeugungsglieder zugleich hat; im gemeinen Leben ein Zwitter, mit einem Griechischen Ausdrucke ein Hermaphrodit.


Mannwerk (W3) [Adelung]


Das Mannwerk, des -es, plur. die -e, im Oberdeutschen, so viel als Tagewerk, wo es besonders als ein Feld- und Wiesenmaß gebraucht wird, so viel zu bezeichnen, als ein Mann mit einem Paar Ochse in einem Tage umpflügen, oder so viel Wiese, als ein Mann in einem Tage mähen kann, in welchem letztern Falle es auch Mannsmahd genannt wird. Ein Mannwerk ist so viel als in Obersachsen ein Morgen. Steht ein Zahlwort davor, so bleibt es im Plural, wie die meisten Wörter dieser Art, unverän- dert. Sechs Mannwerk. In Zürich hält ein Mannwerk Wiesen 320 Quadrat-Ruthen.


Mansard-Dach (W3) [Adelung]


Das Mansard-Dach, des -es, plur. die Dächer, in der Baukunst, eine Benennung der gebrochenen Dächer; aus dem Franz. a la Mansarde, von dem Nahmen eines Französischen Baumeisters, welcher sie erfunden hat.


Manschen,Mantschen (W3) [Adelung]


+ Manschen, oder Mantschen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur im gemeinen Leben üblich ist, mit den Händen in einer nassen oder feuchten Sache wühlen, ingleichen unreinlich mit einem nassen oder feuchten Körper umgehen; so wie mähren in ähnlichem Verstande von trocknen Körpern gebraucht wird. Entweder von mengen, mischen, oder auch wie panschen, plantschen und andere dieser Art, als eine Nachahmung des eigenthümlichen Schalles. Daher der Mantsch, eine weiche Masse, im verächtlichen Verstande.


Manschette (W3) [Adelung]


Die Manschette, plur. die -n, ein aus dem Franz. Manchette entlehntes Wort, diejenigen in viele Falten gelegten Streifen feinen Zeuges zu bezeichnen, welche man zum Zierathe an das Ende der Hemdärmel zu befestigen pfleget, die Handkrausen, Handblätter, im Oberd. Handärmel, Tatzen, Tätzchen, im Nieders. Panetten, Handpanetten, aus dem Franz. Poignets, Lobben, Lowwen, Krusedullen, im mittlern Lat. Mancella.


Mantel (W3) [Adelung]


1. Der Mantel, des -s, plur. die Mäntel, ein seltenes Wort, welches indessen den Begriff des Endes, des Letzten an einem Dinge der Ausdehnung nach, zu haben scheinet. Es ist nur bey den Tuchbereitern üblich, welche das Ende eines Tuches, wo der Weber den Anfang mit Wehen gemacht hat, den Mantel zu nennen pflegen. Die Sylbe -el ist die Ableitungssylbe, welche ein Werkzeug, Ding, Subject bedeutet; es kommt hier also bloß auf die Sylbe Mant an.


Mantel (W3) [Adelung]


2. Der Mantel, des -s, plur. die Mäntel, Diminut. das Mäntelchen, Oberd. Mäntellein, ein Wort, welches überhaupt den Begriff der Bedeckung hat, und ein Ding bedeutet, welches ein anderes bedecket, aber nur noch in verschiedenen einzelnen Fällen üblich ist. 1) Im Bergbaue ist das Sahlband gleichfalls unter dem Nahmen des Mantels bekannt, entweder so fern es den Erzgang umgibt und ihn gleichsam bedecket, oder auch in der vorigen Bedeutung, so fern es das Letzte, das Äußerste des Ganges ist. 2) In der Landwirthschaft wird eine Lage neues Stroh, welche über ein altes Strohdach gelegt wird, ein Mantel genannt. 3) In den Gießereyen ist der Mantel die äußere Form zu den Gußwaaren, welche über den Kern geformt wird, und auch die Schale heißt. 4) In den Küchen wird der hervorragende Rand der Feuermauer über den Herd, welcher den Rauch fasset, und ihn in den Schlund der Feuermauer leitet, so wohl der Mantel als der Schurz genannt. Engl. Mantel. Auch die Kamine haben mehrmahls solche Mäntel, und oft wird die ganze vordere obere Wand eines Kamines der Mantel genannt. 5) Am üblichsten ist dieses Wort von einem weiten Kleidungsstücke ohne Ärmel, welches über die gewöhnliche Kleidung getragen wird, und von verschiedener Länge ist. Im Mantel gehen. Einen Mantel tragen. Den Mantel anlegen, umnehmen. Der Regenmantel, Trauermantel, Gewehrmantel, Reisemantel, Deckmantel, Nachtmantel u. s. f. Auch die Saloppen des andern Geschlechtes sind eine Art Mäntel. Das Manteltragen, eine Strafe für gemeine Soldaten in einigen Ländern, da sie zehen, zwölf und mehrere Wachmäntel eine oder mehrere Stunden umnehmen müssen. Den Mantel nach dem Winde hängen, sich die Zeit schicken, eine von den kurzen Reisemänteln hergenommene Figur. Der Spanische Mantel, eine Art Leibesstrafe, welche in einem tiefen und schweren Zober bestehet, welchen der Schuldige vermittelst eines in dem Boden befindlichen Loches auf den Achseln träget.

Anm. Schon bey dem Stryker Mantel, im Angels. Mäntel, im Engl. Dän. und Schwed. gleichfalls Mantel, im Franz. Manteau, im Span. Manta, im Ital. Manto und Mantello, schon bey dem Plautus Mantelium, bey dem Festus Mantilium, Mantellum, Mantile. Dem Servius zu Folge waren Mantelia und Mandilia bey den Römern auch eine Art zotiger Tischdecken, welches die allgemeine Bedeutung der Bedeckung bestätiget, so wie das Engl. to mantle, die Federn ausbreiten, mit den Federn bedecken. Die Sylbe -el ist auch hier die Ableitungssylbe, welche ein Werkzeug oder Subject bedeutet. In dem Arabischen ist Mantil ein Schweißtuch. Kero nennt einen Mantel Lahhan, Laken, und der Verfasser des Schwabensp. bestimmter Röcklachen. Im Nieders. ist Hoiken und Huseke ein Frauenzimmermantel, vielleicht eben der, welcher im Oberdeutschen eine Schaube heißt. S. auch Bemänteln und Vermänteln.


Mantelkind (W3) [Adelung]


Das Mantelkind, des -es, plur. die -er, ein größten Theils veraltetes Wort, ein vor der priesterlichen Einsegnung gezeugtes uneheliches Kind zu bezeichnen, weil die Mutter selbiges ehedem bey der nachmahligen Trauung unter ihren Mantel nehmen mußte, wenn es als ein echtes und rechtmäßiges Kind angesehen werden sollte. Im Schwed. Skötsätubarn, so fern es unter der Trauung auf dem Schooße des Vaters oder der Mutter saß.


Mantelkirsche (W3) [Adelung]


Die Mantelkirsche, plur. die -n, eine Art braunrother Gartenkirschen mit kleinen Steinen und von angenehmen Geschmacke, welcher unter ihren Blättern wie unter Mänteln bedeckt hängen.


Mantelsack (W3) [Adelung]


Der Mantelsack, des -es, plur. die -säcke, ein Reisesack besonders so fern er zu Verwahrung des Mantels auf der Reise dienet. Ehedem die Garge, die Malle, bey dem Ottfried Malaha ( S. 5. Mahl,) der Watsack, im mittlern Lat. Mantica. S. auch Felleisen


Mantelschnur (W3) [Adelung]


Die Mantelschnur, plur. die -schnüre, die starke Schnur, mit welcher der Männermantel um den Hals befestiget wird.


Mantelstock (W3) [Adelung]


Der Mantelstock, des -es, plur. die -stöcke, ein Stock auf einem breiten Fuße, auf welchem man ehedem den Mantel zuhängen pflegte, wenn man ihn nicht trug.


Manufactur (W3) [Adelung]


Die Manufactur, plur. die -en, aus dem Französischen Manufacture, Manufactura, eine Anstalt, in welche gewisse neuere Waaren von unzünftigen Personen ohne Feuer und Hammer in Menge verfertiget werden; zum Unterschiede von einer Fabrik. Die Seiden-Manufactur, Zeug-Manufactur, Strumpf-Manufactur u. s. f. S. Fabrik.


Mar (W3) [Adelung]


Der Mar, Alp, S. Mahr.


Maräne (W3) [Adelung]


Die Maräne, eine Art Weißfische, S. Moräne.


Marcasit (W3) [Adelung]


Der Marcasit, des -es, plur. die -e, oder des -en, plur. die -en, eine unbestimmte Benennung, welche mehrern Arten von Mineralien beygeleget wird. Am häufigsten ist es ein krystallinisch gebildeter Schwefelkies, welcher aus einem mit Eisen gesättigten Schwefel bestehet, besonders die würfeligen, glänzenden gelben Arten desselben. Goldhaltige Schwefelkiese sind unter dem Nahmen der Goldmarcasiten bekannt. In den Tirolischen Bergwerken nennet man einen jeden goldfärbigen Kies Marcasit. Der Nahme ist allem Ansehen nach ausländisch. Im Italiänischen ist Marcasita die Glätte.


Mährchen (W3) [Adelung]


Das Mährchen, S. 3. Mähre.


Marcipan (W3) [Adelung]


Der Marcipan, S. Marzipan.


Marcolph (W3) [Adelung]


Marcolph, S. Markolph.


Marcus-Bruder (W3) [Adelung]


Der Marcus-Bruder, im gem. Leben Marxbruder, des -s, plur. die Brüder, ein Nahme, welchen sich die Bäckerknechte beylegen, welche sich auch Löwenschützen nennen. Beyde Nahmen wollen sie von Carl IV zugleich mit ihrem Wapenlöwen erhalten haben. Übrigens waren die Marxbrüder, welche von den Lucas-Brüdern, und im gemeinen Leben Luxbrüdern, noch unterschieden sind, eine Art der ehemaligen Klopffechter.


Marder (W3) [Adelung]


Der Marder, des -s, plur. ut nom. sing. ein fünfzehiges vierfüßiges Raubthier mit einem braunrothen Körper, einer weißen Kehle, kurzen Ohren, haarigen Füßen und langen Schwanze; Mustela Martes L. Es ist weit kleiner, als eine wilde Katze, aber größer als ein Iltiß, lebt in Wäldern und stellet den Eichhörnchen, dem Federviehe und den Eyern nach. Der Baummarder oder edle Marder, und der Steinmarder sind Arten desselben. Die Marderfelle, welche auch nur Marder schlechthin genannt werden, sind schätzbarer als die Iltißbälge, und kommen dem Zobel am nächsten. Ein mit Marder gefüttertes Kleid, mit Marderfellen.

Anm. Im gemeinen Leben auch nur das Mahrd oder Mard, im Dän. Maar, im Schwed. Mard, im Engl. Martlet, Marten, im Ital. Martora, Martorella, im mittlern Lat. Martur, im Lat. Martes, im Angels. Märth, im Franz. Marte, Martre. In einigen Gegenden ist es ungewissen Geschlechtes, das Marder.


Marderfalle (W3) [Adelung]


Die Marderfalle, plur. die -n, eine Falle, mit welcher man die Marder zu fangen pflegt.


Mardergarn (W3) [Adelung]


Das Mardergarn, des -e, plur. die -e, ein kleines Garn oder Netz mit engen Maschen, die Marder damit lebendig zu fangen.


Mare (W3) [Adelung]


Mare, u. s. f. S. in Mähre.


Marelle (W3) [Adelung]


Die Marelle, plur. die -n, ein Nahme so wohl einer art Kirschen, als auch einer Art "Aprikosen", S. "Amarelle".


Maresse (W3) [Adelung]


Die Maresse, plur. die -n, dem Frisch zu Folge, kleine Klebgarne der Fischer, deren Gebrauch in der Brandenburgischen Fischerordnung verbothen ist.


Margaretha (W3) [Adelung]


Margaretha, ein aus dem Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , eine Perle, entlehnter Taufnahme weiblichen Geschlechtes, welcher in der niedrigen Sprechart in Grethe, in der vertraulichen in Gretchen, in der Ober-Pfalz in Meigerl, im Osnabrück. aber in Meetke verkürzt wird. Im Engl. lautet er im gemeinen Leben Marget, Mez und Peg, in Lotharingen Mouarguite, Marguitte, Gitton, Gotton, Gueritte, Laguitte, Guiguitte.


Margarethen-Blume (W3) [Adelung]


Die Margarethen-Blume, plur. die -n, Diminut. das Margarethen-Blümchen, ein Nahme der Gänseblumen oder Maßlieben, welche in andern Gegenden Marien-Blümchen genannt werden.


Margarethen-Nelke,Margarethen-Nägelein (W3) [Adelung]


Die Margarethen-Nelke, plur. die -n, oder das Margarethen-Nägelein, plur. ut nom. sing. eine Art so wohl einfacher als gefüllter Gartennelken, welche eine Menge rother Blumen, wie in einem Büschel, bringen, und im Julio blühen.


Märgel (W3) [Adelung]


Der Märgel, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. eine fette, mürbe, zerbrechliche vermischte Erdart, welche aus Thon und Kalkerde bestehet, gemeiniglich von grauer, oft aber auch von weißer und gelber Farbe ist, und zum Düngen der sandigen Äcker gebraucht wird. Mit Märgel düngen. Der verhärtete Märgel wird, wenn er die Gestalt eines Steines hat, im gemeinen Leben einiger Gegenden Schleimstein genannt. Anm. Im Engl. Marl, im Dän. Mergel, im Schwed. Märgel, im Franz. Marle, Marne, im mittlern Latein. Marila, Marla, im Böhm. Merk, im Bretagnischen Marg, bey den alten Galliern, dem Plinius zu Folge, Marga. Entweder wegen seiner scheinbaren Fettigkeit und düngenden, den Alten schon bekannten Kraft, als ein Verwandter von 2. Mark, medulla, daher Plinius ihn auch adipem terrae nennet, oder auch zunächst wegen seiner mürben lockern Beschaffenheit, als ein Verwandter so wohl eben dieses Mark, als auch der Wörter mürbe, Nieders. mör. Mörsel, morsch u. s. f. Im gemeinen Leben einiger Gegenden wird das Mark wirklich der Märgel genannt, ( S. Abmärgeln,) so wie in Steinmark die letzte Sylbe so viel als Märgel bedeutet. Die Endsylbe -el ist in beyden Fällen die Ableitungssylbe, welche so wohl ein Werkzeug, als auch ein Subject bedeutet. Aus allem erhellet, daß die Schreibart mit einem ä der Abstammung gemäßer ist, als die mit einem e. Im Griech. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Kohlenstaub.


Märgelerde (W3) [Adelung]


Die Märgelerde, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, eine mit Märgel vermischte Erde, ingleichen Märgel in Gestalt einer Erde; zum Unterschiede von dem Märgel in fester an einander hängenden Gestalt.


Märgeln (W3) [Adelung]


1. Märgeln, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, mit Märgel düngen; im mittlern Lat. marlare. Einen Acker märgeln.


Märgeln (W3) [Adelung]


2. Märgeln, verb. reg. act. welches nur in den im gemeinen Leben üblichen abmärgeln und ausmärgeln, für völlig entkräften, üblich ist, S. diese Wörter.


Märgelnuß (W3) [Adelung]


Die Märgelnuß, plur. die -nüsse, in der Mineralogie, marcasitische Kieskugeln, welche mit Steinmark überzogen sind. Märgel bedeutet hier so viel als Mark.


Märgelschiefer (W3) [Adelung]


Der Märgelschiefer, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, ut nom. sing. ein märgelartiger Schiefer, oder ein zu einem Schiefer verhärteter Märgel, welcher blau von Farbe ist, aber die Härte des Dachschiefers nicht erreicht.


Märgelstein (W3) [Adelung]


Der Märgelstein, des -es, plur. die -e, ein zu einem Steine verhärteter Märgel, ein märgelartiger Stein.


Maria (W3) [Adelung]


Maria, ein aus dem Hebräischen entlehnter und von je her sehr beliebter Taufnahme des weiblichen Geschlechtes, welcher nach einigen von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, bitter, betrübt seyn, nach andern aber von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, erhöhen, abstammen soll. Im gemeinen Leben lautet er Marie, Genit. Mariens, und in der Zusammensetzung Marien, Dat. Marien, im Diminut. Mariechen, welche denn in manchen Gegenden noch in Merge, Mieke, Mätke, Mätje, Meigeln, Mila, Midel, Meigela, Müzel u. s. f. verkürzt werden. Die Engländer verkürzen ihn in Mall und Moll, und nach der nicht seltenen Verwechselung dem m und p, in Pall und Poll, und die Lotharinger in Mairion, Merrio. Die große Ehrfurcht, welche man in der Römischen Kirche von je her für die Jungfrau Maria, oder Mutter Christi, welche daselbst am häufigsten unsre liebe Frau, oder die Mutter Gottes genannt wird, geheget hat, hat nicht nur viele zu Ehren eingesetzte Feste veranlasset, sondern auch verursacht, daß eine Menge von Pflanzen und andern Dingen, an welchen man etwas Besondres zu entdecken glaubte, nach ihr benannt worden, wovon die folgenden Zusammensetzungen eine kleine Probe sind. Unter den in der Römischen Kirche üblichen, und in der evangelischen auch noch hin und wieder, wenigstens dem Nahmen nach, vorhandenen Festen sind die vornehmsten, Mariä Empfängniß, Mariä Geburt, Mariä Verkündigung, welches in der evangelischen Kirche das Fest der Empfängniß Christi ist, Mariä Heimsuchung, in der evangelischen Kirche, das Andenken der öffentlichen Bekanntmachung des empfangenen Jesu, ( S. Heimsuchen;) Mariä Reinigung, in der evangelischen Kirche, das Andenken der Darstellung Christi in dem Tempel, Mariä Opferung, und Mariä Himmelfahrt, oder Mariä Würzweihe, welches letztere erst im 11ten Jahrhunderte allgemein wurde und den 15ten August gefeyert wird. Zu den geringern Festen der Römischen Kirche gehöret unter andern das Fest der sieben Schmerzen Mariä, welches den Freytag nach Judica zum Andenken der Schmerzen der Jungfrau Maria bey dem Anblicke des auf dem Berge Golgotha leidenden Christus gefeyert, und auch Marien Ohnmachtsfeyer, Mariä Bergkrampf, genannt wird; Mariä Schneefeyer, auf den 5ten August, welches sich auf eine Überlieferung gründet, daß es an diesem Tage einmahl zu Rom soll geschneyet haben; Mariä Verlöbniß, den 23sten Jan. u. s. f.


Marien-Apfel (W3) [Adelung]


Der Marien-Apfel, des -s, plur. die -Äpfel, in einigen Gegenden, besonders Niedersachsens, eine Art süßer, frühzeitiger Äpfel.


Marien-Bad (W3) [Adelung]


Das Marien-Bad, des -es, plur. die -Bäder, in der Chymie, ein Gefäß mit Wasser, unter welchem Feuer angemacht wird, um ein anderes Gefäß darein zu setzen und zu destilliren; Balneum Mariae, das Frauenbad; vielleicht aus einem Irrthume für Balneum maris, Wasserbad.


Marien-Bild (W3) [Adelung]


Das Marien-Bild, des -es, plur. die -er, Diminut. das Marien-Bildchen, ein geschnitztes oder gemahltes Bild der Jungfrau Maria; das Frauenbild, im Ital. eine Madonna.


Marien-Blume (W3) [Adelung]


Die Marien-Blume, plur. die -n, Diminut. das Marien-Blümchen, in einigen Gegenden ein Nahme der Gänseblumen oder Maßlieben, Bellis L. Das Marien-Röslein. Siehe Maßlieben.


Marien-Distel (W3) [Adelung]


Die Marien-Distel, plur. die -n, eine Art Distel, deren Blätter und Samen eine sehr heilsame Kraft haben, und besonders wider das Seitenstechen gebraucht werden, Carduus Marianus L. Froschdistel, unsrer lieben Frauen Distel, Frauendistel.


Marien-Faden (W3) [Adelung]


Der Marien-Faden, des -s, plur. die -Fäden, eine im gemeinen Leben übliche Benennung derjenigen weißen Fäden, womit so wohl in Frühlinge, als am Ende des Sommers die Felder bedeckt sind, und welche auch der Sommer, der fliegende Sommer, unsrer lieben Frauen Fäden, Marien-Garn, Grasweben, Sommerfaden, im Niedersächsischen Slammetje, Mättchen-Sommer, von dem Matthias-Tage, um welchen sie sich zeigen, genannt werden. Sie rühren von Spinnen her, welche vermittelst dieser Fäden in die Luft schiffen, ihre Nahrung zu suchen. Der große Haufe in der Römischen Kirche hält sie für Überbleibsel von dem Tuche der Jungfrau Maria, welches sie im Grabe umgehabt, und bey ihrer Himmelfahrt fallen lassen. Im Schwed. heißen sie Dwaergsnaet, von Dwaerg, Zwerg, eine Art Mittelgeister, und Naet, Netz.


Marien-Fest (W3) [Adelung]


Das Marien-Fest, des -es, plur. die -e, ein Fest der Jungfrau Mariä; der Marien-Tag.


Marien-Flachs (W3) [Adelung]


Der Marien-Flachs, des -es, plur. inus. Siehe Flachskraut. 2


Marien-Garn (W3) [Adelung]


Das Marien-Garn, des -es, plur. inus. Siehe Marien-Faden.


Marien-Glas (W3) [Adelung]


Das Marien-Glas, des -es, plur. inus. S. Frauenglas.


Marien-Gras (W3) [Adelung]


Das Marien-Gras, des -es, plur. inus. ein Nahme des weißen Klees, oder Holländer-Klees, im Österreichischen das Marien-Gräsel.


Marien-Groschen (W3) [Adelung]


Der Marien-Groschen, des -s, plur. ut nom. sing. eine in Niedersachsen und am Niederrheine übliche silberne Scheidemünze, welche mit dem Marien-Bilde gezeichnet ist, und acht gute Pfennige gilt. Sie wird auch ein Batzen, und wo der Batzen 16 Pf. gilt, ein halber Batzen genannt.


Marien-Käfer (W3) [Adelung]


Der Marien-Käfer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Käfer mit abgestutzten Fühlhörnern, deren Körper einer durchsichtigen Kugel gleicht; Coccinella L. Sie wohnen auf den Baumblättern und Blumen, sind von verschiedener gemeiniglich aber rother Farbe, daher auch die Scharlachwürmer oft mit ihnen verfälscht werden. Im gemeinen Leben, das Marien-Huhn, unsers Heeren Huhn, das Repphuhn, bey einigen der Sonnenkäfer.


Marien-Münze (W3) [Adelung]


Die Marien-Münze, plur. inus. S. Frauenmünze.


Marien-Schuh (W3) [Adelung]


Der Marien-Schuh, des -es, plur. die -e, der Nahme einer bey uns wild wachsenden Pflanze, welche andere den Venus-Schuh, den Marien-Pantoffel, Pfaffenschuh nennen, Cypripedium L. vermuthlich wegen des bauchig aufgeblasenen hohlen Honigbehältnisses der Blume.


Marien-Tag (W3) [Adelung]


Der Marien-Tag, des -es, plur. die -e, ein Festtag der Jungfrau Mariä, das Marien-Fest.


Marille (W3) [Adelung]


Die "Marille", plur. die -n, eine Art so wohl Kirschen, als auch "Aprikosen", S. "Amarelle".


Marine (W3) [Adelung]


Die Marine, plur. inus. ein aus dem Französischen Marine entlehntes Wort, die Seemacht eines Staates und alles was dazu gehöret, das Seewesen. Daher das Marinen-Geld, ein ehedem im Brandenburgischen übliches Geld, welches ein jeder, welcher ein Civil-Amt, zum Behufe des Seewesens bezahlen mußte, und welches gemeiniglich den Gehalt eines halben Jahres betrug.


Mariniren (W3) [Adelung]


Mariniren, verb. reg. act. gebratene Fische in Essig und Baumöhl einmachen, um sie auf solche Art eine Zeit lang aufzubehalten; im gemeinen Leben marginiren. Marinirter Aal, Lachs; Marinirte Häringe u. s. f. Aus dem Ital. marinare, Franz. mariner; vermuthlich von marino, marine, zur See gehörig; weil die Schiffleute und Seefahrer die Fische so einzumachen pflegen.


Mark (W3) [Adelung]


1. Der Mark, ein Marktflecken, S. Markt 3)


Mark (W3) [Adelung]


2. Das Mark, des -es, plur. inus. ein Wort, welches die lockere, mürbe, weiche Beschaffenheit in dem Innern mancher Körper bedeutet; im Gegensatze der äußern härtern und dichtern. 1. Eigentlich. 1) In den thierischen Körpern ist das Mark die öhlige Fettigkeit in den Höhlen der Knochen. Rindsmark, Hirschmark u. s. f. Das lange Mark oder Rückenmark, welches diesen Nahmen nur uneigentlich führet, indem es im Grunde keine öhlige Fettigkeit, sondern eine Fortsetzung des Gehirns ist, welche sich durch das ganze Rückgrath erstrecket. Von dieser Art ist auch das lange Mark im Gehirne, Medulla oblongata, welches in langer gespaltener Gestalt unter dem Gehirne lieget, weißer ist als dasselbe, aus dem Gehirne entspringet, und sich von da nach dem Rückgrathe erstrecket. Im gemeinen Leben einiger Gegenden pflegt man auch wohl das Gehirn in manchen Fällen das Mark zu nennen; das Mark aus einem Kalbskopfe, aus einem Schnepfenkopfe. Das dringt durch Mark und Bein, figürlich, das macht die lebhafteste Empfindung. 2) In dem Holze und an den Gewächsen ist es der innere weiche lockere Theil in der Mitte des Holzes und der Stängel, welcher aus lauter kleinen Bläschen bestehet, und von dem Holze und Wesen der Stängel umgeben wird, Nieders. Paddik, Peddik, Piek, Pith, Angels. Pitha, Engl. Pith. 3) Auch an manchen Früchten, z. B. an den Citronen, Pomeranzen, Weintrauben u. s. f. pflegt man den innern saftigen oder fleischigen Theil, welcher sonst auch das Fleisch heißt, das Mark zu nennen, im Gegensatze der härtern Schale oder Hülse. 4) In dem Worte Steinmark bedeutet es so viel als das verwandte Märgel. 2. Figürlich, das nahrhafteste, beste an einer Sache; doch nur in einigen Fällen, und in Rücksicht auf die erste Bedeutung. Ihr sollt essen das Mark im Lande, 1 Mos. 45, 1, 8.

Anm. Bey dem Raban Maurus in der Mitte des achten Jahrhundertes Marc, bey dem Notker Marg, bey dem Hornegk ohne r Mack und Machs, im Angels. Mearg, im Dithmars. Murk, im Dän. Marg und mit einem andern verwandten Ableitungslaute Marv, im Engl. gleichfalls Marrow, im Schwed. Marg, im Isländ. Merg, im Wallis. Mer, Merion. Es druckt zunächst die weiche lockere Beschaffenheit des Markes aus, und gehöret daher zu dem Geschlechte der Wörter mürbe, Angels. mearu, Nieders. mör, Mörsel, Mörtel, mähren, morsch u. s. f. Im Isländ. ist Mör die Fettigkeit, bey uns mit vorgesetztem Zischlaute Schmer, schmieren.


Mark (W3) [Adelung]


3. Die Mark, plur. die -en, ein sehr altes und weit ausgebreitetes Wort, welches überhaupt so wohl ein Zeichen, als auch die damit bezeichnete Sache bedeutet. 1. Ein Zeichen. 1) In der allgemeinsten Bedeutung, ein jedes sichtbares oder körperliches Erinnerungszeichen, wie das verwandte Mahl. Im Angels. Mearc, im Finnländisch. Merk, im Pers. Marz. Wir haben es nur noch mit verändertem Geschlechte in dem zusammen gesetzten Brandmark. Im weiblichen Geschlechte ist dafür noch in einigen Fällen die Marke üblich, ( S. dieses Wort,) ingleichen die davon abstammende merken und märzen. Im Hebr. ist marak ein Zeichen einbrennen. Mark gehöret in dieser weitesten Bedeutung, so wie Mahl, allem Ansehen nach zu dem Geschlechte des Wortes mähen, so fern es figürlich schneiden bedeutet, ein geschnittenes, gegrabenes oder auf ähnliche Art gemachtes Zeichen anzudeuten. Mahl und Mark sind bloß in den Ableitungslauten verschieden. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, theilen, ist sehr genau damit verwandt, so wie das Wendische Miera, im Diminut. Mierka, die Richtschnur, das Böhm. Mereni, das Messen, Merik, ein Messer, und meriti, messen. 2) In engerer Bedeutung, die Gränze eines Landes oder eines Bezirkes; bey dem Kero Marcho, bey dem Notker Marcha, im Tatian Marc, im mittlern Lat. Marcha, im Engl. Mark, bey dem Ulphilas Marco, im Dän. Mark, im Schwed. Marke, im Franz. Marche, und mit andern Ableitungssylben im Schwed. Märe, im Dalmat. Mira, im Wallis. Mars, im Pohln. Miara, im Lappländ. Märre, im Pers. Mar und Marz, im Litthauischen Miera, im Russischen Mera, im Finnländ. Määrä. In noch weiterer Bedeutung ist im Latein. Margo der Rand. Man gebrauchte es ehedem im Deutschen von den Gränzen aller Art, selbst großer Reiche und Länder, da es denn auch wohl das Gemerk, das Bemerk und die Markung lautete. Jetzt ist es nur noch von den Gränzen kleinerer Gebiethe, besonders der Gerichtsbezirke, Dorfflure und Gemeindegüter üblich. Die Feldmark, die Gränze eines Feldes, die Dorfmark, eines Dorfes, die Holzmark, eines Gehölzes. Das verwandte Mahl hat auch diese Bedeutung mit demselben gemein. S. viele der folgenden Zusammensetzungen. 2. Eine mit einem Zeichen bemerkte Sache. 1) Die mit Gränzzeichen bemerkte Fläche, ein in seinen Marken oder Gränzen eingeschlossener Bezirk; eine Bedeutung, welche ehedem von sehr weitem Umfange war, und es zum Theile noch ist. Es wurde daher nicht nur von ganzen Ländern gebraucht, wovon noch die eigenthümlichen Nahmen Dänemark, Finnmark, Lappmark zeugen, sondern auch von Provinzen, und zwar in Deutschland besonders von solchen, welche zur Sicherheit des Reiches an den Gränzen gegen unruhige Nachbarn, besonders gegen die Slaven und Wenden errichtet und angeleget wurden, welche daher Marken, und so fern sie gewissen Mark- oder Gränzgrafen zur Aufsicht und Vertheidigung anvertrauet wurden, Markgrafschaften hießen. Die Mark Brandenburg, Meißen, die Lausitz, Mähren, Steyermark u. a. m. waren ehedem solche Marken oder Markgrafschaften und haben diesen Nahmen noch bis jetzt behalten. Im Schwabenspiegel heißt eine solche Mark der Markt. Heut zu Tage pflegt man nur noch kleinere in ihren Gränzen eingeschlossene Bezirke mit diesem Nahmen zu belegen. Die Hofmarkt ist in Baiern der Gerichtsbezirk eines adeligen Hofes. Die Dorfmark, auch in Obersachsen, die zu einem Dorfe gehörigen Grundstücke, welche, so fern sie besonders aus Ackern bestehen, auch die Feldmark heißen. Die Holzmark in Westphalen und am Rheinstrome, ein in seinen Gränzen eingeschlossener oder abgetheilter Wald, woran mehrere Antheil haben. In Niedersachsen werden auch gemeine Weiden, Torfgruben u. s. f. Marken genannt. Im Schwed. ist Mark gleichfalls ein unter mehrere vertheiltes Feld. In welcher ganzen Bedeutung so wohl der Begriff der Gränze, als auch der mehr ursprüngliche der Theilung der herrschende seyn kann. 2) Eine Art eines Gewichtes, vermuthlich wegen des darauf geschlagenen Stämpels, oder auch so fern ein körperliches Gewicht das Zeichen des Gewichtes ist. (a) Eigentlich, wo die Mark noch ein sehr gewöhnliches Gewicht des Goldes und Silbers ist, welches sechzehen Loth wieget, nur daß es bey dem Golde anders eingetheilet wird, als bey dem Silber. Eine Mark Silbers hat 16 Loth, das Loth 6 Gran, das Gran 6 Grän, folglich die ganze Mark 288 Grän. Die Mark Goldes hält 24 Karat, oder 96 Gran oder 288 Grän, welche 67 Ducaten machen. An einigen Orten wird die Mark so wohl im Gold- als Silbergewichte in 12 Pfennige, der Pfennig aber in 24 Groschen oder Gran getheilet, welche wiederum 288 Groschen oder Grän machen. Diese Beschaffenheit des Goldes oder Silbers wird durch Beysätze angedeutet. Eine Mark löthiges Silber, oder die löthige Mark ist die, bey welcher sich 1 oder auch 1 1/2 Loth Zusatz befindet. Eine Mark löthiges Goldes hält 72 Ducaten oder Goldgulden, jeden zu 1 Thlr. 8 Gr. Im mittl. Lat. Marca. Im Schwed. ist Mark, im Engl. Mark, so viel als ein Pfund oder 32 Loth. (b) Figürlich ist die Mark in manchen Gegenden eine größten Theils eingebildete oder Rechnungsmünze, vermuthlich weil man ehedem das Geld zu wägen pflegte, oder vielleicht auch, wegen des darauf geprägten Zeichens oder Gepräges, wo sie aber von sehr verschiedener Beschaffenheit ist, welche nicht allein von dem Unterschiede des Geldes, sondern auch von einem wirklichen Unterschiede in dem Gewichte abhängt, indem ehedem mehrere Arten des Gewichtes den Nahmen der Mark führeten. Sehr häufig war ehedem eine Mark Silbers 16 Loth von einer gewissen Münze, welche in jedem Falle näher bestimmt werden mußte. Oft legte man auch die Mark reines Silbers zum Grunde, da es denn auf die Beschaffenheit der Münze ankam, wie viel von derselben ihr gleich kam. Aber man hat auch noch jetzt Münzen, besonders Rechnungsmünzen, wo die Mark ein von dem vorigen ganz verschiedenes Gewicht ist. Eine Mark Lübisch, d. i. eine Lübeckische Mark, gilt 9 Gr. 4 Pf. Die Lübische Staatsmark aber von 1506 gilt 1 Thlr. Die Mark courant in Hamburg ist 9 Gr. 4 Pf. Die Mark Banco aber 11 Gr. 4 Pf. Die Dänische Mark courant ist nur 4 Gr. 8 Pf. In Schwed. ist die Mark so wohl eine Kupfermünze von 10 1/2 Pf. als auch eine Silbermünze von 2 Gr. 7 1/2 Pf. alles den Louis d'or zu 5 Thlr. gerechnet. In Aachen werden sogar die Petermännchen, welche 4 4/9 gelten, Marken genannt. Eine Mark Fierdings zu Riga gilt 2 Fierdings oder 3 Gr. die Bremer Mark oder Mark Bremisch hält 32 Bremen Groot. Eine Mark Sundisch gilt in Stralsund 4 Gr. Im Osnabrückischen hält die schwere Mark 12 Osnabrück. Schillinge, die leichte aber 7 Schillinge oder 8 Gr. In vielen der obigen Fälle scheinen die alte Bedeutung des Wortes Mark, da es auch ein Gewicht von 1 Lothe war, zum Grunde zu liegen, welches Gewicht zum Unterschiede auch eine Mark löthig hieß. In den mittlern Zeiten hatte fast jeder Ort seine eigene Art nach Marken zu rechnen, von denen Du Fresne eine große Menge gesammelt hat. ( S. auch Markstück.) In Schleswig hält eine Hufe 6 Mark Goldes oder 12 Heitscheffel, vermuthlich weil sie ehedem 6 Mark Goldes galt. In einem andern Verstande ist Marcata terrae im mittlern Lat. so viel Land, als des Jahres eine Mark Silbers eintrug.


Markasit (W3) [Adelung]


Der Markasit, S. Marcasit.


Markbaum (W3) [Adelung]


Der Markbaum, des -es, plur. die -bäume, im gemeinen Leben, ein Gränzbaum, Mahlbaum, Lachbaum. Siehe 3. Mark 1. 2).


Marke (W3) [Adelung]


Die Marke, plur. die -n, das vorige Wort 3. Mark, mit dem weiblichen e am Ende. 1) In einigen Gegenden, besonders der Wetterau, ist die Marke das Gericht über die Holzmark, ( S. Märker.) 2) In der weitern Bedeutung eines Zeichens ist es besonders in den Karten- und andern Spielen üblich, diejenigen Zeichen anzudeuten, welche die Stelle des Geldes vertreten, wo es zunächst aus dem Franz. Marque entlehnet ist. Doch gebraucht man es im gemeinen Leben auch in andern Fällen für ein sichtbares Erinnerungszeichen. Sich eine Marke in einem Buche machen, ein Zeichen, es bestehe nun in einem umgeschlagenen Blatte, oder in etwas anderm.


Marken (W3) [Adelung]


1. Marken, verb. reg. act. von 3. Mark, ein Zeichen. 1) Zeichnen, wo es noch in den Zusammensetzungen am häufigsten ist. Brandmarken, ein Zeichen der Schande einbrennen. Ein Feld, ein Gehölz abmarken, es mit den gehörigen Gränzzeichen versehen. Ausmarken, durch dergleichen Gränzzeichen ausschließen. ( S. Markung und Merken.) 2) So fern Mark ein Gewicht von 16 Loth bedeutet, sagt man im Hüttenbaue, ein Erz marke, wenn der Zentner desselben mehrere Mark Silbers enthält.


Marken (W3) [Adelung]


2. * Marken, verb. reg. act. welches nur im Oberdeutschen üblich ist. 1) Kaufen, wo es besonders in dem zusammen gesetzten einmarken, einkaufen, besonders in Menge einkaufen, vorkommt. 2) Handeln, dingen. Lange marken. Wo auch das Diminutivum oder Frequentativum märkeln üblich ist. Es gehöret zu dem Geschlechte des Lat. mercari. S. Markt.


Märker (W3) [Adelung]


Der Märker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Märkerinn, ein nur in einigen, besonders Niederdeutschen und Rheinischen Gegenden übliches Wort, den Einwohner einer Mark, besonders einer Holzmark, einen Theilhaber an einer Holzmark zu bezeichnen, der auch ein Markgenoß genannt wird. Der Inmärker, ein wirklicher Theilhaber an einer Dorf- oder Holzmark; zum Unterschiede von einem Ausmärker oder Fremden. Daher das Märkerding oder Markergedinge, das Gericht über diese Märker in Sachen, welche die Mark betreffen, welches in der Wetterau die Marke genannt wird, ( S. Markgericht.) Der Märkermeister, der Vorgesetzte der Märker. Es stammet nicht von marken, sondern vermittelst der Ableitungssylbe -er unmittelbar von Mark ab. S. 3. Mark 2. 1).


Markentender (W3) [Adelung]


Der Markentender, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Marketenderinn, eine Person, welche den Soldaten bey einer Armee oder im Lager Lebensmittel oder Getränke verkauft, und zuweilen auch einen Garkoch abgibt, da er denn auch Feldkoch genannt wird. Daher die Marketenderey, plur. die -en, die Lebensart, das Gewerbe eines Marketenders ohne Plural, Marketenderey treiben. Ingleichen das Gezelt des Marketenders, der den Marketendern im Lager angewiesene Platz. Ohne Zweifel aus dem Ital. "Mercadante" oder "Mercatante", Franz. "Mercadant". Im Ital. ist so wohl "mercare", als "mercantare", und "mercatantare", handeln.


Markfriede (W3) [Adelung]


Der Markfriede, des -ns, plur. inus. in Westphalen, die Sicherheit einer Holzmark gegen willkührliche Benutzung.


Markgeld (W3) [Adelung]


Das Markgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, S. Markgroschen 2.


Markgenoß (W3) [Adelung]


Der Markgenoß, des -ssen, plur. die -ssen, der Genoß oder Theilhaber an einer Mark, besonders an einer Holzmark, in Westphalen und am Niederrheine, wo ein solcher Genoß auch Märker, Erbmann, oder Erbexe genannt wird. S. das letztere, ingleichen 3. Mark 2. 1).


Markgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Markgerechtigkeit, plur. die -en, die Gerechtigkeit, oder das Recht, eine umschlossene Dorf-Feld- oder Holzmark zu haben. Ingleichen, die einer solchen Mark anklebenden Gerechtsamen. Es muß mit Marktgerechtigkeit nicht verwechselt werden.


Markgericht (W3) [Adelung]


Das Markgericht, des -es, plur. die -e, das Gericht über eine Mark, besonders über eine Holzmark, und in Sachen, welche dieselbe betreffen; das Holzgericht. S. Märkerding in Märker, und 3. Mark 2. 1).


Markgewicht (W3) [Adelung]


Das Markgewicht, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, die Mark als ein Gewicht betrachtet. Siehe 3. Mark 2. 2).


Markgraf (W3) [Adelung]


Der Markgraf, des -en, plur. die -en, ehedem der Graf oder Befehlshaber in einer an der Gränze eines Reiches gelegenen Provinz, welches jetzt in Deutschland eine fürstliche Würde ist, und eine solche Person bezeichnet, welche mit einem Markgrafthume beliehen ist, oder ein Land besitzet, welches ehedem den Nahmen einer Mark, d. i. einer Gränzprovinz, führete. Daher die Markgräfinn, so wohl dessen Gattinn, als auch eine jede fürstliche Person weiblichen Geschlechtes, deren Haus mit dieser Würde bekleidet ist. Im mittlern Lat. Marchio. Man thut Unrecht, wenn man einen Französischen Marquis oder Italiänischen Marchese im Deutschen einen Markgrafen nennet, weil man hier mit diesem Ausdrucke den Begriff einer fürstlichen Würde verbindet, der dort nicht Statt findet.


Markgräflich (W3) [Adelung]


Markgräflich, adj. et adv. einem Markgrafen gehörig, ihm ähnlich, in dessen Würde gegründet. Die markgräfliche Würde, Die markgräflichen Güter.


Markgrafschaft (W3) [Adelung]


Die Markgrafschaft, plur. die -en. 1) Die markgräfliche Würde, obgleich nur selten, und ohne Plural. 2) Das Gebieth eines Markgrafen, doch nur so fern solches ein Land ist, welches diesen Titel von Alters her hergebracht hat, und welches auch nur die Mark, ingleichen das Markgrafthum genannt wird. Lat. Marchionatus.


Markgrafthum (W3) [Adelung]


Das Markgrafthum, des -es, plur. die -thümer, S. das vorige.


Markgroschen (W3) [Adelung]


Der Markgroschen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Nahme, welchen in Schlesien die Kauf- und Annehmelehen bey neu erkauften Bauergütern führet, welche an andern Orten die Anfahrt, der Leihkauf, der Ehrenschatz oder Heerschatz, in Österreich das Pfundgeld, in Baiern aber der Anfall heißt. Etwa von marken, kaufen? 2) Im Sächsischen Erzgebirge ist der Markgroschen oder das Markgeld eine gewisse Abgabe von jeder Mark Silber, welche die Geistlichkeit bekommt, dafür Fürbitten in den Kirchen zu thun, Bergpredigten zu halten u. s. f. S. 3. Mark 2. 2).


Markhäkel (W3) [Adelung]


Das Markhäkel, des -s, plur. ut nom. sing. im Forstwesen einiger Gegenden, ein Nahme des Waldhammers, womit die angewiesenen Bäume gemarket oder gemahlet werden, S. Mahlaxt und 3. Mark 1. 1).


Markherr (W3) [Adelung]


Der Markherr, des -en, plur. die -en, der Grund- und Gerichtsherr einer Holzmark, in Westphalen und am Nieder-Rheine, wo er auch der Holzgraf genannt wird. Siehe 3. Mark 2. 1.)


Markholz (W3) [Adelung]


Das Markholz, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des Wasserhohlunders oder der Ballrosen; Viburnum Opulus L. weil es wie der Hohlunder ein großes und starkes Mark hat. S. 2. Mark.


Markicht (W3) [Adelung]


Markicht, -er, -ste, adj. et adv. dem Marke, d. i. der öhligen Fettigkeit in den Höhlen der Knochen, ähnlich.


Markig (W3) [Adelung]


Markig, -er, -ste, ad. et adv. Mark enthaltend. Siehe 2. Mark. Markiges Holz. Figürlich ist in den bildenden und schönen Künsten markig dem Harten und Trocknen entgegen gesetzt. Das Markige in der Zeichnung schließt das Fließende in den Umrissen und das Sanfte in den Strichen ein. Ein markiges Colorit, in welchem die Haltung gehörig beobachtet ist. Ein markiger Pinsel, welcher die Farben wohl in einander vertreibt.


Markkoth (W3) [Adelung]


Das Markkoth, des -es, die -e, eine im Osnabrückischen übliche Art der Kothe, deren Besitzer Markköther genannt und den Erbköthern entgegen gesetzt werden. Ein Erbköther gibt zu den gemeinen Abgaben den vierten Theil von dem was ein volles Erbe gibt, ein Markköther aber nur den achten. Es bezeichnet einen Köther, der die Markgerechtsamen auf seinen Hause hergebracht, oder ehedem Theil an einer Holzmark gehabt hat. Ein solches Koth wird daselbst auch Winn genannt. Siehe I. F. A. Lodtmann de Jure Holzgraviali S. 21 und 3. Marke 2. 1)


Marklosung (W3) [Adelung]


Die Marklosung, plur. inus. ein nur in einigen Gegenden übliches Wort. 1) In einigen ist es dasjenige, was man an Kohlen, Eyerschalen u. s. f. unter die Mark- und Gränzsteine legt, und auch das Loszeichen nennet, ( S. Losung.) 2) In andern ist es eine Art des Näherrechtes, Kraft dessen nicht aus der Mark eines Ortes an einem Fremden verkauft werden darf, oder, wenn es geschehen, wieder zurück gelöset werden kann; wo es auch die Marklösung, ingleichen das Gespielderecht heißt.


Markolf (W3) [Adelung]


Der Markolf, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben einiger Gegenden, ein Nahme des Holzhähers, als eine Nachahmung des ihm eigenthümlichen Geschreyes.


Markordnung (W3) [Adelung]


Die Markordnung, plur. die -en, eine obrigkeitliche Verordnung in Sachen, welche die Feld- oder Dorfmark, besonders aber, welche die Holzmark betreffen. S. 3. Mark 2. 1).


Markpfahl (W3) [Adelung]


Der Markpfahl, des -es, plur. die -pfähle, ein Gränzpfahl, S. 3. Mark 1. 2).


Markrecht (W3) [Adelung]


Das Markrecht, des -es, plur. die -e, das Recht der Theilhabung an einer Holzmark; ingleichen dasjenige, was in Sachen, welche die Holzmark betreffen, Rechtens ist. Siehe 3. Mark 2. 1).


Markrichter (W3) [Adelung]


Der Markrichter, des -s, plur. ut nom. sing. der Richter in einer Feld- und Dorfmark, besonders aber in einer Holzmark, welcher auch der Holzgraf genannt wird.


Markrispel (W3) [Adelung]


Die Markrispel, plur. die -n, der Oberdeutsche Nahme der Deutschen Tamariske, Tamarix Germanica L. welche in Tirol und den südlichen Provinzen Deutschlandes einheimisch ist.


Marksbein (W3) [Adelung]


Das Marksbein, des -es, plur. die -e, S. Marksknochen.


Markscheide (W3) [Adelung]


Die Markscheide, plur. die -n, der Ort, wo sich zwey Marken, d. i. Gränzen, oder in ihren Gränzen eingeschlossene Bezirke, scheiden, die Gränze, Markscheidung. Die Markscheide eines Dorfes, einer Feldflur, einer Stadtflur. Besonders im Bergbaue, der Ort wo zwey Zechen oder Maßen an einander gränzen. Daher das Markscheiden, plur. inus. im Bergbaue, die Bestimmung der Gränzen einer Zeche so wohl über als unter der Erde, und in weiterer Bedeutung, die Abmessung und Bestimmung der Grubengebäude unter der Erde; die unterirdische Geometrie, Geometria subterranea. Die Markscheidekunst, die Kunst, welche dieses lehret, der Markscheider, eine Person, welche die- selbe verstehet. Das Böhmische Marssegd, die Markscheidung, und Marssegdnik, ein Markschneider, ist aus dem Deutschen angenommen. S. 3. Mark 2. 1).


Markskloß (W3) [Adelung]


Der Markskloß, des -es, plur. die -klöße, Diminut. das Marksklößchen, Oberd. Marksklößlein, in den Küchen, Klöße. zu welchen Rindsmark genommen wird. S. 2. Mark.


Marksknochen (W3) [Adelung]


Der Marksknochen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Knochen, welcher Mark, und in engerer Bedeutung, vieles Mark enthält; das Marksbein, dergleichen besonders die Röhrknochen des Rindviehes sind. S. 2. Mark.


Markskuchen (W3) [Adelung]


Der Markskuchen, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Marksküchlein, eben daselbst Kuchen oder Küchlein, welche aus Rindsmark verfertiget werden. S. 2. Mark.


Markstein (W3) [Adelung]


Der Markstein, des -es, plur. die -e, ein Gränzstein, besonders so fern er die Feld- oder Dorfmark bezeichnet; im Österreichischen die Grundmarke, im Nieders. Mahlstein, Schnatstein. Im Schwabensp. Markstain. S. 3. Mark. 1. 2).


Markstorte (W3) [Adelung]


Die Markstorte, plur. die -n, in den Küchen, eine von Rindsmark verfertigte Torte. S. 2. Mark.


Markstück (W3) [Adelung]


1. * Das Markstück, des -es, plur. die -e, von 2. Mark, medulla, derjenige Theil eines Knochens, worin sich das Mark befindet; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, welches im figürlichen Verstande Ezech. 24, 4 vorkommt.


Markstück (W3) [Adelung]


2. Das Markstück, des -es, plur. die -stücke, eine Art Dänischer Münzen, welche heut zu Tage einen Gulden oder 16 Gr. gilt, ehedem aber 1/6 eines Thalers war. Ehedem gab es auch Lübeckische und Hamburgische Markstücke von 17 bis 19 Schillinge.


Markt (W3) [Adelung]


Der Markt, des -es, plur. die -Märkte. 1) Die öffentliche zahlreiche Zusammenkunft der Käufer und Verkäufer des Handels wegen, und die Zeit, wenn solche geschiehet. Der Wochenmarkt, welcher alle Wochen ein oder mehr Mahl gehalten wird. Der Jahrmarkt, der nur des Jahres ein oder etliche Mahl gehalten wird. Der Viehmarkt, Roßmarkt, Pferdemarkt, wenn daselbst mit Vieh, mit Pferden gehandelt wird. Der Holzmarkt, wenn Holz in Menge verkauft wird u. s. f. Die meisten großen Städte haben die Woche zwey oder drey Märkte vornehmlich zum Verkauf der nöthigen Lebensmittel. Den Markt versäumen. Die Märkte bereisen, im Oberdeutschen sie bauen, ( S. Bauen.) Der Markt geht an, ist zu Ende. Zu Markte gehen, reisen. Etwas zu Markte bringen, um es daselbst zu verkaufen; auch figürlich im gemeinen Leben, vorbringen. Allein ich konnte gar kein Wort zu Markte bringen, Rost. Seine Haut selbst zu Markte tragen, figürlich, sich selbst vertheidigen oder verantworten, eine vielleicht von den ehemaligen bey öffentlichen Zusammenkünften üblichen Fechterspielen entlehnte Figur. Ein großer, besonders privilegirter Markt ist unter dem Nahmen der Messe bekannt, ( S. dieses Wort.) Im gemeinen Leben Obersachsens wird auch wohl dasjenige, was man auf dem Markte einkauft, besonders was man in dem Wochenmarkte zum Behuf der Haushaltung einkauft, der Markt genannt. Das müssen dir die Bauerweiber alle den Markt in das Haus bringen, Weiße. 2) Derjenige geräumliche Platz, auf welchem dieser Verkauf zu gewissen Zeiten geschiehet; besonders ein solcher Platz in einer Stadt oder in einem Flecken, der Marktplatz. Auf den Markt gehen. Am Markte wohnen. Von den Dingen, welche vornehmlich auf demselben verkauft werden, bekommt er oft besondere Nahmen. Daher der Roßmarkt, Holzmarkt, Heumarkt, Fischmarkt, Fleischmarkt, Naschmarkt, u. s. f. Dagegen der vornehmste Marktplatz in einer Stadt nur der Markt schlechthin genannt wird. 3) In noch weiterer Bedeutung, ein Ort, welcher das Recht hat, daß des Jahres ein oder mehrere öffentliche Märkte in demselben gehalten werden dürfen, wo es doch nur in engerer Bedeutung gebraucht wird, eine Art von bewohnten Orten zu bezeichnen, welche das Mittel zwischen einer Stadt und einem Dorfe sind, und auch Flecken und Marktflecken, Französisch Bourgs genannt werden. Daß diese Orte den Nahmen von dem ihnen verliehenen Marktrechte haben, erhellet unter andern auch aus dem mittlern Lat. Forum, Forale, und Nundinae, welche solche Märkte in dieser Bedeutung bezeichnen; dagegen Markt und Gemarkt im Schwabenspiegel um eben dieser Ursache willen eine Stadt bedeutet. S. Marktflecken, welches Wort im Hochdeutschen, so wie das einfache Markt im Oberdeutschen am gewöhnlichsten ist.

Anm. Im Schwabenspiegel in der zweyten Bedeutung schon Markt, im Nieders. in den beyden ersten Bedeutungen, das Markt, das Marked, welches ungewisse Geschlecht auch in einigen andern Gegenden üblich ist, im Dän. Marked, im Isländ. Markadr, im Schwed. Marknad, im Engl. Market, Marketplace, im Franz. Marche, im Ital. Mercato; ohne Zweifel insgesammt aus dem mittlern Lat. Mercatum, Marchetum, so wie dieß von dem Lat. mercari und Mercatus. Was die Abstammung von dem Lateinischen wahrscheinlich macht, ist unter andern auch dieß, daß dieses Wort, so wie das Oberdeutsche marken, handeln, kaufen, bey unsern ältesten Schriftstellern nicht vorkommt, und im Schwabenspiegel vielleicht zuerst angetroffen wird.


Marktamt (W3) [Adelung]


Das Marktamt, des -es, plur. die -ämter, in einigen Städten, ein Amt oder Collegium, welches die Marktstreitigkeiten entscheidet, die Taxe der auf die Wochenmärkte gebrachten Lebensmittel bestimmt u. s. f. Die Personen, aus welchen dieses Collegium bestehet, werden gemeiniglich die Marktherren, ihr Protokoll aber das Marktbuch genannt.


Marktfahne (W3) [Adelung]


Die Marktfahne, plur. die -n, an einigen Orten, eine Fahne, welche an Jahr- und Wochenmärkte ausgestecket wird, nach deren Wegnehmung erst die Vorkäufer Erlaubniß haben, Lebensmittel und andere Bedürfnisse einzukaufen, damit sie durch ihren vorsetzlichen Auskauf den Preis derselben nicht erhöhen können. Wo man sich statt der Fahne eines Strohwisches oder andern Zeichens bedienet, da wird es der Marktwisch oder das Marktzeichen genannt.


Marktflecken (W3) [Adelung]


Der Marktflecken, des -s, plur. ut nom. sing. ein Flecken, welcher das Marktrecht, oder das Recht hat, des Jahres einen oder mehrere Jahrmärkte halten zu dürfen, welcher das Mittelding zwischen einer Stadt und einem Dorfe ist, und auch nur ein Flecken schlechthin, im Oberdeutschen aber ein Markt genannt wird. S. Flecken und Markt.


Marktfreyheit (W3) [Adelung]


Die Marktfreyheit, plur. die -en. 1) Die Freyheit eines Ortes, einen öffentlichen Markt haben zu dürfen, ohne Plural; die Marktgerechtigkeit, das Marktrecht. 2) Die denjenigen bewilligten Freyheiten, welche den Jahrmarkt an einem Orte besuchen.


Marktgang (W3) [Adelung]


Der Marktgang, des -es, plur. die -gänge, im gemeinen Leben einiger Gegenden, der Marktpreis, wie eine Waare im Verkaufe auf öffentlichen Markte weggehet. Daher marktgängig, diesem Preise gleich oder gemäß. Der marktgängige Preis, der Marktpreis.


Marktgeld (W3) [Adelung]


Das Marktgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er. 1) Das von dem Verkäufer auf einem Markte gelösete Geld. 2) Dasjenige Geld, welches der Hausvater zum Einkaufe der nöthigen Bedürfnisse für sein Haus an den Wochenmarkten hergibt. 3) An einigen Orten wird auch das Stand- oder Budengeld, welches die Verkäufer an die Obrigkeit entrichten, das Marktgeld genannt. 4) An noch andern, ein Geschenk an Gelde, welches, besonders dem Gesinde, zum Jahrmarkte gegeben wird.


Marktgeleit (W3) [Adelung]


Das Marktgeleit, des -es, plur. die -e, das obrigkeitliche Geleit derer, welche auf einen Jahrmarkt reisen; von Messen, das Meßgeleit.


Marktgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Marktgerechtigkeit, plur. inus. S. Marktfreyheit.


Marktgut (W3) [Adelung]


Das Marktgut, des -es, plur. inus. oder die Marktgüter, sing. inus. Gut, oder Waaren, welche auf einen Jahr- oder Wochenmarkt zum öffentlichen Verkaufe geschafft werden; so fern sie für eine Messe bestimmt sind, heißen sie Meßgut oder Meßgüter.


Markthelfer (W3) [Adelung]


Der Markthelfer, des -s, plur. ut nom. sing. ein geringer Bedienter der Krämer und Kaufleute, ihnen auf den Märkten und Messen hülfreiche Hand zu leisten.


Marktherr (W3) [Adelung]


Der Marktherr, des -en, plur. die -en, S. Marktamt. Auch einzelne Rathsherren, welchen die Aufsicht über die an Markttagen zur Stadt gebrachten Lebensmittel aufgetragen ist werden an manchen Orten Marktherren genannt. In Bremen heißen sie Körherren.


Marktkauf (W3) [Adelung]


Der Marktkauf, des -es, plur. inus. 1) Der Kauf einer Sache auf öffentlichem Markte. 2) Der Preis, um welchen sie daselbst gekauft wird, der Marktpreis.


Marktknecht (W3) [Adelung]


Der Marktknecht, des -es, plur. die -e, ein geringer obrigkeitlicher Bedienter, welcher die Befehle des Marktmeisters oder Marktherren auf den Jahr- und Wochenmärkten vollziehet.


Marktkorb (W3) [Adelung]


Der Marktkorb, des -es, plur. die -körbe, ein Armkorb, so fern er bestimmt ist, das auf dem Markte eingekaufte darin nach Hause zu tragen


Marktleute (W3) [Adelung]


Die Marktleute, sing. inus. im gemeinen Leben, Leute oder Personen, welche einen Jahr- oder Wochenmarkt ausmachen, denselben besuchen, sie seyn nun Käufer oder Verkäufer.


Marktmeister (W3) [Adelung]


Der Marktmeister, des -s, plur. ut nom. sing. in den Städten, eine obrigkeitliche Person, welche die Aufsicht über den Preis und die Güte der zu Markte gebrachten Lebensmittel hat, an einigen Orten auch der Marktvogt heißt, unter den Marktherren stehet, und den Marktknecht unter sich hat.


Marktplatz (W3) [Adelung]


Der Marktplatz, des -es, plur. die -plätze, der freye Platz in einem Orte, auf welchem die Märkte gehalten werden; doch nur in Ansehung seiner Lage oder seines Raumes, weil er sonst am häufigsten nur der Markt schlechthin genannt wird. Eine Stadt hat einen schönen, großen, regulären Marktplatz. Hingegen wohnet man am Markte, man gehet auf den Markt u. s. f.


Marktpreis (W3) [Adelung]


Der Marktpreis, des -es, plur. die -e, derjenige Preis, um welchen eine Waare auf öffentlichen Markte verkauft wird; im gemeinen Leben der Marktkauf, der Marktgang.


Marktrecht (W3) [Adelung]


Das Marktrecht, des -es, plur. die -e. 1) Das Recht, einen oder mehrere öffentliche Märkte zu haben, ohne Plural; die Marktfreyheit, die Marktgerechtigkeit. 2) Das Befugniß eines Ortes ein Markt oder Marktflecken zu seyn; gleichfalls ohne Plural. Einem Dorfe Marktrecht ertheilen, es zu einem Marktflecken erheben. 3) Die unter den Käufern und Verkäufern in öffentlichem Handel auf Märkten eingeführten Rechte, deren ganzer Inbegriff auch wohl collective und ohne Plural das Marktrecht genannt wird. 4) An einigen Orten wird auch diejenige Abgabe, welche die Obrigkeit außer dem Zolle von den Verkäufern, für das Recht, auf öffentlichem Markte feil zu haben, bekommt, das Marktrecht genannt.


Marktscheffel (W3) [Adelung]


Der Marktscheffel, des -s, plur. ut nom. sing. ein von der Obrigkeit bestimmter und geeichter Scheffel, so wie er im Verkaufe auf öffentlichen Märkten üblich ist.


Marktschiff (W3) [Adelung]


Das Marktschiff, des -es, plur. die -e, auf den Flüssen, Schiffe, welche zu gewissen Zeiten von einer Stadt zur andern fahren, besonders wenn solches zum Behufe der Wochenmärkte geschiehet.


Marktschreyer (W3) [Adelung]


Der Marktschreyer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Mensch, welcher seine Geschicklichkeiten, besonders aber seine Erfahrenheit in der Arzeney- und Heilkunst, auf öffentlichen Jahrmärkten ausschreyet; der Charlatan, ehedem der Marktrufer. Figürlich auch eine Person, welche ihre oder anderer Vorzüge auf eine unanständig übertriebene Art erhebet; besonders wenn solches aus Eigennutz geschiehet. In beyden Fällen sind auch die abgeleiteten üblich, die Marktschreyerey, plur. die -en, das Betragen eines Marktschreyers, die übertriebene Erhebung der erdichteten Vorzüge einer Person oder Sache, marktschreyerisch, einem solchen Betragen ähnlich, darin gegründet.


Marktstand (W3) [Adelung]


Der Marktstand, des -es, plur. die -stände, der Stand, oder die Stelle, welche der Verkäufer auf dem Markte hat.


Marktstreitigkeit (W3) [Adelung]


Die Marktstreitigkeit, plur. die -en, eine Streitigkeit, welche auf öffentlichem Jahr- oder Wochenmarkte unter den Marktleuten entstehet.


Markttag (W3) [Adelung]


Der Markttag, des -es, plur. die -e, derjenige Tag, an welchem ein öffentlicher Markt gehalten wird; besonders der Tag eines Wochenmarktes.


Marktvogt (W3) [Adelung]


Der Marktvogt, des -es, plur. die -vögte, S. Marktmeister.


Marktwisch (W3) [Adelung]


Der Marktwisch, des -es, plur. die -e, S. Marktfahne.


Marktzeichen (W3) [Adelung]


Der Marktzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. S. eben dasselbe.


Marktzoll (W3) [Adelung]


Der Marktzoll, des -es, plur. die -zölle, der Zoll von den auf einen öffentlichen Markt gebrachten Waaren.


Markung (W3) [Adelung]


Die Markung, plur. die -en, ein sehr häufig für Mark, ein Gränzzeichen und die Gränze selbst, übliches Wort. Die Feldmarkung, Holzmarkung, Dorfmarkung u. s. f. Auch die Mark, d. i. der in seinen Gränzen eingeschlossene Bezirk eines Ortes, ist hin und wieder unter diesem Nahmen bekannt. Daher das Markungsbuch, ein obrigkeitliches Buch, worin die in einer Mark gelegenen Grundstücke nach ihren Gränzen und andern Umständen beschrieben werden, und welches auch das Flur- oder Lagerbuch heißt; der Markungsstein, der Gränzstein u. s. f. Es ist nicht das Verbale von marken, sondern vielmehr vermittelst Ableitungssylbe -ing gebildet, die Markung für Marking, S. -Ung und 3. Mark 1. 2).


Markweide (W3) [Adelung]


Die Markweide, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme des Bohnenbaumes, Cytilus Laburnum L. welcher ein braunes schönes festes Holz hat, und in Niedersachsen am Sollinge häufig wächset.


Markzieher (W3) [Adelung]


Der Markzieher, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werkzeug, das Mark damit aus den Knochen zu ziehen.


Marmel (W3) [Adelung]


Der "Marmel", des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. S. "Marmor".


Marmelade (W3) [Adelung]


Die Marmelade, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, aus dem Portugiesischen und Italiänischen Marmellada, in den Apotheken und bey den Zuckerbäckern, ein mit Zucker zu einer Gallerte eingekochter Saft mancher Früchte. Last der Welt die schnöden Fladen, Hier sind süße Marmeladen, Gryph. Das Portug. wird von dem Lat. Melimela, welches für Melimelata stehen soll, abgeleitet.


Marode (W3) [Adelung]


Marode, adj. et adv. abgemattet, müde, Marode seyn. Ein marodes Pferd. Marode Soldaten, welche auf dem Marsche nicht fort können.

Anm. Es ist aus dem Franz. marode, ehedem merode, entlehnet, welches von Frischen und andern auf eine sonderbare Art von dem Grafen von Merode, einem Kriegsbefehlshaber unter Ferdinand III, abgeleitet wird, welcher sich mit seinen Leuten nicht bey dem Kriegsheere, sondern stets an entlegenen Orten, wo er ungestraft brandschatzen konnte, aufgehalten haben soll; eine Ableitung, zu welcher wohl nichts anders als die zufällige Ähnlichkeit im Klange Anlaß gegeben haben kann. Hat das Franz. Wort ja einen Deutschen Ursprung, so ist derselbe allem Ansehen nach in märgeln, abmärgeln, dem Nieders. marachen, und dessen Geschlechtsverwandten zu suchen, zumahl da mürbe, Nieders. mör, im gemeinen Leben einiger Gegenden gleichfalls für entkräftet, abgemattet, üblich ist.


Marodiren (W3) [Adelung]


Marodiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches gleichfalls aus dem Französischen maroder entlehnet ist, und nur von Soldaten gebraucht wird, wenn sie unter dem Vorwande der Müdigkeit sich von dem Haufen entfernen und alsdann ungestüm betteln, rauben oder brandschatzen, dergleichen ausschweifende Soldaten alsdann mit einem gleichfalls Französischen Ausdrucke Marodeurs genannt werden. ( S. das vorige.) Ehedem nannte man diesen Unfug der Truppen garden, gardiren, und dergleichen Soldaten Gardenbrüder.


Marone (W3) [Adelung]


Die Marone, plur. die -n, aus dem Ital. Marone, eine Art größerer und schmackhafterer Kastanien, als die gewöhnlichen sind. Der Maronen-Baum, der sie trägt, ist eine Spielart des Kastanien-Baumes und wächset auf den Italiänischen Bergen; Fagus Castanea sativa L. Im gemeinen Leben pflegt man alle etwas größere Kastanien, wenn sie gleich von der gewöhnlichen Art sind, Maronen zu nennen. S. auch Marunke.


Mars (W3) [Adelung]


1. Mars,


des (W3) [Adelung]


des Mars,


dem (W3) [Adelung]


dem Mars, plur. car. der Nahme des Kriegsgottes in der Götterlehre der alten Römer, daher auch der Krieg noch bey den neuern Dichtern figürlich unter diesem Nahmen bekannt ist. Unter den Planeten führet der dritte von dem Saturn an, der seinen Lauf um die Sonne in zwey Jahren vollendet, den Nahmen des Mars, und in der Chymie wird das Eisen mit diesem Nahmen belegt. In den mittlern Zeiten findet sich ein gleichlautendes Deutsches Wort, welches den Teufel bedeutet. Zuo zallen Marsen varen, zu allen Teufeln, einer der Schwäbischen Dichter.


Mars (W3) [Adelung]


2. Der Mars, des -es, plur. die -e, in der Niederdeutschen Schiffersprache, der Mastkorb; auf der mittelländischen See die Gabie, der Gabion, d. i. der Käfich. Große Schiffe haben gemeiniglich vier Marse oder Mastkörbe, welche den Nahmen von den Masten bekommen, woran sie sich befinden. Sie heißen der große Mars, der Besan-Mars, der Focke-Mars, und der Bugspriet-Mars. Uneigentlich wird auch wohl der zweyte Übersatz eines Mastbaumes, ob er gleich nur aus Kreuzhölzern bestehet, ein Mars genannt. Daher der Marsrand, plur. die -ränder, das Geländer um den Mars; das Marssegel, das zweyte oder über dem Mars befindliche Segel des großen Mastes, welches an dem Fockmast das Vormarssegel, an dem Besanmaste das Kreuzsegel und an dem Bugspriete die Oberblinde genannt wird. Es ist eigentlich ein Niederdeutsches Wort, welches überhaupt den Begriff der Höhlung, der Vertiefung zu haben, und zu dem Geschlechte des Wortes Marsch, ein tiefes morastiges Land, zu gehören scheinet. Ein anderes Wort ist das Oberdeutsche besonders Baierische Marsch, ein dicker Balken, welches allem Ansehen nach zu Mast, Mastbaum, gehöret.


Marsch (W3) [Adelung]


1. Die Marsch, plur. die Marschen, in einigen Gegenden auch die Märsche, ein gleichfalls nur in den Niederdeutschen Provinzen übliches Wort, ein niedriges, fettes, wässeriges oder sumpfiges, gemeiniglich an dem Meere oder an großen Flüssen liegendes Land, welches zur Viehzucht und zur Weide bequemer ist, als zum Ackerbaue; das Marschland, im Gegensatze der höhern und trocknern Geest. Im Nieders. so wohl Marsch als Masch, im Engl. Marsh, Marish, im Angels. Merse. Es gehöret zu dem Geschlechte der Wörter Meer, Moor und Morast, Franz. Marais. Im Ital. wird eine solche Marsch an dem Meere Maremma genannt, welches aus dem Lat. Maritima verderbt ist.


Marsch (W3) [Adelung]


2. Der Marsch, des -es, plur. die Märsche, ein zunächst aus dem Franz. Marche entlehntes und im Kriegswesen übliches Wort, welches so wohl von Fußvölkern, als von der Reiterey gebraucht wird. 1) Der Zug, der Gang, die Reise mehrerer Soldaten in Gesellschaft. Sich auf den Marsch begeben, den Marsch antreten, sich in den Marsch setzen, aufbrechen. Zum Marsche blasen. Der Marsch geht nach Pohlen. Im Marsche begriffen seyn. Auf dem Marsche Halte machen. Marsch! ein gewöhnliches Commando-Wort, wenn die Soldaten schrittweise fortgehen sollen. Starke Märsche thun. Der Rück-Marsch, Anmarsch, Abmarsch, Ausmarsch, Einmarsch, Durchmarsch. 2) Die Tagereise eines Kriegsheeres, oder eines Theiles desselben. Einen starken Marsch thun. In zehen Märschen an einen Ort kommen. Dem Feinde einen Marsch abgewinnen. 3) Das mit dem Feldspiele gegebene Zeichen zum Marsche, dasjenige Stück, welches gespielet wird, wenn die Soldaten marschiren. Den Marsch schlagen, blasen. Der Schweizer-Marsch, Granatier-Marsch u. s. f. S. Marschiren.


Marschall (W3) [Adelung]


Der Marschall, des -es, plur. die Marschälle, ein sehr altes Wort, welches im Galischen Gesetze zuerst vorkommt, wo es einen geringern Stallbedienten bedeutet, welcher über zwölf Pferde gesetzet, und dem nachmahligen Comes Stabuli untergeordnet war. Da der Hof- und Kriegsstaat der damahligen Zeiten größten Theils in Pferden bestand, so ward dieses Wort nach und nach zu Bezeichnung eines Stallmeisters und noch höherer Würden gebraucht, welche sich doch insgesammt auf die Aufsicht über die zum Kriegs- und Hofstaate gehörigen Pferde und ihrer Reiter, auf die bequeme Unterbringung derselben, und auf die Beobachtung der Ordnung bey feyerlichen Gelegenheiten erstreckten, Daher ist es denn gekommen, daß dieses Wort heut zu Tage in folgenden Bedeutungen gebraucht wird. 1) Des Reichs Erz-Marschall ist ein vornehmer Erzbeamter des Reiches, welcher seinem Ursprunge nach der Comes Stabuli der Fränkischen Könige ist, aber bey Reichstagen und außerordentlichen Feyerlichkeiten zugleich die Unterbringung der dazu gehörigen Personen besorget, und Ordnung und gute Polizey unter ihnen zu erhalten sucht. Er lässet sein Amt in vielen Fällen durch den Erb-Marschall verwalten, welcher wiederum den Unter-Marschall oder Reichs-Quartiermeister unter sich hat. 2) Der Feld-Marschall, Franz. Marechal de Camp, ist eine der vornehmsten Kriegswürden, welchem die Anordnung und Sicherheit des Lagers und die Aufsicht über den Marsch der Truppen oblieget, ( S. dieses Wort.) Im Schwedischen ehedem Marsh. 3) An den Höfen ist der Hof-Marschall einer der vornehmsten Hofbedienten, von welchem die ganze innere Haushaltung des Hofes und die Aufsicht über die Hofbedienten abhänget. An großen Höfen gibt es einen Ober- und Unter-Hof-Marschall. 4) Auf Reichs- und Landtagen ist der Reichs-Marschall, Land-Marschall, Erb-Marschall u. s. f. der vornehmste unter den Reichs- oder Landständen, welcher die äußere Ordnung aufrecht hält, den Vortrag thut u. s. f. Auch außer den Reichs- und Landtagen hat die Ritterschaft in manchen Provinzen ihren Marschall, welcher die äußere Ordnung unter ihnen besorget. 5) Bey öffentlichen Feyerlichkeiten, sie fallen nun am Hofe oder unter Privat-Personen vor, werden oft gewisse Personen so lange die Feyerlichkeit dauert zu Marschällen erwählet, welche den ganzen Zug, oder auch besondere Abtheilungen desselben anführen, und überhaupt für die äußere Ordnung und Beobachtung des Wohlstandes sorgen. Zum Zeichen ihrer Würde führen sie oft einen Stab, welcher der Marschalls-Stab genannt wird, in der Hand.

Anm. In dem Galischen Gesetze Marescalcus, im Franz. Marechal. Es ist von Mahre, ein Pferd, besonders ein Pferd edler Art, und dem alten Schalk, ein Knecht, Bedienter, zusammen gesetzt. Es bedeutet also eigentlich einen Stallbedienten, und diese Bedeutung hat das Franz. Marechal, so fern es auch einen Fahn- oder Curschmid bedeutet, noch jetzt. Da dieses Wort nachmahls von den vornehmsten Bedienungen gebraucht worden, so hat vielen diese Ableitung zu niedrig geschienen, daher sie andere verursacht haben, besonders von Mar, Maer, Lat. Major, einen Bedienten höherer Art zu bezeichnen. Allein zu geschweigen, daß man mehrere Beyspiele hat, daß die Nahmen der Würden und Bedienungen ähnliche Veränderungen ausgesetzet gewesen, und noch jetzt deren manche in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht werden, wovon die Wörter Hofmeister, Kanzler und andere nachgesehen werden können: so finden sich in andern Sprachen mehrere ähnliche von den Pferden und dem Stall hergenommene Nahmen vornehmer Beamten, wohin das Lat. Comes Stabuli, Constabularius, Franz. Connetable, das Schwed. Stallare, und noch in einigen Niedersächsischen Gegenden übliche Staller, das alte Schwed. Haestaswen, von Haest, ein Pferd, und das Longobard. Marpahis, von Mar, Mähre, Pferd, und Pahis, Knecht, Bedienter, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, u. a. m. sind, welche mit unserm Marschalle mehr oder weniger überein kommen, besonders was das Longobardische Wort betrifft, welches mit demselben einerley Würde bezeichnet. S. auch Marschall und 1. Mähre.


Marschall-Amt (W3) [Adelung]


Das Marschall-Amt, des -es, plur. die -Ämter. 1) Das Amt, die sämmtlichen Obliegenheiten eines Marschalles in den vorigen Bedeutungen des vorigen Wortes. 2) Ein Collegium mehrerer Personen, in welchem ein Marschall den Vorsitz hat, so fern es solche Angelegenheiten besorget, welche des Marschalls Aufsicht anvertrauet sind. Daher das Hof-Marschall-, Erz-Marschall-Amt u. s. f.


Marschalls-Gericht (W3) [Adelung]


Das Marschalls-Gericht, des -es, plur. die -e, ein Gericht, in welchem ein Marschall den Vorsitz hat, über die seinem Gerichtszwange unterworfenen Personen. In Schlesien werden auch die adeligen Austräge oder Rittergerichte Marschalls-Gerichte genannt, weil der Marschall des Ritterstandes in denselben den Vorsitz hat.


Marschalls-Stab (W3) [Adelung]


Der Marschalls-Stab, des -es, plur. die -Stäbe, derjenige Stab, welcher das symbolische Ehrenzeichen der Marschalls-Würde ist.


Marsch-Commissarius (W3) [Adelung]


Der Marsch-Commissarius, des -rii, plur. die -rii, oder die -rien, in einigen Ländern besondere obrigkeitliche Beamten in den Provinzen oder Kreisen, welche den Durch-Marsch der Truppen durch den ihnen angewiesenen Bezirk besorgen, ihnen die nöthigen Quartiere anweisen u. s. f.


Marschfertig (W3) [Adelung]


Marschfertig, adj. et adv. im Kriegswesen, fertig zum Marsche. Sich marschfertig halten. S. 2. Marsch.


Marschhufe (W3) [Adelung]


Die Marschhufe, plur. die -n, in dem südlichen Ober-Sachsen, eine Hufe und in weiterer Bedeutung ein jedes Grundstück, deren oder dessen Besitzer verpflichtet ist, bey dem Marsche der Truppen Einquartirung einzunehmen.


Marschiren (W3) [Adelung]


Marschiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, welches aus dem Franz. marcher, in dem Deutschen Kriegswesen üblich geworden. Es bedeutet, 1) gehen, wo es nur von dem kunstmäßigen Gange der Soldaten, im gemeinen Leben aber auch für gehen, besonders stark gehen, überhaupt gebraucht wird. Daher aufmarschiren, abmarschiren. 2) Reisen, wo es so wohl von dem Fußvolke, als von der Reiterey gebraucht wird. Auf einen Ort zu marschiren. Das Regiment ist fünf Meilen in einem Tage marschiret. Die Armee ist nach Pohlen marschiret. Daher abmarschiren, ausmarschiren, durchmarschiren, einmarschiren. Man gebraucht es auch von Kriegsschiffen, wenn sie in Schlachtordnung hinter einander fortrücken. 3) Aufbrechen. Die Armee wird morgen marschiren.


Marschkrankheit (W3) [Adelung]


Die Marschkrankheit, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, eine hitzige, gefährliche Krankheit, welcher die Einwohner der Niederdeutschen Marschländer, besonders aber die fremden Arbeiter unter denselben im Herbste ausgesetzt sind, und welche sie durch einen langsamen Tod dahin reißt, oder sie doch auf immer kränklich macht. Sie wird auch die Ernteseuche, ingleichen das Stoppelfieber genannt, weil sie sich gleich nach oder noch in der Ernte einzustellen pflegt. S. 1. Marsch.


Marschland (W3) [Adelung]


Das Marschland, des -es, plur. die -länder, in den Niederdeutschen Provinzen, ein niedriges, morastiges, an dem Meere oder großen Flüssen gelegenes Land, die Marsch; im Gegensatze des höhern Geestlandes. Daher der Marschländer, der Einwohner einer solchen Gegend, welcher im gemeinen Leben auch wohl ein Marscher oder Märscher genannt wird. Siehe 1. Marsch.


Marschlinie (W3) [Adelung]


Die Marschlinie, plur. die -n, in dem Seekriege, diejenige Linie, nach welcher die Schiffe einer Flotte zwar nach dem Striche nahe am Winde gestellet sind, aber nicht so, sondern mit Rückenwinde fahren.


Marseille-Naht (W3) [Adelung]


Die Marseille-Naht, plur. inus. eine Naht, d. i. Art der Nähterey, welche zu Marseille in Provence erfunden worden, und darin bestehet, daß man die Figuren mit lauter Steppstichen umnähet, und sie sodann mit weißem gedoppelten Garne unterziehet, daß sie sich erheben.


Mars-Fanal (W3) [Adelung]


Der Mars-Fanal, des -es, plur. die -e, in der Seefahrt, ein Fanal, d. i. eine Laterne, welche das vorderste Schiff einer Flotte auf der großen Marsstange führet und den andern Schiffen bey der Nacht damit vorleuchtet; die Marslaterne. S. 2. Mars. Aus dem Franz. Fanal, eine Schiffslaterne.


Marsrand (W3) [Adelung]


Der Marsrand, des -es, plur. die -ränder, S. 2. Mars.


Marsschote (W3) [Adelung]


Die Marsschote, plur. die -n, in der Seefahrt, Schoten, d. i. Seile, welche an den Ecken des Marssegels befestiget werden, dieselben damit nach dem Winde zu stellen. S. Schote.


Marssegel (W3) [Adelung]


Das Marssegel, des -s, plur. ut nom. sing. S. 2. Mars.


Marstall (W3) [Adelung]


Der Marstall, des -es, plur. die -ställe, ein Pferdestall; wo es doch nur von den Ställen für zahlreiche Pferde großer Herren oder ansehnlicher Gemeinheiten gebraucht wird. Der fürstliche Marstall. Der Raths-Marstall, worin die Bau- und Dienstpferde befindlich sind. Der Vorgesetzte über den Marstall des Rathes zu Zürich wird der Marstallherr, oder kürzer Stallherr, Staller, genannt, S. das letztere. In mittlern Lat. Marestalla. Von Mähre, ein Pferd, besonders ein Pferd edlerer Art, ein Kriegspferd. S. dieses Wort.


Märte (W3) [Adelung]


Die Märte, S. Mährte.


Marter (W3) [Adelung]


Die Marter, plur. die -n, der höchste Grad oder doch ein sehr hoher Grad der Schmerzen, besonders körperlicher Schmerzen, figürlich aber auch der Schmerzen des Geistes. Sich von der Marter befreyen. Eine unaussprechliche Marter empfinden. Jemanden alle Martern anthun. Neue Martern für jemanden ersinnen. Verzweifle nicht unter den Martern einer verachteten Liebe. Wie vieler Unruhen und Martern überhebt uns die Demuth! Gell. In engerer und gerichtlicher Bedeutung wird auch die Folter oder Tortur die Marter genannt. Die volle Marter, die Spannung des Inquisiten auf die Leiter welche an andern Orten der Zug genannt wird.

Anm. Schon im Isidor Martira und Martirunga, im Notker Martero und Martro, wo es für Leiden überhaupt gebraucht wird, im Dän. Marter. Es ist ohne Zweifel aus dem mittlern Latein. Martyrium mit der christlichen Religion in die Deutsche Sprache gekommen, da es denn zunächst von den körperlichen Qualen gebraucht wurde, mit welchen man die ersten Christen zum Abfalle von der christlichen Religion zu bewegen suchte. S. Martern.


Marterbank (W3) [Adelung]


Die Marterbank, plur. die -bänke, die Folterbank in den Gerichten, worauf der Inquisit gemartert wird, um ihn zum Geständnisse der Wahrheit zu bringen.


Märterer (W3) [Adelung]


Der Märterer, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Derjenige, welcher einen andern martert; in welchem Verstande es doch nur zuweilen im gemeinen Leben vorkommt. 2) In gewöhnlicherer und leidentlicher Bedeutung derjenige, welcher gemartert wird. Doch nur in engerm und mehr eigentlichem Verstande, derjenige, welcher um des Bekenntnisses der christlichen Religion willen hingerichtet, oder doch gemartert worden; ein Blutzeuge. Stephanus war der erste Märterer der christlichen Kirche. In weiterer Bedeutung, ein jeder, welcher um einer Wahrheit, oder guten Sachen, oder doch für wahr und gut gehaltenen Sache willen unschuldig leidet. Zum Märterer der Wahrheit werden. Fämin. die Märterinn, wo das eine er um des Wohlklanges willen weggeworfen wird, wie auch in Zauberer, Wucherer, Plauderer, Kämerer u. a. m. geschiehet. S. -Er.

Anm. Bey dem Ottfried Martyr und Marter, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno Martirer, im Nieders. Marteler. Aus dem Lat. Martyr, und dieß aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Zeuge, und in engerer Bedeutung, ein Blutzeuge. Man schreibt es, um die Ähnlichkeit mit dem Griechischen zu erhalten, auch Märtyrer. Allein, da das y in Marter und martern schon in ein e übergegangen ist, so kann man es auch hier entbehren; zumahl da die zweyte Sylbe in der Aussprache kurz ist, das y aber im Deutschen alle Mahl eine lange Sylbe macht.


Marterholz (W3) [Adelung]


Das Marterholz, des -es, plur. die -hölzer, ein nur im gemeinen Leben üblicher Ausdruck, eine Person oder Sache zu bezeichnen, welche von einem andern gemartet oder gemißhandelt wird. So ist ein Bedienter das Marterholz seines Herren, wenn dieser ihm viele unnöthige Mühe, unverdienten Gram u. s. f. verursacht. Die Figur ist sonderbar. Vielleicht bedeutete dieses Wort eigentlich das Kreuz, an welchem Christus gemartert worden, in welchem Verstande das Zeitwort in der theologischen Schreibart sehr üblich ist.


Marterkammer (W3) [Adelung]


Die Marterkammer, plur. die -n, in den Gerichten, diejenige Kammer, in welcher hartnäckige Inquisiten gemartert oder gefoltert werden; der Marterkeller, wenn sie unter der Erde ist.


Martern (W3) [Adelung]


Martern, verb. reg. act. Marter, d. i. einen hohen Grad der Schmerzen verursachen, zunächst körperlicher Schmerzen, hernach auch einen hohen Grad des Kummers, der Unruhe, der Furcht, der Sorgen. Jemanden martern. In engerer Bedeutung, in den Gerichten, einen Inquisiten martern, ihn mit der Tortur angreifen, ihn foltern, torquiren. In der weitesten Bedeutung wird es von einem jeden hohen Grade der Mühe, Arbeit, Unruhe u. s. f. gebraucht. Sich martern und quälen. Martere mich nicht mit deinen vielen Fragen, mit deinem ungegründeten Verdachte u. s. f.

Anm. Im Isidor martoran, bey dem Ottfried martolon, im Nieders. marteln und maddeln, im mittlern Lat. marturiare, für martyriare; ohne Zweifel aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - S. Märterer.


Märterthum (W3) [Adelung]


Das Märterthum, des -es, plur. car. aus Märtererthum verkürzt, in der Theologie und in engerer Bedeutung, der Zustand, die Eigenschaft, die Würde eines Märterers, d. i. eines solchen, welcher die Wahrheit mit seinem Tode besiegelt, oder mit Verlust seines Lebens bekannt hat.


Märtertod (W3) [Adelung]


Der Märtertod, des -es, plur. car. eben daselbst, der Tod eines Märterers, d. i. eines Bekenners der christlichen Religion, und in weiterer Bedeutung einer jeden Wahrheit. Den Märtertod leiden. Es ist gleichfalls aus Märterertod verkürzt.


Marterurtheil (W3) [Adelung]


Das Marterurtheil, des -es, plur. die -e, in den Rechten, dasjenige Urtheil, worin auf die Marter und Tortur erkannt wird.


Marterwoche (W3) [Adelung]


Die Marterwoche, plur. die -n, in der christlichen Kirche, die Woche vor Ostern, in welcher das Andenken der Marter, d. i. des Leidens und des Todes Christi gefeyert wird; die Charwoche.


Martha (W3) [Adelung]


Martha, ein weiblicher Taufnahme, welcher schon bey den ältern Juden üblich war, und von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, eine Lehrerinn abstammen soll. Im Engl. wird er in Pat verderbt.


Martin (W3) [Adelung]


Martin, ein männlicher Taufnahme unbekannten Ursprunges, welcher durch den heil. Martin, Bischof zu Tours, welcher 402 starb, in der christlichen Kirche sehr beliebt worden, dessen Fest, welches in der Römischen Kirche im Herbste den 11. Nov. gefeyert wird, im gemeinen Leben nur Martini, nähmlich Dies oder Festum, heißt. Im gemeinen Leben lautet dieser Nahme Märten und im Lotharingischen Mouatin.


Martins-Abend (W3) [Adelung]


Der Martins-Abend, des -es, plur. die -e, der Abend vor dem Martins-Tage, an welchem man von alten Zeiten her allerley Lustbarkeiten anzustellen pflegt. S. das folgende.


Martins-Gans (W3) [Adelung]


Die Martins-Gans, plur. die -Gänse. 1) Eine Zinsgans, welche in einigen Gegenden am Martins-Tage dem Grundherren zur Erkenntniß seines Grundeigenthumes gegeben werden muß. 2) Eine gebratene Gans, welche man am Martins-Abende, oder doch um die Zeit des Martins-Tages mit guten Freunden unter allerley Lustbarkeiten zu verzehren pflegt. Figürlich wird auch wohl der Martins-Schmaus, oder derjenige Schmaus, von welchem diese Gans ein Theil ist, die Martins-Gans genannt. So fern bey einigen Handwerkern um diese Zeit die Gesellen anfangen, bey Lichte zu arbeiten, wird sie bey ihnen auch die Lichtgans genannt. Die Gewohnheit, um diese Zeit gebratene Gänse mit allerley Feyerlichkeiten zu essen, ist sehr alt; vielleicht ist sie bloß in dem Umstande gegründet, weil sie um diese Zeit am besten sind, und die Mährchen, welche man von dem Verkehr des heil. Martini mit den Gänsen erzählet, sind vermuthlich erst zum Behufe dieser Gewohnheit erdacht worden.


Martins-Horn (W3) [Adelung]


Das Martins-Horn, des -es, plur. die -Hörner, ein Buttergebackenes in Gestalt eines Hornes, welches man an einigen Orten um die Zeit des Martins-Tages zu backen pfleget.


Martins-Korn (W3) [Adelung]


Das Martins-Korn, des -es, plur. inus. ein Nahme, welchen man an einigen Orten dem so genannten Mutterkorne zu geben pfleget, und welcher seinen Ursprung vermuthlich auch einem Mährchen von dem heil. Martin zu danken hat.


Martins-Mann (W3) [Adelung]


Der Martins-Mann, des -es, plur. die -Männer, im Mecklenburgischen, derjenige Lübeckische Rathsdiener, welcher alle Jahre auf Martini eine gewisse Quantität Wein in die herzogliche Küche zu Schwerin liefern muß; welche Gewohnheit die Mecklenburger für ein Andenken der ehemahligen Lehensherrlichkeiten über Lübeck, die Lübecker aber für eine bloße Erkenntlichkeit wegen ihrer Zollfreyheit im Lübeckischen ausgeben. Siehe I. G. Marks Geschichte vom Martini-Abend und Martins-Manne, Hamb. 1772, in 8.


Martins-Schoß (W3) [Adelung]


Der Martins-Schoß, des -sses, plur. die -sse, eine Art des Schosses in der Mark Brandenburg, welchen die Städte von ihren ansässigen Bürgern um Martini einnehmen, und solchen zu den Landesschulden, oder auch zu ihrem Behufe anwenden.


Martins-Tag (W3) [Adelung]


Der Martins-Tag, des -es, plur. die -e, der 11. Nov. als an welchem Tage das Andenken des heil. Martini in der Römischen Kirche gefeyert wird. S. Martini.


Martsch (W3) [Adelung]


Martsch,


Martschen (W3) [Adelung]


Martschen, S. Matsch und Matschen.


Märtyrer (W3) [Adelung]


Der Märtyrer, S. Märterer.


Marunke (W3) [Adelung]


Die "Marunke", plur. die -n, im gemeinen Leben,

1) eine Art kleiner gelber "Aprikosen", welche auch "Marellen" heißen, Böhmisch "Merunky", welche Nahmen vermuthlich aus "Malus Armeniaca" verderbt sind, (S. "Marelle" 2.)

2) Eine Art großer runder und süßer Pflaumen, von welchen es so wohl gelbe als rothe gibt, welche noch größer sind, als die Roßpflaumen und auch "Maronken" und "Malonken" genannt werden, S. "Marone".


März (W3) [Adelung]


Der März, des -es, plur. die -e, aus dem Lat. Martius, der dritte Monath im Jahre, welcher 31 Tage hat, und mit welchem sich der Winter endiget, daher Carl der Große ihm den Nahmen Lengizin manoth, Lenzmonath, gab, welchen er im Deutschen auch noch zuweilen hat, obgleich der Römische dadurch nicht verdränget werden können; der Märzmonath. In Westphalen wird er mit der im Nieders. nicht seltenen Ausstoßung des r, Massen genannt. In einigen Gegenden hat er in der zweyten Endung des Märzen u. s. f. Daher man auch im Hochdeutschen oft im Märzen für im Märze höret.


Märzänte (W3) [Adelung]


Die Märzänte, plur. die -n, ein Nahme der gemeinen wilden Änte, welche auch Blauänte, Spielänte und Zorn genannt wird; Anassylvesiris vera Klein. Vermuthlich weil sie schon im Märze paarweise herum fliegt.


Märzbier (W3) [Adelung]


Das Märzbier, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, starkes Bier, welches im März gebrauet, und erst in den warmen Sommertagen ausgeschenket wird. Es bekommt seine Güte großen Theils von dem reinern Schneewasser, welches im März gemeiniglich mit dem Flußwasser vermischt ist. Es wird auch Lagerbier genannt, weil es lange auf dem Lager liegen bleibt.


Märzen (W3) [Adelung]


Märzen, richtiger Merzen, S. Ausmerzen.


Märzhase (W3) [Adelung]


Der Märzhase, des -n, plur. die -n, ein im März oder zu Anfange des Frühlings jung gewordener Hase.


Märzhecht (W3) [Adelung]


Der Märzhecht, des -es, plur. die -e, ein Hecht, welcher seine Leichzeit im März hat; zum Unterschiede von den bessern Hornungshechten.


Marzipan (W3) [Adelung]


Der Marzipan, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Zuckergebackenes von süßen und bittern Mandeln, Nüssen, Pistazien u. s. f. und Zucker. Aus dem Ital Marzapane, Span. Macapana, Franz. Massepain. Im mittlern Lat. Panis Martius, Marci-Panis.


Märzkäse (W3) [Adelung]


Der Märzkäse, des -s, plur. ut nom. sing. Käse, welche im März oder zu Anfange des Frühlinges gemacht werden, und vornehmlich in Italien sehr bekannt ist.


Märzschaf (W3) [Adelung]


Das Märzschaf, S. Merzschaf.


Märzschein (W3) [Adelung]


Der Märzschein, des -es, plur. die -e, in dem Kalendern der Schein, d. i. Neumond, im Monath März, S. Schein.


Märzschnee (W3) [Adelung]


Der Märzschnee, des -s, plur. inus. Schnee, welcher im Monathe März fällt, dessen Wasser reiner und schärfer ist, als in den übrigen Monathen.


Märzthau (W3) [Adelung]


Der Märzthau, des -es, plur. inus. Thau im Monath März.


Märzviole (W3) [Adelung]


Die Märzviole, plur. die -n, eine Art wohl riechender Violen, welche theils in den Gärten gebauet wird, theils in den Europäischen Hainen einheimisch ist, und schon im Monathe März blühet: Viola Martia L. Man hat volle oder gefüllte Märzviolen mit purpurfarbenen, braunen und weißen Blumen, aufrechte Märzviolen mit Purpurblumen, kriechende Märzviolen mit zwey und drey Farben. Die blaue Märzviole, Viola odorata L. von welcher jene Abänderungen sind, wohnt in den Europäischen Hainen. Die wilde Märzviole, welche auch Hundsviole oder Hundeveilchen genannt wird, Viola canina L. ist in unbeschatteten Gegenden einheimisch und hat keinen Geruch.


Märzwasser (W3) [Adelung]


Das Märzwasser, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. Wasser von Märzschnee; ingleichen Flußwasser im Monathe März, da es gemeiniglich mit dem geschmolzenen Schneewasser vermischt zu seyn pflegt.


Märzwurz,Märzwurzel (W3) [Adelung]


Die Märzwurz, oder Märzwurzel, plur. inus. eine Pflanze, welche in den schattigen Gegenden Europens einheimisch ist; Geum L. besonders dessen Geum urbanum. Sie hat ihren Nahmen daher, weil ihre Wurzel zu Anfange des Frühlinges einen gewürzhaften Geruch wie Würznelken hat, daher sie auch zum medicinischen Gebrauche im März ausgegraben werden muß. Sie wird auch Nägleinwurz und Benedict-Wurz genannt. S. Benedicten Kraut.


Maschig (W3) [Adelung]


Maschig, adj. et adv. aus Maschen in der dritten Bedeutung und deren erstem Falle bestehend; doch am häufigsten nur in den Zusammensetzungen großmaschig, kleinmaschig, weitmaschig, engmaschig u. s. f. große, kleine Maschen habend.


Maschine (W3) [Adelung]


Die Maschine, plur. die -n, aus dem Franz. Machine, und dieß aus dem Lat. Machina. 1. Eigentlich, ein jedes künstlich zusammen gesetztes Ding ohne Leben oder eigene Bewegung. In diesem Verstande nennt man ein großes Haus eine ungeheure Maschine. In engerer Bedeutung, ein solches zusammen gesetztes Ding, eine Absicht durch dasselbe zu erreichen; ein Werkzeug. Die Tabaks-Maschine, zum Tabakrauchen, wo der Rauch, ehe man ihn in den Mund bekommt, erst durch reines Wasser gehet. Die Thee-Maschine u. s. f. In einer andern Einschränkung ist die Maschine ein künstlich zusammen gesetztes und mit einer, obgleich nicht eigenen und willkürlichen Bewegung versehenes Ding. Das Weltgebäude, eine Uhr u. s. f. sind dergleichen Maschinen. In der engsten Bedeutung ist es ein zusammen gesetztes Werkzeug, eine Bewegung hervor zu bringen oder zu erleichtern; zum Unterschiede von einem bloßen Werkzeuge oder Instrumente, welches auch einfach seyn kann. Große Maschinen, schwere Lasten zu heben oder zu bewegen, werden Rüstzeuge genannt. In allen diesen Fällen ist Maschine der allgemeine Ausdruck, welcher bloß entweder die Zusammensetzung oder die künstliche in der Zusammensetzung gegründete Bewegung ausdruckt, in den meisten einzelnen Fällen aber durch eigene Nahmen verdrängt wird. 2. Figürlich. 1) Ein lebendiges Wesen, welches nur durch mechanische, oder fremde, von außen her empfangene Ursachen wirkt, nicht nach eigenen vernünftigen Einsichten handelt. So nennet man einen Menschen eine Maschine, welcher bloß nach fremden Antriebe ohne eigene Prüfung, Wahl und Einsicht wirkt und handelt. 2) In den schönen Künsten werden die unnatürlichen Mittel, einen Knoten in epischen und dramatischen Gedichten auszulösen, Maschinen genannt. 3) In der Mahlerey ist die Maschine die Vertheilung der Gegenstände auf der ebenen Fläche, um eine Handlung vorzustellen, mehrere durch eine Handlung mit einander verbundene Gegenstände. Ein Mahler, welcher in einem kleinen Inhalte bewunderungswürdig ist, taugt in großen Maschinen oft wenig oder gar nichts. 4) Die Verzierungen auf dem Theater führen gleichfalls den Nahmen der Maschinen.

Anm. Da die Zusammensetzungen und die darin gegründete Bewegung in diesem Worte der herrschende Begriff ist, so siehet man bald, daß das Lat. Machina mit allen seinen Griechischen Ahnen ein Seitenverwandter von unserm Zeitworte machen ist, so fern es verbinden und sich bewegen bedeutet, S. dasselbe und Gemahl, ingleichen Mechanik, Mechanisch.


Maschinenmäßig (W3) [Adelung]


Maschinenmäßig, -er, -ste, adj. et adv. nach Art einer Maschine, d. i. ohne eigene, freye Bewegung, ohne eigene vernünftige Einsicht. Maschinenmäßig handeln.


Maschinen-Meister (W3) [Adelung]


Der Maschinen-Meister, des -s, plur. ut nom. sing. bey einem Theater, derjenige, welcher den Bau und die Einrichtung der zur Vorstellung eines Schauspieles nöthigen Maschinen verstehet und besorget.


Maschinen-Schiff (W3) [Adelung]


Das Maschinen-Schiff, des -es, plur. die -e, ein zur Anzündung anderer Schiffe künstlich zubereitetes Schiff, welches am gewöhnlichsten ein Brander genannt wird.


Maschnagel (W3) [Adelung]


Der Maschnagel, des -s, plur. die -nägel, bey den Seilern, ein Stück von einem Hirschhorne, Maschen damit zu verfertigen.


Mase (W3) [Adelung]


Die Mase, im Bergbaue, S. die Maße.


Mase (W3) [Adelung]


Die Mase, plur. die -n, Diminut. das Mäschen, Oberd. Mäslein, ein im Hochdeutschen seltenes Wort, welches im Oberdeutschen am üblichsten ist, wo es so wohl eine Narbe als auch ein Mahl, bedeutet. Kleine Mäslein oder Bläglein auf der Zunge, Bluntschli. Blattermasen sind daselbst die Narben von den Blattern. In einigen Gegenden das Mas, in Baiern Mose, im Ital. Macchia. S. Maser.


Maselsucht (W3) [Adelung]


* Die Maselsucht, plur. car. ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, den Aussatz zu bezeichnen, welches noch im Sachsenspiegel vorkommt, und ehedem auch Miselsucht, Meiselsucht, die Missel, Malazey, Maltzey, Malatsch, Maletschey u. s. f. lautete, Franz. Meseileree, Mozeau. Es kommt noch in dem Indeneide vor, wo es unter andern heißt: daß mich die Maselsucht bestehe, die Naeman verließ und Jezi ankam. Es drückt vornehmlich die mit dem Aussatze verbundenen Flecken auf der Haut aus, und gehöret mit dem folgenden Maser und dessen Abänderung Masel zu dem Geschlechte des Wortes Mahl. ( S. das folgende.) In dem alten Gedichte auf den heil. Anno Misilsuht. Daher maselsüchtig, aussätzig, bey dem Notker miselohtiu, misele. Im mittlern Lat. ist mezellus, misellus, alt Franz. mezel, aussätzig, Meselaria, Misellaria, und Mesolaria, ein Spital für aussätzige Personen, und sogar im Arab. bedeutet Mezoira den Aussatz.


Maser (W3) [Adelung]


Der Maser, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. 1) Maseriges Holz, Holz, welches schöne Adern, Flecken, Wolken u. s. f. hat, und auch wohl der Flader, das Fladerholz oder Maserholz genannt wird. Die Ahornwurzeln geben den besten Maser. Daher wird auch der Ahornbaum selbst in einigen Gegenden der Maser genannt, so wie im Schwedischen die Birke aus eben dieser Ursache Masur heißt. 2) Die Beschaffenheit des Holzes, da es Adern, Flecken oder Wolken von anderer Farbe hat, ohne Plural. Der Maser wird in dem Holze auf sehr verschiedene Art angetroffen. S. das folgende.


Maser (W3) [Adelung]


Die Maser, plur. die -n, ein altes Wort, welches einen Flecken, ein Mahl überhaupt bedeutet, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Flecken, krause Adern oder Wolken von anderer Farbe in dem Holze, werden häufig Masern genannt. Die Wurzeln des Nußbaumes, das Holz des Ahornbaumes, die Knorren des Birkenholzes haben schöne Masern. Engl. Measles. ( S. das vorige und die folgenden Zusammensetzungen.) Im mittlern Lat. kommen Mazer, Mazarum, Mazerinus, Masdrinum u. s. f. und im alt Franz. Madre, häufig von einer Art kostbarer Gefäße vor, deren Materie Ihre für dergleichen maseriges Holz hält, wowider sich aber, wenn man die Stellen beym Du Fresne zusammen nimmt, noch manches einwenden lässet; obgleich erweislich ist, daß die Alten dieses Holz, zumahl da sie es für seltener hielten, als es wirklich ist, sehr hoch geschätzet haben. 2) Fehlerhafte Flecken auf der Haut, wo es ehedem nicht nur von Narben und Mutter- mählern, sondern überhaupt von allen unnatürlichen Flecken gebraucht wurde; daher man auch diejenigen Krankheiten, welche solche Flecken verursachen, die Maser, Masel, Massel, und auch wohl im Plural die Masern, Maseln, Masseln zu nennen pflegte. So war Masel ehedem der Grind. Im Schwed. ist Massel die Krätze, maslig krätzig, und Mäsling die Blattern oder Pocken, und im Engl. sind Measles die Finnen. Am üblichsten ist es im Deutschen von einer Krankheit, welche am häufigsten die Kinder, oft aber auch erwachsene Personen befällt, und mit einem Fieber verbunden ist, bey welchem am vierten Tage oder gegen denselben kleine rothe Flecken am Leibe ausschlagen, welche sich aber in keine Blasen zusammen ziehen, und gegen den achten Tag wieder abtrocknen, ohne einige Narben zu hinterlassen; Lat. Morbilli. Wenn das Wort diese Krankheit bedeutet, so ist es nur im Plural üblich, dagegen auch ein einzelner Flecken dieser Art eine Maser genannt werden kann. Um dieser Flecken willen wird diese Krankheit, welche Unwissende oft mit dem Friesel und Scharlachfieber verwechseln, auch die Flecken, Kinderflecken, die Rötheln, im Nieders. Ritteln. (Ital. Roselle,) Maseln, Masseln, Messeln, in einigen Oberdeutschen Gegenden die Durchschlechten, Urschläg, Urspring, genannt. Im Dän. heißt sie Mäslinger, und im Engl. Measles.

Anm. In allen obigen Bedeutungen lautet es in einigen Mundarten nach der gewöhnlichen Verwechslung des l und r auch Masel, im Oberdeutschen aber mit der Ableitungssylbe e, Mase, ( S. dieses Wort.) Es gehöret, wenn es anders nicht unmittelbar aus Mahl entstanden ist, zu mischen, welches doch nur ein Abkömmling von machen, verbinden, ist, ( S. Gemahl.) Mase und Maser bedeutet, so wie Makel und Mahl, eigentlich eine Verbindung oder Vermischung mehrerer Farben. Daher sind im Oberdeutschen auch die Zeitwörter bemaschen und vermaschen, für bemakeln, beflecken, üblich.


Maserbirke (W3) [Adelung]


Die Maserbirke, plur. die -n, eine Abart der gewöhnlichen Birke mit hangenden Zweigen, welche viele maserige Auswüchse erzeuget.


Maserholz (W3) [Adelung]


Das Maserholz, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -hölzer, maseriges Holz, S. der Maser.


Masericht (W3) [Adelung]


Masericht, -er, -ste adj. et adv. dem Maser, d. i. krausen Flecken und Adern im Holze, ähnlich. Dagegen maserig solche Masern habend bedeutet. Beyde werden nur von den Flecken im Holze gebraucht, dagegen von den Flecken und Narben im Gesichte masig üblich ist.


Maserle (W3) [Adelung]


Die Maserle, plur. die, eine Art des Ahornes, welche eigentlich eine Heckenstaude ist, aber doch zu einem kleinen Baume wächset; Acer campestre L. Sie hat ein schönes gemasertes Holz, das besonders an den Wurzeln schön gestammet ist, welchen Masern sie auch den Nahmen zu verdanken hat, von Mase, Maser. In andern Gegenden wird sie Masholder, (bey dem Altensteig Masalter,) Maslieben, Mescheller, Massern, Wasserhülsen, Weißbaum, Binbaum, Binnenbaum, Weißeper, Epelern, Weißlöber, Bergahorn, Anerle, kleiner Deutscher Ahorn, Flader, Fladder, Flaser, genannt. Bey einigen Schriftstellern führet der Ahorn überhaupt den Nahmen des Masholders, und alsdann heißt unser Masholder bey ihnen Feldmasholder. Im Waliss. heißt dieser Baum Masarn, und im Isländ. Mosor, Mausur, dagegen Masur im Schwed. die Birke ist. S. Mase und der Maser.


Masern (W3) [Adelung]


Masern, verb. reg. act. mit Masern, d. i. krausen Adern und Flecken versehen. Schön gemasertes Holz, welches schöne Masern hat. Die Birke masert sich, wenn sie maserige Auswüchse bekommt.


Masholder (W3) [Adelung]


Der Masholder, des -s, plur. inus. S. Maserle.


Masig (W3) [Adelung]


Masig, -er, -ste, adj. et adv. ein größten Theils nur im Oberdeutschen übliches Wort, Narben, Mähler, Flecken im Gesichte habend. Blattermasig, blatternarbig.


Maske (W3) [Adelung]


Die Maske, plur. die -n, aus dem Franz. Masque 1. Eigentlich, eine steife Bekleidung des Gesichtes, um unkenntlich zu bleiben, in welche gemeiniglich Löcher für die Augen und den Mund ausgeschnitten sind; sie sey übrigens eine bloß einfache Bekleidung dieser Art, oder auch ein nachgemachtes hohles Gesicht; in der harten Sprechart die Larve. Die Maske vorthun, abnehmen, abziehen. ( S. Larve.) 2. Figürlich. 1) Eine maskirte, durch die Maske vor dem Gesichte unkenntlich gemachte Person. Es kamen auf dem Balle drey Masken auf uns zu. 2) Eine verstellte, angenommene Gesinnung zum Scheine vorgenommene Handlung, um einen andern dadurch zu hintergehen; in der harten Sprechart gleichfalls die Larve. Unter der Maske der Gleichgültigkeit kannst du deinen Begierden sicher nachhängen. Das ist eine Maske, eine listige Verstellung.

Anm. Im Engl. Mask, im mittlern Lat. Mascha, Mascara, Talamasca. Viele leiten es von dem Arabischen Mascara, ein Spiel, her, welchen dieses zu Statten kommt, daß im Wallach. und im Alban. Maskura gleichfalls einen Possenreißer bedeutet; andere mit Menage und Wachtern von dem schon in dem Longobardischen Gesetze befindlichen Masca, eine Hexe, Fee, ingleichen der Alp, weil man zu den Masken anfänglich scheußliche Gestalten gewählet, wie zum Theile noch geschiehet. Wenn man annimmt, daß die älteste Art, sich unkenntlich zu machen, der Geschichte des Theaters zu Folge, darin bestand, daß man sich das Gesicht schwärzte und beschmierete, so kann es auch von Mas, Maser, Makel, Flecken, Schmutz, abstammen, zumahl da bemaschen und vermaschen im Oberd. übliche Zeitwörter sind, welche besudeln bedeuten. ( S. die Maser Anm.) Im Lotharingischen ist machere beschmutzt, beschmiert.


Masken-Ball (W3) [Adelung]


Der Masken-Ball, des -es, plur. die -Bälle, ein Ball, auf welchem die tanzenden Personen maskirt sind, ein Ball maskirter Personen.


Maskerade (W3) [Adelung]


Die Maskerade, plur. die -n, aus dem Franz. Masquerade, im Ital. und mittlern Lat. Mascarata, eine Lustbarkeit maskirter Personen, von welcher der Masken-Ball nur eine Art ist. Auf die Maskerade gehen.


Maskiren (W3) [Adelung]


Maskiren, verb. reg. act. durch Vornehmung einer Maske vor das Gesicht unkenntlich machen, im gemeinen Leben vermaskiren; aus dem Franz. masquer. Sich maskiren. Ein maskirter Ball, ein Masken-Ball. In weiterer Bedeutung zuweilen auch für verkleiden.


Masliebe (W3) [Adelung]


Die Masliebe, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der Maserle. ( S. dieses Wort.) Man muß es nicht mit dem gleichlautenden Nahmen verschiedener andern Pflanzen verwechseln, welcher der wahrscheinlichsten Ableitung zu Folge am richtigsten Maßlieben geschrieben wird, S. dieses Wort.


Maß (W3) [Adelung]


Das Maß, des -es, plur. die -e, Diminut. das Mäßchen, Oberd. Mäßlein, welche Diminutiva doch nur in der folgenden zweyten Hauptbedeutung eines körperlichen Maßes trockner und flüssiger Dinge üblich sind. Es ist ein sehr altes Wort, welches ehedem, und vermuthlich einer seiner ersten Bedeutungen nach, das Ende der Ausdehnung, das Zeil, die Gränze bedeutete. Wenigstens kommen Mez bey dem Ottfried und Mezz bey dem Hornegk noch oft von der Gränzen eines Landes vor. Geuimez ist bey dem Ottfried die Gränze des Gaues, Landes und Meziban in den Capitular. Carls des Großen, ein aus den Gränzen Verdanneter, ein des Landes Verwiesener. Im Schwed. bedeutet matta zielen, so wie im Lat. Meta das Ziel. In diesem Verstande ist es veraltet, doch sagt man noch, jemanden Ziel und Maß setzen. Am häufigsten haben wir es noch in folgenden Bedeutungen. I. Als ein Abstractum. 1. Die bestimmte Größe eines Dinges zu bezeichnen, eigentlich die durch ihre Gränzen bestimmte und eingeschlossene Größe. 1) Überhaupt, ohne das Verhältniß dieser bestimmten Größe gegen eine andere Größe zu bezeichnen; wo es doch im eigentlichsten Verstande wenig mehr üblich ist. Weißt du wer der Erde das Maaß bestimmt hat? Hiob 38, 5; wer bestimmte ihre Ausdehnung? Michael. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, die nach dem Verhältniße eines andern Dinges bestimmte Größe. (a) Eigentlich, die nach dem Verhältniß eines andern als eine Einheit angenommenen Dinges bestimmte Größe; am häufigsten von der körperlichen Ausdehnung. Das Tuch in dem Thor des Vorhofs machte er - 20 Ellen lang und 5 Ellen hoch, nach der Maaß (dem Maße) der Umhänge des Vorhofes, 2 Mos. 38, 18. Das Maß nehmen, die Größe einer Ausdehnung suchen, um ein anderes Ding darnach zu verfertigen. So nimmt der Schneider jemanden das Maß zu einem Kleide, der Schuster zu einem Paar Schuhe, der Perrücken-Macher zu einer Perrücke. Der Tischler nimmt das Maß zu einem Sarge, zu einer Fensterbekleidung u. s. f. Das Maß eines Körpers suchen, finden, bestimmen. In den Handelsschiffen sind alle Maße kleiner als in den Kriegsschiffen, alle Theile derselben haben ein kleineres Maß. Nicht selten auch von der Zeit. Das Sylbenmaß, Zeitmaß, Tonmaß. (b) In weiterer Bedeutung. (aa) Die nach der jedesmahligen Absicht, nach der Natur der Sache, nach dem Bedürfnisse bestimmte Größe, so wohl der Ausdehnung, als des körperlichen Inhaltes, als endlich auch der Intension oder innern Stärke; ohne Plural. Da er dem Winde sein Gewichte machte, und setzte dem Wasser seine gewisse Maaße, (sein gewisses Maß,) Hiob 28, 25; und dem Wasser sein Maß zu bestimmen, Michael. Bis sie ihr Maaß der Sünden erfüllet haben, 2 Macc. 6, 14. Der Schmerz hat sein höchstes Maß erreicht. Besonders der jemanden bestimmte, gleichsam zugemessene Theil. Nach dem Gott ausgetheilet hat, das Maaß des Glaubens, Röm. 12, 3. Das Maß meines Leidens ist zu groß, ich kann es nicht ertragen. Sein Maß überschreiten. Er hat sein völliges Maß. Das Maß seines Lebens war kurz. Dahin gehören die adverbischen Arten des Ausdruckes. Er hat es in vollem Maße gethan, Schleg. d. i. reichlich, überflüssig. Die Weisheit in einem hohen Maße besitzen. Sie empfinden die traurigen Wirkungen davon in vollem Maße, im Oberd. in voller Maße. Eine Fortsetzung dieser Bedeutung ist das folgende weibliche Wort die Maße. (bb) Die Größe oder Intension eines Dinges, so fern die Größere oder Intension eines andern dadurch bestimmt wird, das Verhältniß; gleichfalls am häufigsten im Singular allein. Und so der Gottlose Schläge verdienet hat, soll ihn der Richter heißen - schlagen, nach der Maaß (dem Maße) und Zahl seiner Missethat, 5 Mos. 28, 2. Einem jeglichen unter uns ist gegeben die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi, Ephes. 4, 7. Seine Pflichten nach dem verschiedenen Maße der besondern Bedürfnisse, Umstände und Verdienste des andern bestimmen, Gell. Nach dem Maße meiner Kräfte. Seine Achtung für die Gelehrsamkeit stieg nach dem Maße, nach welchem es ihm selbst daran fehlte. Ich schätze dich bloß nach dem Maße deiner Verdienste. S. auch Ebenmaß und Gleichmaß. 2. Die Fertigkeit, die Größe eines Dinges zu bestimmen; wo es doch nur in dem zusammen gesetzten Augenmaß und ohne Plural üblich ist, S. dasselbe. 3. Die Art und Weise des körperlichen Maßes in der folgenden Bedeutung; wo der Plural nur von mehrern Arten üblich ist Sechs Kannen Dresdener Maß. Vier Scheffel Leipziger Maß. Wofür auch das Wort Gemäß üblich ist. So auch das Weinmaß, Biermaß, Flächenmaß, Längenmaß u. s. f. Die Art und Weise, den Wein, das Bier u. s. f. zu messen. II. Als ein Concretum, diejenige bekannte Größe, deren man sich bedienet, die Ausdehnung und Menge einer unbekannten zu bestimmten, wo dieses Wort ein allgemeiner Ausdruck so wohl aller Arten der Ausdehnung, als auch der Menge und Zeitdauer ist, wofür in einzelnen Fällen eigene und eigenthümliche Nahmen üblich sind. 1. Überhaupt; wo der Plural so wohl von mehrern Individuis, als auch von mehrern Arten üblich ist. Das Längenmaß, eine gerade Linie, oder ein Körper, welcher eine gerade Linie ist, die Ausdehnung in die Länge, Breite, Dicke, Höhe oder Tiefe darnach zu bestimmen. Von dieser Art ist das Maß der Schneider, obgleich selbiges keine bestimmte Länge hat. Das Flächenmaß, eine Fläche von bekannter Größe, eine unbekannte ihrem Flächeninhalte nach damit zu messen. Das Körpermaß, ein Körper von bekanntem körperlichen Inhalte, den körperlichen Inhalt eines andern darnach zu bestimmen. Das Zeitmaß, eine bekannte Zeitdauer, die Dauer einer andern darnach zu bestimmen. Das Sylbenmaß, eine bekannte Abwechselung langer und kurzer Sylben, andere darnach zu ordnen. So sind im Feldmessen die Kette, die Ruthe, die Schnur, der Fuß, der Zoll u. s. f. im Forstwesen der Spannring, im gemeinen Leben die Elle, die Klafter, die Spanne u. s. f. lauter Maße, die Größe der Ausdehnung zu bestimmen, so wie Stunde, Minute, Tag u. s. f. es für die Zeit, "Malter", Scheffel, Kanne, Rößel u. s. f. für den körperlichen Inhalt sind. Falsches Maß und Gewicht haben. Volles, reichliches Maß geben, von Dingen, deren körperlicher Inhalt gemessen wird. 2. In engerer Bedeutung führen verschiedene Arten der Maße anstatt eigener Bedeutungen den Nahmen des Maßes. Das Winkelmaß, ein Werkzeug der Feldmesser und Werkleute in Gestalt eines rechten Winkels, rechte Winkel damit zu bestimmen, anderer zusammen gesetzten Ausdrücke zu geschweigen. Am häufigsten ist es von gewissen Maßen des körperlichen Inhaltes; dagegen es von einem gewissen Flächenmaße im weiblichen Geschlechte die Maße lautet, S. dieses Wort. 1) Ein körperliches Maß trockener Dinge. In einigen Gegenden ist das Maß oder Maß so viel als eine Klafter Holz, wo es mit "Malter" und dem mittlern Latein Modulus, welche in gleicher Bedeutung vorkommen, gleichbedeutend ist. Im Hüttenbaue hingegen ist ein Maß Röstholz ein Haufen oder eine Zahl von 9 bis 10 Scheiten, deren jedes 5 Ellen lang ist. Noch häufiger ist ein gewisses Maß des Getreides und anderer ähnlichen trocknen Dinge. So hält ein Mutt Getreide in Bern 12 Maß oder Mäß, jedes von Immi oder 3 Achterli. In Elsaß hält ein Sester (Franz. Setier) 4 Quart oder Vierling oder 16 Mäßel; so wie in Böhmen ein Strich 4 Viertel, oder 16 Mäßel, jedes zu 12 Seidel hält. In Ober- und Niedersachsen und einem Theile Oberdeutschlandes hingegen, ist das Maß eines der kleinsten Getreidemaße, welches gemeiniglich der vierte Theil einer Metze ist, und in manchen Gegenden im Diminutivo Mäßel und Mäßchen lautet, dagegen in andern ein Maß wieder in 2 Mäßel oder Mäßchen getheilet wird, welche an andern Orten Nößel, Seidel u. s. f. heißen, so daß ein Scheffel, wenn er 16 Metzen hat, auch 64 Maß oder Mäßchen hält. In Thüringen hingegen, wo ein Scheffel nur 4 Metzen hat, gehen auch nur 16 Mäßchen auf einen Scheffel. In Hamburg hält ein Scheffel 2 Faß, oder 4 Himten, oder 16 Spint, oder 64 große Maß, jedes wieder zu 2 kleinern Maßen; so wie in Hessen ein Himten 4 Metzen oder 16 Mäßchen hat. In Nürnberg ist das Maß die Hälfte eines Diethäufleins, der 4te Theil eines Diethaufens, und der 16te Theil einer Metze, oder der 128ste Theil eines "Malters". In Augsburg hält ein Schaff 8 Metzen, 32 Vierling, 128 Viertel, oder 512 Mäßel. 2) Ein körperliches Maß flüssiger Dinge, und zwar das gemeinste kleinete Maß derselben, welches doch so wie das vorige nicht nur in verschiedenen Gegenden von verschiedenem Inhalte ist, sondern selbst in Einer Gegend nach Maßgebung des flüssigen Körpers selbst verschieden ist. So ist ein Maß Bier oder Milch an den meisten Orten mehr als ein Maß Wein. An manchen Orten sind Quart, Quartier, Pott und Kanne für Maß üblich, dagegen sie an andern noch davon verschieden sind. In Cöln hält eine Ohm 20 Viertel, 104 Maß oder 416 Pinten, dagegen eine Tonste daselbst 160 Viertel oder 640 Maß hält. In Augsburg hält ein Fuder 8 Jez, 16 Munste, 96 Besons oder 768 Maß, jedes zu 2 Seidel oder 4 Quärtle. In Österreich hält ein Eimer Wein 4 Viertel, 40 Maß oder Achtering, jedes zu 4 Seidel. In Zürich ist ein Eimer 4 Viertel, 32 Kopf, 64 Maß, 128 Quärtli oder 256 Stotzen; 1 Zürcher Maß ist so viel als 2 Hamb. Quartier. In Bern gehen 25 Maß auf einen Eimer oder Brenten, dagegen im Würtembergischen ein Ohm oder Eimer 16 Immi, oder 160 Maß hält, jedes zu 4 Quart oder Schoppen. In Frankfurt am Main und Hessen hält eine Ohm 20 Viertel oder Quärtlein, oder 80 Maß, jedes zu 4 Schoppen. Im Osnabrückischen gehen 27 Viertel auf eine Tonne Bier, ein Viertel hält daselbst 4 Kannen, eine Kanne oder Maß aber 4 Ort oder 16 Helfchen. In der Mark Brandenburg sind Maß und Quart einerley, und jedes hält daselbst wiederum 2 Nößel.

Anm. 1. In allen diesen Fällen, wo dieses Wort ein bestimmtes Maß des körperlichen Inhaltes trockner und flüssiger Dinge bezeichnet, bleibt es wie andere Wörter dieser Art unverändert, wenn ein Zahlwort oder ähnliches Beywort vorher gehet. Sechs Maß Bier, nicht Maße. Ich habe an diesem Scheffel schon mehrere Maß verloren. Es sind gar viele Maß ausgelaufen. Selbst wenn sich noch ein anderes Beywort dazwischen befindet. Zehn volle, sieben reichliche Maß.

Anm. 2. Dieses alte Wort lautet fast in allen obigen Bedeutungen im Isidor Mezssa, bey dem Kero Mez, im Notker Meze, im Engl. Measure, und mit eingeschaltetem n im Lat. Mensura. Andere Sprachen und Mundarten verwandeln den Zischlaut in das gewöhnliche t oder d, wie das Nieders. Mat, das Angels. Maete, Mat, Mitta, das Schwed. Matt, das Alban. Mata, das Lat. Modius, der Scheffel, und Meta, das Ziel, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, das Maß. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Begriff der Gränze eine der ersten Bedeutungen dieses Wortes ist, woraus zugleich dessen Verwandtschaft mit Mahl und Mark erhellet, welche Wörter nur in den Ableitungssylben verschieden sind, und daher auch mehrere Bedeutungen mit einander gemein haben, oder doch gehabt haben. Im Dän. heißt das Maß Maal. In der Bedeutung eines Maßes des körperlichen Inhaltes tritt zugleich der Begriff der Vertiefung oder eines Gefäßes mit ein, wohin denn auch das alte Gothische Mes, eine Schüssel, Pohln. Misa, gehöret. ( S. Meste, Metze, Model, Muth in der Oberd. Bedeutung eines Getreidemaßes, Muschel u. s. f.) welche insgesammt mit diesem Worte verwandt sind. In Dickmaß und Gliedmaß gehöret die letzte Hälfte zu andern Stämmen. Anm. 3. Um den gedehnten Ton des a merklicher zu machen, schreiben viele dieses Wort Maaß; allein alsdann müßten sie auch den Imperfectum des Zeitwortes ich maaß, ingleichen määßig und Määßigkeit schreiben, weil das ä als kein eigentlicher Diphthonge so wohl lang als kurz seyn kann. Da nun in den letztern Fällen noch niemand ein doppeltes aa oder ää zu schreiben für gut gefunden, so kann man es auch hier weglassen, zumahl da das ß, welches hier einen Zischlaut zwischen dem s und ss hat, wie aus der Verlängerung die Maße erhellet, die Dehnung des vorher gehenden Selbstlautes schon zur Genüge sichert. Im Oberdeutschen ist dieses Wort auch sehr häufig weiblichen Geschlechtes, besonders in der Bedeutung eines Concreti, oder bestimmten Maßes des körperlichen Inhaltes. Einige Sprachlehrer haben daher die Regel gegeben, daß dieses Wort in der allgemeinen Bedeutung ungewissen, in der engern concreten Bedeutung hingegen weiblichen Geschlechtes sey. Diese Regel kann vielleicht für die Oberdeutsche Mundart, nicht aber für die Hochdeutsche gelten, wo Maß nur in den folgenden Fällen weiblichen Geschlechtes ist, wo es aber auch Maße lautet.


Maße (W3) [Adelung]


Die Maße, plur. die -n, das vorige Wort nur in einem veränderten Geschlechte, welches im Hochdeutschen in folgenden Bedeutungen üblich ist. I. Als ein Abstractum, und daher eigentlich ohne Plural. 1) Das richtige Verhältniß der Intension oder innern Stärke einer Handlung gegen die Natur der Sache; eine Fortsetzung von Maß I. 1. 2) (b) Lat. Modus. Maße ist zu allen Dingen gut. Maße halten, dieses Verhältniß beobachten. Man muß in allen Dingen Maße halten. Maße in Essen und Trinken, im Strafen, im Vergnügen u. s. f. halten. Maße gebrauchen. Ohne alle Maße essen, trinken u. s. f. In der Länge der Predigten die nöthige Maße beobachten. Züchtige mich Herr, doch mit Maße, Jerem. 10, 24. Halte Maße in allen Dingen, Sir. 30, 33. Es findet sich keine Verordnung, welche in dieser Sache Ziel und Maße vorschreiben könnte. Im gemeinen Leben zuweilen auch im Plural. Mit Maßen essen und trinken. ( S. Übermaße.) Dahin gehören auch verschiedene adverbische Redensarten, wo das Wort oft gleichfalls in dem sonst ungewöhnlichen Plural stehet. Über die Maße, über die Maßen, ungewöhnlich sehr. Er ist über die Maßen groß, stark, dick, klein u. s. f. Er trinkt über die Maße, über alle Maßen sehr. Also schüttete Joseph das Getreide auf über die Maas viel, 1 Mos. 41, 49. Und sie entsatzten sich über die Maße, Marc. 5, 42. Eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit, 2 Cor. 4, 17. Aus der Maßen sehr, viel, ungewöhnlich. Mih iamert us der Masse Nach der vil lieben vrowen min. Graf Werner von Honberg. Maße bedeutet das Verhältniß selbst, die Mäßigung, die Beobachtung dieses Verhältnisses, und Mäßigkeit den Zustand dieser Beobachtung; obgleich die Winsbeckinn Masse für Mäßigkeit braucht. 2) In weiterer Bedeutung, die Art und Weiße, eine sehr alte Bedeutung, in welcher dieses Wort schon bey dem Kero Mez und Mezzu, bey dem Ottfried Maz, und im Lat. Modus lautet. Noh heinn mezzu, auf keine Art, Kero. Mezze dera Sama- nunga, die Art und Weise der Versammlung, ebend. Desu mezzo, auf diese Art, ebend. Filuru maz, auf vielerley Art, Ottfr. Auf diese Maße, auf diese Art. In der Maße, so wie es vorgebracht worden. In welcher Bedeutung es im Oberdeutschen am gangbarsten ist. In welcher Maße sie uns ihre Gesinnung zu erkennen gegeben. Einer Sache abhelfliche Maße geben, ihr abhelfen. ( S. Maßgabe.) Wohin auch verschiedene adverbische Redensarten gehören, in welchen es am häufigsten in dem sonst ungewöhnlichen Plural stehet. Einem etwas bester Maßen anbefehlen, auf die beste Art. Einiger Maßen, auf einige Art. Gewisser Maßen, auf gewisse Art. Gehöriger Maßen, auf die gehörige Art; welche insgesammt von einigen wider alles Recht zusammen gezogen werden, einigermaßen. Ingleichen die mehr Oberdeutschen, ebener Maßen, gebührender Maßen, ziemlicher Maßen, was Maßen, auf welche Art, wie, verlangter Maßen, solcher Maßen, u. s. f. Nebst den Partikeln und Zusammensetzungen, maßen, indem, weil, immaßen, so, ingleichen indem, weil, dermaßen, auf diese Art, allermaßen u. s. f. II. Als ein Concretum, wo es ein in vielen Fällen übliches Flächenmaß ist, als eine Fortsetzung der concreten Bedeutung des vorigen Wortes. Im Forstwesen werden die abgemessenen bestimmten Theile eines Buschholzes, ohne Rücksicht auf ihre Größe Maßen genannt, wo es eigentlich eine jemanden zugemessene oder zugetheilte Fläche bedeutet. In der Landwirthschaft vieler Gegenden werden die Wiesen nach Maßen eingetheilet, wo es vermuthlich nur den jedem an einer gemeinschaftlichen Wiese gehörigen Theil bedeutet, ohne Rücksicht aus dessen Flächeninhalt. Im Niedersächsischen werden die abgetheilten Schläge an den Deichen und Sieltiefen, welche jeder Hausbesitzer im baulichen Stande erhalten muß, Hausmaßen, Nieders. Huusmaten, genannt. Im Bergbaue ist die Maße eine vermessene Fläche von bestimmter Größe, welche zu einer Fundgrube gehöret, und noch derselben auf eben dem Gange aufgenommen worden. In Freyberg ist eine solche Maß 40 Lachter oder 140 Ellen lang; in dem Chursächsischen Obergebirge aber hält sie 28 Lachter in die Länge, und 7 Lachter in die Breite, oder nach Quadrat-Maß, 14 Lachter in die Länge und eben so viel in die Breite. Eine Maße hält alsdann 2 Wehr oder 4 Lehen; 1 1/2 Maße aber machen eine Fundgrube. Daher, die Maßen belegen, darauf arbeiten lassen. S. Maßner. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das im mittlern Lat. so oft vorkommende, und seiner Abstammung nach dunkle Mansus, wenn es einen gewissen einem Bauer zu seinem Unterhalte angewiesenen Theil Feldes oder Ackers bedeutet, dieses Wort Maße ist, indem es auch Masus, Massa, Masa, Massum, Masada, Mesa, Mesus, Messuagium u. s. f. und in verschiedenen Provinzen Frankreichs noch jetzt Meix, Mois, Mes, Mas lautet, woraus nach dem eingeschobenen n nieselnder Mundarten Mansus geworden.

Anm. In dem zweyten Falle der ersten Hauptbedeutung im Dän. Maade, im Angels. Mete, im Schwed. Matta. Das Nieders. Mate und Schwed. Matta bedeuten über dieses auch die bequeme Zeit. Man sagt daselbst von einer Person oder Sache, welche uns gerade zur gelegenen Zeit kommt, oder da wir sie eben brauchen, sie komme uns zu Mate, oder zu Maße, welchen Begriff auf eine ähnliche Art auch das Lat. commodus ausdruckt. S. das vorige Wort.


Maßen (W3) [Adelung]


Maßen, verb. reg. act. S. Anmaßen und Muthmaßen.


Maßen (W3) [Adelung]


Maßen, eine Conjunction, welche in den Kanzelleyen auch für immaßen gebraucht wird, S. die Maße I. 2).


Maßerle (W3) [Adelung]


Die Maßerle, S. Maserle.


Maßgabe (W3) [Adelung]


Die Maßgabe, plur. inus. von der im Hochdeutschen veralteten R. A. Maße geben, d. i. die Art und Weise bestimmen, vor- schreiben, die Bestimmung der Größe oder Art und Weise eines Dinges, das Verhältniß; die Maßgebung. Die Menschen weichen bloß nach Maßgabe ihrer Erziehung von einander ab. Ich werde mein Verhalten nach Maßgabe des deinigen einrichten. S. das folgende.


Mäßgebung (W3) [Adelung]


Die Mäßgebung, plur. inus. gleichfalls von der R. A. Maße geben, die Art und Weise einer Sache vorschreiben. 1) Eigentlich, wo man es nur noch mit dem Vorworte ohne gebraucht. Aber warum schaffen sie ihn nicht ohne Maßgebung (unmaßgeblich) fort? Gell. ohne ihnen etwas vorzuschreiben. Aber, ohne Maßgebung, wissen sie denn schon, ob ich das auch für ein Glück halte? ebend. 2) Figürlich, wie Maßgabe, das Verhältniß. Die Menschenliebe Gottes kann nur nach Maßgebung der Empfänglichkeit des Gegenstandes äußern. Ich werde dich nach Maßgebung deiner Verdienste belohnen. Die R. A. Maße geben, die Art und Weise, die Einschränkung bestimmen oder vorschreiben, kommt im Hochdeutschen wenig mehr vor. Im Oberdeutschen hat man auch das Hauptwort der Maßgeber, welcher Vorschriften ertheilet, die Art und Weise einer Handlung dem andern vorschreibt. S. die Maße I. 2).


Mäßhecht (W3) [Adelung]


Der Mäßhecht, des -es, plur. die -e, bey den Fischern, Hechte, welche ein Jahr alt, und etwa 1/4 Elle lang sind.


Mäßholder (W3) [Adelung]


Der Mäßholder, des -s, plur. inus. S. Maserle.


Mäßig (W3) [Adelung]


Mäßig, -er, -ste, adj. et adv.

1. Von Maß, die bestimmte Größe eines Dinges.

1) Dem Maße eines andern Dinges ähnlich, doch nur im figürlichen Verstande, dem andern Dinge gemäß, ähnlich, so wie es dessen Beschaffenheit, das Verhältniß zu demselben erfordert; in welcher Bedeutung es doch nur allein im Zusammensetzungen üblich ist, wo die Sache, welcher eine andere gemäß seyn soll, voran stehet. Pflichtmäßig, seiner Pflicht gemäß, schriftmäßig, regelmäßig, gesetzmäßig, heldenmäßig, kunstmäßig, rechtmäßig, zunftmäßig, bothmäßig u. s. f. der Schrift, der Regel, dem Gesetze u. s. f. gemäß, mit demselben übereinstimmig, und in dieser Übereinstimmung gegründet. Es leiden nicht alle Hauptwörter dieser Zusammensetzung, indem einige die Ableitungssylben "-haft", "-isch" und "-lich" hergebracht haben, daher man dem Gebrauche folgen muß, ob es gleich nicht ganz verwehret ist, neue Wörter dieser Art zu wagen. Alle, welche diese Zusammensetzung ertragen, leiden auch Hauptwörter auf -keit. Die Regelmäßigkeit, Pflichtmäßigkeit u. s. f.

2) Von Maß, ein bestimmtes Maß trockner und flüssiger Dinge. Ein mäßiger Krug, welcher ein Maß hält. Ein viermäßiger Topf, welcher vier Maß hält. Ein im Hochdeutschen fremder, oder doch nur in den gemeinen Sprecharten üblicher Gebrauch.

2. Von Maße I.

1), das richtige Verhältniß der Größe oder Intension einer Sache. Dem richtigen Verhältnisse gegen die Natur der Sache, gegen das Endzweck gemäß, dasselbe beobachtend, und darin gegründet; im Gegensatze des übermäßig und unmäßig. Mäßig gehen, laufen, tanzen. Sich mäßig freuen, mit Maße. Eine mäßige Freude. Ein mäßiges Urtheil von sich selbst fällen. Wo doch in vielen Fällen das Mittelwort gemäßigt üblicher ist, ( S. Mäßigen.) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung in dem Genusse der Nahrungsmittel das richtige Verhältniß gegen ihren Endzweck oder gegen die Gesundheit beobachtend, und in dieser Beobachtung gegründet. Wenn der Magen mäßig gehalten wird, so schläft man sanft, Sir. 31, 23. Wer mäßig isset, der lebt desto länger, Kap. 37, 34. Ein Bischof soll mäßig seyn, 1 Tim. 3, 2. Mäßig leben. Ein mäßiges Tractament.

2) Für mittelmäßig, das Maß des Gewöhnlichen nicht übersteigend; im Gegensatze des übermäßig. Ein mäßiges Vermögen haben, ein mittelmäßiges. Er ist nur mäßig groß. Wenn ihm diese Sache nur mäßig gelingen sollte. Es ist heute nur mäßig warm.

Anm. In der zweyten Hauptbedeutung im Schwabenspiegel maezzig, bey den Schwäbisch. Dichtern messelich, im Nieders. matelig, im Schwed. mattelig, bey dem Kero hingegen und Ottfried mit einer andern Ableitungssylbe mezhafti, mezhafto. Das ohne Noth verlängerte mäßiglich ist im Hochdeutschen veraltet. S. Mäßigkeit.


Mäßigen (W3) [Adelung]


Mäßigen, verb. reg. act. Maße geben, mäßig machen, den höhern Grad der Intension mildern. Ein Vernünftiger mäßiget seine Rede, Sprichw. 17, 27, er schränket sie ein, redet wenig. Eine Rechnung mäßigen, wofür im gemeinen Leben, sie moderieren üblich ist. Die Strafe mäßigen, wofür doch mildern gebräuchlicher ist. Ihre Aufrichtigkeit wird nie das Grab der Hochachtung, weil sie durch Bescheidenheit gemäßigt wird, Gell. Am häufigsten als ein Reciprocum. Sich mäßigen, seinen Begierden, seinen Neigungen Maße vorschreiben, sie nach der Vorschrift des Gesetzes, der Billigkeit, des Endzweckes u. s. f. einschränken. Sich im Essen und Trinken mäßigen. Seinen Zorn, seine Begierden, seine Ansprüche mäßigen. Sich nicht mäßigen können. Daher die Mäßigung, plur. inus. die Einschränkung seiner Neigungen und Begierden, die Beobachtung des gehörigen Verhältnisses gegen die Natur der Sache, des Endzweckes u. s. f. Auch das Mittelwort gemäßigt wird in manchen Fällen anstatt des Beywortes mäßig gebraucht. Eine gemäßigte Luft, welche weder zu kalt, noch zu warm ist. Ein gemäßigtes Urtheil von sich selbst fällen, ein durch die Selbsterkenntniß gehörig eingeschränktes Urtheil.

Anm. Bey dem Kero mit einer andern Ableitungssylbe kemezlihhan, bey dem Notker hingegen nur mezen, so wie es bey des Schwäbischen Dichtern massen und gemassen lautet, maßen, unmittelbar von Maße. Es kommt mit den Lat. moderare und mitigare überein.


Mäßigkeit (W3) [Adelung]


Die Mäßigkeit, plur. car. von dem Beyworte mäßig. 1. So fern dasselbe von Maß abstammet, wo alle mit -mäßig zusammen gesetzte Beywörter auch zu Hauptwörtern werden können, den Zustand der durch das Beywort bezeichneten Beschaffenheit anzudeuten. Die Pflichtmäßigkeit, Rechtmäßigkeit, Regelmäßigkeit u. s. f. 2. So fern dasselbe von Maße abstammet. 1) Der Zustand, da man mäßig ist, d. i. das richtige Verhältniß gegen die Natur der Sache, den Endzweck u. s. f. beobachtet, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit dieses Zustandes. Es wird hier nur in engerer Bedeutung von dieser Beobachtung des richtigen Verhältnisses im Gebrauche des sinnlichen Vergnügens, und im engsten Verstande, in dem Genusse der Nahrungsmittel gegen ihren Endzweck und die Gesundheit des Körpers gebraucht, da sie denn die Enthaltsamkeit, Keuschheit und Nüchternheit unter sich begreift. Die Maße bezeichnet dieses Verhältniß selbst, die Mäßigung die Beobachtung desselben, und Mäßigkeit den Zustand oder die Fertigkeit dieser Beobachtung. 2) In der weitesten Bedeutung, der Zustand, da eine Sache das Maß des Gewöhnlichen nicht übersteinet; in welcher Bedeutung es doch seltener vorkommt. Die Mäßigkeit der Kälte, des Reichthumes einer Person u. s. f.


Maßkanne (W3) [Adelung]


Die Maßkanne, plur. die -n, eine Kanne, welche ein Maß enthält, S. Maß II. 2. 2) So auch ein Maßkrug, Maßtopf u. s. f.


Maßkunde (W3) [Adelung]


Die Maßkunde, plur. inus. ein von einigen für Meßkunst, Geometrie, gebrauchtes Wort, welche andere Maßkunst, und einen Meßkünstler einen Maßkünstler nennen, ( S. Meßkunst.) In engerer Bedeutung verstehen einige unter Maßkunde nur die theoretische Geometrie, welche von den Linien, Figuren und Körpern handelt; im Gegensatze der ausübenden oder practischen Geometrie.


Maßlade (W3) [Adelung]


Die Maßlade, plur. die -en, ein Werkzeug der Schuster in Gestalt einer kleinen Lade, welches aus vier in einander gefalzten Linealen bestehet, das Längenmaß des Fußes damit zu nehmen.


Maßliebe (W3) [Adelung]


Die Maßliebe, plur. die -n, 1. Ein Nahme der Maserle, ( S. dieses Wort.) 2. Ein Nahme verschiedener wild auf den Wiesen wachsenden Pflanzen. 1) Der Bellis L. welche auch Gänseblume, Marienblümchen, Margarethenblümchen, Angerblümchen, Zeitlose, Gichtkraut u. s. f. heißt, und wovon einige Arten auch in den Gärten gebauet werden. Wenn die Maßlieben und die Ringelblume von meinem Grabe dir winken, Geßn. 2) Einer Art der Wucherblume, Chrysanthemum Leucanthemum L. welche auch großes Gänsekraut und Ochsenauge genannt wird. 3) Der Dotterblume. Caltha palustris L. welche auch unter dem Nahmen der Goldwiesenblume bekannt ist. 4) Bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches auch ein Staudengewächs des mittägigen Europa, welche an den höchsten Felsen wächst und auch Kugelblume genannt wird; Globularia alypum L. Da alle unter diesem Nahmen bekannte Pflanzen, die letzte ausgenommen, welche denselben bloß einer Ähnlichkeit wegen führet, auf unsern Wiesen einheimisch sind, so scheinet Maß hier so viel als Matte, Wiese, zu bedeuten, indem nichts gewöhnlicher ist, als daß in den Deutschen Mundarten t und s mit einander abwechseln; zumahl da die Dotterblume in einigen Gegenden ausdrücklich auch Mattenblume genannt wird, ( S. Matte.) Aber wenn dieses Wort eine Art des Ahornes bezeichnet, so gehöret sie zu Mase, Maser, und wird alsdann auch richtiger Maßliebe geschrieben.


Maßlocke (W3) [Adelung]


Die Maßlocke, plur. die -n, dem Frisch zu Folge, ein in Schlesien üblicher Nahme einer Art Pilze mit kurzen Stielen, welche unten und oben gelb sind. Es scheinet ein Slavonisches Wort zu seyn.


Maßnehmung (W3) [Adelung]


Die Maßnehmung, plur. die -n, S. Maßregel.


Maßner (W3) [Adelung]


Der Maßner, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, derjenige, welcher eine oder mehrere Maßen gemuthet hat, zum Unterschiede von einem Fundgrübner. S. Maße II.


Maßofen (W3) [Adelung]


Der Maßofen, des -s, plur. die -öfen, eine im Hüttenbaue übliche Art Öfen zu Verschmelzung des Eisensteines, in welchem die Schmelzarbeit nach gewissen Feuerzeiten verrichtet wird, so daß ein solcher Ofen nur 24 Stunden gehet; zum Unterschiede von einem Flußofen oder hohen Ofen. Er hat den Nahmen vermuthlich von den verschiedenen Zeitmaßen, in welchen in einem solchen Ofen geschmelzet wird; oder von der mäßigern, d. i. langsamern Schmelzung.


Maßregel (W3) [Adelung]


Die Maßregel, plur. die -n, von Maße, die Art und Weise, eine Regel oder Vorschrift, nach welcher die man die Art und Weise seines Verhaltens bestimmt. Ich werde meine Maßregeln darnach nehmen, meine Handlungen darnach einrichten. Im Oberdeutschen ist dafür das Wort Maßnehmung üblich.


Maßstab (W3) [Adelung]


Der Maßstab, des -es, plur. die -stäbe, ein Stab, so fern er zum Maße anderer Körper, oder andere Körper damit zu messen gebraucht wird, ein mit einer gewissen Eintheilung versehener Stab, Längen damit zu messen; bey den Werkleuten der Maßstock oder Richtstock. In der Erdmeßkunst und Erdbeschreibung wird auch eine auf solche Art eingetheilte gerade Linie ein Maßstab genannt. Der verjüngte Maßstab, welcher die gewöhnlichen Längenmaße im Kleinen vorstellet.


Maßweihe (W3) [Adelung]


Die Maßweihe, plur. die -n. eine in einigen Gegenden übliche Benennung des Goldgeyers, wo das Wort aus Mosweihe verderbt ist, weil sich dieser Vogel gern in mosigen oder morastigen Gegenden aufhält.


Masse (W3) [Adelung]


Die Masse, plur. die -n, aus dem Französ. Masse und Latein. Massa, die Menge der Materie eines Körpers, wo man dieses Wort von allen Körpern gebrauchen kann, wenn man von denselben weiter nichts bezeichnen will, als daß sie aus vieler zusammen hangenden Materie bestehen. Eine ungeheure Masse. Erhabene Arbeit in ganzen Massen, in ganzen zusammen hangenden großen Stücken. In einigen Fällen werden besondere Arten von Dingen, so fern sie ein Ganzes ausmachen, Massen genannt. Dergleichen ist die Credit-Masse in den Concurs-Prozessen. In der Mahlerkunst werden viele an einem Orte gesammelte Lichter oder Schatten, Massen genannt. Die beträchtlichsten Partien eines Gemähldes bestehen aus Massen, es mögen nun Lichtmassen oder Schattenmassen seyn. Die richtige Austheilung der Massen macht die ganze Schönheit der Gemählde aus. In der engsten Bedeutung ist Masse zuweilen so viel als ein Teig. Die Bildhauer pflegen auch einen großen Hammer, womit sie auf den Meißel schlagen, wenn ein Werk aus dem Gröbsten gearbeitet wird, eine Masse zu nennen. Im mittlern Lat. ist Massa gleichfalls ein hölzerner Hammer, massare damit schlagen, und im Franz. Massue eine Keule. Im Billard-Spiele ist es ein Werkzeug in Gestalt einer Schaufel, den Ball damit fortzuschieben. Ungeachtet dieses Wort zunächst aus dem Lat. entlehnet ist, so kann es doch, so wie das verwandte Materie, seine Verwandtschaft mit unserm Mast, der Mastbaum, Miethe, ein Haufen, meist u. a. m. nicht läugnen. S. 3. Matte.


Massicot (W3) [Adelung]


Das Massicot, des -es, plur. inus. aus dem Franz. Massicot, gebranntes Bleyweiß pfirsichgelber, citronengelber oder goldgelber Farbe, Bleygelb; verderbt Masticot.


Massiv (W3) [Adelung]


Massiv, -er, -este, adj. et adv. aus dem Französ. massif, und dieß aus dem vorigen Masse. 1) Aus lauter Mauerwerk bestehend. Ein massives Haus, dessen Haupt- und Seitenwände ganz aus Mauerwerk, ohne hölzerne Ausbindung bestehen. Massiv bauen. 2) Von Metallen gebraucht, bedeutet es so viel als dicht; im Gegensatze des hohl. Ein massiver Knopf, ein durchaus aus Metall bestehender Knopf, welcher nicht hohl ist. Figürlich wird es im gemeinen Leben auch für grob im moralischen Verstande gebraucht. Ein massiver Mensch, ein grober. Sehr massiv seyn. 3) Von den edlen Metallen gebraucht, bedeutet es so viel als rein, von einerley Materie, ohne fremden Zusatz, ohne doch den vorigen Begriff der Dichtheit auszuschließen. Ein Knopf von massivem Silber oder Golde, im Gegensatze eines bloß versilberten oder vergoldeten. Ein massiver goldener Degen.


Mast (W3) [Adelung]


1. Der Mast, des -es, plur. die -en, ein großer länglich runder in einem Schiffe aufgerichteter Baum, an welchem die Segelstangen und Taue befestigte werden; der Mastbaum, ehedem auch der Segelbaum. Kleine Schiffe haben nur Einen Mast, größere zwey und drey, selten vier. Der große Mast, oder Mittelmast, der stärkste und höchste, welcher in der Mitte stehet; der vordere Mast oder der Fockemast, die Focke; der hintere Mast, Besanmast oder Besan. Uneigentlich wird von einigen auch das schief liegende Bugspriet mit unter die Masten gerechnet. Figürlich wird Mast zuweilen für Schiff gebraucht, da es denn zunächst den großen Mast bedeutet. Eine Flotte von hundert Masten, von hundert Schiffen. In der Zimmermannskunst wird auch der große senkrechte Baum, welcher die Spitze eines Thurmes bilden hilft, und an welchem die Sparren anliegen, der Mast genannt.

Anm. Schon bey dem Stryker Mast, im Nieders. Dän. Engl. und Schwed. gleichfalls Mast, im Angels. Maest, im Französ. Mas, Mast, im Span. Mastil, im Finnländ. Masta, im Pohln. Mszt. Es druckt zunächst den Begriff der senkrechten Höhe, der Größe aus, und gehöret mit dem folgenden Worte zu dem Geschlechte der Wörter meist, Mieths, ein Haufen u. s. f. Im Lat. heißt der Mast mit einer andern Ableitungssylbe, Malus, siehe 5. Mahl, welches gleichfalls in der Bedeutung der Höhe vorkommt.


Mast (W3) [Adelung]


2. Die Mast, plur. car. ein Wort, welches ehedem Speise, Futter überhaupt bedeutete, aber jetzt nur noch in eingeschränktem Verstande üblich ist. 1) Die Speise, der Fraß der wilden Schweine heißt bey den Jägern die Mast. Noch häufiger wird derjenige Fraß, wovon die zahmen Schweine in den Wäldern fett werden, die Mast, oder Mastung genannt. Die Holzmast, gewisse Baumfrüchte, wovon die Schweine fett und fleischig werden; im Gegensatze der Erd- oder Brutmast, d. i. der Maden und des Gewürmes, welches sie aus der Erde mühlen. Zur Holzmast gehören die Eichelmast, Buchmast, Kästen- oder Kastanienmast und Nußmast, d. i. Eicheln, Bucheicheln, Kastanien und Nüsse, so fern sie die Schweine fett machen. Die ganze oder volle Mast, wenn es eine reichliche Menge von Buch- und Eichelmast gibt; zum Unterschiede von der halben Mast. In einem andern Verstande wird zuweilen auch die Buchmast die halbe Mast oder Halbmast genannt, weil sie nur halb so gut mästet, als die Eichelmast. Es gibt dieß Jahr viel Mast, wenig Mast. Die Mast ist nicht gerathen. Die Mast besichtigen. Die Mast fängt an zu fallen. Von demjenigen Futter, womit die Schweine und andere Thiere in und auf den Ställen gefüttert werden, ist es nicht üblich. 2) Die Handlung des Fettmachens der Schweine und aller übrigen zahmen Thiere, es geschehe nun vermittelst der vorigen Mast in den Wäldern, oder durch anderes Futter in dem Stalle. Schweine auf der Mast haben, sie auf dem Stalle mästen. Schweine in der Mast haben, sie in einem Holze fett werden lassen. Sie in die Mast nehmen, sie zu dem Ende in seine Waldung nehmen. Sie wieder aus der Mast nehmen. Sie in die Mast treiben. Ochsen auf der Mast haben. Gänse, Ochsen, Schweine auf die Mast stellen, sie in oder auf dem Stalle zu mästen. Die Gänsemast, die Handlung, da man Gänse mästet. Die Kapaunenmast. Auf der Mast liegen, in der niedrigen Sprechart auch von einer Person, welche ihren Leib durch reichliche und gute Nahrung, durch Müßiggang u. s. f. pfleget. Figürlich wird auch die Art und Weise, das Schlachtvieh zu mästen, die Mast genannt. Die Hausmast, die Mast des Viehes zu Hause, zum Unterschiede von der Holz- oder Waldmast. Die Viehmast, Herbstmast, Kapaunenmast u. s. f. Ingleichen die Zeit, zu welcher man das Vieh gemeiniglich auf die Mast zu stellen, oder in die Mast zu treiben pflegt.

Anm. Im Engl. Mast, im Angels. Maest, im Dän. Madsk, im mittlern Lat. Pastus und Pastio, welche, wenn man die Verwechselung des p und m als zweyer Lippenlauter für nichts ungewöhnliches hält, zu Einem Geschlechte gehören. Bey dem Ottfried ist Maz Brot, Speise, im Schwed. Mat die Speise, Lettisch Maise, so wie maistan im Finnländ. mästen ist. Im Griech. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - fressen, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - anfüllen. Mahl in der Bedeutung der Speise ist nur in der Ableitungssylbe davon verschieden, ( S. 4. Mahl;) noch näher aber ist damit unser Muß und Schmaus verwandt, ( S. dasselbe.) Ehedem war auch das Bey- und Nebenwort mast, bey dem Notker masta, für fett üblich. ( S. Mastfleck, Mastfeder und Mastdarm.) Der Begriff der Größe scheinet auch hier der Stammbegriff zu seyn, obgleich auch der Begriff des Kauens, des Zermalmens der Speise ( S. Messer, Metzeln, Mahlen.) Anspruch darauf machen kann.


Mastbaum (W3) [Adelung]


Der Mastbaum, des -es, plur. die -bäume, der Mast auf einem Schiffe, S. 1. Mast.


Mastbuche,Mastbüche (W3) [Adelung]


Die Mastbuche, oder Mastbüche, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der Rothbüche, weil sie die zur Mast dienlichen Bucheicheln trägt; zum Unterschiede von der Weißbuche. S. Buche.


Mastdarm (W3) [Adelung]


Der Mastdarm, des -es, plur. die -därme, ein kurzer weiter Darm in den menschlichen und thierischen Körpern, welcher gerade hinunter bis an den After gehet, und zur Ausschaffung der unnützen Überbleibsel von den Speisen dienet; im Oberd. der Afterdarm, der Weidedarm, bey dem Raban Maurus im 8ten Jahrh. Crozdarm, der große Darm, im Nieders. Packdarm oder vielmehr Backdarm, von back, after, hinten, Angels. Baectharm, ingleichen der Pinken, Pinkel, Pinkendarm, an andern Orten der Schlackdarm, bey dem Pictorius der Wäckerling. Mast scheinet in diesem Worte das alte Beywort mast, fett, zu seyn, weil dieser Darm von außen mit vielem Fette bewachsen ist, daher er auch der fette Darm oder Fettdarm genannt wird. S. 2. Mast Anm.


Masteiche (W3) [Adelung]


Die Masteiche, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der Rotheiche; zum Unterschiede von der Steineiche, obgleich diese unter den gehörigen Umständen eben so gut Mast gibt als jene.


Masten (W3) [Adelung]


Masten, verb. reg. act. von Mast, ein Mastbaum, welches nur in den zusammen gesetzten bemasten und entmasten üblich ist, S. dieselben.


Mästen (W3) [Adelung]


Mästen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt vorkommt. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, fett werden. Junge Schweine mästen nicht gut, werden nicht fett, lassen sich nicht gut mästen. 2. Als ein Activum, fett machen. 1) Von den Nahrungsmitteln, viel Fleisch und Fett geben. Die Bucheicheln mästen schlecht, machen die Schweine nicht so bald und nicht so gut fett. 2) Von der Person, welche Schlachtvieh durch Reichung des Futters fett macht. Schweine, Ochsen, Gänse, Kapaunen, Hühner mästen. Eine gemästete Gans. Sich mästen, sich durch Ruhe und überflüssige Nahrung fett machen. Daher die Mästung, welche mit der Mastung nicht zu verwechseln, S. das letztere.

Anm. Bey dem Notker maston, mesten, im Dän. mädske, im Böhm. mastiti.


Mastfeder (W3) [Adelung]


Die Mastfeder, plur. die -n, kleine, kurze und fette Federn, welche sich auf einem Flecke über dem Steiße einer Gans beysammen befinden, und welche man ihnen auszurupfen pfleget, wenn man sie auf die Mast stellet. Von dem veralteten Beyworte mast, fett. S. 2. Mast Anm.


Mastfleck (W3) [Adelung]


Der Mastfleck, des -es, plur. die -e, in der Landwirthschaft Obersachsens, fette Stellen in dem Acker, welche überflüssigen Dünger bekommen haben, und solchen durch den starken und dicken Wuchs des darauf stehenden Getreides verrathen; geile Flecke. Von dem Beyworte mast, fett, S. 2. Mast Anm.


Mastgans (W3) [Adelung]


Die Mastgans, plur. die -gänse, eine Gans, welche gemästet wird, welche sich in oder auf der Mast befindet. So auch Mastkalb, Mastkuh, Mastochs, Mastschwein.


Mastgefälle (W3) [Adelung]


Die Mastgefälle, sing. inus. die Gefälle, d. i. Einkünfte von der Holzmast in einem Walde.


Mastgeld (W3) [Adelung]


Das Mastgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, dasjenige Geld, welches man für die Mästung zahmer Thiere bezahlet. In engerer Bedeutung, dasjenige Geld, welches der Eigenthumsherr eines Waldes für die in denselben zur Mast getriebenen Schweine erhält; das Fehmgeld, der Mastschilling.


Mastgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Mastgerechtigkeit, plur. inus. S. Mastrecht.


Masthafer (W3) [Adelung]


Der Masthafer, des -s, plur. inus. derjenige Hafer, welcher an einigen Orten dem Herren des Waldes für die zur Mast in denselben eingefehmten Schweine anftatt des Mastgeldes gegeben wird.


Masthirt (W3) [Adelung]


Der Masthirt, des -en, plur. die -en, derjenige Hirt, welcher auf die zur Mast in einen Wald eingefehmten Schweine Acht hat.


Mastholz (W3) [Adelung]


Das Mastholz, des -es, plur. die -hölzer. 1) Holz, d. i. Bäume, deren Früchte zur Mast dienlich sind, dahin besonders die Eichen, Buchen, Kastanien und Haseln gehören; wo der Plural nur von mehrern Arten üblich ist. 2) Ein Gehölz, in welchem dergleichen Mastholz wächset; die Mastwaldung.


Masticot (W3) [Adelung]


Das Masticot, S. Massicot.


Mastix (W3) [Adelung]


Der Mastix, plur. car. ein hartes, dürres, sprödes und blaßgelbes Harz, welches einen balsamischen Geschmack und angenehmen Geruch hat, aus dem Mastixbaume rinnet und in durchsichtigen Körnern von der Insel Chio zu uns gebracht wird. Aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Lat. Mastiche, Ital. Mastice, Franz. Mastic, im Alban. Mastich. Figürlich wird auch eine Art Kirt, deren sich die Bildhauer bedienen, die Stücken einer Bildsäule damit zu vereinigen, und welche aus Pech, Wachs und Ziegelmehl bereitet wird, Mastix genannt; vermuthlich, weil man sich ehedem statt desselben dazu des Mastix bediente. Ein anderer Mastix der Mahler, die Ritzen eines Gemähldes zu verschmieren, wird aus Mahlerfirniß, Kreide und Glätte bereitet.


Mastixbaum (W3) [Adelung]


Der Mastixbaum, des -es, plur. die -bäume, ein Baum, welcher zu dem Geschlechte der Pistacien gehöret, in den wärmern Ländern Europens einheimisch ist, und den obigen Mastix liefert; Pistacia Lentiscus L.


Mastixkraut (W3) [Adelung]


Das Mastixkraut, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des Katzenkrautes, Teucrium Marum L. welches an andern Marum, und wegen seines balsamischen Geruches auch Amberkraut oder Ambrakraut genannt wird.


Mastkalb (W3) [Adelung]


Das Mastkalb, des -es, plur. die -kälber, S. Mastgans.


Mastkeil (W3) [Adelung]


Der Mastkeil, des -es, plur. die -e, im Schiffbaue, Enden von Mastwangen, die Schiffe damit zu füttern, damit die Bäume nicht zu weit stehen. S. Mastwange.


Mastkorb (W3) [Adelung]


Der Mastkorb, des -es, plur. die -körbe, auf den Schiffen, eine runde aus starken Balken verfertigte und mit einem Geländer versehene Scheibe oben an dem Mastbaume, die Wände des zweyten Übersatzes daran zu befestigen, Schildwache darauf zu halten u. s. f. In der Niederdeutschen Schiffersprache auch der Mars. S. 1. Mast.


Mastkorn (W3) [Adelung]


Das Mastkorn, des -es, plur. die -körner, von den Hämorrhoiden herrührende dunkelblaue Knoten an und in dem Mastdarme aus welchen gemeiniglich Blut fließet.


Mastkuh (W3) [Adelung]


Die Mastkuh, plur. die -kühe, S. Mastgans.


Mastlinde (W3) [Adelung]


Die Mastlinde, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der gemeinen großblätterigen Linde, Wasserlinde oder Graslinde; zum Unterschiede von der Steinlinde. Etwa weil sie häufiger blühet und mehr Samen trägt als diese? Oder etwa, weil sie einen fettern Boden verlangt, von mast, fett? Siehe 2. Mast Anm.


Mastlos (W3) [Adelung]


Mastlos, adj. et adv. des Mastbaumes beraubt. Ein mastloses Schiff. Ein Schiff mastlos machen. Daher die Mastlosigkeit.


Mastochs (W3) [Adelung]


Der Mastochs, des -en, plur. die -en, S. Mastgans.


Mastordnung (W3) [Adelung]


Die Mastordnung, plur. die -en, eine obrigkeitliche Verordnung in Ansehung der Buch- und Eichelmast in den Wäldern, und der in dieselben eingefehmten Schweine.


Mastrecht (W3) [Adelung]


Das Mastrecht, des -es, plur. inus. das Recht, die Holzmast in einem Walde zu genießen und zu nutzen; die Mastgerechtigkeit.


Mästrich (W3) [Adelung]


Der Mästrich, S. Möstrich.


Mastschilling (W3) [Adelung]


Der Mastschilling, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -e, S. Mastgeld.


Mastschwein (W3) [Adelung]


Das Mastschwein, des -es, plur. die -e, ein gemästetes, oder auch nur zur Mast aufgestelltes oder eingefehmtes Schwein.


Maststall (W3) [Adelung]


Der Maststall, des -es, plur. die -ställe, ein für das Mastvieh bestimmter Stall, ein Stall in welchem Vieh gemästet wird.


Mastung (W3) [Adelung]


Die Mastung, plur. inus. ein auch für Mast übliches Wort, es mag nun die zur Mast dienlichen Waldfrüchte, oder auch die Handlung des Fettmachens, das Mästen bedeuten. In einigen Gegenden wird auch ein Gehölz, worin sich viele Mast befindet, die Mastung genannt, so wie im Österreichischen die Eichelmast besonders unter diesem Nahmen bekannt ist. Es ist kein Verbale wie Mästung, sondern die Endsylbe ist hier die Ableitungssylbe -ing oder -ung.


Mastvieh (W3) [Adelung]


Das Mastvieh, des -es, plur. inus. ein Collectivum, gemästetes, oder zur Mast aufgestelltes Vieh zu bezeichnen.


Mastwaldung (W3) [Adelung]


Die Mastwaldung, plur. die -en, S. Mastholz.


Mastwange (W3) [Adelung]


Die Mastwange, plur. die -n, im Schiffbaue, Wangen, d. i. runde und von innen eben so ausgehöhlte lange Stücken Holz, welche man zur Verstärkung des Mastbaumes auf beyden Seiten an denselben befestiget.


Mastzeit (W3) [Adelung]


Die Mastzeit, plur. die -en, die Zeit, zu welcher das Vieh auf die Mast gestellet, oder zur Mast in die Wälder eingefehmet wird.


Matador (W3) [Adelung]


Der Matador, des -s, plur. die -e, ein ursprünglich Spanisches Wort, welches eigentlich einen Mörder bedeutet, aber mit den Französischen Kartenspielen auch in Deutschland bekannt geworden, gewisse Arten der höchsten Blätter in manchen Kartenspielen zu bezeichnen. Figürlich pflegt man daher auch im gemeinen Leben einen Mann von vorzüglichem Reichthume, Ansehen oder Gewalt, einen Matador zu nennen. - Arbas; doch auch der ist dir ein Matador, Haged.


Matätsche (W3) [Adelung]


* Die Matätsche, plur. die -n, ein nur in Schlesien bekanntes Wort, wo gewisse Holzflöße, welche aus Oberschlesien die Oder herunter kommen, diesen Nahmen führen. Es ist ohne Zweifel ein Slavonisches Wort.


Mater (W3) [Adelung]


Die Mater, plur. die -n, das Lat. Mater, Mutter, mit welchem Worte die Schraubenmutter oder Schraubenhülse an der Buchdruckerpresse belegt wird.


Materialien (W3) [Adelung]


Die Materialien, sing. inus. aus den mittlern Lat. Materialia, den zu einer Arbeit nöthigen rohen Stoff zu bezeichnen. Bau-Materialien, d. i. Holz, Steine, Kalk. Schreibe-Materialien, Federn, Tinte und Papier. Die Materialien der Mahler sind Farbe, Pinsel und Firniß, der Bildhauer Stein und Holz u. s. f.


Materialist (W3) [Adelung]


Der Materialist, des -en, plur. die -en, aus dem mittlern Lat. Materialista. 1) Derjenige, welcher mit Material-Waaren handelt; ein Material-Händler, Material-Krämer, ein Spezerey-Händler, wohin auch die Gewürzkrämer oder Würzkrämer gehören. 2) In der Philosophie sind die Materialisten eine Secte, welche nichts als bloße Körper zugeben, das Daseyn der Seelen und Geister läugnen, und sie für eine bloß körperliche Kraft halten. Ihr Lehrgebäude wird der Materialismus genannt.


Material-Waare (W3) [Adelung]


Die Material-Waare, plur. die -n, rohe und seltene Waaren aus dem Mineral- und Pflanzenreiche, so wie sie in den Küchen, Apotheken, von den Färbern, Mahlern u. s. f. weiter verarbeitet werden; wohin die Spezereyen, Gewürze, rohe Farbenkörper u. s. f. gehören. S. das vorige.


Materien (W3) [Adelung]


Materien, (viersylbig,) verb. reg. von dem vorigen Hauptworte. 1) Neutrum, mit haben, für eitern, ( S. das vorige.) 2) Activum, wo es nur bey einigen Handwerkern üblich ist, und das Meisterstück verfertigen bedeutet. Daher sind alsdann die Materien-Meister diejenigen Innungsmeister, welche der Verfertigung eines Meisterstückes beywohnen müssen; der Materierer, derjenige, welcher ein Meisterstück macht, um das Meisterrecht zu erlangen; das Materie-Essen, welches den Materien-Meistern gereicht wird; das Materie-Geld, welches ihnen statt desselben gegeben wird. Aus dem mittlern Lat. materiare, welches eigentlich zimmern, hernach aber auch in weiterer Bedeutung, auf künstliche Art verfertigen, so wie Materiatus ein jedes Werk, bedeutete.


Mathematik (W3) [Adelung]


Die Mathematik, plur. car. aus dem Griech. und Latein. Mathematica, eine philosophische Wissenschaft, welche sich bloß mit Betrachtung und Ausmessung der Größen beschäftiget; die Größenlehre. Daher der Mathematiker, besser Mathematicus, derjenige welcher diese Wissenschaft verstehet; mathematisch, zu derselben gehörig, in derselben gegründet.


Matratze (W3) [Adelung]


Die Matratze, plur. die -n, ein mit Haaren ausgestopftes und durchnähetes Unterbett, dergleichen man sich in warmen Ländern, und selbst in Deutschland im Sommer, anstatt der Federbetten zu bedienen pflegt. Daher das Zeitwort matratzen, oder ausmatratzen, mit Wolle oder Haaren nach Art einer Matratze ausstopfen.

Anm. Im Franz. Materas, Matelas, Engl. Mattress, Pohln. Materac. Es ist aus dem Ital. Materazzo, Matarazza, im mitllern Lat. Mataratium, Mataricium, Matracium, Almatracium, welches seiner ersten Hälfte noch zu unserm Worte 3. Matte gehöret, seiner letzten Hälfte nach aber dunkel ist. Im Deutschen wird es gemeiniglich Madratze geschrieben und gesprochen, welches aber wider die erweisliche Abstammung ist.


Matrikel (W3) [Adelung]


Die Matrikel, plur. die -n, aus dem Latein. Matricula, ein feyerliches schriftliches Verzeichniß einzelner Personen Einer Art. Dahin gehöret die Reichs-Matrikel, das Verzeichniß aller Stände des Reiches nach ihrer Ordnung und ihrem Vermögen; die Studenten-Matrikel, das Buch, worein die Studenten bey ihrer Aufnahme als Bürger der Universität verzeichnet werden; die Kirchen- oder Pfarr-Matrikel, das Verzeichniß der Eingepfarrten einer Kirche, ingleichen der Getauften, Gestorbenen und Getrauten u. s. f. Daher das Zeitwort immatriculiren, in die Matrikel einschreiben, das Matricular-Anschlag, in dem Deutschen Staatsrechte, dasjenige, was ein Reichsstand vermöge der Reichs, Matrikel zu den allgemeinen Bedürfnissen des Reiches beyzutragen hat u. s. f.


Matrize (W3) [Adelung]


Die Matrize, plur. die -n, aus dem spätern Lat. Matrix, bey den Schriftgießern, diejenige kupferne Form, worin Buchstaben abgegossen werden.


Matrone (W3) [Adelung]


Die Matrone, plur. die -n, aus dem Lat. Matrona, eine angesehene verheirathete oder doch verheirathet gewesene Frau von einem reifen Alter.


Matsch (W3) [Adelung]


Matsch, ein in gewissen Spielen übliches Wort, welches eigentlich einen gänzlichen mit einem gewissen Grade der Schande verbundenen Verlust des Spieles bedeutet, und so wohl als ein Nebenwort, als auch ein Hauptwort üblich ist. Matsch werden, das Spiel verlieren, und zugleich eine fest gesetzte geringe Anzahl Augen, Stiche oder Marken haben. Im Billard wird man matsch, wenn man nach geendigtem Spiele nur bis auf 5 zählt. Der Matsch, dieser Zustand oder Umstand des Verspielenden. Ein einfacher Matsch ist im Billard, wenn der Verlierende nur bis auf 5 zählt, ein dreyfacher oder Triple-Matsch, wenn er nur bis auf zwey kommt, und ein vierfacher oder Quadruple-Matsch, wenn er gar nicht zählt. In andern Spielen ist der Matsch auf andere Art eingeschränkt. Daher das Activum, jemanden matschen, ihn matsch machen.

Anm. Im Ital. lautet dieses Wort Marcio und das Zeitwort marciare, daher auch einige Deutsche es Martsch und martschen sprechen und schreiben. Aber die Italiäner sagen in eben diesem Verstande auch mazzare. Das Deutsche scheinet indessen nicht aus dem Italiänischen entlehnet zu seyn, sondern von matt, so fern solches noch in dem Schachspiele üblich ist, abzustammen, und mit demselben zu dem Geschlechte des Wortes metzeln zu gehören. S. diese Wörter.


Matschen (W3) [Adelung]


Matschen, S. Matsch.


Matt (W3) [Adelung]


Matt, -er, -ste, adj. et adv. ein sehr altes Wort, welches in folgenden Bedeutungen vorkommt.

1. * Todt; eine im Deutschen völlig veraltete Bedeutung, deren hohes Alter aus dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, "sterben", erhellet. Im mittlern Lat. ist "matare", "tödten", Span. "matar", und im alt Franz. "Mathe" das Grab. Es gehöret in derselben zu unserm "metzeln", "Metzcher", und vielleicht auch zu "mähen", so fern es ehedem "schneiden" überhaupt bedeutete, S. diese Wörter.

2. * Überwunden, so in die Enge gebracht, daß man sich nicht mehr zu helfen weiß; eine gleichfalls im Ganzen veraltete Bedeutung. Im mittlern Lat. mattus, Franz. mate. Man sagte ehedem, jemanden matt sprechen, ihn auffordern, sich für überwunden zu erklären. Wer hoeftis halb das messer hat Der mag dem andern sprechen matt, der Burggraf von Riedenburg. Ein vigent dem kuinig spricht mat, ebend. Im Deutschen gebraucht man es nur noch in dem Schachspiele, wo der Schach oder König matt wird, wenn er völlig überwunden ist, so daß er keinen Zug mehr thun kann. Sie hant das spil verloren und er eine tuot in allen mat, Walther von der Vogelweide. Im Franz. mat, und selbst im Persischen, aus welchen Gegenden dieses Spiel in Europa bekannt geworden, mat. ( S. Matsch,) welches gleichfalls hiervon abzustammen scheinet. Man hatte ehedem auch das Hauptwort Mat, welches noch bey dem Stryker vorkommt, und das Verderben bedeutet, Isländ. Maat. 3. Der Kräfte in einem hohen Grade beraubt, einen hohen Grad des Mangels der gehörigen und gewöhnlichen Kräfte empfindend und darin gegründet; in welcher Bedeutung es noch am häufigsten vorkommt. 1) Eigentlich. Daß sie laufen, und nicht matt werden, Es. 40, 31. Der Herr, - der die Ende der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, V. 28. Wie Widder, die matt vor dem Treiber hergehen, Klagel. 1, 6. Und die Sonne stach Jona auf den Kopf, daß er matt ward, Jon. 4, 8. Von schweren Arbeiten, Mangel der Nahrung, großer Hitze, nach einer langen Krankheit u. s. f. wird man matt. 2) Figürlich. (a) Nicht den gehörigen Grad der Lebhaftigkeit oder Stärke habend; im Gegensatze des lebhaft, stark. Eine matte Stimme. Bey Gütern, die wir stets genießen, wird das Vergnügen endlich matt, Gell. Ein matter Scherz. Ein matter Gedanke. Ein matter Styl. Eine matte Entschuldigung, welcher es an der einleuchtender Gründlichkeit fehlet. (b) Besonders von dem Glanze oder Lichte, einen geringern Grad des Lichtes habend; gleichfalls im Gegensatze des lebhaft. Die matten Strahlen der Sonne. Ein mattes Licht. Eine Oberfläche ist matt, wenn sie kein Licht zurück wirft, daher wird bey den Künstlern matt dem polirten entgegen gesetzt; Franz. mat. Mattes Gold, welches nicht polirt oder brunirt worden. Matte Farben, bey den Mahlern, welche kein Glanz haben, dergleichen Umbra und Massicot sind. Ein matter Demant, welcher wenig Feuer, wenig Glanz hat. Auch figürlich. Die Abendstunde sollte ihre matten Reitze in einem günstigen Lichte zeigen. (c) Ingleichen auch von dem Geschmacke. Das Bier, der Wein schmeckt matt, wenn er die lebhafte Schärfe oder Kraft verloren hat. Ehedem gebrauchte man es in noch mehrern figürlichen Bedeutungen. Jeroschin nennt ein Land matt, welches in schlechtem Vertheidigungsstande ist. Ein Land matt machen, heißt bey eben demselben es verwüsten. Bey dem Burggrafen von Riedenburg stand der Hund, der über dem Schatten im Wasser sein Stück Fleisch verlor, ledig unde mat, das er sin stuki hat verlorn, d. i. traurig, betreten. Alles trostes mat sin, ist bey eben demselben dessen beraubt seyn.

Anm. In der dritten Hauptbedeutung im Dän. mat, im Schwed. matt, im Angels. methig, im Engl. mate, im Böhm. mdle. Im Isländ. ist maeddir, modr, maeda, abmatten, Engl. to mate. Es gehöret zu müde, Mühe, und vielleicht auch zu Muße. Mit der verändertem Endlaute ist im Nieders. mak, nicht nur sanftmüthig, friedsam, sondern auch matt. Wenn man alle Bedeutungen dieses Wortes zusammen nimmt, so wird es sehr wahrscheinlich, daß sie nur Figuren einer ältern sind, welche niedrig, tief, bedeutete, und wovon das Stammwort ma, mä, me, lautete, von welchem vermittelst verschiedener Ableitungslaute unser Matte, eine Wiese, Meer, Morast, Mos, und andere mehr abstammen. Im Ital. ist matto dumm, betäubt, und Matto ein Narr. S. 2. Matz und 5. Matte.


Mattbunzen (W3) [Adelung]


Der Mattbunzen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Goldschmieden, ein Bunzen, mit einer fein punctirten matten Spitze, zu falschen Stellen der getriebenen Arbeit, welche matt, oder glanzlos seyn soll. S. Matt 3. 2) (b)


Mattdamm (W3) [Adelung]


Der Mattdamm, des -es, plur. die -dämme, in einigen Gegenden, ein mit Matten, d. i. ströhernen Decken, bekleideter Damm.


Matte (W3) [Adelung]


1. Die Matte, plur. die -n, ein nur im gemeinen Leben einiger Gegenden für Made oder Motte übliches Wort. So wird in der Lausitz der Schmetterling, die fliegende Matte genannt. S, Motte und Made.


Matte (W3) [Adelung]


2. Die Matte, plur. die -n, eine ehemahlige Spanische Silbermünze, welche viereckt ist, und nach heutigem Gelde etwa 1 Thlr. 3 Gr. gilt; eine Spanische Matte. Es scheinet, daß dieses Wort ehedem überhaupt den Begriff einer viereckten Fläche gehabt. Im mittlern Lat. Matto und Mattonus, Ital. Mattone, ein Ziegelstein. Wenn hier nicht vielmehr der folgende Begriff der Verbindung, der Masse, zum Grunde lieget, ( S. 4. Matte,) so daß Matte eigentlich eine Dickmünze bedeuten würde. Matapanus war ehedem auch eine Art Venetianischer Münzen, und die Niederdeutschen Mattier sind gleichfalls bekannt, S. dieses Wort.


Matte (W3) [Adelung]


5. Die Matte, plur. die -n, ein Wort, welches den Begriff der Vertiefung, der physischen Niedrigkeit hat, aber nur noch in zwey Fällen vorkommt. 1) Eine eingebogene fehlerhafte Beule in einem Geschirre heißt am Nieder-Rheine und in einigen andern Gegenden eine Matte. Ein metallenes Geschirr bekommt Matten, wenn es auf einen harten Körper fällt. Bey den Goldblättern werden die kleinen fehlerhaften Grübchen in der stählernen Plättwalze, welche von dem Gusse herrühren, gleichfalls Matten genannt, wo es aber auch von matt, wenig oder gar keinen Glanz habend, abstammen, und eine solche matte Stelle bezeichnen kann. 2) Eine Wiese, ein vorzüglich Oberdeutsches Wort, welches im Hochdeutschen nur in der höhern Schreibart üblich ist. Das Heu verfaulte auf den Matten, Bluntschli, ein Schweizer. Die Matten, voll Raub und voll Ruin, Raml. Von langen Matten Erhebt sich der kühle Thau, Zachar.

Anm. In der letzten Bedeutung im Nieders. Mäde, Mädland, Meetland, im Angels. Maed, im Engl. Mead, Meadow, welche man, so wie das Oberdeutsche, gemeiniglich, obgleich unrichtig, von mähen ableitet; eine Ableitung, welche dem Worte Matte bald einen zu weiten, bald aber auch einen zu engen, folglich keinen bestimmten Begriff gewähren würde. Nicht alle Wiesen werden gemähet, hingegen werden in vielen und großen Provinzen auch die Äcker und Felder gemähet. Ma, Mä, ist ein sehr altes, noch im Schwedischen übliches Wort, welches einen niedrigen, flachen, sumpfigen Boden bedeutet, und wovon vermittelst verschiedener Ableitungslaute Marsch, Mos, Morast, Mohr, Matte, u. s. f. abstammen. ( S. Matt Anm.) Zu dieser allgemeinen Bedeutung der Niedrigkeit oder Tiefe gehören auch das Lat. mittere, das Franz. mettre, im Lothar. matte, das mittlere Lat. bey dem Libavius befindliche Mottena, Torf, das Ungar. Mezö und Lappländ. Metze, ein Feld, und hundert andere mehr; zu dem abstammenden Begriffe der Aushöhlung aber unser Maß, Metze, Muth, ein Scheffel, das Lat. Modius u. s. f. im Baierischen heißt eine Wiese auch mit dem Zischlaute ein Moser.


Matten (W3) [Adelung]


Matten, verb. reg. act. von dem Bey- und Nebenworte matt, matt machen. 1) In dem Schachspiele, jemanden matten, seinem Könige matt biethen, seinen König matt machen. 2) Entkräften und entkräftet werden, wo es doch nur in den Zusammensetzungen abmatten und ermatten üblich ist, S. diese Wörter.


Mattenblume (W3) [Adelung]


Die Mattenblume, plur. die -n, in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, ein Nahme der Dotterblume oder Butterblume, Caltha palustris L. welche auf allen Matten, d. i. Wiesen, angetroffen wird, daher sie auch Goldwiesenblume, und mit untergeschobenen Zischlaute Maßliebe und Mosblume genannt wird. S. 5. Matte.


Mattenkümmel (W3) [Adelung]


Der Mattenkümmel, des -s, plur. inus. im Oberdeutschen, ein Nahme des Wiesenkümmels, welcher auf den Wiesen des mitternächtigen Europa wild wächset; Carum L. S. Kümmel.


Matthäus (W3) [Adelung]


Matthäus, ein männlicher Taufnahme Hebräischen Ursprunges, welcher so viel als ein Geschenkter bedeutet, und von dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Geschenk, abgeleitet wird. In den gemeinen Mund- arten wird er bald in Matthe, Matz, bald aber auch in Tews, abgekürzet.


Matthias (W3) [Adelung]


Matthias, ein anderer Taufnahme männlichen Geschlechtes, gleichfalls Hebräischen Ursprungs, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Geschenk, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, der Herr, welcher des Herren Gabe bedeutet. In den gemeinen Mundarten wird er gleichfalls in Matz, im Oberdeutschen aber auch in Hiesel, so wie im Niederdeutschen in Thies, abgekürzet.


Mattier,Matthier (W3) [Adelung]


Der Mattier, oder Matthier, (zweysylbig,) des -s, plur. ut nom. sing. eine in Braunschweigischen übliche Scheidemünze, welche 4 Pfennige oder einen halben Mariengroschen gilt; entweder mit Matte, einer Spanischen Münze, aus Einer Quelle, ( S. 2. Matte,) oder auch, wie Goldast will, von dem heil. Matthias, dessen Bildniß ehedem darauf soll seyn geprägt worden. In Steyermark und einigen Oberdeutschen Provinzen war Medel ehedem eine sehr geringe Scheidemünze, welche noch weniger als die Häller galt. Im mittleren Lat. ist Metallia, Malla, ein halber Pfennig, ein Häller, woraus das Franz. Maille geworden.


Mattigkeit (W3) [Adelung]


Die Mattigkeit, plur. inus. von dem Bey- und Nebenworte matt, doch nur in dessen dritten Bedeutung, und deren eigentlichem Verstande, der Zustand eines lebendigen Geschöpfes, da es seiner natürlichen oder gewöhnlichen Kräfte auf eine merkliche Art beraubt ist.


Mattkern (W3) [Adelung]


Der Mattkern, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden, eine Art des Sand- oder Strandläufers, Glareola Klein. welcher auch kleiner Brachvogel genannt wird; ohne Zweifel von den Matten oder Wiesen, aus welchen er sich aufhält. Die letzte Hälfte seines Nahmens druckt vielleicht sein Geschrey aus, von kirren, daher er von andern auch Schrick, im Lat. Crex, Corlinus, Clorius, Franz. Corlieu, Corlis, im Arab. Corli, genannt wird. Eine andere gescheckte Art wird Motthühnlein genannt, gleichsam Mattenhühnlein.


Mattland (W3) [Adelung]


Das Mattland, des -es, plur. die -länder, im Oberdeutschen, Wiesenland, S. 5. Matte 2.


Matz (W3) [Adelung]


1. Matz, Genit. Matzes, die im gemeinen Leben übliche Verkürzung so wohl des Nahmens Matthäus, als auch das Nahmens Matthias, ( S. diese Wörter.) In einigen Gegenden wird auch der weibliche Nahme Magdalena in Matz verstümmelt; wenigstens kommt letzteres in einer Österreichischen Urkunde von 1319 bey dem Hueber in dieser Bedeutung vor. Matz, Mätzchen, ist auch ein Nahme, wobey man zahme Vögel zu rufen pflegt.


Matz (W3) [Adelung]


2. Der Matz, des -es, plur. die Mätze, in den niedrigen Sprecharten, ein einfältiger, blödsinniger, weibischer, dummer Mensch, im verächtlichem Verstande, und von beyden Geschlechtern. Es stammet von matt ab, so fern es ehedem auch blödsinnig bedeutete, welche Bedeutung das Ital. matto noch hat, wo Matto auch einen Narren bedeutet. Im Franz. ist Mazette ein solcher dummer Mensch, im Engl. mad unsinnig, und im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - eitel, leer. Im gemeinen Leben pflegt man dieses Wort in weiterer Bedeutung mit vielen andern zu verbinden; ein Tändelmatz, ein tändelhafter Mensch, Nieders. Dryselmatz, Plaudermatz, ein plauderhafter Mensch, Matzfotz, (welches man wohl im Scherze von der zu Dresden befindlichen Bildsäule des Matthias Voetius abzuleiten pflegt,) Matztasche, ein weiblicher, verzagter Mensch, Matz Pumpe, ein einfältiger, eingebildeter Mensch, u. s. f. In Spanien ist Macipus ein Todtengräber. Es kann indessen seyn, daß auch der folgende Begriff der Masse, Materie, in diesem Worte der herrschende ist, in dem man einen solchen einfältigen. weibischen, zaghaften Menschen auf ähnliche Art auch einen Kloß zu nennen pflegt.


Matz (W3) [Adelung]


3. Der Matz, des -es, plur. die -e, ein nur im Bergbaue einiger Gegenden übliches Wort, taube Erd- oder Steinarten, untüchtige Erze u. s. f. zu bezeichnen; ohne Zweifel auch von matt, so fern es ehedem auch leer, untüchtig, untauglich bedeutete. Vermuthlich gehöret auch das eben daselbst übliche Zeitwort matzhammeln hierher, welches so viel als blinde Häuer führen, bedeutet, d. i. solche Personen oder Sachen mit in die Ausgabe bringen, welche nicht vorhanden sind, aber nicht angeschaffet worden, von matt, keinen Werth habend.


Matz (W3) [Adelung]


4. Der Matz, des -es, plur. inus. in den gemeinen Sprecharten Ober- und Niederdeutschlandes, geronnene und sauer gewordene Milch, so fern man sie nicht zu Käse erhärten lässet, sondern sie so weich. auf Brot zu streichen aufhebt; steifer Matz, Streichkäse, an andern Orten Käsebutter. Es gehöret zu 4. Matte, gekäsete Milch, und mit demselben zu Materie, Masse u. s. f.


Mäuchelmord (W3) [Adelung]


Mäuchelmord,


Mäuchler (W3) [Adelung]


Mäuchler, S. in Meu -


Mauen (W3) [Adelung]


Mauen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches das Schreyen der Katzen nachahmet, und mit allerley intensiven Endungen in den gemeinen Mundarten auch maunzen, mautzen, mautern, miautzen u. s. f. lautet, so wie man für mauen auch miauen sagt. Auch maute trauervoll das Kätzchen Winz genannt, Zach Im Lat. mutire, im Franz. miauler, im Ital. miagolare, smiagolare im Dän. miauve, im Nieders. mauen und jaueln, Engl. to meaw. S. Mietz.


Mauer (W3) [Adelung]


Die Mauer, plur. die -n, Diminut. das Mäuerchen, Oberd. Mäuerlein, eine von Steinen aufgeführte Wand, sie bestehe nun aus Backsteinen oder aus Feldsteinen. Eine Mauer ziehen, führen, oder aufführen, d. i. machen. Eine Mauer um einen Ort ziehen oder führen, ihn mit einer Mauer umgeben, einschließen. Einen Graben mit einer Mauer füttern. Er stehet, wie eine Mauer, fest, unbeweglich. Daher die Brandmauer, Hausmauer, Vormauer, Feldmauer, Gartenmauer, Giebelmauer, Schiedmauer, Stadtmauer oder Ringmauer u. s. f. welche letztere in engerer Bedeutung oft nur die Mauer schlechthin genannt wird. Außerhalb der Mauer wohnen, der Stadtmauer. In Feuermauer bedeutet es den ganzen zur Abführung des Rauches gemauerten Canal.

Anm. Bey dem Ottfried Mur, bey dem Notker Mura, bey dem Stryker Moure, im Nieders. Müre, im Dän. Muur, im Schwed. Isländ. Wallis. Albanischen und Pohln. Mur, im Franz. Mur, und Muraille, im Lat. Murus, welches das Stammwort, oder auch nur ein Seitenverwandter davon ist. Es scheinet ursprünglich den Begriff der Höhe, oder auch der Festigkeit, Dichtheit zu haben, und vermittelst der Endsylbe -er, von einem veralteten ma, hoch, tief, stark, u. s. f. abzustammen, wovon mit veränderten Endlauten auch Macht, mögen, michel, groß, mehr, Miethe, ein Haufen, Mast, Mastbaum, Matte, Materie und andere mehr herkommen. Harte Mundarten werfen das e vor dem r weg, die Maur, und setzen es im Plural vor dem u, die Mauren. Maur, ein Mauritanier, S. an seinem Orte.


Mauerband (W3) [Adelung]


Das Mauerband, des -es, plur. die -bänder, der steinerne Rand oben an der Futtermauer einer Festung, Franz. Cordon.


Mauerbiene (W3) [Adelung]


Die Mauerbiene, plur. die -n, eine Art wilder Bienen, welche einsam und nicht in Gesellschaft lebt, und von welchen die Weibchen ihre Wohnung sehr künstlich aus Lehm und Sand vermittelst eines Leimes, den sie selbst hervor bringen, gleichsam mauern. Franz. Abeille maconne.


Mauerbrecher (W3) [Adelung]


Der Mauerbrecher, des -s, plur. ut nom. sing. in der ehemahligen Kriegskunst vor Erfindung des Geschützes, ein hölzernes Werkzeug, welches aus einem starken vorn mit Elfen beschlagenen Baume bestand, die Mauern damit durchzubrechen; Lat. Aries, der Sturmbock. Nach Erfindung des Geschützes pflegt man auch wohl große Kanonen, welche 50 Pfund und darüber schießen, Mauerbrecher und Mauerbrecherinnen zu nennen.


Mauereppich (W3) [Adelung]


Der Mauereppich, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des gemeinen Eppiches oder Epheues, welcher gern an alten Wänden und Mauern wohnet, und verderbt auch Mauerpfau genannt wird, S. Epheu.


Maueresel (W3) [Adelung]


Der Maueresel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Assel.


Mauerfalk (W3) [Adelung]


Der Mauerfalk, des -en, plur. die -en, eine Art Falken, welche etwas kleiner ist als der Wannenweher, und eine rostige Farbe mit dunkelbraunen Flecken, und wechselsweise schwarze und grüne Streifen auf dem Schwanze hat. Er wohnet auf den Thürmen und in alten Gemäuern, wo er den kleinen Vögeln und Mäusen nachstellet; Falco murorum, ruderum, turrium Klein.


Mauerfest (W3) [Adelung]


Mauerfest, S. Nagelfest.


Mauerfraß (W3) [Adelung]


Der Mauerfraß, des -es, plur. inus. derjenige fehlerhafte Zustand der Mauern und der Steine in denselben, da sie verwittern, und nach und nach so mürbe wie Erde werden.


Mauerhaken (W3) [Adelung]


Der Mauerhaken, des -s, plur. ut nom. sing. ein an verschiedenem Eisenwerke befindlicher Haken, so fern derselbe mit dem einem Ende in einer Mauer befestiget wird.


Mauerhammer (W3) [Adelung]


Der Mauerhammer, des -s, plur. die -hämmer, ein Hammer der Maurer, welcher an einem Ende glatt und viereckt zum Schlagen, am andern aber breit und dünn zum Hauen ist.


Mauerkelle (W3) [Adelung]


Die Mauerkelle, plur. die -n, eine eiserne Kelle oder kleine Handschaufel der Maurer, womit sie im Mauern den Kalk oder Mörtel auf die Steine tragen.


Mauerkraut (W3) [Adelung]


Das Mauerkraut, des -es, plur. inus. ein Nahme verschiedener Gewächse, welche gern auf oder an den Mauern wachsen. 1) Des Attiches, Sambucus Ebulus L. ( S. Attich.) 2) Des Glaskrautes, Parietaria officinalis L. welches diesen Nahmen am häufigsten führet, S. Glaskraut.


Mauerkrone (W3) [Adelung]


Die Mauerkrone, plur. die -n, eine bey den ältern Römern übliche Art der goldnen Kronen, welche Zinken in Gestalt der Zinnen einer Mauer hatte, und dem gegeben wurde, welcher in einem Sturme die Mauer am ersten erstiegen hatte; Corona muraria. Auch die Schutzgeister und Gottheiten, welche für die Städte wachten, wurden mit solchen Kronen abgebildet.


Mauerlatte (W3) [Adelung]


Die Mauerlatte, plur. die -n, eine eichene Latte, welche der Länge nach auf eine Mauer geleget wird, damit die quer über gelegten Balken nicht auf der bloßen Mauer ruhen dürfen.


Mauerlattich (W3) [Adelung]


Der Mauerlattich, des -es, plur. inus. ein dem Lattiche ähnliches wildes Gewächs, welches gern auf den Mauern wächset, und auch wilder Lattich genannt wird; Prenanthes muralis L.


Mauermantel (W3) [Adelung]


Der Mauermantel, des -s, plur. die -mäntel, ein Mantel, d. i. eine Bekleidung von Mauerwerk; doch nur in engerer Bedeutung im Festungsbaue, wo die Futtermauer, d. i. die äußere gemauerte Bekleidung eines Erdwerkes, auch der Mauermantel genannt wird. S. 2. Mantel.


Mauermeister (W3) [Adelung]


Der Mauermeister, des -s, plur. ut nom. sing. der vornehmste Meister unter den Maurern eines Ortes, welcher die großen Arbeiten anordnet und übernimmt, und solche unter die gemeinen Maurer als seine Gesellen vertheilet.


Mauern (W3) [Adelung]


Mauern, ver. reg. act. Steine mit einer bindenden weichen Materie verbinden, und auf solche Art verfertigen. Der Maurer mauert. Am häufigsten in den Zusammensetzungen ausmauern, aufmauern, einmauern, ummauern, zumauern u. s. f. Nieders. müren, Lat. murare; von Mauer. S. Maurer.


Mauernachtigall (W3) [Adelung]


Die Mauernachtigall, plur. die -en, an einigen Orten, ein Nahme des Blaukehlchens oder Rothschwanzes, Motacilla Phoenicurus l. S. Blaukehlchen.


Mauernelke (W3) [Adelung]


Die Mauernelke, plur. die -n, eine Art des Gypskrautes, welches an den Wegen und Mauern wächset; Gypsophila muralis L.


Mauerpfau (W3) [Adelung]


Der Mauerpfau, des -es, plur. inus. ein aus Mauereppich verderbtes Wort, S. dasselbe.


Mauerpfeffer (W3) [Adelung]


Der Mauerpfeffer, des -s, plur. inus. eine Art der fetten Henne, welche an dürren und unfruchtbaren Orten, besonders aber auf den Mauern wächset, und eine scharfe auftreffende Eigenschaft besitzet, welche ihr den Nahmen des Pfeffers erworben hat: Sedum acre L. Hauslauch, kleine Hauswurz, Katzenträublein, Warzenkraut, Plattrose.


Mauer-Quadrant (W3) [Adelung]


Der Mauer-Quadrant, des -en, plur. die -en, in der Astronomie, eine Art großer Quadranten, welcher an eine Mauer befestigt wird, die nöthigen Beobachtungen am Himmel damit anzutreffen.


Mauerrauke (W3) [Adelung]


Die Mauerrauke, plur. inus. eine Art der Rauke mit gelben Blumen, welche in Frankreich und Italien auf den Mauern wächset; Sisymbrium murale L.


Mauerraute (W3) [Adelung]


Die Mauerraute, plur. inus. eine Art des Milzkrautes oder Abthones, welche in den Ritzen der Felsen und Mauern wohnet; Asplenium Ruta muraria L. Steinraute. Die meisten Arten des verwandten Frauenhaares, Adiantum L. werden gleichfalls in einigen Gegenden Mauerraute genannt.


Mauersalz (W3) [Adelung]


Das "Mauersalz", des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eine Art des "Laugensalzes", welches sich in den Auswitterungen an alten Mauern, Kalksteinen und kalkartigen Schiefern ansetzet, und daher auch "Kalksalz" genannt wird; "Nitrum calcareum", "Nitrum marmoris".


Mauersand (W3) [Adelung]


Der Mauersand, des -es, plur. car. ein Steinsand mit groben Körnern in der Größe der Hirse, so wie ihn die Maurer zum Mauern gebrauchen.


Mauerschoß (W3) [Adelung]


Der Mauerschoß, des -sses, plur. die -sse, eine Art des Schosses, welchen die Städte in der Mark Brandenburg von ihren Bürgern einnehmen, und welcher vermuthlich zu Unterhaltung der Stadtmauern verwendet wird.


Mauerschwalbe (W3) [Adelung]


Die Mauerschwalbe, plur. die -n, eine ganz schwarze Schwalbe mit weißer Kahle, welche an den Mauern bauet, und daher auch Steinschwalbe und Kirchschwalbe genannt wird; Hirundo muraria Klein. Hirundo Apus L. An andern Orten führet sie den Nahmen der Gerschwalbe, Gierschwalbe, Spierschwalbe.


Mauersinter (W3) [Adelung]


Der Mauersinter, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. eine Art eines weißen und zerbrechlichen Sinters, welcher entstehet, wenn das durch- oder hinzu gedrungene Wasser den Kalk an den Gewölben und Mauern auflöset, und ihn hernach wieder fallen lässet.


Mauerspecht (W3) [Adelung]


Der Mauerspecht, des -es, plur. die -e, eine Art Spechte, welche wenig größer als ein Sperling ist, einen langen schwarzen Schnabel und kurze schwarze Füße, auf dem Rücken graue, am Halse und Bauche aber weißliche Federn, und einen kurzen Schwanz hat. Er hält sich in den Städten und alten Mauern auf, wo er sich von den daselbst befindlichen Würmern nähret.


Mauerstein (W3) [Adelung]


Der Mauerstein, des -es, plur. die -e, ein Stein, welcher zum Mauern gebraucht wird, besonders in engerer Bedeutung von den gebrannten Steinen dieser Art, Mauerziegel; zum Unterschiede von den Dachsteinen oder Dachziegeln.


Mauerwerk (W3) [Adelung]


Das Mauerwerk, des -es, plur. inus. ein gemauertes Werk, ein aus Steinen, welche mit Mörtel, Kalk oder einen andern bindenden Materie verbunden worden, bestehendes Werk.


Mauerziegel (W3) [Adelung]


Der Mauerziegel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mauerstein.


Mauke (W3) [Adelung]


1. Die Mauke, plur. inus. eine Krankheit der Pferde, da sie einen Schaden am Fessel bekommen, welcher sich durch eine kleberige, stinkende und scharfe Feuchtigkeit äußert, die immer weiter um sich frißt, und endlich das Pferd lahm macht; die Struppe, Franz. la Malandre, la Peigne, la Grape, welche aber mit der Kappe nicht verwechselt werden muß. Im Dän. gleichfalls Mauke, im Schwed. Sprit, Nieders. Muke. In einigen gemeinen Mundarten, z. B. zu Dresden, ist die Mauke eine fehlerhaft dicke Speise, z. B. eine zu dicke Biersuppe. Eben daselbst führet diesen Nahmen auch ein zurück gelegtes aufgespartes Geld. In andern Gegenden werden die Blattläuse und noch anderer Insecten Mauken genannt.


Mauke (W3) [Adelung]


2. Die Mauke, plur. die -n, in der Landwirthschaft einiger Gegenden, eine Art kleinen Ungeziefers, welches von grüner Farbe und kleiner als ein Erdfloh ist, und sich gern an die Rosensträuche, Artischocken und andere Gartengewächse anleget. Hier gehöret es unstreitig zu dem Geschlechte des Wortes Mücke, S. dasselbe.


Maul (W3) [Adelung]


1. Das Maul, des -es, plur. die Mäuler, S. Maulesel.


Maul (W3) [Adelung]


2. Das Maul, des -es, plur. die Mäuler, Diminut. das Mäulchen. 1. Eigentlich, diejenige breite Öffnung an dem Kopfe der Menschen und Thiere, welche ihren vornehmlich zum Essen und Trinken dienet. Am gewöhnlichsten ist es von dieser Öffnung an den thierischen Körpern, zum Unterschiede von einem Schnabel. Dem Ochsen, da der drischet, sollt du nicht das Maul verbinden, 5 Mos. 25, 4. Einem Pferde das Gebiß in das Maul legen. Ein Pferd hat ein weiches Maul, wenn es den Druck des Gebisses bald und leicht fühlet, im Gegensatze eines harten Maules. Im gemeinen Leben, im harten und verächtlichen Verstande, auch von den Menschen, für das anständigere Mund. Ein großes, weites, kleines Maul haben. Das Maul aufreißen, aufsperren, im Oberd. für gähnen. Jemanden auf das Maul schlagen. Ein Maul voll, ein Mund voll. Wohin auch eine Menge figürlicher R. A. gehöret; welche insgesammt nur im gemeinen Leben üblich sind, und gemeiniglich einen verächtlichen Nebenbegriff haben. Das Maul aufsperren, etwas mit dummer Verwunderung betrachten; Maul und Nase aufsperren. Jemanden das Maul aufsperren, ihm vergebliche Hoffnung machen. Jemanden etwas vor dem Maule wegnehmen, wegfischen. Das Maul wässert ihn darnach, er ist darnach lüstern. Jemanden das Maul wässerig machen, ihn lüstern machen, sinnliche Begierden erwecken. Etwas seinem Maule abbrechen, es sich an dem Maule abbrechen, an den Nahrungsmittel. Das Maul hängen, oder hangen lassen, sein Mißvergnügen durch Stillschweigen und niederhangende Lippen an den Tag legen. Das Maul wischen und davon gehen, ohne zu danken fortgehen. Jemanden ums Maul gehen, ihm schmeicheln. Ihm nach dem Maule reden, so wie er es gern höret. Andern Leuten in das Maul sehen müssen, ihrer Gnade leben müssen. Das Maul hinbringen, seinen nothdürftigen Unterhalt von einer Zeit zur andern erwerben. Besonders in Ansehung des Gebrauchs des Maules zur Sprache. Ein leichtfertiges Maul haben, Fertigkeit besitzen, leichtfertig zu sprechen. Ein loses, unnützes, ungewaschenes Maul haben. Reden, wie es jemanden in das Maul kommt, ohne Wahl, ohne Überlegung reden. Er getrauet sich nicht, das Maul aufzuthun, zu reden. Einem das Maul stopfen, machen, daß er schweigte. Er hat das Maul zu weit aufgethan, er hat zu frey gesprochen. Kein Blatt vor das Maul nehmen, frey- müthig reden. Sich das Maul verbrennen, zu seinem Schaden zu frey reden. Ein groß Maul haben, prahlen, groß sprechen, auch viel sprechen, oder versprechen. Überall das Maul allein haben, allein sprechen wollen. Halt das Maul! eine niedrige und grobe Art, jemanden das Reden zu verbiethen. Das Maul halten, schweigen. Sich in der Leute Mäuler bringen, machen, daß andere von uns reden. In der Leute Mäuler kommen, beredet werden; wo es im Singular nicht üblich ist, ungeachtet es Ezech. 36, 3 heißt: und seyd den Leuten ins Maul kommen. Jemanden über das Maul fahren, ihm trotzig, ohne Achtung antworten. Einem nicht das Maul in einer Sache gönnen, ihn nicht werth halten, ihn in einer Sache, oder um dieselbe anzusprechen. Sich das Maul über etwas zerreißen, viel und heftig über etwas reden, es tadeln, bereden. Einem etwas in das Maul känen, es ihm deutlich beschreiben, umständlich vorsagen; auch, es ihm in das Maul schmieren. Ihm steht das Maul auf dem rechten Flecke, er hat eine gute Gabe zu reden, und hundert andere mehr. In manchen dieser figürlichen R. A. kann man Mund dafür gebrauchen, um den Ausdruck weniger niedrig und verächtlich zu machen, in allen aber gehet es nicht an. In einigen lässet sich in der vertraulichen Sprechart auch das Diminut. Mäulchen gebrauchen. 2. Figürlich. 1) Ein Kuß; doch nur in der harten und groben Sprechart, besonders Oberdeutschlandes. Jemanden ein Maul geben. Das Diminutivum Mäulchen hingegen ist in der vertraulichen Sprechart auch im Hochdeutschen sehr gewöhnlich, wo sich zugleich der verächtliche Nebenbegriff verlieret. Auf ähnliche Art bedeutet Osculum, im Lat. einen Kuß, von Os, der Mund. 2) Eine Person, in Ansehung ihrer Fähigkeit so wohl zu essen, als auch zu sprechen, gleichfalls nur im gemeinen Leben und in der harten Sprechart. Zwanzig Mäuler zu ernähren haben, zwanzig essende Personen. Alle unnütze Mäuler aus der Stadt schaffen. Falsche Mäuler decken Haß, Sprichw. 10, 18. Verstummen müssen falsche Mäuler, Pf. 31, 19. Ein Milchmaul, in der niedrigen Sprechart, eine Person, welche gern Milchspeisen isset. Ein Leckermaul, welche gern leckere Speisen isset. Ein Lügenmaul, eine lügenhafte Person. Ein Lästermaul, eine lästernde Person u. s. f. 3) Bey den Tischlern wird die Öffnung am Hobel, wodurch das Eisen gehet, und der Span fähret, das Maul genannt.

Anm. Im Niedersächsischen, wo es wohl ungewissen als weiblichen Geschlechtes ist, Muul, Muule, im Dän. Mule, im Schwed. Mule, im Isländ. Mul. Es kann seyn, daß es, wie Wachter will, zunächst von mahlen, Nieders. mulen, so fern es auch die Speisen zermalmen bedeutet, abstammet. Allein es scheinet überhaupt den Begriff der Öffnung zu haben, und zu den Geschlechte der Wörter Maue, welches im Nieders. einen Ärmel bedeutet, Mahl in der Bedeutung einer Vertiefung, Mulde, "Malter" u. s. f. zu gehören. ( S. Mund.) In den gemeinen Mundarten hat man noch eine Menge anderer Wörter, das Maul nebst dessen anklebendem verächtlichen Nebenbegriffe zu bezeichnen. Dergleichen sind Fresse, Kerbe, Flabbe, Schnautze, die Oberdeutschen Waffel, im Osnabrück Wüwwelwawwel, Gosche, Schmecker, Gefräß, und die Nieders. Kiffe, Flotze, Keek, Plärre u. s. f. welche zum Theil auch noch einige Nebenbedeutungen haben, S. diese Wörter.


Maulaffe (W3) [Adelung]


Der Maulaffe, des -n, plur. die -n, in der niedrigen Sprechart und verächtlichem Verstande, ein Mensch, welcher etwas mit aufgesperrtem Munde, mit dummer Bewunderung angaffet, und in weiterer Bedeutung ein dummer Mensch. Im Oberdeutschen ein Gähnaffe, Gienaffe, im Nieders. Jaanup, Jaapup, Japsnute, Apenkroos, von Kroos, ein Krug, Flotzangel, von Flotze; das Maul. Er erhellet daraus, daß die letzte Hälfte dieses Wortes, nicht zu dem Worte Affe, simia, gehöret, sondern aus auf oder offen verderbt ist. Maulaffe bedeutet jemanden, welcher aus dummer Verwunderung das Maul auf oder offen hat, wie Gähnaffe so viel wie Gähnauf ist. Im Dänischen lautet daher dieses Wort Mundabe. Indessen hat die Zweydeutigkeit zu der figürlichen Redensart Anlaß gegeben, Maulaffen feil haben, das Maul gedankenlos aufsperren; Nieders. Gaapeyer (Gaffeyer) fangen.


Maulaffen (W3) [Adelung]


Maulaffen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, das Maul müßig oder gedankenlos aufsperren; Maulaffen feil haben; in der niedrigen Sprechart. Nieders. jaapsnuten.


Maulbeere (W3) [Adelung]


Die Maulbeere, plur. die -n, die beerartige saftige Frucht des Maulbeerbaumes, welcher aus dem Oriente nach Italien und von da nach dem übrigen Europa gekommen ist; Morus L. Der weiße Maulbeerbaum, welcher weiße Früchte bringet, ist in China einheimisch.

Anm. Bey dem Notker heißt der Baum Murbouma, in den Monseeischen Glossen Maurpaum, aber schon im 11ten Jahrhundert mit der gewöhnlichen Verwechselung des l und r Mulbom. Die Frucht heißt im Nieders. Muulbere, im Engl. Mulberry, im Holländ. Moerbesie, im Schwed. Mulbaer, im Ital. Mora; alle aus dem Lat. Morus, Griech - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, welcher Nahme mit dem Baume selbst zu uns gekommen ist.


Maulbeerfeige (W3) [Adelung]


Die Maulbeerfeige, plur. die -n, S. Adamsfeige.


Maulchrist (W3) [Adelung]


Der Maulchrist, des -en, plur. die -en, in der harten Sprechart der Kirche, der nur seinen Worten, seinem mündlichen Vorgeben nach, nicht aber seinen Handlungen und Gesinnungen nach, ein Christ ist.


Maulen (W3) [Adelung]


+ Maulen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1) In den niedrigen Sprecharten sagt man, eine Speise maule gut, wenn sie gut zu Maule geht, begierig gegessen wird. Gemeine Kost maulet ihm nicht, will ihn nicht maulen. 2) Durch ein mürrisches Stillschweigen seinen Zorn oder Widerwillen gegen jemanden blicken lassen; gleichfalls nur in der niedrigen Sprechart, wofür man auch sagt, das Maul hängen. Ungezogenen Kinder, denen das abgeschlagen wird, was gesittete bekommen, und die jetzt maulen und ihre glücklichen Brüder lächerlich machen, Hermes. Minder niedrig ist das vertraulichere schmollen, welches vermittelst des vorgesetzten Zischlautes daraus gebildet ist. Übrigens ist statt dieses Zeitwortes auch mucken, protzen, trotzen, im Oberdeutschen mutzen, bey dem Pictorius mudern, in Baiern zitten und pfnotten, in Niedersachsen schulen und muffen üblich. Doch haben die Niedersachsen auch mulen, nebst dem Beyworte mulsk; mülen aber ist bey ihnen ein schiefes Maul machen.


Maulesel (W3) [Adelung]


Der Maulesel, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mauleselin. 1) Eigentlich, eine von einem Esel und einer Stute, oder von einem Hengste und einer Eselin erzeugte Mittelgattung zwischen einem Pferde und Esel, welche größer, muthiger und stärker als ein Esel ist; aber ihr Geschlecht nicht fortpflanzet. Er hat den Nahmen nicht von dem Maulkorbe, welchen man ihm seines tückischen Wesens wegen gemeiniglich anzulegen pflegt, sondern aus dem Lat. Mulus, welchen Nahmen dieses Thier, dem Isidor zu Folge, daher hatte, weil man es in den Mühlen zum Mahlen gebrauchte, daher auch die zu gleichem Endzwecke angewandten Pferde Muli genannt wurden. Ehedem war auch das kürzere das Maul, Plur. Mäuler, üblich, bey dem Notker und Stryker Mul, welches in der Deutschen Bibel mehrmahls vorkommt, aber im Hochdeutschen veraltet ist, so wie das gleichbedeutende Maulpferd, 1 Mos. 36, 24. Maulthier, welches gleichfalls in der Deutschen Bibel gefunden wird, kommt noch hin und wieder, obgleich auch selten, vor. Daher der Mauleseltreiber, der Mauleselstall u. s. f. 2) Figürlich pflegt man auch diejenigen Wespen, welche weder Männchen noch Weibchen sind, die härtere Arbeit verrichten müssen, und bey den Bienen Drohnen heißen, Maulesel zu nennen.


Maulfreund (W3) [Adelung]


Der Maulfreund, des -es, plur. die -e, Fämin. die Maulfreundinn, in der harten Sprechart, eine Person, welche zwar dem Maule, d. i. ihrer Versicherung nach, nicht aber in der That unser Freund ist; in der anständigern Sprechart, ein Zungenfreund.


Maulfromm (W3) [Adelung]


Maulfromm, adj. et adv. gleichfalls nur in der harten und niedrigen Sprechart, mit dem Maule, d. i. dem mündlichen Vorgeben nach, fromm, ohne es in der That zu seyn.


Maulfülle (W3) [Adelung]


Die Maulfülle, plur. inus. in der niedrigen Sprechart, der nothdurftige Unterhalt, gleichsam was man mit dem Maule davon bringet. Um die Maulfülle dienen, um den bloßen Unterhalt, um die Kost.


Maulgatter (W3) [Adelung]


Das Maulgatter, des -s, plur. ut nom. sing. ein eisernes Werkzeug der Schmiede in Gestalt eines Gatters, den Pferden das Maul damit aufzusperren.


Maulheld (W3) [Adelung]


Der Maulheld, des -en, plur. die -en, in der harten Sprechart, der dem Maule, seinem Vorgeben nach, ein Held ist; ein Großsprecher, Prahler, Zungenheld.


Maulhure (W3) [Adelung]


Die Maulhure, plur. die -n, eben daselbst, eine Person weiblichen Geschlechtes, welche in Worten unzüchtig, in der That aber züchtig ist; in triclinio vola, et in cubicula nola.


Mäulig (W3) [Adelung]


Mäulig, adj. et adv. von Maul, der Mund, welches aber nur in den Zusammensetzungen großmäulig, weitmäulig, engmäulig, hartmäulig, weichmäulig u. s. f. üblich ist, ein großes, weites, enges, hartes und weiches Maul habend, welche Wörter auch Hauptwörter auf -keit leiden, die Hartmäuligkeit u. s. f.


Maulklemme (W3) [Adelung]


Die Maulklemme, S. Mundklemme.


Maulkorb (W3) [Adelung]


Der Maulkorb, des -es, plur. die -körbe, ein geflochtener Korb, welchen man beißigen Thieren größerer Art, z. B. den Pferden, Mauleseln, Eseln u. s. f. um das Maul zu legen pfleget, damit sie nicht beißen können; der Beißkorb.


Maulmacher (W3) [Adelung]


+ Der Maulmacher, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Maulmacherin, in der niedrigen Sprechart, eine Person, welche der andern vergebliche Hoffnung macht, ihr gleichsam das Maul aufsperret, ohne ihr etwas hinein zu geben.


Maulpferd (W3) [Adelung]


Das Maulpferd, des -es, plur. die -e, .


Maulsperre (W3) [Adelung]


Die Maulsperre, plur. inus. S. Mundklemme.


Maulthier (W3) [Adelung]


Das Maulthier, des -es, plur. die -e, S. Maulesel.


Maultrommel (W3) [Adelung]


Die Maultrommel, plur. die -n, ein kleines eisernes Werkzeug, welches man in das Maul nimmt oder an die Zähne setzet, und an die daran befindliche stählerne Zunge schlägt, um dadurch einen brummenden Klang hervor zu bringen; die Mundharfe, die Maulbrummel, das Brummeisen, bey dem Gohlius die Schnarre, Lat. Crembalium.


Maulwerk (W3) [Adelung]


Das Maulwerk, des -es, plur. inus. in der niedrigen Sprechart, die Gabe zu reden. Ein gutes Maulwerk haben. In der anständigern Sprechart das Mundwerk.


Maunzenstein (W3) [Adelung]


Der Maunzenstein, S. Murtenstein.


Maur (W3) [Adelung]


Der Maur, des -en, plur. die -en, aus dem Lat. Maurus, für Mauritanus, ein Nahme, mit welchem man in Europa die gesittetern Afrikaner von gemeiniglich dunkelbrauner Farbe belegt, zum Unterschiede von den Schwarzen oder Negern, den südlichern, wildern und schwärzern Einwohnern, ob man gleich beyde im gemeinen Leben unter den Nahmen der Mohren mit einander verwechselt. S. dieses Wort.


Maurache (W3) [Adelung]


Die Maurache, plur. die -n, S. Morchel.


Mauren (W3) [Adelung]


Mauren, verb. reg. act. S. Mauern.


Maurer (W3) [Adelung]


Der Maurer, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zeitworte mauern, für Mauerer, ein Handwerker, welcher die Kunst, Mauern und Mauerwerk zu machen, versteht und ausübt; im ge- meinen Leben nicht so richtig Mäurer, Nieders. Mürker, Mürmann.


Maus (W3) [Adelung]


1. Die Maus, plur. die Mäuse, noch häufiger aber im Diminut. das Mäuslein, ein Nahme, welchen zuweilen in der Anatomie die fleischigen gemeiniglich länglichen Theile der thierischen Körper bekommen, durch welche die Bewegung einzelner Theile des Körpers bewerkstelliget wird; Lat. Musculus. Indessen kommen sie doch um der Zweydeutigkeit mit dem folgenden Worte willen, am häufigsten unter dem mehr Lateinisch. Nahmen Muskel vor, (siehe dasselbe.) In engerer Bedeutung ist bey den Pferdeärzten die Maus ein solcher Muskel an jeder Seite der Nase, welcher sich bis an das Auge erstreckt und zur Bewegung der Oberlippe dienet, daher er auch in der Anatomie Elevator labii anterioris heißt. Anm. Bey einigen Oberdeutschen Schriftstellern heißen diese Muskeln Mauen, Fleischmauen. Es ist ungewiß, ob der Begriff der Bewegung in diesem Worte der erste und herrschende ist, indem sie nicht nur die Werkzeuge aller thierischen Bewegung sind, sondern sich auch durch ihre Bewegung von außen kenntlich machen, oder der Begriff der Erhabenheit, oder endlich der Begriff der Weichheit. Im ersten Falle würden Maus und das Oberdeutsche Maue zu mähen, movere, im zweyten zu Mast, Masse, Natte, im dritten aber zu Moos und Muß gehören, ( S. diese Wörter.) So viel ist wohl gewiß, daß es mit dem folgenden nichts als eine zufällige Ähnlichkeit im Klange gemein hat. Bey dem Raban Maurus sind Musi die Seiten des menschlichen Leibes, welche man sonst auch die Weichen nennet, wo es den Begriff der Weichheit hat.


Mausader (W3) [Adelung]


Die Mausader, plur. die -n, bey den Pferden, die Ader an der Nase, weil sie die sogenannte Maus berühret, S. 1. Maus.


Mauschel (W3) [Adelung]


1. Der Mauschel, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur im gemeinen Leben und im verächtlichen Verstande übliches Wort, einen Juden zu bezeichnen. Es ist ohne Zweifel Jüdisch-Deutschen Ursprunges. Doch bedeutet mauschen in Baiern mausen, d. i. stehlen.


Mauschel (W3) [Adelung]


2. Der Mauschel, des -s, plur. ut nom. sing. auf den Kupferhämmern, ein eisernes Werkzeug, einer queren Hand lang, woran sich ein Seil, wie an einem Kolm, befindet, die kleinen Kessel damit zu richten. Die nähere Kenntniß dieses Werkzeuges muß es lehren, ob dessen Nahme aus Muschel verderbt worden, oder ob es zu Maß oder einem andern Stamme gehöret.


Mause (W3) [Adelung]


Die Mause, plur. die -n. 1) Der Zustand der Vögel und mancher Thiere, da sie zu gewissen Zeiten des Jahres ihre Federn oder Schalen verlieren und neue bekommen; ohne Plural. In Der Mause seyn oder liegen, sagt man in diesem Falle von den Vögeln und Krebsen. Von den erstern wird es auch die Rauch oder Rauhe, von den Krebsen aber in einigen Niedersächsischen Gegenden, mir den gewöhnlichen Vertauschung des s mit t, die Mute genannt, im mittl. Lat. Muta, Franz. la Mue. 2) Die Zeit, wenn solches zu geschehen pflegt, welche bey den Vögeln der Julius und August ist, auch ohne Plural; die Mausezeit, die Rauhe, Rauche, Rauhzeit, Rauchzeit. 3) Ein besonderes Vogelhaus, worein man die Falken, wenn sie sich mausen, zu setzen pflegt, im Schwabenspiegel Mausekorb, im mittlern Lat. Muta. S. 1. Mausen.


Mäuseaar (W3) [Adelung]


Der Mäuseaar, des -en, plur. die -en, S. Mäusefalk.


Mäusebirn (W3) [Adelung]


Die Mäusebirn, plur. die -en, eine Art langer, gelber, saftiger aber sehr herber Birnen, daher sie nur zum Kochen taugen; Wadelbirn, Kannenbirn, Ritterbirn, Suselbirn, Strengling.


Mäusedarm (W3) [Adelung]


Der Mäusedarm, des -es, plur. inus. oder die Mäusedarme, sing. inus. 1) Ein Nahme, welchen im gemeinen Leben das Vogelkraut, Alsine media L. führet, wegen seiner den Mäusedärmen ähnlichen kleinen Ranken. Von andern wird es Mäusegedärm genannt. ( S. Hühnerbiß.) Auch der Gauchheil, Anagallis arvensis L. welcher bey andern Hühnerdarm heißt, führet aus einer ähnlichen Ursache diesen Nahmen.


Mäusedorn (W3) [Adelung]


Der Mäusedorn, des -es, plur. die -en, ein Staudengewächs, welches in den Hainen Italiens und Frankreichs einheimisch ist; Ruscus L. Brüsch, Brustwurz, Brusken, Rußken, Myrthendorn, Dornmyrthe, stechende Palme. Den Nahmen Mäusedorn, hat es vielleicht wegen seines eyförmigen an der Spitze durchbohrten Honigbehältnisses, welches mit dem Kopfe einer Maus einige Ähnlichkeit hat; oder vielmehr, weil die Zweige, wenn sie zu den Speisen gelegt werden, die Mäuse und Fledermäuse von denselben abhalten. Eine in Italien gleichfalls einheimische Art, Ruscus, Hypophyllum, ist unter den Nahmen Zapfenblatt, Aufenblatt, sowie eine andere Art, Ruscus Hypoglossum, unter den Nahmen Zungenblatt und Zäpfleinkraut bekannt, welches letztere auch in Österreich angetroffen wird.


Mäusedreck (W3) [Adelung]


Der Mäusedreck, des -es, plur. inus. der kleine, runde, schwarze und feste Koth der Mäuse; Nieders. Musekötel.


Mäuseerbse (W3) [Adelung]


Die Mäuseerbse, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der Erven; Orobus L.


Mäusefahl (W3) [Adelung]


Mäusefahl, -er, -ste, adj. et adv. der fahlen Farbe der gewöhnlichen Hausmäuse gleich oder ähnlich; mäusefalb, mausfärbig, Angel. musfealu.


Mausefalk,Mäusefalk (W3) [Adelung]


Der Mausefalk, oder Mäusefalk, des -en, plur. die -en, eine Art Falken in der Größe eines Fasanes, mit langen Schenkeln und kurzen starken gelben Füßen, welcher sich von Mäusen nähret, und nicht nur zur Jagd gebraucht wird; Falco Buten Klein. Bußaar, Bußhard, Mäuseaar, Mauser, Mäusehabicht, Mäusewächter. S. auch Mäusegeyer.


Mausefalle (W3) [Adelung]


Die Mausefalle, plur. die -n, eine Falle, die Hausmäuse damit wegzufangen.


Mausefeder (W3) [Adelung]


Die Mausefeder, plur. die -n, Federn, welche den Vögeln in der Mause, oder wenn sie sich mausen, ausfallen.


Mäusefraß (W3) [Adelung]


Der Mäusefraß, des -es, plur. inus. die Beschädigung einer Sache durch das Fressen oder Benagen der Mäuse. Dem Mäusefraß an den ledernen Feuereimern begegnen. Gegenden, wo der Mäusefraß sehr stark gewesen, wo die Feldmäuse das ausgesäete Getreide weggefressen haben.


Mäusegedärm (W3) [Adelung]


Das Mäusegedärm, des -es, plur. inus. S. Mäusedarm.


Mäusegerste (W3) [Adelung]


Die Mäusegerste, plur. inus. eine Art wider Gerste, welche als ein Unkraut auf dürren Äckern, an den Wegen und auf Rainen wächset, und Ähren ohne Körner bringet; Hordeum murinum L. Mäusekorn, Taubkorn, Taubgerste, Jungfernhaar. Die erste Hälfte dieses Wortes scheinet hier aus Miß verderbt zu seyn, so wie in Mäusehafer und andern mehr; wenigstens bedeutet es in diesen Zusammensetzungen etwas untaugliches, unechtes.


Mäusegeyer (W3) [Adelung]


Der Mäusegeyer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Geyer, welcher nur Mäuse und Frösche, wenn er es haben kann, aber auch junge Hasen und Vögel fänget. Er ist vermuthlich mit dem oben gedachten Mäusefalken einerley Vogel. S. auch Moosgeyer.


Mäusegift (W3) [Adelung]


Das Mäusegift, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Körper, welcher den Mäusen ein tödliches Gift ist. Ingleichen Gift, so fern es zur Vertilgung der Mäuse gelegt wird. Im gemeinen Leben pflegt man daher auch den Arsenik, wegen dieses Gebrauches, nur Mäusegift, Mäusepulver und Katzenpulver zu nennen.


Mäusehabicht (W3) [Adelung]


Der Mäusehabicht, des -es, plur. die -e, S. Mäusefalk.


Mäusehafer (W3) [Adelung]


Der Mäusehafer, des -s, plur. inus. ein Nahme einiger Arten dem Hafer ähnliches Unkrautes, welches unter anderm Getreide wild wächset, aber keine eßbaren Körner bringet. 1) Der Trespe oder Rockentrespe; Bromus secalinus L. ( S. Trespe.) 2) Des Windhafers, Taubhafers oder Flughafers; Avena fatua L. S. Taubhafer, ingleichen Mäusegerste.


Mäuseholz (W3) [Adelung]


Das Mäuseholz, des -es, plur. inus. ein Nahme verschiedener holzartigen Gewächse. 1) Des Je länger je lieber, Solanum Dulcamara L. welches auch Alpranken, Hintschkraut und Bittersüß genannt wird, und fast wie Mäuse riecht. 2) Des Lederholzes, eines Amerikanischen staudenartigen Gewächses, dessen Holz so weich und zähe als Bley ist; Dirca L.


Mausekatze (W3) [Adelung]


Die Mausekatze, plur. die -n, eine Katze, in Betrachtung ihrer Neigung zu mausen oder Mäuse zu fangen. Eine gute Mausekatze, welche die Mäuse gut wegfänget.


Mäusekorn (W3) [Adelung]


Das Mäusekorn, des -es, plur. inus. S. Mäusegerste.


Mäusekraut (W3) [Adelung]


Das Mäusekraut, des -es, plur. inus. ein Nahme, 1) des Fadenkrautes; Filago L. 2) Einiger Arten der Ruhrpflanze. Kleines Mäusekraut mit schwarzen Blumen; Gnaphalium uliginosum L. Sumpfruhrpflanze. Großes Mäusekraut mit schwarzen Blumen; Gnaphalium sylvaticum L.


Mäuseloch (W3) [Adelung]


Das Mäuseloch, des -es, plur. die -löcher, ein Loch, so fern es der Eingang zu dem Aufenthalte einer oder mehrerer Mäuse ist. Sich vor Furcht in ein Mäuseloch verkriechen wollen, von einem hohen Grade der Furcht.


Mausen (W3) [Adelung]


1. Mausen, verb. reg. recipr. welches nur von den Vögeln, Krebsen, und in einigen Gegenden auch von den Seidenwürmern gebraucht wird. Die Vögel mausen sich, wenn sie im Julio oder August die Federn verlieren oder neue bekommen, (bey den Jägern sich verfedern,) die Krebse, wenn sie eine neue Schale bekommen, und die Seidenwürmer, wenn sie ihre Haut ablegen. Doch sagt man von den letztern so wie von allen Thieren, welche ihre Haut ablegen, lieber sich häuten, wie von haarigen Thieren, wenn sie neue Haare bekommen, sich haaren. Figürlich sagt man auch im gemeinen Leben, es habe sich jemand gut heraus gemauset, oder gemaustert, wenn er sich gut gekleidet, gut geputzt, sich eine bessere Kleidung angeschaffet hat; wo es doch vielmehr zu dem alten mustern, kleiden, und Musterung, die Tracht, zu gehören scheinet. S. dasselbe. Anm. In einigen Gegenden auch mussen, mausern, maustern, im Schwabensp. muzsen, und mit der den Niedersachsen gewöhnlichen Vertauschung des s mit dem t, muten, mutern, mütern, welche letzte besonders von den Krebsen üblich sind, im Holländ. muyten, im Französ. mit Ausstoßung des t, muer, wo es auch von den Hirschen gebraucht wird, wenn sie ihr Geweih abwerfen, im Engl. to mew, im Ital. mutare, im Lat. mutare, nähmlich pennas. Da alle Thiere zu der Zeit, wenn sie sich mausen, stille und eingezogen sind, so könnte man es mit Muße zu dem alten Nieders. musen, stille nachdenken, rechnen; ( S. Kalmäusern). Allein es ist wahrscheinlicher, daß es mit dem Lat. mutare Eines Geschlechtes ist, und überhaupt wechseln, vertauschen bedeutet, ( S. Mutschieren.) Wachter hat dieses schon bemerkt, nur das zum Beweise von ihm angeführte Muthschein gehöret nicht hierher, ( S. dieses Wort.) In den Monseeischen Glossen sind Muzgiwati, Kleider zum Abwechseln. Mausen ist also eigentlich der allgemeine Ausdruck, welcher das sich haaren und häuten mit einschließt, ob er gleich nur in engerm Verstande in den angeführten Fällen üblich ist. Krebse, welche sich gemauset, d. i. eine neue Schale bekommen haben, heißen daher Mauser, in den Niederdeutschen Sprecharten Muter, Muterkrebse und verderbt Mutterkrebse. Übrigens ist von den Vögeln in diesem Verstande auch sich federn, Nieders. sich feddern, sich rauhen, im Nieders. rugen, rüeln, rülen, Schwed. rugga, üblich, entweder, weil sie alsdann ein rauhes polsteriges Ansehen haben, oder auch von dem Holländ. ruiten, vertauschen. Im Liefland sagt man dafür, die Vögel krippen sich. S. die Mause.


Mausen (W3) [Adelung]


2. Mausen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Mäuse fangen. Die Katze mauset gut, schlecht. Die Eulen mausen des Nachts. Der Fuchs muß oft aus Noth mausen gehen, Mäuse fangen. Die Katze läßt das mausen nicht. Nieders. musen, Holländ. mysen. 2. Als ein Activum. 1) Beschleichen; in welcher Bedeutung es nur noch bey den Jägern üblich ist, wenn sie ein Wild mit List beschleichen. 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung, in der Stille, mit listiger Geschwindigkeit wegstehlen. Die Katzen mausen oft das Fleisch aus den Töpfen. Das Geld ist mir gemaust worden. Sich auf das Mausen legen. Das Hauptwort die Mausung ist nicht üblich.

Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden mauschen, im Nieders. musen, im Dän. muse, bey den ältesten Franken mosen, indem schon im Salischen Gesetze Mosdo die Beraubung ist. Es ist in der Bedeutung des Stehlens keine Figur von mausen, Mäuse fangen, sondern ein Seitenverwandter desselben, und ein Wort, welches die Stille, die heimliche Geschwindigkeit, welche man mit dem Mausen alle Mahl verbindet, eigentlich ausdruckt, wie aus der Bedeutung des Beschleichens, aus dem verwandten Nieders. musen, nachdenken, ( S. Kalmäuser,) und aus dem Hauptworte Muße erhellet; welcher Begriff auch der Stammbegriff in dem Worte Maus seyn kann. Im Meklenb. ist für mausen auch furren üblich, welches mit dem Lat. furari genau überein kommt.


Mäusenest (W3) [Adelung]


Das Mäusenest, des -es, plur. die -er, ein Nest, welches sich die Mäuse machen. Von der Nieders. Bedeutung dieses Wortes. S. 2. Maus.


Mäuseohr (W3) [Adelung]


Das Mäuseohr, des -es, plur. die -en, Diminut. das Mäuseöhrchen, Oberd. Mäuseöhrlein, eigentlich das Ohr oder Öhrchen einer Maus. Figürlich. 1) An den Pferden werden die schönsten und regelmäßigsten Ohren Mauseohren oder Mäuseohren genannt; zum Unterschiede von den fehlerhaften Hasenohren, Eselsohren oder Scholohren. 2) Eine Pflanze, deren längliche kleine rauche Blätter den Ohren einer Maus gleichen, Myosotis L. ist unter dem Nahmen des Mäuseöhrchens oder Mäuseöhrleins bekannt. Das Vergiß mein nicht, Myosotis palustris L. ist eine Art davon. Angels. Mus-eare, Engl. Mouseear. Eben diesen Nahmen führet, 3) auch die Haselwurz, oder wilde Narde, Asarum L. Ingleichen, 4) das Nagelkraut, Hieracium Pilosella L. besonders aber das Hieracium auricula l. und endlich 5) der Hohlunderschwamm, Peziza auricula L. welcher auch das Judasohr genannt wird.


Mäusepfeffer (W3) [Adelung]


Der Mäusepfeffer, des -s, plur. inus. eine Art der Roßpoley, von einem üblen Geruche und einem scharfen brennenden Geschmacke, mit welcher man die Ratzen und Mäuse vergiften kann; Stachys silvatica L. Bienensaug, Läusekraut, Speichelkraut, Stephans-Körner.


Mäusepulver (W3) [Adelung]


Das Mäusepulver, des -s, plur. inus. S. Mäusegift.


Mauser (W3) [Adelung]


Der Mauser, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zeitworte sich mausen, ein Krebs, welcher in der Mause ist, oder sich eben gemauset hat. im Nieders. Muter, Müter, und verderbt Mutterkrebs. ( S. 1. Mausen Anm.) Von dem Zeitworte mausen, behende stehlen, braucht man es zuweilen von einem listigen verschlagenen Diebe. Mäuser aber in Duckmäuser und Kalmäusern stammen von dem Zeitworte mausen, musen, nachdenken, her. S. diese Wörter.


Mäuseschwanz (W3) [Adelung]


Der Mäuseschwanz, des -es, plur. die -e, Diminut. das Mäuseschwänzchen, Oberd. Mäuseschwänzlein, eigentlich, der Schwanz einer Maus. Figürlich ist es der Nahme einer Pflanze, welche auf den dürren und unbeschatteten Hügeln Europens einheimisch ist, Myosurus L.


Mausestill (W3) [Adelung]


Mausestill, adv. im gemeinen Leben, so still wie eine Maus, wofür man auch sagt, mäuschenstill, mausstill, stockstill.


Mausetodt (W3) [Adelung]


Mausetodt, adj. et adv. im gemeinen Leben, völlig todt, im höchsten Grade todt. und stellt sich mausetodt, Haged. Man siehet leicht, daß an die Mäuse hier nicht zu gedenken ist. Daß aber die erste Hälfte dieses Wortes das Arab. Maut, der Tod, seyn soll, wie Hinkelmann in der Vorrede zu seinem Koran behauptet, ist eben so unglaubich. Die Niedersachsen sagen dafür, murs, mursdod, mausetodt, murs-entwey, morsch entzwey; das ist murs ab, völlig ab; wo es so viel als völlig, plötzlich, auf Ein Mahl, bedeutet. Wenn das Hoch- und Oberdeutsche nicht aus dieser Art zu reden entlehnet ist, so stammet es vermuthlich von mausen, so fern es den Begriff einer großen Stille hat, ab.


Mäusewächter (W3) [Adelung]


Der Mäusewächter, des -s, plur. ut nom. sing. siehe Mäusefalk.


Mäusezahn (W3) [Adelung]


Der Mäusezahn, des -es, plur. die -zähne, Ein Nahme der zwey vordersten Schneidezähne in dem obern Kiefer, wenn sie länger sind, als die übrigen. Sind sie breiter, so werden sie Schaufelzähne genannt.


Mausezeit (W3) [Adelung]


Die Mausezeit, plur. inus. S. die Mause.


Mäusezwiebel (W3) [Adelung]


Die Mäusezwiebel, plur. die -n, S. Meerzwiebel.


Mausfarbe (W3) [Adelung]


Die Mausfarbe, plur. inus. die gewöhnliche aschgraue Farbe der Hausmäuse. Daher mausfärbig, diese Farbe habend, siehe Mausefahl.


Mausig (W3) [Adelung]


Mausig, -er, -ste, adj. et adv. welches nur im gemeinen Leben üblich ist. Sich mausig machen, ungebührliche, trotzige Worte von sich hören lassen, sich ohne Scheu verantworten, sich zur Wehr setzen u. s. f. Frisch glaubt, es sey eine Figur der rauhen oder rauchen Gestalt der Vögel in der Mause, weil man in einem ähnlichen Verstande auch sage, das Rauche heraus kehren. Allein man siehet bald, daß wenn die Figur nicht zu hart und ungewöhnlich seyn soll, hier weder die Mäuse noch das Mausen in Anschlag kommen können. Es gehöret ohne Zweifel zu dem Nieders. mißlich, so fern es unmuthig, zornig bedeutet, und zu dem alten Oberdeutschen mischeln, zanken, und Mißle, Zank, Unwillen, Zwietracht, S. Miß.


Maußlich (W3) [Adelung]


* Maußlich, -er, -ste, adj. et adv. auch nur im gemeinen Leben einiger Gegenden, zauderhaft. Maußlich seyn. Maußlich arbeiten. Ein maußlicher Mensch, der wenig und langsam vor sich bringt. Auf solche Art arbeiten, wird alsdann maußeln oder mußeln genannt. Im Nieders. ist musseln und mustern flistern, leise reden, Lat. mussitare; ingleichen schmutzig zu Werke gehen, mantschen. Es gehöret zu Maus, mausen und musen, so fern sie den Begriff der Stille, der Langsamkeit haben, siehe 2. Mausen, und Muße.


Mausstille (W3) [Adelung]


Mausstille, S. Mausestill.


Mauth (W3) [Adelung]


Die Mauth, plur. die -en, ein nur im Oberdeutschen, besonders in Österreich und Baiern, übliches Wort, den Zoll von Waaren zu bezeichnen; ingleichen den Ort oder das Haus, wo derselbe entrichtet wird. Die Mauth geben, entrichten. Die Mauthen erhöhen, die Zolle.

Anm. Es ist ein altes Oberdeutsches Wort, welches schon bey dem Ulphilas vorkommt, wo es Mota lautet, und gleichfalls den Zoll bedeutet. Im mittlern Lat. lautet es Muta, bey dem Hornegk, nach der gewöhnlichen Verwechselung des s und t, Mawsße, im Böhm. aber Megto. Wenn dieses Wort, wie es Du Fresne erkläret, zunächst den Tisch der Zolleinnehmer bedeutete, so würde es zu dem alten Worte Mias, Miase gehören, welches bey dem Kero einen Tisch bedeutet, und im Angels. Mase, im Goth. Mesa, im Lat. aber mit eingeschaltetem Nasenlaute Mensa lautet. Allein es scheinet eigentlich eine jede Abgabe zu bezeichnen, wovon noch verschiedene Spuren vorkommen. Im mittlern Lat. ist Muta, Muda, Mutagium, Mutaticum, eine Art der Lehenwaare, welche bey Veränderungen eines Gutes den Lehensherren entrichtet wird, wo es aber wohl von mutare abstammet, wenn es nicht vielmehr zu unserm muthen gehöret, ( S. dasselbe.) Bey dem Lazius ist Mute Dank, Belohnung, bey den Friesen Matte der Theil ausgedroschener Früchte, welcher den Dreschern anstatt des Drescherlohnes gegeben wird, und im Schwed. Muta der Lohn, ein Geschenk, eine Gabe; so daß dieses Wort ein Geschlechtsverwandter von Miethe in dessen alten weitern Bedeutung seyn, und eigentlich eine jede Gabe oder Abgabe bedeuten, oder auch wohl zu Maß gehören, und eine zugemessene, bestimmte Abgabe bedeuten Kann. S. Miethe.


Mauthfrey (W3) [Adelung]


Mauthfrey, adj. et adv. welches nur im Oberdeutschen für zollfrey üblich ist.


Mauthner (W3) [Adelung]


Der Mauthner, des -s, plur. ut nom. sing. gleichfalls nur im Oberdeutschen, der Zolleinnehmer, der Mautheinnehmer; dessen Gattin, die Mauthnerinn.


Mautzen (W3) [Adelung]


Mautzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches das Intensivum von mauen ist, und von dem Geschreye der Katzen gebraucht wird; Pohln. miaoze. S. Mauen.


Mautzenkraut (W3) [Adelung]


Das Mautzenkraut, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben einiger Gegenden, ein Nahme der Hundsmelde, Chenopodium vulvaria L. von Mautze, vulva; entweder wegen ihres stinkenden Geruches, oder auch wegen ihres Gebrauches in hysterischen Zufällen.


Mautzenstein,Maunzenstein (W3) [Adelung]


Der Mautzenstein, oder Maunzenstein, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben einiger Gegenden, der Nahme einer gewissen versteinerten zweyschaligen Muschel; Hysterolithus, Vulva marina. Von dem vorigen Worte, wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt.


Maxdor (W3) [Adelung]


Der Maxdor, des -es, plur. die -e, ein aus dem Franz. Maximilian d'or verkürztes Wort, die in Baiern mit dem Brustbilde des Churfürsten Maximilian Joseph geschlagenen Goldstücke zu bezeichnen, welche den Louis d'or zu 5 Thaler gerechnet, 4 Thl. 2. Gr. 8 Pf. gelten; nach dem Muster der Wörter Louis d'or, Carl d'or, Fridrich d'or.


Maxime (W3) [Adelung]


Die Maxime, plur. die -n, eine allgemeine Regel des Verhaltens, und in engerer und gewöhnlicher Bedeutung, des sittlichen Verhaltens; ein Grundsatz. Aus dem Franz. Maxime, Engl. Maxim, im mittlern Lat. Maxima, welche von unserm Worte Maß oder Maße abzustammen und eigentlich eine Maßregel zu bedeuten scheinen.


May (W3) [Adelung]


1. Der May, des -es, plur. die -e, Oberd. des -en, plur. die -en, ein Wort, welches ehedem überhaupt einen Büschel und besonders einen grünen Büschel, einen Straus bedeutet zu haben scheinet, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1. Die büscheligen Triebe oder Jahrwüchse, ingleichen die bräunlichen, länglichen, spitzigen Knospen an den Wipfeln und Ästen der Nadelholzes, besonders aber der Kiefern, aus welchen dieser Jahrwuchs heraus kommt, werden in der Landwirthschaft der May genannt. In weiterer Bedeutung ist es in der Landwirthschaft ein jeder Jahrwuchs des Holzes, es sey Nadelholz oder Laubholz, in die Länge, welcher auch der Limpf, ingleichen der Trieb genannt wird. 2. Ein grüner Zweig von einem Baume, oder mehrere in einen Büschel gebundene grüne Zweige. 1) * Überhaupt. Und sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige, und Meyen von dichten Bäumen und Bachweiden, 3 Mos. 23, 40; am ersten Tage sollt ihr Citronen, Palmenzweige, Zweige von andern stark belaubten Bäumen und von Bachweiden nehmen, Michael. Schmücket das Fest mit Mayen bis an die Hörner des Altars, Pf. 118, 27, Und trugen Meyen und grüne Zweige und Palmen, 2 Macc. 7, 10. Etliche hieben Mäyen von den Bäumen und streueten sie auf dem Weg, Marc. 11, 8. Wo es überall grüne Zweige und Büschel von grünen Zweigen überhaupt verstanden werden. In dieser allgemeinen Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet. Wir gebrauchen es nur noch, 2) in engerer Bedeutung, von solchen Zweigen frisch ausgeschlagener Birkenbäume, so fern selbige im Frühlinge bey festlichen Gelegenheiten zur Ausschmückung der Häuser oder öffentlichen Örter gebraucht werden, wo das Wort in einigen Gegenden auch weiblichen Geschlechtes ist, die Maye, plur. die -n, oft aber auch im männlichen Geschlechte collective gebraucht wird. May stecken oder setzen. Das Haus mit May schmücken. Jemanden einen May oder eine Maye setzen. Die Fremden besser zu erfreuen, Umsteckt der milde Wirth den Tisch mit dichten Meyen, Haged. Im Nieders. Mai, Meg, in der Schweiz ein Meyeten, im mittlern Lat. Maius, Franz. May, im Ital. Maio, Maggio. Daher der Birkenbaum, von welchem solche Zweige genommen werden, im gemeinen Leben vieler Gegenden nur der May oder die Maye genannt wird, S. Maybaum.

Anm. Die meisten Sprachforscher leiten dieses Wort in der letzten Bedeutung von dem Monathe May her, weil der Birkenbaum, gemeiniglich in diesem Monathe anzuschlagen pflegt, daher auch die Maye am häufigsten in demselben gesetzet werden. Allein sie haben das Wort nicht in seinem ganzen Umfange gekannt. May, Mayenstrauß, Maylein, kommen bey den Oberdeutschen Schriftstellern von einem jeden Blumenstrauße zu allen Jahreszeiten vor. Meyken ist im Holländ. gleichfalls ein Blumenstrauß, und in den Franz. Niederlanden ist Maie, und im mittlern Lat. Maia, ein Haufen Garben auf dem Felde, eine Mandel. Es scheinet also dieses Wort einen Haufen, ein Büschel, eine Verbindung Mehrerer Dinge zu bezeichnen, und mit Miethe, ein Haufen, "Malter", Mahl in der Bedeutung eines Haufens, u. a. m. zu dem Worte machen, verbinden, zu gehören, S. Gemahl.


May (W3) [Adelung]


2. Der May, des -es, plur. die -e, im Oberd. des -en, plur. die -en, der fünfte Monath im Jahre, welcher 31 Tage hat. Weil sich der Frühling in demselben mit allen seinen Reitzen zu entwickeln, und die ganze Natur sich zu verjüngen pflegt, so ist er von je her für den angenehmsten Monath im ganzen Jahre gehalten worden. Carl der Große gab ihm den Nahmen des Vuuonnemanoth, Wonnemonathes, und in den spätern Zeiten pflegte man ihn wegen der Rosenblüthe auch den Rosenmonath zu nennen, welcher Nahme noch am häufigsten bey den Dichtern vorkommt. Ich frowe mih maniger bluomen ruot Die uns der Meie bringen wil, König Conrad der junge. Ihr Kinder des Mayen, lobsinget dem May, Raml. Figürlich ist der May des Glückes der angenehme, erwünschte Glückstand. Nach einer andern Figur wird auch die Mayblume in einigen Gegenden nur May schlechthin genannt, S. Mayblume.

Anm. im Nieders. Mai, Meg, im Schwed. Maj, im Lat. Majus. Man glaubt gemeiniglich, daß die Deutschen den Nahmen dieses Monathes mit den übrigen von den Römern angenommen haben. Allein da er schon in dem Salischen Gesetze Meo heißt, so scheinet er älter, und ein bloßer Seitenverwandter des Römers zu seyn. Die Lateinischen Sprachforscher haben allerley Abstammungen für dieses Wort erkünstelt. Ich will sie hier nicht anführen, sondern nur Bemerken, daß der Begriff der jugendlichen Schönheit der Natur, welche allen Völkern in der nördlichen Halbkugel jederzeit so fühlbar gewesen, vermuthlich auch zu dessen Benennung Anlaß gegeben hat. Im Nieders. ist moj, im Holländ. mooy, schön, angenehm, im Schwed. mio und im Isländ. mior klein und angenehm, ( S. Minder,) und im alt Schwed.. Mö eine Jungfrau, ( S. Magd.) In Nieder-Bretagne bedeutet mae grün, blühend, und Maes ein Feld, eine Wiese, eine Matte, im Lotharing. lo Mai und Me, im Alt Franz. Mets, Mes, ein Garten. Die Oberdeutsche Abänderung dieses Wortes, des Mayen u. s. f. welche zuweilen auch bey unsern Dichtern vorkommt, hat auch in die folgende Zusammensetzungen ihre Einfluß, indem die meisten derselben bey vielen Mayen - für May - lauten.


Mayapfel (W3) [Adelung]


Der Mayapfel, des -s, plur. die -äpfel, bey einigen neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, die Frucht des Fußblattes, Podophyllum L. einer Amerikanischen Pflanze, welche im Monath May reif wird, und wegen ihrer ovalen Gestalt einem kleinen Apfel gleicht.


Maybaum (W3) [Adelung]


Der Maybaum, des -es, plur. die -bäume, im gemeinen Leben einiger Gegenden, ein Nahme des Birkenbaumes, besonders der gemeinsten Art, von welcher die Zweige im Monath May zur Ausschmückung der Häuser und Kirchen gebraucht werden, und welche auch die Maybirke, ingleichen der May oder die Maye schlechthin, in einigen Gegenden auch der Wonnebaum genannt wird; alles zum Unterschiede von der Hangelbirke und ausländischen Zwergbirke. Betula alba L. Im Ital. wird sie gleichfalls Maio genannt.


Mayblume (W3) [Adelung]


Die Mayblume, plur. die -n, Diminut. das Mayblümchen, Oberd, Mayblümlein, ein Nahme verschiedener Pflanzen, welche ihre Blumen bereits im Monath May bringen. 1) Das Brennenden Hahnenfußes; Ranunculus acris L. Am häufigsten aber, 2) einer Pflanze, welche in den Wäldern des mitternächtigen Europa wohnet, und weiße glockenförmige Blumen von einem angenehmen Geruch bringet; Convallaria majalis L. Lilium convallium bey andern Kräuterkennern. In Österreich Fallrian.


Maybutter (W3) [Adelung]


Die Maybutter, plur. car. in der Hauswirthschaft, Butter, welche im Monath May gemacht wird, und die schmackhafteste und beste ist; Grasbutter, Frühlingsbutter.


Maye (W3) [Adelung]


Die Maye, plur. die -n, S. 1. May 2.


Mayer (W3) [Adelung]


Mayer, S. Meier.


Mayfisch (W3) [Adelung]


Der Mayfisch, des -s, plur. die -e, in einigen Gegenden, ein Nahme des Alose, Clupea Alosa L. so wie in andern des Häselinges, Cyprinus Dobula L. S. diese Wörter.


Mayfrost (W3) [Adelung]


Der Mayfrost, des -es, plur. die -fröste, Fröste, welche noch des Nachts im Monath May einfallen.


Maygassenzins (W3) [Adelung]


Der Maygassenzins, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -e, eine in einigen Ämtern des Herzogthums Braunschweig übliche Art des Rutscherzinses, welcher in 3 Mariengroschen und 2 Pf. bestehet, und alle Jahre an dem Weihnachtsabend durch einen reitenden Bothen, bey Strafe der Verdoppelung für jeden spätern Tag, in das Amt geliefert werden muß. Der Ursprung der Benennung ist dunkel. Frisch leitet sie von dem Lat. magis ab, gleichsam Magissenzins, da es denn, wenn diese Ableitung erweislich wäre, mit Kutscherzins einerley bedeuten würde.


Maykäfer (W3) [Adelung]


Der Maykäfer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Käfer mit unbewehrten Kopfe und Brustschilde, von rothbrauner Farbe, welcher sich im Monath May häufig sehen lässet, und das junge Laub der Hecken und Bäume abfrißt; Scarabaeus Melolantha L. Maywurm, Schmalzkäfer, Kauzkäfer, Heckenkäfer und verderbt Hexenkäfer oder Hexenwurm, in einigen Gegenden auch Weidenhahn, in Zürch Laubkäfer, im Osnabrück. Eckeltewe, Eckelwewel, Eckernscheerfel, wo die erste Hälfte aus Hecke entstanden zu sey scheinet, die andere aber in dem letzten Worte, mit dem Lat. Scarabaeus überein kommt.


Maykatze (W3) [Adelung]


Die Maykatze, plur. die -n, Diminut. das Maykätzchen, eine Katze, welche im Monath May geworfen worden, und spätern Katzen in der Güte vorgezogen wird.


Maykenshäring,Maikenshäring (W3) [Adelung]


Der Maykenshäring, oder Maikenshäring, des -es, plur. die -e, in dem Häringshandel, besonders Niedersachsen, früh gefangene Häringe, welche zwar ein zartes Fleisch, aber weder Milch noch Rogen haben; zum Unterschiede von dem vollen Häringe, welcher um Bartholomäi gefangen wird. Da der Häringsfang erst um die Mitte des Junii angehet, so scheinet das Wort hier von Mädchen, Nieders. Mäken, abzustammen, und so viel als Jungfernhäring zu bedeuten.


Maykirsche (W3) [Adelung]


Die Maykirsche, plur. die -n, eine Art Gartenkirschen von hellrother Farbe, welche bereits im Monath May reif werden, und wovon eine große Art die doppelte Maykirsche genannt wird. In Österreich Frühkirschen, Kinderkirschen.


Maykraut (W3) [Adelung]


Das Maykraut, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -kräuter, ein Nahme verschiedener Pflanzen, welche entweder im May gegessen, oder doch in diesem Monathe zum medicinischen Gebrauche gesammelt werden. 1) Des Schellkrautes, besonders des großen, Chelidonium majus L. dessen Saft wider äußere Schäden gebraucht wird. 2) Der Braunwurz; Scrophularia L. 3) Des Meierkrautes, welches im Frühlinge von den Landleuten als ein Gemüse wie Spinat gegessen wird, S. Meierkraut.


Mayling (W3) [Adelung]


Der Mayling, des -es, plur. die -e, eine im Österreichischen übliche Benennung der Äsche, Thymallus L. ( S. Äsche.) Ingleichen des blauen Maykäfers.


Maypflanze (W3) [Adelung]


Die Maypflanze, plur. die -n, in der Landwirthschaft Obersachsens, die Nebenhalme des Rockens, welche auch der Unterrocken genannt werden; von May in Bedeutung des jungen Triebes, S. 1. May 1.


Mayrose (W3) [Adelung]


Die Mayrose, plur. die -n, eine Art früher Gartenrosen, welche bereits im May blühen, röthlich, klein und gefüllet sind, aber einen schwachen Geruch haben. Sie werden auch kleine Provinz-Rosen genannt.


Mayrübe (W3) [Adelung]


Die Mayrübe, plur. die -n, eine Art der Brassica Rapa, welche auch Tellerrübe genannt wird.


Mays (W3) [Adelung]


Der Mays, plur. inus. der ausländische Nahme einer Amerikanischen Getreideart, welche bey uns unter dem Nahmen des Türkischen Kornes am bekanntesten ist; Zea L.


Mayschein (W3) [Adelung]


Der Mayschein, des -es, plur. die -e, 1) In den Kalendern, der Neumond im Monath May, ( S. Schein.) 2) In einigen Gegenden führet auch der Steinbrech diesen Nahmen, S. dieses Wort.


Mayseuche (W3) [Adelung]


Die Mayseuche, plur. die -n, ein Nahme des Blutharnens des Rindviehes, weil es sich im May äußert, wenn das Vieh in das frische Gras getrieben wird.


Maysonntag,Mayensonntag (W3) [Adelung]


Der Maysonntag, oder Mayensonntag, des -es, plur. die -e, ein Nahme des Sonntages Lätare, an welchem in einigen Gegenden, z. B. Schlesiens, die Kinder und jungen Leute mit Mayen, d. i. jungen geschmückten Tannenwipfeln, herum gehen, allerley Lieder singen, und dafür ein Trinkgeld bekommen. Ein solcher May oder junger Tannenwipfel wird daselbst auch der Sommerbaum genannt. S. 1. May 2.


Maythau (W3) [Adelung]


Der Maythau, des -es, plur. inus. Thau, welcher im Monath May fällt.


Mayvogel (W3) [Adelung]


Der Mayvogel, des -s, plur. die -vögel. 1) In einigen Gegenden, ein Nahme der kleinen schwarzen Mewe, welche nicht größer, als eine Turteltaube ist, und auch Brandvogel genannt wird; Larus minor niger Klein. 2) Im Niedersächsischen führet auch der Guckguck diesen Nahmen, weil er sich im Maymonathe hören lässet. Eben daselbst, werden 3) auch die Schmetterlinge Mayvögel genannt.


Maywurm (W3) [Adelung]


Der Maywurm, des -es, plur. die -würmer. 1) Eine Art Käfer mit fadenförmigen Fühlhörnern in Gestalt eines Paternosters, mit einer eyförmigen Brust, und einem umgebogenen höckerigen Kopfe; Meloe L. Sie sind eines Zolles lang und bald von grüner, bald von blauer, bald auch von schwarzer Farbe, werden im May auf den Äschenbäumen, Ahornen und andern Gewächsen gefunden, und haben einen Geruch fast wie Violen. Die wahre Spanische Fliege ist eine Art davon. In weiterer Bedeutung werden auch die Maykäfer in vielen Gegenden Maywürmer genannt, S. Maykäfer.


Maywurz (W3) [Adelung]


Die Maywurz, plur. inus. 1) Ein Nahme des Frauenstrauches, Orobanche major L. 2) Der Schuppenwurz, S. dieses Wort.


Mechanik (W3) [Adelung]


Die Mechanik, plur. inus. aus dem Griech. und Lat. Mechanica, in der weitesten Bedeutung, die Wissenschaft der Bewegung; die Bewegungskunst oder Bewegungswissenschaft. In engerm und gewöhnlicherm Verstande, die Wissenschaft von der wirklichen Bewegung der festen Körper; zum Unterschiede von der Hydraulik u. s. f. Daher der Mechanicus, welcher diese Wissenschaft verstehet. In weiterer Bedeutung pflegt man auch wohl einen unzünftigen Künstler, welcher allerley mathematische und physikalische Werkzeuge verfertigt, einen Mechanicum zu nennen.


Mechanisch (W3) [Adelung]


Mechanisch, -er, -te, adj. et adv. 1. Zur Mechanik gehörig, in derselben gegründet. Mechanische Schriften, worin die Mechanik oder einzelne Theile derselben abgehandelt werden. 2. In weiterer Bedeutung. 1) In der Figur, Größe und Beschaffenheit eines Körpers gegründet, und daraus erklärbar. In diesem Verstande sagt man, es geschehe etwas mechanisch, oder es gehe mechanisch zu. Die mechanischen Künste, welche das Bedürfniß der Menschen zum Gegenstande haben; im Gegensatze der schönen Künste. 2) Was vermittelst anderer Werkzeuge als des Zirkels und des Lineales geschiehet. Die mechanische Auflösung einer Aufgabe, in der Mathematik; im Gegensatze des geometrisch. 3) Nach Art einer Maschine, welche nur vermittelst von außen angebrachter fremden Kraft wirket, maschinenmäßig, ohne eigene vernünftige Wahl und Bestimmung. Mechanisch handeln.


Meckern (W3) [Adelung]


Meckern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und die eigenthümliche zitternde Stimme der Ziege und des Ziegenbockes ausdruckt, von welcher es auch eigentlich nur allein gebraucht wird. Die Ziege meckert. Im Dän. mäckre, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, in einigen Oberdeutschen Gegenden mächzen, im mittlern Lat. nebrinare.


Medaille (W3) [Adelung]


Die Medaille, (sprich Medalje), plur. die -n, aus dem Franz. Medaille, eine Denkmünze, oder Gedächtnißmünze, eine Münze, so fern sie dazu bestimmt ist, eine merkwürdige Begebenheit auf die Nachwelt zu bringen. Eine Medaille von ungewöhnlicher Größe heißt mit einem gleichfalls Französischen Worte, ein Medaillon. Im mittlern Lat. ist Medalla und Medallia ein Häller, wie noch das heutige Maille, im Oberdeutschen ehedem ein Medel. S. 2. Matte und Mattier.


Median (W3) [Adelung]


Median, ein aus dem Lat. medianus entlehntes und nur in einigen Zusammensetzungen übliches Wort, etwas zu bezeichnen, welches theils in der Mitte zwischen andern Dingen, theils aber auch von mittlerer Größe ist, d. i. zwar größer als gewöhnlich, doch nicht das größte seiner Art. Die Median-Ader, in der Anatomie, ein Ast der Leberader, welcher nur die Mitte des Armes von derselben entspringet und zwischen der Haupt- und Leberader lieget; Vena mediana. Das Median-Papier, welches in der Größe das Mittel zwischen den gemeinen Papiere und dem Regal. Papiere hält. Median-Octav, Median-Quart, Median-Folio, groß-octav u. s. f. aber noch nicht so groß als Regal-octav u. s. f.


Medicin (W3) [Adelung]


Die Medicin, plur. inus. aus dem Lat. Medicina, die Wissenschaft die Gesundheit des menschlichen Körpers wieder herzustellen und zu erhalten; die Heilwissenschaft, Arzeneywissenschaft, im Holländischen die Genesekunst. Daher der Mediciner, des -s, plur. ut nom. sing. welcher sich dieser Wissenschaft auf Universitäten befleißiget, zuweilen, obgleich seltener, auch ein Arzt, der diese Wissenschaft ausübet. Medicinisch, in derselben gegründet, zu ihr gehörig.


Meditation (W3) [Adelung]


Die Meditation, plur. die -en, aus dem Lat. meditari. Im weitesten Verstande, eine jede Beschäftigung und Anstrengung des Gemüthes, Wahrheiten zu erkennen. In engerer, die regelmäßige Vorstellung und Vergleichung mehrerer Wahrheiten und Bemühung, ihren Zusammenhang einzusehen. Das Nachdenken, die Betrachtung. Der Plural ist nur von den auf solche Art heraus gebrachten Wahrheiten oder gehabten Gedanken üblich. In eben diesem Verstande wird im gemeinen Leben auch das Zeitwort meditiren gebraucht.


Meduse (W3) [Adelung]


Die Meduse, plur. inus. in der Mythologie der Alten, der eigenthümliche Nahme einer der drey Gorgonen, welche der Minerva den Rang in der Schönheit streitig machen wollte, daher diese aus Rache ihre Haare in Schlangen verwandelte, und ihren Augen die Kraft gab, alle, die sie ansehe, in Stein zu verwandeln. Perseus überwand sie, hieb ihr den Kopf ab, und weihete ihn der Minerva, die ihn in ihren fürchterlichen Schild setzte, welcher dafür auch noch bey unsern Dichtern unter dem Nahmen der Meduse bekannt ist. Figürlich ist das Medusen-Haupt 1) bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches eine Äthiopische Art des Euphorbiums, Euphorbium Caput Medusae L. vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. Noch häufiger aber, 2) eine Art nackter Würmer mit Gliedmaßen, welche zu den Seesternen gehören und fünf lange Arme mit vielen Nebenzweigen haben, welche ihnen einige Ähnlichkeit mit dem Schlangenhaupte der Meduse geben; Asterias Caput Medusae;. Sie werden häufig im Meere angetroffen, aber auch nicht selten auf dem festen Lande versteint gefunden, da sie denn von einigen auch Sterngewächse genannt werden.


Meer (W3) [Adelung]


Das Meer, des -es, plur. die -e, Diminut. das Meerchen, Oberd. Meerlein. 1) * Überhaupt, eine jede große Masse Wassers, eine Sammlung vieler Wassers. In dieser weitesten im Hochdeutschen ungewöhnlichen Bedeutung heißt in der Deutschen Bibel 1 Kön. 7, 23 f. 2 Kön. 25, 13 u. s. f. das große eherne Wasserfaß in dem Vorhofe des Tempels nach dem Vorgange des Hebräischen Grundtextes, das eherne Meer. Im mittlern Lat. kommt in einer Urkunde Herzogs Hugo von Burgund bey dem Du Fresne Mare vitreum gleichfalls von einem gläsernen Gefäße vor. 2) In engerm Verstande, eine beträchtliche Sammlung Wassers auf dem Erdboden, besonders eine solche, auf welcher das Wasser Wellen schläget; in welchem Verstande verschiedene Landseen oder stehende Wassersammlungen, welche keinen sichtbaren Abfluß haben, oder rings um mit Land umgeben sind, ein Meer genannt werden. Dahin gehören nicht nur das todte Meer und das Galiläische Meer im Jüdischen Lande, welche eigentlich beträchtliche Landseen sind, sondern auch das Kaspische Meer in dem nördlichen Asien. Am Niederrheine und in Nieder-Deutschland ist diese Benennung noch sehr üblich, wo mehrere beträchtliche Landseen Meere genannt werden. Dahin gehören das Harlemer Meer in der Provinz Holland, das Lacher Meer im Trierschen, das Steinhuder Meer im Bückeburgischen, welches über eine Meile lang und eine halbe Meile breit ist, und andere Mehr. Außer diesen Fällen, in welchen es als ein eigenthümlicher Nahme angesehen wird, ist es im Hochdeutschen in dieser Bedeutung nicht übliche. 3) Am häufigsten und gewöhnlichen wird die große Sammlung Wassers, welche das feste Land des Erdbodens umgibt, und welches auch die See, das Weltmeer heißt, das Meer schlechthin genannt. Das Wasser, die Fische im Meer. Ein Sturm auf dem Meer. Jenseits des Meeres. Auf dem Meer fahren. Im Meere fischen. Ein am Meer gelegenes Land. In vielen Fällen ist es gleichgültig, ob man in diesem Verstande See oder Meer gebraucht, in allen aber nicht. So sagt man nicht zu Meere fahren, zu Meere handeln, eine Reise zu Meer u. s. f. wo nur allein See üblich ist. Überhaupt im Niederdeutschen, und der ganzen daher rührenden Seesprache in diesem Verstande das Wort See üblicher, so wie Meer den Oberdeutschen am geläufigsten zu seyn scheinet. Einzelne Theile dieses großen Weltmeeres führen im Hochdeutschen häufiger den Nahmen des Meeres als der See, ja einige leiden das letzte Wort gar nicht. Das rothe Meer, das schwarze Meer, das weiße Meer, das mittelländische Meer, das Griechische Meer, das Eismeer, das atlantische Meer, das stille Meer, das Japanische Meer u. s. f. Dagegen in Nordsee, Ostsee, Südersee, Südsee, und andern das Wort See üblicher ist. Figürlich pflegt man, besonders in der höhern Schreibart, auch wohl eine jede große Menge ein Meer zu nennen. Wie brausend Ein Meer von Feinden ihn umfing, Raml.

Anm. Dieses alte und sehr weit ausgebreitete Wort leutet bey dem Notker ther Mere, bey dem Ulphilas Marei, im Schwed. und Isländ. Mar, im Angels. Mere, im Bretagnischen Mor, im Lat. Mare, im Böhm. und Russ. More, bey den Krainerischen Wenden Murje, im Lettischen Marrios, im Esthnischen Merri, im Pohln. Morze. Es scheinet den Begriff der Menge, und den damit verbundenen Begriff der Bewegung zu haben, und zu dem Geschlechte unsers mehr, plus, mähren, rühren, sich bewegen, des Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, fließen, u. a. m. zu gehören. Die figürliche Bedeutung der Menge, in welcher See nicht üblich ist, bestätiget diese Ableitung. Unser Moor und Morast sind nur auf eine entferntere Art damit verwandt, indem selbige zunächst zu der Familie des Wortes mürbe, Nieders. mör, gehören. In der Zusammensetzung bedeutet es theils etwas, was dem Meere eigen ist, von demselben gesagt wird, theils Dinge, welche in und an dem Meere angetroffen werden, theils aber auch Körper, welche über Meer, oder vermittelst der Schifffahrt zu uns kommen, wie in Meerschwein, Meerkatze u. s. f. Viele derselben sind auch mit dem Worte See üblich, viele aber auch nicht, so wie andere nur das See allein leiden.


Meeraal (W3) [Adelung]


Der Meeraal, des -es, plur. die -e, eine große Art Aale, welche sich im Meere aufhalten; Seeal, Conger L. Im Dän. Havaal, von Hav, das Meer.


Meeradler (W3) [Adelung]


Der Meeradler, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Art Adler, welche sich am Meere aufhält, und mit einem Schusse so wohl auf Vögel, als auf Fische fällt; Aquila Ossifraga Klein. Falco Haliaetus L. Seeadler, Fischadler, Fischaar, Beinbrecher. ( S. das letzte Wort.) 2) Eine Art Rochen, welche am Schwanze einen langen gezähnten Stachel hat, Raja aquila L. ist bey einigen gleichfalls unter dem Nahmen des Meeradlers bekannt.


Meeralant (W3) [Adelung]


Der Meeralant, des -es, plur. die -e, eine Art Meerfische mit Bauchsinnen hinter den Brustsinnen, welche häutige Lippen, kleine Zähne, wohl aber einen kleinen Zahn in den Kinnladen über den Vertiefungen des Mundes hat; Mugil L. Meeräsche. Die Italiäner bereiten ihr Botargo aus dessen Rogen.


Meerälster (W3) [Adelung]


Die Meerälster, plur. die -n, eine Art ausländischer Vögel mit einem rothen Schnabel wie der Storch, einem oberwärts schwarzen, unten aber schmutzig weißen Kopf, Hals und Rumpf, und langen rothen Füßen; Haematopus Ostralegus L. weil er zur Fluthzeit des Meeres Austern fängt, daher er auch von einigen Austermann, Austervogel, Austerfischer und Austerdieb genannt wird.


Meerampfer (W3) [Adelung]


Der Meerampfer, des -s, plur. inus. eine Art des Ampfers, welche an den Europäischen Meerufern einheimisch ist; Rumex maritimus L.


Meerapfel (W3) [Adelung]


Der Meerapfel, des -s, plur. die -äpfel, S. Meerigel.


Meeräsche (W3) [Adelung]


Die Meeräsche, plur. die -n, S. Meeralant.


Meerassel (W3) [Adelung]


Die Meerassel, plur. die -n, eine Art nackter Würmer mit Gliedmaßen, einem länglichen und mit vielen Fühlspitzen an den Seiten versehenen Körper, welche im Meere lebt; Nereis L. Eine Art derselben ist so klein, daß man sie nicht mit bloßen Augen sehen kann, und verursacht das Leuchten des Seewassers.


Meerauster (W3) [Adelung]


Die Meerauster, plur. die -n, eine Art geringer Austern, welche auf dem hohen Meere gefischet werden.


Meer-Bacille (W3) [Adelung]


Die Meer-Bacille, plur. inus. S. Meerfenchel.


Meerball (W3) [Adelung]


Der Meerball, des -es, plur. die -bälle, eine gelblich braune länglich rund zusammen geballte Materie, welche auswendig rauch und haarig ist, inwendig aber Seesand und Muscheln hat; Pila marina. Man findet sie häufig im mittelländischen Meere, da sie denn über Venedig zu uns gebracht werden.


Meerbarbe (W3) [Adelung]


Die Meerbarbe, plur. die -n, S. Barbe.


Meerbeete (W3) [Adelung]


Die Meerbeete, plur. inus. S. Meermangold.


Meerbohne (W3) [Adelung]


Die Meerbohne, plur. die -n, S. Meereichel.


Meerbörs (W3) [Adelung]


Der Meerbörs, des -es, plur. die -e, eine Art Börse, welche sich im Meere aufhält, einen ungetheilten Schwanz, und auf dem Kopfe und vorn am Bauche blaue, rothe und schwarze Streifen hat; Perca marina L. Seebörs.


Meerbrassen (W3) [Adelung]


Der Meerbrassen, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Brassen von dunkler Farbe, welche sich in dem Meere aufhält; Sparus Pagrus L. Seebrassen.


Meerbürzel (W3) [Adelung]


Der Meerbürzel, des -s, plur. inus. S. Meer-Portulak.


Meerbütte (W3) [Adelung]


Die Meerbütte, plur. die -n, eine Art Bütten mit glattem Körper, welche sich in dem Meere aufhält; Pleuronectes Rhombus L. Weil ihr Fleisch dem Fasanen an Geschmacke ähnlich seyn soll, so wird sie von einigen auch Meerfasan, Seefasan genannt. Bey andern führet auch die große Bütte, oder der große Buttfisch, Pleuronectes Hippoglossus L. Franz. Barbue, den Nahmen der Meerbütte.


Meerdattel (W3) [Adelung]


Die Meerdattel, plur. die -n, eine Art der Steinmuschel, in Gestalt einer Dattel, welche andere die lange Spitzmuschel oder Pholade nennen; Pholus Dactylus L. Franz. Pitot.


Meerdrache (W3) [Adelung]


Der Meerdrache, des -n, plur. die -n. 1) Ein den Neuern unbekanntes Raubthier im Meere; dessen Ezech. 32, 2 gedacht wird. 2) Drachenfisch.


Meereiche (W3) [Adelung]


Die Meereiche, plur. die -n, eine Art des Meergrases, mit einem flachen zweytheiligen glatt geänderten Blatte, aus dessen Spitzen warzige Bläschen entspringen; Fucus vesiculosus L. Seeeiche. Es wohnt im atlantischen Meere, und wird in Schweden, wo man die Schweine damit füttert, Schweinetang genannt.


Meereichel (W3) [Adelung]


Die Meereichel, plur. die -n, eine vielschalige Muschel, welche einige Ähnlichkeit mit einer Eichel hat, Balanus L. und auch Meerbohne, Seeeichel, Franz. Gland de Mer, Holländ. Zee-Ekels genannt wird.


Meereinhorn (W3) [Adelung]


Das Meereinhorn, S. Seeeinhorn.


Meerenge (W3) [Adelung]


Die Meerenge, plur. die -n, der von zwey benachbarten Ländern enge eingeschränkte Theil eines Meeres, ein enger Durchgang aus einem Theile des Meeres in den andern, welcher bey den Schiffern eine Straße genannt wird. Im Tatian Giozo, Gosse, Gasse.


Meerengel (W3) [Adelung]


Der Meerengel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Engelfisch.


Meeresstille (W3) [Adelung]


Die Meeresstille, plur. die -n, der Zustand des Meeres, da es in völliger Ermanglung des Windes fast ohne alle Bewegung ist; die Seestille, und noch häufiger die Windstille.


Meeresstrom (W3) [Adelung]


Der Meeresstrom, des -es, plur. die -ströme, der Strom im Meere, diejenige Bewegung des Meeres, da dessen Wasser nach eine Gewissen Richtung gezogen wird; der Seestrom, Meerstrom.


Meereswoge (W3) [Adelung]


Die Meereswoge, plur. die -n, vornehmlich in der dichterischen Schreibart, die Wogen, d. i. hohen Wellen des Meeres. Mein Herz geht empor, wie Meereswogen im Sturm, Weiße.


Meerey (W3) [Adelung]


Das Meerey, des -es, plur. die -er, eine Art eyförmiger Meernüsse, oder einer gewundenen Art Muscheln, welche sich im Meere aufhält, und in Brasilien in der Größe eines Hühnereyes gefunden wird.


Meerfaden (W3) [Adelung]


Der Meerfaden, des -es, plur. die -fäden. 1) Eine Art des Meergrases mit einem fadenförmigen durchsichtigen Blatte; Fucus Filium l. 2) S. Meerröhre.


Meerfasan (W3) [Adelung]


Der Meerfasan, des -es, plur. die -e, S. Meerbütte.


Meerfeder (W3) [Adelung]


Die Meerfeder, plur. die -n, eine knorpelartige Thierpflanze im Meere, welche die Gestalt einer Feder hat, nicht an einem Orte fest sitzet, sondern eine willkührliche Bewegung hat. Die blätterigen Fäden zu beyden Seiten des Stammes, die den Fäden der Gänsefedern ähnlich sind, leuchten im Finstern und machen dem Abgrund des Meeres helle. Pennatula L. Seefeder.


Meerfeige (W3) [Adelung]


Die Meerfeige, plur. die -n, eine ähnliche Art der knorpeligen Thierpflanzen, welche einer Feige gleicht, eine Unterart der Meernester ist, und zunächst an die Schwämme gränzet. Siehe Seefeige.


Meerfenchel (W3) [Adelung]


Der Meerfenchel, des -s, plur. inus. eine dem Fenchel ähnliche Pflanze, welche an den Ufern des Europäischen Weltmeeres wohnet, und deren Blätter in England als ein Salat gegessen werden; Crithmum L. Meer-Bacille, Bacillen.


Meerferkel (W3) [Adelung]


Das Meerferkel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Meerschwein.


Meerfisch (W3) [Adelung]


Der Meerfisch, des -es, plur. die -e, eine jede Art Fische, welche sich allein oder doch am häufigsten im Meere aufhalten, und am gewöhnlichsten Seefische genannt werden; zum Unterschiede von den Fluß- und Teichfischen.


Meerfohre (W3) [Adelung]


Die Meerfohre, plur. die -n, eine Art Fohren oder Kienbäume, welche in den wärmern Ländern an den Ufern des Weltmeeres wächset; Pinus maritima Mill.


Meerfrau (W3) [Adelung]


Die Meerfrau, plur. die -en, oder im Diminut. das Meerfräulein, das weibliche Geschlecht einer vorgegebenen Art Seegeschöpfe, welche am obern Leibe einem Menschen gleichen, unten aber einen Fischschwanz haben sollen; das Meerweib, die Sirene. Das männliche Geschlecht wird der Meermann, das Geschöpf ohne Unterschied des Geschlechtes aber der Meermensch genannt.


Meerfrosch (W3) [Adelung]


Der Meerfrosch, des -es, plur. die -frösche. 1) Eine Art großer Frösche, welche über eine halbe Elle lang sind, und in den Amerikanischen Meeren angetroffen werden; Seefrosch. 2) Eine Art mit Lungen versehener Fische, welche nur Ein Luftloch auf jeder Seite hinter den mit Brustsinnen besetzten Armen haben; Rana piscatrix L.


Meergans (W3) [Adelung]


Die Meergans, plur. die -gänse, ein Nahme, welchen die Kropfgans bey einigen Schriftstellern führet, S. dieses Wort.


Meergewächs (W3) [Adelung]


Das Meergewächs, des -es, plur. die -e, ein jedes im Meere einheimisches Gewächs, das Seegewächs; zum Unterschiede von den Erd- oder Landgewächsen.


Meerglöckchen (W3) [Adelung]


Das Meerglöckchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Meerwinde.


Meergott (W3) [Adelung]


Der Meergott, des -es, plur. die -götter, Fämin. die Meergöttinn, in der Mythologie, eine Gottheit, welche das Meer regieret, und figürlich auch das Meer selbst.


Meergras (W3) [Adelung]


Das Meergras, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -gräser. 1) Eine Art Aftermooses, welches dem Grase ähnlich ist, und im Meere angetroffen wird; Fucus L. Seegras. Es gibt sehr viele Arten desselben, wohin auch die Meereiche, der Meerfaden u. a. m. gehören. 2) Eine Pflanze, welche gleichfalls in dem Weltmeere wohnet und in den mitternächtigen Ländern Tang, Seetang genannt wird. Zostera L. führet gleichfalls den Nahmen des Meeres- oder Seegrases.


Meergroppe (W3) [Adelung]


Die Meergroppe, plur. die -n, eine Art mit Kiemendeckeln versehener Meerfische, welche zum Theile einen Kamm auf dem Kopfe haben; Blennius L.


Meergrün (W3) [Adelung]


Meergrün, adj. et adv. der scheinbaren grünlichen Farbe des Meerwassers gleich oder ähnlich.


Meergründel (W3) [Adelung]


Der Meergründel, des -s, plur. ut nom. sing. oder der Meergründling, des -es, plur. die -e. 1) Eine Art den Gründeln ähnlicher Meerfische von schwarzer Farbe, welche ihren Rogen auf einen Stein am Ufer legt; Gobius Niger L. In Dänemark wird er Kutling, Schmörbutting genannt. 2) Bey einigen werden auch die Anschoven, oder die aus Frankreich und Portugal zu uns gebrachten Sardellen, Clupea Encrasicolus L. Meergründel genannt.


Meerhafen (W3) [Adelung]


Der Meerhafen, des -s, plur. die -häfen, ein Hafen am Meere, welcher noch häufiger ein Seehafen genannt wird; zum Unterschiede von einem Flußhafen.


Meerhahn (W3) [Adelung]


Der Meerhahn, des -es, plur. die -hähne, eine Art Amerikanischer Meerfische, wovon der zehente Strahl der Rückensinne, und der zweyte der Steißsinne länger als der ganze Fisch sind; Gallus L.


Meerhase (W3) [Adelung]


Der Meerhase, des -n, plur. die -n. 1) Ein Meerfisch, welcher mit dem Störgeschlechte nahe verwandt ist, und einen mit knochigen Schuppen besetzten Körper hat; Lumpus. L. In Norwegen wird er Rognkexe, d. i. Steinbeißer, und auf Helgoland Haffpode genannt. Eingesalzen heißt er in Dänemark Kundemave. 2) Eine Art im Meere befindlicher nackten Würmer mit Gliedern, welche eine Art Spritzlinge, Tethys L. ist. 3) S. Tintenfisch.


Meerheber (W3) [Adelung]


Der Meerheber, des -s, plur. ut nom. sing. bey einigen ein Nahme der Wasserhose, S. dieses Wort.


Meerhecht (W3) [Adelung]


Der Meerhecht, des -es, plur. die -e, eine Art dem Hechte ähnlicher Meerfische mit zwey Rückensinnen; Merlucius L. Seehecht.


Meerhenne (W3) [Adelung]


Die Meerhenne, plur. die -n, eine Art Meerfische, welche in Frankreich Poule de Mer genannt wird.


Meerhirse (W3) [Adelung]


Die Meerhirse, plur. inus. ein Nahme, welchen bey einigen auch der officinelle Steinsamen führet, welcher auf den Rainen in Europa wild wöchset; Lithospermum officinale L. Dagegen andere den Ackersteinsamen, Lithospermum arvense mit diesem Nahmen belegen.


Meerhorn (W3) [Adelung]


Das Meerhorn, des -es, plur. die -hörner, eine gewundene einfächerige Schnecke, woran das erste Gewinde sehr dickbäuchig, und die Öffnung einförmig ist; Buccinum L. Meer- trompete, Seetrompete, Posaunenschnecke, in Niederdeutschland Kinkhorn, alles wegen der Ähnlichkeit.


Meerhose (W3) [Adelung]


Die Meerhose, plur. die -n, der Nahme einer Lufterscheinung, S. 1. Hose 3).


Meerhuhn (W3) [Adelung]


Das Meerhuhn, des -es, plur. die -hühner, eine Art Wasserhühner, welche über 15 Zoll lang sind, und sich am Ufer des Meeres aufhalten, Tringa Limosa L.


Meerhund (W3) [Adelung]


Der Meerhund, S. Seehund.


Meerigel (W3) [Adelung]


Der Meerigel, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art vielschaliger runder Muscheln, deren Schale eine harte Rinde ist, und zum Theil bewegliche Stacheln hat; Echinus L. Seeigel, Meerapfel, Igelschnecke, Seeapfel.


Meerjunker (W3) [Adelung]


Der Meerjunker, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Schleyen, welche sich im Meere aufhält; Tinca lulis L.


Meerkalb (W3) [Adelung]


Das Meerkalb, des -es, plur. die -kälber, S. Seehund.


Meerkamm (W3) [Adelung]


Der Meerkamm, des -es, plur. die -kämme, eine Art Meerfische, deren Kopf und Floßfedern mit gegitterten blauen Strichen versehen sind; Novacula L.


Meerkatze (W3) [Adelung]


Die Meerkatze, plur. die -n, ein Nahme, welchen man allen mit einem Katzenschwanze versehenen Affen beyzulegen pflegt, deren es sehr viele Arten gibt, Cebus L. Sie haben diese Nahmen, weil sie aus wärmern Ländern über das Meer zu uns gebracht werden.


Meerkirsche (W3) [Adelung]


Die Meerkirsche, plur. die -n, die herbe, den Kirschen ähnliche Frucht des Meerkirschenbaumes, welchen Nahmen der Erdbeerbaum, Arbutus Unedo L. in einigen Gegenden führet, vielleicht auch, weil er über das Meer zu uns gebracht worden.


Meerkrebs (W3) [Adelung]


Der Meerkrebs, S. Seekrebs.


Meerkreuzdorn (W3) [Adelung]


Der Meerkreuzdorn, S. Haffdorn.


Meerkuh (W3) [Adelung]


Die Meerkuh, S. Seekuh.


Meerleuchte (W3) [Adelung]


Die Meerleuchte, plur. die -n, eine Art Meerfische mit Bauchsinnen unter den Brustsinnen, und einem gepanzerten und mit rauhen Strichen versehene Kopfe; Trigla Lucerna L.


Meerleyer (W3) [Adelung]


Die Meerleyer, plur. die -n, eine ähnliche Art Seefische, welche sich in den Gewässern um England aufhält; Trigla Lyra L. Franz. Rouget.


Meerlinsen (W3) [Adelung]


Die Meerlinsen, sing. inus. S. Äntengrün.


Meerlöwe (W3) [Adelung]


Der Meerlöwe, S. Seelöwe.


Meerlungenkraut (W3) [Adelung]


Das "Meerlungenkraut", des -es, plur. inus. eine Art des Lungenkrautes, welches an dem Meerstrande des mitternächtigen Europa wächset; "Pulmonaria maritima L."


Meermangold (W3) [Adelung]


Der Meermangold, des -es, plur. inus. eine Art des Mangoldes, mit doppelten Blumen, welche an dem Meerstrande Englands und der Niederlande einheimisch ist; Beta maritima L. Meerbeete.


Meermann (W3) [Adelung]


Der Meermann, des -es, plur. die -männer, S. Meerfrau.


Meermaus (W3) [Adelung]


Die Meermaus, plur. die -mäuse, eine Art nackter Würmer mit Gliedern, welche sich in dem Meere aufhält, einen eyrunden mit vielen Füßen versehenen Körper und ein Maul mit zwey doppelten Fühlspitzen hat; Aphrodita L. Eine Art derselben ist mit kleinen Schuppen, eine andere aber mit Stacheln bedeckt.


Meermensch (W3) [Adelung]


Der Meermensch, des -en, plur. die -en, S. Meerfrau.


Meermoos (W3) [Adelung]


Das Meermoos, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Moos, oder vielmehr Aftermoos, welches in dem Meere wächset, dessen es verschiedene Arten gibt.


Meermuschel (W3) [Adelung]


Die Meermuschel, plur. die -n, Muscheln, welche sich im Meere aufhalten, Seemuscheln; zum Unterschiede von den Flußmuscheln.


Meernabel (W3) [Adelung]


Der Meernabel, des -s, plur. die -näbel. 1) Eine Art Aftermoses, welches eine lederartige, flache, zirkelrunde, fest sitzende Pflanze ist, welche sich auf dem Boden des Weltmeeres aufhält; Ulua umbilicalis L. 2) Die versteinerten nabelförmigen Deckel einer gewissen Art Seeschnecken, welche im mittelländischen Meere häufig sind, führen gleichfalls den Nahmen der Meer- oder Seenäbel.


Meernadel (W3) [Adelung]


Die Meernadel, plur. die -n, 1) Ein Meerfisch, Esox Bellone L. ( S. Hornfisch.) 2) Eine Art versteinerten ungewundener Schnecken, welche aus geraden silberfarbenen Röhren bestehen, die wie ein abgebrochenes Stück von einer Stricknadel aussehen, und von einigen zu den Tubulis rectis gerechnet werden. Siehe Seenadel.


Meernebel (W3) [Adelung]


Der Meernebel, des -s, plur. ut nom. sing. ein dichter und finsterer Nebel, welcher sich oft auf dem Meere sehen lässet, und gewisse große Sandbänke fast beständig bedeckt.


Meernest (W3) [Adelung]


Das Meernest, des -es, plur. die -er, eine Art knorpeliger Thierpflanzen von kugelrunder Gestalt; Alcyonium L. Die Meerfeige, Todtenhand u. s. f. sind Arten derselben.


Meernuß (W3) [Adelung]


Die Meernuß, plur. die -nüsse, eine Art Schnecken mit gewundener länglich runder Schale, deren Öffnung oben weit und unten enge ist; Bulla L. Das Meerey ist eine Art derselben. Beyde halten sich nur in dem Weltmeere auf.


Meerorgel (W3) [Adelung]


Die Meerorgel, plur. die -n, S. Meerröhre.


Meerpapagey (W3) [Adelung]


Der Meerpapagey, des -en, plur. die -en, eine Art Meerfische, mit vorwärts abgestumpften Kopfe; Coryphaena psittacus L. Seepapagey, Franz. Perroquet.


Meerpfaffe (W3) [Adelung]


Der Meerpfaffe, des -n, plur. die -n, eine Art Meerfische mit Bauchfinnen vor den Brustfinnen, und einem rauhen Kopfe; Uranoscopus L. Franz. Grados, Crados, in der Normandie Pretre, in Bretagne Pretras.


Meerpfau (W3) [Adelung]


Der Meerpfau, des -es, plur. die -en, S. Giftroche.


Meerpferd (W3) [Adelung]


Das Meerpferd, des -es, plur. die -e, S. Seepferd.


Meerpforte (W3) [Adelung]


* Die Meerpforte, plur. die -n, eine veraltete Benennung eines Meer- oder Seehafens, welche unter andern noch in dem Titel der ehemahligen Chursächsischen Ministers Brühl vorkam.


Meerpinsel (W3) [Adelung]


Der Meerpinsel, des -s, plur. inus. eine Art im Meere befindlicher ungewundener einschaliger Schnecken, von der Dicke einer Federspule, welche vorn Fäserchen wie ein Pinsel hat, mit welchen sie sich an die Steine anhängt; Penicillus L.


Meer-Portulak (W3) [Adelung]


Der Meer-Portulak, des -es, plur. die -e, ein Nahme der Meermelde, wegen einiger Ähnlichkeit der Blätter, ( S. dieses Wort.) In den gemeinen Mundarten wird er in Meerbürzel verderbt.


Meerräuber (W3) [Adelung]


Der Meerräuber, S. Seeräuber.


Meerrauke (W3) [Adelung]


Die Meerrauke, plur. inus. eine Art der Rauke, welche als ein Sommergewächs in unsern Gärten gebauet wird, aber in Italien einheimisch ist. Entweder, weil sie daselbst am Seestrande wächset, oder auch, weil sie über Meer nach dem nördlichen Deutschlande gebracht worden.


Meerrebe (W3) [Adelung]


Die Meerrebe, plur. inus. eine Art der Waldrebe, welche an die Ufern des Asiatischen Meeres wohnet; Clematis maritima L.


Meerrettig (W3) [Adelung]


Der Meerrettig, des -es, plur. inus. eine Art des Löffelkrautes, dessen lange dünne und scharfe Wurzel in der Küche bekannt ist, wo sie, auch nach allerley Zubereitungen, den Nahme des Meerrettiges behält; Cochlearia Amoracia L. Da dieses Gewächs in den Wassergräben und kleinen Bächen einheimisch ist, so scheinet Meer hier für Moor, Morast, zu stehen, ( S. das folgende,) obgleich andere es von dem Lat. amarus ableiten, und dieses Wort daher Märrettig schreiben. Da indessen dieses Gewächs im Nieders. Marreddik heißt, so wird in dem Bremisch., Nieders. Wörterbuche nicht unwahrscheinlich gemuthmaßet, daß die erste Hälfte das alte Mar, ein Pferd, sey, weil die Wurzel der Pferden sehr gesund ist, daher sie auch im Engl. Horseradish heißt. Ihr Holländ. Nahme ist Mierik-Wortel. Im Oberdeutschen wird der Meerrettig Grän, Krän, Grien, Krien genannt, im Russischen Chren, ohne Zweifel von dem noch bey den Krainerischen Wenden üblichen grenak, bitter.


Meerrind (W3) [Adelung]


Das Meerrind, des -es, plur. die -er, in einigen Gegenden, ein Nahme des Rohrdommels, ( S. dieses Wort.) Hier ist Meer unstreitig so viel wie Moor, Morast, daher eben dieser Vogel an andern Orten Moosochse, und Moosreigel genannt wird.


Meerröhre (W3) [Adelung]


Die Meerröhre, plur. die -n. 1) Eine Art ungewundener Meerschnecken in Gestalt eine langen engen Röhre, deren es verschiedene Arten gibt, welche auch versteinert angetroffen werden; Tubulus L. Mehrere zusammen versteinerte Meerröhren in Einem Stücke führen bey den Steinkennern den Nahmen der Meerorgel, Seeorgel. 2) Auch eine Art weicher hornartiger Thierpflanzen, welche sich im Meere aufhalten, und das einer theils einfachen, theils in Zweige zertheilten hornartigen Röhre bestehen aus deren obern offenen Theile das Thier durch viele Faden oder Arme hervor raget; Tubularia L. sind unter dem Nahmen der Meerröhren, ingleichen der Meerfäden bekannt.


Meersäbel (W3) [Adelung]


Der "Meersäbel", des -s, plur. ut nom. sing. ein Meerfisch, welcher zu dem Geschlechte der Delphinen gehöret; 10 bis 12 und in Amerika bis 30 Schuh lang ist, und außer den zwey Seitensinnen einer 3 bis 4 Schuh lange Rückensinne in Gestalt eines Säbels hat; "Delphinus Gladius marinus L.".


Meersalz (W3) [Adelung]


Das Meersalz, S. Seesalz.


Meersamkraut (W3) [Adelung]


Der Meersamkraut, des -es, plur. inus. eine Art des Samkrautes, welches an dem Strande des Europäischen Meeres wohnet; Potamogeton marinum L.


Meersaufisch (W3) [Adelung]


Der Meersaufisch, des -s, plur. die -e, eine Art Hayen mit einem höckerigen Rücken, ohne Steißfinnen; Squalus Galeus L.


Meerschatten (W3) [Adelung]


Der Meerschatten, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art der Seerappen, welche sehr mager ist, und um Rochelle häufig gefangen wird; Sciaena Umbra L. Franz. Maigre.


Meerschaum (W3) [Adelung]


Der Meerschaum, des -es, plur. inus. 1) Eine vorgegebene weiche, weiße, brüchige Masse, welche aus dem Schaume des salzigen Meerwassers bereitet wird, aber ein Unding ist, indem sie Pfeifenköpfe, welche daraus bestehen sollen, und in Semlin u. s. f. sehr häufig verfertigt werden, aus einer Art weichen Specksteines bestehen, welcher aus Natolien kommt, und die gelbe Farbe durch Sieden in Öhl erhält. Daher das Bey- und Nebenwort meerschaumen, aus Meerschaum verfertiget. Ein meerschaumener Pfeifenkopf. 2) Auch ein nackter Wurm mit Gliedern, welcher sich im Meere aufhält, einen erhabenen eyrunden Körper, und Fühlspitzen von verschiedener Gestalt und Anzahl hat; Holothuria L.


Meerschäumer (W3) [Adelung]


Der Meerschäumer, des -es, plur. ut nom. sing. eine etwas anständigere Benennung eines Seeräubers, von der R. A. das Meer schäumen, d. i. auf Beute in der See herum segeln, S. Schäumen.


Meerschildkröte (W3) [Adelung]


Die Meerschildkröte, plur. die -n, eine Art großer Schildkröten, welche sich nur in dem gesalzenen Meerwasser aufhalten; zum Unterschiede von den Land- und Flußschildkröten.


Meerschlägel (W3) [Adelung]


Der Meerschlägel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Hammerfisch.


Meerschlange (W3) [Adelung]


Die Meerschlange, plur. die -n, Arten von Schlangen, welche sich nur allein in dem Meere aufhalten; Serpens marinus L. Besonders eine Schlange von ungeheurer Größe, welche sich in dem äußersten Norden aufhalten soll, und in Norwegen Karlswolden und Seewurm genannt wird.


Meerschnecke (W3) [Adelung]


Die Meerschnecke, plur. die -n, Schnecken, welche sich nur allein in dem Meere aufhalten; zum Unterschiede von den Erd-, Wege- und Flußschnecken.


Meerschwalbe (W3) [Adelung]


Die Meerschwalbe, plur. die -n, ein Nahme, welchen die Mewen an einigen Orten führen, ( S. dieses Wort;) ingleichen der Bienenfraß, S. dieses Wort.


Meerschwamm (W3) [Adelung]


Der Meerschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine Art zäher, trockner Schwämme, welche im Meere wohnet; zum Unterschiede von den auf dem festen Lande einheimischen Schwämmen. Man bedienet sich dieses Schwammes besonders zum Baden und Waschen, daher er auch Badeschwamm, gemeiniglich aber auch nur Schwamm schlechthin genannt wird.


Meerschwein (W3) [Adelung]


Der "Meerschwein", des -es, plur. die -e,

1) Ein vierzehiges vierfüßiges Thier in der Größe eines jungen Kaninchen, von verschiedener und unbeständiger Farbe, welches fast beständig pfeifet oder wie ein Schwein grunzet; "Mus porcellus L." Am häufigsten im Diminut. "Meerschweinchen", "Meerferkel". Es ist in Guinea und Brasilien einheimisch, und hat die erste Hälfte seines Nahmens daher, weil es über Meer nach Europa gebracht worden, wo es hin und wieder zur Luft aufgezogen wird.

2) Der "Delphin" oder "Tummler", "Delphis L." wird an vielen Orten "Meerschwein" genannt. Ingleichen

3) der verwandte "Braunfisch" oder "Tonnin", "Phocaena L." welcher kürzer oder dicker als der Delphin ist und eine stumpfe Schnautze hat. So wie auch,

4) der gleichfalls verwandte "Butzkopf" oder "Nordkaper", "Orca L." welcher Dän. "Öresvin", in Niederdeutschland aber auch "Springer", "Springwall" heißt.


Meersenf (W3) [Adelung]


Der Meersenf, des -es, plur. inus. ein Schotengewächs, welches an dem Meerstrande aller Theile der alten Welt gefunden wird; Bunias L.


Meerskorpion (W3) [Adelung]


Der Meerskorpion, des -es, plur. die -e, ein dem Skorpion ähnlicher Meerfisch mit einem großen und mit Spitzen versehener Kopfe; Scorpaena L.


Meerspargel (W3) [Adelung]


Der Meerspargel, des -s, plur. inus. eine Art des Spargels, welche an den Küsten des Mittelmeeres wild wächset; Asparagus maritimus L.


Meerspinne (W3) [Adelung]


Die Meerspinne, plur. die -n. 1) Bey einigen ein Nahme der Krabben oder Garnelen, ( S. diese Wörter.) 2) Bey andern des Blackfisches oder Tintenfisches, ( S. dieses Wort,) beyde wegen einiger Ähnlichkeit der äußern Gestalt.


Meerstern (W3) [Adelung]


Der Meerstern, des -es, plur. die -e, S. Seestern.


Meerstille (W3) [Adelung]


Die Meerstille, S. Meeresstille.


Meerstrom (W3) [Adelung]


Der Meerstrom, S. Meeresstrom.


Meerstrudel (W3) [Adelung]


Der Meerstrudel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Strudel in dem Meere, zum Unterschiede von einem Strudel in einem Flusse; der Meerwirbel.


Meertang (W3) [Adelung]


Der Meertang, des -s, plur. inus. ein Gewächs, welches in dem Weltmeere wohnet, und auch Seetang, ingleichen nur Tang schlechthin genannt wird; Zostera L.


Meerteufel (W3) [Adelung]


Der Meerteufel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Flußteufel.


Meertritt (W3) [Adelung]


Der Meertritt, des -es, plur. inus. S. Meerwegetritt.


Meertrompete (W3) [Adelung]


Die Meertrompete, plur. die -n, S. Meerhorn.


Meerufer (W3) [Adelung]


Das Meerufer, des -s, plur. ut nom. sing. das Ufer des Meeres, zum Unterschiede von einem Fluß- und Seeufer; der Meerstrand.


Meerwage (W3) [Adelung]


Die Meerwage, plur. die -n, S. Hammerfisch.


Meerwasser (W3) [Adelung]


Das Meerwasser, des -s, plur. inus. das Wasser im Meere, das Seewasser; zum Unterschiede von dem Brunnenwasser, Flußwasser u. s. f. Bey dem Notker Mereuuazzere.


Meerwegetritt (W3) [Adelung]


Der Meerwegetritt, des -es, plur. inus. 1) Eine Art des Wegetrittes, welche an den Ufern des morgenländischen und mittägigen Weltmeeres wohnet; Polygonum maritimum L. 2) Der Roßschwanz, Ephedra L. welcher auf den felsigen Hügeln am Meere des mittägigen Europa einheimisch ist, führet bey einigen gleichfalls den Nahmen des Meerwegetrittes und Meertrittes.


Meerweib (W3) [Adelung]


Das Meerweib, des -es, plur. die -er, S. Meerfrau und Sirene.


Meerwinde (W3) [Adelung]


Die Meerwinde, plur. inus. eine Art der Winde, welche an dem Meerufer in England und Friesland angetroffen wird; Convolvulus Soldanella L. S. Meerkohl.


Meerwirbel (W3) [Adelung]


Der Meerwirbel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Meerstrudel.


Meerwolf (W3) [Adelung]


Der Meerwolf, des -es, plur. die -wölfe. 1) Eine Art ausländischer Wölfe, welche sich so wohl auf dem Lande, als im Wasser aufhalten sollen, Lupus marinus Klein. et Gesn. Nach Belonii Beschreibung hat er einen großen Kopf, mit Haaren bewachsene Augen, Nase und Zähne wie ein Hund, aufrecht stehende Haare, ein buntes schwarz geflecktes Fell, und einen langen, dicken und zotigen Schwanz. 2) Auch eine Art Börse, welche in Frankreich Bar und Lubine genannt wird; Perca Labrax L.


Meerwunder (W3) [Adelung]


Das Meerwunder, des -s, plur. ut nom. sing. eine jede wunderbare Erscheinung im Meere; besonders ein wunderbares Geschöpf im Meere. So pflegt man die großen seltenen Thiere im Meere, die vorgegebenen Sternen, und andere seltene und sonderbare Dinge häufig Meerwunder zu nennen.


Meerwurzel (W3) [Adelung]


Die Meerwurzel, plur. inus. ein Nahme, welcher auch der bläulichen Mannstreu gegeben wird, welche bey andern Meerstrands-Mannstreu heißt, weil sie an dem sandigen Meerstrande einheimisch ist; Eryngium maritimum L.


Meerzahn (W3) [Adelung]


Der Meerzahn, des -es, plur. die -zähne, eine Art zahnförmiger Meerröhren, Tubulus Dentalis L. Andere nennen das verwandte Entalium L. den Meerzahn.


Meerzeisig (W3) [Adelung]


Der Meerzeisig, des -es, plur. die -e, S. Hänfling und Gräßlein.


Meerzwiebel (W3) [Adelung]


Die Meerzwiebel, plur. die -n, ein Zwiebelgewächs, dessen Zwiebel oft die Größe eines Kinderkopfes erreicht, und eine sehr heftige und anhaltende Schärfe besitzet; Scilla maritima L. Bey andern Squilla. Sie hat den Nahmen entweder, weil sie an den sandigen Meeresufern des mittägigen Europa wohnet, oder auch, weil sie über Meer zu uns gebracht wird. Von einigen wird sie Mäusezwiebel genannt.


Mehl (W3) [Adelung]


Das Mehl, des -es, plur. inus. zarter, zu einem unfühlbaren Pulver gemahlener Staub, besonders der nahrhafte Staub dieser Art der Getreidearten, Hülsenfrüchten u. s. f. nach der vermittelst des Beutels davon geschiedenen Kleye. Ungebeuteltes Mehl wird Schrot, und in einigen Oberdeutschen Gegenden Ohs, Aas, Ähß genannt, Rockenmehl, Gerstenmehl, Weitzenmehl, Bohnenmehl, Erbsenmehl, Erdäpfelmehl u. s. f. Der Weitzen gibt ein feines, gesundes Mehl. Mehl mahlen. Schwarzes Mehl, dasjenige Rockenmehl, welches aus dem sechsten und letzten Gange kommt. Gegrabenes Mehl, eine Art dem Mehle in der äußern Gestalt ähnlichen Bolus, welche von dem gemeinen Volke zuweilen in Theuerungen, aber zu seinem großen Schaden, gegessen worden. In weiterer Bedeutung werden zuweilen auch andere zu einem unfühlbaren und dem Mehle ähnlichen Staube geriebene oder zermalmte Körper Mehl genannt. Dergleichen ist das Wurmmehl, oder das von den Holzwürmern zu einem zarten Staube zermalmte Holz, das Bohrmehl, das von dem Bohrer klein zermalmte Hoz oder Stein, das Pochmehl in den Hüttenwerken u. s. f. In einigen Gegenden werden auch die Sägespäne Sägemehl genannt.

Anm. Im Nieders. und Dän. Meel, bey einigen Oberdeutschen Schriftstellern Mähl, bey dem Ottfried Melo, bey dem Tatian Meleuue, und noch in einer Schwäbischen Urkunde von 1479 Melbe, im Angels. Mealawe, im Engl. Meal, im Schwed. Mjöl, im Wallis. Mal, im Slavon. Mlanie, im Pohln. Mieleny, im Alban. Miel, im Lat. Mola, im Griech - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es ist ein sehr naher Geschlechtsverwandter von Malm, Mulm, Mull und stammet unmittelbar von mahlen ab, wenn es nicht vielmehr das Stammwort von diesem ist; denn aus den Zusammensetzungen Mehlbeere, Mehlbirn u. s. f. erhellet, daß dieses Wort eine gewisse Art der mürben, weichen Beschaffenheit überhaupt bedeutet, und in dieser Rücksicht ein Geschlechtsverwandter von molsch, mürbe u. s. f. ist. Wenn es im Tatian heißt, schüttelt then Melin fon iuuaren fuozen, den Staub, so ist hier allem Ansehen nach Mulm zu lesen, welches durch das dem Wort Mehl ungewöhnliche männliche Geschlecht wahrscheinlich wird.


Mehlbahn (W3) [Adelung]


Die Mehlbahn, plur. die -en, bey den Müllern, die innere Seite des Laufes mit dem darin befindlichen Mehle. In manchen Gegenden ist dem Müller die Mehlbahn gelassen, d. i. was sich an der innern Seite des Laufes vom Mehle anlegt.


Mehlbank (W3) [Adelung]


Die Mehlbank, plur. die -bänke, eben daselbst, eine Bank, wodurch das Mehlloch gehet.


Mehlbeere (W3) [Adelung]


Die Mehlbeere, plur. die -n, eine Benennung verschiedener mehlichten Arten von Beeren. 1) Der Beeren des Sperlingsbaumes, Crataegus Aria L. ( S. Mehlbaum 1.) 2) Des Weißdorns, Crataegus Oxyacantha, ( S. Mehlbaum 2.) 3) Des Schlingbaumes, Viburnum Lantana, ( S. Mehlbaum 3.) 4) Der Preiselbeeren, Vaccinium Vitis Idaea, ( S. Preiselbeere. 5) Der wilden Johannis-Beeren, Ribes alpinum welche auch Mehldrosseln genannt werden, ( S. Johannis-Beere.) 6) Der Sandbeeren, Arbutus Uva Ursi, welche bey Zell Moorbeeren heißen. Und vielleicht noch anderer mehr. Alle Stauden, welche diese Beeren tragen, werden alsdann auch Mehlbeersträuche genannt. S. auch Mehlbaum.


Mehlbeutel (W3) [Adelung]


Der Mehlbeutel, des -s, plur. ut nom. sing. in den Mühlen, der Beutel, durch welchen das Mehl gebeutelt wird, und welcher gemeiniglich nur der Beutel schlechthin heißt, S. dieses Wort.


Mehlbirn (W3) [Adelung]


Die Mehlbirn, plur. die -n, eine Art mehlichter Birnen, welche das Mittel zwischen dem Pyrus Crataegus und der Mispeln ist, und auch Lazerolen-Birn genannt wird; Pyrus irregularis L.


Mehlbohrer (W3) [Adelung]


Der Mehlbohrer, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, eine Art des Bohrers, das von dem Meißelbohrer gemachte Bohrmehl damit heraus zu hohlen, um die Beschaffenheit des Gesteines zu erkennen.


Mehlbrey (W3) [Adelung]


Der Mehlbrey, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein aus Mehl gekochter Brey; ein Mehlmuß, Pappe, Nieders. Pampe.


Mehldorn (W3) [Adelung]


Der Mehldorn, des -es, plur. die -en, S. Mehlbaum 2.


Mehlfäßchen (W3) [Adelung]


Das Mehlfäßchen, des -s, plur. ut nom. sing. 1. Im gemeinen Leben einiger Gegenden, ein Nahme der Beeren so wohl des Speyerlingsbaumes als auch des Weißdornes, ( S. Mehlbaum,) vermuthlich wegen ihrer länglich runden, einem kleinen Fasse ähnlichen Gestalt. In den gemeinen Mundarten auch verderbt Mehlfeistchen. In einigen Gegenden heißen sie Mehlhosen, von Hose, ein längliches Gefäß, wo denn auch der Strauch Mehlhosenstrauch genannt wird. 2) Ein zur Aufbewahrung des Mehles bestimmtes Fäßchen. Das Mehlfaß, ein solches Faß.


Mehlfleck (W3) [Adelung]


Der Mehlfleck, des -en, plur. die -e, in den Küchen, aus dünne getriebenem Nudelteige geschnittene Flecke oder irreguläre Stücke, welche in Wasser gekocht und mit geschmelzter Butter angerichtet werden. Sie sind eine Art der Italiänischen Macaroni.


Mehlhose (W3) [Adelung]


Die Mehlhose, plur. die -n, S. Mehlfäßchen 1.


Mehlicht (W3) [Adelung]


Mehlicht, -er, -ste, adj. et adv. dem Mehle ähnlich. Ein mehlichtes Pulver, welches sich so weich wie Mehl anfühlen lässet. Mehlichte Früchte, welches ein mürbes, dem schwach angefeuchteten Mehle ähnliches Fleisch haben, dergleichen die Mehlbeeren und Mehlbirnen sind, ( S. Mehl Anm.) Bey den Mahlern ist mehlicht ein Fehler, wenn die Gegenstände mit zu hellen und abgeschmackten Farben gemahlet werden, wenn die Lichter zu weiß und die Schatten zu grau sind. In das Mehlichte verfallen.


Mehlig (W3) [Adelung]


Mehlig, -er, -ste, adj. et adv. Mehl enthaltend. Mehlige Früchte oder Körner, welche Mehl geben oder enthalten. Ingleichen mit Mehl bestäubt. Sich mehlig machen.


Mehlkäfer (W3) [Adelung]


Der Mehlkäfer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Käfer, welche den Erdkäfern gleichen, und sich gern in dem Mehle aufhalten; Tenebrio L. Hausschabe. Ihre Larve, welche von den Nachtigallen begierig gefressen wird, ist unter dem Nahmen des Mehlwurmes bekannt.


Mehlkasten (W3) [Adelung]


Der Mehlkasten, des -s, plur. ut nom. sing. in der Haushaltung, ein Kasten zur Bewahrung des Mehles.


Mehlkleister (W3) [Adelung]


Der Mehlkleister, des -s, plur. inus. ein aus Mehl bereiteter Kleister; Pappe.


Mehlkloß (W3) [Adelung]


Der Mehlkloß, des -es, plur. die -klöße, ein aus Mehl gekochter Kloß; zum Unterschiede von den Semmelklößen, Fleischklößen, Leberklößen u. s. f.


Mehlkraut (W3) [Adelung]


Das Mehlkraut, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des Johanniswedels, welcher auch Geißbart genannt wird; Spiraea Ulmaria L.


Mehlmeise (W3) [Adelung]


Die Mehlmeise, plur. die -n, in einigen Gegenden, ein Nahme der Aschmeise, wegen ihrer weißlich grauen Farbe, besonders wegen ihres weißen Kopfes, der so aussieht, als wenn er mit Mehl bestäubet wäre.


Mehlmilbe (W3) [Adelung]


Die Mehlmilbe, plur. die -n, eine Art Milben, oder kleiner ungeflügelter Insecten mit acht Füßen und zwey gelenkigen Fühlspitzen, welche sich im Mehle aufhalten, aber auch in die Schweißlöcher der Menschen kriechen und alsdann die Krätze verursachen; Acarus farinae L. Milbe, im gemeinen Leben Mehlmiethe.


Mehlmutter (W3) [Adelung]


Die Mehlmutter, m plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme des Mutterkornes, S. dieses Wort.


Mehlmuß (W3) [Adelung]


Das Mehlmuß, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, S. Mehlbrey.


Mehlpilz (W3) [Adelung]


Der Mehlpilz, des -es, plur. die -e, S. Birkenpilz.


Mehlpulver (W3) [Adelung]


Das Mehlpulver, des -s, plur. inus. in der Geschützkunst, das zu einem Mehle zerriebene Schießpulver; zum Unterschiede von dem Kornpulver, oder gekörnten Schießpulver.


Mehlsack (W3) [Adelung]


Der Mehlsack, des -es, plur. die -säcke, ein zur Fortschaffung oder Aufbehaltung des Mehles bestimmter Sack.


Mehlsand (W3) [Adelung]


Der Mehlsand, des -es, plur. car. eine Art des Staubsandes, dessen Theile ein wenig gröber als des Flugsandes sind, und welcher wegen seines Gebrauches auch Formsand genannt wird.


Mehlschabe (W3) [Adelung]


Die Mehlschabe, plur. die -n, eine Art Schaben, welche sich in den Stuben, besonders aber in dem Mehle aufhält, und erst in den neuen Zeiten durch die Handlung mit dem Oriente gebracht worden; Blatta orientalis L. Stubenschabe.


Mehlsieb (W3) [Adelung]


Das Mehlsieb, des -es, plur. die -e, ein Sieb zur Reinigung des Mehles.


Mehlspeise (W3) [Adelung]


Die Mehlspeise, plur. die -n, eine jede aus Mehl bereitete Speise.


Mehlstaub (W3) [Adelung]


Der Mehlstaub, des -es, plur. inus. Staub von verstäubtem Mehle, in die Luft getriebenes Mehl als ein Staub betrachtet.


Mehlstraube (W3) [Adelung]


Die Mehlstraube, plur. die -n, in den Küchen, aus Mehl gebackene Strauben, zum Unterschiede von andern Arten, siehe Straube.


Mehlsuppe (W3) [Adelung]


Die Mehlsuppe, plur. die -n, eine aus Mehl gekochte Suppe.


Mehlthau (W3) [Adelung]


Der Mehlthau, des -es, plur. doch nur von dessen Erscheinung zu mehrern Zeiten, die -e, in der Landwirthschaft, eine weißliche Materie, welche sich wie ein Mehl oder weißer Staub auf die Gewächse legt, dieselben verdirbt; und, wie man lange geglaubt, mit dem Thau vom Himmel fallen soll; zum Unterschiede von dem kleberigen Honigthaue. Die neuern Naturforscher schreiben den Mehlthau gewissen Insecten, besonders aber den Blattläusen zu, andere aber leiten ihn, wenigstens gewisse Arten desselben, von einer Stockung in den Säften der Gewächse her. Auch der weiße Staub, welchen die untersten vertrockneten Blätter der Kürbisse bekommen, ist unter dem Nahmen des Mehlthaues bekannt, ob er gleich unstreitig nicht von einem Thaue herrühret. An dem Getreide wird der Mehlthau wenn er aus einem dem Honigthaue ähnlichen gelbrothen kleberigen Staube bestehet, auch der Rost genannt, Franz. Rouille, Ital. Robbiga, Ruggine.

Anm. Im Oberdeutschen Milthau, Molthau, im Angels. Mildeawe, im Engl. Mildew, im Holländ. Meltaw, im Ital. Melume. Ohne Zweifel wegen des weißen dem Mehleähnlichen Staubes, obgleich andere dieses Wort bald von Mahl, Makel, Flecken, bald von Milbe u. s. f. hergeleitet haben. Die ältern Schriftsteller begriffen auch den Honigthau, welcher eigentlich rothe Flecken auf den Blättern hinterlässet, unter dem Nahmen des Mehlthaues. Der erstere hieß schon im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, welches auch rothe Farbe bedeutete, und so fern kann es wohl seyn, daß auch Mehlthau zu Mahl, Makel, Flecken, gehöret. In Böhmischen und vielleicht auch in Oberdeutschland wird der Mehlthau Trachten genannt.


Mehlwurm (W3) [Adelung]


Der Mehlwurm, des -es, plur. die -würmer, die Larve des Mehlkäfers, S. dieses Wort.


Mehr (W3) [Adelung]


Mehr, adj. et adv. welches eigentlich der Comparativ des veralteten Positivi meh, viel, groß, ist, und im Superlative mehreste und meiste hat. Es ist in doppelter Gestalt üblich. I. Als ein Nebenwort, wo es überhaupt eine größere Menge bezeichnet. 1. Eigentlich. So wohl mit ausdrücklicher Meldung dessen, worauf sich die größere Anzahl beziehet, oder dessen, was der Maßstab der Vielheit ist, da denn im Nachsatze alle Mahl als, im Oberdeutschen aber auch denn folget. Das ist mehr als ich brauche. Ich habe mehr als nöthig ist. Er thut mehr als er soll. Ich habe es dir mehr als zehn Mahl gesagt. Er ist mehr als 50 Jahre alt. Ich bekomme nicht mehr als du. Alte Leute sagen oft mit einem Worte mehr, als die Jugend in zehen Jahren nicht fassen kann, Gell. besser, als die Jugend in zehen Jahren fassen kann. Oder so, daß dasjenige, worauf sich die Mehrheit beziehet, darunter verstanden wird. Drey Mahl mehr, zehn Mahl mehr. Es ist ein wenig mehr. Etwas mehr. Noch mehr. Was wollen sie mehr? Ich kann nicht mehr essen. Was konnte ich mehr thun? Ich sage nichts mehr davon. Das hat etwas mehr zu bedeuten. Ich habe nicht mehr. Ich habe nichts mehr. Dasjenige, um wie viel die Sache der Menge nach mehr ist, stehet nach Maßgebung des Zeitwortes in der ersten oder vierten Endung, gemeiniglich ohne, selten mit um. Das Haus kostet hundert Thaler mehr, oder um hundert Thaler mehr. Ich gebe keinen Häller mehr. Ich gebe zehen Thaler mehr. Ich habe nun einen Grund mehr, ihn nicht zu sprechen. Das ist ein Trost mehr. 2. Figürlich. 1) Die Wiederhohlung einer Handlung zu bezeichnen, wo es bejahender Weise nur selten vorkommt. Willst du es mehr thun? Willst du mehr sündigen? Am häufigsten mit der Verneinung. Sündige hinfort nicht mehr, nicht wieder, nicht öfter. Nicht mehr thun, ist die beste Buße. Niemahls mehr, oder nimmermehr. 2) Einen geendigten Zustand zu bezeichnen, gleichfalls nur mit der Verneinung. Ich bin nicht mehr dein Freund. Ich sehe ihn nicht mehr. Ich höre niemand mehr. Hast du nichts mehr zu thun? Unser Freund lebt nicht mehr. Das stehet jetzt nicht mehr in unserm Vermögen. Es regnet nicht mehr. Ich kann nicht mehr essen, sehen, gehen u. s. f. Im Oberdeutschen wird dieses nicht mehr häufig in nimmer zusammen gezogen. Er lebt nimmer. 3) Mit einigen andern Bey- und Nebenwörtern der Zeit, der Menge, der Beschaffenheit u. s. f. doch auch nur verneinungsweise, bedeutet es einen Zusatz, für über dieß, ferner u. s. f. Unsere Trennung wird nicht mehr lange dauern. Der Frost wird so gar lange nicht mehr anhalten. Es wird so viel nicht mehr seyn. Es ist kein Mensch mehr da. Ein Gott ist und keiner mehr, 5 Mos. 4, 35. Sage mir kein Wort mehr. 4) Einen größern Vorzug, eine größere Würde zu bezeichnen. Er ist mehr als du, er ist vornehmer. Mehr seyn wollen als andere Leute. Gott ist mehr denn ein Mensch, Hiob. 33, 12. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise? In den alten Bremischen Statuten sind die Mehren die Vornehmen. 5) Eine Intension oder größere innere Stärke der Handlung zu bezeichnen, wo im Positivo viel oder sehr stehet. Ich liebe ihn jetzt mehr als vorher. Er gilt mehr bey uns als bey euch. Ich muß meine Sorge mehr auf ihn richten, als auf dich. Du hast es mehr mir als ihm zuzuschreiben. Daran ist mehr dein Glück, als dein Verstand Schuld. Solche Leute sind mehr zu bedauern, als zu verachten. Man muß Gott mehr gehorchen, denn den Menschen, Apostelg. 5, 29. Um so viel mehr, aus dieser oder folgender Ursache desto stärker. ( S. auch Vielmehr.) Wohin auch einige besondere Arten des Ausdruckes gehören. (a) Mehr und mehr, noch häufiger immer mehr und mehr, ehedem je mehr und mehr, je länger, je stärker. Wir wollen mehr und mehr Gott dankbar seyn, Opitz. Er gefällt mir immer mehr und mehr. Mer unde mer, Willeram. (b) Das ist nicht mehr als billig, das ist vollkommen billig. Das Hundert war schon mehr als voll, Less. reichlich voll. (c) Mehr als zu oft, mehr als zu viel, mehr als zu groß u. s. f. überflüssig oft, viel, groß. Die Sache ist mehr als zu gewiß. O, ich kenne mich mehr als zu wohl. Sie gefallen ihm mehr als zu sehr. Was nachmahls mehr als zu oft geschahe. Ich fürchte, daß mir diese unglückliche Entdeckung schon mehr als zu bekannt ist, Gell. (d) Je mehr ich der Sache nachdenke, desto mehr finde ich dich schuldig. Je mehr er hat, je mehr er haben will. Endlich, 6) dienet dieses Nebenwort auch in einigen Fällen Comparative zu machen; und zwar, (a) wenn das Beywort keinen eigenen Comparativ leidet, oder derselbe den Wohlklang beleidiget. Sey künftig meiner mehr eingedenk. Wohin besonders die Mittelwörter gehören. Ein noch mehr geliebtes Kind. Da dann der Superlativ mit am meisten gemacht wird. (b) Wenn die Vergleichung vermittelst zweyer Nebenwörter ausgedruckt wird. Mein Herz ist mehr als traurig, als lustig. Gott mehr gütig als gerecht denken, ist eben so viel, als Gott entehren, Gell. In andern Fällen ist der Gebrauch dieses Wortes statt des Comparatives eine unzeitige Nachahmung des Französischen, wo die Comparative nicht anders als mit plus gemacht werden können. Nur muß man nicht das für Comparative halten, wo 7) eine größere Intension der ganzen Handlung oder des ganzen Zustandes ausgedruckt wird. Nichts spricht ihn davon mehr frey, als seine Jugend. Jeder Mensch ist frey, und nie muß er es mehr seyn, als wenn es die Wahl seines Glückes betrifft. II. Als ein Beywort, welches wieder auf gedoppelte Art gebraucht wird. 1. Als ein unabänderliches Beywort, welches doch nur in der ersten und vierten Endung, so wohl des Singulars als Plurals stehen kann, und sein Hauptwort bey sich haben muß, d. i. als ein wahres Beywort nicht absolute stehen kann, außer bey einigen Fürwörtern. Es ist in dieser Gestalt die abgekürzte dritte Declination der Beywörter; mehr für mehres, wie viel für vieles. Es bezeichnet alsdann alle Mahl einen größern Grad der Menge und der Intension, und zwar auf eine so unbestimmte Art, daß es weder einen Artikel vor, noch ein Fürwort unmittelbar nach sich leidet. Gib mir ein wenig mehr Geld. Mehr Leute habe ich nie gesehen. Nie habe ich mehr Schmerzen empfunden. Sie haben ja weit mehr Verdienste als ich. Ich habe ihm auf mehr als Eine Art bedienet. Es besitzet immer ein Mensch mehr Einsicht, als der andere. Du hast mehr Glück als Verstand. Deine Bestimmung erfordert mehr Eingezogenheit, mehr Stille und Ruhe des Geistes. Selten stehet es in diese Bedeutung vor einem Hauptworte der dritten Endung. Seit zehen und mehr Jahren. Ist der Ausdruck so bestimmt, daß das Hauptwort einen Artikel oder ein Fürwort vor sich hat, oder statt dessen ein Fürwort stehet, so gebraucht man (a) entweder ein Vorwort. Mehr von dieser Waare. Schicken sie mir mehr von diesen Leuten. Oder (b) das mehr tritt hinter das Hauptwort, welches alsdann, besonders in der edlern und höhern Schreibart, alle Mahl in der zweyten Endung stehet. Es wird des Holzes nicht mehr werden. Und was der Dinge mehr sind. Ich habe des Zeuges mehr, als ich brauche. Es müßte denn ein Vorwort eine andere Endung erfordern. So gehts mit andern Dingen mehr. Das Fürwort solch leidet das mehr so wohl vor als nach sich. Ich habe solcher Leute mehr gesehen, oder mehr solche Leute, oder mehr solcher Leute, oder auch solche Leute mehr. Es gibt solcher Leute mehr. Ich habe solche Mädchen mehr vor mir gehabt, Gell. Dieß und viel anders mehr gab mir der Argwohn ein. Weiße. Nur wenn das Hauptwort von einem Fürworte vertreten wird, so muß solches alle Mahl voran und in der zweyten Endung stehen. Ich habe dessen mehr als nöthig ist. Unsrer sind mehr als der eurigen. Es kommen ihrer noch mehr. Wo doch zuweilen auch ein Vorwort Statt findet. Es kommen noch mehr von ihnen. 2. Als ein abänderliches Beywort, welches ein eigener Comparativ ist, welcher in gedoppelter Bedeutung gebraucht wird. 1) Eine absolute Vielheit, d. i. mehr als Eins, zu bezeichnen, ohne zu bestimmen, ob solches mehr oder wenig sey. In dieser Bedeutung, in welcher es dem Eins entgegen gesetzet ist, scheinet es erst in den neuern Zeiten eingeführet zu seyn. Es leidet in derselben den bestimmten Artikel, ohne ihn doch nothwendig zu erfordern. Die mehrere Zahl, der Plural, im Gegensatze der einfachen, oder des Singulars. Ich habe ihn zu mehrern Mahlen gesehen, mehrmahls, mehr als Ein Mahl. Die zusammen gesetzten Maschinen bestehen aus der Verbindung mehrerer einfacher Maschinen. 2) Als ein wahrer Comparativ, von einer größern Menge, und von einem größern Grade der Intention. So wohl conjunctive und mit dem Hauptworte, doch nur in der zweyten und dritten Declination der Beywörter, folglich ohne den bestimmten Artikel. Einige mehrere Aufmerksamkeit wäre hier wohl nöthig gewesen, für einige größere. Dazu wird eine mehrere Anstrengung der Seelenkräfte erfordert. Besonders in der dritten Declination der Beywörter, wo man es in der edlern und anständigern Schreibart gern für das unabänderliche mehr gebraucht. Eine Sache mit mehrerm Fleiße verrichten, mit mehr Fleiß. Es braucht noch mehrere Gewißheit. Wir wollen es mit mehrern Worten erklären. Ein Fuchs, Der oft mit mehrerm Glück als Rechte Der schnellen Hunde Spur entging. Lichtw. Es ist hier eine Nachahmung der Oberdeutschen Kanzelleyen, welche dieses declinable mehrer dem indeclinablen mehr gern vorziehen, vermuthlich aus keiner andern Ursache, als weil es um eine Sylbe länger ist. Im Hochdeutschen folget ihnen, wie schon gesagt worden, die edlere Schreibart darin zuweilen nach, obgleich die Zusammenkunft zweyer und dreyer r nicht alle Mahl den besten Wohllaut macht. Als auch absolute und ohne Hauptwort, für welchen Fall dieses mehrer eigentlich bestimmet ist, indem das kürzere mehr sich nur selten auf diese Art gebrauchen lässet. Es stehet alsdann, doch nicht ohne Unterschied, bald im Singular, collective, bald auch im Plural. Das thun mehrere, d. i. Menschen. Ich habe es mehrern gesagt, mehrern Menschen. Republikanische Regierungen, wo eine große That von mehrern bemerket wird. Das soll künftig mit mehrern erläutert werden, weitläufiger, mit mehrern Worten. Ein mehreres kann ich dir jetzt nicht geben. In den Kanzelleyen ist man mit diesem absoluten Beyworte noch freygebiger. Solches haben wir des mehrern ersehen, umständlicher, weitläufiger. Diese Anstalten zeigen des mehrern u. s. f. Wo man auch es sogar als ein Nebenwort gebraucht. Wir müssen hierin um so mehrers ansuchen, um so viel mehr. Der eigentliche Superlativ von diesem Comparativ heißt der mehreste, so wie er von dem alten meh, meiste lautet, welches aus meheste zusammen gezogen ist. Er ist mit dem letzten völlig gleichbedeutend, nur mit dem Unterschiede, daß man ihn in der edlen und anständigen Schreibart dem, obgleich ohne Noth für niedriger gehaltenen meist gern vorzuziehen pflegt. Der mehreste Theil, der meiste Theil. Die mehresten Stimmen gelten lassen, die meisten. Das kränkt mich am mehresten, am meisten. Viele, besonders Oberdeutsche Schriftsteller, gebrauchen statt beyder Superlativen gern den Comparativ mehrer. Das mehrere Theil wußte nicht, warum sie zusammen kommen waren, Apostelg. 19, 32. Ihrer bestanden das mehrere Theil auf dem Rath, Kap. 27, 12. Welches auch wohl Hochdeutsche Schriftsteller aus einer eingebildeten Zierlichkeit nachahmen. Die mehrern Stimmen gelten lassen.

Anm. Dieses alte Wort lautet, so fern es eine größere Menge oder Intension bedeutet, schon seit dem 7ten und 8ten Jahrhunderte im Oberdeutschen mer, mera, im Niedersächsischen und Dänischen meer, im Engl. more, im Angels. mare, und im Schwed. mer. Wenn man unser heutiges mehr oder mehrer genau untersucht, so scheinen beyde von zwey verschiedenen, obgleich genau verwandten Stämmen herzukommen. Das Nebenwort und abänderliche Beywort mehr ist, so fern es eine größere Menge bedeutet, der Comparativ von dem uralten aber veralteten Stammworte meh, ma, viel, groß; Comparat. meher, zusammen gezogen mehr; Superl. meheste zusammen gezogen meiste, für mehste. Dieses meh, ma, welches so wohl groß als viel bedeutete, lautet noch bey der Winsbeckinn me, im Epirotischen maa, im Wallis muy, und ist mit unserm Macht, Menge, Mast, Mastbaum, Mauer, Mauch, michel, groß, Meister, dem Lat. magis, multum, magnus, major, maximus, dem alten Gothischen maiza, mais, mehr, dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ; - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, hundert, und andern genau verwandt, welche insgesammt durch allerley Ableitungssylben davon herstammen. Von diesem ma, me, stammet vermittelst des Ableitungslautes r ein neues Beywort her, welches im Positive mar, mehr, lautet, und gleichfalls groß und viel bedeutet, und unter andern auch noch bey dem Hornegk sehr häufig vorkommt, auch noch in dem Wallachischen mare, groß, vorhanden ist. Dieser im Deutschen veraltete Positiv scheinet noch in denjenigen Bedeutungen des Nebenwortes mehr zum Grunde zu liegen, wo es keine eigentliche Vergleichung voraus setzet. Von ihm kommen der Comparativ mehrer, der also kein neuer Comparativ von der zweyten Staffel mehr ist, und der Superlativ mehreste her. Dieser mar, mehr, im Comparat. mehrer, bedeutete ehedem auch groß, in welchem Verstande es im Oberdeutschen, und besonders in der Schweizerischen Mundart noch häufig vorkommt. Ob es mehrere Stadt, Bluntschli. Das mehrere Spital, ebend. das größere. Meriris, maioris, Kero, bey welchem auch Meririn die Vorfahren, Majores, sind. Ja noch 1477 heißt die älteste in Augsburg die mehrere der Geburt. Ehedem war mehr auch in ein Bindewort, welches aber bedeutete, und noch in dem Holländ. maer, in dem Franz. mais, und Ital. ma vorhanden ist, im Hochdeutschen aber nicht mehr gehöret wird.


Mehr (W3) [Adelung]


* Das Mehr, des -es, plur. die -e, ein im Hochdeutschen ungewöhnliches, im Oberdeutschen aber noch gebräuchliches Abstractum von dem vorigen Beyworte. 1) Die Mehrheit, d. i. die größere, überlegene Menge; wo es besonders von der Mehrheit der Stimmen und ohne Plural gebraucht wird. Durch da Mehr Bürgermeister werden, durch die meisten Stimmen. Etwas mit gemeinem Mehr thun; mit der Mehrheit der Stimmen. 2) Die Sammlung der Stimmen, das Votiren. Ein Mehr machen, die Stimmen sammeln, Umfrage halten. Ein Gegenmehr machen, über die entgegen gesetzte Sache die Stimmen sammeln. Man konnte lange zu keinem Mehr kommen, zu keinem Votiren. Daher auch die daselbst üblichen Zeitwörter übermehren, überstimmen, abmehren, durch die meisten Stimmen abschaffen, verwerfen, ermehren, durch die meisten Stimmen beschließen.

Anm. Mit dem eigentlichen Ableitungsleute der Abstracten ist bey dem Ottfried thie Mera die Menge. Wenn die Mehr und die Mehrung in den vorigen Jahrhunderten einiger Gegenden die feyerliche Handlung bedeutete, da die Truppen die Kriegs-Artikel beschworen, wo auch das Zeitwort mehren in diesem Verstande üblich war, so ist solches nur eine Figur der vorigen Bedeutung, so fern dazu ehedem die meisten Stimmen nöthig waren. In einer Hessischen Reiter-Bestallung von 1570 heißt es Art. 106: "Es soll auch diese Bestallung und Artikel zur Zeit der ersten Musterung öffentlich den gemeinen Reutern im freyen Felde unter fliegenden Fahnen für gelesen, darauf durch sie gemehret werden, wie von Alters gebräuchlich." Und Art. 108: "Gleichergestalt sollen alle Reuter - gleich sowohl zu Haltung obgemelter Bestallung und Articul verbunden seyn, als wenn sie zu Anfang darauf bestellt wären und gemehret hätten." Womit aber abmehren, abtheilen, nichts als den Klang gemein hat. Siehe 1. Mehren.


Mehrbraten (W3) [Adelung]


Der Mehrbraten, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, besonders bey den Jägern, ein Nahme des Lendenbratens. Vermuthlich von dem Niedersächsischen mör, mürbe, weil diese Stücken ein sehr mürbes und zartes Fleisch haben.


Mehren (W3) [Adelung]


1. Mehren, verb. reg. act. welchen theilen bedeutet, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, aber im Hochdeutschen veraltet ist, und nur noch in einigen Gegenden vorkommt, besonders in dem zusammen gesetzten abmehren, abtheilen. Abgemehrte, abgefundene, abgetheilte, Rinder. Daher die Abmehrung, die Abfindung, Abtheilung. S. 3. Mark 1. 1).


Mehren (W3) [Adelung]


2. Mehren, verb. reg. act. 1) Von dem Bey- und Nebenworte mehr, mehr machen, der Zahl und Menge, und zuweilen auch der Intension noch größer machen; bey dem Ottfried und Notker meron. Seyd fruchtbar und mehret euch, 1 Mos. 1, 22, 28. Die Menschen begunten sich zu mehren, Kap. 6, 1. Sein Einkommen mehret sich, Nehem. 9, 37. Die Frucht des Herren mehret die Tage, Sprichw. 10, 27. das Wort Gottes mehrete sich, Apostelg. 12, 24. Du sollst dich so gemehrt an Kindern spüren, Opitz. Im Hochdeutschen ist dafür das zusammen gesetzte vermehren üblicher; doch kommt das einfache Zeitwort noch zuweilen bey Dichtern vor. So wie sich deine Jahre mehren, Mehrt dein Verdienst sich um die Welt, Gell. 2) * Von dem Hauptworte Mehr, vermittelst eines Mehr, d. i. einer Mehrheit der Stimmen, beschließen; eine im Hochdeutschen unbekannte Bedeutung, S. das Mehr. So auch die Mehrung.


Mehrentheils (W3) [Adelung]


Mehrentheils, adv. welches aus des mehrern oder mehresten Theiles, d. i. dem Mehresten oder meisten Theile nach, zusammen gezogen ist, und wofür auch meisten Theils und größten Theils und in der Sprache des täglichen Umganges auch meistens üblich ist; Nieders. meistlik. Und woraus besteht die Welt? Mehrentheils aus Thoren, Haged. Mehren stehet hier vermuthlich anstatt des alten Comparativi merren für mehrern. Der mynre Theil soll dem merren folgen. Sachsensp.


Mehrhaberey (W3) [Adelung]


Die Mehrhaberey, plur. die -en, die ungeordnete Begierde, mehr zu haben.


Mehrheit (W3) [Adelung]


Die Mehrheit, plur. inus. von dem Bey- und Nebenworte mehr. 1) So fern dasselbe dem Eins entgegen gesetzet ist, der Zustand, da ein Ding mehr als Eines ist, ohne doch zu bestimmen, ob dieses mehr viel oder wenig ist. In diesem Verstande pflegen einige neuere Sprachlehrer den Plural oder die mehrere Zahl auch die Mehrheit zu nennen. 2) Der Zustand, oder die Eigenschaft der größern Menge oder Anzahl. Die Mehrheit der Stimmen. Im Oberd. die Mehrtheit, der Mehrtheil.


Mehrmahlig (W3) [Adelung]


Mehrmahlig, das Beywort von dem folgenden Nebenworte, was zu mehrern Mahlen ist oder geschiehet. Die mehrmahlige Wiederholung einer Sache.


Mehrmahls (W3) [Adelung]


Mehrmahls, adv. zu mehrern Mahlen, mehr als Ein Mahl. Ich habe ihn schon mehrmahls gesehen. Bey einigen irrig mehrmahls oder mehrmalen, S. 6. Mahl 2. 2).


Mehrung (W3) [Adelung]


1. * Die Mehrung, plur. inus. das Verbale des Zeitwortes mehren, S. dasselbe.


Mehrung (W3) [Adelung]


2. Die Mehrung, plur. die -en, ein nur in einigen Oberd. Gegenden, z. B. in Österreich, übliches Wort, eine Cloak, oder einen Canal zu Abführung der Unreinigkeiten, eine Abzucht, in Meißen eine Schleuse, zu bezeichnen. Es scheinet aus Meer, Moor, Morast, Sumpf, und der Ableitungssylbe -ing oder -ung zusammen gesetzet zu seyn.


Meht (W3) [Adelung]


Der Meht, S. Meth.


Meiden (W3) [Adelung]


1. * Meiden, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen veraltet ist, ehedem aber schneiden, und in engerer Bedeutung verschneiden, castriren bedeutete. Daher war Meide oder meiden ehedem ein verschnittenes Pferd, ein Wallach, welches Wort viele Ausleger verkannt, und es bald durch einen Hengst, bald aber auch, wie ein Fisch, durch ein mittelmäßiges Pferd, ein Pferd von der Mittelgattung erkläret haben. Es stammet mit dem folgenden von mähen ab, so fern solches schneiden bedeutet, S. dasselbe.


Meiden (W3) [Adelung]


2. Meiden, verb. irreg. act. Ich meide, du meidest, er meidet; Imperf. ich mied; Mittelw. gemieden; Imperat. meide. Es bedeutet, 1) eigentlich, einer Person oder Sache aus dem Wege gehen, sich hüthen, daß man sich nicht mit ihr an Einem Orte befinde, ihrer Gegenwart zu entgehen suchen; wofür auch, doch mit einigem Nachdrucke, vermeiden üblich ist. Zu meiden die Stricke des Todes, Sprichw. 13, 14. Ihr könnet wohl wieder Freunde werden, wenn du ihn nicht meidest, Sir. 22, 27. Einen ketzerischen Menschen meide, Tit. 3, 10. Eines Gesellschaft meiden. Man muß ihn meiden, als ein schlagendes Pferd, ihm aus dem Wege gehen. Leide, was du nicht meiden kannst. Das Land, die Stadt, den Hof meiden müssen, denselben nicht zu nahe kommen, sie nicht betreten dürfen. Ich werde von ihm gemieden. 2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, vorsetzlich unterlassen, die Bestrebung der Gelegenheit, der Veranlassung dazu, zu entgehen. Meidet allen bösen Schein, 1. Thess. 5, 22. Schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse, Hiob 2, 3. Die Arbeit, die Sünde, die Trunkenheit, das Laster meiden. Allen Streit meiden. Ich mied alle Gelegenheit dazu. So auch die Meidung. Anm. Schon bey dem Kero und Ottfried midan, im Nieders. miden, wo auch midern enthaltsam, schüchtern, furchtsam ist. Ehedem bedeutete es auch verborgen seyn, ingleichen lih miden bey dem Notker sich schämen, der auch Midunga für Scham gebraucht. In noch mehr thätiger Bedeutung ist bimiden bey dem Ottfried abwenden, und bey der Winsbeckinn figürlich abmahnen. Das du mit runen midest mih, daß du mich heimlich abmahnest. Aus allem erhellet, daß es ein Abkömmling von mähen ist, so fern solches überhaupt eine gelinde Bewegung bedeutet, daher pimidan in den Monseeischen Glossen durch declinare übersetzt wird. Meiden und fliehen sind daher nur in den Graden der Bewegung unterschieden. Nimmt man die Verwechselung der Buchstaben eines und eben desselben Werkzeuges als etwas Bekanntes an, so ist auch das Lat. vitare ein sehr naher Geschlechtsverwandter davon. Einige geben diesem und dem zusammen gesetzten vermeiden eine reguläre Abwandelung; ich meidete, gemeidet, welche Form auch Hiob 1, 1, Tob. 1, 5, 10 vorkommt. Indessen ist im Hochdeutschen die irreguläre immer noch die üblichste.


Meier (W3) [Adelung]


1. Der Meier, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur noch in dem zusammen gesetzten Birkenmeier übliches Wort, wo es allem Ansehen nach von mähen, Nieders. meien, schneiden, abstammet, und ein aus einem Birkenstamme geschnittenes Trinkgefäß bezeichnet, S. Birkenmeier.


Meier (W3) [Adelung]


2. Der Meier, des -s, oder der Meierich, oder das Meierkraut, des -es, plur. inus. Nahmen verschiedener bey uns wild wachsenden Pflanzen. 1) Des Gauchheils, Anagallis arvensis L. welches zu dem Unterschiede von andern rother Meier genannt wird. ( S. Gauchheil.) 2) Des Vogelkrautes, Alsine media L. 3) Des Labkrautes, Gallium verum L. welches auch Megerkraut, Waldstroh, unser Frauen Bettstroh, goldener Waldmeister und gelbes Kreuzkraut genannt wird. 4) S. Meierkraut. Anm. Der Grund der Benennung ist dunkel. Einige dieser Gewächse haben zarte, weit auf der Erde herum kriechende Zweige, und da scheinet ihr Nahme von mähen, Nieders. meien, sich bewegen, oder auch von 1. May, ein Zweig, Büschel, abstammen. Wäre die Abstammung von dem letzten Worte erweislich, so könnte man den Nahmen dieser Pflanzen auch Mayer, Mayerich, Mayerkaut schreiben, wie von vielen wirklich geschiehet. Indessen kann auch das alte ma, mä, mei, niedrig, ( S. Meer, Moor, Morast,) das Stammwort dieses Nahmens seyn, theils so fern einige dieser Gewächse, wie z. B. das Vogelkraut, niedrig bleiben, theils aber auch, so fern sie gern an niedrigen feuchten Orten wachsen. Von ma, me, mei wird mit angehängter Ableitungssylbe -er, welche ein Subject, ein Ding bezeichnet, Meier, und vermittelst der neuen Ableitungssylbe -ich, Meierich.


Meier (W3) [Adelung]


3. Der Meier, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Meierinn, ein sehr altes Wort, welches überhaupt eine Person bedeutet, welche mehr als andere ist, andern Personen ihrer Art, oder auch wohl einer Sache vorgesetzet ist. Bey dieser sehr allgemeinen Bedeutung ist es denn kein Wunder, daß dieses Wort von je her von sehr mancherley Arten solcher Vorgesetzten gebraucht worden. Die vornehmsten sind folgende. 1) * Der Major Domus oder Comes Palatii der Fränkischen Könige, der oberste Pfalzgraf, kommt in den mittlern Zeiten sehr oft unter dem Nahmen des Meiers, Hausmeiers vor. Noch in dem Schwabenspiegel heißt der Churfürst von der Pfalz des heil. Reichs obrister Richter und Hausmeier. In den folgenden Zeiten wurde derjenige vornehme Hofbeamte, welcher jetzt unter dem gleichbedeutenden Nahmen des Hofmeisters bekannt ist, Meier und Hausmeier genannt. In dem mittlern Lat. und zwar schon in dem Galischen Gesetze, machte man aus diesem Meier Major, obgleich andere es umkehren, und das Deutsche von dem Lateinischen Worte ableiten wollen. ( S. die Anmerkung.) In beyden Bedeutungen ist es jetzt im Deutschen veraltet. 2) In den Städten war der Meier, eine der vornehmsten obrigkeitlichen Personen, welche die hohe Gerichtbarkeit ausübete, und mit den Vögten und Schuldheißen beynahe einerley Amt und Würde hatte, zuweilen aber auch noch denselben verschieden war; im mittlern Lat. Major villae. In diesem Verstande kommt es noch in einigen Städten vor. So hatte in Aachen vor nicht gar langer Zeit, und vielleicht noch jetzt, der Vogt die peinliche, der Meier aber die bürgerliche Gerichtbarkeit mit den Polizeysachen zu besorgen. In vielen Städten Frankreichs und Englands ist eine solche obrigkeitliche Person unter dem Nahmen des Maire, Mayor, gleichfalls noch bekannt. 3) Der Vorgesetzte der Landwirthschaft so wohl einer ganzen Gegend, als auch eines einzelnen Landgutes, wo es ehedem von mehrern Arten solcher Vorgesetzten gebraucht wurde, und zum Theil noch gebraucht wird. Besonders pflegt man einen Vorgesetzten eines Land- oder Feldgutes, auch wenn es nur ein Bauergut ist, welcher gegen einen jährlichen Lohn die Aufsicht über den Feldbau führet, und der oberste unter den Knechten ist, in vielen Gegenden einen Meier oder Hofmeyer zu nennen. An andern Orten heißt er Vogt, Feldvogt, Schirrmeister, in Böhmen Schaffner, im Pommern Statthalter, in Meißen aber Hofmeister. ( S. dieses Wort.) Die Vorgesetzte der Mägde eines Gutes, sie sey nun die Frau des Meiers oder nicht, wird alsdann die Meierinn, Hofmeierinn genannt. 4) In noch weiterer Bedeutung sind in vielen Gegenden, besonders Niedersachses und Westphalens, die Meier Besitzer unfreyer Bauergüter, gewisse Erbzinsleute, welche ihr Meiergut oder ihren Meierhof nicht eigenthümlich, sondern nur als einen alle neun Jahre zu erneuernden Erbpacht besitzen, und dem Gutsherren einen gewissen festgesetzten Meierzins entrichten. Bey der Erneuerung des Meiergedinges, ingleichen bey Veränderung des Hauswirthes und zuweilen auch des Gutsherren bezahlen sie wie andere Lehengüter den Weinkauf, oder wie er im Calenbergischen heißt, die Kurmede, und erhalten darüber einen neuen Meierbrief. Ein solcher Meier ist eben das, was an andern Orten ein Zinsbauer, Erbzinsbauer, im Oberdeutschen ein Gültebauer, im Hessischen ein Landsiedel u. s. f. genannt wird. Nach Maßgebung der Größe seines Gutes oder Hofes, wird er ein Vollmeier, oder Halbmeier, oder Kothsasse genannt. Daher die Zeitwörter bemeiern, mit einem solchen Meiergute versehen, abmeiern, einen Meier seines Gutes entsetzen u. s. f.

Anm. Dieses Wort hat, so wie Meister, alles Ansehen eines echten alten Deutschen Wortes. Es ist von dem alten ma, mä, meh, groß, mehr, und der Ableitungssylbe -er, eine männliche Person oder ein Ding, zusammen gesetzet, und bedeutet überhaupt einen Vorgesetzten, folglich auch, wie in der vierten Bedeutung den Vorgesetzten, eines Bauergutes, wovon ein anderer der Eigenthümer ist. Es ist zuverlässig ein Geschlechtsverwandter von dem Lat. magnus, major, ohne doch aus dem letzten gebildet zu seyn, wie viele behauptet haben. ( S. Macht, Mehr, Meister.) Da dieses Wort im Deutschen so alt, und von einem so weiten Umfange ist, so ist gar nicht glaublich, daß die Deutschen und verwandten Völker für einen Vorgesetzten nicht eher einen eigenen Nahmen gehabt haben sollten, als bis sie solchen aus dem Lat. Major und Magister entlehnet. Das Lateinische Major ist vielmehr erst in den spätern Zeiten auf die Deutschen Meier angewandt worden. Daß dieses Wort so wohl von den vornehmsten Hof- und Reichsbeamten, als auch von einer geringen Art Bauern gebraucht worden, darf niemanden befremden. Es hat dieses Schicksal mit Meister, Hofmeister, Marschall, Kanzler und andern allgemeinen Benennungen mehr gemein. Die Schreibart dieses Wortes ist sehr verschieden. Man schreibt es bald Maier und Mayer, bald auch Meyer. Das ai ist ein Oberdeutscher Doppellaut, welcher im Hochdeutschen gern in ein ei übergehet, zumahl da das alte meh, mehr, und der Superlativ meist, sich für das letztere erklären. Für das y ist gar kein G und vorhanden. Ein anderes hierher nicht gehöriges Wort in das Nieders. Meier, ein Mäher, Schnitter, von meien, mähen.


Meier-Amarant (W3) [Adelung]


Der Meier-Amarant, des -es, plur. inus. eine Art des Amarantes, welcher in dem gemäßigten Europa einheimisch ist, Amarantes Blitum L. S. 2. Meier Anmerk. und in Ansehung der Rechtschreibung Amarant.


Meieran (W3) [Adelung]


Der Meieran, S. Majoran.


Meierbrief (W3) [Adelung]


Der Meierbrief, des -es, plur. ut nom. sing. derjenige Brief, d. i. Urkunde, in welchem ein Meier mit einem Meiergute belehnet wird; S. 3. Meier 4).


Meierding (W3) [Adelung]


Das Meierding, des -es, plur. die -e, 1) Von Ding, ein Gericht, in einigen Niedersächsischen Gegenden, ein besonderes Gericht, über die Meier, in welchem einige Meier als Beysitzer befindlich sind. 2) Von Ding, ein Gedinge oder Vertrag, eben daselbst, der Vertrag zwischen dem Gutsherren und dem Meier, das Meiergedinge. Daher das Meierdingsrecht, das daraus erwachsende Recht, das Meierdingsland, Land, d. i. Grundstücke, welche diesem Rechte unterworfen sind, das Meierdingsgut, ein Meiergut, oder Bauergut, welches von einem Meier nach Meierdingsrecht besessen wird, der Meierdingsmann, im Plural, die Meierdingsleute, Meier, Personen, welche dem Meierdingsrechte unterworfen sind. S. 3. Meier 4).


Meierey (W3) [Adelung]


Die Meierey, plur. die -en. 1) * So fern Meier eine vornehmen Beamten bezeichnet, ist Meierey der demselben anvertrauete Bezirk. Im Hoch- und Oberdeutschen kommt es in dieser Bedeutung nicht mehr vor, wohl aber in einigen Niederdeutschen Gegenden, und besonders in Brabant, wo es so viel als ein Amt, eine Burg mit dem dazu gehörigen Gebiethe ist. 2) Ein zu einem Hauptgute gehöriges und besonders zur Viehzucht bestimmtes Landgut, welchem ein Meier vorstehet, welches von einem Meier oder Hofmeister im Nahmen des Besitzers verwaltet wird, und welches auch ein Meierhof, ein Meiergut, an andern Orten auch ein Hof schlechthin, ingleichen ein Vorwerk genannt wird; (siehe 3. Meier 3). 3) Ein Bauergut, welches einem Meier auf Meierrecht, d. i. gegen einen jährlichen Erd- oder Meierzins, überlassen worden, besonders in einigen Niedersächsischen Gegenden; ein Meierhof, Meiergut.


Meiergedinge (W3) [Adelung]


Das Meiergedinge, des -s, plur. ut nom. sing. Siehe Meierding 2).


Meiergut (W3) [Adelung]


Das Meiergut, des -es, plur. die -güter. 1) Ein einem Meier oder Hofmeister anvertrauetes Landgut, ( S. Meierey 2). 2) Ein Erbzinsgut, welches von einem Meier besessen wird, siehe Meierey 3).


Meierhof (W3) [Adelung]


Der Meierhof, des -es, plur. die -höfe. 1. An einigen Orten, der von einem Haupthofe abhängige Hof, welcher der Aufsicht eines Meiers anvertrauet ist, und in weiterer Bedeutung auch die dazu gehörigen Grundstücke; das Meiergut, die Meierey, an andern Orten ein Vorwerk. S. 3. Meier 3). 2) In einigen Gegenden, ein Bauerhof, welcher von einem Meier auf Meierrecht besessen wird; die Meierstatt, S. 3. Meier 4).


Meierich (W3) [Adelung]


Der Meierich, des -es, plur. inus. ein Nahme verschiedener Pflanzen, S. 2. Meier.


Meierjagd (W3) [Adelung]


Die Meierjagd, plur. die -en, in einigen Gegenden Niedersachsens, z. B. im Rothenburgischen, eine Jagd, welche der Gutsherr des Jahres zwey Mahl auf den Ländereyen seiner Meier zu halten berechtiget ist.


Meierkraut (W3) [Adelung]


Das Meierkraut, des -es, plur. inus. ein Nahme verschiedener Pflanzen, ( S. 2. Meier.) Besonders wird das Kraut des Mangoldes oder der Beete Beta L. in einigen Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, Meier, Meierich, und Meierkraut genannt. Rothes Meierkraut, weißes Meierkraut. S. 2. Meier Anmerk.


Meierland (W3) [Adelung]


Das Meierland, des -es, plur. die -länder, das zu einem Meierhofe gehörige Land, die dazu gehörigen Grundstücke, siehe Meierhof 2).


Meierlehen (W3) [Adelung]


Das Meierlehen, des -s, plur. ut nom. sing. das Meiergedinge, als ein Lehen betrachtet, ingleichen ein Meiergut, siehe Meierding 2).


Meiern (W3) [Adelung]


Meiern, verb. reg. act. welches aber nur in den Zusammensetzungen bemeiern und abmeiern üblich ist, S. 3. Meier 4).


Meierstatt (W3) [Adelung]


Die Meierstatt, plur. die -stätte, in einigen Niedersächsischen Gegenden, ein Meierhof, S. Meierhof 2).


Meierzins (W3) [Adelung]


Der Meierzins, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -e, derjenige Erbzins, welchen der Meier seinem Gutsherren alle Jahre entrichten muß, S. 3. Meier 4).


Meilerdecke (W3) [Adelung]


Die Meilerdecke, plur. die -n, bey den Kohlenbrennern, die Decke von Reisig oder Stroh, womit der Meiler von außen bedeckt wird.


Meilerholz (W3) [Adelung]


Das Meilerholz, des -es, plur. inus. Holz, welches zu Meilern für die Kohlenbrennern bestimmt ist, woraus die Meiler zusammen gesetzet werden.


Meilerkohle (W3) [Adelung]


Die Meilerkohle, plur. die -n, Kohlen, welche in Meilern, oder aus Meilern gebrannt worden; zum Unterschiede von andern Arten der Kohlen.


Meilerköhler (W3) [Adelung]


Der Meilerköhler, des -s, plur. ut nom. sing. ein Köhler oder Kohlenbrenner, welcher das Holz in Meilern verkohlet; zum Unterschiede von dem Grubenköhler, der Holz und Reisig in gemachten Gruben zu Kohlen brennet.


Meilerstatt (W3) [Adelung]


Die Meilerstatt, plur. die -stätte, oder die Meilerstätte, plur. die -n, die Satt oder Stätte, d. i. der Platz, wo ein Meiler steht, oder gestanden hat; die Kohlstatt, Kohlstätte, Meilerstelle.


Mein (W3) [Adelung]


1. * Mein, adj. et adv. in Menge vorhanden, der Menge gehörig, ein für sich allein veraltetes Wort, welches nur noch in dem zusammen gesetzten gemein üblich ist, S. dasselbe.


Mein (W3) [Adelung]


2. * Mein, adj. et adv. falsch, boshaft u. s. f. ein gleichfalls veraltetes Wort, welches nur noch in dem zusammen gesetzten Meineid Vorkommt, S. dasselbe.


Mein (W3) [Adelung]


3. Mein, ein Zwischenwort, welches nur in der Vertraulichen Sprechart üblich ist, eine aus Verwunderung herrührende Frage zu begleiten mein! wie gehet das Ding zu? Aber, mein! wie ist das möglich? Und, Mein! wie weit wird auch ein junges Mädchen weichen? Bernh. Mein! sage mir, warum die Fürsten fechten, Haged.

Anm. Frisch und mit ihm fast alle Sprachlehrer halten es für das folgende possessive Fürwort mein, wo das Hauptwort ausgelassen worden, so daß es für mein Freund, oder mein Lieber stehe. Allein es scheinet vielmehr die alte noch im Niedersächsischen, Dänischen und Holländischen übliche Partikel man, men zu seyn, welche unter andern auch aber bedeutet; zumahl, da dieses aber auch im Hochdeutschen auf ähnliche Art zur Begleitung einer mit Verwunderung verbundenen Frage gebraucht wird, ( S. dasselbe). Dieses Nieders. man, men ist von dem Holländ. mar, aber, welches daselbst auf ähnliche Art gebraucht wird, und von dem Franz. mais nur im Endlaute verschieden. Im Schwed. ist men eine versichernde Partikel, welche so wohl zu Bejahungen, als auch zu Verneinung gesetzet wird, und die Bedeutung unsers doch hat, so wie das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - S. 1. Man und Mehr.


Mein (W3) [Adelung]


4. Mein, die zusammen gezogene zweyte Endung des persönlichen Fürwortes ich, für meiner, S. Meiner.


Mein (W3) [Adelung]


5. Mein, pronomen possessivum, oder das zueignende Fürwort der ersten Person, welches so wohl mit einem Hauptworte, als ohne dasselbe gebraucht wird. I. Mit dem Hauptworte, als ein Conjunctivum wird es völlig so, wie das Conjunctivum dein abgeändert, ( S. 2. Dein.) Es bedeutet, 1) etwas, welches mir, oder der ersten Person gehöret, womit sie in Verbindung stehet, was in ihr gegründet ist, ihr widerfahren ist u. s. f. Mein Vater, meine Kinder, mein Haus. Er ist einer meines Gleichen. Nach meiner Meinung. Ich meines Theiles finde es nicht für gut. Ich habe meine guten Ursachen dazu gehabt. Ich habe mein Gutes (das mir bestimmte Gute) empfangen. Es ist nicht niedrige Begierde, meinen Schimpf an dir zu rächen, den mir widerfahrnen Schimpf. Wo es auch oft ein Ausdruck eines zärtlichen Vertrauens, warmer und vertraulicher Liebe wird. Mein König und mein Gott, Ps. 5, 3. Mein Herr und mein Gott, Joh. 20, 28. Mein Geliebter. Mein Sohn. Mein Freund. 2) Zuweilen bezeichnet es auch eine entferntere Verbindung mit allerley Nebenbegriffen. An meinem Orte, in meiner Stadt, in meinem Lande, wo ich wohne, woher ich gebürtig bin. Mein obiger Fremder, von welchem ich oben geredet habe. Es wird, wie alle eigentliche Fürwörter, ohne Artikel gebraucht, und dem Hauptworte alle Mahl vorgesetzet. Findet sich zwischen beyden noch ein Beywort, so wird dieses im Singular am richtigsten nach der ersten Declination der Beywörter abgeändert, als wenn statt des Fürwortes der unbestimmte Artikel ein da wäre, im Plural aber nach der zweyten Declination, als wenn der bestimmte Artikel der da stände. Mein armes Kind. Meine lieben Freunde. Mit den Hauptwörtern Halbe, Weg, Wille wird es im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart gern zusammen gezogen, doch so, daß das letzte n in das t euphonicum verwandelt wird. Meinethalben kann es geschehen, d. i. ich habe nichts dawider zu sagen, es ist mir gleichgültig. Alles dieses geschiehet meinetwegen, oder um meinetwillen, mir zum besten, aus einem von mir hergenommenen Bewegungsgrunde. S. 2. Dein, wo dasjenige, was diese Zusammensetzungen betrifft, umständlich bemerket worden. II. Ohne Hauptwort, als ein Absolutum, welches auf doppelte Art geschichtet. 1) So daß das ungewisse Geschlecht mein nach Art der Beywörter adverbialiter gesetzt wird; welche Form doch nur im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart üblich ist. Die Erbschaft ist mein. Wem gehöret das Buch? Antw. Es ist mein. Befehlt mir nicht, ich bin nicht weiter mein, Gell. Es sind nicht mehr als hundert Gulden mein, ebend. Nicht wahr, er soll doch mein? nähmlich seyn, ebend. Ach, strenge Schäferinn, wird auch dein Herz nicht mein? ebend. Ingleichen mit der Inversion, um des Nachdruckes willen, wo es auch in der höhern Schreibart gebraucht wird. Mein ist das Verdienst, dich errettet zu haben. ( S. 2. Dein II. wo mehr von diesem adverbialischen Gebrauche gesagt worden.) 2) Außer dieser adverbialischen Form, so daß es sich auf ein darunter verstandenes Hauptwort beziehet, da es denn in der Declination von dem conjunctiven Fürworte bloß darin abweicht, daß die erste und vierte Endung im Singular meiner, meine, meines hat. Ist das dein Hut? Ich dachte, er wäre meiner. Auch dieser Gebrauch ist in der vertraulichen Sprechart am üblichsten. In der anständigern gebraucht man dafür lieber das Abstractum der, die, das meinige, S. dasselbe, ingleichen 2. Dein II.

Anm. Im Oberd. von des Kero Zeiten an mein, bey dem Ulphilas meins, im Nieders. mien, im Angels. min, im Engl. my, mine, im Wallis. man, im Franz. mien, im Pohln. moy, im Lettischen manas, im Latein. meus, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und selbst im Pers. men.


Meineid (W3) [Adelung]


Der Meineid, des -es, plur. die -e. 1) Ein mit Wissen und Vorsatz geschworner falscher Eid, ein falscher Eid; zum Unterschiede von einem bloß unwahren Eide, welchen man auch wider sein Willen und Wissen schwören kann. Einen Meineid schwören. 2) Die wissentliche Übertretung dessen, was man beschworen hat, der Eidbruch; ohne Plural, und nur in einigen Fällen. Sich eines Meineides schuldig machen, kann so wohl bedeuten, einen falschen Eid schwören, als auch einen geschwornen Eid vorsetzlich übertreten.

Anm. Im Tatian Meineida, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter, getheilt, main Aith, im Angels. Manaeth, im Schwed. Mened, im Oderdeutschen der vorigen Zeiten auch Meinschwur. Es ist aus mein und Eid zusammen gesetzet. Jenes, welches jetzt im Hochdeutschen veraltet ist, ist ein altes Wort, welches schon bey den ältesten Schriftstellern vorkommt, und so wohl befleckt, beschmutzt, mangelhaft, als auch figürlich falsch, untreu, boshaft, böse, u. s. f. bedeutete. Das Nieders. meen bedeutet noch jetzt böse, lasterhaft, Angels. Man, maene. Daher war Meintat ehedem so viel als Missethat, unmeino unschuldig u. s. f. Man hatte davon auch das Hauptwort Mein, Nieders. Meen, Schwed. Men, welches einen Mangel, ein Gebrechen, einen Makel, und figürlich Untreue, Falschheit, Bosheit und Laster bedeutete. man siehet bald, daß dieses alte Wort von mank, dem Stammworte von Mangel, miß, Mahl, Makel, Flecken, dem Lat. malus, und andern mehr nur in dem Ableitungslaute verschieden ist, und mit denselben vermuthlich von mähen, schneiden, abstammet, so daß es zunächst eine körperliche Verstümmelung, oder ein geschnittenes Mahl bedeutet. Das Lat. Mendum, Mendax und Mendicus, sind allem Ansehen nach damit verwandt, wenn nicht dieses letztere vielmehr zu mahnen, bitten, betteln, gehöret. ( S. auch Monkalb.) Gottsched, welcher Meineid auf eine sehr sonderbare Art von meinen (bey ihm meynen) ableitete, und es durch einen vermeinten Eid erklärete, wollte es mit einem y, Meyneid, geschrieben wissen; eine Schreibart, welche sich mit nichts vertheidigen lässet.


Meineidig (W3) [Adelung]


Meineidig, -er, -ste, adj. et adv. des Meineides schuldig. 1) Eines falschen Eides schuldig. Ein meineidiger Mensch. Ein Meineidiger. Noch häufiger aber 2) den geschwornen Eid mit Vorsatz übertretend. Meineidig werden. Eine meineidige That.

Anm. In dem Schwabensp. nur mainaid. Bey dem Notker heißt ein Meineidiger meinsuero. Das ohne Noth verlängerte Oberdeutsche meineidiglich ist im Hochdeutschen veraltet.


Meinen (W3) [Adelung]


Meinen, verb. reg. welches seiner eigentlichen Bedeutung nach längst veraltet ist, und nur noch einige figürliche hinterlassen hat, welche insgesammt gewisse Fähigkeiten und Wirkungen der Seele bezeichnen. Es kommt in doppelter Gestalt vor. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) * Sich erinnern; eine der ältesten und vermuthlich auch ersten Bedeutungen, in welcher es das Neutrum von dem Activo mahnen zu seyn scheinet. ( S. dasselbe). Schon bey dem Ulphilas ist munja und gamunan sich erinnern, so wie bey den ältesten Römern menere, und bey den spätern memini, menisci, comminisci u. s. f. 2) * Denken, Schwed. mena, bey dem Ulphilas munan, im Angels. maenon; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher man nur noch zuweilen im gemeinen Leben sagt, anders meinen, anders handeln. 3) In engerer Bedeutung, dafür halten, urtheilen, ohne zu entscheiden, ob das Urtheil wahr ist oder nicht, so wohl in weitesten Verstande, ohne Rücksicht auf die Gründe, um welcher willen solches geschiehet. Da sie ihn sahen auf dem Meere wandeln, meyneten sie, es wäre ein Gespenst, Marc. 6, 49. Wer euch tödtet, wird meynen, er thue Gott einen Dienst daran, Joh. 16, 2. Dann wird im nähern Glanz ihm (unserm Geiste) deine Gnad erscheinen, Und er von dir nicht mehr nach Vorurtheilen meinen, Gieseke. Als auch im engern Verstande, nach wahrscheinlichen Gründen urtheilen. Man meinet, der Streit werde bald geendiget seyn. Was meinen sie von der Sache? Ich sollte es nicht meinen, d. i. ich glaube, ich vermuthe es nicht. Nun, wenn du meinest, wenn du es für rathsam, thunlich oder wahr hältst. Meinst du, ich werde dir noch gute Worte geben? Meinst du nicht, daß sie für einander geboren sind? Gell. Was meinst du, hab ich recht? ebend. ( S. auch Vermeinen.) In beyden Fällen ist es nur im gemeinen Leben und höchstens in der vertraulichen Sprechart üblich; dagegen in der anständigern dafür glauben, halten, oder ein anderer Ausdruck gebraucht wird. Von glauben ist es außer der Würde des Ausdruckes auch noch darin unterschieden, daß dieses sich auf eines andern Aussage beziehet, ein Activum ist, und daher auch die vierte Endung haben kann, dagegen meinen als ein Neutrum nur absolute gebraucht wird. Hierher gehöret auch die in den gemeinen Sprecharten einiger Provinzen, besonders Thüringens und Frankens, übliche Ausfüllungs-Partikel meeg, welche aus mein ich, d. i. wie ich dafür halte, zusammen gezogen ist, wofür der mehr Oberdeutsche Pöbel halt oder halter gebraucht. Schon Notker sagt, also meinich, für, das ist. 4) Mit seinen Worten einen gewissen Verstand verbinden; am häufigsten im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart. Was meinen sie damit? was wollen sie damit sagen? Ingleichen, mit seinen Worten auf jemanden zielen. Ich meine dich. Wen meinest du damit? wen hast du bey diesen Worten in Gedanken? Wo ist meine Braut? - Ja, ich weiß nicht, welche sie meinen, Gell. Ehedem wurde es auch sehr häufig für sagen gebraucht, in welchem Verstande schon meinon bey dem Ottfried vorkommt. In der anständigen Sprechart ist es auch hier veraltet, und nur noch im gemeinen Leben fragt man zuweilen, wenn man auf eine höfliche Art zu wissen verlangt, was der andere gesagt habe, was meinen sie? oder, wie meinen sie? Es ist in diesen Fällen nur ein Überrest einer sehr alten weitern Bedeutung, nach welcher dieses Wort für bedeuten überhaupt gebraucht wurde; in welchem Verstande es mit dem Schwed. mena, und dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, überein kommt. Mih wundert was das meine, was das bedeute, der Burggraf von Rietenburg. Was meinet diner hiute schin, ebend. - Was meinest du Das du hast gelachet nu? ebend. was bedeutet das, daß du jetzt gelacht hast. 5) Willens seyn, wollen, im Schwed. mena, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Im Deutschen ist, - besonders im Oberdeutschen in der Schreibart der Kanzelleyen, in diesem Verstande nur das Mittelwort gemeinet mit dem Zeitworte seyn üblich; gemeinet seyn, Willens, entschlossen. Das lose Volk - Und ist gemeynt, mich grausam umzubringen, Opitz. Ich bin nicht gemeinet, die Sache darauf beruhen zu lassen. Der König war nicht gemeint, diesem Antrage Gehör zu geben. Im Schwed. ist Minne der Wille. In engerm Verstande ist gimeinan bey dem Ottfried befehlen. 6) Eine gewisse Gesinnung gegen jemanden hegen, deren Beschaffenheit durch ein Nebenwort bestimmt wird, und mit dem Wörtchen es. Er meint es gut mit dir. Es redlich, aufrichtig, treu meinen. Es falsch meinen. Es war so böse nicht gemeint. Ich weiß, sie meinen es gut mit mir. Wir werden stets finden, daß Gott es besser mit dem Menschen meinet, als es der Mensch mit sich meinen kann, Gell. Die Sonne meint es gut, sie brennt fast gar zu sehr, ebend. Wo es auch in der passiven Form, doch nur unpersönlich gebraucht wird. Es ist so böse nicht gemeinet. Es war recht gut gemeint. Ehedem gebrauchte man es in diesem Verstande auch als ein Activum, mit der vierten Endung der Person. Mit untrew meinten sie mich zwar, Theuerd. Das Volk das du regierest, Das dich mit Treuen meynt, Opitz. Den Gott mit Treuen meynt, den er von Herzen liebt, ebend. II. * Als ein Activum, lieben, geneigt, gewogen seyn, jemanden wohl wollen, mit der vierten Endung der Person, und als eine Fortsetzung der vorigen Bedeutung; ein im Hochdeutschen veralteter Gebrauch, der doch in den vorigen Jahrhunderten, besonders bey den Oberdeutschen Schriftstellern, sehr häufig ist. Das si in von herzen meine, Marggr. Heinrich von Meißen. Fuege das mih lieplich meine Der vil lieben mündel rot, Jacob von Warte. Wird deine Treu sich deiner Schönheit gleichen, Und du mich meynst, wie dich mein Herze liebt, Opitz. Ich hasse den, der deine Bahn nicht meynt, ebend. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das veraltete Zeitwort minnen, lieben, nur das Intensivum von diesem meinen ist, und bloß einen höhern Grad des Wohlwollens und der Liebe bedeutet, daher ehedem beyde Zeitwörter auch häufig miteinander verbunden wurden. Sage der lieben, die ich von herzen minne, Sie ist die ich mit ganzen trüwen meine, Marggr. Otto von Brandenburg. Das ich ir ere - minne und meine, Heinr. v. Veldig. Wer an der Minne valsches iht. Damit ich iu - meine, Rudolph von Rotenburg. S. Minne. Das Verbale die Meinung ist nicht üblich, denn das Hauptwort dieses Klanges ist auf andere Art gebildet, S. dasselbe an seinem Orte. Anm. Im Nieders. meenen, im Angels. maenan. Ehedem hatte dieses alte Zeitwort weit mehrere Bedeutungen. Man gebrauchte es für lehren, bestimmen, handeln oder thun u. s. f. Diese letzte scheinet eine der ersten zu seyn, so daß meinen, so fern es handeln oder thun bedeutet, zunächst die damit verknüpfte Bewegung ausdrucken, und also ein Abkömmling von mähen, so fern es ehedem bewegen bedeutete, seyn würde. S. das Activum Mahnen, welches auf ähnliche Art davon herstammet. Da die Nahmen aller Wirkungen des Geistes von körperlichen Bewegungen oder Handlungen entlehnet sind, so wurde meinen auch gar bald von den oben gedachten Handlungen der Seele gebraucht. Ehedem hatte man auch das Hauptwort Min, welches das Gemüth bedeutete, Engl. Mind, Schwed. Mon, Isländ. Mune, und sehr sichtbar mit dem Lat. Mens und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - überein kommt; woraus zugleich das hohe Alter dieses Wortes erhellet. ( S. auch Miene.) Viele schreiben dieses Wort und das davon abstammende Hauptwort Meinung mit einem ey; eine Schreibart, welche nichts zu ihrem Behufe auszuführen vermag, und welche über dieß erst im 16ten Jahrhunderte aufgekommen ist.


Meiner (W3) [Adelung]


1. Meiner, meine, meines, das zueignende Fürwort relative und ohne Hauptwort gebraucht, S. 5. Mein II.


Meiner (W3) [Adelung]


2. Meiner, die zweyte Endung des persönlichen Fürwortes ich. Erinnern sie sich meiner. Ich war meiner nicht mehr mächtig. Im Oberdeutschen gebraucht man diese zweyte Endung zuweilen anstatt der dritten. Er näherte sich meiner, für mir. Ebendaselbst wird sie sehr häufig in mein zusammen gezogen. Es will sich niemand mein annehmen. Welches auch wohl einige Hochdeutsche Dichter um des Reimes und Sylbenmaßes willen nachahmen. Ach, sprach er, ach, erbarmt euch mein, Gell.


Meinethalben (W3) [Adelung]


Meinethalben,


Meinetwegen (W3) [Adelung]


Meinetwegen,


Meinetwillen (W3) [Adelung]


Meinetwillen, S. 5. Mein I.


Meinige (W3) [Adelung]


Der, die, das Meinige, das Abstractum des zueignenden Fürwortes mein, welches alle Mahl den bestimmten Artikel erfordert, und ohne Hauptwort gebraucht wird, ob es sich gleich auf eines beziehet. Mache mit deinen Sachen was du willst, nur laß mir die meinigen. Ingleichen als ein Hauptwort. Ich habe das Meinige gethan, meine Pflicht, ingleichen, was in meinen Kräften war. Ich habe alles das Meinige dabey zugesetzt, mein Vermögen. Es ist das Meinige, mein Eigenthum. Die Meinigen, meine Angehörigen, Verwandten. Ehedem pflegte man dieses Abstractum gern in der, die, das Meine zusammen zu ziehen. Mache mit deinen Sachen was du willst, nur laß mir die meinen. Welche Form zuweilen noch bey den Dichtern vorkommt. Laß seyn, spricht Galathe, obs auch die meine sey, Gell. Die Meinen, meine Angehörigen. Das Meine, mein Eigenthum, mein Vermögen.


Meinung (W3) [Adelung]


Die Meinung, plur. die -en, ein Hauptwort, welches nicht das Verbale des Zeitwortes meinen ist, weil es sonst die Handlung des Meinens bedeuten müßte, sondern aus demselben und der Ableitungssylbe -ung, ein Subject, ein Ding, zusammen gesetzet worden, ein von dem Gemüthe gewirktes Ding zu bezeichnen. Es ist jetzt nur noch in folgenden Fällen üblich. 1) Das Urtheil über eine Sache nach wahrscheinlichen Gründen, ohne zu entscheiden, ob dieses Urtheil wahr ist, oder nicht; daher es so wohl gegründete Meinungen gibt, wenn dieses Urtheil aus wahrscheinlichen Sätzen, durch ordentliche mit einander verknüpfte Schlüsse hergeleitet wird, als ungegründete. Einer Meinung seyn, sie haben, hegen. Ich bin der Meinung, es werde nicht geschehen. Mit einem andern gleicher Meinung seyn. Andrer Meinung werden. In der Meinung stehen, sie haben. Auf seiner Meinung, bey seiner Meinung bleiben, verharren, davon abgehen, sie verlassen. Jemanden um seine Meinung in einer Sache fragen. Meiner Meinung nach, wie ich dafür halte. Es gibt hierüber allerley Meinungen. Auf eine Meinung gerathen. Jemanden irrige Meinungen beybringen. Jemanden bey seiner Meinung lassen. Meine Meinung geht dahin. Eine übertriebene Meinung von sich selbst haben. Darin bin ich völlig ihrer Meinung. Unrichtige Meinungen erzeugen unrichtige Begierden, Gell. Die wahre Freundschaft setzet allezeit gegenseitige Verdienste voraus, wenigstens die Meinung derselben, ebend. Jemanden seine Meinung sagen, im gemeinen Leben auch, ihm einen Verweis geben. 2) Die Absicht und Gesinnung; wo der Plural ungewöhnlich ist. Es war nicht meine Meinung, dich zu treffen. Ich habe es nicht in der Meinung gethan. Ich kam her in der Meinung dich zu besuchen. Ich habe es aus keiner bösen Meinung gethan. 3) Der Wille; ein in den Kanzelleyen vorzüglich üblicher Gebrauch, wo es gleichfalls am häufigsten im Singular vorkommt. Und sende zu uns des Königes Meinung über diesem, Esr. 5, 17. Man hat davon auch das zusammen gesetzte die Willensmeinung, und die Zweydeutigkeit des letztern Wortes zu heben.

Anm. Bey dem Notker Meinungo, bey dem Ottfried, für Absicht, Meinon. Bey andern kommt es mit andern Ableitungssylben vor. Bey dem Ottfried ist Mainta die Absicht, im Wallis. Minnu. S. Meinen und -Ung.


Meisch (W3) [Adelung]


Der Meisch, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein nur noch in einigen Fällen übliches Wort, eine Vermischung, einen vermischten Körper zu bezeichnen. 1) Im Österreichischen wird, dem Hueber zu Folge, der noch nicht lautere Wein Maisch oder Meisch genannt. Bey den Branntweinbrennern ist der Mösch oder Meisch das mit Wasser und Hefen vermischte Malzschrot, woraus der Branntwein gebrennet wird. 3) In dem Bierbrauen ist der Meisch oder Mösch, in Schlesien Mätsch, das geschrotene und mit heißem Wasser vermengte Malz, welches die Grundlage des Bieres abgibt, und noch von der Würze verschieden ist. Im Schwed. Mäsk.


Meischbottich (W3) [Adelung]


Der Meischbottich, des -es, plur. die -e, in den Brauhäusern, ein Bottich, worin das geschrotene Malz eingemeischet, d. i. mit heißem Wasser vermischet wird; wenn es eine Kufe ist, so heißt sie die Meischkufe, und wenn es ein Faß ist, das Meischfaß.


Meise (W3) [Adelung]


Die Meise, plur. die -n, Diminut. das Meischen, Oberd. Meislein, ein kleiner Sangvogel mit einem dünnen pfriemenförmigen Schnabel und mit Federn bedeckten Nasenlöchern, welcher auf die Zweige der Bäume klettert, und sich von Insecten und Fleisch nähret; Parus L. und Klein. Es gibt ihrer verschiedene Arten, S. Brandmeise, Tannenmeise, Blaumeise, Mönchmeise, Aschmeise, Haubenmeise, Schwanzmeise u. s. f.

Anm. Im Nieders. Meeske, im Angels. Mase, im mittlern Lat. Meisa, im Schwed. Mase, im Dän. Musvit, im Engl. Titmouse, Muskin, im Franz. Mesange. Es ist ungewiß, ob dieser Vogel den Nahmen von seinem gemeiniglich schwarzen Kopfe hat, oder von seinem Geschreye, oder von seiner kleinen Gestalt, oder von seiner Gewohnheit, alles zu behacken, von meißeln, wie Maus von dem Benagen, oder auch von einem andern Umstande. In dem ersten Falle würde Meise nach einer sehr gewöhnlichen Verwechselung des r und s aus Mohr entstanden seyn, wie denn dieser Vogel auch wirklich in einigen Gegenden das Mohrvögelchen genannt wird. Wachter leitet seinen Nahmen von der Kleinheit her, und rechnet ihn zu dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, kleiner, so wie ihm zu Folge auch der Lat. Nahme Parus von parvus, und der Schwed. Tetta, Dän. Titling, Engl. Titmouse und Mortitling, von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, klein, abstammen soll, der aber auch eine Nachahmung seines Geschreyes seyn kann. Ihre glaubt, dieser Vogel habe seinen Nahmen daher, weil er sich gern in Mooren oder sumpfigen Gegenden aufhalte, welches aber wohl nicht gegründet ist, und Frisch, weil er einer Maus ähnlich sey.


Meisenfang (W3) [Adelung]


Der Meisenfang, des -es, plur. inus. die Handlung, da man Meisen fängt.


Meisenhütte (W3) [Adelung]


Die Meisenhütte, plur. die -n, eine Klobenhütte, so fern sie besonders zum Meisenfange gebraucht wird.


Meisenkasten (W3) [Adelung]


Der Meisenkasten, des -s, plur. ut nom. sing. eine Falle in Gestalt eines kleinen Kastens, Meisen darin zu fangen; der Meisenschlag, Nieders. Klippe, Vogelklippe.


Meisenkloben (W3) [Adelung]


Der Meisenkloben, des -s, plur. ut nom. sing. ein Kloben, Meisen damit zu fangen.


Meisenkönig (W3) [Adelung]


Der Meisenkönig, des -es, plur. die -e. 1) Ein Nahme des gemeinen Zaunköniges, welcher auch Winterkönig, Schneekönig, Nesselkönig, Dornkönig u. s. f. genannt wird; Trochlodytes Klein. Die erste Hälfte dieses Wortes scheinet hier nur eine zufällige Ähnlichkeit des Klanges mit Meise, Parus, zu haben, und zu einem andern Stamme zu gehören, es müßte denn der Zaunkönig diesen Nahmen wegen einiger Ähnlichkeit mit der Meise führen. 2) In einigen Gegenden führet die Mönchmeise den Nahmen des Meisenköniges, vielleicht weil sie größer ist, als die übrigen Arten, ( S. Mönchmeise.) 3) Ingleichen eine Art grüner Grasmücken, mit einer schwarzen Platte auf dem Kopfe, welche einen angenehmen Gesang hat und auch Meisenmönch, Mönch und Schwarzkopf genannt wird. Sie stehet der Hanfmeise sehr ähnlich.


Meisenmönch (W3) [Adelung]


Der Meisenmönch, des -es, plur. die -e, S. das vorige.


Meisenpfeife (W3) [Adelung]


Die Meisenpfeife, plur. die -n, Diminut. das Meisenpfeifchen, Oberd. Meisenpfeiflein, eine kleine Pfeife, womit man die Stimme der Meisen nachzuahmen pfleget, wenn man sie in die Kloben oder Kasten locken will.


Meisenschlag (W3) [Adelung]


Der Meisenschlag, des -es, plur. die -schläge, S. Meisenkasten und Schlag.


Meisentanz (W3) [Adelung]


Der Meisentanz, des -es, plur. die -tänze, ein Werkzeug der Vogelsteller, welches aus einem Gestelle mit mehrern auf kleine Stangen gehängten Sprenkeln bestehet, Meisen damit zu fangen.


Meiß (W3) [Adelung]


Der Meiß, des -es, plur. die -e, ein nur im Forstwesen einiger Gegenden übliches Wort, ein Gehau, einen Hau, oder einen Schlag zu bezeichnen. Einen Wald in gewisse Meiße theilen, in Haue, oder Gehaue. Daher das zusammen gesetzte abmeißen, abtreiben, abhauen. Es scheinet zu dem Worte Maß zu gehören, so fern es einen abgemessenen oder abgetheilten Bezirk bedeutet, oder mit noch mehrerer Wahrscheinlichkeit zu dem Geschlechte des Wortes Meißel, Messer u. s. f. so daß es mit Hau oder Gehau gleichbedeutend ist. ( S. das folgende.) Im Oberd. wird es Mais und maisen geschrieben.


Meißel (W3) [Adelung]


1. Der Meißel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Meißelchen, Oberd. Meißellein, ein Werkzeug zum Schneiden, Hauen oder Stechen; in welchem Verstande es nur noch in engerer Bedeutung von verschiedenen schmalen mit einem langen Hefte versehenen Werkzeugen dieser Art gebraucht wird. Die Bildhauer nennen alle stählerne Werkzeuge, Holz oder Stein vermittelst des Schlägels zu bearbeiten, Meißel. Die Meißel der Tischler und Zimmerleute sind von ähnlicher Art und werden zuweilen auch Stämmeisen und Durchschläge genannt. Ein Meißel mit gekrümmter und hohler Schneide heißt bey den Tischlern und Drechslern ein Hohleisen, so wie der Stechbeutel der erstern ein an der Schärfe breit und schief geschliffener Meißel ist, das Holz mit der Faust gerade zu bestoßen. Die flachen mit schräger Schneide versehenen Dreheisen der Drechsler führen gleichfalls den Nahmen der Meißel, und bey den Feilenhauern werden alle Werkzeuge ohne Heft, die Feilen damit gitterförmig zu hauen, Meißel genannt. Die ähnlichen Werkzeuge, in Metall damit zu graben oder stechen, welche bey andern Metallarbeitern Grabstichel oder Bunzen heißen, führen bey den Schwertfegern den Nahmen der Meißelchen, so wie die runden Hauer bey den Klämpenern Meißel heißen. Im Bergbaue ist der Meißel ein Eisen mit einem langen Hefte, dasjenige, was sich in dem Ofenloche angesetzet hat, damit abzustoßen.

Anm. Im Dän. Meisel. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe -el, welche ein Werkzeug bedeutet, von dem veralteten Zeitworte meißen, schneiden, hauen, graben, stechen, gebildet, welches ein Intensivum oder Iterativum von meiden, mähen, schneiden, zu seyn scheinet, oder doch genau damit verwandt ist. Meißel und Messer sind eigentlich nur in der Mundart verschieden. S. Meißeln, Metzeln, Metzcher, 1. Meiden, Mähen u. a. m.


Meißel (W3) [Adelung]


2. Die Meißel, plur. die -n, Diminut. das Meißelchen, im Oberd. Meißelein, bey den Mundärzten, ein aus geschabter Leinwand gedreheter kleiner Cylinder, oder ein solches Bäuschlein, in die Wunden zu legen. An andern Orten die Schleiße, der Pensel, am Rheine Trasel, in Österreich Würzel, Nieders. die Wieke, Franz. Charpie. Ohne Zweifel mit dem folgenden von meißen, schneiden, schaben, und der Ableitungssylbe -el, ein Ding, so daß es, so wie das Franz. Charpie, von dem Nieders. scharben, scherben, eigentlich ein geschabtes Ding, und in engerer Bedeutung, geschabte Leinwand bezeichnet. Bey einigen ist es auch im männlichen Geschlechte üblich, der Meißel.


Meißelbohrer (W3) [Adelung]


Der Meißelbohrer, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, eine Art des Erdbohrers mit einer meißelförmigen Schneide, in Kalk- oder anderes Gestein damit zu bohren.


Meißeln (W3) [Adelung]


Meißeln, verb. reg. act. 1) Ein Diminutivum oder Frequentativum von den veralteten meißen, schneiden; in welchem Verstande es nur noch in einigen Fällen üblich ist. In der Pferdewartung nennet man das Beschneiden der allzu langen Ohren der Pferde meißeln. In den Bleich- oder Kleibewerken müssen in die Riegel Fugen gemeißelt (in den gemeinen Mundarten gemöselt) werden, die Kleibestangen darein zu zwängen. 2) In engerer Bedeutung, mit dem Meißel bearbeiten; unmittelbar von dem vorigen Hauptworte Meißel, wo es in den Zusammensetzungen abmeißeln, aufmeißeln, ausmeißeln u. s. f. am üblichsten ist. So auch die Meißelung. S. Messer, Metzcher, Metzeln und 1. Meiden.


Meist (W3) [Adelung]


Meist, adj. et adv. welches der Superlativ von dem Comparative mehr, und dem veralteten Positive meh, viel, groß ist, so daß meist für mehist ist stehet. Es wird so wohl von der größten Menge, als auch von dem größten Grade der Intension unter mehrern Mengen oder Graden gebraucht. Die meisten Stimmen gelten. Er hat das meiste Geld gewonnen. Den meisten Verstand, das meiste Ansehen haben. Eigentlichen Collectivis wird es seltener vorgesetzet. Der meiste Theil, besser, der größte Theil. Der meiste Haufe, 2 Macc. 11, 12, der größte Theil des Haufens. Ingleichen in Gestalt eines Hauptwortes. Wir haben das Meiste gegeben. Die Meisten oder die meisten, die meisten Menschen. Das Meiste oder meiste biethen. Wie auch in adverbischer Gestalt mit dem gewöhnlichen am. Am meisten geben, leiden, thun. Wer am meisten gesündiget hat, wird auch am meisten gestraft. Für gemeiniglich, am häufigsten, ist es nur noch im gemeinen Leben üblich. Das pfleget am meisten im Sommer zu geschehen. So wie aufs meiste für auf das höchste im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. Jemand - oder zween oder aufs meiste drey, 1 Cor. 14, 27. In der gewöhnlichen adverbischen Gestalt der Beywörter kommt es nur in der niedrigen Sprechart, besonders Niedersachsens, vor. Ich bin meist fertig, größten Theils, beynahe, fast. Es ist meist alles bezahlet. Etwas gewöhnlicher ist im Hochdeutschen meistens, S. dasselbe. Das Schwed. mest wird auf eben diese Art gebraucht.

Anm. Bey dem Kero und Willeram meist, bey dem Ulphilas maists und mist, im Angels. maest, im Schwed. mest, im Dän. meest, im Engl. most, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Lat. maximus. S. Mehr.


Meistbiethend (W3) [Adelung]


Meistbiethend, adj. et adv. welches im gemeinen Leben und der gerichtlichen Schreibart, für der am meisten biethende, größten Theils als ein Hauptwort üblich ist. Etwas den Meistbiethenden verkaufen, denen, welche am meisten biethen.


Meistens (W3) [Adelung]


Meistens, adv. welches in der vertraulichen Sprechart für das niedrige meist, größten Theils, meisten Theils, üblich ist. Er hat mir diese Bücher meistens verschafft, Gell. Die Engländer sind meistens freygebig, dem größten Theile nach. Eben diese Eitelkeit ist meistens das Werk seiner Schmeicheley, Dusch. Man schmeichelt sich meistens vergebens, den Wissenschaften außer der Ehe besser zu leben, Gell. Nieders. meistlik, bey den Schwäbischen Dichtern meistig.


Meistentheils (W3) [Adelung]


Meistentheils, richtiger getrennt meisten Theils, adv. in der vertraulichen Sprechart, wie meistens, dem meisten und größten Theile nach, größten Theils, wofür man in der anständigern Schreibart auch wohl mehrentheils gebraucht. Ich habe es meisten Theils beysammen.


Meister (W3) [Adelung]


Der Meister, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Meisterinn, ein altes Wort, welches in folgenden Bedeutungen vorkommt. 1. Überhaupt, der vornehmste unter mehrern Einer Art, der Vorgesetzte; eine nur noch in einer großen Menge von Zusammensetzungen übliche Bedeutung, wo es Vorgesetzte von allen Arten des Ranges und der Würde bedeutet. Dergleichen sind, Hofmeister, Forstmeister, Jägermeister, Feldzeugmeister, Rittmeister, Bürgermeister, Baumeister, Bettmeister, Brunnenmeister, Küchenmeister, Capell-Meister, Büchermeister, Proviant- Meister, Kellermeister, Münzmeister, Schulmeister, Mauermeister, Postmeister, Schatzmeister, Bothenmeister, Zahlmeister, und hundert andere mehr, wo es bald einen Vorgesetzten mehrerer Personen Einer Art, bald oder auch gewisser Sachen bezeichnet. Für sich allein ist es in dieser Bedeutung, wenigstens in der anständigen Schreibart, veraltet. Bey dem Willeram heißt die vornehmste Kirche unter mehrern, Meisterinna. Nur der Abdecker oder Feldmeister wird an einigen Orten noch Meister schlechthin genannt, S. Meisterey. 2. In engerer Bedeutung. 1) Der vornehmste der Macht nach, der Herr, der Macht und Stärke nach, Schwed. Mestare; eine ihrem ganzen Umfange nach gleichfalls veraltete Bedeutung. Jemanden für seinen Meister erkennen, dessen überlegene Stärke einräumen; im gemeinen Leben. In der vertraulichen Sprechart ist diese Bedeutung nur noch in einigen Arten der Ausdrücke üblich, wo es im männlichen Geschlechte allein von beyden Geschlechtern gebraucht wird, und im Singular am üblichsten ist. Sich von etwas Meister machen, ohne Artikel, sich dessen bemeistern. Die Feinde haben sich von der Stadt Meister gemacht. Meister von etwas seyn, es in seiner Gewalt haben. Den Meister spielten, mit überlegener Macht wirken. Die Russen spielen in dem letzten Türkenkriege überall den Meister. Seiner selbst nicht Meister seyn, sich nicht in seiner Gewalt haben, gleichfalls ohne Artikel. Cholerische Gemüther sind ihrer selbst selten Meister. Dorinde ist niemahls über ihre Begierden Meister. 2) Den Kenntnissen, und besonders der Geschicklichkeit nach. (a) Überhaupt, wo es gleichfalls nur noch in einigen Fällen üblich ist. Einen großen Künstler, einen in seiner Wissenschaft vorzüglich erfahrnen Mann, pflegt man oft einen großen Meister, einen Meister in seiner Kunst, in seinem Fache, in seiner Wissenschaft, und wenn es eine Person weiblichen Geschlechtes ist, eine Meisterinn zu nennen, ohne daß diesem Worte hier etwas von dem Verächtlichen der folgenden Bedeutung eines Handwerksmeisters anklebte. Die Meisterinn der Lieder, heißt die Nachtigall mehrmals bey den Dichtern. Ehedem pflegte man auch die Doctores und Magistros auf Universitäten im Deutschen nur Meister zu nennen, welche Bedeutung aber veraltet ist. Meister Fuchs, heißt der Fuchs noch im Scherze, wegen seiner überlegenen List. (b) In engerer Bedeutung. (aa) Ein Künstler, besonders ein Künstler von vorzüglicher Geschicklichkeit. Thubalkain, der Meister in allerley Erz und Eisenwerk, 1 Mos. 4, 22. Der war ein Meister in Erz, 1 Kön. 7, 14. Wie zwo Spangen, die des Meisters Hand gemacht hat, Hohel. 7, 1. Im Hochdeutschen ist es auch hier veraltet, außer wenn es in der vorigen Bedeutung gebraucht wird, einen Künstler von vorzüglicher Geschicklichkeit zu bezeichnen. (bb) Ein Handwerker, welcher sein Handwerk gehörig erlernet, und sich das Recht erworben hat, Gesellen und Lehrlinge halten zu dürfen, entweder wegen seiner überlegenen Erfahrung, oder auch in der folgenden Bedeutung, so fern er dem Lehrlinge entgegen gesetzet wird. Dessen Ehegattinn die Meisterinn. Es wird in dieser Bedeutung, welche überhaupt dem ganzen Worte einen niedrigen Nebenbegriff verursacht hat, nur von den eigentlichen Handwerkern gebraucht, dagegen bey Künstlern und andern ähnlichen Lebensarten die Ausdrücke Principal, und in Beziehung auf den Lehrling, Lehrherr u. s. f. üblich sind. Meister werden, sich auf die gebräuchliche Art das Recht erwerben, ein Handwerk öffentlich treiben und Gesellen und Lehrlinge halten zu dürfen. Der Dorfmeister, ein Handwerksmeister auf einem Dorfe, zum Unterschiede von einem Stadtmeister. Im Franz. heißt daher ein Handwerk und in weiterer Bedeutung eine jede Hantirung Metier, ehedem Mestier, im Ital. Mestiere. (cc) Ein Lehrer, im Gegensatze des Schülers; der Lehrmeister. Der Herr wird ausrotten, beyde Meister und Schüler, Malach. 2, 12. Der Jünger ist nicht über seinen Meister, Matth. 10, 24. Ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen, Matth. 23, 10. Bist du ein Meister in Israel? Joh. 3, 10. Vermuthlich hat man es um der vorigen Bedeutung willen auch in diesem Verstande veralten lassen, denn wenn noch jetzt ein Schüler seinen Lehrer seinen Meister nennet, so geschiehet es nur noch im vertraulichen Scherze. Doch gebraucht man es noch in einigen Zusammensetzungen von solchen Personen, welche in gewissen freyen Künsten Unterricht ertheilen. Dergleichen sind Sprachmeister, Rechenmeister, Zeichenmeister, Tanzmeister, Exercitien-Meister, Schreibemeister u. s. f. Wenn es von Künstlern, im Gegensatze des Schülers, zuweilen auch noch außer der Zusammensetzung gebraucht wird, z. B. in die Hände eines schlechten Meisters fallen, so scheinet es hier vielmehr die allgemeinere Bedeutung eines Kunsterfahrnen zu haben. 3. In weiterer Bedeutung, derjenige, welcher ein Werk hervor gebracht hat, im Gegensatze des Werkes; so wohl um der überlegenen Kenntniß und Geschicklichkeit, als auch um der überlegenen Gewalt willen. Als wenn ein Werk spräche von seinem Meister: er hat mich nicht gemacht, Es. 29, 16. Das Werk lobet den Meister, Sir. 9, 24. Anm. In den meisten der obigen Bedeutungen schon seit des Kero Zeiten Meistar, im Engl. Master, im Schwed. Mestare, im Isländ. Meistare, im mittlern Lat. Meistralis, im Wallis. Meistri, im Wend. Mojster, im Französ. Maitre, im Ital. Maestro, im Wallach. Mastoru, und Alban. Mjestar. Es ist wegen des hohen Alters und weiten Umfanges dieses Wortes nicht wahrscheinlich, daß es, wie man gemeiniglich behauptet, aus dem Lat. Magister entlehnet worden; glaublicher aber, daß es ein gleichzeitiger Seitenverwandter desselben ist. So wie Meier, von dem alten Positivo meh, mei, groß, viel, vornehm, und der Ableitungssylbe -er, eine Person männlichen Geschlechtes, gebildet ist, so ist auch Meister sehr regelmäßig aus dem Superlativo meist und eben dieser Ableitungssylbe zusammen gesetzet. S. Meier und das verwandte Macht.


Meisterdruck (W3) [Adelung]


Der Meisterdruck, des -es, plur. die -e, in der Mahlerey, ein großer, kühner, bedeutender Druck des Pinsels, welcher die Hand eines Meisters, d. i. eines erfahrnen, großen Künstlers, zu erkennen gibt. S. Meister 2. 2) (a).


Meisteressen (W3) [Adelung]


Das Meisteressen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Handwerkern, die Mahlzeit, welche derjenige, welcher zum Meister aufgenommen wird, den übrigen Meistern gibt.


Meisterey (W3) [Adelung]


Die Meisterey, plur. die -en, ein in einigen Gegenden für Feldmeisterey übliches Wort. 1) Die Hantirung, Lebensart eines Feldmeisters oder Abdeckers; ohne Plural. 2) Die Wohnung des Feldmeisters oder Meisters, nebst dem derselben anklebenden Rechte des Abdeckens. In beyden Fällen auch die Kavillerey. S. Meister 1. und Feldmeister.


Meistergeld (W3) [Adelung]


Das Meistergeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, bey den Handwerkern, 1) dasjenige Geld, welches derjenige, welcher Meister werden will, an die Zunft bezahlet. 2) Dasjenige Geld, welches die Gesellen mancher Handwerker dem Meister für den Gebrauch des Handwerkszeuges geben, und welches gemeiniglich Ein Groschen des Tages ist, daher es auch der Meistergroschen heißt.


Meistergesang (W3) [Adelung]


Der Meistergesang, des -es, plur. die -sänger, der Gesang eines Meistersängers, S. dieses Wort.


Meistergesell (W3) [Adelung]


Der Meistergesell, des -en, plur. die -en, bey den Handwerkern, ein Gesell, welcher bey einer Handwerkswitwe die Stelle des Meisters vertritt.


Meisterhaft (W3) [Adelung]


Meisterhaft, -er, -este, adj. et adv. von Meister, ein in seiner Kunst, in seiner Wissenschaft vorzüglich erfahrner, geschickter Mann, einem solchen Manne gemäß, in dessen Fertigkeit, Erfahrung und Einsicht gegründet; im gemeinen Leben meisterlich. Ein meisterhaftes Gemählde. Ein meisterhafter Streich.


Meisterhand (W3) [Adelung]


Die Meisterhand, plur. die -hände, von der vorigen Bedeutung und figürlich, die Geschicklichkeit und Einsicht eines in einer Sache vorzüglich erfahrnen und geschickten Mannes. Die Meisterhand, welche den classischen Vollkommenheiten der Alten nachzueifern weiß.


Meisterjäger (W3) [Adelung]


Der Meisterjäger, des -s, plur. ut nom. sing. an den Höfen, erfahrne Jäger, welche im Range auf die Jagd-Cavalier und Jagdjunker folgen, den Jagd-Pagen, Jagdschreibern, Leib- und Hofjägern u. s. f. aber vorgehen, und die anbefohlnen Jagden anstellen. Von Meister, so fern es einen Vorgesetzten bedeutet.


Meisterknecht (W3) [Adelung]


Der Meisterknecht, des -es, plur. die -e. 1) Bey den Schäfern, der vornehmste Schafknecht, welcher die Schafe treibt und hüthet, zum Unterschiede von dem Hammelknechte und Lämmerknechte. Im Nieders. ist Meisterknecht der oberste Bediente in einer Fabrik, welcher die Aufsicht über die übrigen Arbeiter hat. Beydes von Meister, so fern es einen Vorgesetzten, oder den Vornehmsten unter mehrern bedeutet. 2) Von den Handwerkern wird der Jungmeister, d. i. der jüngste Meister, welcher die übrigen Meister zusammen ruft, der Meisterknecht genannt.


Meisterkoch (W3) [Adelung]


Der Meisterkoch, plur. die -köche, an den Höfen, der vornehmste unter den Hofköchen, welcher aber noch von dem Mundkoche unterschieden ist. S. Meister 1.


Meisterlade (W3) [Adelung]


Die Meisterlade, plur. die -n, bey den Handwerkern, die Lade, oder das Behältniß, worin die Freyheiten, Gerechtsamen u. s. f. des Handwerkes, die Rechnungen und Gelder der Zunft u. s. f. verwahret werden, und welche auch nur die Lade schlechthin heißt; zum Unterschiede von der Gesellenlade.


Meisterlich (W3) [Adelung]


Meisterlich, -er, -ste, adj. et adv. wie meisterhaft, nur daß dieses mehr der anständigen Sprechart, meisterlich aber mehr dem gemeinen Sprachgebrauche gemäß ist. Nach der Kunst meisterlich bilden, Weish. 13, 13. Wie meisterlich wußte er seine Empfindungen zu verbergen! Das kann ich meisterlich. Er glaubt, seine Sache meisterlich gemacht zu haben, vortrefflich.


Meistern (W3) [Adelung]


Meistern, verb. reg. act. welches von dem Hauptworte Meister gebildet ist, aber einen großen Theil seiner ehemahligen Bedeutungen verloren hat. Es bedeutete, 1) * Personen oder Sachen vorgesetzet seyn, sie regieren; ( S. Meister 1.) Eine veraltete Bedeutung, in welcher meistron in den Monseeischen Glossen vorkommt. Etwas dieser Bedeutung ähnliches scheinet auch Luther Hiob 38, 33, im Sinne gehabt zu haben: weißest du, wie der Himmel zu regieren ist? oder kannst du ihn meistern auf Erden? Wo es bey Michaelis heißt: Kennst du die Gesetze des Himmels, und machst die Abzeichnung für ihn auf der Erde? 2) Bemächtigen, überwältigen, von Meister, so fern es einen Stärkern, einen Herren bedeutet; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher noch die zusammen gesetzten bemeistern und übermeistern üblich sind. Ich kenne mich nicht mehr, ich weiß nicht was ich setze, Die Regung meistert mich, Gryph. 3) So fern Meister eine mit überlegener Einsicht oder Geschicklichkeit begabte Person bedeutet, ist meistern mit dem Bewußtseyn dieser überlegenen Einsicht tadeln, wo es doch größten Theils nur in engerer Bedeutung und im nachtheiligen Verstande, von der eingebildeten überlegenen Einsicht, oder einem unzeitigen, ungebührlichen Tadel der Handlungen oder Wirkungen eines andern gebraucht wird; Schwed. mestra, Franz. maitriser. Sie ver- suchten Gott immer, und meisterten den Heiligen in Israel, Ps. 78, 41. Wer ist mir gleich? Wer will mich meistern, Jer. 49, 19. Auch der dich meistert, muß dich lieben, Haged. Soll die Seele sich entwickeln, und in rechter Größe blühn, O, so muß kein klügelnd Meister ihr die Majestät entziehn, ebend. Der mein Thun zu meistern denkt, Predigt tauben Ohren, ebend. Der Dünkel meistre dich, es mag die Thorheit richten, Dusch. In der im gemeinen Leben üblichen R. A. wer am Wege bauet, hat viel Meister, ist Meister aus dem sonst ungewöhnlichen Meisterer, Tadler, zusammen gezogen. 4) * Von Meister, ein Lehrer, war meistern ehedem lehren, in welcher ganz veralteten Bedeutung Notker meisteren gebraucht. 5) * So fern endlich Meister den Urheber, Verfertiger eines Werkes bedeutet, war meistern ehedem auch hervor bringen, verfertigen, machen. Scripturas die du meistrotost, Notk. die Schriften, welche du verfertigtest. Auch diese Bedeutung ist veraltet; indessen scheinet bey den Färbern noch etwas davon üblich zu seyn, bey welchen meistern die Grundfarbe einrichten bedeutet.

Anm. Das Hauptwort die Meisterung ist nicht üblich. Im Schwed. heißt mestra auch zerbrechen, wo es besonders von dem Glase und den Fenstern gebraucht wird, aber alsdann ein ganz anderes Zeitwort ist, welches vermuthlich zu meiden, mähen, schneiden, stoßen, bey dem Ulphilas maitan, gehöret. Siehe Meißel.


Meisterpfund (W3) [Adelung]


Das Meisterpfund, des -es, plur. die -e, bey den Wollwebern, eine Art schwererer Pfunde als die gewöhnlichen, nach welchen die Wolle, welche sie zum Spinnen ausgeben, gewogen wird. Von Meister, so fern es im weitesten Verstande ein andern Dingen seiner Art überlegenes Ding bedeutet.


Meisterrecht (W3) [Adelung]


Das Meisterrecht, des -es, plur. die -e, 1) Bey den Handwerkern, das mit dem Nahmen und Stande eines Handwerksmeisters verbundene Recht, das Recht, ein Handwerk öffentlich zu treiben, und Gesellen und Lehrlinge zu halten. Das Meisterrecht erhalten, erlangen, gewinnen. 2) In einigen Oberdeutschen Gegenden bedeutet es auch das Meisterstück. Sein Meisterrecht an etwas thun, Opitz. Und an einem andern Orte nennt er die Natur des Höchsten Meisterrecht und erstgebornes Kind.


Meistersänger,Meistersinger (W3) [Adelung]


Der Meistersänger, oder Meistersinger, des -s, plur. ut nom. sing. eine alte Art zunftmäßig eingerichteter Dichter oder vielmehr Reimer, welche wie andere Handwerker Meister und Lehrlinge unter sich haben, und noch in Nürnberg, Straßburg und einigen andern Oberdeutschen Städten zünftig sind. Sie stammen von den ehemahligen Dichtern des Schwäbischen Zeitalters oder den sogenannten Minnesängern ab, und singen ihre Meistergesänge oder Meisterlieder in ihren Zechen und Singeschulen oder feyerlichen Versammlungen, nach gewissen angenommenen Meistertönen her.


Meisterschaft (W3) [Adelung]


Die Meisterschaft, plur. die -en, ein ehedem sehr übliches, jetzt aber größten Theils veraltetes Wort. Es bedeutete, 1) den Zustand, die Eigenschaft, die Würde eines Meisters, ohne Plural; wo es fast in allen Bedeutungen dieses Wortes vorkommt. So wohl für Vorzug, Rang. Vil stolzer ist min meisterschaft Denne din gros unfluemikeit, der Burggr. v. Riedenb. Were hat volbracht sin werk mit kraft Dem wart die meisterschaft, ebend. Als auch für Oberherrschaft, Überlegenheit. Den andern teil den git mir mine kraft Vnd mine grosse meisterschaft, ebend. Besonders überlegene Geschicklichkeit, Erfahrung, Wissenschaft, Kunst; in welchem Verstande es noch im 16ten Jahrhunderte häufig vorkommt. Auch für Lehre, Unterweisung, Zucht war es ehedem üblich. Von der akademischen Magister-Würde kommt es noch zuweilen im Scherze vor. Am üblichsten ist es noch von dem Zustande, der Würde eines Handwerkmeisters. Die Meisterschaft rechtmäßig erlangen, das Meisterrecht. 2) Mehrere Meister; ehedem gleichfalls in den meisten Bedeutungen dieses Wortes. So heißt die Obrigkeit bey dem Hornegk die Meisterschaft. Der Burggraf von Riedenburg nennet die Gelehrten an des Kaisers Hofe des Keisers meisterschaft. In einigen Städten führet nur noch zuweilen eine Handwerkszunft oder Innung den Nahmen der Meisterschaft.


Meisterstreich (W3) [Adelung]


Der Meisterstreich, des -es, plur. die -e, ein meisterhafter Streich, der Streich eines Meisters, d. i. einer mit überlegener Geschicklichkeit, Erfahrung und Wissenschaft begabten Person. Sich durch einen Meisterstreich aus einer Verlegenheit wickeln.


Meisterstück (W3) [Adelung]


Das Meisterstück, des -es, plur. die -e. 1) Überhaupt, ein Stück, d. i. ein Werk, eines Meisters, einer in ihrem Fache mit überlegener Kunst, Geschicklichkeit, Wissenschaft oder Erfahrung begabten Person, ein vortreffliches Stück; ein Meisterwerk. So nennet man eine vortreffliche Rede, ein vorzüglich schönes Gedicht, einen meisterhaften Streich u. s. f. Meisterstücke. In engerer Bedeutung ist es das beste unter mehrern vorzüglichen Werken Einer Person. Der Mensch ist das Meisterstück der Natur. 2) Bey den Handwerkern ist es dasjenige Stück Arbeit, welches ein Gesell verfertigen muß, wenn er das Meisterrecht erhalten will. Das Meisterstück machen. Da es denn in weiterer Bedeutung auch wohl von einem jeden Werke gebraucht wird, welches man zum Beweise seiner Geschicklichkeit, Einsicht oder Erfahrung verfertiget.


Meistertag (W3) [Adelung]


Der Meistertag, des -es, plur. die -e, bey den Handwerkern, derjenige Tag, an welchem sich die Meister eines Handwerkes versammeln.


Meisterwurz (W3) [Adelung]


Die Meisterwurz, plur. inus., eine Pflanze, welche auf den Schweizerischen Alpen einheimisch ist; Imperatoria L. Engl. Masterwort. Dän. Messerurt. Sie hat den Nahmen vermuthlich den überaus heilsamen Kräften ihrer gewürzhaften scharfen Wurzel zu danken, welche noch jetzt für das wirksamste schweiß- und urintreibende Mittel gehalten wird. Bey dem Camerarius heißt sie Magistrantia, bey andern Ostrutium, Astrutium, Astrentium, daher sie auch in einigen Deutschen Gegenden Ostritz, Astenz, Astranz, Magistranz, ingleichen Kaiserwurz und Wohlstand genannt wird.


Melancholie (W3) [Adelung]


Die Melancholie, (viersylbig,) plur. die -n. (fünfsylbig,) aus dem Griech. und Lat. Melancholia. 1) Ein hoher Grad der Traurigkeit oder Schwermüthigkeit, besonders so fern sie ihren Sitz in einer fehlerhaften Beschaffenheit des Körpers hat; wo der Plural nur von mehrern Arten üblich ist. 2) Bey einigen neuern Schriftstellern wird es oft von einer jeden traurigen Empfindung des Gemüthes, und demjenigen Zustande desselben, da es zu solchen Empfindungen geneigt ist, gebraucht.


Melancholisch (W3) [Adelung]


Melancholisch, -er, -te, adj. et adv. mit der Melancholie behaftet, in derselben gegründet. 1) In der ersten engern Bedeutung des Hauptwortes. Ein melancholischer Mensch. Melancholisch seyn, werden. 2) In der zweyten weitern Bedeutung, für traurig der Empfindung des Gemüthes nach, schwermüthig, diese Empfindung so wohl verrathend als auch veranlassend, in der letz- tern Bedeutung besonders in der höhern Schreibart. In melancholischen Gängen von Laub will ich irren, Geßn.


Melane (W3) [Adelung]


Die Melane, ein Raubvogel, S. Milane.


Melanzane (W3) [Adelung]


Die Melanzane, plur. die -n, aus dem Ital. Melanzana, eine Art in Italien einheimischer Gold- oder Liebesäpfel, welche bey uns nur in den Gewächshäusern angetroffen werden, und eine länglich runde apfelförmige Frucht von gelber, aschgrauer, grüner oder röthlicher Farbe haben.


Melden (W3) [Adelung]


Melden, verb. reg. act. et reciproc. welches das Intensivum oder Frequentativum des veralteten malen ist. Es bedeutet, 1. in der weitesten Bedeutung, seine Gegenwart andern vermittelst des Gehöres merklich machen; als ein Reciprocum. Ein Thier meldet sich, wenn es sich hören lässet, und man daraus dessen Gegenwart erkennet. In diesem Verstande gebrauchen es die Jäger, bey welchen sich der Hirsch meldet, wenn er schreyet, dagegen von dem Schreyen des Thieres auch die Zeitwörter schallen, schmählen, schrecken und bellen üblich sind. Der Wind meldet sich, wenn man sein Daseyn aus dessen Brausen erkennet. In weiterer Bedeutung auch wohl von der Bekanntmachung des Daseyns durch andere Mittel. Der Winter meldet sich, wenn es gegen die Zeit des Winters kalt oder unfreundlich wird. Das Fieber meldet sich, wenn man dessen Ankunft empfindet. 2. In weiterer Bedeutung. 1) Jemandes Ankunft oder Gegenwart ansagen, bekannt machen. Man lässet sich melden, wenn man einem andern seine Gegenwart ansagen lässet, ingleichen, wenn man ihn wissen lässet, daß man ihn besuchen wolle. Sich bey einem melden lassen, zum Besuche. Die Wache muß die eingehenden Personen melden, dem die Wache habenden Officier, oder dem Commendanten ansagen. In engerer Bedeutung, jemandes Gegenwart zu dessen Nachtheile oder doch wider seinen Willen bekannt machen; ihn verrathen. Verbirge die Verjagten und melde die Flüchtigen nicht, Es. 16, 3. Christus bedräuete sie, daß sie ihn nicht meldeten, Math. 12, 16. In dieser eingeschränkten Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet. Ehedem gebrauchte man es für verrathen überhaupt, daher Judas der Verräther noch im Tatian der Meldar heißt. Das Schwedische mala bedeutet gleichfalls verrathen. Ingleichen als ein Reciprocum, sich melden, seine Gegenwart in einer gewissen Absicht dem andern kund thun, es geschehe nun schriftlich oder mündlich. Der Gläubiger meldet sich, wenn er sich als Gläubiger bekannt macht, und seine Bezahlung verlangt. Es haben sich schon viele Gläubiger gemeldet. Wer es gefunden hat, melde sich bey N. N. Man meldet sich bey jemanden, wenn man bey ihm etwas zu bitten, ihm etwas zu hinterbringen, etwas von ihm zu verlangen hat u. s. f. Sich um ein Amt bey der Obrigkeit melden. Ein Beurlaubter muß sich nach seiner Wiederkunft bey seinem Vorgesetzten melden. 2) Nachricht von etwas ertheilen, eine geschehene Sache einem oder mehrern bekannt machen, es geschehe nun schriftlich oder mündlich; bey dem Ottfried meldon: Man hat mir gemeldet, daß dein Bruder gestorben sey. Mein Correspondent meldet mir nichts davon. Es wird von Rom gemeldet, daß der Papst krank sey. Die Sache ist mir schon gemeldet worden. 3) Erwähnen, Meldung thun. Er meldet hiervon nichts. Um nur kürzlich etwas davon zu melden. Ohne Ruhm zu melden, d. i. ihrer, ohne mich selbst zu rühmen, Erwähnung thun. Mit Ehren zu melden, nur im gemeinen Leben salva venia. Die gemeldete, oben gemeldete, mehrmals gemeldete Sache. 4) * Nennen; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Als er seinen Vater melden hörete, nennen. Daher die Meldung, plur. inus. so wohl die Handlung des Meldens, als auch die Erwähnung, in der vorigen dritten Bedeutung. Einer Sache Meldung thun, ihrer erwähnen; welche Wortfügung mit der zweyten Endung besser, und im Hochdeutschen üblicher ist, als die mit dem Vorworte von, von etwas Meldung thun.

Anm. Dieses alte Wort lautet schon von des Kero Zeiten an meldon, im Angels. maeldan. Es ist das Intensivum oder Frequentativum von dem alten malen, melen, molen, schallen, dem Gehöre merklich werden, und merklich machen, und in engerer Bedeutung, reden, sprechen, Schwed. mala, Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Den esel molet sine stimme, verräth seine Stimme, einer der Schwäbischen Dichter. Es kommt mit dem alten Lat. mulgare in promulgare überein. Im Angels. ist daher Methel die Sprache, und bey den ehemaligen Gothen in der Krimm malthata sprechen. S. 2. Mahl.


Melilote (W3) [Adelung]


Die Melilote, plur. inus. der ausländische Nahme einer Art des Steinklees, Trifolium Melilotus L. welcher in den Europäischen Feldern wild wächset, und woraus das Meliloten-Pflas=ter verfertiget wird. Im gemeinen Leben werden beyde Wörter gemeiniglich in Melote und Meloten-Pflas=ter verkürzt.


Melissenblatt (W3) [Adelung]


Das Melissenblatt, des -es, plur. inus. eine Pflanze, welche auf den hohen Gebirgen der Schweiz so wohl als Englands einheimisch ist, und in den Blättern der Melisse gleicht; Melitus L.


Melk (W3) [Adelung]


Melk, adj. et adv. in der Landwirthschaft, wirklich Milch gebend. Melke Kühe, Schafe, Ziegen, welche gemolken werden können, Melkkühe, Melkschafe. Melk werden, anfangen Milch zu geben. Frischmelke Kühe, welche erst vor kurzem melk geworden; zum Unterschiede von den altmelken. Engl. milch.


Melken (W3) [Adelung]


Melken, verb. act. welches auf doppelte Art üblich ist. 1) + Mit regulärer Abwandelung, streicheln, und in engerm Verstande, ziehend streicheln oder betasten; in welchem Verstande es nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist, wo man z. B. jemanden, der gern die Hunde und Katzen streichelt, im verächtlichen Verstande einen Hundemelker und Katzenmelker zu nennen pflegt. 2) Mit irregulärer Abwandelung. Imperf. ich molk; Mittelwort gemolken,; Imperat. melke. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, die Milch durch ein mit Ziehen verbundenes Streicheln aus den Zitzen drücken. Die Kühe, Schafe, Ziegen melken. Die Kühe werden im Sommer drey Mahl gemolken. Daher das Melken, anstatt des ungewöhnlichen Melkung.

Anm. In der letzten Bedeutung im Nieders. gleichfalls melken, im Angels. melcan, meolcian, im Engl. to milk, im Dän. malke, im Schwed. molka, im Latein. mulgere, und Griech. Es ist noch eine Frage, ob es in dieser zweyten Bedeutung unmittelbar von Milch abstammet, ungeachtet diese im Nieders. Melk heißet. In der ersten wenigstens hat es mit diesem Worte nichts gemein, sondern ist, so wie das gleich lautende Lat. mulcere, streicheln, und mulgere, melken, ein Abkömmling von mahlen, hin und her bewegen, ( S. dasselbe.) Eher müßte man es von zwey verschiedenen Stämmen ableiten, welches der Unterschied in der Conjugation wahrscheinlich macht. Übrigens pflegen einige Hochdeutsche, welchen melken in der zweyten Bedeutung zu Niedersächsisch klingt, es in milchen zu verderben, dagegen andere es auch im Präsenti irregulär abwandeln, ich melke, du milkst, er milkt, für melkst, melkt. Eine melkende Kuh, für melke oder Milch gebende Kuh, ist ein Fehler gemeiner Mundarten, indem melken als ein Neutrum, für Milch geben, nicht üblich ist.


Melker (W3) [Adelung]


Der Melker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Melkerinn, eine Person, welche melket, in beyden Bedeutungen des Zeitwortes.


Melkerey (W3) [Adelung]


Die Melkerey, plur. die -en, in einigen Gegenden, ein Viehhof im Walde, das daselbst auf der Weide gehende Melkvieh zu melken, und die Milch daselbst zu verwahren.


Melkfaß (W3) [Adelung]


Das Melkfaß, des -sses, plur. die -fässer, ein kleines Faß, worein die Milch gemolken wird; die Melkgelte, der Melkeimer, der Melkkübel, wenn es eine Gelte, ein Eimer oder ein Kübel ist. Das Melkgeschirr ist die allgemeine Benennung dieser besondern Arten.


Melkkuh (W3) [Adelung]


Die Melkkuh, plur. die -kühe, eine melke Kuh, eine Kuh, welche wirklich Milch gibt, oder gemolken wird; zum Unterschiede von einer treuge oder trocken stehenden Kuh.


Melkschaf (W3) [Adelung]


Das Melkschaf, des -es, plur. die -e, Schafe, welche wirklich gemolken werden.


Melkschämel (W3) [Adelung]


Der Melkschämel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schämel, worauf sich die melkende Person während des Melkens setzet; der Melkstuhl, wenn es ein Stuhl ist.


Melkvieh (W3) [Adelung]


Das Melkvieh, des -es, plur. inus. ein Collectivum, alles Vieh zu bezeichnen, welches wirklich gemolken wird, und wohin die Melkkühe, Melkschafe und Melkziegen gehören.


Mellan,Mellane (W3) [Adelung]


Der Mellan, oder die Mellane, eine Art Raubvögel, siehe Milane.


Melodie (W3) [Adelung]


Die Melodie, (dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig) in der Musik, die einfache Verbindung mehrerer Töne, so fern sie den Grund einer völligen Zusammenstimmung ausmachen. In engerer Bedeutung, diese Verbindung mehrerer Töne, so fern ein gewisser Text darnach gesungen wird; ehedem die Weise, die Sangweise, Gesangweise. Die Melodie eines Liedes. Es ist aus dem Lat. Melodia, und dieß aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Daher melodisch, in dieser Zusammenstimmung gegründet.


Melone (W3) [Adelung]


Die Melone, plur. die -n, die gemeiniglich länglich runde, süße, eßbare Frucht einer Pflanze, welche zu dem Geschlechte der Gurken gehöret, und diese Pflanze selbst; Cucumis Melo L. Dieses Gewächs ist bey uns ausländisch, obgleich dessen wahres Vaterland noch unbekannt ist. Der Nahme ist aus dem Ital. Mellone und dieser aus dem Lat. Melopepo. Im Oberdeutschen wird die Frucht und ihre Pflanze auch Plotzer und Plützer genannt. Man behauptet, daß dieses Gewächs den Nahmen von der Insel Melos im Archipelago habe, von welcher es zuerst nach Italien soll seyn gebracht worden, wenn nicht vielmehr der süße Geschmack der Frucht zu der Benennung Anlaß gegeben hat; von dem Lat. Mel, Griech. Honig. Im Böhm. heißt sie Melaun.


Melonendistel (W3) [Adelung]


Die Melonendistel, plur. die -n, eine Art Disteln, welche auf den Felsen des wärmeren Amerika wohnet, und deren Pflanze einer Melone gleicht; Cactus mamillaris und Cactus Melocactus L.


Melonenpfebe (W3) [Adelung]


Die Melonenpfebe, plur. die -n, eine Art Kürbisse mit einem aufrechten Stamme, lappigen Blättern, und einer eingedruckten knotigen Frucht; Cucurbita Melopepo L. Von dem Oberd. Pfebe, Kürbiß. Im Hochdeutschen könnte man sie Melonenkürbiß nennen.


Melote (W3) [Adelung]


Die Melote, S. Melilote.


Memel (W3) [Adelung]


Die Memel, plur. die -n, im gemeinen Leben einiger Gegenden, besonders Niedersachsens, ein Nahme der Mehlmilben, welche an andern Orten Memern heißen.


Memme (W3) [Adelung]


Die Memme, S. Mämme.


Menerle (W3) [Adelung]


* Die Menerle, plur. die -n, im gemeinen Leben einiger Gegenden, ein Nahme der Maserle, Acer campestre L. aus welchem Worte Menerle vermuthlich verderbt ist. In andern Gegenden sagt man dafür Mewerle.


Menge (W3) [Adelung]


Die Menge, plur. doch nur von mehrern Arten und Quantitäten, die -n, ein Collectivum, eine Vielheit oder große Anzahl mehrerer Dinge Einer Art zu bezeichnen. Etwas in Menge haben. Welche Mengen entdeckt mein Blick mit erhabenen Händen! Zachar. Die Dinge Einer Art, deren große Anzahl bezeichnet werden soll, stehen, wie gewöhnlich, in der zweyten Endung, mit dem bestimmten Artikel, wenn sie selbst bestimmt ausgedruckt werden. Nach der Menge der Jahre sollt du den Kauf steigern, 3 Mos. 25, 16. Das Land mochte sie nicht ertragen vor der Menge ihres Viehes, 1 Mos. 36, 7. Die Menge des Wassers war unglaublich. Werden aber diese Dinge nur unbestimmt ausgedruckt, oder soll nur angezeiget werden, daß von gewissen Dingen Einer Art eine Menge oder große Anzahl vorhanden sey, so bleibt der bestimmte Artikel weg. Es gibt überall eine Menge armer Leute. Eine Menge Heuschrecken. Eine solche Menge Menschen hatten wir noch nie gesehen. Eine Menge Geldes. Wo statt der zweyten Endung die erste beynahe noch üblicher ist. Eine Menge Geld, Holz, Schnee, Wasser u. s. f. Im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart wird die Menge so wie die Fülle gern adverbisch gebraucht, für sehr viel, und alsdann stehet es am liebsten hinter dem Genitive. Daß sie Geldes die Menge zu Hause brachten, 2 Chron. 24, 11, für eine Menge Geldes. Wo im Hochdeutschen der Nominativ gleichfalls am üblichsten ist. Marmelsteine die Menge, 1 Chron. 30, 2. Allerley Wein die Menge, Nehem. 7, 18. Feuer und Holz die Menge, Es. 30, 33, Arbeit die Menge haben. Waaren die Menge verkaufen. In manchen, doch nicht in allen Fällen, lässet sich statt der ersten oder zweyten Endung auch das Vorwort von gebrauchen. Eine Menge von Leuten, d. i. eine Menge Leute. Die schwere Menge, für, eine sehr große Menge, gehöret in die niedrige Sprechart. Von einem hohen Grade der Intension ist es in der anständigern Sprechart der Hochdeutschen nicht mehr üblich. Durch die Menge der Kraft, Hiob 30, 18. Die Menge des Alters laß Weisheit beweisen, Kap. 32, 7. Er hatte Reichthum und Ehre die Menge, 2 Chron. 15, 5. Wohl aber die Menge zuweilen von den größten Haufen der Menschen, oder doch von einer großen Anzahl Menschen gebraucht. Du sollt nicht folgen der Menge zum Bösen, 3 Mos. 23, 2. Sich zu dem Gesichtskreise der Menge herab lassen, des größten Haufens. Wir müssen den Verstand gewöhnen, sich nicht von den Grundsätzen der Menge verführen zu lassen, Gell.

Anm. Bey dem Kero Managi, bey dem Ottfried Menigi, bey dem Notker Manigi, bey dem Willeram Menige, im Angels. Menegeo, bey dem Ulphilas Managei, im Dän. Mängde, im Schwed. Mangd, im Isländ. Meingi. Es ist das Abstractum von dem alten manig, viel, jetzt manch, welches mit mein in gemein, mehr, Macht und andern verwandt ist. S. auch Mengen.


Mengel (W3) [Adelung]


* Das Mengel, des -s, plur. ut nom. sing. nur in einigen Gegenden, z. B. in Bremen übliches Maß flüssiger Dinge, welches der vierte Theil eines Quartes, oder der sechzehnte Theil eines Stübchens ist. Es scheinet zu dem Geschlechte der Wörter Mand oder Mande, ein Korb, Mund u. a. m. zu gehören, oder auch zu dem Lat. Manus, Manipulus. Im mittlern Lat. ist Manna eine Hand voll.


Mengeln (W3) [Adelung]


Mengeln, verb. reg. act. welches das Diminutivum oder auch Iterativum von dem Zeitworte mengen ist, aber nur im gemeinen Leben einiger Gegenden, besonders im verächtlichen Verstande, gehöret wird, so wie man von mischen in ähnlichem Verstande auch mischeln sagt. In andern Gegenden ist mengeln, so wie mengen, im Kleinen verkaufen, besonders Eßwaaren im Kleinen verkaufen, höken, Ital. mescolare. im mittlern Lat. mangonare. Fische mengen oder mengeln, mit Fischen im Kleinen handeln. Wo denn Menger, Mengeler, Mengling auch einen solchen Höken bedeutet, Ital. Melcolatore.


Mengelwurz (W3) [Adelung]


Die Mengelwurz, plur. inus. ein Nahme verschiedener ihrer Wurzeln wegen brauchbarer Pflanzen. 1) Der gemeinen Grindwurz, Rumex acutus L. welche auch wilder Ampfer und Mangold genannt wird, aus welchem letztern Nahmen Mengelwurz seiner ersten Hälfte nach herstammet. ( S. Mangold.) 2) Bey einigen führet auch der Sauerampfer; Rumex Acetosa L. dessen trockene Wurzel färbet, den Nahmen der Mengelwurz.


Mengen (W3) [Adelung]


Mengen, verb. reg. act. mehrere Dinge verschiedener Art unter einander thun. 1) Eigentlich, wo es von trocknen Dingen am üblichsten ist, sie ohne Ordnung unter einander thun, ohne doch, daß sich ihre Bestandtheile mit einander verbinden. Gerste unter den Rocken, Mäusedreck unter den Pfeffer mengen. Das Hundertste in das Tausendste mengen. Gemengtes Getreide, in der Landwirthschaft, wo mehrere Arten unter einander gebauet werden; Mengkorn, Nieders. Mankkorn, im Oberd. Mischkorn, Mischelkorn. Dem Pferde das Futter mengen, das Korn eher den Hafer unter den Häcksel mengen. Sich unter das Volk mengen, der körperlichen Gegenwart nach. Wenn mit der Mengung zugleich die Vereinigung der Bestandtheile verbunden ist, so ist das Zeitwort mischen üblicher, daher man dieses lieber von der Vermengung flüssiger Körper gebraucht, als mengen; obgleich es bey ältern Schriftstellern so genau nicht genommen wird. Wohl aber lässet sich mengen gebrauchen, wenn ein trockner Körper mit einem nassen verbunden wird. Eile und menge drey Maß Semmelmehl, knete und backe Kuchen, 1 Mos. 18, 6. Ungesäuerte Kuchen mit Öhle gemengt, 2 Mos. 29, 2. Den Teig einmengen, ist daher in der Hauswirthschaft das zum Teige bestimmte Mehl mit Wasser vermischen. ( S. Mischen.) 2) Figürlich. Sich in alles mengen, an allem einen unbefugten Antheil haben wollen. Sich in jemandes Gespräch mengen. Sich in fremde Händel mengen, mit dem Nebenbegriff der Unbefugsamkeit, des Vorwitzes. Menge dich nicht in fremde Sachen, Sir. 11, 9. ( S. auch Mischen, welches auf ähnliche Art gebraucht wird.) Im Feldbaue menget sich das Sommergetreide, wenn einige der grünen Ähren anfangen gelb zu werden und zu reifen. So auch die Mengung.

Anm. Schon in dem Isidor mengan, im Angels. mengean, im Nieders. mank, im Dän. mänge, im Schwed. mänga, im Engl. to mingle, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es scheinet nicht unmittelbar von der Menge abzustammen, sondern zu dem Nieders. mank, darunter, zu gehören, und durch den eingeschalteten Nasenlaut von machen, verbinden, abzustammen, S. Gemahl und Mischen.


Mengenmaß (W3) [Adelung]


Das Mengenmaß, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Maß, die Menge der Körper damit zu messen; das körperliche Maß, zum Unterschiede von dem Längen- und Flächenmaße.


Mengepresse (W3) [Adelung]


Die Mengepresse, plur. inus. auf der Messinghütte zu Goslar, eine Art des Messinges, welches aus einem Pfunde Lauterberger Kupfers und zwey Pfund Galmey verfertiget, aber nicht allein verkauft, sondern zum Zusatze des Tafelmessinges genommen wird; zum Unterschiede von diesem Tafelmessinge und dem Stückmessinge. Die Benennung ist der zweyten Hälfte nach dunkel.


Menger (W3) [Adelung]


Der Menger, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mengeln.


Mengsel (W3) [Adelung]


Das Mengsel, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten ut nom. sing. mehrere unter einander gemengte Dinge, als ein Ganzes betrachtet; im verächtlichen Verstande ein Mischmasch. Im Nieders. Mengels. S. -Sal.


Mennig (W3) [Adelung]


Der Mennig, des -es, plur. inus. ein sehr lebhafter pomeranzenrother Farbenkörper, welcher eigentlich eine rothe Bleyasche ist, welche durch eine starke Calcination aus dem Bleye oder Bleyweiße erhalten wird. Im Nieders. Mennje, daher auch einige Hochdeutsche dieses Wort im weiblichen Geschlechte gebrauchen, die Mennige; im Schwed. Mönja, im Dän. Mönne, Minie, im Franz. Mine, Mine de plomb; alle aus dem Lat. Minium, welches vermuthlich zu dem Worte Minera gehöret, und eigentlich einen jeden gegrabenen Farbenkörper bedeutet haben kann. Wenigstens wird der Bergzinnober noch bey einigen Mennigfarbe genannt. Wenn es bey Notker Ps. 70. V. 13 heißt: Die sih mident daz si rote menge fahent under ougen, welche sich schämen, daß sie unter den Augen roth werden: so scheinet es hier für rothe Farbe, Röthe überhaupt zu stehen, wenn Menge anders hier unser Mennig ist.


Mennonist,Mennonit (W3) [Adelung]


Der Mennonist, oder Mennonit, des -en, plur. die -en, ein Nahme, welchen die Wiedertäufer oder Taufgesinnten in Holland führen, von dem Mennon, einem ihrer ersten Lehrer.


Mensch (W3) [Adelung]


Der Mensch, des -en, plur. die -en, ein Individuum des menschlichen Geschlechtes, d. i. ein mit einer vernünftigen Seele begabtes Thier. 1. Überhaupt und im weitesten Verstande. Alle Menschen sind sterblich. Christus ist ein Mensch oder ist Mensch geworden, ( S. Menschwerdung.) Jeder Mensch ist frey, und nie muß er es mehr seyn, als wenn es die Wahl seines Glückes betrifft, Sonnenf. Das ist keinem Menschen erlaubt. Das glaubt kein Mensch, niemand. Es ist kein Mensch zu Hause, niemand. Das ist alles, was nur ein Mensch thun kann. Mit dem bestimmten Artikel wird es oft im Singular für ein Mensch, oder auch collective für Menschen gebraucht. Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest? Ps. 8, 5. Das Leben des Menschen ist vieler Gefahr unterworfen. Nur durch Untersuchung der Triebfedern der Natur entledigt sich der Mensch der Knechtschaft der Natur und wird zu einem freyen Weltbürger, Sulz. 2. In engerer Bedeutung, mit einigen Nebenbegriffen. 1) In Absicht auf dessen veränderliche Umstände. (aa) In Ansehung des eingeschränkten Zustandes, der anklebenden Schwachheiten. Wir sind alle Menschen, d. i. eingeschränkte, schwache, Fehlern und Irrthümern unterworfene Menschen. (bb) In Ansehung des gesellschaftlichen Lebens gesitteter Menschen und der darin gegründeten Pflichten; im Gegensatze des Unmenschen. Erinnere dich, daß du ein Mensch bist. Freund unsre Zeit von Eisen Ist sehr an Menschen arm, obgleich sehr reich an Weisen, Gieseke. S. Menschlich, welches in diesem Verstande noch üblicher ist. (cc) In Ansehung der Vernunft, durch welche sich der Mensch von allen übrigen sichtbaren Geschöpfen unterscheidet. Die hellen Zwischenräume der Vernunft, die einzigen Augenblicke, worin der Mensch wahrhaftig ein Mensch ist. 2) Der ganze Gemüthszustand des Menschen; doch nur in der biblischen Schreibart und ohne Plural. Der alte Mensch, das natürliche Verderben, im Gegensatze des neuen Menschen, oder der in der Wiedergeburt hervor gebrachten neuen Fertigkeit; beydes, weil sie sich über alle Fähigkeiten des Menschen erstrecken. Der innere Mensch, bey den Mystikern, das Gemüth, im Gegensatze des äußern Menschen, oder des Körpers. Die Übereinstimmung in dem Laute mit dem Latein. Mens ist hier bloß zufällig, indem dieses zu dem Zeitworte meinen gehöret. 3) Eine Person männlichen Geschlechtes; wo es doch gemeiniglich im verächtlichen Verstande üblich ist, wenigstens nur von solchen Personen gebraucht wird, von welchen man ohne besondere Achtung sprechen zu können glaubt. Mit Achtung gebraucht man dafür das Wort Mann, und mit Ehrerbiethigkeit das Wort Herr. Im Plural hat es in dieser Bedeutung nicht Menschen sondern Leute. Ein artiger junger Mensch. Was ist das für ein Mensch? Ein böser, liederlicher, ruchloser Mensch. Es ist ein guter, ehrlicher Mensch. Ein armer Mensch. Also vertheidigen sie den Menschen noch, Gell. Im weiblichen Geschlechte lautet es in einer ähnlichen Bedeutung das Mensch, S. das folgende. Anm. Schon bey dem Kero als ein Hauptwort Mennisch, bey dem Ottfried Mennisco, Mennisg, bey dem Notker Mennischo, im Nieders. Minsk, im Dän. Menniske, im Schwed. Menniska, im Isländ. Manneska, im Angels. Mennisc, und schon bey den ältern Ägyptiern Manosch. Es ist ein zusammen gesetztes Wort von Mann, welches ehedem auch einen Menschen bedeutete, wie noch im Isidor Manno und im Engl. Man, und der Ableitungssylbe "-isch". Gemeiniglich glaubt man, daß dieses "-isch" die Endung der Beywörter sey, und daß Mensch anfänglich nur als ein Beywort gebraucht worden, bis es endlich die Gestalt eines Hauptwortes angenommen habe. Es wird solches dadurch wahrscheinlich, weil manniska bey dem Ulphilas und manask bey dem Kero wirklich als ein Beywort vorkommen. Allein, zu geschweigen, daß der Übergang solcher Beywörter in Hauptwörter selten ist, so gibt es auch eine substantive Ableitungssylbe "-isch", wie in Harnisch, dem alten Hiuuisk, die Familie und vielleicht noch einigen andern. Hier scheinet es das alte Angels. Aesc, alt Schwed. Ask, ein Mann, Mensch, und viel- leicht noch in weiterer Bedeutung auch ein Ding, ein Geschöpf zu seyn, welches mit dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Mann, genau überein kommt. Man-ask, Men-isch, und zusammen gezogen Mensch, würde also ein menschliches Geschöpf, ein menschliches Individuum bedeuten. Im Pohln. ist Meszka eine Mannsperson, ein Mann. Bey dem Ottfried heißt ein Mensch auch Gomono, welches mit dem Latein. Homo sehr genau überein kommt. S. Mann.


Mensch (W3) [Adelung]


Das Mensch, des -es, plur. die -er, das vorige Wort, nur mit verändertem Geschlechte und in eingeschränkter Bedeutung. 1. * Eine Person männlichen Geschlechtes, besonders in der letzten Bedeutung des vorigen Wortes; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung. O du unmenschlichs Mensch, redet Opitz einen Selbstmörder an. Im Schwabenspiegel wird daz Mensche und der Mensch, ohne Unterschied, von einer männlichen Person gebraucht. 2. Eine Person weiblichen Geschlechtes. 1) * Überhaupt und ohne allen verächtlichen Nebenbegriff; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung, welche noch bey dem Opitz, besonders von einer jungen unverheiratheten Person, mehrmals vorkommt. Ein reiches Mensch, ein reiches Mädchen, eine reiche Jungfer, Opitz. Diß Mensch soll solche Noth, soll solche große Noth Mir seilen auf den Hals? Ebend. von seiner Geliebten. Kein kluger liebt ein Mensch von ihrer Kleidung wegen, Die sonsten gräulich ist, ebend. Hie liegt der zugebracht sein Leben hat mit Lieben Zu lieben dieses Mensch, das allzeit ihn geplagt, ebend. Nur in den niedrigen Sprecharten kommt es noch zuweilen in diesem Verstande vor. Das Mensch (die flinke Hanne) gefällt auch ungeputzt, Haged. 2) In engerer Bedeutung, eine geringe Person weiblichen Geschlechtes, im verächtlichen Verstande. Ein armes Mensch. Ein böses, zanksüchtiges Mensch. Ein Frauensmensch, Weibsmensch. Besonders eine zu geringen Diensten verpflichtete weibliche Person, eine Magd, Ital. Massara; doch auch nur in der harten und verächtlichen Sprechart. Ein Dienstmensch, Küchenmensch, Kindermensch, Stubenmensch. Dem armen Menschen, (Mensche,) Gell. An den Höfen sind die Kammermenscher geringere Kammerbedienten, welche unmittelbar auf die Kammerdienerinnen folgen, und ihres geringen und verächtlichen Titels ungeachtet oft Figur genug machen. Die Kehrmenscher sind eben daselbst geringere weibliche Personen, welche die Zimmer auskehren. In noch verächtlicherm Verstande pflegt man eine Hure in manchen Gegenden nur ein Mensch zu nennen; wo es zugleich ein Schimpfwort ist, welches auf Anbringen des Klägers gerichtlich geahndet wird. Engl. Wench, ein junges Mädchen, und eine Hure.


Menschenalter (W3) [Adelung]


Das Menschenalter, des -s, plur. ut nom. sing. das gewöhnliche Alter, die gewöhnliche Lebenszeit eines Menschen. Sechs Menschenalter lang.


Menschenblut (W3) [Adelung]


Das Menschenblut, des -es, plur. car. das Blut von einem Menschen. Menschenblut vergießen, einen Menschen umbringen.


Menschendieb (W3) [Adelung]


Der Menschendieb, des -es, plur. die -e, S. Menschenräuber.


Menschenfeind (W3) [Adelung]


Der Menschenfeind, des -es, plur. die -e, eine Person, welche andere hasset, bloß weil sie Menschen sind.


Menschenfeindlich (W3) [Adelung]


Menschenfeindlich, -er, -ste, adj. et adv. in dem Menschenhasse gegründet, daraus herrührend. Ein menschenfeindliches Verfahren.


Menschenfreund (W3) [Adelung]


Der Menschenfreund, des -es, plur. die -e, eine Person männlichen oder weiblichen Geschlechtes, in welcher die Menschenliebe die herrschende Neigung ist, welche alle Menschen liebet, bloß weil sie Menschen sind.


Menschenfreundlich (W3) [Adelung]


Menschenfreundlich, -er, -ste adj. et adv. in der Menschenliebe gegründet, dieselbe besitzend.


Menschenfrucht (W3) [Adelung]


* Die Menschenfrucht, plur. die -früchte, die Leibesfrucht eines Menschen, ein Kind; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, welches noch 4 Mos. 18, 15, 16 vorkommt.


Menschenfurcht (W3) [Adelung]


Die Menschenfurcht, plur. car. die Furcht vor Menschen; zum Unterschiede von der Gottesfurcht. In engerer Bedeutung, die ungeordnete oder unerlaubte Furcht vor Menschen, besonders in der Gottesgelehrsamkeit.


Menschengeboth (W3) [Adelung]


Das Menschengeboth, des -es, plur. die -e, ein von Menschen herrührendes Geboth, und in engerer Bedeutung, ein solches Geboth, welches dem göttlichen Gesetze widerspricht; ein Wort, welches in der Deutschen Bibel häufiger als außer derselben angetroffen wird. S. Menschensatzung.


Menschengefälligkeit (W3) [Adelung]


Die Menschengefälligkeit, plur. inus. die Neigung, andern Menschen, bloß weil sie Menschen sind, gefällig zu werden. In engerer Bedeutung, die untergeordnete, fehlerhafte Bemühung dieser Art.


Menschenhand (W3) [Adelung]


Die Menschenhand, plur. die -hände, die Hand eines Menschen, eine menschliche Hand. Am häufigsten im Plural. Von Menschenhänden gemacht, Ps. 115, 5. So etwas können Menschenhände nicht verfertigen.


Menschenhaß (W3) [Adelung]


Der Menschenhaß, des -sses, plur. car. der Haß gegen andere, bloß weil sie Menschen sind. Daher der Menschenhasser. Der Schalksfreund, Filz und Menschenhasser, Haged. Wofür doch Menschenfeind üblicher ist.


Menschenhülfe (W3) [Adelung]


Die Menschenhülfe, plur. inus. Hülfe, welche uns von andern Menschen geleistet wird. Ps. 60, 13.


Menschenhüther (W3) [Adelung]


Der Menschenhüther, des -s, plur. inus. ein nur in der Deutschen Bibel, Hiob 7, 20 befindliches Wort, wo es von Gott gebraucht wird, weil er die Menschen in seiner Obhuth hat.


Menschenkind (W3) [Adelung]


* Das Menschenkind, des -es, plur. die -er, ein Mensch; ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches in der Deutschen Bibel sehr häufig angetroffen wird.


Menschenliebe (W3) [Adelung]


Die Menschenliebe, plur. car. die Liebe gegen andere, bloß weil sie Menschen sind, die Neigung und Fertigkeit, sich an aller Menschen Wohlfahrt zu belustigen, und selbige möglichst zu befördern. Man hat die Lobsprüche der Freundschaft oft auf Kosten der allgemeinen Menschenliebe übertrieben, Gell.


Menschenmöglich (W3) [Adelung]


Menschenmöglich, adj. et adv. welches nur im gemeinen Leben üblich ist. Sich alle menschenmögliche Mühe geben, alle einem Menschen mögliche Mühe; wofür auch nur menschmöglich gebraucht wird.


Menschenraub (W3) [Adelung]


Der Menschenraub, des -es, plur. inus. der Raub, d. i. die gewaltsame Entführung, eines Menschen.


Menschenräuber (W3) [Adelung]


Der Menschenräuber, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher eines Menschenraubes schuldig ist; in der Deutschen Bibel ein Menschendieb; welches Wort doch nicht so üblich ist, weil Dieb und Stehler den Begriff der Heimlichkeit und Stille bey sich führen, der sich hierher nicht so gut schickt, als der Begriff des gewaltsamen Raubes.


Menschensatzung (W3) [Adelung]


Die Menschensatzung, plur. die -en, eine Satzung, d. i. ein gottesdienstliches Geboth, so fern es von Menschen herrühret, besonders so fern es den göttlichen Verordnungen entgegen ist; das Menschengeboth.


Menschensauger (W3) [Adelung]


Der Menschensauger, des -s, plur. ut nom. sing. siehe Vampyr.


Menschenscheu (W3) [Adelung]


Menschenscheu, -er, -este, adj. et adv. Menschenscheu habend, darin gegründet; leutescheu. Ein menschenscheues Betragen.


Menschenscheu (W3) [Adelung]


Die Menschenscheu, plur. car. die Scheu vor Menschen, und in engerer Bedeutung, die ungeordnete, fehlerhafte und übertriebene Scheu vor andern Menschen.


Menschensohn (W3) [Adelung]


Der Menschensohn, des -es, plur. die -söhne, ein Nahme, welcher in der Deutschen Bibel sehr häufig von Christo gebraucht wird, besonders seine menschliche Natur dadurch zu bezeichnen.


Menschenstimme (W3) [Adelung]


Die Menschenstimme, plur. die -n, die menschliche Stimme, die Stimme eines oder mehrerer Menschen. In den Orgeln ist die Menschenstimme ein Register, dessen Pfeifen die menschliche Stimme nachahmen.


Menschenverstand (W3) [Adelung]


Der Menschenverstand, des -es, plur. car. menschlicher Verstand, Verstand so wie ihn Menschen zu haben pflegen. Sie bleibt beständig dabey, daß das Thier Menschenverstand hätte, Gell. Ingleichen der begreifliche Verstand oder Sinn einer Rede. Wenn in dieser Frage Menschenverstand ist.


Menschenwerk (W3) [Adelung]


Das Menschenwerk, des -es, plur. die -e, das Werk, und in weiterer Bedeutung, das Thun und Lassen der Menschen. Psalm 17, 4.


Menschheit (W3) [Adelung]


Die Menschheit, plur. car. das Abstractum des Hauptwortes Mensch, die menschliche Natur zu bezeichnen. 1) Überhaupt. Die Menschheit Christi. Die Menschheit annehmen, die menschliche Natur, von Christo. Die Menschheit ablegen oder ausziehen, ein unbequemer Ausdruck, welchen einige für sterben gebrauchen. Lasterhafte Seelen, die das größte, was die Menschheit besitzt, verunedeln. Es gehöret mehr als Menschheit dazu, seine Fassung bey so niedrigen Bosheiten zu behalten. Wer gar kein Ungemach begehret auszustehn, Muß in der Welt nicht seyn, muß aus der Menschheit gehn, Logau. Wo es aber auch das menschliche Geschlecht bedeuten kann, wofür eben dieser Dichter an einem andern Orte das ungewöhnliche Menschenthum gebraucht. 2) In engerer Bedeutung, die Fertigkeit, die Pflichten des gesellschaftlichen Lebens auszuüben; wofür doch Menschlichkeit üblicher ist. Alle Menschheit ausziehen, ablegen. Die Pflichten der Menschheit gegen einander ausüben. Keine Menschheit haben. 3) * Das menschliche Geschlecht, besonders in Rücksicht auf dessen Cultur; eine von einigen Neuern in den Gang gebrachte Bedeutung, welche aber so wohl wider alle Analogie, als auch wider die Bedeutung der Ableitungssylbe -heit ist. Geschichte der Menschheit. Ephemeriden der Menschheit. Bey dem Stryker Mansheit, im Schwabens. Menschhait, im Dän. Manddom, im Schwed. Mandom.


Menschlich (W3) [Adelung]


Menschlich, -er, -ste, adj. et adv. von dem Hauptworte Mensch. 1. In dessen weitesten Bedeutung, so fern es ein mit einer vernünftigen Seele begabtes lebendiges Geschöpf bedeutet. 1) Einem Menschen ähnlich. Eine menschliche Gestalt. Er siehet nicht menschlich aus. 2) In des Menschen Natur gegründet, dem Menschen gehörig; ohne Comparation. Das menschliche Geschlecht, alle Menschen als ein Ganzes betrachtet. Die menschliche Natur Christi. Die menschliche Klugheit, menschliche Vernunft. Der Gipfel der menschlichen Größe. Ich biethe aller menschlichen Gewalt Trotz. 2. In engerer Bedeutung.

1) Mit dem Nebenbegriffe des eingeschränktem, der Gefahr zu irren, zu sterben u. s. f. ausgesetzten Zustandes. Irren ist menschlich. Wenn mir etwas Menschliches begegnen sollte, wenn ich irren sollte, und in einem andern Verstande, wenn ich sterben sollte. Menschlich reden, faßlich, begreiflich, so daß es dem größten Haufen der Menschen verständlich ist, Röm. 6, 19. ( S. Mensch 2. 1). 2) Mit dem Nebenbegriffe des gesellschaftlichen Zustandes gesitteter Menschen, diesem Zustande gemäß, darin gegründet; im Gegensatze des unmenschlich. Man ist menschlich, wenn man die Pflichten der allgemeinen Geselligkeit nicht verletzet. S. Mensch. 2. 1).


Menschlichkeit (W3) [Adelung]


Die Menschlichkeit, plur. car. das Abstractum des vorigen Beywortes, doch nur in dessen letzten Bedeutung, die Neigung und Fertigkeit, die Pflichten des gesellschaftlichen Lebens zu erfüllen; im Gegensatze der Unmenschlichkeit. Alle Menschlichkeit ausziehen. Die Ältern geben uns die Menschheit, die Erziehung muß uns die Menschlichkeit geben, Sonnenf. Wider den Sprachgebrauch ist es, wenn einige neuere unerfahrne Schriftsteller dieses Wort bald für Menschheit, d. i. menschliche Natur, bald aber auch für das menschliche Geschlecht gebrauchen.


Menschmöglich (W3) [Adelung]


Menschmöglich, adj. et adv. S. Menschenmöglich.


Menschwerdung (W3) [Adelung]


Die Menschwerdung, plur. car. ein nur in der Theologie von Christo übliches und aus der R. A. Mensch werden gebildetes Wort, die Vereinigung der Menschheit mit der Gottheit zu einer einigen Person in Christo zu bezeichnen; im mittlern Lat. Incarnatio, im Isidor Infleiscnissa, in dem Buche Belial die Verfleischung, bey dem Notker Lichamhafti, Lichamuuordeni, Manuuerdeni, Menniskeheit.


Mensur (W3) [Adelung]


Die Mensur, plur. die -en, ein aus dem Latein. Mensura, das Maß, entlehntes, aber nur in einigen Fällen übliches Wort. In der Musik wird das Zeitmaß oder der Tact auch die Mensur genannt. Bey den Bildhauern ist die Mensur ein viereckter an den Seiten in Zolle getheilter Rahmen, mit einem Kreuze in der Mitte, welcher an der Decke horizontal über der Statue aufgehängt wird, vermittelst der von den vier Ecken herab hangenden mit Bleygewichten versehenen Schnüre, die Entfernungen an der Statue zu messen.


Mensuriren (W3) [Adelung]


Mensuriren, verb. reg. act. welches von dem vorigen Worte gebildet, und gleichfalls nur in einigen Fällen üblich ist. Bey den Orgelbauern werden die Pfeifen mensurirt, wenn sie nach Maßgabe ihrer Tonart an der Weite und Länge nach dem Maßstabe zugeschnitten werden.


Merch (W3) [Adelung]


Der Merch, des -es, plur. die -e, eine im Oberdeutschen übliche Benennung einer Art Taucher, welche mit dem Latein. Mergus überein kommt, S. Grebe.


Mergel (W3) [Adelung]


Der Mergel, S. Märgel.


Merk (W3) [Adelung]


Das Merk, des -es, plur. die -e, ein nur im gemeinen Leben für Zeichen, Marke, Merkmahl, Merkzeichen übliches Wort. Das Merk auf einem Ballen Waare. S. Marke, Gemerk und Merken.


Merkbar (W3) [Adelung]


Merkbar, -er, -ste, adj. et adv. was gemerket, d. i. durch die Sinne empfunden werden kann; merklich. Sich dem Gehöre merkbar machen.


Merken (W3) [Adelung]


Merken, verb. reg. act. welches in gedoppelter Bedeutung üblich ist. 1. Eigentlich, zeichnen, mit einem Merke, einer Marke oder einem Zeichen versehen, um eine Sache daran wieder zu erkennen, wofür doch marken üblicher ist; bey dem Ulphilas markan, im Nieders. marken, im Schwed. märka, im Bretagnischen merca, im Engl. to mark. Einen Ballen Waare merken, zeichnen, marken. Das Vieh merken. Einen Tag im Kalender merken, anzeichnen. Einen Ort merken, zeichnen. S. auch Anmerken und Bemerken. 2. Figürlich. 1) Die Gegenwart einer Veränderung aus gewissen Merk- und Kennzeichen schließen, oder muthmaßlich urtheilen, wo es von allen Sinnen gebraucht werden kann, so fern sie zur Empfindung dieser Merkmahle oder Kennzeichen dienen. Ich merke nichts, sagt man, wenn man berühret wird, und keine Empfindung davon hat. Pharao merkte, daß es ein Traum war, 1 Mos. 14, 7. David nahm den Spieß und den Wasserbecher - und war niemand, der es sahe, noch merkte, 1 Sam. 26, 12. Ich merke deine List. Den Possen, die Schelmerey merken. Man stichelte auf ihn, aber er merkte nichts. Ich merkte, daß ich abnehme. Damit es die Leute nicht merken. Ich merkte, daß mein Gesicht glühete. Aus allen Umständen merke ich, daß er es sehr ungern thut. In weiterer Bedeutung für erkennen, urtheilen, ist es im Hochdeutschen nicht mehr üblich, ob es gleich in der Deutschen Bibel sehr häufig in derselben vorkommt. Ein Vernünftiger merket den Mann an seinen Geberden, Sir. 19, 26. An den Früchten merket man, wie des Baums gewartet ist, also merket man an der Rede, wie das Herz geschickt ist, Sir. 27, 7. Durch den Glauben merken wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist, Ebr. 11, 3; und so in andern Stellen mehr. Wohl aber mit dem Zeitworte lassen. Etwas merken lassen, machen, daß andere das Daseyn einer Veränderung an uns aus gewissen Merkmahlen schließen können. Er sucht etwas darin, seinen Verdruß merken zu lassen, oder andere seinen Verdruß merken zu lassen; nicht andern, weil, wenn die R. A. aufgelöset wird, die Person in der ersten Endung stehet, zu machen, daß andere seinen Verdruß merken. Laß ihn nichts davon merken. Laß nicht merken, daß du Französisch verstehest. Ich bin krank, aber ich lasse es nicht merken. Ich habe ihn gebethen, dich nichts merken zu lassen, Gell. Ingleichen, als ein Reciprocum. Er ließ sichs merken, daß er ihn nicht gern sahe. Laß dich nichts merken, d. i. gib keinen Anlaß, daß man etwas davon merke, besonders so fern der Anlaß durch Worte gegeben wird. Die dritte Endung, laß dir nichts merken, wie viele sprechen und schreiben, ist eben so unrichtig, als laß mir es nicht empfinden, lassen sie mir es thun u. s. f. Laß dich ja nichts gegen ihn von der Sache merken. Hat sie sich etwas davon gegen dich merken lassen? 2) Acht haben, Acht geben, zu bemerken, und in weiterer Bedeutung, zu erkennen suchen; als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. Merket mit Fleiß und schauet, obs daselbst so zugehet, Jerem. 2, 10. Im Hochdeutschen nur noch mit dem Vorworte auf; auf etwas merken, seine Aufmerksamkeit darauf richten. Jedermann merket auf meine Handlungen. Dann merket die Welt auf deine Gaben, Gell. Der Knabe, der Irin gelehrt, Auf jede Schönheit der Natur zu merken, Kleist. Merke auf meine Worte. Du merkest nicht auf mich. Merket wohl auf diesen Umstand. ( S. auch Aufmerken). 3) Vermittelst gewisser Kennzeichen im Gedächtnisse behalten, und in weiterer Bedeutung überhaupt, im Gedächtnisse behalten. Merke dir den Ort, wo du es hingelegt hast. Wer kann merken, wie oft er fehlet? Ps. 19, 13. Ich werde mir es merken. Sich etwas aus der Predigt, aus einem Buche merken. Das Wort ist schwer zu merken. Das Hauptwort die Merkung ist nur in den Zusammensetzungen üblich.

Anm. Bey dem Willeram merchen, im Angelsächs. mearcan. Es stammet von Mark, ein Zeichen her, siehe dieses Wort. In der ersten und zweyten figürlichen Bedeutung ist es zwar eigentlich ein Activum, ob es gleich in der leidentlichen Gestalt seltener vorkommt, sondern am häufigsten das Ansehen eines Neutrius hat.


Merker (W3) [Adelung]


* Der Merker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Merkerinn, ein größten Theils veraltetes Wort, eine Person zu bezeichnen, welche auf etwas merket, besonders, welche dazu bestellet ist, etwas anzumerken. Bey den Meistersingern werden noch die Vorsteher der Genossenschaft des Meistergesanges die Merker genannt, weil sie in den Singeschulen in einem besonderen Gerüste, welches das Gemerk genannt wird, sitzen, und die Fehler der Singenden anmerken, welche Handlung auch merken schlechthin genannt wird.


Merklich (W3) [Adelung]


Merklich, -er, -ste, adj. et adv. in der ersten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes merken, was sich merken lässet, d. i. dessen Daseyn man aus gewissen Kennzeichen schließen kann; im Gegensatze des unmerklich. Ich konnte ihn nicht ansehen, wenn ich nicht merklich erröthen wollte, so daß andere es gemerket hätten. Einem etwas auf eine sehr merkliche Art zu verstehen geben. Einen merklichen Schaden, einen merklichen Nutzen von etwas haben. Er hat sich merklich gebessert. Die Tage werden schon merklich länger. Für merkwürdig ist es in der anständigen Schreibart der Hochdeutschen veraltet, ungeachtet es im gemeinen Leben in dieser Bedeutung noch häufig ist. Und verdorren den andern zum merklichen Exempel, Sir. 19, 3.


Merklichkeit (W3) [Adelung]


Die Merklichkeit, plur. car. die Eigenschaft, der Zustand einer Sache, da sie merklich ist. Die Merklichkeit des Einflusses einer Handlung in andere Personen und Handlungen.


Merkmahl (W3) [Adelung]


Das Merkmahl, des -es, plur. die -e, ein Mahl, d. i. Zeichen, woran man eine Sache entdecket, ihre Gegenwart oder Annäherung erkennet, sich derselben wieder erinnert, von der ersten und dritten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes merken; das Merkzeichen. Die Windstille ist den Schiffen ein zuverlässiges Merkmahl eines bevor stehenden Sturmes. Oft auch ein jedes Zeichen, woran man eine Sache erkennet, d. i. sie von andern unterscheidet; ein Kennzeichen.


Merkwürdig (W3) [Adelung]


Merkwürdig, -er, -ste, adj. et adv. von der dritten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes merken, würdig, oder werth, gemerket, d. i. im Gedächtnisse behalten zu werden; denkwürdig. Ein merkwürdiger Tag. Das war mir, oder schien mir sehr merkwürdig.


Merkwürdigkeit (W3) [Adelung]


Die Merkwürdigkeit, plur. die -en. 1) Die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie merkwürdig ist; ohne Plural. 2) Eine merkwürdige Sache, merkwürdige Begebenheit. In beyden Fällen auch die Denkwürdigkeit.


Merkzeichen (W3) [Adelung]


Das Merkzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. in der ersten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes merken, ein Zeichen, woraus man die Gegenwart einer Sache oder Veränderung schließet; wofür doch Merkmahl üblicher ist. Ingleichen in der dritten Bedeutung, ein Zeichen, eine Sache vermittelst desselben zu merken, i. d. im Gedächtnisse zu behalten, oder sich derselben wieder zu erinnern. Sich ein Merkzeichen machen.


Merlan (W3) [Adelung]


Der Merlan, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden, ein Nahme des Meerhechtes, Gadus Merlucius L. wenn es nicht vielmehr der verwandte Witling oder Weißfisch, Gadus Merlangus, ist. Im Franz. ist Merlan, oder Morue, im mittlern Lat. Merluus, der gleichfalls verwandte Stockfisch oder Kabeljau, Gadus Morhua.


Merle (W3) [Adelung]


Die Merle, plur. die -n. 1) Eine im Oberdeutschen übliche Benennung der Amsel, welche mit dem Latein. Merula überein kommt, und in einigen Gegenden auch im männlichen Geschlechte der Merl lautet. Ich horte ein merlikin wol singen Das mih duhte der sumer wolte entstan, Hr. Ulrich von Guotenburg. So vernimmet offenbere Diu merlin ir sanc, Diu uns bringent libiu mere, Heinrich von Veldig. 2) Eine kleine der Amsel ähnliche Art Falken von aschgrauer Farbe, welche sehr gelehrig ist, und zum Lerchenfange gebraucht wird; Falco Aesalon Klein. In andern Gegenden mit vorgesetztem Zischlaute das Schmerlein, Schmierlein, Franz. Emerillon, Ital. Smeriglione.


Merode (W3) [Adelung]


Merode, S. Marode.


Merthe (W3) [Adelung]


Die Merthe, S. Mährte.


Merz (W3) [Adelung]


Der Merz, S. März.


Merzen (W3) [Adelung]


Merzen, S. Ausmerzen.


Merzschaf (W3) [Adelung]


Das Merzschaf, des -es, plur. die -e, in der Landwirthschaft, Schafe welche ausgemerzet worden, ( S. dieses Wort). So auch das Merzvieh, des -es, plur. car. ausgemerztes Vieh.


Mespel (W3) [Adelung]


Die Mespel, S. Mispel.


Meßamt (W3) [Adelung]


Das Meßamt, des -es, plur. die -ämter, in der Römischen Kirche, die Haltung der Messe, als ein Amt, d. i. eine feyerliche gottesdienstliche Handlung betrachtet, welche am häufigsten die Messe schlechthin genannt wird.


Meßbar (W3) [Adelung]


Meßbar, -er, -ste, adj. et adv. von dem Zeitworte messen, was gemessen werden kann. Daher die Meßbarkeit.


Meßbrief (W3) [Adelung]


Der Meßbrief, des -es, plur. die -e. 1) Von Messe, ein großer Jahrmarkt, bey den Kaufleuten, ein auf eine gewisse Messe gestellter Wechselbrief, ein Wechselbrief, welcher in und auf einer Messe zahlbar ist. 2) Von dem Zeitworte messen, in den Seestädten, ein obrigkeitliches Zeugniß von der Größe und dem Raume eines Schiffes.


Meßbuch (W3) [Adelung]


Das Meßbuch, des -es, plur. die -bücher. 1) Von Messe, Missa, in der Römischen Kirche, ein gottesdienstliches Buch, worin die bey den Messen üblichen Feyerlichkeiten vorgeschrieben sind; Missale. 2) Von Messe, ein großer Markt, ein Handlungsbuch der Kaufleute, in welches sie ihre Meßgeschäfte einzutragen pflegen.


Messe (W3) [Adelung]


Die Messe, plur. die -n, ein Wort, welches jetzt in einer gedoppelten Hauptbedeutung gebraucht wird. 1. Als ein Kirchenwort, besonders der Römischen Kirche, wo es 1) eigentlich ehedem denjenigen Theil des Gottesdienstes bezeichnete, welcher nach Predigt und Entlassung der Katechumenen gehalten wurde, und welchem nur allein die Gläubigen beywohnen durften. Dieser Theil des Gottesdienstes bekam in der Lateinischen Kirche den Nahmen Missa, von den Worten des Diakoni: Ite, missa est, nach welchen die Katechumeni sich entfernen mußten. Da dieser Theil des Gottesdienstes hauptsächlich in dem Genusse des Abendmahles bestand, aus welchem man in den ersten Jahrhunderten des Christenthumes eine Art des Geheimnisses machte, welchem nur allein die Gläubigen beywohnen konnten, so bekam daher dasselbe den Nahmen der Messe, im mittlern Lat. Missa, obgleich Ten Kate dieses Wort von dem alten bey dem Ulphilas befindlichen Mesa, ein Tisch, ableiten will, weil das Abendmahl auch der Tisch des Herren genannt wird. In dieser Bedeutung ist es jetzt veraltet, indem in der Römischen Kirche nur noch derjenige Theil des Gottesdienstes, da der Priester zum Andenken des Todes Christi, oft aber auch zur Verdienstlichkeit für andere, das Abendmahl selbst genießet; die Messe und zuweilen auch das Meßopfer genannt wird, dagegen der Genuß des Abendmahles anderer daselbst die Communion heißt. In der Fränkischen Mundart schon im 8ten Jahrhunderte Messa, im Angels. Masse, im Franz. Messe, im Engl. Mass, im Schwed. Messa, im Ital. Messa. Die Messe lesen, diesen Theil des Gottesdienstes durch Ablesung des vorgeschriebenen Formulares halten, welches an den gewöhnlichen Sonn-Fest- und Wochentagen geschiehet; dagegen an hohen Festen die Messe gesungen, und eine solche Messe die hohe Messe, oder Hochmesse, oder auch das Hochamt genannt wird. In die Messe gehen. Messe hören. In die Messe läuten. Die Frühmesse, welche des Morgens in der Frühe gehalten wird. ( S. auch Mette.) Die obige Ableitung dieses Wortes bestätiget auch Kero, welcher Missas durch Santom erkläret, von senden, entlassen, so wie sie in der Griechisch. Kirche - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - genannt wurde. 2) Eine musikalische Kirchen-Composition über einen aus verschiedenen biblischen Sprüchen zusammengesetzten, gemeiniglich Lateinischen Text, wo die Worte immer eben dieselben bleiben. Sie sind in der Römischen Kirche am üblichsten, und haben den Nahmen vermuthlich daher, weil sie nach Art einer gesungenen Messe im vorigen Verstande componiret sind. ( S. Brautmesse,) welches auch noch in einigen evangelischen Gegenden üblich ist. 3) Ein Fest, weil der wichtigste und feyerlichste Theil eines Festes in der Römischen Kirche in der Messe bestehet. In diesem Verstande war es in den mittlern Zeiten üblicher als jetzt, wo noch Kirchmesse und Lichtmesse diese Bedeutung aufbehalten haben. 2. Ein öffentlicher zum Handel und Wandel auf besondere und vorzügliche Art privilegirter Jahrmarkt. 1) Eigentlich. Eine Messe an einem Orte anlegen. Auf die Messe reisen. Die Messe war schlecht, gut u. s. f. Der Nahme, welcher nur von großen mit besondern Freyheiten begabten Jahrmärkten gebraucht wird, erhält zugleich den Ursprung so wohl derselben, als auch der Jahrmärkte. Bey den gottesdienstlichen Festen, welche ehedem, wie aus dem vorigen erhellet, auch Messen genannt wurden, pflegten sich gar bald allerley Krämer und Kaufleute einzufinden, welche ihre Waaren bey dem Zusammenflusse mehrerer Menschen abzusetzen suchten; und da die Geistlichen ihre Rechnung dabey fanden, so duldeten sie nicht nur selbige, sondern verschaffeten ihnen nach und nach große Freyheiten. Daß dieser Gebrauch sehr alt ist, erhellet unter andern aus dem heil. Basilius, welcher schon dawider eiferte. Von den geistlichen Festen, welche zu den Jahrmärkten Anlaß gaben, werden diese noch an manchen Orten der Ablaß, in Oberdeutschland der Dult und Indult, in Danzig der Dominik, und im mittlern Lat. Festum und Feriae genannt, so wie ein besonders privilegirter Jahrmarkt dieser Art nachmahls den Nahmen der Messe bekam. 2) Ein Geschenk, welches man einander um diese Zeit zu machen pflegt. Jemanden eine Messe schenken, kaufen.


Messen (W3) [Adelung]


Messen, verb. irreg. ich messe, du missest, er misset, zusammen gezogen mißt; Imperf. ich maß, Conjunct. ich mäße; Mittelw. gemessen; Imperat. miß. Es wird in doppelter Gestalt gebraucht. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, wo es doch nur im gemeinen Leben üblich ist, ein gewisses Maß enthalten. Das Korn mißt zehen Scheffel, hält zehen Scheffel am Maße. Das Tuch mißt zwanzig Ellen, ist so viel Ellen lang. II. Als ein Activum, in welcher Gestalt es am üblichsten ist. 1) In der weitesten Bedeutung, genau bestimmen, den Graden, der Einschränkung nach bestimmen; in welcher Bedeutung doch nur noch das Mittelwort gemessen in verschiedenen einzelnen Fällen ge- braucht wird. Gemessene Frohndienste, bestimmte, eingeschränkte; im Gegensatze der ungemessenen. Jemanden gemessenen Befehl geben, genau bestimmten. Ich habe es ihm noch gemessener befohlen. Einem etwas auf das gemessenste befehlen, ihm den gemessensten Befehl geben. Jemanden auf das gemessenste instruiren. Sich auf das behuthsamste und gemessenste ausdrücken, Less. 2) In engerer Bedeutung, eine unbekannte Größe vermittelst einer bekannten Größe finden oder bestimmen; wo es in der Mathematik, in der weitesten Bedeutung des Wortes Größe gebraucht wird, so daß auch die Bestimmung der Anzahl, der Schwere u. s. f. mit zu dem Messen gerechnet wird, wofür man die besondern Ausdrücke zählen, wägen u. s. f. hat. Daher man dieses Wort auch oft von der Bestimmung der unbekannten Größe der Intension vermittelst einer bekannten gebraucht. Wer misset das Brausen des Windes? 4 Esr. 4, 5. Ich maß mich in meinen Gedanken mit dem Cleanth, und ich wundere mich, daß eine Isabelle ihn lieben kann, Weiße; d. i. ich suchte das Verhältniß der Größe seiner Eigenschaften gegen die meinigen zu finden. In figürlichem Verstande ist, sich mit jemanden messen, auch, sich mit ihm in einen Wettstreit, in einen Zweykampf u. s. f. einlassen, um zu sehen, wer von beyden der stärkste, der geschickteste u. s. f. sey, es mit ihm aufnehmen. 3) In der engsten und gewöhnlichsten Bedeutung, die unbekannte Ausdehnung und Menge vermittelst einer bekannten erforschen und zu bestimmen suchen. Die Länge, die Breite, die Tiefe, die Höhe messen. Etwas mit der Elle, mit der Meßschnur, mit der Ruthe, mit dem Zirkel messen. Das Getreide mit dem Scheffel, das Bier mit dem Stübchen, den Wein mit der Kanne messen. Die Weite zweyer Örter messen. So auch die Messung, plur. die -en, von mehrern Handlungen dieser Art.

Anm. Schon im Isidor mezssen, bey dem Ottfried mezzen, mezen. Andere Sprachen und Mundarten haben statt des Zischlautes ihr gewöhnliches t, wie das Nieders. meten, das Dän. maade, das Schwed. mäta, das Angels. metan, das Engl. to mete, das Ulphilanische mitan, das Lat. metiri, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und selbst das Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Das hohe Alter dieses Wortes macht es ungewiß, ob es von meißen, meiden, mähen, schneiden abstammet, Lat. metere, so daß zunächst die Bestimmung der Gränze durch einen Schnitt dadurch bezeichnet würde, oder unmittelbar von mähen, sich bewegen, so daß dadurch vornehmlich die mit dem Messen verbundene Bewegung ausgedruckt wird. In den Zusammensetzungen beymessen, ermessen, zumessen, vermessen, hat es noch verschiedene figürliche Bedeutungen, ( S. diese Wörter.) Bey dem Kero ist uuidarmezzen wieder vergelten. S. auch das Maß und Metze.


Messer (W3) [Adelung]


1. Der Messer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Messerinn, von dem vorigen Zeitworte, eine Person, welche misset, besonders eine dazu bestimmte Person, gewisse Ausdehnungen und Mengen zu messen. Der Feldmesser, Kornmesser, Holzmesser, Kohlenmesser u. s. f.


Messer (W3) [Adelung]


2. Das Messer, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Messerchen, Oberd. Messerlein. 1) * Im weitesten Verstande, ein Werkzeug zum Schneiden, Stechen, Hauen, Stoßen, Schlagen u. s. f. in welchem es im Deutschen veraltet ist. Im Schwabenspiegel ist Stechmezzer ein langer Degen, im Nieders. aber Steekmetz, und im Schwed. Stekamets, ein Dolch, ein Degen. Im Böhm. ist Mec, im Wend. Mecz, und im Krainer. Melsch, gleichfalls ein Degen, womit auch das Angels. Mece, Meca, das Schwed. Mäkir, das Krimmische Myca, das Finnländ. Micka, und das Griech. und Lat. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, alle in der Bedeutung eines Degens, verwandt sind. Unser Hackmesser und Wiege- messer scheinen diese alte weitere Bedeutung noch aufbehalten zu haben. Im mittlern Lat. bedeutet Macia, Machia, eine Keule, Franz. Massue, Masse. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, ein Werkzeug mit einer langen Klinge, damit zu schneiden, besonders so fern das Schneiden mit einer Art von Ziehen verbunden ist; zum Unterschiede von einer Schere, welche nicht nur zwey Klingen hat, sondern das Schneiden auch allein vermittelst des Druckes verrichtet. Das Tischmesser, Brotmesser, Küchenmesser, Barbiermesser, Schermesser, Federmesser, Weidemesser, Gartenmesser, Schlachtmesser, Pflugmesser u. s. f. Einem das Messer an die Kehle setzen, ihn in die äußerste Verlegenheit bringen. Uns stehet das Messer an der Kehle, wir befinden uns in der äußersten Verlegenheit. Das große Messer führen, prahlen, aufschneiden.

Anm. In dem alten Gedichte auf den heil. Anno Mezzir, im Nieders. ohne Ableitungssylbe Metz, Mest, im Holländ. Mes, im Ungar. Metzöker. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe -er welche ein Werkzeug bedeutet, von dem veralteten Zeitwort meißen, schneiden, hauen, stechen, schlagen, gebildet, welches wiederum von meiden und mähen abstammet. Siehe Mähen, Meißel, Metzeln, Metzcher u. a. m.


Messerbesteck,Messergesteck (W3) [Adelung]


Das Messerbesteck, oder Messergesteck, des -es, plur. die -e, ein Futteral mit einem oder mehrern Paaren Messern und Gabeln.


Messerheft (W3) [Adelung]


Das Messerheft, des -es, plur. die -e, das Heft an einem Messer, wobey man dasselbe angreift und handhabet.


Messerklinge (W3) [Adelung]


Die Messerklinge, plur. die -n, die Klinge, d. i. der schneidende Theil eines Messers, oder an einem Messer; Nieders. das Lämmel, Holländ. Lämmer, nach dem Lat. Lamina.


Messerlohn (W3) [Adelung]


Der Messerlohn, des -es, plur. doch nur im gemeinen Leben von mehrern Summen, die -löhne, der Lohn, welchen der Messer für das Messen bekommt; das Meßgeld, Nieders. Metelgeld. S. 1. Messer.


Messerschale (W3) [Adelung]


Die Messerschale, plur. die -n, eine von den zwey Hälften, woraus das Heft an einem Messer bestehet.


Messerscharf (W3) [Adelung]


Messerscharf, adj. et adv. so scharf, wie ein Messer. Bey den Schlössern werden die dreyeckigen Feilen messerscharfe Feilen genannt.


Messerscheide (W3) [Adelung]


Die Messerscheide, plur. die -n, die Scheide zu einem Messer.


Messerschmid (W3) [Adelung]


Der Messerschmid, des -s, plur. die -schmiede, ein Schmid, welcher nur allein, oder doch hauptsächlich Messer- und Gabelklinge verfertiget; im Oberd. Messerer, Nieders. Mestmaker.


Messerspitze (W3) [Adelung]


Die Messerspitze, plur. die -n, die Spitze an einem Messer. Ingleichen, so viel, als man mit derselben fassen kann. Eine Messerspitze Salz, Pulver u. s. f. Eine Messerspitze voll.


Meßfahne (W3) [Adelung]


Die Meßfahne, plur. die -n, von dem Zeitworte messen, eine Fahne an einer langen Stange, dergleichen sich die Feldmesser bedienen.


Meßfaß (W3) [Adelung]


Das Meßfaß, des -sses, plur. die -fässer, von eben diesem Zeitworte, ein Faß, gewisse Dinge damit zu messen. So ist in der Lausitz das Meßfaß ein Maß, wornach bey Ausfischung der Teiche die Speisefische verkauft werden, und welches ein Dresdner Viertel hält.


Meßfreyheit (W3) [Adelung]


Die Meßfreyheit, plur. die -en, von Messe 2. 1) Die einem Orte ertheilte Freyheit, eine Messe haben zu dürfen. Einer Stadt die Meßfreyheit ertheilen. 2) Die einem Orte oder den die Messe besuchenden Personen während derselben und zum Behufe derselben bewilligten Freyheiten.


Meßgeld (W3) [Adelung]


Das Meßgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er. 1) Von dem Zeitworte messen, ( S. Messerlohn.) 2) Von Messe 2, das auf der Messe gelösete, oder für die Messe bestimmte Geld.


Meßgeleit (W3) [Adelung]


Das Meßgeleit, des -es, plur. inus. das Geleit der auf eine Messe oder zu derselben reisenden Personen, und das dafür zu bezahlende Geld; von Messe 2.


Meßgeräth (W3) [Adelung]


Das Meßgeräth, des -es, plur. inus. von Messe 1, ein Collectivum, alles zur Haltung einer gottesdienstlichen Messe nöthige Geräth zu bezeichnen.


Meßgeschenk (W3) [Adelung]


Das Meßgeschenk, des -es, plur. die -e, von Messe 2, ein Geschenk, welches man jemanden zur Zeit der Messe macht, oder ihm von der Messe mitbringt; im gemeinen Leben, die Messe.


Meßgewand (W3) [Adelung]


Das Meßgewand, des -es, plur. die -wänder, von Messe 1, ein besonderes Gewand oder Kleidungsstück, welches in der Römischen Kirche die Priester bey Haltung der Messe anlegen, und welches auch noch in einigen evangelischen Kirchen üblich ist. Es bedeckt den Leib nur hinten und vorn bis an die Knie, ist aber an den Seiten offen. Schwed. Messhake, Dän. Messehagel, im Oberd. ehedem Missachel, von dem Angels. Haecele, Isländ. Hakul, ein kurzer Mantel.


Meßglocke (W3) [Adelung]


Die Meßglocke, plur. die -n, Diminut. das Meßglöckchen, Oberd. Meßglöcklein. 1) Von Messe 1. ist in der Römischen Kirche theils die Meßglocke diejenige Glocke, mit welcher zur Messe geläutet wird, theils das Meßglöcklein eine kleine Glocke, womit den Zuhörern das Zeichen der geschehenen Verwandelung bey der Messe gegeben wird. 2) Von Messe 2. diejenige Glocke womit an manchen Orten die Messe ein- und ausgeläutet, d. i. der Anfang und das Ende der Messe verkündiget wird.


Meßgut (W3) [Adelung]


Das Meßgut, des -es, plur. die -güter, Güter, d. i. Waaren, welche für die Messe bestimmt sind, auf die Messe geschaffet werden; von Messe 2.


Messiä (W3) [Adelung]


Messiä, plur. die Messias, oder Messiä, oder Messien, ein aus dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - salben, gebildetes Wort, welches einen Gesalbten bedeutet, und der Nahme des Erlösers bey den ältern Juden war, welchen Erlöser die neuern noch erwarten. Daher das Bey- und Nebenwort messianisch, welches von einigen für christlich gebraucht wird. Die messianische Haushaltung Gottes, nach der Zukunft des Messiä, oder Christi.


Messing (W3) [Adelung]


Das Messing, des -es, plur. car. ein gelbes gemischtes Metall, welches entstehet, wenn man Kupfer mit einem Zinkerze, wozu gemeiniglich Galmey genommen wird, vereiniget. Messing machen, oder vielmehr mit dem gewöhnlichen Kunstworte Messing brennen, Kupfer mit Galmey zusammen schmelzen. Das Prinzmetall ist ein solches vermischtes Metall, welches entstehet, wenn man anstatt des Gallmeyes reinen Zink nimmt.

Anm. Im Dänischen und Schwedischen gleichfalls Messing, im Angelsächsischen Maestling, Maestlen, Maeslen, im Pohln. Mosiadz, im Böhm. Mosaz. Es stammet vermittelst der Ableitungssylbe -ing, welche ein Ding bedeutet, von dem Zeitworte mischen, Franz. mesler, her, und bedeutet ein gemischtes Ding, ein Mengsel, und besonders ein gemischtes Metall. Diese Abstammung erhellet unter andern auch das den gemeinen Ober- und Niederdeutschen Mundarten; in jenen heißt das Messing auch Mösch, Meisch, von meischen, mischen, ( S. Meisch,) und in diesen Mesken, von misken, mischen. Es wurde daher ehedem auch von mehrern vermischten und unreinen Metallen gebraucht. So bedeutete Maeslen ehedem im Angels. auch Zinn, vermuthlich unreines, mit Bley vermischtes Zinn, welches man noch im Deutschen in einigen Gegenden Mangk zu nennen pflegt, von mengen, mischen. Im Böhm. ist mosazny ehern, aus Erz, welches gleichfalls ein vermischtes Metall ist. ( S. auch Metall und Messingisch.) Übrigens ist dieses Wort in einigen Gegenden auch männlichen Geschlechtes, der Messing. Andere Sprachen haben ein anderes, aber der Bedeutung nach sehr nahe verwandtes Wort, dieses vermischte Metall zu bezeichnen. Dieses ist das mittlere Lat. Lato, Franz. Laiton, Span. Laton, Alaton, Ital. Lattone, Lottone, Ottone, Engl. Latten, Holländ. Latoen, und auch bey einigen ältern Deutschen Schriftstellern Latun. Die auswärtigen Sprachforscher haben über dieses Wort allerley seltsame Einfälle, die ich hier nicht anführen mag. Es gehöret unstreitig zu unserm löthen, vereinigen, verbinden, und bedeutet so wie Messing eigentlich auch nichts andres als ein vermischtes, aus mehrern Metallen verbundenes Metall, S. Löthen.


Messingblech (W3) [Adelung]


Das Messingblech, des -es, plur. die -e, zu Blech geschlagenes Messing, ein aus Messing verfertigtes Blech.


Messingbrennen (W3) [Adelung]


Das Messingbrennen, des -s, plur. car. das Brennen, d. i. die Verfertigung des Messings, weil die vornehmste Art dabey in dem Brennen, d. i. Rösten, des Galmeysteines bestehet.


Messingbrenner (W3) [Adelung]


Der Messingbrenner, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige Arbeiter in einer Messinghütte, welcher das Brennen, oder die Verfertigung des Messings verrichtet, welcher den Galmey röstet, und aus dessen Zusammenschmelzung mit Kupfer Messing hervor bringt.


Messingdraht (W3) [Adelung]


Der Messingdraht, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, zu einem Drahte gezogener Messing, messingener Draht.


Messingen (W3) [Adelung]


Messingen, adj. et adv. aus Messing verfertiget, aus Messing bestehend. Messingene Knöpfe. Ein messingener Kessel.


Messingfeiler (W3) [Adelung]


Der Messingfeiler, des -s, plur. ut nom. sing. in den Gewehrfabriken, ein Nahme derjenigen Arbeiter, welche den Beschlag zu den Schäften der Gewehre verfertigen und auch Zeugfeiler genannt werden; zum Unterschiede von den Rohrfeilern, Schloßmachern, Schäftern, Stechern u. s. f.


Messinghammer (W3) [Adelung]


Der Messinghammer, des -s, plur. die -hämmer, ein großer Hammer, mit welchem das Messing zu Blech geschlagen wird. Ingleichen ein Hammerwerk, d. i. eine Anstalt, wo das Messing vermittelst großer von dem Wasser getriebener Hämmer bearbeitet wird; zum Unterschiede von einem Eisenhammer und Kupferhammer.


Messinghütte (W3) [Adelung]


Die Messinghütte, plur. die -n, eine Hütte, in welcher Messing gebrennet, d. i. gemacht wird, und wozu man oft mehrere Nebenanstalten und Gebäude rechnet.


Messingisch (W3) [Adelung]


* Messingisch, adj. et adv. welches nur in Niederdeutschland üblich ist, wo es besonders von derjenigen Sprechart gebraucht wird, wo man Hoch- und Niederdeutsche Wörter und Endungen unter einander mischet. Eine messingische Sprache. Messingisch reden, wie besonders die nach Oberdeutschland gewanderten Niederdeutschen Handwerksbursche zu thun pflegen. Als man in Niedersachsen anfing, die Plattdeutsche Sprache von den Kanzeln und aus den Gerichten zu verdrängen, und doch dem gemeinen Volke nicht gern auf einmahl unverständlich werden wollte, so ward diese messingische oder vermischte Mundart sehr gemein. Ein solches Testament von 1632 stehet unter andern auch in dem Rostockischen Etwas 1738, S. 514. Dieses Wort hat mit dem Hauptworte Messing nichts als den gemeinschaftlichen Ursprung gemein. Es stammet, so wie dieses, unmittelbar von mischen ab, und bedeutet eine vermischte Sprache, welche man in Oberdeutschland Mengelsprache und Mengsprache, im Ital. aber Mescolanza und Mescuglio nennet.


Messingplatte (W3) [Adelung]


Die Messingplatte, plur. die -n, eine messingene Platte, ein Stück Messing in Gestalt einer Platte.


Messingschaber (W3) [Adelung]


Der Messingschaber, des -s, plur. ut nom. sing. auf den Messinghämmern, diejenigen Arbeiter, welche das geschlagene Messingblech mit dem Schabeisen und vermittelst einer gewissen Beitze hell und glänzend machen.


Messingschläger (W3) [Adelung]


Der Messingschläger, des -s, plur. ut nom. sing. eben daselbst, ein Arbeiter, welcher das von den Messingschneidern in Zainen gesägte Messing unter dem Hammer zu Blech treiben lässet.


Messingschmid (W3) [Adelung]


Der Messingschmid, des -es, plur. die -schmiede, ein Handwerker, welcher allerley Arbeit aus Messing verfertiget, doch dasselbe nur kalt mit dem Hammer bearbeitet; daher er an einigen Orten auch Kaltschmid genannt wird.


Messingschneider (W3) [Adelung]


Der Messingschneider, des -s, plur. ut nom. sing. auf den Messinghämmern, ein Arbeiter, welcher das in Platten gegossene Messing zu Zainen schneidet oder säget, damit der Messingschläger dieselben zu Blech verarbeiten könne.


Meßkanne (W3) [Adelung]


Die Meßkanne, plur. die -n, ein Gefäß, welches eine Kanne hält, so fern es zum Maße flüssiger und trockner Dinge gebraucht wird; von dem Zeitworte messen.


Meßkette (W3) [Adelung]


Die Meßkette, plur. die -n, von eben diesem Zeitworte, eine in Ruthen, Schuhe u. s. f. getheilte Kette, die Linien auf dem Felde damit zu messen; die Meßschnur, wenn man sich statt derselben einer Schnur bedienet, der Meßriemen, wenn es ein solcher Riemen ist.


Meßkorn (W3) [Adelung]


Das Meßkorn, des -es, plur. car. von Messe 1. in einigen, besonders katholischen Gegenden, dasjenige Korn oder Getreide, welches die mit Ackerbau versehenen Landleute dem Pfarrer für den Gottesdienst, von welchem die Messe für den wesentlichsten Theil gehalten wird, jährlich entrichten müssen. Es ist unter diesem Nahmen auch noch in einigen evangelischen Gegenden üblich. In andern heißt es das Zehentkorn, Zinskorn, Sendkorn u. s. f. Im mittlern Lat. Annona missalis.


Meßkunst (W3) [Adelung]


Die Meßkunst, plur. car. von dem Zeitworte messen, die Wissenschaft, nicht nur alle Entfernungen, Weiten, Höhen und Tiefen, besonders auf der Oberfläche der Erde auszumessen, sondern auch Theile dieser Oberfläche in Grund zu legen und auf das Feld abzustecken, welche Wissenschaft ein Theil der practischen Geometrie ist; die Feldmeßkunst, bey ältern Schriftstellern die Maßkunst. Die Meßkunde bezeichnet nur die Kunde oder Kenntniß, oder den Inbegriff der hierher gehörigen klaren und deutlichen Vorstellungen, S. die Kunde und Kunst.


Meßner (W3) [Adelung]


Der Meßner, des -s, plur. ut nom. sing. dessen Gattinn die Meßnerinn, von Messe 1. in einigen, besonders katholischen Gegenden, ein Kirchenbedienter, welcher das Meßgeräth in seiner Verwahrung hat, und in andern der Kirchner, Küster, Sacristaner u. s. f. genannt wird. Schon im Schwabenspiegel Mesner.


Meßopfer (W3) [Adelung]


Das Meßopfer, des -s, plur. ut nom. sing. von Messe 1. in der Römischen Kirche, die Haltung der Messe, so fern sie als ein unblutiges Opfer, oder als eine wiederhohlte unblutige Aufopferung Christi betrachtet wird. Bey dem Notker ist Missopher in einem andern Verstande dasjenige, was bey dem Genusse des Abendmahles auf dem Altare geopfert, d. i. geschenket wird.


Meßpfaff (W3) [Adelung]


Der Meßpfaff, des -en, plur. die -en, S. das folgende.


Meßpriester (W3) [Adelung]


Der Meßpriester, des -s, plur. ut nom. sing. von Messe 1. in der Römischen Kirche, ein Priester, so fern er besonders dazu bestimmt ist, Messe zu lesen. In weiterer Bedeutung auch ein jeder Priester, so fern das Lesen der Messe für das vornehmste Stück seines Amtes gehalten wird; im harten und verächtlichen Verstande, ein Meßpfaff.


Meßriemen (W3) [Adelung]


Der Meßriemen, des -s, plur. ut nom. sing. Meßkette.


Meßruthe (W3) [Adelung]


Die Meßruthe, plur. die -n, von dem Zeitworte messen, ein in Ruthen, Schuh u. s. f. abgetheilter langer Stab, so fern er zum Messen auf dem Felde gebraucht wird; in einigen Gegenden die Meßstange.


Meßschnur (W3) [Adelung]


Die Meßschnur, plur. die -schnüre, eine solche Schnur; bey dem Notker Mazseile, S. Meßkette.


Meßstange (W3) [Adelung]


Die Meßstange, plur. die -n, S. Meßruthe.


Meßtisch (W3) [Adelung]


Der Meßtisch, des -es, plur. die -e, Diminut. das Meßtischchen, Oberd. Meßtischlein, von dem Zeitworte messen, ein kleines vierecktes Tischchen, die Weiten und Höhen damit zu messen; Mensula Praetoriana, von dem Erfinder Prätorius, einem Lehrer der Mathematik zu Altorf.


Meßwaare (W3) [Adelung]


Die Meßwaare, plur. die -n, von Messe 2, Waaren, welche auf die Messe geschaffet werden, für die Messe bestimmt sind.


Meßwechsel (W3) [Adelung]


Der Meßwechsel, des -s, plur. ut nom. sing. von Messe 2, ein auf die Messe gestellter, in einer Messe zahlbarer Wechsel; der Meßbrief.


Meßwein (W3) [Adelung]


Der Meßwein, des -es, plur. inus. von Messe 1, in der katholischen Kirche, der für die Messe bestimmte Wein.


Meßwoche (W3) [Adelung]


Die Meßwoche, plur. die -n, von Messe 2, eine Woche, so fern sie die Dauer einer Messe bestimmt. Die erste, letzte Meßwoche, Woche in der Messe.


Meßzeit (W3) [Adelung]


Die Meßzeit, plur. die -en, von eben diesem Worte, die Zeit der Messe.


Meste (W3) [Adelung]


Die Meste, plur. die -n, ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, eine Art von Gefäßen zu bezeichnen. In Thüringen und einigen andern Gegenden wird ein Salzfäßchen, so wie es auf den Tisch gesetzet wird, eine Meste oder Salzmeste genannt. In der Lausitz werden die Theerbutten Pechmesten oder nur Mesten schlechthin genannt. Im Forstwesen ist die Harzmeste ein von Fichtenrinde verfertigtes Behältniß, worein die Harzscharrer das abgeschabte Harz sammeln. In Schlesien wird Meste oft von einer Schachtel gebraucht. Bey den Jägern einiger Gegenden sind die Stahrmesten ausgehöhlte Stöcke, welche aufgehänget werden, damit die Stahre darein nisten. In Frankfurt am Main sind Metze und Meste gleichbedeutende Wörter, und zugleich ein bestimmtes Maß körperlicher Dinge, welches die Hälfte eines Simmers ist. Aus allem erhellet, daß Meste, Metze, Muth, ein körperliches Maß, das Lat. Modius, und in gewissem Verstande auch Maß, sehr nahe verwandt sind, und insgesamt in der Bedeutung eines Gefäßes mit einander überein kommen. Im Böhm. ist Mäste eine Büchse, und im Gothischen Mes, und Pohln. Misa, eine Schüssel. S. Metze.


Metall (W3) [Adelung]


Das Metall, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e. 1. Überhaupt, ein aus feinem Erze geschiedener schwerer, glänzender mineralischer Körper, welcher sich im Feuer schmelzen und unter dem Hammer ausdehnen lässet. Edle Metalle, dergleichen Gold und Silber sind, im Gegensatze der unedlen, oder des Kupfers, Zinnes, Bleyes und Eisens. Ein Halbmetall, welches einige Eigenschaften der Metalle, aber nicht alle hat, wie das Quecksilber, der Zink, der Spießglaskönig u. s. f. Reines Metall, welches mit keinem andern Körper vermischet ist. Unvermischtes Metall, welches mit keinem Metalle anderer Art vermischt ist; im Gegensatze des vermischten. 2. In engerer Bedeutung. 1) In einigen Fällen führen die unedlen Metalle nur schlechthin diesen Nahmen, im Gegensatze der edlen. So wird das zu zarten Blättern geschlagene Messing, welches den Gold- und Silberblättern in der Farbe und Dünne gleicht, Metallgold und Metallsilber, oder auch nur Metall schlechthin genannt. 2) Noch häufiger sind unter dem Nahmen des Metalles verschiedene Arten vermischter Metalle bekannt. (a) Das Metall der Stückgießer ist Gemenge von Kupfer, Zinn und Messing. Das Glockengut oder die Glockenpfeife, das Gießerz, die Bronze sind ähnliche Vermischungen, und werden daher im gemeinen Leben auch zuweilen Metall genannt. (b) Das Metall der Orgelbauer ist eine Mischung von zwey Theilen Zinn und Einem Theile Bley, woraus diejenigen Pfeifen, welche nicht im Gesichte stehen, gegossen werden.

Anm. Es stammet mit dem Lat. Metallum aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, dieß aber aus dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Metil, Metall, her. Custathius und Plinius hatten die Grille, daß es von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - abstamme, ob sie gleich verschiedene Ursachen davon angeben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Begriff der Masse, des Zusammenhanges, der Geschmeidigkeit und Schwere, der Stammbegriff in diesem Worte ist, so daß es zu Materie, Masse, 2. und 4. Matz, und 4. Matte gehöret. Die Endsylbe -all, im Hebr. -il, kommt mit unserer Ableitungssylbe -el, überein, ein Ding, Subject zu bezeichnen, so daß Metall ein zusammen hängendes, schweres, dehnbares Ding bedeutet. Im mittlern Lat. wurde daher Metallum auch für Materie gebraucht, so daß Metallum ligneum Zimmerholz bedeutet. Ohne Ableitungssylbe heißt Erz, oder vermischtes Metall im Pers. Mis, im Pohln. Meidz, und im Dalmat. Mido, dagegen im Böhm. Med Kupfer bedeutet. So fern Metall in manchen Fällen ein vermischtes Metall bedeutet, kann auch der verwandte Begriff der Mischung mit in Betrachtung kommen. S. Messing.


Metallasche (W3) [Adelung]


Die Metallasche, plur. inus. ein zu Asche gebranntes Metall, S. Metall 1.


Metallen (W3) [Adelung]


Metallen, adj. et adv. aus Metall verfertiget, so wohl in der ersten weitern, als auch, und zwar noch häufiger, in der zweyten engern Bedeutung des Hauptwortes. Ein metallenes Bild. Metallene Kanonen, im Gegensatze der eisernen.


Metallglas (W3) [Adelung]


Das Metallglas, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, plur. die -gläser, ein aus Metall oder metallischen Körpern geschmelztes Glas, dergleichen z. B. die Fritte ist.


Metallgold (W3) [Adelung]


Das Metallgold, des -es, plur. inus. S. Metall 2. 1).


Metallisch (W3) [Adelung]


Metallisch, -er, -te, adj. et adv. dem Metalle ähnlich, Metall enthaltend. Ein metallischer Glanz, der dem Glanze der Metalle ähnlich ist. Metallischer Sand, Metall oder Erz enthaltend.


Metallmutter (W3) [Adelung]


Die Metallmutter, plur. die -mütter, in der Mineralogie, Erd- oder Steinarten, welche die Metalle bey ihrer Erzeugung in sich nehmen. Der Quarz, Spath, Thon, Kalkstein, Frauenglas, u. s. f. sind solche Metallmütter, welche daher bey den Bergleuten freundliche Bergarten genannt werden.


Metallschauer (W3) [Adelung]


Der Metallschauer, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Ärzten, ein abzehrendes Fieber nach einer ungeschickten Quecksilber-Cur.


Metallurgie (W3) [Adelung]


Die Metallurgie, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig,) aus dem Griech. und Lat. Metallurgia, diejenige Wissenschaft welche die Erze der Metalle und Halbmetalle aussuchen, von ihrem Geburtsorte absondern, auf die Oberfläche der Erde schaffen und in gutes Metall oder Halbmetall verwandeln lehret; ohne Plural. Sie ist der wichtigste und vornehmste Theil der Bergwerkswissenschaft. Ingleichen ein Buch, worin diese Wissenschaft gelehret wird. Daher metallurgisch, in derselben gegründet, zu derselben gehörig, der Metallurgist, der dieselbe verstehet.


Metapher (W3) [Adelung]


Die Metapher, plur. die -n, aus dem Griech. und Lat. Metaphora, in der Sprach- und Redekunst, eine Figur, nach welcher die gewöhnliche oder angenommene Idee eines Wortes oder einer Redensart gebraucht wird, ein anderes Ding, wegen einer anscheinenden Ähnlichkeit, zu bezeichnen. So enthalten die Worte die Fittiche des Windes eine Metapher. Eigentlich sind unsere meisten Wörter Metaphern. Das Wort Geist, wenn es ein unkörperliches Wesen bezeichnet, ist eine Metapher weil es eigentlich den Wind bedeutet. Allein gemeiniglich nimmt man hier die gemeinste oder gewöhnlichste Bedeutung der Wörter für die eigentliche an, und nennt es eine Metapher, wenn diese zur Bezeichnung eines andern in einem oder dem andern Stücke ähnlichen Dinges gebraucht wird. Daher metaphorisch, eine Metapher enthaltend, in derselben gegründet. Die metaphorische Bedeutung eines Wortes, die figürliche. Ein metaphorischer Ausdruck. Eine fortgesetzte Metapher wird eine Allegorie.


Metaphysik (W3) [Adelung]


Die Metaphysik, plur. die -en, aus dem Griech. und Lat. Metaphysica, diejenige philosophische Wissenschaft, welche sich mit den allgemeinen Eigenschaften der Dinge, mit dem Daseyn und den Eigenschaften Gottes, mit dem Wesen der Welt überhaupt und mit den Eigenschaften eines Geistes beschäftiget, ohne Plural; die Hauptwissenschaft, bey einigen die Grundwissenschaft mit welchem letztern Nahmen doch andere richtiger die Ontologie, den ersten Theil der Methaphysik belegen. Ingleichen, ein Buch, welches diese Wissenschaft enthält. Daher metaphysisch, zu dieser Wissenschaft gehörig, in derselben gegründet.


Meth (W3) [Adelung]


Der Meth, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, ein Getränk, welches vermittelst der Gährung aus Honig und einem andern flüssigen Körper bereitet wird. Weinmeth, welcher aus Honig und Wein, Biermeth, aus Bier und Honig, Mostmeth, aus Most und Honig, Essigmeth, aus Essig und Honig, Wassermeth, aus Wasser und Honig u. s. f. bereitet wird. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung wird der letztere oder der Wassermeth nur am häufigsten schlechthin Meth genannt. Weißer Meth, welcher aus weißem Honig und Wasser gekocht wird, im Gegensatze des braunen. Meth brauen oder sieden. Daher das Methhaus, wo Meth verkauft wird, die Methschenke, eine Schenke, wo allein Meth geschenkt wird, der Methsieder u. s. f.

Anm. In der letzten Bedeutung des Wassermethes, im Westphälischen mit der gewöhnlichen Ausstoßung des d Mäie, im Dän. Miod Mod, im Schwed. Mjod, im Engl. Mead, im Angels. Medo, Maethe, im Wallis. Med, im Böhm. Medu, Medowina, im mittlern Lat. Medo, Meda, Medus. Der Meth ist ein sehr altes Getränk durch welches die nördlichern und besonders die Slavonischen Völker den Mangel des Weines zu ersetzen gesucht. Das nächste Stammwort ist das Slavonische Med, Honig, im Russ. Med, Pohln. Meod, Litthauisch Meddus, welches von dem Uuaar. Mez, Finnischen und Esthnischen Messi, und Griech. und Lat. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Mel, Honig, nur in dem Ableitungslaute verschieden ist, und zu dem Geschlechte der Wörter milde, Milch u. s. f. zu gehören scheinet. Bey dem Hesychius, der den Meth ausdrücklich für ein Seythisches Getränk erkläret, heißt er - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und im mittlern Lat. Mellita, Melogratum, Melitia, Melscada u. s. f. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Wein und überhaupt starkes Getränk, scheinet mehr zu Macht, mögen u. s. f. zu gehören. Da das t am Ende gelinde lautet, und alle übrigen Sprachen ein d haben, so schreibet man dieses Wort richtiger Meth, als Meht oder Meet, wie viele thun.


Methode (W3) [Adelung]


Die Methode, plur. die -n, aus dem Griech. und Lat. Methodus, die Ordnung im Vortrage der Regeln; die Lehrart, bey ältern Schriftstellern die Lehrordnung, Lehrkunst. In weiterer Bedeutung auch überhaupt, die Ordnung in Eintheilung mehrerer einzelner Dinge, welche auch ein System genannt wird. Die Linnäische Methode, die von Linnee angenommene Eintheilung der Pflanzen in Classen, Ordnungen, Geschlechter und Arten. Daher methodisch, nach einer gewissen Ordnung im Vortrage der Regeln, oder in Eintheilung mehrerer einzelner Dinge.


Mett (W3) [Adelung]


Das Mett, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, im gemeinen Leben einiger Gegenden, das reine von dem Fette abgesonderte Fleisch, von welchem die Mettwürste gemacht werden; in Hamburg Metgood. Es ist ein altes Wort, welches ehedem Fleisch bedeutete, wie noch jetzt das in Upland übliche Mat, und zu dem alten Mat, Mas, Matz, Mast, Speise, und mästen, nähren, essen, gehöret. S. Mast und Mettwurst.


Mette (W3) [Adelung]


Die Mette, plur. die -n, ein aus dem Lat. matutinus entlehntes Kirchenwort, welches besonders in der Römischen Kirche üblich ist, den des Morgens vor Anbruch des Tages gehaltenen Gottesdienst in den Kirchen und Klöstern zu bezeichnen; gleichsam Cantus matutinus. In einigen evangelischen Kirchen wird daher noch die Frühpredigt die Mette genannt. In der Fränkischen Mundart schon im 8ten Jahrhunderte Metdina, im Schwed. Mätte, im Franz. Matines, im mittlern Lat. Matutinarius, Matutinus, nähmlich Cantus. Bey dem Kaisersberg ist der Mettenstern der Morgenstern. In weiterer Bedeutung wird zuweilen der Gottesdienst, welcher in der Nacht vor einem Feste gehalten wird, die Mette genannt, wie in Christmette.


Metteram (W3) [Adelung]


Metteram,


Mettram (W3) [Adelung]


Mettram,


Mettwurst (W3) [Adelung]


Die Mettwurst, plur. die -würste, ein aus Mett, d. i. gehacktem Schweinefleische, gemachte Wurst, besonders wenn sie noch roh oder ungeräuchert ist. Ist sie geräuchert, so wird sie auch Knackwurst, Schlacke und Schlackwurst genannt. Dän. Medister. Nicht von meiden, schneiden, hacken, sondern von Mett, Fleisch, ( S. dieses Wort; und 2 Metzen). Im Böhm. ist Masso gleichfalls Fleisch. Von anderer Art sind die Mettwürste in Baiern, welche man am Christtage früh nach der Mette ißt.


Metz (W3) [Adelung]


Der Metz, des -en, plur. die -en, ein nur noch in Steinmetz übliches Wort, wofür an andern Orten Steinhauer üblich ist, S. 2. Metzen und Steinmetz.


Metze (W3) [Adelung]


1. Die Metze, plur. die -n, die Fleischbank, S. Metzig.


Metze (W3) [Adelung]


2. Die Metze, plur. die -n, eine ehemahlige Benennung einer großen Art Karthaunen, welche in Belagerungen gebraucht wurden und 100 und mehr Pfund schossen. Die scharfe Metze, die faule Metze u. a. m. kommen in diesem Verstande in den vorigen Zeiten vor. Es scheinet hier mehr ein eigenthümlicher figürlicher Nahme, als ein allgemeines Nennwort, und das folgende Metze, ein Mädchen, zu seyn, da ein solches Stück auch in Obersachsen die faule Magd genannt wird. Im Nieders. kommt in diesem Verstande auch Metteke und im Ital. Mazzicana vor, und bey den ältern Schweden ist Moisan, gleichfalls eine Art großer Kanonen. Daß es in dieser Bedeutung, wie Frisch will, von Amazone abstamme, ist nur ein Traum.


Metze (W3) [Adelung]


3. Die Metze, plur. die -n, eine Weibsperson, welche ihren Leib Mannspersonen auf eine unerlaubte Art überlässet; eine Hure, obgleich nicht mit einem so harten und verächtlichen Nebenbegriffe, als diesem Worte anklebet. Es scheinet im Oberdeutschen am üblichsten zu seyn. Wenigstens kommt es im Hochdeutschen mit noch zuweilen in der Büchersprache vor. Einem jeglichen Mann eine Metze, oder zwey zur Ausbeute, Richt. 5, 30. Sie schmücken sie mit Golde wie eine Metze zum Tanz, Bar. 6, 8.

Anm. In dieser eingeschränkten Bedeutung im Nieders. Mutze, im Holländ. Mot, im Ital. Mozza, Camozza, welches aber auch eine Gemse bedeutet. Man hat mancherley Ableitungen von diesem Worte. Diejenigen, welche Hure von heuren abstammen lassen, leiten auch Metze von miethen ab; noch unwahrscheinlicherer zu geschweigen. Allein es scheinet überhaupt eine junge Person weiblichen Geschlechtes bedeutet zu haben, und von Mädchen nur in der Ableitungssylbe verschieden zu seyn. Das Englische Miss, Span. Moca und Muchacha, das Holländ. Meisje, und Wend. Muschica und Muzica, bedeuten so wohl eine junge Person weiblichen Geschlechtes, als auch im gelinden Verstande eine Hure. Wenn es nicht gar überhaupt ein Ding weiblichen Geschlechtes bezeichnet. Im Oberdeutschen ist Metze eine Hündinn, eine Betze, wo m und b Buchstaben eines und eben desselben Sprachwerkzeuges sind, und im Nieders. ist Mutte ein Schwein weiblichen Geschlechtes, eine Sau. S. Mutter.


Metze (W3) [Adelung]


4. Die "Metze", plur. die -n, ein altes Wort, welches jetzt nur noch ein gewisses Mengenmaß trockner Dinge ist, in welchem Verstande im Deutschen besonders ein gedoppeltes Maß dessen Nahmen führet.

1) Ein größeres, welches in Oberdeutschland üblich ist, aber auch daselbst nicht von einerley Gehalte zu seyn scheinet. In Nürnberg hält ein "Malter" 8 Metzen, eine Metze vier Diethaufen, ein Diethaufe 2 Diethäuflein, ein Diethäuflein aber 2 Maß. In Regensburg hält ein Schaff, welches so viel als ein Hamburgisches Wispel ist, 4 Mäß, ein Mäß 4 Vierlinge, ein Vierling aber 2 Metzen; dagegen in Augsburg 8 Metzen oder 4 Vierlinge ein Schaff machen. Im Österreichischen gehen 30 Metzen auf ein Muth; eine Metze hält daselbst 4 Viertel oder 8 Achtel. Drey Wienerische Metzen machen vier Hamburgische Faß. In Ulm bestehet ein Immi aus 4 Mittlen, oder 24 Metzen, oder 96 Vierteln. Im Frankfurt am Main und der Pfalz hält ein Achtel, welches mit unserm "Malter" überein kommt, 4 Simer, 8 Metzen, 16 Sechter, oder 64 Gescheid. Metze und Meste sind daselbst gleichbedeutende Wörter. In Erfurt hält ein "Malter" 4 Viertel, ein Viertel 3 Scheffel, ein Scheffel 4 Metzen, eine Metze aber 4 Mäßchen.

2) Ein kleineres, welches in ganz Ober- und Niedersachsen üblich ist, wo es den 16ten Theil eines Scheffels, oder den 4ten Theil eines Viertels beträgt, aber nach Verschiedenheit des Scheffels auch wiederum von verschiedener Größe ist. Im Osnabrückischen wird eine solche Metze auch ein Becher genannt. In einigen Gegenden wird die Metze wiederum in vier Mäßchen oder Mäßel getheilet. Von dieser Art ist auch die Mahlmetze, d. i. diejenige Metze Getreides, welche der Müller als seine Gebühr von jedem Scheffel zu nehmen befugt ist, und welche im Nieders. auch die "Matte", im mittlern Lat. aber "Matta" genannt wird. Die "Mahlmetze" ist alt, und kommt schon in einer Urkunde von 1276 bey dem Ludewig in Reliq. Th. I, S. 115 vor.

Anm. "Metze", "Maß" das Oberdeutsche "Muth" und Lat. "Modius" und "Metreta", sind sehr genau verwandt und bedeuten insgesammt ein gewisses bestimmtes obgleich verschiedenes Maß körperlicher Dinge. So fern dieses Maß ein Gefäß ist, gehöret auch "Meste" hierher. S. diese Wörter.


Metzeley (W3) [Adelung]


Die Metzeley, plur. die -en, S. das folgende.


Metzeln (W3) [Adelung]


Metzeln, verb. reg. act. welches das Iterativum oder Frequentativum von metzen, schneiden, ist. Es bedeutet, 1) ungeschickt schneiden, aus Ungeschicklichkeit statt Eines Mahles mehrmahls schneiden, fetzen; in welchem Verstande es so wie das zusammen gesetzte zermetzeln besonders im gemeinen Leben üblich ist. Daher die Metzeley oder das Gemetzel, ein solches ungeschicktes Schneiden. 2) * Schlachten, im mittlern Lat. macellare; in welchem Verstande es nur noch im Oberdeutschen üblich ist. Der Metzger hat heute nicht gemetzelt. Daher eben daselbst der Metzger auch der Metzler genannt wird, bey dem Ottfried Mezalar; der Metzeltag, der Schlachttag. 3) Niederhauen, niedermachen, Franz. massacrer; in welchem Verstande es besonders in dem zusammen gesetzten niedermetzeln üblich ist. Daher die Metzeley, ein Blutbad. So auch die Metzelung.


Metzen (W3) [Adelung]


1. Metzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, von 4. Metze 2. Der Müller metzet, wenn er die ihm bestimmte Mahlmetze vor dem Mahlen von dem Getreide wegnimmt. Nieders. matten.


Metzen (W3) [Adelung]


2. * Metzen, verb. reg. act. ein altes Wort, welches ehedem schneiden, hauen, schlachten, niedermachen u. s. f. bedeutete, aber im Hochdeutschen veraltet ist. Im Oberdeutschen kommt es so wie die Iterativa metzeln und metzgen noch für schlachten vor. Es ist das Intensivum von dem alten meiden, meden, schneiden; welches wiederum von mähen abstammet, schon bey dem Ulphilas maitan lautet, und mit dem Lat. mactare Eines Geschlechtes ist. Unser metzen lautet im Holländ. matsen, im Ital. mazzare, ammazzare, im Span. matar, im mittlern Lat. matare, im Slavon. messar, im Ungar. metzöm, im Arab. maza; alle in der Bedeutung so wohl des Schneidens und Schlagens, als auch des Umbringens, Schlachtens und Niedermachens. Ein Überrest ist außer den vorigen und folgenden Wörtern auch noch die letzte Sylbe des Wortes Steinmetz, einen Steinhauer zu bezeichnen. Allein das Franz. Macon, ein Maurer, und maconner, mauern, gehöret mehr zu Masse, Massiv, als hierher. S. Mähen, Matt, Meißel, Messer u. s. f.


Metzengeld (W3) [Adelung]


Das Metzengeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, dasjenige Geld, womit man den Müller die ihm gehörige Mahlmetze abkauft; das Mahlgeld, Nieders. Mattelgeld. S. 4. Metze 2.


Metzgen (W3) [Adelung]


* Metzgen, verb. reg. act. welches nur im Oberdeutschen üblich ist, wo es schlachten bedeutet. Der Metzger hat heute nicht gemetzget. Im Nieders. ist matsken in noch weiterer Bedeutung schneiden, hauen, fetzen. Es ist aus metzigen zusammen gezogen, und vermittelst der iterativen Endung -igen von 2. Metzen gebildet. Metzeln und metzigen bedeuten einerley und sind nur in den Ableitungssylben unterschieden. ( S. -igen.) Hieraus erhellet zugleich, daß man dieses und das folgende Wort richtiger mit einem g als mit einem ch schreibet.


Metzger (W3) [Adelung]


Der Metzger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Metzgerinn, ein vorzüglich im Oberdeutschen übliches Wort, einen Fleischer zu bezeichnen, wo auch Metzler dafür üblich ist, bey dem Ottfried Mezalar, im mittlern Lat. Macellarius, im Ital. Macellaio. Man könnte es von Mett, Fleisch, ableiten, von welchem Worte auch Fleischer in eben derselben Bedeutung herstammt, so wie das Böhm. Massar, ein Fleischer, von Masso, Fleisch, gebildet ist, wenn nicht die Abstammung von dem vorigen metzgen zu gewiß wäre, da es denn genau das ausdruckt, was die Niedersachsen mit ihrem Schlächter sagen. ( S. Fleischer.) Im Oberdeutschen sind vom diesem Worte alle Zusammensetzungen üblich, welche man im Hochdeutschen am liebsten mit Fleischer macht. Der Metzgerknecht, Metzgerhund, Metzgergang, ein vergeblicher Gang, Metzgerpost, die Fortschaffung der Briefe und Packete durch die Metzger, welche der Ursprung des ganzen heutigen Postwesens ist, und noch in einigen Oberdeutschen Gegend angetroffen wird, u. s. f.


Metzig (W3) [Adelung]


* Die Metzig, plur. die -en ein nur im Oberdeutschen übliches Wort, die Fleischbank zu bezeichnen, wo es am häufigsten Metzg oder Mezg, zuweilen aber auch Metze lautet. Im mittlern Lat. Macellum.


Metzkasten (W3) [Adelung]


Der Metzkasten, des -s, plur. ut nom. sing. von 4. Metze 2. in den Mühlen, derjenige Kasten, worein der Müller seine Mahlmetzen schüttet und verwahret.


Metzner (W3) [Adelung]


Der Metzner, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zeitworte 1. Metzen, derjenige Mühlknappe auf den Mühlen, welcher das Metzen verrichtet, und welcher an einigen Orten auch der Mehlmeister genannt wird.


Meuchelmörder (W3) [Adelung]


Der Meuchelmörder, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Meuchelmörderinn, eine Person, welche sich eines Meuchelmordes schuldig gemacht hat. Daher meuchelmörderisch, einem Meuchelmorde ähnlich, in demselben gegründet.


Meuchlings (W3) [Adelung]


Meuchlings, adj. et adv. ein im Hochdeutschen selten gewordenes Wort, welches nur noch zuweilen im gemeinen Leben gehöret wird, heimlicher, hinterlistiger Weise. Der Feind stellet sich, als wollte er dir helfen, und fället dich meuchlings, Sir. 12, 18. Bey dem Wurstisen ist eine meuchlerische Zusammenkunft eine heimliche, verbothene. S. Meuchelmord.


Meute (W3) [Adelung]


Die Meute, plur. die -n, ein nur bey dem Jägern übliches Wort, ein Partie Jagdhunde von ungefähr 50-60 Stück bey einer Parforce-Jagd zu bezeichnen. Aus dem Franz. Meute, welches aber mit dem folgenden genau verwandt ist.


Meutmacher (W3) [Adelung]


Der Meutmacher, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Meutmacherinn, eine Person, welche eine Meute, oder Meuterey anstiftet, erreget, S. das vorige.


Mewe (W3) [Adelung]


Die Mewe, plur. die -n, eine Art mit einer Schwimmhaut an den Füßen versehener Wasservögel, deren untere Kinnlade in der Mitte einen Höcker hat; Larus L. et Klein. Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , welche Nahmen sie von den kleinen Seefischen, Lari, haben sollen, welche sie gern essen. Es gibt ihrer sehr viele Arten, welche so wohl in der Größe, als in der Farbe von einander unterschieden sind. Die weiße Mewe wird auch Meerschwalbe, Seeschwalbe und Fischaarmewe genannt; die weiße Mewe mit einem braunen Kopfe heißt auch Braunkopf und rothköpfige Seeschwalm; die große graubraune Mewe führet bey den Grönlandsfahrern den Nahmen des Burgemeisters. Die Ringelmewe hat einen schwarzen Ring von dem Nacken bis über die Hälfte des Halses. Der Schwarzkopf ist ein weiße Mewe mit schwarzem Kopfe. Die kleine aschgraue Mewe wird auch Rohrschwalm und Fischerlein genannt, anderer zu geschweigen. Nach dem Klein müssen alle Mewen vierzehige Patschfüße mit freyer Hinterzehe haben.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Mewe, im Angels. Maew, im Engl. Mew, im Holländ. Meeuw, im Franz. Mawe, Mouette, Mauce, im Dän. Maage, im Norweg. Maase. Weil diese Vögel beständig über der Oberfläche des Wassers fliegen, um die kleinen Fische wegzuschnappen, so scheinen sie von dieser Bewegung ihren Nahmen zu haben, welcher alsdann von dem Zeitworte mähen abstammen würde, wenn nicht ihr eigenthümliches Geschrey zu ihrer Benennung Anlaß gegeben. Eine Art kleiner Mewen wird wegen der Art ihres Fluges im Nieders. Scherke genannt, von scheren, sich im Fluge durchkreuzen.


Mewenschnabel (W3) [Adelung]


Der Mewenschnabel, des -s, plur. die -schnäbel, eine Art dreyzehiger Patschfüße, welche einen schwarzen Schnabel wie eine Mewe hat; Plautus rostro larino Klein.


Meye (W3) [Adelung]


Die Meye, Birke, S. 1. May 2.


Meyer (W3) [Adelung]


Meyer, S. Meier.


Meynen (W3) [Adelung]


Meynen, S. Meinen.


Miauen (W3) [Adelung]


Miauen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches auch für das Zeitwort mauen üblich ist, das Schreyen der Katzen zu bezeichnen, deren Geschrey man auch durch das indeclinable Miau nachahmet. S. Mauen und Mietz.


Mich (W3) [Adelung]


Mich, die vierte Endung des persönlichen Fürwortes ich, im Nieders. mi, im Schwed. mig, bey dem Ulphilas mik, mis, im Angels. und Engl. me, im Latein. me, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . S. Ich.


Mieder (W3) [Adelung]


Das Mieder, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Miederchen, Oberd. Miederlein, ein nur noch in den gemeinen Sprecharten, besonders auf dem Lande, übliches Wort, ein Oberkleid des weiblichen Geschlechtes ohne. Ärmel zu bezeichnen, welches zunächst über dem Hemde getragen wird, und in der anständigern Sprechart ein Leibchen heißt. Jetzt schielt er dem Mädchen aufs Mieder, Bernh. Wie schalkhaft verräth Das knappe Corset, Das schließende Mieder Die schlankesten Glieder! Weiße. Das Schnürmieder, wenn es gesteift ist, und geschnürt wird;

Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden; z. B. in der Straßburgischen Polizey-Ordnung, das Müter. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe -er von mathaa gebildet, welches im Angels. bedecken, bekleiden, bedeutet, wie das Lat. amicire, Amictus, wofür im mittlern Lat. auch Amita gefunden wird. S. 4. Matte, Decke, und Mütze, welche gleichfalls zu diesem Geschlechts gehören.


Miene (W3) [Adelung]


Die Miene, plur. die -n, ein altes Wort, von welchem wir nur noch einige Überreste haben. Es bedeutete, 1. * Die äußere Gestalt, die Figur eines Dinges; eine veraltete Bedeutung, in welcher noch im Schwed. Mynd, Mynt üblich ist. Das hohe Alter dieser Bedeutung erhellet aus dem Hebr. wo - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Bild, von dem ungewöhnlichen Worte - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, abstammet. 2. In engerer Bedeutung. 1) Eine angenommene Gestalt, der äußere Schein, im Bretagnischen Man. In dieser Bedeutung gebraucht man es im Deutschen nur noch im Singular allein, ohne Artikel und mit dem Zeitworte machen, Miene machen, sich stellen, ohne doch damit zu entscheiden, ob der Schein wahr sey oder nicht. Der Gläubiger macht Miene, seinen Schuldner zu verklagen, aus seinem Betragen lässet sich meinen oder muthmaßen, daß er ihn verklagen wolle. Der Feind macht Miene, die Festung zu belagern. Wo es aber auch ein Überbleibsel einer noch ältern und allgemeinern Bedeutung der Bewegung seyn kann, so fern es mit mahnen, sich bewegen, überein kommt. Indessen gebraucht man dieses Zeitwort auch für scheinen, vorkommen. Ich weiß nicht wie du mir gemahnst, wie du mir vorkommst. ( S. Mahnen.) 2) * Eine Figur, so fern sie ein Zeichen eines andern Dinges ist, und in weiterer Bedeutung ein jedes Zeichen; wo der Grund der Benennung entweder in dem Scheine, oder auch in der Bewegung, mit welcher ein Zeichen hervor gebracht wird, zu liegen scheinet. In dieser Bedeutung ist, es völlig veraltet, aber Ottfried gebraucht noch Meino für ein jedes Zeichen. Unser Münze und Münzen stammen mit dem Lat. Moneta gleichfalls davon ab. 3) Die Gestalt des Gesichtes, im Bretagnischen Min; doch nur noch in engerer Bedeutung, die zufällige Gestalt des Gesichts, so fern sie ein Überbleibsel oft gehabter Empfindungen, oder oft empfundener Leidenschaften ist, und daher einen muthmaßlichen Erkenntnißgrund von der Beschaffenheit des Gemüthes und der Seele gewähret. Es ist in dieser Bedeutung im Singular am üblichsten. Eine gute Miene. Oft ist es die gute Miene, in der sich die Seele abdrückt, wodurch wir zur Freundschaft eingeladen werden, Gell. Ein andrer hat zwar viel Geschicke Doch weil die Miene nichts verspricht, ebend. Ingleichen die veränderliche Gestalt des Gesichtes, welche von den jedesmahligen Empfindungen herrühret. Vergehungen, die zu der heiligen Miene, die er sich gab, so wenig stimmten. Die Demuth entziehet dem Verdienste das Gebietherische der Miene, des Tones und der Sprache, das in Gesellschaft so beschwerlich fällt, Gell. Die Miene mit der sie diese Nachricht aufnehmen wird, soll mir ihre ganze Seele erklären, Sonnenf. Wir wurden mit einer sehr frostigen Miene empfangen. Ein reicher Mann, Der, seiner Miene nach, die eingelaufnen Schulden In schweren Ziffern übersann, Gell. 4) Einzelne willkührliche Gesichtszüge, Geberden des Gesichtes; Diminut. das Mienchen. Allerley wunderliche Mienen machen. Sich seltsame Mienen angewöhnen. Besonders so fern sie von Empfindungen, von dem Zustande des Gemüthes herrühren, und zusammen genommen die vorige Miene ausmachen. Franz. Mine, Ital. Mina, Engl. Mien. Jemanden eine finstre, eine freundliche, eine angenehme Miene machen. Eine liebreiche, eine väterliche Miene. Auf jemandes Mienen Achtung geben. Ich las in seinen Mienen alles, was er dabey dachte. Etwas mit einer verächtlichen Miene ansehen. Ingleichen figürlich. Die Einbildungskraft gibt den Gedanken des Verstandes gleichsam die eigenthümliche Miene, wodurch sie sich leicht von einander unterscheiden lassen, Gell.

Anm. Es ist in diesen beyden letzten Bedeutungen nicht, wie man gemeiniglich glaubt, zunächst aus dem Französ. Mine entlehnet, sondern mit demselben Eines Ursprunges, wie aus Ottfrieds Meino erhellet, daher man es auch richtiger Miene, als Mine schreibt, nach der allgemeinen Regel, daß ein gedehntes i im Deutschen in den meisten Fällen ein e zu seinem Begleiter hat. Mine, cuniculus und Bergwerk, schreibt man gemeiniglich um deßwillen ohne e, weil es in den fremden Sprachen, aus welchen es entlehnet ist, kein e hat. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß mahnen, so fern es zunächst bewegen, ziehen, bedeutet, und von mähen, movere, herkommt, der Stamm dieses Wortes besonders in den beyden letzten Bedeutungen ist, weil diese Mienen auch Züge und Gesichtszüge, Franz. Traits, genannt werden, und wirklich aus gezogenen Falten der Haut bestehen. Der Zusammenhang zwischen dieser Bedeutung, und der Bedeutung des Scheines, des Glanzes, und in weiterm Verstande der Figur und Gestalt, wird nur dadurch dunkel, weil hier einige Sprossen in der Leiter zu fehlen scheinen. Indessen gibt es mehrere Wörter, welche ursprünglich die Bewegung, und figürlich Glanz, Licht, Schein, Feuer bezeichnen. ( S. Mond,) welches gleichfalls hierher gehöret. Unser meinen gehöret zu den Mienen des Gesichts nicht weiter, als so fern beyde, obgleich in verschiedenen Rücksichten, von einem gemeinschaftlichen Stamme herkommen.


Miere (W3) [Adelung]


* Die Miere, plur. die -n, der Niederdeutsche Nahme der Ameisen, S. Ameise.


Miesel (W3) [Adelung]


Der Miesel, des -s, plur. ut. nom. sing. bey den Böttchern, dem Frisch zu Folge, die kleinen, bey ihren Arbeiten abfallenden Stücklein Holz; ohne Zweifel von meißen, schneiden, hauen, S. 2. Meißel und Messer, ingleichen Musel.


Miesmuschel (W3) [Adelung]


Die Miesmuschel, plur. die -n, die Niederdeutsche und Holländische Benennung der gemeinen zweyschaligen Muschel mit violetter Schale; Mytulus Musculus L. Entweder von diesen Lateinischen Wörtern, oder auch von Maß, Speise, maßen, mießen, essen, ( S. Muß;) weil sie in vielen Gegenden gegessen werden, daher einige sie auch Küchenmuscheln nennen.


Miethbier (W3) [Adelung]


Das Miethbier, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, ein nur an einigen Orten, z. B. zu Wittemberg übliches Wort, diejenigen Biere zu bezeichnen, welche nicht in des Miethmannes Haus gelegt und daselbst verzapfet werden können, sondern auf des Vermiethers Haus gebrauet und verzapfet werden müssen. S. 3. Miethe.


Mieth-Contract (W3) [Adelung]


Der Mieth-Contract, des -es, plur. die -e, ein zwischen dem Abmiether und Vermiether errichteter Contract, ein Contract, vermöge dessen man etwas miethet oder vermiethet. Siehe Miethen.


Miethe (W3) [Adelung]


1. Die Miethe, plur. die -n, ein Nahme der kleinsten ungeflügelten Insecten, welche acht Füße und zwey gelenkige Fühlspitzen haben, und sich vornehmlich in dem trocknen Käse und in dem Mehle aufhalten; Acarus L. Käsemiethen, Mehlmiethen. Sie sind so klein, daß sie mit dem bloßen Auge kaum sichtbar sind. Eine Art derselben kriecht in die Schweißlöcher der Menschen und verursacht alsdann die Krätze. Sie werden im Hochdeutschen auch Milben, im Nieders. auch Memeln, Memern, Emeln, im Osnabrückischen aber Maanen genannt, dagegen Miethe daselbst eine Mücke bedeutet.

Anm. Dieses Insect heißt im mittlern Lat. Mita, im Franz. Mite, im Engl. Mite, im Dän. Mid. Schon im Griechischen war, dem Hesychius und Theophrast zu Folge, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - eine Made, welche die Bohnen zernagte. Miethe, Made und Motte scheinen genau verwandt zu seyn, ob sie gleich Insecten und Würmer von verschiedener Art und Größe bezeichnen. Die Kleinheit der Miethen wird in ihrem Nahmen auch durch den Selbstlaut t bezeichnet, welcher überhaupt der Ausdruck des Kleinen ist, dagegen die größern Made und Motte breitere Selbstlauter haben. S. Made.


Miethe (W3) [Adelung]


2. Die Miethe, plur. die -n, ein nur in der Landwirthschaft einiger Gegenden, so wohl Ober- als Niederdeutschlandes übliches Wort, einen großen runden oben zugespitzten Haufen Garben oder Stroh zu bezeichnen, welchen man zuweilen unter freyem Himmel zu errichten pflegt, wenn in der Scheuer nicht Platz genug vorhanden ist, und der in Obersachsen ein Fehm, Feim oder Feimen, um Hamburg ein Diemen oder eine Dieme, im Oldenburgischen eine Wiske, an andern Orten aber auch eine Triste genannt wird. Schon in dem alten Baierischen Gesetze in diesem Verstande Mita, im Latein. Meta. Wachter leitet es von dem Angels. mithan, bedecken her, weil dergleichen Haufen oben bedeckt zu werden pflegen, ( S. Mieder und 3. Matte.) Mit mehrerer Wahrscheinlichkeit ist der Begriff der Höhe, der Größe, der Masse, der Consistenz und Verbindung der Stammbegriff. Im mittlern Lat. ist Mota, und im alt Franz. Mote, ein Hügel. S. Macht, Mehr, 4. Matte, 1. Mast und 5. Mahl.


Miethe (W3) [Adelung]


3. * Die Miethe, plur. die -n, ein veraltetes Wort, welches nur noch in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich ist. Es bedeutete, 1) ein Geschenk, in welcher Bedeutung es im Ottfried Miata, im Notker Mieta, und im Schwed. Muta lautet. Es soll niemand kein Miet noch Gaben nehmen, von keiner Wahlung wegen, Bluntschli, ein Schweizer. Im Hebr. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gleichfalls ein Geschenk. 2) Der Lohn, die Vergeltung; eine gleichfalls veraltete Bedeutung. Im Tatian Mita, bey welchem uzan Mita umsonst, ohne Lohn ist, im Angels. Med, im Engl. Meed, im Schwed. Muta, im Pohln. Myto, bey dem Ulphilas Mizdo, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Böhm. Mizda. Ane grosse Miete tuon ich daz, Herm. von der Vogelweide. Niht en sit durch kranke Miete veile, seyd nicht für geringen Lohn feil, ebend. Dem wachter was ze der Miete gach, der Burggraf von Linnz. Anm. Man hält dieses Wort gemeiniglich für ein und eben dasselbe Wort mit dem folgenden, welches sich aber ohne sichtbaren Zwang nicht will thun lassen. Wenn man bedenkt, daß die erste und älteste Art der Geschenke in Lebensmitteln und Eßwaaren bestand, so scheinet Miethe, ein Geschenk, Belohnung, Gabe, von Mat, Speise, abzustammen, ( S. Mast und Muß.) Eben so bedeutete Mahl ehedem so wohl Speise, als auch eine obrigkeitliche Abgabe. S. auch Mauth, welches gleichfalls hierher gehöret.


Miethe (W3) [Adelung]


4. Die Miethe, plur. die -n, das Abstractum des folgenden Zeitwortes, doch nur in dessen zweyter Bedeutung. 1) Das Verhältniß zwischen dem Abmiether und Vermiether, der zwischen beyden errichtete Vertrag; ohne Plural. Etwas zur Miethe haben. Kauf geht vor Miethe. Zur Miethe in einem Hause wohnen. Die Miethe zur Richtigkeit bringen. Jemanden die Miethe aufsagen. Jemanden in die Miethe nehmen. 2) Das für eine gemiethete Sache verglichene Geld, am häufigsten von dem Gelde, welches für eine gemiethete Wohnung, für einen gemietheten Theil eines Gebäudes bezahlet wird, und welches auch der Zins heißt. Der Plural wird hier nur von mehrern Summen dieser Art gebraucht. Die Miethe bezahlen, schuldig bleiben. Die Miethe zur Richtigkeit bringen. 3) Eine gemiethete oder vermiethete Wohnung, ein gemietheter oder vermietheter Theil eines Gebäudes. Es stehen drey Miethen in diesem Hause leer.


Miether (W3) [Adelung]


Der Miether, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mietherinn, eine Person, welche etwas miethet, besonders in den Zusammensetzungen Abmiether, Vermiether.


Miethfrau (W3) [Adelung]


Die Miethfrau, plur. die -en, S. Miethherr und Miethmann.


Miethgeld (W3) [Adelung]


Das Miethgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er. 1) In der ersten Bedeutung des Zeitwortes, dasjenige Geld, welches man dem gemietheten Gesinde zur Befestigung des geschlossenen Vertrages auf die Hand gibt; den Miethgroschen, der Miethpfennig, das Handgeld, Nieders. Medelgeld, ehedem Medelse, Menasle, um Bremen Godesgeld, Gottesgeld. 2) In dessen zweyten Bedeutung, das für den Gebrauch einer gemietheten Sache bedungene Geld; wo es doch am häufigsten von gemietheten Wohnungen und Zimmern gebraucht, und auch Miethe genannt wird.


Miethhaus (W3) [Adelung]


Das Miethhaus, des -es, plur. die -häuser, ein Haus, welches man miethet, oder andern vermiethet.


Miethherr (W3) [Adelung]


Der Miethherr, des -en, plur. die -en, Fämin. die Miethfrau, der Eigenthumsherr, die Eigenthumsfrau der vermietheten Sache, besonders der Wohnung.


Miethig (W3) [Adelung]


Miethig, -er, -ste, adj. et adv. von 1. Miethe, solche Miethen enthaltend. Miethiger Käse. Das Mehl ist miethig, voller Miethen.


Miethknecht (W3) [Adelung]


Der Miethknecht, des -es, plur. die -e, S. Miethen 2.


Miethkutsche (W3) [Adelung]


Die Miethkutsche, plur. die -n, eine Kutsche, welche man nur auf kurze Zeit zu seinem Gebrauche gemiethet hat; die Lohnkutsche, Lehnkutsche.


Miethkutscher (W3) [Adelung]


Der Miethkutscher, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher solche Kutschen hält, und mit den Pferden an andere auf kurze Zeit vermiethet; der Lohnkutscher, Lehnkutscher, in Baiern Lehnrößler. In Wien macht man einen Unterschied unter Lehnkutscher und Miethkutscher oder Fiacker. Letztere halten auf den Straßen und öffentlichen Plätzen. Auch ein Kutscher, welchen man auf kurze Zeit zu seinen Diensten dinget.


Miethlackey (W3) [Adelung]


Der Miethlackey, des -en, plur. die -en, S. Miethen.


Miethleute (W3) [Adelung]


Die Miethleute, sing. inus. Personen, welche in einem Hause zur Miethe wohnen; im Gegensatze des Miethherren.


Miethling (W3) [Adelung]


Der Miethling, des -es, plur. die -e, eine auf kurze Zeit um Lohn gedungene Person, ohne Unterschied des Geschlechtes. Ein Hausgenoß und Miethling sollen nicht davon essen, 2 Mos. 12, 45; der Fremdling und Tagelöhner, Michael. Ein Miethling; der nicht Hirte ist, deß die Schafe nicht eigen sind, u. s. f. Joh. 10; 12 f. Wo es schon in dem 1523 zu Basel gedruckten N. T. Lutheri als ein unbekanntes Wort durch gedingter Knecht, Tagelöhner, erkläret wird. Nieders. Hürling. Man gebraucht es in der Hochdeutschen Büchersprache nur noch zuweilen im verächtlichen Verstande, von einer Person, welche sich durch einen Lohn, oder durch eine Belohnung zu einer gewissen Verrichtung bewegen lässet.


Miethlohn (W3) [Adelung]


Der Miethlohn, des -es, plur. inus. eine nur in einigen Gegenden übliche Benennung des Gesindelohnes, welcher auch der Jahrlohn, der Liedlohn genannt wird.


Miethmann (W3) [Adelung]


Der Miethmann, des -es, plur. die -Miethleute, eine Person männlichen Geschlechtes, welche in einem Hause zur Miethe wohnet; im Gegensatze des Miethherren. Im gemeinen Leben wird es zuweilen von beyden Geschlechtern gebraucht, da denn Mann hier die allgemeine Bedeutung eines Menschen hat. Doch ist auch Miethfrau von einer Frau üblich, welche in einem Hause zur Miethe wohnet.


Miethmeister (W3) [Adelung]


Der Miethmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur bey den Abdeckern übliches Wort, wo der Halbmeister, welcher dem Feldmeister untergeordnet ist, auch der Miethmeister genannt wird.


Miethpfennig (W3) [Adelung]


Der Miethpfennig, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -e, S. Miethgeld.


Miethpferd (W3) [Adelung]


Das Miethpferd, des -es, plur. die -e, ein auf kurze Zeit gemiethetes Pferd.


Miethvieh (W3) [Adelung]


Das Miethvieh, des -es, plur. car. in den Schäfereyen einiger Gegenden, z. B. in der Lausitz, diejenigen fremden Schafe, welche um einen gewissen Lohn in das Winterfutter genommen werden, und welche auch das Haltevieh heißen.


Miethweise (W3) [Adelung]


Miethweise, adv. zur Miethe. Etwas miethweise haben, als ein gemiethetes Ding.


Miethzeit (W3) [Adelung]


Die Miethzeit, plur. inus. die in einem Mieth-Contracte bestimmte Zeit der Miethe, die Zeit, wie lange eine Miethe dauert.


Miethzins (W3) [Adelung]


Der Miethzins, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -e, der Zins für eine gemiethete Sache, besonders für eine gemiethete Wohnung, oder für den gemietheten Theil eines Gebäudes; die Miethe.


Mietz (W3) [Adelung]


Mietz, ein im gemeinen Leben sehr übliches Wort, mit welchem man die Katzen, als mit einem eigenthümlichen Nahme zu rufen pflegt, wofür an andern Orten Hietz, Hinz, Wienz, Kietz u. s. f. üblich sind. Im Span. Miz, im Ital. Muccia, Micio, im Franz. Mitou, im Schwed. Misse. Es ist eine Nachahmung des eigenthümlichen Geschreyes dieser Thiere, um dessen willen eine Katze auch im mittlern Lat. Musio, im Epirotischen Miza, und bey den Kalmucken Mitz heißt. S. Mauen und Miauen.


Milane (W3) [Adelung]


Die Milane, plur. die -n, oder der Milan, des -en, plur. die -en, ein großer braungelber Adler oder Falk mit kurzen ungeschickten gelben Fängen und langen Flügeln. Er gleicht dem Rohrvogel, nur daß er größer ist, und wird, weil er den jungen Gänsen sehr nachstellet, auch Gänseaar, wegen der Gestalt seines Schwanzes auch Schwalbenschwanz, und vermuthlich wegen seines kirrenden Geschreyes auch Kurweihe, genannt. Man gebraucht ihn zur Jagd, daher an dem kaiserlichen Hofe zu Wien eine eigene Melan- oder Milanpartey ist, welche aus dem Milanmeister, und verschiedenen Milanknechten und Milanjungen bestehet, und von der Falkenpartey und Reiherpartey noch verschieden ist. Im Franz. heißt dieser Vogel Milan, im mittlern Latein. Milio, welches mit dem Latein. Miluus, Weihe, überein kommt.


Milbe (W3) [Adelung]


Die Milbe, plur. die -n. 1) Der mehr Hoch- und Oberdeutsche Nahme derjenigen kleinsten Art achtfüßiger Insecten, welche sonst auch unter dem Nahmen der Miethen bekannt sind; Acarus L. ( S. 1. Miethe.) Bey den Schwäbischen Dichtern Melwe, Dän. Mol, Pohln. Mol. 2) In einigen Gegenden werden auch die Motten, Blattae L. Tatian schon Miliuua, Dän. Mal, Schwed. Mal, und in noch andern, 3) die rauchen Nachtvögel, welche die Kleider zerfressen, und mit ihren Häusern auf dem Rücken herum kriechen, Milben genannt; Dän. Möl. 4) Eine Art Maden, welche die Larve gewisser kleiner Käfer sind, sich in den Büchern und in dem Holze aufhalten, und selbige zerfressen.

Anm. In allen diesen Fällen von mahlen, zernagen, zermalmen, zerfressen, weil alle jetzt gedachten Insecten besonders ihrer nagenden Eigenschaft wegen bekannt sind, so wie Motte von dem alten matten, nagen, essen, abstammet, ( S. 2. Mast.) Bey den Meistersängern ist die Milbe derjenige Fehler, wenn am Ende des Verses um des Reimes willen ein Buchstab abgebrochen oder verschluckt wird, wo es von eben diesem Zeitworte herstammet.


Milch (W3) [Adelung]


Die Milch, plur. car. 1. Überhaupt, ein jeder weicher, weißer, milder Körper; in welcher weitesten Bedeutung es doch nur noch in einigen Fällen üblich ist. So werden in der Bienenzucht die jungen Bienen, so lange sie noch in Gestalt der Maden in einem weißen dicklichen Safte liegen, die Milch genannt. Bey den Fischen männlichen Geschlechtes ist die Milch der männliche Same, welcher die Gestalt eines weißen, dicklichen, aber sehr milden und weichen Körpers hat, daher die Fische männlichen Geschlechtes auch Milcher genannt werden, ( S. dieses Wort.) Im Nieders. heißt diese Milch Milte, ( S. Milz,) im Schwed. Mjölk, im Lat. Lactes, im Franz. la Lait, und im Span. Leche. ( S. auch Milchfleisch, Milchhaar, ingleichen Milz). In andern Fällen scheinet es mehr eine Figur der folgenden Bedeutung zu seyn. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Milch bey den Menschen und vierfüßigen Thieren ein ausgearbeiteter weißer, süßer, milder Nahrungssaft, welcher in den Brüsten und Eutern des weiblichen Geschlechtes derselben befindlich ist, von der Natur zur Ernährung der Jungen bestimmt worden, und welcher aus Butter, Käse und Wolken besteht. 1) Eigentlich. Frauenmilch, Kuhmilch, Schafmilch, Ziegenmilch, Eselsmilch u. s. f. Frische Milch. Süße Mich, im Gegensatze der sauern, oder sauer gewordenen Milch. Geronnene Milch, welche auch Käse, Keller, Schlocken, Schlotten, im Nieders. Plundermilch und Pumpermilch genannt wird. Dicke Milch, sie sey nun gelabt oder sauer gewordene Milch. Er steht aus, wie Milch und Blut, sehr weiß und roth. Etwas mit der Milch, oder mit der Muttermilch einsaugen, gewisse Gesinnungen von der zartesten Jugend an annehmen. 2) Figürlich werden verschiedene Arten flüssiger Körper entweder wegen der Ähnlichkeit in der Farbe und Consistenz, oder auch wegen ihrer milden Beschaffenheit eine Milch genannt. So führet diesen Nahmen der milchweiße dickliche Saft, welcher in manchen Pflanzen enthalten ist, daher diese Pflanzen selbst auch Milch genannt werden, ( S. Hundsmilch und Wolfsmilch). In den Küchen und Apotheken ist die Milch ein aus Kernen und andern Öhl gebenden Samen und Früchten bereitetes weißes dickliches Getränk, ( S. Mandelmilch.) Die beste Art des Rheinweines, welche in einem kleinen Bezirke bey Worms wächset, führet daselbst den Nahmen unserer lieben Frauen Milch, wegen seiner milden Beschaffenheit. Auf ähnliche Art nennet schon Aristophanes den Wein überhaupt - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Venus-Milch. Anm. Im Isidor Miluh, bey dem Willeram Milich, Milch, im Nieders. Melk, im Angels. Meolc, Meoluc, im Engl. Milk, im Dän. Mälk, im Schwed. Mjölk, im Wend. Melauca, Mleku, im Böhm. Mleko. Es ist allem Ansehen nach aus mel, mil und der Ableitungssylbe -ich, ein Ding, zusammen gesetzet, und dieses mel oder mil gehöret ohne Zweifel zu dem Geschlechte unsers milde, und des Lat. mollis. Die Milch ist einer der mildesten flüssigen Körper in der Natur, man sehe nun auf die Consistenz, oder auf den Geschmack, oder auch auf die Farbe. Hieraus erhellet zugleich die Verwandtschaft mit dem Lat. Mel und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Honig, mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, milde, mit unserm schmelzen, mahlen, melken, mulgere, u. a. m. und dem Isländ. miallr, weiß, indem die weiße Farbe die mildeste unter allen Farben ist. Das Lat. Lac scheinet mit unserm Leich verwandt zu seyn.


Milchader (W3) [Adelung]


Die Milchader, plur. die -n, in der Zergliederungskunst, diejenigen Adern, welche den Milchsaft in die große Gekrösdrüse führen; Venae lacteae.


Milchasch (W3) [Adelung]


Der Milchasch, des -es, plur. die -äsche, in der Haushaltung, ein Asch, d. i. oben weites und unten enges rundes Gefäß, die Milch darin zum Rahmen stehen zu lassen; der Milchhut.


Milchbart (W3) [Adelung]


Der Milchbart, des -es, plur. die -bärte, ein nur im gemeinen Leben übliches Wort. 1) Ein aus Milchhaaren bestehender Bart, der erste weiche, wollige Bart eines Menschen, im Oberdeutschen Gauchbart, Löffelbärtlein; ingleichen im verächtlichen Verstande, ein nur noch mit einem solchen Barte begabter junger Mensch; das Milchmaul. 2) Im Scherze, ein Mensch, welcher gern Milchspeisen isset; ein Milchmaul, ein Milchzahn.


Milchbaum (W3) [Adelung]


Der Milchbaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Gegenden, ein Nahme der Rüster oder Lehne; Acer Platanoides L.


Milchbehältniß (W3) [Adelung]


Das Milchbehältniß, des -sses, plur. die -sse, S. Milchgefäß.


Milchbrey (W3) [Adelung]


Der Milchbrey, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein aus Milch und Mehl gekochter Brey; Milchmuß, Nieders. Melkmösken.


Milchbrezel (W3) [Adelung]


Die Milchbrezel, plur. die -n, bey den Bäckern, eine Art Brezeln, zu welchen der Teig mit Milch angemachet wird.


Milchbrot (W3) [Adelung]


Das Milchbrot, des -es, plur. die -e, Diminut. das Milchbrötchen, bey den Bäckern, eine Art Gebackenes in Gestalt eines Brotes oder Brötchens, wozu der Teig mit Milch angemacht wird.


Milchbruder (W3) [Adelung]


Der Milchbruder, des -s, plur. die -brüder. 1) Ein Bruder der Muttermilch nach, derjenige, welcher mit einer andern Person einerley Brüste gesogen hat, mit ihr von einer Amme gesäuget worden; Collactaneus. Die Milchschwester, eine solche Person weiblichen Geschlechtes. 2) Im gemeinen Scherze auch eine Person männlichen Geschlechtes, welche gern Milchspeisen isset; ein Milchbart, Milchmaul.


Milchbrühe (W3) [Adelung]


Die Milchbrühe, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die -n, eine Brühe von Milch. Bey den Weißgärbern wird die schwache Kalkbrühe, die abgehärten Fälle darein zu legen, auch die gute Milchbrühe, Franz. Plein mort, genannt, zum Unterschiede von der frischen oder guten Kalkbrühe.


Milchbrunnen (W3) [Adelung]


Der Milchbrunnen, des -s, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, eine ausgegrabene Wassergrube in einem Milchkeller, die Milch im Sommer darin frisch zu erhalten.


Milch-Cur (W3) [Adelung]


Die Milch-Cur, plur. die -en, die Cur, d. i. Heilung eines Kranken, vermittelst der Milch. Eine Milch-Cur gebrauchen.


Milchdieb (W3) [Adelung]


Der Milchdieb, des -es, plur. die -e, ein Nahme, welcher im gemeinen Leben den Schmetterlingen gegeben wird, wo sie auch Molkendiebe und Buttervögel heißen, S. Butterfliege.


Milchen (W3) [Adelung]


* Milchen, adj. et adv. welches für melk bey denjenigen Hochdeutschen üblich ist, welchen dieses Wort zu Niedersächsisch klingt. Milchen werden. Milchenes Vieh. Wofür auch einige fälschlich milchend sagen, indem dieses Mittelwort ein Neutrum milchen, Milch geben, voraus setzt, welches doch nicht vorhanden ist. Auch das Zeitwort melken wird von einigen milchen geschrieben und gesprochen, die aber doch alsdann auch im Imperf. ich molk, und im Mittelworte gemolken sagen müssen. Siehe Melken.


Milcher (W3) [Adelung]


Der Milcher, des -s, plur. ut nom. sing. ein Fisch männlichen Geschlechtes, wegen seines der Milch ähnlichen Samens, der Milchner, in einigen Gegenden auch Milchling, der Leimer; im Gegensatze des Rogeners, oder eines Fisches weiblichen Geschlechtes. Nieders. Milter, Engl. Milter, Dän. Hanfisk.


Milchfarbe (W3) [Adelung]


Die Milchfarbe, plur. inus. die weiße, mit ein wenig Blau vermischte und der Farbe der Milch ähnliche Farbe.


Milchfarben (W3) [Adelung]


Milchfarben, adj. et adv. diese Farbe habend; milchfarbig, milchweiß.


Milchfäßchen (W3) [Adelung]


Das Milchfäßchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Milchglöckchen.


Milchfieber (W3) [Adelung]


Das Milchfieber, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. bey den Ärzten, ein Fieber säugender Personen, welches von verdorbener oder überflüssiger Milch herrühret; Febris lactea.


Milchfleisch (W3) [Adelung]


Das Milchfleisch, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme der milden, weichen, saftigen Brustdrüsen an den jungen Kälbern, welche auch das Milchstück, ingleichen die Kalbsmilch genannt werden. S. Brustdrüse.


Milchflor (W3) [Adelung]


Der Milchflor, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, eine Art zarten Flores von allen Farben, der, wenn er weiß ist, wie Milch aussiehet.


Milchfrau (W3) [Adelung]


Die Milchfrau, plur. die -en, eine Frau, welche Milch verkauft, mit Milch handelt; in der harten Sprechart, das Milchweib.


Milchfriesel (W3) [Adelung]


Das Milchfriesel, des -s, plur. ut nom. sing. das weiße Friesel der Sechswöchnerinnen, S. Friesel.


Milchgefäß (W3) [Adelung]


Das Milchgefäß, des -es, plur. die -e, ein jedes Gefäß, welches vornehmlich zur Aufbewahrung der Milch bestimmt ist. In der Anatomie sind es kleine Gefäße in den Gedärmen, welche den Nahrungssaft in Gestalt einer Milch aus der verdaueten Speise saugen, und sich endlich in das am Rückgrade befindliche Milchbehältniß (Cisterna lactea) ergießen, welches der Sammelplatz des ganzen Milchsaftes ist, aus welchem derselbe in das Blut geführet wird.


Milchgeld (W3) [Adelung]


Das Milchgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, das aus der Milch gelösete, oder für Milch bezahlte Geld.


Milchgelte (W3) [Adelung]


Die Milchgelte, plur. die -n, eine Gelte, die Milch darin zu verwahren, zuweilen auch das Vieh darein zu melken; die Melkgelte.


Milchgeschwulst (W3) [Adelung]


Die Milchgeschwulst, plur. die -schwülste. 1) Die mit Schmerz und Fieber verbundene Aufschwellung der Brüste von stockender Milch. 2) Eine Geschwulst, welche bey Schwangern und Kindbetterinnen durch die in einen oder den andern Theil des Leibes ergossene Milch verursacht wird.


Milchgewölbe (W3) [Adelung]


Das Milchgewölbe, des -es, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, ein Gewölbe, die Milch darin frisch zu erhalten.


Milchglöckchen (W3) [Adelung]


Das Milchglöckchen, Oberd. Milchglöcklein, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Nahme der herab hangenden Warzen an dem Halse der Ziegen. 2) Eine Art blauer Glockenblumen, welche im September blühen und im Winter in den Gewächshäusern aufbehalten werden; Milchfäßchen, Campanula rotundifolia L.


Milchhaar (W3) [Adelung]


Das Milchhaar, des -es, plur. die -e, oder auch collective, das Milchhaar, plur. inus. die weichen, wolligen, blonden Haare, aus welchen der erste Bart bey jungen Mannspersonen bestehet, die ersten Barthaare; Staubhaare, Federhaare, im Oberd. Gauchhaare, Gauchfedern. Eh ihm das Milchhaar noch das grüne Maul bezogen, Günth. S. Milchbart. In weiterer Bedeutung werden alle zarte und weiche Haare auch an andern Theilen des Leibes Milchhaare und Milchhärchen genannt. Von Milch, so fern solches einen weichen, milden Körper bedeutet.


Milchharn (W3) [Adelung]


Der Milchharn, des -es, plur. inus. ein milchfarbiger, fehlerhafter Urin, welcher mit den aus den Speisen bereiteten Milchsafte vermengt ist, und diejenige Krankheit, da der Urin in solcher Gestalt abgehet; Diabetes chylosa, der Milchharnfluß.


Milchhut (W3) [Adelung]


Der Milchhut, des -es, plur. die -hüte, S. Milchasch.


Milchicht (W3) [Adelung]


Milchicht, -er, -ste, adj. et adv. der Milch ähnlich.


Milchig (W3) [Adelung]


Milchig, adj. et adv. Milch enthaltend.


Milchkanne (W3) [Adelung]


Die Milchkanne, plur. die -n, Dimin. das Milchkännchen, Oberd. Milchkännlein, eine Kanne oder ein Kännchen, die Milch darin aufzubehalten, zuzutragen, oder vorzusetzen.


Milchkeller (W3) [Adelung]


Der Milchkeller, des -s, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, ein eigener Keller zur Aufbehaltung der Milch.


Milchkoch (W3) [Adelung]


Der Milchkoch, des -s, plur. die -köche, in den Küchen, ein Koch, d. i. eine aufgelaufene gebackene Speise, welche aus Milch und Eyern gebacken wird, S. Koch.


Milchkraut (W3) [Adelung]


Das Milchkraut, des -es, plur. inus. ein Nahme verschiedener Pflanzen, deren Genuß den Zufluß der Milch bey den Thieren befördern soll. 1) Der Kreuzblume, Polygala L. Milchwurz. ( S. Kreuzblume.) 2) Einer Pflanze, welche an dem Meere und an den Salzquellen wächset; Glaux L.


Milch-Krystall (W3) [Adelung]


Der Milch-Krystall, des -es, plur. inus. eine Art Krystall, welcher trübe wie Milch ist.


Milchmagd (W3) [Adelung]


Die Milchmagd, plur. die -mägde, in der Landwirthschaft, eine Magd, welche allein, oder doch vornehmlich mit der Milch zu thun hat, das Vieh melket u. s. f. Ingleichen eine Magd, welche die Milch in die Stadt zu Markte trägt.


Milchmarkt (W3) [Adelung]


Der Milchmarkt, des -es, plur. die -märkte, in einigen Städten, ein Marktplatz, auf welchem Milch verkauft wird.


Milchmaul (W3) [Adelung]


Das Milchmaul, des -es, plur. die -mäuler, im gemeinen Leben, S. Milchbart.


Milchmuschel (W3) [Adelung]


Die Milchmuschel, plur. die -n, eine Art der Miesmuscheln, Mytuli Musculi L. vielleicht wegen der weichen, der Milch ähnlichen Beschaffenheit ihres Fleisches.


Milchnapf (W3) [Adelung]


Der Milchnapf, des -es, plur. die -näpfe, Diminut. das Milchnäpfchen, Oberd. Milchnäpflein, ein Napf oder Näpfchen, Milch darin aufzubehalten oder vorzusetzen.


Milchpulver (W3) [Adelung]


Das Milchpulver, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. 1) Die unter beständigem Umrühren bis zu einem trocknen Pulver gekochte Milch. 2) Ein Pulver zur Vermehrung der Milch bey dem andern Geschlechte.


Milchpumpe (W3) [Adelung]


Die Milchpumpe, S. Brustpumpe.


Milchrahm (W3) [Adelung]


Der Milchrahm, des -es, plur. car. der Rahm, d. i. fette öhlichte Theil der Milch, welcher sich durch die bloße Ruhe oben auf derselben sammelt, und aus welchem die Butter gemacht wird; der Rahm, die Sahne, in einigen Gegenden Schmant, der Kern, in der Schweiz Niedel, in Wien das Obers, im Nieders. das Flott, Dän. Flode, Schwed. Flött, Latein. Flos lactis. S. Rahm.


Milchröhrchen,Milchröhrlein (W3) [Adelung]


Das Milchröhrchen, oder Milchröhrlein, des -s, plur. ut nom. sing. in der Anatomie kleine Röhren unter den Brustgefäßen des andern Geschlechtes, welche die Milchmaterie annehmen und erhalten; Tubuli lactei.


Milchruhr (W3) [Adelung]


Die Milchruhr, plur. inus. der Durchfall kleiner saugender Kinder, wobey eine milchichte Feuchtigkeit abgehet; der Milchstuhl.


Milchsaft (W3) [Adelung]


Der Milchsaft, plur. doch nur von mehrern Arten, die -säfte, eben daselbst, der aus den Speisen bereitete milchfarbige Nahrungssaft in den thierischen Körpern, so wie er dem Blute zugeführet wird; der Nahrungssaft, Chylus.


Milchsauger (W3) [Adelung]


Der Milchsauger, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art großer ausländischer Schwalben, von welchen man fälschlich vorgibt, daß sie den Ziegen und Menschen des Nachts die Milch aussaugen; Hirundo Caprimulga Klein. Ziegensauger, Kindermelker, Nachtvogel, Nachtschade, Pfaffe, Hexe.


Milchschauer (W3) [Adelung]


Milchschauer, des -s, plur. ut nom. sing. ein fieberhafter Schauer, welcher schwangere Weiber und Sechswöchnerinnen befällt, wenn ihnen die Milch in die Brüste tritt und selbige schwellen macht.


Milchschorf (W3) [Adelung]


Der Milchschorf, S. Ansprung.


Milchschwamm (W3) [Adelung]


Der Milchschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine Art kleiner, gelber, eßbarer Schwämme oder Pilze; im Oberdeutschen Rehlinge, Rechlinge, Pfefferschwamm, um Danzig Pfifferlinge, im Schlesischen Gänsel, weil sie unten gelb, wie eine junge Gans, sind, ingleichen Galluschel, von gallosch, gelb, Ital. um Neapel Galluccio. S. auch Rehling.


Milchschwester (W3) [Adelung]


Die Milchschwester, plur. die -n, S. Milchbruder.


Milchsiene (W3) [Adelung]


Die Milchsiene, plur. die -n, in der Landwirthschaft einiger Gegenden, eine Siene, d. i. ein hölzernes oben weites, unten aber enges Gefäß, durch welches die Milch geseihet wird. S. Siene.


Milchspeise (W3) [Adelung]


Die Milchspeise, plur. von mehrern Arten, die -n, eine jede aus Milch bereitete Speise.


Milchstaar (W3) [Adelung]


Der Milchstaar, des -es, plur. inus. eine Art des Staares im Auge, wobey die krystallinische Feuchtigkeit in einen milchartigen Saft verwandelt wird.


Milchstein (W3) [Adelung]


Der Milchstein, des -es, plur. die -e.

1) Ein weißer aschfarbiger Stein, welcher, wenn er in das Wasser gelegt wird, darin zergehet, und dasselbe milchfarbig macht. Er wird in Sachsen gefunden und von den gemeinen Weibern an dem Halse getragen, weil er die Milch vermehren soll; Galactites.

2) Eine Art weißen milchfarbenen "Marmors" führet in einigen Gegenden gleichfalls den Nahmen des Milchsteines; ohne Plural.


Milchstraße (W3) [Adelung]


Die Milchstraße, plur. inus. ein breiter milchweißer Streifen an dem Himmel, welcher aus einer unzählbaren Menge von Sternsystemen bestehet, die in einer sehr breiten Fläche in dem runden Raume des Weltgebäudes liegen; die Jacobs-Straße, Via lactea. Im mittlern Lat. Galaxia. Kästner nennt sie den Milchweg; Wie um den Himmel sich der lichte Milchweg zieht.


Milchstück (W3) [Adelung]


Das Milchstück, des -es, plur. die -e, S. Milchfleisch.


Milchstuhl (W3) [Adelung]


Der Milchstuhl, des -es, plur. die -stühle, S. Milchruhr.


Milchsuppe (W3) [Adelung]


Die Milchsuppe, plur. die -n, eine aus Milch oder von Milch gekochte Suppe.


Milchtuch (W3) [Adelung]


Das Milchtuch, des -es, plur. die -tücher, in der Hauswirthschaft, ein leinenes Tuch, die frisch gemolkene Milch dadurch zu seihen.


Milchwasser (W3) [Adelung]


Das Milchwasser, des -s, plur. inus. 1) Das von dem Käse, oder dem festern Theile der Milch nach deren Gerinnung verschiedene Wasser, welches unter dem Nahmen der Molken am bekanntesten ist. 2) Bey den Perlen wird die mit einem Silberglanze erhöhete reine Milchfarbe das Milchwasser genannt, S. Wasser.


Milchweg (W3) [Adelung]


Der Milchweg, des -es, plur. inus. S. Milchstraße.


Milchweib (W3) [Adelung]


Das Milchweib, des -es, plur. die -er, S. Milchfrau.


Milchweiß (W3) [Adelung]


Milchweiß, adj. et adv. S. Milchfarben.


Milchwurz (W3) [Adelung]


Die Milchwurz, plur. inus. S. Milchkraut.


Milchzahn (W3) [Adelung]


Der Milchzahn, des -es, plur. die -zähne. 1) Bey den vierfüßigen Thieren, diejenigen Zähne, welche die Jungen mit auf die Welt bringen, oder doch während des Saugens bekommen, und welche ihnen wieder ausfallen, wenn sie aufhören zu saugen, und festere Speisen bekommen. Bey den Füllen werden sie Füllen- zähne, und bey den Lämmern auch Hundszähne genannt. Auch die ersten Zähne der Kinder führen diesen Nahmen. 2) Der hinterste Backenzahn auf jeder Seite eines gekochten Kalbskopfes, welcher mit einem der Milch ähnlichen weißen Safte angefüllet ist. 3) S. Milchbart.


Milchzehnte (W3) [Adelung]


Der Milchzehnte, des -n, plur. die -n, der Zehnte, welcher von der Milch gegeben wird.


Milchzins (W3) [Adelung]


Der Milchzins, des -es, plur. die -e. 1) Der Zins von gepachteter oder verpachteter Milch. 2) In einigen Gegenden ist es die Abgabe, welche fremde geschwächte Weibespersonen demjenigen Gerichtsherren, in dessen Gerichte sie niederkommen wollen, entrichten müssen.


Milchzucker (W3) [Adelung]


Der Milchzucker, des -s, plur. inus. ein zuckerartiges wesentliches Salz der Milch, welches man erhält, wenn man Molken abrauchen und krystallisiren lässet.


Milde (W3) [Adelung]


Milde, -r, -ste, adj. et adv. ein Wort, welches eigentlich, angenehm weich, gelinde bedeutet, und dem entgegen gesetzet wird, was eine unangenehme Härte oder Schärfe, so wohl im eigentlichen als figürlichen Verstande, hat. 1. Eigentlich, weich, der Consistenz und dem Gefühle nach, und in engerer Bedeutung, auf eine angenehme Art weich und gelinde. Das Fleisch ist sehr milde, wenn es mürbe ist, und gleichsam im Munde zerfließet. Milde Äpfel, milde Birnen, mürbe. Mildes Leder, bey den Schustern, welches den gehörigen Grad der Gare hat. Ein milder Sandstein, welcher weich und leicht zu bearbeiten ist. Eine milde Bergart, im Bergbaue, in engerer Bedeutung, welche nicht nur mürbe und gebrechig, sondern auch schmierig dem Gefühle nach ist, und sich leicht anleget. Das Kupfer ist milde, bey den Kupferstechern, wenn der Grabstichel es leicht und rein schneidet; im Gegensatze des hart und spröde. 2. Figürlich. 1) Dem Geschmacke nach, im Gegensatze dessen was hart, scharf und sauer ist. Der alte Wein ist milder, Luc. 5, 39. Milde wie die reifste Traube, Weiße. Mildes Obst, im Gegensatze des sauern, herben. Im weiterer Bedeutung ist mildes Obst im Oberdeutschen reifes Obst, mitia poma. 2) Der Intension nach, für gelinde; doch nur in einigen Fällen. Es regnet sehr milde. Ein milder Regen, ein sanfter, gelinder Regen. Müdes Wetter, gelindes. Ein mildes Urtheil, milde Strafe, gelinde. 3) Im moralischen Verstande ist milde liebreich, herab lassend, sanft, gesprächig, gütig, im Gegensatze der Härte und Schärfe des Gemüthes; ingleichen darin gegründet. Milde Thränen weinen, liebreiche. Ein milder Vater. Ein mildes Gemüth, milde Sitten. In den Kanzelleyen wird mildest und allermildest häufig für gnädigst und allergnädigst gebraucht. Etwas in mildeste Betrachtung ziehen. 4) Freygebig, geneigt sein Vermögen andern mitzutheilen, es zu andrer Nutzen zu verwenden, und in dieser Eigenschaft gegründet. Weil du denn so milde Geld zugibst, Ezech. 16, 36. Seine milde Hand aufthun. Sprichw. Der Milde gibt sich reich, der Geitzhals nimmt sich arm. Ihr Bäume, die ihn uns milde eure reifen Früchte gegeben, Geßn. Die Fremden besser zu erfreuen, Umsteckt der milde Wirth den Tisch mit dichten Maien, Haged. 5) Nach einer Fortsetzung dieser Figur gebraucht man es auch, eine Freygebigkeit in Worten zum Nachtheil der Wahrheit auf eine gelinde und nicht beleidigende Art zu bezeichnen. Das war ein wenig zu milde gesprochen, war zu viel gesagt, zum Nachtheil der Wahrheit übertrieben. Ew. - sind hierin zu milde berichtet worden. 6) * Fromm, gottesfürchtig; eine veraltete Bedeutung. So heißt Ludwig der Fromme bey den ältern Schriftstellern mehrmahls Ludwig der milde. Milde Stiftungen, milde Sachen, im Oberdeutschen, piae causae. Dahin gehöret auch der eigentlich Oberdeutsche Ausdruck, nach der Nennung eines Verstorbenen christmilden oder christmildesten Andenkens hinzu zu setzen, welcher noch auf den Kanzeln und in den Kanzeleyen üblich ist. Kaiser Carl VI. christmildesten Andenkens.

Anm. Im Oberdeutschen schon von den ältesten Zeiten her milt, im Angels. milde, milide, im Engl. und Schwed. mild, im Isländ. milde, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Russischen miloi, im Pohln. mily. Es ist mit Milch, schmelzen, Schmalz, mahlen, molsch, dem Latein. mollis, und andern dieses Geschlechtes genau verwandt. In Baiern ist mollede weich, mollis. Das e am Ende ist das e euphonicum, ohne welches das d wie ein t lauten würde.


Milde (W3) [Adelung]


Die Milde, plur. car. das Abstractum des vorigen Beywortes, die Eigenschaft, nach welcher ein Ding milde ist. In allen Bedeutungen desselben, vornehmlich aber in der dritten und vierten figürlichen. Ein Mensch, über welchen das Glück alle seine Milde ausgießt, und seinen Wünschen nichts versagt. Die Milde seiner Huld entfernt der Greisen Tod, Haged. Ingleichen in der fünften. Etwas mit zu vieler Milde erzählen, übertrieben, mit Verletzung der Wahrheit.

Anm. Schon bey dem Ottfried für Güte, Milti, im Tatian für Barmherzigkeit, Miltida, und im Isidor mit einer andern Ableitungssylbe Miltnisso.


Mildern (W3) [Adelung]


Mildern, verb. reg. act. gleichfalls von dem Beyworte milde, und dessen Comparativo milder, milder machen, doch nur in den zwey ersten figürlichen Bedeutungen. 1) Dem Geschmacke nach, die Schärfe, Säure, Härte dem Geschmacke nach vermindern. Zerflossenes Weinsteinsalz mildert die Säure des Weines. 2) Der Intension nach, den unangenehmen Grad der Härte und Schärfe vermindern. Einen harten Ausdruck mildern. Das sanfte Wesen des weiblichen Geschlechtes mildert den muthigen Sinn des Mannes, daß er nicht in Trotz ausarte, Gell. Der Südwind mildert die Kälte. Eines Urtheil mildern. Die Strafe mildern. So auch die Milderung.


Mildherzig (W3) [Adelung]


Mildherzig, -er, -ste, adj. et adv. ein mildes Herz habend, milde dem Gemüthe, dem Herzen nach, und darin gegründet, in der dritten und vierten figürlichen Bedeutung des Wortes milde.


Mildherzigkeit (W3) [Adelung]


Die Mildherzigkeit, plur. car. der Zustand, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit, da eine Person mildherzig ist. Schon im Angels. ist Miltheortnissa die Barmherzigkeit.


Mildigkeit (W3) [Adelung]


Die Mildigkeit, plur. car. in der vierten figürlichen Bedeutung des Beywortes milde, die Fertigkeit milde zu seyn, die Milde, die Freygebigkeit als eine Fertigkeit betrachtet. Die christliche Mildigkeit. Bey den Schwäbischen Dichtern Miltekeit.


Mildiglich (W3) [Adelung]


* Mildiglich, adv. für milde, welches im Hochdeutschen veraltet, aber noch im Oberdeutschen gangbar ist.


Mildreich (W3) [Adelung]


Mildreich, -er, -ste, adj. et adv. reich an Milde, in der dritten und vierten figürlichen Bedeutung des Beywortes milde, und in dieser Gemüthsart gegründet. Ein mildreiches Betragen.


Mildthätig (W3) [Adelung]


Mildthätig, -er, -ste, adj. et adv. seine Milde durch die That beweisend, d. i. geneigt, so reichlich und auf eine so liebreiche Art zu geben, als nur möglich ist, und in dieser Gesinnung gegründet.


Mildthätigkeit (W3) [Adelung]


Die Mildthätigkeit, plur. inus. der Zustand, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit, da man mildthätig ist.


Miliz (W3) [Adelung]


* Der Miliz, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme einer Art Schilfgrases, welches sehr groß und ansehnlich wird, und an den Ufern der Teiche und Flüsse wächset; Poa aquatica L Rispengras, Wasserviehgras, im Braunschweigischen Segge. Der Nahme kommt mit dem Lat. Milium, Hiese, überein. Falscher Miliz, ein Nahme der Wassersemse oder des Cyper- Grases; Scirpus sylvaticus L. Es hat wirklich eine eben so zerstreute Blüthenrispe als die Hirse.


Miliz (W3) [Adelung]


Die Miliz, plur. car. aus dem Latein. Militia, der Kriegsstaat eines Herren, dessen Truppen und was dahin gehöret; wo es doch am häufigsten von dem Corps der zur Vertheidigung des Landes ausgesonderten Einwohner gebraucht wird, welches man auch vollständig die Land-Miliz heißt, zum Unterschiede von den Feldsoldaten.


Million (W3) [Adelung]


Die Million, plur. die -en, eine Zahl von tausend Mahl tausend. Aus dem Franz. Million, welches vermittelst der vergrößernden Endung - on von dem Lat. mille gebildet ist.


Milz (W3) [Adelung]


Die Milz, plur. die -en, ein weicher Theil der menschlichen und thierischen Körper, welcher von rother oder bräunlicher Farbe ist, in der linken Weiche zwischen den falschen Rippen und dem Magen liegt, und sich wie Lunge aufblasen lässet; Lien, Splen. Ihr Nutzen ist noch unbekannt. Die Milz sticht mich, sagt man im gemeinen Leben, wenn man nach einem starken Laufen einen stechenden Schmerz in der linken Weiche fühlet, welcher doch seinen Sitz nicht in der Milz, sondern in dem dicken Darme hat. Eine geronnene Masse, welche das Füllen auf dem Kopfe mit auf die Welt bringt, wird im gemeinen Leben irrig für die Milz gehalten, und daher auch die Milz, bey andern Pferdegift, und im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - genannt.

Anm. Bey dem Raban Maurus schon im 8ten Jahrhunderte Miltzi, im Nieders. Milte, im Angels. Engl. Dän. Milt, im Schwed. Mjälte, im Isländ. Millte, im Ital. Milza, im Franz. le Mou; alle von milde, Latein. mollis, wegen der weichen Beschaffenheit, so wie die Lunge und Leber gleichfalls von ihrer Beschaffenheit, wie sie sich dem Gefühle darstellet, benannt worden. Im Nieders. ist daher Milte auch die Milch der Fische, welche auch wohl von einigen Hochdeutschen die Milz genannt wird. In dem Geschlechte dieses Wortes gehen die Deutschen Mundarten von einander ab. In den meisten Oberdeutschen Gegenden ist es männlichen Geschlechtes, der Milz, und in einigen gar ungewissen, das Milz. Im Hochdeutschen ist das weibliche das üblichste. Im Alban. heißt die Leber - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .


Milzader (W3) [Adelung]


Die Milzader, plur. die -n. 1) Eine jede Blut- und Pulsader, welche durch die Milz gehet; Arteria und Vena splenica. 2) In engerer Bedeutung ist die Milzader ein Ast der Pfortader, welcher nach der Milz zu geht. 3) Auch die Salvatell-Ader, welche ein Ast der Hohlader ist, der sich von der Vorhand bis zu dem kleinen Finger erstrecket, und ehedem in Milzkrankheiten geöffnet zu werden pflegte, führet bey einigen den Nahmen der Milzader.


Milzbeschwerung (W3) [Adelung]


Die Milzbeschwerung, plur. die -en, ein Anfall von der Hypochondrie, eine hypochondrische Beschwerung, weil man ehedem die Milz für den Sitz derselben hielt. Ein höherer Grad derselben wird daher auch die Milzkrankheit, das Milzweh und die Milzsucht genannt. S. Hypochondrie.


Milzbrand (W3) [Adelung]


Der Milzbrand, des -es, plur. inus. eine Krankheit des Rindviehes, wobey die Milz ganz schwarz und fließend wird; in Baiern der gelbe Scheben, der gelbe Knopf.


Milz-Essenz (W3) [Adelung]


Die Milz-Essenz, plur. von mehrern Arten, die -en, eine Essenz aus bittern Kräutern, die Verstopfung der Milz zu heben.


Milzfarn (W3) [Adelung]


Der Milzfarn, des -es, plur. inus. S. Milzkraut.


Milzkrankheit (W3) [Adelung]


Die Milzkrankheit, plur. die -en. 1) Eine jede Krankheit, welche von einer verdorbenen Milz herrühret, oder doch derselben zugeschrieben wird. Von dieser Art ist die Milzkrankheit der Pferde, wobey sie einen großen dicken Bauch bekommen, oft und geschwinde athmen, beständig stöhnen, mager werden und in der linken Seite Schmerzen empfinden, welche man im gemeinen Leben der Milz zuschreibt. 2) In engerer Bedeutung, die Hypochondrie, S. Milzbeschwerung.


Milzkraut (W3) [Adelung]


Das Milzkraut, des -es, plur. inus. 1) Ein Art des Farnkrautes, welches in den wärmern Ländern auf den Klippen wächset, und ein sehr wirksames Mittel wider die Milzkrankheit oder Hypochondrie ist; Asplenium Ceterach L. Milzfarn. In weiterer Bedeutung pflegen einige alle Arten des Asplenium L. wohin die Hirschzunge, das Vogelnest, der rothe Widerthon, die Mauerraute und das schwarze Frauenhaar gehören, gleichfalls Milzkraut zu nennen, weil die meisten derselben ähnliche Kräfte haben. 2) Eine Art der verwandten Mondraute, Osmunda spicant L. welche auch Steinfarn heißt, ist bey einigen gleichfalls unter dem Nahmen des Milzkrautes bekannt.


Milzstrang (W3) [Adelung]


Der Milzstrang, des -es, plur. die -stränge, in der Zergliederungskunst, ein verwickeltes, aus Sehnen bestehendes Geäder auf der linken Seite des Magenmundes, welche bis zur Milz gehet.


Milzsucht (W3) [Adelung]


Die Milzsucht, plur. car. die Hypochondrie, ( S. Milzbeschwerung.) Daher milzsüchtig, mit der Hypochondrie behaftet, in derselben gegründet, hypochondrisch; Angels. milte-seoc, Schwed. mjältsjuk.


Milzweh (W3) [Adelung]


Das Milzweh, des -es, plur. car. S. Milzbeschwerung.


Minder (W3) [Adelung]


Minder, adj. et adv. welches der Comparativ des im Hochdeutschen veralteten Positivi min ist; Superlativ mindest. Es bedeutet, 1. Kleiner, und im Superlative der kleinste, der körperlichen Größe und Ausdehnung nach; im Gegensatze des groß. 1) Eigentlich; wo es nur noch im Oberdeutschen üblich ist, aber auch zuweilen in der höhern Schreibart der Hochdeutschen vorkommt. Von dem mindern auf das größere schließen. Du bist der mindeste unter uns. Weil eine mindre Stadt Nicht Kunst noch Puder gnug für kluge Hirner hat, Hall. 2) Figürlich. (a) * Jünger, und im Superlative der jüngste; gleichfalls nur noch im Oberdeutschen. Mein minderer Bruder. Meine mindeste Schwester. (b) * Der Würde, dem Vorzuge nach, geringer, und im Superlative geringste; gleichfalls nur im Oberdeutschen. Sich minder schätzen, als andere. Der mindeste unter uns, der geringste. Die Franciscaner-Mönche, welche sich auch Fratres minores nennen, werden im Oberdeutschen häufig mindere Brüder, Minderbrüder, und Minnebrüder genannt, dagegen im Hochdeutschen der Nahme der Minoriten üblicher ist. Die Minorisserinnen, oder vielleicht besser Minorissinnen, sind eine Art Franciscaner-Nonnen von dem Orden der heil. Clara. 2. Der Menge und Intension nach, für weniger, geringer, und im Superlativ wenigste, geringste. Der Comparativ ist auch hier im Oberdeutschen und in der edlern Schreibart der Hochdeutschen üblicher, als in dem gemeinen Sprachgebrauche. Ich habe minder als du. Nicht minder, nicht weniger. Die mindern Flammen, Opitz. Die mindere Zahl, die Zahl der Zehner und Einer von der Jahrzahl, im Oberdeutschen. So ist von 1770 siebzig die mindere Zahl. Der Superlativ kommt indessen im Hochdeutschen öfter vor. Ich habe nicht das mindeste bekommen. Ich dachte nicht im mindesten daran, nicht im geringsten. Am mindesten, aufs mindeste, zum mindesten, am wenigsten, aufs wenigste, zum wenigsten. Ich werde mir ein Gewissen machen, das mindeste anzunehmen, das geringste. Davon hat er nicht die mindeste Einsicht. Nein, nein, ihr Herz verdient zum mindsten meinen Dank, Gell. Sehr häufig gebraucht man dieses Wort, nach dem Muster der Oberdeutschen, in der edlern Schreibart der Hochdeutschen, so wie weniger, als ein Nebenwort für nicht so viel, oder nicht so. Wenn durch ihr schmetternd Lied Die Lerche minder Kunst verrieth, Gell. Besonders vor Bey- und Nebenwörtern, verkleinernde Comparative zu machen, so wie die Franzosen ihr moins gebrauchen. Die minder mächtigen Stände, die nicht so mächtig sind, als andere. Minder gesellig, minder gelehrt als du. Auf ähnliche Art gebraucht schon Ottfried min gelicho für ungleich. S. Mehr, welches in vergrößernder Bedeutung auf eben dieselbe Art gebraucht wird.

Anm. Dieser alte Comparativ lautet schon im Isidor, Kero und Ottfried minnir, in der Adverbialform aber beständig min, für minus, und im Superlat. minnista, im Dän. mindre, mindst, im Schwed. so wohl minne als mindre, und in der dritten Staffel minst, im Franz. moindre, und als ein Nebenwort moins; welche insgesammt ihre Verwandtschaft mit dem Latein. minor, minus und minimus nicht verläugnen können. Der längst veraltete Positiv min, klein, wenig, geringe, im Wallis. man, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, kommt bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern nicht vor, ist aber noch im Niedersächsischen gäng und gebe, wo min beständig für wenig und geringe gebraucht wird. Dat is man min, das ist nicht viel; ja der Niedersachse hat kein anderes Wort als dieses, das Hochdeutsche wenig auszudrucken. Eben daselbst wird aber auch min nach Art der alten Oberdeutschen für den Comparativ in der adverbischen Gestalt gebraucht; min of meer, weniger oder mehr. Bey dem Kero und andern ältern Oberdeutschen kommt dieses min theils als ein verneinendes Nebenwort, für minime, theils aber auch als ein Bindewort, für damit nicht, ne, vor.


Minderbruder (W3) [Adelung]


Der Minderbruder, des -s, plur. die -brüder, siehe Minder 1. 2).


Minderherrschaft (W3) [Adelung]


Die Minderherrschaft, plur. die -en, eine in Schlesien übliche Benennung solcher Herrschaften, deren Besitzer vor andern Grafen und Freyherren zwar verschiedene Vorrechte, aber doch keine Stimme auf den Fürstentagen haben; zum Unterschiede von den Standesherrschaften.


Minderjährig (W3) [Adelung]


Minderjährig, -er, -ste, adj. et adv. minder den Jahren nach, d. i. noch nicht die nach den Gesetzen zur eignen Verwaltung seines Vermögens erforderlichen Jahre habend; im Gegensatze des großjährig oder volljährig. Gemeiniglich ist es mit dem unmündig einerley, zuweilen aber noch davon unterschieden. Nach dem Preußischen Gesetzbuche ist man bis in das 14te Jahr unmündig, bis in das 24ste aber minderjährig.


Minderjährigkeit (W3) [Adelung]


Die Minderjährigkeit, plur. car. die Eigenschaft einer Person, da sie minderjährig ist.


Mindern (W3) [Adelung]


Mindern, verb. reg. act. minder machen, so wohl, 1) * der Ausdehnung nach; wo es doch nur zuweilen im Oberdeutschen vorkommt, wo unter andern mindern im Stricken auch so viel als abnehmen ist. Als auch, und zwar am häufigsten, 2) der Menge und Intension nach, weniger und geringer machen. Die Zahl der Ziegel sollt ihr ihnen gleichwohl auflegen und nichts mindern, 2 Mos. 5, 8, 11, 19. Ich will sie mehren und nicht mindern, Jerem 30, 19. Nie haben schädliche Seuchen unsere Herden gemindert, Geßn. Mindert sich nicht unsere Unruhe schon, indem wir sie einem Freunde klagen? Gell. Er soll den Wunsch zu leben mindern, Gell. Was mindert nicht die Zeit? Verarten wir nicht immer? Haged. Indessen ist im gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen, besonders von der Menge, das zusammen gesetzte vermindern üblicher. So auch die Minderung.

Anm. Im Isidor minneron, bey dem Notker minneren, bey den Schwäbischen Dichtern minren, im Dän. mindske. Bey einigen Oberdeutschen kommt es auch als ein Neutrum, für abnehmen, sich mindern, vor. Wiewohl die Gefahr nicht minderte.


Mindestens (W3) [Adelung]


Mindestens, adv. für zum mindesten, zum wenigsten.


Mine (W3) [Adelung]


1. Die Mine, der Gesichtszug, S. Miene.


Mine (W3) [Adelung]


2. Die Mine, plur. die -n, ein zunächst aus dem Franz. Mine entlehntes Wort, welches noch von einer doppelten Art Gruben gebraucht wird. 1) Die zur Aufsuchung und Ausförderung der Erze in die Erde gegrabenen Höhlungen, welche im Bergbaue Gruben, Orter u. s. f. genannt werden; in welchem Verstande dieses Wort doch in der guten und anständigen Schreibart veraltet ist. 2) In der Geschützkunst ist die Mine ein unter der Erde gegrabener Keller mit den dazu gehörigen Gängen, die darüber liegende Last vermittelst des Pulvers in die Luft zu sprengen. Eine Mine graben, ziehen oder führen. Die Mine springen lassen, das darin befindliche Pulver anzünden. Ingleichen figürlich, ein heimlicher Anschlag, im mittlern Latein. Mina. Eine Mine springen lassen, einen solchen Anschlag zur Wirklichkeit kommen lassen, ihn ausführen. Anm. In beyden Bedeutungen im Dän. Mine, im Engl. Mine, im Ital. Mina, und im Franz. Mine. Das letztere scheint mit dem Fränkischen und Nieder-Rheinischen Mand, Manne, ein Korb, und ursprünglich ein jeder hohler Raum, verwandt zu seyn. Weil dieses Wort, allem Ansehen nach, aus dem Französischen entlehnet ist, so schreibt man es in der ersten Sylbe, ungeachtet diese ein langes i hat, ohne e. S. Miene.


Minen-Gang (W3) [Adelung]


Der Minen-Gang, des -es, plur. die -gänge, in der Geschützkunst, der unterirdische Gang, welcher zu einer Mine führet.


Minen-Kammer (W3) [Adelung]


Die Minen-Kammer, plur. die -n, eben daselbst, der unterirdische hohle Raum, welcher mit Pulver angefüllet, und auch nur die Mine schlechthin genannt wird.


Miner (W3) [Adelung]


Die Miner, plur. die -n, ein aus dem Lat. Minera entlehntes und in der guten und reinen Schreibart veraltetes Wort, ein Erz zu bezeichnen.


Mineral (W3) [Adelung]


Das Mineral, des -es, plur. die -lien, aus dem mittlern Lat. Minerale, ein jeder auf und unter der Erde befindlicher natürlicher Körper, welcher wächset, aber nicht organisirt ist; ein Fossil, bey den ältern Schriftstellern ein Berggewächs.


Mineral-Reich (W3) [Adelung]


Das Mineral-Reich, des -es, plur. inus. dasjenige Naturreich, welches die Mineralien in sich fasset; zum Unterschiede von dem Thier- und Pflanzenreiche.


Miniren (W3) [Adelung]


Miniren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, aus dem Franz. miner, Minen graben, in der Geschützkunst. Miniren lassen. In dem zusammen gesetzten unterminiren wird es auch thätig für untergraben gebraucht. S. 2. Mine 2.


Minirer (W3) [Adelung]


Der Minirer, des -s, plur. ut nom. sing. in der heutigen Kriegskunst, besondere Leute, welche zum Miniren gebraucht werden; Schanzgräber.


Minne (W3) [Adelung]


* Die Minne, plur. car. ein veraltetes Wort, welches ehedem die Liebe bedeutete, und von der Liebe aller Art gebraucht wurde. Der heilig geyst entzündet den Menschen zu gotes Minne und zu des nächsten Liebe, im Buche der Natur, Augsb. 1483. Von welcher Art der Liebe es, so wie das Zeitwort minnen, lieben, so wohl bey dem Ottfried, als den Schwäbischen Dichtern häufig vorkommt, die es auch für Freundschaft gebrauchen. Von der Liebe gegen das andere Geschlecht wird es bey den Dichtern des mittlern Zeitalters freylich sehr häufig gefunden; allein, daraus folget noch nicht, daß es, wie ein neuer Schriftsteller behauptet, auf diese allein eingeschränket gewesen, indem man sich durch ein Paar Blicke in der gleichen Schriftsteller von dem Gegentheil überzeugen kann. Da man dieses Wort endlich sehr häufig von der fleischlichen Vermischung gebrauchte, um einen anstößigen Gegenstand durch ein unschuldiges Wort auszudrucken, so machte vermuthlich dieser Mißbrauch, daß es mit allen seinen Ableitungen nach und nach verächtlich wurde, und endlich gar veraltete. Im Holländ. ist es indessen noch jetzt üblich. Das Zeitwort minnen, lieben, und figürlich küssen, ist allem Ansehen nach das Intensivum von meinen, so fern es ehedem günstig seyn, wohl wollen, bedeutete, ( S. Meinen.) Das Hauptwort Minne ist das Abstractum davon. Das Franz. Mignon, ein Liebling, stammet gleichfalls daher. Im Nieders. pflegen die kleinen Kinder ihre Ammen und Wärterinnen noch Minne zu nennen.


Minorit (W3) [Adelung]


Der Minorit, des -en, plur. die -en, S. Minder 1. 2).


Minsel (W3) [Adelung]


Der Minsel, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben einiger Gegenden, z. B. in der Lausitz, die Kätzchen oder Palmen an den Weiden, Haseln, Nußbäumen und Erlen.


Minze (W3) [Adelung]


Die Minze, eine Pflanze, S. 1. Münze.


Mir (W3) [Adelung]


Mir, die dritte Person des persönlichen Fürwortes ich, S. Ich.


Mirthe (W3) [Adelung]


Die Mirthe, S. Myrthe.


Mis (W3) [Adelung]


Mis, mit seinen Ableitungen, S. Miß.


Mischbar (W3) [Adelung]


Mischbar, -er, -ste, adj. et adv. was sich mischen lässet.


Mischbarkeit (W3) [Adelung]


Die Mischbarkeit, plur. inus. die Eigenschaft eines Dinges, nach welcher es sich mit einem andern Dinge mischen oder vermischen lässet.


Mischelkorn (W3) [Adelung]


Das Mischelkorn, S. Mischkorn.


Mischeln (W3) [Adelung]


Mischeln, verb. reg. act. welches das Diminutivum oder auch wohl das Frequentativum des folgenden mischen ist, aber nur im gemeinen Leben einiger Gegenden am meisten im verächtlichen Verstande für mischen gebraucht wird; so wie man von mengen in eben diesem Sinne auch mengeln sagt. Franz. meler, ehedem mesler, Ital. mescolare. Ehedem wurde es im Oberdeutschen auch als ein Neutrum für zanken, streiten, in das "Handgemenge" gerathen, gebraucht, da denn Mißle und Mischlen auch Uneinigkeit, Fehde, Zank war.


Mischer (W3) [Adelung]


Der Mischer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mischerinn, eine Person, welche mischt. Besonders in dem zusammen gesetzten Giftmischer.


Mischfutter (W3) [Adelung]


Das Mischfutter, des -s, plur. inus. in der Landwirthschaft, gemischtes Futter, Wicken und Hafer unter einander gebauet, so fern diese Mischung zum Futter gebraucht wird; in einigen Gegenden das Mischling.


Mischkorn (W3) [Adelung]


Das Mischkorn, des -es, plur. car. gemischtes Korn, Mischgetreide, Mischelkorn, S. Mischen


Mischling (W3) [Adelung]


Das Mischling, des -es, plur. inus. S. Mischfutter.


Mischmasch (W3) [Adelung]


Der Mischmasch, des -es, plur. die -e, ein nur im gemeinen Leben übliches Wort, einen gemischten Körper im verächtlichen Verstande zu bezeichnen, im gelindern Verstande ein Mengsel, ein Gemische. Eine ohne Wahl und Verhältniß zusammen gesetzte Speise, ohne Wahl und Ordnung mit einander verbundene Gedanken, Sätze oder Worte, kurz ein jedes aus mehrern aber ohne Geschmack und Ordnung verbundenen Dingen bestehendes drittes, führet den Nahmen eines Mischmasches. Nieders. Miskmask, Engl. Mishmash, Dän. Miskmak, im Franz. Micmac. Es ist den gemeinen Deutschen Mundarten und den verwandten Sprachen eigen, durch Wiederhohlung eines und eben desselben Wortes Arten von Intensivis oder Frequentivis zu bilden. Dergleichen ist nicht nur dieses Wort, sondern auch unser fickfacken, das gemeine Schnickschnack und Wischwasch, ein unnützes Geschwätz, das Nieders. hinkhanken, hinken, ticktacken, oft berühren, tirtarren, zärgen, Tiesketauske, Zieskezaaske, ein albernes Weib, titeltateln, unaufhörlich plaudern, das Schwed. Pickpack, das Gepäck, Willerwalla, Unordnung, Mischmasch, Dingldangl, die schwankende oder schwingende Bewegung, das Isländ. Fimbulfambe, ein Narr, u. a. m. Übrigens wird ein Mischmasch im Nieders. auch Mengelmuus, und Sammelsurium genannt.


Mispel (W3) [Adelung]


Die Mispel, plur. die -n, die Frucht des Mispelbaumes, welcher in dem mittägigen Europa einheimisch ist, von da er auch seinen Nahmen mit zu uns gebracht hat; Mespilus L. Die Frucht ist eine nabelige Beere mit fünf harten Samenkörnern, welche einen sauern herben Geschmack hat, und daher erst einen Frost aushalten, und darauf zu faulen anfangen muß, ehe sie gegessen werden kann. Bey einigen die Mespel, welches dem Lat. Nahmen gemäßer ist, in einigen Gegenden auch Nespel, Nispel, Hespel, Hespelein, Asperl, im Nieders. Wispel, Wispeltüte, im Dän. Mispel, im Ital. Nespola, im Franz. Nefle, im Pohln. Mispla, Niesplik; alle aus dem Lat. Mespilus und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . In einigen Gegenden ist es männlichen Geschlechtes, der Mispel. Die letzte Sylbe ist die Ableitungssylbe -el, welche ein Ding, ein Subject bedeutet. Die Hauptsylbe aber läßt sich mit gleichem Rechte zu mehrern Stämmen rechnen.


Mispelbirn (W3) [Adelung]


Die Mispelbirn, plur. die -en, eine Art länglicher, kleiner, gelblich rother Birnen, mit einem gelblichen, mehligen und steinigen Fleische; die Hahnbuttenbirn, Lazarolenbirn, siehe das letztere.


Miß- (W3) [Adelung]


Miß-, eine alte Partikel, welche nur noch in der Zusammensetzung mit verschiedenen Nennwörtern, am häufigsten aber mit Zeitwörtern üblich ist, wo sie verschiedene Bedeutungen hat. Sie bezeichnet daselbst, 1. Eine Verschiedenheit, eine Mannigfaltigkeit, in welchem Verstande sie nur noch in einigen wenigen Wörtern üblich ist; mißhällig, im Gegensatze des einhällig, und mißfärbig, welches auch für bunt gefunden wird, Lat. discolor. Bey dem Ulphilas missaleiks, verschieden, und im Isländ. misslett, bunt, Misseldri, die Verschiedenheit des Alters, Missdaudi, das Absterben zu verschiedenen Zeiten, u. a. m. ( S. Mißlich.) Es kommt darin mit dem Lateinisch. Partikel dis- in dissonare, dissentire, disputare, Discordia, Discrepantia u. s. f. überein, wo es auch in mehr thätigem Verstande eine Zertheilung bedeutet, wie das Deutsche zer; dissecare, dissilire, disrumpere, dispescere u. s. f. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese letztere thätige Bedeutung die erste eigentliche ist, ungeachtet sie im Deutschen nicht mehr vorkommt, und daß folglich in diesem Worte die Zertheilung, die Verstümmelung, Verletzung, der herrschende Begriff ist, aus welchem sich die übrigen als Figuren sehr bequem herleiten lassen. Miß würde also ein Geschlechtsverwandter von dem alten, meißen, meiden, schneiden, seyn, ( S. Meißel, Messer, Metz- ger u. s. f.) 2. In engerer Bedeutung, eine fehlerhafte, unangenehme, widrige Mannigfaltigkeit. Mißlaut, mißlauten, mißton, mißtönen, dissonare, Dissonantia, Mißfarbe, mißfärbig. 3. Eine Entfernung; doch nur noch in figürlichem Verstande in den Zeitwörten mißrathen, abrathen, widerrathen, dissuadere, und mißarten. 4. Einen Mangel, d. i. die Abwesenheit eines Dinges, so wie Mangel selbst eigentlich eine Verstümmelung bedeutet. 1) Den Mangel, die Abwesenheit derjenigen Sache, welche durch die andere Hälfte der Zusammensetzung angedeutet wird. Mißtrauen, welches ehedem auch den Mangel des Vertrauens bedeutete, jetzt aber nur in einer der folgenden Bedeutungen üblich ist; mißkennen, nicht kennen, verkennen; mißbilligen, für unbillig erklären, der Gegensatz von billigen; mißgönnen, Mißgunst. Dahin gehören auch die Lat. dispar und dissimilis, ungleich. 2) In engerm Verstande, den Mangel eines zur Vollständigkeit gehörigen Theiles. Das Mißgeschöpf, die Mißgeburt, dem es an einem solchen Theile fehlet. 5. Einen Fehler, die Verfehlung des vorgesetzten Zieles aus einem Versehen, und in weiterer Bedeutung einen Irrthum. Der Mißgriff, Fehlgriff, mißgreifen, fehl greifen, mißgehen, irre gehen, fehl gehen, mißschlagen, fehl schlagen, mißrechnen, sich verrechnen, mißtreten, Mißtritt, und andere mehr. 6. Eine Fehlschlagung, der Erfolg wider die Erwartung und Absicht. Mißlingen, mißglücken, mißschlagen, im Oberd. für mißlingen. 7. Eine der vorgegebenen Beschaffenheit, der Wahrheit zuwider laufende Handlung, für falsch. Mißfarben waren ehedem falsche, unechte Farben. Für lügen sagte man ehedem auch mißsagen, und mißschwören kommt noch zuweilen für falsch schwören, und Mißschwur für Meineid vor. Mißdeuten, Mißverstand. 8. In noch weiterer Bedeutung, eine der Absicht, der Bestimmung, der Regel, den Gesetzen zuwider laufende Handlung und Beschaffenheit, für übel, böse, schlecht, schlimm; im Schwed. miss - und schon bey dem Ulphilas missa -. Eine Mißgestalt, eine unangenehme, widrige, häßliche Gestalt. Das Mißverhältniß, ein fehlerhaftes Verhältniß. So auch Mißbrauch, mißbrauchen, mißfallen, mißhandeln, Missethat, mißleiten, Mißjahr, Mißwachs, Mißheirath, Mißstand, Übelstand, Mißtrauen, mißleiten, Mißgeschick, mißarten, Mißmahl, im Nieders. eine schlechte Mahlzeit, Mißgeboth, ein schlechtes, geringes Geboth, Mißmuth, mißmüthig, Mißvergnügen u. s. f. 9. Im Schwedischen wird es auch gebraucht, den Verstand solcher Wörter, welche einen Fehler bedeuten, zu vermehren, Intensiva daraus zu bilden. Missdare ist daselbst ein Erznarr, Missbrott ein großes Verbrechen. Ihre bemerket, daß die Lateiner auf ähnliche Artmale parvus, male dispar, für sehr klein, sehr ungleich, gesagt haben. Aber auch dis hatte bey ihnen in der Zusammensetzung eben diese oder doch eine fast ähnliche Bedeutung; discoquere, discedere, disquirere u. s. f. Im Deutschen ist diese Bedeutung nicht mehr üblich; indessen scheinet doch das veraltete Mißlahme, der Schlag, die Apoplexie, dieselbe gehabt zu haben.

Anm. 1. Aus dem obigen erhellet, daß dieses Wort nicht, wie einige Sprachlehrer behaupten, nur allein Zeitwörtern, Nennwörtern, aber nicht anders, als so fern sie von jenen abstammen, vorgesetzet werde; dagegen un nur allein den Nennwörtern vorbehalten sey. Es finden sich, wenn man die veralteten Wörter mit in Anschlag bringt, eben so viele von Zeitwörtern unabhängige Nennwörter, mit welchen es zusammen gesetzet worden, als Zeitwörter. Über dieß ist die Form dieses Wortes, indem es ehedem so wohl ein Vor- als Nebenwort war, für beyde Arten von Wörtern bequem.

Anm. 2. Dieses im Hochdeutschen nur noch in der Zusammensetzung übliche Wort, hat in den meisten Fällen den Ton, obgleich das i geschärft ist. Nur in einigen Zeitwörtern wirft es den Ton von sich weg auf das Zeitwort, wie in mißrathen, mißlingen, mißfallen; oder vielmehr, diese Zeitwörter haben einen doppelten Ton, wovon doch der stärkste auf dem Zeitworte liegt, dagegen er in mißbilligen, mißbrauchen, mißleiten, mißdeuten u. s. f. auf dem miß ruhet. Hat nun die Partikel den Hauptton, so sind die Zeitwörter entweder Activa oder Neutra. Sind es Activa, so ist miß ein untrennbares Vorwort, und das Augment ge wird der Partikel vorgesetzet. Ich mißbillige es. Du mißdeutest es. Man hat es gemißbilliget. Du hast es gemißbrauchet. Wir wurden gemißleitet. Man hat es sehr gemißdeutet. Ist das Verbum aber ein Neutrum, so ist miß eine trennbare Partikel, welche das Augment zwischen sich und dem Zeitworte nimmt. Mißgegangen. Diese Neutra sind aber im Hochdeutschen im Präsenti und Imperfecto nicht üblich. Man sagt nicht, ich greife miß, wohl aber ich habe mißgegriffen. Ruhet aber der Hauptton auf dem Zeitworte, so ist miß eine untrennbare Partikel, und das Augment fällt ganz weg, das Zeitwort sey ein Activum oder Neutrum. Es mißfällt mir, hat mir mißfallen. Es ist mir mißlungen.

Anm. 3. Es lassen sich mit diesem Worte auch noch jetzt neue Zusammensetzungen versuchen, besonders in der 5ten und 8ten Bedeutung, welche der höhern und edlern Schreibart sehr zu Statten kommen; nur muß dabey die genaueste Analogie beobachtet werden. Anm. 4. Diese alte Partikel lautet in den meisten der angeführten Fälle in den Zusammensetzungen schon bey dem Ulphilas missa, bey dem Ottfried und spätern Oberd. Schriftstellern missi und misse, welche Form noch in unserm Missethat üblich ist. Auch die gemeinen Oberdeutschen Mundarten sprechen missegehen, missebrauchen u. s. f. Im Niederdeutschen, Dänischen, Englischen und Italiänischen lautet sie mis, im Schwedisch. miss, im Franz. mes und me, im mittlern Lat. mes, und im Lat. dis. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie, wie schon gesagt worden, von meißen, schneiden, abstammet, und eigentlich verstümmelt, figürlich aber auch unvollständig, unvollkommen, unangenehm, widrig bedeutet; welche Begriffe sehr natürlich daraus folgen, und diesem Worte mit Laster, Mahl, Makel, Mangel und andern mehr gemein sind. Als ein Nebenwort ist miß im Nieders. auch noch außer der Zusammensetzung üblich, wo es vergebens, zu spät, verfehlet, und ungewiß bedeutet. Haben ist gewiß, kriegen ist miß, d. i. ungewiß, ( S. Mißlich.) Darin seyd ihr miß, darin irret ihr euch. Auch im Engl. ist amiss übel, unrecht. S. Missen.


Mißachten (W3) [Adelung]


Mißachten, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen wenig vorkommt, nicht achten, verachten, doch im gelindern oder glimpflichern Verstande. Mittelw. gemißachtet. Daher die Mißachtung. S. Miß 4. 1)


Mißarten (W3) [Adelung]


Mißarten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, welches nur zuweilen in der edlern Schreibart der Hochdeutschen für ausarten vorkommt. Daher die Mißartung. S. Miß 3. und 6.


Mißbehagen (W3) [Adelung]


Das Mißbehagen, des -s, plur. inus. ein vorzüglich im Oberdeutschen für Mißfallen, Mißvergnügen übliches Wort. Bey den Schwäbischen Dichtern und bey dem Opitz kommt auch das kürzere Zeitwort mißhagen vor. Diß was noch nirgend war, wir kunnt es wohl mißhagen, Opitz. Wo aber der Ton um des Sylbenmaßes willen versetzt ist.


Mißbiethen (W3) [Adelung]


Mißbiethen, verb. irreg. neutr. ( S. Biethen,) mit haben, welches vorzüglich im Oberd. üblich ist, ein Mißgeboth thun, ein zu geringes, niedriges Geboth thun. Mittelw. mißgebothen. S. Miß 8.


Mißbilligen (W3) [Adelung]


Mißbilligen, verb. reg. act. für unbillig, unrecht erklären. Jemandes Handlungen mißbilligen. Mittelw. gemißbilliget. Daher die Mißbilligung.


Mißbrauch (W3) [Adelung]


Der Mißbrauch, des -es, plur. die -bräuche. 1) Der Gebrauch, d. i. die Anwendung einer Sache auf eine ihrem Zwecke und ihrer Bestimmung zuwider laufende Art, im Gegensatze des rechtmäßigen Gebrauches; ohne Plural. Einen Mißbrauch von seinem Vermögen, von seinem Ansehen machen. Der Mißbrauch der Geschöpfe Gottes. 2) Ein tadelhafter oder schädlicher Gebrauch, oder durch mehrmahlige Wiederhohlung zu einer Gewohnheit gewordene willkührliche Handlung. Alle Mißbräuche abschaffen, abstellen. S. Miß 8.


Mißbrauchen (W3) [Adelung]


Mißbrauchen, verb. reg. act. Mittelw. gemißbraucht, auf eine der Absicht, dem Endzwecke zuwider laufende Art gebrauchen oder anwenden. 1) Eigentlich und überhaupt; wo es im Hochdeutschen gemeiniglich die vierte Endung bekommt. Sein Ansehen zu Gewaltthätigkeiten, sein Vermögen zur Üppigkeit mißbrauchen. Den Nahmen Gottes mißbrauchen. Im Oberdeutschen und zuweilen auch in der höhern Schreibart der Hochdeutschen pflegt man es, so wie das einfache brauchen, wohl mit der zweyten Endung zu verbinden. Und die dieser Welt brauchen, daß die derselbigen nicht mißbrauchen, 1 Cor. 7, 31. Auf daß ich nicht meiner Freyheit mißbrauche am Evangelio, Kap. 9, 18. 2) In einigen engern Bedeutungen. Jemanden mißbrauchen, sich seine Leichtgläubigkeit, Gutwilligkeit, seine Schwäche zu dessen Nachtheil zu Nutze machen. Eine Person weiblichen Geschlechtes mißbrauchen, sich fleischlich mit ihr vermischen, besonders, wenn solches mit einiger Gewaltthätigkeit verbunden ist. S. Miß 8. Anstatt des ungewöhnlichen Mißbrauchung ist Mißbrauch üblich.


Mißbündniß (W3) [Adelung]


Das Mißbündniß, des -sses, plur. die -e, siehe Mißheirath.


Miß-Credit (W3) [Adelung]


Der Miß-Credit, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben, ein schlechter, übler Credit, d. i. die üble Meinung anderer von jemandes ökonomischen und moralischen Beschaffenheit; in Gegensatze des guten Credites. S. Miß 8.


Mißdeuten (W3) [Adelung]


Mißdeuten, verb. reg. act. dem wahren Verstande, oder der Absicht des Redenden oder Handelnden zuwider deuten, falsch deuten. Mittelw. gemißdeutet. Jemandes Worte mißdeuten. Daher die Mißdeutung, welches von einer solchen übeln Deutung in mehrern Fällen auch den Plural leidet. S. Miß 7. und 8.


Missen (W3) [Adelung]


Missen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) * Abwesend seyn, wo es im eigentlichen Verstande veraltet ist. Im Nieders. sagt man nur noch, das kann nicht missen, das bleibt nicht aus, kann nicht fehlen. Im Hornegk ist Missung Mangel, Abgang. 2) Entbehren, eine nothwendige Sache nicht haben, nicht besitzen; ein nur noch in den gemeinen Sprecharten üblicher Gebrauch, wo es im Hochdeutschen die vierte Endung erfordert. Ich kann die Sache nicht missen, kann sie nicht entbehren. Die, wenn von Wein und Liebe voll Ein Gast zu viel begehrt, Und sie doch etwas missen soll, Am liebsten Band entbehrt, Raml. Im Oberdeutschen aber auch die zweyte. Eines Dinges missen, es entbehren. Thes guotes thoh ni missin, daß sie dennoch keines Guten entbehrten, Ottfr. Im Oberd. auch für nicht haben überhaupt. Das Beinholz misset Dörner und Stacheln, hat sie nicht. 3) * Fehlschlagen, wider die Hoffnung und Erwartung erfolgen; eine nur noch im Nieders. übliche Bedeutung. Dat Gissen misset, Muthmaßen betrieget. 4) * Irren; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche doch in dem Holländ. missen, und im Engl. to miss übrig ist, wo auch das Hauptwort Miss den Irrthum bedeutet. II. Als ein Activum, den Mangel, die Abwesenheit eines Dinges gewahr werden, empfinden; gemeiniglich auch nur in der Sprache des täglichen Umganges, wofür doch vermissen noch üblicher ist, und im Oberdeutschen gleichfalls die zweyte, im Hochdeutschen aber die vierte Endung bekommt. Mistun des Kindes, Ottfr. sie misseten das Kind, merkten, daß es abwesend war. Thar er es miste, als er es vermißte, ebend. Wo man sein wird missen, 1 Kön. 20, 39. Das wird niemand missen. Ich misse nichts an dem Gelde. Das Hauptwort die Missung kommt nur noch zuweilen in der letzten thätigen Bedeutung vor.

Anm. Im Nieders. gleichfalls missen. Es ist unmittelbar aus miß gebildet, so fern es theils abwesend, theils auch verfehlet, bedeutet. S. dasselbe.


Missethat (W3) [Adelung]


Die Missethat, plur. die -en. 1. * Eine That oder Handlung, welche aus einem Versehen geschiehet, ein Versehen, Fehler; eine veraltete Bedeutung, in welcher dieses Wort noch in dem Straßburgischen Stadtrechte bey dem Schilter vorkommt. 2. * Eine der Billigkeit zuwider laufende Handlung, eine unbillige That; eine veraltete Bedeutung. Lont si mir mit Missetete, Herzog Johann von Brabant. 3. Eine den Gesetzen zuwider laufende Handlung. 1) * Im weitesten Verstande; wo es gleichfalls veraltet ist, außer daß in der biblischen Schreibart noch zuweilen alle Sünden oder wider das göttliche Gesetz begangene Handlungen Missethaten genannt werden. 2) Im engsten und gewöhnlichsten Verstande ist die Missethat ein grobes wider ein Gesetz begangenes Verbrechen, welches mit einer harten Leibes- oder Lebensstrafe geahndet wird.

Anm. Bey dem Ulphilas Missadedi, bey dem Kero Missetat, bey dem Ottfried Missidat, im Angels. und Engl. Misdeed. Miß hat in dieser Zusammensetzung noch seine alte Form Misse behalten, in welcher es bey den ältern Schriftstellern beständig vorkommt. ( S. Mißthun.) Ottfried gebraucht dafür auch Firhdat, und einer der Schwäbischen Dichter Meintat.


Missethäter (W3) [Adelung]


Der Missethäter, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Missethäterinn, eine Person, welche sich einer Missethat schuldig gemacht hat; jetzt nur noch in der dritten engsten Bedeutung.


Mißfall (W3) [Adelung]


Der Mißfall, des -es, plur. die -fälle, ein wenig bekanntes Wort, eine allzu frühe Niederkunst, das Mißgebären, Abortiren zu bezeichnen, welches üblicher zu seyn verdiente. S. Miß 8.


Mißfallen (W3) [Adelung]


Mißfallen, verb. irreg. neutr. ( S. Fallen,) welches das Hülfswort haben bekommt, und der Gegensatz von gefallen oder wohl gefallen ist, durch seine Unvollkommenheit Unlust erwecken; Mittelw. mißfallen, weil der Hauptton auf dem Zeitworte ruhet. Eine gute Lehre mißfällt dem Muthwilligen, Sir. 21, 18. Dein Betragen hat mir gar sehr mißfallen. Das Haus mißfällt mir eben nicht. Im Canitz kommt dafür das minder gebräuchliche mißgefallen vor: Der thut was ihm mißfällt. Im Schwabenspiegel und bey den Schwäbischen Dichtern missevallen, bey dem Notker misseleichen. S. Miß 8.


Mißfallen (W3) [Adelung]


Das Mißfallen, des -s, plur. car. der Gegensatz des Gefallens oder Wohlgefallens, die Unlust. Mißfallen an etwas haben, das Unangenehme, Unschickliche, das Unrechte daran empfinden und mißbilligen. Ein Mißfallen empfinden. Sein Mißfallen über etwas an den Tag legen, zu erkennen geben.


Mißfällig (W3) [Adelung]


Mißfällig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Mißfallen erweckend. Das ist mir sehr mißfällig gewesen. Dein mir mißfälliges Betragen. 2) Mißfallen empfindend, mit Mißfallen; in welchem Verstande es nur in Gestalt eines Nebenwortes in den Kanzelleyen üblich ist. Sr. Majestät ist mißfällig angezeigt worden, Se. Majestät haben mißfällig vernommen u. s. f.


Mißfälligkeit (W3) [Adelung]


Die Mißfälligkeit, plur. car. der Zustand, da man Mißfallen empfindet, und das Mißfallen selbst.


Mißfarbe (W3) [Adelung]


Die Mißfarbe, plur. die -n. 1) * Eine Mannigfaltigkeit in der Farbe, der Zustand, da ein Körper bunt ist, ohne Plural; eine veraltete Bedeutung, in welcher auch das Beywort mißfarbig oder mißfarben ehedem vorkam. ( S. Miß 1.) 2) * Eine unangenehme widrige Mannigfaltigkeit der Farben, auch ohne Plural; ein gleichfalls ungewöhnlich gewordener Gebrauch, in welchem auch das Beywort mißfarbig oder mißfarben vorkommt. ( S. Miß 2.) In etwas anderm Verstande ist missevar bey den Schwäbischen Dichtern, von zweydeutiger Farbe. 3) Eine falsche, unechte Farbe, und ein solcher Farbenkörper; ein noch bey den Färbern hin und wieder üblicher Gebrauch. S. Miß 7.


Mißform (W3) [Adelung]


Die Mißform, plur. die -en, ein wenig gebräuchliches Wort, eine fehlerhafte, unangenehme, widrige Form zu bezeichnen. Daher das Bey- und Nebenwort mißförmig, eine solche fehlerhafte Form habend. S. Miß 4. 2) und 8.


Mißgeboth (W3) [Adelung]


Das Mißgeboth, des -es, plur. die -e, ein unbilliges, allzu niedriges Geboth. Ein Mißgeboth auf etwas thun. Siehe Mißbiethen und Miß 8.


Mißgeburt (W3) [Adelung]


Die Mißgeburt, plur. die -en. 1) Eine Geburt, d. i. ein zur Welt gebornes Geschöpf, welches von der ordentlichen Gestalt abweicht. Angels. Misbyrd, Schwed. Missfödsel. In den Rechten wird im engern Verstande nur diejenige Geburt für eine Mißgeburt gehalten, welche keine menschliche Gestalt noch Vernunft hat. Ingleichen figürlich. Der gemeine Stolz auf Geburt, Reichthum - ist die unförmlichste Mißgeburt der Ehrbegierde. Gell. 2) * Zunächst von dem Zeitworte mißgebären, der Zustand oder Zufall, da ein Geschöpf weiblichen Geschlechtes mißgebäret, eine unzeitige Geburt zur Welt bringet, der Mißfall; ohne Plural. In diesem Verstande ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Anna ist so wunderhübsch, daß Schwangere sich segnen; Es geht nicht ab ohn Mißgeburt, so bald sie ihr begegnen, Logau.


Mißgefallen (W3) [Adelung]


Mißgefallen, S. Mißfallen.


Mißgehen (W3) [Adelung]


Mißgehen, verb. irreg. neutr. ( S. Gehen,) mit dem Hülfsworte seyn, welches aber im Hochdeutschen selten vorkommt, irre gehen, fehl gehen. Bey dem Ottfried missi gehan. Mittelw. mißgegangen. S. Miß 5.


Mißgeschick (W3) [Adelung]


Das Mißgeschick, des -es, plur. inus. ein widerwärtiges, feindseliges Geschick; nur in der höhern und anständigern Schreibart der Hochdeutschen. Mein Mißgeschick hat es so haben wollen. S. Geschick 3. und Miß 8.


Mißgeschöpf (W3) [Adelung]


Das Mißgeschöpf, des -es, plur. die -e, ein gutes im Hochdeutschen aber seltenes Wort, ein von der gewöhnlichen Gestalt abweichendes Geschöpf zu bezeichnen; im harten Verstande ein Ungeheuer, Monstrum.


Mißgestalt (W3) [Adelung]


Die Mißgestalt, plur. die -en, ein besonders bey den Dichtern übliches Wort, eine unförmliche, widerwärtige, unangenehme Gestalt.


Mißglücken (W3) [Adelung]


Mißglücken, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert, und der Gegensatz von glücken ist, nicht glücken, übel glücken; mißlingen. Mittelw. mißgeglückt. Es ist uns miß- geglücket. Indessen wird es in den einfachen Zeiten häufiger als in den zusammen gesetzten gebraucht.


Mißgönnen (W3) [Adelung]


Mißgönnen, verb. reg. act. welches der Gegensatz von gönnen ist, einem andern seine Wohlfahrt und Vorzüge nicht gönnen, d. i. sie ungern sehen, und in engerer Bedeutung, unwillig darüber werden. Mittelw. gemißgönnt. Einem etwas mißgönnen. Das wird mir von jedermann gemißgönnt. Mißgönnst du mir die sanfte Stunde? Gell. Daß dieses Wort zugleich den Begriff mit in sich schließen soll, daß man die einem andern gemißgönnte Sache selber zu besitzen wünsche, wie verschiedene behaupten, dazu ist in der Partikel miß nicht der geringste Grund vorhanden. S. Mißgunst.


Mißgreifen (W3) [Adelung]


Mißgreifen, verb. irreg. neutr. ( S. Greifen,) welches das Hülfswort haben, erfordert, fehl greifen, das Ziel im Greifen versehen. Mittelw. mißgegriffen. Daher die Mißgreifung. S. Miß 5.


Mißgriff (W3) [Adelung]


Der Mißgriff, des -es, plur. die -e, ein verfehlter Griff, ein Fehlgriff. Einen Mißgriff thun. Nieders. Misgreep. In figürlichem Verstande wird es zuweilen auch für ein jedes Versehen, für einen jeden Irrthum gebraucht.


Mißgunst (W3) [Adelung]


Die Mißgunst, plur. car. von dem Zeitworte mißgönnen, der Zustand, da man einem andern etwas mißgönnet, d. i. dessen Wohlfahrt, dessen Vorzüge ungern und mit Unwillen siehet; im gemeinen Leben die Abgunst. In engerer Bedeutung ist es die Fertigkeit, anderer Vorzüge ungern und mit Unwillen zu sehen. Siehe Mißgönnen.


Mißgünstig (W3) [Adelung]


Mißgünstig, -er, -ste, adj. et adv. Mißgunst habend, und in derselben gegründet; im gemeinen Leben abgünstig.


Mißhagen (W3) [Adelung]


Mißhagen, S. Mißbehagen.


Mißhällig (W3) [Adelung]


Mißhällig, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Eigentlich, einen verschiedenen, und in engerm Verstande einen unangenehmen verschiedenen Hall, d. i. Ton, habend; im Gegensatze des einhällig. ( S. Miß 1. und 2.) In dieser Bedeutung ist es veraltet. 2) Figürlich; nicht das gehörige Verhältniß habend, übel stehend; eine nur bey einigen Neuern übliche Bedeutung. Am gewöhnlichsten ist es, 3) im moralischen Verstande, uneins, uneinig, verschiedene Meinungen und Absichten habend und äußernd; im Gegensatze des einhällig. Da sie aber unter einander mißhellig (mißhällig) waren, Apostelg. 28, 25.

Anm. Das veraltete Zeitwort mißhällen kommt in der dritten Bedeutung schon in den ältesten Zeiten vor; bey dem Ottfried missihellen, bey den Schwäbischen Dichtern missehellen. S. Einhällig und Gehellen.


Mißhälligkeit (W3) [Adelung]


Die Mißhälligkeit, plur. die -en, der Zustand, zweyer oder mehrerer Dinge, da sie mißhällig sind, besonders in den beyden figürlichen Bedeutungen. 1) Der Mangel des Verhältnisses. Die Mißhälligkeit einer Gruppe. Die Mißhälligkeit in der diese Rache mit ihrem Charakter stehet, Less. 2) Noch mehr aber im moralischen Verstande, die Verschiedenheit der Meinungen und deren Äußerung. In der Schweiz Mißhäll, Nieders. Mishellung.


Mißhandeln (W3) [Adelung]


Mißhandeln, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, überhaupt übel handeln, wider ein Gesetz handeln, wo es im weitesten Verstande nur noch in der biblischen Schreibart, von einer jeden Übertretung des göttlichen Gesetzes üblich ist. Als ein Neutrum lautet das Mittelwort mißgehandelt, welches auch zuweilen in Luthers Übersetzung vorkommt, der aber eben so oft dasselbe mißhandelt macht. Die letzte Form würde voraus setzen, daß der Ton auf dem handeln lieget. Was habe ich mißgehandelt oder gesündigt? 1 Mos. 31, 36. Was habe ich mißhandelt? 1 Sam. 20, 1. Wir haben mißhandelt, Ps. 106, 6, Judith 7, 19. Deine Lehrer haben wider mich mißhandelt, Es 43, 27; Kap. 66, 24. In der biblischen Schreibart der Gottesgelehrten ist mißgehandelt am üblichsten. Außer der biblischen Schreibart wird es nur zuweilen von einer groben wissentlichen Übertretung menschlicher Gesetze gebraucht; und da heißt das Mittelwort beständig mißgehandelt. Im mittlern Lat. misfacere. II. Als ein Activum, wo das Mittelwort gemißhandelt heißt. Jemanden mißhandeln, ihn durch thätige Beleidigungen beschimpfen. Wir sind von den Räubern gemißhandelt worden. Ward je ein Mensch so niedrig mißgehandelt? Schleg. Hierin, Natur, hast du mich mißgehandelt, ebend. wo um des Sylbenmaßes willen das Mittelwort des Neutrius unrichtig für das thätige Mittelwort gemißhandelt gesetzt worden.


Mißhandlung (W3) [Adelung]


Die Mißhandlung, plur. die -en, das Verbale des vorigen Zeitwortes. 1) In dessen mittlern Bedeutung, eine jede, dem Gesetze zuwider laufende Handlung, wo es im weitesten Verstande nur im theologischen Verstande gebraucht wird, von Handlungen wider menschliche Gesetze aber nur von groben Übertretungen derselben üblich ist, ohne eben den harten Nebenbegriff des Wortes Missethat zu haben. 2) In dessen thätigen Bedeutung, eine jede thätige Beschimpfung eines andern.


Mißheirath (W3) [Adelung]


Die Mißheirath, plur. die -en, eine nachtheilige, eine den heirathenden Personen schädliche Heirath. Eine Mißheirath thun. In engerer Bedeutung ist die Mißheirath der ebenbürtigen Heirath entgegen gesetzt, da sie denn eine Heirath zwischen Personen ungleichen Standes bedeutet. In beyden Fällen von vornehmen Personen auch wohl das Mißbündniß.


Mißhellig (W3) [Adelung]


Mißhellig, S. Mißhällig.


Mißjahr (W3) [Adelung]


Das Mißjahr, des -es, plur. die -e, von Jahr, so fern es den Ertrag der Feldfrüchte in einem Jahre bezeichnet, ein in Ansehung der Feldfrüchte fehl geschlagenes Jahr, ein Jahr, in welchem die Feldfrüchte mißrathen sind; im Oberdeutschen ein Fehljahr.


Mißkennen (W3) [Adelung]


Mißkennen, verb. irreg. act. ( S. Kennen,) Mittelw. gemißkannt, nicht kennen, verkennen. Seine Pflichten mißkennen. Tausendmahl hat man wahrgenommen, daß ein Prophet in seinem Vaterlande entweder mißkennet (gemißkannt) sey, oder verfolgt werde, Zimmerm. Die Sache ist zu deutlich, als daß sie von jemanden könnte gemißkannt werden, verkannt, nicht eingesehen werden.


Mißklang (W3) [Adelung]


Der Mißklang, des -es, plur. die -klänge, ein falscher, fehlerhafter, widriger Klang; ingleichen ein nicht harmonirender Klang.


Mißlaut (W3) [Adelung]


Der Mißlaut, des -es, plur. die -e, ein fehlerhafter, übel klingender Laut; Dissonantia. Der Mißlaut in dem Singen der Kirchengesänge.


Mißlauten (W3) [Adelung]


Mißlauten, verb. reg. neutr. mit haben, übel lauten. Mittelw. gemißlautet.


Mißleiten (W3) [Adelung]


Mißleiten, verb. reg. act. falsch leiten. Jemanden mißleiten. Mittelw. gemißleitet. Ich bin mißgeleitet (gemißleitet, weil es ein Activum ist) worden und habe mich allzu sehr mißleiten lassen, Less. So auch die Mißleitung. Nieders. misleiden, Engl. to mislead.


Mißlich (W3) [Adelung]


Mißlich, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Von dem Bey- und Nebenworte gleich, und miß, war mißlich ehedem so viel wie ungleich, und im weitern Verstande, verschieden; in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen veraltet ist. Bey dem Kero missilich. Missiliche suhti, Ottfr. verschiedene Krankheiten. Thoh sint die liuti missilih, ebend. von verschiedener Art. Im Angels. mislic, wo auch Mislicnysse die Verschiedenheit ist. Im Isländ. ist mislett mannigfärbig, bunt. Vermuthlich sind die Niederdeutschen Bedeutungen, da dieses Wort theils für unpaß, theils aber auch für mißmüthig, schwermüthig, gebraucht wird, noch Figuren davon. 2) Von dem Zeitworte missen, und der Ableitungssylbe "-lich", was missen, d. i. fehlen oder fehl schlagen kann, dessen Zustand, Ausgang oder Dauer ungewiß, zweifelhaft ist. Der sterblichen Menschen Gedanken sind mißlich, und unsere Anschläge sind fährlich, Weish. 10, 14. Kriegsglück ist mißlich. Ein mißlicher Ausgang. Nichts ist mißlicher, als der äußere Schein. Es ist ein mißlich Ding um unsere Reitze. Treu, die aus Furcht entsteht, hat mißlichen Bestand, Opitz. Oft auch mit einem stärkern Nebenbegriffe der möglichen Gefahr. Eine mißliche Reife, eine gefährliche. Es stehet mißlich mit ihm, gefährlich. Die Sache sieht sehr mißlich aus.


Mißlichkeit (W3) [Adelung]


Die Mißlichkeit, plur. inus. der Zustand einer Sache, da sie mißlich ist, in der zweyten Bedeutung dieses Wortes. Die Mißlichkeit eines künftigen Gewinnes. Die Mißlichkeit des menschlichen Lebens, Opitz.


Mißliebig (W3) [Adelung]


* Mißliebig, -er, -ste, adj. et adv. welches nur im Oberdeutschen für mißbeliebig üblich ist.


Mißlingen (W3) [Adelung]


Mißlingen, verb. irreg. neutr. ( S. Gelingen,) welches das Hülfswort seyn erfordert, übel gelingen, einen der Erwartung und Absicht zuwider laufenden Erfolg haben; mißrathen. Die Sache ist mir mißlungen. Die besten Absichten mißlingen oft und gewinnen einen traurigen Ausgang, Gell. Viele machen das Mittelwort mißgelungen, welches aber unrichtig ist, weil man alsdann auch im Präsenti sagen müßte, die Sache linget miß, welches doch nicht geschiehet. So auch die Mißlingung. Im mittlern Lat. misevenire.


Mißmuth (W3) [Adelung]


Der Mißmuth, des -es, plur. car. der Unmuth, die Unzufriedenheit, Unlust.


Mißmüthig (W3) [Adelung]


Mißmüthig, -er, -ste, adj. et adv. unmüthig, schwermüthig, verdrießlich. Mißmüthig seyn. Daher die Mißmüthigkeit, der Zustand, da man mißmüthig ist.


Mißpickel (W3) [Adelung]


Der Mißpickel, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. in dem Bergbaue, der Nahme eines weißen Arsenikkieses, welcher aus einem mit Arsenik vererzten Eisen bestehet, und auch Giftkies, Wasserkies, weißer Kies genannt wird. Die erste Hälfte dieses Wortes ist allem Ansehen nach die Partikel miß, nur die zweyte Hälfte ist noch dunkel. Dieses Mineral wird, wie man behauptet, nur allein in dem Meißnischen Erzgebirge angetroffen.


Mißrathen (W3) [Adelung]


1. Mißrathen, verb. irreg. neutr. ( S. Rathen,) welches das Hülfswort seyn erfordert, wider die Erwartung und Absicht gerathen; mißlingen. Mittelw. mißrathen. Die Arbeit ist mir mißrathen. Die Feldfrüchte sind dieß Jahr mißrathen. So auch die Mißrathung.


Mißrathen (W3) [Adelung]


2. Mißrathen, verb. irreg. act. ( S. Rathen,) abrathen, zur Unterlassung einer Sache rathen. Mittelw. mißrathen. Einem etwas mißrathen. Die Sache ist mir mißrathen worden. So auch die Mißrathung. S. Miß 3.


Mißrechnen (W3) [Adelung]


Mißrechnen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, falsch rechnen, einen Fehler im Rechnen begehen, sich verrechnen. Mittelw. mißgerechnet. Daher die Mißrechnung. Mißrechnung ist keine Zahlung. S. Miß 5.


Mißschlag (W3) [Adelung]


Der Mißschlag, des -es, plur. die -schläge, ein verfehlter Schlag, ein Fehlschlag; ein Wort, welches im Hochdeutschen selten vorkommt. Im Nieders. bedeutet es auch eine fehlgeschlagene Absicht.


Mißschwören (W3) [Adelung]


Mißschwören, verb. irreg. neutr. ( S. Schwören,) welches das Hülfswort haben erfordert, falsch schwören; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort. Mittelw. mißgeschworen.


Mißstand (W3) [Adelung]


Der Mißstand, des -es, plur. car. der Übelstand, im Gegensatze des Wohlstandes. Das macht einen Mißstand, ist ein Mißstand, stehet übel. Ohne alle Verwirrung und Mißstand.


Mißthun (W3) [Adelung]


* Mißthun, verb. irreg. neutr. ( S. Thun,) welches das Hülfswort haben erfordert, übel thun, unbillig handeln, und in engerer Bedeutung, wider ein Gesetz handeln, mißhandeln; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort. Wa neme si so boesen rat Das si an mir missetete, Reinmar der Alte. Wir haben gesündiget und mißgethan, 1 Kön. 7, 8; 2 Chron. 6, 37. Bey dem Ottfried missiduan, im Nieders. misdoon. ( S. Missethat,) welches noch davon übrig ist.


Mißton (W3) [Adelung]


Der Mißton, des -es, plur. die -töne, ein falscher, fehlerhafter Ton. Kein Mißton stört die süße Harmonie, Geßn.


Mißtönen (W3) [Adelung]


Mißtönen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, einen Mißton von sich geben. Mittelw. mißgetönt. Die Musik der Instrumente ward mir ein mißtönendes Geräusch, Weiße.


Mißtrauen (W3) [Adelung]


Mißtrauen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und der Gegensatz von trauen oder vertrauen ist, an der guten Beschaffenheit einer Person oder Sache zweifeln. Mittelw. mißtrauet. Wie sollte ich einem solchen Herzen mißtrauen? Dusch. Indessen kommt es seltener vor, als die R. A. ein Mißtrauen in etwas setzen. Bey dem Ottfried missidruen, bey den Schwäbischen Dichtern missetrowen. Nieders. waantrouen, mislove.


Mißtrauen (W3) [Adelung]


Das Mißtrauen, des -s, plur. car. der Zweifel an der guten Beschaffenheit einer Person oder Sache, und der Zustand, da man solche Zweifel hat. Ein Mißtrauen in etwas setzen. Ein Mißtrauen hegen. Das edle Mißtrauen gegen uns selbst, zu dem uns die Freundschaft mit sanfter Hand führen will, Gell. Setzen sie ein Mißtrauen in meine Worte? Niedersächs. Waantroue.


Mißtrauisch (W3) [Adelung]


Mißtrauisch, -er, -te, adj. et adv. Mißtrauen habend, hegend, und darin gegründet. Ein mißtrauischer Mensch. Ein mißtrauisches Betragen. Gegen sein eigenes Herz mißtrauisch seyn. Nieders. waantrouig und waantrouisk.


Mißtreten (W3) [Adelung]


Mißtreten, verb. irreg. neutr. ( S. Treten,) welches das Hülfswort seyn bekommt, fehl treten, vorbey treten. Mittelw. mißgetreten. S. Mißtritt.


Mißtreue (W3) [Adelung]


* Die Mißtreue, plur. car. die Untreue, der Mangel der Treue; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, welches noch bey dem Opitz vorkommt.


Mißtritt (W3) [Adelung]


Der Mißtritt, des -es, plur. die -e, ein verfehlter, falscher Tritt, ein Fehltritt. Einen Mißtritt thun. In weiterer Bedeutung wird auch wohl ein jeder Fehler, ein jedes Versehen, ein Mißtritt genannt.


Mißvergnügen (W3) [Adelung]


Das "Mißvergnügen", des -s, plur. inus. die überwiegende Unlust an oder über eine Sache; im Gegensatze des Vergnügens. Ein Mißvergnügen an oder über etwas empfinden. Jemanden viel Mißvergnügen machen.


Mißvergnügt (W3) [Adelung]


"Mißvergnügt", -er, -este, adj. et adv. überwiegende Unlust empfindend; und darin gegründet; im Gegensatze des vergnügt. Mißvergnügt seyn. Über etwas mißvergnügt seyn. Ein immer mißvergnügtes Gemüth.


Mißverhalten (W3) [Adelung]


Das Mißverhalten, des -s, plur. inus. das von dem Gesetz oder der Vorschrift abweichende Verhalten.


Mißverhältniß (W3) [Adelung]


Das Mißverhältniß, des -sses, plur. die -sse, der Mangel des gehörigen Verhältnisses; Disproportio.


Mißverstand (W3) [Adelung]


Der Mißverstand, des -es, plur. inus. 1) Der falsche, unrichtige Verstand eines Wortes oder einer Rede, ein Irrthum, welcher in dem Vernehmen oder in der Deutung eines Wortes oder einer Rede begangen wird; das Mißverständniß. 2) Eine geringe Uneinigkeit, Mißhälligkeit unter Freunden oder Bekann- ten, eine Irrung, führet gleichfalls den Nahmen eines Mißverstandes, noch häufiger aber eines Mißverständnisses, im Gegensatze des Einverständnisses. Schwed. Missförstand, Franz. Mesintelligence.


Mißverständniß (W3) [Adelung]


Das Mißverständniß, des -sses, plur. die -sse, siehe das vorige.


Mißverstehen (W3) [Adelung]


Mißverstehen, verb. irreg. act. ( S. Verstehen,) falsch verstehen, einen Fehler in dem Verstehen oder Vernehmen begehen. Mittelw. mißverstanden.


Mißwachs (W3) [Adelung]


Der Mißwachs, des -es, plur. inus. 1) Der fehl geschlagene Wachsthum der Feldfrüchte, der ungewöhnlich geringe Ertrag derselben. Wenn Mißwachs einfällt. Ein Jahr, in welchem sich ein Mißwachs ereignet, wird ein Mißjahr genannt. 2) Der fehlerhafte oder ungestalte Wachsthum. Den Mißwachs eines Gliedes verhindern.


Mist (W3) [Adelung]


Der Mist, des -es, plur. car. ein Wort, welches überhaupt einen vermischten Körper der schlechtesten verächtlichsten Art bedeutet. 1. Im weitesten Verstande, wo es nur noch in einigen Fällen üblich ist. So wird das Auskehricht in einigen Gegenden Stubenmist genannt. Der Gassenkoth, ja ein jeder Koth führet im gemeinen Leben oft den Nahmen des Mistes. Untaugliche Waaren und andere untaugliche Sachen werden oft aus Verachtung nur Mist genannt, in welcher Bedeutung es zunächst von miß abzustammen scheinet. 2. In engerer Bedeutung. 1) Der Koth von Menschen und Thieren, die untauglichen Überbleibsel von den verdaueten Speisen; in welchem Verstande es besonders im gemeinen Leben üblich ist, und alsdann von dem natürlichen Auswurfe aller Thiere gebraucht wird. Menschenmist, Pferdemist, Kuhmist, Schafmist, Taubenmist, Hühnermist, Schwalbenmist u. s. f. In der Deutschen Bibel kommt es in dieser Bedeutung mehrmahls vor. 2) Der mit Stroh, Laub oder ähnlichen Theilen des Pflanzenreiches vermischte Thierkoth, so fern derselbe eine Art des Düngers ist, und zur Düngung des Erdreichs gebraucht wird. Holz- oder Waldmist, dergleichen mit dem Kothe des Viehes vermischtes Laub. Stroh zu Mist machen, es dem Viehe in dieser Absicht unterstreuen. Etwas auf den Mist, in den Mist werfen. Der Hahn ist kühn auf seinem Miste. Das ist nicht auf deinem Miste gewachsen, figürlich im gemeinen Leben, das hast du nicht von dir selbst. In weiterer Bedeutung wird in einigen Gegenden, besonders Niedersachsens, auch wohl ein jeder Dünger Mist genannt. 3. Figürlich, der Nebel; eine nur in den gemeinen Sprecharten so wohl Ober- als Nieder-Deutschlandes übliche Bedeutung. Wie auch die Sonne glänzt, die auf den Mittag steht, Wodurch der Wolken Dunst und schwarze Mist vergeht, Opitz. Im Österreichischen in dieser Bedeutung die Misten, Nieders. Mist, im Engl. und Holländ. gleichfalls Mist. Im Angels. ist Mist die Dunkelheit.

Anm. In der letzten Bedeutung gehöret auch das Engl. moist, feucht, und unser moos, so fern es feucht bedeutet, gleichfalls dahin. In den beyden engern Bedeutungen lautet es bey dem Notker Mist, in den Monseeischen Glossen Misit, bey dem Ulphilas Maihst, im Nieders. Meß, im Angels. Meoz und Mixen, im Engl. Mixen, Muck, im Schwed. Mock, im Isländ. Myk, welche letztern nur in der Ableitungssylbe verschieden sind, daher auch die Lat. Mucus und Mucor, und das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Rotz, dahin gehören. Die meisten leiten unser Mist von dem Zeitworte mästen ab, weil es nicht nur die Überbleibsel der Mast, d. i. der Speise, sondern auch die Mast, d. i. den Dünger, des Ackers bedeutet. Allein diese Ableitung ist allem Ansehen nach zu gesucht, ob sie gleich der wahre Stamm schwerlich mit überwiegender Wahr- scheinlichkeit bestimmen lässet, weil die erste ursprüngliche Bedeutung dieses alten Wortes unbekannt ist. So lange diese nicht aufgefunden wird, haben miß, mischen, Moos und Makel ein beynahe gleiches Recht auf dasselbe. In einigen Gegenden ist es weiblichen Geschlechtes, die Mist.


Mistbahre (W3) [Adelung]


Die Mistbahre, plur. die -n, in der Landwirthschaft, eine Bahre oder Trage, den Mist damit von einem Orte zum andern zu tragen; die Misttrage.


Mistbauer (W3) [Adelung]


Der Mistbauer, des -s, plur. die -n, ein Bauer, welcher den Mist aus der Stadt zur Düngung seiner Felder hohlt.


Mistbeet (W3) [Adelung]


Das Mistbeet, des -es, plur. die -e, in den Gärten, eine viereckige, längliche, an den Seiten ausgefüllte, und mit Mist und guter Erde angefüllte Grube, zarte und frühe Gewächse darauf zu zeugen; das Treibebett. Ein kaltes oder blindes Mistbeet, wo man nur eine Grube um ein gewöhnliches Beet ziehet, und solche mit hitzigem Miste anfüllet.


Mistbeller (W3) [Adelung]


Der "Mistbeller", des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Mistbellerchen; Oberd. Mistbellerlein, in einigen Gegenden ein Nahme des "Murmelthieres", ( S. dieses Wort.) Auch ein Bauerhund, welcher immer auf seinem Miste bellet, führet zuweilen diesen Nahmen.


Mistbier (W3) [Adelung]


Das Mistbier, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden, besonders Niedersachsens, ein Schmaus in Biere, welchen jemand den Nachbarn eines Dorfes gibt, wofür ihm jeder ein oder mehrere Fuder Mist zur Düngung seines Ackers bringet; Nieders. Meßbeer.


Mistblätterschwamm (W3) [Adelung]


Der Mistblätterschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine Art Blätterschwämme mit einem hohlen Stiele, und glockenförmigen zerrissenen Hute, dessen Blätter schwarz sind, und welcher gern auf den Misthaufen zu wachsen pflegt; Agaricus fimetarius, Mistpilz, Mistschwamm.


Mistbret (W3) [Adelung]


Das Mistbret, des -es, plur. die -er, in der Landwirthschaft, Breter, womit man den Mistwagen, wenn Mist darauf geführet wird, unten und an der Seite zu belegen pflegt. Ingleichen eine mit Bretern beschlagene Wagenleiter auf dem Mistwagen.


Mistel (W3) [Adelung]


Die Mistel, plur. die -n, eine Pflanze, welche keine Wurzeln hat, sondern bloß auf den Zweigen anderer Bäume wächset, aus welchen sie ihre Nahrung ziehet; Viscum L. Weiße Mistel, Viscum album, welche auf den Europäischen Bäumen wächset, und nach denselben Eichenmistel, Lindenmistel, Weidenmistel, Tannenmistel, Haselmistel, Äschenmistel u. s. f. genannt wird, ob sie gleich sonst in keinem Stücke von einander unterschieden sind. Aus den Beeren dieser Mistel wird der Vogelleim bereitet. Verschiedene andere Arten, wohin auch die Erdmistel, Viscum terrestre L. gehöret, sind in Amerika zu Hause.

Anm. Im Dän. und Norweg. gleichfalls Mistel, im Engl. Mistletoe, Misletoe, im Lat. Viscum, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, entweder wegen des zähen, leimigen, in den Beeren befindlichen Saftes, als ein Geschlechtsverwandter von 4. Matz, 4. Matte, Masse u. s. f. oder auch wegen der schon sehr alten Bemerkung, daß die Samenkörner der Mistelbeeren von den Drosseln, denen sie eine sehr angenehme Speise sind, mit ihrem Kothe auf die Bäume getragen würden, daher schon bey dem Plautus das Sprichwort vorkommt, Turdus ipse sibi malum cacat; folglich von dem folgenden Zeitworte misten. In beyden Fällen bedeutet die Ableitungssylbe -el, ein Ding, ein Subject, von welchem etwas gesagt wird. In einigen Gegenden wird unsere Europäische oder die weiße Mistel Kinster, Kenster, Afholder, Affolter, Offolter, und wegen ihrer verworrenen Zweige auch Mahrentacken genannt, ( S. Mahre.) In vielen Gegenden ist das Wort Mistel männlichen Geschlechtes, der Mistel, des -s, plur. ut nom. sing.


Misten (W3) [Adelung]


Misten, verb. reg. welches von dem Hauptworte Mist abstammet, und in doppelter Gestalt üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, seinen Koth von sich geben; wo es in der anständigen Sprechart des gemeinen Lebens besonders von größern Thieren gebraucht wird. Das Pferd mistet, kann nicht misten. Schon bey dem Notker miston. 2. Als ein Activum. 1) Von Mist, Koth, in Gestalt des Kothes, aber mit dem Kothe von sich geben; am häufigsten von größern Thieren. Blut misten. 2) Von Mist, so fern es die mit Thierkoth vermischten vegetabilischen Theile bedeutet. (a) Diesen Mist aus dem Stalle schaffen; doch nur in dem zusammen gesetzten ausmisten. (b) Mit diesem Miste düngen. Den Acker misten. Nieders. messen. Daher die Mistung in den thätigen Bedeutungen.


Mistfink (W3) [Adelung]


Der Mistfink, des -en, plur. die -en, im gemeinen Leben, eine figürliche Benennung einer unreinlichen, schmutzigen Person beyderley Geschlechtes, welche man auch wohl einen Misthammel zu nennen pflegt.


Mistfliege (W3) [Adelung]


Die Mistfliege, plur. die -n, eine Art Fliegen, welche sich gern auf den Misthaufen aufhalten; Musca fimetaria L.


Mistforke (W3) [Adelung]


Die Mistforke, plur. die -n, S. Mistgabel.


Mistfuhre (W3) [Adelung]


Die Mistfuhre, plur. die -n, in der Landwirthschaft, eine Fuhre, so fern damit der Mist auf die Acker geschaffet wird. Zuweilen auch von der Zeit, zu welcher der Mist auf die Acker geführet wird. Die erste Mistfuhre fällt in den Junius, die zweyte in den August u. s. f.


Mistgabel (W3) [Adelung]


Die Mistgabel, plur. die -n, eben daselbst eine große dreyzinkige Gabel mit einem hölzernen Stiele, den Mist oder Dünger damit aufzufassen, aufzuladen u. s. f. in Niedersachsen die Mistforke, Grepe. Schon in dem Schwabenspiegel Mistgabel.


Mistgrube (W3) [Adelung]


Die Mistgrube, plur. die -n, eine Grube in welcher der Mist gesammelt wird, damit er faule und zur Düngung geschickt werde. Ingleichen die Grube in den Häusern, in welche die heimlichen Gemächer gehen.


Misthaken (W3) [Adelung]


Der Misthaken, des -s, plur. ut nom. sing. eben daselbst, ein zweyzackiger Haken an einem hölzernen Stiele, den Mist damit auf dem Felde von dem Wagen abzuziehen.


Misthammel (W3) [Adelung]


Der Misthammel, des -s, plur. die -hämmel, siehe Mistfink.


Misthaufen (W3) [Adelung]


Der Misthaufen, des -s, plur. ut nom. sing. in Gestalt eines Haufens auf einander gelegter Mist; Nieders. Meßhoope, Meßfaal, von Faal, eine Haufe.


Mistkäfer (W3) [Adelung]


Der Mistkäfer, des -s, plur. ut nom. sing. eine jede Art Käfer, welche sich in dem Miste, d. i. dem Auswurfe der Menschen und Thiere aufhält. Der schwarze Mistkäfer, Scarabaeus Stercorarius L. Roßkäfer, Dreckkäfer. In Niedersachsen heißt er Scharnwevel, von Scharn, Mist, Koth, Gohr und Wevel, ein Käfer; Schwed. Tordyfwel. Er hat einen unbewehrten Kopf und Brustschild, und ist gemeiniglich ganz mit Mil- ben besäet. Auch eine Art Speckkäfer, welche auf den Straßen in dem Pferdemiste wohnet, Dermestes stercoreus L. ist im gemeinen Leben unter dem Nahmen des Mistkäfers bekannt.


Mistkarre (W3) [Adelung]


Die Mistkarre, plur. die -n, eine große Schubkarre, den Mist damit von einem Orte zum andern zu führen; in einigen Gegenden der Mistkarren.


Mistlache (W3) [Adelung]


Die Mistlache, plur. die -n, eine Lache, d. i. Pfütze, von zusammen gelaufener Mistgauche, die Mistpfütze, der Mistpfuhl, im Oberd. die Mistgalle, der Mistsudel, in Schlesien, die Mistlusche, im Nieders. Meßaal, Meßlacke, Adelpool, Adel, Eddel, von Aal, Adel, Pfütze, stinkende Feuchtigkeit.


Mistleiter (W3) [Adelung]


Die Mistleiter, plur. die -n, eine Leiter auf einem Mistwagen.


Mistlerstich (W3) [Adelung]


Der Mistlerstich, des -es, plur. die -e, bey den Vogelstellern, der Fang der Mistler im Herbste, vermittelst eines im Bauer an einem Baum gehängten zahmen Mistlers, weil die wilden sehr begierig auf diesen zustoßen oder stechen.


Mistmelde (W3) [Adelung]


Die Mistmelde, plur. inus. ein Nahme der gemeinen Melde oder Waldmelde, Atriplex patula L. vielleicht weil sie gern in Gartenländern und an gedüngten Örtern wächset.


Mistpilz (W3) [Adelung]


Der Mistpilz, des -es, plur. die -e, siehe Mistblätterschwamm.


Mistpfütze (W3) [Adelung]


Die Mistpfütze, plur. die -n, S. Mistlache.


Mistschwamm (W3) [Adelung]


Der Mistschwamm, des -es, plur. die -schwämme, siehe Mistblätterschwamm.


Miststatt (W3) [Adelung]


Die Miststatt, plur. die -stätte, oder die Miststätte, plur. die -n, in der Landwirthschaft, diejenige Statt oder Stätte, d. i. derjenige Platz, auf welchem man den Mist aus den Ställen zum künftigen Gebrauche aufbewahret.


Mistsudel (W3) [Adelung]


Der Mistsudel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mistlache.


Misttrage (W3) [Adelung]


Die Misttrage, plur. die -n, S. Mistbahre.


Mistwagen (W3) [Adelung]


Der Mistwagen, des -s, plur. die -wägen, ein Wagen, den Mist damit auf die Äcker zu führen.


Mistwasser (W3) [Adelung]


Das Mistwasser, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. S. Mistgauche.


Mit (W3) [Adelung]


Mit, eine Partikel, welche überhaupt eine Gesellschaft, Verbindung und Gemeinschaft bezeichnet, und in einer doppelten Gestalt üblich ist. I. Als ein Vorwort, welches alle Mahl die dritte Endung des Nennwortes erfordert. Es bedeutet, 1. Eine Begleitung, und im weitern Verstande, eine Gesellschaft, d. i. die Theilnehmung an einem Zustande, an einer Handlung zu Einer Zeit, und oft auch an Einem Orte. Mit einem gehen, reisen, fahren. Alle diejenigen, welche mit uns auf dieser Welt leben, zu Einer Zeit. Kommen sie mit uns. Flehe mit mir den Himmel. Mit einem essen, trinken, welches aber auch oft so viel bedeutet, als bey ihm, an dessen Tische. Etwas mit sich nehmen. Wein mit Wasser vermischen. Den Häcksel mit Hafer vermengen. Vielleicht begleiten einige wenige deine Zähren mit den ihrigen. Mit einem Sohne in die Wochen kommen. Alle mit einander, d. i. sie alle insgesamt. Jemanden mit Briefen an einen andern abschicken. Den Mann mit der Frau fortjagen. Die Alten mit den Jungen tödten. In welchem Falle man in den gemeinen Sprecharten dieses Vorwort um mehrern Nachdruckes willen noch mit einem sammt begleitet. Du solltest dich der Lust mit sammt der Braut verzeihen, Günth. der Lust mit der Braut, der Lust und der Braut, welcher Nachdruck aber der anständigen Sprechart fremd ist. 2. Eine Gemeinschaft, eine Theilnehmung an den Umständen eines andern. Mit einem leiden. Sich mit einem freuen. Nach dem, was vorgefallen ist, kann ich nicht mehr mit dir leben, in Gemeinschaft mit dir. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, Luc. 11, 23. Sind wir mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, Röm. 6, 4. Mit euch wird die Weisheit sterben, Hiob. 12, 2, in eurer Person, mit euch zugleich. Etwas mit einem andern gemein haben. Er hat gleiche Neigungen mit mir. Sie sind mit meinem Bruder von Einer Größe. 3. Ein Werkzeug. Mit dem Messer schneiden, mit dem Degen stechen, mit der Axt hauen, mit dem Hammer schlagen. Mit dem Degen in der Faust erobern. Etwas mit der bloßen Hand angreifen. Mit den Augen winken. Ich habe es mit meinen Ohren gehöret. Mit der Elle messen. Sein Vaterland mit dem Rücken ansehen. Mit der Zunge anstoßen. Und so in tausend andern Fällen mehr. 4. Ein Hülfsmittel, ein Mittel. Mit barem Gelde einkaufen. Mit Gelde läßt sich alles zwingen. Mit Gutem richtet man mehr aus. Mit Gottes Hülfe. Mit Gott wollen wir Thaten thun, Ps. 60, 14. Grüsset euch unter einander mit dem heiligen Kusse, Röm. 16, 16. 5. Eine Materie. Mit Eisen beschlagen. Mit Gold einfassen, sticken, belegen. Mit Tinte schreiben. Mit doppelter Kreide anschreiben. Mit Wasser getauft. Mit Rosen gekrönt. Mit Segen geschmückt. Mit Gelde bestechen. Einen Acker mit Gerste besäen. Mit Wasser anfüllen. Mit Koth besudeln. Mit einem Sternchen bezeichnen. Einen Wagen mit Getreide, mit Steinen beladen. Mit Bäumen, mit Unkraut bewachsen. Mit Unglück schwanger gehen. Mit Blindheit geschlagen. Mit einer Krankheit behaftet seyn. 6. Einen Gegenstand, und zwar, 1) den persönlichen Gegenstand einer Handlung. Mit jemanden sprechen. Mit einem zanken, streiten, hadern. Mit einem zu thun haben. Ich schmecke kein Vergnügen, welches ich nicht mit ihnen theile. Weisheit und Thorheit können sich nicht mit einander vertragen. Was habt ihr denn mit einander? Mit jemanden bekannt seyn. Sich mit etwas bekannt machen. Sich mit jemanden aussöhnen, vertragen. Ein Bündniß, einen Vertrag mit jemanden machen. Viele Noth mit einem haben. Es mit einem halten. Er meint es nicht aufrichtig mit mir. 2) Zuweilen auch den Gegenstand der Sache. Bist du mit dem Kranze fertig? Mit den Außenwerken weit ins Feld rücken. Verschone mich mit solchen Anträgen. Laß mich damit zufrieden. Mit dem Essen auf jemanden warten. Was wollen sie mit diesen Worten sagen? Was willst du denn mit ihm? warum erwähnst du seiner? Mit etwas unglücklich seyn. Wenn man mir mit dem Nachruhme kommt, so muß ich nothwendig lachen, Gell. Wenn sie mir mit ihrer Liebe angezogen käme, Weiße, wenn sie davon spräche. Nimm dich mit dem Lichte in Acht. Nur schweig mir dieses Mahl mit solchen Reden still. Halt an mit Lesen. Mit dem Reden kann ich es nicht lange aushalten. Sich mit etwas beschäftigen. Den Anfang, den Beschluß mit etwas machen. Mit etwas zufrieden seyn. Wohin, 3) auch viele Fälle gehören, in welchen dieses Vorwort gebraucht wird, den Gegenstand der Person oder Sache nur schlechthin zu bezeichnen. Ein Freund, mit dem es keiner Umstände braucht, in Ansehung dessen. Es ist aus mit ihm, es ist mit ihm gethan. Es sieht gefährlich mit ihm aus. Mit den Folgen sieht es noch sehr unsicher aus. Wie wird es nach unserm Tode mit dem Nachruhme aussehen? Gell. Wie läßt sich der Umstand mit dem Gespenste erklären? Es ist mit dem Schalle, wie mit den Tonen. Eben so ist es mit den Mannspersonen beschaffen. Es ist mit seiner Heiterkeit immer nur ein Übergang. Ich dächte, es ließt sich mit ihrem Verstande noch wohl halten, Gell. Wie lange wird es denn noch mit mir werden? Weg mit der Sache! Ins Zuchthaus mit solchen ungerathenen Rangen! Gell. 4) Ingleichen, der in der vertraulichen Sprechart übliche elliptische Gebrauch, einen Gegenstand des Unwillens zu bezeichnen. Ach die böse Frau mit ihrem verwünschten Besuche! Gell. Mit deiner ewigen Freyheit! Gell. Mit eurem Schreyn! Weiße. Geh mit deiner Ehre! 7. Die Art und Weise, wie etwas geschiehet, gleichsam, von welcher Eigenschaft es begleitet wird. Etwas mit Geduld ertragen, geduldig. Mit Haufen kommen; haufenweise. Seine Schritte mit Vorsicht abmessen. Laß mich mit Frieden, im gemeinen Leben, wofür man auch sagt, laß mich zufrieden. Eine Stadt mit Sturm erobern. Seine Arbeit mit Bethen anfangen. Mit Heftigkeit auf etwas dringen. Dem Tode mit Standhaftigkeit entgegen sehen. Das Seinige mit einem ruhigen Gewissen besitzen. Ich fand ihn munter mit dem Stabe in der Hand. Etwas mit Vortheil, mit Schaden verkaufen. Das hast du nicht mit Recht. Mit Stumpf und Stiel ausrotten, gänzlich. Mit Lust arbeiten. Etwas mit Widerwillen thun. Mit Maßen züchtigen, mäßig. Mit Schande bestehen. Mit Ehren zu melden. Mit einer trotzigen Miene ansehen. Der Ton, mit dem sie sprach, verrieth ein still Verlangen, Gell. Wohin auch das in den gemeinen Sprecharten, besonders Niedersachsens, übliche mit Ein Mahl für auf Ein Mahl gehöret. Und ward mit Einem Mahl erweicht, Gell. 8. Den Umstand des Besitzes. Mit großen Fähigkeiten geboren werden. Mit einem Schaden auf die Welt kommen. Der Mann mit der krummen Nase, welcher die krumme Nase hat. Markgraf Otto von Brandenburg mit dem Pfeile. Das Mädchen mit den schwarzen Augen. Es kam einer mit Nahmen Markolph. Judas mit dem Zunahmen Thaddeus. 9. Eine Zeit, wenn eine Veränderung erfolgt ist, oder erfolgen soll. Mit Anbruch des Tages verreisen. Das wird sich mit der Zeit schon geben. Mit den Jahren wird man klug. Mit dem Schlage zehn steht sie auf. Der Pacht hört mit dem ersten May auf. Mit diesen Worten lief er fort, nachdem er diese Worte gesprochen hatte. Ich werde mit dem Frühesten aufstehen. Ich will es mit dem neuen Jahre anfangen. Das längste Übel hört doch mit dem Tode auf, Gell. Und so entzückte seine Brust Ein frischer Scherz mit jedem Morgen, Mit jedem Abend neue Lust, Haged. Ich trage dir die Speise zu Schon mit dem frühsten Morgen, Weiße. II. Als ein Nebenwort, in der ersten Bedeutung des Vorwortes, eine Gesellschaft, Begleitung, zu bezeichnen. Ich kann es unmöglich mit anhören, mit ansehen. Warst du auch mit dabey, mit darunter? Es mischt sich immer etwas Menschliches mit ein. Mit zur Leiche gehen. Wohin auch das im gemeinen Leben übliche mit unter gehöret. Es läuft immer so etwas Lächerliches mit unter. Mit unter gibt es noch ehrliche Leute, d. i. hin und wieder. Sie sind mit unter (zuweilen) ein wenig grob. Ingleichen das in der anständigen Sprechart größten Theils veraltete mit nichten, für keines Weges, im Theuerdanke mit nicht.

Anm. 1. Diese alte Partikel lautet im Salischen Gesetze mitho, im Kero schon mit, bey dem Ulphilas mith, im Angels. mid, im Engl. with, im Schwed. med. im Isländ. medur, midur, im Finnischen myöden, bey den Krainerischen Wenden med, mejd, mej, welche zunächst unter bedeuten, und im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Im Niedersächsischen ist das Nebenwort von dem Vorworte genau unterschieden; indem ersteres daselbst mede, mee, letzteres aber mit lautet. Auch bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern lautet das Nebenwort gemeiniglich mitte, das Vorwort aber mit. Beyde sind indessen nur Ein Wort, und bezeichnen zunächst eine Begleitung, eine Gesellschaft, aus welchem Begriffe alle übrigen Bedeutungen als Figuren herfließen; so daß dieses Wort ein naher Geschlechtsverwandter von mengen, mischen, machen, verbinden, 4. Matte, Materie, Masse u. s. f. ist, welche sich zum Theil nur in den Ableitungssylben unterscheiden.

Anm. 2. So häufig dieses Vorwort auch gebraucht wird, so gilt doch von demselben auch, was fast von allen Vorwörtern gilt, daß es nähmlich bey der Anwendung auf den Gebrauch ankommt, ob derselbe es in diesem oder jenem Falle hervor gebracht habe oder nicht. Nur in der ersten und dritten Bedeutung einer Begleitung, Gesellschaft, und eines Werkzeuges, kann es fast ohne alle Einschränkung gebraucht werden. Ehedem wurde es sehr häufig auch für bey und durch gesetzet. Mit Gotes kreftin, Ottfried, durch Gottes Kraft. Somit, im Oberdeutschen für dadurch, folglich. Mit dem Glauben, Buch Belial 1472, für, durch den Glauben. Im gemeinen Leben sagt man noch mit alle dem, für, bey dem allen; so wie es auch noch im Niedersächsischen häufig da stehet, wo der Hochdeutsche das Vorwort bey gebraucht. Mit einem dienen, bey ihm.

Anm. 3. Dieses Vorwort wird so, wie alle Vorwörter, häufig mit andern Wörtern zusammen gesetzet. Von Partikeln gehören dahin, damit, womit, mithin, hiermit, und das schon gedachte Oberdeutsche somit, ( S. diese Wörter.) Weit größer ist die Zahl der Nennwörter, und besonders der Hauptwörter, welche diese Partikel in der Zusammensetzung vor sich leiden, wo sie denn alle Mahl die zweyte Bedeutung der Gemeinschaft, der Theilnehmung an einerley Umständen hat. Mitarbeiter, Mitchrist, Mitglied u. s. f. Auch einige Bey- und Mittelwörter leiden diese Zusammensetzung, ein Mitschuldiger, Mitbelehnter u. s. f. Eben so häufig wird es auch den Zeitwörtern vorgesetzet, in der ersten Bedeutung des Vorwortes, eine Begleitung, Gesellschaft, zu bezeichnen. Mitgehen, mitfahren, mitlaufen, mitbringen u. s. f. Fast alle Zeitwörter können es in diesem Verstande vor sich leiden, ob sie gleich nicht alle in demselben üblich sind. Im folgenden sind nur einige der vornehmsten und gangbarsten aufgeführet worden. Mit ist in dieser Verbindung alle Mahl ein trennbares Vorwort, welches in den gewöhnlichen Fällen hinter das Zeitwort tritt, und das Augment unmittelbar nach sich hat: nimm es mit, mitgekommen. Man hat die Frage aufgeworfen, ob mit in der Verbindung mit Zeitwörtern mit denselben zusammen gezogen, oder getheilt geschrieben werden müsse; das heißt mit andern Worten so viel, ob es hier die Gestalt eines Vorwortes oder eines Nebenwortes habe. Es lassen sich für beydes Gründe anführen. Indessen ist die Zusammenziehung einmahl hergebracht, und mit hat über dieß die Analogie der andern Vorwörter vor sich, welche in so unzähligen Fällen adverbisch stehen. Man schreibe also immer mitbringen, mitgehen, mitbethen, mitwirken u. s. f. Nur wenn das Zeitwort schon mit einer andern Partikel zusammen gesetzet ist, so wird das mit lieber von demselben abgesondert; mit genießen, ich kann nicht mit einstimmen, mit erwachen. Auch ist es rathsamer, wenn man neue, eben nicht allgemein gangbare Ausdrücke dieser Art wagt, eine Handlung zu bezeichnen, welche von mehrern zu Einer Zeit, und an Einem Orte vorgenommen wird, das mit getheilt zu schreiben. Wollen sie nicht mit spazieren gehen? Mit gefangen, mit gehangen. Mit hat in allen Fällen den Ton, es sey nun ein Vorwort oder ein Nebenwort.


Mitälteste (W3) [Adelung]


Der Mitälteste, des -n, plur. die -n, der mit andern zugleich das Amt eines Ältesten verwaltet. Ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, 2 Petr. 5, 1.


Mitarbeiter (W3) [Adelung]


Der Mitarbeiter, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitarbeiterinn, eine Person, welche mit einer andern einerley Arbeit verrichtet, besonders, welche mit einer andern an einerley Gegenstande arbeitet. 1 Cor. 3, 9.


Mitbelehnschaft (W3) [Adelung]


Die Mitbelehnschaft, plur. die -en, in dem Lehnrechte, der Zustand, das Verhältnis, da jemand mit einem andern über eine und eben dieselbe Sache die Lehen empfangen hat, dessen Mitbelehnter ist.


Mitbelehnte (W3) [Adelung]


Der Mitbelehnte, des -n, plur. die -n, eben daselbst, derjenige, welcher mit einem andern über eine und eben dieselbe Sache die Lehen empfangen hat; im Oberdeutschen auch der Mitbehandigte.


Mitbelehnung (W3) [Adelung]


Die Mitbelehnung, plur. die -en, von dem ungewöhnlichen Zeitworte mit belehnen, die Handlung, da mehrere mit einer und eben derselben Sache belehnet werden.


Mitbesitzer (W3) [Adelung]


Der Mitbesitzer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitbesitzerinn, eine Person, welche eine und eben dieselbe Sache mit einer andern gemeinschaftlich besitzet.


Mitbethen (W3) [Adelung]


Mitbethen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, mit andern zugleich, oder gemeinschaftlich bethen.


Mitbevollmächtigte (W3) [Adelung]


Der Mitbevollmächtigte, des -n, plur. die -n, derjenige welcher mit einem andern zugleich in einer Sache bevollmächtiget ist; Concommissarius.


Mitbewerber (W3) [Adelung]


Der Mitbewerber, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitbewerberinn, eine Person, welche sich mit einer andern zugleich um etwas bewirbt; ein Mitbewerber.


Mitbiethen (W3) [Adelung]


Mitbiethen, verb. irreg. neutr. ( S. Biethen,) mit haben, mit einem andern zugleich auf etwas biethen. So auch die Mitbiethung.


Mitbringen (W3) [Adelung]


Mitbringen, verb. irreg. act. ( S. Bringen,) mit sich bringen, kommend in seiner Gesellschaft oder bey sich haben; so wohl von Personen, als von Sachen. Warum haben sie ihren Freund nicht mitgebracht? Ich habe das Buch, das Geld mitgebracht. Daher die Mitbringung.


Mitbuhler (W3) [Adelung]


Der Mitbuhler, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitbuhlerinn, eine Person, welche mit einer andern zugleich um eine Person buhlet; ein Nebenbuhler, eine Nebenbuhlerinn. Figürlich, obgleich nicht auf die beste Art, auch wohl ein jeder Mitbewerber oder Mitwerber.


Mitbürge (W3) [Adelung]


Der Mitbürge, des -n, plur. die -n, derjenige, welcher mit einem andern gemeinschaftlich Bürge ist, mit ihm für eine und eben dieselbe Person oder Sache Bürge ist.


Mitbürger (W3) [Adelung]


Der Mitbürger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitbürgerinn, eine Person, welche mit einer andern in einer und eben derselben Stadt Bürger ist, mit ihr an einem und eben demselben Bürgerrechte Theil hat; im mittlern Latein. Comburgensis.


Mitchrist (W3) [Adelung]


Der Mitchrist, des -en, plur. die -en, Fämin. die Mitchristinn, eine Person, welche mit einer andern an einer und eben derselben christlichen Religion Theil hat, ein jeder Christ, in Ansehung anderer Christen; der Nebenchrist. Dein Herz voll Andacht zu entdecken, Wie es dein Mitchrist dir entdeckt, Gell.


Mitdiener (W3) [Adelung]


Der Mitdiener, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher einen und eben denselben Dienst mit einem andern verrichtet, mit ihm einem und eben demselben Herren dienet. Col. 1, 7.


Miterbe (W3) [Adelung]


Der Miterbe, des -n, plur. die -n, Fämin. die Miterbinn, eine Person, welche mit einer andern an einer und eben derselben Erbschaft Theil hat; ein Erbgenoß, bey dem Notker Geerbe.


Mitessen (W3) [Adelung]


Mitessen, verb. irreg. neutr. ( S. Essen,) welches das Hülfswort haben erfordert, mit andern in Gesellschaft essen.


Mitesser (W3) [Adelung]


Die Mitesser, sing. inus. eine Krankheit der Kinder, bey welcher sie abnehmen, und nicht gedeihen wollen, so fern der große Haufe dieselbe gewissen aschfarbigen oder schwärzlichen Würmern zuschreibt, welche als kleine schwarze Haare in der Haut stecken, und den Nahrungssaft verzehren sollen; Comedones, und wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Haaren Crinones, Franz. Crinons. Die Mitesser haben. In einigen Gegenden werden sie Dürrmaden, in andern aber Zehrwürmer genannt.


Mitfahren (W3) [Adelung]


Mitfahren, verb. irreg. neutr. ( S. Fahren,) welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1) Mit dem Hülfsworte seyn, mit einem andern in Gesellschaft fahren. Wir werden heute nicht mitfahren. 2) Mit dem Hülfsworte haben, und in figürlicher Bedeutung. Einem mitfahren, ihn behandeln, ihm begegnen, mit Bezeichnung der Art und Weise. Der Jeger sagt Unfalo nit Wie er dem edlen Helden mit Het gefaren vnnd gefrist sein Leben, Theuerd. Kap. 31. Wo es von einer guten Begegnung vorkommt. Jetzt ist es nur noch von einer unangenehmen, üblen Begegnung üblich. Si (diu Werlt) vert mir wunderliche mitte, Dietmar von Ast. Warum hat der Herr diesem Lande also mitgefahren? 2 Chron. 7, 21. Also habt ihr den Töchtern Israel mitgefahren, Hist. der Sus. v. 57. Fahren sie mir nicht so übel mit, Gell. Mir armen Frau bey meinen Jahren So ehrvergessen mirzufahren, Bernh. Vielleicht würde auch hier das Hülfswort seyn schicklicher gebraucht werden. Vollständig lautet die R. A. mit einem fahren. Fahret säuberlich mit dem Knaben. Schon Notker sagt: Fare in also mitte. S. Fahren 2. 5) und Mitspielen.


Mitfasten (W3) [Adelung]


Die Mitfasten, S. Mittfasten.


Mitfliegen (W3) [Adelung]


Mitfliegen, verb. irreg. neutr. ( S. Fliegen,) welches das Hülfswort seyn erfordert, mit einem andern in Gesellschaft fliegen.


Mitfolgen (W3) [Adelung]


Mitfolgen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, mit andern zugleich, oder in Gesellschaft folgen.


Mitfressen (W3) [Adelung]


Mitfressen, verb. irreg. act. ( S. Fressen,) mit andern in Gesellschaft fressen.


Mitfreude (W3) [Adelung]


Die Mitfreude, plur. car. die Freude, welche man mit einem andern gemeinschaftlich empfindet; die Beyfreude. Jemanden seine Mitfreude bezeugen. Beyde Wörter kommen in der edlern Schreibart nur selten vor.


Mitgast (W3) [Adelung]


Der Mitgast, des -es, plur. die -gäste, eine Person, welche mit einer andern gemeinschaftlich ein Gast ist.


Mitgeben (W3) [Adelung]


Mitgeben, verb. irreg. act. ( S. Geben,) einem der sich entfernet zur Begleitung oder zur Gesellschaft geben. Jemanden einen Bothen mitgeben. Ingleichen, jemanden geben, damit er es mit sich nehme. Jemanden Geld, einen Brief mitgeben. In engerer Bedeutung, einer Tochter bey ihrer Verheirathung einen Theil seines Vermögens abtreten. Ich kann dir freylich nichts mitgeben, Gell. S. Mitgabe.


Mitgefangene (W3) [Adelung]


Der Mitgefangene, des -n, plur. die -n, derjenige, welcher mit einem andern gemeinschaftlich gefangen sitzet. Röm. 16, 7; Col. 4, 10.


Mitgehen (W3) [Adelung]


Mitgehen, verb. irreg. neutr. ( S. Gehen,) welches das Hülfswort seyn erfordert, mit einem andern in Gesellschaft gehen, ihm im Gehen Gesellschaft leisten. Wollen sie mitgehen,? nähmlich mit mir. Figürlich sagt man im gemeinen Leben, es gehet noch mit, d. i. es ist mittelmäßig, erträglich.


Mitgenoß (W3) [Adelung]


Der Mitgenoß, des -ssen, plur. die -ssen, Fämin. die Mitgenossinn, eine Person, welche mit einer andern etwas in Gemeinschaft genießet, d. i. einerley Umstände und Beschaffenheit mit ihr hat; ehedem nur der Genoß, die Genossinn, im gemeinen Leben ein Camerad, Compagnon. Daß die Heiden Miterben seyn, und Mitgenossen seiner Verheißung, Ephes. 3, 6. Darum seyd nicht ihre Mitgenossen, Kap. 5, 7. Was den Menschen im Dienste der Natur über seine Mitgenossen erhebt, ist dieß u. s. f. Mitgenossen an der Handlung. Mitgenossen der Bosheit.


Mitgeschöpf (W3) [Adelung]


Das Mitgeschöpf, des -es, plur. die -e, ein Geschöpf, in Beziehung auf andere Geschöpfe, besonders seiner Art. Ein reitzendes Vergnügen quillt aus dem Umgange unserer Mitgeschöpfe, Zimmerm.


Mitgesell (W3) [Adelung]


Der Mitgesell, des -en, plur. die -en, Fämin. die Mitgesellinn, eine Person, welche mit einer andern in gleicher Gesellschaft, oder in gleichen Umständen stehet. Die Mönche sehen niemanden als ihre Mitgesellen, Zimmerm. In der anständigen Schreibart gebraucht man dafür doch lieber das gleichbedeutende Mitgenoß.


Mitglied (W3) [Adelung]


Das Mitglied, des -es, plur. die -er, eigentlich ein Theil, so fern derselbe mit andern ein gemeinschaftliches Glied eines und eben desselben Körpers ist, ein Glied im allgemeinsten Verhältniß gegen die übrigen Glieder; doch nur noch in figürlichem Verstande, eine Person, welche mit einer andern in einer und eben derselben Gesellschaft lebet. Ein Mitglied der ehelichen Gesellschaft, einer gelehrten Gesellschaft, einer Handlungsgesellschaft, der menschlichen Gesellschaft u. s. f. Im mittlern Lat. Commembris. Oft würde das einfache Glied eben das sagen; z. B. die Glieder der gelehrten Gesellschaft kommen heute zusammen. Indessen ist doch das zusammen gesetzte in diesem und ähnlichen Fällen beynahe üblicher geworden.


Mithalten (W3) [Adelung]


Mithalten, verb. irreg. act. ( S. Halten,) mit einem andern zugleich, gemeinschaftlich halten. Besonders in einigen figürlichen Bedeutungen. Eines Partey mithalten, sie nebst andern halten. Einen Schmaus mithalten, Theil an demselben und an dessen Kosten nehmen. Ein Fest mithalten, es nebst andern feyern. Mithalten, in einigen Spielen, gleichfalls auf eine Karte halten, nebst andern darauf biethen.


Mithelfer (W3) [Adelung]


Der Mithelfer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mithelferinn, eine Person, welche mit andern gemeinschaftlich hilft, und welche von einem Gehülfen noch verschieden ist. 2 Cor. 6, 1; 3 Macc. 2, 24.


Mithin (W3) [Adelung]


Mithin, ein nur im gemeinen Leben und in den Kanzelleyen übliches Bindewort für folglich, welches so neu nicht ist, als Frisch behauptet, ob es gleich in der anständigen Schreib- und Sprechart nur selten vorkommt.


Mithridat (W3) [Adelung]


Der Mithridat, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eine sehr alte aus vielen Kräutern und andern Mitteln zusammen gesetzte Arzeney wider das Gift, so wohl bey Menschen als Thieren; und in weiterer Bedeutung oft eine jede wider das Gift kräftige Arzeney. Von dem Könige Mithridates, welcher durch eine häufige Genießung einer solchen Arzeney alle Arten des Giftes ohne Schaden soll haben vertragen können. Siehe Theriak.


Mitjagd (W3) [Adelung]


Die Mitjagd, plur. inus. das Recht, die Jagd mit einem andern gemeinschaftlich zu genießen; das Mitjagen, die Koppeljagd.


Mitklagen (W3) [Adelung]


Mitklagen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, mit einem andern gemeinschaftlich klagen.


Mitkläger (W3) [Adelung]


Der Mitkläger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitklägerinn, in engerer Bedeutung des Zeitwortes klagen, eine Person, welche mit einer andern gemeinschaftlich vor Gericht klaget.


Mitknecht (W3) [Adelung]


Der Mitknecht, des -es, plur. die -e, derjenige, welcher mit einem andern zugleich und in dessen Gesellschaft ein Knecht ist. Da ging derselbe Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, Matth. 18, 28.


Mitkneter (W3) [Adelung]


Der Mitkneter, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Bäckern einiger Gegenden, z. B. in Leipzig und Hamburg, ein Nahme des Unterkneters, welcher unmittelbar auf den Oberkneter folgt.


Mitkommen (W3) [Adelung]


Mitkommen, verb. irreg. neutr. ( S. Kommen,) welches das Hülfswort seyn erfordert, mit einer andern Person oder Sache zugleich kommen, so wohl von Personen als von Sachen. Die Post ist schon da; aber es sind keine Briefe, keine Reisende mitgekommen.


Mitlassen (W3) [Adelung]


Mitlassen, verb. irreg. act. ( S. Lassen,) einem andern zur Gesellschaft, zur Begleitung lassen, mitgehen, mitreisen u. s. f. lassen. Man wollte uns nicht mitlassen.


Mitlaufen (W3) [Adelung]


Mitlaufen, verb. irreg. neutr. ( S. Laufen,) welches das Hülfswort seyn erfordert, mit einem zugleich, mit ihm in Gesellschaft laufen. Der Hund läuft mit. Bey dem Ottfried miti laufan.


Mitlaut (W3) [Adelung]


Der Mitlaut, des -es, plur. die -e, in der Sprachkunst, ein Laut, welcher nicht allein für sich, sondern nur in Gesellschaft eines Selbstlautes hervor gebracht und gehöret werden kann; ein Consonant, im Gegensatze dieses Selbstlautes, oder des Vocales.


Mitlauter (W3) [Adelung]


Der Mitlauter, des -s, plur. ut nom. sing. das Zeichen eines Mitlautes, derjenige Buchstab, welcher den Mitlaut auch den Augen merklich macht. S. Laut und Lauter.


Mitler (W3) [Adelung]


Mitler, S. Mittler.


Mitlernen (W3) [Adelung]


Mitlernen, verb. reg. 1) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, mit andern Personen zugleich, in Gesellschaft lernen. 2) Als ein Activum, eine Sache mit einer andern zugleich, in Verbindung, in Gesellschaft mit ihr lernen.


Mitmachen (W3) [Adelung]


Mitmachen, verb. reg. act. mit andern zugleich machen; doch nur in engerer Bedeutung von Moden, Gebräuchen und sittlichen Handlungen. Alle neue Moden mitmachen. Eine Thorheit, alle Laster mitmachen. Im engsten Verstande sagt man im gemeinen Leben von einer Person, besonders weiblichen Geschlechtes, sie mache mit, wenn sie sich kein Bedenken macht, bey sich ereignender Gelegenheit das sechste Geboth zu übertreten, da man denn eine solche Person auch wohl eine Mitmacherinn zu nennen pflegt.


Mitmeister (W3) [Adelung]


Der Mitmeister, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitmeisterinn, der mit einem andern zugleich Meister ist, als Meister Glied einer und eben derselben Zunft ist.


Mitmensch (W3) [Adelung]


Der Mitmensch, des -en, plur. die -en, ein Mensch im weitesten Verhältnisse gegen andere mit ihm zugleich lebende Menschen; im gemeinen Leben ein Nebenmensch, ein Nächster.


Mitnehmen (W3) [Adelung]


Mitnehmen, verb. irreg. act. ( S. Nehmen,) mit sich nehmen. 1) Eigentlich. Geld auf die Reise mitnehmen. Du hast vergessen das Buch mitzunehmen. Einen Reisenden umsonst mitnehmen. 2) Figürlich, entkräften, erschöpfen; im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart. Ach, die Haussorgen nehmen einen sehr mit, Gell. Die Krankheit hat mich zu sehr mitgenommen. Die Feinde haben das Land sehr mitgenommen. Die Stadt ist von den Überschwemmungen sehr hart mitgenommen worden.


Mitpfleger (W3) [Adelung]


Der Mitpfleger, des -s, plur. ut nom. sing. der mit einem andern zugleich Pfleger ist; ein nur in einigen Fällen übliches Wort. So werden zu Frankfurt am Main die zwölf Deputirten der Bürgerschaft, welche mit den sechs Raths-Deputirten die Einkünfte des Armenhauses verwalten, Mitpfleger genannt.


Mitrechnen (W3) [Adelung]


Mitrechnen, verb. reg. act. mit andern Dingen zugleich in Rechnung bringen. Das habe ich nicht mitgerechnet.


Mitreisen (W3) [Adelung]


Mitreisen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, mit einem andern in Gesellschaft reisen.


Mitrheder (W3) [Adelung]


Der Mitrheder, des -s, plur. ut nom. sing. in den Seestädten, ein Rheder in Ansehung der übrigen an der Ausrüstung eines Schiffes Theil habenden Personen; ein Schiffsfreund. S. Rheder.


Mitschuldig (W3) [Adelung]


Mitschuldig, adj. et adv. mit andern eines gemeinschaftlichen Verbrechens schuldig. Der Dieb hat seine Mitschuldigen angegeben.


Mitschuldner (W3) [Adelung]


Der Mitschuldner, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitschuldnerinn, eine Person, welche mit einer andern gemeinschaftlich eine gewisse Summe schuldig ist.


Mitschüler (W3) [Adelung]


Der Mitschüler, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitschülerinn, eine Person, welche mit einer andern gemeinschaftlich lernet.


Mitsingen (W3) [Adelung]


Mitsingen, verb. irreg. act. ( S. Singen,) mit andern gemeinschaftlich singen. Daher die Mitsingung.


Mitspeisen (W3) [Adelung]


Mitspeisen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt, mit andern gemeinschaftlich speisen.


Mitspielen (W3) [Adelung]


Mitspielen, verb. reg. act. 1) Mit andern gemeinschaftlich spielen. 2) Einer Person mitspielen, so wie mitfahren, ihr begegnen, sie behandeln; doch nur von einer nachtheiligen Begegnung. Wie hat er mir darauf mitgespielet? Gell. Ist es wohl erlaubt, mir so mitzuspielen, mir so zu begegnen.


Mittag (W3) [Adelung]


Der Mittag, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, die Mitte des Tages; diejenige Zeit, zu welcher die Sonne am höchsten über dem Horizonte gesehen wird. Es ist Mittag. Es wird bald Mittag seyn. Zu Mittage essen. Drey Mittage hinter einander. Es geschahe am hellen Mittage. Figürlich in der höhern Schreibart, das muntere männliche Alter. Mein Mittag ist dahin, der ohngefähr die Wage Des kurzen Lebens hielt, Can. 2) Diejenige Gegend des Himmels, in welcher die Sonne zu Mittage gesehen wird, und welche Mitternacht gegen über liegt, oder welche Morgen zur rechten, Abend aber zur linken Hand hat, ohne Plural; Süden. Gegen Mittag liegen, wohnen, reisen. Der Wind kommt von Mittag.

Anm. Dieses Wort ist aus dem alten Beyworte mitte und Tag, so wie Mitternacht aus eben demselben und Nacht zusammen gesetzt, daher die ältern Schriftsteller, wie Notker, Willeram, Stryker und die Schwäbischen Dichter es noch getheilt schreiben, mitten Tag, im Theuerdanke noch Mittentag, woraus endlich unser Mittag für Mitttag zusammen gezogen worden, welches den Ton auf der ersten Sylbe behalten hat. Im Angels. Mittaeg, im Holländ. und Nieders. Middag, Latein. Meridies. S. Mitte, Vormittag und Nachmittag.


Mittägig (W3) [Adelung]


Mittägig, adj. et adv. 1) Was um die Zeit des Mittages ist oder geschiehet. Die mittägige Stunde, die Mittagsstunde. Die mittägige Mahlzeit, die Mittagsmahlzeit. 2) Gegen Mittag liegend. Die mittägigen Länder, die Mittagsländer. In dieser Bedeutung kann es auch die Comparation leiden, mittägiger, mittägigste. Bey dem Notker mittetagig. In beyden Bedeutungen gebraucht man statt dessen auch wohl mittäglich, die mittäglichen Länder; wie man sagt abendlich, mitternächtlich, morgendlich.


Mittagsessen (W3) [Adelung]


Das Mittagsessen, des -s, plur. inus. dasjenige Essen, welches man um Mittag zu sich nimmt; ingleichen die Handlung, da man es zu sich nimmt. Das Mittagsessen versäumen. In der anständigern Sprechart die Mittagsmahlzeit.


Mittagsfläche (W3) [Adelung]


Die Mittagsfläche, plur. die -n. 1) In der mathematischen Erdbeschreibung und Astronomie, diejenige Fläche oder Ebene durch die Achse, welche auf dem Horizonte senkrecht stehet, und folglich durch das Zenith und Nadir gehet. Der Kreis, welcher sie gleichsam begränzt, heißt der Mittagskreis, der Mittagszirkel, Meridian, Meridianus, und die gerade Linie, in welcher sich der Horizont und die Mittagsfläche durchschneiden, die Mittagslinie. 2) Eine jede gegen Mittag gelegene Fläche.


Mittagshöhe (W3) [Adelung]


Die Mittagshöhe, plur. die -n, in der Astronomie, ein Stück der Mittagslinie, welches vom Horizonte bis zu einem gewissen Puncte oder Stand eines Sternes in derselben reicht; Altitudo meridiana.


Mittagskreis (W3) [Adelung]


Der Mittagskreis, des -es, plur. die -e, siehe Mittagsfläche.


Mittagsland (W3) [Adelung]


Das Mittagsland, des -es, plur. die -länder, ein gegen Mittag, besonders Europa gegen Mittag gelegenes Land; das Südland.


Mittagsländer (W3) [Adelung]


Der Mittagsländer, des -s, plur. ut nom. sing. der Einwohner eines Mittagslandes; der Südländer.


Mittagslinie (W3) [Adelung]


Die Mittagslinie, plur. die -n, S. Mittagsfläche.


Mittagsluft (W3) [Adelung]


Die Mittagsluft, plur. inus. S. Mittagswind.


Mittagsmahl (W3) [Adelung]


Das Mittagsmahl, des -es, plur. die -mahle, oder -mähler, in der höhern Schreibart, und von hohen Personen, das Mahl, welches man zur Mittagszeit zu sich nimmt. Ich will in meinem düstern Schatten süße Früchte zum Mittagsmahl dir auftischen, Geßn. S. 4. Mahl und das folgende.


Mittagsmahlzeit (W3) [Adelung]


Die Mittagsmahlzeit, plur. die -en, diejenige Mahlzeit, welche man zur Mittagszeit hält, und die Speisen, welche man alsdann zu sich nimmt. Zur Mittagsmahlzeit gehen. Die Mittagsmahlzeit halten, bereiten. Im gemeinen Leben das Mittagsessen, das Mittagsbrot, in der höhern Schreibart das Mittagsmahl, von vornehmen Personen die Mittagstafel.


Mittagspredigt (W3) [Adelung]


Die Mittagspredigt, plur. die -en, diejenige Predigt, welche Sonntags zur Mittagszeit gehalten wird; zum Unterschiede von der Frühpredigt, Vormittagspredigt und Nachmittagspredigt. Daher die Mittagsprediger, wenn für diese Predigt ein eigener Prediger bestellt ist.


Mittagsruhe (W3) [Adelung]


Die Mittagsruhe, plur. inus. die Ruhe, oder der Schlaf, welchen man nach der Mittagsmahlzeit hält; im gemeinen Leben der Mittagsschlaf. Mittagsruhe halten. Bey dem Varro Insititius somnus.


Mittagsschlaf (W3) [Adelung]


Der Mittagsschlaf, des -es, plur. inus. ( S. das vorige.) Im gemeinen Leben sagt man auch im Diminutivo, ein Mittagsschläfchen machen, für Mittagsruhe halten.


Mittagsseite (W3) [Adelung]


Die Mittagsseite, plur. die -n, die mittägige, oder gegen Mittag gelegene Seite eines Dinges.


Mittagssonne (W3) [Adelung]


Die Mittagssonne, plur. car. der Schein oder Glanz der Sonne um die Mittagszeit; zum Unterschiede von der Morgen- und Abendsonne. Ein Zimmer hat die Mittagssonne, wenn die Strahlen der Sonne um die Mittagszeit in dasselbe fallen, d. i. wenn es gegen Mittag liegt. Ingleichen in der dichterischen Schreibart. Komm unter mein schattiges Dach, denn die Mittagssonne brennt schon, Geßn.


Mittagsstunde (W3) [Adelung]


Die Mittagsstunde, plur. die -n, die Stunde des Mittages oder um den Mittag, d. i. die Stunde von zwölf Uhr bis eins.


Mittagstafel (W3) [Adelung]


Die Mittagstafel, S. Mittagsmahlzeit.


Mittagsthau (W3) [Adelung]


Der Mittagsthau, des -es, plur. inus. Thau, welcher um die Mittagszeit fällt; zum Unterschiede von dem Morgen- und Abendthaue.


Mittagstisch (W3) [Adelung]


Der Mittagstisch, des -es, plur. inus. die gewöhnliche Mittagsmahlzeit; doch nur in einigen Fällen. Den Mittagstisch bey jemanden haben, gewöhnlich bey ihm speisen. Die Woche zwey Thaler für seinen Mittagstisch bezahlen. Einen Mittagstisch halten, andere zu Mittage für Geld speisen.


Mittagsuhr (W3) [Adelung]


Die Mittagsuhr, plur. die -en, in der Gnomonik, eine Sonnenuhr, welche auf einer gegen Mittag gerichteten Fläche beschrieben wird; zum Unterschiede von einer Morgen- Abend- und Mitternachtsuhr.


Mittagswind (W3) [Adelung]


Der Mittagswind, des -es, plur. die -e. 1) Ein Wind, welcher um die Mittagszeit wehet. Noch häufiger, 2) ein Wind, der aus Mittag kommt; der Südwind. Wir haben heute Mittagswind. Ein schwacher aus dieser Gegend des Himmels kommender Zug der Luft heißt die Mittagsluft.


Mittagszirkel (W3) [Adelung]


Der Mittagszirkel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mittagsfläche.


Mittagswärts (W3) [Adelung]


Mittagswärts, adv. gegen Mittag gelegen; südwärts, in der Schweiz sonnenhalb, auf der Sonnen Halbe oder Seite.


Mitte (W3) [Adelung]


Die Mitte, plur. doch nur von diesem Theile in mehrern Körpern, die -n, derjenige Theil, Punct, oder Linie eines Körpers, welcher von dessen Enden gleich weit entfernet ist 1. Eigentlich. Die Mitte des Zirkels, des Hauses, des Gartens, des Feldes, der Leinwand u. s. f. In der Mitte stehen, seyn. Die Mitte des Leibes. Etwas in der Mitte entzwey schneiden, brechen. In die Mitte des Weges treten. ( S. das Mittel und Mitten.) 2. Figürlich. 1) Derjenige Grad der Beschaffenheit, welcher von zwey äußersten Graden gleich weit entfernet ist. Ich stehe in der Mitte zwischen Furcht und Hoffnung. 2) Einer aus unserer Mitte, einer von uns, aus unserer Gesellschaft.

Anm. Im Nieders. Midde, bey dem Notker Mitti, bey dem Ulphilas Midja, im Schwed. Midt. Es ist das Abstractum, entweder von dem Vorworte mit, so fern es ehedem unter bedeutete, aber auch von dem veralteten Beyworte mitt, mitten, was in der Mitte ist, ( S. Mitten.) Aus der zweyten figürlichen Bedeutung erhellet zugleich die nahe Verwandtschaft dieses Wortes und seiner Angehörigen mit 4. Matz, 4. Matte, Materie, Masse und andern Wörtern dieser Art, welche eine Verbindung bezeichnen, wenn nicht Mitte in dieser Bedeutung vielmehr unmittelbar davon abstammet. S. das Mittel.


Mittel (W3) [Adelung]


Mittel, -er, -ste, adj. et adv. was in der Mitte ist, sich in der Mitte befindet; ein altes zum Theil veraltetes Wort. Die erste Stufe, mittel, ist für sich allein veraltet, und nur in einigen Zusammensetzungen üblich, ( S. die folgenden Wörter.) Noch bey dem Willeram ist daz mittelode der mittlere Theil. Der Comparativ mitteler scheinet noch in unserm mittler in der positiven Bedeutung vorhanden zu seyn, obgleich dieses richtiger als ein eigenes Beywort angesehen wird. Nur der Superlativ ist noch gangbar und zwar auch nur als ein Positiv, von einem Dinge, welches zwischen zwey andern in der Mitte ist. Das mittelste Buch, welches zwischen zwey andern in der Mitte liegt, das mittlere. Der mittelste Theil, der mittlere. S. Mittelst.


Mittel (W3) [Adelung]


Das Mittel, des -s, plur. ut nom. sing. 1. Zunächst von Masse, 4. Matz, 4. Matte, Materie und andern Wörtern dieser Art, welche eine Verbindung bezeichnen; wo es doch nur noch in einigen besondern Fällen üblich ist. 1) Taube Bergmittel sind im Bergbaue taube Bergarten, so wie schwebende Mittel solche Erz- oder Steinmassen, wo oben und unten schon die Erze oder Steine weggebrochen sind, welche also gleichsam noch in der Mitte schweben. 2) Eine Gesellschaft, Zunft, Verbindung mehrerer Personen; nur noch in einigen Gegenden und Fällen. So ist z. B. zu Aschersleben der Stadtrath in drey Mittel, d. i. Classen oder Ordnungen, eingetheilet. An einigen Orten werden die Handwerkszünfte noch Mittel genannt, so wie auch die Bergleute ihre Zunft oder Innung noch ein Mittel zu nennen pflegen, und zwar nicht, wie Frisch will, weil dabey ihre Lade ist, welche ihre Mittel, d. i. ihr Vermögen, enthält, sondern so fern dieses Wort vermittelst der Ableitungssylbe -el von Mitt, Matte zusammen gesetzt ist, und eine Verbindung mehrerer Personen bedeutet. Auch im Hochdeutschen sagt man noch zuweilen, einer aus unserm Mittel, d. i. von uns, aus unserer Gesellschaft, wofür aber das Hauptwort Mitte üblicher ist. Ich will das Haus Juda aus ihrem Mittel reißen, Jer. 12, 14. 2. Zunächst von dem vorigen Beyworte mittel, dasjenige, was in der Mitte ist. 1) Eigentlich, derjenige Theil, Punct oder Linie eines Körpers, welcher gleich weit von den Enden entfernt ist; Nieders. Middel, Angels. Middel, Engl. Middle, Schwed. Medel, Franz. Milieu. Die Stadt sey im Mittel, 4 Mos. 35, 5. Das Mittel des Landes, Richt. 9, 37. Die "Pharisäer" und Schriftgelehrten brachten ein Weib - und stellten sie ins Mittel dar, Joh. 8, 3. Das Mittel von Asien liegt sehr hoch. Im Mittel eines Thales, Haller. In der edlen Schreibart der Hochdeutschen ist dafür das Abstractum die Mitte üblicher. 2) In weiterer Bedeutung. (a) Was zwischen andern Dingen in der Mitte ist, so wohl dem Orte nach, als auch der Würde, der Intension u. s. f. nach, was von zwey Dingen, von zwey Extre- mis, von dem Ersten und Letzten, von dem Höchsten und Niedrigsten, von dem Besten und Schlechtesten u. s. f. gleich weit, oder doch beynahe gleich weit entfernet ist; ohne Plural. Der Zeit Anfang, Mittel und Ende. Die Bewegung der Strauße hält das Mittel zwischen dem Fliegen und Gehen. (b) * Ins Mittel, für das Nebenwort unter; ein im Hochdeutschen veralteter Gebrauch. Paulus trat ins Mittel unter sie, Apostelg. 27, 21. Und hat die Handschrift aus dem Mittel gethan, Col. 2, 14, hat sie weggethan. Oder auch für das Nebenwort mitten; ein gleichfalls veralteter Gebrauch. Mit dir eilt' ich zugleich ins Mittel der Gefahr, Schleg. 3) Figürlich. (a) Sich in das Mittel schlagen oder legen, in das Mittel treten, eine streitige Sache zwischen zwey oder mehrern Personen beyzulegen, zu vergleichen suchen. ( S. Mittelsperson, Mittler und Vermittler.) (b) Eine wirkende Ursache, so fern man sich ihrer zur Erreichung einer Absicht bedienet. aa) Überhaupt. Alle Mittel und Wege versuchen. Ich weiß kein Mittel mehr, dieses abzuwenden. Sich durch unerlaubte Mittel bereichern. Etwas durch Mittel zu erreichen suchen, wofür doch mittelbar üblicher ist, im Gegensatze des ohne Mittel, oder unmittelbar. So fern die wirkende Ursache, deren man sich bedienet, eine Person ist, wird sie die Mittelsperson genannt. ( S. auch Hülfsmittel.) bb) In engerer Bedeutung. (1) Ein Arzeneymittel, ein Mittel, die verlorne Gesundheit wieder herzustellen. Ein Hausmittel, Brechmittel, Laxir-Mittel u. s. f. Ein kräftiges Mittel wider das Fieber. Allerley Mittel gebrauchen. (2) Vermögen, Reichtum, welcher auch im Spanischen Medios heißt; nur allein im Plural und am häufigsten im gemeinen Leben. Gute Mittel haben, ein gutes Vermögen. Dazu habe ich die Mittel nicht. In noch engerer Bedeutung, gutes, hinreichendes zeitliches Vermögen. Bey Mitteln seyn. Zu Mitteln gelangen. S. auch Bemittelt.

Anm. Dieses Wort ist mit dem Latein. Medium genau verwandt, von welchem es nur in der Ableitungssylbe verschieden ist. Es ist aus mit, unter, Menge, Verbindung, oder mitten, und der Sylbe -el zusammen gesetzt. In den meisten der folgenden Zusammensetzungen ist die erste Hälfte nicht so wohl dieses Hauptwort, als vielmehr das vorige Beywort mittel.


Mittelader (W3) [Adelung]


Die Mittelader, plur. die -n, bey einigen Zergliederern, diejenige Ader, welche unter dem halb Latein. Nahmen der Median-Ader am bekanntesten ist, S. Median.


Mittelalter (W3) [Adelung]


Das Mittelalter, des -s, plur. inus. das mittlere Alter, welches zwischen der Jugend und dem hohen Alter in der Mitte ist, das männliche Alter.


Mittelänte (W3) [Adelung]


Die Mittelänte, plur. die -n, eine Art wilder Änten von mittlerer Größe, wohin so wohl die Anas mediocris Klein. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Aristot. als die so genannte Schnarränte, Anas strepera Klein. gehören, welche beyde den Nahmen der Mittelänten führen.


Mittelart (W3) [Adelung]


Die Mittelart, plur. die -en, eine Art, welche zwischen zwey andern Arten in der Mitte ist, von beyden gleich weit entfernt ist, aber doch von beyden etwas merkliches an sich hat; eine Bastardart, ( S. dieses Wort.) So sind die Maulesel eine Mittelart zwischen den Pferden und Eseln.


Mittelband (W3) [Adelung]


Das Mittelband, des -es, plur. die -bänder, ein in der Mitte befindliches Band. An den Dreschflegeln ist das Mittelband, ein ledernes Band, vermittelst dessen die an dem Flegel und der Ruthe befindlichen Kappen verbunden werden. An dem groben Geschütze ist es ein Band oder Gürtel zwischen dem hintern Friese und dem Stabe des Mundstückes, welches auch der Mittelgürtel heißt.


Mittelbar (W3) [Adelung]


Mittelbar, -er, -ste, adj. et adv. 1) Was durch Mittel, d. i. durch gebrauchte wirkende Ursachen, ist oder geschiehet, die wirkende Ursache sey nun eine Person oder Sache; im Gegensatze des unmittelbar. Die mittelbare Hülfe Gottes, zu deren Erweisung sich Gott anderer Personen oder Dinge als wirkender Ursachen bedienet. 2) In weiterer Bedeutung. Mittelbare Reichsstände, welche höhern Reichsständen unterworfen sind, im Gegensatze der unmittelbaren, welche niemanden als dem Kaiser und Reiche unterworfen sind. Das folgt nur mittelbar daraus, durch Hülfe anderer daraus hergeleiteten Schlüsse. Der mittelbare Verstand einer Rede, welcher nicht so wohl durch die Worte, wie der unmittelbare Verstand, als vielmehr durch die mit den Worten bezeichneten Sachen hervor gebracht wird, und auch der figürliche, der geheime Verstand heißt.


Mittelbarkeit (W3) [Adelung]


Die Mittelbarkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie mittelbar ist, in beyden Bedeutungen dieses Wortes.


Mittelbaum (W3) [Adelung]


Der Mittelbaum, des -es, plur. die -bäume. 1) Ein Baum von mittlerer Größe. Im Forstwesen stehet der Mittelbaum zwischen einem angehenden Baume und zwischen einem Hauptbaume in der Mitte. 2) Ein in der Mitte befindlicher Baum.


Mittelbein (W3) [Adelung]


Das Mittelbein, des -es, plur. die -e, ein zwischen zwey andern in der Mitte befindliches Bein. So wird bey den Bienen das zweyte Paar Beine die Mittelbeine genannt.


Mittelberge (W3) [Adelung]


Die Mittelberge, sing. inus. im Bergbaue, in der Mitte zwischen zwey andern liegende Berge, d. i. Erd- oder Steinarten. In dem Hohensteinischen Flötzgebirge sind die Mittelberge ein schwarzer, gemeiniglich thoniger und am Gehalte armer Schiefer, welcher zwischen der Kammschale und dem Dache liegt.


Mittelbier (W3) [Adelung]


Das Mittelbier, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, ein Bier von mittlerer Güte und Stärke, welches stärker als Kofent, und schwächer als starkes Bier ist.


Mittelbruch (W3) [Adelung]


Der Mittelbruch, des -es, plur. die -brüche, bey den Schlössern, ein tiefer Einschnitt in die Mitte des Schlüsselblattes oder Bartes eines Französischen Schlosses; ingleichen derjenige Theil des Eingerichtes, um welchen sich dieser Mittelbruch drehet. Bey den Schlössern lautet der Plural gemeiniglich Mittelbruche.


Mitteldeich (W3) [Adelung]


Der Mitteldeich, des -es, plur. die -e, in den Niederdeutschen Marschländern, Deiche, welche zwischen den See- und Haffdeichen in der Mitte liegen.


Mittelding (W3) [Adelung]


Das Mittelding, des -es, plur. die -e, ein Ding, welches zwischen zwey andern in der Mitte ist. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, ein Ding, welches weder gebothen noch verbothen, folglich erlaubt, oder gleichgültig ist, und erst durch die Umstände entweder gut oder böse wird; - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .


Mittelendzweck,Mittelzweck (W3) [Adelung]


Der Mittelendzweck, oder Mittelzweck, des -es, plur. die -e, ein Endzweck oder Zweck, welcher sich gegen den letzten und höchsten Zweck als ein Mittel verhält; der Zwischenendzweck, Zwischenzweck.


Mittelenke (W3) [Adelung]


Der Mittelenke, des -n, plur. die -n, S. Enke.


Mittelfarbe (W3) [Adelung]


Die Mittelfarbe, plur. die -n, eine Farbe, welche zwischen zwey Hauptfarben in der Mitte ist. In der Mahlerey sind in einer etwas andern Bedeutung Mittelfarben solche Farben, welche aus dem Übergange zweyer Farben in einander entstehen, und auch halbe Farben, Halbfarben und mit einem Italiänischen Kunstworte Mezzetinte, oder nur Tinten schlechtweg genannt werden. In Rücksicht auf die Farben, durch deren Mischung sie entstehen, heißen sie auch gebrochene Farben.


Mittelfeder (W3) [Adelung]


Die Mittelfeder, plur. -n, in der Haushaltung, Federn von mittleren Größe und Stärke, welche das Mittel zwischen den Schleißfedern und Flaumfeder halten. Auch wohl eine in der Mitte zwischen zwey andern befindliche Feder.


Mittelfell (W3) [Adelung]


Das Mittelfell, des -es, plur. die -e, in der Zergliederungskunst, ein doppeltes Häutchen im Oberleibe, welches die Brusthöhle und die Lunge der Länge nach in zwey gleiche Theile theilet, und nicht mit dem Zwerchfelle verwechselt werden muß; Mediastinum, Engl. Midriff.


Mittelfinger (W3) [Adelung]


Der Mittelfinger, des -s, plur. ut nom. sing. der mittelste Finger an der Hand, welcher zugleich der längste ist, daher er im Nieders. Langeley heißt.


Mittelfrey (W3) [Adelung]


Mittelfrey, adj. et adv. welches nur in dem Deutschen Staatsrechte üblich ist, für mittelbar frey. Die Mittelfreyen, solche Adelige, welche zwischen dem hohen und niedern Adel in der Mitte standen, und höherer Reichsstände Vasallen waren; im Gegensatze der Reichsfreyen.


Mittelfries (W3) [Adelung]


Der Mittelfries, des -es, plur. die -e, ein Fries, d. i. Verstäbung an den Kanonen, welcher sich in der Mitte zwischen dem Hinterfriese und Bodenfriese befindet.


Mittelfurche (W3) [Adelung]


Die Mittelfurche, plur. die -n, in dem Feldbaue, eine Furche mitten in einem Stücke; zum Unterschiede von den Wechselfurchen.


Mittelfuß (W3) [Adelung]


Der Mittelfuß, des -es, plur. die -füße, ein zwischen mehrern in der Mitte befindlicher Fuß. Ingleichen der mittlere Theil des menschlichen Fußes im engsten Verstande, welcher aus den fünf Beinen bestehet, welche die Zehen tragen; Metatarsus.


Mittelgalopp (W3) [Adelung]


Der Mittelgalopp, des -es, plur. inus. in der Reitkunst, ein aus dem Trabe und Galoppe zusammen gesetzter Gang des Pferdes, wobey das Pferd mit den Vorderfüßen trabt, und mit den Hinterfüßen galoppirt.


Mittelgang (W3) [Adelung]


Der Mittelgang, des -es, plur. die -gänge, ein zwischen andern in der Mitte befindlicher Gang, 1 Kön. 6, 8.


Mittelgattung (W3) [Adelung]


Die Mittelgattung, plur. die -en, eine zwischen zwey andern in der Mitte befindliche Gattung, welche von beyden einige wesentliche Theile an sich hat, aber in andern wesentlichen Theilen auch von beyden verschieden ist. Die Mittelgattung der Zeitwörter, in der Sprachkunst, diejenige Gattung der Zeitwörter, welche zwischen den thätigen und leidenden in der Mitte stehet; Genus Neutrum. Ingleichen die mittlere Gattung, der Größe, Güte und andern Beschaffenheit nach; Nieders. Middelslag.


Mittelgebirge (W3) [Adelung]


Das Mittelgebirge, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, dasjenige Gebirge, oder derjenige Theil eines Gebirges, welcher zwischen dem Vorgebirge und hohen Gebirge lieget, und zum Bergbaue am bequemsten ist.


Mittelgedackt (W3) [Adelung]


Mittelgedackt, adj. et adv. im Orgelbaue, S. Gedackt.


Mittelgeige (W3) [Adelung]


Die Mittelgeige, plur. die -n, eine Geige, welche zwischen der gewöhnlichen Geige oder Violine, und der tiefen Geige, oder dem Violon, in der Mitte steht, und am gewöhnlichsten mit dem Italiänischen Nahmen Violoncello genannt wird.


Mittelgurt (W3) [Adelung]


Der Mittelgurt, des -es, plur. die -e, eine Art Sattelgurte, welche in der Mitte des Sattels angebracht wird; zum Unterschiede von dem Obergurte und Kreuzgurte.


Mittelhaar (W3) [Adelung]


Das Mittelhaar, des -es, plur. inus. oder die Mittelhaare, sing. inus. ein bey den Perrückenmachern übliches Collectivum, diejenigen Haare einer Perrücke zu bezeichnen, welche von der Decke bis zum Hinterkopfe hinab gehen, und kürzer als die Haare der Decke sind.


Mittelhand (W3) [Adelung]


Die Mittelhand, plur. die -hände, der mittlere Theil der Hand, zwischen den Fingern und der Handwurzel; Metacarpus.


Mittelhecht (W3) [Adelung]


Der Mittelhecht, des -es, plur. die -e, in den Küchen, ein Hecht von mittlerer Größe, welcher auch ein Schüsselhecht genannt wird.


Mittelholz (W3) [Adelung]


Das Mittelholz, des -es, plur. die -hölzer, im Forstwesen, ein Holz, d. i. Gehölz, oder Sammlung mehrerer Bäume, welche noch im besten Wuchse stehen, ein aus Mittelbäumen bestehendes Gehölz. Auch das Holz der Mittelbäume, oder die Mittelbäume in Ansehung ihres Holzes; wo der Plural nur von mehrern Arten gebraucht werden kann. Das Mittelholz stehet in diesem Gehölze vortrefflich.


Mittelhorn (W3) [Adelung]


Das Mittelhorn, des -es, plur. die -hörner, ein Jagdhorn von mittlerer Größe, welches zwischen dem Rüdenhorne und Hiefhorne in der Mitte stehet.


Mitteljagd (W3) [Adelung]


Die Mitteljagd, plur. inus. eine in einigen Gegenden übliche Art der Jagd, oder Jagdgerechtigkeit, welche das Mittel zwischen der hohen und niedern Jagd hält, und alsdann die Schweine, das Rehwildbret, Birkwildbret und die Haselhühner begreift.


Mittelknecht (W3) [Adelung]


Der Mittelknecht, des -es, plur. die -e, ein Knecht, welcher zwischen dem Groß- und Kleinknechte in der Mitte stehet. Auch in den Schäfereyen gibt es solche Mittelknechte, welche alsdann die Mutterschafe zu hüthen haben.


Mittelkreis (W3) [Adelung]


Der Mittelkreis, des -es, plur. die -e, ein wenig gebräuchliches Wort, welches von einigen versucht worden, den Äquator der Erdbeschreiber auszudrucken, dafür andere Mittellinie gebraucht haben. S. Linie.


Mittelleinwand (W3) [Adelung]


Die Mittelleinwand, plur. inus. in der Landwirthschaft, eine Art Leinwand, welche zwischen der ganz häufenen und ganz flächsenen das Mittel hält, und aus dem kurzen Werke verfertiget wird, daher sie auch Werkleinwand heißt.


Mittellerche (W3) [Adelung]


Die Mittellerche, plur. die -n, eine Art Lerchen von mittlerer Größe, welche auch Heidelerchen, Wieselerchen, Brachlerchen und Waldlerchen genannt werden; Alauda sylvestris Klein.


Mittellinie (W3) [Adelung]


Die Mittellinie, plur. die -n, S. Mittelkreis.


Mittelmagd (W3) [Adelung]


Die Mittelmagd, plur. die -mägde, in der Landwirthschaft auf großen Gütern, eine Viehmagd, welche zwischen der großen und kleinen Magd in der Mitte stehet.


Mittelmann (W3) [Adelung]


Der Mittelmann, des -es, plur. die -männer, im gemeinen Leben mancher Gegenden, ein Mann von mittlerm Stande und mittlerm Vermögen.


Mittelmaß (W3) [Adelung]


Das Mittelmaß, des -es, plur. die -e, ein Maß, welches zwischen einem größern und kleinern in der Mitte stehet.


Mittelmäßig (W3) [Adelung]


Mittelmäßig, adj. et adv. eigentlich, ein mittleres Maß habend, weder groß noch klein, weder viel noch wenig, so wohl von der körperlichen Größe und Menge, als auch von allen Arten der Beschaffenheit und Intension. Mittelmäßig groß, reich, gelehrt u. s. f. Der Weg ist mittelmäßig gut. Unschuld ohne Verstand ist ein sehr mittelmäßiger Schatz. Ein mittelmäßiger Verstand. Dieses Wort zeiget nur überhaupt etwas an, was weder groß noch klein, weder viel noch wenig, weder gut noch böse u. s. f. genannt zu werden verdient, dagegen sich das Beywort mittler näher und bestimmter auf die zwey Extrema beziehet, zwischen welchen das Ding von mittlerer Beschaffenheit in der Mitte stehet. Mittelmäßig leidet eigentlich keine Comparation, wenn es aber zuweilen mit dem hervorstechenden Nebenbegriffe der geringen Beschaffenheit gebraucht wird, da ist es derselben gar wohl fähig, besonders aber des Superlativs. Der mittelmäßigste Verstand. Nieders. middelfarig, midfarig, Schwed. medelmattig.


Mittelmäßigkeit (W3) [Adelung]


Die Mittelmäßigkeit, plur. car. der Zustand, da ein Ding mittelmäßig ist.


Mittelmast (W3) [Adelung]


Der Mittelmast, des -es, plur. die -e, auf den dreymastigen Schiffen, der mittelste Mast, welcher, weil er zugleich der stärkste und höchste ist, auch der große Mast genannt wird.


Mittelmehl (W3) [Adelung]


Das Mittelmehl, des -es, plur. inus. bey den Bäckern und Müllern, ein Mehl, welches aus der Spitzkleye, und von dem zum dritten Mahle durch die Mühle gegangenen Griese erhalten wird, und auch Aftermehl und Pollmehl heißt. Es hält das Mittel zwischen dem gröbern Schrotmehle und feinerm Griesmehle.


Mitteln (W3) [Adelung]


Mitteln, verb. reg. act. von dem Hauptworte Mittel, welches aber nur in den Zusammensetzungen ausmitteln, ausfündig machen, bemittelt, mit Mitteln, d. i. zeitlichem Vermögen, versehen, und vermitteln üblich ist, S. diese Wörter.


Mittelpunct (W3) [Adelung]


Der Mittelpunct, des -es, plur. die -e, der mittelste Punct eines Körpers oder eines jeden Dinges, derjenige Punct oder Ort, durch welchen eine Größe in zwey gleiche Theile getheilet wird; Centrum. Der Mittelpunct der Größe, durch welchen ein Körper in zwey gleich große Theile getheilet wird. Der Mittelpunct der Schwere, durch welchen er in zwey gleich schwere Theile getheilet wird; der Schwerpunct. Der Mittelpunct der Bewegung, in der Mechanik, derjenige Punct, in welchem man sich die sämmtliche Bewegung als vereinigt vorstellet. Figürlich, auch dasjenige, wo sich mehrere Dinge einer Art vereinigen. Paris ist von je her für den Mittelpunct des guten Geschmackes gehalten worden. Du lebst hier im Mittelpuncte der Geschäfte. Sein (des Zärtlings) eigenes Selbst ist der große Mittelpunct der Schöpfung, für ihn ist alles, zu seinem Vergnügen müssen alle Geschöpfe da seyn, Dusch.


Mittelrabe (W3) [Adelung]


Der Mittelrabe, des -n, plur. die -n, S. Krähe.


Mittelrad (W3) [Adelung]


Das Mittelrad, des -es, plur. die -räder, das mittelste Rad unter drey oder mehrern. In den Uhren ist es ein Rad mit sechzig Zähnen, welches das Steigerad in Bewegung setzet.


Mittelrast (W3) [Adelung]


Die Mittelrast, plur. die -en, die mittelste Rast oder Ruhe an dem Schlosse eines Feuergewehres; zum Unterschiede von der Vorderrast und Hinterrast.


Mittelreif (W3) [Adelung]


Der Mittelreif, des -es, plur. die -e, der mittelste Reif unter drey oder mehrern. An den Kanonen ist es ein Reif, oder Stab mit zwey Blättchen, womit das Stück unten bey dem Zündloche verzieret wird.


Mittelriegel (W3) [Adelung]


Der Mittelriegel, des -s, plur. ut nom. sing. ein in der Mitte befindlicher Riegel. An den Laffeten sind es Zimmerstücke, welche die Laffete in der Mitte zusammen halten.


Mittelring (W3) [Adelung]


Der Mittelring, des -es, plur. die -e, der mittelste Ring unter drey oder mehrern; z. B. auf der Nabe eines Rades, der Ring neben dem Bocke.


Mittelrücken (W3) [Adelung]


Der Mittelrücken, des -s, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, der mittelste erhabene Theil eines Ackerbeetes.


Mittelsalz (W3) [Adelung]


Das Mittelsalz, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, in der Chymie und Naturgeschichte, eine Art des Salzes, welches aus der Verbindung des sauern und laugenartigen Salzes entstehet, und wohin das gemeine Kochsalz, das Steinsalz, das Kreidensalz, das Bittersalz, und der Salmiak gehören.


Mittelschild (W3) [Adelung]


Der Mittelschild, des -es, plur. die -e, in der Wapenkunst, ein in der Mitte eines größern liegender kleinerer Schild.


Mittelschlag (W3) [Adelung]


Der Mittelschlag, des -es, plur. inus. die mittlere Art oder Gattung. Ein Pferd vom Mittelschlage, welches weder zu groß noch zu klein ist. Ingleichen ein Ding von dieser mittlern Beschaffenheit. Wer in großen Städten nicht unbekannt sterben will, muß entweder ein sehr großer, oder ein sehr kleiner Mann seyn; Mittelschlag wird gar nicht geachtet. S. Schlag.


Mittelschlamm (W3) [Adelung]


Der Mittelschlamm, des -es, plur. inus. im Hüttenbaue, ein Schlamm von mittlerer Beschaffenheit, welcher zwischen dem Haupt- oder Röschschlamme und dem Sumpfschlamme in der Mitte ist. Daher der Mittelschlammherd, von welchem der Mittelschlamm erhalten wird, und welcher eine Neigung von 10 Graden hat. S. Schlamm.


Mittelschlich (W3) [Adelung]


Der Mittelschlich, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eben daselbst, ein Schlich von mittlerer Beschaffenheit.


Mittelschnepfe (W3) [Adelung]


Die Mittelschnepfe, plur. die -n, eine Art Schnepfen von mittlerer Größe, welche sich gern an sumpfigen Ortern aufhält, und kleiner als die Waldschnepfe ist.


Mittelschrot (W3) [Adelung]


Das Mittelschrot, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, bey den Jägern, Schrot von mittlerer Größe, dergleichen das Hafenschrot und Hühnerschrot ist.


Mittelsmann (W3) [Adelung]


Der Mittelsmann, des -es, plur. die -männer, und -leute, S. das folgende.


Mittelsperson (W3) [Adelung]


Die Mittelsperson, plur. die -en. 1) Eine Person, so fern sie ein Mittel ist, dessen sich eine höhere wirkende Ursache zu Erreichung einer Absicht bedienet. 2) Eine Person, welche eine Sache vermittelt, zwey streitige Parteyen vereiniget; ein Mittler, Vermittler, im gemeinen Leben ein Schiedsmann, Mittelsmann, welches auch von Personen weiblichen Geschlechtes gebraucht wird; im mittlern Lat. Mediator, Medius.


Mittelst (W3) [Adelung]


Mittelst, adv. welches nur noch hin und wieder im gemeinen Leben für das gebräuchlichere vermittelst üblich ist, für durch das Mittel, durch Hülfe, mit Hülfe. Mittelst einer Leiter auf das Dach steigen. Mittelst göttlicher Hülfe. ( S. Vermittelst.) In immittelst bedeutet es indessen, S. dieses Wort. Mittelst scheinet für mittels zu stehen.


Mittelste (W3) [Adelung]


Mittelste, adj. welches in der adverbischen Form nicht üblich ist. S. das Beywort Mittel.


Mittelstand (W3) [Adelung]


Der Mittelstand, des -es, plur. inus. der mittlere Zustand einer Person, besonders in Ansehung des Vermögens und des bürgerlichen Ranges, derjenige Stand, welcher zwischen reich und arm, zwischen vornehm und geringe in der Mitte ist.


Mittelsteg (W3) [Adelung]


Der Mittelsteg, des -es, plur. die -e, der mittelste Steg. Bey den Buchdruckern ist es der breiteste Steg in den meisten Formaten, in der Mitte der Form der Länge nach.


Mittelstein (W3) [Adelung]


Der Mittelstein, des -es, plur. inus. im Hüttenbaue, der rohe noch Ein Mahl durchgestochene und geschmelzte Stein, welcher bey Schmelzung der Kupfererze erhalten, und nachmahls im Rösten wiederum fünf Mahl zugebrannt wird.


Mittelstimme (W3) [Adelung]


Die Mittelstimme, plur. die -n, in der Musik, die zwischen dem Discante und dem Basse befindlichen Stimmen, dergleichen der Alt und Tenor sind, von welchen jener die hohe und dieser die tiefe Mittelstimme genannt wird.


Mittelstraße (W3) [Adelung]


Die Mittelstraße, plur. die -n, eigentlich die mittelste Straße unter dreyen, in welcher Bedeutung es aber nicht so üblich ist, als in der figürlichen, das Mittel zwischen zwey äußersten Graden zu bezeichnen; der Mittelweg, welches doch nicht so gebräuchlich ist. Der kluge Mann hält die Mittelstraße zwischen einem Verschwender und Knauser. Auf der Mittelstraße bleiben. Die Mittelstraße verlassen, sich von derselben entfernen.


Mittelstrich (W3) [Adelung]


Der Mittelstrich, des -es, plur. die -e, ein von einigen Sprachlehrern empfohlnes Wort, das Signum Conjunctionis, d. i. denjenigen Strich zu benennen, vermittelst dessen zwey zusammen gesetzte Wörter mit einander verbunden werden, z. B. Hof-Marschall, oder Hof-Marschall.


Mitteltiefe (W3) [Adelung]


Die Mitteltiefe, plur. von mehrern Arten, die -n, die mittelste Tiefe, die Tiefe in der Mitte eines Dinges. Die Mitteltiefe eines Fasses, welche auch die Spundtiefe genannt wird. Ingleichen die mittlere Tiefe, welche zwischen einer großen und geringern Tiefe in der Mitte ist.


Mitteltinte (W3) [Adelung]


Die Mitteltinte, plur. die -n, bey den Mahlern, ein für Mittelfarbe übliches Wort, S. dasselbe.


Mitteltreffen (W3) [Adelung]


Das Mitteltreffen, des -s, plur. ut nom. sing. bey einem in Schlachtordnung gestellten Kriegsheere, der mittelste Theil des Hauptheeres, welcher sich zwischen den beyden Flügeln in der Mitte befindet. Ingleichen, der zwischen dem Vordertreffen und Hintertreffen befindliche Theil eines Heeres, welcher gleichfalls den vornehmsten Theil desselben ausmacht. Bey einigen Oberdeutschen Schriftstellern, der Mittelhaufe, Schlachthaufe.


Mitteltuch (W3) [Adelung]


Das Mitteltuch, des -es, plur. die -tücher, Tuch, oder ein Tuch von mittlerer Güte, Beschaffenheit oder Größe. Im Jagdwesen halten die Mitteltücher, deren es wieder hohe und schmale gibt, die Mitte zwischen den hohen Tüchern und zwischen den Lauftüchern, da sie denn collective auch der Mittelzeug genannt werden.


Mittelursache (W3) [Adelung]


Die Mittelursache, plur. die -n. 1) Eine wirkende Ursache, so fern sie von einer höhern zu Erreichung einer Absicht gebraucht wird; das Mittel, und wenn es eine Person ist, die Mittelsperson. 2) Eine Ursache oder Bewegungsgrund, welche sich zu der höchsten Ursache als ein Mittel verhält.


Mittelwall (W3) [Adelung]


Der Mittelwall, des -es, plur. die -wälle, im Festungsbaue, derjenige Theil eines Walles, welcher zwey Bollwerke mit einander verbindet, der zwischen zwey Bollwerken befindliche Wall; der Zwischenwall, und mit einem Französischen Kunstworte, die Courtine.


Mittelwand (W3) [Adelung]


Die Mittelwand, plur. die -wände, die zwischen den Außenwänden eines Gebäudes befindlichen Wände.


Mittelweg (W3) [Adelung]


Der Mittelweg, des -es, plur. die -e, S. Mittelstraße.


Mittelwegerich (W3) [Adelung]


Der Mittelwegerich, des -es, plur. inus. eine Art des Wegeriches von mittlerer Größe; Plantago media L.


Mittelwerrig (W3) [Adelung]


Das Mittelwerrig, des -es, plur. inus. verderbt Mittelwerk, im Flachsbaue, dasjenige Werrig, welches die zweyte Hechel gibt, und welches eigentlich Heede ist.


Mittelwind (W3) [Adelung]


Der Mittelwind, des -es, plur. die -e, ein zwischen zwey Hauptwinden befindlicher Wind, der Zwischenwind, dergleichen Nordost, Nordwest, Südost und Südwest sind; zum Unterschiede von den Haupt- und Nebenwinden.


Mittelwort (W3) [Adelung]


Das Mittelwort, des -es, plur. die -wörter. 1) In der Sprachkunst, eine Art Wörter, welche zwischen den Zeitwörtern und zwischen den Nennwörtern das Mittel halten, von mittlerer Beschaffenheit sind, Beywörter, welche die Nebenbedeutung der Zeit haben, und von Zeitwörtern herkommen; Lat. Participium. Ruodepert, ein Oberdeutscher des 9ten Jahrhundertes, übersetzte das Lat. Participium sehr buchstäblich durch Teilnemunga. 2) Zuweilen auch ein Wort, welches der Intension, der Bedeutung, der Würde nach u. s. f. zwischen zwey andern das Mittel hält. So kann man sagen, ermahnen ist ein Mittelwort zwischen bitten und befehlen. 3) In der Moral, ein Wort, so fern es eine gleichgültige Sache bezeichnet, eine Sache, welche an sich weder gut noch böse ist; Vocabulum - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .


Mittelzahn (W3) [Adelung]


Der Mittelzahn, des -es, plur. die -zähne, bey den Füllen, diejenige Zähne, welche sie im 3 1/2 Jahre anstatt der Vorschieber bekommen. Auch die zwischen den Zangen, oder zwey vordern Zähnen, und zwischen den Eckzähnen der erwachsenen Pferde in der Mitte befindlichen Zähne werden Mittelzähne genannt.


Mittelzeichen (W3) [Adelung]


Das Mittelzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Jägern, dasjenige Zeichen einer Hirschfährte, welches einem Tritte gleicht, und entstehet, wenn der Hirsch mit dem hintern Fuße in den vordern eintritt, doch so, daß der Tritt nicht genau eintrifft.


Mittelzent (W3) [Adelung]


Die Mittelzent, plur. inus. in einigen Oberdeutschen Gegenden, eine Art der Zent oder Gerichtbarkeit, welche das Mittel zwischen der Ober- und Niederzent hält, und auch die Fraißzent genannt wird. S. Fraiß und Zent.


Mittelzeug (W3) [Adelung]


Der Mittelzeug, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, Zeug von mittlerer Beschaffenheit. Im Jagdwesen werden auch die Mitteltücher der Mittelzeug genannt.


Mittelzweck (W3) [Adelung]


Der Mittelzweck, des -es, plur. die -e, siehe Mittelendzweck.


Mitten (W3) [Adelung]


Mitten, ein Nebenwort des Ortes, in der Mitte, welches alle Mahl ein Vorwort nach sich erfordert. Mitten in der Stadt wohnen. Mitten durch den Fluß gehen. Etwas mitten entzwey brechen, es mitten durch schneiden. Mitten unter dem großen Haufen seyn. Mitten von einander theilen. Mitten am Himmel stand die Sonne, Jos. 10, 13. Ich sterbe mitten unter den Edlen, welche ihr Blut für die Wohlfahrt ihrer Mitbürger vergossen haben, Sonnenf. Edle Seelen entdecken einander mitten in dem Gedränge der Welt, Gell. Ohne Vorwort nach sich ist es in der anständigen Schreibart der Hochdeutschen veraltet; wo die Enden mitten zusammen stoßen, besser in der Mitte. Auch für das gemeine mitten inne sagt man lieber in der Mitte. Ehedem sagte man auch in mitten für mitten unter, bey dem Ottfried in mithen, welches im Hochdeutschen gleichfalls veraltet ist. In mitten solcher Last ist dennoch sein Ergetzen, Opitz. - In mitten Furcht und Schämen, ebend. Dieses Vorwort lautet schon im Isidor mittem.


Mitternacht (W3) [Adelung]


Die Mitternacht, plur. die -nächte. 1) Der mittelste Theil der Nacht, die Stunde von zwölf bis eins in der Nacht. Um Mitternacht. Es ist Mitternacht oder um Mitternacht. Vor Mitternacht. Nach Mitternacht. Wie oft hab ich nach dir mit bangem Sehnen Die Mitternacht verseufzt! Weiße. 2) Diejenige Himmelsgegend, welche Mittag gegen über liegt und Abend zur Rechten, Morgen aber zur Linken hat, derjenige Punct des Horizontes, wo er von dem halben Mittagszirkel durchschnitten wird, worein die Sonne um die Mitternacht kommt, ohne Plural; Nord. Der Wind kommt aus Mitternacht. Gegen Mitternacht wohnen, liegen, reisen.

Anm. Bey dem Kero mittilodi Naht, bey spätern Oberdeutschen Schriftstellern mitte Nacht, Mitnacht, und noch jetzt in der Schweiz Mitnacht, im Nieders. Midnagt, im Dän. Midnat, im Engl. Midnight. Unser Mitternacht scheint vermittelst der gewöhnlichen Verwechselung des l und r aus Mittelnacht entstanden zu seyn.


Mitternächtig (W3) [Adelung]


Mitternächtig, adj. et adv. 1) Was um Mitternacht ist oder geschiehet. Der mitternächtige Schlummer. 2) Gegen Mitternacht liegend, wo auch die Comparation Statt findet, -er, -ste. Die mitternächtigen Länder. In dieser Bedeutung ist dafür auch mitternächtlich üblich, so wie man auch nördlich, mittäglich, östlich u. s. f. sagt. Aber mitternächtisch, die mitternächtische See, Opitz, ist im Hochdeutschen veraltet.


Mitternachtsstunde (W3) [Adelung]


Die Mitternachtsstunde, die -n, die Stunde der Mitternacht, die Stunde von zwölf bis eins in der Nacht.


Mitternachtsuhr (W3) [Adelung]


Die Mitternachtsuhr, plur. die -en, in der Sonnenuhrkunst, eine Sonnenuhr, welche auf einer gegen Mitternacht gelegenen Fläche angebracht wird.


Mitternachtswind (W3) [Adelung]


Der Mitternachtswind, des -es, plur. die -e, ein Wind, welcher aus Mitternacht kommt; wofür doch Nordwind üblicher ist.


Mitternachtszeit (W3) [Adelung]


Die Mitternachtszeit, plur. inus. die Zeit der Mitternacht, oder um Mitternacht.


Mittfasten (W3) [Adelung]


Die Mittfasten, sing. inus. eine im Hochdeutschen selten gewordene Benennung der Mitte der Fasten. Der Sonntag nach Mittfasten, der Sonntag Lätare. Nieders. Midfasten, wo man auf ähnliche Art auch Midsommer, Middensommer und Middewinter sagt, für die Mitte des Sommers, die Zeit um den Johannis-Tag, und die Mitte des Winters, die Zeit um Weihnachten, Engl. Midsummer.


Mittheilen (W3) [Adelung]


Mittheilen, verb. reg. act. Theil an etwas nehmen lassen, einen Theil seines Eigenthumes einem anderm übertragen, demselben eigen machen, am häufigsten von Dingen, welche man andern ohne Lohn oder Vergeltung eigen macht. Einem Armen eine Gabe mittheilen. Jemanden einen guten Rath mittheilen. Die Sonne theilet ihr Licht allen Wesen mit. Der dem Hungerigen sein Brot mittheilet, Ezech. 18, 7. Du hast mir deine Traurigkeit mitgetheilet. Wo das Herz bescheiden ist, da theilet es unsern äußerlichen Handlungen den der Bescheidenheit eigenen Liebreitz unbemerkt in allen Fällen mit, Gell. Durch den Umgang theilen die Gemüther einander ihre Gedanken mit. Daher die Mittheilung. Bey den Schwäbischen Dichtern mitte teilen. Teilent mir die minne mitte, Walther von Klingen.


Mittle (W3) [Adelung]


Das Mittle, des -s, plur. ut nom. sing. ein in einigen Oberdeutschen Gegenden, z. B. in Ulm, übliches Getreidemaß, welches daselbst der vierte Theil eines Immi ist, und 6 Metzen oder 24 Viertel hält. Es ist ohne Zweifel ein Geschlechtsverwandter von Metze, Muth, ein Maß, und andern dieser Art, oder vielleicht das Oberdeutsche Diminutivum von Muth, in welchem Falle es Müthle geschrieben werden müßte, für Müthlein.


Mittler (W3) [Adelung]


Mittler, adj. welches in der adverbischen Gestalt nicht üblich ist. Es bedeutet, 1. eigentlich, was zwischen zwey Dingen dem Orte und der Zeit nach in der Mitte ist, wofür man in der vertraulichen Sprechart auch mittelste sagt. Der mittlere Ring, der mittelste. Daß man aus den untern Gängen in die mittlere und aus den mittlern in die obersten ging, Ezech. 41, 7. Der Raum auf den untern und mittlern Kammern, Kap. 42, 5. Der mittlere Finger. Der mittlere Sohn. 2. Figürlich. 1) Was zwischen zwey Extremen, zwischen zwey einander entgegen gesetzten Dingen, oder auch nur zwischen zwey Dingen verschiedener Art das Mittel hält. Er ist von mittlerer Größe, weder zu groß, noch zu klein. Ein Mann von mittlerm Alter, von männlichem Alter, weder zu alt noch zu jung. Ein Bier von mittlerer Stärke. Die mittlere Gattung der Zeitwörter, Verba Neutra, welche zwischen den Activis und Passivis in der Mitte stehen. Die mittlere Bewegung, in der Astronomie, diejenige Bewegung eines Planeten, vermöge welcher er in gleicher Zeit gleiche Stücke von seiner Bahn beschreibt. 2) Mittler Weile, mittler Zeit, indessen; beyde nur im gemeinen Leben, wo sie auch gemeiniglich zusammen gezogen werden, mittlerweile, mittlerzeit. Mittlerweile hoffe ich sie heute zu sehen.

Anm. Die meisten Sprachlehrer halten dieses Wort für den Comparativ von dem Superlativ mittelste, dessen Positiv mittel veraltet ist, so daß mittler für mitteler stehet. ( S. Mittel das Beywort.) Allein, da hier keine eigentlich steigende Bedeutung vorhanden ist, so kann es auch ein eigenes Beywort seyn, welches aus Mittel und der Ableitungssylbe -er zusammen gesetzet ist, und etwas bedeutet, welches sich mitten unter, oder zwischen zweyen andern befindet.


Mittler (W3) [Adelung]


Der Mittler, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Person, welche sich zwischen zwey streitige Personen in das Mittel schlägt, ihren Streit zu vermitteln, sie zu vergleichen sucht, in der edlen Schreibart; in der vertraulichen Sprechart die Mittelsperson, im gemeinen Leben der Mittelsmann. Fämin. die Mittlerinn. Die Hansa war oft zwischen den mächtigsten Fürsten Mittlerinn. In der Deutschen Bibel und der Theologie wird Christus der Mittler genannt, weil er durch seinen Versöhnungstod Gott mit den Menschen ausgesöhnet hat. Schon in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter, Mittelare, von dem Zeitworte mitteln, vermitteln. 2) Bey einigen Handwerkern ist der Mittler ein Mittelding zwischen einem Gesellen und Lehrlinge, welche bey den Buchdruckern Cornuten heißen.


Mittleramt (W3) [Adelung]


Das Mittleramt, des -es, plur. die -ämter, das Amt eines Mittlers oder Vermittlers; besonders in der Theologie, wo das Mittleramt Christi die Wiederherstellung der Vereinigung mit Gott bedeutet.


Mittlerweile (W3) [Adelung]


Mittlerweile,


Mittlerzeit (W3) [Adelung]


Mittlerzeit, zwey Nebenwörter für indessen, siehe Mittler, das Beywort.


Mittrieb (W3) [Adelung]


Der Mittrieb, des -es, plur. inus. in der Landwirthschaft, das Recht, sein Vieh mit dem andern gemeinschaftlich auf dessen Grund und Boden treiben, d. i. weiden zu lassen; die Koppelweide, Mitweide, Gemeintrift.


Mittwoche (W3) [Adelung]


Die Mittwoche, plur. die -n, der Nahme des vierten oder mittelsten Tages in der Woche, welcher in vielen Gegenden nach einer mißverstandenen Analogie der übrigen Wochentage im männlichen Geschlechte der Mittwoch, des -es, oder gar der Mittwochen, des -s, lautet. Da indessen dieses Wort aus dem weiblichen Woche zusammen gesetzet ist, so ist der Mittwoch in aller Betrachtung unverzeihlich, auch wenn die erste Hälfte der Zusammensetzung das Hauptwort Mitte seyn sollte. Es ist heute Mittwoche. Der krumme Mittwoche, ( S. Grün 2. 5). Auf die Frage wenn? nimmt dieses Wort vermittelst des adverbischen s die Gestalt eines Nebenwortes an, da denn zugleich das weibliche e wegfällt; Mittwochs, an der Mittwoche, so wie man auch sagt Montags, Dinstags u. s. f. Die Niedersachsen hängen dafür eine andere adverbische Endung -en an, Mittwochen, ob sie gleich bey den übrigen Wochentagen das s behalten. Anm. Bey dem Notker Mittauuecho. Es ist auf eben die Art zusammen gesetzt, wie Mittag, Mitternacht, Mittfasten und das Nieders. Mittsommer und Mittwinter. Bey den mehr nördlichen Völkern wird dieser Tag nach dem Gotte Odin, Wo- dan oder Godan genannt; Schwed. Odensdag, Onsdag, Angels. Vodensdag, Engl. Wednesday. Selbst im Osnabrückischen heißt er daher noch Gohnsdag, und im Holländ. Woensdag.


Mitursache (W3) [Adelung]


Die Mitursache, plur. die -n, eine Ursache, welche zugleich neben andern Ursachen der Bewegungsgrund einer Sache ist, und welche so wohl von der Mittelsursache, als von der Nebenursache noch verschieden ist.


Mitwandern (W3) [Adelung]


Mitwandern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert, mit einem andern zugleich, in Gesellschaft wandern. Daher die Mitwanderung.


Mitweinen (W3) [Adelung]


Mitweinen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, mit einem andern gemeinschaftlich weinen.


Mitwirken (W3) [Adelung]


Mitwirken, verb. reg. neutr. 1) Mit dem Hülfsworte haben, mit einem andern gemeinschaftlich wirken, seine Kraft zu wirken, mit der wirkenden Kraft eines andern Dinges vereinigen. Er ließ sich nicht bewegen, zu dieser bösen Handlung mitzuwirken. Ingleichen, zu einem gemeinschaftlichen Zwecke wirken. Alles schien zu seinem Glücke mitzuwirken. 2) Wenn von Gott gesagt wird, daß er in den Geschöpfen mitwirke, so bedeutet es alsdann, die nöthigen Kräfte auf eine fortdauernde Art gewähren. So auch die Mitwirkung. Etwas durch seine Mitwirkung unterstützen. Keine moralische Handlung geschiehet ohne die Mitwirkung des Willens. Sonnenf.


Mitwissen (W3) [Adelung]


Das Mitwissen, des -s, plur. car. von der R. A. mit um etwas wissen, derjenige Zustand, da man gemeinschaftliche Wissenschaft oder Vorbewußt von etwas hat. Ich habe es mit Caji Mitwissen gethan. Das ist ohne mein Mitwissen geschehen. Nieders. Medeweten.


Mitwohner (W3) [Adelung]


Der Mitwohner, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mitwohnerinn, in einigen Städten, ein Nahme der Beysassen oder Schutzverwandten, im Gegensatze der Bürger.


Mitziehen (W3) [Adelung]


Mitziehen, verb. irreg. act. et neutr. ( S. Ziehen,) welches im letztern Falle das Hülfswort seyn erfordert, mit andern gemeinschaftlich in Gesellschaft ziehen.


Mixtur (W3) [Adelung]


Die Mixtur, plur. die -en, aus dem Lat. Mixtura, einen vermischten Körper zu bezeichnen. In den Apotheken ist die Mixtur ein aus magenstärkenden Essenzen zusammen gesetztes Arzeneymittel. In den Orgeln ist die Mixtur eine Orgelstimme von vielen kleinen Pfeifen auf Einem Clavis, welche nur zur Verstärkung unter den Principal-Stimmen mitgespielet wird. Die Mixtur der Kupferstecher ist eine Mischung von Talg und Öhl, womit ein Ort der Platte wider das Scheidewasser gedecket wird.


Mobilien (W3) [Adelung]


Die Mobilien, (viersylbig,) sing. inus. in weiterer Bedeutung alles bewegliche Vermögen, doch mit Ausschluß der Thiere und Fische, des Getreides auf dem Halme, des Obstes auf den Bäumen, des Brau- und Ackergeräthes u. s. f. bewegliches Vermögen, ehedem und noch jetzt zuweilen in den Rechten die Fahrniß, fahrende Habe, ( S. diese Wörter.) In engerer Bedeutung wird aller Hausrath oder alles Hausgeräth unter dem Nahmen der Mobilien verstanden, wofür man auch wohl den Französischen Ausdruck Meublen, Möbeln, (Meubles) zu gebrauchen pflegt. Es ist aus dem Lat. mobile, von welchem man auch im gemeinen Leben das Beywort mobil hat.


Mode (W3) [Adelung]


Die Mode, plur. die -n, die eingeführte Art des Verhaltens im gesellschaftlichen Leben, die Sitte, Gewohnheit; und in en- germ Verstande, die veränderliche Art der Kleidung und der Anordnung alles dessen, was zum Schmucke gehöret, wofür man ehedem auch das Wort Weise gebrauchte. Sich nach der Mode kleiden. Eine Mode mitmachen. Lassen sie sie die gottlosen Moden in Kleidern nicht mitmachen, Gell. Eine neue Mode aufbringen. Es ist die Mode so. Die Mode bringt es so mit sich. Aus der Mode kommen. Das Kleid ist nicht nach der Mode gemacht. Bey der alten Mode bleiben. Wo es zuweilen auch in Gestalt eines Nebenwortes gebraucht wird. Dieser Kopfputz ist nicht mehr mode, d. i. gewöhnlich, üblich. Es wird bald wieder Mode werden.

Anm. Es ist aus dem Franz. Mode entlehnet, welches wiederum von dem Lat. Modus, die Art und Weise, abstammet. Indessen hat es doch schon das Bürgerrecht im Deutschen gewonnen, zumahl da die meisten Deutschen seit langer Zeit in der Art der Kleidung und des Schmuckes eben so veränderlich sind, als die Franzosen. Man kann mit diesem Worte allerley Zusammensetzungen machen, so wohl Dinge zu bezeichnen, welche Mode sind, Modewörter, Modetracht, Modekleidung, Modezeug u. s. f. als auch Personen, welche sich nach der Mode bequemen, dieselbe zu beobachten und bey andern zu befördern suchen, ein Modeschneider, Modedichter, Modeprediger u. s. f. S. auch Modisch.


Model (W3) [Adelung]


Der Model, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches in den bildenden Künsten, und bey einigen Handwerkern, besonders in einer dreyfachen Bedeutung üblich ist. Es bedeutet nähmlich, 1) Ein Maß; in welchem Verstande es doch nur bey den Säulenordnungen vorkommt, wo man das Maß, nach welchem man alle Glieder und Theile der Ordnungen und ihre Weiten von einander auszumessen pflegt, den Model nennt. 2) Eine Figur, ein Bild; eine Bedeutung, welche besonders bey den Nähterinnen und Webern angetroffen wird. Allerley Model in ein Tuch nähen. Indessen ist das Zeitwort modeln in diesem Verstande üblicher, ( S. dasselbe, ingleichen Modeltuch.) 3) Eine vertiefte Form, einen andern Körper darein zu gießen oder zu drücken, um ihm dadurch die verlangte Gestalt zu geben; eine Gießform, Form oder Patrone. Ein Gießmodel, einen flüssig gemachten Körper darein zu gießen, um ihm eine gewisse verlangte Gestalt zu geben. Der Knopfmodel, Kugelmodel, Blumenmodel u. s. f. Knöpfe, Kugeln, Blumen darein zu gießen. Der Töpfermodel, worein die Töpfer ihre Arbeiten drücken, wenn sie selbige bilden. Etwas in einen andern Model gießen. Im Ital. Modello.

Anm. So sehr dieses Wort auch mit dem Latein. Modulus überein kommt, so ist es doch wahrscheinlicher, daß es mit demselben aus einer gemeinschaftlichen Quelle herkommt, als daß es unmittelbar von demselben abstammen sollte. In der letzten Bedeutung gehöret es zu dem Geschlechte der Wörter Muth, ein Oberdeutsches Maß, Mutter, ein vertiefter Raum, dem Lat. Modius, dem mittlern Lat. Modellus, ein Lägel, Gefäß, und anderer dieser Art. Da die Wörter, welche eine Vertiefung bezeichnen, gemeiniglich auch eine Erhöhung bedeuten, so erhellet daraus zugleich die Verwandtschaft mit dem mittlern Lat. Modulus und Franz. Moule, ein Holzhaufen von bestimmter Größe, dem Deutschen Mandel, "Malter", u. a. m. In der ersten Bedeutung eines Maßes scheinet es zunächst zu messen, Nieders. meten, und dessen Hauptworte Mat, das Maß, zu gehören. In beyden Fällen bedeutet die Ableitungssylbe -el, ein Werkzeug oder Subject. S. auch Modell und Muster.


Modelbret (W3) [Adelung]


Das Modelbret, des -es, plur. die -er, in den Stückgießereyen, ein an einer Seite mit einem eisernen Bleche beschlagenes Bret, worein die Friesen und Stärke des Metalles eingefeilt sind, und welches auch das Formbret genannt wird.


Modelgeer (W3) [Adelung]


* Das Modelgeer, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben einiger Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, ein Nahme des Kreuzkrautes oder der Kreuzwurz, Senecio vulgaris L. welches auch Baldgries, Sperenstich u. s. f. genannt wird.


Modell (W3) [Adelung]


Das Modell, des -es, plur. die -e, in der weitesten Bedeutung, ein jeder Gegenstand, welcher nachgeahmet wird, besonders, welcher in den bildenden Künsten nachgeahmet wird. So ist der nackte Mensch, nach welchem in den Mahlerschulen gemahlet wird, das Modell des Mahlers. In engerer Bedeutung ist es ein nach dem verjüngten Maßstabe verfertigter kleiner Körper, welcher einem größern ähnlich ist, oder wornach ein größerer verfertiget wird. So verfertigen sich die Bildhauer solche Modelle von Wachs, Thon, Gyps u. s. f. ihre größeren Werke darnach auszuarbeiten. Das Modell eines Hauses, einer Mühle, einer Maschine u. s. f. eine körperliche Vorstellung derselben im Kleinen.

Anm. Die im Deutschen sonst ungewöhnliche Verlegung des Tones von der Stammsylbe beweiset, daß dieses Wort zunächst aus dem Franz. Modele, welches wiederum von dem Lat. Modulus abstammet, oder vielmehr mit dem obigen Model Eines Geschlechtes ist, entlehnet worden. Im Engl. lautet dieses Wort "Mould", und da stammet es zunächst von "Model", "Mulde", "Malter" und so ferner ab.


Modelliren (W3) [Adelung]


Modelliren, verb. reg. act. et neutr. aus dem Franz. modeler, ein Modell machen. In Thon, in Wachs modelliren, ein Modell aus Thon, aus Wachs verfertigen. Ingleichen so viel als abformen, Franz. mouler. Eine Bildsäule modelliren.


Modellkunst (W3) [Adelung]


Die Modellkunst, plur. inus. die Kunst Modelle zu machen, und in weiterer Bedeutung, die Kunst andere Körper abzuformen, oder überhaupt, die Kunst zu formen; bey den Alten mit einem Griechischen Kunstworte Plastice.


Modellmacher (W3) [Adelung]


Der Modellmacher, des -s, plur. ut nom. sing. ein Künstler, welcher Modelle macht, d. i. nach dem verjüngten Maßstabe kleinere zusammengesetzte Körper verfertiget, welche größern ähnlich sind. Bestehen dergleichen Modelle aus Tischlerarbeit, so wird der Verfertiger derselben ein Modelltischler genannt, und wenn sie aus hohl gearbeitetem Holze bestehen, ein Modellschneider.


Modeln (W3) [Adelung]


Modeln, verb. reg. act. von dem Hauptworte Model, so fern dasselbe in der zweyten Bedeutung, die Figur und Gestalt eines Dinges überhaupt bedeutet. 1) Mit Figuren versehen, besonders bey den Webern. Gemodeltes Band, im Gegensatze des glatten. Ein gemodelter Zeug, dergleichen z. B. der Damast ist. Zeug, Leinwand modeln. Gemodelte Buchstaben, bey den Schriftgießern, Schönschreibern, mit Figuren versehene Buchstaben. 2) Eine gewisse Gestalt geben. Die Fregatten zur schnellen Fahrt modeln, ihnen eine solche Gestalt geben, welche zu einer schnellen Fahrt bequem ist. 3) In noch weiterer und figürlicher Bedeutung, bilden überhaupt. Die Sucht, uns nach dem Gallier zu modeln. Nun modelt Frankreichs Witz, das ganze Deutsche Reich, Utz. Das Hauptwort die Modelung kommt selten vor. Ehedem bedeutete es auch ein Vorbild. S. Model.


Modelschneider (W3) [Adelung]


Der Modelschneider, des -s, plur. ut nom. sing. ein Künstler, welcher die Model oder Formen zu den Abdrücken oder Abgüssen in Holz schneidet; der Formenschneider.


Modeltuch (W3) [Adelung]


Das Modeltuch, des -es, plur. die -tücher, bey den Nähterinnen, ein Tuch, worein sie Buchstaben, Figuren, Muster u. s. f. nähen, damit ihnen solche in vorkommenden Fällen zum Muster dienen können.


Moder (W3) [Adelung]


Der Moder, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. ein mit Wasser vermengter fester Körper, im verächtlichen Verstande, dergleichen z. B. dicker Schlamm, der Boden- satz flüssiger Körper, mit Wasser vermengte Erde u. s. f. sind. Zu Moder werden, verfaulen. Im Bergbaue wird eine staubige, oft feuchte Materie, welche dem Letten ähnlich ist, Moder genannt. Für Koth auf den Gassen oder Felde nach einem starken Regen, ist es nur in dem gemeinen Mundarten besonders Niedersachsens üblich.

Anm. Im Nieders. Modder, Mudder, Mudde, Made, Mae, im Holländ. Modder, im Engl. Mud, im Dän. Mudder, im Schwed. Modd, Modder, im Finnländ. Muta, im Ital. Mota. Es gehöret zu einem weitläufigen Geschlechte von Wörtern, in welchen der Begriff der Feuchtigkeit, der Weiche, und des Schmutzes der herrschende ist, dergleichen z. B. das Lat. Mador und madidus, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, madeo, unser Moor, Morast, Made, Moth, Muddig, Schmutz, beschmitzen, Muß, u. s. f. das Franz. moite, feucht, naß, das Wallisische mwyth, weich, und mws, faul, und andere mehr sind. Schon in der alten Ägyptischen Sprache war Mot, Mout, Schlamm, Feuchtigkeit. Das Wort Mutter, so fern es von den Hefen des Weines, Essiges oder Öhles gebraucht wird, ist nur eine verderbte Aussprache unsers Moder, S. Mutter.


Modererz (W3) [Adelung]


Das Modererz, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, in einigen Gegenden dasjenige Eisenerz, welches an manchen Orten in einem moderigen, d. i. morastigen und sumpfigen Boden gefunden, und daher auch Sumpferz, Morasterz, Wiesenerz und Moraststeine genannt wird.


Moderhamen (W3) [Adelung]


Der Moderhamen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Hamen, d. i. ein Netz, an einem eisernen Ringe, den Moder, d. i. Schlamm, aus den Gräben, Canälen u. s. f. damit zu ziehen; Nieders. Mudderhamen.


Moderig (W3) [Adelung]


Moderig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Moder enthaltend, aus Moder bestehend. Ein moderiger Boden. Moderiges Wasser. Das Nieders. modderig und Holländ. modderig, wird auch für kothig und schlammig gebraucht, in welchem Verstande aber das Hochdeutsche ungewöhnlich ist. Am häufigsten, 2) dem Moder ähnlich, besonders dem Geschmacke und Geruche nach. Der Fisch schmeckt moderig. Das Wasser riecht moderig. In den gemeinen, besonders Niedersächsischen Mundarten ist das verwandte muddig in ähnlicher Bedeutung üblich. S. dasselbe.


Modern (W3) [Adelung]


Modern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, zu Moder werden, sich in Moder auflösen, von festen Körpern, wenn sie durch die Fäulniß aufgelöset werden. Die Leiche modert schon. S. Vermodern.


Modern (W3) [Adelung]


Modern, -er, -ste, adj. et adv. aus dem mittlern Lat. modernus. Franz. moderne, den neuesten Sitten, dem neuesten Geschmacke, der neuesten Mode gemäß; im Gegensatz des antik oder veraltet.


Moderprahm (W3) [Adelung]


Der Moderprahm, des -es, plur. die -e, oder der Moderprahmen, des -s, plur. ut nom. sing. in den niedrigen Ländern an der See, ein Prahmen, d. i. niedriges flaches Fahrzeug, den Moder oder Schlamm aus den Canälen wegzuführen.


Moderwasser (W3) [Adelung]


Das Moderwasser, des -s, plur. inus. ein mit vieler Erde vermischtes Wasser. In engerer Bedeutung ist es ein solches moderiges Wasser, welches über einem lehmigen Boden stehet; zum Unterschiede von dem Bruchwasser oder Moorwasser, welches über einem Torfboden stehet. Beyde sind Arten des Sumpfwassers.


Modesucht (W3) [Adelung]


Die Modesucht, plur. car. die Sucht, d. i. ungeordnete Begierde, die Mode zu beobachten.


Modisch (W3) [Adelung]


Modisch, -er, -te, adj. et adv. der Mode gemäß; neumodisch. Sich modisch kleiden. Neue modische Stoffe, Zachar. Und spricht verwirrt etwas von einem modschen Kleide, ebend. Ingleichen, die Mode beobachtend, derselben folgend. Ein süßer modischer Herr. Modische Prediger.


Modt (W3) [Adelung]


Der Modt, S. Moth.


Mögen (W3) [Adelung]


Mögen, verb. irreg. neutr. Präs. ich mag, du magst, er mag, wir mögen u. s. f. Conjunct. ich möge; Imperf. ich mochte, (nicht mogte,) Conjunct. möchte; Mittelw. gemocht, (nicht gemogt;) Imperat. welcher doch nur in der Zusammensetzung mit ver üblich ist, möge. Es erfordert das Hülfswort haben und bedeutet so wohl können, als wollen. I. Können. 1. Im weitesten Verstande, so wohl subjective, als objective, Kraft, Macht, Vermögen haben etwas zu thun, möglich seyn, durch keinen Widerspruch, durch keine wesentliche oder zufällige Einschränkung gehindert werden, zu seyn oder zu handeln; bey dem Kero magan, bey dem Ottfried mugun, bey dem Ulphilas magan, im Engl. to may, im Schwed. ma, ehedem maga. Ich gruisse mit gesange die suissen Die ich vermiden niht wil noch enmac, Kaiser Heinrich. Das Land mochts nicht ertragen, 1 Mos. 13, 6. Wir mögen es überwältigen, 4 Mos. 13, 31. Wie mag ein Mensch gerechter seyn, wie Gott? Hiob. 4, 17. Mag auch ein Blinder dem andern den Weg weisen? Luc. 6, 39. Es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen seyn, Matth. 5, 14. In dieser im Hochdeutschen veralteten Bedeutung ist es noch im Oberdeutschen gangbar. Wie magst du dich allein zu einem Todten wagen? Weiter mögen meine schwankende Knie nicht, Geßner. Aus welcher Mundart es auch noch einige Hochdeutsche Kanzelleyen beybehalten haben. Wir mögen euch hiermit gnädigst nicht verhalten. Es hat ihm solches nicht verdacht werden mögen. 2. In einigen engern Bedeutungen. 1) Macht, Gewalt haben; in welchem Verstande doch nur das sonst ungewöhnliche Mittelwort mögend noch in den Titeln der Staaten oder Stände der vereinigten Niederländischen Provinzen üblich ist, welche den Titel mögende Herren bekommen, dagegen die Staaten der Provinz Holland großmögende, die General-Staaten aber hoch mögende Herren genannt werden. 2) Ursache haben etwas zu thun; in der vertraulichen Sprechart. Du magst dich immer in Acht nehmen. Er hätte es immer thun mögen. 3) Erlaubniß haben etwas zu thun, durch den Willen des andern nicht gehindert werden; doch nur in einigen Fällen, besonders des gesellschaftlichen Lebens. Wie sind sie dazu gekommen, daß ich fragen mag? Besonders mit einigem Unwillen. Er mag es immerhin thun. Mag er doch thun, was er will. Immerhin, mag er sie doch heirathen. Mag er doch den Verdacht haben, Weiße. Mögt ihr doch hier machen, was ihr wollt. Da es denn oft in die mit Unwillen verbundene Überlassung oder Dahingebung in einen gewissen Zustand übergehet. Er mag zusehen, wie er mit ihr zurecht kommt. Du magst nun auch versuchen, wie es thut. 4) Seyn, geschehen, oder erfolgen können, von einer möglichen aber doch ungewissen Sache. Ich mag thun was ich will, so ist es nicht recht. Du magst von mir verlangen, was du willst. Alles was du wünschen magst. Ja, ja, sie mag ein ganz gutes Gemüth haben. Wie mag das zugehen? Was mag doch diese Zubereitung bedeuten? Worin auch unsere Pflichten bestehen mögen. Wo mag er so lange bleiben? Was mag es wohl kosten? Ich weiß nicht, was es kosten mag. Wem mögen sie zu Leibe wollen? So aufrichtig auch unser Herz seyn mag, so wird es doch ohne Geschmack und Sitten wenig Anmuth in die Freundschaft bringen, Sonnenf. Wie mag es mit dem Kranken stehen? 5) Besonders, mit dem Nebenbegriffe der Gleichgültigkeit, von Seiten des Redenden. Es mag seyn. Mag doch unser Vermögen an lachende Erben kommen. Es mag dabey bleiben. Sie mögen beyde kommen. Du magst lachen oder weinen. Es mag seyn, wie es will. Die Leute mögen sagen, was sie wollen, er ist doch unschuldig. Du magst mir den Tod drohen, so oft du willst. Mein Vater mag sagen was er will. Es mag kommen, zu was es will. Man mag gleich stumm und fühllos seyn, Man sey nur schön, so nimmt man ein, Gell. d. i. wenn man gleich stumm und fühllos ist. Ich mag kommen, wenn ich will, so hat sie ihre Andacht, ebend. Sie mögen euch nun auch noch so sehr hassen, so werde ich mich doch nie beklagen, ebend. Er hat die Sache angefangen, so hätte er sie auch zu Stande bringen mögen, ebend. 6) Oft bezeichnet es nicht so wohl eine entfernte, als vielmehr eine nahe Möglichkeit, eine mögliche Sache, welche unter gewissen Umständen leicht wirklich werden kann, oder werden können; da es denn im Conjunctivo stehet. Ich fürchte, er möchte kommen. Kommen sie, der Thee möchte kalt werden. Man möchte vor Ärgerniß des Todes seyn, Gell. Er möchte sonst gar nein sagen. Ich möchte mich zu Tode lachen. Ich hätte blutige Thränen weinen mögen. Wir hätten uns mögen bucklich lachen. Sie hätten für (vor) Furcht vergehen mögen, Weish. 17, 9. Denen, welche einen falschen Schluß daraus ziehen möchten, dienet zur Nachricht u. s. f. Still, man möchte dich hören. 7) Eben so oft wird es aber gebraucht, eine Vermuthung, eine wahrscheinliche Möglichkeit anzudeuten. Er mochte etwa zwanzig Jahre alt seyn. Im Grunde mag sie ihn wohl leiden können, Weiße. Sie mögen ihr sehr gefallen, und sie mag es doch verbergen wollen, Gell. Er möchte nun wohl nicht mehr kommen. Wie ich glaube, so mag es mit ihrer großen Frömmigkeit eben nicht so richtig seyn, Gell. Wie ich merke, so mag ihr diese Tugend sehr natürlich seyn, ebend. Sie mag ein gut Gemüth haben, ebend. Nun, nun, sie mag artig genug seyn, Weiße. Ich möchte dieses Weges so bald nicht wieder kommen, Less. Er mag so wenig Laurens Vetter seyn, als diese eine Witwe ist. Ein Esel mochte lüstern seyn, Und wollt auf öffentlichen Gassen Sein lieblich Stimmchen hören lassen, Lichtw. Wo es zuweilen auch ironisch im entgegen gesetzten Verstande gebraucht wird. Und eine Frau ist ohne dem ein Lamm.- Ein Lamm? da magst du Weiber kennen, Less. 8) Ingleichen, den Optativum und Conjunctivum auszudrücken, da es denn die Gestalt eines wahren Hülfswortes hat; welches denn auch die meisten Sprachlehrer bewogen, dieses Zeitwort mit unter die Hülfswörter zu setzen, ob es gleich nur seinem kleinsten Gebrauche nach ein eigentliches Hülfswort ist. Daß ich im Hause des Herren bleiben möge, Ps. 27. Daß wir ein stilles Leben führen mögen, 1 Tim. 2, 2. Er that es bloß, damit ich ihn loben möchte. Er bath mich, ich möchte doch kommen. Ich wünsche, daß du unschuldig seyn mögest. Ich winkte ihm, daß er sich ruhig halten möchte. Wo man sich in der härtern Schreibart des Zeitwortes sollen bedienet. Ich rieth ihm, daß er nicht hingehen sollte. Daher es denn 9) auch das eigentliche Amt dieses Zeitwortes ist, einen Wunsch auszudrucken und zu begleiten, da es denn im Conjunctiv stehet, und zugleich die Verbindung der allgemeinern Bedeutung des Könnens mit der folgenden des Wollens ausmacht. Möchte ich nur sein Kleid anrühren! Matth. 9, 21. O, daß ich ihn umarmen möchte! Möchte er doch kommen! Möchtest du doch glücklich seyn! Möcht ich, ihr Götter, möcht ich meinen Dank euch würdig singen! Geßn. Ach, wenn die Leute nicht besser loben können, so möchten sie es doch nur gar bleiben lassen, Less. Möchte doch, euch zu erfreun, Sprach es, dieser schöne Stein Nur ein Weitzenkörnchen seyn, Haged. II. Wollen, doch nur in engerer Bedeutung, Neigung, Lust haben, etwas zu thun, oder zu leiden; wo es auf doppelte Art gebraucht wird. 1. Im Indicativo; wo es doch nur in der harten Sprechart des gemeinen Lebens üblich ist. Er hätte es bekommen können, wenn er es gemocht hätte. Am häufigsten mit der Verneinung. Graben mag ich nicht, Luc. 16, 3. Ich mag es nicht, ich habe keine Lust, keine Neigung dazu. Ich mag es nicht mehr essen. Ich kann und mag es nicht thun. Ich mag ihn nicht länger sehen. Derer mag ich nicht, Es. 1, 13, mit der zweyten Endung ist im Hochdeutschen veraltet. Oft wird es aber auch in der anständigern Sprechart verneinender Weise in solchen Fällen gebraucht, wo man Bedenken träget, etwas zu thun. Ich mochte es nicht thun, d. i. hatte Bedenklichkeiten, es zu thun. Ich habe es nicht sagen mögen. 2. Im Conjunctivo, mit dem Nebenbegriffe eines Wunsches, in welchem Falle es auch der anständigen Sprechart nicht zuwider ist. Ich möchte wohl spazieren gehen. Ich möchte ein solches Haus. Er möchte es schon haben. Du möchtest gern, aber du kannst nicht. Das möchte ich nun nicht gern, d. i. haben, thun, sehen u. s. f. Ich möchte es doch versuchen. Ich möchte sie jetzt beyde beysammen sehen, Gell. Ich möchte doch wissen, was sie mir zu sagen hätte, ebend. Ich möchte gern, daß sie ein Paar würden, ebend. Ich möchte wohl wissen, wie seine Umstände sind. Das Hauptwort die Mögung ist völlig ungangbar, so wie auch der Imperativ möge nur allein in vermöge üblich ist. Auch das Mittelworte der gegenwärtigen Zeit mögend ist außer dem schon oben angezeigten Falle nicht eingeführet.

Anm. 1. Da dieses Zeitwort irregulär abgewandelt wird, so erhellet schon daraus, daß es im Ganzen genommen, aus mehrern ältern Mundarten zusammen gesetzt ist. In einer dieser Mundten muß es mochen gelautet haben, wie aus dem Imperfect mochte und Mittelwort gemocht erhellet. Einige Sprachlehrer haben dieses eh in das g der übrigen Zeiten verändern wollen; allein sie haben nicht bedacht, daß die Veränderung des Tones in vielen alten Wörtern auch die Veränderung des folgenden Consonanten nach sich ziehet. So lange der Vocal gedehnt ist, ist ihm auch der gelinde Gaumenlaut g angemessen; mögen, ich mag, du magst; gehet er aber in den geschärften über, so verwandelt das g sich gleichsam von selbst in das härtere ch; mochte, möchte, gemocht. Eben so kommt von trägen, Tracht, trächtig, von schlagen, Schlacht, von dem veralteten pragen, Pracht, u. s. f. Schon Ottfried, bey welchem dieses Zeitwort mugun lautet, sagt im Imperfect mohto. Wenn dieses Zeitwort mit dem Infinitiv eines andern Zeitwortes verbunden wird, und der Regel nach in einer zusammen gesetzten Zeit stehen sollte, so wird es gleichfalls in den Infinitiv gesetzt; ein Umstand, welchen es mit den Zeitwörtern dürfen, können, lassen, hören, sehen, müssen u. a. m. gemein hat. Ich habe es nicht sagen mögen, für nicht sagen gemocht; du hättest es immer thun mögen, für gemocht. Stehet es aber für sich allein, so folgt es der gewöhnlichen Form: ich habe es nicht gemocht. Anm. 2. Dieses alte und weit ausgebreitete Zeitwort lautet, besonders in der ersten Hauptbedeutung des Könnens, schon bey dem Ulphilas magan, bey dem Kero magan, im Angels. gleichfalls magan, im Engl. to may, im Schwed. ma, ehedem maga, im Isländ. meiga, im Dän. mag und monne, im Dalmat. mogu, im Böhm. mohu, mihu, moiti, im Pohln. moge. Im Nieders. lautet es gleichfalls mögen, und in einigen Oberdeutschen Mundarten mügen. Es ist mit unserm Macht, Böhm. Moc, dem alten michel, groß, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Lat. magnus, genau verwandt. In Ansehung der zweyten Hauptbedeutung gehöret auch das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, begehren, zu dessen Verwandtschaft. Im Niederdeutschen ist auch, das Hauptwort Möge üblich, welches nicht nur Macht, Gewalt und Vermögen, sondern auch sinnliche Neigung, Geschmack, Appetit bedeutet: über seine Möge essen, über sein Vermögen; elk sien Möge, chacun a son gout. S. auch Vermögen.


Möglich (W3) [Adelung]


Möglich, -er, -ste, adj. et adv. von dem vorigen Zeitworte und zwar von dessen ersten, weitesten Bedeutung, was seyn oder geschehen mag oder kann. 1) In Ansehung der Sache ist im schärfsten philosophischen Verstande ein Ding möglich, im Gegensatze des unmöglich, wenn es keinen Widerspruch in sich enthält, es sey nun wirklich da oder nicht. Ein hölzerner Teller ist ein mögliches Ding, nicht aber ein sterblicher Gott, oder ein ledernes Eisen. In dem gemeinen Sprachgebrauche hingegen gebraucht man es auch in weiterm Verstande, von dem was unter gewissen Umständen seyn oder geschehen kann, und da ist oft eine Sache nicht möglich, wenn sie es gleich absolute oder an und für sich sehr wohl ist. Es ist nicht möglich, daß er eine solche Niederträchtigkeit begehen sollte, d. i. nicht wahrscheinlich, schlechterdings nicht glaublich. Eine mögliche Sache. Wo es denn auch oft zur Begleitung einer Verwunderung gebraucht wird. Ists möglich? Wie ist das möglich? Zuweilen bedeutet es auch so viel wie wirklich, wo es doch nur abverbisch gebraucht wird. Ich will sehen, wie ich es möglich mache. 2) In Ansehung der handelnden Person, oder subjective, so wohl keinen Widerspruch mit den Kräften, den Fähigkeiten derselben enthaltend, als auch in Ansehung der Gelegenheit und äußern Umstände, was neben denselben bestehen kann. Es ist mir nicht möglich. Ich habe deiner Tochter alle mögliche Vorstellungen gethan Gell. Seinen möglichsten Fleiß anwenden. So viel mir möglich ist. Thue dein Möglichstes, alles was dir möglich ist. Das Wasser möglichst abdämmen. Es wäre mir jetzt nicht möglich, gelassen mit ihm zu sprechen. Ihn zwingt die möglichste Härte des Schicksals zu so niedrigen Dingen. Moralisch möglich, was durch kein Gesetz verbothen ist, keinen Widerspruch gegen ein Gesetz enthält. Anm. Nieders. möglich, Dän. muelig. Bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern sucht man dieses Wort vergebens. Ottfried gebraucht dafür das verwandte megi, Kero aber sanft, und Tatian odi, Angels. ead, eath, welches noch in dem Engl. easy, leicht, möglich, und dem Franz. aise, wie auch in dem Niederdeutschen unnode, vielmehr unode, zusammen gezogen node, ungern, vorhanden ist. Das Nieders. möglich wird auch für mäßig, billig, gebraucht, ein möglicher Schoß, ein mögliches Geld, ein mäßiges, billiges; ingleichen als ein Nebenwort für vielleicht, wie das Franz. peut-etre.


Möglichkeit (W3) [Adelung]


Die Möglichkeit, plur. die -en, das Hauptwort des vorigen Beywortes. 1) Als ein Abstractum und ohne Plural, die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie möglich ist, in allen Bedeutun- gen des Beywortes. Es war keine Möglichkeit, daß er ihn hätte einhohlen können, Warum er unsre Welt vor tausend andern rief, Als alles in der Nacht der Möglichkeit noch schlief, Gieseke. Nach meiner Möglichkeit, so viel mir möglich ist, im gemeinen Leben. 2) Als ein Concretum, eine mögliche Sache, doch nur in engerer Bedeutung, eine bloß mögliche Sache, im Gegensatze einer wirklichen. Das Reich der Möglichkeiten, bloß möglicher Dinge.


Mohnhaupt (W3) [Adelung]


Das Mohnhaupt, des -es, plur. die -häupter, die runde Samenkapsel des Mohnes, welche am obern Ende eines langen geraden Stängels stehet, und die Gestalt eines Hauptes hat; bey dem Ottfried Manahaubit, im gemeinen Leben Mohnkopf.


Mohnkuchen (W3) [Adelung]


Der Mohnkuchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art breiter, dünner, oben mit weißem Mohnsamen bestreueter Kuchen; der Mohnfladen.


Mohnöhl (W3) [Adelung]


Das Mohnöhl, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, das aus dem Mohnsamen gepreßte Öhl. Im Oberd. Magöhl.


Mohnsaft (W3) [Adelung]


Der Mohnsaft, des -es, plur. inus. der getrocknete Saft, welcher aus den Mohnhäuptern zur Zeit ihrer Reife fließt, wenn man leichte Einschnitte darein macht, und welcher unter dem Nahmen des Opiums am bekanntesten ist. Eine andere geringere Art des Mohnsaftes, welche in den Apotheken Meconium heißt wird aus dem frischen Mohnköpfen, ihren Stängeln und Blättern gepreßt und an der Luft getrocknet.


Mohnsamen (W3) [Adelung]


Der Mohnsamen, des -s, plur. inus. der Samen des Mohnes, welcher oft auch nur Mohn schlechthin genannt wird; im Oberd. Magsamen.


Mohrband (W3) [Adelung]


Das Mohrband, des -es, plur. von mehrern Arten, die -bänder, eine Art glatten seidenen Bandes mit einer wolkigen Wässerung. S. 1. Mohr.


Mohrenhuhn (W3) [Adelung]


Das Mohrenhuhn, des -es, plur. die -hühner, ein Nahme einer Art Fasanen, welche von den Mohren auf der Insel Mosambike zu uns gebracht worden; Phasianus Morio L.


Möhrenkoch (W3) [Adelung]


Der Möhrenkoch, des -es, plur. die -köche, in den Küchen, ein Koch, d. i. eine aufgelaufene Speise, welche aus zerriebenen gelben Möhren, Eyern, Butter und Semmel bereitet wird. S. Koch.


Mohrenkopf (W3) [Adelung]


Der Mohrenkopf, des -es, plur. die -köpfe, eine Benennung verschiedener Arten Thiere, welche einen kohlschwarzen Kopf haben, von 2. Mohr 2. So wird ein weißes Pferd oder Eisschimmel, welches einen schwarzen Kopf und schwarze Füße hat, ein Mohrenkopf genannt. Eine weiße Taube mit einem schwarzen Kopfe führet gleichfalls diesen Nahmen, so wie auch eine Art Blaukehlchen oder vielmehr Grasmücken, welche eine schwarze Platte auf dem Kopfe hat; Sylvia atricapilla Klein. Motacilla atricapilla L. Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, in einigen Gegenden Mönch, Schwarzkopf, Grasspatz.


Mohrenkraut (W3) [Adelung]


Das Mohrenkraut, des -es, plur. inus. in den Gärten, ein zaseriges Sommergewächs, welches aus Mohrenland oder Äthiopien herstammet, einen viereckigen, dicken, rauhen, in etliche Äste getheilten Stängel treibt, und weiße Blumen in Gestalt der Mönchskappen trägt. Der Same, welcher den Erbsen gleicht, liegt paarweise in den Hülsen.


Mohrenkümmel (W3) [Adelung]


Der Mohrenkümmel, des -s, plur. inus. S. Königskümmel.


Mohrenland (W3) [Adelung]


Das Mohrenland, des -es, plur. die -länder, ein jedes Land, welches von Mohren, d. i. so wohl von ganz schwarzen, als auch von braunen Menschen bewohnet wird. In engerer Bedeutung und ohne Plural pflegte man ehedem Äthiopien nur Mohrenland zu nennen, welche Benennung aber wegen der Vieldeutigkeit des Wortes Mohr jetzt veraltet ist. S. 2. Mohr.


Mohrenmütze (W3) [Adelung]


Die Mohrenmütze, plur. die -n, eine Art Taucher oder vielmehr Sägeschnäbler, mit einem schwarzen Kopfe und Halse und einer oberhalb weißen Mütze, Serrator cucullatus Klein. S. 2. Mohr.


Mohrenweitzen (W3) [Adelung]


Der Mohrenweitzen, des -s, plur. inus. S. Kuhweitzen.


Mohrerde (W3) [Adelung]


Die Mohrerde, S. Moorerde.


Mohrhirse (W3) [Adelung]


Die Mohrhirse, plur. inus. eine Art des Honiggrases, welche unserer Hirse gleicht, in Syrien, Mauritanien und Indien einheimisch ist, und auch in Italien und der Schweiz als eine der ergiebigsten Getreidearten gebauet wird; Holcus Sorghum, H. saccharatus, H. Halepensis und H. bicolor L. Weil sie aus dem Lande der Mohren, d. i. aus Mauritanien und Indien, zu uns gebracht worden, daher sie richtiger Mohrenhirse heißen sollte.


Mohrisch (W3) [Adelung]


Mohrisch, adj. et adv. den Mohren gehörend, ihnen ähnlich; ein Beywort, welches jetzt wenig mehr gebraucht wird. Wenn man unter Mohren nördliche Afrikaner verstehet, so ist dafür jetzt Maurisch üblicher. S. 2. Mohr.


Mohrmeise (W3) [Adelung]


Die Mohrmeise, plur. die -n. 1) In einigen Gegenden, ein Nahme der Mönchmeise, Aschmeise, Kothmeise oder Graumeise, Parus palustris L. Parus atricapillus Klein. welche auch das Mohrvögelchen genannt wird. Vermuthlich wegen ihres schwarzen Kopfes. 2) An andern Orten führet die lang geschwänzte Meise, welche auch Zahlmeise, Schwanzmeise, Pfannenstiel, Rietmeise, Bergmeise und Schneemeise heißt, Parus caudatus Klein. diesen Nahmen.


Mohrrübe (W3) [Adelung]


Die Mohrrübe, S. Möhre.


Molch (W3) [Adelung]


Der Molch, des -es, plur. die -e, eine Benennung einer Art schwarzer Eidechsen mit gelben Flecken, welche zu den Wasser-Eidechsen gehören, und sich in moorigen Teichen und Sümpfen aufhalten. In weiterer Bedeutung wird der ähnlich gefleckte Salamander von einigen gleichfalls Molch genannt.

Anm. In den Monseeischen Glossen Mol, im Oberdeutschen Moll, Malen, Moldwurm. Frisch muthmaßet mit Recht, daß dieses Thier seinen Nahmen von seinen Flecken habe, von Mahl, ein Flecken, S. 6. Mahl.


Molde (W3) [Adelung]


Die Molde, S. Mulde.


Molken (W3) [Adelung]


Die Molken, sing. inus. der wässerige Theil der Milch, nachdem der fettere, dichtere Theil davon geschieden worden; das Käsewasser, Milchwasser, in Oberdeutschland die Schotten, Milchschotten, Sirpen, (Serum,) Suffy, Strotten, im Nieders. Waddick, Wattke, Wacke, Schwed. Wassla, Engl. Whay, ohne Zweifel von Wasser, Nieders. Water, Schwed. Wattn; im Dithmarsischen Heu oder Hei. Die Molken-Cur gebrauchen, Molken zur Gesundheit trinken. Im gemeinen Leben einiger Gegenden wird dieses Wort auch in der einfachen Zahl gebraucht, und da ist es in Meißen ungewissen Geschlechtes: ein leichtes Molken wird dem bäuerischen Kinde die beste Mandelmilch, Gell. In Österreich ist es, dem Aichinger zu Folge; männlichen, der Molken, und in der Schweiz weiblichen Geschlechtes, die Molke: Hier preßt ein stark Gewicht den schweren Satz der Molke, Hall.

Anm. Es ist mit Milch, Nieders. Melk, genau verwandt. Noch im Nieders. bedeutet Molken, so wie das Angels. Molcen, nicht so wohl das Käsewasser, als vielmehr die Milch selbst, und alles was von der Milch kommt, und in diesem Verstande scheinet es auch in der Schweiz üblich zu seyn. Die Sibentaler und Saner Käs haben vnder allen Helvetischen Mulcken den Preis, heißt es noch bey dem Stumpf. S. das folgende.


Molkendieb (W3) [Adelung]


Der Molkendieb, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben einiger Gegenden, ein Nahme aller Schmetterlinge, weil sie der Milch nachgehen sollen; von Molken, so fern es Milch überhaupt bedeutet. An andern Orten heißen sie Molkenteller, Milchdiebe, Buttervögel, S. Butterfliege.


Molkenfaß (W3) [Adelung]


Das Molkenfaß, des -sses, plur. die -fässer, in der Landwirthschaft, ein weites hölzernes Gefäß, worüber der Quarkkorb. gesetzet wird, damit die Molken aus dem Quarksacke darein ablaufen können.


Molkig (W3) [Adelung]


Molkig, -er, -ste, adj. et adv. Molken enthaltend; ingleichen den Molken ähnlich.


Molm (W3) [Adelung]


Molm,


Molmig (W3) [Adelung]


Molmig, S. Mulm u. s. f.


Molsch (W3) [Adelung]


Molsch, -er, -este, adj. et adv. ein in einigen Gegenden, besonders Ober- und Niedersachsens, übliches Wort, welches eigentlich weich bedeutet, aber vornehmlich von den Äpfeln, Birnen, Mispeln, und andern Arten des Obstes gebraucht wird, wenn sie in den ersten Grad der Fäulniß übergehen. In einigen Gegenden mulsch. Es ist mit milde, schmelzen, dem Oberdeutschen Schmolle, Brotkrume, unserm morsch, mürbe, und dem Lat. mollis, genau verwandt. In Baiern wird molled von allen weichen Dingen gebraucht; mollede Hände. Das Schwed. mjäll, das Engl. mellow, und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, bedeuten gleichfalls weich und milde. Noch näher gehöret hierher das Angels. molsnian, faulen, das Holländ. Molsem, Fäulniß, das Schwed. multen, faul, multna, faulen, Engl. to moulder, Nieders. molen und das mittlere Lat. Mulca, eine weiche Sache.


Moltebeere,Multebeere (W3) [Adelung]


Die Moltebeere, oder Multebeere, plur. inus. der nordische Nahme eines nur in den mitternächtigen Ländern einheimischen Strauches, welcher nach dem Linnee zu den Hindbeeren gehöret, und in den Sümpfen und torfigen Gegenden Schwedens, Norwegens und Preußens wächset; Rubus Chamaemorus L. Die Beere gleicht der Brombeere, nur daß sie auf der einen Seite citronengelb und auf der andern ponceau-roth aussiehet. In Preußen wird sie Pautkenbeere genannt. ( S. auch Kratzbeere.) Der nordische Nahme Moltebeere scheinet von dem Schwed. multen, faul, weich, abzustammen, und den Aufenthalt des Gewächses in Sümpfen und Mooren zu bezeichnen. S. Molsch.


Molton (W3) [Adelung]


Der Molton, S. Multon.


Monade (W3) [Adelung]


Die Monade, plur. die -n, ein aus dem Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, eine Einheit, entlehntes Kunstwort der neuern Philosophen von Leibnitzens Zeiten an, die einfachen und untheilbaren Bestandtheile der Körper zu bezeichnen, welche die ältern Philosophen, deren Begriff von denselben doch verschieden war, Atomen, Elemente nannten.


Monarch (W3) [Adelung]


Der Monarch, des -en, plur. die -en, Fämin. die Monarchinn, aus dem Griech. und Latein. Monarcha, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, allein, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, regieren, der Beherrscher einer Monarchie, so wohl im engern, als im weitern Verstande, in welchem letztern man oft alle Könige und Kaiser, auch wenn ihre Gewalt auf mancherley Art eingeschränket ist, Monarchen, und solche weibliche regierende Personen (nicht aber die bloßen Gemahlinnen der Monarchen) Monarchinnen zu nennen pflegt. (Siehe Selbstherrscher.) In den mittlern Zeiten wurden die Wörter Monarch und Monarchie gar sehr gemißbraucht, indem sich auch Bischöfe und Grafen Monarchen nennen ließen, und sogar die Gerichtbarkeit und der Gerichtsbezirk eines Abtes unter dem Nahmen einer Monarchie vorkommt.


Monarchie (W3) [Adelung]


Die Monarchie, (dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig,) aus dem Griech. und Latein. Monarchia. 1) Diejenige Regierungsform eines Reiches, nach welcher die oberste Gewalt nur einer einzigen Person anvertrauet ist, zum Unterschiede von der Aristokratie und Demokratie; ohne Plural. Schwed. Enwälde, Alleingewalt, im Angels. Anuuald. Noch häufiger aber, 2) ein Reich, in welchem die oberste Gewalt einem einzigen aufgetragen ist; zum Unterschiede von einer Republik. Eigentlich und im engsten Verstande, wenn dieser einzige in deren Ausübung unumschränkt, d. i. auf eine merkliche Art eingeschränkt ist; in welchem Verstande nur Frankreich, Spanien, Dänemark, die Portugiesischen Staaten und noch einige andere Reiche Monarchien sind. In weiterer Bedeutung aber werden auch solche Reiche, in welchen die von einem einzigen bekleidete oberste Gewalt auf mancherley Art eingeschränket ist, wie das ehemahlige Pohlen, vor kurzen noch Schweden, Großbritanien u. s. f. Monarchien genannt.


Monarchisch (W3) [Adelung]


Monarchisch, adj. et adv. einem Monarchen, oder einer Monarchie ähnlich, in des Monarchen ungetheilten und uneingeschränkten Gewalt gegründet. Die monarchische Regierungsform, im Gegensatze der republikanischen.


Monath (W3) [Adelung]


Der Monath, des -es, plur. die -e, die Zeit von einem Neumonde zum andern, welche eigentlich 29 Tage 12 Stunden und 44 Minuten enthält, welcher Zeitraum der natürliche oder astronomische Monath genannt wird, zum Unterschiede von dem bürgerlichen oder politischen, wo bald 30 bald 31 Tage auf einen Monath gerechnet werden, da denn ein Jahr zwölf solcher Monathe enthält. In manchen Fällen des gemeinen Lebens pflegt man auch eine Zeit von 4 Wochen oder 28 Tagen einen Monath zu nennen, da denn 13 solcher Monathe auf ein Jahr gehen. Der Mondenmonath oder leere Monath, in der Chronologie, die Zeit, in welcher der Mond den ganzen Thierkreis durchläuft, und welche aus 29 Tagen bestehet, zum Unterschiede von dem Sonnenmonathe oder derjenigen Zeit, in welcher die Sonne den zwölften Theil des Thierkreises zurück leget; von welcher letztern Art unsere gewöhnlichen Monathe sind, ob sie sich gleich nicht mit dem Eintritte der Sonne in die himmlischen Zeichen anfangen. Drey, vier Monathe. In Monaths Frist, in Zeit von einem Monathe. Innerhalb Eines Monathes.

Anm. Bey dem Raban Maurus im 8ten Jahrhunderte Manoth, bey dem Ottfried und Tatian Manod, bey dem Ulphilas Menath, im Angels. Monath, im Engl. Month, im Dänisch. Maaned, im Holländ. Maend, im Nieders. Maand, Maant, im Schwed. Manad, im Isländ. Manadur. Die verkürzte Niederdeutsche Form war auch lange Hoch- und Oberdeutschen Mond üblich, welches in der Deutschen Bibel noch so oft für Monath vorkommt, außer der dichterischen Schreibart aber in dieser Bedeutung veraltet ist; ( S. Mond.) Im Oberdeutschen ist Monath ungewissen Geschlechtes, das Monath. Es stammet von Mond, Luna, im Oberdeutschen nur Man, Mon, her, woraus vermittelst der Ableitungssylbe ath, oth, (Zierath, Heimath, das alte Heilath, Heil, Heirath,) wofür in andern Wörtern de oder auch nur ein bloßes d stehet, (Zierde, Heimde, das alte Heilde, Magd, bey den Franken Magad und Gothen Magath, und hundert andere mehr,) Manoth, Monath, und zusammen gezogen Mand, Mond entstanden. Hieraus erhellet zugleich, daß das th, für welches einige ein bloßes t einführen wollen, mehr Grund für sich habe, des langen Gebrauches von undenklichen Zeiten her zu geschweigen. Das Lat. Mensis unterscheidet sich von unserm Monath nur in der Ableitungssylbe, so wie das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - gar keine Ableitungssylbe hat; S. Mond.


Monathlich (W3) [Adelung]


Monathlich, adj. et adv. was alle Monathe ist oder geschiehet. Monathlich bezahlen. Der monathliche Gehalt. Die monathliche Reinigung des andern Geschlechtes, S. das folgende.


Monathsfluß (W3) [Adelung]


Der Monathsfluß, des -sses, plur. die -flüsse, der monathliche Abfluß des Blutes durch die Mutterscheide bey dem andern Geschlechte, welcher auch die monathliche Reinigung, die monathliche Zeit u. s. f. genannt wird, im gemeinen Leben aber bald die Zeit schlechthin, die Rechnung, in Schwaben die Recht, heißt, bald andere seltsame Nahmen bekommt. Im Osnabrück. heißt er der rothe Hund, in Preußen und sogar bey den Malabaren der rothe Friesel, in den niedrigen Sprecharten anderer Gegenden aber der rothe König.


Monathsgeld (W3) [Adelung]


Das Monathsgeld, des -es, plur. die -er, Geld, welches monathlich bezahlet wird, besonders Gold, welcher alle Monathe entrichtet wird; der Monathssold.


Monathsradieß (W3) [Adelung]


Der Monathsradieß, des -es, plur. die -e, eine Art Radieße, welche den ganzen Sommer hindurch alle Monathe gesäet werden können.


Monathsrettig (W3) [Adelung]


Der Monathsrettig, des -es, plur. die -e, eine Art kleiner weißer runder Rettige, welche gleichfalls den ganzen Sommer hindurch gesäet werden können, und auch Raphanellen heißen.


Monathsring (W3) [Adelung]


Der Monathsring, des -es, plur. die -e, siehe Monathsstein.


Monathsrose (W3) [Adelung]


Die Monathsrose, plur. die -n, eine Art Rosen, welche den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst blühen. Ihre Blumen, welche so groß wie die Centifolien sind, riechen wie die Moschrosen, stehen doldenweise bey einander und sehen blaß als roth aus.


Monathsstein (W3) [Adelung]


Der Monathsstein, des -es, plur. die -e, ein Edelstein, in welchen das Zeichen des Monathes, worin man geboren worden, gegraben ist, und welchen man in einen Ring gefasset, aus einem gewissen Aberglauben noch an einigen Orten am Finger zu tragen pflegt. Ein solcher Ring wird alsdann ein Monathsring genannt.


Monathstag (W3) [Adelung]


Der Monathstag, des -es, plur. die -e, der Tag in einem bürgerlichen Monathe der Zahl und Ordnung nach.


Monathstaube (W3) [Adelung]


Die Monathstaube, plur. die -n, eine Benennung der gemeinen Feld- oder Flugtauben, weil sie mehrere Monathe hinter einander Junge brüten. Von einer andern Art, welche auch Mondtauben heißen, S. das Letztere Wort.


Monathsuhr (W3) [Adelung]


Die Monathsuhr, plur. die -en, eine Uhr, welche nur alle Monathe Ein Mahl aufgezogen werden darf. Zuweilen, obgleich seltener, auch eine Uhr, welcher den jedesmahligen Monathstag zeiget.


Mönch (W3) [Adelung]


1. Der Mönch, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches nur in verschiedenen Fällen des gemeinen Lebens üblich ist, theils eine Wort von Säule, eine verlängerte Spitze, ein hervor ragendes Ding, theils aber auch ein Werkzeug zum Stoßen oder Schlagen zu bezeichnen. So heißt die senkrechte Spindel an einer Wendeltreppe, um welche sich dieselbe drehet, bey einigen der Mönch, im Niedersächsischen aber ohne Nasenlaut und mit einer Ableitungssylbe der Mäkeler. Auch diejenige Spindel auf dem Gipfel eines Thurmes oder andern Gebäudes, welche den Knopf träget, wird in einigen Gegenden der Mönch, im Nieders. aber gleichfalls der Mäkeler genannt, welchen letztern Nahmen in Niedersachsen auch diejenige Säule oder Spindel führet, worauf eine Windmühle ruhet. Im Hüttenbaue ist der Mönch der Stämpel, womit die Kapellen in die Ringe oder Nonnen fest gestoßen werden. An einem Hohlwerke, einer größten Theils veralteten Art die Dächer mit Hohlziegeln zu decken, heißt derjenige Ziegel, welcher mit auswärts gekehrter erhabener Seite auf zwey Hohlziegel geleget wird, der Mönch, dagegen diese Nonnen genannt werden. In dem Teich- und Wasserbaue ist der Mönch oder Wassermönch der in die Höhe gerichtete Spund oder Zapfen in dem Ablasse eines Teiches, welcher auch der Schutzkolben und Schlägel genannt wird, und den Teich zu- oder abzuschützen dienet; daher auch wohl der ganze Ablaß mit der dazu gehörigen Rinne durch den Damm, in deren Öffnung der Kolben passet, der Mönch genannt wird. In Bremen heißt die kleine Pumpe in den Häusern, zum Behufe des durch die Stadt geleiteten Röhrwassers, eine Micke, welches Wort bloß in dem Geschlechte und durch den Mangel des Nasenlautes von Mönch unterschieden ist.

Anm. Fast alle Wortforscher sehen dieses Wort als eine bloße Figur von dem folgenden dritten Mönch, Monachus, an, in welcher Meinung sie noch dadurch bestärket werden, daß der zu einem Mönche gehörige andere, gemeiniglich hohle Theil, in manchen Fällen den Nahmen einer Nonne führet, ( S. dieses Wort.) Allein dergleichen weit hergehohlte Figuren streiten wider die Analogie nicht nur der Deutschen, sondern aller übrigen Sprachen. Die Ähnlichkeit dieses und des folgenden Wortes mit Mönch, Monachus, ist bloß zufällig. Das n vor dem Hauche ist der bloße Nasenlaut, wie unter andern auch aus den oben angeführten gleichbedeutenden Niederdeutschen Wörtern erhellet. Unser Mönch scheinet also, so fern es etwas Erhabenes bedeutet, zu Macht, manch, groß, viel, magnus, michel, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, meh oder mehr, und andern dieses Geschlechtes zu gehören. Im Schwed. ist Manke der erhabene Theil des Halses an den Lastthieren, die Mähne, der Kamm. Indessen scheinet in einigen der angeführten Fälle auch der Begriff des Schlagens und Stoßens mit in Betrachtung zu kommen, da es denn zu, unserm "Mange" und "Handgemenge" und dem Schweizerischen "mangle", streiten, kämpfen, gehören würde. Im Schwed. ist "Manga" ein Mauerbrecher und "Mangel" ein Gefecht. Das Holländ. Moker bedeutet einen Schmiedehammer, und im Niedersächsischen heißt der Strauß- oder Kämpfhahn Mönnick. In eben dieser Mundart wird ein Schilderhäuschen Monnik und Monk genannt, welche aber wieder zu einem andern Stamme zu gehören scheinet; vielleicht mit eingeschaltetem Nasenlaute zu Mach, Gemach, Schwed. Mak. Ob das Wort Mönch in der alten Oberdeutschen Redensart, einem den Mönch stechen, d. i. ihm die Faust zeigen, so daß dabey der Daumen heraus stehe, welche mit der R. A. einem die Feigen weisen, gleichbedeutend ist, auch zu einem der vorigen Fälle gehöre, wage ich nicht zu entscheiden. Mönch, Monachus, scheint wenigstens keinen Anspruch darauf zu haben.


Mönch (W3) [Adelung]


2. Der Mönch, des -es, plur. die -e, ein gleichfalls nur in einigen Gegenden übliches Wort, ein geschnittenes Thier, besonders aber ein geschnittenes Pferd, einen Wallach zu bezeichnen, in welchen Gegenden denn auch das Zeitwort mönchen oder münchen für castriren, verschneiden, Ital. monacare, üblich ist.

Anm. Auch dieses Wort ist bisher als eine Figur des folgenden angesehen worden, und zwar auf eine eben so gezwungene und seltsame Art, als das vorige. Es gehöret ohne Zweifel zu dem noch im Niederdeutschen üblichen mank, mangelhaft, gebrechlich, Latein. mancus, und unserm Hochdeutschen Mangel, und mit demselben zu dem veralteten mein, falsch, mangelhaft, min, klein, wenig, in minder, dem Latein. Mendum und andern dieses Geschlechtes, oder vielleicht noch näher zu mähen, schneiden, von welchem Worte auch Meide, und mit Verstärkung des Hauchlautes auch Maget, ehedem einen Castraten bedeuteten, von welchem sich unser Mönch nur durch den Mangel der Ableitungssylbe und Einschiebung des Nasenlautes unterscheidet. ( S. Mähen.) Auf diese Art müssen auch manche eigenthümliche Nahmen der Örter, welche sich mit Mönch oder Münch anfangen, erkläret werden, wenigstens solche, von welchen erweislich ist, daß sie nie Klöster gehabt, oder Klöstern zuständig gewesen. Das Zeitwort manken, minken, kommt in den mittlern Zeiten für verstümmeln, vermindern u. s. f. mehrmahls vor. Aus diesem Grunde führen einige Gegenden der Insel Rügen den Nahmen Mönchgut, Nieders. Mönkgodt, nicht weil sie Mönchen zugehöret, sondern weil sie mit einer heftigen Überschwemmung von dem festen Lande abgerissen worden. Siehe Mönchsbogen, Mondmilch und Monkalb.


Mönch (W3) [Adelung]


3. Der Mönch, des -es, (Oberd. des -en,) plur. die -e, eine gottesdienstliche Person männlichen Geschlechtes, welche sich nach dem Lehrbegriffe verschiedener Religionen in Verbindung und Gemeinschaft mit andern dem ehelosen Stande widmet. 1. Eigentlich, wo überhaupt, besonders in der Römischen und Griechischen Kirche, alle auf solche Art in Gemeinschaft lebende ehelose Personen, welche sich über dieß gemeiniglich noch zu dem Gelübde der Armuth und des Gehorsams gegen ihre Obern verbinden müssen, Mönche genannt werden; ein Ordensgeistlicher, Ordensmann. Im engen Verstande werden theils die so genannten Brüder oder Klosterbrüder, welche die niedrigen häuslichen Geschäfte in den Klöstern verrichten, theils auch die Weltgeistlichen oder Canonici regulares, wenn sie gleich in Gemeinschaft leben, und das Gelübde der Keuschheit auf sich haben, von dem Nahmen der Mönche ausgeschlossen. Eine solche Person weiblichen Geschlechtes führet den Nahmen einer Nonne. 2. Figürlich, werden im gemeinen Leben verschiedene Arten von Thieren, welche einen einer Mönchsplatte ähnlichen Scheitel von anderer Farbe haben, Mönche genannt. Dergleichen sind, 1) der Kuttengeyer oder Geyerkönig, Vultur Monachus Klein wegen seines kahlen, einer geschornen Glatze ähnlichen Fleckes auf dem Kopfe. 2) Eine Art Grasmücken, welche Klein zu den Brustwenzeln rechnet, und wovon die eine Art eine schwarze, die andere eine röthliche Platte auf dem Kopfe hat. Die erste Art wird auch Grasspatz, Schwarzkopf und Mohrenkopf genannt; Sylvia atricapilla Klein, Motacilla atricapilla L. Die zweyte Art mit der röthlichen Platte ist auch unter dem Nahmen des Cardinals oder Cardinälchens bekannt; Motacilla rubricapilla L. 3) Eine Art Meisen mit einem schwarzen Kopfe, weißen Schläfen und grauen Rücken; Parus fuscus palustris, atricapillus Klein. Parus palustris L. Sie wird auch Mönchmeise, Meisenkönig, Aschmeise, Graumeise, Mohrmeise, Kothmeise u. s. f. genannt; ( S. Aschmeise.) 4) Eine Art Hayfische, welche die Größe eines Menschen erreicht und auch Meerengel, ingleichen Engelfisch genannt wird; Squalus Squatina L. ( S. Engelfisch). 5) An einigen Orten führet der Hohlkreisel diesen Nahmen, S. dieses Wort.

Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung bey dem Kero Municho, bey dem Notker Municha, in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten noch jetzt Münch, im Niederdeutschen Monnik, Monnk, Munk, im Engl. Monk, im Dän. Munk, im Angels. Munuc, im Wallis. Mynach, im Schwed. Munk, im Isländ. Munkur, im Span. Monge; alle aus dem Griech. und Latein. Monachus, von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, allein, indem in den ersten Zeiten der christlichen Kirche nur allein die Einsiedler den Nahmen der Mönche führeten, welcher hernach auf alle Ordensgeistliche und in den mittlern Zeiten auch wohl auf die Canonicys und in Gemeinschaft lebenden Weltgeistlichen ausgedehnet wurde. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, aus welchem dieses Wort zusammen gesetzet ist, ist mit dem Nieders. man, Holländ. men, nur, und unserm min, in minder, genau verwandt.


Mönchen (W3) [Adelung]


Mönchen, verb. reg. act. castriren, verschneiden, S. 2. Mönch.


Möncherey (W3) [Adelung]


Die Möncherey, plur. inus. das Mönchsleben, im verächtlichen Verstande.


Mönchisch (W3) [Adelung]


Mönchisch, adj. et adv. einem Mönche ähnlich, in dem Mönchsstande und dessen Denkungsart gegründet.


Mönchmeise (W3) [Adelung]


Die Mönchmeise, plur. die -n, eine Art Meisen, siehe 3. Mönch 2. 3).


Mönchsbogen (W3) [Adelung]


Der Mönchsbogen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Buchdruckern, fehlerhaft abgedruckte Bogen, wenn eine oder mehrere Columnen mit dem Ballen nicht getroffen werden. Wohl nicht von Mönch, Monachus, sondern ohne Zweifel von dem noch im Niedersächsischen üblichen mank, fehlerhaft, mangelhaft, Lat. mancus, S. 2. Mönch und das folgende.


Mönchschlag (W3) [Adelung]


Der Mönchschlag, des -es, plur. die -schläge, eben daselbst, ein mißrathener Schlag mit dem Ballen, d. i. wenn die Farbe aus Versehen nicht überall gleich stark mit dem Ballen aufgetragen worden; mit dem vorigen Worte aus Einer Quelle.


Mönchskappe (W3) [Adelung]


Die Mönchskappe, plur. die -n, die hinten mit einer Kappe versehene Tracht der Mönche; die Kutte, die Mönchskutte, in der anständigern Sprechart das Ordenskleid.


Mönchskloster (W3) [Adelung]


Das Mönchskloster, des -s, plur. die -klöster, ein Kloster für Mönche, ein Mannskloster; zum Unterschiede von einem Nonnenkloster.


Mönchskopf (W3) [Adelung]


Der Mönchskopf, des -es, plur. die -köpfe. 1) Nach dem Frisch aus dem Frischlin, eine Münze, welche drey Batzen gilt; vermuthlich wegen eines darauf geprägten bischöflichen Brustbildes. 2) Eine Art des Löwenzahnes, welcher auf den Europäischen Wiesen wächset, und dessen Blumen einige Ähnlichkeit mit dem Kopfe eine Mönches haben; Leontodon Taraxacum L. Butterblume, Dotterblume, Schmalzblume, Pfaffenplatte, Mönchsplatte.


Mönchskutte (W3) [Adelung]


Die Mönchskutte, plur. die -n, das Kleid eines Mönches, im verächtlichen Verstande, S. Mönchskappe.


Mönchsleben (W3) [Adelung]


Das Mönchsleben, des -s, plur. inus. das Leben der Mönche in Gemeinschaft und nach gewissen Ordensregeln, der ganze Stand des klösterlichen Lebens; das Klosterleben.


Mönchs-Orden (W3) [Adelung]


Der Mönchs-Orden, des -s, plur. ut nom. sing. ein für Mönche gestifteter, aus Mönchen bestehender Orden.


Mönchspfeffer (W3) [Adelung]


Der Mönchspfeffer, des -s, plur. inus. S. Keuschbaum.


Mönchsplatte (W3) [Adelung]


Die Mönchsplatte, plur. die -n, die Platte, welche einen Mönche bey der Aufnahme in den Orden auf dem Kopfe geschoren wird. Wegen einiger Ähnlichkeit auch ein Nahme der Dotterblume, S. Mönchskopf.


Mönchsschrift (W3) [Adelung]


Die Mönchsschrift, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, diejenige eckige Deutschen und Lateinischen Schrift, welche in den mittlern Zeiten üblich war, und deren sich besonders die Mönche in den Abschriften der Bücher pflegten. In Holland pflegt man noch jetzt mit derselben ganze Bücher abzudrucken.


Mond (W3) [Adelung]


Der Mond, des -es, plur. die -e, (Oberd. des -en, plur. die -en,) Diminut. das Möndchen, derjenige Weltkörper, welcher nächst der Sonne am größten zu seyn scheinet, des Nachts, obgleich mit veränderlichem Lichte, leuchtet, und der Trabant oder Neben-Planet der Erde ist, welcher sich um sie, als seinem Haupt-Planaten beweget. 1. Eigentlich. Der Mond scheinet, wenn er des Nachts sichtbar ist. Er geht auf, geht unter. Der Mond nimmt zu, wenn die gegen uns gekehrte Seite nach und nach erleuchtet wird; im zunehmenden Monde. Er nimmt ab, wenn die erleuchtete Oberfläche nach und nach immer kleiner wird; im abnehmenden Monde, Nieders. im Wannen. Der Neumond oder neue Mond, wenn er seine finstere Seite zu uns kehret und nicht leuchtet; der Mond wird neu. Das erste Viertel des Mondes, wenn uns die Hälfte seiner Seite gegen Abend erleuchtet erscheinet. Der volle Mond oder Vollmond, wenn die ganze gegen uns gekehrte Seite erleuchtet ist; der Mond wird voll. Das letzte Viertel, wenn dessen gegen Norden gekehrte Seite erleuchtet ist. Welche Abwechselungen seiner Gestalt und seines Lichtes, die auch Mondeswandelungen oder Mondesbrüche genannt werden, von seiner Stellung gegen die Sonne herrühren. In Ansehung derselben wird er im gemeinen Leben auch nur das Licht genannt. Das neue Licht, das volle Licht, im abnehmenden, im zunehmenden Lichte. Die Oberdeutsche Abänderung des Monden, plur. die Monden, welche in der Deutschen Bibel nicht selten ist, kommt auch noch zuweilen bey den Hochdeutschen Dichtern vor. In dem Gesicht des Monden, Gell. Wie süß und freundlich lacht Des Mondes stille Pracht! Weiße. Im Oberdeutschen lautet alsdann auch die erste Endung oft der Monden, bey dem Opitz der Monde. In den folgenden Zusammensetzungen sind daher bald Monden - und abgekürzt Mond - bald aber auch Monds - üblich. In weiterer Bedeutung werden in der Astronomie auch wohl die Trabanten anderer Haupt-Planeten Monde genannt. 2. Figürlich. 1) Verschiedene Werkzeuge oder Körper, welche der Gestalt des Mondes im ersten oder letzten Viertel gleichen, sind unter dem Nahmen des halben Mondes oder nur des Mondes schlechthin bekannt. Dergleichen ist der halbe Mond im Festungsbaue, eine Art Außenwerke. Der Mond oder Monden der Weißgärber ist ein Schabeisen in Gestalt eines halben Mondes, welches inwendig hohl und auswendig erhaben ist, und wovon der Streichmonden und Schlichtmonden Arten sind. Indessen stehet es dahin, ob es in dieser Bedeutung nicht vielmehr unmittelbar von mahnen, ziehen, abstammet, und ein Werkzeug zum Ziehen, Streifen, oder Streichen bedeutet. 2) Bey den neuern Schriftstellern des Insecten-Reiches führet eine Art Nachtvögel, Phalaena Noctua Lunula Hufnag. den Nahmen des Möndchens. 3) Die Zeit von einem Neumonde zum andern, ein Monath; eine größten Theils veraltete Bedeutung, welche nur noch in der Deutschen Bibel und zuweilen auch noch in der höhern Schreibart der Hochdeutschen vorkommt, da es denn auch die Oberdeutsche Form der Mond oder Monden, des Monden, plur. die Monden behält. Einige neuere Schriftsteller, als der verstorbene Ritter Michaelis, behalten dieses Wort noch bey, einen Mondenmonath zu bezeichnen, dagegen sie unsern gewöhnlichern Sonnenmonath Monath schlechthin nenne.

Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung bey dem Ulphilas Mana, im Isidor und bey dem Ottfried Mano, bey dem Notker Man, bey den Schwäbischen Dichtern Mane, noch jetzt in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten Mahn, Mohn, Maun, im Nieders. Maane, Maand, (wo es zugleich wider die Analogie der übrigen Mundarten weiblichen Geschlechtes ist,) im Angels. Mona, im Engl. Moon, im Holländ. Maan, im Dän. Maane, im Schwed. Mane, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und nach der Dorischen Mundart - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Lettischen Mienu. Die Lat. Mensis und menstruus haben eben dieses Stammwort zum Grunde. Aus obigem erhellet, daß dieses Wort eigentlich Man, Mon lautet, und daß das in Mond, luna, angehängte d allem Ansehen nach nur das d euphonicum ist, obgleich Mond, mensis, aus Monath zusammen gezogen zu seyn scheinet. In dem zusammen gesetzten Montag hat man diese alte Form noch behalten, da dieses Wort nach der heutigen Hochdeutschen eigentlich Mondtag heißen sollte. Was die Abstammung dieses Wortes betrifft, so leiten Wachter und andere Etymologen dasselbe von mahnen, erinnern, oder dem Hebr. manah, zählen, her, weil die abwechselnden Gestalten dieses Weltkörpers schon von den ältesten Zeiten her, zu Eintheilung der Zeiten und Geschäfte gebraucht worden. Allein, wer siehet nicht, daß diese Ableitung zu gekünstelt, und dem einfältigen Gange der menschlichen Begriffe zu wenig angemessen ist? Über dieß mußte ja dieses Gestirn schon einen Nahmen haben, ehe man dasselbe auf solche Art benutzen konnte. Der Nahme desselben muß also in einer Eigenschaft gegründet seyn, welche einem jeden bey dem ersten Anblicke in die Augen fällt. Man könnte denselben daher mit mehrern Rechte von man, manch, groß, magnus, herleiten, weil dieser Himmelskörper nächst der Sonne dem Augenscheine nach der größte ist; oder auch wegen seiner veränderlichen Gestalt von mahnen, so fern es als ein Frequentativum von mähen, movere, sich wandeln bedeutet haben kann. Allein am wahrscheinlichsten scheinet sein vorzügliches Licht der Grund der Benennung zu seyn, indem man Spuren genug hat, daß man, mon, ehedem hell, glänzend, und figürlich rein, schön, angenehm, bedeutet habe, wie aus den davon abstammenden mundus, rein, eigentlich hell, mane, Miene, gemahnen für scheinen im figürlichen Verstande, dem alten anmin, anmuthig, eigentlich schön, hell, glänzend, Minne, die Liebe, dem Isländ, men, schön, und andern mehr erhellet, welche insgesammt Abkömmlinge und Figuren von mähen, movere, und dessen Frequentativo mahnen sind; ( S. auch Miene.) Das Lat. Luna, bey den Phrygiern im männlichen Geschlechte Lunus, leidet eine ähnliche Abstammung von dem alten lahn, lün, hell, wovon unser Lahn, Laune, Lenz und mit vorgesetzten Gaumen- und Blaselauten Glanz, Flinkern, Blinken u. a. m. herstammen; S. diese Wörter.


Mondauge (W3) [Adelung]


Das Mondauge, des -s, plur. die -n, ein fehlerhaftes Auge, besonders bey den Pferden, wenn dessen Sehkraft mit dem Monde ab- und zunimmt, welches gemeiniglich von einem Felle herrühret. Daher das Bey- und Nebenwort mondäugig, mit einem solchen Fehler behaftet, welches mit mönig und dem folgenden, mondblind einerley zu seyn scheinet. Ist dieser Fehler mit einem Flusse vergesellschaftet, so wird derselbe der Mondfluß genannt.


Mondblind (W3) [Adelung]


Mondblind, adj. et adv. welches nur von den Pferden gebraucht wird, und vermuthlich mit dem vorigen einerley ist. Ein mondblindes Pferd, wofür auch schönblind üblich ist. Daher die Mondblindheit, plur. inus. S. auch Mönig.


Mond-Cirkel (W3) [Adelung]


Der Mond-Cirkel, S. Mondzirkel.


Mondenjahr (W3) [Adelung]


Das Mondenjahr, des -es, plur. die -e, in der Zeitrechnung, ein allein nach dem Laufe des Mondes bestimmtes Jahr, ein Jahr, welches aus zwölf oder dreyzehen Mondenmonathen bestehet, und wieder in das astronomische und bürgerliche Mondenjahr getheilet wird. Jenes enthält entweder 354 Tage, 8 Stunden, 48 Minuten, 48 Sec. und 12 Tert. oder 383 Tage, 21 Stunden, 32 Minuten, 51 Sec. und 23 Tert. Dieses aber entweder 354 oder 384 und 385 Tage.


Mondenmonath (W3) [Adelung]


Der Mondenmonath, des -es, plur. die -e, eben daselbst, ein Monath, welcher allein durch den Lauf des Mondes bestimmt wird, die Zeit von einem Neumonde bis zum andern, welche 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten, 3 Sec. und 11 Tert, beträgt; zum Unterschiede von einem Sonnenmonathe. S. Monath und Mond 2. 3).


Mond-Epacten (W3) [Adelung]


Die Mond-Epacten, sing. inus. eben daselbst, der Unterschied zwischen einem bürgerlichen Sonnenjahre und einem astronomischen Mondenjahre.


Mondfinsterniß (W3) [Adelung]


Die Mondfinsterniß, plur. die -sse, die Verdunkelung des Mondes durch den Schatten der Erde, die Verfinsterung des Mondes im Vollmonde; zum Unterschiede von einer Sonnenfinsterniß.


Mondfluß (W3) [Adelung]


Der Mondfluß, des -sses, plur. die -flüsse, ( S. Mondauge.) Daher das Bey- und Nebenwort mondflüssig, mit dem Mondflusse behaftet. Ein mondflüssiges Pferd.


Mondirung (W3) [Adelung]


Die Mondirung,


Mondiren (W3) [Adelung]


Mondiren, S. Mondur.


Mondkalb (W3) [Adelung]


Das Mondkalb, S. Monkalb.


Mondkraut (W3) [Adelung]


Das Mondkraut, des -es, plur. inus. S. Mondraute.


Mondlicht,Mondenlicht (W3) [Adelung]


Das Mondlicht, oder Mondenlicht, des -es, plur. inus. das Licht oder der Schein des Mondes. Es ist diese Nacht Mondlicht, der Mond scheinet; wo es als ein Nebenwort zu stehen scheinet. Wir haben diese Nacht Mondlicht. Bis das Mondlicht schimmert, Götting. Mus. Alm. 1776.


Mondloch (W3) [Adelung]


Das Mondloch, des -es, plur. die -löcher, in der Schweiz, ein Nahme derjenigen Höhlen in den Bergen, in welchen die Mondmilch gefunden wird.


Mondmilch (W3) [Adelung]


Die Mondmilch, plur. inus. im Bergbaue und in der Mineralogie, eine leichte, weiße, schwammige und zerbrechliche kalkartige Erde, welche an der Zunge klebt und einen füßlichen Geschmack hat; Lac Lunae, Marochtus, in Steyermark weiße Schmilben. Man findet sie von mancherley Farben, gemeiniglich aber von weißer, wovon auch die letzte Hälfte ihres Nahmens entstanden zu seyn scheinet. Die erste Hälfte ist dunkel. Einige leiten ihn daher, weil man sie ehedem vornehmlich in dem Mondloche auf dem Pilatusberge gefunden habe. Allein in der Schweiz ist Mondloch eine allgemeine Benennung aller derjenigen Höhlen, in welchen dieses Mineral gefunden wird, welches übrigens in allen kalkartigen Gegenden angetroffen wird. Vielleicht stammet Mond hier von mank, mangelhaft, unecht ab, da denn der Nahme so viel als falsche, unechte Milch bedeuten würde, weil die weiße und gemeinste Erde dieser Art, wenn sie flüssig ist, der Milch ähnlich genug siehet, ( S. 2. Mönch;) oder auch von mahnen, monen, scheinen, glänzen, wegen ihrer oft blendenden Weiße, S. Mond,

Anm. und Monkalb.


Mondraute (W3) [Adelung]


Die Mondraute, plur. inus. eine Pflanze; Osmunda Lunaria L. Mondkraut, Eisenbrech. Sie hat den Nahmen vermuthlich von den Blättchen des gefiederten Blattes, welche einander gegen über stehen und die Gestalt eines halben Mondes haben; obgleich andere vorgeben, daß sie bey zunehmendem Monde alle Tage ein Blatt bekomme, bey abnehmendem Monde aber täglich eines verliere. Sie wächset auf den Weiden und an erhabenen Orten, blühet im May und Junius, und verschwindet sodann plötzlich. Ein anderes Gewächs, welches in den Gärten unter dem Nahmen des Griechischen Mondkrautes oder Silberblättchens bekannt ist, und Schoten träget, hat den Nahmen vermuthlich von dem silberfarbenen Glanze, von welchem das Innere seiner Schoten schimmert, von man, hell, glänzend, S. Mond Anm.


Mondsamen (W3) [Adelung]


Der Mondsamen, des -s, plur. inus. eine schlingende Pflanze, wie der Epheu, welche in Ostindien und Nord-Amerika wächset; Menispermum L. Mondsamenkraut, Canadischer, Virginischer, Carolinischer Epheu. Sie hat den Nahmen vermuthlich von dem einem halben Monde ähnlichen Samen.


Mondsbrüche (W3) [Adelung]


Die Mondsbrüche, sing. inus. im gemeinen Leben, die Veränderungen des scheinbaren Lichtes des Mondes, die stufenweise Zu- und Abnahme seines Lichtes; die Mondeswandelung. Von dem veralteten Bruch, Veränderung, oder auch der Glanz, Schein, und brechen, sich brechen, sich ändern, ingleichen glänzen, S. Brechen I.


Mondscheibe,Mondsscheibe (W3) [Adelung]


Die Mondscheibe, oder Mondsscheibe, plur. die -n, die Hälfte der Oberfläche des Mondes, so wie sie sich dem Auge als eine ebene Scheibe darstellet.


Mondschein (W3) [Adelung]


Der Mondschein, des -es, plur. die -e. 1) Der Schein des Mondes, dessen Zustand, da er uns andere Körper sichtbar macht, ohne Plural; das Mondlicht. Wir haben diese Nacht Mondschein. 2) Bey den Kunstdrechslern ist der Mondschein oder das Baucheisen ein Drehstahl mit eine zirkelförmigen Schneide, bauchige Sachen damit auszudrehen; eine Benennung, welche wohl einen andern Grund haben muß, als eine Figur, welche sehr ungereimt und unnatürlich seyn würde. Vielleicht ist die letzte Hälfte aus Schiene verderbt, und die erste von mahnen, als das Frequentativum von mähen, bewegen, drehen u. s. f. gebildet. Vielleicht ist es auch ein fremdes Wort, obgleich das Ital. mancino, link, hier nicht in Betrachtung zu kommen scheinet.


Mondstein (W3) [Adelung]


Der Mondstein, des -es, plur. inus. ein Nahme, welchen das Fraueneis oder der Spiegelstein in einigen Gegenden führet. Wenn er nicht schon bey den Galen Selenites und Aphroselenites hieße, von welchem Worte der Deutsche Nahme nur eine Übersetzung ist, so könnte man glauben, daß er den Nahmen seinen hellen durchsichtigen weißen Blättern, in welche er sich spalten lässet, zu danken habe, von man, mon, hell, glänzend, S. Mond. Anm.


Mondsüchtig (W3) [Adelung]


Mondsüchtig, -er, -ste, adj. et adv. eigentlich, mit einer Krankheit behaftet, welche in ihren Anfällen von der Ab- und Zunahme des Mondes abhänget. Im engern und gewöhnlichsten Verstande nennt man nur diejenigen Personen mondsüchtig, welche des Nachts im Schafe aufstehen, und allerley, oft sehr gefährliche Verrichtungen vornehmen, deren sie sich nach ihrem Erwachen gar nicht mehr bewußt sind, dergleichen Personen man auch Nachtwanderer, Nachtgänger, zu nennen pflegt. Ihre Krankheit richtet sich gemeiniglich nach der Mondswandelung, und ist um die Zeit des Vollmondes am heftigsten. Im Tatian manodsichh, in den Monseeischen Glossen manod fallon, bey den spätern Schriftstellern mondisch, in dem 1523 zu Basel gedruckten neuen Testamente mönig, ( S. Mönig,) lünig, Lat. lunaticus. Daher die Mondsüchtigkeit, diese Krankheit selbst, auch die Mondsucht.


Mondsuhr (W3) [Adelung]


Die Mondsuhr,


Mondenuhr (W3) [Adelung]


Mondenuhr, oder


Monduhr (W3) [Adelung]


Monduhr, plur. die -en, eine Uhr, welche die Stunden in der Nacht vermittelst des Schattens des Mondes, so wie die Sonnenuhr durch den Schatten der Sonne, andeutet.


Mondswandelung (W3) [Adelung]


Die Mondswandelung, plur. die -en, die periodische Ab- und Zunahme des scheinbaren Lichtes des Mondes; die Mondsbrüche, der Mondwechsel.


Mondtag (W3) [Adelung]


Der Mondtag, S. Montag.


Mondtaube (W3) [Adelung]


Die Mondtaube, plur. die -n, eine Art Haustauben, welche stärker als die Feldtauben sind und Büschel auf den Köpfen haben. Sie legen und brüten im Sommer alle Monden oder Monathe, daher sie auch den Nahmen zu haben scheinen, und bey andern Monathstauben heißen. Wegen ihrer einer Trommel ähnlichen Stimme werden sie auch Trommeltauben genannt.


Mondur (W3) [Adelung]


Die Mondur, S. Montur.


Mondviole (W3) [Adelung]


Die Mondviole, plur. die -n, eine Art Violen oder Veilchen, welche ihren Samen in Schötchen bringt; Lunaria L. Sie wohnt in Deutschland und in den mitternächtigen Ländern, und blühet den Sommer hindurch alle Monden oder Monathe.


Mondvogel (W3) [Adelung]


Der Mondvogel, des -s, plur. die -vögel, bey den neuern Schriftstellern des Insectenreiches, eine Art Nachtvögel, Phalaena bombyx bucephala L. welche andere den Wasserträger nennen.


Mondzirkel,Mondszirkel (W3) [Adelung]


Der Mondzirkel, oder Mondszirkel, des -s, plur. ut nom. sing. in der Chronologie, derjenige Zeitlauf, oder diejenige Zahl der Jahre, in welcher die Neu- und Vollmonde wieder auf einen und eben denselben Tag des Julianischen Kalenders fallen; Cyclus lunae.


Mönig (W3) [Adelung]


* Mönig, -er, -ste, adj. et adv. welches in den gemeinen Sprecharten für mondäugig und mondblind üblich ist, und nur von den Pferden gebraucht wird. Es stammet vermittelst der Ableitungssylbe -ig von dem alten Mon her, und bedeutete, so wie mondisch, ehedem auch mondsüchtig.


Monkalb (W3) [Adelung]


Das Monkalb, des -es, plur. die -kälber, ein fleischiges Gewächs, welches sich zuweilen in der Bärmutter des weiblichen Geschlechtes erzeuget; Lat. Mola. Die Benennung ist ein wenig dunkel. Die letzte Hälfte Kalb bedeutet hier ohne Zweifel eine jede Geburt, ein jedes Junges, ( S. Kalb,) welches durch die Niedersächsische Benennung eines Monkalbes, welche Manenkind lautet, bestätiget wird; wenn nicht der Hochdeutsche Ausdruck zunächst von solchen Gewächsen in der Bärmutter der Kühe entlehnet ist. Die erste Hälfte ist allem Ansehen nach das alte mein, man, falsch, unecht, ( S. Meineid, Mangel und 2. Mönch;) so daß der ganze Ausdruck eine falsche unechte Geburt, ein unechtes Kind, ein Afterkind, welches die ältern Oberdeutschen Ausdrücke Aberkalb, Alberkalb, Eberkalb, von after, falsch, unecht, bestätigen. Frisch führet aus den Breslauischen Sammlungen auch den Nahmen Eggekalb an. Um dieses mon, mein willen wird dieses Wort richtiger Monkalb als Mondkalb geschrieben.


Monstranz (W3) [Adelung]


Die Monstranz, plur. die -en, in der Römischen Kirche, das zierliche Gehäuse, in welchem die consecrirte Hostie aufbehalten und gezeiget wird; aus dem mittlern Lat. Monstrantia, welches ehedem auch ein Reliquien-Kästchen bedeutete.


Montag (W3) [Adelung]


Der Montag, des -es, plur. die -e, der zweyte Tag in der Woche, Dies lunae, weil er bey den ältesten abgöttischen Völkern dem Monde gemidmet war; obgleich Eccard glaubt, daß er bey den Deutschen seinen Nahmen von ihrem alten Manno habe. Der blaue Montag war ehedem, dem Frisch zu Folge, der Montag vor dem Anfange in der Fasten, an welchem noch jetzt in einigen Oberdeutschen Gegenden alles in der Kirche blau ausgezieret wird. Weil dieser Tag gemeiniglich mit Üppigkeit und Völlerey zugebracht wird, daher er auch der Freßmontag heißt, so wird noch jetzt an den Orten, wo die Handwerker jeden Montag Feyertag haben, jeder Montag, und in weiterer Bedeutung jeder müßige Tag, ein blauer Montag genannt, welcher sonst auch ein guter Montag, Dän. Frimandag, heißt. Der verlorne Montag, in einigen Gegenden, der Montag nach dem Feste der Erscheinung Christi.

Anm. Bey dem Notker Manetag, im Nieders. Maandag, Holländ. Maandag, Angels. Monandaeg, Engl. Monday, Dän. Mandag. Es erhält das Andenken der alten noch in den gemeinen Sprecharten üblichen Form des Wortes Mond, da es ohne d Mon, Maan lautete, und sollte daher nach der heutigen Hochdeutschen Form billig Mondtag heißen.


Montur (W3) [Adelung]


Die Montur, plur. die -en. 1) Diejenige Art der Kleidung, welche geringern Bedienten von ihrem Herren gegeben wird, um sie dadurch von andern zu unterscheiden. In welcher weitern Bedeutung auch die Livree zuweilen die Montur, und im gemeinen Leben die Montirung genannt wird. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Montur die Kleidung der gemeinen Soldaten, welche ihnen von ihrem Herren gegeben wird, sie so wohl unter sich, als von den Soldaten eines andern Herren zu unterscheiden, im gemeinen Leben gleichfalls die Montirung; dagegen die einförmige Kleidung der Officiers mit einem anständigern, aber auch aus dem Französischen erborgten Ausdrucke die Uniforme genannt wird. In beyden Fällen wird es so wohl collective, als auch von einzelnen solchen Kleidungen gebraucht. Daher das Zeitwort montiren, mit der Montur versehen, und die Zusammensetzungen, das Montirungs-Stück, ein zur Montur gehöriges Kleidungsstück, die Montirungs-Kammer der Hauptleute, zur Verwahrung der Montirungs-Stücke u. s. f. 2) Bey den Perrückenmachern ist die Montur, Franz. Monture, die Haube von Band, Netz oder Zeug, auf welche die Tressen der Perrücke genähet werden. Daher das Zeitwort monturen, Franz. monter, die Montur verfertigen, das Montur-Band oder Montirungs-Band, dasjenige Band, womit die Montur der Perrücken eingefasset ist, der Montirungs-Kopf, ein hölzerner geschnitzter Kopf, auf welchen die Montur genähet wird u. s. f.

Anm. Es ist in beyden Fällen aus dem Franz. Monture entlehnet, welches von einer jeden Ausrüstung oder Ausstaffierung einer Person oder Sache in dem weitesten Umfange gebraucht wird, so wie das Zeitwort monter, Ital. montare, sie ausrüsten, ausstaffieren, zurichten, bedeutet. In der ersten Bedeutung wird es im gemeinen Leben gemeiniglich mit eine weichen d geschrieben und gesprochen, Mondur, Mondiren, welches aber eben so unrichtig ist, als wenn man statt des o in der ersten Sylbe ein u hören lässet, Mundur, mundiren. Stosch hat sich viele weitläufige aber fruchtlose Mühe gegeben, es von dem alten Mund, Schutz, abzuleiten. Die Abstammung aus dem Französischen, aus welcher Sprache mehrere Wörter bey dem Kriegsstaate entlehnet worden, ist unläugbar, obgleich Monture in der Bedeutung der Soldatenkleidung bey dieser Nation veraltet ist. Im Franz. ist monter le canon, das Geschütz auf die Laveten bringen, monter une Galere, eine Galeere ausrüsten, und im Ital. montar un Soldato, ihn ausstaffieren, ihn nicht nur kleiden, sondern auch ihn bewaffnen und beritten machen.


Moor (W3) [Adelung]


Das Moor, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden die Möre, ein sumpfiges, morastiges Land, von einem schwarzen Boden, dergleichen dasjenige ist, woraus Torf gegraben wird. Ein wildes Moor, ein unzugängliches Moor von großem Umfange. Hochmoor, in Niedersachsen, ein hochgelegenes Moor, dessen Oberfläche nichts als Heide oder geringes Strauchwerk träget, zum Unterschiede von einem Leegmoore, d. i. niedrigen Moore. Anm. Im Oberd. Mur, Gemor, Gemörig, im Nieders Moor, ehedem Moorine, im Angels. Mere, im Isländ. Myra, im Engl. Mere, Moor, im mittlern Lat. Morus, Mora, im Schwed. Mor. Es ist mit Morast, Marsch, Moder und andern ähnlichen Wörtern Eines Geschlechtes, und druckt entweder die dunkle Beschaffenheit des Bodens aus, so daß es zunächst zu 2. Mohr gehören würde; oder es bezeichnet zunächst die weiche, sumpfige, feuchte Beschaffenheit, da denn Meer und mürbe, Nieders. mör, den nächsten Anspruch auf dessen Verwandtschaft machen können. Da das doppelte oo den langen Gebrauch für sich hat, auch in den Mundarten gegründet ist, so behält man es billig bey, zumahl da es nebenbey mit zum Unterschiede von Mohr dienen kann. Ein anderes gleich klingendes Wort, welches aber von einem andern Stamme ist, ist das Elsassische und Schweizerische die Mohr, eine Sau.


Mooraal (W3) [Adelung]


Der Mooraal, des -es, plur. die -e, ein Aal aus moorigem oder sumpfigen Wasser, welcher gemeiniglich brauner von Farbe ist, als der Flußaal.


Mooränte (W3) [Adelung]


Die Mooränte, plur. die -n, eine kleine bunte Art wilder Änten, mit gelben Füßen und einem gelben ausgezackten Schnabel, welche wie eine Schwalbe über dem Wasser fliegt, und die Fliegen wegfängt; Anas muscaria L. Fliegenänte, Mackänte, Mückänte, Langkragen. Vermuthlich weil sie sich gern in moorigen, sumpfigen Gegenden aufhält.


Moorbeere (W3) [Adelung]


Die Moorbeere, plur. die -n. 1) ( S. Heidelbeere.) 2) In einigen Gegenden wird auch die Mehl- oder Preiselbeere, Arbutus uva ursi L. Moorbeere genannt; von dem Nieders. mör, mürbe.


Moordamm (W3) [Adelung]


Der Moordamm, des -es, plur. die -dämme, ein durch ein Moor geführter Damm.


Moordeich (W3) [Adelung]


Der Moordeich, des -es, plur. die -e, ein gegen ein Moor und dessen Überschwemmung aufgeführter Deich.


Moorerde (W3) [Adelung]


Die Moorerde, plur. von mehrern Arten, die -n, eine schwarze Erdart, welche aus dem Wasser niederschlagen worden, aus verschiedenen Erdarten, Pflanzen und Thiertheilen bestehet, welche in eine schnelle Fäulniß gegangen sind, und häufig in Morästen, Sümpfen und Mooren, ingleichen an solchen Orten, wo ehemahls Moore waren, angetroffen wird.


Moorfahrer (W3) [Adelung]


Der Moorfahrer, des -s, plur. ut nom. sing. in und um Bremen, ein Schiffer, welcher den Torf aus dem Moore die Weser herauf nach der Stadt führet.


Moorgras (W3) [Adelung]


Das Moorgras, des -es, plur. inus. eine Art Riethgrases, welches in den Mooren und Sümpfen wächset; Carex cespitosa L.


Moorgrund (W3) [Adelung]


Der Moorgrund, des -es, plur. die -gründe, ein mooriger Grund.


Moorig (W3) [Adelung]


Moorig, -er, -ste, adj. et adv. aus Moor, d. i. Sumpf, bestehend, Moor enthaltend. Ein mooriger Grund.


Moormeier (W3) [Adelung]


Der Moormeier, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Niedersächsischen Gegenden, ein Meier, welcher in einem Moore wohnet.


Moorpflanze (W3) [Adelung]


Die Moorpflanze, plur. die -n, Pflanzen, welche in moorigen und sumpfigen Gegenden wachsen, und, nachdem sie verfaulet sind, den Torf liefern.


Moorquappe (W3) [Adelung]


Die Moorquappe, plur. die -n, eine Art des Kabeljaues, welche im Dänischen Moerquabbe und Krollquabbe genannt wird; Gadus Mustela L.


Moorschnepfe (W3) [Adelung]


Die Moorschnepfe, plur. die -n, eine allgemeine Benennung aller derjenigen Schnepfen, welche sich gewöhnlich in Sümpfen und Mooren aufhalten, und wohin die Doppelschnepfe, Himmelsziege, Haarschnepfe und Riethschnepfe gehören, zum Unterschiede von den Waldschnepfen.


Moorvogel (W3) [Adelung]


Der Moorvogel, des -s, plur. die -vögel. 1) Eine im Niedersächsischen übliche Benennung eines Wasserhuhnes, Fulica L. Engl. Moorhen. ( S. Wasserhuhn.) 2) Die braune Grasmücke wird von einigen das Moorvögelchen genannt; vielleicht wegen ihrer braunen Farbe. ( S. 2. Mohr.) 3) In andern führet die Mohrmeise diesen Nahmen; S. dieses Wort.


Moorvogt (W3) [Adelung]


Der Moorvogt, des -es, plur. die -vögte, in Niedersachsen der Vogt, oder Aufseher eines Torfmoores.


Moorwasser (W3) [Adelung]


Das Moorwasser, des -s, plur. inus. eine Art des Sumpfwassers, welches über einem moorigen oder torfigen Boden stehet, Bruchwasser; zum Unterschiede von dem Moderwasser.


Moos (W3) [Adelung]


Das Moos, des -es, plur. die -e. 1) Eine Art sehr zarten Gewächses mit unkenntlichen Blüthen, welches nicht nur an feuchten schattigen Orten auf der Erde, sondern auch auf alten Bäumen, Holze, Steinen u. s. f. wächst, und sehr weich und wollig anzufühlen ist; Muscus L. Der Plural ist in dieser Bedeutung nur von mehrern Arten üblich. ( S. Erdmoos, Lungenmoos, Kelchmoos, Farnmoos, Baummoos, Schirmmoos, Sternmoos, Knotenmoos, Aftermoos u. s. f.) Mit Moos bewachsen seyn. 2) Eine mit Moos bewachsene Gegend, im gemeinen Leben mehrerer Provinzen, besonders Oberdeutschlandes. So wird bey den Jägern ein Boden, welcher mit Moos, filzigem Grase und kurzem Geniste, wie mit einem Pelze bewachsen ist, ein Moos genannt. Besonders ist im Oberdeutschen ein Moor oder Morast sehr häufig unter dem Nahmen des Moses oder Gemüses bekannt, Schwed. Mossa, Krain, Musga; entweder weil eine solche Gegend gemeiniglich mit Moos bewachsen ist, oder auch unmittelbar mit dem Worte Moos von einem gemeinschaftlichen Stammworte, die weiche nachgebende Beschaffenheit eines solchen Bodens zu bezeichnen. In dieser Bedeutung lautet der Plural auch zuweilen Mooser. Der Held saß auf das klein Roß Reyt dahin über ein tieff Moos, Theuerd. Kap. 41. Die Mooslache ist in eben dieser Mundart ein Sumpf, eine Pfütze. Anm. In der ersten Bedeutung im Oberdeutschen auch Mies, Myes, Miesch, bey dem Stryker Mos, im Angels. Meos, im Engl. Moss, im Franz. Mousse, im Dän. Moos, im Schwed. Mossa. im Isländ. Mosa, im Lat. Muscus, im mittlern Lat. Mussa, Mussum, Mussus, im Böhm. und Pohln. Mech, im Wallis. Musogl, und selbst im Arab. Mosc. Es gehöret wie Muß, Gemüse, Maß für Matte, zu dem Geschlechte der Wörter Moor, Morast, mürbe u. s. f. weil die Verwechselung des r und s in allen Sprachen nichts seltenes ist, und druckt die unterscheidende weiche Beschaffenheit dieses Gewächses aus. Im Ital. ist mizzo, mezzo, mürbe, morsch, im Engl. moist, Franz. moite, feucht, und im Schwed. wird der Regen, so fern er das Land befeuchtet, Must genannt; ( S. Mist.) Es ist, selbst im Hochdeutschen, oft männlichen Geschlechtes, der Moos.


Moosämmerling (W3) [Adelung]


Der Moosämmerling, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden ein Nahme des Rohrsperlinges, weil er sich gerne in Moosen, d. i. Morästen, aufzuhalten pflegt. S. Moos 2.


Moosbär (W3) [Adelung]


Der Moosbär, des -en, plur. die -en, aber des -es, plur. die -e, ein Nahme der größern Art Bäre, welche sich in den morastigen Gegenden Pohlens und Litthauens aufzuhalten pflegt; im gemeinen Leben auch Moselbär.


Moosbeere (W3) [Adelung]


Die Moosbeere, plur. die -n. 1) Ein Nahme der Moorbeere oder großen Heidelbeere, Vaccinium uliginosum L. welche auch Moosheidelbeere genannt wird, S. Heidelbeere 2. 2) Eine andere Art der Heidelbeeren, mit glatt rändigen zurück gerollten eyförmigen Blättern und einem kriechenden fadenförmigen nackten Stamme, welche gleichfalls in den Europäischen Moosen oder Sümpfen wächset, daselbst zwischen dem Moose fortkriecht, und sehr saure, roh uneßbare Beeren trägt, führet gleichfalls den Nahmen der Moosbeeren; Vaccinium Oxycoccos L. Sumpfbeere, Rauschgrün, Fennbeere, Finnbeere, Engl. Molsberry, Moorberry.


Moosblume (W3) [Adelung]


Die Moosblume, plur. die -n, ein Nahme der Dotterblume, Caltha palustris L. wegen ihrer Wohnung an feuchten Orten, daher sie auch Maßlieben und Mattenblume genannt wird. Siehe Dotterblume.


Moosflechte (W3) [Adelung]


Die Moosflechte, plur. inus. eine Art der Flechte, welche auf den Klippen, in den Brunnen und an den Steinen wächset, daher sie auch Steinflechte und Brunnenflechte genannt wird; Lichen saxatilis L. Den Nahmen Moosflechte hat sie vermuthlich wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Moose.


Moosgeyer (W3) [Adelung]


Der Moosgeyer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Oberdeutsche Benennung einer Art Geyer, welche zu den Froschgeyern gehören soll, und in der Schweiz auch Mooßhuwe, Maßhow und Bujart, Bußahr genannt wird, und allem Ansehen nach unser Mäusefalk, Falco Buten Klein ist. Der Nahme Moosgeyer kann von seinem Aufenthalte in Moosen, oder Sümpfen herrühren, wo er den Fröschen nachstellet, daher er auch Froschgeyer heißt; er kann aber auch aus Mäusegeyer verderbt seyn, weil er auch die Mäuse nicht verschmähet.


Mooshahn (W3) [Adelung]


Der Mooshahn, S. Birkhahn.


Mooshummel (W3) [Adelung]


Die Mooshummel, plur. die -n, eine Art fahlgelber und raucher Hummeln, welche unter dem Moose nistet; Apis hyprorum L.


Moosicht (W3) [Adelung]


Moosicht, -er, -ste, adj. et adv. dem Moose ähnlich. Moosicht schmecken, moorig, nach dem Moose oder Moraste. Moosichte Karpfen, welche diesen Geschmack haben.


Moosig (W3) [Adelung]


Moosig, -er, ste, adj. et adv. 1) Mit Moos bewachsen. Auf dem moosichten (moosigen) Dach girrt schon der buhlende Tauber Um die Geliebte herum, Zachar. 2) Moos. d. i. Sumpf, Morast, enthaltend; besonders im Oberdeutschen. Eine moosige (morastige) Gegend. In der Schweiz mosacht, mosachtig. S. Moos 2.


Mooskratzer (W3) [Adelung]


Der Mooskratzer, des -s, plur. ut nom. sing. oder die Mooskratze, plur. die -n, ein Werkzeug der Gärtner in Gestalt einer hohlen Schaufel, das Moos damit von den Bäumen zu kratzen.


Mooskuh (W3) [Adelung]


Die Mooskuh, plur. die -kühe, oder der Moosreiher, eine im Oberdeutschen übliche Benennung des Rohrdommels, S. dieses Wort.


Moosrechen (W3) [Adelung]


Der Moosrechen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Rechen mit weitläufigen Zähnen, das Moos damit in den Wäldern zusammen zu rechen.


Moosreiher (W3) [Adelung]


Der Moosreiher, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mooskuh.


Moosschnepfe (W3) [Adelung]


Die Moosschnepfe, plur. die -n, eine Art Schnepfen, welche den Wald- oder Holzschnepfen gleich sind, nur daß sie einen geschwindern Flug haben, und sich in den Moosen, d. i. morastigen Gegenden, aufhalten. Sie werden daher auch Riethschnepfen genannt.


Moosschwamm (W3) [Adelung]


Der Moosschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine Art ganz weißer Erdschwämme, welche unter dem Moose wachsen, aber nur im Maymonathe gefunden werden; im Österreichischen Dörnling, Dornschwamm, Miesschwamm, Räsling, von Rasen.


Mooßel (W3) [Adelung]


Die Mooßel, plur. die -n, S. Muschel.


Moossperling (W3) [Adelung]


Der Moossperling, des -es, plur. die -e, eine Art Sperlinge, welche sich in morastigen und sumpfigen mit Rohr bewachsenen Gegenden aufhalten, und daher auch Riethsperlinge und Rohrsperlinge genannt werden, ( S. das letztere.) In den gemeinen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes, wird dieses Wort in Muschelsperling, Muschelnischel und Mutschelsperling verderbt.


Mops (W3) [Adelung]


Der Mops, des -es, plur. die -e, Diminut. das Möpschen, eine Art Hunde von kleiner und mittelmäßiger Größe, mit einer breiten stumpfen kohlschwarzen Schnautze, und einem mürrischen verdrießlichen Ansehen, der auch wohl ein Mopshund, Diminut. Mopshündchen genannt wird. Wachter leitet dieses Wort auf eine freylich seltsame Art von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, übersichtig, her, so wenig auch die Übersichtigkeit eine Eigenschaft dieser Art Hunde ist. Der Grund der Benennung liegt in dem mürrischen Ansehen, in den hangenden Lefzen, und in der stumpfen Schnautze, daher man auch im gemeinen Leben einen dummen Menschen einen Mops zu nennen pflegt, wo man auch das Bey- und Nebenwort mopsig hat, in dieser Gemüthsart gegründet. Das Wort scheinet mit dieser Art selbst aus England herzustammen, wo Mop ein häßliches Gesicht, Mope einen dummen Menschen, und to mope dumm und träge seyn oder machen bedeutet. ( S. Muffel,) welches genau damit verwandt ist. Für Mops ist in Nieders. auch Moppel, Möppel üblich, welches kein Diminutivum ist, sondern dem jetzt gedachten Muffel näher kommt; die Verkleinerung davon heißt Moppelken, Möppelken.


Mor (W3) [Adelung]


Mor, S. Mohr, und Moor.


Moral (W3) [Adelung]


Die Moral, plur. inus. aus dem Lat. Beyworte moralis, die Lehre von der Einrichtung des Verhaltens des Menschen; die Sittenlehre, mit einem Griech. gleichbedeutenden Kunstworte, die Ethik, sonst auch die Tugendlehre, welche Ausdrücke, wenn sie in der weitesten Bedeutung genommen werden, mit Moral in diesem Verstande einerley sind, sonst aber noch auf verschiedene Art eingeschränket werden. Die philosophische Moral, welche in der bloßen Vernunft gegründet ist; im Gegensatze der theologischen, welche in der heil. Schrift gegründet ist.


Moralisch (W3) [Adelung]


Moralisch, adj. et adv. 1) In der Moral oder Sittenlehre gegründet, derselben ähnlich, aus derselben hergenommen. Ein moralisches Gedicht. Die allgemeine moralische Empfindung des Guten und Bösen ist ein herrlicher Beweis des hohen Ursprunges unserer Seele, Gell. Im Deutschen gebrauchen einige das Wort sittlich in diesem Verstande, welches aber am häufigsten in den folgenden Bedeutungen üblich ist. 2) In weiterer Bedeutung, gesellschaftlich, zu den gesellschaftlichen Verhältnissen gehörig; sittlich. 2) In noch weiterm Verstande, wobey eine freye Wahl Statt findet, was durch eine in allgemeiner Erkenntniß gegründete Wahl geschehen kann.


Moralisiren (W3) [Adelung]


Moralisiren, verb. reg. neutr. aus dem mittlern Lat. moralizare, Lebenspflichten vortragen und einschärfen.


Moralität (W3) [Adelung]


Die Moralität, plur. inus. der Werth der Handlungen in Rücksicht auf die Moral oder Sittenlehre; die Sittlichkeit.


Moräne (W3) [Adelung]


Die Moräne, plur. die -n, ein Nahme verschiedener eßbaren Fische. 1) Eines Seefisches, welcher dem Aale gleicht, von dem Linnee auch zu dessen Geschlechte gerechnet, und besonders in Italien häufig gegessen wird; Muraena Helena L. Er war schon zu der Römer Zeit unter diesem Nahmen als ein leckerhafter Fisch bekannt, obgleich andere die Muraenam der Alten für eine Lamprete halten. 2) Einer Art sehr schmackhafter Fische, welche, so viel man weiß, nur allein in dem See Madduje in Pommern unweit Werben im Amte Kolbatz gefangen werden. Sie sind so groß wie ein Lachs, dem sie auch in der Gestalt gleichen, nur daß sie weißer und nicht buntfleckig sind, auch größere Schuppen haben. Sie werden daher zum Unterschiede von andern Arten auch Lachsmoränen genannt; Salmo Muraena L. Einige halten sie bloß für eine Abänderung der folgenden. 3) Ein den Häringen ähnlicher Fisch, welcher zuweilen auch ihre Größe hat, zuweilen aber auch nicht größer als eine Sardelle ist. Er ist von Farbe weißlich, hat silberfarbene Schuppen, einen länglichen Kopf, große Augen, ein zartes und wohl schmeckendes Fleisch, und wird auch geräuchert. Sie haben außer dem Rückgrathe und Gerippe keine Gräthen, und werden in den Seen der Mark Brandenburg, Pommerns, und Schlesiens häufig gefangen. In dem letztern Lande heißen sie Murauen. Nach dem Linnee gehöret dieser Fisch zu den Häringen, bey dem Klein heißt er Trutta edentula, argentea tota squamis tenuibus inferiore mandibula resima. S. Richters Ichthyolog. S. 897. Eine kleine Art derselben, welche in dem Sächsischen Erzgebirge sehr hoch geschätzet wird, heißt daselbst Fiedel.

Anm. Der Nahme dieses Fisches lautet bald Maräne, bald Moräne, bald auch Muräne. Die letzte Schreibart ist in Ansehung der ersten, den Alten schon bekannten Art die richtigste. Den Nahmen der dritten Art leiten einige von dem Brandenburgischen Städtchen Morine, fünf Meilen von Berlin her, in dessen Nachbarschaft sie häufig gefangen wird. Allein er scheint vielmehr von dem moorigen Aufenthalte, oder von seinem mürben (Nieders. mör) Fleische entlehnet zu seyn, welche Ableitung auch die Muräne der Römer leidet.


Morast (W3) [Adelung]


Der Morast, des -es, plur. die -äste. 1) Tiefer Koth auf der Oberfläche der Erde, weiches mit Wasser vermischtes Erdreich; ohne Plural. Es ist vieler Morast in dem Wege. In dem Moraste stecken bleiben. 2) Eine mit solchem tiefen Kothe oder weichem mit Wasser vermischten Erdreiche angefüllete Gegend; ein Moor. Die Moräste austrocknen.

Anm. Im Dän. Morads, im Schwed. Moras, im Franz. Marais, im Ital. Marazzo, im mittlern Lat. Maristus, und Maragium. Es ist von Moor, welches auch im Nieders. für Morast üblich ist, nur vermittelst einer Ableitungssylbe gebildet, welches die Sylbe "-isch" zu seyn scheinet, da denn Morast mit dem Niederdeutschen Marsch, Angels. Mersc, Engl. Marsh, im mittlern Lat. Mariscus, ein und eben dasselbe Wort seyn würde.


Morastig (W3) [Adelung]


Morastig, -er, -ste, adj. et adv. Morast enthaltend, in der ersten Bedeutung. Eine morastige Gegend. Ein morastiger Weg. Ingleichen in der zweyten Bedeutung, Moraste enthaltend. Ein morastiges Land. Ital. morazzosa, im mittlern Lat. morosus, morinus.


Moraststein (W3) [Adelung]


Der Moraststein, des -es, plur. die -e, eine Art Eisensteine, welche in manchen Gegenden in den Morästen und Sümpfen gefunden werden; Seeerz, Sumpferz, Modererz.


Morchel (W3) [Adelung]


Die Morchel, plur. die -n, eine Art eßbarer Sichtschwämme mit einem eyförmigen Hute, der mit vielen kleinen Höhlungen gezeichnet ist, und einem nackten runzeligen Stiele; Phallus esculentus L. Die Spitzmorcheln und Stockmorcheln sind Arten derselben. In einigen Gegenden führen auch die Trüffeln den Nahmen der Erdmorcheln. In weiterer Bedeutung werden im gemeinen Leben alle getrocknete eßbare Schwämme Morcheln genannt. Anm. Im Oberd. mit einem andern Ableitungslaute Morche, in Österreich, Steyermark und Baiern Maurache, im Schwed. Murkla, im mittl. Lat. Morucla, im Franz. und Engl. Morille, im Böhm. Smrze. Entweder wegen ihrer dunkeln schwarzen Farbe, von Mohr, Nieders. murk, und Schwed. mörk, oder auch wegen des moorigen, sumpfigen Bodens, welchen sie lieben, ( S. Moor.) Im Böhmischen wird der Fliegenschwamm Muchomurka genannt, gleichsam Fliegenmorchel, woraus man schließen könnte, daß Morche, Morchel, ursprünglich eine allgemeine Benennung aller Schwämme gewesen, welche sie vielleicht wegen ihrer weichen, mürben Beschaffenheit bekommen, ( S. 2. Mark.) In einem alten Vocabulario von 1482 heißt nach dem Frisch der Nachtschatten Morche, vielleicht wegen seiner schwarzen Beeren. Im Ital. wird er auf ähnliche Art Morella genannt.


Mord (W3) [Adelung]


Der Mord, des -es, plur. inus. ein Wort, welches, wenn es seinem ganzen ehemahligen Umfange nach genommen wird, eine doppelte Bedeutung hat. 1. * Eine leidendliche, der Tod, und in engerm Verstande, ein gewaltsamer Tod; eine im Hochdeutschen längst veraltete Bedeutung, welche das Angels. Morth, das Wallach. Moarte, das Pers. Mork, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und das Lat. Mors haben. Es ist als ein Mord in meinen Beinen, Ps. 42, 11, als ein gewaltsamer Tod, als ein tödtlicher Stich. Vielleicht gehöret auch der im gemeinen Leben übliche Ausdruck Mord Schade, es ist Mord Schade, d. i. Jammer Schade, ewig Schade, hierher, und die im Nieders. übliche Art des Fluches, daß dich der Mord schlage! 2. Im thätigen Verstande. 1) * In der weitesten Bedeutung, eine jede auch befugte Tödtung und Hinrichtung, in welcher Bedeutung es aber längst veraltet ist, siehe Mordaxt, Mordgrube. 2) Ein unbefugter vorsetzlicher Todtschlag. Der Brudermord, Vatermord, Königsmord, Selbstmord u. s. f. Einen Mord begehen. Sich eines Mordes schuldig machen. Mord und Todtschlag werden im gemeinen Leben durch einen gewöhnlichen Pleonasmus oft mit einander verbunden, auch wenn man nur einen und eben denselben Begriff damit verbindet. Daraus wird Mord und Todtschlag entstehen. Auf Mord und Todtschlag umgehen. Eben so sagt man, bey Nacht und Nebel, Gift und Geifer, Recht und Gerechtigkeit, Hurerey und Unzucht u. s. f. Mord und Todtschlag ist auch der im gemeinen Scherze übliche Nahme des Vieres in Eisleben, vermuthlich wegen seiner verführerischen Stärke. Die biblischen Ausdrücke, mit Mord über allen, Mord treiben, Mord gehet unter ihnen her, durch den Mord ausrotten u. s. f. sind im Deutschen ungewöhnlich. Statt des ungebräuchlichen Plurals die Morde, im Theuerd. die Mordt, gebraucht man die vielfache Zahl des gleichbedeutenden Mordthat. Durch den Mangel der Befugniß unterscheidet sich der Mord von einer Hinrichtung und andern Arten der Tödtung, durch den Vorsatz aber von einem Todtschlage in der engern Bedeutung. So fern der Zweykampf, wenigstens in manchen Fällen, noch für erlaubt gehalten, oder doch geduldet wird, pflegt man eine in demselben begangene Entleibung keinen Mord zu nennen, indem derselbe zugleich den Mangel der vorbereiteten Gegenwehr des andern mit in sich schließt. Ehedem war der Begriff der Hinterlist, der Verborgenheit, noch stärker mit diesem Worte verbunden als jetzt, in welchem Verstande man jetzt das zusammen gesetzte Meuchelmord gebraucht. In den Assises von Jerusalem bey dem Carpentier heißt es hiervon Kap. 9: Murtre Homecide (Mord und Todtschlag) nepuet etre en un corps; - car Murtre est fait en repos - et celui a qui l'on donc cos, dequoi il recent mort, est Homecide. Und Kap. 94: Homecide est quant home est tue en apert devant la gent en meslee. Ingleichen in den Gesetzen der Ripuarier Tit. 15: Si quis ingenuus ingenuum Ripuarium interfecerit, et eum cum ramo cooperuerit vel in puteo seu in quocunque libet loco celare voluerit, quod dicitur mordridus. Und im Schwabensp. Kap. 166. Moerder haizzen wir die, die ainen menschen toetent und dez laugent - - Wir haizzen auch die Moerder, swer mit dem andern izzet und trinket und in gutlich gruzzet, sleht er in aun schulde, daz ist ain Mort, man soll in darumb radbrechen. Daher in dem Augsb. Stadtrechte von 1276 der Mord auch durch heimlich Tödtung, der Todtschlag aber durch öffentliche Tödtung erkläret wird. Oft pflegt man auch die im Kriege, im Zweykampfe, nach Urtheil und Recht, oder auf andere dem Scheine nach befugte Art geschehene Tödtung einen Mord zu nennen; alsdann geschiehet es aber nur im harten Verstande, und wenn man Grund zu haben glaubt, das Befugniß zu läugnen. In eben diesem Verstande gebraucht man es auch zuweilen von der ohne erlaubte Absicht geschehenen boshaften Tödtung eines Thieres.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Ottfried Mord, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno Mohrt, im Schwabensp. wo es zugleich im ungewissen Geschlechte vorkommt, daz Mort, im Nieders. Moord, im Dänisch. Mord, im Schwed. Mord, Mordom, im Böhm. gleichfalls Mord, im Finnisch. aber Murha. Andere Sprachen hängen ihm die Ableitungssylbe -er an, wie das alte Gothische Maurthr, das Angels. Mordur, Morther, das Engl. Murder, das Franz. Meurtre, und das mittlere Lat. Murdrum. Es scheinet mit dem Lat. Mors, zu dem Geschlechte der Wörter morsch, Mörsel, Mörtel, merzen, mordere u. a. m. zu gehören, in welchen der Begriff des Zerreibens, Zerschneidens, und im weitern Verstande der Vernichtung, der herrschende ist, wenn nicht der Begriff des Todes vielmehr eine von der Dunkelheit, der Verbergung, entlehnte Figur ist, da es denn mit dem Niederdeutschen murk, dunkel, dem Franz. morne, finster, dem Wallis. murnio, verbergen, dem Alban. Marda, der Betrug, u. a. m. verwandt seyn würde.


Mordaxt (W3) [Adelung]


Die Mordaxt, plur. die -äxte, eine veraltete Art des Gewehres im Kriege, welches aus einer kleinen Axt an einem langen Stiele bestand, auch ein Mordbeil hieß, und allem Ansehen nach mit der Streitaxt einerley war.


Mordbrenner (W3) [Adelung]


Der Mordbrenner, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mordbrennerinn, eine Person, welche des andern Eigenthum auf eine boshafte Art anzündet; Nieders. Moordberner, Schwed. Mordbraenner. Entweder, so fern Mord hier noch heimlich, hinterlistig bedeutet, ( S. Mord Anm.) oder auch, so fern dieses Wort ehedem nur einen solchen incendiarium bedeutete, welcher bey der Anlegung des Feuers zugleich mörderische Absichten hat. Daher mordbrennerisch, adj. et adv. nach Art der Mordbrenner. Das Hauptwort der Mordbrand, diese boshafte Anzündung selbst, welches noch bey dem Opitz verkommt, wird im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht.


Mordbrief (W3) [Adelung]


Der Mordbrief, des -es, plur. die -e, ein Brief, worin man jemanden Befehl oder Auftrag ertheilet, einen andern zu ermorden; ein Uriasbrief.


Morden (W3) [Adelung]


Morden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur absolute gebraucht wird, Mordthaten begehen, und in weiterer obgleich harter Bedeutung, niedermachen, tödten. Da ging es an ein Morden. Unmenschlich mordete mein Vater nie, Schleg. Im thätigen Verstande ist dafür ermorden üblich. Im Nieders. moorden, im Dän. myrde, im Schwed. mörda, im Isländ. myrda, im Pers. mordaniden.


Mörder (W3) [Adelung]


Der Mörder, des -s, plur. ut nom. sing., Fämin. die Mörderinn, eine Person, welche eine andere unbefugter und vorsetzlicher Weise um das Leben bringet, welche einen Mord begehet, ( S. dieses Wort.) Der Vatermörder, Muttermörder, Brudermörder, Kindermörder, Selbstmörder, Meuchelmörder, u. s. f. An jemanden zum Mörder werden, ihn ermorden.

Anm. Im Schwabensp. Morder, im Nieders. Mördener, Holländ. Moordenaar, Engl. Murderer, Dänisch. Morder, Schwed. Mördare, Angels. Myrthra, Franz. Meurtrier, Pers. Mirtan, Pohln. Mordertz, Morderca, Böhm. Morder.


Mördergrube (W3) [Adelung]


Die Mördergrube, plur. die -n, eine Grube oder Höhle, so fern sie Mördern, oder Raub und Mord im Sinne haben den Leuten zum Aufenthalte dienet. In weiterer Bedeutung, ein jeder Aufenthalt lasterhafter und boshafter Menschen. Nieders. Moorkule. S. Mordgrube.


Mörderisch (W3) [Adelung]


Mörderisch, -er, -te, adj. et adv. nach Art der Mörder, Mördern ähnlich, ingleichen, so fern Mörder hier die alte Form des Wortes Mord mit der Ableitungssylbe -er ist, in einem Morde gegründet, wofür in der anständigern Sprechart doch mördlich üblicher ist. Ihre Schwerter sind mörderische Waffen, 1 Mos. 49, 5. Ps. 144, 10. Die Mörderische Stadt, Ezech. 22, 2; Kap. 24, 6, 9. Mörderische Gedanken hegen. Jemanden mörderisch angreifen. S. das folgende und Mördlich.


Mörderlich (W3) [Adelung]


Mörderlich, -er, -ste, adj. et adv. welches mit dem vorigen Worte eigentlich einerley Bedeutung hat, aber nur allein zuweilen im gemeinen Leben im figürlichen Verstande für sehr heftig üblich ist. Mörderlich schreyen. Mit seiner häufgen Reiterey Hieb Seidlitz mörderlich, Gleim.


Mordgeschichte (W3) [Adelung]


Die Mordgeschichte, plur. die -n, eine Mordthat, und in weiterer Bedeutung, eine schreckliche und zugleich abenteuerliche Begebenheit, ingleichen die Erzählung derselben. Es hat sich eine schreckliche Mordgeschichte zugetragen. Eine Mordgeschichte absingen, wie von den Bänkelsängern geschiehet.


Mordgeschoß (W3) [Adelung]


Das Mordgeschoß, des -sses, plur. die -sse, ein mördliches, tödtliches Geschoß, in der dichterischen Schreibart.


Mordgeschrey (W3) [Adelung]


Das Mordgeschrey, des -es, plur. die -e, ein Geschrey, mit welchem man einen unternommenen oder begangenen Mord verkündiget, und in weiterer Bedeutung, ein sehr heftiges, schreckliches Geschrey. Meine Seele höret ein Mordgeschrey über das andere, Jer. 4, 20. Nun hat er mit einem großen Mordgeschrey ein Feuer angezündet, Kap. 11, 26. Ein Mordgeschrey erheben.


Mordgesell (W3) [Adelung]


Der Mordgesell, des -en, plur. die -en, der Gesell. d. i. Gehülfe bey einem begangenen Morde. Ingleichen der Mörder selbst, das Mordkind.


Mordgewehr (W3) [Adelung]


Das Mordgewehr, des -es, plur. die -e, ein mördliches, tödtliches Gewehr, am häufigsten in der dichterischen und rednerischen Schreibart. Ihr Männer mit den Mordgewehren, Gell.


Mordgrube (W3) [Adelung]


Die Mordgrube, plur. die -n, im Festungsbaue, Gewölber unter dem Walle in einer Festung, woraus der Graben bestrichen werden kann; der Mordkeller, und mit einem ausländischen Worte die Casematte. Vermuthlich so fern Mord überhaupt Blutvergießen bedeutete, weil diese Gewölber bey einem Sturme für die Stürmenden sehr gefährlich sind.


Mordio (W3) [Adelung]


Mordio, ein Zwischenwort, welches das Mordgeschrey ausdrückt, aber nur noch im gemeinen Leben üblich ist, wo es gemeiniglich mit Zeter verbunden wird. Zeter Mordio schreyen, sehr heftig. Es ist, wie man glaubt, von Mord, und der alten Interjection Jo, welche auch in Jodute vorkommt, zusammen gesetzt, und war ehedem die Formel, der Ruf, womit man einen unternommenen oder begangenen Mord verkündigte.


Mordkeller (W3) [Adelung]


Der Mordkeller, des -s, plur. ut nom. sing. S. Mordgrube.


Mordkind (W3) [Adelung]


* Das Mordkind, des -es, plur. die -er, ein Mörder; ein ungewöhnlich gewordener Ausdruck, der noch 2 Kön. 6, 31, 32 vorkommt.


Mördlich (W3) [Adelung]


Mördlich, -er, -ste, adj. et adv. welches in der anständigern Sprechart für mörderisch üblich ist, einem Morde gleich oder ähnlich, in demselben gegründet. Ein jeder habe ein mördlich Waffen in seiner Hand, Ezech. 9, 1, wo es in weiterer jetzt ungewöhnlicher Bedeutung für tödtlich stehet. Sie greifen Wittwen mördlich an, Opitz Ps. 94. Mördliche Anschläge hegen. Jemanden mördlich anfallen.


Mordmesser (W3) [Adelung]


Das Mordmesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein Messer, womit ein Mord begangen worden, oder begangen werden soll.


Mordnacht (W3) [Adelung]


Die Mordnacht, plur. die -nächte, eine Nacht, worin ein ein- oder mehrfacher Mord begangen worden, welche zu Begehung eines Mordes bestimmt ist.


Mordthat (W3) [Adelung]


Die Mordthat, plur. die -en, ein Mord. Ein Mordthat begehen, im Sinne haben. Die Mordthat vollführen. Besonders, wenn Mord im Plural stehen sollte. Vieler Mordthaten schuldig seyn. Im Oberdeutschen ein Mordstück. Gemeiniglich erkläret man das Mortaudo, Morttudo und Mortaudus in dem alten Alemannischen Gesetze durch Mordthat; wenigstens hat es den ganzen Sinn dieses Wortes. Aber Mordum totum in dem Sächsischen Gesetze ist wohl etwas andres dem Worte nach, obgleich nicht der Bedeutung.


Mordweg (W3) [Adelung]


Der Mordweg, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, ein böser, unwegsamer Weg, auf welchem man Hals und Beine brechen möchte.


Morelle,Morille (W3) [Adelung]


Die Morelle, oder Morille, S. Amarelle.


Morfling (W3) [Adelung]


Der Morfling, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden, z. B. im Churkreise, ein Karpfen, welcher weder Milch noch Eyer hat; auch der Leiner.


Morgen (W3) [Adelung]


Morgen, ein Nebenwort, welches aus dem folgenden Hauptworte entstanden ist, den nächst folgenden, morgenden Tag zu bezeichnen; zum Unterschiede von heute und gestern. Morgen will ich kommen. Wenn ich morgen noch lebe. Hebe es bis morgen auf. Morgen ist es Freytag. Morgen früh, morgen in der Frühe, im Hannöv. moren morgen, Engl. morrow morning, gleichsam morgen-Morgen. Morgen Mittag, morgen Nachmittag, morgen Abend. Morgen des Tages sollst du fort, im gemeinen Leben; eigentlich morgendes Tages. Er mag nun heute oder morgen kommen. Heute oder morgen wird auch häufig für eine unbestimmte künftige Zeit gebraucht. Wenn ich heute oder morgen sterben sollte. Lieber heut als morgen, je eher je lieber. Er ist so vergafft in sie, daß er sie lieber heute als morgen nähme, Less. Übermorgen, an dem zweyten folgenden Tage. Ingleichen mit einigen Vorwörtern. Ich bin auf morgen schon versprochen. Von morgen an. S. auch Morgend.

Anm. Im Tatian lautet dieses Nebenwort morgan, morgana, in dem gemeinen Oberd. Mundarten zusammen gezogen morn, im Nieders. morgen, im Angels. to morgen, im Engl. to morrow, im Isländ. marach, mit welchem, wenn man die Versetzung der Buchstaben annimmt, das Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, morgen, überein kommt. Daß dieses Nebenwort aus dem folgenden Hauptworte entstanden sey, und eigentlich die Zeit um den Anbruch des nächst folgenden Tages bedeute, erhellet aus dem Ottfried, der in Morgen und zi Morgane noch für den folgenden Tag, postridie, gebraucht. Auf ähnliche Art ist das Franz. demain aus mane gebildet. Übrigens nächst folgende Tag dem Redenden noch wirklich bevor stehet, nicht aber in dem Laufe der Erzählung von dem folgenden Tage überhaupt. S. das folgende.


Morgen (W3) [Adelung]


1. Der Morgen, des -s, plur. ut nom. sing. die Zeit zwischen Nacht und dem vollen Tage, die Zeit um den Aufgang der Sonne und bald hernach. 1. Eigentlich. Es wird Morgen. Der Morgen bricht an. Es gehet gegen Morgen. Ich habe ihn diesen Morgen gesprochen. Es war ein schöner Morgen. Gegen Morgen fing es an zu donnern. Guten Morgen, der gewöhnliche Morgengruß. Daher, jemanden einen guten Morgen sagen oder biethen, ihn mit diesen Worten am Morgen grüßen. Bis an den hellen Morgen schlafen. Alle Morgen. Heute Morgen, diesen Morgen. Des Morgens, am Morgen, zur Morgenzeit. Am Morgen, oder des Morgens ausgehen. Früh Morgens, des Morgens in aller Frühe, in den Monseeischen Glossen vruo in Moragen, vruo in Morgan, bey dem Stryker, des Morges vil fru. Von früh Morgens an arbeiten. Gestern Morgen, ehegestern Morgen. Vom Morgen bis an den Abend. Bey frühem Morgen kam der arme Amyntas aus dem dichten Hain, Geßn. Noch eh der Morgen graut, gehst du wohin du willst, Zach. Zuweilen begreift man unter dem Worte Morgen auch den ganzen Vormittag. ( S. auch Morgens.) 2. Figürlich. 1) Die Zeit der Jugend bis zum männlichen Alter, in der dichterischen Schreibart. Mein Morgen ist vorbey, der Frühling meiner Tage, Canitz. Heil uns, daß unser Morgen in die Tage Des einzigen Monarchen fiel! Raml. 2) Die Gegend am Himmel, wo die Sonne aufzugehen scheinet, und im schärfsten astronomischen Verstande, der Punct am Himmel, wo sie in den Äquator tritt, welcher von dem Meridian 90 Grad entfernet ist, und der wahre Morgen genannt wird, zum Unterschiede von dem scheinbaren, ohne Plural; Osten. Gegen Morgen wohnen, reisen. Der Wind kommt von Morgen, aus Morgen. Es wird in diesem Verstande am gewöhnlichsten ohne Artikel gebraucht. Notker gebraucht dafür Vfruns, d. i. der Aufgang.

Anm. Bey dem Ulphilas Maurgin, bey dem Kero Morkan, bey dem Ottfried und Tatian Morgan, in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten zusammen gezogen Morn, im Nieders. und Dän. gleichfalls Morgen, im Angels. Morgen, Marn, im Engl. Morning, Morn, im Schwed. Morgon, im Isländ. Morgun. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Theil der Zeit von dem Anbruche und Wachsthum des Tages und des Lichtes seinen Nahmen habe, so wie der Abend von dem Abnehmen desselben benannt worden. Morgen würde alsdann zu dem Geschlechte des Wortes mehren, bey dem Ottfried merran, wachsen, gehören, so wie sich das Lat. cras zu crescere, und mane, zu man, mon, hell, leuchtend, ( S. Mond, Anm.) rechnen lässet.


Morgen (W3) [Adelung]


2. Der Morgen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Feldmaß, welches nicht überall gleich ist, aber doch ungefähr so viel Feld oder Acker bedeutet, als ein Mann mit Einem Gespanne den Tag über bearbeiten kann, daher dieser Raum in einigen Gegenden auch ein Tagewerk, Juchart, Mannwerk und Mannsmaht genannt wird. In Nürnberg hält ein Morgen, wornach daselbst Felder und Waldungen vermessen werden, 200 Quadrat-Ruthen oder etwas mehr als 2 Acker; ein Tagewerk, wornach daselbst die Wiesen vermessen werden, ist eben so viel. In Bern hält ein Morgen oder Juchart an Äckern und Wiesen 31250, an Waldung aber 45 000 Berner Quadrat-Fuß. Ein Rheinländischer Morgen hält 2 Rheinländische Jucharten oder 600 Rheinländische Quadrat-Ruthen. Im Durlachischen hält ein Morgen Acker oder Juchart 116 Quadrat-Ruthen, jede zu 16 Schuh. In den Chursächsischen Landen gehen 150 Quadrat-Ruthen, jede zu 15 Schuh 2 Zoll Leipziger Maß, auf einen Morgen; in der Mark Brandenburg 400 Quadrat-Ruthen auf einen großen, 180 aber auf einen kleinen Morgen; im Hannöverischen 120 Quadrat-Ruthen; im Bremischen 6 Hund oder gleichfalls 120 Quadrat-Ruthen; im Erfurtischen 168 Quadrat-Ruthen; in Hamburg 600 Quadrat-Ruthen oder 20 Scheffel Aussaat; und in und um Danzig 300 Quadrat-Ruthen. S. auch Juchart, Tagewerk, Mannwerk u. s. f.

Anm. Es scheinet, daß mit dieser Benennung zunächst auf die Zeit gesehen werde, in welcher ein solches Stück Feldes bearbeitet werden kann; Morgen mag nun hier figürlich den ganzen Tag bedeutet, oder es mag auch ein Morgen ursprünglich nur so viel Acker gewesen seyn, als jemand in Einem Morgen, d. i. in einem Vormittage, bearbeiten kann. Indessen stehet es dahin, ob sich nicht einmahl eine Spur finden sollte, woraus zu schließen wäre, daß dieses Wort von Mark, oder einem andern wahrscheinlichern Stamme herkäme. S. 3. Mark 2. 1).


Morgenandacht (W3) [Adelung]


Die Morgenandacht, plur. die -en. 1) Ohne Plural, eine Andacht oder Übung der Religion, welche man am Morgen verrichtet. In engerer Bedeutung, das Morgengebeth. Seine Morgenandacht halten. 2) Eine Gebethsformel, oder gottselige Betrachtung zur Erbauung am Morgen.


Morgenbesuch (W3) [Adelung]


Der Morgenbesuch, des -es, plur. die -e, ein Besuch, welcher des Morgens abgestattet wird.


Morgenbrot (W3) [Adelung]


Das Morgenbrot, des -es, plur. inus. wenige und mäßige Speise, welche man des Morgens zu sich nimmt; das Frühstück, im Oberd. das Imbiß, S. dieses Wort.


Morgend (W3) [Adelung]


Morgend, das Beywort von dem Nebenworte morgen, was morgen, d. i. den nächst folgenden Tag, in Absicht des Redenden, ist oder geschiehet. Der morgende Tag. Rühme dich nicht des morgenden Tages, Sprichw. 27, 1. Er hat noch einige Kleinigkeiten wegen unserer morgenden Abreise zu besorgen, Gell. Mit der morgenden Post, ebend. Morgendes Tages, (nicht morgen des Tages,) morgen, im gemeinen Leben. Man muß dieses Beywort mit morgendlich und morgig nicht verwechseln.

Anm. So sehr auch dieses Wort das Ansehen eines Mittelwortes hat, so ist es doch nur das Nebenwort morgen mit dem d euphonico am Ende, welches es in der adjectivischen Form annimmt, und welches dem n auch in andern Wörtern so gern nachschleicht. Im Theuerdanke lautet dieses Beywort nur morgen, der morgen Tag. Eben daselbst kommt es auch mit der Ableitungssylbe -ig, vor, der morgenig Tag. In den gemeinen Oberdeutschen Mundarten ist statt dessen nur morgig, mornig üblich, der morgige Tag.


Morgendämmerung (W3) [Adelung]


Die Morgendämmerung, plur. inus. die Dämmerung des Morgens, oder am Morgen; Nieders. der Krick vom Tage, von Krik, Schein, Glanz, die Ucht, Angels. Vht, bey dem Ulphilas Vhtwo, bey dem Notker Uohtun.


Morgendlich (W3) [Adelung]


Morgendlich, adj. von dem Hauptwort; so fern es den Anfang des Tages bedeutet, was am Morgen ist oder geschiehet, besonders in der dichterischen Schreibart. Der morgendliche Glanz der Sonne. Von der Himmelsgegend wird dieses Beywort nicht gebraucht, wie es denn auch in der Adverbial-Form nicht üblich ist. Von Morgen, ein Feldmaß, lautet das Beywort morgig, von dem Nebenworte morgen aber morgend. Morgendlich ist nicht, wie es scheinen möchte, aus diesem letztern Beyworte gebildet, sondern von dem Hauptwort Morgen mit dem eingeschalteten d euphonico, welches in wesentlich, ordentlich, flehentlich u. a. m. in ein t übergehet. In dem Tatian kommt es noch ohne dieses d vor, ther morganlihho tag.


Morgengabe (W3) [Adelung]


Die Morgengabe, plur. die -n, dasjenige Geschenk, welches der Ehemann den nächsten Morgen oder Tag nach der Vermählung seiner neuen Gattinn zu machen pflegt, und welches jetzt nur noch unter dem hohen Adel gebräuchlich ist, ehedem aber auch unter den Deutschen niedern Standes üblich war, und als eine Vergeltung für die dem Gatten zugebrachte Jungfrauschaft angesehen wird, obgleich auch Witwen solche bey ihrer Vermählung zu bekommen pflegen. Daher das Zeitwort bemorgengaben, mit der Morgengabe versehen. Das Wort ist alt, als der Gebrauch selbst, der sich in den ältesten Zeiten Deutschlandes verlieret. Es lautet schon in dem Theilungsvertrage zwischen Guntram, Childebert und Brünnhild von 587 Morganegiba, in den alten Longobardischen Gesetzen Morgengap, Morgincap, im Angels. Morgengifa, im Schwed. Morgongafva, im mittlern Lat. Marganegiba, Morgengaba, Morgangifa, Morganaticum, Murganate, Murgitatio u. s. f. Bey den Cataloniern heißt dieses Geschenk, dem Du Fresne zu Folge, Screix, im Valentia Greix, in Aragonien Haereditamentum maritorum, oder Firma dotis, in Castilien Arrha, bey den ältern Schweden Hindradagsgäf und Mundur. Die Morgengabe muß mit der Mitgabe oder dem Brautschatze, dem Witthum, der Widerlage u. a. m. nicht verwechselt werden.


Morgengang (W3) [Adelung]


Der Morgengang, des -es, plur. die -gänge, im Bergbaue, ein Gang, welcher sein Streichen gegen Morgen hat, oder die 3te bis 6te Stunde führet.


Morgengebeth (W3) [Adelung]


Das Morgengebeth, des -es, plur. die -e, das Gebeth zu Gott am Morgen, beym Anfange des Tages; im gemeinen Leben der Morgensegen.


Morgengesang (W3) [Adelung]


Der Morgengesang, des -es, plur. die -sänge, ein Gesang am Morgen, zum Lobe des Morgens oder dessen Schöpfers. Wie hier rings um Luft und Wipfel voll Morgengesang sind! Herd. Ein geistlicher Gesang dieser Art heißt ein Morgenlied.


Morgenglocke (W3) [Adelung]


Die Morgenglocke, plur. die -n, die Glocke, welche den Morgen verkündiget und deren Klang am Morgen, in der dichterischen Schreibart.


Morgengränze (W3) [Adelung]


Die Morgengränze, plur. die -n, die Gränze gegen Morgen, Jos. 15, 5.


Morgenig (W3) [Adelung]


Morgenig, adj. S. Morgend.


Morgenland (W3) [Adelung]


Das Morgenland, des -es, plur. die -länder, ein gegen Morgen gelegenes Land; in welchem Verstande Assyrien, Persien, und andere dem Jüdischen Lande gegen Morgen gelegene Länder in der Bibel unter dem Nahmen des Morgenlandes vorkommen. Jetzt ist es im Plural am üblichsten, die uns Europäern gegen Morgen gelegenen Asiatischen Länder zu bezeichnen, welche man auch den Orient zu nennen pfleget, und den welchen die Levante oder das Morgenland, oder auch die Morgenländer im engsten Verstande, der westliche Theil diesseits des Tigris sind.


Morgenländer (W3) [Adelung]


Der Morgenländer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Morgenländerinn, ein Einwohner oder eine Einwohnerinn des Morgenlandes, in beyden Bedeutungen dieses Wortes.


Morgenländisch (W3) [Adelung]


Morgenländisch, adj. et adv. aus dem Morgenlande gebürtig, demselben gemäß, ähnlich, in demselben befindlich; mit einem Lat. Ausdrucke orientalisch. Die Morgenländischen Sprachen.


Morgenlied (W3) [Adelung]


Das Morgenlied, des -es, plur. die -er, ein geistlicher Gesang am Morgen, zum Lobe Gottes bey dem Anfange des Tages.


Morgenluft (W3) [Adelung]


Die Morgenluft, plur. die -lüfte, Diminut. das Morgenlüftchen. 1) Eine Luft, d. i. ein gelinder Wind, welcher aus Morgen kommt; ohne Plural. Wir haben Morgenluft. 2) Die kühle Luft des Morgens; wo von einzelnen sanften Bewegungen derselben auch der Plural Statt findet. Dann würde eine sanfte Morgenluft euch wecken, und die Concerte der Vögel, Geßn. Euch Blumen grüßen die lieblichen Morgenlüfte und die sumsenden Bienchen, ebend.


Morgenort (W3) [Adelung]


* Der Morgenort, des -es, plur. die -e, ein gegen Morgen gelegener Ort; ein außer 1. Chron. 6, 10 ungebräuchliches Wort.


Morgenregen (W3) [Adelung]


Der Morgenregen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Regen, welcher des Morgens fällt. 2) In Luthers Deutscher Bibel, der Frühregen, d. i. derjenige Regen, welcher in den Morgenländern im Herbste fällt, S. Frühregen.


Morgenrose (W3) [Adelung]


Die Morgenrose, plur. die -n, Rosen, welche am Morgen gebrochen worden, oder erst des Morgens aufgeblühet sind, in der dichterischen Schreibart. Morgenrosen schmücken die heitre Stirn, Uz.


Morgenroth (W3) [Adelung]


Morgenroth, adj. et adv. der Morgenröthe an Farbe gleich, eine gelblich rothe Farbe zu bezeichnen, welche aus scharlachroth und oraniengelb gemischt ist; auror, aurorfarben, aurorfarbig.


Morgenroth (W3) [Adelung]


Das Morgenroth, des -es, plur. car. die Morgenröthe, in der dichterischen Schreibart. Jüngst hab' ich, als das Morgenroth kam, den ganzen Ort mit Kränzen geschmückt, Geßn. Wie lieblich glänzet das Morgenroth durch die Haselstauden am Fenster! ebend. Weiß und unschuldig wie die Lilie, wenn sie am Morgenroth sich öffnet, ebend. Eben dieser Schriftsteller gebraucht es auch auf eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Art ohne Artikel mit dem Zeitworte seyn. So bald es Morgenroth ist, sprach er, will ich an den Fluß hinauf gehen. Wie froh werd' ich seyn, wenn es Morgenroth ist! ebend. Bey dem Willeram und andern alten Oberdeutschen Mundarten im männlichen Geschlechte der Morgenrot. Im Holländ. Morghenrot, im Schwed. Morgonrodua. In den gemeinen Mundarten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes ist dieses Wort üblicher als das folgende Morgenröthe. Im Hochdeutschen aber kommt es, wie gesagt, nur in der höhern Schreibart vor.


Morgenröthe (W3) [Adelung]


Die Morgenröthe, plur. die -n, der rothe Schein, welcher kurz vor dem Aufgange der Sonne am Horizonte gesehen wird, und von der Brechung der Sonnenstrahlen in der Luft herrühret. Auf rosenfarbnem Fittich Rauschet die Morgenröthe vorbey, Zach. Vor tausend Morgenröthen Glänzt dieses Sternes Licht, Opitz. Figürlich, in der dichterischen Schreibart, so wie das vorige Morgenroth, aufblühende Schönheit, anbrechendes Stück. Ich wünsche, daß auf diese Morgenröthe ein schöner Tag folgen möge, Sonnenf.

Anm. Statt dieses und des vorigen Wortes kommt im Angels. auch Tagarod und Daegrime, (von Rahm, Rand,) und im Altschwed. Dagrand vor. Die fruchtbringende Gesellschaft, welcher dieses Wort vermuthlich zu lang war, suchte, obgleich mit schlechtem Glücke, dafür das Wort Röthinn einzuführen. Der Röthinn Purpur und der Sonnen Gold verderben, Casp. Abel übersetzten Boileau.


Morgens (W3) [Adelung]


Morgens, ein Nebenwort, für des Morgens, d. i. am Morgen, zur Morgenzeit, wofür doch das Hauptwort Morgen üblicher ist. Ich esse morgens nicht, des Morgens. Gestern morgens, gestern Morgen. Heute morgens, diesen Morgen, oder heute Morgen. Einige Schriftsteller, bey welchen dieses Nebenwort noch vorkommt, schieben ein unnöthiges d enphonicum ein; morgens eh als die Sonn anbricht, Opitz. Im Oberdeutschen ist dafür auch morndes üblich, von Morn, der Morgen, S. Abends, Anm.


Morgenschlaf (W3) [Adelung]


Der Morgenschlaf, des -es, plur. inus. der Schlaf am Morgen. Der Morgenschlaf ist der angenehmste. In der anständigen Schreibart auch die Morgenruh. Lisette wiegte sich in süßer Morgenruh, Zach.


Morgensegen (W3) [Adelung]


Der Morgensegen, des -s, plur. ut nom. sing. das Morgengebeth, im gemeinen Leben.


Morgenseite (W3) [Adelung]


Die Morgenseite, plur. die -n, die gegen Morgen gelegene Seite eines Dinges.


Morgensonne (W3) [Adelung]


Die Morgensonne, plur. inus. der Glanz der Sonne am Morgen, bey und kurz nach ihrem Aufgange; in der dichterischen Schreibart. Die frühe Morgensonne flimmerte schon hinter den Bergen auf und verkündigte den schönsten Herbsttag, Geßn. Die Morgensonne glänzt an ihr bemoostes Dach, ebend. Wir arbeiten von der Morgensonne bis zu der Abendsonne, ebend. vom Morgen bis an den Abend.


Morgensprache (W3) [Adelung]


Die Morgensprache, plur. die -n, ein nur noch in einigen Städten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes übliches Wort, die Versammlung und Berathschlagung der Glieder einer Gesellschaft am Morgen oder Vormittags zu benennen. So ist in Bremen die Morgensprache oder der Morgenrath, die vorläufige Versammlung der vornehmsten Rathsglieder des Morgens vor der Versammlung des ganzen Rathes. In weiterer Bedeutung werden die Versammlungen der Zünfte und Innungen noch an manchen Orten Morgensprachen genannt, weil sie gemeiniglich des Vormittags gehalten werden, wo denn auch die Handwerksherren, oder Zunftherren, d. i. diejenigen Rathsherren, welche der Zunft vor- und beygesetzet sind, den Nahmen der Morgensprachsherren führen. Auch im Bergbaue heißt die gemeinschaftliche Berathschlagung der Bergbeamten und Steiger die Morgensprache oder das Morgengespräch. Unter eben diesem Nahmen sind in einigen Reichsstädten auch die Abschiede und Urtheile bekannt, weil sie gleichfalls des Vormittags gemacht werden.


Morgenstern (W3) [Adelung]


Der Morgenstern, des -es, plur. die -e. 1) Die Venus, wenn sie vor der Sonne hergehet, d. i. vor Sonnen Aufgang gesehen wird, ohne Plural; Lat. Lucifer, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . In rechter Schoene ein Morgen sterne Ist min frowe, Jacob von Warte. Ich sich den Morgen sterne ufbrechen, der Burggr. von Linz. Bey dem Ottfried Dagasterron, bey dem Kaisersberg der Mettenstern, von Mette, Matutinum. 2) Figürlich, eine veraltete Art Waffen, welche in einer Keule bestand, die an ihrem kolbigen Ende mit eisernen Spitzen und Stachlen versehen war, und, dem Hortleder zu Folge, 1347 erfunden seyn soll.


Morgenstrahl (W3) [Adelung]


Der Morgenstrahl, des -es, plur. die -en, die Strahlen der Sonne am Morgen.


Morgenstillstand (W3) [Adelung]


Der Morgenstillstand, des -es, plur. inus. in der Astronomie, wenn ein Planet des Morgens in einem Puncte des Thierkreises einige Tage stille zu sehen scheinet; Statio matutina, im Gegensatze des Abendstillstandes.


Morgenstunde (W3) [Adelung]


Die Morgenstunde, plur. die -n, die Stunden des Morgens oder der Morgenzeit, und figürlich auch der Morgen, oder die Morgenzeit selbst; auch in der einfachen Zahl. Sprichw. Morgenstunde hat Gold im Munde, Aurora Musis amica.


Morgenthau (W3) [Adelung]


Der Morgenthau, des -es, plur. inus. der Thau, welcher zur Morgenzeit vor dem Aufgange der Sonne aus der Luft fällt. O Romeo, meine Seele schmachtet, darnach, wie ein verdorrtes Gras nach dem Morgenthaue, Weiße. Der um den Morgenthau Aus Thetis Armen sich entziehet, Uz.


Morgentraum (W3) [Adelung]


Der Morgentraum, des -es, plur. die -träume, ein Traum, welchen man des Morgens hat.


Morgenuhr (W3) [Adelung]


Die Morgenuhr, plur. die -en, eine Sonnenuhr, welche auf einer gerade gegen Morgen gelegenen Fläche beschrieben wird, und also nur die Morgenstunden bis Mittags um 10 Uhr zeiget; zum Unterschiede von einer Abenduhr, Mittagsuhr und Mitternachtsuhr.


Morgenvolk (W3) [Adelung]


Das Morgenvolk, des -es, plur. die -völker, ein gegen Morgen wohnendes Volk. In engerm Verstande ein in Europa gegen Morgen gelegenes Volk. E. Morgenland.


Morgenwache (W3) [Adelung]


Die Morgenwache, plur. die -n, in dem Kriegswesen, besonders der vorigen Zeiten, diejenige Wache, d. i. Wachzeit, welche um die Morgenzeit fällt, und unmittelbar auf die Nachtwache folgt, und figürlich der frühe Morgen selbst, die frühe Morgenzeit. Als nun die Morgenwache kam, 2 Mos. 14, 24. Sie kamen ins Lager um die Morgenwache, 1 Sam. 11, 11. Von einer Morgenwache bis zur andern, Ps. 130, 6. Die Morgenwache schlagen, wofür in dem heutigen Kriegswesen die Französischen Reveille und Diane üblich sind, von dem Lat. Dies, der Tag. S. Wache.


Morgenwärts (W3) [Adelung]


Morgenwärts, adv. gegen Morgen, der Himmelsgegend nach, nach Osten zu. Morgenwärts gehen, wohnen. Mit Vorwörtern, wie, die Gränze von morgenwärts, 4 Mos. 34, 4, von morgenwärts die Bothen senden, 5 Mos. 2, 26, das Thor gegen morgenwärts, Ezech. 46, 19, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich.


Morgenwind (W3) [Adelung]


Der Morgenwind, des -es, plur. die -e. 1) Ein Wind, der aus Morgen, oder Osten kommt. Wir haben Morgenwind. 2) Ein Wind, welcher des Morgens, zur Morgenzeit wehet.


Morgenzeit (W3) [Adelung]


Die Morgenzeit, plur. inus. der Morgen, als ein Theil der Zeit betrachtet, die morgendliche Zeit. Bey früher Morgenzeit ausgehen.


Morgig (W3) [Adelung]


Morgig, ein Beywort. 1) * Von dem Nebenworte morgen, für morgend; in welchem Verstande es aber nur in einigen gemeinen Mundarten üblich ist. Der morgige Tag. Die morgige Post. ( S. Morgend.) 2) Von dem Hauptworte Morgen, so fern dasselbe ein Feldmaß bezeichnet; wo es doch nur in der Zusammensetzung mit Zahlwörtern vorkommt. Ein dreymorgiger, sechsmorgiger Acker u. s. f. ein Acker von drey oder sechs Morgen.


Morsch (W3) [Adelung]


Morsch, -er, -este, adj. et adv. welches eigentlich mürber bedeutet, aber nur in einigen Fällen üblich ist. 1) Von festen Körpern, welche durch die Fäulniß mürbe werden, sagt man im gemeinen Leben, daß sie morsch sind; Ital. marcio. Ein morscher Apfel, der in den ersten Grad der Fäulniß gegangen ist, da er noch eßbar bleibt, welches in einigen Gegenden auch molsch, mulsch genannt wird, ( S. Molsch,) dagegen faul den höhern Grad der Fäulniß ausdruckt. Ein morsches Bein, ein morscher Knochen. Morsches Holz. 2) Im gemeinen Leben gebraucht man es auch, doch nur als ein Nebenwort allein, von Dingen, welche plötzlich und gänzlich zerbrochen werden. Das Bein ging morsch entzwey. Einen Zweig morsch abbrechen. Das Schiff ging morsch in Stücken. Er blieb morsch todt, d. i. plötzlich und völlig, wofür man auch sagt mausetodt, S. dieses Wort.

Anm. Es gehöret in der ersten Bedeutung zu dem Geschlechte des Wortes mürbe, Nieders. mör, bezeichnet aber, so wie molsch, nur eine besondere Art des Mürben. In der zweyten Bedeutung scheinet es zunächst zu Mörsel, Mörtel und dem veralteten noch in Oberdeutschen gangbaren Zeitworte mürsen, zermürsen, zerquetschen, zermalmen, zu gehören. Bey dem Hornegk bedeutet murch und murrh, ohne Zischlaut, so wohl morastig, moorig, ( S. Moor,) als auch faul, und wankend, unstätt.


Mörsel (W3) [Adelung]


Der Mörsel, S. Mörser.


Morselle (W3) [Adelung]


Die Morselle, plur. die -n, ein in den Apotheken übliches Wort, eine Arzeney zu bezeichnen, welche mit Zucker vermischt in kleinen festen länglichen viereckten Stücken bereitet wird, und wovon die Magen-Morsellen, eine Art sind. Aus dem Lat. Morsellus, dem Diminut. von Morsus, welches in den mittlern Zeiten sehr oft für ein kleines Stück überhaupt vorkommt; Franz. Morceau.


Mörser (W3) [Adelung]


Der Mörser, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Gefäß von einer festen Materie, harte Körper vermittelst einer Keule oder Mörserkeule darin zu zerreiben oder zu zerstoßen. Ein eiserner, steinerner, messingener Mörser. Etwas im Mörser stoßen oder zerstoßen. 2) Ein grobes dem vorigen Mörser nicht unähnliches Geschütz, welches nicht horizontal, sondern schief in die Höhe gerichtet wird, Bomben, Granaten, Carcassen, Feuerkugeln und andere große Körper daraus zu werfen; ein Feuermörser, zum Unterschiede von dem vorigen, ehedem eine Wurfbüchse, ein Böller, Ital. Mortaletto. Ein hangender Mörser, welcher vermittelst seiner in der Mitte befindlichen Schildzapfen hänget, zum Unterschiede von einem stehenden. S. auch Blockmörser und Fußmörser. Anm. In der ersten Bedeutung lautet dieses Wort in einigen Gegenden auch Mörsel, (weil die Endsylbe el und er in mehrern Fällen mit einander abwechseln,) in andern Mörsener, Mörschner, mit der gewöhnlichen Verwechselung des s und t, im Österreichischen Mortel, Mörtel, im Nieders. Marter, im Dän. Morter, im Schwed. Mortel, im Lat. Mortarium, im Ital. Mortaro, Mortaio, im Angels. Mortere, im Engl. Mortar, im Franz. Mortier, im Böhm. Mordir, Mozdjr, im Pohln. Mozdzerz. Es gehöret zu dem Geschlechte der Wörter mürbe, morsch, Lat. mortare, zermalmen, Nieders. murten, Oberd. mursen, Isländ. meria, Mörtel, merzen u. s. f. Da dieses Werkzeug im Österreichischen auch "Malter" und im Niedersächs. auch "Möser" heißt; so erhellet daraus zugleich die Verwandtschaft mit mahlen und dessen Frequentativo malmen, mit Muß, Moos, und andern dieser Art. Übrigens wird der Mörser im Nieders. auch Grüsener genannt, von grüsen, zermalmen, ( S. Graus.) Die zweyte Bedeutung kann als eine Figur der ersten von der Ähnlichkeit in der Gestalt entlehnet seyn, ob sie gleich auch unmittelber von dem alten mürsen, zermalmen, oder auch von morden herstammen kann.


Mörserblock (W3) [Adelung]


Der Mörserblock, des -es, plur. die -blöcke, in der Geschützkunst, der Block oder die Laffete, worin der Mörser hängt oder stehet.


Mörtel (W3) [Adelung]


Der Mörtel, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. bey den Maurern, der mit klein zerstoßenen Steinen oder groben Sande vermischte Kalk, so wie derselbe zum Mauern gebraucht wird; die Speise, in Österreich das Mälter. Mit Mörtel mauern. Mit Mörtel bewerfen.

Anm. Im Lat. Mortarium, Franz. Mortier, Engl. Mortar, Morter, Holländ. Morter. Es stammet mit dem vorigen Worte gleichfalls von dem Zeitworte mursen, Nieders. murten, Lat. mortare, zermalmen, her, so fern man sich anfänglich anstatt des Sandes zermalmeter Steine zur Vermischung mit dem Kalke bedienete, wie in Italien noch jetzt geschiehet. Im Nieders. bedeutet Murt alles was klein zerrieben ist; Grut und Murth. Im Ital. und mittlern Lat. heißt der Mörtel Multa, von mahlen, molere, um eben der gedachten Zermalmung willen.


Mörtelhaue (W3) [Adelung]


Die Mörtelhaue, plur. die -n, bey den Maurern, eine Haue oder Hacke, den Mörtel damit anzumachen unter einander zu ziehen.


Mörtelkelle (W3) [Adelung]


Die Mörtelkelle, plur. die -n, eben daselbst, eine Kelle in Gestalt eines Dreyeckes oder Herzens, den Mörtel damit auf und zwischen die Steine zu tragen; die Mauerkelle.


Mörtelpfanne (W3) [Adelung]


Die Mörtelpfanne, plur. die -n, eben daselbst, der mit Bretern eingeschlossene Raum, in welchem der Mörtel bereitet und aufbewahret wird.


Mos (W3) [Adelung]


* Mos, plur. car. ein nur in den niedrigen Sprecharten im Scherze zuweilen übliches Wort, welches ohne Artikel gebraucht wird, und Geld bedeutet. Es ist aus dem Jüdisch-Deutschen Mesum, Geld, verderbt, und wird zuweilen auch Moses gesprochen. Mos haben, Geld.


Mos (W3) [Adelung]


Das Mos, S. Moos.


Mosaische (W3) [Adelung]


Mosaische Arbeit,


Mosaisch (W3) [Adelung]


Mosaisch Gold, S. Musiv.


Mösch (W3) [Adelung]


Der Mösch, S. Meisch.


Mosche (W3) [Adelung]


* Die Mosche, plur. die -n, ein besonders in den gemeinen Sprecharten Meißens und der Lausitz übliches Wort, eine Kuh zu bezeichnen. Daher das Moschenkalb, ein Kalb weiblichen Geschlechtes, zum Unterschiede von einem Ochsen- oder Bullenkalbe. In engerer Bedeutung heißt eine junge Kuh, welche noch nicht getragen hat, und die an andern Orten eine Kalbe, Färse, im Nieders. Queene, genannt wird, eine Mosche.

Anm. Auf dem Lande in Meißen und der Lausitz auch mit dem verstärkten Slavonischen Zischer Motsche, Mötschel; vielleicht zunächst aus dem Wend. Modzo, Mlodza, ein Junges. Daß aber dieses Wort nicht diesen Mundarten allein eigen ist, sondern ehedem bey dem ganzen Europäischen Völkerstamme anzutreffen gewesen, erhellet aus dem alten Franz. Meschin, und im weiblichen Geschlechte la Meschine, im mittlern Lat. Meschinus, Mesquinus, so wohl eine junge Person, als auch eine junge Kuh, dem Piccardischen Mequaine, ein Bediente, Magd, dem mittlern Lat. Mocima, Holländ. Mocke; und auch in einigen Oberdeutschen Gegenden üblichen Mocke, Nieders. Mudde, Mudje, Mutte, eine Sau, und dem Elsassischen Motsch, eine Stute; S. Mutter.


Moschee (W3) [Adelung]


Die Moschee, (zweysylbig,) plur. die -n, (dreysylbig,) ein aus dem Türkischen Mesdsched verderbtes Wort, ein Bethhaus der Mahomedaner zu bezeichnen. Eigentlich führet nur ein kleines Bethhaus diesen Nahmen; ein größeres wird Dschami genannt.


Moscobäde,Moscoväde (W3) [Adelung]


Die Moscobäde, oder Moscoväde, plur. inus. aus dem Portugiesischen Mascobada, womit in den Zuckersiedereyen der erste bis zur Trockenheit eingesottene Zuckersaft benannt wird, aus welchem durch die zweyte Siedung und Reinigung der gelbe Farin, durch die dritte der weiße Farin oder die Cassonade, durch die vierte der Lumpenzucker, durch die fünfte der Melis, und durch die drey folgenden endlich Rafinade, feiner Zucker und Canavien-Zucker bereitet werden.


Mosflechte (W3) [Adelung]


Die Mosflechte,


Mosgeyer (W3) [Adelung]


Mosgeyer,


Mosig (W3) [Adelung]


Mosig, u. s. f. S. in Moos.


Most (W3) [Adelung]


Der Most, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e der ausgepreßte zuckerartige Saft verschiedener Früchte, vor der Gährung. Äpfelmost, Birnmost, Quittenmost, welcher nach der Gährung Äpfelwein, Birnwein, Quittenwein oder mit einem fremden Wort Cider heißt. In engerer Bedeutung wird der Weinmost oder der aus den Weinbeeren gepreßte Saft, so lange er noch nicht gegohren hat, nur schlechthin Most genannt. Most machen, im Oberd. mosten, mosteln, Ital. mostare. Anm. Bey dem Notker und Willeram Most, Moste, im Dän. Moost, im Schwed. und engl. Must, im Ital. Mosto, im Franz. Mout, im Böhm. Mest, im Pohln. Muszck; alle, wie es scheinet, zunächst aus dem Lat. Mustum, obgleich auch dieß zu dem Geschlechte der Wörter dieser Art gehöret, welche Saft, Flüssigkeit überhaupt bedeuten, ( S. Moos, Anm.) Im Oberdeutschen wird eine schlechtere Art Most, wo die Trauben mit den Hülsen, Kämmen und Kernen gestoßen werden, Masch oder Marsch genannt, welches zu morsch und dem veralteten morschen, zerquetschen, gehöret.


Mostdute (W3) [Adelung]


Die Mostdute, plur. die -n, in einigen Gegenden, z. B. in Meißen, ein Gefäß in Gestalt einer Dute, welche, wenn der Most brauset, in das Spundloch gesetzt wird, vielleicht das Verfliegen der geistigen Theile zu vermindern.


Mosteln (W3) [Adelung]


Mosteln, verb. reg. 1) Activum, Most machen, mosten, siehe Mostler. 2) Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, nach dem Moste schmecken, wie bey jungen Weinen zuweilen Statt findet.


Mosten (W3) [Adelung]


Mosten, verb. reg. act. S. das vorige.


Mostig (W3) [Adelung]


Mostig, -er, -ste, adj. et adv. dem Moste ähnlich. Der Wein schmeckt mostig, mostelt.


Mostler (W3) [Adelung]


Der Mostler, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Activo mosteln, ein Arbeiter, welcher Most macht, d. i. ihn durch Treten aus den Trauben presset, und im Oberd. auch Trotter, Trottknecht genannt wird.


Möstrich (W3) [Adelung]


Der Möstrich, des -s, plur. inus. eine vornehmlich in Nieder-Deutschland übliche Benennung des mit Moste oder Weinessig zerriebenen und zu einer Tunke zubereiteten Senfsamens, welchen man in Obersachsen und andern Gegenden gleichfalls nur Senf zu nennen pflegt. Nieders. Mustert, in Liefland Mästling, im Ital. Mostarda. Die Endsylben ert, rich, ling u. s. f. bedeu- ten insgesammt einerley, nähmlich ein Ding von der Art des Hauptwortes.


Bei Adelung ist zu lesen:


Die "Mostrose", S. "Moosrose".


Mosweihe (W3) [Adelung]


Die Mosweihe, S. Maßweihe.


Motete (W3) [Adelung]


Die Motete, plur. die -n, in der Musik, eine musikalische Composition, welche über einen biblischen Spruch gemeiniglich für Singestimmen verfertiget wird, und aus Fugen und allerley kurzen Nachahmungen besteht. Aus dem Ital. Mottetto, im mittlern Lat. Motetum, im alt Franz. Mote, bey den neuern Franzosen Motet. In Frankreich werden alle Kirchenstücke Moteten genannt, dagegen bey den heutigen Italiänern die Motete eine Lateinische geistliche Solo-Cantate ist, welche aus zwey Arien und zwey Recitativen bestehet, sich mit einem Halleluja schließt, und unter der Messe nach dem Credo gesungen wird. Der Nahme scheint von dem Ital. Motto herzustammen, so fernes nicht so wohl ein Wort, als vielmehr eine Sentenz, einen biblischen Text bedeutet, welcher in der Motete zum Grunde liegt. Die Ital. Schreibart Mottetto mit dem doppelten t bestätiget diese Ableitung.


Moth (W3) [Adelung]


* Der Moth, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, im gemeinen Leben einiger Gegenden; z. B. Meißens, ein Nahme des Torfes, oder einer dem Torfe ähnlichen lockern schwarzen und fetten Erde, welche in den Wäldern aus dem verfaulten Holze entstehet, und sich wie Torf brennen läßt. Man findet es auch Modt geschrieben. Ohne Zweifel gehöret es zu Moder, die lockere weiche Beschaffenheit, und zugleich die schwarze Farbe dieser Erde auszudrucken.


Motsche (W3) [Adelung]


Die Motsche, eine Kuh, S. Mosche.


Motte (W3) [Adelung]


Die Motte, plur. die -n, 1) Ein Nahme, welcher denjenigen Nachtvögeln gegeben wird, deren Larven oder Würmer das Rauchwerck und andere Kleidungsstücke zernagen; Phalaenae Tineae L. Wohin vermuthlich auch diejenige Motte gehöret, deren Larve sich als eine weiße Raupe mit vierzehn Füßen gern in den Bienenstöcken aufhält und daselbst vielen Schaden verursacht. Sie wird auch Schabe und Kiehwurm genannt. In allen Fällen führet so wohl der Wurm oder die Larve, als auch das fliegende Insect diesen Nahmen, welches letztere zum Unterschiede auch wohl die fliegende Motte genannt wird. 2) Die Milbe, Blatta L. kommt in manchen Gegenden gleichfalls unter diesem Nahmen vor.

Anm. Im Nieders. Mutte, im Engl. Moth, im Angelsächs. Moth, Mote. Ohne Zweifel von dem alten maten, zernagen, weil dieses eine der vorzüglichsten Eigenschaften dieser Insecten ist, daher sie auch in einigen Gegenden Schaben genannt werden. Miethe, Motte und Milbe, welches letztere zunächst zu mahlen gehöret, sind genau mit einander verwandt, welches unter andern auch aus dem Dänischen und Norwegischen erhellet, wo eine Motte Möl, d. i. Milbe, genannt wird. S. diese Wörter.


Mottenfliege (W3) [Adelung]


Die Mottenfliege, plur. die -n, ein Nahme, welchen Frisch demjenigen Schmetterlinge gibt, welcher aus dem Blattwickler oder der Wickelraupe entstehet, und vermuthlich zu den Phalaenis tortricibus L. gehöret.


Mottenfraß (W3) [Adelung]


Der Mottenfraß, des -es, plur. inus. der durch die Motten verursachte Schade. Ingleichen, von den Motten verderbte Kleidungsstücke. Und dieß veraltert wie Mottenfraß, Hiob 13, 28, nach Michaelis Übersetzung. Dergleichen Kleider nennet Luther Jer. 5, 2 mottenfräßige Kleider, wo aber das thätige Mittelwort anstatt des leidenden, von Motten gefressen, stehet.


Motthuhn (W3) [Adelung]


Das Motthuhn, des -es, plur. die -hühner, oder das Motthünchen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Nahme, welchen in einigen Gegenden die Wasserhühner oder Sandreiher führen, welche sonst auch Sand- oder Strandläufer genannt, in den Küchen aber mit unter dem Nahmen der Schnepfen begriffen werden, ob sie gleich noch gar sehr von ihnen verschieden sind; Glareolae Klein. Sie haben den Nahmen, welcher im Niedersächsischen am bekanntesten ist, von ihrem Aufenthalte auf den Wiesen und in sumpfigen feuchten Gegenden, daher sie an andern Orten auch Mattkerne heißen, S. dieses Wort und 5. Matte, Moder und Moos.


Motzig (W3) [Adelung]


Motzig, -er, -ste, adj. et adv. ein nur im Bergbaue übliches Wort, wo die kurzen Gänge, welche nicht weit in das Feld streichen, motzige Gänge genannt werden; ohne Zweifel von dem im Hochdeutschen veralteten mutzen, abstutzen, verstümmeln, mutilare, ( S. dasselbe.) In Baiern bedeutet motzen zaudern, säumen.


Möwe (W3) [Adelung]


Die Möwe, S. Mewe.


Mücheln (W3) [Adelung]


Mücheln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und nur in den gemeinen Sprecharten üblich ist, nach Schimmel, und in weiterer Bedeutung nach einer verdorbenen, von der Fäulniß noch verschiedenen Feuchtigkeit riechen oder schmecken, anbrüchig riechen oder schmecken. Das Mehl mächelt. Es ist statt dessen auch müchzen, im Oberdeutschen miechteln, in andern Gegenden muffen, muffzen, müffen, müffzen, münchen, münchzen u. s. f. üblich. Es erhält das Andenken des Lat. mucere, mücheln, und Mucor, Schimmel, welcher in einigen Gegenden Muff und in andern Mün genannt wird. (Siehe 1. Mauke.) Man hat in eben diesen Gegenden auch die Bey- und Nebenwörter muchlich, müchlich, muffig, müffig, müfzig, münig, Nieders. mulsterig, Engl. mouldy, und muddig, welches letztere von Mudde, Schlamm, Koth, abstammet und zu dem Geschlechte des Wortes Moder gehöret. Übrigens ist für mücheln im Österreichischen auch bladeln üblich. S. 2. Muff und 3. Muffen.


Muchsen (W3) [Adelung]


Muchsen, S. Mucksen.


Mucke (W3) [Adelung]


Die Mucke, plur. die -n, 1) Üble Laune, besonders so fern sie sich durch mürrisches oder tückisches Stillschweigen an den Tag legt; in welchem Verstande dieses Wort am seltensten vorkommt, und alsdann im Plural gebraucht wird. Mucken haben, Grillen. 2) In weiterer Bedeutung, ein jeder anderer merklicher Anfall einer verborgenen üblen oder seltsamen Gemüthsart. Sie hat ihre alte Mucke. Ich kenne seine Mucken. Ob er gleich genesen war, so behielt er doch eine solche Mucke von Verrückung u. s. f. der Arzt. Er kam wieder auf seine alten Mucken. 3) Im weitesten Verstande wird es oft von einem jeden Ausbruche, von einer jeden Äußerung eines verborgenen Fehlers oder Übels gebraucht. Das Pferd hat Mucken, einen heimlichen Fehler. Die Sache hat Mucken, verborgene widrige Umstände, Hindernisse u. s. f.

Anm. Im Nieders. mit einem gedehnten u Muke, welches aber auch die Mauke, eine Krankheit der Pferde bezeichnet. Die Mucken ziehen bedeutet in Hamburg so viel als das Maul krümmen. Frisch und andere sehen unser Mucke als eine Figur des folgenden Mücke an, welches im Oberdeutschen Mucke lautet, und daselbst auch eine Fliege bedeutet. Allein, es scheinet entweder zu dem Zeitworte mucken zu gehören, und eigentlich das ungesittete mit Verzerrung des Gesichtes und besonders des Mundes verbundene Stillschweigen eines mißvergnügten Menschen zu bezeichnen, oder ein Verwandter des alten Meuchel, verborgene Tücke, zu seyn, zumahl da der Begriff der Verborgenheit, der Stille, die sämmtlichen Bedeutungen dieses Wortes begleitet. ( S. Meuchelmörder und Mucken.) Übrigens wird in Niedersachsen das Wort Mücke auch in eben den Fällen gebraucht, in welchen das Wort Mucke üblich ist, S. dasselbe.


Mücke (W3) [Adelung]


Die Mücke, plur. die -n, ein Nahme verschiedener einander in der äußern Gestalt ähnlicher Insecten mit zwey Flügeln, welche dem Menschen durch ihr Stechen empfindlich fallen. 1) Der Erdschnake oder Schnake schlechthin, welche lange Beine hat, nicht in gerader Linie flieget, sondern gleichsam tanzet; Tipula L. Sie ist die größte unter den Mücken, legt ihre Eyer in die Erde an die Wurzeln der Bäume, und wird auch große Mücke genannt. 2) Der im gemeinen Leben eigentlich so genannten Schnake, Culex L. welche in Oberdeutschland Gölfe, Gälfe, heißt, sich am häufigsten an wasserreichen Orten aufhält, singet oder summet und scharf sticht. Die Lichtmücke, welche nach dem Lichte fliegt, und sich die Flügel verbrennet, Culex pipiens L. ist eine Art derselben. 3) Der am häufigsten so genannten Mücke, welche ein Maul mit einem sehr langen Rüssel hat, Empis L. Diese tanzen des Abends scharweise in der Luft.

Anm. Bey dem Notker Mucca, im Oberd. Mucke, im Nieders. Mügge, im Osnabrück. Miete, im Schwed. Mygga, im Angels. Mycg, im Engl. Midge, im Isländ. My, im Böhm. Maucha, im Pohln. Mucha, im Lappländ. im Plural Myggot und Muockir, selbst im Nikobarischen Muah, welche insgesammt ihre Verwandtschaft mit dem Lat. Musca und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - nicht verläugnen können. Im Oberdeutschen ist das Wort Mucke von einem viel weitern Umfange, indem es nicht nur unsere Fliegen sondern auch fast alle Insecten mit zwey Flügeln, z. B. die Pferdebremse, bezeichnet, ja auch oft mehrere Arten kleiner Vögel unter sich begreift, in welchem letztern Falle es denn daselbst im gemeinen Leben oft Musch und Muschel lautet, welches dem Lat. Musca am nächsten kommt. So wird der Waldsperling daselbst die Holzmuschel, der Musch- oder Muschelsperling, oder nur die Muschel schlechthin genannt. In dem Nahmen der Grasmücke hat sich diese Bedeutung auch noch bey uns erhalten. Es scheinet daher das Wort Mücke so wie Fliege eigentlich ein sehr allgemeiner Nahme zu seyn, welcher nicht nur ein fliegendes Insect, sondern auch kleine Vögel bedeutet, und alsdann zu dem Worte mähen, bewegen, gehören würde, wenn es nicht vielmehr von mühen, ehedem muhen, vexare, beunruhigen, abstammet. ( S. auch 2. Mauke.) In dem Weinbaue einiger Gegenden ist die Mucke eine Gabel, mit welcher die Weinbeeren in dem Fasse von den Kämmen abgerissen worden, um die letztern allein auspressen zu können, in welcher Bedeutung es vermuthlich zu einem andern Stamme gehöret.


Mückenkraut (W3) [Adelung]


Das Mückenkraut, des -es, plur. inus. 1) Ein Nahme des Flöhkrautes oder Pfeilkrautes, Polygonum Persicaria L. weil es die Mücken vertreiben soll. 2) Ingleichen des Flöhalantes, Inula policaria L. um eben dieser Ursache willen.


Mückenmotte (W3) [Adelung]


Die Mückenmotte, plur. die -n, eine Art Dämmerungsvögel, welche einer Mücke oder Schnake gleicht; Sphinx culiciformis L.


Mückenwanze (W3) [Adelung]


Die Mückenwanze, plur. die -n, eine Art Wanzen, welche sich auf den Bäumen aufhält, und daher auch Baumfloh und Baumwanze genannt wird; Cimex tipularius L.


Muckisch (W3) [Adelung]


Muckisch, adj. et adv. gleichfalls von dem Zeitworte mucken und dessen ersten figürlichen Bedeutung. Muckisch seyn, im gemeinen Leben, sein Mißvergnügen durch ein ungesittetes Stillschweigen äußern.


Mucksen (W3) [Adelung]


Mucksen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und das Frequentativum oder Intensivum des Zeitwortes mucken ist, aber nur in dessen ersten und eigentlichen Bedeutung gebraucht wird, einen Mucks, d. i. einen einzelnen schwachen unarticulirten Laut von sich geben. Muckse mir nicht dagegen, sage mir kein Wort dagegen. Er darf nicht mucksen. Da es denn im Hochdeutschen auch wohl muchsen geschrieben wird. Weißt du wohl, daß dazu eine Frau nicht muchsen darf? Weiße. Einige Philosophen haben es so ziemlich durchgesetzt, daß die gesunde Vernunft nicht gegen sie muchsen darf.


Mud,Müdd (W3) [Adelung]


Das Mud, oder Müdd, ein Oberdeutsches Maß trockner Dinge, S. 1. Muth.


Muddig (W3) [Adelung]


* Muddig, -er, -ste, adj. et adv. in den gemeinen Sprecharten, besonders Niedersachsens, für moderig. Der Fisch, das Wasser schmeckt muddig. Von dem Niedersächs. Mudde, Schlamm, Moder, S. das letzte Wort.


Müde (W3) [Adelung]


Müde, -r, -ste, adj. et adv. von einer Arbeit, vom Wachen, oder durch eine Bemühung der nöthigen Kräfte beraubt. 1) Eigentlich, wo diese Empfindung eine Wirkung der Mühe ist, und einen geringern Grad derselben ausdruckt, als matt. Müde seyn, müde werden. Müde von Arbeiten, von Gehen seyn. Sich müde arbeiten, gehen u. s. f. Ein Pferd müde reiten. Besonders wird es von der durch Erschlaffung der Nerven verursachten Neigung zur Ruhe oder zum Schlafe gebraucht, für schläferig. Müde seyn. Müde werden. Der müde Wanderer. Hundsmüde, in der niedrigen Sprechart, im hohen Grade müde. 2) Figürlich, durch mehrmahligen Genuß, durch mehrmahlige Handlung der Neigung zu einer Sache beraubt, derselben überdrüssig, wo es als ein Nebenwort allein am üblichsten ist. Die Liebe wird nicht müde, 1 Cor. 13, 8. Die Sache, zu welcher man der Neigung beraubt ist, wird so wohl mit dem Infinitiv und dem Worte zu ausgedruckt. Wenn man die Härte der Menschen schon so oft erfahren hat, so wird man freylich wohl müde, von seinem Unglück zu sprechen, Hermes. Dieses sey der einzige Ehrgeitz, den man der Jugend einzuflößen nicht müde werde, Gell. Als auch mit der zweyten Endung eines Nennwortes. Des Erbarmens müde seyn, Jer. 15, 6. Wenn man so oft abgewiesen wird, so wird man am Ende dieser übel angewandten Freundschaft auch müde. Könige werden des Thrones, Große ihrer Ehren, Reiche ihres Überflusses müde, Zimmerm. Als ein Beywort, ein des Krieges müder Held, kommt es in dieser Bedeutung nur selten vor. Anm. Bey dem Ottfried, der es auch für faul gebraucht, muade, bey dem Willeram muode, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter muothe, im Nieders. möde, möe, im Dän. mode, modig, im Schwed. mod, im Isländ. modur, im Angels. methig, im Böhm. mdle, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es stammet entweder von Muhe ab, deren Wirkung es verzeichnet, oder kommt auch mit matt, dessen geringern Grad in unserm müde schon das weichere d bezeichnet, aus einer gemeinschaftlichen Quelle her. ( S. Matt.) Das Zeitwort müden, bey dem Kero muaden, ist nur noch in dem zusammen gesetzten ermüden üblich.


Müder (W3) [Adelung]


Das Müder, S. Mieder.


Müdigkeit (W3) [Adelung]


Die Müdigkeit, plur. car. der Zustand, da man müde ist; doch nur in den ersten eigentlichen Bedeutung. Vor Müdigkeit nicht gehen können. Bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern mit einer andern Ableitungssylbe die Muade, Mothe, im Theuerd. die Müd.


Muff (W3) [Adelung]


1. Der Muff, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches im Hochdeutschen selten gehöret wird, aber in andern Provinzen üblicher ist. Muff druckt als eine Nachahmung den einsylbigen ähnlichen Laut aus, welchen große Hunde in manchen Fällen von sich geben, und der von dem Bellen und Gnurren noch verschieden ist. In weiterer Bedeutung ist aber in manchen Gegenden muffen auch von dem Bellen, vermuthlich wohl nur von dem Bellen großer Hunde, üblich, und alsdann wird ein Hund, welcher immer bellet, im gemeinen Leben ein Muff, Muffmaff, Muffer und Muffel genannt.


Muff (W3) [Adelung]


2. Der Muff, des -es, plur. inus. ein nur im Oberdeutschen übliches Wort, welches daselbst den Schimmel bedeutet, und von mücheln, und dem Lat. Mucor, nur in der Endsylbe verschieden ist. Im Ital. ist Muffa gleichfalls der Schimmel. ( S. 3. Müffen.) Im Hochdeutschen sagt man im gemeinen Leben auch wohl von einem Knaster-Tobak, welcher einen guten Geruch hat, daß er ein guter Muff sey.


Muff (W3) [Adelung]


3. Der Muff, des -es, plur. die Müffe, Dimin. das Müffchen, eine Art Kleidungsstücke, welche die Gestalt eines hohlen Cylinders hat, am häufigsten mit Rauchwerk gefüttert ist, und dazu dienet, daß man die Hände im Winter darein stecke, solche vor der Kälte zu verwahren. Einen Muff tragen. Ein Bärenmuff, ein großer Muff von Bärenfell. Ein Hermelin-Muff, seidener Muff u. s. f. Handmüffchen, kleine Bekleidungen dieser Art, welche man über die Hände streift, die Handwurzel damit zu bedecken.

Anm. Im Schwed. und Engl. gleichfalls Muff, im Franz. mit dem Suffixo -el, Mouffle, im Ital. Muffoka, im mittlern Lat. Muffula und Manufollia. Es gehöret zu dem Nieders. Mane, ein Ärmel, Holländ. Mouw, und hat mit demselben zunächst den Begriff der Höhlung, und den nahe damit verbundenen Begriff der Bedeutung. Im Engl. ist to muffle noch jetzt verhüllen, vermummen, welches Wort gleichfalls damit verwandt ist, ( S. dasselbe, ingleichen 2. Muffel.) Im Griech. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - zuschließen. Übrigens wird ein Muff im Oberdeutschen ein Stützel, Stutzer, ein Schlupfer oder Schliefer, ingleichen ein Stauch oder Staucher genannt.


Muffel (W3) [Adelung]


1. Der Muffel, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur im gemeinen Leben einiger Gegenden übliches Wort, ein Geschöpf, und am häufigsten einen Hund mit dicken herab hangenden Lippen zu bezeichnen, der im Nieders. eine Lobbe heißt. Es ist mit Mops Eines Geschlechtes. Im weiterm Verstande wird daher ein häßliches Gesicht mit herab hangenden Maule im Franz. Muffle genannt, welchen Nahmen in den bildenden Künsten auch Thierlarven, besonders Löwengesichter bekommen, welche man so wie die Fratzengesichter zuweilen als Zierathen anzubringen pflegt, und welche auch wohl im Deutschen Muffel genannt werden. Im Nieders. wo muffen auch das Maul hängen lassen bedeutet, ist ein Muffer ein Mensch, welcher maulet. Vermuthlich hat man daher auch das Wort Muffel zuweilen als einen eigenthümlichen Nahmen eines heuchlerischen Kopf- und Maulhängers in der Religion gebraucht. In Frankreich pflegte man die Einsiedler ehedem aus Verachtung nur Ermoufles zu nennen, S. Carpentier v. Eremita.


Muffel (W3) [Adelung]


2. Die Muffel, plur. die -n, in der Scheidekunst, ein kleines Gewölbe aus Thon in der Größe einer Spanne, welches man über die Scherben und Kapellen setzet, damit keine Asche oder Kohlen hinein fallen. Es gewähret den Begriff des hohlen Raumes, der Bedeckung, und ist daher sehr nahe mit 3. Muff verwandt.


Muffeln (W3) [Adelung]


Muffeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur im gemeinen Leben üblich ist, und den Ton ausdruckt, welchen manche, besonders zahnlose Personen im Kauen durch die Nase von sich hören lassen, auf solche Art kauen, und in weiterer gemeiniglich scherzhafter und verächtlicher Bedeutung, kauen und essen überhaupt; im Nieders. mummeln, im Oberd. mampfen, mumpfen, mümpfen, mümpfeln, Engl. to mumble, muffle, maffle, Holl. mommelen, welche insgesammt Nachahmungen des damit verbundenen Schalles sind. S. Mummeln.


Muffen (W3) [Adelung]


1. Muffen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur im gemeinen Leben für bellen üblich ist, wo es doch nur von dem Bellen großer Hunde gebraucht wird, ( S. 1. Muff.) Man hat davon auch das Intensivum muffzen.


Muffen (W3) [Adelung]


2. Muffen, verb. reg. neutr. gleichfalls mit dem Hülfsworte haben, maulen, schmollen, im Niedersächsischen, S. 1. Muffel.


Muffen,Müffen (W3) [Adelung]


3. Muffen, oder Müffen, verb. reg. neutr. welches auch das Hülfswort haben bekommt, und ebenfalls nur im gemeinen Leben, besonders Ober- und Niedersachsens, üblich ist, nach Muff, d. i. Schimmel, ausgegangener Feuchtigkeit, riechen und schmecken, Ital. muffare. Das Mehl mufft oder müfft. Ingleichen absolute. Es mufft in dem Schranke, in der Stube, es riecht verdorben, übel. Im Oberdeutschen ist davon auch das Intensivum müffzen üblich. S. 2. Muff und Mücheln.


Muffig (W3) [Adelung]


Muffig, -er, -ste, adj. et adv. im gemeinen Leben, 1) schimmelig und anbrüchig, dem Geruche und Geschmacke nach. Muffig riechen oder schmecken. In andern Gegenden müfficht, müffend, müfzend, Ital. muffato, Nieders. auch mulsterig. 2) Mürrisch. Ein muffiges Wesen.


Mühe (W3) [Adelung]


Die Mühe, plur. inus. eine jede Anstrengung der Kräfte, so wohl des Körpers, als des Geistes. 1) Eigentlich. Sich viele Mühe machen oder geben, d. i. seine Kräfte sehr anstrengen. Sich viele Mühe um etwas geben, um es zu erlangen. Er gibt sich viele Mühe um dich, Gell. Und auf ein sinnlich Glück beflissen. Vergessen sie die Müh um ein unendlich Glück, Gell. Große Mühe mit etwas haben. Jemanden Mühe machen, verursachen. Viele Mühe auf etwas wenden. Das hat mir viele Mühe gekostet. Das wird Mühe kosten. Man hatte große Mühe (mußte viele Mühe anwenden) ihn wieder zu sich selbst zu bringen. Ich habe viele Mühe mit ihm gehabt. Und freylich wird er Mühe haben, Allein ich will erkenntlich seyn, Gell. Eine Mühe über sich nehmen. Ich nehme mir nicht die Mühe, (nehme sie nicht über mich, wende nicht die Mühe an,) zu ihm zu gehen. Wollten sie sich wohl die Mühe nehmen (über sich nehmen) zu mir zu kommen? Das kann mit leichter, mit geringer Mühe geschehen. Die Mühe sparen. Keine Mühe noch Fleiß sparen. Jemanden der Mühe, einer Mühe überleben. Sein Betragen überhob uns der Mühe, die Sache zu untersuchen. Es braucht nicht viele Mühe. Es ist nicht der Mühe werth; im Oberdeutschen, es steht nicht für die Mühe, in der vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen, es lohnt der Mühe nicht, besser, es lohnt die Mühe, oder belohnt die Mühe nicht, ( S. in Lohnen.) Was ist für die Mühe? was habe ich für die angewandte Mühe zu bezahlen? Herr, sprach der gute Bauer, Was soll für seine Mühe seyn? Gell. 2) * Figürlich. Gram, Sorge, Kummer, Leiden, Plage u. s. f. eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche noch zuweilen in der Deutschen Bibel vorkommt. Mir hast du viel Mühe gemacht mit deinen Sünden, Es. 43, 34.

Anm. Bey dem Notker Muohi, in der Schweiz Müy, im Nieders. wo die Bedeutung des Kummers, des Herzleides noch gangbar ist, Moie, und mit einer andern Ableitungssylbe Moiheit, Moite, im Holländ. Moiete, im Schwed. Möda, im Dän. Moye, Mode, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, wo auch - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, so wie das Schwed. Möda, Arbeit bedeutet, welche sich zugleich dem verwandten müde nähern. Unmoye bedeutet im Nieders. unnöthige Mühe. Es gehöret ohne Zweifel zu dem Zeitworte mähen, und bedeutet eigentlich Bewegung, und figürlich eine jede Anstrengung der Kraft. Der Plural die Mühen für Bemühungen, welcher bey einigen Schlesischen Dichtern des vorigen Jahrhundertes angetroffen wird, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.


Mühen (W3) [Adelung]


Mühen, verb. reg. act. Mühe verursachen. 1) So fern Mühe Anstrengung der Kraft bedeutet. Was mühest du weiter den Meister? Marc. 5, 35. Ingleichen, als ein Reciprocum, sich mühen, Mühe anwenden, seine Kraft anstrengen. Mühet euch nicht mich zu trösten, Es. 22, 4. Sie mühen sich, daß sie ihre Dinge erhalten, Ezech. 13, 6. Es mühet sich der Mensch, damit er was erwerbe, Logau. In dieser ganzen Bedeutung kommt es außer der Dichtung im Hochdeutschen wenig mehr vor, weil bemühen dafür eingeführet ist. 2) * In der zweyten Bedeutung des Hauptwortes kränken, Gram, Kummer, Herzeleid verursachen, so wohl active, als auch reciproce, sich mühen, sich kränken; eine veraltete Bedeutung, welche aber in den mittlern Zeiten sehr häufig, auch noch im Magdeburgischen gangbar ist. Sih muen, sich kränken, Ottfried. Wan das ich si froemde das muet mih dike sere, Reinmar der Alte.

Anm. Bey dem Notker muohen, im Nieders. wo die zweyte Bedeutung noch völlig gangbar ist, moien, moggen, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Daß dieses Zeitwort als ein naher Verwandter von mähen eigentlich bewegen bedeutet, erhellet aus dem Notker, wo es heißet: der Wint, der daz Scef muohet, der das Schiff heftig beweget, hin und her wirft. S. Mühe.


Muhen (W3) [Adelung]


Muhen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und nur zuweilen im gemeinen Leben gehöret wird. Es ahmet die ähnliche Stimme der Kühe nach, welche im Oberdeutschen durch leuen, lüyen, im Hochdeutschen aber auch, wenigstens der lautesten Abänderung nach, durch blöken ausgedruckt wird. Die Kühe muhen. Im Lat. mugire, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, wo - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - das Muhen ist.


Mühlarzt (W3) [Adelung]


Der Mühlarzt, des -es, plur. die -ärzte, im gemeinen Leben, ein Müller, welcher den Mühlenbau versteht, Mühlen anzulegen und auszubessern weiß, S. Arzt.


Mühlbach (W3) [Adelung]


Der Mühlbach, des -es, plur. die -bäche, ein Bach, welcher eine Mühle treibt; Nieders. Grindelbach, von Grindel, die Mühle.


Mühlbursch (W3) [Adelung]


Der Mühlbursch, S. Mühlknappe.


Mühleisen (W3) [Adelung]


Das Mühleisen, des -s, plur. ut nom. sing. in den Getreidemühlen, eine eiserne Asche, um welche sich der obere Mühlstein bewegt.


Mühlenamtmann (W3) [Adelung]


Der Mühlenamtmann, des -s, plur. die -männer, ein Amtmann, welcher über mehrere Getreidemühlen gesetzt ist.


Mühlenanker (W3) [Adelung]


Der Mühlenanker, des -s, plur. ut nom. sing. ein Anker, womit eine Schiffmühle angehalten und befestiget wird.


Mühlenarbeiter (W3) [Adelung]


Der Mühlenarbeiter, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, diejenigen Arbeiter, welche in den Pochwerken und Wäschen gebraucht werden.


Mühlenbau (W3) [Adelung]


Der Mühlenbau, des -es, plur. inus. der Bau einer Mühle, oder an einer Mühle. Ingleichen, die Kunst, eine Mühle gehörig zu bauen. Den Mühlenbau verstehen.


Mühlenfachbaum (W3) [Adelung]


Der Mühlenfachbaum, des -es, plur. die -bäume, der Fachbaum an einer Wassermühle; zum Unterschiede von einem Wehrfachbaume.


Mühlenfrohne (W3) [Adelung]


Die Mühlenfrohne, plur. die -n, die Frohndienste zu Erbauung oder Ausbesserung einer Mühle, ingleichen das Getreide des Gutsherren auf die Mühle zu schaffen.


Mühlenordnung (W3) [Adelung]


Die Mühlenordnung, plur. die -en, eine obrigkeitliche Verordnung desjenigen, was die Getreidemüller bey ihrem ganzen Geschäfte zu beobachten haben.


Mühlenschau (W3) [Adelung]


Die Mühlenschau, plur. die -e, die obrigkeitliche Beschauung der Mühlen, besonders der Wassermühlen; die Mühlbeschauung.


Mühlenschreiber (W3) [Adelung]


Der Mühlenschreiber, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, eine vereidigte Person bey der Mühlenwage, welche das Gewicht des in die Mühle gelieferten Getreides verzeichnet.


Mühlenspiel (W3) [Adelung]


Das Mühlenspiel, des -es, plur. inus. S. Mühle 2.


Mühlenstuhl (W3) [Adelung]


Der Mühlenstuhl, des -es, plur. die -stühle, in einigen Gegenden eine Benennung einer Bandmühle.


Mühlenteich (W3) [Adelung]


Der Mühlenteich, des -es, plur. die -e, ein Teich, in welchem das Wasser zum Behuf einer Wassermühle gesammelt wird.


Mühlenwage (W3) [Adelung]


Die Mühlenwage, plur. die -n, eine obrigkeitliche Wage, auf welcher so wohl das in die Mühle gelieferte Getreide, als auch das darauf gemahlne Mehl gewogen wird.


Mühlenzwang (W3) [Adelung]


Der Mühlenzwang, des -es, plur. inus. das Recht, andere anhalten zu können, daß sie ihr Getreide auf seiner Mühle müssen mahlen lassen. Eine solche Mühle wird eine Zwangmühle genannt.


Mühlgast (W3) [Adelung]


Der Mühlgast, des -es, plur. die -gäste, ein in einigen Gegenden für Mahlgast übliches Wort, S. dasselbe.


Mühlgebieth (W3) [Adelung]


Das Mühlgebieth, des -es, plur. die -e, in den Getreidemühlen, dasjenige Gestell, auf welchem sich der Stein, der Lauf und der Rumpf befindet.


Mühlgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Mühlgerechtigkeit, plur. inus. die Gerechtigkeit, d. i. das Recht, die Befugniß, eine Mühle, und in engerer Bedeutung eine Getreidemühle, anzulegen und zu halten.


Mühlherr (W3) [Adelung]


Der Mühlherr, des -en, plur. die -en, der eigenthümliche Besitzer einer Mühle.


Mühlknappe (W3) [Adelung]


Der Mühlknappe, des -n, plur. die -n, der Gehülfe des Müllers, besonders auf den Getreidemühlen; eine Benennung, welche so wohl den Gesellen, als auch den Lehrlingen des Müllers gemein ist, ( S. Knappe.) Sie werden auch Mühlknechte, Mühlbursche, und Müllerbursche, und an einigen Orten auch Mühlische genannt. In manchen Gegenden bekommt nur der geschickteste und erfahrenste unter den Mühlburschen den Nahmen eines Mühlknappen.


Mühlkrapp (W3) [Adelung]


Der Mühlkrapp, des -es, plur. inus. in den Manufacturen, die äußerst braune Schale von dem Krappe, oder der Wurzel der Färberröthe, wenn sie auf der Krappmühle abgestoßen worden.


Mühlmeister (W3) [Adelung]


Der Mühlmeister, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher einer Mühle vorgesetzt ist, und auch häufig der Müller genannt wird.


Mühlmetze (W3) [Adelung]


Die Mühlmetze, plur. die -n, S. Mahlmetze.


Mühlpfahl (W3) [Adelung]


Der Mühlpfahl, des -es, plur. die -pfähle, an den Wassermühlen, derjenige Pfahl, welcher die gesetzmäßige Höhe des Wassers und folglich auch des Fachbaumes zeiget, und auch der Mahlpfahl, Eichpfahl und Sicherpfahl genannt wird.


Mühlrad (W3) [Adelung]


Das Mühlrad, des -es, plur. die -räder, dasjenige Wasserrad, welches eine Mühle in Bewegung setzet.


Mühlrechen (W3) [Adelung]


Der Mühlrechen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werk von nahe beysammen stehenden Pfählen an den Wassermühlen vor oder am Ende des Mahlgerinnes, damit nichts schädliches auf die Räder falle.


Mühlsteiger (W3) [Adelung]


Der Mühlsteiger, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, ein Steiger, welcher bey den Pochwerken und Zinnwäschern die Aufsicht führet, und dem Mühlmeister untergeordnet ist.


Mühlstein (W3) [Adelung]


Der Mühlstein, des -es, plur. die -e, derjenige Stein, welcher in den Mahlmühlen zum Zermalmen dienet, und deren alle Mahl zwey sind, wovon der obere bewegliche der Läufer, der untere unbewegliche aber der Bodenstein genannt wird. Figürlich werden in einigen Gegenden auch die Schreckenberger oder Engelgroschen, Mühlsteine genannt, S. Engelgroschen.


Mühlwagen (W3) [Adelung]


Der Mühlwagen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wagen, welcher das Getreide auf und von einer Mahlmühle führet.


Mühlwasser (W3) [Adelung]


Das Mühlwasser, des -s, plur. inus. dasjenige Wasser, welches eine Wassermühle treibet.


Mühlwehr (W3) [Adelung]


Das Mühlwehr, des -es, plur. die -e, ein Wehr, vermittelst dessen das zu einer Wassermühle nöthige Wasser aufgedämmet und auf die Mühle geleitet wird.


Mühlwerk (W3) [Adelung]


Das Mühlwerk, des -es, plur. die -e, ein jedes Werk, oder eine jede Maschine, wo vermittelst angebrachter und in Bewegung gesetzter Räder andere Dinge zermalmet, gestampfet, geschliffen, zerschnitten u. s. f. werden; eine Mühle, S. dieses Wort.


Muhme (W3) [Adelung]


Die Muhme, plur. die -n, Diminut. das Mühmchen, Oberd. Mühmlein. 1) Der Mutter oder des Vaters Schwester, welche auch die Base genannt wird. Ingleichen eine Person weiblichen Geschlechtes, welche mit einer andern Geschwisterkind ist, und in noch weiterm Verstande, eine jede nahe Seitenverwandte weiblichen Geschlechtes; in welchem Verstande die Deutschen Fürsten, andere fürstliche Personen weiblichen Geschlechtes ihre Muhmen zu betiteln pflegen, da man denn in den Kanzelleyen auch das Beywort freundmühmlich hat. 2) Eine Kinderwärterinn wird im gemeinen Leben, besonders Obersachsens, gemeiniglich eine Muhme oder Kindermuhme genannt. So wie man, 3) auf den Landgütern einiger Gegenden diejenige weibliche Person, welche die Aufsicht über das Vieh hat, die Viehmuhme oder Muhme zu nennen pflegt, welche an andern Orten die Viehmutter heißt.

Anm. In der ersten Bedeutung lautet dieses Wort in den Monseeischen Glossen Muoma, im 14ten Jahrhunderte im Oberdeutschen Mümmey, bey den Schwäbischen Dichtern in der verkleinernden Form Muemel, im Österreich. auch Maim, Mamb, im Nieders. Moje, Moie, Möne, Holländ. Moei, Maeye. Es ist entweder mit Mama, Möme, Mutter, Eines Geschlechtes, wenigstens in einigen Bedeutungen, welches dadurch wahrscheinlich wird, weil der Mutter Schwester im Nieders. auch Medder, Meddersche genannt wird, welches mit dem Latein. Matertera genau überein kommt; oder es stammet auch vermittelst eines andern Ableitungslautes von Ma, Mage, ein Verwandter, mahen, mogen, verbinden, her, so daß es eigentlich einen jeden Verwandten bedeutet, ( S. Gemahl und Mage.) Im Österreichischen bedeutet Mühmling noch jetzt jeden Verwandten.


Mühsam (W3) [Adelung]


Mühsam, -er, -ste adj. et adv. von dem Hauptworte Mühe. 1) Mühe, d. i. Anstrengung der Kraft, erfordernd, damit verbunden. Eine sehr mühsame Arbeit. Sich mühsam ernähren. Die mühsame Manier, bey den Mahlern und Kupferstechern, wo die angewandte Mühe zu sehr in die Augen fällt; im Gegensatze der leichten. 2) * Fertigkeit besitzend, Mühe anzuwenden, d. i. seine Kraft anzustrengen; eine nur im gemeinen Leben übliche Bedeutung, wo ein mühsamer Mensch derjenige ist, welcher sich keine Mühe verdrießen läßt.

Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist dafür das Beywort mühlich, müglich, müelich üblich, welches daselbst auch noch in der veralteten zweyten Bedeutung des Hauptwortes Mühe, für beschwerlich, mühselig, gebraucht wird, so wie das Nieders. moielik auch verdrießlich, unzufrieden bedeutet.


Mühsamkeit (W3) [Adelung]


Die Mühsamkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Sache, da sie mühsam ist, oder Mühe erfordert. Im gemeinen Leben auch die Fertigkeit einer Person keine Mühe verdrießen zu lassen.


Mühselig (W3) [Adelung]


Mühselig, -er, -ste, adj. et adv. welches nur in der zweyten veralteten Bedeutung des Wortes Mühe, Beschwerde, Elend, Kummer, gebraucht wird. 1) In einem hohen Grade beschwerlich und unangenehm, so daß damit die Erschöpfung der Kräfte und deren Empfindung verbunden ist. Eine mühselige Arbeit. Ein mühseliges Amt. Es sind mühselige Zeiten. Ein mühseliges Leben führen. 2) Subjective, oder von Personen, dergleichen mühselige Umstände empfindend, elend; eine Bedeutung, welche in der biblischen Schreibart noch am häufigsten gebraucht wird. Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen? Hiob 3, 20. Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seyd, Matth. 11, 28. S. -Selig.


Mühseligkeit (W3) [Adelung]


Die Mühseligkeit, plur. die -en, welches in der ersten Bedeutung des vorigen Beywortes am üblichsten ist. 1) Die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie mühselig ist; ohne Plural. 2) Mühselige, d. i. in einem hohen Grade unangenehme Umstände. Wir werden durch große Mühseligkeiten nicht selten zu einem dauerhaften Glücke geführt, Gell.


Mühwaltung (W3) [Adelung]


Die Mühwaltung, plur. die -en, ein besonders in der Kanzelleysprache und gesellschaftlichen Höflichkeit übliches Wort, eine Bemühung, ingleichen eine mit Anstrengung der Kraft verbundene Handlung zu bezeichnen, besonders eine solche, wozu der andere eben nicht verpflichtet ist. Jemanden eine Mühwaltung auftragen. Ich will sie mit dieser Mühwaltung verschonen. Was ist für ihre Mühwaltung? für ihre Bemühung. S. Walten.


Mulde (W3) [Adelung]


Die Mulde, plur. die -n, Diminut. das Müldchen, Oberd. Müldlein, eine Art hölzerner Gefäße, welche länglich ausgehöhlt ist, und deren äußerer Boden eben so convex, als der innere hohle Raum concav ist. Die Backmulde, das Mehl damit zuzutragen. Die Bademulde, ein neu gebornes Kind darin zu baden, welche diesen Nahmen behält, auch wenn sie von Kupfer ist. Die Fleischmulde, das geschlachtete Fleisch darein zu legen.

Anm. Im Oberdeutschen die Mülte, Mulder, Multer, in den Monserischen Glossen Muoltro, im Nieders. Molde, Molle, Molge, Mölje, im Angels. Mele. Im Oberdeutschen bedeutete es ehedem auch den Backtrog, daher Frisch es sehr irrig für eine Zusammenziehung von Mehltrog hält. Es gehöret vielmehr zu Maul, vornehmlich aber zu "Malter", so fern es ein Maß fester Dinge bedeutet, und bezeichnet überhaupt einen hohlen Raum, ein Gefäß, S. 2 "Malter".


Muldengewölbe (W3) [Adelung]


Das Muldengewölbe, des -s, plur. ut nom. sing. in der Baukunst, ein Kreuzgewölbe, welches in der Mitte ein vierecktes Feld hat, und also einer Mulde gleicht. Bey andern wird auch das Tonnengewölbe, welches sich an beyden Enden mit einem halben Kugelgewölbe schließet, ein Muldengewölbe genannt.


Mull (W3) [Adelung]


Das Mull, des -es, plur. inus. in den gemeinen Sprecharten, besonders Niedersachsens, lockere Erde, Stauberde, zerriebener Graus und Staub, Stubenkehricht u. s. f. Nieders. Mul, Mull, bey dem Ulphilas Mulda, im Angels. Myl, Mold, im Isländ. Mol, Mold, Engl. Mould. Im Oberdeutschen ist das Gemülle, oder Gemülster, der lockere Schutt und Abgang von Steinen, Gebäuden u. s. f. Es gehöret mit dem folgenden Mulm zu dem Geschlechte des Wortes mahlen, malmen. S. Mulm.


Müller (W3) [Adelung]


Der Müller, des -s, plur. ut nom. sing. der die Kunst zu mahlen (molere) oder einer Mühle vorzustehen verstehet, und in engerer Bedeutung, der Meister, welcher die Aufsicht über eine Mühle führet, und zuweilen auch der Mühlmeister genannt wird. Dessen Gatinn, die Müllerinn. Der Mahl- oder Getreidemüller, welcher auch nur der Müller schlechthin genannt wird, der Windmüller, Wassermüller, Walkmüller, Schneidemüller, Schleifmüller, Stampfmüller u. s. f.

Anm. Im Nieders. Möller, im Schwed. Mölnare, im Engl. Miller, im Böhmischen Mljner. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort auch Mühlner, welches denn der nächsten Abstammung von Mühle, Oberd. Mühlin, freylich gemäßer ist. Allein unser Müller stammet auch nicht zunächst von Mühle, sondern von dem noch in Nieders. üblichen mullen, mahlen, zerreiben, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, her.


Mülleraxt (W3) [Adelung]


Die Mülleraxt, plur. die -äxte, eine kleine Axt an einem langen Stiele, welche die Mühlknappen der Getreidemüller ehedem auf der Reise und zur Zierde trugen, die ihnen aber in vielen Gegenden jetzt verbothen ist.


Müllerbursch (W3) [Adelung]


Der Müllerbursch, des -en, plur. die -e, S. Mühlknappe.


Mülleresel (W3) [Adelung]


Der Mülleresel, des -s, plur. ut nom. sing. Esel, deren sich die Getreidemüller an manchen Orten bedienen, das Getreide von ihren Mahlgästen abzuhohlen, und ihnen das Mehl zurück zu schicken.


Müllerlohn (W3) [Adelung]


Der Müllerlohn, des -es, plur. inus. S. Mahlgeld.


Mulm (W3) [Adelung]


Der Mulm, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, trockne lockere Stauberde und andre ihr ähnliche staubartige Körper. Im Bergbaue ist der Mulm ein ausgewittertes Erz in lockerer stäubiger Gestalt. Der Kupfermulm ist ein solches verwittertes Kupfererz. Verfaultes Holz in Gestalt eines weichen Pulvers ist im gemeinen Leben gleichfalls unter dem Nahmen des Mulmes bekannt, Nieders. Mulm, Mölm, Ulm, Holländ. Mollem; daher denn auch die Fäulniß im Holze selbst zuweilen der Mulm genannt wird. Ein Baum hat den Mulm, wenn er anfängt zu faulen. Anm. Bey dem Stryker Melm, der es für Staub gebraucht, im Schwed. Malm, wo es Sand bedeutet, im Holländ. Molm. Im Ital. ist Melma Morast. Alle von mahlen, malmen, Mehl, mollis, molsch u. s. f. so daß so wohl der Begriff der Weiche, als auch der Zermalmung der herrschende ist. Siehe auch Mull.


Mulmicht (W3) [Adelung]


Mulmicht, -er, -ste, adj. et adv. dem Mulme ähnlich. Mulmichte Erde.


Mulmig (W3) [Adelung]


Mulmig, -er, -ste, adj. et adv. Mulm enthaltend, aus Mulm bestehend. Mulmige Erde. Ein mulmiger Acker. Mulmiges Erz, im Bergbaue, erzhaltiger Mulm, zu einer lockern Erde verwittertes Erz. Die Bäume werden mulmig, im Forstwesen, wenn sie anfangen zu faulen, und dadurch in Mulm aufgelöset werden. Im Nieders. auch ulmig, ulmerig.


Mulsch (W3) [Adelung]


Mulsch, S. Molsch.


Mulsicht,Mulsig (W3) [Adelung]


* Mulsicht, oder Mulsig, adj. et adv. welches nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ist. So sagt man in Franken, die Weintrauben schmecken mulsicht, wenn sie gefroren oder erfroren gewesen. Man gebraucht es von dem Geschmacke aller gefrornen Säfte. Es gehöret ohne Zweifel zu dem Worte molsch.


Multebeere (W3) [Adelung]


Die Multebeere, S. Moltebeere.


Multipliciren (W3) [Adelung]


Multipliciren, verb. reg. act. aus dem Lat. multiplicare, in der Rechenkunst, eine Zahl so oft zu sich selbst setzen, als eine andere gegebene Zahl Einheiten hat. Daher die Multiplication, diese Handlung selbst.


Mumie (W3) [Adelung]


Die Mumie, (dreysylbig,) plur. die -n, der einbalsamirte und getrocknete Körper eines Verstorbenen, und in weiterer Bedeutung, ein jeder todter Körper, welcher, anstatt in die Fäulniß überzugehen, ausgetrocknet, und eine feste dürre Masse verwandelt worden, dergleichen Körper zuweilen in den heißen Sandwüsten von Afrika gefunden werden. Auch die Masse selbst ist unter diesem Nahmen bekannt, in welchem Falle aber der Plural wegfällt. Das Wort ist unstreitig morgenländischen Ursprungs, obgleich dessen Abstammung so ausgemacht noch nicht ist. Einige leiten es von dem Wort - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - her, welches der Nahme eines bekannten Gewürzes ist, dessen man sich zur Zubereitung der künstlichen Mumien bedienet haben soll, andere von dem Arabischen Muma, Wachs, andere von andern Wörtern. So viel ist gewiß, daß die wahren Mumien aus Ägypten zu uns gekommen sind, und noch daher kommen, weil vornehmlich die ältern Ägyptier ihre Todten auf eine sehr kostbare und mühsame Art einzubalsamiren pflegten, um sie dadurch vor der Verwesung zu schützen. Im Koptischen ist Mum Erdharz.


Mumpfeln (W3) [Adelung]


Mumpfeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, zahnlos kauen; am häufigsten im Oberdeutschen, wo es auch mampfeln und mampfen lautet. ( S. Mummeln 1. 1) und Muffeln.) In der Schweiz ist ein Mumpfel ein Mund voll, wo es aber aus diesem Worte zusammen gezogen ist.


Münch (W3) [Adelung]


Der Münch, S. 3 Monch.


München (W3) [Adelung]


München, verschneiden, S. 2 Mönch.


Mund (W3) [Adelung]


1. * Der Mund, des -es, plur. die Münder, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches sich nur noch in einigen Ableitungen und Zusammensetzungen erhalten hat. Es bedeutete, 1. einen Mann, d. i. einen Mann von Stärke und Vermögen, und in engerer Bedeutung einen Beystand, einen Beschützer; bey den "Longobarden" Mundus und Mundoaldus, gleichsam Schutzwalter. Wir haben es noch in dem zusammen gesetzten Vormund, so wie auch Mündel und Mündig als Ableitungen davon übrig sind, ( S. diese Wörter.) Ehedessen bedeutete Mundherr einen Schutzherren, Gönner, Patron, Mundbar, Mombar, Mundburt, Mommer, Mamburnus, so wohl einen Schirmvogt, Advocatum, als auch den Schirm und Schutz selbst, und die Schutzgerechtigkeit, Mundmann einen Clienten, Balmund einen schlechten Vormund u. s. f. 2) Den Schutz, den Beystand selbst, ohne Plural, bey dem Ottfried Munt, im Schwed. und Angels. gleichfalls Mund, wo auch mundan, mundian, beschützen ist, im mittlern Lat. Mundium; eine gleichfalls veraltete Bedeutung. Davon hatte man ehedem Mundgeld für Schutzgeld, ingleichen das Geld für geleisteten Beystand, und andere ähnliche Zusammensetzungen mehr.

Anm. Es ist gewiß keine Figur des folgenden Wortes, wie die meisten Sprachforscher glauben, sondern stammet mit Mann von dem alten ma, können, vermögen, her, von welchem auch vermittelst eines andern Ableitungslautes unser mögen herkommt. ( S. Mündig und Munter.) Im Albanischen bedeutet munnt noch jetzt ich kann. Viele eigenthümliche mit Mann zusammen gesetzte Personen werden in den mittlern Zeiten auch mit Munt gefunden, wovon Frisch verschiedene anführet. Z. B. Wieman und Wigmunt, Herman und Herimunt, Altmann und Altmunt u. s. f. Übrigens siehe von diesem veralteten Worte und dessen Zusammensetzungen Schilters und andere Glossarien.


Mund (W3) [Adelung]


2. Der Mund, des -es, plur. inus. Diminut. das Mündchen, Oberd. Mündlein, zusammen gezogen Mündel, die breite, tiefe und fleischige Höhle im Gesichte des Menschen, welche die Zunge, den Gaumen, die Zähne und Lippen nebst vielen Drüsen und Speichelgängen in sich begreift, und so wohl zur Einnehmung der Nahrungsmittel, als auch zur Hervorbringung und Auslassung des Tones, der Stimme und Sprache dienet. 1) Eigentlich, wo es nur allein von dieser Öffnung an den menschlichen Körpern und zwar im anständigen Verstande gebraucht wird, dagegen im verächtlichen Verstande das Wort Maul üblich ist, welches auch von den breiten Öffnungen dieser Art bey den Thieren gebraucht wird, dagegen spitzige hornartige Schnäbel heißen. Vom Munde auf gen Himmel fahren, eine im gemeinen Leben übliche R. A. welche noch aus der Römischen Kirche übrig ist, unmittelbar, ohne Berührung des Fegefeuers in den Himmel kommen. In einigen Fällen verstehet man unter Mund bloß die Lippen und den äußern Theil des Mundes. Einen kleinen, großen, schönen, rothen Mund haben u. s. f. Da der Mund der Sitz der Sprachwerkzeuge ist, so hat man eine Menge figürlicher R. A. welche sich auf die Sprache und das Sprechen beziehen. Reinen Mund halten, ein anvertrautes Geheimniß verschweigen. Den Mund nicht aufthun, kein Wort reden, ihn nicht zuthun, nicht aufhören zu sprechen. Die Hand, oder den Finger auf den Mund legen, aus Ehrfurcht schweigen. Kein Blatt vor den Mund nehmen, freymüthig, ohne Menschenfurcht reden. Ich hatte es eben im Munde, wollte es eben sagen. Einem das Wort aus dem Munde nehmen, gerade das Wort sagen, welches der andere sagen wollte. Sich mit dem Munde gut behelfen können, ein gut Mundwerk haben, den Mund auf dem rechten Flecke haben, eine gute Gabe zu reden haben. Etwas immer im Munde führen, es immer erwähnen, immer davon sprechen, und viele andere mehr. Von Mund aus, kommt in den Oberdeutschen Kanzelleyen für mündlich vor. Im verächtlichen Verstande und in der niedrigen Sprechart ist in vielen dieser R. A. das Wort Maul üblich, ( S. dasselbe.) In eben so vielen Ausdrücken beziehet sich das Wort Mund auf die Nahrung, welche man durch denselben zu sich nimmt. Jemanden das Brot vor dem Munde wegnehmen. Sich etwas an dem Munde abbrechen, an den nöthigen Nahrungsmitteln. Der Mund läuft ihm voll Wasser; zum Zeichen der Lüsternheit nach einer Speise, und in weiterm Verstande nach einer jeden andern Sache, u. s. f. Wohin auch verschiedene Zusammensetzungen gehören, z. B. Mundsemmel, Mundwein u. s. f. Nahrungsmittel zu bezeichnen, welche unmittelbar für die Tafel eines großen Herren bestimmt sind, oder auch Personen, welche mit den für ihn bestimmten Nahrungsmitteln zu thun haben, wie in Mundbäcker, Mundkoch, Mundschenk u. s. f. wofür in Ansehung anderer Gegenstände das Wort Leib üblich ist. 2) Figürlich, die Öffnung oder der Ausgang eines Dinges, der hohle Zugang zu demselben; doch nur in einigen Fällen. Der Ofenmund, welcher noch häufiger das Mundloch genannt wird, der Magenmund, welcher auch der Schlund heißt, und noch einige andere. Bey noch mehrern sind dafür die Wörter Münde, Mundloch und Mündung üblich.

Anm. In Ober- und Nieder-Deutschland von des Kero Zeiten an Mund, im Dänischen und Schwed. gleichfalls Mund, bey dem Ulphilas Munths, im Isländ. Mun, im Angels. ohne n Mud, im Engl. Mouth. Es stammet ohne Zweifel von einem Zeitworte manen, munen, her, welches kauen bedeutet haben muß, und als ein Intensivum oder Frequentativum von mähen, schneiden, zu dem zahlreichen Geschlechte dieses Wortes gehöret. Die Bedeutung des Kauens erhellet unter andern auch aus dem Latein. manducare, Mandibula, die Kinnbacke, dem Ital. mangiare und Franz. manger, essen, dem Wallis. Mant, der Kiefer. Im Mecklenburgischen ist münten wenig essen. Auf ähnliche Art ist Kiefer von kauen, und Maul von mahlen gebildet. Merkwürdig ist doch, daß der Plural von diesem Worte so ungebräuchlich ist, so sehr auch die Sache selbst ihn verstattet, und das Beyspiel anderer Sprachen ihn berechtiget. Man findet zwar hin und wieder, selbst bey den ältern Schriftstellern die Münde. Allein er beleidiget doch allmahl das Gehör, und hinterläßt die unangenehme Empfindung des Ungewöhnlichen. Daß in Füllmund die letzte Sylbe aus dem Latein. -mentum, in Bedemund aber aus Münze verderbt worden, ist schon bey diesen Wörtern erinnert worden.


Mundart (W3) [Adelung]


Die Mundart, plur. die -en, die besondere Art zu reden, wodurch sich die Einwohner einer Gegend von den Einwohnern anderer Gegenden unterscheiden, die Abweichungen einzelner Gegenden in der gemeinschaftlichen Sprache; wohin also nicht nur die Abweichungen in der Aussprache, sondern auch in der Bildung, der Bedeutung und dem Gebrauche der Wörter gehöret; mit einem Griechischen Kunstworte der Dialekt. Die Oberdeutsche Mundart, so fern sie sich von der Niederdeutschen unterscheidet. Beyde theilen sich wiederum in eine große Meitge untergeordneter Mundarten; ja im schärfsten Verstande hat jeder Ort seine eigene Mundart, weil doch jeder Ort etwas besonders in der Sprache hat. Auf der andern Seite kann man auch mehrere dem Anscheine nach verschiedene Sprachen als bloße Mundarten ansehen, je nachdem der Begriff ist, welchen man mit dem Worte Sprache und Hauptsprache verbindet. Freylich ist der Ausdruck Mundart, wie schon Frisch erinnert, nicht so bequem als Sprechart, weil das Wort Mund für Sprache nicht üblich ist; indessen ist es allgemein, und wenn nur der Begriff bestimmt und bekannt ist, welchen man mit einem Worte verbindet, so mag es übrigens mit dem letztern seyn wie es will.


Mundarzt (W3) [Adelung]


Der Mundarzt, des -es, plur. die -ärzte, an einigen Höfen, ein Arzt, welcher die medicinische Besorgung der Zähne der Herrschaft auf sich hat, und am kaiserlichen Hofe zu Wien der Kammer-Zahn- und Mundarzt heißt, wo er von dem Zahn-Chirurgo noch verschieden ist.


Mundat (W3) [Adelung]


* Die Mundat, plur. die -en, ein nur noch in einigen Gegenden übliches Wort, einen von der ordentlichen Gerichtbarkeit oder auf andere Art befreyeten Ort oder Gegend zu bezeichnen. So werden die so genannten Freyheiten oder Freyungen, d. i. von der gewöhnlichen städtischen Gerichtbarkeit ausgenommenen Gegenden, in manchen Städten noch Mundarten, und verderbt Mandaten genannt. Zu Kron-Weißenburg heißen die Holzmarken Mundaten. Es ist aus dem Lat. Immunitas verkürzt, wofür in den mittlern Zeiten auch nur Munitas üblich war.


Mundbäcker (W3) [Adelung]


Der Mundbäcker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mundbäckerinn, an den Höfen, ein Bäcker, welcher allein das Brot für die herrschaftliche Tafel zu backen hat; zum Unterschiede von dem Hofbäcker. S. 2. Mund 1.


Mundbecher (W3) [Adelung]


Der Mundbecher, des -s, plur. ut nom. sing. eben daselbst, derjenige Becher, woraus eine fürstliche Person zu trinken pflegt.


Mundbissen (W3) [Adelung]


* Der Mundbissen, des -s, plur. ut nom. sing. in den niedrigen Sprecharten, ein Bissen. Ich habe heute noch nicht einen Mundbissen zu mir genommen, nicht das geringste; wo Mund bloß zur Verstärkung dienet.


Münde (W3) [Adelung]


Die Münde, plur. die -n, der Ausfluß eines Flusses, der Ort, wo sich ein Fluß in einen andern, oder in die See ergießet; wofür doch jetzt Mündung üblicher ist. In eigenthümlichen Nahmen solcher Orte, welche an dem Ausflusse eines Flusses oder Baches gelegen sind, kommt dieses Wort noch oft vor; z. B. Angermünde, Lechsmünde, Dünamünde, Orlamünde, Uckermünde, Dendermonde, Kutemonde u. s. f.


Mündel (W3) [Adelung]


Der Mündel, des -s, plur. ut nom. sing. eine unmündige, der Vorsorge eines Vormundes anvertraute Person. Ich lasse mir die Wahl meines Mündels sehr wohl gefallen, Gell. Es stammet vermuthlich von Mund, Schutz, oder vielmehr von dem veralteten Zeitworte munden, schützen, und der Ableitungssylbe -el her, welche hier keine Verkleinerung, sondern eine Person bezeichnet, von welcher etwas gesagt wird, eine dem Schutze eines andern anvertrauete Person, und im engern Verstande, ein seiner Ältern oder doch des Vaters oder der Mutter beraubtes, und der Obsorge eines Vormundes anvertrautes minderjähriges Kind. In Ansehung des Geschlechtes sind die Mundarten, oder vielmehr nur einzelne Schriftsteller sehr verschieden. Manche gebrauchen es im ungewissen Geschlechte, die unmündige Person mag männlichen oder weiblichen Geschlechtes seyn, andere sagen im männlichen der Mundel und im weiblichen die Mündel, noch andere in beyden Fällen im männlichen Geschlechte. Die letztern scheinen die meiste Analogie für sich zu haben, weil Findel, welches in vielen Gegenden für Findling üblich ist, eben so gebraucht wird, es auch mehrere männliche Wörter auf -el gibt, welche von beyden Geschlechtern üblich sind, dergleichen z. B. Flegel, Tölpel, Teufel u. s. f. sind, wenn sie als Schimpfnahmen gebraucht werden. Da die Ableitungssylbe -el, -ling oder -lein in vielen Fällen mit einander abwechseln, so ist in manchen Gegenden für Mündel auch Mündling und Mündlein üblich. Das mittelste, welches ohne Widerrede ein Masculinum allein ist, wird so wie Findling und Liebling von beyden Geschlechtern gebraucht; das letztere aber ist, vermuthlich weil man es für eine verkleinernde Form gehalten, ungewissen Geschlechtes, das Mündlein. Diejenigen, welche einen Mündel weiblichen Geschlechtes die Mündel nennen, müssen im Plural auch die Mündeln sagen, weil die weibliche Endung -el diese Form erfordert. Gottsched machte es in allen Fällen zu einem weiblichen Worte, dessen Plural dem Singular gleich sey; allein er hatte dazu wohl so wenig Grund als in andern ähnlichen Fällen.


Mündelgeld (W3) [Adelung]


Das Mündelgeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, Geld, welches einem oder mehrern Mündeln gehöret.


Mundfäule (W3) [Adelung]


Die Mundfäule, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, eine Krankheit des Mundes, welche gemeiniglich den Scorbut begleitet, und bey welcher das Zahnfleisch aufschwillt, zuweilen auch niedersinkt, und so bald es berühret wird, blutet. Die Zähne werden schwarz, wackelnd und fallen aus, und im Munde zeigen sich hin und wieder Geschwüre, welches alles zusammen genommen, einen heftigen und übeln Geruch verursacht; Stomacace, bey den Holländern Schermond. S. Scharbock.


Mundgeld (W3) [Adelung]


* Das Mundgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, ein nur noch in einigen Gegenden, z. B. in Franken, für Schutzgeld übliches Wort; von Mund, Schutz, S. 1 Mund.


Mundglaube (W3) [Adelung]


Der Mundglaube, des -ns, plur. car. bey den Theologen, ein bloß mit dem Munde von sich vorgegebener Glaube, eine Art des Heuchelglaubens; zum Unterschiede von dem Herzensglauben, oder wahren Glauben.


Mundgut (W3) [Adelung]


Das Mundgut, des -es, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die -güter, ein nur in einigen Gegenden, z. B. in der Lausitz, für Lebens- oder Nahrungsmittel übliches Wort, wo die Mundgutsteuer daher auch eine Art der Accise ist.


Mundholz (W3) [Adelung]


Das Mundholz, des -es, plur. inus. S. Hartriegel.


Mündig (W3) [Adelung]


Mündig, -er, -ste, adj. et adv. von der väterlichen Gewalt befreyet, großjährig, volljährig, mit einem Lat. Ausdrucke majorenn; im Gegensatze des unmündig, minderjährig oder minorenn. Mündig seyn. Mündig werden, dasjenige Alter erreichen, welches den Gesetzen nach zur Befreyung von der Gewalt des Vaters und Vormundes nöthig ist. Jemanden mündig sprechen, ihn aus obrigkeitlicher Gewalt für mündig erklären. Im Schwed. und Dän. myndig. Entweder von Mund, Vorsprache, Schutz, und munden, beschützen, der sich selbst vertheidigen, selbst für sich sprechen kann, oder auch unmittelbar von dessen Stammworte ma, manen, können, vermögen, der das gesetzmäßige Vermögen zu bürgerlichen Geschäften hat. In eigentlicher und weiterer Bedeutung kommt daher im Alt-Schwed. myndig für mächtig, angesehen, und Myndighet für Ansehen, Macht, vor. S. 1 Mund.


Mündigkeit (W3) [Adelung]


Die Mündigkeit, plur. car. die Eigenschaft, der Zustand, da eine Person mündig, d. i. von der väterlichen Gewalt befreyet, ist; die Großjährigkeit, Volljährigkeit, Majorennität.


Mundklemme (W3) [Adelung]


Die Mundklemme, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, eine Krankheit des Mundes, welcher in einer krampfigen Zusammenziehung desselben bestehet, wobey die untere Kinnlade mit Gewalt gegen die obere gezogen wird, so daß der Mund nicht anders als mit Gewalt geöffnet werden kann; Trismus, der Kinnbackenzwang, die Klemme, der Klammfluß, im gemeinen Leben die Maulsperre, welches Wort auch von dieser Krankheit bey den Pferden üblich ist, wo sie auch die Hirschkrankheit genannt wird, S. dieses Wort und Mundspiegel.


Mundkoch (W3) [Adelung]


Der Mundkoch, des -es, plur. die -köche, an den Höfen, ein Koch, welcher allein die für die herrschaftliche Tafel nöthigen Speisen zurichtet; zum Unterschiede von dem Hofkoche. Dessen Gattinn die Mundköchinn.


Mundküche (W3) [Adelung]


Die Mundküche, plur. die -n, bey großen Hofhaltungen, eine besondere Küche für die herrschaftliche Tafel; zum Unterschiede von der Hofküche.


Mundleich (W3) [Adelung]


Das Mundleich, des -es, plur. die -e, an Wasserkünsten, die äußerste Röhre, aus welcher das Wasser senkrecht aufsteiget, S. 1 Leich 1.


Mundleim (W3) [Adelung]


Der Mundleim, des -es, plur. inus. ein aus Hausenblase und Zucker verfertigter Leim, welchen man nur mit dem Munde benetzen darf, wenn man ihn gebrauchen will.


Mündlich (W3) [Adelung]


Mündlich, adj. et adv. mit dem Munde, doch nur so fern der Mund der Sitz der Sprachwerkzeuge ist, und zum Unterschiede von schriftlich. Jemanden eine Sache mündlich melden, persönlich, durch den Schall der Worte. Ein mündliches Versprechen. Er hatte es mir mündlich und schriftlich versprochen. Im Hochdeutschen ist es indessen als ein Nebenwort am üblichsten, dagegen es im Oberdeutschen auch als ein Beywort völlig gangbar ist. Das mündliche Gebeth, welches laut geschiehet, zum Unterschiede von dem stillen Herzensgebethe. Wollen sie die Gnade haben, mir ihre mündlichen Befehle zu ertheilen? mir ihre Befehle mündlich zu ertheilen. Die mündliche Wahl, zum Unterschiede von einer schriftlichen. Ein mündliches Testament. Aber auch das Nebenwort ist im Hochdeutschen nur so fern üblich, als es den schriftlich entgegen gesetzet ist; daher Opitzens Stelle: Warum der - Herzlich haßt und mündlich liebt, für im Herzen und mit dem Munde, ungewöhnlich klingt. Schwed. munteligen, Dän. mundtlich.


Mündling (W3) [Adelung]


Der Mündling, des -es, plur. die -e, S. Mündel.


Mundloch (W3) [Adelung]


Das Mundloch, des -es, plur. die -löcher, der Mund im figürlichen Verstande, die Öffnung eines hohlen Raumes wodurch man zu demselben gelanget; die Mündung. Das Mundloch eines Ofens, des Magens, der Magenmund, eines Büchsen- oder Flintenlaufes, wo der Schuß hinein gethan wird, eines Stollens, dessen Ausgang, u. s. f.


Mundmehl (W3) [Adelung]


Das Mundmehl, des -es, plur. inus. eine besonders im Oberdeutschen übliche Benennung des feinsten Weitzenmehles, so wie es zu den Semmeln für fürstliche Tafeln gebraucht wird, S. 2. Mund.


Mundpfropfen (W3) [Adelung]


Der Mundpfropfen, des -s, plur. ut nom. sing. in der Artillerie derjenige Pfropfen, womit die Mündung eines Stückes verwahret wird, damit nichts unreines hinein kommt; der Zapfen, Spund.


Mund-Pomade (W3) [Adelung]


Die Mund-Pomade, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, eine Pomade, die Lippen damit geschneidig zu machen; zum Unterschiede von der Haar-Pomade.


Mund-Portion (W3) [Adelung]


Die Mund-Portion, plur. die -en, im gemeinen Leben, besonders im Kriegswesen, dasjenige, was einem Soldaten oder Arbeiter an Speise und Trank geliefert, oder dafür mit Gelde vergütet wird.


Mundreif (W3) [Adelung]


Der Mundreif, des -es, plur. die -e, in der Geschützkunst, der Reif oder Stab an der Mündung der Kanonen.


Mundrohr (W3) [Adelung]


Das Mundrohr, des -es, plur. die -röhre, bey den Büchsenmachern, ein hohles eisernes Rohr mit Reifen, die Büchsenröhre darnach inwendig gereift zu ziehen. Die Bedeutung des Wortes Mund in dieser Zusammensetzung ist mir dunkel.


Mundschenk (W3) [Adelung]


Der Mundschenk, des -es, plur. die -en, derjenige, welcher das Getränk eines großen Herren in seiner Aufsicht hat, und dasselbe bey der Tafel einschenkt, und zuweilen eine hohe Reichswürde ist. Pohlen hatte einen Kron-Großmundschenken, Litthauen aber einen Großmundschenken, welche von dem Kronschenken in Pohlen und Schenken in Litthauen noch verschieden waren. S. Schenk.


Mundschraube (W3) [Adelung]


Die Mundschraube, plur. die -n, S Mundspiegel.


Mundseite (W3) [Adelung]


Die Mundseite, plur. die -n, in fürstlichen Küchen, diejenige Seite der Küche, auf welcher allein die Speisen für die herrschaftliche Tafel bereitet werden, zum Unterschiede von der Hofseite.


Mundspatel (W3) [Adelung]


Der Mundspatel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Wundärzten, ein Spatel mit einem spitzwinkeligen Ausschnitte an der Spitze, dessen man sich bedienet, wenn man einem Kinde die Zunge löset.


Mundspiegel (W3) [Adelung]


Der Mundspiegel, des -s, plur. ut nom. sing. eben daselbst, eine Art Schrauben, den Mund in der Mundklemme damit von einander zu schrauben; die Mundschraube. S. Spiegel.


Mundstein (W3) [Adelung]


Der Mundstein, des -es, plur. die -e, an einigen Orten, der Gränzstein eines befreyeten Bezirkes, einer Mundat; von 1 Mund, Schuß, Befreyung, S. dasselbe und Mundat.


Mundstück (W3) [Adelung]


Das Mundstück, des -es, plur. die -e. 1) Dasjenige Stück eines Dinges, welches in den Mund, oder unmittelbar an demselben zu stehen oder zu liegen kommt. Das Mundstück an einem Pferdezaume, das Gebiß, welches in das Maul gelegt wird, an einer Trompete, welches an den Mund gesetzet wird, u. s. f. 2) Dasjenige Stück, der Theil eines Werkzeuges, welcher dessen Mündung in sich begreift; doch nur in einigen Fällen. Dergleichen ist das Mundstück einer Kanone, im Gegensatze des Bodenstückes oder Zapfenstückes. 3) Im gemeinen Leben sagt man, eine Person habe ein gut Mundstück, wenn sie ein gut Mundwerk hat, die Gabe zu reden und sich zu vertheidigen im reichen Maße besitzet.


Mündung (W3) [Adelung]


Die Mündung, plur. die -en, welches in der anständigen Sprechart für das niedrigere Mundloch üblich ist, ( S. dasselbe.) Die Mündung einer Kanone, eines Flintenlaufes, des Ofens, eines Gefäßes u. s. f. In der Botanik ist die Mündung, Limbus, der obere erweiterte Theil an der Röhre (Tubus) der Blume. Auch der Ort, wo ein Bach, Fluß oder See sich in den andern oder in das Meer ergießet, wird die Mündung genannt, ehedem nur die Münde, w. S. Es ist von Mund, welches zuweilen eben diese Bedeutung hat.


Mundvorrath (W3) [Adelung]


Der Mundvorrath, des -es, plur. von mehrern Quantitäten dieser Art, die -räthe, der Vorrath von Lebensmitteln, besonders im Kriegswesen; die Provision, der Proviant.


Mundwasser (W3) [Adelung]


Das Mundwasser, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein flüssiges Arzeneymittel, es in dem Munde zu halten, oder den Mund damit auszuspülen.


Mundwein (W3) [Adelung]


Der Mundwein, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten, die -e, der für die herrschaftliche Tafel, für die Herrschaft selbst bestimmte Wein. Ingleichen, derjenige Wein, welcher einer Person am besten schmeckt, von ihr am liebsten getrunken wird. Sein Abt, dem sonder ihn auch nicht sein Mundwein schmeckte, Haged.


Mundwerk (W3) [Adelung]


Das Mundwerk, des -es, plur. car. im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, eine vorzügliche Gabe zu reden; Nieders. das Mundstück. Er hat Mundwerks genug, zehn Lügen in Einem Athem zu sagen.


Munkeln (W3) [Adelung]


Munkeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und nur im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart üblich ist, heimlich, leise sprechen, beynahe so wie murmeln. Man munkelt davon, es wird heimlich davon gesprochen, man sagt es einander ins Ohr. Sie munkelten, er habe ein Bündniß mit dem Satan. Sprichw. Im Dunkeln ist gut munkeln, wo es heimlich ausspähen zu bedeuten scheinet, denn Frisch führet aus dem Mathesius das im Hochdeutschen ganz unbekannte Munker, ein Ausspäher, an.

Anm. Im Nieders. so wohl munkeln als mumpeln, Englisch to mumble, Holländ. moncken, monckelen, mompelen, im Oberd. maunkeln, im Schwed. und Isländ. mögla, im Lat. bey dem Nonius muginari. Es ahmet den Laut der heimlichen Rede nach, der, wenn er gewisser Maßen schwirrend ist, durch murmeln ausgedruckt wird. Figürlich bedeuten in den Mundarten die Verwandten dieses Wortes theils trübe, theils aber auch heimlich, verborgen. So ist im Nieders. munkeln, Holländ. moncken, nebeln, dämmern, trübe und dunkel aussehen, es munkelt, als wenn es regnen wollte, und munkelig, trübe, dunkel, finster, Isländisch ohne n, mugga. Siehe auch Meuchel, welches sich nur durch den Mangel des n, des gewöhnlichen Begleiters der Gaumenlaute, unterscheidet.


Münster (W3) [Adelung]


Das Münster, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, eine Collegiat- oder Domkirche. Es ist aus dem Griech. und Lat. Monasterium, ein Kloster, entlehnet, daher anfänglich die Klöster Münster und im Niederdeutschen Monster genannt wurden. In diesem Verstande kommt Munistre schon bey dem Kero vor. Weil die Canonici an den Domkirchen ehedem in Ge- meinschaft wie die Mönche lebten, und daher auch mit unter dem Nahmen der Mönche begriffen wurden, so bekamen auch die Collegiat-Kirchen den Nahmen der Münster, und endlich wurden sogar alle, besonders ansehnliche Kirchen mit diesem Nahmen belegt, wie in Ober-Deutschland zum Theil noch geschiehet. Eben so bedeuten im mittlern Latein. Monasterium, im Alt-Französ. le Monstier, im Angels. Mynster, im Schwed. Mönster, und im Isländ. Muster, eine Stiftskirche, und in weiterm Verstande zuweilen eine jede Kirche.


Munter (W3) [Adelung]


Munter, -er, -ste, adj. et adv. welches in einer doppelten Hauptbedeutung gebraucht wird. 1. Von der Bewegung. 1) Im Gegensatze des schläferig, im eigentlichsten Verstande, nicht mehr schläferig. Man ist munter, wenn man nach dem Schlafe die gewöhnliche Neigung zur Bewegung, so wohl dem Leibe als Gemüthe nach empfindet. Munter seyn. Jemanden munter machen, von der Neigung zum Schlafe befreyen; ihn ermuntern. Seyd munter und machet. 2) Im Gegensatze des schläferig im figürlichen Verstande, einen vorzüglichen Grad der Fertigkeit zur Bewegung habend, und darin gegründet; im Oberdeutschen fanzig, im Nieders. tauger, wählig, kregel, terig, tirig, tanger, kask. Ein muntres Pferd. Ein munterer junger Mensch. Muntre Augen. Ein Werk munter angreifen. Fein munter! ein Aufmunterungswort. Ingleichen mit dem Nebenbegriffe der gehörigen Gesundheit und Stärke des Leibes, der Quelle der Munterkeit. Der Alte ist noch sehr munter. Und in dieser Eigenschaft gegründet. Eine muntere Gesichtsfarbe. 3) Nach einer noch weitern Figur, als eine Eigenschaft des Geistes, Fertigkeit habend, die Wirkungen des Geistes schnell und mit Deutlichkeit zu vollbringen, und darin gegründet; gleichfalls im Gegensatze des schläferig. Ein muntrer Kopf. Ingleichen, einen geringern Grad desjenigen zu bezeichnen, was man sonst lustig nennet. Ein muntrer Scherz. Ein muntres Gedicht. Die muntre Schreibart. 2. Von Farben, wo man in einem gewissen Grade hohe und helle Farben muntre Farben zu nennen pflegt. In einem etwas höhern Grade nennt man solche Farben lebhaft. Beydes im Gegensatze des todt. Anm. Munter druckt einen geringern Grad aus als lebhaft; ein höherer Grad von beyden ist lustig. Das Wort ist alt, denn das Zeitwort munteren, wofür wir jetzt ermuntern und im figürlichen Verstande aufmuntern sagen, kommt schon bey dem Willeram vor. Das Stammwort ist mähen und dessen Intensivum mahnen, so fern sie bewegen bedeuten. So fern es von der Farbe gebraucht wird, gehöret es zunächst zu Mond; beyde aber sind in der Bedeutung des Glanzes und der Helle weiter nichts als eine von der Bewegung hergenommene Figur.


Munterkeit (W3) [Adelung]


Die Munterkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Person oder Sache, da sie munter ist, in allen Bedeutungen des Beywortes. Die Munterkeit des Leibes, des Gemüthes, der Schreibart, der Farbe u. s. f. Munterkeit und Freude tönt jetzt durchs Thal, und frohe Lieder höret man von einem Berge zum andern, Geßn.


Münzamt (W3) [Adelung]


Das Münzamt, des -es, plur. die -ämter, ein unter dem Nahmen eines Amtes niedergesetzten Collegium, welches die Aufsicht über die Münzanstalt eines Landesherren führet.


Münzanstalt (W3) [Adelung]


Die Münzanstalt, plur. die -en, S. 2 Münze 2.


Münzbediente (W3) [Adelung]


Der Münzbediente, des -n, plur. die -n, ein bey einer Münzanstalt angestellter Bedienter. Ein solcher Bedienter höherer Art pflegt auch wohl ein Münzbeamter genannt zu werden.


Münze (W3) [Adelung]


1. Die Münze, plur. inus. 1) Eine Pflanze, Mentha L. von welcher es sehr viele Arten gibt. Die zahme Münze oder Gartenmünze, M. sativa L. welche einen angenehmen Geruch hat, ist aus dem mittätigen Europa zu uns gekommen. Die im gemeinen Leben so genannte Frauenmünze oder Marienmünze scheint eine Art davon zu seyn, wenn sie nicht eben dieselbe ist. Die Roßmünze, oder Pferdemünze, M. sylvestris L. wohnt in den Gräben und Morästen Deutschlandes, Dänemarks, Englands und Frankreichs, und ist der krausen Münze, oder Krausemünze, M. crispa L. welche aus Sibirien herstammet, sehr ähnlich. Die grüne Münze, oder Spitzmünze, M. viridis L. wird in Deutschland, England und Frankreich angetroffen. Die Bachmünze, Krötenmünze oder Fischmünze, M. aquatica L. wächset an den Teichen und wasserreichen Orten Europens. Die Pfeffermünze, M. piperita L. ist in England einheimisch, so wie die Ackermünze, Kornmünze, Teichmünze, oder Feldmünze, M. arventis L auf allen feuchten Äckern Europens angetroffen wird. ( S. diese Wörter.) 2) Figürlich führen noch verschiedene andere Arten von Pflanzen, wegen einiger Ähnlichkeit so wohl in der Gestalt als dem Geruche diesen Nahmen. Dahin gehöret die Feld- oder Wiesenkresse, Cardamine arvensis L. welche auch Bachmünze heißt; eine Art Melisse, Melissa Calamintha L. welche unter dem Nahmen der Bergmünze bekannt ist; welchen Nahmen an einigen Orten auch die wilde Bastlien, Thymus Acinos L. bekommt; das Katzenkraut, Nepeta L. welches auch Katzenmünze heißt; eine Art Rheinfarn, Tanacetum Balsamita L. welche auch unter dem Nahmen der Frauenmünze bekannt ist, und vielleicht noch andere mehr.

Anm. Im Nieders. Minte, im Dän. Mynte, im Angelsächs. Minte, Minta, im Engl. Mint, im Lat. Mentha, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Kenneten wir keine andere Art dieses Gewächses, als die Gartenmünze, so wäre es glaublich, daß diese ihren Nahmen mit aus dem südlichen Europa zu uns gebracht hätte. Allein da so viele Arten bey uns einheimisch sind, welche diesen Nahmen von undenklichen Zeiten hergeführet haben, so muß die Übereinstimmung in der Benennung wohl einer von den vielen Beweisen des gemeinschaftlichen Ursprunges aller Europäischen Sprachen seyn. Alle eigentliche Arten dieses Gewächses machen sich durch einen starken gemeiniglich angenehmen Geruch kenntlich, und es scheinet, daß auch dieser der Grund ihrer Benennung gewesen. Vielleicht ist das alte min, in anmin, anmuthig, Minne, die Liebe, Notkers Mendi, Freude, das Isländ. men, schön oder irgend ein anderes ähnliches Wort das Stammwort derselben.


Münze (W3) [Adelung]


2. Die Münze, plur. die -n, geprägtes Metall. 1. Eigentlich, wo dieses Wort auf doppelte Art gebraucht wird. 1) Als ein individuelles, Nennwort, einzelne Stücke geprägten Metalles zu bezeichnen; in welchem Verstande es doch nur von sogenannten Medaillen, d. i. solchen Stücken geprägten Metalls, welche zum Andenken merkwürdiger Begebenheiten oder Personen veranstaltet worden, gebraucht wird, nicht aber von dem eigentlichen Gelde. Eine Gedächtnißmünze. Zwey Begräbnißmünzen, Denkmünzen, Schaumünzen, u. s. f. Drey goldene Münzen. Doch wird es auch von den Geldsorten der vorigen Zeiten, so fern sie nicht mehr gänge und gebe sind, und also nur als Medaillen genutzt werden, auf diese Art gebraucht. Eine Römische Münze. Zwey Blechmünzen. 2) Als ein Collectivum, Geld, d. i. zum Behuf des Handels und Wandels geprägtes Metall, zu bezeichnen; wo der Plural nur von mehrern Arten, von Münzarten oder Münzsorten üblich ist. (a) Überhaupt. Münze schlagen. Gute, falsche Münze. Die Münze absetzen, steigern, erhöhen u. s. f. Jemanden in Silbermünze bezahlen. Acht Groschen Scheidemünze. Ein Gulden Kupfermünze. Jemanden mit gleicher Münze bezahlen, figürlich ihm Gleiches mit Gleichem vergelten. Schwarze Münze, eine in Baiern bey Bezahlung der Grundzinsen und gerichtlichen Strafen übliche Art zu rechnen, nach welcher 1 Pfund Regensburger in weißer Münze 5 6/7 Gulden, 1 Pfund Pfennige acht Schillinge, 240 Pfennige oder 1 1/7 Gulden, 1 Schilling 4 Gr. oder 8 4/7 Kreuzer, und 1 Groschen. 7 1/2 Pf. oder 2 1/7 Kreuzer beträgt. Schwarze Münze nannte man ehedem diejenige, welche mit vielem Kupfer vermischt war, zum Unterschiede von der weißen oder feinen Silbermünze. (b) In engerer Bedeutung ist Münze im gemeinen Leben oft so viel als einzelnes Geld, in Niedersachsen klein Geld, im Oberdeutschen Handmünze, im Gegensatze des ganzen Geldes oder größerer Stücke Geldes. 2. Figürlich, das Haus, in welchem Münze gepräget, oder Geld geschlagen wird, mit der ganzen dazu gehörigen Anstalt; die Münzanstalt. Zuweilen auch das Recht, Münze schlagen zu dürfen, das Münzrecht, oder Münzregal, in welchem Verstande es schon in dem Schwabenspiegel vorkommt.

Anm. Im Schwabenspiegel Munzze, im Nieders. Münte, im Angels. Mynet, im Engl. und Dän. Mint, im Schwed. Mynt, im Finnländ. Mynti, im Böhm. Mince; mit einer andern Ableitungssylbe im Nieders. auch Munje, im Wallis. Mwnai, im Engl. Money, im Franz. Monnoie. Gemeiniglich leitet man dieses Wort unmittelbar aus dem Lat. Moneta her, weil es gewiß genug ist, daß das nördliche Europa den Gebrauch des Geldes aus Italien bekommen hat. Das Lateinische Wort soll alsdann bald von monere, bald von dem Hebr. manah, zählen, bald von einem andern Stamme herkommen. Allein, wenn auch unser Münze zunächst aus Moneta gebildet seyn sollte, so gehöret es doch einem alten echt Europäischen Stamme zu. Ihre hat sehr deutlich gezeiget, daß die Münze, von dem auf dem Metalle geprägten Zeichen den Nahmen habe, und daß das Wort von dem Schwed. Mynd, Mint, ein Bild, eine Figur, abstamme, welches mit dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Bild, von der veralteten Wurzel - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, überein kommt. Bey dem Ottfried bedeutet Meina ein Zeichen, im Bretagnischen noch jetzt Man, wo auch Min das Antlitz ist. ( S. Miene.) Ihre beweiset mit mehrern Stellen aus alten Schwedischen Schriften, daß Münze ursprünglich das Gepräge, das Bild des Landesherren auf dem Metalle bedeutet habe, und erst später nach einer sehr gewöhnlichen Figur von dem geprägten Metalle selbst gebraucht worden.


Münzeisen (W3) [Adelung]


Das Münzeisen, des -s, plur. ut nom. sing. dasjenige Eisen, d. i. eiserne oder stählerne Werkzeug, womit die Münzen gepräget werden; das Münzstämpel.


Münzen (W3) [Adelung]


1. Münzen, verb. reg. act. Stücke Metall zum Behufe des Handels und Wandels mit dem nöthigen Gepräge versehen. Münze prägen oder schlagen. Gemünztes Silber, im Gegensatze des ungemünzten. Das Recht zu münzen haben, Münze schlagen zu dürfen. Es wurde heute nicht gemünzt, in der Münze kein Geld geprägt, nicht darin gearbeitet. Neue Wörter münzen, figürlich, bilden, machen, und auszuführen suchen. Daher die Münzung. S. auch Ausmünzen.

Anm. Bey dem Ottfried munizen, im Nieders. münzen, im Angels. mynetian, im Engl. to mint, im Dän. und Schwed. mynta. Das Stammwort ist noch im Schwed. vorhanden, wo mynta bilden, mit einer Figur bezeichnen überhaupt bedeutet. S. das vorige.


Münzen (W3) [Adelung]


2. Münzen, verb. reg. act. welches in der vertraulichen Sprechart nur in einigen R. A. üblich ist. Es war nicht auf dich gemünzt, du warst damit nicht gemeinet, es sollte dir nicht gelten. Bey der ganzen Sache hatte er es auf ihre Schwester gemünzt, er hatte sie dabey zur Absicht, zielete auf sie, in der weitesten Bedeutung dieser Ausdrücke. Darauf war es nicht gemünzt. Es scheinet in diesen Ausdrücken nicht eine Figur des vorigen zu seyn, sondern vielmehr zu meinen zu gehören, von welchem es vermittelst der intensiven Endung -zen gebildet worden, münzen für meinzen.


Münzer (W3) [Adelung]


Der Münzer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Münzerinn, derjenige, welcher Münze schlägt oder präget. Ein fal- scher Münzer, welche falsche Münze schlägt. Bey dem Ottfried. Munizat, im Schwabensp. Munser, im Lat. Monetarius.


Münzfälscher (W3) [Adelung]


Der Münzfälscher, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Münzfalscherinn, eine Person, welche die Münze verfälschet, z. B. durch Beschneiden. Zuweilen auch wohl ein falscher Münzer, der falsche Münzen schlägt.


Münzfuß (W3) [Adelung]


Der Münzfuß, des -es, plur. die -füße, die Einrichtung des innern Werthes und des Gehaltes der Münzen bey ihrer Ausprägung, das Verhältniß ihres innern Werthes gegen den äußern, im mittlern Lat. Pes monelae, S. Fuß 2. 5).


Münzfreyheit (W3) [Adelung]


Die Münzfreyheit, plur. die -en. 1) Die Freyheit oder das Recht, Münze schlagen zu dürfen, das Münzrecht; ohne Plural. 2) Eine Freyheit in Ansehung der Münze.


Münzgenosse (W3) [Adelung]


Der Münzgenosse, des -n, plur. die -n, derjenige, welcher mit einem andern gemeinschaftlich das Recht hat, Münze schlagen zu dürfen.


Münzgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Münzgerechtigkeit, plur. inus. S. Münzrecht.


Münzguardein (W3) [Adelung]


Der Münzguardein, S. Münzwardein.


Münzhammer (W3) [Adelung]


Der Münzhammer, des -s, plur. die -hämmer, derjenige Hammer, dessen man sich noch zuweilen bey Ausprägung der Münzen bedienet.


Münzherr (W3) [Adelung]


Der Münzherr, des -en, plur. die -en. 1) Ein Herr, welcher das Recht hat, Münzen schlagen zu dürfen. 2) In den Rechtsstädten sind die Münzherren diejenigen Rathsherren, welche die Aufsicht über die Münzanstalt führen.


Münzkenner (W3) [Adelung]


Der Münzkenner, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Münzkennerin, eine Person, welche eine gelehrte Kenntniß von den Münzen und in engerer Bedeutung von den alten Münzarten hat; Numismaticus. Daher die Münzkenntniß, plur. inus. die gelehrte Kenntniß der Münzen, besonders der alten Münzen; Numismatica, die Numismatik, die Münzkunde, welche, wenn diese Kenntniß wissenschaftlich ist, auch die Münzwissenschaft genannt wird.


Münzkrätz,Münzgekrätz (W3) [Adelung]


Das Münzkrätz, oder Münzgekrätz, des -es, plur. inus. dasjenige, was in der Münze von dem Metalle abgehet, siehe Gekrätz.


Münzmeister (W3) [Adelung]


Der Münzmeister, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Münzmeisterinn, der Meister, d. i. Vorgesetzte einer Münzanstalt, welcher besonders dem Golde und Silber den in der Münzordnung vorgeschriebenen Zusatz zu geben hat. In Österreich und Steyer gibt es oberste Erbmünzmeister, welches Amt in Österreich die Grafen von Sprintzenstein verwalten. Auch in Böhmen wird das oberste Münzmeisteramt von Grafen und Herren bekleidet, da es denn zugleich die Aufsicht über alle Bergstädte und Bergwerke hat.


Münzordnung (W3) [Adelung]


Die Münzordnung, plur. die -en, eine landesherrliche Verordnung, nach welcher bey der Ausmünzung des Geldes verfahren werden muß. Ingleichen eine solche Verordnung in Ansehung der in dem Lande cursirenden Münzarten.


Münzrecht (W3) [Adelung]


Das Münzrecht, des -es, plur. inus. das Recht, Münzen schlagen zu dürfen; die Münzgerechtigkeit.


Münz-Regal (W3) [Adelung]


Das Münz-Regal, des -es, plur. inus. das Münzrecht als ein Regal, d. i. landesherrliches Vorrecht, betrachtet.


Münzschlösser (W3) [Adelung]


Der Münzschlösser, des -s, plur. ut nom. sing. in den Münzanstalten, ein Schlösser, welcher das daselbst nöthige Stahl- und Eisenwerk verfertiget.


Münzschreiber (W3) [Adelung]


Der Münzschreiber, des -s, plur. ut nom. sing. der Schreiber in einer Münze oder Münzanstalt.


Münzsorte (W3) [Adelung]


Die Münzsorte, plur. die -n, im gemeinen Leben, eine besondere Sorte, d. i. Art, Münzen; die Münzart. Grobe Münzsorten, dergleichen Species-Thaler, Gulden und halbe Gulden sind, zum Unterschiede von den kleinen. Schlechte, gute Münzsorten. S. Sorte.


Münzstadt (W3) [Adelung]


Die Münzstadt, plur. die -städte, eine Stadt, welche das Münzrecht besitzet. Ingleichen, eine Stadt, in welcher der Landesherr Münzen schlagen lässet.


Münzstämpel (W3) [Adelung]


Der Münzstämpel, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige Stämpel, womit die Münzen gepräget werden; das Münzeisen.


Münzstand (W3) [Adelung]


Der Münzstand, des -es, plur. die -stände, ein Reichsstand, welcher das Münzrecht besitzet. In engerer Bedeutung sind es diejenigen Reichs- oder Kreisstände, welche eine gewisse Verbindung in Ansehung des Münzenwesens unter sich errichtet haben.


Münzstatt (W3) [Adelung]


Die Münzstatt, plur. die -stätte, oder die Münzstätte, plur. die -n, diejenige Statt oder Stätte, d. i. der Ort, wo gemünzet wird; die Münze.


Münzwardein (W3) [Adelung]


Der Münzwardein, des -es, plur. die -e, ein Wardein, d. i. verpflichtete Person, in den Münzanstalten, welcher den innern Gehalt oder wahren Werth der Münzen erforschet; zuweilen auch der Münzguardein, im mittlern Lat. Garda monetarum. S. Wardein.


Münzwesen (W3) [Adelung]


Das Münzwesen, des -s, plur. car. alles was die Münzen betrifft, dazu gehöret, mit denselben in Verbindung stehet.


Münzwissenschaft (W3) [Adelung]


Die Münzwissenschaft, plur. inus. S. Münzkenner.


Muräne (W3) [Adelung]


Die Muräne, S. Moräne.


Mürbe (W3) [Adelung]


Mürbe, -r, -ste, adj. et adv. welches diejenige Eigenschaft fester Körper bezeichnet, da ihre Theile bey einer sehr geringen Gewalt leicht ihren Zusammenhang verlieren, wodurch sich dieses Wort von weich unterscheidet; im Gegensatze des fest. Ein mürber Stein, welcher sich gleichsam zwischen den Fingern zerreiben lässet. Das Holz ist mürbe, wenn es faul oder wurmstichig ist, daher dieses Wort auch zuweilen für brüchig gebraucht wird. Den Stockfisch durch Schlagen mürbe machen. Besonders in Beziehung auf das Kauen; im Gegensatze des hart. Mürbes Fleisch. Mürbe Äpfel, mürbe Birnen, mitia poma. Jemanden mürbe machen, figürlich, seinen Trotz, seine Widerspänstigkeit durch gewaltsame Mittel überwältigen, ihn biegsam, nachgehend machen; ingleichen, in weiterer Bedeutung, ihn matt machen.

Anm. Bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern ohne b mar, in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten noch jetzt war und mür, im Niederdeutschen mör, im Angels. mearn, mearwa, maerwa, im Franz. meur, im Schwed. mör, im Dän. mor, im Lappländ. morre. Es gehöret zu dem Worte Moor, Morast, Morsch, dem Lat. Marcidus, und andern dieses Geschlechtes, welche insgesammt eine Art der weichen Beschaffenheit andeuten. Die ältern Lateiner sagten marcus für mürbe. Wir haben von diesem Beyworte kein recht gangbares Hauptwort, so nothwendig solches doch oft ist. Im gemeinen Leben sagt man zuweilen die Mürbigkeit. Die Mürbe verdiente allgemein zu werden, zumahl da es schon in den Monseeischen Glossen vorkommt, wo es Muruui lautet.


Murks (W3) [Adelung]


Murks, ein im gemeinen Leben üblicher Laut, womit man den gleichlautenden grunzenden Ton der jungen Schweine nachahmet. Daher murksen, diesen Laut von sich geben. Figürlich pflegt man auch in den niedrigen Sprecharten, besonders Niedersachsens, so wohl einen kleinen, unansehnlichen, als auch einen mürrischen, verdrießlichen Menschen einen Murks zu nennen. Bey den Lateinern war murcus, bey dem Plautus murcidus, träge, faul und verstümmelt. In der letzten Bedeutung gehöret es nicht hierher, sondern zu merzen, schneiden, verstümmeln, ( S. Ausmerzen, mörseln u. s. f.) bey dem Iso Magister ist Murcus, qui praecisum habet nasum, eine Stumpfnase, Stutznase.


Murmeln (W3) [Adelung]


Murmeln, verb. reg. act. et neutr. welches im letzten Falle das Hülfswort haben erfordert, einen gelinden diesem Worte ähnlichen unvernehmlichen dumpfigen Laut von sich geben, und mit einem solchen Laute hervor bringen. Schon murmeln die Donner von weiten. Unverständliche Worte daher murmeln. Einem etwas in das Ohr murmeln. Figürlich, insgeheim, unvernehmlich reden, besonders wenn es von mehrern geschiehet; in welchem Verstande in den gemeinen Mundarten auch munkeln und mummeln üblich sind, ( S. diese Wörter.) Es wird davon gemurmelt, man spricht heimlich davon, sagt es einander in das Ohr. Für murren ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich, ungeachtet es in diesem Verstande noch mehrmahls in der Deutschen Bibel vorkommt. Es erhub sich ein Murmeln unter den Griechen wider die Ebräer, Apostelg. 6, 1. Seyd gastfrey unter einander ohne Murmeln, 1 Pet. 4, 9. Diese murmeln und klagen immerdar, Brief Iud. 6. Thut alles ohne Murmelung, welches Hauptwort, selbst in den vorigen Bedeutungen, nicht gebräuchlich ist, obgleich Murmulunga schon bey dem Ottfried für das Gemurmel angetroffen wird. Anm. Bey dem Kero, der ist für murren gebraucht, murmulon, bey dem Ottfried murmulen, im Dän. murmle, im Lat. murmurare, wo auch Murmur das Gemurmel ist, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es ahmet den Laut, welchen es ausdruckt, sehr genau nach, und ist in Ansehung der Form das Diminut. von murren. Ein anderes ähnliches Wort ist das Nieders. mustern, Lat. mussitare, im Hannöv. musseln, welches aber mehr den Laut des Flisterns ausdruckt. S. auch Munkeln, Mummeln und Murren.


Murre (W3) [Adelung]


Die Murre, plur. die -n, ein nur in Tirol übliches Wort, eine Art Lauwinen zu bezeichnen, welche aus Sand und Stein bestehet, von hohen Gebirgen herab stürzet, und das ebne Land bedecket, welche eigentlich eine trockne Murre genannt wird, zum Unterschiede von einer nassen, wenn dieser Sand und diese Steine von einem reißenden Bache, der alsdann ein Murrbach, herunter geführet werden. Diese Murren werden daselbst auch Grund- und Berglähnen (-lauwinen, oder lauinen) genannt, zum Unterschiede von den Schneelähnen. Ein anders ganz verschiedenes Wort ist das Nieders. Murre ein durchlöcherter Kohlentopf, über welchem sich das andere Geschlecht zu wärmen pflegt.


Murren (W3) [Adelung]


Murren, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und nur noch in figürlichem Verstande üblich ist, sein Mißvergnügen gegen einen Obern durch dumpfige Töne an den Tag legen, und in weiterer Bedeutung, sein Mißvergnügen auf eine ungesittete Art durch Worte äußern. Da murrete das Volk wider Mose, 2 Mos. 15, 24. Über etwas murren. Schwed. morra, murra, Krainerischen mermuram. Es ist, so wie murmeln, eine Nachahmung des Lautes, und mit dem Oberd. marren, welches das Gnurren, das Ringi der Hunde ausdruckt, und dem Nieders. mirren, wimmern, klagen, bey dem Ottfried mornen, Lat. moerere, verwandt, indem solches ähnliche Nachahmungen sind. Daß murmeln in den ältern Zeiten für murren gebraucht worden, ist schon vorhin bemerket; Notker hat dafür runezen, grunzen, und alterkosen, Lat. altercari. Hingegen wird im Oberd. murren noch häufig für murmeln gebraucht: man murret davon, murmelt. Gnarren, gnurren, knurren, quarren, schnurren, prötteln u. s. f. sind Niederdeutsche Wörter, welche verschiedene Arten des Murrens ausdrucken.


Mürrisch (W3) [Adelung]


Mürrisch, -er, -te, adj. et adv. sein Mißvergnügen, seinen Widerwillen auf ungesittete Art durch Worte und Geberden an den Tag legend, und in dieser Gemüthsart gegründet. Mürrisch seyn. Ein mürrischer Mensch. Mürrisch aussehen. Ingleichen Fertigkeit zu stetem Widerwillen und dessen Äußerung durch Worte und Geberden besitzend, und darin gegründet. Ein mürrisches Wesen an sich haben. Wehre deinem Ernste, daß er nicht mürrisch werde. Sein einsames Leben mürrisch verträumen. In Baiern ist statt dieses Wort auch schieferig und schieferwastl, in dem übrigen Oberdeutschlande grantig, im Nieders. gnarrig, gnarsk, gnurrig, gnursk, hurl, wrantig, wrantsk u. s. f. üblich.


Murrkopf (W3) [Adelung]


Der Murrkopf, des -es, plur. die -köpfe, ein mürrischer Mensch; im Anhält. ein Allgram.


Mus (W3) [Adelung]


Das Mus, S. Muß.


Muscat (W3) [Adelung]


Muscat, u. s. f. S. Muskat.


Müsche (W3) [Adelung]


Die Müsche, plur. die -n. 1) Ein nur im Oberdeutschen übliches Wort, wo es ein Nahme gewisser kleiner Vögel ist, und auch Muß und Muschel lautet. ( S. Moossperling und Grasmücke.) Es kommt mit dem Lat. Musca und Franz. Mouche, Fliege, genau überein, ( S. Mücke.) 2) Ein Schömflästerchen, wo es unmittelbar aus dem Franz. Mouche entlehnt ist. Kein Blätterchen fuhr auf, die Musche mußt es decken, Zachar.


Muschel (W3) [Adelung]


1. Die Muschel, plur. die -n, ein nur in einigen Gegenden, z. B. in der Lausitz übliches Wort, wo es einen von Bast gestochtenen Sack bezeichnet, welchen man daselbst wie einen Handkorb an dem Arme zu tragen pflegt. Es wird daselbst auch Maschel gesprochen. Es stammet zunächst aus dem Wendischen her, wo Miech, im Diminut. Mieschk, einen Sack bedeutet, gehöret aber mit demselben zu Maß, Meste, und andern ähnlichen Wörtern, in welchen der Begriff der Vertiefung der herrschende ist, S. Maß, Anm.


Muschel (W3) [Adelung]


2. Die Muschel, plur. die -n, Diminut. das Müschelchen, Oberd. Muschellein, eine Art Schalthiere mit zwey Schalen, welche vermittelst eines Gewindes geöffnet werden können. 1) Eigentlich, wo bald das ganze Geschöpf mit seiner Schale, bald das Thier ohne Schale, bald aber auch nur die Schale allein mit diesem Nahmen beleget wird. In Ansehung des ganzen Geschöpfes nimmt man es in der Naturgeschichte in der schon angezeigten weitern Bedeutung, so daß auch die Austern, Pinnen, Kammmuscheln, Perlenmuscheln u. a. m. dahin gehören. In engerer Bedeutung hingegen pflegt man oft nur diejenigen Schalthiere dieser Art Muscheln zu nennen, welche länglich rund sind, ihre Zergliederung mitten in dem Gebäude haben, und größten Theils gegessen werden können, und daher zum Unterschiede von andern Arten auch Küchenmuscheln heißen; Mytilus L. Diese letztere Art, von welcher es so wohl Flußmuscheln als Seemuscheln gibt, heißen im Holländ. gleichfalls nur Mosseln schlechthin. In den Küchen verstehet man unter dem Nahmen der Muschel oft nur das Thier, welches diese Schale bewohnet. Kalbfleisch und Muscheln. Eine Muschelbrühe. Ausgestochene Muscheln. Dagegen man eben so oft unter diesem Nahmen nur eine der beyden Schalen allein verstehet, welche vollständig eine Muschelschale heißt. Eine Farbenmuschel, zugerichtete Farben darin aufzubehalten. Muschelgold, Muschelsilber u. s. f. 2) Figürlich, von der letzten Bedeutung ein einer Muschelschale in der weitesten Bedeutung, so daß auch die Austerschalen mit darunter begriffen werden, ähnliches Gefäß oder Behältniß. So wird der einer Muschel ähnliche Schild an den Gefäßen der Hirschfänger und der Pallasche der Officiers von der Reiterey so wohl der Korb, als die Muschel genannt. Der äußere Theil des Ohres führet wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt gleichfalls den Nahmen der Muschel; anderer ähnlicher Fälle zu geschweigen. Anm. Im Nieders. Mussel, im Holländ. Mossel, im Engl. Muscle, im Franz. Mousle, Moule, im Span. Mexile, im Ital. Muoscolo, Musciolo, im Schwed. Musla, im Dän. Muskel, im mittlern Lat. Muscula, bey dem Plautus Musculus, sonst aber bey den Römern und Griechen Mytilus, welches bloß den Zischlaut in das nahe verwandte t verändert hat. Es ist ungewiß, ob der Begriff der Schale und des hohlen Raumes in diesem Worte der herrschende ist, in welchem Falle es zu dem vorigen Muschel, ein Sack, gehören würde, oder der Begriff der weichen eßbaren Beschaffenheit des Thieres. Das letztere erhält dadurch einige Wahrscheinlichkeit, weil eine Muschel im Ital. auch Molleca genannt wird. Alsdann würde es ein Seitenverwandter von Moos, Muß, Muskel, Moder, und andern dieses Geschlechtes seyn. Die Ableitungssylbe -el bedeutet ein Subject, von welchem der erste Theil des Wortes etwas sagt. Daß im Oberdeutschen Muschel auch eine Fliege, ingleichen einen kleinen Vogel bedeutet, ist schon bey Musche und Mücke ausgemerket worden.


Muschelatlaß (W3) [Adelung]


Der Muschelatlaß, des -sses, plur. doch nur von mehrern Arten, die -sse, eine Art Atlasses mit Figuren, welche den Schalen der Kammmuscheln oder Austern gleichen.


Muschelflor (W3) [Adelung]


Der Muschelflor, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -flöre, eine solche Art Flores.


Muschelförmig (W3) [Adelung]


Muschelförmig, -er, -ste, adj. et adv. der Gestalt einer Muschelschale besonders der Schale einer Auster- oder Kammmuschel ähnlich, d. i. aus einer plattrunden Erhöhung oder Vertiefung bestehend, zumahl, wenn dieselbe mit runden Reifen versehen ist; muschelicht.


Muschelgold (W3) [Adelung]


Das Muschelgold, des -es, plur. car. das mit Honig abgeriebene Blattgold, welches in Muschelschalen aufbehalten, und zum Illuminiren und Mahlen gebraucht wird; Muschelsilber, abgeriebenes Blattsilber.


Muschel-Insect (W3) [Adelung]


Das Muschel-Insect, des -es, plur. die -en, ein Nahme, welchen bey einigen Schriftstellern die Schildlaus, Coccus L. führet, deren Schild die Gestalt einer Muschel hat.


Muschelkönig (W3) [Adelung]


Der Muschelkönig, des -es, plur. die -e, S. Muschelschlucker.


Muschelkrebs (W3) [Adelung]


Der Muschelkrebs, des -es, plur. die -e, ein Art kleiner Seekrebse, welcher seine Wohnung in einer leeren Muschelschale aufschlägt, und dieselbe, wie die Schnecke ihr Haus, überall mit herum trägt.


Muschelnischel (W3) [Adelung]


Die Muschelnischel, plur. die -n, S. Moossperling.


Muschelschale (W3) [Adelung]


Die Muschelschale, plur. die -n, eine von den beyden Schalen, in welchen die Muschel lebt; Nieders. Musselschulpe, Musselschelle.


Muschelschlucker (W3) [Adelung]


Der Muschelschlucker, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Taucher in der Größe einer Tauchergans, welche einen braunro- then Kopf und Hals hat, sich von Muscheln nähert, und in Siam angetroffen wird; Mergus rubricapilla L. Muschelkönig.


Muschelsilber (W3) [Adelung]


Das Muschelsilber, des -s, plur. car. S. Muschelgold.


Muschelwerk (W3) [Adelung]


Das Muschelwerk, des -es, plur. die -e, ein Zierath der Bildhauer und Mahler, welcher aus nachgemachten Muscheln oder muschelförmigen Figuren bestehet.


Muscus (W3) [Adelung]


Der Muscus, S. Muskus.


Muse (W3) [Adelung]


1. Die Muse, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, ein ausländischer Baum; Musa L. Es gehören dahin, die Paradiesfeige, Musa paradisiaca L. aus Ostindien, die Muse der Weisen, Musa sapientum L. aus bey den Indien, und die Affenmuse, Musa Troglodytarum L. auf den Moluckischen Inseln. Der Nahme ist allem Anscheine nach morgenländischen Ursprungs.


Muse (W3) [Adelung]


2. Die Muse, plur. die -n, aus dem Griech. und Lat. Musa, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, eine von den neun Gottheiten oder Vorstehern der schönen Kunste, nach der Götterlehre der Griechen und Römer; die Kunstgöttinn, bey dem Logau. Figürlich pflegt man in der höhern und dichterischen Schreibart einer jeden Wissenschaft eine Muse beyzulegen, und dann unter diesem Nahmen auch wohl die Kunst oder Wissenschaft selbst zu verstehen. So alt und fremd dieses Wort ist, so scheinet es doch zu dem alten noch hin und wieder üblichen musen, ernsthaft nachdenken, Engl. to muse, Holländ. muisen, muiseneren, zu gehören, ( S. Kalmäuser, Duckmäuser und Muße.) Daher der Musensohn, ein Schüler oder Student; der Musensitz, eine Schule oder Universität.


Musel (W3) [Adelung]


Der Musel, des -s, plur. ut nom. sing. in den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden, ein abgehauenes oder abgeschrotenes unförmliches Stück; ein Schrot. So heißen die Blöcke, woraus auf den Sägemühlen die Breter geschnitten, und die Klötze, woraus Scheite gespalten werden, im Forstwesen einiger Provinzen Musel. Bey den Böttchern, wo dieses Wort Miesel lautet, sind es die kleinen bey ihrer Arbeit abgehenden Klötze. Es gehöret zu meißeln, Messer, Muß u. s. f. so fern sie alle in dem allgemeinen Begriffe der Absonderung mit einander überein kommen.


Muselmann (W3) [Adelung]


Der Muselmann, des -es, plur. die -männer, Fämin. die Muselmänninn, ein Nahme, welchen sich die Anhänger Mahomeds oder die im gemeinen Leben so genannten Türken selbst beylegen, und im Arabischen eigentlich Moslemim, d. i. Bekenner des Islam, oder wahren Glaubens, bedeutet, welchen Nahmen Mahomed seiner Lehre schon im Jahre 612 gab, und woraus die Europäer ihr Muselmann verderbt haben.


Musig,Müsig (W3) [Adelung]


Musig, oder Müsig, -er, -ste, adj. et adv. welches nur im Hüttenbaue, besonders von einer fehlerhaften Beschaffenheit des Zinnes, üblich ist. Müsiges oder dörniges Zinn. Der Wolfram macht das Zinn musig. Vielleicht bedeutet es so viel als mürbe, brüchig, da es denn zu dem Geschlechte des Wortes Muß gehören würde. Es wird oft mußig, müßig und müssig geschrieben, ungeachtet die Aussprache des s allem Ansehen nach sehr gelinde ist.


Musiciren (W3) [Adelung]


Musiciren, verb. reg. act. von dem folgenden Worte, Musik machen.


Musik (W3) [Adelung]


Die Musik, plur. die -en, 1) Der Ausdruck der Empfindungen durch harmonische unarticulirte Töne, die Nachahmung der schönen Natur durch Töne, und die Kunst oder Wissenschaft derselben, die Tonkunst, die Tonkunde; wo der Plural allenfalls nur von mehrern Arten gebraucht werden kann. Die Vocal-Musik, zum Unterschiede von der Instrumental-Musik. 2) Einzelne Ausübungen dieser Kunst, besonders der Instrumental Musik. Musik machen, wenn mehrere auf harmonirenden Instrumenten spielen. Eine Musik aufführen. Die Nacht-Musik, Abend-Musik u. s. f. Ich habe ohne dein Wissen die Musik bestellt, Gell. Ich höre Musik. Ingleichen die Belustigung anderer durch Musik. Die Musik verpachten, die Aufwartung mit Musik bey Feyerlichkeiten, in Gasthöfen u. s. f.

Anm. Es ist das Griech. und Lat. Musica. Die Hochdeutschen legen den Ton, nach dem Muster des Franz. Musique, auf die letzte, die Oberdeutschen aber, welche der Lateinischen Aussprache getreuer geblieben sind, auf die erste. Im Pers. heißt die Musik gleichfalls Musigi.


Musikalisch (W3) [Adelung]


Musikalisch, adj. et adv. 1) Zur Musik gehörig, in derselben gegründet. Ein musikalisches Gehör haben. 2) Der Musik kundig, besonders der Instrumental-Musik; am häufigsten als ein Nebenwort. Musikalisch seyn.


Musikant (W3) [Adelung]


Der Musikant, des -en, plur. die -en, eigentlich, der die Musik verstehet und ausübet; in welcher weitern Bedeutung es doch nicht üblich ist. Man gebraucht es nur in engerm Verstande von solchen Personen, welche die Instrumental-Musik als ein bloßes Handwerk um Lohn treiben; ein Spielmann. Dessen Gattinn die Musikantinn. Derjenige, welcher die Musik mehr als eine Kunst ausübet, oder als eine Wissenschaft verstehet, heißet auf eine anständigere Art ein Musicus, und im Deutschen zuweilen ein Tonkünstler.


Musiv-Arbeit (W3) [Adelung]


Die Musiv-Arbeit, plur. die -en, eine Art der Mahlerey, wo die Figuren nach dem Leben durch künstliche Zusammensetzung kleiner farbiger Glasstücke oder Steine hervor gebracht werden, die Musiv-Mahlerey; ohne Plural. Ingleichen dergleichen Gemählde selbst. Im mittlern Lateine Musivum. Das Wort stammet, so wie diese Art der Mahlerey selbst, aus dem Oriente, und vermuthlich aus Persien her, von da beyde zur Zeit des Griechischen Kaiserthums nach Constantinopel und von da in das übrige Europa gebraucht worden; obgleich Scaliger und andere den Nahmen von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - welche den Begriff der Zierlichkeit haben, ableiten. Die Franzosen haben dieses Wort in Mosaique verderbt, woraus den viele Deutsche das noch mehr verderbte musaisch und mosaisch gemacht haben, mosaische Arbeit, musaisch oder mosaisch Gold; wodurch viele verleitet worden, dabey an Moses, den Herrführer der ehemahligen Iuden, zu denken. Man muß diese Art der Mahlerey nicht mit der bloßen eingelegten Arbeit von vielfärbigen Steinen verwechseln, welche bey den Alten Opus tesselatum und Lithostratum genannt wurde, und weit älter; zugleich aber auch die Mutter der Musiv-Mahlerey ist.


Musiv-Gold (W3) [Adelung]


Das Musiv-Gold, des -es, plur. car. eine Zinnbereitung mit Schwefel, welche wegen ihrer goldgelben Farbe, so wie das echte Gold, zum Mahlen und Schreiben gebraucht wird. Das Musiv-Silber ist eine ähnliche Zubereitung aus Zinn und Wißmuth. Beyde heißen auch unechtes Mahlgold und Mahlsilber.


Muskate (W3) [Adelung]


Die Muskate, plur. die -n, das Product des Muskaten-Baumes, welcher in Ostindien wächset, und dem Birnbaume ähnlich siehet. Dasjenige, was wir die Muskate, und wegen der Ähnlichkeit in der äußern Gestalt, die Muskaten-Nuß nennen, und als ein angenehmes Gewürz in den Küchen gebrauchen, ist der Kern der Frucht, welche einer Pfirsche gleicht.


Muskateller-Birn (W3) [Adelung]


Die Muskateller-Birn, plur. die -en, eine Art kleiner schmackhafter Birnen, welche frühzeitig zur Reife kommt, und wegen ihrer Süßigkeit und ihres gewürzhaften Geruches geschätzet wird. Ital. Muscatella. Sie ist unstreitig diejenige Birn, welche Plinius Pirum superbum nennet.


Muskateller-Kraut (W3) [Adelung]


Das Muskateller-Kraut, des -es, plur. inus. eine Art der Salbey mit runzligen, herzförmigen, länglichen, rauchen Blättern; Salvia Sclarea L. Sie ist in Syrien und Italien einheimisch.


Muskaten-Baum (W3) [Adelung]


Der Muskaten-Baum, des -es, plur. die -bäume, siehe Muskate.


Muskaten-Blume (W3) [Adelung]


Die Muskaten-Blume, plur. die -n, eine gelbe oder röthliche Haut, womit die Muskate in der Frucht umgeben ist, und die, wenn sie abgesondert und getrocknet worden, gleichfalls als ein Gewürz gebraucht wird. Sie wird auch die Muskaten-Blüthe genannt, ungeachtet sie weder Blume noch Blüthe ist.


Muskaten-Hyacinthe (W3) [Adelung]


Die Muskaten-Hyacinthe, plur. die -n, eine Art Hyacinthen; Hyacinthus Muscati L. Die Blumen geben, wenn sie anfangen zu welken, einen starken muskatartigen Geruch von sich.


Muskatennuß (W3) [Adelung]


Die Muskatennuß, plur. die -nüsse, S. Muskate.


Muskatwein (W3) [Adelung]


Der Muskatwein, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, S. Muskateller.


Muskel (W3) [Adelung]


Der Muskel, des -s, plur. die -n, fleischige, gemeiniglich längliche und erhabene Theile der thierischen Körper, welche aus reitzbaren Fibern bestehen, durch ihr Zusammenziehen den Körper und dessen Theile bewegen, und eigentlich das Fleisch ausmachen; Lat. Musculus, im Deutschen auch wohl die Maus, ( S. dieses Wort.) Bey einigen Zergliederern kommen sie unter dem Nahmen der Fleischlappen vor. Wenn auch der Nahme Muskel zunächst aus dem Lat. Musculus gebildet ist, so gehöret doch dieses, wie aus unserm Maus und dem in einigen Gegenden üblichen Maue erhellet, zu einem alten echt Europäischen Stamme, ( S. 1 Maus.) Die Lateinische Endung -ulus ist so wie die Deutsche -el die Bezeichnung entweder eines Werkzeuges, oder eines Subjectes.


Muskete (W3) [Adelung]


Die Muskete, plur. die -n, eigentlich eine veraltete Art Büchsen, welche ein Luntenschloß hatte, wo das Zündpulver vermittelst einer in den Hahn geschraubten Lunte angezündet wurde. Obgleich diese Art des Feuergewehres veraltet ist, so ist doch der Nahme einer größern Art Flinten geblieben, welche an die Stelle der halben Haken der vorigen Zeiten getreten sind, und mit welchem die gewöhnlichen Soldaten zu Fuß bewaffnet werden, welche daher Musketier heißen, um sie von den Füseliers, Grenadiers u. s. f. zu unterscheiden. Der Nahme ist aus dem Franz. Musquet, Ital. Moschetto, entlehnet, wo er von Moschetto, ein Fliegenhabicht oder Sperber, abstammen soll, weil die Falkaunen, Falkonette, Schlangen u. s. f. ihre Nahmen gleichfalls von Thieren erhalten haben. Dem sey wie ihm wolle, so wurden noch lange vor Erfindung des Schießpulvers und unsers heutigen Geschützes, eine Art Pfeile, welche mit einem starken Wurfzeuge geworfen wurden, Muschettae, und im Alt-Franz. Mouchettes genannt. Potest praeterea fieri, quod haec eadem balistae tela possent trahere, quae Muschettae vulgariter appellantur, Sanutus bey dem Du Fresne. Alia tertia pars immediate balistas suas ponderet cum Muschettis, et quod telis etiam sagittet, die Histor. Cortusior, eben daselbst.


Musketenkugel (W3) [Adelung]


Die Musketenkugel, plur. die -n, eine Art bleyerner Kugeln, so wie sie aus den Musketen geschossen werden.


Musketenpulver (W3) [Adelung]


Das Musketenpulver, des -s, plur. inus. eine Art Schießpulver, welches zwischen dem gröbern Stück- und Karthaunenpulver, und dem feinern Bürsch- und Scheibenpulver die Mitte hält, und zu den Musketten gebraucht wird.


Musketier (W3) [Adelung]


Der Musketier, (dreysylbig,) des -s, plur. die -s, oder -e, ein mit einer Muskete bewaffneter Soldat, S. Muskete.


Musketon (W3) [Adelung]


Der Musketon, des -s, plur. die -s, aus dem Ital. Muschettone, mit der vergrößernden Endung -one, eine gleichfalls veraltete Art großer Musketen, mit einem kurzen Laufe und einer weiten Mündung, aus welchen man mehrere Kugeln auf einmahl zu schießen pflegte; im gemeinen Leben Muskedonner.


Muskus-Bock (W3) [Adelung]


Der Muskus-Bock, des -es, plur. die -Böcke, S. Bisamthier.


Muskus-Ratze (W3) [Adelung]


Die Muskus-Ratze, plur. die -n, S. Bisamratze.


Muskus-Thier (W3) [Adelung]


Das Muskus-Thier, des -es, plur. die -e, S. Bisamthier.


Muskus-Ziege (W3) [Adelung]


Die Muskus-Ziege, plur. die -n, S. ebend.


Muß (W3) [Adelung]


1. Das Muß, plur. car. ein unabänderliches Hauptwort von dem Zeitworte müssen, welches nur in einigen R. A. ohne Artikel gebraucht wird, eine unvermeidliche Nothwendigkeit zu bezeichnen. Es ist eben kein Muß, keine unvermeidliche Nothwendigkeit, es muß eben nicht seyn. Muß ist ein bitter Kraut, aller Zwang ist unangenehm.


Muß (W3) [Adelung]


2. Das Muß, des -es, plur. von mehrern Arten, die Muße, bey einigen die Müßer, Diminut. das Müßchen, Oberd. Müßlein. 1) * Speise überhaupt, und die Einnehmung derselben, die Mahlzeit; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher der Plural bey Oberdeutschen ältern Schriftstellern Muser, Müser, Mosser lautet. Bey dem Kero und Ottfried in diesem Verstande schon Muas. Vuirdig ist der uuurtho sines muoses, Tat. der Arbeiter ist seiner Speise, seines Unterhaltes werth. Habet ir uuas muoses? ebend. habt ihr etwas Speise? Bey dem Ottfried ist Dagamuase die Mittagsmahlzeit, und Abendmuase die Abendmahlzeit. In engerer Bedeutung pflegte man ehedem die Speisen aus dem Gewächsreiche und die eßbaren Pflanzen selbst nur Muß zu nennen, wofür wir jetzt Gemüse und Zugemüse sagen. Daher war der Mußgarten der Küchengarten, Krautgarten, der Mußmengeler der mit Küchengewächsen handelt, Mußwerk Gemüse u. s. f. ( S. auch Mußtheil.) 2) Eine zu einem Breye gekochte Speise, und in weiterer Bedeutung, eine jede zu einem Breye gekochte Masse, der Brey, im gemeinen Leben, besonders der Niedersachsen, auch die Pappe; wo der Plural nur zuweilen von mehrern Arten vorkommt. Das Äpfelmuß, Pflaumenmuß, Brotmuß, Wassermuß, von Mehl und Wasser, Biermuß, von Bier und Brot, Mandelmuß, von Mandeln, Milch, Eyerdottern u. s. f. Das Fleisch zu Muß kochen.

Anm. In der ersten Bedeutung gehöret es zu einem sehr alten und zahlreichen Geschlechte solcher Wörter, welche essen, Speise u. s. f. bedeuten, da denn oft der Zischlaut in das verwandte t übergehet. Im Schwed. ist Mös gleichfalls eine jede Speise, bey dem Ulphilas Mat, Mats, Angels. Maete, eine Speise, Gericht, Engl. Meat, Franz. Met. Man hatte auch das Zeitwort müsen, essen, speisen, bey dem Kero muasen, womit das Lat. comissari, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, essen, und unser schmausen verwandt sind, und wovon mästen das Factitivum ist. In Ulm müssen die Ehebrecher zur Strafe noch jetzt Haferbrey mit einander essen, welche Strafe daselbst das Musen genannt wird. ( S. Gemüse, Mästen, Mettwurst und Muskel.) In der zweyten Bedeutung, wo es auch schon bey dem Kero Muaz, und im Nieders. Moos lautet, gehöret es zunächst zu Moos und andern Wörtern dieser Art, in welchen der Begriff der weichen Beschaffenheit, des Zerreibens und Zermalmens, der herrschende ist, welcher Begriff doch mit dem vorigen des Essens genau zusammen hängt. Es erhellet solches unter andern auch aus dem Ital. wo ein solches Muß Minuto heißt. Da das s in diesem Worte nach dem gedehnten u unläugbar eben so geschärft lautet, als ein Muße, Fuß, Buße, süß u. s. f. so schreibt man es auch am richtigsten mit einem ß, obgleich das abgeleitete Gemüse wegen des gelinden Lautes des f mit diesem zufrieden seyn muß.


Muße (W3) [Adelung]


Die Muße, plur. inus. die von ordentlichen Beschäftigungen, von Berufsgeschäften übrige oder freye Zeit, Befreyung von ordentlichen Geschäften. Die Poesie will Muße haben. Meine Berufsgeschäfte lassen mir nicht viele Muße übrig. Gute Muße haben, hinlängliche von pflichtmäßigen Geschäften freye Zeit. Seine Muße gut anwenden. Die gelehrte Muße, gelehrte Anwendung der von Berufsgeschäften freyen Zeit. Wenn ich mehr Muße bekommen werde. Junge Leute muß man immer beschäftigen, und ihnen zu Thorheiten keine Muße lassen, Sonnenf. Etwas mit Muße verrichten, sich hinlängliche bequeme Zeit dazu nehmen. Ingleichen die völlige Freyheit von allen pflichtmäßigen Beschäftigungen. Die Ehre wohnet nicht auf dem Rosenbette der weichlichen Muße. Zur Trägheit in den Armen einer wollüstigen Muße gewöhnt, findet er (der Zärtling des Glückes) die Tugend und die Verdienste zu mühsam, Dusch.

Anm. Dieses alte Wort lautet schon bey dem Kero und Ottfried Muaze. Der letzte gebraucht es auch für Zeit überhaupt, in themo muaze, in dieser Zwischenzeit, indessen. In den Monseeischen Glossen ist Muozu so wohl otium als licentia; Muozigi wird daselbst durch vacuitas, und muozigero Slaffi durch lenti torporis erkläret. Bey dem Notker ist Vnmuozzecheit Beschäftigung, und bey dem Willeram muozegan, gemuozegan, sich einer Sache entschlagen, sich Muße von ihr verschaffen, und im Kero muozzan Zeit seyn. Im Ital. ist musare und im Franz. muser müßig seyn, müßig gehen, daher in der letztern Sprache amuser die Zeit, die Muße und deren unangenehme Empfindung vertreiben. Im mittlern Lateine ist Musardus und im alten Französ. Musar ein müßiger, träger, dummer Mensch. Aus allem erhellet, daß der Begriff der Ruhe, des Mangels der Bewegung, in diesem Worte der herrschende ist, welcher durch dessen Seiten verwandte noch mehr bestätiget wird. Im gemeinen Leben einiger Gegenden ist müsseln so wohl als nüsseln zaudern, und müsselig zauderhaft, langsam in seinen Verrichtungen. Im Nieders. bedeutete musen ehedem in tiefem Nachdenken versunken seyn, wo noch jetzt das Engl. to muse und das Holländ. muisen, muiseneren, wovon noch unser Duckmäuser und Kalmäuser herstammen. ( S. auch 2 Maus und 2 Mausen,) wo zugleich der verwandte Begriff der Heimlichkeit, der Verborgenheit mit eintritt. Es kann seyn, daß die Bedeutungen des Wortes Muße und aller seiner Verwandten bloße Figuren von dem veralteten musen, flistern, murmeln, sind, wovon das Lat. mussitare und das Nieders. musseln, mustern in eben dieser Bedeutung noch als In- tensiva oder Frequentativa üblich sind. Papias erkläret das mittlere Lat. musare durch dubitat in loquendo, timet, murmurat. Musen würde also eigentlich eine Nachahmung des musselnden Lautes seyn, zu welcher sich alle übrige Bedeutungen als Figuren verhalten würden. Übrigens ist das Wort Muße mit den folgenden Ableitungen und Zusammensetzungen bloß den Hoch- und Oberdeutschen Mundarten eigen. Die Niederdeutschen und mit ihnen verwandte Sprachen kennen es nicht.


Müßicht (W3) [Adelung]


Müßicht, adj. et adv. einem Muße oder Breye ähnlich; von 2 Muß.


Mußig (W3) [Adelung]


Mußig,


Müßig (W3) [Adelung]


Müßig, von dem Zinne, S. Musig.


Müßig (W3) [Adelung]


Müßig, -er, -ste, adj. et adv. Muße, d. i. Befreyung von Geschäften, habend. 1. Im weitesten Verstande, von allen Geschäften, von aller Arbeit, befreyet, ohne dabey auf die Sittlichkeit dieser Befreyung zu sehen. 1) Eigentlich. Er kann nicht einen Augenblick müßig seyn. Die Pferde stehen müßig im Stalle, haben nichts zu thun. Müßig da sitzen. Der Hausvater sahe Arbeiter am Markte müßig stehen, Math. 20, 3. 2) Figürlich, auch von lebloesen Dingen, für ungebraucht. Sein Geld müßig da liegen lassen, ohne damit zu wuchern, ohne es zu nutzen. Der müßige Panzer hing an der berusten Wand, Zach. Ingleichen unbeschäftigt. Müßige Schultern haben, kein Leben zu tragen haben. Wie auch für unwirksam. Alles, was der Verstand erkennet, und es nicht so erkennet, daß es das Herz billiget und liebt, ist eine müßige Erkenntniß, Gell. Aber für leer, unbewohnt, wie Matth. 12, 44, wenn der unsaubere Geist wieder kommt, findet er das Haus müßig, gekehret und geschmückt, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. 2. In einigen engern Bedeutungen. 1) Muße, d. i. übrige Zeit nach pflichtmäßigen Beschäftigungen habend; wo es nur von der Zeit gebraucht wird. Keine müßige Stunde haben. Seine müßige Zeit wohl anwenden. Auch als ein Nebenwort ist es hier nicht üblich. 2) Auf eine unerlaubte Art der Geschäfte und pflichtmäßigen Beschäftigung beraubt. Seine Zeit müßig zu bringen, in unerlaubter Muße. Ein müßiges (geschäftloses, unthätiges) Leben führen. Müßig gehen, nichts thun, da man arbeiten sollte; im Nieders. laveien gehen, (Holländ. lassen,) leddig gaan, ledig gehen, slinkfüsten, eigentlich mit eingeschlagenen oder eingeschlungenen Armen einher gehen. 3. * Einer Sache müßig gehen, mit der zweyten Endung, sie fliehen, zu vermeiden suchen, ist im Hochdeutschen veraltet. Einer Person müßig gehen, sie meiden. Ein schlimmer Sinn muß meiner müßig gehen, Opitz Ps. 101, 4. Die bey der Lied in Arbeit stehn, Die wird man fast beständig sehn Der andern Arbeit müßig gehn, Logau, sie fliehen, meiden.

Anm. Bey dem Notker muozzig, bey dem Hornegk muzzig. Das Hauptwort die Müßigkeit ist nicht üblich, ob es gleich in der ersten weiten Bedeutung gar wohl gebraucht werden könnte. Für den zweyten Fall der zweyten Bedeutung ist Müßiggang eingeführet. ( S. Muße.) In der letzten dritten Bedeutung scheinet es zunächst zu meiden zu gehören.


Müßigen (W3) [Adelung]


1. * Müßigen, verb. reg. act. müßig machen, Muße verschaffen; doch nur in der dritten Bedeutung des vorigen Beywortes, und als ein Reciprocum. Es ist nur im Oberdeutschen üblich. Sich einer Sache müßigen, sich derselben enthalten. Die Landleute sollen sich des Jagens müßigen, und ihrer Arbeit warten, Bluntschli, ein Schweizer. Bey dem Willeram ist gemuotegan, rei vacare.


Müßigen (W3) [Adelung]


2. Müßigen, verb. reg. act. welches gleichfalls nur im Oberdeutschen und den Kanzelleyen üblich ist, wo es für zwingen gebraucht wird. Sich zu etwas gemüßiget finden. Unser gegenwärtiges höchst gemüßigtes Verfahren, wozu wir uns gar sehr gezwungen sehen. Das zusammen gesetzte gleichfalls Oberdeutsche bemüßigen kommt auch in den Hochdeutschen Kanzelleyen vor, ( S. dasselbe.) Es hat mit dem vorigen nichts als den Klang gemein, und ist das Factitivum von müssen.


Müßiggang (W3) [Adelung]


Der Müßiggang, des -es, plur. car. von der R. A. müßig gehen in der zweyten engern Bedeutung des Beywortes, die unthätige Unterlassung der pflichtmäßigen Arbeit, und in engern Verstande, die Fertigkeit dieser Unterlassung. Sich dem Müßiggange ergeben. Seine Tage im Müßiggange zubringen. Müßiggang lehret viel Böses, Sir. 33, 28. Der geschäftige Müßiggang, da man unnütze Beschäftigungen den nützlichen, oder nützliche den noch nothwendigen vorziehet. Im Nieders. Leddiggang, Lediggang, Slinkfüsterie.


Müßiggänger (W3) [Adelung]


Der Müßiggänger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Müßiggängerinn, eine Person, welche müßig gehet, die pflichtmäßige Arbeit auf unthätige Art unterlässet. Bey den Schwäbischen Dichtern Miussigere. Ehedem auch ein Losgänger, Nieders. Leddiggänger, Slinkfüst, Slinkfüster, S. Müßig.


Mußtheil (W3) [Adelung]


Das Mußtheil, des -es, plur. die -e, in den Rechten, die Hälfte desjenigen Vorrathes an Essen und Trinken, welches sich dreyßig Tage nach dem Tode eines Ehemannes in dessen Haushaltung findet, und nach den Sächsischen Rechten dessen Witwe gehöret; welches Recht doch nur bey den Adeligen üblich ist. Ehedem auch die Hofspeise. S. 2. das Muß.


Müssen (W3) [Adelung]


Müssen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben bekommt, und in einigen Fällen sein u in ein ü verwandelt, Präs. Ich muß, du mußt, er muß, wir müssen, ihr müsset oder müßt, sie müssen; Conj. ich müsse u. s. f. Imperf. ich mußte; Conj. ich müßte; Mittelw. gemußt. Der Imperativ muß ist so wenig üblich, als das Mittelwort der gegenwärtigen Zeit, ein müssender. 1. Zu einer Handlung oder zu einem Zustande gezwungen seyn oder werden, so wohl von Personen als Sachen. 1) Eigentlich. Das Eisen muß nothwendig im Wasser untersinken. Ich habe es ihm befohlen, er muß es thun. Am besten gern gethan, denn wer nicht will, der muß, Opitz. Ich muß jetzt gehen. Ihr Herz hat eine Wunde, welche ausgebeitzet werden muß. Um dieß Vergnügen muß mich ein Prinz beneiden, Gell. Sie hat so viel edles an sich, daß man sie verehren muß. Ich muß nun schon Wort halten. Sie sollen mir Zeit genug dafür büßen müssen, Weiße. Dieses Zeitwort hat in allen seinen Bedeutungen alle Mahl den Infinitiv eines andern Zeitwortes bey sich. Allein wenn derselbe eine Bewegung nach oder zu einem Orte bezeichnet und ein Vor- oder Nebenwort bey sich hat, so wird er auch oft ausgelassen. Ich muß fort. Es muß hinein. Die Sache muß wieder herbey. Um sechs Uhr muß ich in die Kirche. Er mußte nach Hause. Er muß daran. Außer diesem Falle kann der Infinitiv auch zuweilen wegbleiben, wenn er schon kurz vorher da gewesen, oder leicht zu ergänzen ist. Müssen sie denn gehen? - - Ja, ich muß. Er wollte nicht gern, aber er mußte wohl. 2) Figürlich, in einigen engern Bedeutungen. (a) Oft wird dieses Zeitwort in dringenden Bitten gebraucht, wo es aber eine gewisse Vertraulichkeit voraus setzt. Eines müssen sie mir noch versprechen. Sie müssen mir aber meine Bitte auch nicht abschlagen. Sie müssen aber auch kommen. (b) Ingleichen in dringenden Ermahnungen und Belehrungen, im belehrenden Tone. Diese Empfindsamkeit eurer Herzen müßt ihr zu einem lebendigen Gefühle alles dessen was gut, recht, wahr, löblich und billig ist, heiligen, Eram. Dieser große Gedanke muß deine Seele unter ihrem Grame mächtig aufrichten, Sonnenf. Ich muß wissen, was an ihm ist. Sie müssen ihn fragen, wenn sie es wissen wollen. So auch mit der Verneinung. Mich müssen sie nicht fragen. Das müssen sie nicht von mir, sondern von ihm fordern. (c) Oft wird auch im gebietherisch belehrenden Tone gebraucht. Wenn sie anderer Meinung sind, so müssen sie wissen, das sie jung, und keine Erfahrung haben, Gell. (d) Ich muß ihnen sagen, ich muß sie fragen, u. s. f. sind in der vertraulichen Sprechart übliche Formeln, ein dringendes Anliegen zu begleiten, oft aber auch nur einer Sache ein wichtiges Ansehen zu geben. Ich muß dich doch noch etwas fragen, Gell. Ich muß ihnen sagen, daß uns vielleicht ein kleines Glück bevor stehet, ebend. Und ich muß euch doch sagen, daß mich Peter manchmahl dauert, Weiße. Ganz bin ich noch nicht fertig, muß ich ihnen sagen, Less. 2. Nothwendig seyn, im weitesten Umfange dieses Wortes, so wohl von einer physischen als moralischen Nothwendigkeit, gleichfalls mit den Infinitiv eines andern Zeitwortes. 1) Eigentlich. Man muß arbeiten, wenn man zu etwas kommen will. Du mußt Geduld haben. Es müssen einmahl verschiedene Stände in der Welt seyn. Wenn du einmahl alles kannst, was die vornehmen Weiber können müssen, Weiße. Jeder Mensch ist frey, und nie muß er es mehr seyn, als wenn es die Wahl seines Glückes betrifft. Willst du der Frucht in Ruh genießen, So muß es nicht der ganze Weinberg wissen, Gell. Es muß ja nicht seyn. Müßte der nicht mein Freund seyn, der mir widersprechen wollte? Ein Frauenzimmer muß nichts so inniglich zu Herzen nehmen, als Versehen gegen das männliche Geschlecht, Hermes. Man müßte keine Empfindung haben, wenn man das nicht fühlen wollte. Sie müßte ihren Werth nicht kennen, wenn sie dieses zu thun im Stande wäre, Gell. 2) Figürlich. (a) Mit dem Nebenbegriffe einer eingebildeten Nothwendigkeit. Er muß alles wissen, hält für nothwendig alles zu wissen, will alles wissen. Für ihn ist alles, zu seinem Vergnügen müssen alle Geschöpfe da seyn, Dusch. Kein Blätterchen fuhr auf, die Musche mußt' es decken, Zachar. Wo es zuweilen Umwillen verräth. Müssen sie mich denn nothwendig stören? Daß sie mich doch immer unterbrechen müssen! (b) Sehr oft wird dieses Zeitwort gebraucht, eine Begebenheit zu berichten, welche man einem Ungefähr, gleichsam einem nothwendigen Schicksale zuschreibt. Es mußte sich eben zutragen, daß er mir in den Wurf kam. Zum Glück fügte sichs, daß diesen Abend eine Mondfinsterniß einfallen mußte. Alle Tage hat sich ein Hinderniß finden müssen, Gell. Ingleichen, einen Umwillen zu begleiten. Daß er gleich kommen muß! (c) Ferner eine Versicherung einer Sache, von welcher man fest überzeugt ist, auszudrucken. Das weiß ich nicht, das müssen sie wissen. Sie müssen ja wissen, daß das ein bloßer Zufall is. Erst zwey Uhr? es muß weiter seyn. Sie müssen mir die beste Beschreibung von ihr machen können, Gell. Wie wenig müssen sie mich kennen! ebend. Lucinde muß es besser wissen, Wie lange sie dich lieben wird, ebend. Auch im Conjunctiv. Welche Wollust müßte es seyn, ein Herz wie das ihrige zu belohnen! Gell. Denke was das für ein Himmel von Glückseligkeit seyn müßte, wenn wir unsere Liebe vor den Augen der Welt feyern könnten! Weiße. 3. Oft dienet es auch, eine Vermuthung aus Gründen zu begleiten, da es denn eine Fortsetzung der vorigen Bedeutung ist, und stärker vermuthet, als mögen. Er muß wohl sehr krank seyn. Aber die gute Frau muß ja den ganzen Tag bethen, Gell. Das müssen wohl Maschinen seyn, Die die Vernunft nicht kennen müssen, ebend. Sie muß ja wohl nahe an sechzig Jahre seyn, ebend. Du mußt dich geirret haben. Der Vater muß aber doch seine Ursachen haben, Weiße. Ihr müßt euch alle beredet haben, mir zu widersprechen, Gell. 4. Ingleichen die Ungewißheit oder Unwissenheit zu bezeichnen, besonders in Fragen, da es denn für mögen stehet. Wie viel muß es wohl kosten? Ein jeder fragte, wer dieser Herr seyn müßte? Was muß der wollen? Wer muß uns diesen Streich gespielt haben? Ich weiß nicht, wer der seyn muß. Was muß das bedeuten? 5. Wie auch, einen bloßen möglichen Fall anzudeuten, wo es im Conjunctive stehet. Das wird nicht geschehen, ich müßte denn gezwungen werden. Wir werden ihn noch heute sprechen, er müßte denn nicht kommen. Er müßte sie etwa zur Erbinn eingesetzt haben. 6. Endlich druckt es auch einen Wunsch aus, und zwar einen stärkern Wunsch, als mögen; da es denn gleichfalls im Conjunctive stehet, und am häufigsten unpersönlich gebraucht wird. Es müsse ihm nicht gelingen. Es müsse dir zum Besten dienen.

Anm. 1. Sollen und müssen sind leicht zu unterscheiden. Das letztere ist allgemeiner und druckt, wie schon Stosch angemerket hat, eine Nothwendigkeit aus, welche von dem Wesen der Sache oder von den Umständen abhängt; das erstere begreift nur einen einzelnen Fall, indem es sich alle Mahl auf ein Geboth oder auf einen Befehl beziehet. Anm. 2. Müssen hat, wie schon oben bemerket worden, alle Mahl den Infinitiv eines andern Zeitwortes nach sich. Dieß hat vermuthlich die meisten Sprachlehrer verführet, es für ein Hülfswort auszugeben, da doch zu einem Hülfsworte noch mehr als das erfordert wird. Es tritt daher, so wie die übrigen Zeitwörter, welche einen bloßen Infinitiv nach sich haben, selbst in den Infinitiv, wenn es in einer zusammen gesetzten Zeit im Mittelworte stehen sollte. Ich habe es wohl thun müssen; nicht gemußt. Dagegen es der ordentlichen Regel folgt, wenn es allein stehet; er hat fort gemußt; wir haben wohl gemußt.

Anm. 3. Es lautet bey dem Ottfried und seinen Zeitgenossen muozzen, muazen, im Nieders. möten, im Holländ. moeten, im Engl. I must, ich muß, im Schwed. motta, im Pohln. mussze, im Böhm. musy. Ehedem bedeutete es auch können. Daz uuir dih anasehen muozzen, daß wir dich ansehen können, Willeram. Bey dem Ottfried und Notker kommt es in dieser Bedeutung mehrmahls vor, und im Angels. ist ic mot gleichfalls ich kann, und bey den ältern Schweden mada, und im Finnländ. manda, können. Auch für dürfen war es ehedem nicht ungewöhnlich, und in den Straßburgischen Stadtrechte kommt daher auch muislich für erlaubt vor. Da es nun auch noch jetzt in einigen Fällen für mögen gebraucht wird, so erhellet daraus dessen Verwandtschaft mit diesem Zeitworte.


Muster (W3) [Adelung]


Das Muster, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Müsterchen, Oberd. Müsterlein. 1. Ein jeder Gegenstand, welcher nachgeahmet wird, besonders so fern er zugleich die Art und Weise der Nachahmung zeiget. So wohl, 1) der physischen und mechanischen Nachahmung. Ein Spitzenmuster, eine Zeichnung, wornach die Spitzen geklöppelt werden. Die Nähterinnen haben Muster, welche theils Zeichnungen sind, Blumen und Figuren darnach zu nähen, theils Stücke Papier, welche die Größe, Form und Gestalt eines Kleidungssückes zeigen, um es darnach zuschneiden zu können; Nieders. Pand, Naramels. In den mechanischen und bildenden Künsten ist das Wort Modell üblicher, obgleich Luther in diesem Verstande auch noch Muster gebraucht. Zeige dem Hause Israel den Tempel an - und laß sie ein reinlich Muster daran nehmen, Ezech. 43, 11. Zeige ihnen die Weise und Muster des Hauses, V. 12. Als auch, 2) der sittlichen; ein Vorbild, Exempel. Sich jemanden zum Muster vorstellen. Sie ist ein Muster der Tugend. Er hinterließ der Folgezeit Zwar Muster aber nicht Gesetze, Haged. 2. Ein Probestück von einem Ganzen, im gemeinen Leben Ober- und Niedersachsens; Nieders. auch Staal, Staalken, Holländ. Staaltje, Franz. Echantillon. So geben die Kaufleute denen, welche es verlangen, Muster, d. i. Proben, von den Zeugen, welche sie führen, zu deren Behuf sie eigene Musterbücher oder Muster-Karten haben. 3. Eine Figur; doch nur in einigen Fällen des gemeinen Lebens. Ein Zeug, ein Kattun hat ein gutes Muster, wenn die Figuren Geschmack von Seiten des Erfinders verrathen. Bey den Gärtnern ist das Muster eine zierliche Figur in einem Blumengarten, ein zierliches Blumenstück. Modell wird zuweilen in eben diesem Verstande gebraucht.

Anm. Muster scheinet zunächst aus dem Ital. Mostra gebildet zu seyn, welches wieder von monstrare, oder vielleicht von dem mittlern Lat. musare, sehen, und dessen Factitivo mostrare, mustrare, zeigen, sehen machen, abstammet. Die Niedersächsische Mundart und die mit ihr verwandten Sprachen haben das n des Latein. monstrare beybehalten, wie das Nieders. Munster, das Dänische Mynster, das Holländ. Monster und Schwed. Mönster. In einigen der folgenden Zusammensetzungen ist Muster aus Musterung verkürzt. S. Mustern.


Musterbaum (W3) [Adelung]


Der Musterbaum, des -es, plur. die -bäume, Diminut. das Musterbäumchen, Oberd. Musterbäumlein, bey den Gärtnern, zierliche Bäume oder Bäumchen, welche in die Muster, d. i. figurirten Luststücke, gesetzt werden.


Musterbuch (W3) [Adelung]


Das Musterbuch, des -es, plur. die -bücher. 1) Bey dem andern Geschlechte, eine Sammlung von Figuren, welche im Nähen und Stricken nachgeahmet werden. 2) Ein Buch, in welchem Muster, d. i. Probestücke, verschiedener Zeuge befestiget sind, und welches, wenn es nur aus einem großen starken Blatte, oder aus wenigen Blättern bestehet, eine Musterkarte genannt wird; Nieders. Staalkenbook.


Musterelle (W3) [Adelung]


Die Musterelle, plur. die -n, in einigen Gegenden, z. B. in Danzig, eine von der Obrigkeit zum Muster des bürgerlichen Lebens bestimmte Elle, welche an andern Orten die Eichelle genannt wird.


Musterhaft (W3) [Adelung]


Musterhaft, -er, -este, adj. et adv. einem Muster ähnlich, so vollkommen, als ein Muster seyn muß. ein musterhaftes Betragen. So auch die Musterhaftigkeit.


Musterherr (W3) [Adelung]


Der Musterherr, des -en, plur. die -en, ein veraltetes Wort, welches ehedem diejenigen Commissarien bezeichnete, welchen die Musterung der Truppen aufgetragen wurde. Es gab ehedem bey den Armen auch beständige Musterherren, welche vermuthlich auch die Aufsicht über die Gewehrstücke der Truppen führeten.


Musterkarte (W3) [Adelung]


Die Musterkarte, plur. die -n, S. Musterbuch.


Mustern (W3) [Adelung]


1. * Mustern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur im Nieders. üblich ist, wo es für flistern und murmeln, Lat. mussitare, gebraucht wird. S. Flistern und Muße, Anm.


Mustern (W3) [Adelung]


2. Mustern, verb. reg. act. 1) Genau und stückweise besehen, um das Gute von dem Schlechten abzusondern, in verschiedenen Fällen. Wenn die Zeuge aus den Fabriken kommen, so werden sie gemustert, im Oberd. beschauet, um zu sehen, ob sie auch die ordnungsmäßige Güte haben. Daher ist ausmustern, bey einer solchen Besichtigung ausmerzen. Am häufigsten wird es von den Truppen gebraucht, wenn sie besichtiget werden, ob sie die gehörige Beschaffenheit, Kleidung und Ausrüstung haben; in welchem Verstande es doch ehedem noch üblicher war, als jetzt. Die Revüen der heutigen Zeiten sind in die Stelle dieser Musterungen getreten. Die Truppen mustern. Er musterte seinen Zeug (sein Heer) zu Michmas, Es. 10, 28. Sopher, der Heerfürst, der das Landvolk zu mustern pflegte, Jer. 52, 25. Ingleichen figürlich, in der vertraulichen und komischen Schreibart, stückweise beurtheilen. Ein Vogel aus Canaria Ließ einst in Deutscher Luft sich nieder; Gleich war ein Schwarm von Vögeln da Und musterte das Fremdlings Lieder, Michäl. 2) * Ausrüsten, besonders mit den nöthigen Kleidungsstücke versehen; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung, in welcher es nur in einigen gemeinen Sprecharten vorkommt. Sie hatte sich recht heraus gemustert, geputzt, heraus gekleidet. S. auch 1 Mausen. Daher die Musterung, S. solches hernach besonders.

Anm. Im Engl. to muster, im Nieders. munstern, im Dän. mynstre, im Schwed. mönstra, im Holländ. mosteren; vermuthlich alle aus dem Ital. mostrare, und Latein. monstrare, zeigen. Im mittlern Lateine kommen so wohl Monstrum als auch Ostensio häufig für die Musterung der Truppen, die Revüe, vor. S. Muster.


Musterordnung (W3) [Adelung]


Die Musterordnung, plur. die -en, bey den Gärtnern, die Ordnung, d. i. geschickte Austheilung der Gewächse in den Mustern, d. i. zierlichen Luststücken.


Musterplatz (W3) [Adelung]


Der Musterplatz, des -es, plur. die -plätze, derjenige Platz, welcher zur Musterung der Truppen bestimmt ist, aus welchem die Truppen gemustert werden.


Musterrolle (W3) [Adelung]


Die Musterrolle, plur. die -n, eigentlich, die bey der Musterung der Truppen über sie und ihr Befinden verfertigte Rolle oder Liste. In weiterer Bedeutung wird jetzt bey den Compagnien ein jedes Verzeichniß der Soldaten nach ihrem Nahmen u. s. f. die Musterrolle, der Musterzettel genannt.


Musterschneider (W3) [Adelung]


* Der Musterschneider, des -s, plur. ut nom. sing. eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Benennung eines Modeschneiders. Crispus ist gereist, ist munter, ist gelehrt, - und wird veracht. Ey der neue Musterschneider hat ihm noch kein Kleid gemacht, Logau. Von Musterung, so fern es ehedem die Tracht, Mode bedeutete.


Musterschreiber (W3) [Adelung]


Der Musterschreiber, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher bey der Musterung der Truppen oder Miliz das Protokoll über das Befinden derselben führet. In weiterer Bedeutung, derjenige, welcher die Musterrolle hält, das Verzeichniß über die Truppen oder Miliz, ihre Kleidung, Gewehe u. s. f. führet.


Musterung (W3) [Adelung]


Die Musterung, plur. die -en, 1) Die Handlung des Musterns, d. i. der stückweisen Besichtigung, besonders der Truppen; die Revüe, ehedem auch die Heerschau, die Waffenschau, Mannzahl, Nieders. Manntall, im mittlern Lat. Monstrum, Ostenlio, Böhm. nach dem Hochdeutschen Mostrunk. Die Musterung halten. Die Truppen durch die Musterung geben lassen. 2) * Ehedem bedeutete es auch die Kleide tracht, die Mode, wovon Frisch einige Beyspiele anführet. Musterlich war als dann zierlich.


Musterzettel (W3) [Adelung]


Der Musterzettel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Musterrolle.


Mustheil (W3) [Adelung]


Das Mustheil, S. Mußtheil.


Mutern,Mütern (W3) [Adelung]


Mutern, oder Mütern, verb. reg. reciproc. neue Federn oder Schalen bekommen, S. 1 Mausen.


Muth (W3) [Adelung]


1. * Der Muth, des -es, plur. inus. ein nur in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, übliches Wort, wo es theils den Schaum auf dem Biere, theils auch den Haferschleim bedeutet. Nieders. Mood. Es gehöret zu Moder, Mutter, so fern es Hefen bedeutet, und andern dieser Art, in welchen der Begriff der Flüssigkeit und besonders der zähen Flüssigkeit, der herrschende ist. S. Moder.


Muth (W3) [Adelung]


2. Das Muth, des -es, plur. die -e, ein im Oberdeutschen sehr bekanntes Wort, wo es eine Art größerer Maße, so wohl für trockne, als flüssige Körper ist. 1) In Ansehung trockner Dinge ist das Muth besonders ein Getreidemaß, welches mit unserm Scheffel überein kommt, und in Zürich 4 Viertel, 16 Vierlinge, 74 Mäßli, oder 36 Immi hält; in Bern aber 12 Berner Mäß, 48 Immi, oder 96 Achterli. In Basel ist die Müdde (wo es zugleich weiblichen Geschlechtes ist) oder der Scheffel 4 Küpflein, oder 8 Becher. Acht Müdden machen daselbst einen Sack. Im Österreichischen hält das Muth 30 Metzen, 120 Viertel, oder 240 Achtel. Es scheinet, daß dieses Gemäß auch in einigen Niedersächsischen Gegenden nicht ganz unbekannt sey; wenigstens werden in den dasigen Torfländern die Fehnkerschiffe nach Mutten berechnet, wenn anders dieses Wort hier nicht einen Haufen Torf bedeutet, da es denn freylich zu einem andern Stamme gehören würde. 2) In Ansehung flüssiger Körper, wird in der Schweiz auch der Wein nach Muthen oder Muiden gerechnet, da denn ein Muth, so viel ist, wie ein Saum, d. i. 12 Sester, oder Setiers, oder 92 Maß, so daß ein Muth etwas mehr als 3 1/2 dasige Eimer oder Brenten hält. In Augsburg hält ein Muth oder Muid 6 Besons, 48 Maß, oder 96 Seidel. 16 Muth machen daselbst ein Fuder. Zu Bogen in Tirol ist das Muth ein Öhlmaß, welches 120 Hamburger Pfund hält.

Anm. Schon bey dem Ottfried und im Tatian, wo es in solchen Stellen vorkommt, in welchen Luther das Wort Scheffel gebraucht, Muttu, Mutti, in den heutigen Oberdeutschen Mundarten Muth, Müth, Mütt, Muid, Muidd, und Muidde, im Angels. Midd und Mitta, im Franz. Muy, Muid, im mittlern Lat. Muta, im Ital. mit andern End-Consonanten Moggio. Es gehöret mit dem Lat. Modius und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - zu Maß, Metze und allen Wörtern dieses Geschlechtes, welche einen hohlen Raum bezeichnen.


Muth (W3) [Adelung]


3. Der Muth, des -es, plur. car. Diminut. welches doch nur in Einer Bedeutung üblich ist, das Müthchen, Oberd. Müthlein. 1. * Das ganze Begehrungsvermögen des Menschen, die Seele in Ansehung ihres Begehrungsvermögens; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, für welche nunmehr Gemüth und Herz üblich sind. Es lautet in diesem Verstande schon bey dem Übersetzer Isidors Muot; bey dem Kero Muat, bey dem Ottfried und andern ältern Schriftstellern Muot. Du wonest mir in dem muote Die nacht und ouch den tag, Kaiser Heinrich. Der Herr verhärtete ihm seinen Muth und verstockte sein Herz, 5 Mos. 2, 30. In noch weiterm Verstande kommt es bey dem Ottfried und seinen Zeitgenossen von der Seele und einem Geiste überhaupt, und von dem Gewissen und Willen insbesondere, mehrmahls vor. 2. * In engerm Verstande, das Gemüth in Ansehung des veränderlichen Zustandes desselben, die Gemüthsart, Gemüthsstellung. Lustiger Muth macht gutes Blut. Stolzer Muth kommt vor dem Fall, Sprichw. 16, 18. Ich mag das nicht, der stolze Geberden und hohen Muth hat, Ps. 101, 5. Ein guter Muth ist ein tägliches Wohlleben, Sprichw. 15, 15. Ein betrübter Muth vertrocknet das Gebein, Kap. 16, 22. Auch diese Bedeutung ist außer den Zusammensetzungen Demuth, Großmuth, Hochmuth, Langmuth, Sanftmuth, Edelmuth u. s. f. im Hochdeutschen veraltet. 3. In noch engerer Bedeutung, einzelne Stellungen des Gemüthes oder Begehrungsvermögens. Bey den ältern Schriftstellern kommen fast alle Leidenschaften und Gemüthsbewegungen unter dem Nahmen des Muthes vor. Bey dem Ottfried ist Gemuat die Freude, das Vergnügen; von welcher Bedeutung nach der Gegensatz Unmuth zeuget. ( S. auch Unmuth.) Bey den Schwäbischen Dichtern kommt es von dem Grame vor. Schiere ward si fro Vnd ward geringet ir der Muot, Graf Otto von Botteleuben. Außer den Zusammensetzungen Schwermuth, Mißmuth, Wankelmuth, Wehmuth u. s. f. kommt es in dieser Bedeutung noch in folgenden Fällen vor. 1) Von der Gemüthsstellung überhaupt; doch nur noch in einigen Fällen. Dahin gehören die in der vertraulichen Sprechart üblichen R. A. zu Muthe seyn und zu Muthe werden. Wie ist dir zu Muthe? was empfindest du? Es ist mir bey der Sache nicht wohl zu Muthe, ich verspreche mir von ihr nicht viel Gutes, stehe wegen derselben in Furcht. Wie war dir da zu Muthe? Reiche wissen nicht, wie einem Armen zu Muthe ist, was der Arme empfindet. Wem so zu Muthe wird, der fängt schon an zu lieben, Rost. Ingleichen, gutes Muthes seyn, aufgeräumt, heiter seyn; im Gegensatze des Unmuthes. Seyn sie heute gutes Muths, Gell. Jetzt wollen wir recht gutes Muthes seyn. Guter Muth ist halbes Leben, im gemeinen Leben. Der Übermuth ist ein ausschweifender Muth in diesem Verstande. Im Engl. ist Mood die Laune. S. Muthig 2. 2) Von einzelnen Gemüthsbewegungen und Leidenschaften, wo es noch in zwey Fällen üblich ist. (a) Denjenigen Gemüthszustand zu bezeichnen, da man den vorher gesehenen Hindernissen und Gefahren mit zuversichtlicher Hoffnung eines guten Ausganges entgegen gehet, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit dieses Gemüthsstandes; im Gegensatze der Muthlosigkeit und Zagheit. Voller Muth seyn, Muth haben, keinen Muth haben. Einem Muth machen, ihm Muth einsprechen. Einen Muth fassen, schöpfen. Den Muth sinken lassen. Einem allen Muth benehmen. Der Muth ist ihnen vergangen. Der Muth wächset ihnen. Vuahs in thaz iru Muat, Ottfried. Keinen Muth zu einer Sache oder Person haben, aus Mangel des Vetrauens, oder der Hoffnung des guten Erfolges keine Neigung zu derselben haben. ( S. Muthig 1.) Heldenmuth und Löwenmuth sind Arten dieses Muthes. (b) Die Nachbegierde; doch nur noch allein in der R. A. seinen Muth an jemanden kühlen, seine Rache befriedigen, seiner Nachbegierde ein Genüge thun. Schon Ottfried sagt, thaz li gekualtin in daz Muat. Bey eben demselben ist Heizmuati Rachbegierde, und Muatdati eine in der Hitze, im Zorne begangene That. In der vertraulichen Sprechart ist es in der jetzt angezeigten R. A. häufig im Diminutivo üblich. Kühle dein Müthlein nicht, Sir. 10, 6. Das Glück scheinet an dir sein Müthchen kühlen zu wollen. In noch weiterer Bedeutung ist schon bey dem Ulphilas Mods der Zorn, und modags zornig. Im Schwed. bedeutet Mod gleichfalls den Zorn im Isländ. modga und im Angels. modian zürnen, so wie im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - so wohl das Gemüth als den Zorn bedeutet, und die Latein. animosus und animatus gleichfalls für feindselig und zornig gebraucht werden. Anm. In allen obigen Bedeutungen im Nieders. Mood, im Angels. Mod und Mode, im Schwed. und Dän. gleichfalls Mod. Da fast alle Benennungen des Geistes und seiner Fähigkeiten und Wirkungen fast in allen Sprachen Figuren von der Bewegung sind; so ist es sehr wahrscheinlich, daß auch dieses Wort auf ähnliche Art gebildet worden, da es denn ein Seitenverwandter von meinen sey, und mit demselben vermittelst eines andern Ableitungslautes von mähen, so fern es ursprünglich bewegen bedeutet hat, abstammen würde. Pflegt man doch merkliche Äußerungen des Begehrungsvermögens noch jetzt Gemüthsbewegungen, Latein. Motus animi, movere, zu nennen. Im Gothischen ist Miton, und im Finnländ. Mötte, der Gedanke. ( S. Meinen.) Dieß voraus gesetzt ist es sehr glaublich, daß die Bedeutung des Zornes und der Herzhaftigkeit die erste und eigentliche Bedeutung des Wortes Muth gewesen, weil beyde sich am deutlichsten durch äußere Bewegungen offenbaren, woruaf es denn leicht war, alle übrige Wirkungen des Gemüthes, diese Fähigkeit selbst, und endlich den ganzen Geist und die ganze Seele mit diesem Worte zu benennen. S. Muthig,

Anm. Die ältern Oberdeutschen Schriftsteller gebrauchen dieses Wort sehr häufig im ungewissen Geschlechte, das Muth. Im Angelsächsischen ist es so wohl männlichen Geschlechtes ther Mod, als auch weiblichen thie Mode. Im Hochdeutschen ist es zwar für sich allein jetzt ohne Ausnahme männlichen Geschlechtes, welches auch die zusammen gesetzten Edelmuth, Gleichmuth, Hochmuth, Wankelmuth, Zweifelmuth, Unmuth, Heldenmuth, Löwenmuth, Übermuth behalten. Allein in vielen andern ist das weibliche eingeführet, wie in Großmuth, Kleinmuth, Demuth, Langmuth, Sanftmuth, Schwermuth und Wehmuth. Anmuth ist nur ein Seitenverwandter von diesem Worte, und Armuth gehöret gar nicht hierher.


Muthe (W3) [Adelung]


Die Muthe, plur. die -n, im gemeinen Leben, die Handlung, da man etwas muthet, d. i. förmlich begehret; die Muthung. Bey den Handwerkern verrichtet ein Gesell die Muthe, wenn er förmlich um Ertheilung des Meisterrechtes anhält.


Muthen (W3) [Adelung]


Muthen, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1) * Als ein Neutrum, von welchem aber nur das Mittelwort gemuthet mit dem Zeitworte seyn, und auch hier nur im Oberdeutschen üblich ist. Gemuthet seyn, gesinnt seyn. Ich weiß nicht, wie er gemuthet ist. Wohl gemuthet seyn, gut gesinnet, ingleichen gutes Muthes; aufgeräumt seyn. Ich bin gemuthet, eine Reise vorzunehmen, gesonnen, Willens. In einigen Gegenden lautet es auch gemüthet. Im Hochdeutschen ist es unbekannt. 2) Als ein Activum, verlangen, begehren, besonders förmlich um etwas Ansuchung thun, in welchem Verstande es noch zuweilen üblich ist. Bey den Handwerkern muthet ein Gesell das Meisterrecht, wenn er um die Aufnahme in die Innung förmlich ansuchet. So auch im Lehenswesen. Ein Lehen muthen, den Lehensherren um die Ertheilung des Lehens, um die Investitur, förmlich bitten. Wer im Bergbaue eine Fundgrube u. s. f. bauen will, muß selbige muthen, d. i. um die Erlaubniß und Belehnung anhalten. Mütet er Gelaitz, verlanget er ein Geleit, im Schwabensp. Ich wil an die reinen guolen Lones noch genaden muoten Als von recht en eigen man, Kristan von Hamle; d. i. verlangen, begehren. Des wil ich ze Gotte muoten, Heinr. v. Frauenberg. Es gehöret zu dem Hauptworte Muth, so fern es ehedem auch das Verlangen, den Willen bedeutete, in welchem Verstande es noch bey dem Ottfried vorkommt. ( S. auch Anmuthen und Zumuthen.) (In Vermuthen hat es noch eine andere Bedeutung, welche aber gleichfalls in dem Hauptworte Muth gegründet ist. Daher die Muthung in allen den Fällen, wo das Activum gebraucht wird, die feyerliche Ansuchung um eine Sache. Im Bergbaue nimmt der Bergmeister die Muthung an; er bestätiget die Muthung, wenn er dem Muther wirklich die Lehen ertheilet.


Muther (W3) [Adelung]


Der Muther, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Mutherinn, eine Person, welche etwas muthet, d. i. um etwas förmlich anhält, bey den Handwerkern, im Bergbaue, und Lehenswesen.


Muthgeld (W3) [Adelung]


Das Muthgeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, dasjenige Geld, welches man bey der Muthung für die Ertheilung der verlangten Sache entrichtet, besonders bey den Handwerkern. So fern dieses bey jeder Muthung ehedem ein Groschen war, wird es auch der Muthgroschen genannt.


Muthig (W3) [Adelung]


Muthig, -er, -ste, adj. et adv. Muth habend, doch nur, 1) so fern dieses Wort in der dritten engern Bedeutung das glückliche Gefühl der gespannten Kräfte bedeutet, vorher gesehenen Hindernissen und Gefahren in Erwartung eines guten Ausgangs ohne Furcht entgegen gehend, und ist dieser Gemüthsfassung gegründet; im Gegensatze des muthlos. Muthig in die Schlacht gehen. Ein muthiger eifriger Gefährte. Hier mußt du einen muthigen Entschluß fassen. Im Oberdeutschen ehedem muthsam. 2) So fern guter Muth in der dritten weitern Bedeutung ein freudiges Gemüth bedeutet, ist muthig munter, aufgeweckt, aus dem Gefühl seiner Kräfte, und diese Empfindungen durch äußere Bewegungen verrathend; im Gegensatze des unmuthig und muthlos. Ein muthiges Pferd. Muße und gutes Futter macht die Pferde muthig.

Anm. Bey dem Winsbek mutic, bey dem Ottfried nur muat, im Nieders. modig, wo es aber auch stolz bedeutet, so wie das Angels. modig, in welcher Sprache auch modian stolz seyn ist. In den übrigen Bedeutungen des Wortes Muth, wo es die Gemüthsart und Gemüthsstellung überhaupt bedeutet, lautet das Beywort, wo es doch nur in Zusammensetzungen vorkommt muthig, und im Nieders. mödig; demüthig, langmüthig, einmüthig, freymüthig, großmüthig u. s. f. Es scheinet daraus zu erhellen, daß diese erst lange noch muthig und dessen Gegensatze unmuthig gebildet worden, welches so wie Muth in der Bedeutung der Freudigkeit in Gefahren, vielleicht mehr ein Seitenverwandter von Muth, animus, als eine verschiedene Bedeutung ist.


Muthigkeit (W3) [Adelung]


Die Muthigkeit, plur. inus. die Eigenschaft, der Zustand, da man muthig ist; doch nur in der zweyten Bedeutung des Beywortes. Die Muthigkeit eines Pferdes. In der ersten ist Muth üblicher.


Muthjahr (W3) [Adelung]


Das Muthjahr, des -es, plur. die -e, bey einigen Handwerkern, dasjenige Jahr, welches zur Muthung um das Meisterrecht bestimmt ist, weil der Candidat des Meisterrechtes sich oft ein ganzes Jahr um dasselbe bewerben muß.


Muthlos (W3) [Adelung]


Muthlos, -er, -este, adj. et adv. des Muthes beraubt. 1) In der dritten engern Bedeutung des Hauptwortes, wo es dem muthig 1 entgegen gesetzt ist, den Widerstand gegen ein bevor stehendes Übel aus Mangel der Hoffnung eines guten Erfolges unterlassend, und darin gegründet; zaghaft. Muthlos seyn, muthlos werden. Bey dem Notker muotsiech, im Oberdeut- schen auch muthfällig. 2) In der dritten weitern Bedeutung, aus Gefühl seiner Schwäche niedergeschlagen; Nieders. laatlos.


Muthlosigkeit (W3) [Adelung]


Die Muthlosigkeit, plur. die -en, der Zustand, die Eigenschaft, da man muthlos ist, in beyden Bedeutungen; ohne Plural. Ingleichen muthloses Betragen, muthloses Bezeigen.


Muthmaßen (W3) [Adelung]


Muthmaßen, verb. reg. act. aus wahrscheinlichen Gründen dafür halten, die Wahrscheinlichkeit in einzelnen Fällen bestimmen; vermuthen. Ich weiß es nicht gewiß, ich muthmaße es nur. Weil man ihn noch nicht gesehen hat, so muthmaßet man daraus, daß er noch nicht hier ist.

Anm. Dieses Wort kommt bey den ältern Schriftstellern nicht vor, so wie es auch den Niederdeutschen und den mit ihnen verwandten Sprachen unbekannt ist. Die Niedersachsen gebrauchen dafür gissen, von Geist, die Engelländer to guels, die Angelsachsen gaetan, ( S. Vergessen.) Frisch führe eine Stelle aus Hedions Kirchenhist. an, woraus erhellet, daß es auch für schätzen, taxiren gebraucht worden. Die letzte Hälfte stammet mit dem Oberdeutschen ermäßigen, dafür halten, und dem Hochdeutschen ermessen, schätzen, dafür halten, begreifen, u. s. f. und vielleicht auch mit beymessen und anmaßen, aus Einer Quelle her, welche, wenigstens in Ansehung der beyden erstern, das Zeitwort messen ist. Muthmaßen wäre also mit dem Gemüthe, mit dem Verstande messen, d. i. nach dem Augenmaß, ungefähr, nach wahrscheinlichen Gründen. Muth hat in dieser Zusammensetzung die Gestalt eines untrennbaren Vorwortes, ich muthmaße. Doch verdrängt es das Augment nicht ganz, sondern läßt vor sich treten, gemuthmaßet. Im Oberdeutschen setzt man es auch in die Mitte, muthgemaßet. Muthmaßen und vermuthen können mit Stosch immer so unterschieden werden, daß sich ersteres auf eine stärkere Wahrscheinlichkeit beziehet als letzteres, wozu die Zusammensetzung mit messen Anleitung gibt. Im Jüdisch-Deutschen bedeutet muthmaßen gewiß wissen.


Muthmaßlich (W3) [Adelung]


Muthmaßlich, -er, -ste, adj. et adv. nach wahrscheinlichen Gründen, in einer Muthmaßung gegründet. Muthmaßlich ist er noch nicht hier. Ein muthmaßliches Urtheil von etwas fällen.


Muthmaßlichkeit (W3) [Adelung]


Die Muthmaßlichkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Sache, da sie muthmaßlich ist, d. i. nur allein aus wahrscheinlichen Gründen bestimmt wird, oder bestimmt werden kann.


Muthmaßung (W3) [Adelung]


Die Muthmaßung, plur. die -en, die Handlung des Gemüthes, da man muthmaßet; ohne Plural. Noch mehr aber, das wahrscheinliche Urtheil, die Bestimmung aus wahrscheinlichen Gründen selbst. Es ist nur eine Muthmaßung. In seiner Muthmaßung fehlen. Dabey kommt es bloß auf Muthmaßung an. Auf seltsame Muthmaßungen gerathen.


Muthschein (W3) [Adelung]


Der Muthschein, des -es, plur. die -e, im Lehenswesen, ein Schein, welchen der Muther von dem Lehenhofe erhält, daß er wirklich das Lehen gemuthet, d. i. um die Belehnung angesucht hat.


Muthvoll (W3) [Adelung]


Muthvoll, adj. et adv. mit Muth erfüllt, sehr muthig.


Muthwille (W3) [Adelung]


Der Muthwille, des -ns, oder der Muthwillen, des -s, plur. inus. eines der ältesten zusammen gesetzten Wörter in der Deutschen Sprache, welches daher auch in verschiedenen Bedeutungen vorkommt. 1) * Ehedem bedeutete es so viel als das einfache Wille, in welchem Verstande es bey dem Ottfried mehrmahls vorkommt. Z. B. der Wind bläset thara imo ist muatuuillo, wo ihm muthwillig ist, d. i. wo er will; und an einem andern Orte sagt Christus seinen Jüngern then sinan Muatuuillon, seinen Willen. Eben derselbe gebraucht es aber auch für Willkühr, Lust, Neigung im guten Verstande, und bey dem Notker werden Wollüste, Vergnügung, Muotuuillon genannt; ja der noch ältere Übersetzer Isidors gebraucht Muotuuillu sogar für das Gemüth. 2) * In engerer Bedeutung war Muthwille ehedem der freye Wille, im Gegensatze des Zwanges; in welchem Verstande es auch in guter Bedeutung in den Schriften der mittlern Zeiten sehr häufig vorkommt. Von Mutuuillen, freywillig, im Schwabensp. Jetzt gebraucht man es, 3) nur noch von einer Art der Freywilligkeit in bösen Dingen, und da ist der Muthwille eine böse Handlung, welche bloß aus Lust Böses zu thun, oder aus einem sinnlichen Vergnügen an dem Bösen, in der Absicht sich an dem Bösen sinnlich zu vergnügen, begangen wird. da er denn eine Art des Übermuthes ist, so wie Bosheit eine böse ider schädliche Handlung ist, welche aus Neigung Schaden zu thun, und in der Absicht zu schaden, unternommen wird. Muthwillen treiben. Allerley Muthwillen begehen. Ein Narr treibet Muthwillen und hats noch dazu seinen Spott, Sprichw. 10, 23. Im Buche der Richter Kap. 20, 6 wird die geschehene Schändung und Ermordung des Kebsweibes des Leviten ein Muthwille und Thorheit genannt, wo Michaelis die Ausdrücke Bubenstück und Frevel hat. Ihr verlasset euch auf Frevel und Muthwillen, Es. 30, 12. Auf daß sonst niemand an Daniel Muthwillen übte, Dan. 6, 17. Wo es auch die Fertigkeit Böses aus Lust, oder zur Lust zu thun bezeichnet. Herr laß dem Gottlosen seine Begierde nicht und stärke seinen Muthwillen nicht, Ps. 140, 9. Am häufigsten wird es im Hochdeutschen von geringern aus Lust begangenen bösen Handlungen und der Fertigkeit dazu gebraucht, welche wider kein ausdrückliches Gesetz streiten, dagegen man für diese die härtern Ausdrücke Frevel, Bosheit u. s. f. hat. Ein Kind treibt Muthwillen, wenn es aus Lust in Kleinigkeiten Böses oder Schaden thut, wo es mit Leichtfertigkeit beynahe überein kommt. In noch weiterer und gelinderer Bedeutung ist der Muthwille oft auch eine jede unschädliche, aber doch unnützliche Handlung, welche bloß aus Lust, aus Neigung zum Vergnügen begangen wird. Der Muthwille eines feinen Ohres könnte in der Musik nichts vollkommeners wünschen.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Moodwille, ehedem aber auch Sulfmood, d. i. Selbstmuth. Die Verfasser des Bremisch Nieders. Wörterb. und einige andere Sprachforscher halten die letzte Hälfte dieses Wortes für das Nieders. Wehle, welches zuweilen auch für Muthwille gebraucht wird, und mit Keros Welii, Anmuth, Vergnügen, zu unserm wohl gehöret, von welchem Worte wehlig im Nieders. stark und lebhaft bedeutet. Allein aus den erstern ältern Bedeutungen erhellet wohl unstreitig, daß unser Wille den gegründesten Anspruch darauf habe. Die erste Hälfte scheinet entweder das Hauptwort Muth zu seyn, so fern es auch eine auf Gefühl der Stärke gegründete Lustigkeit bedeutet, oder auch das alte Beywort muat, gemuat, freudig, angenehm, lustig, da doch der Begriff der Lustigkeit mit diesem Worte nicht nur in den heutigen Bedeutungen genau verbunden ist, sondern auch in der ältern Bedeutung des freyen Willens, und des Willens überhaupt, obgleich in einem geringern Grade, angetroffen wird. In dem Schwed. Motwilja, Hartnäckigkeit, Eigensinn, ist die erste Hälfte nicht unser Muth, sondern das nordische Vorwort mot, gegen, gleichsam Gegenwille, Widerspenstigkeit, wovon im Nieders. möten, entgegen kommen. Muthwille ist der Analogie und dem Alterthume gemäßer als Muthwillen.


Muthwillig (W3) [Adelung]


Muthwillig, -er, -ste, adj. et adv. Muthwillen habend, begehend, in demselben gegründet, in allen heutigen Bedeutungen des Hauptwortes. Muthwillig thut ihr Unrecht im Lande, Ps. 58, 3. Ein verwöhnet Kind wird muthwillig wie ein wild Pferd, Sir. 30, 8. Wo es auch in noch weiterer Bedeutung oft vorsetzlich, mit Vorsatz bedeutet, als ein Überbleibsel der ehemahligen Bedeutung des Wortes Muthwille, da es für den freyen Willen gebraucht wurde. Muthwillig sündigen mit Vorsatz, mit Wissen und Willen. Muthwillige Sünden, im Gegensatze der Schwachheits- oder Übereilungssünden. Einen muthwilligen Bankerott machen. Ein muthwilliger Bankerottier. Das ohne Noth verlängerte Oberdeutsche Nebenwort mtuhwilliglich, welches noch einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt, ist im Hochdeutschen veraltet.


Muthwilligkeit (W3) [Adelung]


Die Muthwilligkeit, plur. die -en, 1) Der Muthwille, als ein Gemüthszustand oder als eine Fertigkeit betrachtet; ohne Plural. 2) Muthwillige Handlungen, besonders im Plural, wo das Hauptwort Muthwille nicht gebraucht werden kann; doch nur in der gelindern Bedeutung kleiner unerheblicher böser oder schädlicher Handlungen, so fern sie bloß zum Vergnügen begangen werden.


Muthzettel. (W3) [Adelung]


Der Muthzettel. des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, der Zettel, d. i. eine kurze Schrift, in welchem der Muther ein Berggebäude muthet, d. i. um die Belehrung desselben ansuchet.


Mutschelsperling (W3) [Adelung]


Der Mutschelsperling, des -es, plur. die -e, S. Moossperling.


Mutschieren (W3) [Adelung]


Mutschieren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches jetzt nur noch in einigen Gegenden üblich ist, wo es eigentlich abwechseln bedeutet. In dem Deutschen Staatsrechte war ehedem die Mutschierung eine Abwechselung in der Regierung, da in einer untheilbaren Provinz oder Herrschaft mehrerer Brüder oder Stammesverwandte die Regierung wechselweise führeten, und die Einkünfte unter sich theilten, oder auch die Regierung dem ältesten allein mit Theilung der Einkünfte überließen. Etwa von dem alten Mut, Schwed. Muta, Lohn, Gabe, Einkünfte, wovon unser Miethe noch übrig ist, und dem noch nicht ganz veralteten scheren, theilen, Nieders. schieren, so daß es eigentlich eine Theilung der Einkünfte bedeutet? Oder vielmehr vermittelst des starken Zischlautes aus dem Latein. mutare, womit auch das Nieders. mütern, die Federn ändern, verwandt ist? S. 1 Mausen.


Mutter (W3) [Adelung]


1. * Der Mutter, des -s, plur. ut nom. sing. in den gemeinen Sprecharten, besonders Niederdeutschlandes, ein Krebs, welcher in der Mause ist, oder die Mause erst vor kurzen überstanden hat, von dem Nieders. muten, mutern; im Hochdeutschen ein Mauser. Einen solchen Krebs pflegt man auch wohl einen Mutterkrebs zu nennen. S. 1 Mausen.


Mutter (W3) [Adelung]


2. Die Mutter, plur. inus. der dicke Bodensatz flüssiger Körper, besonders des Weines und des Essiges. Den Wein auf der Mutter liegen lassen, auf den Hefen, auf dem Lager. Im Engl. Mother, im Schwed. Modder, im Nieders. Moder. Es hat mit den übrigen Wörtern dieses Lautes nichts gemein, sondern ist durch eine härtere Aussprache aus dem Nieders. Modder, dicker Schlamm, gebildet, wofür im Hochdeutschen Moder üblich ist, S. das letztere und Mutterkorn.


Mutter (W3) [Adelung]


3. Die Mutter, plur. die Mütter, Diminut. das Mütterchen, Oberd. Mütterlein, ein Wort, welches überhaupt den Begriff des hohlen Raumes hat, besonders so fern derselbe zur Aufnahme eines andern dazu gehörigen Theiles bestimmt ist. 1) Überhaupt; wo es doch nur in einigen Fällen üblich ist. So wird der untere hohle Theil einer Racketen- oder Schwärmerform die Mutter genannt. Am häufigsten ist es von einer hohlen mit Schraubengängen versehenen Cylinder-Fläche, welche die Schraube im engsten Verstande aufnimmt, und welche die Schraubenmutter, oft aber auch nur die Mutter schlechthin genannt wird. Ein Öhr von Draht an den Kleidungsstücken, in welche der Haken eingreift, heißt im Oberdeutschen im Diminut. ein Mütterlein, verderbt Mütterle und Miderle, da denn der Haken das Häftlein, Heftle, genannt wird. 2) In engerer Bedeutung ist die Mutter bey Menschen und lebendig gebärenden Thieren weiblichen Geschlech- tes, ein hohles Behältniß in dem untern Schmerbauche; worin die Frucht empfangen, gebildet und zur Zeitigung gebracht wird; die Bärmutter, von bären, tragen, und verderbt auch wohl die Gebärmutter, ( S. Bärmutter, und viele der folgenden Zusammensetzungen.) Figürlich pflegt man im gemeinen Leben aus Unwissenheit allerley Arten der Leibesschmerzen, Blähungen und andere ähnliche Empfindungen des weiblichen Geschlechtes der Mutter zuzuschreiben, und alsdann zu sagen, die Mutter stoße auf, ja diese Empfindungen wohl selbst die Mutter zu nennen; Ausdrücke, welche nichts als eine tiefe Unwissenheit des Baues des thierischen Körpers zum Grunde haben, S. Mutterbeschwerde.

Anm. In der ersten Art der Bedeutungen gehöret dieses Wort wohl unstreitig zu Muth, modius, u. s. f. so fernes ehedem die allgemeine Bedeutung eines hohlen Raumes gehabt, da es denn vermittelst der Ableitungssylbe -er aus demselben gebildet worden; so leicht es übrigens auch wäre, eine Ähnlichkeit zwischen dieser Bedeutung und dem folgenden Worte anzugeben. Die zweyte Bedeutung wird von allen Sprachforschern als eine Figur des folgenden Wortes angesehen, so hart und ungewöhnlich sie auch seyn würde. Es ist aber wahrscheinlicher, daß damit gleichfalls auf den hohlen Raum der Bärmutter gesehen worden, um deßwillen sie im Latein. auch Uterus, von Uter, ein Schlauch, genannt wird; welches Wort selbst damit verwandt seyn kann, weil das m in vielen alten Sprachen weiter nichts als ein Präfixum ist. Indessen kann es seyn, daß manche Sprachen, welche das Wort in dieser Bedeutung von ältern Mundarten empfangen, und dessen wahre Bedeutung nicht verstanden, es nach der bey ihnen üblichen Benennung der Mutter, mater, gemodelt haben. Schon Ottfried nennet die Bärmutter Muater, und im Griech. heißt sie - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Lat. Matrix, im Engl. Mother, im Ital. Madre, im Franz. la Mere.


Mutter (W3) [Adelung]


4. Die Mutter, plur. die Mütter, Diminut. das Mütterchen, Oberd. Mütterlein, ein Wesen weiblichen Geschlechtes, welches ein anderes zur Welt gebieret, oder geboren hat; zum Unterschiede von dem Vater, und im Gegensatze des Kindes. 1. Eigentlich. 1) Absolute. Mutter werden, ein Kind gebären. Was gehet der die Mutter an, Die selber Mutter werden kann? Less. Eine Person zur Mutter machen, für das härtere und niedrigere schwängern. Sie ist Mutter von vier Kindern, hat vier Kinder geboren. 2) In engerer Bedeutung, in Beziehung auf das Kind, oder bey Thieren auf das Junge. Sie ist nicht Mutter von dem Kinde. Wie die Mutter, so die Tochter. Die Mütter haben gemeiniglich mehr Nachsicht gegen ihre Kinder, als die Väter. Mutterstelle bey jemanden vertreten. Sieben Tage laß es (das Schaf) bey seiner Mutter seyn, 2 Mos. 22, 30. Du sollst nicht die Mutter mit den Jungen nehmen, von Vögeln, 5 Mos. 22, 6. Und so auch von allen Thieren. Von dem Gebrauche des Wortes Mutter, so fern Kinder ihre Mütter damit anreden, ( S. Mamma.) 2. Figürlich. 1) Eine bejahrte Person weiblichen Geschlechtes pflegt man im gemeinen Leben häufig Mutter anzureden, so wie man eine solche hoch bejahrte Person in der vetraulichen Sprechart ein altes Mütterchen zu nennen pflegt. 2). Ein zur Zucht bestimmtes Hausthier weiblichen Geschlechtes, und in weiterer Bedeutung zuweilen auch ein solches Thier weiblichen Geschlechtes überhaupt; doch nur in einigen Zusammensetzungen. Das Mutterpferd, eine Stute, das Mutterschwein, eine Zuchtsau, und in weiterm Verstande eine Sau, das Mutterschaf, ein Schaf weiblichen Geschlechtes, welches schon tragbar ist, oder getragen hat, das Mutterfüllen, ein weibliches Füllen, die Mutterbiene, der Mutterhase u. s. f. 3) Eine Person weiblichen Geschlechtes, welche die Stelle einer Mutter bey andern vertritt, mütterliches Ansehen hat. So wie man Landesherren und Regenten Väter des Landes, oder des Volkes nennet, so werden ihre Gemahlinnen auch Mütter desselben genannt, ( S. Landesmutter.) Eine Äbtissinn bekommt nicht nur von den ihr untergebenen Nonnen, sondern auch wohl von andern oft den Titel hochwürdige Mutter. Eine Pathe heißt in Schwaben in Beziehung des von ihr aus der Taufe gehobenen Kindes Mutter, dagegen die wahre Mutter daselbst Toda genannt wird. Ferner gehören hierher die Zusammensetzungen Hausmutter, Pflegemutter, Kindermutter, für Hebamme, Wehmutter, Stiefmutter, Schwiegermutter, Waisenmutter u. s. f. Ja auf den Landgütern pflegt man oft auch eine bejahrte weibliche Person, welche das Vieh unter ihrer Aufsicht hat, die Viehmutter oder Viehmuhme zu nennen. 4) Ein Ding, eine Sache, welche den Grund des Daseyns und der Fortdauer eines andern enthält, wenn ersteres weiblichen Geschlechtes ist. Die Gottesfurcht ist die Mutter aller Tugenden. Die Erde ist unser aller Mutter. ( S. auch Muttermaß) 5) Im Bergbaue werden diejenigen unmetallischen Erd- oder Steinarten, in welchen die Erze eingehüllet sind, Mutter oder Metallmütter genannt, ob sie gleich nicht die wirkende Ursache, sondern nur die Lagerstätte des Erzes sind. Der Schiefer gibt eine bequeme Mutter für Kupfer und Silber, nicht aber für Zinn ab. Jedes Metall liebt vorzüglich ihre eigene Mutter, bricht in einer ihm eigenen Erd- oder Steinact. Die Perlenmutter ist die Schale der Perlenmuschel, vielleicht weil man ehedem glaubte, daß sich die Perle aus ihr erzeugte. S. auch Muttererde.

Anm. In der Fränkischen Mundart schon im 8ten Jahrhunderte Muader, bey dem Willeram und Ottfried Muater, Muoter, im Angels. Meder und Mothor, im Nieders. Moder, Moer, Moor, im Engl. Mother, im Dän. und Schwed. Moder, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Lat. Mater, im Ital. Madre, im Franz. Mere, und selbst im Pers. Mader. Die Sylbe -er ist die Ableitungssylbe, welche ein Subject bezeichnet: das Stammwort heißt Mat, Mot, Mut. Bey den alten Ägyptiern hieß die Mutter, dem Plutarch zu Folge nur Muth, und bey den Krainerischen Wenden heißt sie noch jetzt Mate. Allem Ansehen nach ist dieses Mat von den Stammsylben in den Wörtern Mamma, Muhme, Mähre, Mosche, Metze und andern, welche insgesammt ein weibliches Geschöpf bedeuten nicht verschieden. Allein ihre eigentliche Bedeutung läßt sich kaum muthmaßlich angeben. Vielleicht gehöret sie zu Mag, Verwandtschaft, vielleicht zu dem alten Mat, Speise, so wie Vater gemeiniglich von föden, ernähren, abgeleitet wird, vielleicht ist sie auch die Sylbe Ma, das erste Lallen der Natur bey unmündigen Kindern, u. s. f. dem dergleichen Vielleicht ließen sich noch gar viele wagen. ( S. Amme, Mamma, Mämme, Muhme.) In den gemeinen Sprecharten wird dieses Wort zuweilen zur Verstärkung anderer Wörter gebraucht, ( S. Mutterallein, Mutterkind, Muttermensch, Mutternackt, Mutterseele.) Wo freylich bey einigen die Veranlassung und Figur ein wenig hart, wenigstens dunkel ist.


Mutterader (W3) [Adelung]


Die Mutterader, plur. die -n, ein Ast der untern Hohlader, welcher durch die inwendige Seite des Schenkels zum inwendigen Knöchel geht, und die man ehedem in Mutterkrankheiten zu öffnen pflegte; Vena Saphaena, die Rosenader, Frauenader.


Mutterallein (W3) [Adelung]


Mutterallein, adv. welches nur in den gemeinen Sprecharten für ganz allein üblich ist, gleich so allein, wie ein von seiner Mutter verlassenes Kind. S. Mutterseele.


Mutterbalsam (W3) [Adelung]


Der Mutterbalsam, des -es, plur. inus. eine Arzeney in Gestalt eines Balsames, gegen die Mutterbeschwerungen.


Mutterbaum (W3) [Adelung]


Der Mutterbaum, des -es, plur. die -bäume, im Forstwesen, ein Baum, welcher auf einem Schlage zu dessen Besamung stehen bleiben muß; der Samenbaum, Schlaghüther.


Mutterbein (W3) [Adelung]


Das Mutterbein, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, ein Knochen oder Gelenk an den Hinterkeulen des Viehes, da wo Keule und Bein sich schließen; wo die Bedeutung der ersten Hälfte des Wortes, mir wenigstens, dunkel ist.


Mutterbeschwerde (W3) [Adelung]


Die Mutterbeschwerde, plur. die -n, oder die Mutterbeschwerung, plur. die -en, eine innere Krankheit des andern Geschlechtes, welche sich auf vielerley Art und durch sehr beschwerliche Zufälle zeiget, welche im Ganzen mit der Hypochondrie des männlichen Geschlechtes überein kommen; Passio hysterica, die Hysterik, die Mutterkrankheit, die Mutterschmerzen, Mutterplage, das Mutterweh, auch nur die Mutter schlechthin, Nieders. Moorbrüen, von brüen, plagen, Moorwark. Sie hat den Nahmen von dem großen Haufen bekommen, der alle Zufälle derselben, z. B. die Beklemmung der Brust und der Luftröhre, dem Ausstoßen der Mutter zuschreibt, welche doch an den allermeisten dieser Zufälle sehr unschuldig ist. ( S. 3 Mutter 2, Hysterik, Mutterfieber, Muttergicht.) Im gemeinen Leben schreibt man sogar die Kolik und andere Arten der Schmerzen in den Gedärmen der Mutter zu. S. Muttergrimmen.


Mutterbiene (W3) [Adelung]


Die Mutterbiene, plur. die -n. 1) Ein Nahme, welchen der Weisel in einem Bienenstocke führet, so fern man ihn in den neuern Zeiten als die einzige Biene weiblichen Geschlechtes in einem Stocke erkannt hat; die Königinn. 2) Auch einen Mutterstock, d. i. einen zur Zucht bestimmten Bienenstock, pflegt man eine Mutterbiene zu nennen, S. Mutterstock.


Mutterbirke (W3) [Adelung]


Die Mutterbirke, plur. die -n, eine Art Birken, welche zärtere und kleinere Blätter hat, als die gewöhnliche, auch schlanke und zum Theil herab hangende Reiser treibet. Sie scheinet die an andern Orten so genannte Hangelbirke zu seyn. Auch hier ist die Bedeutung der ersten Hälfte des Wortes dunkel.


Mutterblume (W3) [Adelung]


Die Mutterblume, plur. die -n, bey den Blumenliebhabern, diejenige Blume, welche man zum Samen gebraucht.


Mutterbruch (W3) [Adelung]


Der Mutterbruch, des -es, plur. die -brüche, eine Krankheit des andern Geschlechtes, wenn die Bärmutter in die Mutterscheide sinket, oder auch die innere Haut der Mutterscheide erschlaffet, und durch die Scham herunter hänget; Procindentia oder Prolapsus uteri, der Vorfall der Mutter, oder nur der Vorfall schlechthin.


Mutterbruder (W3) [Adelung]


Der Mutterbruder, des -s, plur. die -brüder, der Bruder der Mutter einer Person.


Muttereisen (W3) [Adelung]


Das Muttereisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Holz- und Metallarbeitern, dasjenige Eisen, mit welchem die Schraubengänge einer Schraubenmutter ausgedrehet werden, S. 3. Mutter 1.


Mutter-Elexier (W3) [Adelung]


Das Mutter-Elexier, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die e-, in den Apotheken, eine Arzeney wider die Mutterbeschwerden in Gestalt eines Elexieres.


Muttererde (W3) [Adelung]


Die Muttererde, plur. von mehrern Arten, die -n, die gewöhnliche natürliche Gartenerde, weil sie gleichsam die Mutter aller Gewächse ist, zum Unterschiede von gekünstelten Erdarten.


Mutter-Essenz (W3) [Adelung]


Die Mutter-Essenz, plur. doch nur von mehrern Arten, die -en, eine Arzeney wider die Mutterbeschwerden in Gestalt einer Essenz.


Mutteressig (W3) [Adelung]


Der Mutteressig, des -es, plur. doch auch nur von mehrern Arten, die -e, ein mit Bibergeil, stinkendem Asant, einigen Gummierten, Kräutern und Wurzeln destillirter Essig, welcher wider die Mutterbeschwerden eingenommen wird.


Mutterfieber (W3) [Adelung]


Das Mutterfieber, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein mit der Mutterbeschwerde oder Hysterik zuweilen verbundenes Fieber. Bey andern ist es eine Art eines hitzigen Fiebers, welches zuweilen aus einer allzu heftigen Begierde nach dem Beyschlafe bey dem andern Geschlechte entstehen soll.


Mutterflecken (W3) [Adelung]


Der Mutterflecken, des -s, plur. ut nom. sing. S. Muttermahl.


Mutterfluß (W3) [Adelung]


Der Mutterfluß, des -sses, plur. von mehrern Arten, die -flüsse, der Ausfluß eines weißen oder gefärbten Schleimes aus den äußern Geburtstheilen des andern Geschlechtes; der weiße Fluß. S. Fluß 1, und 3. Mutter 2.


Mutterfüllen (W3) [Adelung]


Das Mutterfüllen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Füllen weiblichen Geschlechtes, zum Unterschiede von einem Hengstfüllen; ein Stutenfüllen, Nieders. Moorrale.


Muttergerste (W3) [Adelung]


Die Muttergerste, plur. inus. S. Mutterkorn.


Muttergewächs (W3) [Adelung]


Das Muttergewächs, des -es, plur. die -e, ein fleischiges fehlerhaftes Gewächs, welches sich zuweilen in der Bärmutter des andern Geschlechtes erzeuget; das Monkalb, S. dieses Wort.


Muttergicht (W3) [Adelung]


Die Muttergicht, plur. inus. bey einigen Ärzten, ein Nahme derjenigen Mutterbeschwerung, welche aus einer gichtischen Materie entstehet.


Muttergrimmen (W3) [Adelung]


Das Muttergrimmen, des -s, plur. inus. im gemeinen Leben, ein Nahme der Kolik bey dem andern Geschlechte, weil sie aus Unwissenheit der Bärmutter zugeschrieben wird; die Mutterkolik. S. Mutterbeschwerde.


Mutterharz (W3) [Adelung]


Das Mutterharz, des -es, plur. inus. der Deutsche Nahme eines harzigen Klebers, welcher sonst auch unter dem Nahmen des Galbanum bekannt ist, und in Mutterbeschwerden gebraucht wird. Es rinnet aus dem geritzten Stamme einer Äthiopischen Art des Steineppiches, Bubon Galbanum L. welcher Baum bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches auch selbst Mutterharz genannt wird.


Mutterhase (W3) [Adelung]


Der Mutterhase, des -n, plur. die -n, ein Hase weiblichen Geschlechtes, der Satzhase, die Häsinn; zum Unterschiede von dem Rammler.


Mutterherz (W3) [Adelung]


Das Mutterherz, des -ens, plur. die -en, das zärtliche Herz einer Mutter gegen ihre Kinder, wie das Vaterherz des Vaters. Ein Mutterherz gegen jemanden haben. O, wenn ein Monarch nur Eine Wunde meines Mutterherzens fühlen sollte!


Mutterhorn (W3) [Adelung]


Das Mutterhorn, des -es, plur. die -hörner, einer von den zwey Stämmen oder Röhren, worein die Bärmutter mancher Thiere getheilet ist.


Mutterhusten (W3) [Adelung]


Der Mutterhusten, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. im gemeinen Leben, ein trockener krampfartiger Husten, welcher zuweilen mit den Mutterbeschwerungen oder der Hysterik verbunden ist.


Mutterkalb (W3) [Adelung]


Das Mutterkalb, des -es, plur. die -kälber, ein Kalb weiblichen Geschlechtes, im gemeinen Leben ein Moschenkalb, Färsenkalb; zum Unterschiede von einem Ochsenkalbe oder Bullenkalbe.


Mutterkälbe (W3) [Adelung]


Die Mutterkälbe, plur. inus. im gemeinen Leben und bey den Asterärzten, eine vorgegebene Kälte der Bärmutter, so fern sie die Unfruchtbarkeit verursachen soll.


Mutterkind (W3) [Adelung]


Das Mutterkind, des -es, plur. inus. ein in den gemeinen Sprecharten üblicher Ausdruck, ein Kind, und in weiterm Verstande, einen Menschen mit Nachdruck zu bezeichnen. Gott behüthe jedes Mutterkind vor einem solchen Unglücke! jedermann. Das hat manches ehrliches Mutterkind erfahren. Es lernte Jost ohn Unterlaß Daß ihm der Kopf fast rauchte, Kein Mutterkind studirte das, Haged. Im Nieders. Moerkind. Gellert gebraucht den vollständigen Ausdruck: So ward doch mancher Mutter Kind Von einem Herrn oft klug geschlagen. S. Muttermensch und 4 Mutter Anm.


Mutterkirche (W3) [Adelung]


Die Mutterkirche, plur. die -n, die vornehmste Kirche oder Hauptkirche eines Kirchspieles, bey welcher sich der Pfarrer befindet, zum Unterschiede von den ihr untergeordneten Tochterkirchen oder Filialen; nach dem Lat. Ecclesia master.


Mutterkolik (W3) [Adelung]


Die Mutterkolik, plur. inus. S. Muttergrimmen.


Mutterkorn (W3) [Adelung]


Das Mutterkorn, des -es, plur. die -körner, in der Landwirthschaft, ein Nahme des unschädlichen Brandkornes, welches am häufigsten den Rocken, zuweilen auch die Gerste trifft, und in langen, schwarzen, oft krummen Körnern bestehet, welche ein weißes, zuweilen auch bläuliches, widerlich süßes Mehl enthalten, und in nassen Jahren sehr häufig unter dem Getreide wachsen. Bey dem Rocken heißen sie Mutterkorn, Kornmutter, Rockmutter, Mehlmutter, das Martinskorn, Afterkorn, Hahnsporn, Todtenkopf u. s. f. ( S. Brandkorn, wo mehrere Benennungen angeführet worden;) bey der Gerste aber Muttergerste oder Gerstenmutter. Es wird so wohl collective und ohne Plural, als auch von einzelnen Körnern gebraucht, in welchem letzern Falle es auch von solchen ausgearteten Körnern unter der Gerste üblich ist. Lat. Secale cornutum, Secale luxurians, Mater secalis, Orga, Clavis secalinus, Franz. Ergot, Ble cornu, Engl. Spur. Wenn der Nahme Mutter diesen Körnern nicht wegen ihrer Größe beygelegt worden, so gehöret er mit 2 Mutter, dicker Bodensatz, ohne Zweifel zu dem Geschlechte des Wortes Moder, Nieders. Modder, weil diese ausgearteten Körner eine Wirkung überflüssiger Nässe sind, und oft selbst statt des Mehles eine weiche, schwammige, moderige Masse enthalten. Im Holländischen heißt das Mutterkorn Miter.


Mutterkrampf (W3) [Adelung]


Der Mutterkrampf, des -es, plur. die -krämpfe, die krampfartige Zusammenziehung des Muttermundes in der Geburt. Andere belegen die so genannten wilden Wehen mit diesem Nahmen, und im gemeinen Leben werden oft alle hysterische krampfartige Zufälle ein Mutterkrampf genannt. S. Mutterbeschwerde.


Mutterkrankheit (W3) [Adelung]


Die Mutterkrankheit, plur. die -en, S. Mutterbeschwerde.


[Adelung]

Mutterkrebs (W3) [Adelung]


Der Mutterkrebs, des -es, plur. die -e, S. 1 Mutter.


Mutterkuchen (W3) [Adelung]


Der Mutterkuchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Nachgeburt.


Mutterlamm (W3) [Adelung]


Das Mutterlamm, des -es, plur. die -lämmer, ein Lamm weiblichen Geschlechtes zum Unterschiede von einem Bocklamme. Nieders. Ouwlamm, von Ouwe, ein Mutterschaf.


Mutterland (W3) [Adelung]


Das Mutterland, des -es, plur. die -länder, dasjenige Land, aus welchem eine Colonie herstammet, im Gegensatze dieser Colonie.


Mutterlauge (W3) [Adelung]


Die Mutterlauge, plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, in der Chemie und bey verschiedenen Handwerkern, eine Lauge, aus welcher bereits alles, was sich von den darin befindlichen Sal- zen krystallisiren lässet, geschieden worden, weil sie gleichsam Mutter der darin befindlichen Salze gewesen; bey andern die Hecklauge. Aus der Mutterlauge des Salpeters und Kochsalzes wird die Magnessa niedergeschlagen. In den Salzwerken wird die Mutterlauge des Salzes, oder der bey dessen Bereitung zurück gebliebene Körper, auch die Muttersohle, ingleichen die wilde Sohle genannt.


Mutterleber (W3) [Adelung]


Die Mutterleber, plur. die -n, S. Nachgeburt.


Mutterleib (W3) [Adelung]


Der Mutterleib, des -es, plur. car. der Leib der Mutter, in Beziehung auf die darin verschlossen gewesene Frucht. Es wird nur ohne Artikel mit gewissen Vorwörtern gebraucht. Warum hast du mich aus Mutterleibe kommen lassen? Hiob 10, 15, warum hast du mich lassen geboren werden? Auf dich bin ich geworfen aus Mutterleibe, du bist mein Gott von meiner Mutter Leibe an, Ps. 22, 11; wo es zugleich vollständig vorkommt, von meiner Geburt an. Und so in andern Stellen mehr. Außer der biblischen Schreibart wird es noch am häufigsten in der vertraulichen und lehrenden Schreibart mit dem Vorworte von gebraucht; von Mutterleibe an, von der Geburt an. Von Mutterleibe an blind seyn. So nackt, wie er von Mutterleibe gekommen ist.


Mütterlich (W3) [Adelung]


Mütterlich, -er, -ste, adj. et adv. von dem Hauptworte 4 Mutter, Mater. 1) Der Mutter gehörig, von ihr herkommend; ohne Comparation. Von mütterlicher Seite mit jemanden verwandt seyn? Das mütterliche Vermögen. Wo es auch als ein Hauptwort gebraucht wird, das Mütterliche, das von der Mutter herstammende Vermögen, zum Unterschiede von dem Väterlichen. Die mütterliche Erwartung, die Erwartung der Mutter. Die mütterliche Liebe. a) Der Mutter ähnlich, dem zärtlichen Herzen einer Mutter gegen ihre Kinder gemäß, ähnlich, darin gegründet. Ihr mütterlich Herz entbrannte gegen ihren Sohn, 1 Kön. 3, 36. Eine mütterliche Liebe. Jemanden mütterlich ermahnen. Mütterlich für ihn sorgen. 3) Das mütterliche Land, in der höhern Schreibart der Neuern, das Vaterland, und in weiterer Bedeutung, die Erde, so fern sie unser aller Mutter heißt. Erde, mein mütterlich Land, Klopst. So auch die mütterliche Stadt, die Vaterstadt, die Stadt, aus welcher man gebürtig ist. Der du vor den Thoren Von deiner mütterlichen Stadt Einst Lieder lalletest, Raml.


Mutterlos (W3) [Adelung]


Mutterlos, adj. et adv. der Mutter beraubt, so wie vaterlos des Vaters. Eine mutterlose Waise. Eine Art kleiner Fische, von welchen man glaubt, daß sie nicht aus dem mütterlichen Rogen, wie andere Fische, sondern aus dem Schaume und Schlamme entstehen, heißen in vielen Gegenden Mutterlose, und im Diminut. Mutterlöschen, Mutterloseken. S. Grühe.


Muttermahl (W3) [Adelung]


Das Muttermahl, des -es, plur. die -mähler, ein Mahl am Leibe, d. i. ein Flecken oder Auswuchs der Haut, welche Kinder zuweilen mit auf die Welt bringen, und die sehr oft von der Einbildungskraft der Mutter herrühren; im Oberdeutschen Anmahl, Ubermahl, Mutterflecken.


Muttermensch (W3) [Adelung]


+ Der Muttermensch, des -en, plur. inus. in den niedrigen Sprecharten, ein einzelner Mensch mit einigem Nachdrucke. Es war kein Muttermensch zu Hause, kein Mensch, niemand. Hat wohl ein Muttermensch jemahls dergleichen erlebt? irgend ein Mensch. Nieders. Moderminsk. S. 4. Mutter, Anm.


Muttermilch (W3) [Adelung]


Die Muttermilch, plur. car. die Milch der Mutter, besonders der Mutter eines Kindes; im Gegensatze der Ammenmilch. Etwas mit der Muttermilch einsaugen, figürlich, gewisse Begriffe oder Vorurtheile von der frühesten Jugend an eingeprägt bekommen.


Muttermörder (W3) [Adelung]


Der Muttermörder, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Muttermörderinn, eine Person, welche ihre Mutter ermordet hat.


Muttermund (W3) [Adelung]


Der Muttermund, des -es, plur. die -münde, in der Anatomie, die Öffnung der Mutter oder der Eingang zu derselben am innern Ende der Mutterscheide. Bey einigen wird auch die äußere Öffnung der Mutterscheide mit diesem Nahmen beleget, da denn jene der innere, diese aber der äußere Muttermund genannt werden; Oroficium uteri.


Mutternackend,Mutternackt (W3) [Adelung]


Mutternackend, oder Mutternackt, adj. et adv. im gemeinen Leben und den niedrigen Sprecharten, völlig nackt, gleichsam so nackend, wie man von Mutterleibe gekommen ist; fadennackt, im Nieders. stocknackend. Sich mutternackt ausziehen. S. 4 Mutter, Anm.


Mutternelke (W3) [Adelung]


Die Mutternelke, plur. die -n. 1) Diejenigen Gewürznelken, welche an dem Baume zu Reife gelangen, von selbst abfallen, und zum Samen gebraucht werden. 2) Unter den Gartennelken werden diejenigen Nelkenstöcke, von welchen man gemeiniglich gute Sorten durch den Samen zieht, Samennelken oder Mutternelken genannt.


Mutterpfeife (W3) [Adelung]


Die Mutterpfeife, plur. die -n, in dem Bienenbaue, diejenigen Pfeifen oder Zellen in den Bienenstöcken, welche für die junge Brut bestimmt sind; zum Unterschiede von den Honigpfeifen und Brotzäpflein.


Mutterpfennige (W3) [Adelung]


Die Mutterpfennige, sing. inus. im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart, Pfennige, d. i. Geld, welche die Mütter ihren Kindern, besonders ihren auswärts befindlichen Söhnen, heimlich und wider der Väter Wissen zuzustecken pflegen.


Mutterpferd (W3) [Adelung]


Das Mutterpferd, des -es, plur. die -e, ein Pferd weiblichen Geschlechtes, eine Stute; zum Unterschiede von einem Hengstpferde oder Hengste. Nieders. Moorperd.


Mutterplage (W3) [Adelung]


Die Mutterplage, plur. die -n, S. Mutterbeschwerde.


Mutterröhrchen,Mutterröhrlein (W3) [Adelung]


Das Mutterröhrchen, oder Mutterröhrlein, des -s, plur. ut nom. sing. an den Feuergewehren, die Röhrchen an dem Schafte, in welche der Ladestock gesteckt wird. S. 3. Mutter 1.


Mutterschaf (W3) [Adelung]


Das Mutterschaf, des -es, plur. die -e, ein Schaf weiblichen Geschlechtes, so bald es gelammet hat; ein Trageschaf, eine Schafmutter, Oberd. die Mutze, Nieders. Onwe, Unwwe, Angels. Eowu, Engl. Ewe, Lat. Ovis, in einigen Deutschen Provinzen auch eine Zade.


Mutterschaft (W3) [Adelung]


Die Mutterschaft, plur. car. ein von einigen gebrauchtes analogisch richtiges Wort, die Eigenschaft, den Zustand einer Mutter zu bezeichnen. S. 3 Schaft.


Mutterscheide (W3) [Adelung]


Die Mutterscheide, plur. die -n, in der Anatomie, eine häutige längliche Röhre, welche sich von dem Halse der Bärmutter zu dem weiblichen Schooße erstrecket; Vagina uteri.


Mutterschmerzen (W3) [Adelung]


Die Mutterschmerzen, sing. inus. S. Mutterbeschwerde.


Mutterschwein (W3) [Adelung]


Das Mutterschwein, des -es, plur. die -e, ein erwachsenes Schwein weiblichen Geschlechtes, besonders ein solches zahmes Schwein, im gemeinen Leben eine Sau, Fährmutter, Schweinmutter, Nieders. Moorswien, Mudje, Mutte, in einigen Oberdeutschen Gegenden Losa, Sutz, Mor; zum Unterschiede von dem Eber oder Hacksch. S. Schwein und Sau.


Mutterschwester (W3) [Adelung]


Die Mutterschwester, plur. die -n, die Schwester der Mutter, Lat. Malertera, im Dithmars. Feye, S. Muhme.


Mutterschwindel (W3) [Adelung]


Der Mutterschwindel, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. im gemeinen Leben, ein krampfartiger Schwindel bey dem andern Geschlechte, wobey das Bewußtseyn aufhöret, und welcher von dem großen Haufen der Bärmutter zugeschrieben wird.


Mutterseele (W3) [Adelung]


+ Die Mutterseele, plur. car. ein nur in den niedrigen Sprecharten, so wie Mutterkind und Muttermensch, übliches Wort, eine einzelne Seele, d. i. einen einzelnen Menschen mit Nachdruck zu bezeichnen. Es war keine Mutterseele da, schlechterdings niemand. Sollte das wohl eine Mutterseele glauben? irgend ein Mensch. Man hat davon in Verbindung mit dem Worte allein auch das Nebenwort mutterseelen allein, d. i. völlig allein, ganz allein, gleichsam so allein, wie ein von seiner Mutter verlassenes Kind, wofür man auch nur mutterallein sagt. In einigen Mundarten spricht man auch mutterselig allein. Wenn nicht die Abstammung von Seele, anima, zu erweislich wäre, so könnte man die letzte Hälfte in den Nebenwörtern als ein mit dem Lateinischen solus, allein, verwandtes Wort ansehen.


Muttersohle (W3) [Adelung]


Die Muttersohle, plur. inus. S. Mutterlauge.


Muttersöhnchen (W3) [Adelung]


Das Muttersöhnchen, Oberd. Muttersöhnlein, des -s, plur. ut nom. sing. ein von seiner Mutter verzärtelter Sohn; Nieders. Mömekenkind, Mömekensöne, von Möme, Mutter, Ital. Mammolo, Mammolino.


Mutterspiegel (W3) [Adelung]


Der Mutterspiegel, des -s, plur. ut nom. sing. ein chirurgisches Werkzeug, womit man in schweren Geburten den Muttermund öffnet, und die todte Frucht heraus hohlen zu können; Dioptra. S. Spiegel.


Muttersprache (W3) [Adelung]


Die Muttersprache, plur. die -n, 1) Eine Sprache, welche jemand von seiner Mutter erlernet hat; in welchem Verstande man sie der Vatersprache entgegen setzen könnte. Am häufigsten in weiterer Bedeutung, eine Sprache, welche an dem Orte üblich ist, wo man geboren und erzogen worden, welche man daher auch gemeiniglich von Jugend auf erlernet, im Gegensatze der fremden Sprachen; im mittlern Lat. materna Lingua. 2) Eine ursprüngliche Sprache, welche dem Anscheine nach, oder auf eine merkliche Art, aus keiner andern entstanden, eine Hauptsprache, Stammsprache, wird in Ansehung, der von ihr abstammenden Tochtersprachen, oder auch Mundarten, die Muttersprache genannt. So ist die Lateinische Sprache eine Muttersprache in Ansehung der Italiänischen, Französischen und Spanischen Sprachen.


Mutterstein (W3) [Adelung]


Der Mutterstein, des -es, plur. die -e, eine versteinerte zweyschalige Muschel, welche den äußern Theilen der Bärmutter ähnlich ist, und um dieser Ähnlichkeit willen im gemeinen Leben Manuzenstein genannt, von Maunze, vulva; Hysterolithus.


Mutterstock (W3) [Adelung]


Der Mutterstock, des -es, plur. die -stöcke, ein Bienenstock, welcher zur Zucht, zur Fortpflanzung dienet, und welcher auch ein Leibstock, Stammschwarm, Pflanzstock, Ständer, und, so fern Biene in einigen Gegenden auch einen Bienenstock bedeutet, eine Mutterbiene und Leibbiene genannt wird.


Muttertheil (W3) [Adelung]


Das Muttertheil, des -es, plur. die -e, der von der Mutter ererbte Theil des Vermögens; zum Unterschiede von dem Vatertheile.


Muttertrompete (W3) [Adelung]


Die Muttertrompete, plur. die -n, in der Anatomie, zwey einer Trompete in der äußern Gestalt ähnliche Gänge, auf jeder Seite der Bärmutter, welche sich von derselben bis nach den Hüften erstrecken, und den Samen, oder vielmehr das angeschwängerte Ey in die Bärmutter leiten sollen; Tubae Fallopianae, von ihrem Entdecker Fallopius.


Mutterviole (W3) [Adelung]


Die Mutterviole, plur. die -n, das Mutterveilchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art der Nachtviole, welche in Italien einheimisch ist; Hesperis matronalis L. Frauenviole, bey den Gärtnern Viola matronalis.


Mutterwasser (W3) [Adelung]


Das Mutterwasser, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom. sing. in den Apotheken, ein abgezogenes Wasser wider Mutterbeschwerden.


Mutterweh (W3) [Adelung]


Das Mutterweh, des -es, plur. inus. S. Mutterbeschwerde.


Mutterwein (W3) [Adelung]


Der Mutterwein, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben, ein süßer Wein, welcher von dem großen Haufen wider die Mutterbeschwerden gebraucht wird.


Mutterwitz (W3) [Adelung]


Der Mutterwitz, des -es, plur. car. der natürliche Verstand, so wie jedermann die Anlage dazu von Mutterleibe an mit auf die Welt bringt; im Gegensatze des Schulwitzes, des durch die Wissenschaften aufgeklärten Verstandes. Viel Mutterwitz haben, viel natürlichen Verstand. ( S. Witz.) Daher das Bey- und Nebenwort mutterwitzig, Mutterwitz habend, verrathend.


Mutterwurz (W3) [Adelung]


Die Mutterwurz, plur. inus. ein Nahme verschiedener Gewächse, welche in Mutterbeschwerden von guter Wirkung seyn sollen. Besonders des Wohlverley, S. dieses Wort.


Mutterwuth (W3) [Adelung]


Die Mutterwuth, plur. car. bey einigen Ärzten, ein Nahme der Liebeswuth, oder des in Wuth und Unsinn ausgearteten Liebesfiebers; Furor uterinus. S. Liebesfieber und 3 Mutter.


Mutterzäpfchen,Mutterzäpflein (W3) [Adelung]


Das Mutterzäpfchen, oder Mutterzäpflein, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Ärzten, ein Zäpfchen oder Meißel, welcher in die Mutterscheide gesteckt wird, die monathliche Reinigung zu befördern, einen Vorfall zurück zu halten u. s. f. Der Muttermeißel.


Mutterzimmt (W3) [Adelung]


Der Mutterzimmt, des -es, plur. inus. die Deutsche Benennung der Cassia, welche eine Art schwächern Zimmtes ist, und von dem gemeinen Manne wider die Mutterbeschwerden gebraucht wird; Laurus Cassia L.


Mutterzwiebel (W3) [Adelung]


Die Mutterzwiebel, plur. die -n, bey den Zwiebelgewächsen, eine Zwiebel, welche bereits Blumen getragen, und junge Zwiebeln hervor gebracht hat.


Mutz (W3) [Adelung]


Der Mutz, des -es, plur. die -e, ein nur in den gemeinen Sprecharten übliches Wort, welches überhaupt den Begriff der Verkürzung, der Verstümmelung der Länge nach, bey sich führet. Ein seines Schwanzes beraubtes Thier, ein gestutzter Hund oder Esel, Ital. Canemozzo, wird im verächtlichen Verstande ein Mutz genannnt, welchen Nahmen man auch wohl fehlerhaft kleinen Dingen ihrer Art, z. B. einer ungewöhnlich kleinen Person beyzulegen pflegt. Figürlich nennt man auch wohl einen dummen Menschen einen Mutz, wo es aber auch von Matz abstammen, oder auch zum mittlern Lat. Mutis, Mutio, ein dummer Mensch, vom Lat. mutus, stumm, gehören kann. Bey den Schwäbischen Dichtern heißt Muser, Muzer, ein dummes Pferd. Siehe 2 Mutzen.


Mütze (W3) [Adelung]


Die Mütze, plur. die -n, Diminut. das Mützchen, Oberd. das Mützlein, eine ehemahlige Benennung einer jeden Bekleidung des Hauptes. Daher werden die Doctor-Hüte, cardinal-Hüte und Bischofshüte im gemeinen Leben noch mehrmahls Doctor-Mützen, Cardinal-Mützen und Bischofsmützen genannt, obgleich jene Benennung wegen des dem Worte Mütze jetzt anklebenden niedrigern Begriffes anständiger ist. In Grenadier-Mütze hat es diese Bedeutung noch behalten. Denn jetzt gebraucht man das Wort Mütze nur von gewissen zur Bequemlichkeit oder Wärme dienenden Bedeckungen beyder Geschlechter, welche das ganze Haupt umgeben. Besonders des männlichen, welche im Oberdeutschen in vielen Fällen die Haube, die Kappe genannt wird. Die Mütze abnehmen, aufsetzen. Die Nachtmütze oder Schlafmütze, Pelzmütze, Federmütze, Klappmütze, Schiffmütze, Reisenmütze, Fuhrmannsmütze u. s. f. Auch bey dem andern Geschlechte ist die Mütze eine ganz einfache Bekleidung geringer Personen von allerley Zeugen, welche den Kopf genau umgibt, und zuweilen gleichfalls die Haube genannt wird, oft aber noch von derselben unterschieden wird. Im Nieders. heißt sie die Hülle, die Kips, Kipp, von Kappe. Kleine Kinder beyderley Geschlechtes werden gelichfalls mit solchen Mützen oder Mützchen bekleidet. Figürlich wird der zweyte Magen der wiederkäuernden Thiere wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, die Mütze genannt, S. Magen.

Anm. Im Nieders. Mutze, Müsse, im Schwed. Myssa, im Holländ. Muts, im Finnländ. Myssy. Nicht, wie Frisch will, von dem folgenden mutzen, stutzen, weil die Mützen aus den abgestutzten Kappen an den Kleidern entstanden wären, welcher Ursprung selbst schon unerweislich und unwahrscheinlich ist, sondern mit dem Lat. Mitra und Griech - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - aus Einer Quelle, nähmlich zunächst von dem alten Zeitworte muzen, bedecken, bekleiden, welches schon bey dem Notker vorkommt, und bey den ältern Franzosen "musser" lautet, so wie im Angels. mithan, bedecken, verbergen ist. Es führeten daher ehedem mehrere Kleidungsstücke den Nahmen einer Mütze. Dahin gehören die mittlern Lat. Muza, Mussa, Muscata, Muzecta, Muzzetta, Almucium, Franz. Aumusse, Ital. Mozetta, welche insgesammt eine gemeiniglich kurze Art der Bekleidung des Leibes bedeuten. Im Isländ. ist Muza ein Bauerwammes, und noch jetzt ist im Oberdeutschen der Mutzen eine solche kurze Kleidung gemeiner Leute. So fern bey diesen Kleidungsstücken der Begriff der Kürze der herrschende ist, kann ihre Benennung freylich auch zu dem folgenden mutzen, stutzen, gerechnet werden. Allein unser Mütze gehöret mit seinem veralteten Zeitworte mützen, bedecken, ohne Zweifel zu dem Geschlechte der Wörter Mieder, Maue, Muff, Muth, modius, 3 Mutter u. s. f. welche den Begriff des hohlen Raumes und folglich auch der Bedeckung haben.


Mutzen (W3) [Adelung]


1. * Mutzen, verb. reg. act. welches nur noch in einigen gemeinen Mundarten Nieder- und Oberdeutschlandes üblich ist, wo es sich zieren, putzen bedeutet. Sich zum Tanze mutzen, d. i. putzen, Kaiserb. Täglich sie sich ziert, preyst (brüstet) und putzt, Vor dem Spiegel streycht, zafft und mutzt, Hans Sachs. Im Nieders. gleichfalls mutzen, im Osnabrück. muten, in Hamburg mutern; ohne Zweifel auch von dem jetzt gedachten alten muzen, bedecken, bekleiden, von welchem es allem Aufsehen nach eine Figur ist. S. Aufmutzen.


Mutzen (W3) [Adelung]


2. * Mutzen, verb. reg. act. welches gleichfalls nur in den gemeinen Sprecharten, besonders Oberdeutschlandes, vorkommt, wo es stutzen, der Länge nach verstümmeln bedeutet. Die Bäume mutzen, d. i. stutzen, im Oberdeutschen, wo auch das zusammen gesetzte abmutzen üblich ist. Es stammet mit dem Lat. mutilare aus einer Quelle her, nämlich von meiden, metzen, schneiden, wohin auch unser metzeln, Messer, Meißel und andre mehr gehören.


Mutzengericht (W3) [Adelung]


* Das Mutzengericht, des -es, plur. die -e, ein nur in einigen Hessischen Gegenden übliches Gericht, welches vornehmlich auf der Eigenhufe zu Issenhausen gehalten, und auch der Eigenstuhl und das Eigengericht genannt wird. Es wird über die neu verehlichten Leibeigenen gehalten, da denn diejenigen, welche eines andern Adeligen Leibeigene (vielleicht nur ohne Erlaubniß ihres Leib- und Eigenthumsherren) geheirathet haben, eine kleine Strafe erlegen müssen. Man nennet es im Lat. Jus Cunnagii, und leitet es von Mutze, vulva, her ( S. 3 Mutter 2.) Al- lein es kann auch von Mutze, Metze, d. i. eine jede unverehlichte weibliche Person, ein Mädchen, abstammen, S. 3 Metze.


Mützenmacher (W3) [Adelung]


Der Mützenmacher, des -s, plur. ut nom. sing. S. Hut-Staffirer.


Muus,Muuß (W3) [Adelung]


Das Muus, oder Muuß, S. 2 Muß.


Myrrhe (W3) [Adelung]


Die Myrrhe, plur. inus. noch häufiger aber ohne Artikel und absolute, Myrrhen, der Nahme eines ausländischen bittern Harzes, aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und dieß aus dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Schon bey dem Willeram Myrron.


Myrrhen-Kerbel (W3) [Adelung]


Der Myrrhen-Kerbel, des -s, plur. inus. eine Art des Kerbels mit gefurchtem eckigen Samen, welcher auf den Alpen einheimisch ist; Scandix odorata L.


Myrte (W3) [Adelung]


Die Myrte, plur. die -n, ein baumartiges Gewächs, dessen Blätter einen angenehmen bittern und herben Geschmack haben; Myrtus L. Sie ist in den wärmern Gegenden von Asien und Afrika einheimisch, aus welchen sie über Griechenland und Italien in dem übrigen Europa bekannt geworden. Weil der Baum das ganze Jahr grün bleibt, so hat man ihn schon von den ältesten Zeiten an gern bey den Leichen und an Begräbnißorten gepflanzt, worauf er denn auch sehr bald als ein Sinnbild der Trauer und des Todes gebraucht worden. Allein will ich ins Grab sinken, und dort deiner erwarten, wo eine unverwelkliche Myrte um unsre Häupter blühen soll, Weiße. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt der Blätter, wird auch der Porst, Myrica communis L. von einigen Myrte, Deutsche Myrte, Engl. Dutch Myrtle genannt.

Anm. Der Nahme stammet aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - her, welches wiederum im Oriente einheimisch ist, indem dieser Baum im Pers. Murt heißt. Vermuthlich hat die schmale, spitzige Gestalt der Blätter zu dieser Benennung Anlaß gegeben, da denn so wohl Myrtus als auch Myrica mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, theilen, zu unserm merzen gehören würden.


Myrtenbeere (W3) [Adelung]


Die Myrtenbeere, plur. die -n. 1) Die beerartige Frucht des Myrtenbaumes. 2) Auch eine Art der Heidelbeeren führet diesen Nahmen, S. Heidelbeere 1.


Myrtendorn (W3) [Adelung]


Der Myrtendorn, des -es, plur. inus. ein Nahme des Stech- oder Christ Dornes, Ilex aquifolium L. welcher gleichfalls stachelige spitzige Blätter hat, ( S. 1 Hülse.) Ingleichen des Mäusedornes, welcher ähnlicher Blätter hat; Ruscus aculeatus L. S. Mäusedorn.


Mystik (W3) [Adelung]


Die Mystik, plur. car. in der Theologie, die Lehre von der geheimen Vereinigung der Seele mit dem göttlichen Wesen. Daher der Mystiker, der dieser Lehre anhängt; mystisch, darin gegründet, oft auch geheimnißvoll überhaupt. Alle aus dem Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .


Mythologie (W3) [Adelung]


Die Mythologie, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig.) 1) Die Lehre von den erdichteten Gottheiten der Alten; ohne Plural. 2) Ein Buch, welches diese Lehren enthält. Daher mythologisch, in dieser Lehre gegründet. Gleichfalls aus dem Griechischen.


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