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XADE_f - Adelung - Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
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Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart




Erstellt: 2021-01

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Adelung, Johann Christoph
Hochdeutsches Wörterbuch
Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart,
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten,
besonders aber der Oberdeutschen [Adelung]

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Zu den Daten

Hier finden Sie den vollständigen Text des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von Johann Christoph Adelung. Er entspricht der Ausgabe von 1811, die vom Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eingescannt und mit einem Texterkennungsprogramm in Textform überführt wurde. Text und Bilder hat die sogenannte Digitale Bibliothek auf Ihrem Web-Server verfügbar gemacht, jedoch nicht als fortlaufenden Text. Das ist die Lücke, die diese Datei füllen soll.

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Sebastian Koppehel


Erstellt: 2010-02

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Fabel (W3) [Adelung]


Die Fabel, plur. die -n, Diminut. Fabelchen. 1) Ein jedes allgemeines Gespräch und der Gegenstand desselben; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Israel wird ein Sprichwort und Fabel seyn unter allen Völkern, 1 Kön. 9. 7. Chron. 7. 20. Daß sie sollen zu Schanden werden, zum Sprichwort, zur Fabel u. s. f. Jer. 24, 9. 2) In engerer Bedeutung, eine jede erdichtete Erzählung, ein Mährchen. 3) In noch engerem Verstande, eine erdichtete Erzählung, mit welcher der Dichter eine sittliche Absicht verbindet, zum Unterschiede von einem Mährchen, welches keine moralische Absicht hat, sondern bloß zur Belustigung dienet. In diesem Verstande gehören die Lustspiele, die Trauerspiele, Heldengedichte, Romane u. s. f. zur Fabel. 4) In der engsten Bedeutung, begreift man unter diesem Nahmen die Erzählung einer allegorischen Handlung, welche Thieren und geringern Dingen beygelegt wird, um sie von der Erzählung im engsten Verstande zu unterscheiden, in welcher auch Menschen und höhere Wesen eingeführet werden können. Gellerts Fabeln und Erzählungen. Diese Fabeln im engsten Verstande werden auch Äsopische Fabel genannt.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Latein. fabula entlehnet. Ehe solches geschah, nannte man dergleichen erdichtete Erzählungen auch wohl Spel, Spiele, und Bischaft. S. Beyspiel.


Fabeldichter (W3) [Adelung]


Der Fabeldichter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Dichter, welcher Fabeln, besonders in der vierten und engsten Bedeutung dieses Wortes, dichtet.


Fabelhaft (W3) [Adelung]


Fabelhaft, -er, -este, adj. et adv. einer Fabel ähnlich, erdichtet, in der zweyten Bedeutung dieses Wortes. Eine fabelhafte Erzählung. Die fabelhaften Zeiten des Alterthumes, aus welchen man statt wahrer Geschichte nur Erdichtungen hat.


Fabelhans (W3) [Adelung]


+ Der Fabelhans, des -es, plur. die -e, in der niedrigen Sprechart, eine verächtliche Benennung eines Menschen, der gern erdichtete Begebenheiten erzählet und erzählen höret, fabulator, im mittlern Latein. fabulo. S. Hans.


Fabellehre (W3) [Adelung]


Die Fabellehre, plur. die -n, die Lehre oder Wissenschaft der gottesdienstlichen Fabeln der ältern Völker; die Mythologie.


Fabeln (W3) [Adelung]


Fabeln, verb. reg. act. 1) Fabeln, Mährchen erzählen. Man hat viele Wunderwerke von ihm gefabelt. 2) Wahnsinnig reden, in Krankheiten ohne Verstand reden, fantasiren; wofür im Ober- und Nieders. faseln üblicher ist. S. Fabuliren.


Fabelschmid (W3) [Adelung]


Der Fabelschmid, des -s, plur. die -e, der Urheber einer Fabel oder erdichteten Erzählung, im verächtlichen Verstande.


Fabelwerk (W3) [Adelung]


Das Fabelwerk, des -es, plur. inus. ein im Hochdeutschen ungewöhnlich gewordenes Wort, für Fabel, Erdichtungen, im verächtlichen Verstande.


Fabrikant (W3) [Adelung]


Der Fabrikant, des -en, plur. die -en, ein jeder Arbeiter in einer Fabrik, in der zweyten und dritten Bedeutung dieses Wortes. Besonders, der erste und vornehmste unter denselben, welcher die Stelle des Meisters bey den Handwerkern vertritt.


Fabrikenbley (W3) [Adelung]


Das Fabrikenbley, des -es, plur. die -e, ein rundes Stückchen Bley am Ende der vornehmsten Stücke einer in einer Fabrik verfertigten Waare, welches den Ort und die Jahrzahl der Verfertigung enthält, und richtiger Manufacturenbley, sonst aber auch das Bleyzeichen genannt wird.


Fabuliren (W3) [Adelung]


Fabuliren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, in der niedrigen Sprechart, fabeln, Fabeln, Mährchen erzählen; aus dem Latein. fabulari.


Fach (W3) [Adelung]


Fach, adj. et adv. welches nur noch in den zusammen gesetzten Zahlwörtern einfach, zweyfach, dreyfach u. s. f. vielfach, hundertfach, tausendfach u. s. f. vorkommt, und andeutet, daß eine Sache so oft genommen oder wiederhohlet werden soll, als das voran stehende Zahnwort es erfordert. Der Zeug liegt dreyfach. Vierfachen Sold bekommen. In einigen damit zusammen gesetzten Wörtern leidet es auch figürliche Bedeutungen, S. Einfach, Vielfach u. s. f. Ehedem gebrauchte man einfach, zweyfach u. s. f. auch für Ein Mahl, Zwey Mahl u. s. f. Allein im Hochdeutschen ist dieser Gebrauch veraltet, so wie die mit -fältig. zusammen gesetzten Wörter dieser Art immer mehr in Abgang kommen. S. Fältig.

Anm. Wachter lässet dieses Wort entweder von dem Latein. vice, oder von dem Wallis. ffaig, vice, abstammen. Allein es ist wahrscheinlicher, daß es zu dem folgenden Hauptworte Fach gehöret, welches ehedem auch eine Falte, eine Reihe bedeutete. Er zarte ime von theme thiehe Ain vah there halsberge, er zog ihm von der Hüfte Reihe Ringe des Harnisches, heißt es im Fragmente eines alten Gedichtes auf Carln den Großen bey dem Schilter, V. 3092. Das Latein. -plex stammet, so wie das gleichdeutige Deutsche -fältig, gleichfalls von plica, Falte, her. Indessen kommen die mit -fach zusammen gesetzten Zahlwörter bey den ältern Schriftstellern nicht vor, die sich statt ihrer anderer Zusammensetzungen bedieneten. Im Nieders. bedeutet vaken oft.


Fach (W3) [Adelung]


Das Fach, des -es, plur. die Fächer, oft auch die Fache. 1. Eigentlich, ein jeder eingeschlossener oder von einem andern Raume abgesonderter Ort, besonders, andere Dinge darin zu bewahren und aufzuheben; in welcher Bedeutung dieses Wort doch nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Bey den Fischern ist es ein eingezäunter oder umzäunter Ort in einem Wasser, Fische darin zu fangen; in welcher Bedeutung der Plural die Fache, selbst im Obersächsischen am gebräuchlichsten ist. S. Fachreuse und Verfachen. 2) Die leeren Plätze in einer hölzernen Wand, welche durch Verbindung der Säulenbänder und Riegel entstehen, und entweder ausgemauert oder ausgekleidet werden, die Felder; im Plural die Fache. Ein Haus in Dach und Fach erhalten, d. i. im baulichen Stande. Im Niedersächs. ist dieses Wort auch von den Zwischenräumen zwischen den Sparren üblich. Ein Haus von sechs Fachen, d. i. sechs Sparren. 3) Der Platz in der Scheuer zu beyden Seiten der Tenne, welcher im Oberd. eine Banse heißt, wird im Nieders. ein Fach genannt. 4) Bey den Hutmachern werden die Stücke, woraus ein Hut zusammen gesetzet wird, Fache genannt. S. 2. Fachen. 5) Die Abtheilung in einem Kasten, Schranke, Bücherbrete, Regale u. s. f. Dinge darin zu verwahren, Plur. die Fächer; welche Bedeutung im Hochdeutschen die gewöhnlichste ist. Die Fächer eines Kastens, eines Schrankes u. s. f. Es ist nicht aus dem rechten Fache, figürlich, es ist nicht von der rechten Art. 6) * Eine Lücke, ein Loch, im Nieders. Der Teufel fürchtete, sein Reich möchte ein Fach gewinnen, das er nicht leicht wieder könne zustopfen, Luth. Ein gut Fach ausführen, im Nieders. viel essen. 2. Figürlich, die Wissenschaft, die Kunst, worauf man sich vorzüglich gelegt hat. Das schlägt nicht mein Fach, gehört nicht für mich, ich bin dessen nicht kundig. Ein Mann der sich in seinem Fache fühlt, Less. der da fühlt, daß er seiner Sache gewachsen ist. Ingleichen das Geschäft, wozu jemand berufen oder verbunden ist. Das gehöret nicht in mein Fach. Wie auch die Classe, wohin eine Sache gehöret. Das gehöret in ein anderes Fach. In allen Fächern brauchbar seyn.

Anm. Im Angels. lautet dieses Wort Faec, im Nieders. Fak, im Dän. Fag. Ehedem bedeutete es auch eine Tasche, welche Bedeutung das Franz. Faque noch hat. S. auch Ficke. Das Schwed. Faggor, welches Ihre nicht zu erklären wußte, gehöret unstreitig auch hierher. Fach stammet von fachen ab, welches in einigen Oberdeutschen Gegenden auch fahen lautet, und bedeutet also eigentlich einen jeden abgetheilten oder umschlossenen Ort. In den vier ersten Bedeutungen ist auch im Hochdeutschen der Oberdeutsche Plural Fache am üblichsten. Das Diminut. lautet im Oberd. Fächlein. Im Plural haben die Hochdeutschen auch das Diminut. Fächerchen. S. - Chen.


Fachbaum (W3) [Adelung]


Der Fachbaum, des -es, plur. die -bäume. 1) Derjenige Baum an einer Wassermühle, oder an einem Wehre, welcher das Wasser vor dem Gerinne in der vorgeschriebenen Höhe erhält; vermuthlich, weil er gleichsam ein Fach, d. i. eine Abtheilung in dem Wasser macht. Er wird auch der Spundbaum, Mahlbaum, Grundbaum, in Österreich der Polsterbaum, in Schwaben der Haarbaum, und bey den Wehren der Wehrbaum genannt. 2) S. Fachbogen.


Fachbogen (W3) [Adelung]


Der Fachbogen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Tuch- und Hutmachern, ein Bogen mit einer starken Darmsaite, die kurze Wolle damit zu zerschlagen und zu schnellen; der Fachbaum. S. Bogen und 2 Fachen.


Fache (W3) [Adelung]


Die Fache, plur. inus. bey den Tuch- und Hutmachern, die Handlung des Fachens; ingleichen die gefachte Wolle selbst. S. 2 Fachen.


Fächel (W3) [Adelung]


Der Fächel, S. Fächer.


Fächeln (W3) [Adelung]


Fächeln, verb. reg. act. welches das Diminut. von fachen ist. 1) Durch Verursachung eines gelinden Windes abkühlen, mit der vierten Endung der Person, und in der dichterischen Schreibart. Sanft und lieblich ist der West, Thal und Aue lächelt, Wenn er an der Flora Fest Ihre Kinder fächelt, Weiße. - Lisette schweigt und lächelt, Wie eine Dame thut, die sich gelassen fächelt, Zach. 2) Auf solche Art verbreiten, auch nur in der dichterischen Schreibart. Der verliebte Himmel lächelt In die gleich erwärmte Luft, Welche gleichsam Küsse fächelt Auf der schwangern Erdenkluft, Flemming.

Anm. In der Sprache des Umganges ist statt dieses Zeitwortes fächern üblicher. In einiger Gegenden lautet dieses Diminut. auch wecheln. Das Feuer aufwecheln, Matthes. S. 3. Fachen und Wächeln.


Fachen (W3) [Adelung]


1. Fachen, verb. reg. act. von Fach, mit Fachen oder Fächern versehen, welches doch nur in den Zusammensetzungen ausfachen und verfachen üblich ist; S. diese Wörter.


Fachen (W3) [Adelung]


2. Fachen, verb. reg. act. bey den Tuch- und Hutmachern, die kurze Wolle mit einem großen Bogen zerschlagen, und zu einer Art von Schneegestöber zerschnellen; welche Arbeit auch das Bogen schlagen genannt wird. S. Bogen und Fachbogen. Frisch leitet dieses Wort aus dem Holländischen her, wo Vacht ein Büschel Wolle bedeutet; allein dieses stammet vielmehr von unserm Zeitworte ab (S. Fache,) welches allem Ansehen nach zu dem folgenden fachen, und mit demselben zu den Zeitwörtern wehen, bewegen, wackeln u. s. f. gehöret. S. auch Fackeln.


Fachen (W3) [Adelung]


3. Fachen, verb. reg. act. durch Bewegung Wind verursachen, besonders zur Erregung und Verstärkung des Feuers. Und als sie Asch und Kohlen aufgeregt, Facht, bläst und hustet sie den ganzen Stoß zu Flammen, Haged. Indessen ist dieses einfache Zeitwort sehr selten; etwas bekannter aber ist das zusammen gesetzte anfachen, bey welchem Worte bereits das Nöthigste von der Abstammung des Wortes fachen angebracht ist. Ich setze hier nur noch hinzu, daß im mittlern Lat. focare, anzünden, verbrennen, und focus, fogus, Feuer, im Pohln. aber wachluie, Wind machen bedeutet. S. Fackel und Fackeln.


Facher (W3) [Adelung]


Der Facher, des -s, plur. ut nom. sing. von 2 Fachen, bey den Hutmachern, derjenige Gesell, welcher das Fachen verrichtet.


Fächer (W3) [Adelung]


Der Fächer, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Fächerchen, Oberd. Fächerlein, ein Werkzeug, durch dessen Bewegung Wind erreget wird. Dergleichen ist der Feuerfächer, dessen man sich in den Küchen zu Erregung und Verstärkung des Feuers bedienet. Besonders führet den Nahmen eines Fächers oder Sonnenfächers ein Werkzeug der Frauenzimmer, so wohl die Strahlen der Sonne von dem Gesichte abzuhalten, als auch sich durch Erregung eines sanften Windes abzukühlen. Einige neuere Schriftsteller des Naturreiches nennen auch eine hornartige Thierpflanze, Gorgonia Flabellum L. wegen einiger Ähnlichkeit den Fächer.

Anm. Dieses Wort ist von dem 2ten oder 3ten der vorigen Zeitwörter gebildet und lautet in einem alten Vocab. des 15ten Jahrhundertes Vöchlair, in einigen Gegenden Fächel, bey dem Logau Fechel, in andern Focher, und in Nürnberg gar Fucker. In Schlesien ist dafür Schatten, im Österr. Waderle, im Nieders. aber Waier oder Wegger üblich.


Fächerfalter (W3) [Adelung]


Der Fächerfalter, des -s, plur. ut nom. sing. bey den neuern Schriftstellern des Naturreiches, eine Art Falter, dessen Flügel wie ein Fächer gefaltet sind; Pterophorus L.


Fächern (W3) [Adelung]


Fächern, verb. reg. act. durch Bewegung des Fächers Wind verursachen. Sich fächern, sich durch Bewegung des Windes abkühlen. In rauhern Mundarten fochern. S. Fächeln.


Fachgerte (W3) [Adelung]


Die Fachgerte, plur. die -n, gespaltene Stäbe, welche in den Fachen oder Fächern der Lehmwände um das Fachholz geflochten und mit Lehm überzogen werden.


Fachholz (W3) [Adelung]


Das Fachholz, des -es, plur. die -hölzer, hölzerne Stangen, mit welchen die Fache einer Lehmwand ausgefüllet werden, um dem Lehm die gehörige Haltung zu verschaffen. Sie werden auch Fachstangen und in Niedersachsen Fachstaken genannt.


Fachreuse (W3) [Adelung]


Die Fachreuse, plur. die -n eine Art von Reusen, welche in den Flüssen an vorgeschlagene Fache geleget und an Pfählen befestiget werden; zum Unterschiede der Senkreusen. S. Fach 1.


Fächser (W3) [Adelung]


Der Fächser, des -s, plur. ut nom. sing. überhaupt ein jeder zur Fortpflanzung bestimmter und in die Erde gepflanzter Zweig eines Gewächses. Besonders werden in dem Weinbaue die zur Fortpflanzung in die Erde gelegten Reben oder Knothölzer des Weinstockes, wenn sie zwey Jahre alt sind, Fächser, genannt, weil sie alsdann zu bekleiden und Wurzeln zu fassen anfangen. Im ersten Jahre heißen sie nur noch Gräslinge. Die Fächser sind die Viviradices bey dem Cicero, dagegen seine Sarmenta unsere Reben und Knothölzer, seine Propagines aber unsere Senker sind. In der Deutschen Bibel z. B. Es. 5, 7; Kap. 16, 8; Kap. 17, 10; Nahum 2, 3 lautet dieses Wort oft Fäser oder Feser, wo aber in einigen Stellen, dem Grundtexte zu Folge, Gesenke oder Senker verstanden werden müssen.

Anm. Das alte Fahs, Vahs, welches bey dem Ottfried, Willeram und Tatian Haar bedeutet, gehöret zunächst wohl nicht hierher, S. Fase. Fächser ist von dem noch im Oberdeutschen sehr bekannten Zeitworte fächsen, bauen, durch Bearbeitung des Erdbodens hervor bringen, ingleichen einernten; Hanf, Safran fächsen, d. i. bauen, die Hanffächsung, der Hanfbau, die Fächsung, das gebauete Getreide. Dieses Zeitwort aber scheinet zu fahen, ehedem fachen, zu gehören, welches auch als ein Neutrum für gehen, bekleiben u. s. f. üblich war, und mit demselben zu dem Lat. vegetus, vegetare. Noch jetzt sagt man, das die Gewächse Wurzeln fassen. Im Böhmischen heißt Fazar der Setzling eines jeden Gewächses.


Fachtisch (W3) [Adelung]


Der Fachtisch, des -es, plur. die -e, bey den Tuch- und Hutmachern, derjenige Tisch, auf welchem die Wolle gefachet wird.


Fachwerk (W3) [Adelung]


Das Fachwerk, des -es, plur. inus. diejenige Art zu bauen, da die Wände durch die Verbindung der Säulenbänder und Riegel Fache bekommen; ingleichen die dadurch entstandenen Fache einer Wand mit dem dazu gehörigen Holzwerke. S. Fach 2.


Facit (W3) [Adelung]


Das Facit, plur. ut nom. sing. aus dem Latein. Facit, in der Rechenkunst, eine jede durch Rechnung heraus gebrachte Antwort auf eine Rechnungsfrage oder Aufgabe. Besonders diejenige Summe, welche in der Addition und Regel de Tri gefunden wird.


Fackel (W3) [Adelung]


Die Fackel, plur. die -n, Diminut. Fackelchen, ein großes aus Holz, Wachs oder Pech verfertigtes Licht, welches, wenn es angezündet wird, einen starken Schein von sich gibt. Weil es dem Winde widerstehet, so wird es auch wohl ein Windlicht genannt. Holzfackeln, Pechfackeln, Wachsfackeln. In der Astronomie werden diejenigen Flecken in der Sonne, welche heller leuchten, gleichfalls Fackeln genannt, und in der edlern Schreibart sind die figürlichen Ausdrücke, die Fackel des Krieges, der Zwietracht, bekannt genug.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Ottfried Fakol, bey dem Tatian Faccola, in Boxhorns Glossen Facolo, im Angels. Faecele, im Schwed. Fackla, im Dänischen Fakkel, im Wallis. Fagl, im Ital. Fiaccola, im Wendischen Bakla. Alle diese Wörter kommen mit dem Latein. Fax und Facula genau überein, allein daraus folget noch nicht, daß sie von denselben abstammen. Die alten nordischen Völker hatten ein Wort Fach oder Fak, welches Feuer bedeutete, und vielleicht war fachen, welches jetzt Feuer machen heißt, ehedem auch für brennen üblich; S. Anfachen und Fachen. Von diesem Zeitworte, ist Fackel, vermittelst der Endsylbe -el, welche ein Werkzeug ausdruckt, sehr regelmäßig gebildet. Im Oberdeutschen ist dafür auch Tortsche, Torsche, Tortz, und im Nieders. Torbitze, Torwisse üblich, welche mit dem Ital. Torcia, Engl. Torch, Holländ. Toorts, Franz. Torche, Span. Antorcha, und Schwed. Torr und Tortisa, überein kommen, so, dem Ihre zu Folge, von dem Angels. torht, hell, klar, berühmt, abstammen. S. Theer.


Fackelbaum (W3) [Adelung]


Der Fackelbaum, des -es, plur. die -bäume, ein Nahme, welcher in einigen Gegenden dem Afholder oder Wasserhohlunder, Viburnum Opulus L. gegeben wird, dessen rothe Beeren alsdann auch Fackelbeeren genannt werden.


Fackeldistel (W3) [Adelung]


Die Fackeldistel, plur. die -n, bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, eine Art Amerikanischen Cactus, welche man abzuschneiden, zu trocknen, in Öhl einzutauchen und sich alsdann ihrer statt der Fackeln zu bedienen pflegt; Cactus Cereus L. welcher zehen Arten derselben beschreibet.


Fackeljagd (W3) [Adelung]


Die Fackeljagd, plur. die -en, eine im Herbste zur Nachtzeit angestellte Jagd, da die Hasen durch brennende Fackeln in die Garne getrieben werden.


Fackelkraut (W3) [Adelung]


Das Fackelkraut, des -es, plur. inus. in einigen Gegenden, ein Nahme der Königskerze, Verbascum Thapsus L. wegen einiger Ähnlichkeit des Blumenstängels.


Fackeln (W3) [Adelung]


Fackeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur im gemeinen Leben üblich ist. 1) Sich ohne Noth hin und her bewegen, unnöthige Bewegungen vor einer Handlung machen; in welchem Verstande es im gemeinen Leben noch oft für zaudern gebraucht wird. Ich werde da nicht lange fackeln, Weiße. Es ist mit ihm nicht zu spaßen, er fackelt nicht lange, er braucht bald Ernst. Damit ist nicht zu fackeln, d. i. zu scherzen. 2) Besonders von der Flamme des Lichtes, sich hin und her bewegen. Das Licht fackelt gar zu sehr. Mit dem Lichte herum fackeln, unnöthig hin und wieder laufen.

Anm. Dieses Wort, welches die Oberdeutschen fucheln aussprechen, gehöret wohl nicht zu dem Hauptworte Fackel, sondern allem Ansehen nach zu wegen, wackeln, Angels. wagian, Schwed. hweka. Im Nieders. bedeutet fackelen herum laufen, vagari. Im mittlern Lateine, ist Faccinerius, Fachilator, und Fachinerarius, ein Gaukler, der allerley possenhafte Bewegungen macht, foculare aber schmeicheln, welche Bedeutung fackeln im Nieders. noch hat.


Fackelschuh (W3) [Adelung]


Der Fackelschuh, des -es, plur. die -e, ein langes, oben mit Blech beschlagenes und mit einer Höhlung versehenes Holz, die kurzen Stücke von Fackeln, welche nicht mehr in der Hand getragen werden können, darein zu stecken.


Fackeltanz (W3) [Adelung]


Der Fackeltanz, des -es, plur. die -tänze, an Höfen, ein feyerlicher ernsthafter Hochzeitstanz, mit welchem die Neuvermählten in das Brautbett geführet werden; weil die Kammerherren und Pagen mit brennenden Wachsfackeln nebenher gehen.


Fackelträger (W3) [Adelung]


Der Fackelträger, des -s, plur. ut nom. sing. der bey feyerlichen Gelegenheiten die brennende Fackel trägt.


Factor (W3) [Adelung]


Der Factor, des -s, plur. die -e, aus dem mittlern Latein. Factor. 1) Der von einem Eigenthümer oder dessen Stellvertreter einer Handlung oder Werkstätte vorgesetzet ist, und sonst auch ein Buchhalter, in den Apotheken aber ein Provisor heißt. 2) In weiterer Bedeutung wird auch wohl ein jeder, der eines andern Aufträge, besonders in Handlungssachen, für Geld besorget, ein Commissionär, ein Factor genannt. Daher die Factorey, das Amt, die Verrichtung und Wohnung eines Factors, noch mehr aber, besonders in den Handelsplätzen außer Europa, eine Handlung, ein Handelshaus, welcher oder welchem ein Factor in der ersten Bedeutung vorstehet, im mittlern Lateine Factoria; die Factorey-Handlung, die Art der Handlung, da jemand eines andern Geschäfte fürs Geld besorget; die Factur, die Rechnung über die für einen andern eingekauften Waaren; das Factur-Buch, in welchem diese Rechnungen eingetragen werden, u. s. f.


Facultät (W3) [Adelung]


Die Facultät, plur. die -en, aus dem mittlern Latein. Facultas, auf den Universitäten, das Corpus der zu Einer Art von Wissenschaften gehörigen Professoren. Die theologische, juristische, medicinische und philosophische Facultät. Ingleichen die Versammlung dieser Professoren, und der Ort, wo sie sich versammeln. Daher der Facultist, des -en, plur. die -en, das Mitglied einer Facultät, besonders einer juristischen.


Fädeln (W3) [Adelung]


Fädeln, verb. reg. act. von dem folgenden Worte Faden, wovon aber nur die zusammen gesetzten ausfädeln und einfädeln üblich sind w. s. Im gemeinen Leben sagt man doch an einigen Orten die Nadel fädeln, für einfädeln, das Zeug fädelt sich, fädelt sich aus, lässet die Faden fahren.


Faden (W3) [Adelung]


Der Faden, des -s, plur. ut nom. sing. auch häufig Fäden, Diminut. das Fädchen, Oberd. das Fädlein. 1) Zusammen gedrehete Härchen des Flachses, der Wolle, Baumwolle, Seide u. s. f. zum Nähen oder Weben. Ein seidener, zwirnener, wollener Faden. Bindfaden, ein starker Faden aus Hanf zum Binden. Oft wird der Singular auch collective gebraucht. Einen groben, zarten Faden spinnen. Spanische Tücher haben den besten Faden; Englische und Holländische führen einen dickern. Zu Faden schlagen, den Faden schlagen, bey den Schneidern, zwey Stücke Zeug mit weitläufigen Stichen verloren zusammen nähen, damit man sie ordentlich zusammen nähen könne; anschlagen. In der Garnhandlung bedeutet dieses Wort oft einen Faden von bestimmter Länge, gemeiniglich von vier Ellen, so viel nehmlich der Umfang des Haspels beträgt. Alsdann machen zwanzig Faden ein Gebünde, zwanzig Gebünde eine Zaspel, drey Zaspeln ein Strähn, vier Strähn aber ein Stück Garn. Figürlich wird Faden im gemeinen Leben zuweilen für das daraus gewirkte Zeug genommen. Habe ich dir nicht alle Faden, die du am Leibe trägst, zugeworfen? Gell. Nach einer andern Figur pflegen die Jäger auch wohl den kleinen Strich in des Hirsches Fährte, welcher von dem Näßlein über den Ballen gehet, den Faden oder das Fädlein zu nennen. 2) Ein Längenmaß, welches vornehmlich in der Seefahrt und in dem Niedersächsischen Forstwesen für Klafter gebraucht wird, und gemeiniglich drey Ellen oder sechs Fuß hält. Eine Faden Holz, ein Haufen Scheite drey Ellen lang und hoch. Holz in Faden setzen, zu Faden schlagen. S. Klafter.

Anm. In den gemeinen Mundarten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes lautet dieses Wort Fadem, Faem, bey dem Ottfried Fadom, im Engl. Fadom, Fathom, im Angels. Faedm, im Schwäd. Famn, im Dän. Favn. In beyden Bedeutungen kommt es unstreitig von fahen, fassen, Schwed. famna, Angels. faedmian, her, weil ein Faden ursprünglich doch wohl zunächst zum Fahen oder Umfassen gebraucht worden. In der zweyten Bedeutung ist diese Abstammung noch deutlicher, indem dieses Maß, so wie Klafter, durch die ausgebreiteten Arme eines Menschen bestimmt wird. In der ersten Bedeutung lautet der Plural in Obersachsen gemeiniglich Fäden, in der zweyten aber jederzeit Faden. S. auch Fase, Fehm und Fehmen.


Fadenfliege (W3) [Adelung]


Die Fadenfliege, plur. die -n, bey den neuern Schriftstellern des Naturreiches, eine Art Fliegen, deren Fühlhörner den Fäden gleichen, mit einem kurzen walzenförmigen Saugerüssel, langen Flügeln und drey Nebenaugen. Scatopse Eberh.


Fadenhalter (W3) [Adelung]


Der Fadenhalter, des -s, plur. ut nom. sing. in den Seiden-Manufacturen, ein umgebogener Draht an dem Seidenhaspel, wodurch die Fäden der Cocons versammelt und zu dem Fadenleiter geführet werden.


Fadenholz (W3) [Adelung]


Das Fadenholz, des -es, plur. car. in Niedersachsen, Brennholz, welches nach Faden verkauft wird; Klafterholz.


Fädenig (W3) [Adelung]


Fädenig, adj. et adv. Faden habend, doch nur in den Zusammensetzungen grobfädenig, klarfädenig u. s. f. im gemeinen Leben auch wohl - fädenicht, - fädemig, fädemicht; wofür aber im Hochdeutschen - fädig üblicher ist. S. - Icht und - Ig. Für zweyfädig, dreyfädig, sagt man im gemeinen Leben oft zweydrähtig, dreydrähtig. Im Oberdeutschen hat man auch das Beywort fäden, für zwirnen, fädene Strümpfe.


Fadenkäfer (W3) [Adelung]


Der Fadenkäfer, des -s, plur. ut nom. sing. bey den neuern Schriftstellern des Thierreiches, ein Käfer mit fadenförmigen Fühlhörnern, mit Freßzangen und Fühlspitzen, Lauffüßen, einem platten und gesäumten Brustschilde, und einem ausgestreckten Kopfe.


Fadenkraut (W3) [Adelung]


Das Fadenkraut, des -es, plur. inus. eine Pflanze; Filago L. Mäusekraut.


Fadenleiter (W3) [Adelung]


Der Fadenleiter, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Seidenbaue, ein perpendiculäres Stück auf dem Laufstocke des Seidenhaspels, welches die zwey Fäden auf den Haspel leitet.


Fadennackend (W3) [Adelung]


+ Fadennackend, adj. et adv. in der niedrigen Sprechart, völlig nackend und unbekleidet, so daß man fast keinen Faden auf dem Leibe hat; auch wohl fasennackend, mutternackend, Nieders. stocknackend.


Fadennudel (W3) [Adelung]


Die Fadennudel, plur. die -n, eine Art Nudeln in Gestalt langer Fäden.


Fadenrecht (W3) [Adelung]


Fadenrecht, adj. et adv. dem Faden gemäß, dem Faden nach. Ein Tuch fadenrecht zerschneiden, so daß man einem und eben demselben Faden mit der Schere folge.


Fadenscheinig (W3) [Adelung]


Fadenscheinig, adj. et adv. was den Faden durchscheinen lässet, im gemeinen Leben. Das Tuch wird fadenscheinig, wenn es abgetragen ist. Fadenscheiniges Tuch, ein fehlerhaftes Tuch, welches auf der guten Seite nicht vollhärig ist. Niedersächsisch faemscherig.


Fadensilber (W3) [Adelung]


Das Fadensilber, des -s, plur. inus. zu Faden gesponnenes Silber, mit Silber überzogene Fäden. Noch mehr aber Silber, welches aus alten Tressen oder Spitzen ausgebrennet worden.


Fadenwurm (W3) [Adelung]


Der Fadenwurm, des -es, plur. inus. die -würmer, ein langer dünner fadenähnlicher Wurm, welcher sich im trüben Wasser häufig aufhält, und mit demselben, besonders in heißen Ländern, in Menschen und Thiere kommt, wo er sich in allen Theilen unter der Haut und in den Muskeln aufhält, auch wohl allerley fieberhafte Krankheiten verursacht; Gordius aquaticus L. Schwed. Tagelmatk. Bey den Ärzten wird er Dracunculus, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Deutschen Hautwurm, wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Nerve auch wohl der Nervenwurm, und in den gemeinen Spracharten der Fiek, genannt.


Fädig (W3) [Adelung]


Fädig, adj. et adv. S. Fädenig.


Fagott (W3) [Adelung]


Das Fagott, des -es, plur. die -e, eine Benennung des Bassons, so fern er in zwey Stücken zusammen geleget werden kann. In den Orgeln ist ein Schnarrwerk mit einem geradeaus gleich weiten Körper, welches acht Fuß Ton hat, und wo die größte Pfeife von vier Fuß ist. Aus dem Franz. Fagot, welches, wie das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ehedem ein Büschel bedeutete, weil sich dieses Instrument gleichsam wie ein Büschel zusammen legen lässet. In Bretagne bedeutet Fagod noch jetzt ein Büschel. Daher der Fagottist, des -en, plur. die -en, der dieses Instrument zu blasen verstehet.


Fähe (W3) [Adelung]


Die Fähe, plur. die -n, bey den Jägern, das Weibchen der Hunde und aller vierfüßigen Raubthiere.

Anm. Ohne Zweifel gehöret dieses Wort zu dem Geschlechte des alten Zeitwortes föda, erzeugen, ernähren, Nieders. föden, Schwed. föa, wozu auch Futter, Vater, und vielleicht auch Vieh gehören. Bey dem Winsbeck bedeutet Vohe eine Katze; allein dieses Wort scheinet vielmehr zu Fehe zu gehören, w. s.


Fahegulden (W3) [Adelung]


Der Fahegulden, des -s, plur. ut nom. sing. S. Wildfang.


Fahen (W3) [Adelung]


* Fahen, verb. irreg. ich fahe, du fähest, er fähet; Imperf. ich fieh; Partic. gefahen; ein im Hochdeutschen völlig veraltetes Zeitwort, für welches jetzt fangen und fassen üblicher sind. Man findet es in doppelter Gattung. 1. Als ein Neutrum. 1) Für gehen, fortschreiten. Bithiu fahemes mit freuuidu Frammort ze then redinu, daher gehen wir nunmehr mit Freuden zu der Erzählung fort, Ottfr. Daraba fahendo, indem sie von dannen gingen, Notk. und so in vielen Stellen mehr; wohin auch das zusammen gesetzte missefahen, irre gehen, gehöret. 2) Figürlich, Nutzen, Frucht bringen, sich ausbreiten; in welchem Verstande es noch Joh. 8, 37 heißet: meine Rede fähet nicht unter euch. Siehe Fächser. 2. Als ein Activum da es in allen den Fällen gebraucht wurde, in welchen jetzt fangen und fassen üblich sind. Ich hat ein wunekliches leben E grosse liebe mich gevie, Heinr. von der Mure. Und in dieser thätigen Gestalt kommt es noch sehr häufig in Luthers Deutscher Bibel vor.

Anm. Dieses alte Verbum lautet schon bey dem Kero fahen, bey dem Ulphilas fahan, im Isländ. fa, im Angels. fon, im Dän. faan, und im Schwed fa. In einigen Oberdeutschen Gegenden, wo es noch üblich ist, lautet es mit dem harten Hauchlaute fachen; S. Fach. Fangen und fassen stammen unstreitig davon ab. S. diese Wörter. Vielleicht ist auch fahren das Frequentativum davon, gleichsam faheren.


Fahl (W3) [Adelung]


Fahl, -er, -ste, adj. et adv. bleich, blaß, schwärzlich grau. Ein fahles Pferd. Fahl aussehen. Ein fahles Kleid. Erdfahl, mausefahl, todtenfahl. Ingleichen in weiterer Bedeutung, verschossen, von allen Farben; welcher Gebrauch aber wohl nur im Nieders. üblich ist. Jemanden auf dem fahlen Pferde betreffen, auf einer Lüge, auf einem Irrthume; welches noch eine Anspielung auf den Belisar seyn soll, welcher equum balium, quem barbari Valam vocabant, in den Treffen zu reiten pflegte, daher die Feinde vornehmlich nach Pferden von dieser Farbe schossen. S. Procop. de bello Gothico, B. 1.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. vaal, im Angels. falu, fealo, fealw, im Engl. fallow, in den Monseeischen Glossen falauuaz, im Schwed. fal, im Isländ. faulur, im Franz. baillet, paillet, im mittlern Lat. fulvus. Das Latein. valius, balius, pallidus ist genau damit verwandt, vermuthlich auch die Deutschen Wörter faul, welken u. s. f. Im Deutschen ist fäl garstig, falme aber verschießen. Heide und anger und die tal Die hat der winter aber val Gemacht, Graf Kraft von Toggenburg. Die heide und al den gruenen walt Die sint nu beide worden val, Reinmar der Alte. S. auch Falb.


Fahlerz (W3) [Adelung]


Das Fahlerz, des -es, plur. die -e, im Bergbaue, ein silberhaltiges Kupfererz, welches grau, fast wie weißgülden Erz aussiehet. Es führet diesen Nahmen nur, wenn es viel Silber hält. Hat es dessen wenig, so wird es Fahlkupfererz genannt.


Fahlstein (W3) [Adelung]


Der Fahlstein, des -es, plur. die -e, eine Art eines grauen Goßlarischen Schiefers, welcher zu Dachschiefern gebraucht wird; zum Unterschiede von dem blauen Schiefer oder blauen Steine.


Fähm (W3) [Adelung]


Die Fähm, Fähmen, S. Fehm und Fehmen.


Fähndrich (W3) [Adelung]


Der Fähndrich, S. Fähnrich.


Fahne (W3) [Adelung]


Die Fahne, plur. die -n, Diminut. das Fähnchen, Oberd. Fähnlein. 1. * Ein Tuch, Gewebe, eine Windel, eine Binde, in welchem Verstande Fano bey den ältern Alemannischen Schriftstellern oft vorkommt. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist es in demselben noch jetzt üblich, im Hochdeutschen aber völlig unbekannt. Doch nennt man ein schlechtes, leichtes Kleid zuweilen noch aus Verachtung ein Fähnchen. S. auch das mittlere Latein. Fano, welches von verschiedenen Arten der Meßgewänder üblich war. 2. Ein an einer Stange befestigtes fliegendes Stück Zeug, besonders dasjenige, welches manchen Zünften und Gesellschaften bey feyerlichen Gelegenheiten vorgetragen wird. In engerer Bedeutung, diejenige Fahne, welche eine Compagnie Soldaten zu Fuße auf dem Marsche vorgetragen wird, damit sie wissen, wohin sie gehören, und an welcher sie ihren Eid ablegen. Zur Fahne schwören. Die Fahne schwingen. Die Fahne wehen, stiegen lassen. Mit fliegender Fahne ausziehen. Sich von der Fahne verlaufen, von der Compagnie. Sich wieder bey der Fahne einfinden. Bey der Reiterey werden die Fahnen Standarten genannt; nur bey den Dragonern behalten sie gemeiniglich den Nahmen der Fahnen. Die Fahnen auf den Schiffen heißen Flaggen oder Wimpel. S. diese Wörter. Ehedem wurde auch eine Compagnie oder Escadron eine Fahne, oder ein Fähnlein genannt, welches noch in Pohlen üblich ist. 3. Figürlich. 1) Das bewegliche, an einer Stange befindliche Blech auf den Thürmen und Häusern, den Strich des Windes anzuzeigen; die Thurmfahne, Kirchfahne, Wetterfahne, Windfahne u. s. f. 2) An den Federn der weiche Theil zu beyden Seiten des Kieles. 3) Bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, das große Blatt an den Schmetterlingsblumen, über den Flügeln und dem Schiffe, welches in der Mitte eine Falte hat; Vexillum L. 4) Bey den Jägern, der Schwanz des Hasens und des Eichhörnchens, so wie er bey dem Wolfe und Fuchse die Standarte heißt. 5) Bey den Schenkwirthen auf dem Lande, die mit Kreide an der Tafel angeschriebene Zeche, weil selbige durch kürzere Querstriche au einem langen perpendiculären Striche bemerket wird. Eine Fahne Bier, eine Zeche. 6) Bey den Jägern, ein kleines Garn an einer schwachen Stange, die Lerchen damit zu fangen; das Fähnchen. Anm. Dieses Wort lautet im Engl. Fane und Vane, im Dän. Fane, im Ital. Pennone. Im Schwed. ist Fana, Tuch. Lat. pannus Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Gewebe. Ohne Zweifel ist Band das Stammwort von Fahne. Verdienete diese Ableitung nicht den Vorzug, so würde wehen, Wanne, ein gute Abstammung an die Hand geben. Im Angels. ist Fan und Fanne, und im Engl. Fann, ventilabrum. S. auch Panier. Im Oberdeutschen ist dieses Wort bald männlichen, bald ungewissen Geschlechtes, da es denn auch auf verschiedene Art abgeändert wird. Der Fahn, des -es, plur. die -Fähne; oder des -en, plur. die -en; der Fahnen, des -s, plur. ut nom. sing. Manigen vanen, sagt Stryker in der vierten Endung, und Haller: Der das erhaltne Fahn mit seinem Blute mahlte.


Fahnenfutter (W3) [Adelung]


Das Fahnenfutter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Futteral von Wachstuch, welches über die Fahne der Soldaten gezogen wird, wenn man sie nicht fliegen lässet.


Fahnengeld (W3) [Adelung]


Das Fahnengeld, des -es, von mehrern Geldsummen dieser Art, plur. die -er, im Chur-Braunschweigischen, dasjenige Geld, welches adelige Vasallen bey der Belehnung für die Hoffahne entrichten, auf welcher der Lebenseid abgeleget wird.


Fahnenhafer (W3) [Adelung]


Der Fahnenhafer, des -s, plur. car. in der Landwirthschaft, eine Art dreykörnigen Hafers, wegen der Ähnlichkeit seiner Ähren mit einer Fahne; zum Unterschiede von dem Spitzhafer, Bart- oder Rauchhafer, Winterhafer, Augusthafer u. s. f.


Fahnenjunker (W3) [Adelung]


Der Fahnenjunker, S. Fahnjunker.


Fahnenlehen (W3) [Adelung]


Das Fahnenlehen, ober Fahnlehen, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Deutschen Staatsrechte, ein Leben höherer Art, welches mit Überreichung einer Fahne verliehen wurde, zum Unterschiede von dem Zepterlehen; Feudum vexilli oder vexillare. Diejenigen weltlichen Vasallen, welche Reichsafterlehensleute unter sich hatten, Fürsten und Grafen, wurden ehedem mit der Fahne, geistliche und andere aber nur mit dem Zepter, beliehen. Ez ist dehain Vanlehen, davon ain man Fürst müge sin, er empfahe ez mit sin ainz hant von dem Kunige, Schwabensp., Kap. 115. Jetzt, da alle Reichslehen vermittelst des Schwertes verliehen werden, hat der Unterschied zwischen den Fahnen- und Zepterlehen aufgehöret.


Fahnenmarsch (W3) [Adelung]


Der Fahnenmarsch, des -es, plur. die -märsche, derjenige Marsch bey den Soldaten, welcher geschlagen wird, wenn die Fahnen an ihren gehörigen Ort gebracht werden.


Fahnenschmid (W3) [Adelung]


Der Fahnenschmid, S. Fahnschmid.


Fahnenschuh (W3) [Adelung]


Der Fahnenschuh, des -es, plur. die -e, eine Scheide für den untern Theil einer Fahne, worein sie im Tragen gesteckt wird.


Fahnenstock (W3) [Adelung]


Der Fahnenstock, es -es, plur. die -stöcke, ein ausgebohrter Stock, in welchen die Fahne vor der Hauptwache gesteckt wird.


Fahnenträger (W3) [Adelung]


Der Fahnenträger, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher eine Fahne trägt. S. Fähnrich.


Fahnenwache (W3) [Adelung]


Die Fahnenwache, plur. die -n, die Wache vor der ersten Linie ein Lagers, welche aus einem Fähnrich, zweyen Unterofficiers, dreyßig Mann und einem Tambour bestehet.


Fahnjunker (W3) [Adelung]


Der Fahnjunker, des -s, plur. ut nom. sing. ein adeliger Unterofficier bey dem Fußvolke, welcher im Marsche die Fahne träget. Bey der Reiterey heißt er Standartenjunker. Bey der Österreichischen Armee wird er der Führer genannt.


Fahnlehen (W3) [Adelung]


Das Fahnlehen, S. Fahnenlehen.


Fähnrich (W3) [Adelung]


Der Fähnrich, des -es, plur. die -e, der unterste unter den Ober-Officiers bey dem Fußvolke, welchem ehedem die Fahne einer Compagnie anvertrauet war. Heut zu Tage hat er mit derselben wenig mehr zu thun, sondern verrichtet Lieutenants-Dienste.

Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort Fenner, Fänner, im 13ten Jahrhunderte Vanere und Banir. Aus dieser Endung, -er, ist im Hochdeutschen -rich geworden, wie Äntrich aus Änter, Gänserich, aus Ganser; daher es unnöthig ist, mit den Niedersachsen noch ein d einzuschieben und dieses Wort Fähndrich zu sprechen, wodurch die Aussprache zwar härter, aber nicht wohlklingender wird. Auch die Dänen sagen Fändrik.


Fahnschmid (W3) [Adelung]


Der Fahnschmid, des -s, plur. die -e, der Hufschmid bey einer Fahne, d. i. Escadron, Reiterey; Fahnenschmid.


Fahr (W3) [Adelung]


* Die Fahr, plur. die -n, ein veraltetes Wort für Gefahr, welches noch oft in der Deutschen Bibel vorkommt. Sich in Fahr geben, Sir. 3, 26. In Fahr leben, Kap. 13, 18. Ohne Fahr plündern, 1 Macc. 4, 18. In Fahr seyn, Kap. 4, 42. Seelenfahr, 2 Sam. 18, 13. Lebensfahr, 1 Chron. 12, 19. Siehe Gefahr.


Fährbeständner (W3) [Adelung]


Der Fährbeständner, des -s, plur. ut nom. sing. der eine Fähre in Bestand, d. i. in Pacht hat; ein Fährpachter.


Fahrbogen (W3) [Adelung]


Der Fahrbogen, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, der schriftliche Bericht des Geschwornen, was für Gebäude er die Woche befahren, und wie er sie gefunden hat.


Fahrbuch (W3) [Adelung]


Das Fahrbuch, des -es, plur. die -bücher, im Bergbaue, das Buch auf einer Zeche, in welches die Beamten und Schichtmeister aufzeichnen, welchen Tag sie gefahren sind.


Fahrbüchse (W3) [Adelung]


Die Fahrbüchse, plur. die -n, auf den Kreis-Probations-Tagen, eine Büchse, worein der Münz-Wardein das probirte Geld zu werfen pfleget.


Fährden (W3) [Adelung]


* Fährden, verb. reg. act. in Gefahr bringen. Im Hochdeutschen ist dieses Zeitwort völlig veraltet, außer daß das Mittelwort gefährdet, als ein Nebenwort noch zuweilen im gemeinen Leben gehöret wird. Ich bin dabey nicht gefährdet, habe keinen Verlust dabey zu besorgen. S. Gefährde. In einigen Gegenden lautet dieses Mittelwort gefähret, und alsdann müßte das Verbum fähren oder gefähren heißen. Im Niders. lautet es varen.


Fahre (W3) [Adelung]


Die Fahre, plur. die -n. 1) In der Landwirthschaft Ober- und Niedersachsens, eine Furche, besonders die größere Furche, welche die Ackerbeete absondert; in einigen Gegenden Fuhrt, Fahrt, im Nieders. Fore, Fare, von fahren, ziehen. 2) In einigen Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, bedeutet es auch eine Fähre.


Fähre (W3) [Adelung]


Die Fähre, plur. die -n. 1) Ein großer breiter Kahn mit einem platten Boden, Menschen, Thiere und Sachen über einen Fluß zu fahren, eine Art einer beweglichen Brücke; zuweilen auch ein Fährschiff, im Oberd. eine Plätte, von der breiten platten Gestalt, eine Mutze, weil er vorn und hinten stumpf abgeschnitten ist. 2) Der beständige Ort an einem Flusse, wo man für Geld übergefahren wird.

Anm. Im Engl. Ferry, im Dän. Färge, im Schwed. Faerja, im mittlern Lateine Vara und Feria.


Fahren (W3) [Adelung]


1. * Fahren, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen gänzlich veraltet ist, und ehedem so viel als fürchten bedeutete, von welchem es nach und nach verdränget worden. Das zusammen gesetzte befahren kommt noch zuweilen in der höhern Schreibart vor. S. Gefahr, Furcht, Befahren. Engl. fear, Schwed. fara, Lat. vereri. Auch das Latein. periculum gehöret seiner ersten Hälfte nach hierher. Man hatte von diesem Verbo auch ein Factitivum, welches noch in dem Schwed. faera, schrecken, und in dem Nieders. verfähren übrig ist.


Fahren (W3) [Adelung]


2. * Fahren, verb. irreg. neutr. ( S. das folgende,) mit dem Hülfsworte haben, ein gleichfalls veraltetes Zeitwort, welches ehedem für wahrnehmen üblich war. Pictorius sagt noch, der Zeit fahren und wahrnehmen, und seiner Ehre fahren, sie zu bewahren suchen. Es ist das Stammwort von erfahren und vielleicht auch von fahrlässig, und ungefähr. Im Schwed. und Isländ. lautet es fara. Das Latein. experiri ist sehr deutlich damit verwandt. Ohne Zweifel stammet es mit wahr, wahren u. s. f. aus einer Quelle her. Frisch leitet auch daher die Vare, das Varding, Vara, ein altes Gericht in verschiedenen Nieders. Gegenden, von welchem man außer ihm v. Vare auch das Bremisch-Nieders. Wörterb. v. Fare nachsehen kann.


Fahren (W3) [Adelung]


3. Fahren, verb. irreg. ich fahre, du fährest oder fährst, er fähret oder fährt u. s. f. Imperf. ich fuhr, Conj. ich führe; Mittelw. gefahren. Es ist in doppelter Gattung üblich. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, sich bewegen, den Ort verändern. 1. In der eigentlichen und weitern Bedeutung. 1) Sich bewegen, oder beweget werden, ohne allen Nebenbegriff; doch nur noch in einigen Fällen. Mit der Hand auf dem Tische hin und her fahren. Daß der Kasten auf dem Gewässer fuhr, 1. Mos. 7, 18. In den Rechten ist noch die fahrende Habe für bewegliche Güter üblich, im Gegensatze der unbeweglichen, in welcher Bedeutung dieses Wort schon alt ist. Die Farunde habe unterscheidet schon Stryker und Schwabenspiegel von dem Erbe und Eigen. Min varnde gut und eigens vil, Walth. von der Vogelweide. S. Fahrniß. 2) Mit dem Nebenbegriffe der Wirkung, oder einer vorgesetzten Handlung, welcher Gebrauch in der Deutschen Bibel häufig, außer dem aber wenig vorkommt. Wo du mit deinem Messer über den Altar fährest, 2 Mos. 20, 25. Du sollst die Bäume nicht verderben, daß du mit den Äxten daran fahrest, 5 Mos. 20, 19. Kein Scheermesser soll über sein Haupt fahren, 4 Mos. 6, 5. 3) Mit dem Nebenbegriffe der Geschwindigkeit, eine schnelle und gemeiniglich unerwartete Bewegung anzudeuten, so wohl von lebendigen als leblosen Dingen. Ich möchte aus der Haut fahren, ein im gemeinen Leben üblicher Ausdruck der Ungeduld. Vor Schrecken zurück fahren, zusammen fahren, uuidorort faran bey dem Ottfried. Aus dem Bette fahren. Der böse Geist ist in ihn gefahren. Mit der Hand in die Schüssel fahren. Der Blitz fuhr aus den Wolken. Die Art ist vom Stiele gefahren. Der Spieß fuhr in die Wand. Es ist mir durch alle Glieder gefahren, sagt man im gemeinen Leben von einem großer Schrecken. Die ganze Gesellschaft fuhr (griff schnell) nach den Gläsern, Raben. Die schnellen Flügen der Zeit fahren mit dem Strahle des Lichts in die Wette, Dusch. Bey den Jägern fährt der Hase, wenn er sich auf den Hinterläuften schnell fortbewegt. Der Strick fuhr mir aus der Hand. Das Seil fahren lassen, aus der Hand. Auch figürlich mit dem Zeitworte lassen, sich einer Sache begeben, ihrem Besitze, ihrem Genusse entsagen. Laß fahren, was nicht bleiben will. Ich will den Gewinnst fahren lassen. Lassen sie das Geld fahren. Die Sorgen, den Kummer fahren lassen, sich desselben entschlagen. Rede ihr doch zu, daß sie ihren Eigensinn fahren lässet, Gell. ihn ableget. Wenn sie Julchen wollen fahren lassen, ebend. Laß diese Gedanken fahren. Die Gelegenheit fahren lassen, entwischen lassen. Nur die häufigen biblischen Ausdrücke, Gottes Gebothe, Gott, Gottes Rath, das Gesetz, die Zucht u. s. f. fahren lassen, sie verlassen, hintan setzen, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. 4) In engerer Bedeutung, sich wohin begeben, den Ort verändern, reisen, von Menschen, ohne allen Unterschied der Art und Weise. In dieser nur noch in einigen Fällen üblichen Bedeutung stehet es, (a) für gehen. Furifare, vorüber gehen, Kero. Then uueg si faran scolton, Ottfr. Ich faru dhir fora, ich gehe vor dir her, Isid. In der Schweiz fahren die Sennen oder Hirten noch zu Alp, wenn sie mit ihrer Herden auf die Alpen ziehen, und die Bergleute gebrauchen fahren in dieser Bedeutung beständig, sie mögen nun auf einer horizontalen Fläche gehen, oder in die Gruben und aus denselben steigen. Fahret nicht hoch her, tretet nicht stolz einher, Luc. 12, 29. (b) Für reiten. Tho komi er gevaren uf sineme marche, Fragm. de bello Caroli. Er siehet aber Reiter reiten, und fahren auf Rossen, Eseln und Kamelen, Es. 21, 7. Welche Bedeutung aber im Hochdeutschen völlig veraltet ist. (c) Für reisen. Mit vrlob wil ich hinnan varn Vnd scheiden von dem lande, Graf Wernh. v. Hohenberg. Zeug hinauf, und fahre glückselig, 1 Kön. 22, 12, 15. Auch diese Bedeutung ist im Hochdeutschen ungewöhnlich, obgleich faran bey dem Ulphilas, fara im Schwed. und to fare im Engl. gleichfalls reisen bedeuten. Nur die Handwerksbursche pflegen ihr Reisen und Wandern noch ein Fahren zu nennen. S. auch Wallfahrt. Mit einem verächtlichen Nebenbegriffe ist es in diesem Verstande im Oberdeutschen sehr gewöhnlich, für herum streifen. Ein fahrender Bettler, Ritter, Musikant u. s. f. der im Lande herum ziehet und keine gewisse Stätte hat. Ein Landfahrer, ein Landstreicher. Im Angels. Farandmanni pede pulver osi, Fremdlinge, Ausländer, und die Faramanni in dem alten Burgund bey dem Du Fresne sind vielleicht auch nichts anders, obgleich Ihre sie für eine Art von Lohnbauern hält, weil fara im Schwedischen auch den Acker bauen bedeutet. Die fahrende Wuth der Hunde, wobey sie in der Wuth so lange herum laufen, bis sie umfallen; im Gegensatze der fallenden. Hierher gehören auch (d) die biblischen Redensarten, wenn von Gott gesagt wird, er fahre auf dem Cherub, auf den Wolken u. s. f. (e) Ingleichen die gleichfalls biblischen Ausdrücke. Gen Himmel fahren. Zur Hölle fahren, welches nur von Christo gebraucht wird, dagegen man von lasterhaften Menschen in die Hölle fahren, und im härtesten Ausdruck, zum Teufel fahren, sagt. Aus dieser Welt fahren, gemeiniglich in einem bedenklichen Verstande wegen des künftigen Zustandes des Verstorbenen. In der Stelle, Herr, "nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren", stehet es absolute für "sterben", so wie fara im Schwedischen umkommen bedeutet, womit auch das Latein. perire überein stimmet. S. Verfahren. 5) In noch engerer Bedeutung, welche aber im Hochdeutschen die gewöhnlichste ist. (a) Den Ort auf einem Fahrzeuge und Fuhrwerke, d. i. auf einem Schiffe, Kahne, Wagen, Karren, Schlitten u. s. f. verändern. Auf einem Schiffe, Kahne, Wagen, Schlitten fahren. In den Wald, ins Feld, oder auf das Feld, in die Stadt, über Land, auf das Dorf, an den Hof fahren. Er kam mit vier Pferden in die Stadt gefahren. Wir sind heute spazieren gefahren, in welcher Redensart dieses Zeitwort, so wie gehen und reiten, den bloßen Infinitiv vor sich hat. Irre fahren, sich im Fahren verirren. Den nächsten Weg fahren, im Oberd. des nächsten Weges. Sich müde fahren, von langem Fahren müde werden. Die fahrende Post, im Gegensatze der reitenden. Über einen Fluß fahren, mit einem Schiffe, Kahne, u. s. f. An das Land, an das Ufer fahren. Von dem Lande, von dem Ufer, auf die hohe See fahren. Der Schiffe ist auf den Grund gefahren, ist mit dem Schiffe auf den Grund gerathen. Von dem Fahren auf und mit großen Schiffen ist indessen segeln und zuweilen auch schiffen üblicher. Auch gebraucht man dieses Zeitwort von Schlittschuhen und Schubkarren. Auf Schlittschuhen fahren. Mit dem Schubkarren in die Stadt, zur Stadt fahren, ob er gleich nur geschoben wird. In einigen Fällen ist es auch von Personen üblich, wenn sie mit Seilen in die Höhe gezogen werden. So fährt der Schieferdecker auf den Thurm. S. Fahrsessel 2. 2. Figürlich. 1) * Fortschreiten, von Reden; ein jetzt ungewöhnlicher Gebrauch. Darum wollen wir die Lehre - jetzt lassen, und zur Vollkommenheit fahren, Ehr. 6, 1. 2) * Ziehen; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, welche nur noch bey den Tuchscherern vorkommt, welche das Schrauben, d. i. wenn sie die große Schraube der Presse zuziehen, fahren nennen. S. auch Fahre. 3) Von einem schnellen Ausbruche der Rede. Ey! fuhr der Koch heraus, u. s. f. Lichtw. Einem über das Maul fahren, in der niedrigen Sprechart, ihm trotzig, gebieterisch antworten. 4) Jemanden durch den Sinn fahren, seinem Eigensinne freymüthig widersprechen. Aber die biblischen Ausdrücke: er (Gott) fähret über mich mit Ungestüm, Hiob 9, 17. Du hast Menschen lassen über unser Haupt fahren, Ps. 66, 12. sind ungewöhnlich. 5) Handeln, wirken; so wohl (a) * überhaupt, eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Lose mich fone unrechto farenten, Notk. erlöse mich von denen, welche Böses thun. Wolt ihr euch vor Krieg bewaren So müst ir nach meim rat faren, Theuerd. So verkündiget er ihnen, was sie gethan haben, und ihre Untugend, daß sie mit Gewalt gefahren haben, Hiob 36, 9; wo das Hülfswort haben bemerket zu werden verdienet. Wer ohne Furcht fähret, der gefällt Gott nicht, Sir. 1, 28. Gottes Geboth lehret klüglich fahren in allem Handel, Kap. 19, 18. Als auch (b) * in Ansehung der Art und Weise, wie man Personen und Sachen behandelt; ein gleichfalls veralteter Gebrauch. Mit einer Sache grob fahren, sie grob behandeln, im Oberdeutschen. Fahret säuberlich mit dem Knaben, 2 Sam. 18, 5. Warum willt du mit deinen Knechten also fahren! 2 Mos. 5, 15. Dieweil wir denn wissen, daß der Herr zu fürchten ist, fahren wir schön mit den Leuten, 2 Cor. 5, 11. wir begegnen ihnen glimpflich. S. Mitfahren, Fortfahren und Verfahren, welche diese Bedeutung des Handelns noch aufbehalten haben. Im Schwed. bedeutet fara gleichfalls agere, und das Latein. facere, woraus das Ital. fare und Franz. faire geworden sind, scheinen mit unserm Worte aus Einer Quelle hergeflossen zu seyn. 6) Wohl oder übel bey oder mit einer Sache fahren, seinen Zustand durch dieselbe verbessern oder verschlimmern, in der vertraulichen Sprache des Umganges. Ich bin sehr wohl, sehr gut bey diesem Kaufe gefahren. Bleib bey den Gedanken, du wirst wohl dabey fahren, Gell. Ein Mann wird recht gut mit ihnen fahren, wenn sie diesen Fehler ablegen wollen, ebend. 7) * Geschehen. So fare iz, so geschehe es, Notk. eine völlig veraltete Bedeutung, wovon das Zeitwort Widerfahren noch ein Überrest ist. Wer weiß, ob hierin nicht die Abstammung des Latein. fieri und des Deutschen werden liegt?

8) * Leben; ein eben so unbekannt gewordener Gebrauch, der indessen noch in dem Englischen "fare", und in den Deutschen Wörtern Verfahren, für "sterben", "Vorfahrer" und "Nachfahrer" übrig ist.

II. Als ein Activum, welches folglich das Hülfswort haben bekommt. Auf einem Fahrzeuge oder auf einem Fuhrwerke von einem Orte zum andern bringen, wofür im Oberdeutschen führen üblich ist. Reisende, Waaren über einen Fluß, über eine Meerenge fahren, auf einer Fähre, einem Kahne oder Schiffe. Allein an Leuten eurer Art, Die stolze Polyhistor waren, Hab ich mich schon bald lahm gefahren, sagt Charon zum Polyhistor beym Gellert. Fremde nach Dresden fahren, auf einem Wagen. Der Fuhrmann fährt gut. Holz zur Stadt, in die Stadt fahren. Zuweilen auch mit einigen Ellipsen. Holz fahren, anfahren, aus dem Walde hohlen, oder in die Stadt fahren. Steine fahren. Mist fahren, auf das Feld führen. Anm. Das Hauptwort die Fahrung ist nur in einigen Zusammensetzungen üblich; doch pflegen die Bergleute ihr Aus- und Einfahren, ingleichen den Fahrschacht, eine Fahrung zu nennen. Im Niedersächsischen lautet dieses Wort so wohl im Activo als Neutro faren, und in einigen Gegenden färje. Das Latein. varare, überfahren, und das mittlere Lat. ferire, fahren, kommen genau damit überein. Auch das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - scheinet hierher zu gehören, zumahl da in der Lakonischen Mundart - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - einen Fuß bedeutet. Fahren und fern, Engl. far, scheinen genau verwandt zu seyn, aber welches von beyden das Stammwort ist, bleibt bey einem so hohen Alterthume beyder Wörter unentschieden. Außer den schon angezeigten veralteten Bedeutungen kommt sih faren bey dem Ottfried auch für sich verändern vor, welches uns auf das Latein. varius führet. Ehedem bedeutete es auch pflügen, S. Fahre, Fahrt 1. und Furche.


Fahrenkraut (W3) [Adelung]


Fahrenkraut, S. Farnkraut.


Fahrer (W3) [Adelung]


Der Fahrer, des -s, plur. ut nom. sing. das Hauptwort des vorigen Zeitwortes, der da fähret, welches aber nur in den Zusammensetzungen Bergenfahrer, Grönlandsfahrer, Seefahrer, Vorfahrer, Nachfahrer u. s. f. üblich ist.


Fährgeld (W3) [Adelung]


Das Fährgeld, des -es, plur. inus. dasjenige Geld, welches man dem Fährmanne bezahlt, wenn er uns auf einer Fähre übersetzet. Ehedem bedeutete es auch dasjenige Geld, welches man dem Eigenthümer eines Schiffes entrichtet, auf welchem man als ein Reisender fähret. In diesem Verstande kommt es Jon. 1, 3 in einigen Ausgaben vor, wofür andere richtiger Fahrgeld haben.


Fahrgeld (W3) [Adelung]


Das Fahrgeld, des -es, plur. inus. 1) S. das vorige, in welchem Verstande es aber wenig gebräuchlich ist. 2) Im Bergbaue, dasjenige Geld, welches der Bergmeister und die Geschwornen für die Befahrung der Grube bekommen. 3) An einigen Orten auch der Zoll, welchen man für die Überfahrt über eine Brücke entrichtet; Brückengeld, Brückenzoll. 4) An andern Orten, eine Art der Steuer oder Abgabe von liegenden Gründen; in welcher Bedeutung ehedem auch das einfache Fahr üblich war. S. Frischens Wörterb. Th. 1, S. 238.


Fahrgenosse (W3) [Adelung]


Der Fahrgenosse, des -n, plur. die -n, in der Landwirthschaft, der Feldnachbar, Furchgenosse, dessen Acker von dem Acker eines andern nur durch eine Fahre oder Furche getrennet wird.


Fährgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Fährgerechtigkeit, plur. inus. die Gerechtigkeit, oder das Recht, eine Fähre anzulegen und zu halten.


Fährig (W3) [Adelung]


Fährig, adj. et adv. von dem Zeitworte fahren. 1) In dem Forstwesen, ein fähriger Wald, fähriges Holz, junges Holz, welches schon so hoch aufgeschossen ist, daß die Kühe dessen Gipfel nicht mehr erreichen können. Vermuthlich so fern fahren ehedem eine jede Bewegung, und unter andern vielleicht auch wachsen bedeutete. 2) In einem andern Verstande kommt es in willfährig vor, S. dieses Wort.


Fahrkappe (W3) [Adelung]


Die Fahrkappe, plur. die -n, im Bergbaue, die Kappe, welche die Bergleute in der Grube auf dem Kopfe unter dem Schachthuthe, außer der Grube aber auf dem Grubenkittel aufgesteckt tragen.


Fahrkarpfen (W3) [Adelung]


Der Fahrkarpfen, des -s, plur. ut nom. sing. in der Landwirthschaft, diejenigen Karpfen, welche die Fuhrleute, die bey Fischung eines Teiches die Karpfen wegfahren, statt des Fuhrlohnes bekommen. S. Fischerkarpfen.


Fährknecht (W3) [Adelung]


Der Fährknecht, des -es, plur. die -e, der Gehülfe eines Fährmannes, der bey ihm die Stelle eines Knechtes vertritt.


Fahrkummt (W3) [Adelung]


Das Fahrkummt, des -es, plur. die -e, in der Landwirthschaft, ein ledernes Kummt zum Fahren, zum Unterschiede von dem Ackerkummt.


Fahrlässig (W3) [Adelung]


Fahrlässig, -er, -ste, adj. et adv. auf seine Geschäfte nicht die gehörige Aufmerksamkeit wendend, und diesen Fehler an den Tag legend. Ein fahrlässiger Mensch. Ein fahrlässiges Betragen. Ehedem auch fahrlos, im Schwed. farlatin, vermuthlich so fern fahren ehedem auch wahrnehmen bedeutete; wenn fahr hier nicht aus dem alten far, fern, entstanden ist, welches dadurch wahrscheinlich wird, weil das noch davon unterschiedene nachlässig, und das gleichdeutige Oberdeutsche hinlässig auf ähnliche Art zusammen gesetzet sind. S. Fährt.


Fahrlässigkeit (W3) [Adelung]


Die Fahrlässigkeit, plur. inus. Mangel der Aufmerksamkeit in seinen Geschäften.


Fahrleder (W3) [Adelung]


Das Fahrleder, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Bergleuten, das Leder, welches sie zum Behufe des Aus- und Einfahrens vor dem Hintern tragen; in den gemeinen Sprecharten das Arschleder.


Fahrlehen (W3) [Adelung]


Das Fahrlehen, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Lehenrechte, eine Art Lehen, auf welchem Fahrzinse haften. Siehe dieses Wort.


Fahrleise (W3) [Adelung]


Die Fahrleise, plur. die -n, die Leise oder Spur, welche die Räder eines Wagens in dem Erdboden zurück lassen; die Wagenleise, das Fahrgeleise, Geleise.


Fährleute (W3) [Adelung]


Die Fährleute, sing. inus. diejenigen Leute, welche zu Regierung einer Fähre bestellet sind. Der Fährmann und dessen Knechte.


Fährlich (W3) [Adelung]


* Fährlich, adj. et adv. welches aber im Hochdeutschen veraltet ist, seitdem gefährlich dafür üblicher geworden. Es kommt noch einige Mahl in der Deutschen Bibel vor. Unsere Anschläge sind fährlich, Weish. 9, 14. Ein fährliches Ding, Sir. 9, 25.


Fährlichkeit (W3) [Adelung]


* Die Fährlichkeit, plur. die -en, ein eben so veraltetes Wort, welches gleichfalls nur noch in der Deutschen Bibel vorkommt, für Gefahr. 1. Cor. 11, 26. Sir. 43, 26, und in andern Stellen mehr. Nieders. Vaarlikheit.


Fährmann (W3) [Adelung]


Der Fährmann, des -es, plur. die -männer, oder -leute, eine Art Schiffer, welche einer Fähre vorgesetzet ist, und die Überfahrt der Personen und Sachen auf derselben besorget; an einigen Orten ein Fährmeister, im Oberd. Ferge, Färge, Ferig, Verch, welches aber auch oft einen Schiffer und dessen Leute bedeutet. S. Ferge.


Fahrmaus (W3) [Adelung]


Die Fahrmaus, plur. die -mäuse, eine Benennung der Reitmaus, weil sie sich nahe unter der Oberfläche des Erdbodens hinwühlet. S. Reitmaus.


Fährmeister (W3) [Adelung]


Der Fährmeister, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fährmann.


Fährmutter (W3) [Adelung]


Die Fährmutter, plur. die -mütter, in einigen Gegenden, z. B. in der Lausitz, ein Mutterschwein, ein Schwein weiblichen Geschlechtes, eine Sau, so wohl von zahmen als wilden Schweinen. Schon im mittlern Lat. bedeutet Fera das Weibchen der wilden Schweine; ohne Zweifel von dem noch im Schwed. und Isländ. üblichen fara, coire, wovon vermuthlich auch das Longobard. Fara, ein Geschlecht, eine Geschlechtsfolge, abstammet.


Fahrnagel (W3) [Adelung]


Der Fahrnagel, des -s, plur. die -nägel, an einigen Orten, der starke Nagel, welcher die Wage an die Deichsel befestiget; der Wagennagel, Deichselnagel.


Fahrniß (W3) [Adelung]


Die Fahrniß, plur. die -sse, ein Oberdeutsches im Hochdeutschen wenig bekanntes Wort. 1) Als ein Collectivum, bewegliche Güter, fahrende Habe, anzudeuten. S. Fahren I. 1. 2. 2) In engerer Bedeutung bezeichnet dieses Wort nur allein den Hausrath, zum Unterschiede von dem baren Gelde und andern zum beweglichen Gute gehörigen Stücken. 3) In einigen Gegenden ist dieses Wort auch für Gewandfall üblich; S. dieses Wort.


Fährordnung (W3) [Adelung]


Die Fährordnung, plur. die -en, die landesherrschaftliche Verordnung, wie es bey einer Fähre gehalten werden soll.


Fährpachter (W3) [Adelung]


Der Fährpachter, des -s, plur. ut nom. sing. der eine Fähre in Pacht hat; im Oberd. ein Fährbeständner.


Fahrrecht (W3) [Adelung]


Das Fahrrecht, des -es, plur. die -e. 1) In einigen, besonders Niedersächsischen Gegenden, das Strandrecht, vielleicht weil der Schiffer alsdann auf den Grund fähret; im mittlern Lateine Varecum, im Franz. Varech, wo doch noch zu untersuchen ist, ob dieses Wort nicht vielmehr von Wrack, Brack, Schwed. Wagrek abstammet. S. 2 Brack. 2) An eben diesen Orten wird es auch zuweilen für das Bergegeld gebraucht, weil dasselbe anstatt dieses größten Theils abgeschafften Rechtes entrichtet wird.


Fahrschacht (W3) [Adelung]


Der Fahrschacht, des -es, plur. die -schächte, im Bergbaue, ein Schacht, welcher bloß zum Aus- und Einfahren der Bergleute bestimmt ist, zum Unterschiede von dem Kunstschachte, Förderschachte u. s. f.


Fährschiff (W3) [Adelung]


Das Fährschiff, des -es, plur. die -e, eine Fähre in Gestalt eines Schiffes, mit Mast und Segeln, eine große Fähre.


Fährseil (W3) [Adelung]


Das Fährseil, des -es, plur. die -e, ein starkes über einen Fluß gespanntes Seil, an welchem die Fähre fortgebracht wird.


Fahrsessel (W3) [Adelung]


Der "Fahrsessel", des -s, plur. ut nom. sing. oder der "Fahrstuhl", des -es, plur. die -stühle.

1) Ein Stuhl mit Rädern, auf welchem man sich gleichsam fahren kann.

2) Ein Stuhl, auf welchem man aus einer Etage in die andere durch die geöffnete Decke fahren kann, ohne die Treppe steigen zu dürfen.


Fahrsteiger (W3) [Adelung]


Der "Fahrsteiger", des -s, plur. ut nom. sing. in den Mansfeldischen Bergwerken, ein Steiger, welcher die Aufsicht über den Grubenbau führet, weil er vornehmlich die Zechen befahren muß; zum Unterschiede von dem Poch- oder Wäschsteiger u. s. f.


Fahrt (W3) [Adelung]


Die Fahrt, plur. die -en, von dem Verbo fahren. 1. Der Zustand, da man den Ort verändert. 1) In der weitern Bedeutung des Verbi, wo Fahrt noch zuweilen, besonders im Oberdeutschen, für einen Gang, eine Reise überhaupt gebraucht wird. So kommt dieses Wort noch im Bergbaue für einen Gang, ingleichen von dem Ein- und Ausfahren in die Grube vor. Der Gefährte unserer Fahrt, 2 Cor. 8, 19; wo doch andere Ausgaben dafür das Wort Reise haben. Darumb macht er sich auf die Fahrt, Theuerd. Schnelles Glück hält schnelle Fahrten, Opitz. In dieser im Hochdeutschen veralteten Bedeutung kommt es bey den alten Alemannischen Schriftstellern sehr oft vor. S. auch die Wörter Auffahrt, Abfahrt, Hinfahrt, Wallfahrt, Schifffahrt u. s. f. 2) In engerer Bedeutung, von der Reise des Schiffes und zu Schiffe. Bey der starken Fahrt des Schiffes. Den folgenden Tag machte das Schiff eine noch größere Fahrt, legte einen noch größern Weg zurück. 3) In dem Landbaue einiger Gegenden, wird das Pflügen des Ackers die Fahrt genannt. Im Schwed. bedeutet fara noch jetzt pflügen, und daß auch das Deutsche fahren ehedem diese Bedeutung gehabt, erhellet unter andern auch aus dem Worte Fahre, Furche. 2. Dasjenige, worauf man gehet oder reiset. 1) Der Weg, in welcher Bedeutung es bey den ältern und neuern Oberdeutschen Schriftstellern sehr häufig ist. Auch im Hochdeutschen sagt man zuweilen: eine neue Fahrt über den Acker machen, d. i. einen Fahrweg. S. Furt. 2) In dem Bergbaue werden die Leitern, auf welchen man auf und ab fähret, d. i. steiget, Fahrten oder Fährten genannt. 3) Die Gänge und Höhlen der Maulwürfe unter der Erde, werden, so wie an einigen Orten die Röhren des Fuchses, Fahrten genannt. 4) Eine Röhrenfahrt, eine Reihe zur Wasserleitung gelegter Röhren. 3. Dasjenige, was den genommenen Weg zu erkennen gibt, die Spur, besonders bey den Jägern, wofür doch das Wort Fährte üblicher ist. S. das Gefährt. Als nun Tewerdank am Pferd merkt das Fandt er wider die rechten faet Des Hirschen. Theuerd. Kap. 33. Einige Jäger nennen auch das Blut von allen Thieren Fahrt ober Fährt, vielleicht weil es den Weg, den ein Thier genommen, verräth, daher es auch Gemerk heißt. S. aber auch Farbe und Ferch 2. 4. So viel als man auf einem Fahrzeuge oder Fahrwerke auf Ein Mahl fahren kann. Eine Fahrt Heu, Holz, Wasser u. s. f. S. Fuder und Fuhre. Auch so viel als man auf Ein Mahl tragen kann, führet zuweilen diesen Nahmen. Eine Fahrt Wasser hohlen, eine Tracht. 5. Die Zeit, da man fähret, d. i. einen Dienst oder eine Wohnung verändert; welcher Gebraucht doch größter Theils Niedersächsisch ist. Im Eiderstättischen verstehet man unter einer Fahrt eine Zeit von sieben Jahren, so lange nehmlich ein Miethmann einen Hof ordentlich behält Vierzehen Jahre werden alsdann eine doppelte Fahrt genannt. 6) Im Oberdeutschen hat dieses Wort noch einen doppelten Gebrauch. 1) Er ist auf der Fahrt, bedeutet daselbst, er ist im Begriff. Darauf antwort im Neydelhart Mit klugen worten an der Fahrt, Theuerd. Kap. 75, b. i. auf der Stelle. Zu der Fahrt, Kap. 69. sogleich. Und von dieser Bedeutung stammet ohne Zweifel das Bey- und Nebenwort fertig ab. S. auch Fort. 2) Wurde es ehedem auch für Mahl, als ein Nebenwort gebraucht. Zu keiner Fart, niemahls, Theuerd. einfart, Ein Mahl; zu dieser Fahrt, dieß Mahl.


Fährt (W3) [Adelung]


Fährt, ein nur im Oberdeutschen bekanntes Nebenwort der Zeit, im vorigen Jahre. Fährt ist guter Wein gewachsen. Eben daselbst hat man auch das Beywort fährtig. Fährtiger Wein, fährtiges Korn, welches im vorigen Jahre gewachsen ist. Ohne Zweifel stammet es von Fern ab, S. dieses Wort, ingleichen Firn und Fort.


Fährtafel (W3) [Adelung]


Die Fährtafel, plur. die -n, eine nahe an einer Föhre befestigte Tafel, worauf das fest gesetzte Fährgeld verzeichnet ist.


Fährte (W3) [Adelung]


Die Fährte, plur. die -n. 1) Im Bergbaue, zuweilen eine Leiter, wofür doch Fahrt üblicher ist. 2) Der Weg; in welcher veralteten Bedeutung Ferti noch oft bey dem Ottfried und andern alten Schriftstellern vorkommt, wo es auch von der Fahrt oder Reise gebraucht wird. 3) Das Merkmahl des benommenen Weges, die Spur des großen Wildbretes auf der Erde, bey den Jägern. Der Hund nimmt die Fährte an, wenn er sie Gewahr wird, und auf derselben nachsucht. Zu Fährten kommen, eine Fährte entdecken. In engerer Bedeutung wird nur die Spur des mit Klauen versehenen Wildbretes die Fährte genannt. S. auch das Gefährt und der Gefährte.


Fährtenacker (W3) [Adelung]


Der Fährtenacker, des -s, plur. die -äcker, in einigen Gegenden, ein Acker, auf dessen einem Ende man mit dem Pfluge umwenden muß, daher dasselbe mit Kohl, Rüben oder anderm Gemüse bepflanzet wird. Von Fährte, vielleicht so fern es einen Weg bedeutet.


Fährtenlaut (W3) [Adelung]


Fährtenlaut, ober Fahrtlaut, adv. Bey den Jägern wird der Hund Fährtenlaut, wenn er zu hitzig ist, und schon bey der Fährte laut wird, oder anschläget, ehe er noch das Wild aus sei- nem Lager gebracht hat, welches auch vorlaut, und freylaut genannt wird.


Fährtgerecht (W3) [Adelung]


Fährtgerecht, adj. et adv. In dem Jagdwesen heißt ein Jäger fährtgerecht, wenn er die Fährten des Wildes gehörig zu beurtheilen weiß.


Fahrthaken (W3) [Adelung]


Der Fahrthaken, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, eiserne Haken, Die Fahrten oder Leitern damit an einander zu hängen.


Fahrthaspe (W3) [Adelung]


Die Fahrthaspe, plur. die -n, eben daselbst, halbe Klammern, die Fahrten damit zu befestigen.


Fahrtklammer (W3) [Adelung]


Die Fahrtklammer, plur. die -n, Klammern, welche in das Gevierte über einen Schacht geschlagen werden, damit sich die Bergleute bey dem Ein- und Ausfahren daran halten können.


Fahrtroß (W3) [Adelung]


Das Fahrtroß, des -sses, plur. die -sse, in den Bergwerken, ein kurzer krückenförmiger Stab, welchem man denen, die in einen Stollen einfahren, in die Hand gibt.


Fahrtschenkel (W3) [Adelung]


Der Fahrtschenkel, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, die Schenkel oder Seitenhölzer an den Fahrten, worin sich die Sprossen befinden; auch die Fahrtstangen.


Fahrwasser (W3) [Adelung]


Das Fahrwasser, des -s, plur. ut nom. sing. die Gegend in einem Flusse ober in der See, welche von Schiffen und Fahrzeugen gewöhnlich befahren wird, oder doch befahren werden kann, wo keine Klippen und Untiefen sind.


Fahrweg (W3) [Adelung]


Der Fahrweg, des -es, plur. die -e, ein Weg, auf welchem man mit Wagen fahren kann, zum Unterschiede von dem Fußsteige; im Schwabenspiegel Wagenuueg. Zuweilen auch das Recht, über des andern Acker. fahren zu dürfen.


Fahrwind (W3) [Adelung]


Der Fahrwind, des -es, plur. die -e, in der Schifffahrt, guter Wind, der zu der Fahrt des Schiffes bequem ist.


Fahrzeug (W3) [Adelung]


Das Fahrzeug, des -es, plur. die -e, ein jedes Schiff oder Schiffsgefäß, in welchem man auf dem Wasser fähret. In engerer Bedeutung führen diesen Nahmen nur diejenigen Schiffe, welche nicht zum Kriege gebraucht werden; und in der engsten und gewöhnlichsten, die kleinern Arten dieser letztern, zum Unterschiede von den eigentlicher Schiffen. Nieders. Fartüg, Dän. Fartoy. Im Schwed. hingegen ist Fartug und Farkost, alles, dessen man sich zur Reise bedienet, Pferde, Wagen u. s. f.


Fahrzins (W3) [Adelung]


Der Fahrzins, des -es, plur. die -e. 1) Ein Zins, der, wenn er nicht zu den bestimmten Zeit abgetragen wird, beständig steiget; S. Gefahrzins und Kutscherzins. 2) An einigen Orten auch der Brückenzoll; S. Fahrgeld.


Fährzoll (W3) [Adelung]


Der Fährzoll, des -es, plur. die -zölle, ein Zoll, der bey einer Fähre entrichtet wird.


Faisch (W3) [Adelung]


Faisch, Faischhund, Faischschnur, S. Schweiß, Schweißhund Schweißschnur.


Faim (W3) [Adelung]


Faim, Faimen, S. Fehm, Fehmen.


Faksen (W3) [Adelung]


Faksen, S. Faren.


Dar (W3) [Adelung]


Dar Faland, des -es, plur. die -e, eine noch in einigen Gegenden übliche Benennung des Teufels, bey den alten Schwaben Waland; vermuthlich von bal, wal, böse. Die Letten nennen den Teufel Weis, Welns.


Falb (W3) [Adelung]


Falb, adj. et adv. 1) Blaß, bleich; im gemeinen Leben fahl. Der Blumen hohen Glanz wird falber Grund erheben, Uz. Der Sonne erstes Licht Die ihren falben Kreis noch in der See verstecket, Schleg. 2) Von Farben, welche ihre gehörige Lebhaftigkeit verloren haben, verschossen. Ein falbes Roth, ein falbes Grün. In gemeinen Leben gleichfalls fahl. Besonders 3) bleichgelb, blaßgelb. Ein falbes Pferd. S. Falbe. Ehedem hatte man die sprichwörtliche R. A. den falben Hengst streichen, den falben Hengst reiten, wofür man auch nur sagte, den Falben streichen, d. i. schmeicheln, den Fuchsschwanz streicheln. Mit den worten und dergleichen Kunndt er wol den valben streichen, Theuerd. Kap. 85, 4) Schwärzlich dunkelgrau, doch nur in der Stelle, das falbe Haar; 3. Mos. 13, 31, 37; wo wenigstens das Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, schwärzlich bedeutet.

Anm. Falb, Ital. falbo, Franz. fauve, Engl fallow, in einigen Gegenden Oberdeutschlandes falch, kommt mit flavus, im mittlern Lat. falvus, favellus, genau überein. S. Fahl, Faul, Gelb, Welk. Die Zeitwörter falben, bleich, welk werden, und fälben, welk machen; welche bey den Schwäbischen Dichtern sehr oft vorkommen, sind im Hochdeutschen veraltet. Es valwent liechte bluomen uf der heide, Otto von Brandenburg.


Falbe (W3) [Adelung]


Die Falbe, plur. die -n. 1) Ein falbes, d. i. bleichgelbes Pferd, welches auch wohl der Falbe, des -n, plur. die -n, genannt wird. S. Falb 3. 2) S. Fälber.


Falbel (W3) [Adelung]


Die Falbel, plur. die -n, aus dem Franz. Falbala, ein kraus gezogener Umlauf unten an den Röcken oder andern Kleidungsstücken des schönen Geschlechtes, an Vorhängen u. s. f. welcher auch eine Frisur genannt wird. S. Felbel.


Fälbel (W3) [Adelung]


Der Fälbel, S. Felbel.


Fälber (W3) [Adelung]


Die Fälber, plur. die -n, eine Oberdeutsche Benennung der gemeinen weißen Weide, Salix alba L. von der falben Farbe. In weiterer Bedeutung werden in Oberdeutschland alle hochstämmige Weidenarten wegen der bleichen Farbe ihrer Rinde und ihres Laubes Falben, Felben, Felbern, Falbinger, Felbinger genannt. S. Alber.


Falbicht (W3) [Adelung]


Falbicht, -er, -ste, adj. et adv. einer falben Farbe ähnlich, ein wenig falb. Ein falbichtes Pferd. Falbig, eine falbe Farbe habend.


Fälche (W3) [Adelung]


Fälche, ein Fisch, S. Balche.


Falgen (W3) [Adelung]


Falgen, verb. reg. act. in einigen Gegenden, einen Acker zum zweyten oder dritten Mahle pflügen, von dem Holländ velghen, Angels. walwian, umwenden, umdrehen; zumahl da dieses Pflügen im Obersächsischen wenden und rühren genannt wird. S. Felge, Felgen und Wälzen.


Falkaune (W3) [Adelung]


Die Falkaune, plur. die -n, eine Art groben Geschützes, welches 4 bis 6 Pfund Eisen schießt, und 27 bis 34 Caliber lang ist; eine Quartierschlange, Halbschlange. Aus dem mittlern Lat. Falcona. Ehedem hatte man noch eine weit größere Art Stücke, welche der Falke hieß und 57 Pfund schoß. S. Falkonett und Feldschlange.


Falke (W3) [Adelung]


Der Falke, des -n, plur. die -n. 1) Eine Art Raubvögel, welche vom Linne und Klein zu den Habichten gerechnet wird, und sich durch ihren kürzern Hals, kurzen, gleich von der Wurzel an gebogenen und mit einem sehr spitzigen Haken versehenen Schnabel, glatte Schienbeine, und längere Füße und Schenkel von den Adlern und Geyern hinlänglich unterscheidet, Falco. Klein beschreibet 26 Arten von Falken, welche, bis auf einige wenige, auch im gemeinen Leben unter diesem Nahmen bekannt sind, S. Bleyfalke, Mauerfalke, Lerchenfalke, Taubenfalke u. s. f. Einige derselben besonders der edle Falke, Falco gentilis oder nobilis Klein. der Ger- oder Geyerfalke, der Sakerfalke, der Barbarfalke, der Isländische weiße Falke, der Lerchenfalke, und andere mehr lassen sich zur Beiße abrichten. Er hat Augen wie ein Falke oder Falkenaugen, d. i. sehr helle, scharfe Augen. 2) Figürlich wurde ehedem auch eine Art des groben Geschützes ein Falke genannt, S. Falkaune, Falkonett. Anm. dieser Vogel heißt bey den Schwäbischen Dichtern Valke, Valk, im Schwed. und Dän. Falk, in Nieders. Falke, im Ital. Falcone, im Engl. Falcon, im Franz. Faulcon, im Wallisischen Gwalk, im Isländ. Valur und im Angelsächsischen Vealhhafoc, welches Wachter durch einen ausländischen Habicht erkläret, von Wal, Fremd, Ihre aber von Val, Aus, herleitet. Der Latein. Nahme Falco scheinet von dem krummen Schnabel und Klauen hergenommen zu seyn, da Falx um eben deßwillen auch eine Sichel bedeutet. S. Felge. Ehe die Deutschen diese Benennung annahmen, begriffen sie die meisten Falken mit unter dem Nahmen der Habichte.


Falkenbeitze (W3) [Adelung]


Die Falkenbeitze, plur. die -n, die Beitze mit Falken, oder die Jagd, da man andere Vögel mit Falken fänget.


Falkeneule (W3) [Adelung]


Die Falkeneule, plur. die -n, eine Art Eulen mit kurzen Flügeln, welche in Ansehung des Schnabels den Falken gleichet; Falko-Ulula Klein. Engl. Hawk Owl.


Falkengeschühe (W3) [Adelung]


Das Falkengeschühe, des -s, plur. ut nom. sing. saubere ausgefransete lederne Riemen, welche die zahmen Falken an den Füßen tragen. Ein einzelner Riem dieser Art heißt ein Falkenschuh.


Falkenhaube (W3) [Adelung]


Die Falkenhaube, plur. die -n, S. Falkenkappe.


Falkenhof (W3) [Adelung]


Der Falkenhof, des -es, plur. die -höfe, das Haus mit dem dazu gehörigen Hofe, wo die zur Beitze abgerichteten Falken aufbehalten werden.


Falkenier (W3) [Adelung]


Der Falkenier, des -s, plur. die -e, aus dem mittlern Latein. Falconarius, ein Jäger, welcher mit Falken und andern zur Beitze tüchtigen Raubvögeln gehörig umzugehen weiß. Daher die Falkenierkunst, die Kunst, die Falken zu zähmen und sich ihrer zur Beitze zu bedienen. S. das bessere Falkner.


Falkenkappe (W3) [Adelung]


Die Falkenkappe, plur. die -n, eine lederne Kappe, welche man dem Falken über das Gesicht ziehet, wenn er abgerichtet wird, damit er stille sitze; die Falkenhaube.


Falkenmeister (W3) [Adelung]


Der Falkenmeister, des -s, plur. ut nom. sing. der Vorgesetzte einer Falknerey, der vornehmste unter den Falkenieren, der an manchen Höfen noch einen Oberfalkenmeister vor sich hat.


Falkenschelle (W3) [Adelung]


Die Falkenschelle, plur. die -n, Schellen, welche den zahmen Falken an den Füßen befestiget werden, damit man höre, wo sie sich befinden.


Falkenschuh (W3) [Adelung]


Der Falkenschuh, des -es, plur. die -e, S. Falkengeschühe


Falkenstange (W3) [Adelung]


Die Falkenstange, plur. die -n, eine Stange mit einem Querholze, auf welchem der zahm gemachte Falke sitzet.


Falkenstoß (W3) [Adelung]


Der Falkenstoß, des -es, plur. die -stöße, ein Garn an einer Säule im freyen Felde, die Falken damit zu fangen.


Falkenwärter (W3) [Adelung]


Der Falkenwärter, des -s, plur. ut nom. sing. dem die Wartung eines Falken anvertrautet ist.


Falkner (W3) [Adelung]


Der Falkner, eigentlich Falkener, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, ein Falkenier.


Falknerey (W3) [Adelung]


Die Falknerey, plur. die -en. 1) Die Falkenierkunst, besonders im Oberdeutschen, und ohne Plural. 2) Die zur Falkenjagd gehörigen Personen, und der Ort, wo sie mit den abgerichteten Falken wohnen.


Falkonett (W3) [Adelung]


Das Falkonett, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Latein. Falconeta, eine kleine Falkaune, welche 2 bis 3 Pfund Eisen schießet, und 36 bis 40 Caliber lang ist. S. Feldschlange.


Fallbaum (W3) [Adelung]


Der Fallbaum, des -es, plur. die -bäume. 1) Starke, unten mit spitzigen Eisen beschlagene Bäume oder Pfähle, welche durch einen Querbalken gehen, und in den Thoren der Festungen statt der Fallgatter angebracht werden, wo man sie, wenn es die Noth erfordert, niederfallen lässet, um das Thor gegen einen andringenden Feind zu sperren; Fallpfähle. 2) Bey den Vogelstellern, ein Baum neben einem Vogelherde, auf welchen die Vögel fallen, d. i. sich setzen, können.


Fallbrücke (W3) [Adelung]


Die Fallbrücke, plur. die -n, eine Brücke, welche so zugerichtet ist, daß sie niederfällt, wenn jemand darüber gehet; bey dem Logau eine Stürzebrücke. Zuweilen auch eine Zugbrücke, weil man sie niederfallen lassen kann.


Falle (W3) [Adelung]


Die Falle, plur. die -n. 1. Ein Werkzeug, welches in gewissen Umständen zu- oder niederfällt. Besonders, 1) in der Anatomie, eine Haut mit einer Höhle in verschiedenen Theilen des Leibes, das Zurückfließen verschiedener Säfte zu hindern; das Fallthürlein, valvula. 2) Ein mit einer Fallthür versehenes Behältniß, besonders für wilde Thiere, in den Thiergärten und Amphitheatern, damit man sie ohne Gefahr öffnen und verschließen könne. 3) Ein Werkzeug, Mäuse und andere Thiere lebendig zu fangen, weil alle Mahl ein Körper darin sich befindet, der unter gewissen Umständen niederfällt, und dem gefangenen Thiere den Ausgang versperret. S. auch Mäusefalle. Auch figürlich, in die Falle gehen, in eine Falle gerathen, einem eine Falle stellen oder bauen, von hinterlistigen Nachstellungen. 2. In den Schlössern ist die schießende Falle ein rechtwinkelig gebogenes Eisen, an dessen hinteres Ende sich die Feder des Schlosses anleget. Das Fallenohr, das Eisen, welches inwendig statt des Schlüsselbartes dienet, und den Riegel in Bewegung setzet.

Anm. Dieses Wort heißt schon bey dem Notker Falla, in den Monseeischen Glossen Val, und bey dem Ottfried Fala; wo es theils von einer Mäusefalle, theils von einer jeden listigen Nachstellung gebraucht wird; im Schwed. Fälla, und im Dän. Falde. Im Schwedischen ist Wel ein Kunstgriff, und vela betriegen. S. auch Fehlen und Falsch.


Fallen (W3) [Adelung]


Fallen, verb. irreg. Neutr. welches das Hülfsw. seyn erfordert. Ich falle, du fällst, er fällt; Imperf. ich fiel; Mittelw. gefallen. Es druckt überhaupt diejenige Bewegung aus, nach welcher ein Körper seine Schwere schnell nach dem Mittelpunkte der Erde zu getrieben wird. I. In eigentlicher und weiterer Bedeutung. 1. Überhaupt, durch seine Schwere schnell aus einem höhern Orte in einen niedrigern getrieben werden. Ein schwerer Körper fällt alle Mahl nach einer senkrechten Linie. Die Äpfel, die Blätter fallen im Herbste von den Bäumen. Schon lassen die Bäume die welken Blätter fallen. Die Tasse ist mir aus der Hand gefallen. Warum hast du das Buch fallen lassen? Wenn die Sterne von Himmel fallen werden. Es fiel ein Ziegel von dem Dache. Die Hoffnung ist mir in den Brunnen gefallen, figürlich in gemeinen Leben, ist mir vereitelt worden. Das Unvorsichtige fiel in das Wasser und ertrank. 2. Besonders, unpersönlich von Schnee, Hagel, Thau und starkem Regen, wenn sie aus dem mittlern Gegenden der Luft auf die Oberfläche der Erde gerathen. Es ist diesen Winter nur wenig Schnee gefallen. Es fiel ein außerordentlich tiefer Schnee. Es fällt ein erquickender Thau. Es fiel ein starker Regen, ein heftiger Hagel. 3. In engerer Bedeutung, von stehenden und sitzenden Körpern, wenn sie auf Antrieb ihrer Schwere plötzlich in den Stand des Liegens gerathen. Der Reiter ist vom Pferde gefallen. Das Kind fiel auf ebener Erde. Eli fiel von dem Stuhle und brach den Hals. Über einen Stein fallen, über andere hinfallen. Er fiel todt in meine Arme. Das Pferd stolperte, fiel aber nicht. Die Häuser fielen zusammen, fielen über den Haufen, stürzten ein. Doch gebraucht man von Gebäuden lieber einfallen, und von andern leblosen Körpern, wenn fallen absolute stehen sollte, am häufigsten umfallen. Vor Schrecken zu Boden fallen. Mit der Thür ins Haus fallen, im gemeinen Leben, etwas ohne die nöthige Vorsicht, unbehuthsam zu erkennen geben. Auf den Kopf, auf die Nase, auf die Stirn fallen, die Theile zu bezeichnen, welche im Fallen am meisten gelitten haben. Mit dem Kopfe an die Wand, an die Mauer fallen, wo im Oberdeutschen die Vorwörter gegen und wider üblich sind. In der Sprache des täglichen Umganges gebraucht man dieses Wort von lebendigen Geschöpfen auch als ein Reciprocum, folglich mit haben. Sich wund fallen, sich todt oder zu Tode fallen, sich Löcher in den Kopf fallen. Er hat sich den Arm aus der Kugel, aus dem Gelenke gefallen. In dem Ausdrucke die fallende Sucht, die Epilepsie zu bezeichnen, vertritt das Neutrum fallen die Stelle des Activi fällen, eine Krankheit zu bezeichnen, welche den Kranken plötzlich fallen machet, oder zu Boden wirft. Indessen ist doch der Gebrauch des Neutrius in dieser Benennung sehr allgemein. In Niedersächsischen heißt diese Krankheit de stortende Süke, an andern Orten Fallsucht, im Dän. Faldsot, im mittlern Latein. cadiva insania, cadiva guita, cadax passio. Die fallende Wuth der Hunde, wobey sie beständig niederfallen, als wenn sie die fallende Sucht hätten; zum Unterschiede der fahrenden Wuth. II. Figürlich, wo mit diesem Worte verbundenen Begriffe der verminderten Höhe, der Geschwindigkeit, des Unerwarteten, des Unwillkührlichen, eine Menge bildlicher Bedeutungen veranlasset haben, von welchen hier nur die vornehmsten angeführet werden können. 1. So fern der Begriff der verminderten Höhe der herrschende ist; im Gegensatze des Steigens oder Stehens. 1) An körperlicher Höhe abnehmen. (a) Näher nach der Oberfläche der Erde zu sinken. Das Quecksilber fällt in dem Barometer, der Spiritus in dem Thermometer, wenn beydes näher nach der Kugel sinkt. Das Wasser fällt in den Flüssen, Teichen, in dem Meere, u. s. f. wenn dessen senkrechte Höhe durch Abfluß oder Ausdünstung vermindert wird. Der Nebel fällt, wenn er näher nach der Oberfläche der Erde sinket. (b) Nach einer fortgesetzten Figur, sich von einem höhern Orte nach einem niedrigern bewegen. So gebraucht man dieses Wort von Flüssen, wenn sie in andere tiefer liegende Gewässer ausfließen. Der Main fällt in den Rhein, der Rhein in die Nordsee. In der Mathematik siehet man bey dem Fallen des Wassers mehr auf das Maß, um wie viel es sich von der angenommenen Horizontal-Linie entfernet; doch sagt man alsdann lieber, das Wasser hat drey Fuß Fall oder Gefalle, als es fällt um drey Fuß. S. Fall und Gefälle. Im Bergbauen und gemeinen Leben gebraucht man dieses Wort, (c) in noch weiterer Bedeutung, von der Richtung einer jeden Fläche unter einen angenommenen Horizont. Der Gang fällt seiger, im Bergbaue, erstreckt sich senkrecht in die Tiefe. Der Gang fällt donlege, gehet schräge in die Tiefe. Fallende Gänge oder Linien, welche unter den angenommenen Horizont niedersinken. Das Fallen der Gänge, oder ihr Fallendes, ihre Richtung unter die Horizontal-Linie. S. Steigen. Diese Bedeutung des Wortes fallen führet uns auf die Abstammung des Latein vallis. 2) Von der Stimme und dem Tone. Das Steigen und Fallen der Stimme, der Töne. Die Cadenz fällt aus dem Triller in den Schlußton. Einige Sprachlehrer nennen diejenige Sylbe welche keinen Ton hat, eine fallende Sylbe, im Gegensatze der steigenden, weil jene in der Aussprache gleichsam hinunter sinkt. Die Stimme, den Ton fallen lassen, wo doch sinken lassen üblicher ist. 3) Vermindert werden, am Preise, am Güte, an innerer Stärke abnehmen. Die Preise steigen und fallen. Das Korn ist gar sehr gefallen, d. i. im Preise, oder in Ansehung des Preises. Ich hoffe, daß diese Waare bald noch mehr fallen wird. Sein Ansehen fällt, ist gar sehr gefallen. Meine Liebe gegen dich ist sehr gefallen. Ich bitte sie recht sehr, lassen sie deßwegen nichts von ihrer Hochachtung gegen mich fallen, Gell. Den Muth, die Hoffnung fallen lassen. Sein Ruhm stärkt das gefallne Herz, Weiße, das muthlos gewordene. 4) Besonders mit dem Nebenbegriffe der Verschlimmerung, aus einem vollkommnern Zustande in einen unvollkommenern gerathen. (a) An Macht, Ansehen, bürgerlichem Wohlstande abnehmen. Von einem Minister, der sein Ansehen bey Hofe, von einem Günstlinge, der die Gnade seines Herren verloren hat, sagt man, daß sie gefallen sind. Babel ist gefallen, Jer. 51, 8. Ich hoffe auf den Herren, darum werde ich nicht fallen, Ps. 26, 1. Ein Handelshaus fällt, wenn es in Abnahme geräth, oder gar bankerott wird. Seinen Freund fallen lassen, ihn durch Versagung der Hülfe zu Grunde gehen lassen. Bey den Handwerkern heißt fallen, das gesuchte Meisterrecht aus eigner Schuld nicht erlangen und einen solchen fallen lassen, ihm das Meisterrecht versagen; wo dieser Ausdruck der Gegensatz des Bestehens ist. (b) Im sittlichen, besonders theologischer Verstande, Fehler, Sünden begehen. Adam fiel, als er durch seinen Ungehorsam das Ebenbild Gottes verscherzte. Ein Gerechter fällt sieben Mahl, Sprichw. 24, 16. Du strafst säuberlich die so gefallen sind, Weish. 12, 2 Auch von groben Verbrechen und herrschenden Sünden. Gottes Ernst an denen, die gefallen sind, Röm. 11, 22. Wie rief bist du gefallen! (c) Vernichtet werden, aufhören; doch nur in einigen Fällen in den höhern Schreibart. In ihm fiel unsere Hoffnung, unser Schutz, Dusch.

5) In engerer Bedeutung, umkommen, sterben.

(a) Für sterben überhaupt; ein mit Hochdeutschen veralteter Gebrauch. keiner von der Sperlingen fällt ohne des Vaters Willen, Math. 10, 29. Durch Pestilenz fallen, 1 Chron. 22, 14. (b) Von dem Wildbret und andern großen Thieren. Es ist ihm sein bestes Pferd gefallen. Es ist vieles Vieh an der Seuche gefallen. Gefallenes Wildbret, welches vor Krankheit oder Hunger gestorben ist. S. Fallwildbret. In dieser Bedeutung ist im gemeinen Leben auch umfallen üblich. (c) In einer Schlacht bleiben, in einem Treffen getödtet werden, in der biblischen und höhern Schreibart. Wie sin d die Helden gefallen? 2 Sam. 1, 19. Ein Fürst und Großer ist gefallen in Israel, 2 Sam. 3, 38. Dein Bruder fiel in dem Treffen neben mir. Durch das Schwert fallen, ist eine bloß biblische Art des Ausdrucks. Eine gleiche Bedeutung hat das Schwed. falla. 2. So fern der Begriff des Affectes und der dadurch verursachten Geschwindigkeit der herrschende ist; wo dieses Zeitwort von vielen freywilligen Handlungen gebraucht wird, welche schnell, und zuweilen mit Gewaltthätigkeit vollzogen werden. (a) Seinem Freunde und den Hals fallen, ihn lebhaft umarmen. Auf die Knie fallen. Falle deinem Herren, falle Gott zu Fuße. Mit Begierde auf etwas fallen, sich einer Sache mit einer Leidenschaft ergeben. Dem Pferde in den Zügel fallen, schnell nach dem Zügel greifen. Einem andern in die Rede, in das Wort fallen, ihn unterbrechen. (b) Mit dem Nebenbegriffe der Gewaltthätigkeit. Dem Feinde in das Land, in die Bagage, in die Arrieregarde fallen. Der Wolf fiel in die Herde. Dem Gegner in seine Blöße fallen, im Fechten. Einem in die Haare fallen, im gemeinen Leben. Einem andern in sein Amt fallen, etwas eigenmächtig thun, was doch jenes Amt ist. Einem andern in den Kauf fallen, eine Sache um welche er handelt, für sich zu kaufen suchen. (c) Von einer Person oder Sache fallen, eines Partey verlassen, einer Sache entsagen, von einer Sache abstehen, ist ein bloß biblischer, im Hochdeutschen ungewöhnlicher Gebrauch. Von David fiel jedermann, 2 Sam 20, 2. S. Abfallen. Sie fielen nicht von ihrem Vornehmen noch von ihrem halsstarrigen Wesen, Richt. 2, 19. Gedenke, wovon du gefallen bist, Offenb. 2, 5. (d) Im gemeinen Leben wird dieses Wort auch oft von Thieren für laufen, fliegen, springen gebraucht. Die Vögel fallen auf das Aas. Bey den Jägern fallen die Falken in ein fremdes Land, wenn sie sich verirren. Das Wildbret fällt über den Graben, wenn es darüber springet. Der Hirsch fällt über den Zeug, wenn er darüber setzt. Die Sau fällt in den Zeug, wenn du hinein läufst. Zu Baume fallen, wird bey den Jägern von den Birk- und Haselhühnern gesagt, wenn sie auf die Bäume fliegen. 3. In sehr vielen Fällen ist der Begriff des Unerwarteten der herrschende, und da wird dieses Zeitwort häufig, 1) von unwillkührlichen Handlungen oder Veränderungen lebendiger Körper gebraucht. (a) Von solchen Veränderungen, welche ihnen wider ihren Willen widerfahren, wobey sich doch etwas von der Idee der Geschwindigkeit mit einschleicht; gemeiniglich mit dem Vorworte in. In eine Krankheit fallen. In Anfechtung fallen, in der biblischen Sprechart. In ein Ohnmacht, in einen tiefen Schlaf fallen; dagegen die biblische, R. A. ein tiefer Schlaf, ein großer Schrecken u. s. f. fiel aus ihn, im Hochdeutschen ungewöhnlich sind. In einem Hinterhalt, in ein gelegtes Netz fallen. In eines Ungnade fallen. In Strafe fallen, sich der Strafe schuldig machen. S. Straffällig. Dem Gerichte in die Hände fallen, sich dessen Abendung schuldig machen. Dem Arzte, einem Wucherer in die Hände fallen, dessen Hülfe benöthiget seyn. Seinen Verfolgern in die Hände fallen, in ihre Gewalt gerathen. In die Hand Gottes fallen, von Gott gezüchtiget werden. Wenn er in gute Hände fällt,(gute Anleitung bekommt) so kann was aus ihm werden. O, fallen sie nicht wieder in ihre alte Schwermuth, Cron. Durch trocknen Witz und öftere Wiederhohlungen fällt man oft in das Abgeschmackte. Unter die Morder fallen. (b) Von Gedanken, welche ohne deutliches Bewußtseyn entstehen oder zu entstehen scheinen; mit dem Vorworte auf. Wie können sie doch auf die Gedanken fallen? Wie fallen sie auf mich? wie muthmaßen sie auf mich? Ich bin auf ihn gefallen, argwohne, muthmaße auf ihn. Wie sind sie auf dieses Wort gefallen? Ich kann nicht wieder darauf fallen, ich kann mich nicht darauf besinnen. Ich würde vielleicht selbst darauf gefallen sey, Gell. Er fiel dann und wann auf ganz artige Töne. S. auch Einfallen. 2) Von leblosen Dingen, welche von vorher gegangene Erwartung, wenigstens ohne unsere Mitwirkung, geschehen. Es ist mir von ungefähr ein Buch in die Hände gefallen, welches ich noch nicht gesehen habe. Ein Zufall ließ diese Schrift in meine Hände fallen. Als ich mich nach dir umsah, fiel mir dein Bruder in die Augen. Das Gut ist an seinem Bruder gefallen, durch Erbschaft. Das Loos fiel auf ihn. Wie das Loos fallen wird. Die Wahl ist auf ihn gefallen; Die Sache ist ganz anders gefallen; wo doch ausfallen üblicher ist. Das Nieders. fallen und das Schwed. falla bedeuten gleichfalls geschehen, sich zu tragen, accidere. S. auch Vorfallen. 4. In einigen Fällen verschwinden die bisher angezeigten Begriffe, wenigstens bleibt es dunkel, welcher vor andern der herrschende ist; und da bedeutet dieses Zeitwort, 1) Sichtbar werden. (a) Von Lichtstrahlen. Das Licht fällt von der linken Seite herein. Es fällt wenig Licht durch dieses Fenster. Wenn Schrägere Strahlen der Sonne auf diese Ebene fallen, Dusch. Auch von den Gegenständen, welche vermittelst des Lichtes empfunden werden, doch mit einigen Nebenwärtern, welche die Art und Weise der Empfindung bezeichnen. Das fällt gut in die Augen. Wer nicht sehr ins Auge fällt, Den beneidet nicht die Welt, Weiße. Auch wohl elliptisch, das fällt in die Augen, hat ein gutes Ansehen. Auf diesen Gebrauch gründet sich ohne Zweifel die Bedeutung der Wörter gefallen und mißfallen. (b) Auch von andern Dingen, für kommen, gerathen. Die Sache ist mir ganz aus dem Gedächtnisse gefallen; wo doch entfallen anständiger ist. Der Argwohn fällt auf ihn. Endlich wird alle Schuld auf dich fallen. Deine Liebe ist auf einen unwürdigen Gegenstand gefallen. Lassen sie das Verbrechen eines einzigen nicht auf unser ganzes Geschlecht fallen, Gell. Lassen sie nicht unser ganzes Geschlecht dafür büßen. Das Fest fällt auf einen Sonntag. Die Messe fällt in den Winter, in den Aprill. Die Einkünfte, die von diesem Gute fallen (einkommen), sind beträchtlich. S. Gefalle. 2) Seyn, doch nur in einigen bereits eingeführten Ausdrücken. Dieser Verlust fällt mir ungemein empfindlich. Du würdest mir damit nur hinderlich fallen. Nichts fiel ihr zu bekennen schwer, Rost. Wenn mir nur das Reden nicht so beschwerlich fiele, Gell. Einem mit etwas beschwerlich, lästig fallen. Einem zur Last fallen, beschwerlich seyn oder werden. Der Beweis wird mir sehr leicht fallen. Es fällt mir unmöglich, dir jetzt zu dienen. An Höfen fällt es schwer, das Alter zu erreichen, Haged. 3) Geboren, gezeuget werden; doch nur von größern Thieren, und alle Mahl mit einem oder dem andern Beysatze. Von schönen Pferden fallen schöne Füllen. Ein Hund, der von einem Pudel und einer Schweißhündinn gefallen ist. Wo der Hase fällt, da ist er, am liebsten. Das Schwed. falla hat diese Bedeutung gleichfalls.

Anm. Das Hauptwort die Fallung wird nicht gebraucht, weil Fall dessen Stelle schon vertritt. Dieses alte Zeitwort lautet im Nieders. gleichfalls fallen, im Schwed. falla, im Dän. falde, im Angels. feallan, im Engl. to fall, im mittleren Lat. falliare, und im Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - oder - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . In einigen Oberdeutschen Gegenden verbindet man es mit dem Hülfsworte haben. Denn ich hab nun gefallen schon, Theuerd. S. auch Fehlen.


Fällen (W3) [Adelung]


Fällen, verb. reg. welches das Activum des vorigen ist, fallen machen, und in verschiedenen Bedeutungen gefunden wird. 1. In der eigentlichen und weitern Bedeutung. 1) Umhauen. Holz fällen, stehende Bäume umhauen. Einen Baum fällen. 2) * Einreißen, von Mauern und Gebäuden; ein nur im Oberdeutschen üblicher Gebrauch. Die Mauern fällen. Sie haben die Thürme zu Boden gefället, Bluntschli. 3) Zu Boden fallen machen. Den Anker fällen, ihn auswerfen, in der Schifffahrt. In der Chymie wird ein in einem flüssigen Körper aufgelöseter fester Körper gefället, wenn man ihn vermittelst eines dritten zu Boden fallen macht, welches auch niederschlagen genannt wird. 4) Werfen, doch nur im Oberdeutschen. Heimlich hett. Unfalo bestelt Ein pawren, der do herab felt. Etlich stein auf den edlen Held, Theuerd. Kap. 55. 5) Einen Schacht fällen, im Bergbaue ihn tiefer machen, welches auch sinken genannt wird. 6) Wasser fällen, auch nur im Bergbaue, sie gewältigen, sie wegschaffen. 7) Eine Perpendicular-Linie fällen, nach unten zu ziehen, in der Geometrie. 2. Figürlich. 1) Durch ein Geschoß tödten. Sie spannen ihren Bogen, daß sie fällen den Elenden und Armen, Pf. 37, 14. Mein Diener liegt schon durch gleichen Schuß gefällt, Gell. In dieser Bedeutung ist es nur noch in der höhern Schreibart und bey den Jägern üblich. Die letztern gebrauchen dieses Wort von Thieren, welche durch einen Schuß oder Fang erleget werden. 2) * Zu Grunde richten; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche aber noch im Oberdeutschen vorkommt. Er sucht mich zu fällen. Sein Anschlag wird ihn fällen, Hiob 18, 7. Ihre eigene Zunge wird sie fällen, daß ihr spotten wird, wer sie siehet, Pf. 64, 9. 3) * Aufhören machen, stillen; ein im Hochdeutschen ungewöhnlicher Gebrauch. Du kannst der Völker Toben fällen. Wie stürmig sie auch sind, Opitz. 4) Ein Urtheil fällen, aussprechen. Das Urtheil ist noch nicht gefället. Ich kann hierüber kein Urtheil fällen. Im Oberdeutschen ist auch verfällen für verurtheilen üblich. 5) Vererben, in den Rechten, besonders Oberdeutschlandes. Die von ihrem Vater auf sie gefälleten Güter. S. auch Verfällen. 6) In Niedersachsen bedeutet, die Zähne fällen, von Pferden, dem Rindviehe, auch wohl von Kindern, die Zähne wechseln, die Zähne ausfallen lassen und neue bekommen. So auch die Fällung. Anm. Dieses Activum lautet bey dem Notker so wohl fallan als fellan, bey dem Ottfried fallan, im Schwed. faella, im Engl. to fell, und im Holländ. velden und vellen.


Fallendung (W3) [Adelung]


Die Fallendung, plur. die -en, S. Fall. Anm.


Fallenohr (W3) [Adelung]


Das Fallenohr, des -es, plur. die -en, S. Falle 2.


Fallfertig (W3) [Adelung]


Fallfertig, adj. et adv. im Begriffe zu fallen; ein nur im Oberdeutschen übliches Wort, welches aber auch im Hochdeutschen eingeführet zu werden verdienet.


Fallgatter (W3) [Adelung]


Das Fallgatter, des -s, plur. ut nom. sing. ein starkes Gatter mitten in den Thoren, welches man herunter fallen lässet, wenn sich der Feind des Thores bemächtigen will; eine veraltete Art der Vertheidigung, welche auch ein Fallthor, ein Schutzgatter genannt wird.


Fallgeld (W3) [Adelung]


Das Fallgeld, des -es, plur. von mehrern Geldsummen die -er, an einigen Orten das Lehngeld, weil es entrichtet wird, wenn ein Leben zu Falle kommt, d. i. dem Lehensherren anheim fallen sollte.


Fallgranate (W3) [Adelung]


Die Fallgranate, plur. die -n, in der Feuerwerkerkunst, eine Granate, welche man an einer Linie fallen lässet, und welche gemeiniglich auf dem Walle bey Stürmen gebraucht wird; eine Legegranate.


Fallgut (W3) [Adelung]


Das Fallgut, des -es, plur. die -güter, ein Gut, welches bey jedem Todesfalle dem Herren wieder anheim fällt; Falllehen, Schupflehen, bona caduca, dergleichen Güter in Schwaben sehr häufig sind.


Fallhaus (W3) [Adelung]


Das Fallhaus, des -es, plur. die -häuser, im Oberdeutschen, das Haus eines Abdeckers, wo er die Häute und den Kern von dem gefallenen Viehe verwahret. S. Fallmeister.


Fallhuth (W3) [Adelung]


Der Fallhuth, des -es, plur. die -hüthe, ein ausgestopfter Bund, welcher kleinen Kindern um die Stirn befestiget wird, damit sie selbige im Fallen nicht verletzen; eine Fallmütze, im Oberd. Hauptring, Bausch, Niedersächs. Fallhoot, in Preußen eine Butzmütze.


Fällig (W3) [Adelung]


Fällig, adj. et adv. was im Begriffe ist zu fallen, doch nur ist figürlicher Bedeutung und im gemeinen Leben, von Geldsummen, Abgaben u. s. f. deren bestimmte Zahlungszeit vorhanden ist, zahlbar. Das Geld ist noch nicht fällig. Fällige Zinsen. Ein fälliger Wechsel. Wofür auch gefällig üblich ist. In den zusammen gesetzten baufällig, fußfällig, sachfällig, straffällig, gefällig, mißfällig u. s. f. hat dieses Wort mehrere Bedeutungen des Zeitwortes fallen aufbehalten.


Falliment (W3) [Adelung]


Das Falliment, des -es, plur. die -e, aus dem Ital. Fallimento, im gemeinen Leben, die Unvermögenheit eines Kaufmannes seine Schulden zu bezahlen, und dessen Ausbruch; der Bankerott. So auch Falliren; verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, bankerott werden, Ital. fallire; der Fallit, des -en, plur. die -en, ein bankrotter Kaufmann, Ital. Fallito, im mittlern Lat. Fallitus.


Fällkessel (W3) [Adelung]


Der Fällkessel, des -s, plur. ut nom. sing. im Hüttenbaue, ein Kessel, in welchem die in einem flüssigen Körper aufgelöseten Erze oder Mineralien gefället, d. i. niedergeschlagen werden.


Fallklappe (W3) [Adelung]


Die Fallklappe, plur. die -n, eine Klappe, welche unter gewissen Umständen niederfällt; dergleichen die Klappen über den Wolfsgruben sind.


Falllehen (W3) [Adelung]


Das Falllehen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fallgut.


Fallmeister (W3) [Adelung]


Der Fallmeister, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Oberdeutschen Gegenden, eine anständige Benennung des Abdeckers, weil er nur mit gefallenen Thieren umgehet; die Fallhütte, dessen Wohnung.


Fallmütze (W3) [Adelung]


Die Fallmütze, plur. die -n, S. Fallhuth.


Fallnetz (W3) [Adelung]


Das Fallnetz, des -es, plur. die -e, im Jagdwesen, ein Netz, welches aufgestellet wird, und bey der geringsten Berührung niederfällt, und das Thier fängt; ein Schlagnetz.


Fallpfahl (W3) [Adelung]


Der Fallpfahl, des -es, plur. die -pfähle, S. Fallbaum.


Fallreif (W3) [Adelung]


Der Fallreif, des -es, plur. die -e, S. Falltan.


Falls (W3) [Adelung]


Falls, ein nur im gemeinen Leben übliches Nebenwort, für im Falle, wenn. Falls es nothwendig ist. Falls ich ihn nicht sehen sollte. In der ernsthaften Dichtkunst thut es gewiß die schlechteste Wirkung. Erwache schöne Schläferinn, Falls dieser Kuß nicht zu bestrafen, Haged.


Fallsack (W3) [Adelung]


Der Fallsack, des -es, plur. die -säcke, in der Fischerey, ein großer mit langen Wänden versehener Garnsack, mit welchem man einen großen Bach oder mäßigen Fluß überspannet, und auf welchen man mit Hamen und Watten zufischet.


Fällsilber (W3) [Adelung]


Das Fällsilber, des -s, plur. inus. außer von mehrern Quantitäten dieser Art, ut nom. Sing. im Hüttenbaue, Silber, welches man nach vorher gegangener Auflösung gefället, d. i. niedergeschlagen hat.


Fallstrick (W3) [Adelung]


Der Fallstrick, des -es, plur. die -e, ein aus Stricken bestehendes Werkzeug, wilde Thiere darein zu fangen, eine Schlinge, Netz; doch am häufigsten in figürlicher Bedeutung, eine jede hinterlistige Nachstellung. Seinem Feinde einen Fallstrick legen. Er ist in den gelegenen Fallstrick gerathen. S. auch Strick.


Fallsucht (W3) [Adelung]


Die Fallsucht, plur. car. S. Fallen I. 3.


Falltau (W3) [Adelung]


Das Falltau, des -es, plur. die -e, an den Schiffen, ein mit Knoten versehenes Tau an der Treppe, woran man sich im Auf- und Absteigen hält, damit man nicht falle; ein Fallreif.


Fallthor (W3) [Adelung]


Das Fallthor, des -es, plur. die -e, S. Fallgatter.


Fallthür (W3) [Adelung]


Die Fallthür, plur. die -en, eine hangende Thür, welche unter gewissen Umständen niederfällt; im gemeinen Leben, besonders wenn sie klein ist, eine Klappe. Die Fallthür über einem Keller. Diminut. das Fallthürlein, Fallthürchen. S. Falle 1.


Falltuch (W3) [Adelung]


Das Falltuch, des -es, plur. die -tücher, in dem Jagdwesen, ein jedes Tuch, welches man aufheben oder niederlassen kann, damit das Wildbret, wenn es nöthig ist, hindurch gehen könne; ein Hebetuch, Schnapptuch, Schnappe.


Fallwildbret (W3) [Adelung]


Das Fallwildbret, des -es, plur. inus. bey den Jägern, Wildbret, welches todt gefunden wird, lahm ist, oder sonst einen beträchtlichen Fehler hat, und auch nur schlechthin Fall genannt wird.


Fals (W3) [Adelung]


Fals, S. Falz.


Falsch (W3) [Adelung]


Falsch, -er, -este, adj. et adv. was nicht dasjenige ist, was es zu seyn scheinet, oder was es seyn sollte. 1. Was nicht dasjenige ist, was es zu seyn scheinet, folglich auch nicht die Güte des wahren hat. 1) Unecht, nachgemacht. Falsches Gold, falsches Silber, welches aus Composition bestehet und den äußern Schein des Goldes und Silbers hat. Falsche Treffen, welche aus solchem Metalle verfertiget worden. Falsche Edelsteine, falsche Diamanten, nachgemachte, im Gegensatze der echten. Falsche Korallen. Auch im sittlichen Verstande. Eine falsche Demuth, falsche Andacht, falsche Freude, falsche Frömmigkeit, welche nur verstellt sind. Ein falscher Freund, der sich von außen stellt, als wäre er unser Freund, es aber nicht ist. Daher bedeutet in der Deutschen Bibel ein Falscher oft einen Heuchler, welches aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. 2) Besonders, wenn diese unechte Beschaffenheit zum Schaden anderer gereicht, betrüglich. Ein falsches (nachgemachtes) Siegel. Ein falsches (untergeschobenes) Testament. Falsche Urkunden, Briefe u. s. f. Falsche Münze, falsches Geld. Ein falscher Münzer, im gemeinen Leben, der falsches Geld münzet. Ein falscher Spieler, der betrüglich spielet. Ein falscher Weg, der uns irre führet. Ingleichen im sittlichen Verstande, sich freundschaftlich stellend, ohne es zu seyn. Ein falscher Mensch. Er ist falsch, hat ein falsches Herz. S. Falschheit. 2. Was nicht dasjenige ist, was es seyn sollte. 1) Der Wahrheit zuwider, unwahr; am häufigsten im gemeinen Leben. Es ist falsch, daß er hier gewesen ist. Eine falsche Beschuldigung, Anklage, Ursache. Eine falsche Freude, Hoffnung, Furcht, die man sich ohne gegründete Ursache gemacht hat. Ein falscher Satz, der keine Wahrheit hat. Ein falscher Schluß. Ein falsches Zeugniß ablegen. Ein falscher Eid, worin man eine Unwahrheit beschwöret. S. Meineid. Falsch schwören. Ein falsches Vorgeben. Ein falscher Argwohn. Falsche Götter. Ein falscher Gottesdienst, der sich auf unwahre Lehren gründet. Falsche Propheten, Apostel u. s. f. 2) Den Regeln der Kunst zuwider. Ein Wort falsch aussprechen. Ein falsches Komma machen, wohin es nicht gehöret. Von welchem Leipzig nie ein falsches Wort gehört, Kost. Falsch singen. Ein falscher Ton. Ein falsch gedrucktes Wort. Ein falscher Schritt, im Tanzen; ein falscher Stoß, im Fechten. Ein falsches Licht, in einem Gemählde, wenn es nicht nach den Regeln der Kunst vertheilet ist. Ein Gemählde hänget in einem falschen Lichte, wenn das natürliche Licht nicht von der Seite kommt, von welcher das künstliche zu kommen scheinet. 3) Was nicht die gehörige innere Güte hat. Falsche Waage, falsches Maß, falsches Gewicht, falsche Farben, welche entweder nicht beständig sind, oder doch den Zeug zerfressen. Falsche Waare. 4) * Den göttlichen Gesetzen zuwider, unrecht; ein im Hochdeutschen unbekannter Gebrauch, der indessen doch oft in der Deutschen Bibel vorkommt, für böse, lasterhaft, wo auch das Falsche für Unrecht, und ein Falscher für einen Lasterhaften gebraucht wird. 5) Im Niedersächs. Kommt dieses Wort noch in einer besonderen Bedeutung vor, wo es, doch nur in der Adverbialform, so viel als böse, empfindlich, ist. Jemanden falsch machen. Über etwas falsch werden.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. falsk, im Schwed. falsk, im Isländ. falskur, im Engl. false, im Wallis. ffals, im Irländ. falsa, im Franz. faux. im Latein. falsus. Dieses letztere scheinet freylich die nächste Quelle dieses Wortes zu seyn; allein, wenn man weiter gehet, so wird man den wahren Stamm vermuthlich in dem Worte fehlen und dessen Geschlechte antreffen.


Falsch (W3) [Adelung]


Das oder der Falsch, des -es, plur. car. 1) Mangel, Fehler, im gemeinen Leben Obersachsens, wo dieses Wort zugleich männlichen Geschlechtes ist. Man hat keinen Falsch oder Verdacht an den Schafen gefunden. 2) Unwahrheit, Betrug. In des Geist kein Falsch ist, Pf. 32, 2. Sein Mund ist voll Fluchens, Falsches und Trugs, Pf. 10, 7. Ohne Falsch, wie die Tauben, Matth. 10, 16. In welchem kein Falsch ist. Joh. 1, 47. Ohne Falsch handeln. Du hast dich ihm getreu und ohne Falsch bewiesen, Schleg. Im Hochdeutschen ist dieses Wort größten Theils veraltet, und wenn man es ja noch gebraucht, so gebraucht man es doch nur ohne Artikel und mit dem Vorworte ohne. In dem Augsburgischen Stadtrechte aus dem 13ten Jahrhunderte kommt der Falsch schon für Betrug vor. Auch im Schwed. ist Fals falsitas.


Fälschen (W3) [Adelung]


Fälschen, verb. reg. act. falsch machen. 1) * Die Wahrheit, Richtigkeit, innere Güte einer Sache böslich vermindern; ein im Hochdeutschen veraltetes Zeitwort, wofür wir uns jetzt des zusammen gesetzten verfälschen bedienen. Die Wage fälschen, Amos 8, 5. Gottes Wort fälschen, 2 Cor. 4, 2. Im Oberdeutschen sagt man aber noch, Briefe, Urkunden, eine Waare, ein Testament, den Text fälschen. Es (das Herz) fälscht der Sinne Klarheit, Hall. 2) Einer Sache aus betrüglicher Absicht ein besseres Ansehen geben, als sie hat, im gemeinen Leben. Eine Waare fälschen. Die Fleischer fälschen das Fleisch, wenn sie es aufblasen. So auch die Fälschung.

Anm. Schon bey dem Notker lautet dieses Wort gefelscen. Im Schwedischen ist falsa betriegen. Im Schwabenspiegel bedeutet velschen einer Unwahrheit überführen.


Fälscher (W3) [Adelung]


Der Fälscher, des -s, plur. ut nom. sing. ein im Hochdeutschen eben so ungewöhnliches Wort, für Verfälscher. Doch kommt es noch zuweilen in den Zusammensetzungen Münzfälscher, Testamentsfälscher u. s. f. vor.


Falschgläubig (W3) [Adelung]


Falschgläubig, adj. et adv. in einigen Stücken von dem wahren, aber als wahr angenommenen Lehrbegriffe in der Religion abweichend; irrgläubig, heterodox.


Falschheit (W3) [Adelung]


Die Falschheit, plur. die -en, von dem Worte falsch, doch nur in dessen sittlichem Gebrauch, die Eigenschaft da man freundschaftlicher redet und sich stellet, als man es meinet; ohne Plural, und dergleichen Handlungen mit demselben, im Gegensatze der Aufrichtigkeit und Redlichkeit. Er ist voller Falschheit und Tücke. Er suchte mich vergebens durch seine Falschheit zu hintergehen. Im Schwed. Falskhet, im Böhm. Faless und Falsse, im Pohln. Falsz.


Fälschlich (W3) [Adelung]


Fälschlich, adj. et adv. auf eine falsche Art, doch nur in einigen Bedeutungen dieses Wortes. 1) Mit Unwahrheit. Er behauptete fälschlich, daß u. s. f. Ein fälschliches Vorgeben. Ich bin fälschlich angeklaget, beschuldiget worden. 2) Betrüglich, unter einem freundschaftlichen Scheine. Fälschlich mit seinem Freunde umgehen, handeln. Ihr sollt nicht lügen noch fälschlich handeln einer mit dem andern, 3, Mos. 19, 11. In dieser zweyten Bedeutung wird es im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht; etwas häufiger kommt es in der ersten vor, wo es zugleich den harten Begriff des Wortes falsch ein wenig mildert.


Falschnagel (W3) [Adelung]


Der Falschnagel, des -s, plur. die -nägel, bey verschiedenen Metallarbeitern, ein verlornes Niet, ein falsches Niet.


Falsen (W3) [Adelung]


Falsen, S. Falzen.


Falsett (W3) [Adelung]


Das Falsett, des -es, plur. die -e, oder die Falsettstimme, plur. die -n, aus dem Ital. Falsetto, in der Musik. 1) Was über eines jeden Blase-Instrumentes ordentliche Höhe oder Tiefe heraus gebracht wird. Besonders, 2) bey erwachsenen Sängern, wenn sie anstatt ihrer ordentlichen Baß- oder Tenorstimme den Alt oder Discant erzwingen. S. Fistel.


-falt (W3) [Adelung]


-falt, S. -Fältig.


Falte (W3) [Adelung]


Die Falte, plur. die -n, Dimin. das Fältchen, Oberd. das Fältlein, zusammen gelegte Theile eines biegsamen Körpers, und die Spur dieser Zusammenlegung. Die Falten im Papiere, in einem Zeuge. Einen Brief, Manschetten in Falten legen. Die Falten ausplätten, ausbügeln. Die Falten in der Haut, Runzeln, wegen einiger Ähnlichkeit. In weiterer Bedeutung werden an den Kleidungsstücken auch die aufgeschwollenen Theile eines Gewandes, welche der weite Umfang des Zeuges macht, Falten genannt. Figürlich, die Falten des Herzens, verborgene, geheime Neigungen. Hätte ihnen doch ihr edelmüthiges Herz eher erlaubt, die Falten des seinigen zu durchschauen! Hohel. 7, 5. Kommen auch Haare in Falten gebunden vor, welcher Gebrauch aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.

Anm. Falte, Angels. Fealde, Engl. Fold, Schwed. Fall, Pohln. und Böhm. Fald, im mittlern Lat. Faltus, im Span. Falta, im Ital. Falda, im Holl. Voude, soll, dem Wachter und Ihre zu Folge, von dem Lat. plica und -plex, und dem Griech. - - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - abstammen. Es stehet dahin, ob nicht der wahre Stamm in fallen oder zu fehlen zu suchen ist. Das Nieders. Ploje kommt dem Lat. plica näher. übrigens heißen die Falten in einem Kleide im Nieders. Flunken, unförmliche Falten aber im Papiere, Zeuge u. s. f. Krunkeln oder Fissen. Ehedem bedeutete dieses Wort auch ein Fach, ingleichen eine Hürde, vermuthlich weil man sie zusammen zu legen pfleget. S. das mittlere Latein. Falda und Faldare. In andern Umständen lautet dieses Wort Falz, w. s.


Fälteln (W3) [Adelung]


Fälteln, verb. reg. act. in kleine Falten legen. Manschetten, Halskrausen fälteln.


Falten (W3) [Adelung]


Falten, verb. reg. act. in Falten legen. Einen Brief falten, zusammen falten. Manschetten falten. Die Manschetten falten sich nicht gut. Die Stirn falten, Runzeln ziehen. In etwas weiterer Bedeutung faltet man die Hände, wenn man sie zum Gebethe zusammen leget. Sie werden mit gefaltenen Händen mir vom Himmel sein Glück erbitten helfen. Die fromme Hand, die sich zur Andacht faltet, Haged. Daher dieser Ausdruck in der höhern Schreibart oft zur Bezeichnung der gottesdienstlichen Anbethung dienet. Sage ihm, daß diese ohnmächtigen Hände sich für ihn zum letzten Mahle falten. Die tiefe Bewunderung faltete heilige Hände vor ihm, Sonnenf. Doch ich seh auch christliche Hände zum Himmel sich falten, Zach. So auch die Faltung, wofür aber das Falten üblicher ist. Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. folden, folen, im Dän. folte, im Schwed. falla, im Engl. to fold, im Angels. fealdan, im Holl. vouden, im Ital. infaldare, im mittlern. Lat. faldare, bey dem Kero schon faldan und bey dem Ottfr. faltan. Ehedem wurde es irregulär abgewandelt, ich sielt u. s. f. wovon noch das Mittelwort gefalten übrig ist, wofür man aber im Hochdeutschen eben so oft auch gefaltet sagt. Bey den Buchbindern lautet dieses Wort falzen, w. s. Im Oberdeutschen faltet man auch die Füße, wenn man sie im Sitzen über einander legt. Einem oder vor einem die Hände falten, war ehedem auch ein allgemeiner Ausdruck der Hochachtung, besonders unter Verliebten. Wil si ich tuon ir mannes recht Mine hende valde ich ir, Hr. Burkh. von Hohenfels. Swer min daran schone mit trouwen, Dem falde ich mine hende, Hr. Heinr. von Veldig. Min hende ich valde Mit truiwen al gernde uf ir fuesse, ebend.


Faltenmagen (W3) [Adelung]


Der Faltenmagen, des -s, plur. ut nom. sing. der dritte Magen des wiederkäuenden Thiere, der mit vielen Falten versehen ist, und auch der Blättermagen heißt; S. dieses Wort.


Faltenschwamm (W3) [Adelung]


Der Faltenschwamm, des -es, plur. die -schwämme, bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, ein Schwamm mit einem irregulären aufgestülpten und zugespitzten Hute, welcher oben und unten eben, übrigens aber faltig ist; Heluella, L.


Faltentuch (W3) [Adelung]


Das Faltentuch, des -es, plur. die -tücher, ein zartes, baumwollenes Gewebe, welches aus kleinen an einander hängenden Fallen bestehet, und zum Putze gebraucht wird.


Falter (W3) [Adelung]


Der Falter, des -s, plur. ut nom. sing. eine allgemeine Benennung aller mit vier Flügeln versehenen Insecten, deren Flügel sich auf mancherley Art zusammen falten, und insgesammt mit einer gefärbten Staube bedeckt sind; Lepidoptera, L. besonders diejenigen dieses Geschlechtes, welche er Papiliones nennet. Im gemeinen Leben kommt diese Benennung nur selten vor, weil die Nahmen Schmetterling, Sommervogel u. s. f. gewöhnlicher sind. S. Zweyfalter, Fächerfalter, Tagefalter, Nachtfalter u. s. f.


Faltig (W3) [Adelung]


Faltig, adj. et adv. Falten habend, mit Falten versehen. Ein faltiges Gewand. Ein faltiges Tuch. Falticht würde bloß Falten ähnlich bedeuten. - Fältig, in einigen wenigen Fällen -faltig, das vorige Wort, welches mit allen bestimmten und einigen unbestimmten Zahlwörtern zusammen gesetzet wird. Es bildet alsdann, 1) Wiederhohlungszahlen, wie -fach, anzudeuten, daß eine Sache so oft zusammen gelegt, genommen oder wiederhohlt werden soll, als es das vorstehende Wort erfordert. Eine dreyfältige Schnur, Pred. 4, 12. Mit bestimmten Zahlwörtern ist es in dieser Bedeutung im Hochdeutschen wenig mehr üblich, weil -fach dafür gebraucht wird; üblicher ist es in vielfältig und mannigfaltig, wie auch in dem figürlichen einfältig, wie auch in dem, obgleich sehr ungeschickten, dreyfaltig, von dem göttlichen Wesen gebraucht. 2) Verhältnißzahlen, ein geometrisches Verhältniß zu bezeichnen, in welcher Bedeutung -fach nicht üblich ist. Zehnfältige, hundertfältige Früchte bringen, zehn Mahl, hundert Mahl so viel, als man ausgesäet hat.

Anm. dieses Wort ist in Gesellschaft der Zahlwörter schon alt, denn sibun falta, thrifaldu, thrizug falto und zehenzug falto kommen schon bey dem Kero, im Isidor und Tatian vor. Das ä ist der herrschende Vocal, nur im dreyfältig, wenn es von dem göttlichen Wesen gebraucht wird, und in mannigfaltig behält es das a. Im Oberdeutschen ist dafür noch -falt üblich, zweyfalt, dreyfalt, mannigfalt u. s. f. welches aber im Hochdeutschen veraltet ist.


Falz (W3) [Adelung]


1. Die Falz, plur. car. die Begattung der größern Vögel, S. Bälz.


Falz (W3) [Adelung]


2. Der Falz, des -es, plur. die -e, auch häufig Fälze, Dimin. das Fälzchen, Oberd. Fälzlein, ein Wort, welches mit Falte einerley Ursprung und Bedeutung hat, aber nur in einigen besondern Fällen gebraucht wird. 1) Eine regelmäßige Falte in dem Papiere bey den Buchbindern. Hinten an dem Bogen, wo der Falz ist. Eben dieselben gebrauchen es auch von den zusammen gelegten langen schmalen Stücken Papier, welche in einem Buche mit eingeheftet werden, Landkarten und Tabellen, welche nicht mit geheftet werden können, daran aufzukleistern. 2) Bey den Riemern und Gärbern ist der Falz der umgelegte Theil an dem Falzmesser und Falzeisen, von welchem umgebogenen Theile diese Werkzeug und die bey ihnen übliche Verrichtung des Falzens den Nahmen zu haben scheinen, obgleich Frisch solchen von Fell herleitet. Einen Falz schleifen oder legen. Die Kupferschmiede machen an den Theilen, die sie mit einander verbinden wollen, gleichfalls einen Falz. S. Falzamboß. 3) Eine Rinne, Hohlkehle, Fuge. Die Falze an den Säulen, welche bey manchen Säulen längs dem Schafte angebracht werden, wo auch das weibliche Geschlecht die Falze üblich ist, stria. Bey den Buchbindern, der Ort an einem Buche, wo die Deckel angesetzet werden. Ein Buch mit einem tiefen Falze. Der Falz, d. i. die Rinne, Hohlkehle, an einem Büchsenschafte, wo dieses Wort von einigen Mundarten gleichfalls die Falze lautet. Auch die Tischler haben Falze oder Falzen, d. i. Fugen, oder Rinnen, zwey Breter an einander zu fügen. 4) Die abgestoßene oder verdünnte Ecke, bey verschiedenen Holzarbeitern, um dieses Stück dadurch an ein anderes zu fügen. Auch die Buchbinder stoßen einen Falz an diejenigen Breter, welche zu Deckeln eines Buches bestimmt sind, damit sie gehörig in den Falz des Buches passen. S. Falte.


Falzamboß (W3) [Adelung]


Der Falzamboß, des -es, plur. die -e, bey den Kupferschmieden, ein Amboß, zwey Stücke Kupfer an einander zu falzen. S. 2 Falz 2.


Falzbank (W3) [Adelung]


Die Falzbank, plur. die -bänke, bey den Zimmerleuten und Tischlern, eine Bank, worauf die Breter befestiget werden, welchen man vermittelst des Falzhobels einen Falz geben will.


Falzbein (W3) [Adelung]


Das Falzbein, des -es, plur. die -e, ein breites, dünnes, glatt geschliffenes Werkzeug von Knochen, Papier damit zu falzen, und den Falz glatt zu streichen, besonders bey den Buchbindern.


Falzbock (W3) [Adelung]


Der Falzbock, des -es, plur. die -böcke, ein Bock, d. i. hölzernes Gestelle der Gärber, das lohgare Leder darauf zu falzen.


Falzbret (W3) [Adelung]


Das Falzbret, des -es, plur. die -er, bey den Buchbindern, ein Bret, die Bogen eines Buches darauf zu falzen.


Falzeisen (W3) [Adelung]


Das Falzeisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Lohgärbern, eine gerade breite Klinge, deren Schneide umgeleget worden, das untaugliche Fleisch von den Häuten zu schaben, S. Falzen; auch das Gärbereisen, das Falzmesser.


Falzen (W3) [Adelung]


1. Falzen, verb. reg. neutr. sich begatten, S. Balzen.


Falzen (W3) [Adelung]


2. Falzen, verb. reg. act. 1) Eigentlich, umlegen, in Falten oder Falze legen. So falzen die Buchbinder die Bogen eines Buches, wenn sie selbige auf regelmäßige Art zusammen legen und den Bruch oder Falz glatt streichen. Einen Brief falzen, zusammen legen. 2) Durch Umlegung der äußern Theile zusammen fügen, auf welche Art die Kupferschmiede ihre Arbeiten falzen. 3) Mit Falzen, d. i. Fugen, oder Hohlkehlen, Rinnen, versehen, bey verschiedenen Holzarbeitern, so wohl zwey Stöcke dadurch zusammen zu fügen, als auch zur Zierde. 4) Mit dem Falzeisen oder Falzmesser bestoßen, bey verschiedenen Lederarbeitern. Eine Haut falzen, die Haare oder das noch übrige Fleisch wegzuschaffen.

Anm. Das Hauptwort die Falzung kommt wenig vor. Im Schwed. lautet dieses Wort gleichfalls faltsa. S. Falten.


Falzhaken (W3) [Adelung]


Der Falzhaken, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Drechslern, ein Haken, dessen sie sich bedienen, Sachen von innen auszudrehen.


Falzhammer (W3) [Adelung]


Der Falzhammer, des -s, plur. die -hämmer, bey den Kupferschmieden, ein Hammer, kupferne Geschirre damit zu falzen. S. 2 Falzen.


Falzhobel (W3) [Adelung]


Der Falzhobel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Holzarbeitern, ein Hobel, Falze, d. i. Rinnen, Hohlkehlen damit zu verfertigen.


Falzicht (W3) [Adelung]


Falzicht, adj. et adv. einem Falze ähnlich; Falzig, Falze habend, in allen Bedeutungen des Hauptwortes.


Falzmesser (W3) [Adelung]


Das Falzmesser, des -s, plur. ut nom. sing. S. Falzeisen.


Familie (W3) [Adelung]


Die Familie, (viersylbig,) plur. die -n, aus dem Latein. familia, und Franz. Famille. 1. Personen, welche eine häusliche Gesellschaft ausmachen, Eheleute und ihre Kinder, als ein Collectivum. In diesem Hause wohnen sechs Familien. Im gemeinen Leben oft auch für die Kinder allein. Eine starke Familie haben, viele Kinder. Wie stark ist ihre Familie? in der gezierten Sprechart, wie viel Familie haben sie? Zuweilen begreift man unter diesem Ausdrucke auch das Gesinde. 2) In weiterer Bedeutung, ein ganzes Geschlecht mit allen Schwägern und Seitenverwandten. Eine berühmte, angesehene Familie. Diese Familie ist längst ausgestorben. 3) In noch weiterer Bedeutung, gewisse bürgerliche Gesellschaften, welche unter eine größere, wie die Gattung unter das Geschlecht gehören. So sind die Grobschmiede, Kleinschmiede, Messerschmiede und Zeugschmiede, Familien der Schmiede.

Anm. Ehe dieses Wort aus fremden Sprachen entlehnet wurde, gebrauchte man in der Oberdeutschen Mundart dafür Githigine, Hiuuiske, Haushab, Husche. Haeskap ist noch im Schwedischen üblich. S. Haus, Geschlecht.


Familien-Begräbniß (W3) [Adelung]


Das Familien-Begräbniß, des -sses, plur. die -sse. 1) Eine jede einer Familie oder einem Geschlechte gehörige Begräbnißstätte. 2) In engerer Bedeutung, eine solche nur den männlichen Nachkommen, wie ein Lehen, gehörige Begräbnißstätte; zum Unterschiede von einem Erbbegräbnisse, welches den Nachkommen beyderley Geschlechtes als ein Allodium gehöret.


Familien-Geräth (W3) [Adelung]


Das Familien-Geräth, des -es, plur. inus. Geräth, welches einer gesammten Familie gehöret, und bey derselben bleiben muß.


Familien-Gut (W3) [Adelung]


Das Familien-Gut, des -es, plur. die -Güter, ein Gut, welches bey einer Familie verbleiben muß, und von derselben nicht veräußert werden darf; ein Fidei-Commiß-Gut.


Familien-Stolz (W3) [Adelung]


Der Familien-Stolz, des -es, plur. car. 1) Der Stolz auf seine Familie, deren Alter, Verdienst u. s. f. 2) Der einer Familie eigene, ihr angeerbte Stolz.


Familien-Stück (W3) [Adelung]


Das Familien-Stück, des -es, plur. die -e. 1) Ein Stück, oder Hausrath, welcher zur Ehre und zum Ansehen einer Familie bey derselben aufbehalten wird. 2) Ein Gemählde, auf welchem eine ganze Familie, oder doch der vornehmste Theil derselben abgebildet ist.


Familien-Tafel (W3) [Adelung]


Die Familien-Tafel, plur. die -n, an den Häfen, eine Tafel, d. i. Mahlzeit, an welcher nur Personen aus der Familie Theil nehmen.


Fanatisch (W3) [Adelung]


Fanatisch, adj. et adv. aus dem mittlern Lat. fanaticus, S. Schwärmer.


Fang (W3) [Adelung]


Der Fang, des -es, plur. die Fänge, von dem Verbo fangen. 1) Die Handlung des Fangens, ohne Plural. Auf den Fang ausgehen. Einen guten, schlechten Fang thun, viel oder wenig fangen. S. Häringsfang, Fischfang, Vogelfang, Lachsfang u. s. f. 2) Der Ort, wo man etwas fänget, und das Werkzeug, womit etwas gefangen wird. So werden die mit Fallthüren versehenen Gruben, wilde Thiere darein zu fangen, die mit Hamen, Reusen, Netzen u. s. f. umgebenen Stellen eines Flusses, Fische darein zu fangen, u. s. f. Fänge genannt. S. Aalfang, Bärenfang, Lachsfang, Rauchfang u. s. f. 3) Auch die Zähne eines Raubthieres, ingleichen die Klauen der Luchse und Raubvögel, führen bey den Jägern den Nahmen der Fänge, so wie sie im Englischen fangs heißen. 4) In dem Worte Wildfang, bezeichnet es die gefangene Sache, S. dieses Wort. 5) Ein Stich mit dem Hirschfänger, dem Fangeisen und Genickfänger, bey den Jägern. Einem Hirsche, einer Sau den Fang geben, sie todt stechen. S. Abfangen und Genickfang. Auch der Biß eines Hundes fähret bey den Jägern den Nahmen eines Fanges.


Fangeball (W3) [Adelung]


Der Fangeball, des -es, plur. die -bälle, ein Ball, welcher mit der bloßen Hand geworfen wird, zum Unterschiede des Schlageballes. Fangeball spielen.


Fangegeld (W3) [Adelung]


Das Fangegeld, des -es, plur. inus. 1) Dasjenige Geld, welches ein Gefangener dem Stockmeister für das An- und Ausschließen bezahlen muß; das Schließgeld. 2) Dasjenige Geld, welches ein Jäger für gefangene Raubthiere erhält.


Fangeisen (W3) [Adelung]


Das Fangeisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Jägern, 1) ein starker Spieß mit einem Knebel, wilde Schweine und Wölfe damit abzufangen, d. i. todt zu stechen; die Schweinsfeder, der Sauspieß, die Feder. 2) Ein Eisen, gewisse Thiere, z. B. Biber, Ottern u. s. f. darein zu fangen.


Fangemesser (W3) [Adelung]


Der Fangemesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein kurzer Hirschfänger ohne Bügel, welchen die Förster statt des Hirschfängers tragen.


Fangen (W3) [Adelung]


Fangen, verb. irreg. act. ich fange, du fängst, er fängt; Imperf. ich fing; Mittelwort gefangen; vermittelst Ergreifung mit der Hand in seine Gewalt bringen, am häufigsten von solchen Körpern, welche in einer schnellen Bewegung sind. 1. Eigentlich, haschen. Einen Ball fangen, wenn er im Fluge ist. Flöhe fangen. Grillen fangen, S. Grille. Der Raubvogel fängt Hafen, Vögel u. s. f. wenn er sie mit seinen Fängen oder Klauen erhaschet, und die Hunde fangen ein Thier, wenn sie es mit den Zähnen ergreifen. In weiterer Bedeutung wird fangen bey den Jägern auch von dem Beißen der Hunde überhaupt gebraucht. Der Hund fängt in das Hängeseil, wenn er hinein beißet. 2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Einen Fliehen- den erhaschen und in seine Gewalt bekommen. Einen Verbrecher fangen. Und fingen zween Fürsten der Midianiter, Richt. 7, 25. Aber er jagte ihnen nach und fing die zween Könige der Midianiter, Kap. 8, 12. In der edlern Schreibart ist dieser Gebrauch außer den zusammen gesetzten Zeiten veraltet, wo man Fliehende lieber gefangen nimmt oder gefangen macht; S. das Mittelwort Gefangen an seinem Orte besonders. 2) Durch Lift, und vermittelst künstlicher Werkzeuge in seine Gewalt bekommen. Vögel, Fische, Mäuse u. s. f. fangen. Mit dem Garne, mit dem Netze, mit dem Kloben, mit der Angel, mit der Schlinge fangen. Es hat sich nichts gefangen. Ingleichen figürlich. Jemanden fangen, etwas durch Worte, durch Lift von ihm heraus zu locken. Du hast dich fangen lassen. Jemanden mit seinen eigenen Worten fangen. Auch durch Schönheit, durch Reitze einnehmen, sich ergeben machen. Ihre Schönheit fing. sein Herz, Judith 16, 11. 3) Einschließen, befestigen, der Freyheit berauben; doch nur in einigen Fällen. Die Leine fangen, bey den Jägern, die Leine eines Garnes an einem Baume befestigen. Ein Ort, wo sich der Wind fänget, wo er keinen freyen Durchgang hat, sondern eingeschlossen wird; S. Windfang. Den Rauch fangen, einschließen; S. Rauchfang. Der Bergmann wird von der einschließenden Wand gefangen, wenn sie auf ihn fällt, und ihn erschlägt. 4) Erstehen bey den Jägern. Eine Sau fangen, mit dem Fangeisen. Einen Hirsch fangen, mit dem Hirschfänger. S. Abfangen. In welcher Bedeutung dieses Wort mit pungere, figere, u. s. f. verwandt zu seyn scheinet. 5) Feuer fangen, durch einen von außen kommenden Funken entzündet werden. Das Schießpulver will nicht fangen. Schwamm, Zunder fängt leicht Feuer. Ingleichen figürlich. er fängt leicht Feuer, er wird bald zornig. Wie auch, Liebe empfinden. Seitdem fing mancher Schäfer Aus Chloris Augen Feuer, Haged.

Anm. Das Hauptwort die Fangung ist nur in den Zusammensetzungen üblich. Dieses Wort lautet im Niedersächsischen gleichfalls fangen, im Angels. fengan, bey dem Notker und Isidor fangan, im Dän. fange, im Engl. to fang, im Schwed. fanga. Es ist durch eine härtere Aussprache aus dem Oberdeutschen fahen entstanden. Das Zeitwort fassen ist genau damit verwandt. Das Stammwort von allen ist noch in dem Schwed. und Isländ. fa, nehmen, empfangen, übrig. Verschiedene veraltete Bedeutungen des einfachen Zeitwortes werden noch in den zusammen gesetzten unterfangen, verfangen, umfangen u. s. f. angetroffen. Im Ital. ist Vangiuola, eine Art eines Fischnetzes. S. auch Finger. In einigen Oberdeutschen Gegenden gehet dieses Zeitwort auch regulär, du fangest, er fanget, ich fangete u. s. f. Die Schreibart des Imperfectes fieng, gründet sich, so wie in hieng und gieng, bloß auf eine veraltete Oberdeutsche Aussprache, ist aber der geschärften Hochdeutschen Aussprache völlig zuwider.


Fänger (W3) [Adelung]


Der Fänger, des -s, plur. ut nom. sing. der etwas fänget, ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort. Fange deinen Fänger Richt. 5. 12. In den Zusammensetzungen Ratzenfänger Mäusefänger, Grillenfänger, Anfänger, Empfänger u. s. f. ist es üblicher. In Hirschfänger und Genickfänger bedeutet es ein Werkzeug.


Fangreuse (W3) [Adelung]


Die Fangreuse, plur. die -n, S. Legereuse.


Fangestock (W3) [Adelung]


Der Fangestock, des -es, plur. die -stöcke, eine Stange mit einem Haken der Häscher und Gerichtsknechte, das Bein eines flüchtigen Missethäters damit zu fangen.


Fangestrick (W3) [Adelung]


Der Fangestrick, des -es, plur. die -e. 1) Eine Schlinge, ingleichen ein aus Stricken bestehendes Werkzeug, Thiere darein zu fangen; eine im gemeinen Leben ungewöhnliche Bedeutung. 2) Bey den Jägern ist es eine schwache Leine, einen Hund im Nothfalle daran zu führen.


Fangetag (W3) [Adelung]


Der Fangetag, des -es, plur. die -e, der Tag an welchem man etwas fänget; doch nur in dem im gemeinen Leben üblichen Sprichworte: Es ist alle Tage Jagdtag, aber nicht alle Tage Fangetag.


Fangevogel (W3) [Adelung]


Der Fangevogel, des -s, plur. die -vögel, eine in einigen Gegenden übliche Benennung des Habichtes, S. Habicht.


Fangezahn (W3) [Adelung]


Der Fangezahn, des -es, plur. die -zähne, die langen gespitzten Zähne der Hunde und Raubthiere, womit sie ihren Raub fangen.


Fänt (W3) [Adelung]


Der Fänt, des -es, plur. die -e, Dimin. das Fäntchen, ein altes, nur noch in einigen Gegenden im Diminutivo bekanntes Wort, einen jungen Menschen zwischen dem Knaben- und Jünglingsalter zu bezeichnen. Ich bin nicht gern bey solchen jungen Fäntchens (Fäntchen,) Hermes. Im Holländischen ist Vente ein Junges, im Ital. Fante ein junger Mensch, bey den Krainerischen Wenden Fant ein Knabe. Das Lat. Infans, das Französische Fantassin, ein Soldat zu Fuße, Infanterie, sind genau damit verwandt.


Fantasie (W3) [Adelung]


Die Fantasie, (dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig.) 1) Die Einbildungskraft, ohne Plural. 2) Die Wirkung derselben, das Bild, welches man sich in der Seele macht, so wohl in gutem als nachtheiligem Verstande. Fantasten haben, unregelmäßige Vorstellungen. In der Mahlerey ist die Fantaste ein Gemählde, welches nicht nach der Natur oder nach den strengen Regeln der Kunst gemahlt ist; in der Musik, ein Stück, welches nicht nach den strengen Regeln der Composition gesetzt ist, sondern gemeiniglich aus dem Stegreife componiret wird. Anm. Ungeachtet dieses Wort aus dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - herstammet, so haben wir es doch zunächst aus dem Franz. Fantaisie und Ital. Fantasia, daher man auch im Deutschen das F gar wohl behalten kann. Ehedem lautete dieses Wort Fantasey.


Fantasiren (W3) [Adelung]


Fantasiren, verb. reg. mit dem Hülfsworte haben, Fantasien haben, hervor bringen. 1) Unregelmäßige Fantasien haben, in Krankheiten aberwitzig reden, wofür im gemeinen Leben faseln üblich ist. 2) In den Künsten, nach seiner Einbildungskraft arbeiten, ohne sich an die Regeln der Natur und Kunst zu binden. So fantasiret zuweilen der Tonkünstler, der Mahler u. s. f.


Fantast (W3) [Adelung]


Der Fantast, des -en, plur. die -en, ein Mensch, welcher abgeschmackte Fantasien hat und nähret, der das Abenteuerliche liebt und glaubt. Daher Fantasterey, plur. die -en, dergleichen thörichte Fantasien; Fantastisch adj. et adv. thörichte Fantasien habend, verrathend. Lat. phantasticus, Franz. fantastique.


Fanze (W3) [Adelung]


Die Fanze, plur. -n, S. Firlefanz.


-farb (W3) [Adelung]


-farb, adj. et adv. S. -Farben.


Farbe (W3) [Adelung]


Die Farbe, plur. die -n, Diminut. Färbchen. 1. Die Eigenschaft der Körper, nach welcher sie die Lichtstrahlen so zurück werfen, daß dadurch eine gewisse Empfindung in unsern Augen verursacht wird, welche sich besser empfinden als beschreiben läßt. 1) Eigentlich. Das Gras hat eine grüne, das Gold eine gelbe, das Blut eine rothe, der Schnee eine weiße, die Dinte eine schwarze, der Himmel eine blaue Farbe. Die Farbe fahren lassen, wenn sich ein Körper oder dessen Oberfläche so verändert, daß er nicht mehr eben dieselben Lichtstrahlen zurück wirft, als vorher, welches man auch verschießen nennet. Die Farbe halten, behalten. Die Farbe gehet aus, ist ausgegangen. Er urtheilet, wie der Blinde von der Farbe, ohne alle Kenntniß. Die Farbe halten, ein im gemeinen Leben üblicher figür- licher Ausdruck, in der Probe wahr oder echt befunden werden. Die Lügen halten die Farbe nicht. Freunde, die uns Farbe halten, welche treu, beständig sind, Günth. Wie des Gelückes Mund nicht Wort und Farbe hält, Hofmannsw. 2) In engerer Bedeutung gehöret schwarz nicht mit unter die Farben, weil es eigentlich ein Mangel aller Farben ist. Einige Lehrer der Wapenkunst machen einen unnöthigen Unterschied unter Farben und Tincturen, und rechnen zu jenen nur roth, blau, grün und schwarz; zu diesen aber Gold und Silber, oder gelb und weiß. In noch engerm Verstande bezeichnet dieser Ausdruck die natürliche gesunde Gesichtsfarbe. Der Kranke hat alle Farbe verloren. Er bekommt wieder Farbe. Er veränderte die Farbe, ward aus Antrieb des bösen Gewissens blaß oder roth. Bey den Weißgärbern bezeichnet dieses Wort die gelbe Farbe, welche das gewalkte Leder, wenn es auf einen Haufen gesetzt wird, durch seine innere Hitze bekommt. In der Farbe liegen, um deßwillen über einander liegen. 3) Figürlich. Immer in Einer Farbe singen, in der Musik, mit einerley Stärke oder Schwäche des Tones. 2. Diejenigen Körper, welche der Oberfläche anderer Körper diese Eigenschaft mittheilen. 1) Eigentlich. Trockene, nasse Farben, mineralische Farben. Erdfarbe, Saftfarbe, Mahlerfarbe, Öhlfarbe, Wasserfarbe, Färberfarbe u. s. f. Farben reiben, auftragen, brechen, mit andern vermischen u. s. f. Der Zeug nimmt die Farbe nicht an. Halbe Farben, gebrochene Farben, S. Mittelfarbe. Einen Zeug durch die Farbe gehen lassen, bey der Färbern, ihn in die zubereitete Farbe tauchen. 2) In engerer Bedeutung bezeichnet dieses Wort oft einzelne Arten färbender Körper. So verstehen die Buch- und Kupferdrucker unter Farbe die schwarze Farbe, mit welcher die Bücher und Kupfer gedruckt werden. 3) Figürlich, die Art und Weise, wie man eine Sache vorstellt. Man hat dich mit sehr häßlichen Farben bey mir abgemahlt. Verfolgung, Mißgunst, Haß wird ihnen Farben leihn, Weiße. Besonders, das gute Ansehen, welches man einer schlechten Sache gibt. Seinem Vorhaben eine schöne Farbe geben. Er weiß seiner Sache eine gute Farbe zu geben. Einer Sache eine Farbe, ein Färbchen anstreichen, sie von der guten Seite vorstellen. 3. Gefärbte Körper, sie mögen nun durch die Kunst oder von Natur gefärbt seyn. 1) Bey den Jägern, Köchen und Salzsiedern verstehet man unter diesem Ausdrucke das Blut. Die Köche thun Farbe an verschiedene Speisen. In den Falzwerken gießet man Farbe, d. i. Rindsblut, an das kochende Falzwasser, damit es besser schäume und sich reinige. 2) In dem Kartenspiele bezeichnet dieser Ausdruck diejenigen Karten, welche einerley Art von Zeichen führen. Diese vier Farben sind Pik, Cör, Treffle und Caro. Eine Farbe anspielen, ausspielen. Eine Farbe verläugnen, bekennen. Mit einer Farbe einstechen, d. i. stechen. In einigen Spielen druckt dieses Wort auch die herrschende Farbe eines Spieles, den Trumpf aus. 3) Die Livree, eine größten Theils veraltete Bedeutung. Jemanden Farbe tragen. Hoffarbe, Staatsfarbe. 4. Der Ort, wo gefärbet wird. So wird die Werkstätte eines Färbers im gemeinen Leben oft die Farbe genannt.

Anm. Dieses Wort lautet in der heutigen Bedeutung bey dem Kero Farauuii, bey dem Ottfried Farauui, bey dem Notker Fareuua, im 12ten Jahrhunderte Varwe und Variwa, im Dän. Farve, im Böhm. Barwa, im Pohln. Farba, im Schwed. aber Faerg. Isidors Übersetzer gebraucht es für Gestalt; Scal- ches farauua heißt bey ihm Knechtsgestalt. Wachter leitet dieses Wort von wahren, sehen, her, Ihre aber rechnet es zu dem Geschlechte des Latein. varius, welches dadurch wahrscheinlicher wird, weil in manchen alten Mundarten für Farbe nur Var und Far üblich war.


Färbeflechte (W3) [Adelung]


Die Färbeflechte, plur. inus. eine Art Flechte oder Moos, welche weißlich grün ist, und blaßgelbe Schilder mit einem weißen Rande hat; Lichen tartareus L. Die Einwohner der nördlichen Gegenden Europens bereiten aus dieser Flechte eine schöne gelbe Farbe, welche sie Böttelett nennen.


Farbehaus (W3) [Adelung]


Das Farbehaus, des -es, plur. die -häuser, im gemeinen Leben, die Werkstätte eines Färbers, S. Färberey.


Färbeholz (W3) [Adelung]


Das Färbeholz, des -es, plur. von mehrern Arten, die -hölzer, im gemeinen Leben, ein jedes Holz, welches zur Färberey gebraucht wird. In engerer Bedeutung werden das Campeche-Holz, das Brasilien-Holz und das Fernambuck-Holz mit diesem Nahmen beleget, besonders aber das erste.


Färbekessel (W3) [Adelung]


Der Färbekessel, des -s, plur. ut nom. sing. ein großer Kessel der Färber, in welchem sie die Zeuge färben.


Färbekraut (W3) [Adelung]


Das Färbekraut, des -es, plur. inus. S. Färberröthe.


Färbekunst (W3) [Adelung]


Die Färbekunst, plur. die -künste. 1) Die Kunst, Wolle, Garn, Seide und die daraus verfertigten Sachen vermittelst des Eintauchens zu färben, ohne Plural; Die Färberkunst. 2) Einzelne Fertigkeiten der künstlichen Färberey.


Färbeläppchen (W3) [Adelung]


Das Färbeläppchen, des -s, plur. ut nom. sing. kleine mit Cochenille gefärbte Läppchen, deren sich unter andern auch das Frauenzimmer bedienet, sich damit einen rothen Anstrich zu geben; Schminkläppchen, Franz. Tournesol.


-farben (W3) [Adelung]


-farben, adj. et adv. welches nur in den zusammen gesetzten bleyfarben, aschfarben, rosenfarben, feuerfarben, fleischfarben u. s. f. üblich ist. Es ist vornehmlich der Oberdeutschen Mundart eigen, und wird um deßwillen auch in den höhern Schreibart dem farbig vorgezogen. S. dieses Wort.


Färben (W3) [Adelung]


Färben, verb. reg. welches in doppelter Gattung gebraucht wird. I. Als ein Activum, eine Farbe geben, d. i. einen Körper so verändern, daß er dem Auge andere Farben zuschickt als vorher; wo es doch nur von einigen besondern Arten dieser Verrichtung gebraucht wird, welche sich dadurch von dem Anstreichen, Mahlen u. s. f. unterscheiden. Färbende Körper, welche andern Körpern eine gewisse Farbe mittheilen. Der Indig färbt blau, Grünspan grün. Wachs färben, Glas färben, gefärbtes Glas, wo der färbende Körper mit der ganzen Masse des Glases u. s. f. verbunden wird. Einen flüssigen Körper grün, roth u. s. f. färben. Kupfer färbt das Scheidewasser blau. Gefärbtes Wasser. Ingleichen durch Auftragen der Farbe auf die Oberfläche eines Körpers, wenn es ohne Kunst geschiehet. Kreide färbt die Hände weiß, Kienruß schwarz. Den Schnitt der Bücher färben, bey den Buchbindern, welche auch das Leder zu färben pflegen. Besonders, wenn solches vermittelst einer Beitze geschiehet. Elfenbein, Holz,, Knochen, Stroh u. s. f. färben. Im Niedersächsischen ist dieses Wort auch für anstreichen üblich. Auch das Auftragen des Goldes auf das Leder, bey dem Flanderischen oder Französischen vergoldeten Leder wird färben genannt. Die Sonne färbt die Körper, wenn sie durch ihre Strahlen die Oberfläche derselben so verändert, daß sie nunmehr andere Lichtstrahlen zurück werfen, als vorher. Die Furcht zu beleidigen färbte seine Wangen, er ward roth. Am häufigsten gebraucht man dieses Wort von den Zeugen, und deren Bestandtheilen, wenn ihnen durch Eintauchen eine gewisse Farbe gegeben wird; S. Färber. Seide, Wolle, Garn, Baumwolle färben. Tuch, Leinwand u. s. f. färben. Das Reciprocum sich färben wird auch von manchen Körpern gebraucht, wenn sie nach den Gesetzen der Natur eine gewisse Farbe bekommen. So färben sich die Trauben, die Äpfel u. s. f. wenn sie reifen, Hirsche und Wildbret, wenn sie neues Haar bekommen. Figürlich bedeutet das Mittelwort gefärbt so viel als falsch. Gefärbte Freundschaft, wo doch der Gegensatz ungefärbt üblicher ist. Das Hauptwort die Färbung wird wenig gebraucht. II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, eine gewisse Farbe bekommen, wo doch dieses Wort nur bey den Jägern anstatt des Reciproci sich färben üblich ist. Das Wildbret färbet des Jahres zwey Mahl, der Hirsch drey Mahl, d. i. es haaret sich.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried gifarauuan. Bey dem Tatian und Notker ist furbin reinigen. Im mittlern Lat. ist Forbator, und im Franz. fourbisseur, ein Polirer.


Farbenarbeiter (W3) [Adelung]


Der Farbenarbeiter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Arbeiter in dem Blaufarbenwerke zu Schneeberg, deren Vorgesetzter Farbenmeister genannt wird.


Farbenblume (W3) [Adelung]


Die Farbenblume, plur. die -n, bey den Blumenfreunden, Nelken, welche höchstens nur zweyerley Farben haben.


Farbenbrechung (W3) [Adelung]


Die Farbenbrechung, plur. inus. bey den Mahlern, die Brechung, d. i. Vermischung der Farben. S. Brechen.


Farben-Clavier (W3) [Adelung]


Das Farben-Clavier, des -es, plur. die -e, eine Erfindung des P. Castel, welcher behauptete, daß die Harmonie der Farben mit der Harmonie der Töne einerley Verhältnisse habe.


Farbenfell (W3) [Adelung]


Das Farbenfell, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, gefärbte Felle.


Farbengebung (W3) [Adelung]


Die Farbengebung, plur. inus. in der Mahlerey, die Kunst, die natürliche Farbe der Gegenstände durch die Nachahmung vermittelst künstlich gemischter Farben darzustellen; das Colorit, Ital. Colorito, Franz. Coloris.


Farbenkasten (W3) [Adelung]


Der Farbenkasten, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Farbenkästchen, Oberd. Farbenkästlein, ein Kasten mit den nothwendigsten in Muscheln befindlichen Farben zum Illuminiren.


Farbenkobald (W3) [Adelung]


Der Farbenkobald, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, derjenige Kobald, der mit den Glasflüssen ein blaues Glas gibt, zum Unterschiede derjenigen Arten, welche keine blaue Farbe liefern, wie der Scherbenkobald, Mißpickel u. s. f.


Farbenmeister (W3) [Adelung]


Der Farbenmeister, des -s, plur. ut nom. sing. S. Farbenarbeiter.


Farbenmesser (W3) [Adelung]


Das Farbenmesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein hölzernes Messer der Mahler, die geriebenen Farben von dem Steine abzunehmen, die Leinwand zu gründen u. s. f. welches auch der Spatel genannt wird.


Farbenmischung (W3) [Adelung]


Die Farbenmischung, plur. inus. bey den Mahlern, die Vermischung oder Vereinigung mehrerer Farben, zur Hervorbringung verschiedener Tinten.


Farbenpulver (W3) [Adelung]


Das Farbenpulver, des -s, plur. inus. in der Artillerie, Schießpulver, welches, wenn es angezündet wird, mit einer bunten Farbe leuchtet.


Farbenreiber (W3) [Adelung]


Der Farbenreiber, des -s, plur. ut nom. sing. ein Arbeiter, welcher die Farben zum Mahlen, Anstreichen u. s. f. reibet.


Farbenstein (W3) [Adelung]


Der Farbenstein, des -es, plur. die -e, ein breiter ebener Stein, auf welchem die Farben der Mahler u. s. f. vermittelst des Läufers gerieben werden; der Reibestein. Bey den Buchdruckern führet diesen Nahmen das Stück harten Holzes, worauf die Druckfarbe lieget; vermuthlich weil man sich statt dessen ehedem eines Steines bedienete.


Farbenstift (W3) [Adelung]


Der Farbenstift, des -es, plur. die -e, bey den Mahlern, Stifte von Farben, welche zu einem Teige gemacht und getrocknet worden, trocken damit zu mahlen; Pastell-Stifte.


Farbenstrahl (W3) [Adelung]


Der Farbenstrahl, des -es, plur. die -en, in der Optik, ein gefärbter Lichtstrahl, welcher die Empfindung einer Farbe verursacht.


Farbentuch (W3) [Adelung]


Das Farbentuch, des -es, plur. die -tücher, im gemeinen Leben, ein jedes gefärbtes Tuch.


Farbeofen (W3) [Adelung]


Der Farbeofen, des -s, plur. die -öfen, bey den Färbern, derjenige Ofen, in welchem sich der Farbenkessel befindet.


Färbepfriemen (W3) [Adelung]


Der Färbepfriemen, des -s, plur. car. oder ohne Artikel, Färbepfriemen, S. Färberblume.


Färber (W3) [Adelung]


Der Färber, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Färberinn, überhaupt ein jeder, der da färbet. Indessen gebraucht man dieses Wort nur von denjenigen, welche ein eigenes Geschäft daraus machen, allerley Körper durch Eintauchen und Beitzen zu färben. Rauchfärber, Zobelfärber, Federfärber, Strohfärber, Holzfärber u. s. f. In engerer Bedeutung führen diejenigen Handwerker oder Künstler den Nahmen der Färber, welche Seide, Wolle, Baumwolle und Garn, und die daraus verfertigten Sachen durch Eintauschen färben. S. auch Schwarzfärber, Schönfärber, Weidfärber, Kunstfärber. Im mittlern Lat. Colorista.


Färberbeere (W3) [Adelung]


Die Färberbeere, plur. die -n, die Beere des Kreuz- oder Wegedornes und diese Staude selbst. S. Kreuzdorn. Sie führet diesen Nahmen, weil aus ihren Beeren ein schönes Saftgrün verfertiget wird.


Färberblume (W3) [Adelung]


Die Färberblume, plur. inus. eine Benennung, 1) des Gensters oder der Geniste, weil sie zur Färberey gebraucht wird; Genista tinctoria L. S. Genster. Die kleinere Art derselben wird auch Färbepfriemen oder Färberpfriemen genannt. 2) Die Färberscharte; S. dieses Wort.


Farberde (W3) [Adelung]


Die Farberde, plur. von mehrern Arten, die -n, eine jede Erde, welche durch beygemischte Metalle gefärbt ist; Bergfarbe.


Färbereid (W3) [Adelung]


Der Färbereid, des -es, plur. die -e, derjenige Eid, in welchem sich die Färber verpflichten müssen, daß sie sich keiner unechten oder schädlichen Farben bedienen wollen.


Färberey (W3) [Adelung]


Die Färberey, plur. die -en. 1) Die Wissenschaft und Kunst eines Färbers, ohne Plural. 2) Dessen Geschäft und Arbeit, auch ohne Plural. 3) Dessen Werkstätte; die Farbe oder das Farbehaus.


Färberfarbe (W3) [Adelung]


Die Färberfarbe, plur. die -n, diejenigen Farben, deren sich die Färber bedienen, und welche von ihnen auch Farbezeuge genannt werden; zum Unterschiede von den Mahlerfarben.


Färbergenster (W3) [Adelung]


Der Färbergenster, S. Geniste.


Färberknecht (W3) [Adelung]


Der Färberknecht, des -es, plur. die -e, der Knecht oder Gesell eines Färbers.


Färberkraut (W3) [Adelung]


Das Färberkraut, des -es, plur. inus. eine Benennung einer Art von Ochsenzunge, deren Wurzel roth färbet, und welche um Montpellier wild wächset; Anchusa tinctoria L.


Färberkunst (W3) [Adelung]


Die Färberkunst, plur. inus. S. Färbekunst.


Färberröthe (W3) [Adelung]


Die Färberröthe, plur. inus. eine Art der Röthe mit einem dornigen Stamme, welche in Italien und Frankreich wild wächset, bey uns aber gebauet wird; Rubia tinctorum L. Siehe Röthe. Die Wurzel dieser Pflanze wird auch Färberröthe, ingleichen Grapp oder Krapp genannt, und gibt eine schöne rothe Farbe für die Färber. S. Grapp. Die gemahlne Wurzel, welche in Schlesien gebauet wird, führet den Nahmen der Breslauer Röthe. In einigen Gegenden wird diese Pflanze und ihre Wurzel auch Färbewurz, Färberwurzel und Klebwurz genannt. Einige nennen den rothen Waldmeister, Asperulam tinctoriam L. wilde Färberröthe und wilden Krapp, ungeachtet er zu einem ganz andern Pflanzengeschlechte gehöret.


Färberscharte (W3) [Adelung]


Die Färberscharte oder Färbescharte, plur. inus. eine Art Scharte, welche in dem mitternächtigen Europa wild wächset, und eine mittelmäßige gelbe Farbe gibt; Serratula tinctoria L. Färberblume, Silbe, Silbblume, Silbkraut, Heidenschmuck, Nieders. Schaar.


Färberwaldmeister (W3) [Adelung]


Der Färberwaldmeister, des -s, plur. inus. der rothe Waldmeister, dessen Wurzel eine eben so schöne rothe Farbe für die Wolle gibt, als die Färberröthe, daher sie auch von einigen wilde Färberröthe genannt wird; Asperula tinctoria L.


Färberweid (W3) [Adelung]


Der Färberweid, des -es, plur. inus. S. Weid.


Färberwurzel (W3) [Adelung]


Färberwurzel, S. Färberröthe.


Farbezeit (W3) [Adelung]


Die Farbezeit, plur. die -en, bey den Jägern, diejenige Zeit, da das Wildbret färbet, d. i. die Haare wechselt.


Farbezeug (W3) [Adelung]


Der Farbezeug, des -es, plur. die -e, bey den Färbern, alles was und womit gefärbet wird.


Farbig (W3) [Adelung]


Farbig, adj. et adv. eine gewisse Farbe habend. Farbige Erden, Tücher, Zeuge u. s. f. Oft auch in engerer Bedeutung zum Unterschiede dessen, was schwarz oder weiß ist. Am häufigsten ist dieses Wort in den Zusammensetzungen aschfarbig, fleischfarbig, rosenfarbig, vielfarbig u. s. f. üblich, wo es im gemeinen Leben Ober- und Niedersachsens -färbig, im Oberdeutschen aber -farben lautet. Ehedem sprach man es noch kürzer -var oder far, und -farb, aus. Farbicht, würde nur heißen, einer Farbe ähnlich; obgleich Zachariä finget: Die blühenden Wälder Schallten wieder von farbichten Sängern. In den Zusammensetzungen wird dieses Wort auch zuweilen compariret, -farbiger, -farbigste.


Farce (W3) [Adelung]


Die Farce, S. Farße.


Fardel (W3) [Adelung]


Das Fardel, des -s, plur. ut nom. sing. ein in Oberdeutschland, besonders in Ulm übliches Tuchmaß, welches 45 Barchet Tuch, jedes zu 24 Ellen gerechnet, hält. Vermuthlich aus dem Ital. Fardello, ein Bündel, ein Packet.


Farin (W3) [Adelung]


Der Farin, des -es, plur. inus. eine Art groben Zuckers in Gestalt eines Mehles, welcher entstehet, wenn man die Moskovade, oder den ersten bis zur Trockenheit eingesottenen Zuckersaft von neuen auflöset, und ihn mit Lauge und Rindsblut einsiedet; gelber Farin oder Farin-Zucker. Löset man diesen nochmahls auf, und siedet ihn auf die vorige Art ein, so erhält man weißen Farin oder Cassonade. Aus dem Ital. Farina, Mehl. S. Zucker.


Farnkraut (W3) [Adelung]


Das Farnkraut, des -es, plur. von mehrern Arten, die -kräuter, eine Art Pflanzen mit unkenntlichen Geschlechtern, welche dem Linne zu Folge, eine zahlreiche Menge von Unterarten unter sich begreift, Filix; zu welchem Geschlechte das Equisetum, Ophioglossum, Osmunda, Pteris, Asplenium, Polypodium. Adiantum, Isoetes u. s. f. gehören. S. Brachsenfarn, Pillenfarn, Flügelfarn u. s. f. In engerer Bedeutung führen besonders zwey Pflanzen dieses Geschlechtes mit doppelt gefiederten Blättern den jetzt gedachten Nahmen, davon die eine klein gekerbte stumpfe Federn und einen mit Spreu besetzten Stamm hat, und Farnkrautmännlein, Polypodium fronde pinnata mas L. genannt wird. Die andere hat lanzettförmige Federn, welche in spitzige Querstöcke getheilet sind; Farnkrautweiblein, Polypodium fronde pinnata femina L. In den gemeinen Mundarten lautet dieser Nahme auch nur Farn, Engl. Fern oder Fearn, Angels. Fearn, Holl. Vaeren kruyd. Er soll von fahren abstammen, weil dieses Kraut sich sehr weit und geschwinde ausbreitet. Der Aussprache nach schreibt man es billig Harnkraut, indem das a, welches in fahren gedehnt wird, hier wegen des folgenden n, geschärft wird, welches auch in fertig, Furt u. s. f. geschiehet, ungeachtet sie gleichfalls von fahren abstammen. Die Schreibart Farenkraut hat nichts zu ihrer Entschuldigung aufzuweisen. In Niedersachsen heißt diese Pflanze Snakenkrud, und in andern Gegenden Herenkraut, weil man deren Wurzel zu vielerley Aberglauben gebrauchte. S. Jesus-Christ-Wurzel und Johannis-Händchen; ingleichen Eichfarn, Flugelfarn, Steinfarn u. s. f.


Farnmoos (W3) [Adelung]


Das Farnmoos, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben, eine Art Moos, welches dem Farnkraute ähnlich ist.


Farnsamen (W3) [Adelung]


Der Farnsamen, des -s, plur. inus. in einiger Gegenden, eine Benennung des knolligen Erdrauches, Fumaria bulbosa L. welches wegen des hohlen Stammes auch Hohlwurz genannt wird.


Farre (W3) [Adelung]


Der Farre, des -n, plur. die -n, eine im Hochdeutschen veraltete Benennung eines jungen zweyjährigen Ochsen, eines Stieres, und in weiterer Bedeutung eines jeden Ochsen, welche in der Deutschen Bibel häufig, in der höhern Schreibart aber noch zuweilen vorkommt.

Anm. In der Soester Polizey-Ordnung von 1650 heißt es noch: "Die Fleischhauer sollen keine Farren vom Lübbellinge, auch "nicht zu Unzeiten, sondern alles nach Jahreszeit schlachten." Bey dem Notker heißt ein Ochs Phar und Pharre, im Angels. Fear, im Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Bey den Wörtern Bär und Eber ist schon angemerket worden, daß mehrere, vornehmlich große Thiere, ehedem den Nahmen Bar, Farr u. s. f. geführet haben. Im Dän. ist Faar, im Schwed. Far., im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Schaf, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Vieh, im Wend. Boran und Böhm. Baran, so wohl ein Lamm und Widder, als auch ein Stier. S. auch Färse und Pferd.


Farrenkraut (W3) [Adelung]


Das Farrenkraut, Farrenmoos, der Farrensamen, S. Farnkraut u. s. f.


Färse (W3) [Adelung]


Die Färse, plur. die -n, in einigen Gegenden, eine junge Kuh, welche noch nicht gekalbet hat, und in andern Gegenden eine Schelbe, eine Kalbe, genannt wird. Holländisch Varse, Verse. S. Farre.


Färsenkalb (W3) [Adelung]


Das Färsenkalb, des -es, plur. die -kälber, in der Landwirthschaft, ein Kalb weiblichen Geschlechtes, welches an andern Orten Moschenkalb genannt wird.


Farße (W3) [Adelung]


Die Farße, plur. die -n, aus dem Franz. Farce, und mittlern Lat. Farsa. 1) In den Küchen, klein gehacktes mit Semmel, Gewürz u. s. f. vermengtes Fleisch, welches entweder besonders angerichtet, oder zu Füllung verschiedener Speisen gebraucht wird. 2) Eine Komödie, welche bloß Lachen erregen soll, ein Possenspiel; ingleichen ein jeder mit Possen und niedrigen Scherzen angefüllter Aufsatz. In den mittlern Zeiten war Farsa eine Art Gesänge, welche zwischen den Gebethen u. s. f. gesungen wurden. Daher heißt es in einem alten Kirchenbuche bey dem Du Fresne: Quando in diebus festis dicitur Kyrie Eleison cum farsa.


Färthe (W3) [Adelung]


Die Färthe, S. Fährte.


Farz (W3) [Adelung]


Farz, Farzen, S. Furz u. s. f.


Fasan (W3) [Adelung]


Der Fasan, des -es, plur. die -e, eine Art wilder Hühner mit nackten Füßen, einem langen Schwanze, und einer Art von Federbusche an den Ohren; Phasianus L. der Fasanvogel. Er gleicht an Größe einem Huhne, und an Ansehen einem Pfau. Will man die Geschlechter genauer bezeichnen, so heißt das männliche der Fasanhahn, und das weibliche die Fasanhenne oder das Fasanhuhn.

Anm. Im Oberdeutschen heißt dieser Vogel auch Fasant, Fastan, im Böhm. Bazant, im Pohln. Fazyan, im Engl. Pheasant, im Dän. Fasan, im Ital. Faggiano, im mittlern Lat. Fasanus und Faxanus. Er stammet aus Afrika und Asien her, und wurde von den Argonauten zuerst von dem Flusse Phasis in Colchis nach Europa gebracht, daher er auch den Nahmen hat. In Frankreich war er schon im 14ten Jahrhunderte sehr häufig.


Fasanenbeitze (W3) [Adelung]


Die Fasanenbeitze, plur. inus. die Beitze oder Jagd des Fasanes mit zahmen Falken.


Fasanenbeller (W3) [Adelung]


Der Fasanenbeller, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art kleiner Hunde, welche die Fasane zu Baume jagen und verbellen; der Fasanenhund.


Fasanengarten (W3) [Adelung]


Der Fasanengarten, des -s, plur. die -gärten, ein eingeschlossener Platz, wo Fasane gehalten werden, eine zahme Fasanerie.


Fasanengehäge (W3) [Adelung]


Das Fasanengehäge, des -s, plur. ut nom. sing. ein Platz in einer wilden Fasanerie, wo die Fasane gehäget werden:


Fasanenhaus (W3) [Adelung]


Das Fasanenhaus, des -e, plur. die -häuser, die Wohnung des Fasanenwärters; ingleichen ein Haus, in welchem die Fasane brüten u. s. f.


Fasanenhund (W3) [Adelung]


Der Fasanenhund, des -es, plur. die -e, S. Fasanenbeller.


Fasanenjäger (W3) [Adelung]


Der Fasanenjäger, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Höfen, ein Jäger, der allein für die Fasane gehalten wird.


Fasanenkraut (W3) [Adelung]


Das Fasanenkraut, des -es, plur. inus. S. Erve.


Fasanenmeister (W3) [Adelung]


Der Fasanenmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Jäger welcher die Aufsicht über eine Fasanerie hat; der Fasanenwärter.


Fasanenrauch (W3) [Adelung]


Der Fasanenrauch, des -es, plur. inus. ein den Fasanen angenehmer Rauch von Hanfbüscheln, Hanfspreu, Kampfer u. s. f. den man zuweilen in ihren Gehägen und Gärten macht.


Fasanenstand (W3) [Adelung]


Der Fasanenstand, des -es, plur. die -stände, der Ort in einer Fasanerie, wo der Jäger die Fasane mit der Fütterung ankörnet; die Kirrung.


Fasanenwärter (W3) [Adelung]


Der Fasanenwärter, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fasanenmeister.


Fasanenzwinger (W3) [Adelung]


Der Fasanenzwinger, des -s, plur. ut nom. sing. in einer Fasanerie als Zwinger, d. i. verschlagener oder eingeschlossener Platz, wo die Fasanenhennen mit ihren Jungen allein seyn können.


Fasanerie (W3) [Adelung]


Die Fasanerie, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig) 1) Ein Ort oder Gegend, wo Fasane gehalten und genähret werden. 2) Die Wissenschaft mit der Wartung der Fasane umzugehen, ohne Plural.


Fasanhahn (W3) [Adelung]


Der Fasanhahn, die Fasanhenne, das Fasanhuhn, Siehe Fasan.


Fasanvogel (W3) [Adelung]


Der Fasanvogel, des -s, plur. die -vögel, S. Fasan.


Fasch (W3) [Adelung]


1. Der Fasch, des -es, plur. die -e, bey den Gärbern und Lederhändlern, ein Stück Sohlleder einer Elle lang und zwey Ellen tief; ohne Zweifel aus dem Ital. Fascia. S. Fäsche und Faschen.


Fasch (W3) [Adelung]


2. Der Fasch, des -es, plur. car. in den gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, ein gewisser weißer Ausschlag auf der Zunge saugender Kinder, oder auf der Brust der Mütter; im Nieders. Sprau, Sprüf, im Holl. Sprouwe, Spruuw, in der anständigern Sprechart der Schwamm.


Fasch (W3) [Adelung]


3. Das Fasch oder Faisch, Blut, S. Schweiß.


Fasche (W3) [Adelung]


Die Fasche oder Fäsche, plur. die -n, in den gemeinen Mundarten, auch Obersachsens, eine Art der Schnürbrüste ohne Achselbänder, welche von vorn her über den Vorsteckelatz geschnüret wird; ohne Zweifel aus dem Lat. Fascia oder Ital. Fascia. Im Oberdeutschen ist Fatsche oder Fätsche, bey dem Ulphilas Faska, eine Windel, und fatschen oder fätschen windeln.


Faschen (W3) [Adelung]


Faschen, bluten, S. Schweißen.


Faschine (W3) [Adelung]


Die Faschine, plur. die -n, ein Büschel von Reisig, ein Reisbündel, besonders so fern es zu allerley Vertheidigungswerken im Kriege gebraucht wird; aus dem Ital. Fascina, oder Franz. Fascine, im mittlern Lat. Fascina, Fessina, Fascennina. S. auch Welle und Wase.


Faschinen-Bank (W3) [Adelung]


Die Faschinen-Bank, plur. die -Bänke, im Kriegeswesen, ein Gestelle, die Faschinen darauf zu binden.


Faschinen-Haken (W3) [Adelung]


Der Faschinen-Haken, des -s, plur. ut nom. sing. im Kriegeswesen, ein Werkzeug mit drey eisernen Haken, das Faschinen-Werk und die Schanzkörbe einzureißen.


Faschinen-Messer (W3) [Adelung]


Das Faschinen-Messer, des -s, plur. ut nom. sing. ein großes Messer, dessen man sich bey Verfertigung der Faschinen bedienet.


Faschinen-Werk (W3) [Adelung]


Das Faschinen-Werk, des -es, plur. die -e, ein jedes Werk, welches aus Faschinen oder Reisbündeln bestehet. Das Faschinen-Werk der Transcheen, am Ufer der Flüsse u. s. f.


Fase (W3) [Adelung]


Die Fase, plur. die -n, S. der Fasen.


Fasel (W3) [Adelung]


Der Fasel, des -s, oder die Fasel, plur. inus. ein nur in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes bekanntes Wort. 1) Junge, die Brut von Fischen, Vögeln u. s. f. In welchen Monathen die Fische wegen des Laichs und Fasels zu fangen, Bluntschli. Vnde iro fasel, und ihr Same, ihre Nachkommen, Notk. 2) Die Fortpflanzung seines Geschlechtes, besonders von Thieren, im Gegensatze der Mastung. Zur Fasel gehen lassen, d. i. zur Zucht. Zur Fasel füttern, in Niedersachsen, kärglich füttern, im Gegensatze des Mästens. 3) Die Art. Ein Pferd, ein Schwein von guter Fasel. Einen guten Fasel von Vieh haben, eine gute Art. 4) Der Herdochs, Bullochs, doch vielleicht nur in der Pfalz.

Anm. Im Holländ. lautet dieses Wort Vasel, und im Schwedischen Faesl. Schon in den Monseeischen Glossen ist Vasal Chalp ein zur Zucht bestimmtes Kalb, im Gegensatze dessen, welches zum Schlachten gefüttert wird. Ohne Zweifel kommt dieses Wort von sahen her, so fern es ehedem auch sich vermehren bedeutete. S. Fächser. Bey dem Notker bedeutet feselig fruchtbar; iro scaf sint feselig. Im Nieders. ist Fisel, Pesel, Peserik, im Holländ. Pees, im Engl. Pizzle, im Franz. le Vit, das männliche Glied.


Fasele (W3) [Adelung]


Die Fasele, plur. die -n, oder die Faseole, plur. die -n, eine Art kleiner Bohnen, welche in Ägypten und Asien einheimisch sind, und bey uns in den Gärten gezeuget werden; Dolichos L. Die ägyptischen Faselen, Dolichos Lablab L. tragen eyrunde säbelförmige Hülsen, und eyförmige mit einer Narbe gezeichnete Bohnen. Kleine Wälsche Faselen. Große Garten-Faseolen, welche auch Türkische Bohnen, ingleichen Steig- und Schminkbohnen genannt werden, sind bey uns am bekanntesten. S. Schminkbohne.

Anm. Der Nahme ist aus dem Lat. Phaseolus oder Faseolus, Phaseola. Im Ital. heißt diese Bohne Fagiuolo. Im mittlern Lateine bedeutet Fasilia Hülsen, und im Franz. war. Faisil ehedem Krätz, Abgang von aller Art.


Faseler (W3) [Adelung]


Der Faseler, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben, 1) ein faselhafter Mensch. 2) Ein Aberwitziger. Siehe 3 Faseln.


Faseley (W3) [Adelung]


Die Faseley, plur. die -en, in der vertraulichen Sprechart, eine faselhafte, d. i. flüchtige, leichtsinnige Art zu denken und zu handeln, ohne Plural; ingleichen solche Gedanken und Handlungen selbst. Der jede Faseley für Salz der Weisheit hält, Michäl. S. 3 Faseln.


Faselgeld (W3) [Adelung]


Das Faselgeld, des -es, plur. inus. in einigen Oberdeutschen Gegenden, das Geld, welches der Eigenthümer eines Zuchthengstes für die Befruchtung einer Stute bekommt; das Beschälgeld, die Faselgebühr. S. Fasel.


Faselhaft (W3) [Adelung]


Faselhaft, -er, -este, adj. et adv. in der vertraulichen Sprechart, flatterhaft, leichtsinnig. Ein fabelhaftes Wesen. Ein fabelhafter Mensch. Fabelhaftig, und die Fabelhaftigkeit sind in einigen Gegenden gleichfalls bekannt. S. 3 Faseln.


Faselhammel (W3) [Adelung]


Der Faselhammel, des -s, plur. die -hämmel, in einigen Gegenden, der Schafbock, Stähr. S. Fasel.


Faselhengst (W3) [Adelung]


Der Faselhengst, des -es, plur. die -e, in einigen Oberdeutschen Gegenden, ein zur Fortpflanzung seines Geschlechtes bestimmter Hengst, ein Beschäler.


Faselig (W3) [Adelung]


Faselig, -er, -ste, adj. et adv. wie faselhaft, flatterhaft, leichtsinnig. Er ist in seinem ganzen Betragen sehr faselig.


Faseln (W3) [Adelung]


1. Faseln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsw. haben. 1) Sein Geschlecht fortpflanzen, gebären, besonders von Schweinen, in den gemeinen Mundarten. Die Sau hat gefaselt, hat Junge geworfen. 2) Figürlich, sich vermehren. Daher das im gemeinen Leben übliche Sprichwort, unrecht Gut faselt nicht, gedeihet nicht. Die Biene faselt, der Bienenstock nimmt zu an Volk und Werk, gedeihet. S. Fasel.


Faseln (W3) [Adelung]


2. Faseln, verb. reg. act. von Fase, Fasen, ein Faden, die Fäden ausziehen. Sich faseln, die Fäden fahren lassen, wo es auch als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben üblich ist. Der Zeug faselt, oder faselt sich. S. Ausfasen und 1 Fasen.


Faseln (W3) [Adelung]


3. Faseln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsw. haben. 1) In der vertraulichen Sprechart, flatterhaft, tändelhaft, leichtsinnig denken und handeln, Munterkeit ohne Verstand äußern. Ein vergoldeter Narr, welcher die Treppe herauf gefaselt kommt, Knaben. Mit der Pritsche in der Hand von einem Einfalle zum andern faseln, Michäl. Und sie faseln bey einer fremden Person herum, Weiße. Ohne Zweifel von dem noch im Schwedischen üblichen fus, geschwinde, fysa, eilen, fösa, bewegen. 2) Wahnwitzig reden, besonders von Kranken in der Hitze des Fiebers, fantasiren. Der Kranke faselt. In weiterer Bedeutung auch von einer jeden Vorbringung aberwitziger Dinge; im Oberd. fasen, fusen, fausen, fanzen, im Nieders. basen, von welchem das Hochd. faseln das Iterativum zu seyn scheinet. Frisch leitet es sehr gezwungen von Fastnacht ab, wofür man im gemeinen Leben auch Fasenacht sage. Im Nieders. ist abasig und awiesig albern, verbast bestürzt, erstaunt. Da basen im Liefl. auch herum laufen, herum schwärmen bedeutet, so. scheinet es gleichfalls zu dem vorigen fus, geschwinde, zu gehören. Fiseln und fusseln bedeuten im Nieders. oft mit den Fingern berühren, gelinde kratzen. übrigens ist von dem Faseln in hitzigen Krankheiten im Niedersächs. auch mimern, primen, reven, abreden u. s. f. üblich.


Faselnackt (W3) [Adelung]


+ Faselnackt, adj. et adv. in den niedrigen Sprecharten, völlig nackt, so daß man auch durch keinen Fasen bedeckt ist; eigentlich fasennackend.


Faselochs (W3) [Adelung]


Der Faselochs, des -en, plur. die -en, im gemeinen Leben einiger Gegenden, der Bulle, Herdochs, Zuchtochs. S. Fasel.


Faselschwein (W3) [Adelung]


Das Faselschwein, des -es, plur. die -e, zur Zucht bestimmte Schweine, im Gegensatze der Mastschweine.


Faselvieh (W3) [Adelung]


Das Faselvieh, des -es, plur. car. das zur Zucht bestimmte Vieh, zum Unterschiede des Mastviehes. Da man dergleichen Vieh nur nothdürftig zu füttern pfleget, so bedeutet Faselvieh oft überhaupt mageres, ungemästetes Vieh, S. Fasel.


Fasen (W3) [Adelung]


Der Fasen, des -s, plur. ut nom. sing. Dimin. das Fäschen, Oberd. Fäslein, der dünne Abgang von einem Faden, und alles was dem ähnlich ist, Haare, zarte Wurzeln der Bäume und Pflanzen, u. s. f. Nicht einen trocknen Fasen an sich haben, im gemeinen Leben. Sein Kleid ist so zerrissen, daß die Fasen herab hangen. Die Fasen, die auf die Kleider gefallen sind, ablesen. Die Fasen an den Wurzeln.

Anm. Bey dem Willeram bedeutet Vahs, bey dem Ottfried ther fase, und thaz fahs, im Angels. Fax, ein Haar; auch collective, das Haar, ein harthes fases, Tatian. Bey dem Notker ist Faso, ein Saum, und bey dem Tatian Fesun, ein Splitter. Es gehöret zu Faden, und stammet mit demselben vermuthlich von fahen ab. Im Oberdeutschen lautet es auch die Fase.


Fasen (W3) [Adelung]


1. Fasen, verb. reg. act. die Fasen, d. i. Fäden ausziehen. Sich fasen, die Fäden fahren lassen. S. Ausfasen, 2 Faseln und Fasern.


Fasen (W3) [Adelung]


2. * Fasen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen veraltet, in Schwaben aber noch üblich ist, suchen. Niht fasonde was sin si, der nicht das Seinige suchet, Notker. Von diesem Zeitworte stammet vermuthlich auch das in Oberschwaben übliche fäsig, selten, ab.


Fasen (W3) [Adelung]


3. Fasen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsw. haben, aberwitzig reden, S. 3 Faseln.


Fasennackend (W3) [Adelung]


Fasennackend, adj. et adv. S. Fadennackend und Faselnackt.


Fasenwerk (W3) [Adelung]


Das Fasenwerk, des -es, plur. inus. im Bergbaue, die zweyte Sorte der gepochten Zwitter, welche auch Pochmehl genannt wird; zum Unterschiede von dem Gerinnsteine, welcher die erste und beste, und von dem Sumpfwerke oder Schlamme, welcher die dritte und schlechteste Sorte ist.


Faseole (W3) [Adelung]


Die Faseole, S. Fasele.


Fäser (W3) [Adelung]


Der Fäser, S. Fächser.


Faser (W3) [Adelung]


Die Faser, plur. die -n, in einigen Gegenden auch Fäser, Diminut. das Fäserchen, Oberd. Fäserlein, ein Fasen. Irrig aber werden bey den Thieren und Pflanzen die kleinsten organischen Theile derselben, welche die Gestalt eines Fadens haben, und aus welchen die festen Theile bestehen, fibrae, die Fibern, von einigen Fasern genannt. Siehe Fasen und Zaser.


Faserig (W3) [Adelung]


Faserig, -er, -ste, adj. et adv. Fasen oder Fasern habend, im gemeinen Leben. Ein faseriger Zeug, wo sich die Fäden leicht verschieden und absondern. Nieders. fäsig, füssig, Engl. feaze. S. Fasig.


Fasern (W3) [Adelung]


Fasern, verb. reg. act. die Fasern auszupfen. Sich fasern, die Faden fahren lassen, von den Zeugen, wofür auch fasen und faseln üblich sind. S. diese Wörter.


Fasig (W3) [Adelung]


Fasig, -er, -ste, adj. et adv. Fasen habend, im gemeinen Leben. Ein fasiger Zeug, der die Fäden gern fahren lässet, ein lockerer Zeug. S. Faserig. Das Fleisch ist fasig, hat grobe, merkliche Fasern.


Faß (W3) [Adelung]


Das "Faß", des -sses, plur. die Fässer, Diminut. das Fäßchen. Oberd. Fäßlein, Fässel.

1. Ein jedes Gefäß, ein jedes Werkzeug, etwas darin aufzubehalten. Ein Töpfer hat Macht, ein Faß zu Ehren und zu Unehren zu machen, Röm. 9, 21. Diese im Hochdeutschen veraltete Bedeutung findet nur noch in den Zusammensetzungen Gießfaß, Butterfaß, Rauchfaß, Tintenfaß, Falzfaß, Handfaß u. s. f. Statt. In dem Heldenbuche kommt es auch von einem Helme vor.

2. In engerer und gewöhnlicher Bedeutung, ein hölzernes in der Mitte bauchiges Gefäß, welches aus Dauben vermittelst der Reife zusammen gesetzet wird. Ein Weinfaß, Bierfaß, Öhlfaß, Pack- oder Schlagfaß u. s. f. Ein Faß binden, vermittelst der Reife zusammen setzen, S. Faßbinder. Der Wein, das Bier schmeckt nach dem Fasse. Dem Fasse den Boden ausstoßen, im gemeinen Leben, eine Sache völlig verderben. Es ist noch nicht in dem Fasse, darin es gähren soll, auch nur im gemeinen Leben, die Sache ist noch vielen Schwierigkeiten unterworfen. Er hat noch etwas bey mir im Fasse, er hat noch etwas begangen, welches ich bey Gelegenheit an ihm ahnden werde. S. Tonne, Ahm, Pipe, Orhoft, Leite, Anker, u. s. f. welches besondere Arten von Fässern sind.

3. Ein bestimmtes Maß so wohl flüssiger als trockner Dinge, da es auch im Plural unverändert bleibt. Vier Faß, sechs Faß, nicht Fässer.

1) Flüssiger Dinge, besonders des Bieres. In Berlin hält ein Faß Bier 2 Tonnen, 8 Ähmchen oder 192 Maß; in Danzig 2 Tonnen, 180 Stoff, oder 720 Quartier; in Bern 4 Saum, 16 Eimer oder Brenten, oder 400 Maß; in Sachsen 2 Viertel, 4 Tonnen, 6 Dreyling, oder 360 Meßkannen. Ein Faß Wein hält in Sachsen 5 Eimer oder 315 Kannen; in Danzig und Hamburg, wo ein Faß Wein eben so viel ist, als ein Fuder, 4 Oxhoft, 6 Ahm, 24 Anker, 120 Viertel, oder 660 Stoff.

2) Trockner Dinge, besonders des Getreides. In Lübeck ist ein Faß der vierte Theil eines Scheffels, und 16 Faß machen daselbst eine Tonne, 48 ein Drömt, 384 aber eine Last. In Cöln gehen 24 Faß auf ein "Malter", und 480 auf eine Last. In Aachen hält ein Faß 4 Kopf, 6 Faß aber machen ein "Malter". In Hamburg hat ein Faß 2 Himten, 8 Spint, 32 große oder 64 kleine Maß; 2 Faß aber machen daselbst einen Scheffel, 20 ein Wispel, und 60 eine Last.

Anm. Schon Kero gebraucht "Faz" und Ottfried "Fazz", für ein jedes Gefäß; welche Bedeutung auch das Wallisische "Ffettan" und das Lat. "Vas" hat. In der zweyten Bedeutung lautet dieses Wort im Niedersächsischen "Vat", im Schwed. "Fat", im Angels. "Fat", "Fata", "Faet", im Engl. "Fat", im Dän. "Fade", im Pohln. "Fasa".

Es kommt von "fassen" her, weil es dazu bestimmt ist, andere Körper in sich zu fassen. Im Oberdeutschen lautet der Plural Fasse, die neuen Fasse, Hiob 32, 19, oder nur Faß, bey dem Ottfried "Faz", der auch noch im Hochdeutschen beybehalten wird, wenn dieses Wort ein gewisses Maß bedeutet. Zu dem ungewöhnlichen Gebrauche 1 Thess. 4, 4, sein Faß zu behalten in Heiligkeit und Ehren, d. i. sein Eheweib, oder nach andern seinen Leib, hat das Griech. "???" Gelegenheit gegeben.


Faßbaum (W3) [Adelung]


Der Faßbaum, des -es, plur. die -bäume, im Forstwesen, ein Baum, woraus die Böttcher Fässer verfertigen können.


Faßbinder (W3) [Adelung]


Der Faßbinder, des -s, plur. ut nom. sing. ein Handwerker, welcher hölzerne Gefäße aus Stäben zusammen setzet, und sie durch Reife befestiget; ein Böttcher, in Franken ein Bühner, im Nieders. Vatebinder. S. Böttcher.


Faßbrücke (W3) [Adelung]


Die Faßbrücke, plur. die -n, eine Brücke, welche statt einer Schiffbrücke dienet, und auf leeren schwimmenden Fässern ruhet.


Fäßchenstahl (W3) [Adelung]


Der Fäßchenstahl, des -es, plur. car. Stahl, welcher in kurze Stangen geschmiedet, und in Fäßchen versandt wird.


Faßdaube (W3) [Adelung]


Die Faßdaube, plur. die -n, die Daube zu einem Fasse, und in weiterer Bedeutung, zu einem jeden hölzernen Gefäße; Nieders. Stav, im Plur. Stäve.


Faße (W3) [Adelung]


Die Faße, plur. die -n, aus dem Franz. Face, und mit demselben aus dem Lat. Facies. 1) Der vordere Theil eines Gebäudes. Die Faße eines Hauses. In dem Festungsbaue ist die Faße oder Gesichtslinie, diejenige Linie, welche von dem Hauptwalle hervor tritt, und gemeiniglich von außen in das Gesicht fällt. 2) Bey den Holzarbeitern, eine scharfe Ecke oder Leiste. Daher das Faßebret, oder Faßenbret, ein dreyeckiges Stück zu geschobenen Gittern.


Fassen (W3) [Adelung]


Fassen, verb. reg. act. 1. In eigentlicher und weiterer Bedeutung. 1) Ergreifen und halten, so wohl mit der Hand. Den Degen bey dem Griffe fassen. Jemanden bey den Haaren, das Pferd bey dem Zaume fassen. Er faßte mich an das Kinn. Jemanden bey der Hand, oder an die Hand fassen. So viel als man mit drey Fingern fassen kann. Als auch mit andern Gliedmaßen. Etwas mit den Zähnen fassen. Der Hund fasset ein Thier, wenn er es mit den Zähnen anpacket. 2) In ein Gefäß füllen, besonders von flüssigen Dingen. Bier fassen, es von dem Gährbottich auf Fässer füllen. Wein fassen. In den Schlauch fassen, Matth. 9, 17. Das Korn fassen, es in Säcke schütten. Bienen fassen, sie in den Stock bringen. 3) Einschließen und befestigen. Einen Stein in Gold fassen. Gefaßte Steine, welche in Gold, Silber u. s. f. gefasset, d. i. befestiget sind. Einen Stollen fassen, d. i. auszimmern, im Bergbaue. S. Einfassen. 4) In seiner Weite enthalten können, wo das Zeitwort die Gestalt eines Neutrius hat; wenigstens ist das Passivum in dieser Bedeutung nicht üblich. Das Zimmer konnte die Gäste nicht alle fassen. Das Gefäß wird den Wein nicht fassen. 2. Figürlich. 1) Jemanden bey seinem Worte, bey seinem Versprechen fassen, auf die Erfüllung seines Wortes, seines Versprechens bringen. Denken sie denn daß sie m ich bey meiner Schwäche haben fassen wollen? daß sie ihre Absicht durch meine Schwäche haben erreichen wollen? Jemanden bey seinem Ehrgeitze, bey seiner Leidenschaft fassen. Den Reiter fasset am Ufer ein plötzlicher Schauder, Zachar. bemächtigt sich seiner, in der höhern Schreibart. Allmächtiges Mitleid faßt die bebende Versammlung, Dusch. 2) Etwas kurz zusammen fassen, es mit wenig Worten vortragen. Damit ich es kurz fasse. Auch als ein Reciprocum, sich kurz fassen, sich der Kürze in Worten befleißigen. 3) Aufmerksam durch die Sinne empfinden, im Hochdeutschen nur noch von den Augen. Etwas in die Augen fassen, es aufmerksam sehen und im Gesichte zu behalten suchen. Einen Hafen fassen, scharf auf ihn zielen. Er zielt und faßt den Pilger wohl, Gell. Von andern Sinnen ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich, ob es gleich noch 2 Mos. 15, 26 heißt zu Ohren fassen. 4) Etwas zu Herzen fassen, es zu Herzen nehmen, es seinem Gemüthe einprägen, es zu Erregung seiner Empfindungen dienen lassen. Gott wirds zu Herz fassen, Gell. 5) Mit dem Gedächtnisse fassen und behalten, seinem Gedächtnisse einprägen. Der Knabe hat es geschwinde gefaßt. 6) Noch mehr, mit dem Verstande begreifen, seinen Gründen nach einsehen. Sie haben mich nicht recht gefaßt, nicht recht verstanden. Nun faß ich was du sagst, Schleg. Das ist mir zu hoch, ich kann es nicht fassen, nicht begreifen. 7) In sich entstehen lassen. Einen Anschlag, einen Vorsatz fassen. Um dich zu beruhigen, habe ich diesen Entschluß gefasset. Muth fassen, ein Herz fassen. Einen Haß, Unwillen wider jemanden fassen. Ich habe eine große Neigung, viele Liebe gegen ihn gefaßt. 3) Sich fassen, sich seiner bewußt werden, von einer Zerstreuung, von einer Leidenschaft wieder zu sich selbst kommen, seine Gedanken sammeln. Fassen sie sich doch. Er kann sich noch nicht fassen, sich noch nicht begreifen. Er konnte sich vor Lachen kaum fassen. Sich in Geduld fassen. Eine erschütterte Seele hat der Einsamkeit vonnöthen, sich wieder zu fassen. 9) Zubereiten; in welchem Verstande aber nur das Mittelwort gefaßt in Gestalt eines Adverbii üblich ist. Sich auf etwas gefaßt halten, machen. Auf etwas gefaßt seyn. Sich zur Reife gefaßt machen. Wenn man sich auf die Schaubühne der Welt wagt, so muß man sich auch auf ihre Abwechselungen gefaßt halten. Ich bin auf alle Fälle gefaßt. Schon bey dem Ottfried bedeutet fazzon zubereiten, und sih fazzon, sich zubereiten. Daher die Fassung, S. hernach besonders. Anm. Dieses Zeitwort lautet im Nieders. faten, im Holländ. vatten, im Dän. fade und fatte, im Schwed. fatta. Es ist das Intensivum von dem Zeitworte fahen, Schwedischen fa, und hat seine meisten figürlichen Bedeutungen von dem Lat. capere entlehnet.


Faßfaul (W3) [Adelung]


Faßfaul, adj. et adv. einen unreinen Geschmack von dem Fasse oder hölzernen Gefäße habend; Nieders. vatvuul. Das Bier schmeckt faßfaul. Faßfaules Wasser.


Faßgroschen (W3) [Adelung]


Der Faßgroschen, des -s, plur. ut nom. sing. in den Sächsischen Bergstädten, ein Groschen, welchen die Bürgerschaft von einem Fasse Bier zur Erhaltung der Stollen abgibt.


Faßhefen (W3) [Adelung]


Die Faßhefen, sing. inus. Hefen, welche von dem im Fasse liegenden Biere genommen werden, sich folglich bereits abgearbeitet haben, zum Unterschiede von den bessern Bottichhefen. Beyde sind wieder entweder Spundhefen, Oberhefen oder Bodenhefen, Unterhefen, Bärme.


Faßholz (W3) [Adelung]


Das Faßholz, des -es, plur. car. Holz, welches zu Faßdauben, Böden u. s. f. geschickt und bestimmt ist.


Faßlich (W3) [Adelung]


Faßlich, -er, -ste, adj. et adv. was sich leicht fassen, d. i. begreifen, verstehen lässet. Er weiß eine Sache sehr faßlich zu machen. Das ist sehr faßlich. Ein faßlicher Vortrag.


Faßlichkeit (W3) [Adelung]


Die Faßlichkeit, plur. car. die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie sich leicht fassen, d. i. nach ihren Gründen einsehen, lässet.


Fasson (W3) [Adelung]


Die Fasson, (spricht Fassong) plur. die -s, aus dem Franz. Facon. 1) Die Gestalt einer künstlich verfertigten Sache. Ein silbernes Gefäß nach einer alten Fasson. Der Degen ist nach der neuesten Fasson. 2) Das Macherlohn, bey den Schneidern, welches die eigentliche Bedeutung des Französischen Ausdruckes ist. 3) Gleichfalls bey den Schneidern, die Zuthat an Seide, Zwirn, steifer Leinwand, Knöpfen u. s. f. 4) + Complimente, unnütze Worte, im gemeinen Leben. Er macht mir zu viel Fasson. Er ist ohne alle Fasson.

Anm. Im Ital. Lautet dieses Wort Faccione, im Engl. Fashion, im Schwed. Fansun, im Holl. Fatsoen, im Nieders. Fassuun, wo es über dieß noch Artigkeit, gute Lebensart, und fassuunlik, wohl gesittet bedeutet.


Faßpech (W3) [Adelung]


Das Faßpech, des -es, plur. inus. ein besonders zubereitetes Pech, womit die Bierfässer gepichet werden.


Faßreif (W3) [Adelung]


Der Faßreif, des -es, plur. die -e, ein Reif, womit die Dauben der Fässer befestiget werden.


Fassung (W3) [Adelung]


Die Fassung, plur. inus. von dem Verbo fassen. 1) die Handlung des Fassens, doch nur in einigen Fällen. Die Fassung eines Steines, dessen Befestigung in Metall. Ich mußte zehen Thaler für die Fassung bezahlen. Die Fassung eines Stollens, dessen Auszimmerung. Die Fassung des Bieres, wenn dasselbe auf Fässer gefüllet wird. Die Fassung eines Vorsatzes, eines Anschlages, eines Entschlusses. 2) Figürlich, der Zustand der Seele, da sie sich ihrer deutlich bewußt ist, da sie ihre Gedanken und Worte in ihrer Gewalt hat, im Gegensatze der Zerstreuung oder einer starken Leidenschaft. Aus seiner Fassung kommen, jemanden aus seiner Fassung bringen oder setzen, Wollen sie mich denn aus aller Fassung bringen?


Faßwerk (W3) [Adelung]


Das Faßwerk, des -es, plur. inus. ein im gemeinen Leben übliches Collectivum, mehrere zu einer Absicht bestimmte Fässer zu bezeichnen.


Fast (W3) [Adelung]


Fast, adv. welches in zwey einander ziemlich entgegen gesetzten Bedeutungen gefunden wird. 1) * Für sehr, in welchem Verstande schon vaste bey dem Stryker vorkommt. Sie war fast schön, 1 Mos. 12, 14. Ihre Sünden sind fast schwer, Kap. 18, 20. Ein fast großes Heer, Kap. 50, 9. Ich will dich fast sehr mehren, überaus sehr, Kap. 17, 2. Ihrer Sünden wurden fast viel, sehr viel, Sir. 47, 29. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung völlig veraltet, ungeachtet selbige noch bey dem Opitz vorkommt. Ehedem war es auch ein Beywort, welches viel bedeutete; vaste Volks, viel Volkes. 2) Für beynahe. Wir waren fast bis an das Thor, als wir wieder zurück gerufen wurden. Es ist fast acht Uhr. Er ist fast funfzig Jahre alt. Er wäre fast gestorben. Das ist mir fast unbegreiflich. So sind sie fast alle. Ich hätte es fast errathen. Fast dürfte ich es nicht thun, oder ich dürfte es fast nicht thun. Fast kann ich es nicht glauben. Er verdienet es fast nicht, daß ich mich um ihn bekümmere, oder fast verdienet er nicht u. s. f. Ich habe es fast von allen gehöret; wo es unrichtig seyn würde, das Nebenwort hinter das Vorwort zu setzen, von fast allen, obgleich solches im gemeinen Leben nicht ungewöhnlich ist.

Anm. In der ersten veralteten Bemerkung scheinet dieses Wort zu fest zu gehören, so fern dasselbe zuweilen auch sehr bedeutet. Im Niedersächsischen ist vüste, oft, viel, manch, sogleich, beynahe. Das Isländ. fus bedeutet bereit, fertig, das Engl. und Franz. foison eine Menge, Überfluß, das Wallis. ffest, eilfertig, geschwinde, das Engl. vast und Lat. vastus aber sehr, groß, breit. Merkwürdig ist, daß fest ehedem für fertig üblich war; wenigstens gebraucht Tatian rehtfestin für rechtfertigen. Für fast in der zweyten Bedeutung kommt in den alten Oberdeutschen Mundarten auch vilbi, vielbey, vor.


Fastbäcker (W3) [Adelung]


Der Fastbäcker, des -s, plur. ut nom. sing. eine größten Theils nur in Niedersachsen übliche Benennung derjenigen Bäcker, welche Rockenbrot, oder derbes und festes Brot haben, zum Unterschiede von den Los- oder Weißbäckern. An andern Orten werden sie Schwarzbäcker, und wenn sie unzünftig sind und auf den Dörfern wohnen, Dorfbäcker genannt. Von fest, Nieders. fast.


Faste (W3) [Adelung]


Die Faste, plur. die -n, S. die Fasten.


Fastelabend (W3) [Adelung]


Fastelabend, S. Fastenabend.


Fasteltag (W3) [Adelung]


Der Fasteltag, S. Fasttag.


Fasten (W3) [Adelung]


Die Fasten, plur. ut nom. sing. 1) Die Enthaltung aller oder doch gewisser Speisen, und die Zeit da solches geschiehet. Auf eine starke Mahlzeit nützt eine strenge Fasten. Die Fasten halten, brechen. Lasset eine Fasten ausschreyen, 1 Kön. 21, 9, 12. Die Geschichte der Fasten und ihres Schreyens, Esth. 9, 31. Wollt ihr das eine Fasten nennen, und einen Tag dem Herrn angenehm? Es. 58, 5. Darum, daß auch die Fasten vorüber war, Apostelgesch. 27, 9. In welcher Bedeutung im Hochdeutschen auch das Fasten, von dem folgenden Verbo, üblich ist. 2) Besonders, die nächsten vierzig Tage vor dem Osterfeste, in welchem man sich in der Römischen Kirche aller Fleischspeisen enthält, um sich dadurch auf das Osterfest zuzubereiten. Die Fasten wird bald da seyn. Der erste, der zweyte Sonntag in der Fasten.

Anm. Schon bey dem Kero lautet dieses Hauptwort diu Fasten, diu Fastunge, bey dem Ottfried thiu Fasta, im Angels. Faest, im Engl. Fast, Fasting, im Holl. Vastene, im Schwed. Fasta, im Dän. Faste. Im Oberdeutschen heißt es noch jetzt die Faste, plur. die -n. Die Faste wird bald da seyn. Denn auf einen starken Rausch nützet eine strenge Faste, Logau. Aus den oben angeführten Beyspielen erhellet, daß sich diejenigen Sprachlehrer irren, welche unter Hochdeutsches Fasten für den Plural halten, ob es gleich auch oft im Plural gebraucht wird. Die Fasten sind nahe, für ist nahe. S. das folgende.


Fasten (W3) [Adelung]


Fasten, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, sich aller Speise enthalten. Ich habe den ganzen Tag gefastet. Lange fasten ist kein Brot sparen. Ein Fasten anordnen. In engerer, und besonders der in der Römischen und Griechischen Kirche üblichen Bedeutung, bezeichnet dieses Wort nur die Enthaltung gewisser Speisen, besonders des Fleisches der Thiere und Vögel, und aller davon herkommende Dinge. Anm. Fasten, bey dem Ulphilas fastan, bey dem Ottfried fasten, bey dem Notker vasten, im Angels. faestan, im Holl. Vasten, im Engl. to fast, im Wend. postem, ich faste, im Dän. faste, im Schwed. und Isländ. fasta, im Finnländ. paaston, stammet dem Junius zu Folge, von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, nach dem Wachter aber von dem Gothischen fastan, halten, beobachten, ab; welche Ableitung Ihre dadurch bestätiget, daß fasten im Angels. aew fastan, d. i. das Gesetz halten, beobachten, genannt wird. Frisch leitet unser fasten von der R. A. ab, sich gefaßt machen, weil das Fasten ein gottesdienstliches Gefaßtmachen auf einen Festtag, besonders auf Ostern ist. In Hagecks Chronik, ist Veselspeise Fastenspeise. Das Hauptwort die Fastung ist ungewöhnlich; so wie das Wort der Faster, nur in dem Sprichw. heut ein Faster, morgen ein Fresser vorkommt.


Fastenabend (W3) [Adelung]


Der Fastenabend, des -s, plur. die -e, im gemeinen Leben Fastelabend, der Abend vor dem ersten Tage in der Fasten; ingleichen die nächsten Tage vor diesem, Fastnacht, Schwed. Fastelagen.


Fastenbräzel (W3) [Adelung]


Die Fastenbräzel, plur. die -n, eine Art Bräzeln, welche aus ungesäuertem Teige ohne Milch und Butter verfertiget, und an einigen Orten, selbst in protestantischen Ländern, nur in der Fasten gebacken werden.


Fastengebeth (W3) [Adelung]


Das Fastengebeth, des -es, plur. die -e, Gebethe, welche in der Fasten gebethet zu werden pflegen. In weiterer Bedeutung an einigen Orten, das in der Fasten übliche Catechismus-Examen.


Fastenprediger (W3) [Adelung]


Der Fastenprediger, des -s, plur. ut nom. sing. ein Prediger, welcher in der Fasten die Leidensgeschichte Christi erkläret.


Fastenpredigt (W3) [Adelung]


Die Fastenpredigt, plur. die -en, eine Predigt in der Fasten über die Leidensgeschichte Christi.


Fastenschlier (W3) [Adelung]


Der Fastenschlier, des -s, plur. ut nom. sing. die größte Art der Brachvögel, Numenius Arquata L. welche auch Geißhuhn genannt wird. S. Brachvogel.


Fastenspeise (W3) [Adelung]


Die Fastenspeise, plur. die -n, Speise ohne Fleisch, und im schärfsten Verstande auch ohne Butter und Eyer, dergleichen man in der Römischen Kirche in der Fasten zu genießen pfleget.


Fastenzeit (W3) [Adelung]


Die Fastenzeit, plur. inus. die Zeit, da man fastet; in engerer Bedeutung, die nächsten vierzig Tage vor dem Osterfeste, die Fasten.


Fastnacht (W3) [Adelung]


Die Fastnacht, plur. inus.

1) Eigentlich, die Nacht vor Aschermittwoch, als an welchem Tage sich die Fasten anfänget, und in weiterer Bedeutung, auch der Tag vor dieser Nacht; der Fastenabend, im Oberd. Die junge Fastnacht. 2) In noch weiterm Verstande, die ganze Zeit von dem Feste der heil. Drey Könige bis Aschermittwochen, welche in der Römischen Kirche mit allerley Ausschweifungen und Lustbarkeiten zugebracht wird; das Carnaval, im gemeinen Leben Fasenacht, im Oberd. Fasching, in Baiern auch Fassangen. Die große Fastnacht, oder die alte Fastnacht, in der Römischen Kirche, der erste Sonntag in der Fasten, der Sonntag Invocavit. Die Herren-Fastnacht, der dritte Sonntag vor der Fasten, oder nach andern der Sonntag Esto mihi, welcher auch die Pfaffen-Fastnacht genannt wird. Wenn dieses Wort ohne Artikel gesetzt wird, so lautet es im gemeinen Leben oft Fastnachten: Fastnachten wird bald kommen, ich hoffe ihn auf Fastnachten zu sehen.


Fastnachtsheer (W3) [Adelung]


Das Fastnachtsheer, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, eine Benennung des wüthenden Heeres, entweder weil man es um die Fastnacht am häufigsten zu sehen glaubte, oder auch wegen einiger Ähnlichkeit mit den um diese Zeit üblichen brausenden Vergnügungen. S. Heer.


Fastnachtshuhn (W3) [Adelung]


Das Fastnachtshuhn, des -es, plur. die -hühner, Zinshühner, welche an einigen Orten die Bauern zur Erkenntniß der Oberherrschaft um die Zeit der Fastnacht entrichten müssen. Anderer Umstände wegen heißen sie auch Herbsthühner, Rauchhühner, Pfingsthühner, Sommerhühner, Hurtenhühner, Lauberhühner, Leibhühner und Haupthühner S. diese Wörter.


Fastnachtsnarr (W3) [Adelung]


Der Fastnachtsnarr, des -en, plur. die -en, derjenige, welcher sich zur Fastnachtszeit in einen Narren verkleidet, und in weiterer Bedeutung auch ein jeder ausgelassener Lustigmacher.


Fastnachtsspiel (W3) [Adelung]


Das Fastnachtsspiel, des -es, plur. die -e, eine ehemahlige Art von Lustspielen, welche am Fastnacht aufgeführet zu werden pflegten, dergleichen unter andern Hans Sachs sehr viele hinterlassen hat. In weiterer Bedeutung, ein jedes Spiel, eine jede Lustbarkeit, welche zu dieser Zeit angestellet wird.


Fasttag (W3) [Adelung]


Der Fasttag, des -es, plur. die -e, ein Tag, an welchem man fastet, oder nach den Gesetzen der Kirche zu fasten verbunden ist; in der Deutschen Bibel Jer. 36, 6 Fasteltag.


Fatal (W3) [Adelung]


Fatal, er -ste, adj. et adv. aus dem Franz. fatal, und mit diesem aus dem Lat. fatalis, im gemeinen Leben, 1) Unglück bringend. Das Spiel ist ihm jederzeit fatal gewesen. Der Freytag ist ein fataler Tag. Noch mehr 2) in der niedrigen Sprechart, zuwider, widerwärtig, am häufigsten von Personen. Er ist mir fatal, ich kann ihn nicht leiden. Ein fataler, unerträglicher, Mensch. Ein fatales Gesicht, eine fatale Tracht.


Fatalien (W3) [Adelung]


Die Fatalien, plur. inus. in den Rechten, die den Parteyen bestimmte Zeit, innerhalb welcher etwas bey Verlust seines Rechtes geschehen muß; dies fatalis, fatale.


Fatalität (W3) [Adelung]


Die Fatalität, plur. die -en, aus dem Franz. Fatalite, und Latein. Fatalitas. 1) die unvermeidliche Nothwendigkeit, ohne Plural. Nicht alle Gottesläugner behaupten die Fatalität. 2) Im gemeinen Leben, ein unglücklicher Zufall. Es ist mir eine Fatalität begegnet. Ein Mensch der viele Fatalitäten ausgestanden hat.


Fatsche (W3) [Adelung]


Die Fatsche, plur. die -n, eine Binde, Windel, im Oberdeutschen. S. Fasche.


Fatze (W3) [Adelung]


Die Fatze, plur. die -n, in der Seefahrt, Streife, welche an die Unter-Bonnetten mit Maschen befestiget werden, um mehr Wind zu fassen; verwandt mit Fasche, Fascia, oder auch mit Fetzen.


Fatzen (W3) [Adelung]


* Fatzen, verb. reg. act. welches nur noch in einigen Oberdeutschen Gegenden bekannt ist, scherzen, spotten, verirren, Possen treiben; daher die Fatzung, Verspottung; ein Fatznarr, Fatzmann, oder Fatzer, ein Possenreißer; fatzig, possierlich, possenhaft, närrisch u. s. f. Die Oberdeutschen haben dieses Wort, so wie manche andere, aus dem Ital. Fazio, ein Possenreißer, oder Latein. Facetiae, fatuus, Franz. fat, entlehnet. Im mittlern Lat. bedeutet fatuizare närrisch seyn. Ein anderes, von diesem vermuthlich ganz verschiedenes Wort, ist das gleichfalls Oberdeutsche fätzen, zanken, hadern. S. Faxen.


Faul (W3) [Adelung]


Faul, -er, -este, adj. et adv. * Häßlich, ungestaltet; eine im Deutschen veraltete Bedeutung, welche indessen noch in einigen verwandten Mundarten, z. B. in dem Dänischen fäl, und Schwedischen fult, scheußlich, aufbehalten wird. Auch das Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - bedeutet garstig, gering. S. auch Fahl. 2. * Unrein, schmutzig; eine im Hochdeutschen gleichfalls unbekannte Bedeutung, welche noch in Nieders. vuul üblich ist. Faule Wäsche, ein faules Faß. Das Angels. ful und Engl. foul bedeuten gleichfalls unrein, und das Angels. fulan ist besudeln, womit auch das Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und Lateinische polluere überein kommen. Bey dem Willeram ist wollon gleichfalls verunreinigen. 3. Von flüssigen Dingen und daraus bestehenden Körpern, wenn sie in die auflösende Gährung gerathen. Die Äpfel sind faul. Faules Obst, faules Wasser, ein faules Ey, faules Holz, ein fauler Zahn, ein fauler Schaden, fauler Käse, faules Fleisch, faule Fische. Das sind faule Fische, im gemeinen Leben, das sind erdichtete Entschuldigungen, unredliche Handlungen u. s. f. Faul werden. Faules Fleisch in einer Wunde, welches auch wildes Fleisch genannt wird. Faul im Leibe nennt man im gemeinen Leben diejenigen Thiere, bey welchen der Magen und die Gedärme entzündet sind. Oft nennen unwissende Schmiede auch Pferde, welche ein auszehrendes Fieber haben, faul im Leibe. Faules Fieber. S. Faulfieber. Ingleichen, was diese auflösende Gährung verräth. Ein fauler Geruch, ein fauler Geschmack. Das Wasser schmeckt schon faul, das Fleisch riecht faul. In uneigentlichem Verstande heißt bey den Schlössern faules Eisen dasjenige Eisen, welches durch überflüssiges Glühen auf dem Hammerwerke brüchig geworden ist. Im Bergbaue ist ein fauler Gang, ein schmieriges und schlüpfriges Gestein; ein faules Gebirge, ein mürbes, brüchiges Gestein. S. Fäule. 4. Figürlich. 1) * Untauglich, unnütz; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Faules Geschwätz, Ephes. 4, 29. Faule Fische, Matth. 13, 49, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - 2) Abgeneigt sich zu bewegen, und in engerer Bedeutung, abgeneigt pflichtmäßig zu arbeiten. Ein fauler Mensch. Der Faule liebt die Ruhe. Ein faules Pferd. Der Esel ist ein faules Thier. Sich auf die faule Seite legen, im gemeinen Leben, sich der Faulheit ergeben. Er, nicht faul, ging hin, und u. s. f. eine elliptische Art zu reden in der niedrigen Sprechart, d. i. er ging schnell, plötzlich, hin u. s. f. Die faule See, in der Seefahrt, Windstille. In den gemeinen Mundarten hat man von diesem Worte verschiedene artige Zusammensetzungen: schlaffaul, schläfrig, fickenfaul, beutelfaul, nicht gern bezahlend, ingleichen, karg, geitzig, maulfaul, den das Reden verdrießet, schlägefaul, der gegen die Schläge abgehärtet ist. S. diese Wörter. 3) Schläfrig, im gemeinen Leben.

Anm. Dieses Wort lautet in der dritten Bedeutung schon bey dem Ulphilas fuls, im Angels. foul, bey dem Ottfried ful, im Nieders. vuul, im Dän. fuul und Schwed. ful. Von den Eyern haben die Niedersachsen auch das Wort pulsk. Von der Abneigung zur Bewegung wird in eben dieser Mundart auch loi, lädsch, ludderig und laaßam gebraucht, womit das Fries. loay und Holl. loi, und das Dän. lad überein kommen. S. Laß. Opitz hat auch das im Hochdeutschen unbekannte Fäuling, ein fauler Mensch. Was du anjetzt vermagst, das sollst du nicht beginnen erst morgen, und verziehen als wie ein Fäuling zwar.


Faulbaum (W3) [Adelung]


Der Faulbaum, des -es, plur. die -bäume, eine Benennung verschiedener Bäume und Staudengewächse. 1) Des Rham- nus Frangula L. wegen des übeln Geruches, welchen die Äste des Baumes haben; S. Elsebeere 1. 2) Des Prunus Padus L. gleichfalls wegen des übeln Geruches, S. Elsebeere 2. 3) Das Viburnum Lantana L. S. Mehlbaum. 4) Des Hartriegels; S. dasselbe.


Faulbeere (W3) [Adelung]


Die Faulbeere, plur. die -n, die Beeren der obigen Arten von Faulbäumen, S. Elsebeere 1. 2. und Mehlbaum.


Faulbett (W3) [Adelung]


Das Faulbett, des -es, plur. die -e, ein kleines schmales Bett, am Tage darauf auszuruhen, und der Faulheit darauf zu pflegen; ein Ruhebett, Canapeh, im Nieders. Luggerbank, Vuulbank.


Faulbrut (W3) [Adelung]


Die Faulbrut, plur. die -en, die verdorbene abgestandene Brut der Bienen, und die ansteckende Krankheit, welche selbige verursacht. Daher faulbrütig und die Faulbrütigkeit.


Fäule (W3) [Adelung]


Die Fäule, plur. die -n, ein im Hochdeutschen wenig bekanntes Wort. 1) Die Fäulniß, ohne Plural, in welcher Bedeutung es im Oberdeutschen sehr üblich ist. Die Fäule frißt zwar Fleisch und Bein, Günth Es dampfen Gift und Fäule, ebend. 2) Eine faule Stelle im Holze u. s. f. auch nur am häufigsten im Oberdeutschen. Daß er (der Balke) sollt einig feulen han, Theuerd. 3) Im Bergbaue wird ein faules, d. i. mürbes Gestein, die Fäule genannt, in einer Latein. Urkunde von 1208 Falumberg. S. Faul 3. 4) In der Landwirthschaft einiger Gegenden wird so wohl eine Art des Brandes im Getreide, als auch eine Krankheit der Schafe, die Fäule genannt.


Faulen (W3) [Adelung]


Faulen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, faul werden; doch nur in der dritten Bedeutung des Wortes faul, von Säften, welche in eine innere auflösende Gährung gerathen. Die Äpfel faulen. Das Obst, den Mist faulen lassen. Erlen. Holz faulet nicht leicht. Opitz gebraucht dieses Wort auch in der zweyten figürlichen Bedeutung: Dem der nicht faulen will in seiner Mutter Schoß; welche aber im Hochdeutschen nicht gewöhnlich ist. Das Hauptwort die Fäulung wird von einigen für Fäulniß gebraucht.

Anm. Dieses Zeitwort lautet im Nieders. vuulen, im Holl. vuylen, im Angels. fulan, bey dem Notker fulen. Im Niedersächs. Ist dafür auch pötern, verpötern, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Latein. puteo, putreo; ingleichen rotten, raten, Engl. to rot, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und in Franken sparen üblich. S. auch Verwesen.


Fäulen (W3) [Adelung]


* Fäulen, verb. reg. welches das Activum des vorigen ist, aber nur im Oberdeutschen gehöret wird, in Fäulniß versetzen, faul machen. Die innerlichen Bäulen, Die nach und nach das Mark des sichern Landes fäulen, Hall.


Faulenzen (W3) [Adelung]


Faulenzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches aber nur im gemeinen Leben üblich ist. 1) * Faul riechen oder schmecken, die Fäulniß der Säfte durch Geruch und Geschmack verrathen; doch nur im Oberdeutschen, wo dieses Wort auch fauleinen, fäulelen lautet. S. -Enzen. 2) Faul, d. i. pflichtmäßigen Bewegung und Arbeit träge seyn, und dieser Neigung nachhängen, im gemeinen Leben. Im Bette liegen und faulenzen. Im Nieders. ist dafür fülken üblich. Daher der Faulenzer, ein fauler, träger Mensch, im Niedersächs. Lullsack, Lüley, Vuulwambs,Lanterfant, Luggerer, Banklammert bey dem Opitz Fäuling, S. Faul

Anm. Die Faulenzerey, das Faulenzen, faulenzerisch, diese Trägheit ver- rathend, welche insgesammt nur in den niedrigen Sprecharten üblich sind.


Faulfieber (W3) [Adelung]


Das Faulfieber, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein Fieber, welches von einer besondern Schärfe verursacht wird, welche aus den in den ersten Wegen verfaulten Speisen und Getränken entstanden, und in das Blut übergegangen ist; Febris putrida, faules Fieber. Es hat diesen Nahmen von dem faulen Geschmacke im Munde, welchen die Kranken einige Zeit vor dem Anfange der Krankheit empfinden, von ihrem übel riechenden Athem, Ausdünstung und übrigen Auswürfen, welche die Fäulniß der Säfte deutlich genug verrathen. Es gibt mehrere Arten derselben, dergleichen das epidemische Faulfieber, das faule Nervenfieber, das Fleckfieber u. s. f. sind.


Faulfleckig (W3) [Adelung]


Faulfleckig, adj. et adv. die Fäulniß der Säfte durch Flecken verrathend. Faulfleckiges Holz.


Faulfuß (W3) [Adelung]


Der Faulfuß, des -es, plur. die -füße, bey den neuern Schriftstellern des Thierreiches, ein Amerikanisches Faulthier, dessen Vorderfüße länger als die Hinterfüße sind, und welches so faul ist, daß es auf funfzig Schritte einen ganzen Tag zubringt; Bradypus manibus tridactylis, cauda brevi L. Ignavus Klein.


Faulheit (W3) [Adelung]


Die Faulheit, plur. inus. von der zweyten figürlichen Bedeutung des Wortes faul, die herrschende Abneigung von der pflichtmäßigen Bewegung, und besonders von der Arbeit. Sein Brot mit Faulheit essen. Im gemeinen Leben wird er zuweilen auch von der Trägheit des Körpers, von dem Antriebe zum Schlafe gebraucht.

Anm. Statt dieses Hauptwortes ist im Oberd. auch Faulkeit und Fäuligkeit üblich. Des Lebens Fäuligkeit die lege von dir ab, Opitz, segnitiem fugito.


Fäulicht (W3) [Adelung]


Fäulicht, adj. adv. ein von einigen besonders Niedersächsischen Ärzten gebrauchtes, aber unrichtig gebildetes Wort. Fäulichte Krankheiten, welche aus der Fäulniß der Säfte entstehen, und selbige verrathen, dergleichen vornehmlich die Faulfieber sind. Die Ableitungssylbe icht bezeichnet bloß eine Ähnlichkeit, daher es fäulig heißen müßte. Allein das Substantiv die Fäule, welches hier zum Grunde liegen müßte, ist für Fäulniß im Hochdeutschen zu unbekannt.


Fäuling (W3) [Adelung]


Der Fäuling, des -es, plur. die -e, S. Faul Anm.


Faulmatte (W3) [Adelung]


Die Faulmatte, plur. die -n, im gemeinen Leben, besonders Niedersachsen, kleine geflochtene Decken vor den Stuben, die Schuhe daran abzustreichen; von faul, so fern es im Nieders. schmutzig, unrein, bedeutet.


Fäulniß (W3) [Adelung]


Die Fäulniß, plur. car. der Zustand eines Körpers, da dessen Säfte in die dritte oder auflösende Gährung gerathen. Die Ausdünstungen der Kranken gehen sehr leicht in Fäulniß über Wasser geräth sehr schnell in Fäulniß. Geruch und Geschmack verrathen schon die Fäulniß.

Anm. Bey dem Notker fuli, im Oberd. noch jetzt Fäule und Fäuligkeit das Holz pflegt zu fressen, Opitz. Im 15ten Jahrhunderte auch Walnuß. Übrigens ist Fäulniß im Oberdeutschen, so wie andere Wörter auf -niß, auch ungewissen Geschlechts, das Fäulniß, des -sses.


Faulthier (W3) [Adelung]


Das Faulthier, des -es, plur. die -e, ein dreyzehiges vierfüßiges Thier, welches so groß als eine Katze, sehr haarig, braun und grau von Farbe ist, und eine stumpfe Nase und kurzen Schwanz hat. Es lebt auf Bäumen, frißt Laub, scheuet aber die Bewegung so sehr, daß es in einem Tage nur einem Tage nur einen sehr kleinen Weg zurück leget. Bradypus L. Es wird nur in den wärmern Welttheilen, besonders in Amerika angetroffen. S. Faulfuß.


Faulweide (W3) [Adelung]


Die Faulweide, plur. die -n, Salix pentandra L. Siehe Baumwollenweide.


Faum (W3) [Adelung]


Der Faum, des -es, plur. car. eine Benennung des Schaumes, welche im Oberdeutschen bekannter ist, als im Hochdeutschen. Der Faum des Bieres. Den Faum abschöpfen. Der Faum stand vor dem Munde.

Anm. In Baiern und Österreich lautet dieses Wort Fam, mit einem langen a, in andern Mundarten Feim, im Angels. Faem, im Engl. Fome, im Böhm. Pena. Das Latein. Spuma ist durch Vorsetzung des Zischlautes daraus entstanden, so wie auch fumus damit verwandt zu seyn scheinet. S. auch Schaum.


Fäumen (W3) [Adelung]


Fäumen, verb. reg. welches im Oberdeutschen am üblichsten ist, wo es in einer doppelten Gattung gebraucht wird. 1) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Schaum von sich geben. Das Bier fäumet. Aus dem Maule fäumen. Ein fäumender Eber. 2) Als ein Activum, den Schaum abschöpfen. Die Brühe fäumen. Got der aller sünden tünste Gar von dir geveimet hat, Bruder Eberhart v. Sax. S. Abfäumen und Schäumen.


Faumkelle (W3) [Adelung]


Die Faumkelle, plur. die -n, der Faumlöffel, des -s, plur. ut nom. sing. im Oberdeutschen, eine Kelle oder ein Löffel, den Schaum damit abzuschöpfen, eine Schaumkelle, ein Schaumlöffel.


Faust (W3) [Adelung]


Die Faust, plur. die Fäuste, Diminut. das Fäustchen, Oberd. das Fäustlein. 1) Eigentlich, die zusammen geballte Hand. Eine Faust machen. Eine geballte Faust, Nieders. Knutfuust. Jemanden mit der Faust in das Gesicht schlagen. Sich mit Fäusten schlagen. Die Höhe der Pferde pflegt man nach Fäusten zu messen. 2) Die Hand, in der nachdrücklichen, noch mehr aber in der niedrigen Sprechart. Die Arbeit gehet ihm gut von der Faust. mit dem Degen in der Faust, mit gewaffneter Hand, offenbarer Gewalt. Eine Stadt mit dem Degen in der Faust erobern, mit Sturm. Ein Pferd aus dem Schritte gleich von der Faust in den Galopp ansprengen lassen, ohne es vorher andere Bewegungen machen zu lassen. Aus freyer Faust, aus freyer Hand. Das reimet sich, wie eine Faust aufs Auge, reimet sich schlecht, gar nicht. In die Faust, oder in das Fäustchen lachen, sich heimlich und boßhaft über etwas freuen. Seinem Kopf wird er schütteln und in die Faust lachen, Sir. 12, 19. Wessen die Ausländer in die Faust hinein lachen, Opitz. 3) Bey den Klempenern, ein eiserner kurzer Stock mit einer glatten Bahn, etwas daraus auszuschlichten.

Anm. Faust, bey dem Tatian Fust, Nieders. Fuuft, Holl. Vuyst, Angels. Fyst, Engl. Fist, im Slavon. und Wend. Pest, scheinet entweder von fassen herzukommen, oder auch ursprünglich ein Werkzeug zum Schlagen bedeutet zu haben, so wie das Latein. Fustis. S. Fäustel, Faustrecht u. s. f. Ehedem lautete dieses Wort auch Funst, Pfunz, und noch jetzt ist Pfunzer in Nürnberg ein Knüttel, und pfunzern, ein gewisses Knabenspiel, wo ein Knittel durch einen Schlag fortgetrieben wird, welches vielleicht das in Obersachsen so genannte Winterspiel ist. Aus dieser Form Funst oder Pfunz erhellet, daß Faust mit dem Latein. pugnus, und dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, näher verwandt ist, als man bey dem ersten Anblicke denken sollte. Die Wörter fausten, oder fusten, in die Faust nehmen, ingleichen schlagen, und Fäustler, ein Fechter, sind im Hochdeutschen veraltet. S. auch Fechten.


Faustbirn (W3) [Adelung]


Die Faustbirn, plur. die -en, eine Art Birnen, welche die Größe einer Faust erreichen, und auch Pfundbirnen genannt werden. Nach einer niedrigen Figur werden durch Faustbirnen Schläge verstanden.


Faustbüchse (W3) [Adelung]


* Die Faustbüchse, plur. die -n, eine Oberdeutsche Benennung eines Pistols, welche aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.


Faustdegen (W3) [Adelung]


Der Faustdegen, des -s, plur. ut nom. sing. eine gleichfalls Oberdeutsche Benennung eines Dolches, welcher auch ein Faustgewehr genannt wird.


Faustdick (W3) [Adelung]


Faustdick, adj. et adv. einer Faust an Dicke gleich, im gemeinen Leben.


Fausteisen (W3) [Adelung]


Das Fausteisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Klempenern, ein rundes, oben kolbiges Eisen, fast wie eine Faust, Sachen darauf zu Buckeln zu schlagen. Auch die Hutmacher haben ein Fausteisen, welches einer Faust ähnlich ist.


Fäustel (W3) [Adelung]


Der Fäustel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Bergleuten, ein eiserner Hammer zum Schlagen; im Böhm. Feysl. Im Oberdeutschen bedeutet fausten noch jetzt schlagen; Fäustel bezeichnet also vermittelst der Endsylbe -el, ein Werkzeug zum Schlagen, einen Hammer. Im mittlern Lat. ist fustare prügeln.


Fausten (W3) [Adelung]


Fausten, verb. reg. act. welches nur noch bey den Hutmachern üblich ist, wo es mit der Faust oder Hand ausziehen und ausdehnen bedeutet. Den Rand niederfausten. Gegen die Breite fausten.


Fausthammer (W3) [Adelung]


Der Fausthammer, des -s, plur. die -hämmer. 1) Ein Hammer von mittelmäßiger Schwere, welchen man mit Einer Hand führen kann. So ist es bey den Kupferschmieden ein kurzer Hammer zum Ausschlagen auf dem Kaltschlagamboß. 2) Ein Streithammer, eine ehemahlige Art des Gewehres, welche in einem eisernen Hammer an einem langen Stiele bestand. Faust ist in dieser Bedeutung nicht pugnus, sondern von fausten, schlagen. Figürlich heißen daher in Straßburg eine Art der Gerichtsknechte Fausthämmer, weil sie ehedem mit einem solchen Gewehre bewaffnet waren.


Fausthandschuh (W3) [Adelung]


Der Fausthandschuh, des -es, plur. die -e, Handschuhe, welche die Hand und Finger gemeinschaftlich bedecken; zum Unterschiede von den Fingerhandschuhen, wo jeder Finger seine eigene Bedeckung hat.


Fausthobel (W3) [Adelung]


Der Fausthobel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Tischlern, eine Art kurzer dicker Hobel, dergleichen die Scharfhobel, Glätt- oder Schlichthobel, Zahnhobel, Harthobel u. s. f. sind.


Fäustling (W3) [Adelung]


Der Fäustling, des -es, plur. die -e. 1) Im Oberdeutschen, ein Stecken, fustis, S. Fäustel. 2) Eine Art kleiner Schießgewehre, ein Pistol, Terzerol, Puffer, auch nur im Oberdeutschen; ein Faustrohr. 3) Ein Stein, der so groß ist, daß man ihn in der Hand halten kann, im Bergbaue. 4) Ein Handschuh ohne Finger, der nur die Faust bedecket.


Faustpinsel (W3) [Adelung]


Der Faustpinsel, des -s, plur. ut nom. sing. ein kleiner Pinsel der Mäurer zum Weißen, wo sie den großen nicht gebrauchen können.


Faustrecht (W3) [Adelung]


Das Faustrecht, des -es, plur. inus. das ehemahlige Vorrecht des Deutschen Adels, seine Ansprüche mit gewaffneter Hand selbst gültig zu machen, ohne nöthig zu haben gerichtliche Hülfe zu suchen; das Kolbenrecht, im Schwedischen Näfwerätt, von Nafwe, die Faust. Ihr Degen konnte dieß nicht schaffen, Sie hat kein Faustrecht oder Waffen Zu Landeserben je gemacht, Opitz Pf. 44.


Faustrohr (W3) [Adelung]


Das Faustrohr, des -es, plur. die -röhre, S. Fäustling 2. Außerdem bedeutet es auch eine Art kurzer Büchsen oder Flinten, dergleichen die Heyducken in Ungarn zu führen pflegen.


Faustschlag (W3) [Adelung]


Der Faustschlag, des -es, plur. die -schläge, der Schlag mit der Faust.


Fauststange (W3) [Adelung]


Die Fauststange, plur. die -n, ein nur in der Deutschen Bibel Ezech. 39, 9 befindliches Wort, wo es eine Art von Wurfpfeilen bezeichnet.


Fauth (W3) [Adelung]


Der Fauth, S. in Vogt.


Favorit (W3) [Adelung]


Der Favorit, des -en, plur. die -en, im gemeinen Leben, eine vor andern begünstigte oder geliebte Person von beyden Geschlechtern, ein Günstling, Liebling; aus dem Franz. Favori.


Favoritchen (W3) [Adelung]


Das Favoritchen, des -s, plur. ut nom. sing. Locke von falschen Haare, welche das Frauenzimmer ehedem an der Stirn und an den Schläfen trug; aus dem Franz. Favorite.


Faxen (W3) [Adelung]


+ Die Faxen, sing. inus. ein nur in den gemeinen Mundarten besonders Niedersachsens übliches Wort, kurzweilige Possen zu bezeichnen. Es schneit, daß dieses Wort zu fachen und fackeln gehöret, und mit denselben von wegen, bewegen, abstammet, weil man doch am häufigsten nur possierliche Bewegungen mit diesem Nahmen zu belegen pfleget. Im Franz. bedeutete enfaxcigner ehedem, und im mittlern. Lateine fascinare, bezaubern. Man müßte es denn zu dem Oberdeutschen Faxen rechnen wollen. S. dieses Wörter, ingleichen Fickfacken.


Februar (W3) [Adelung]


Der Februar, des -s, plur. inus. der zweyte Monath im Jahre, Lat. Februarius, welcher von Carl dem Großen den Nahmen des Hornungs bekam, welchen er auch noch führet. S. Hornung. In Niedersachsen wird er der Hartmaand genannt, welches aber nach andern der Januar, und nach noch andern der December ist. In andern Gegenden heißt er Spurk, Sporkel, im Holl. Sporkel, Sporkelmaend, welches mit dem Latein. spurcus überein kommt, und so wie die Nahmen Hornung und Hartmaend, auf den Roth zielet, welchen die Rückkehr des Frühlinges in diesem Monathe zu verursachen pfleget. Im Pohlnischen heißet er Wachlerz, Windmonath, von wachluie, ich mache Wind.


Fecher (W3) [Adelung]


Der Fecher, S. Fächer.


Fechsen (W3) [Adelung]


Fechsen, Fechser, S. Fächser.


Fechtboden (W3) [Adelung]


Der Fechtboden, des -s, plur. die -böden, der Boden oder Saal, auf welchem im Fechten Unterricht ertheilet wird; der Fechtplatz, die Fechtschule. Auf den Fechtboden gehen, fechten lernen.


Fechtdegen (W3) [Adelung]


Der Fechtdegen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Kappier.


Fechten (W3) [Adelung]


"Fechten", verb. irreg. neutr. mit dem Hülfsworte haben; ich fechte, du ficht; Imperf. ich focht, Conj. "föchte"; Particip. gefochten.

1) Sich des Degens oder Schwertes, und in weiterer Bedeutung auch des Feuerwehres, so wohl zum Angriffe, als zur Vertheidigung bedienen, streiten; in welchem Verstande dieses Wort nur noch in der edlern Schreibart von Soldaten üblich ist. Die Soldaten wollten nicht fechten. Sie fochten wie die Löwen. Sie haben tapfer gefochten. Zu Pferde, zu Fuße fechten. Ich habe oft an deiner Seite gefochten. Als die Holländischen Flotten für Freyheit, Brot und Religion fochten. S. "Gefecht".

2) In engerer Bedeutung, den Degen zur Vertheidigung und zum Angriffe geschickt zu führen wissen; in welchem Verstande doch dieses Wort nur alsdann gebraucht wird, wenn dieses Fechten zur Übung geschiehet. Sie wollten mit einander fechten, mit den Kappieren. Fechten lernen. Mit einem Schatten fechten, figürlich, ohne Ursache streiten.

3) In weiterer Bedeutung, für streiten überhaupt, auch wenn solches mit Worten oder in Schriften geschiehet, in welcher im Hochdeutschen veralteten Bedeutung dieses Wort noch in den Zusammensetzungen "anfechten", "ausfechten" und "verfechten" üblich ist.

4) Betteln, eine im gemeinen Leben, besonders unter den Handwerksburschen übliche Bedeutung. Fechten gehen, betteln gehen. Dieser Gebrauch stammet von der ehemahligen Gewohnheit her, die Soldaten nach geendigtem Kriege abzudanken, da denn viele derselben unverschämte Beutler wurden, welche ihre ungestüme und oft gewaltthätige Betteley mit dem aufständigen Rahmen des Fechtens zu bemänteln suchten. S. auch Garden.

5) Hin und her bewegen, etwa so, wie man einen Degen im Fechten zu bewegen pfleget, doch nur in der Redensart, mit den Händen fechten, im gemeinen Leben. Das Hauptwort die "Fechtung" ist nur in den Zusammensetzungen üblich.

Anm. Dieses Zeitwort lautet in der ersten Bedeutung schon bey dem Kero "fehtan"; bey dem Ottfried "fehtanne", bey dem Willeram im Imperf. "vuchton", im Angels. "fechtan", im Engl. "to fight", im Dän. "fegte", im Schwed. "feckta", im Pohln. "fehtowac". Ihre leitet es von dem Griech. "???", und mit demselben von "???", die "Faust", her, weil die älteste Art des Fechtens vermittelst der Faust geschah; welches unter andern auch dadurch bestätiget wird, das "fäusteln" ehedem auch "fechten" und "Fäustler" einen "Fechter" bedeutete, so wie das Lat. "pugnare" von "pugnus" abstammen. Wem diese Ableitung nicht gefällt, wird dieses Wort eben so sicher von "Fehde" und dem alten "Wig", "Streit", "Krieg", "figan", "streiten", "fian", "hassen", (S. "Feind") oder auch von "wegen", herleiten können, von welchem es das Frequentativum seyn kann; S. "Fachen", "Fächeln", "Fackeln", "Fuchtel", "Bewegen" u. s. f.

Alsdann würde die angeführte fünfte Bedeutung noch ein Überrest des ersten eigentlichen Gebrauches dieses Wortes seyn. Im Präsenti sollte dieses Wort in der zweyten und dritten Person du fichtest, er fichtet, lauten; allein um des Wohlklanges willen ziehet man es in fichst, ficht zusammen, wie solches auch in dem Worte "däuchten" üblich ist. In einigen Oberdeutschen Mundarten gehet es regulär, du fechtest, er fechtet; Imperf. er fechtete; Particip. gefechtet.


Fechter (W3) [Adelung]


Der Fechter, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Der den Degen so wohl zur Vertheidigung als auch zum Angriffe geschickt zu führen weiß. Ein guter, ein schlechter Fechter. Im Dän. Fogter, im Pohln. Fechtarz. Ehedem bedeutete es einen jeden, der sich mit allerley Waffen geschickt vertheidigen konnte, welche allgemeinere Bedeutung noch in den Zusammensetzung Klopffechter, Federfechter u. s. f. üblich ist. 2) Ein unverschämter Bettler, besonders im Oberdeutschen.


Fechtersprung (W3) [Adelung]


Der Fechtersprung, des -es, plur. die -sprünge, ein geschickter Sprung der rückwärts geschiehet, mit welchem die Klopffechter ihrem Gegner ausweichen wissen.


Fechterstreich (W3) [Adelung]


Der Fechterstreich, des -es, plur. die -e, figürlich, ein Blendwerk, verstellter Angriff, eine Finte, wodurch geschickte Fechter ihren Gegner zu hintergehen wissen.


Fechthaus (W3) [Adelung]


Das Fechthaus, des -es, plur. die -häuser, ein zum Fechten bestimmtes Haus. In manchen Städten hatte man ehedem dergleichen öffentliche Häuser, in welchem die Klopf- und andere Fechter ihre Geschicklichkeit sehen ließen.


Fechtkunst (W3) [Adelung]


Die Fechtkunst, plur. inus. die Kunst, den Degen so wohl zum Angriffe, als zur Vertheidigung mit Vortheil zu führen.


Fechtmeister (W3) [Adelung]


Der Fechtmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Künstler, welcher die Fechtkunst lehret. Dessen Gattinn, die Fechtmeisterinn.


Fechtplatz (W3) [Adelung]


Der Fechtplatz, des -es, plur. die -plätze, S. Fechtboden. Auch der Platz, auf welchem ein Gefecht vorgefallen ist, welcher doch füglicher der Kampfplatz genannt wird.


Fechtschule (W3) [Adelung]


Die Fechtschule, plur. die -n. 1) Der Fechtboden, S. dieses Wort. 2) Der Fechtmeister mit seinen Schülern. 3) Der Unterricht im Fechten, im gemeinen Leben und ohne Plural. Fechtschule halten. In die Fechtschule gehen.


Feder (W3) [Adelung]


1. Die Feder, plur. die -n, Diminut. das Federchen, Oberd. das Federlein. 1. Eigentlich, diejenigen leichten, elastischen Körper, womit die Vögel bekleidet sind. 1) In dem eigentlichen Verstande. Feder bekommen. Einem Vogel die Feder ausrupfen. So leicht, wie eine Feder, S. Feder- leicht. Federn schleißen, den weichern Theil der Feder von dem Kiele abziehen. Mit fremden Federn fliegen, sich mit fremden Feder schmücken, mit entlehnten Vorzügen prahlen. Er will fliegen, ehe ihm die Feder gewachsen sind, er unternimmt Dinge, deren er noch nicht fähig ist. Viel Federlesens machen, im gemeinen Leben, zaudern. 2) Besondere Arten von Federn. (a) Die Feder auf dem Hute, die Hutfeder, die aus Straußfedern verfertigte Zierde des Hutes, welche gemeiniglich ein adliges Ehrenzeichen ist. Eine Feder tragen. (b) Das Werkzeug zum Schreiben, welches aus den Schwungfedern der Vögel, besonders der Gänse, und deren Kielen zubereitet wird, und so lange sie noch nicht zubereitet ist, ein Kiel eine Spule, Nieders. eine Pose, genannt wird. Eine Feder schneiden, sie so schneiden, daß sie zum Schreiben geschickt wird. Die Feder schreibt gut, schlecht, grob u. s. f. Daher die figürlichen Arten des Ausdruckes, das ist aus seiner Feder, ist von ihm verfertiget und geschrieben; eine beißende, ein spitzige Feder haben, im gemeinen Leben, eine beißende Schreibart; ein Mann von der Feder, dessen vornehmste Beschäftigung das Schreiben ist, ein Gelehrter, oft aber auch ein Schreiber, im Gegensatze des Mannes vom Degen, eines Kriegsmannes; sich mit seiner Feder nähren, mit Schreiben; dieß läßt sich der Feder nicht anvertrauen, läßt sich nicht füglich schreiben; ein Werk unter der Feder haben, an einer Schrift arbeiten; einem etwas in die Feder sagen, dictiren; das Mitleiden hat seine Feder geführt, u. s. f. In weiterer Bedeutung führen diesen Nahmen auch wohl metallene Werkzeuge dieser Art, dergleichen Z. B. die Reißfedern sind. (c) Aus Federn zubereitete Betten, im Plural, und im gemeinen Leben. In den Federn liegen, im Bette. 2. Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit, oder wegen eines ehemahligen Gebrauches. 1) Ein Stück Stahl oder stählernes Blech, welches, wenn es gebogen wird, zurück schlägt. Dergleichen sind die Federn in einer Uhr, in einem Schlosse, u. s. f. Sie führen diesen Nahmen vermuthlich wegen der Elasticität, welche dergleichen künstliche Federn mit dem natürlichen gemein haben. S. Federhart und Federkraft. Hierher gehören auch die Federn oder gespaltenen eisernen Keile, welche man vor etwas streckt, indem sie wie eine Feder zurück springen, und fest halten; dergleichen an den Bolzen u. s. f. angebracht werden. Wegen einer Ähnlichkeit in der Gestalt führet diesen Nahmen auch ein halb rundes Stück Metall an dem Griffe der Husarensäbel, unter der Brust, die starke Scheide auf der Klinge fest zu halten. 2) In dem Hüttenbaue werden die Flammen, welche durch das Auge, oder die Öffnung des Ofens über den Herd spielen, gleichfalls Federn genannt; vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. 3) Bey den Jägern heißen die Borsten der wilden Schweine und die Stacheln am Igel Federn. Hierher gehören auch die Floßen an den Fischen, welche theils wegen ihrer Gestalt, theils aber auch wegen der Ähnlichkeit der Bestimmung mit den Federn der Vögel, Floßfedern, d. i. Schwimmfedern, genannt werden. 4) Der Schwanz des Rothwildbretes und des Hasens, der bey dem ersten auch der Bürzel, die Galle, das Ende, der Fischschwaden, der Sturz, das Wedele genannt wird; ohne Zweifel so fern Feder ursprünglich ein bewegliches Ding bedeutet, welches die gleichdeutige Benennung Wedele bestätiget. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Notker Federa, im Angelsächs. Fether, Fyther, im Nieders. Fedder, und in einigen weichern Mundarten mit der gewöhnlichen Ausstoßung des d Färe, im Isländ. Fiödur, im Schwed. Fjäder, im Engl. Feather, im Dän. Fiär, im Böhm. Pero, welche alle mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, gleichsam - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, genau überein kommen. Wenn man die letzte Sylbe als die Endung -er betrachtet, welche gemeiniglich ein Werkzeug andeutet, so bleibet zur Aufsuchung des Stammes nur die Sylbe Fe, oder Fed übrig, welche uns auf das Wort wehen oder wegen, movere, leitet. Feder würde also ein Werkzeug des Fliegens, oder in weiterer Bedeutung der Bewegung, bezeichnen. S. Wage, Bewegen, Wehen u. s. f. Bey dem Pictorius ist fätteren fliegen oder flattern.


Feder (W3) [Adelung]


2. Die Feder, plur. die -n, ein allem Ansetzen nach von dem vorigen verschiedenes Wort, welches sich nur noch in einigen Redensarten erhalten hat. 1) Der starke Spieß mit einem Knebel, auf welchem man die wilden Schweine anlaufen lässet, der Knebelspieß, oder das Fangeisen, ist den Jägern auch unter dem Nahmen der Schweinsfeder, oder nur schlechthin der Feder bekannt. S. Federfechter 1. 2) Verschiedene Arten von Keilen führen im gemeinen Leben sehr häufig den Nahmen der Federn. Dergleichen sind die eisernen Keile im Bergbaue, mit welchen die Wände zersetzet werden, besonders diejenigen, welche man neben einander setzet und in deren Mitte noch einen dritten Keil hinein treibet, welche auch Federstücke heißen, dagegen der dritte und mittlere Keil den Nahmen des Bolzens führet. Ähnliche Arten von Keilen sind die hölzernen unten zugespitzten Pflöcke in den Pochwerken, welche die Pochsäulen, Pochladen und Riegel zusammen halten, die ausgezimmerten Bäume in den Fluthern zwischen den Spundstücken, sie weiter zu machen, die dünnen Leistchen der Tischler, welche in eine Ruth geschlagen werden u. s. f. 3) Auf dem Lande werden die Breter, welche zu beyden Seiten eines Strohdaches von den Siedeln herunter gehen, die Dachschächte darein zu befestigen und den Wind aufzufangen, daß er das Strohdach nicht beschädige, Federn oder Windfedern genannt.

Anm. Die Figur würde sehr hart werden, wenn man zwischen diesen und den vorigen Federn eine Ähnlichkeit finden wollte. Es ist daher glaublicher, daß das Wort in diesen Fällen auf eine ähnliche Art, wie in dem vorigen, vermittelst der Endsylbe -er von dem alten Zeitworte fahen gebildet werden, wofür jetzt fangen und fassen üblicher ist, zumahl da dieses Zeitwort in ähnlichem Verstande gebraucht wird. Ein Thier mit der Schweinsfeder tödten, heißt bey den Jägern wirklich es fangen oder abfangen. Der Bergmann nennet das Hemmen und Überwältigen eines Körpers in vielen Fällen gleichfalls fangen, und von der Windfeder ist es ausgemacht, daß sie nicht nur den Wind auffänget, sondern auch die Dachseite fänget, d. i. befestiget.


Federalaun (W3) [Adelung]


Der Federalaun, des -es, plur. inus. 1) Gediegener Alaun, der in Gestalt der Federn oder Flocken auf den Alaunerzen angetroffen wird; Haaralaun, Federweiß. 2) Von einigen wird auch der Feder-Asbest, obgleich auf eine sehr unschickliche Art mit diesem Nahmen beleget. 3. S. auch Federgyps.


Federanschuß (W3) [Adelung]


Der Federanschuß, des -sses, plur. die -schüsse, im Bergbaue, ein Mineral, welches in Gestalt kleiner Feder auf dem Gesteine angeschossen ist.


Feder-Asbest (W3) [Adelung]


Der Feder-Asbest, des -es, plur. inus. S. Federweiß.


Federball (W3) [Adelung]


Der Federball, des -es, plur. die -bälle. 1) Ein auf einer Seite mit Federn besetzter Ball zum Spielen, damit er einen desto weitern und gleichartigern Flug habe. 2) Wege einiger Ähnlichkeiten der Blumen, eine Pflanze, welche im gemeinen Leben Säusam genannt wird; Myriophyllum L.


Federbesen (W3) [Adelung]


Der Federbesen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Federstäuber 2.


Federbett (W3) [Adelung]


Das Federbett, des -es, plur. die -en, Diminut. das Federbettchen, Oberd. Federbettlein, ein mit Federn ausgestopftes Bett, zum Unterschiede von den Strohbetten, Matratzen u. s. f.


Federblech (W3) [Adelung]


Das Federblech, des -es, plur. inus. außer von mehrern Arten oder Qualitäten, die -e, in den Blechhütten, eine Art Blech, welche schwächer als das Kreuzblech und stärker als das Senklerblech ist.


Federbüchse (W3) [Adelung]


Die Federbüchse, plur. die -n, eine längliche Büchse, die Schreibfedern darin zu verwahren; in einigen Gegenden ein Federrohr, am häufigsten aber ein Plural.


Federbusch (W3) [Adelung]


Der Federbusch, des -es, plur. die -büsche, ein Busch von Federn, mit welchem die Natur die Köpfe mancher Arten von Hühnern und andern Vögeln versehen hat. Auch die Kunst macht Federbüsche von bunten oder seltenen Federn, und pflanzt sie zur Zierde auf die Helme, Pferdegeschirr u. s. f. Wegen einer Ähnlichkeit führet auch die schöne Persianische Lilie den Nahmen des Persianischen Federbuches.


Federeisen (W3) [Adelung]


Das Federeisen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werkzeug verschiedener Eisenarbeiter, die stählernen Federn darauf umzubiegen.


Federerz (W3) [Adelung]


Das Federerz, des -es, plur. von mehreren Arten oder Quantitäten, die -e, ein mit Arsenik, Schwefel und Spießglas vererztes Silber, welches aus lauter kleinen Federn oder zarten schwarzen Härchen bestehet, und locker ist. Es bricht zu Johann-Georgenstadt und Freyberg, und wird, wenn es eine bräunliche Farbe hat, Lebererz genannt.


Federfechter (W3) [Adelung]


Der Federfechter, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Art der Klopffechter, welche sich dadurch von den Marxbrüdern zu unterscheiden pflegen. Vermuthlich von einer Art des Gewehres, welches ehedem den Nahmen der Feder geführet haben mag. S. 2 Feder 1. 2) Eine verächtliche Benennung eines zanksüchtigen Advocaten oder streitbaren Schriftstellers.


Federfüßig (W3) [Adelung]


Federfüßig, adj. et adv. Feder an den Füßen habend, wie verschiedene Arten des Geflügels.


Federgyps (W3) [Adelung]


Der Federgyps, des -es, plur. inus. Gypsstein, welcher auf dem Bruche faserig ist, und auch, obgleich sehr unschicklich, Federalaun genannt wird.


Federhaken (W3) [Adelung]


Der Federhaken, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Der Haken in einem Gewehrschlosse, welcher die Schlagfeder schnell zurück preßt. 2) Ein Werkzeug von Stahl, die Federn in den Gewehrschlössern heraus zu nehmen und wieder einzusetzen. 3) Ein Werkzeug, die Feder in den Fuchs- und Tellereisen zu spannen.


Federhandel (W3) [Adelung]


Der Federhandel, des -s, plur. inus. der Handel mit Federn zum Betten u. s. f. Daher der Federhändler, Fämin. die Federhändlerin, der oder die mit Federn handelt. S. Federstäuber.


Federhart (W3) [Adelung]


Federhart, adj. et adv. einer stählernen Feder an Härte gleich; ein nicht überall aufgenommener Ausdruck für elastisch. Siehe Federkraft. Daher die Federhärte, derjenige Grad der Härte, bey welchem die Federkraft am stärksten ist, weil man ihn bey den Stahlfedern gebraucht.


Federharz (W3) [Adelung]


Das Federharz, des -es, plur. inus. ein außerordentlich elastisches und dehnbares Gummi, welches in Südamerika und Asien aus einem noch nicht genug bekannten Baume in Gestalt eines milchigen Saftes schwitzet, und woraus man allerley Gefäße verfertiget; Lederhatz, Resina elastica.


Federhaspel (W3) [Adelung]


Der Federhaspel, des -s, plur. ut nom. sing. der Haspel, oder die Winde bey den Jägern, auf welche die Federlappen aufgewunden werden.


Federhut (W3) [Adelung]


Der Federhut, des -es, plur. die -hütte, ein mit einer zierlichen Feder besetzter Hut.


Federig (W3) [Adelung]


Federig, adj. et adv. Federn habend, voll Federn. Sich federig machen, sich mit Federn bestäuben. Federicht würde Federn ähnlich bedeuten.


Federkiel (W3) [Adelung]


Der Federkiel, des -es, plur. die -e, der feste unten hohle Theil einer Feder, besonders an denjenigen Federn, welche zum Schreiben gebraucht werden; im Oberd. Killig, Federkengel, das letzte vermuthlich, nach dem Ital. Cannello, Nieders. Pose. S. auch Kiel und Spule.


Federkohl (W3) [Adelung]


Der Federkohl, des -es, plur. car. eine Art krausen Kohles; Krauskohl, Plumagen-Kohl, Brassica Selenisia Spelm.


Federkraft (W3) [Adelung]


Die Federkraft, plur. inus. die Kraft eines Körpers, nach welcher derselbe, wenn er gedrückt oder gestoßen wird, sich wieder in seinen vorigen Stand herzustellen sucht; eine Kraft, welche so wohl an den natürlichen als stählernen Federn in einem sehr merklichen Grade wahrgenommen wird; die Schnellkraft, Elasticität. S. Federhart.


Federkraut (W3) [Adelung]


Das Federkraut, des -es, plur. inus. ein in einigen Gegenden üblicher Nahme der gemeinen Goldruthe, oder des heidnischen Wundkrautes, Solidago Virgo aurea L. weil es subtil ausgekerbte haarichte Blätter hat.


Federkrieg (W3) [Adelung]


Der Federkrieg, des -es, plur. die -e, ein Krieg, welcher mit der Feder geführet wird, ein schriftlicher Streit.


Federküssen (W3) [Adelung]


Das Federküssen, des -s, plur. ut nom. sing. ein mit Federn ausgestopftes Küssen.


Federlappen (W3) [Adelung]


Die Federlappen, sing. inus. bey den Jägern, zusammen geknüpfte Büschel Federn, welche an Leinen gebunden und vor das Holz gezogen werden, das Wild bey einer Jagd damit zu schrecken und zurück zu halten; das Federspiel.


Federläufer (W3) [Adelung]


Der Federläufer, S. Federstäuber.


Federlecker (W3) [Adelung]


Der Federlecker, des -s, plur. ut nom. sing. in der niedrigen Sprechart, eine verächtliche Benennung eines schlechten Schriftstellers.


Federleicht (W3) [Adelung]


Federleicht, adj. et adv. so leicht, wie eine Feder, sehr leicht.


Federlesen (W3) [Adelung]


Das Federlesen, des -s, plur. car. S. 1 Feder 1. Daher ein Federleser, ein zur Ungebühr zauderhafter Mensch.


Federlos (W3) [Adelung]


Federlos, adj. et adv. der Federn beraubt; ingleichen ohne Federn.


Federmeißel (W3) [Adelung]


Die Federmeißel, plur. die -n, bey den Mundärzten, Meißel von geschabter Leinwand, welche in die Munden geleget werden; Charpien, Plumaceoli. Man bediente sich statt ihrer ehedem kleiner mit Federn ausgestopfter Küssen, daher sie noch den Nahmen behalten haben.


Federmesser (W3) [Adelung]


Das Federmesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein kleines Messer, Schreibfedern damit zu schneiden; in den Monseeischen Glossen Scripmessere, bey dem Tatian Scripsachs, in Baiern Schrifterällel und Flenntel.


Federmuff (W3) [Adelung]


Der Federmuff, des -es, plur. die -müffe, ein mit künstlich gefärbten Federn besetzter Muff.


Federmütze (W3) [Adelung]


Die Federmütze, plur. die -n, eine mit Federn ausgestopfte Schlafmütze zärtlicher Mannspersonen.


Federn (W3) [Adelung]


Federn, verb. reg. neutr. mit dem Hülfs. haben. 1) Die Federn fahren lassen. Die Betten federn allzu sehr. 2) Sich federn, neue Federn anstatt der alten bekommen; wofür doch mausen üblicher ist. In der thätigen Gattung ist fiedern eingeführet. 3) Seine gerade Gestalt wieder anzunehmen streben, von federharten, d. i. elastischen, Körpern.


Federnelke (W3) [Adelung]


Die Federnelke, plur. die -n, eine Art Nelken mit einzelnen Blumen, welche sehr kurze eyförmige Kelchschuppen und vielspaltige Kronen haben, die an der Mündung mit Haaren besetzt sind; Dianthus plumarius L. Sie wachsen auf schattigen Tristen Europens.


Federreiß (W3) [Adelung]


Das Federreiß, S. Reißfeder.


Federrohr (W3) [Adelung]


Das Federrohr, des -es, plur. die -röhre, S. Federbüchse.


Federsalz (W3) [Adelung]


Das Federsalz, des -es, plur. inus. eine seltene Art des Pohlnischen Steinsalzes, welches in zarten Krystallspitzen beste- het, die strahlenweise neben einander liegen, und zarten Federn gleichen.


Federschmücker (W3) [Adelung]


Der Federschmücker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die -inn, plur. die -innen, ein freyer Handwerker, welcher Federn färbet, und Schmuck daraus verfertiget. An einigen Orten werden dieses Leute Federweiler genannt.


Federschraube (W3) [Adelung]


Die Federschraube, plur. die -n, bey den Büchsenmachern, ein Schraubestock, die Schlag und Deckelfeder an den Deutschen Gewehrschlössern zurück zu biegen.


Federschütz (W3) [Adelung]


Der Federschütz, des -en, plur. die -en. 1) Ein Jäger, welcher vornehmlich mit dem Federwilde und andern kleinen Weidewerke umzugehen weiß. 2) Ein Jäger, der sehr fertig im Fluge und Laufe schießt; ein Flugschütz.


Federspath (W3) [Adelung]


Der Federspath, des -es, plur. von mehreren Arten und Qualitäten, die -e, ein strahliger Gypsspath, der auch Federweiß und Strahlgyps genannt wird; Gypsum striatum Waller.


Federspiel (W3) [Adelung]


Das Federspiel, des -es, plur. die -e. 1) Zusammen geknüpfte Büschel Federn, das Wild damit abzuschrecken, S. Federlappen. 2) Zusammen gebundene Vogelsittiche bey der Falkenjagd, den geworfenen Falken damit zurück zu locken; das Vorloß. 3) Die Jagd mit Falken selbst, die Falkenbeitze, ohne Plural. 4) Federwildbret, besonders im Oberdeutschen, wo dieses Wort auch Federgespiel lautet. Wib und vederspil die werdent lihte zam, der von Kiurenberg. 5) Eine Art eines Spieles, welches aus lauter kleinen, sauber geschnitzten Haus- und Kriegsgeräthschaften mit langen Stielen bestehet, welche man auf einen Haufen wirft, da sie denn mit einem spitzig geschnittenen, am Ende ein wenig gekrümmten Federliste nach einander aufgehoben werden müssen, ohne ein anderes Stück zu berühren.


Federstaub (W3) [Adelung]


Der Federstaub, des -es, plur. inus. die kleinsten und besten Federn unten von dem Bauche; Flaumfedern, Staubfedern. Isländischer Federstaub, d. i. Eiderdunen.


Federstäuber (W3) [Adelung]


Der Federstäuber, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Der mit Federn zu Betten handelt; Federhändler, Federläufer. Fäm. die -inn, plur. die -innen. 2) Ein Busch von Sraußfedern, Gläser, Porzellan u. s. f. damit von dem Staube zu reinigen; ein Federbesen.


Federstein (W3) [Adelung]


Der Federstein, des -es, plur. die -e, der geschliffene Knorpel, welcher die beyden Schalen der Perlauster mit einander verbindet, und ehedem für einen Edelstein ausgegeben wurde. Weil er mit schönen Farben spielt, so wird er auch Pfauenstein und Pfauenfeder genannt.


Federstück (W3) [Adelung]


Das Federstück, des -es, plur. die -e, im Bergbaue, eiserne Keile, zwischen welche ein stärkerer Keil getrieben wird, die verfahrnen Wände damit zu zersetzen. S. 2 Feder.


Federstutz (W3) [Adelung]


Der Federstutz, des -es, plur. die -e, ein Federbusch, welcher zur Zierde auf dem Hute getragen wird. Ein Reiherstutz, wenn er von Reiherfedern ist.


Federstutzer (W3) [Adelung]


Der Federstutzer, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher Frauenzimmerputz von Federn verfertiget.


Federthaler (W3) [Adelung]


Der Federthaler, des -s, plur. ut nom. sing. in der Schweiz, ein Nahme der Französischen Laubthaler.


Federuhr (W3) [Adelung]


Die Federuhr, plur. die -en, eine jede Uhr, welche ihre Bewegung von einer elastischen Stahlfeder erhält, zum Unterschiede von den Perpendikeluhren.


Federvieh (W3) [Adelung]


Das Federvieh, des -es, plur. inus. ein Collectivum, das zahme in der Hauswirthschaft übliche Geflügel zu bezeichnen.


Federwage (W3) [Adelung]


Die Federwage, plur. die -n, eine Wage, welche aus einer hohlen Röhre bestehet, die inwendig eine gewundene Feder hat, durch welche ein vierecktes Stängelein gehet, worauf die Zahl der Gewichte verzeichnet ist; die Sackwage.


Federweiler (W3) [Adelung]


Der Federweiler, des -s, plur. ut nom. sing. S. Federschmücker.


Federweiß (W3) [Adelung]


Das Federweiß, subst. indeclin. ein Nahme, der mehreren weißen Mineralien gegeben wird, wenn ihre Oberfläche nach Art der Feder krystallisiret ist. 1) Dem Federalaune, S. dieses Wort. 2) Dem Federspathe, S. dieses Wort. 3) Einer Art Amianth, welcher wie eine Flaumfeder aus den Steinen wächset, und weder im Wasser noch im Feuer schmilzet; Feder-Asbest, Bergdun, Pliant. 4) In einigen Gegenden führet das Bleyweiß diesen Nahmen.


Federwildbret (W3) [Adelung]


Das Federwildbret, des -es, plur. inus. alles wilde Geflügel, es sey eßbar oder nicht; das Federwild.


Federwißmuth (W3) [Adelung]


Der Federwißmuth, des -es, plur. inus. eine Art Wißmuthes, welche in Gestalt der Federn gefunden wird.


Federzeichnung (W3) [Adelung]


Die Federzeichnung, plur. die -en, eine Zeichnung, welche mit Feder und Dinte verfertiget worden.


Federzins (W3) [Adelung]


Der Federzins, des -es, plur. die -e, der Zins an Federvieh, besonders an Hühnern.


Federzirkel (W3) [Adelung]


Der Federzirkel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Zirkel, welcher statt des gewöhnlichen Gewindes einen federharten Bogen hat, und vermittelst einer Schraube gestellet wird.


Fee (W3) [Adelung]


Die Fee, (zweysylbig,) plur. die -n, eine Art erdichteter Untergöttinnen, welche die Einbildungskraft wider alle Kenntniß der Naturkräfte ersonnen, und die dem Französischen Witze reichen Stoff zu einer Menge Erdichtungen Anlaß gegeben hat, welche Feenmärchen genannt werden; eine Zauberinn höherer Art.

Anm. Wir haben dieses Wort nebst der Sache selbst aus dem Franz. Fee, wo es zuerst bey den Provenzal-Dichtern vorkommt. Im Span. und Ital. lautet es Fata, Fada, im mittlern Lat. Fada, wo man auch männliche Fados antrifft. Die heutigen Franzosen haben das d bloß nach einer weichlichen Mundart ausgestoßen, daher lautet dieses Wort noch in Gascogne Fades. Leibnitz leitet es von Fatum, Eckhard aber von Vates ab. Arnobius kennt schon Fatuas: Qui Faunos, qui Fatuas, civitatumque genios ... reverentur. In den härten Deutschen Mundarten lautet dieses Wort Feie, Feye. Im Dithmarsischen ist Fey eine Mutterschwester; aber das gehöret ohne Zweifel nicht hierher.


Fege (W3) [Adelung]


Die Fege, plur. die -n. 1) Das Fegen oder Reinigen, im gemeinen Leben in einigen Fällen, und ohne Plural. Die Fege des Grabens vornehmen. 2) Ein Werkzeug zum Fegen, d. i. Reinigen. So wird in der Landwirthschaft das stehende Sieb von Draht zur Reinigung des Getreides, die Kornrolle, das Ährensieb, auch die Kornfege, ingleichen nur schlechthin die Fege, in niedrigen Mundarten die Feihe, genannt.


Fegefeuer (W3) [Adelung]


Das Fegefeuer, des -s, plur. car. in der Römischen Kirche, ein Ort nahe an der Hölle, wo die Seelen der Verstorbenen, ehe sie in den Aufenthalt der Seligen gelangen, von den noch anklebenden Sünden gefeget, d. i. gereiniget werden; Purgatorium.

Anm. Auf ähnliche Art wird das Fegefeuer im Schwedischen Skärfeld, Scheuerfeuer, genannt.


Fegehader (W3) [Adelung]


Der Fegehader, des -s, plur. die -n, im Oberdeutschen, ein Hader, d. i. Lappen, zum Fegen oder Reinigen; ein Scheuerlappen, Wischlappen, Fegelappen oder Fegewisch.


Fegehammer (W3) [Adelung]


Der Fegehammer, des -s, plur. die -hämmer, in den Salzwerken, ein Hammer, womit die Pflaumen gefeget, d. i. der Salzstein oder Schöpp abschlagen wird.


Fegekraut (W3) [Adelung]


Das Fegekraut, des -es, plur. inus. S. Kannenkraut.


Fegen (W3) [Adelung]


Fegen, verb. reg. act. reinigen, rein machen. 1) In der weitesten Bedeutung, ohne auf die Weise zu sehen. Das Schwert ist geschärft und gefegt, Ezech. 21, 9, 11. Und will dasselbe dritte Theil durchs Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert, und fegen, wie man Gold feget, Zachar. 13, 9. Im Hochdeutschen ist dieses Bedeutung ziemlich selten geworden, wo man sie im gemeinen Leben nur noch in einigen Fällen antrifft. Die Feuermauer fegen, einen Graben, einen Brunnen fegen. Die Salzpfanne fegen, den angelegten Salzstein mit einem Hammer abklopfen, S. Fegehammer. Das Getreide fegen, es durch ein stehendes Sieb laufen lassen, S. Fege 2. Der Hirsch fegt sein Gehörn, bey den Jägern, wenn er die rauhe Haut von dem neuen Gehörne, welche daher auch das Gefege genannt wird, abschlägt; wo dieses Zeitwort auch in Gestalt eines Neutrius üblich ist, der Hirsch fegt, hat gefegt. Zinn, Kupfer, das Geschirr fegen, für scheuern, im Oberdeutschen. Ein Schwert fegen, S. Schwertfeger. Einem den Beutel fegen, im gemeinen Leben dessen Beutel leer machen. Ich wil ihn fegen, in der niedrigen Sprechart, einen derben Verweis geben; im welchem Verstande auch scheuern gebraucht wird. Ehedem nannte man solches, einem den Panzer fegen. 2) In engerer Bedeutung, doch auch nur im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, mit dem Besen, oder der Bürste reinigen. Die Stube fegen, kehren, auskehren. S. Abfegen und Ausfegen. 3) Die Bienen fegen, bedeutet in einigen Gegenden, das Gewirk in den Bienenstöcken beschneiden. So auch die Fegung.

Anm. Fegen, in einigen gemeinen Mundarten feihen, Isl. faegia, Schwed. feia, in Nord-England fei oder feigh, zielet entweder auf das Reiben, welches mit den meisten Arten des Fegens verbunden ist, so daß es zu dem Geschlechte des Zeitwörter fächeln, fackeln u. s. f. gehören würde, S. auch Bewegen und Wegen, oder es gehöret zu dem Angels. Fag, Farbe, Glanz, Schwed. fegur, schön, ( S. Fein,) wenn nicht vielmehr dieses von jenem abstammet. Ihre findet viele Ähnlichkeit zwischen dem Schwed. feia und dem Lat. pius, welches, dem Servius zu Folge, eigentlich rein bedeutete.


Fegeopfer (W3) [Adelung]


Das Fegeopfer, des -s, plur. ut nom. sing. ein biblischer Ausdruck, der nur 1 Cor. 4, 13 vorkommt: wir sind stets als ein Fluch der Welt, und ein Fegeopfer aller Leute. Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, welches einige durch ein Söhnopfer erklären, wozu man in manchen Fällen denjenigen Verbrecher selbst zu nehmen pflegte, um deßwillen ein Land gezüchtiget wurde; andere aber, vielleicht mit mehreren Rechte, durch den unnützen Abgang von den Opfern, welcher weggeworfen wurde. In den Ausgaben von 1522, 1524 und 1527 heißt es: wir sind als ein Kehrig der Welt und eyns ydermanns Schabab worden.


Feger (W3) [Adelung]


Der Feger, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die -inn, plur. die -innen, der oder die da feget, d. i. reiniget; am häufigsten in den Zusammensetzungen Schornsteinfeger, Schwertfeger, Brunnenfeger u. s. f.


Fegerecht (W3) [Adelung]


Das Fegerecht, des -es, plur. inus. das Recht zu fegen, d. i. zu reinigen; besonders das Recht, einen Graben zu fegen, der Schaufelschlag, das Räumungsrecht.


Federschober (W3) [Adelung]


Der Federschober, des -s, plur. ut nom. sing. in den Salzwerken, kleine Pfannen, welche in das Salz gesetzet werden, ehe es noch körnet, damit sich aller noch übriger Schlamm hinein ziehe, und das Salz gereiniget werde; daher sie auch Schlammpfännchen heißen. S. Schober.


Fegsel (W3) [Adelung]


Das Fegsel, des -s, plur. inus. im Oberdeutschen, was bey Reinigung einer Sache als unnütz weggeschaffet wird, das Kehricht; an einigen Orten das Feget, Ausfeget.


Feh (W3) [Adelung]


Der Feh, des -es, plur. die -e, S. Fehe.


Fehde (W3) [Adelung]


1. Die Fehde, plur. die -n, thätige Feindseligkeiten, besonders unter Privatpersonen, am häufigsten zu den Zeiten des Faustrechtes, und in weiterer Bedeutung, Haß, Streit. Alle Fehde hat nun ein Ende, in dem Liebe: Allein Gott in der Höh sey Ehr. Ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches nur noch zuweilen in der komischen Schreibart gebraucht wird. Die gange Fehde ward geschlichtet, Haged.

Anm. Dieses Wort lautet im Niedersächsischen, wo es gleichfalls veraltet ist, Veide, im Dän. Fejde, im Holl. Veede, Veide, Veete, im Angels. Faehth, im Engl. Feud, im Isländ. Faed, im Schwed. Fegd, in einigen Oberdeutschen Mundarten gleichfalls Fecht, im mittlern Lat. und unter andern schon in den Longobardischen Gesetzen Faida, Feida. Es ist das Abstractum von dem alten Zeitworte fi, fian, hassen, ohne daß man erst nöthig hätte, mit Ihre das Wort Haß, Nieders. und nord. Hat, oder mit Schiltern Eid daran zu setzen. S. Feind, Fechten. Fehden, Krieg führen, fehdlich, feindlich, Fehder, der angreifende Theil, sind gleichfalls veraltet. S. auch Befehden.


Fehde (W3) [Adelung]


2. * Die Fehde, plur. inus. ein im Hochdeutschen noch mehr veraltetes Wort, welches noch in einigen Gegenden Oberdeutschlandes gehöret wird, wo es Sicherheit, Versicherung, Caution bedeutet. Die Gesundheitsfehde, ein Gesundheitspaß, Versicherung, daß man aus einem gesunden Orte komme. Anm. Dieses Wort war ehedem auch in Niedersachsen bekannt, wo an einigen Orten Borgfede noch jetzt Bürgschaft bedeutet. Es stammet von dem Latein. Fides, Ital. Fede, oder mit demselben aus Einer gemeinschaftlichen ältern Quelle ab. Das noch übliche Urfehde gehöret wahrscheinlicher zu diesem als dem vorigen Worte.


Fehdebrief (W3) [Adelung]


Der Fehdebrief, des -es, plur. die -e, ein Ausforderungsschreiben, die schriftliche Ankündigung seiner thätigen Feindschaft; ein gleichfalls veraltetes Wort, welches nur noch theils in der Geschichte der mittlern Zeiten, theils im Scherze für eine Ausforderung, gebraucht wird. S. 1 Fehde.


Fehe (W3) [Adelung]


Die Fehe, plur. die -n, eine besonders bey den Kürschnern übliche Benennung des Sibirischen und Tatarischen Eichhornes, des ausländischen Marders, und deren Felles. Schwarzer Fehe, der schwärzliche graue Rücken des Hermelins, der Fehrücken. S. Grauwerk. Weiße Fehe, der weiße Bauch dieses Thieres, S. Fehwamme und Eichhorn. In einigen Gegenden ist dieses Wort männlichen Geschlechtes, der Feh, und mit dem harten Oberdeutschen Hauchlaute der Fech.

Anm. Fe, Vehen, Fen, Ital. Faio, im mittlern Lat. Varius, bedeutete ehedem bunt, vielfärbig, und figürlich auch unbeständig. Mit fehi umbeheltiu, circum amicta varietate, Notker. Fehemo muate, mit unbeständigem Gemüthe, Ottfr. Hernach, scheinet es, habe man verschiedenen, Besonders bunten kostbaren Pelzwerken, und den Thieren, von welchen sie kommen, diesen Nahmen beygelegt. In den mittlern Zeiten war das Hermelin unter diesem Nahmen bekannt, und im Oberdeutschen heißt es zuweilen noch jetzt so. Hermelin oder Vehe, mus ponticus, in Gohtii Onsmast. Winsbeck nennt eine Katze Vohe, entweder um des grauen Felles willen, oder auch von fahen, fangen: Es loufet selten wisu mus slafender vohen in en munt, Str. 40. Und Friedrich der Knecht verstehet unter Vehe vermutlich wilde Katzen: Nu sihe ich an ir mute Geb ich ir an ir hute Eine vehe chursen gute. Siehe auch Fuchs und Vieh. Im mittlern Lat. ist Fagina, mustela major.


Fehhändler (W3) [Adelung]


Der Fehhändler, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten, z. B. in Straßburg, der mit kostbaren ausländischen Fellen handelt, ein Kürschner.


Fehhaube (W3) [Adelung]


Die Fehhaube, plur. die -n, eine runde hohe rauche Mütze von Fehe, oder auch geringerm Pelzwerke, in Form eines Muffes, welche die Weiber an einigen Orten im Winter tragen; eine Pohlnische Haube.


Fehl (W3) [Adelung]


Fehl, adverb. der Absicht, den Regeln zuwider, falsch, ingleichen vergebens; ein Wort, welches nur noch manchen Zeitwörtern zugesellet wird. Dergleichen sind z. B. Bitten. Fehl bitten, vergebens, unerhört bitten; wo es doch nur zuweilen im Infinitivo gebraucht wird. Lassen sie mich nicht fehl bitten; besser, lassen sie mich keine Fehlbitte thun. S. Fehlbitte. Bohren. Fehl bohren, falsch bohren, das rechte Ziel im Bohren verfehlen. Drucken. Fehl drucken, besser falsch drucken. Führen. Fehl führen, einen falschen Weg führen. Der Verstand führt uns oft fehl, wenn wir seines Lichtes am meisten bedürfen; Sonnenf. Gehen. Fehl gehen. 1) Falsch gehen, des rechten Weges, oder des rechten Zieles verfehlen. Ich bin fehl gegangen. Wir sind einander fehl gegangen, haben einander verfehlet. Bey dem Ottfried missegaan. 2) Für fehl schlagen. im Oberdeutschen. die Sache geht ihm fehl, schlägt ihm fehl. Greifen. Fehl greifen, falsch greifen, im Greifen die verlangte Sache verfehlen. S. Fehlgriff. Hauen. Fehl hauen, falsch hauen, vorbey hauen. Jagen. Fehl jagen, vergebens jagen, kein Wildbret bekommen; wo doch das Hauptwort, das Fehljagen, üblicher ist. Laufen. Fehl laufen, vergebens laufen, das Ziel im Laufen verfehlen. Reden. Fehl reden, falsch reden, sich versprechen, im Oberdeutschen. Reiten. Fehl reiten, im Reiten des rechten Weges verfehlen. Der Bediente ist fehl geritten. Schießen, Fehl schießen, vorbey schießen; die Sache, wornach man zielet, verfehlen. S. Fehlschuß. Schlagen. Fehl schlagen. a) Von schlagen, percutere, vorbey schlagen, mit dem Hülfsworte haben. S. Fehlschlag. 2) Von schlagen, zum Vorschein kommen, zum Vorschein bringen, mit dem Hülfsworte seyn, nicht gerathen. Das schlägt mir fehl, erfolgt nicht so, als ich es hoffte. Schmeichle dir nicht mit einer Hoffnung, die dir leicht fehl schlagen kann. Weiße. Schließen. Fehl schließen, unrichtig, falsch schließen. Siehe Fehlschluß. Schneiden. Fehl schneiden, falsch schneiden, vorbey schneiden. S. Fehlschnitt. Schreiben. Fehl schreiben, falsch schreiben; besser sich verschreiben. Sehen. Fehl sehen, falsch sehen, sich versehen, im gemeinen Leben, besonders Oberdeutschlandes. Stoßen. Fehl stoßen, vorbey stoßen. Treten. Fehl treten, vorbey treten, einen falschen Tritt thun. S. Fehltritt. Werfen. Fehl werfen, vorbey werfen, falsch werfen. Ziehen. Fehl ziehen, einen falschen Zug thun. Siehe Fehlzug. Zielen. fehl zielen, falsch zielen, vorbey zielen.

Anm. Es ist unnöthig, dieses Nebenwort mit den Zeitwörtern, denen es beygesellet wird, als ein Wort zu schreiben, wie viele thun, fehlgehen, fehlbitten, u. s. f. eben so unnöthig, als wenn man falsch, recht, gerade, gut und andere Nebenwörter mit den Zeitwörtern zusammen ziehen wollte, bey welchem sie stehen, und deren Bedeutung sie näher bestimmen. Dieses Vorrecht haben theils nur die Vorwörter, theils die untrennbaren Nebenwörter, ge, miß, und voll; zu welchen aber fehl nicht gehöret, weil es so wie andere Partikeln in den gewöhnlichen Fällen hinter das Zeitwort tritt. Ich ging fehl. Ganz anders verhält es sich mit den Hauptwörtern, die außer der Zusammensetzung kein Nebenwort bey sich haben können. Daher schreibt man ganz richtig, Fehlbitte, Fehltritt, Fehlzug. Im Dänischen lautet dieses Nebenwort feil, im Niedersächsischen aber ist dafür mis üblich. S. das Folgende.


Fehl (W3) [Adelung]


Der Fehl, des -es; plur. die -e, ein Fehler, in dessen sämmtlichen Bedeutungen. Ein Lamm, da kein Fehl an ist, 2 Mos. 12, 5. Wenn an jemand deines Samens ein Fehl ist, 3 Mos. 21, 17. Ihr Bauch bringet Fehl, Hiob. 15, 35. Mit Unglück ist er schwanger, er wird aber einen fehl gebären, Pf. 7, 15. Was haben doch eure Väter Fehls an mir gehabt, daß sie von mir wichen. Jer. 2, 5. So ihr den Menschen ihre Fehle vergebet, Matth, 6, 14. 15. Im Hochdeutschen ist dieses Wort veraltet, außer daß es um des Sylbenmaßes willen noch zuweilen von den Dichtern gebraucht wird. Der Ehrgeitz ist ein Fehl, den leicht ein Held verzeiht, Schleg.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Feil, im Engl. Fail und Fault, im Schwed. Fel, im Wallis. Ffaeal, im Span. Falta, im Franz. Faute, im Epirotischen Fai, im mittlern Lat. Fallia, Fallacia, Fallum. Im Hochdeutschen ist Fehler dafür üblich. S. Fehlen.


Fehlbar (W3) [Adelung]


Fehlbar, -er, -ste, adj. et adv. fähig zu fehlen, d. i. zu irren. Alle Menschen sind fehlbar; wo doch der Gegensatz unfehlbar üblicher ist. Daher die Fehlbarkeit, plur. inus. das Vermögen zu fehlen oder zu irren, und dessen Gegensatz, die Unfehlbarkeit,. Im Oberdeutschen ist ein Fehlbarer, ein Übertreter der Gesetze, ein Strafbarer.


Fehlbitte (W3) [Adelung]


Die Fehlbitte, plur. die -n, eine vergebliche Bitte, welche fehl schläget, nicht bewilliget wird. Lassen sie mich keine Fehlbitte thun.


Fehlbitten (W3) [Adelung]


Fehlbitten, Fehlbohren, Fehldrucken, S. Fehl adv.


Fehlen (W3) [Adelung]


1. Fehlen, S. Befehlen.


Fehlen (W3) [Adelung]


2. Fehlen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und in zwey Hauptbedeutungen üblich ist. I. Aus Mangel der Erkenntniß oder aus Übereilung nicht so handeln, wie man wollte, oder wie man sollte. 1. Das vorgesetzte Ziel aus einem Versehen nicht erreichen; im Gegensatze der Treffens. So fehlet der Jäger, wenn er dasjenige nicht trifft, wornach er zielet. Sie konnten mit der Schleuder ein Haar treffen, daß sie nicht fehlten Richt. 20, 16. Er schlug nach mir, aber zum Glück fehlete er. Soll die Art und Weise näher bestimmt werden, so gebraucht man dazu das Nebenwort fehl mit den Zeitwörtern, gehen, bauen, schlagen, schießen u. s. f. nachdem die Sache es erfordert. Wird das Ziel, welches man wider seine Absicht nicht getroffen hat, zugleich mit ausgedruckt, so stehet es, wenn es ein Hauptwort ist, am häufigsten in der zweyten Endung. Wir haben des rechten Weges gefehlet, Weish. 5, 6. Sie fehlen ihres Weges selten Gell. Das Recht, so ihn strafen soll, wird sein nicht fehlen, Weish. 1, 8. Selten in der vierten. Doch fehle nicht den Weg, Gottsch. Warum mußte seine Regel mich fehlen? Am sichersten und häufigsten gebraucht man im Hochdeutschen in diesem Falle das zusammen gesetzte verfehlen. 2. Figürlich, einen Fehler begehen, aus Mangel der Erkenntniß oder aus Übereilung nicht nach der Regel handeln. 1) Nicht nach der Regel der Kunst und der Wissenschaft. In der Aussprache, in der Wortführung fehlen. Der Mahler fehlt durch falsche Striche u. s. f. 2) Nicht nach der Regel der Wahrheit, irren, die Wahrheit verfehlen. Er hat nur um fünf Jahre gefehlet. Denn die Priester können nicht irren im Gesetz, und die Weisen können nicht fehlen mit Rathen, Jer, 18, 18. Sein Mund fehlet nicht im Gericht, Sprichw. 16, 10. Im Muthmaßen fehlet man leicht. 3) Nicht nach der Regel der Klugheit, und der Sitten. Ich habe gefehlt, ich bekenne es. Du hast dieß Mahl in der Höflichkeit gefehlet. Große Leute fehlen auch. Ich will lieber durch den Überfluß der Freundschaft fehlen als durch den Mangel, Gell. 3. Fehl schlagen, wider die Erwartung erfolgen, mißlingen. Ich glaubte, es könnte mir nicht fehlen. Dein Anschlag wird dir gewiß fehlen. 4. Nicht antreffen, nur im Infinitive mit zu. Er ist in der Kirche nie zu fehlen, er ist beständig in der Kirche anzutreffen. Das im all sein anschleg Wollten fehlen in alle weg, Theuerd. Kap. 63. Den Bösen fehlet ihr Begehren Wenn sie sich noch so sehr befleißen, Opitz Ps. 112. Gott lässets fehlen den Vesten, Hiob 12, 19. Umsonst, der Anschlag fehlt, Rost. Und da die That gefehlt, hieß sie den Willen gut, ebend. II. Abwesend seyn, von Dingen, die der Regel, der Bestimmung, der Erwartung, oder auch nur dem Begriffe des Subjectes nach anwesend seyn sollten oder könnten. 1. Eigentlich. Wie viel Gäste fehlen noch? Es fehlt niemand mehr von den Gästen. Es fehlen noch sechzehn Groschen an zehen Thalern. Diese zehen Thaler fehlen mir noch an der Summe. Dem Garten fehlet noch vieles. Das fehlte noch zu meinem Unglücke, mein Unglück vollkommen zu machen. Dieser Verdacht fehlte noch, meinen Kummer vollkommen zu machen, Less. Ingleichen unpersönlich. Es fehlt ihm Glück und Geld; wo man aber richtiger das Vorwort an braucht. Es wird dir nie an guten Freunden fehlen. An Entschuldigungen hat es ihm noch nie gefehlet. Es fehlet nur an mir, ich, meine Bemühung fehlet noch. An mir soll es nicht fehlen, ich werde von meiner Seite nichts unterlassen. Ich weiß wohl, woran es fehlet. Es soll gewiß an meinem Gehorsam nicht fehlen, Gell. Es fehlte ihr noch an ein Paar Blumen zum Kranze, Weiße. 2. Figürlich. 1) Entfernet seyn; unpersönlich und in verschiedenen adverbischen Arten des Ausdruckes, nach dem Muster des Latein. parum, tantum abest. Wenn er meint, er habs vollendet, so fehlet es noch weit, Sir. 18, 6; wo aber die Stellung dieser R. A. in den Nachsatz ungewöhnlich ist. Es fehlet nicht viel, du überredest mich, daß ich ein Christ werde, Apostelgesch. 26, 28. Es fehlte nicht viel, so wäre er gefallen; oder, es hat wenig gefehlt, daß er gefallen wäre. Es fehlet nicht weit, sie werden mich steinigen, 2 Mos. 17, 4; richtiger, daß sie mich steinigen, oder so steinigen sie mich. So auch mit der im gemeinen Leben üblichen elliptischen Art des Ausdruckes weit gefehlt. Weit gefehlt, daß er mich loben sollte, schmähet er mich vielmehr; anstatt mich zu loben u. s. f. Doch weit gefehlt, daß auch nur einer zagte, So u. s. f. Gell. 2) Eine Unvollkommenheit empfinden, so wohl am Leibe als am Gemüthe. Sie sehen so krank aus, was fehlet ihnen? Er ist selten gesund, immer fehlet ihm etwas, nehmlich an seiner Gesundheit. Was fehlet dir am Auge? Was hast du für einen Schaden am Auge? Was fehlet ihnen? fragt man auch einen Niedergeschlagenen, Traurigen und Zornigen. Ich kann es errathen, was ihm fehlt, oder wo es ihm fehlt. Anm. 1. Das Hauptwort die Fehlung ist nicht gebräuchlich. Die biblische Wortfügung mit der zweyten Endung, du zertrittest alle die deiner Rechte fehlen, Ps. 119, 118, der wahren Liebe haben etliche gefehlet, 1 Tim. 1, 6, und fehlen des Glaubens, Kap. 6, 21, der Wahrheit, 2. Tim. 2, 18, für ermangeln, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich, eben so wie der Gebrauch Weish. 2, 9, unser keiner lasse ihm fehlen mir Prangen, lasse es am Prangen fehlen.

Anm. 2. Dieses Zeitwort lautet im Nieders. feilen, im Holl. feylen, im Dän. feile, im Engl. to fail, im Franz. faillir, im Schwed. fela, im Ital. fallare, im mittlern Lat. fallire, fallere, fellere, falescere. Das Lat. falli, und die Deutschen Wörter fallen und falsch, sind genau damit verwandt. Indessen ist es doch sonderbar, daß dieses Wort so wie fehl, Fehl, Fehler u. s. f. bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern, so viel ich wenigstens weiß, niemahls vorkommt. Da die zweyte Hauptbedeutung der Abwesenheit, sich nicht füglich als eine Figur der ersten ansehen lassen will: so sind einige, besonders nordische Wortforscher, darauf gefallen, fehlen in dieser Bedeutung als ein von dem vorigen ganz verschiedenes Zeitwort anzusehen, welches von dem alten feh, wenig, Franz. peu, Engl. few bey dem Ulphillas fawai, bey dem Kero fohe, im Angels. fea, abstamme. Siehe Feige adject.

Anm. Doch die Sache ist noch zu dunkel, als daß man sie für etwas weiter als Muthmaßung sollte ausgeben können. Rechnet man dieses Wort zu dem Geschlechte des alten fehlen, bedecken, ( S. Fell,) so werden sich vielleicht beyde Bedeutungen auf eine ungezwungene Weise davon herleiten lassen.


Fehler (W3) [Adelung]


Der Fehler, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Fehlerchen, Oberd. Fehlerlein, ein Hauptwort, welches vermittelst der Endsylbe -er von dem vorigen Zeitworte gebildet worden. 1. Eine Sache, welche fehlet oder fehl schläget; in welchem Verstande es von Loosen, bey dem Kegelschieben, Scheibenschießen u. s. f. gebraucht wird, im Gegensatze des Treffers. Ich weiß noch nicht, ob mein Loos unter den Treffern oder unter den Fehlern seyn wird. Auf jemandes Fehler halten, im Kegelschieben. 2. Eine Abweichung von der Vollkommenheit. 1) Von der physischen Vollkommenheit. Das Thier hat einen Fehler an sich. Einen Fehler am Auge haben. Er hat einen Fehler am Rücken, ist bucklig. Die Uhr hat viele Fehler. 2) Von der sittlichen Vollkommenheit, eine unvorsetzliche Abweichung von der Regel der Kunst, der Klugheit, des Gesetzes u. s. f. Einen Fehler begehen. Seinen begangenen Fehler gestehen. So ein kleines Fehlerchen entschuldigt die Mode. Er schreibt, spricht ohne Fehler. Ein Fehler wider die Sprachkunst, wider die Mode, wider die guten Sitten. Ein Sprachfehler, Schreibfehler, Druckfehler, Lebensfehler u. s. f. Es ist ein Fehler vorgegangen, begangen worden. Fehler in einer Rechnung. Einen Fehler verbessern Das ist nicht mein Fehler, ist nicht meine Schuld. Ingleichen fehlerhafte, unvollkommene Neigungen, Beschaffenheiten des Gemüthes. Er hat viele Fehler an sich, ist voller Fehler. In der gemilderten Schreibart pfleget man oft Laster, vorsetzliche und herrschende Abweichungen von der sittlichen Vollkommenheit, aus Höflichkeit Fehler zu nennen; wenn man z. B. von einem Trunkenbolde sagt, er habe den Fehler an sich, daß er gern trinke. S. Fehl das Hauptwort, welches im Hochdeutschen durch dieses Wort verdränget worden.


Fehlerfrey (W3) [Adelung]


Fehlerfrey, er -este, adj. et adv. ohne Fehler, frey von Fehlern. Ein fehlerfreyes Gedicht. Kein Mensch ist fehlerfrey.


Fehlerhaft (W3) [Adelung]


Fehlerhaft, -er, -este, adj. et adv. der Gegensatz des vorigen, Fehler habend. Ein fehlerhaftes Gebäude. Der Aufsatz ist sehr fehlerhaft. Ein fehlerhaftes Betragen. Daher die Fehlerhaftigkeit.


Fehlgeburt (W3) [Adelung]


Die Fehlgeburt, plur. die -en, eine unzeitige, zu frühe Geburt, abortus.


Fehlgehen (W3) [Adelung]


Fehlgehen, Fehlgreifen, S. Fehl adv.


Fehlgriff (W3) [Adelung]


Der Fehlgriff, des -es, plur. die -e, ein verfehlter, ein falscher Griff. Einen Fehlgriff thun, Nieders. Misgrep.


Fehlhauen (W3) [Adelung]


Fehlhauen, Fehljagen, S. Fehl adv.


Fehljahr (W3) [Adelung]


Das Fehljahr, des -es, plur. die -e, in der Landwirthschaft, ein Jahr, in welchem die Hoffnung, die man sich gemacht, fehl schläget, ein Mißjahr. Unter zehen Jahren der Bienenzucht pflegen fünf Fehljahre zu seyn. Der Weinbau hat gemeiniglich neun Fehljahre gegen ein gutes Jahr.


Fehllaufen (W3) [Adelung]


Fehllaufen, Fehlreden, Fehlreiten, Fehlschießen, siehe Fehl adv.


Fehlschlag (W3) [Adelung]


Der Fehlschlag, des -es, plur. die -schläge, ein falscher, ein verfehlter Schlag, Nieders. Misslag, welches auch figürlich einen jeden Fehler bedeutet.


Fehlschlagen (W3) [Adelung]


Fehlschlagen, Fehlschließen, S. Fehl adv.


Fehlschluß (W3) [Adelung]


Der Fehlschluß, des -sses, plur. die -schlüsse, ein falscher Schluß, der nicht nach den Regeln der Vernunftlehre gemacht ist; ein Trugschluß.


Fehlschneiden (W3) [Adelung]


Fehlschneiden, S. Fehl adv.


Fehlschnitt (W3) [Adelung]


Der Fehlschnitt, des -es, plur. die -e, ein verfehlter, ingleichen ein falscher, unrichtiger Schnitt.


Fehlschreiben (W3) [Adelung]


Fehlschreiben, S. Fehl adv.


Fehlschuß (W3) [Adelung]


Der Fehlschuß, des -sses, plur. die -schüsse, ein Schuß, der vorbey gehet, der den Gegenstand nicht trifft, den er treffen sollte.


Fehlsehen (W3) [Adelung]


Fehlsehen, S. Fehl adv.


Fehlstoß (W3) [Adelung]


Der Fehlstoß, des -es, plur. die -stöße, ein verfehlter Stoß, der den Gegenstand nicht trifft, auf welchen er gerichtet war.


Fehlstoßen (W3) [Adelung]


Fehlstoßen, Fehltreten, S. Fehl adv.


Fehltritt (W3) [Adelung]


Der Fehltritt, des -es, plur. die -e, ein falsch gethaner Tritt. Einen Fehltritt thun. Auch figürlich, ein Fehler, ein Versehen. Nieders. Mistritt.


Fehlwerfen (W3) [Adelung]


Fehlwerfen, Fehlziehen, Fehlzielen, S. Fehl adv.


Fehlzug (W3) [Adelung]


Der Fehlzug, des -es, plur. die -züge, ein falscher, wider die Absicht gethaner Zug. Einen Fehlzug thun.


Fehm (W3) [Adelung]


1. Die Fehm, plur. die -en, eine alte Sächsische Benennung des Blutbannes, des Halsgerichtes, oder der peinlichen Gerichtbarkeit, deren Ausübung und des Gerichtes, welches sie ausübet. Besonders einer Art ehemaliger peinlicher Gerichte in Westphalen, welche inquisitorisch verfuhren, und sich durch ihre Strenge und nachmahligen Mißbräuche durch ganz Deutschland furchtbar und verhaßt machten, bis endlich im 15ten Jahrhunderte eingeschränkt, und im sechzehnten völlig abgeschaffet wurden. Weil die überall vertheilten Schöppen dieser Gerichte größten Theils unbekannt waren, ihre ganze Art zu verfahren auch sehr geheim gehalten wurde, so führeten sie auch den Nahmen der heimlichen Gerichte, sonst aber auch der Freystühle, der Freygerichte, der Fehmdinge, Freygedinge, der Westphälischen Gerichte u. s. f. Der ehemahligen gemeinen Meinung zu Folge soll Carl der Große diese Gerichte als eine Art der Inquisition wider die neu bekehrten und zum Abfalle geneigten Sachsen errichtet haben; welches aber von vielen mit Gründen bestritten worden. Übrigens lautet dieses Wort auch Vehm, Feim, Fein; eine Sache, welche vor dieses Gericht gehöret, wurde eine Fehmsache, Fehmwroge, Fehmrüge, der Richter Fehmer oder Feimer, Freygraf, die Beysitzer Fehmschöppen, Freyschöppen, und die daselbst üblichen Rechte und Gewohnheiten das Fehmrecht genannt.

Anm. Man hat eine Menge wunderlicher Ableitungen dieses Wortes, worunter immer eine an Unwahrscheinlichkeit und Ungereimtheit von der andern übertroffen wird. Frisch lässet den Nahmen dieses Gerichtes von der Zahl fünf abstammen, weil diese Gerichte mit so vielen Richtern besetzet gewesen; zumahl da fünf, im Salischen Gesetze fimmiha, im Schwed. fem und Isländ. fimm lautet, es auch noch jetzt an mehrern Orten Gerichte und Collegia gibt, die von der Zahl ihrer Glieder Fünfergerichte genannt werden. In der Schwedischen Provinz Ostgothland war ehedem gleichfalls ein Gericht, welches Femt hieß, weil die Ladungen vor dasselbe, wie Ihre will, von fünf zu fünf Tagen gingen. Allein da sich in der Geschichte der Fehmgerichte nirgends eine Zahl fünf finden will, diese Zahl auch im Niedersächsischen beständig five heißt, so fällt auch diese Ableitung weg. Wer eine bessere finden will, muß erwägen, 1) daß dieser Ausdruck ein altes Sächsisches Wort ist, folglich nur in dieser Mundart aufgesucht werden kann. 2) Daß er nicht ein eigenthümlicher Nahme der heimlichen Westphälischen Gerichte, sondern eine allgemeine Benennung der peinlichen Gerichtsbarkeit und deren Ausübung ist, wie unter andern auch aus dem Worte Fehmstätte erhellet. 3) Daß verfehmen in Sachsen ehedem verbannen bedeutete, und alsdann ein Synonymum von verfähren war, so wie die Fahre oder Vara gleichfalls als eine besondere Art der Fehmgerichte bekannt ist, ( S. 2 Fahren.) Alsdann wird man die Ableitung dieses Wortes von fahen, welches im Niedersächsischen in mehrern Zweigen ein m annimmt, ( S. Faden und das folgende,) vielleicht schicklicher finden, als Wachters Herleitung von dem Schwed. im Deutschen aber unbekannten fimur, schnell, flüchtig. Fehm könnte also in Nieders. auf eben die Art von fahen gebildet seyn, wie das Oberdeutsche Bann von binden.


Fehm (W3) [Adelung]


2. Die Fehm, plur. inus. ein gleichfalls nur im Ober- und Niedersachsen übliches Wort, die Frucht der Eich- und Buchbäume zu bezeichnen, so fern sie zur Mästung der Schweine dienet, die Mast, und das Recht, die Nutzung von dieser Mast zu ziehen. Die Schweine in die Fehm treiben, S. Einfehmen. Sie aus der Fehm nehmen. S. Ausfehmen.

Anm. Auch dieses Wort scheint von dem Zeitworte fahen herzukommen, welches ehedem auch umfassen, einfangen, einstellen, bedeutete, so wie das Schwed. famna, weil die Wälder zum Behuf dieser Nutzung eingeschlossen oder befriediget zu werden pflegen, oder auch weil man die Schweine alsdann in die Wälder einzuschließen pflegt. Fehm würde alsdann zunächst einen umschlossenen Wald, einen Bannforst bedeuten. Frisch hat den wunderlichen Einfall, dieses Wort sey eine Anspielung auf das vorige Fehmgericht, weil man den Schweinen nach der Mast den Prozeß zu machen und sie zur Fehmstätte zu führen pflege.


Fehm (W3) [Adelung]


3. Der Fehm, des -es, plur. die -e, oder der Fehmen, des -s, plur. ut nom. sing. in Ober- und Niedersachsen, ein Haufen, doch nur einige Arten desselben. 1) Ein Haufen gefälltes Holz, welcher eine Klafter hoch und breit ist; im Hochdeutschen ein Faden, Nieders. Faem, Viem. S. Faden. 2) Noch häufiger, ein großer Haufen, der von Korngarben, Stroh oder Heu errichtet wird, besonders wenn in der Scheuer nicht Raum genug vorhanden ist, selbiges aufzubewahren; in Hamb. ein Dymen, in Pomm. eine Miethe, an andern Orten, eine Triste, ein Schober. Ein Getreidefehmen, Heufehmen, Strohfehmen. In den gemeinen Mundarten lautet dieses Wort Feim, Feimen; an einigen Orten ist es auch weiblichen Geschlechtes, die Fehme oder Feime. In Bremen ist Fiem eine Zahl von hundert Korngarben.

Anm. Auch dieses Wort gehöret vermuthlich zu dem alten Zeitworte fahen, nicht bloß, weil ein solcher Fehmen gerade so hoch und breit ist, als man mit ausgespannten Armen reichen kann, wie ein Faden Holz, sondern so fern es ehedem überhaupt an einen gewissen Ort einschließen, aufhäufen, bedeutete. Man müßte es denn zu einem alten nordischen Stammworte rechnen, welches hoch bedeutete, und wovon noch hin und wieder Spuren angetroffen werden; wohin auch das Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Geschwulst, Faum, spuma, Baum, und andere mehr gehören. S. Baum.


Fehmding (W3) [Adelung]


Das Fehmding, S. 1 Fehm.


Fehmen (W3) [Adelung]


* Fehmen, verb. reg. act. 1) Von Fehm, die peinliche Gerichtbarkeit, ein längst veraltetes Wort, von welchem man ehedem das zusammen gesetzte verfehmen, verbannen, ingleichen nach Urtheil und Recht hinrichten, hatte. Die verfehmten Todten, die Körper der Hingerichteten, in Menkens Script. Th. 2. S. 1702. S. 1 Fehm und Fehmstätte. 2) Von Fehm, die Mast, in die Mast treiben, wo doch einfehmen üblicher ist. S. auch Ausfehmen.


Fehmgeld (W3) [Adelung]


Das Fehmgeld, des -es, plur. von mehrern Summen dieser Art, die -er, dasjenige Geld, welches für die Mast der Eich- und Buchwälder dem Herren des Waldes entrichtet wird. Siehe 2 Fehm.


Fehmgericht (W3) [Adelung]


Das Fehmgericht, des -es, plur. die -e, S. 1. Fehm.


Fehmmahl (W3) [Adelung]


Das Fehmmahl, des -es, plur. die -e, das Mahl oder Zeichen, welches man den Schweinen, ehe sie eingefehmet oder in die Mast getrieben werden, einzubrennen pfleget. S. 2 Fehm.


Fehmrecht (W3) [Adelung]


Das Fehmrecht, des -es, plur. die -e, S. 1 Fehm.


Fehmregister (W3) [Adelung]


Das Fehmregister, des -s, plur. ut nom. sing. das Register über die eingefehmten Schweine, S. 2 Fehm.


Fehmschöppe (W3) [Adelung]


Der Fehmschöppe, des -n, plur. die -n, S. 1 Fehm.


Fehmschwein (W3) [Adelung]


Das Fehmschwein, des -es, plur. die -e, eingefehmte, d. i. zur Mast in die Eich- und Buchwälder eingetriebene Schweine, S. 2 Fehm.


Fehmstatt (W3) [Adelung]


Die Fehmstatt, plur. die -stätte, oder die Freystätte, plur. die -n, ein nur noch in der Gerichtssprache Ober- und Niedersachsens übliches Wort, den Ort, wo Gericht gehalten wird, noch mehr aber den Ort, wo peinliche Urtheile vollzogen werden, den Richtplatz, zu bezeichnen; in den gemeinen Mundarten auch die Feimstatt. S. 1 Fehm.


Fehn (W3) [Adelung]


Das Fehn, des -s, plur. die -e, Torfland, S. Finne.


Fehrücken (W3) [Adelung]


Der Fehrücken, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fehe.


Fehwamme (W3) [Adelung]


Die Fehwamme, plur. die -n, die Wammen oder Bäuche von Russischen oder Sibirischen Grauwerke, und dieses Grauwerk selbst, so fern es aus lauter Bäuchen zusammen gesetzet ist, da es denn auch wohl als ein Collectivum im Singular gebraucht wird. Ein Kleid mit Fehwamme füttern. S. Fehe.


Feie (W3) [Adelung]


Die Feie, plur. die -n, S. Fee.


Feifel (W3) [Adelung]


Die Feifel, plur. die -n. 1) Die Speicheldrüsen an den Pferden, besonders die vornehmsten derselben, welche hinter den Kinnladen nahe an den Ohren liegen. 2) Der Eiter, welcher in diesen Drüsen befindlich seyn, und die folgende Krankheit verursachen soll, welcher aber nichts anders als der gewöhnliche Drüsensaft ist. 3) Eine Krankheit der Pferde, deren Quelle die jetzt gedachten Speicheldrüsen seyn sollen, die daher unwissende Pferdeärzte mit einer Zange zu zerquetschen pflegen, und dadurch diese Krankheit zu heilen glauben, die im Grunde nichts anders als eine Kolik ist. Einem Pferde die Feifel reißen, diese Speicheldrüsen ausschneiden, oder zerquetschen. Mit mehrerm Rechte wird eine Geschwulst der Halsdrüsen bey den Pferden die Halsfeifel genannt.

Anm. Diese Krankheit heißt im Nieders. Vivel, im Dän. Fibel, im Engl. Fives, im Französ. Avives, im mittlern Lat. Vivae, Vivolae. In einigen Gegenden Deutschlandes wird sie auch die Nifel genannt. Vermuthlich stammet dieses Wort wegen der Gestalt der Speicheldrüsen, mit dem Lat. Faba aus einer Quelle her.


Feifelader (W3) [Adelung]


Die Feifelader, plur. die -n, eine Ader unter der Zunge der Pferde, welche die Pferdeärzte ihnen zu öffnen pflegen, wenn sie die Feifel haben.


Feig (W3) [Adelung]


Feig, S. Feige adject.


Feigblatter (W3) [Adelung]


Die Feigblatter, plur. die -n, eine im Oberdeutschen übliche, im Hochdeutschen aber wenig bekannte Benennung großer Blattern oder Schwären am menschlichen Körper, besonders an dessen geheimen Theilen. S. Feigwarze. Im 15ten Jahrhunderte kommt im Oberd. die goldene Ader unter dem Nahmen der Feigblatter vor. Figürlich wird im Oberdeutschen auch der Ranunculus Ficaria L. wegen seiner Wirkung in dergleichen Zufällen Feigblatter genannt. S. Scharbock.


Feigbohne (W3) [Adelung]


Die Feigbohne, plur. die -n, eine gleichfalls mehr Oberdeutsche Benennung einer Art großer Bohnen, Lupinus L. besonders derjenigen, welche weiße Blumen tragen, und auf dem Felde als ein Futter für das Vieh gebauet werden, daher sie auch Feldbohnen und Saubohnen heißen; Lupinus albus L. die Feigbohnen mit gelber und blauer Blüthe hingegen sind eßbar, werden in den Gärten gebauet, und in Obersachsen Puffbohnen, ingleichen große Bohnen genannt. Beyde Arten sind aus Italien zu uns gekommen. Frisch glaubt, das Feig hier so viel als feige, unbrauchbar, bedeute, weil diese Bohnen, besonders die weißen, für Menschen nicht eßbar sind. Andere leiten die Benennung von der Gleichheit mit den Feigen her. Allein da man das Wasser, worin dergleichen Bohnen gekocht worden, schon lange als ein bewährtes Mittel wider die Feig- und andere Warzen gehalten hat, so stehet es dahin, ob nicht dieses zu ihrer Benennung Anlaß gegeben hat; obgleich auch ihre Größe und runde Gestalt dabey in Betrachtung kommen kann, S. 1 Feige und Wicke. Im Nieders. heißen sie Fiekbonen, Viekbonen, Wickbonen, an andern Orten Veitsbohnen.


Feige (W3) [Adelung]


Feige, -r, -ste, adj. et adv.

1. Eigentlich mürbe, weich, von welchem Worte es nur in der Aussprache und Schreibart verschieden ist. In dieser größten Theils veralteten Bedeutung ist es nur noch in dem Bergbaue üblich, wo das Gestein feige wird, wenn es mürbe, locker wird, so daß es sich ablösen will. Eben daselbst werden die Schächte und Stollen feige, wenn das Holzwerk faul wird. S. Weich.

2. Figürlich, dem Gemüthe nach weich.

1) * Weichlich, verzärtelt. Ni si man nihein so feigi, Ther zuuei gifang eigi, niemand sey so weichlich, daß er zwey Röcke habe, Ottfried B. 1, Kap. 24. Eine veraltete Bedeutung.

2) * Betrübt, traurig, niedergeschlagen; in welcher gleichfalls veralteten Bedeutung dieses Wort in dem alten Gedichte auf Carln den Großen Vaig lautet.

3) * Dem Tode nahe, in den letzten Zügen liegend, doch nur im Nieders. und den verwandten Mundarten; Nieders. "fege", bey dem Ulphilas "feigur", im Angels. "faeg", im Isländ. "feigur", im Schwed. "feg", wo auch "Fegd" der Zustand eines Sterbenden ist.

4) Die Gefahr mehr als nöthig und klüglich ist scheuend, verzagt, muthlos, welche Bedeutung im Hochdeutschen allein noch üblich ist. Feige Soldaten. Ein feiges Herz. Eine feige Memme, in der niedrigen Sprechart, ein feiger Mensch. Er bewies sich sehr feige.

Anm. Im Nieders. "feeg", im Dän. "fej", im Holländ. "veeg". Ehedem bedeutete es auch einen überwundenen Feind, S. Frisch v. Faig, und im Niedersächsischen ist es auch so viel als wenig, wo es aber ein eigenes Wort zu seyn scheinet, welches zu dem Goth. "fawaj", dem Angels. "fea", "feawa", dem Schwed. "fae", dem Engl. "few", dem Franz. "peu", dem Lat. "paucus" und alten Oberd. "foi", "fohe", gehöret. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort nur "feig"; allein die gelinde Hochdeutsche Aussprache des "g" macht hier das "e" euphonicum nothwendig, S. E.


Feige (W3) [Adelung]


1. Die Feige, plur. die -n, die fleischige Frucht des Feigenbaumes, und dieser Baum selbst; Ficus L. Dieser in der Naturgeschichte so merkwürdige Baum ist aus Asien nach Griechenland und Italien, und von da unter dem Julian nach Frankreich, und endlich nach und nach in das übrige Europa gekommen. Wegen einiger Ähnlichkeit der Frucht oder Blätter führen noch verschiedene andere Gewächse diesen Nahmen. Die Indianische Feige, Cactus Ficus Indica L. ist in dem wärmern Amerika zu Hause, und hat längliche eyförmige Gelenke, welche den Feigen gleichen. Die Afrikanische Feige, Mesembryanthemum L. hat ähnliche Blätter. Das Eiskraut ist eine der bekanntesten Arten derselben. Einem die Feigen weisen, d. i. einem mit geballter Faust drohen, ist ein im Oberdeutschen üblicher, vermuthlich aus dem Ital. mostrar oder far le fiche ad uno, entlehnter Ausdruck, welcher von der Ähnlichkeit der Faust mit der Frucht des Feigenbaumes hergenommen seyn soll. Im Span. lautet dieser Ausdruck hacer la higua, im franz. faire la figue, und im mittlern Lat. bey dem Carpentier ficham facere, und Ficus facere, wo es aber auch ein Verhöhnen durch Aufhebung des mittelsten Fingers bedeutet, und als eine Injurie verbothen wird.

Anm. Der Nahme dieser Frucht und ihres Baumes ist mit der Sache selbst aus entferntern Gegenden zu uns gekommen. Im Lat. lautet er Ficus, im Ital. Fico, im Franz. Figue, im Span. Higua, im Engl. Fig, im Nieders. Fige, im Dän. Fige, im Schwed. Fikon, im Sclavon. und Wend. Figa und Fik und schon bey dem Ottfried Figo. Ist es erlaubt, bey einem so alten und fremden Worte eine Muthmaßung zu wagen, so hat entweder die weiche, saftige Beschaffenheit der Frucht, ( S. Feige, adject.) oder auch ihre Größe und runde Gestalt dieser Benennung Gelegenheit gegeben, so daß dieser Nahme zu Bak, Bauch, Buckel, Wicke und andern dieses Geschlechtes gehöret.


Feige (W3) [Adelung]


2. * Die Feige, plur. die -n, ein Schlag; ein völlig veraltetes Wort, welches nur noch in dem zusammen gesetzten Ohrfeige üblich ist, S. dieses Wort.


Feigenapfel (W3) [Adelung]


Der Feigenapfel, des -s, plur. die -äpfel, eine Art kleiner frühzeitiger Äpfel, welche den Feigen gleichen, und auf einem Strauche wachsen.


Feigenbaum (W3) [Adelung]


Der Feigenbaum, des -es, plur. die -bäume, S. 1 Feige. Bey dem Ottfried heißt dieser Baum Figboum, bey dem Notker Fichpoum, bey dem Willeram Vigboum.


Feigenblatt (W3) [Adelung]


Das Feigenblatt, des -es, plur. die -blätter, eigentlich das Blatt des Feigenbaumes. Bey den Jägern wird das Geburtsglied der Rehe und Hündinnen das Feigenblatt genannt; entweder als eine Anspielung auf die Feigenblätter, deren sich Adam bedienete, oder von einem andern veralteten noch in den niedrigen Sprecharten üblichen Worte, wovon auch das Ital. Fica, die weibliche Scham, übrig ist. S. Ficke und Feuchtglied.


Feigheit (W3) [Adelung]


Die Feigheit, plur. inus. der Zustand des Gemüthes, da man die Gefahr mehr als nöthig und klüglich ist, scheuet, die Zagheit; S. Feige adject.


Feigherzig (W3) [Adelung]


Feigherzig, -er, -ste, adj. et adv. ein feiges Herz habend, feige. Unser Gewissen ist ein feigherziges Ding. Daher


Feigherzigkeit (W3) [Adelung]


Die Feigherzigkeit, plur. inus. die Feigheit.


Feigwarze (W3) [Adelung]


Die Feigwarze, plur. die -n, eine größten Theils Oberdeutsche Benennung aller größern fehlerhaften Erhöhungen auf der Haut, sie mögen weich oder hart seyn. In engerer und auch im Hochdeutschen üblichen Bedeutung werden besonders die größern Erhöhungen am Hintern, und die venerischen Beulen dieser Art an den Geburtstheilen, Condylomata, mit diesem Nahmen beleget, welche, so lange sie den Blattern in der Gestalt gleichen, auch Feigblattern heißen.

Anm. Im mittlern Lat. heißt eine solche Feigwarze Ficus, Ficatio, und Fictus; entweder wegen einiger Ähnlichkeit mit der Frucht des Feigenbaumes, welche bey einigen Arten der Feigwarzen wirklich Statt findet, oder auch, so fern Feige ehedem eine jede Erhöhung bedeutet haben mag, S. 1 Feige

Anm. und Fiek. Im Böhmischen heißen die Feigwarzen gleichfalls Fik, im Ital. Fico.


Feigwarzenkraut (W3) [Adelung]


Das Feigwarzenkraut, des -es, plur. inus. 1) Großes Feigwarzenkraut, oder Feigwarzenwurz, Scrophularia L. S. Braunwurz. 2) Chelidonium L. S. Schöllkraut. 3) Ranunculus Ficaria L. S. Scharbock. Alle diese Pflanzen haben ihren Nahmen ihrer Wirkung wider die Feigwarzen zu verdanken.


Feigwurz (W3) [Adelung]


Die Feigwurz, plur. inus. eine in einigen Gegenden übliche Benennung der Tormentill, gleichfalls wegen ihres Nutzens wider die Feigwarzen, S. Tormentill.


Feil (W3) [Adelung]


Feil, adj. et adv. zum Verkaufe bestimmt, was zu verkaufen ist. Korn, Obst, Vieh u. s. f. feil haben, es zu verkaufen haben. Etwas feil biethen, es zum Verkaufe ausbiethen, andern anbiethen; im Oberd. es ausfeilen. Sein Haus, seinen Garten feil biethen. Daher die Feilbiethung, plur. inus. Das Haus ist mir nicht feil, wird von mir nicht verkauft. Das Landgut ist ihm nicht um vieles Geld, oder für vieles Geld feil. Für fünf Thaler ist mir das Buch feil, wenn ich so viel dafür bekomme, so verkaufe ich es. Ihm ist alles feil. In der Sprache des täglichen Umganges ist dieses Wort nur in der adverbischen Gestalt üblich. Allein in der edlern Schreibart gebraucht man es auch als ein Beywort. Eine feile Seele, ein niedriges Gemüth, welches sich durch die Hoffnung des Gewinstes zu allem bewegen lässet; wo auch der Comparat. feiler und der Superl. feileste oder feilste Statt finden. Im Oberdeutschen hingegen bedeutet es überhaupt zum Handel und Wandel gehörig. Daß feiler Kaufhandel und Wandel wieder hergestellet werde, Bluntschli, d. i. freyer. S. auch Wohlfeil.

Anm. Dieses Wort lautet in dem alten Fragmente auf Carln den Großen veile, im Schwäb. vail, im Nieders. vele, im Dän. fal, im Schwed. fal, und im Isländ. falur. Wachter vermuthet, daß es entweder mit dem Latein. venalis, oder auch mit dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ich verkaufe, verwandt sey. Siehe 1 Feilen.


Feilbäcker (W3) [Adelung]


Der Feilbäcker, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, ein Bäcker, welcher Brot feil hat, welcher auf den Verkauf bäcket.


Feilbogen (W3) [Adelung]


Der Feilbogen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Schlössern, eine in einen eisernen Bogen gespannte Feile oder vielmehr Säge, Messing und Eisen damit zu zerschneiden.


Feile (W3) [Adelung]


Die Feile, plur. die -n, Diminut. das Feilchen, ein auf der Oberfläche mit Einschnitten versehenes Werkzeug von Stahl, andere harte Körper durch Reiben damit zu bearbeiten. Mit der Feile bearbeiten. Der Demant nimmt die Feile nicht an, läßt sich nicht feilen. Messerscharfe Feilen, dreyeckige Feilen, bey den Schlössern. S. auch Raspel.

Anm. Dieses Wort lautet in den Monseeischen Glossen Fila, in den Florentinischen Glossen Figila, in einigen gemeinen Mundarten noch jetzt Figil, im Nieders. Holländ. und Dän. Fiile, im Angels. Feol, im Engl. File, im Schwed. Fil, im Isländ. Thiel, im Wallis. Llief. Im Wendischen ist Pila, und im Böhm. Pilo, eine Säge. S. 2 Feilen.


Feilen (W3) [Adelung]


1. Feilen, verb. reg. act. welches nur in den gemeinen Mundarten üblich ist, von dem Worte feil. 1) Feil haben, feil biethen; im Nieders. velen, im Oberd. ausfeilen. 2) Nach dem Preise einer Sache fragen. Eine Waare feilen. 3) Dingen, handeln; Nieders. velen, Dän. falle. S. auch Feilschen. In den Monseeischen Glossen wird giveiloter durch appretiatus est erkläret.


Feilen (W3) [Adelung]


2. Feilen, verb. reg. act. mit der Feile bearbeiten. Eisen, Messing feilen. Ein Metall glatt feilen. Steine lassen sich nicht feilen.

Anm. Das Hauptwort die Feilung ist nur in einigen Zusammensetzungen üblich. In der heutigen eingeschränkten Bedeutung lautet dieses Wort im Nieders. fillen, im Dän. file, im Angels. feolan, im Engl. to file, im Wallis. peillio, im Böhm. pilowati. Ehedem bedeutet es aber eine jede Art des Reibens, und da ist es mit Fegen, (zumahl da in einigen gemeinen Mundarten für feilen auch figeln üblich ist,) mit Fiedeln, Ficken, Fillen, dem Lat. polire, und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, hell machen, genau verwandt, wenn nicht dieses letzte, so wie - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, weiß, mehr zu fahl und zu falb gehöret. Die alten Lateiner sagten für molere nur folere, weil solches gleichfalls eine Art des Reibens ist, und daraus entstand das mittlere Lat. Folagium, Foulagium u. s. f. eine Walkmühle; S. Fuller.


Feilenhalter (W3) [Adelung]


Der Feilenhalter, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Feilenhauern, ein hölzernes cylindrisches Heft, die Feile während des Hauens zu halten.


Feilenhauer (W3) [Adelung]


Der Feilenhauer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schmid, welcher Feilen hauet, d. i. verfertiget.


Feilicht (W3) [Adelung]


Das Feilicht, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, dasjenige, was vermittelst der Feile abgenommen wird; der Feilstaub, die Feilspäne, in einigen gemeinen Mundarten auch das Feilsel.


Feilkloben (W3) [Adelung]


Der Feilkloben, des -s, plur. ut nom. sing. ein beweglicher Schraubestock, eine Zange mit einer Schraube verschiedener Metallarbeiter, kleine Stücke Eisen darein zu spannen, wenn sie befeilet werden sollen.


Feilkolben (W3) [Adelung]


Der Feilkolben, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Goldarbeitern, ein hölzernes Werkzeug in Gestalt einer Birn, mit einer Flügelschraube, Ringe, welche man befeilen will, hinein zu spannen; ein dem vorigen ähnliches Werkzeug.


Feilnagel (W3) [Adelung]


Der Feilnagel, des -s, plur. die -nägel, bey den Zinngießern, ein eichenes Bret auf der Bank, an welches man die Arbeit, welche befeilet, beraspelt oder beschabet werden soll, anlehnet.


Feilschaft (W3) [Adelung]


Die Feilschaft, plur. die -en, ein nur in den gemeinen Mundarten übliches Wort, feile, d. i. zum Verkauf bestimmte, Waaren zu bezeichnen; im Nieders. ehedem Velinge. S. Feil.


Feilschen (W3) [Adelung]


+ Feilschen, verb. reg. act. welches gleichfalls nur in den gemeinen Mundarten üblich ist. 1) Feil biethen, feil haben. Zwar die Gelehrtheit feilscht hier nicht papierne Schätze, Hall. 2) Nach dem Preise einer Sache fragen. Man kauft nicht alles, was man feilschet. 3) Dingen, handeln, biethen. Um etwas feilschen. Er feilschte so lange, bis er es bekam. In der anständigen Hochdeutschen Schreibart ist dieses Wort eben so fremd, als das Hauptwort ein Feilscher, der auf etwas biethet, um etwas handelt. Im Schwed. ist falka, im Isländ. fala, gleichfalls biethen, dingen, S. 1 Feilen und -Schen.


Feilsel (W3) [Adelung]


Der Feilsel, des -s, plur. inus. im gemeinen Leben, Feilstaub, Feilspäne.


Feilspäne (W3) [Adelung]


Die Feilspäne, sing. inus. zarte Späne, welche die Feile von einem harten Körper abgenommen hat. S. das folgende, ingleichen Feilicht.


Feilstaub (W3) [Adelung]


Der Feilstaub, des -es, plur. car. wie das vorige; im Hannöv. Duft.


Feim (W3) [Adelung]


1. Der Feim, Schaum, S. Faum.


Feim (W3) [Adelung]


2. Die Feim, die peinliche Gerichtsbarkeit, S. 1 Fehm.


Feim (W3) [Adelung]


3. Die Feim, die Mast der Buch- und Eichwälder, S. 2 Fehm.


Feim (W3) [Adelung]


4. Der Feim, oder Feimen, die Feime, S. 3 Fehm.


Feimen (W3) [Adelung]


Feimen, das Zeitwort, S. Fäumen und Fehmen.


Feimstätte (W3) [Adelung]


Die Feimstätte, S. Fehmstatt.


Fein (W3) [Adelung]


Fein, -er, -este, adj. et adv. welches unter zwey Hauptbedeutungen bekannt ist, von welchen jedoch die zweyte eine bloße Figur der ersten zu seyn scheinet. 1. Ein gutes äußeres Ansehen habend, in der gemeinen und vertraulichen Sprechart. 1) Eigentlich. Dir zu geben große und feine Städte, 5 Mos. 6, 10. Ein feines, (ganz artiges) Haus. Ein feiner Garten. Eine feine Gestalt. Besonders von der Gestalt des Gesichtes. Saul war ein feiner Mann, 1 Sam. 9, 2. Eure feineste Jünglinge, Kap. 8, 16. Moses war ein feines Kind, 2 Mos. 2, 2; welches Ebr. 11, 23 durch ein schönes Kind erkläret wird. Eine feine Dirne, Esth. 2, 7. Es ist ein feiner Knabe. Ja lockig Haar steht fein, Gell. Fein sagt in diesem Verstande weniger als schön, ungefähr so viel wie ganz artig. 2) Figürlich. (a) Reinlich, wohl gekleidet, geputzt; eine nur im Niedersächsischen übliche Bedeutung, wo sich fein machen so viel ist, als sich putzen. Im Hochdeutschen sagt man in der vertraulichen Sprechart, er trägt sich ganz fein, er geht fein gekleidet, d. i. ganz artig, dem Wohlstande gemäß. (b) Der Absicht, den Bedürfnissen gemäß, einen geringern Grad des Vorzuges auszudrucken, als viel, schön u. s. f. anzeigen würden; in der vertraulichen Sprechart. Sie kriegt nach ihres Vaters Tode einen Thaler Geld, Gell. Er hat ein feines Vermögen. Er hat ein feines Auskommen. Du schreibest einen feinen, (ganz artigen) Brief. Er hat feine Gaben. Ich war ein Kind guter Art, und habe bekommen eine feine Seele, Weish. 8, 19. Linden und Buchen, denn die haben feine Schatten, Hos. 4, 13. Ein verhungert Hühnchen fand Einen feinen Diamant, Haged. O welch ein schöner Kopf! wie fein die Miene ist! Willam. Wie mancher siegt durch eine feine Miene, Der blöder ist als Holz und Stein! Gell. Oft auch höhnisch. Eine feine Frage! Ey das wäre fein! Wie fein zerbrichst du den Tempel? Marc. 15, 29. Wie fein hast du uns bracht in ein Land u. s. f. 4 Mos. 16, 14. S. auch den folgenden Artikel. (c) Dem Wohlstande, den guten Sitten gemäß. Er ist ein recht feiner, artiger, Mensch. Es ist ein ganz feiner Mensch, Gell. Das ist nicht fein. Die feine Lebensart, die den angenommenen Gesetzen des Wohlstandes gemäß ist. Es waren viel feine Leute da, von gutem Stande und von guter Lebensart. Die feinere Welt. Ingleichen den göttlichen und menschlichen Gesetzen gemäß, wo es besonders in der adverbischen Gestalt üblich ist. Euer Ruhm ist nicht fein, 1 Cor. 5, 6. Er wandelte, das nicht fein war, 2 Chron. 21, 20. Ey, das ist weder vom Junker noch von Lieschen fein, Weiße. Ihr Männer, dieses klingt nicht fein, Gell. Der Streich mit dem Lotteriezettel ist doch keine feine Sache, ebend. In dieser ganzen ersten Bedeutung braucht man fein als ein gemildertes Lob, entweder von Dingen, die an und für sich selbst weiter nichts als ihrer Absicht gemäß sind, oder auch von vorzüglichen Sachen, wenn man ihnen aus gewissen Absichten kein höheres Lob beylegen will. 2. Zart, dünne, subtil, mit dem Nebenbegriffe des guten Ansehens oder des daran gewandten Fleißes, im Gegensatze des Groben. 1) Eigentlich. Feiner Zwirn, feines Garn, feines Tuch, feine Leinwand. Der Zeug ist sehr fein. Feines Mehl, fein geriebene Farben. Etwas zu einem feinen Pulver stoßen. Ein feiner Hut, feine Strümpfe. Ein feiner Sandstein, der aus feinen Theilen bestehet, ein feines Korn hat. Eine Sache erst aus dem Groben, und dann ins Feine arbeiten. 2) Figürlich. (a) Von fremden Zusatze gereiniget, geläutert. Feiner Zucker. Der Zucker ist nicht sehr fein. Feines Gold, feines Silber. Eine Sache wieder in das Feine bringen, figürlich sie wieder in Ordnung bringen, wofür man auch sagt, sie in das Reine bringen. (b) Aus kostbaren Materien, dergleichen feines Gold u. s. f. sind, verfertiget. Der feine Leuchter, 2 Mos. 31, 8. Der Leuchter von feinem Golde, Michael. Der feine Tisch vor dem Herren, 3 Mos. 14, 6. Im gemeinen Leben verstehet man unter feinen Waaren oft solche, die aus Gold, Silber, Seide, und andern kostbaren und theuern Materien verfertiget sind. (c) Mit Kunst und besonderm Fleiße verfertiget. Er machte das Bild mit aller Kunst auf das feinste, Weish. 14, 19. Feine Stahlarbeit. Feine Waaren, im gemeinen Leben, auch künstliche Waaren. Feine Arbeit machen, im Gegensatze der groben. In noch weiterer Bedeutung, von der besten Art, in welchem Verstande die Krämer und Kaufleute ihr sehr fein, extra-fein und super-fein, von Waaren aller Art zu gebrauchen pflegen. (d) Was nur einen Theil des Gegenstandes vorstellet, und den andern mit Wohlgefallen errathen lässet. Ein feiner Gedanke. Ich sagte es ihm auf eine feine Art, mit einer feinen Manier. Das war eine sehr feine Antwort. Ein feines Lob, ein feiner Tadel. Eine feine Politik. Feine Vergnügungen. Was die Einbildungskraft auf eine feine Art reitzet und kitzelt. (e) Fähig, auch die verborgensten Eigenschaften einer Sache zu entdecken. Ein feiner Kopf, der tief in eine Sache eindringt. Ein feiner Geschmack, der auch die kleinsten Schönheiten und Fehler empfindet. Er ist von dieser Art von Schönheit eben nicht der feinste Kenner. Ein feines Gefühl für die Ehre. (f) Geschickt, bey seinen Handlungen seine wahre Absicht zu verbergen. Es ist sehr fein. Er ist ein feiner Fuchs. Wie fein! wie lustig! In Niedersachsen nennet man einen Pietisten, so fern man ihn für einen Heuchler hält, einen Feinen.

Anm. Dieses Wort lautet in den meisten der obigen Bedeutungen im Nieders. und Dän. fiin, im Schwed. fin, im Engl. fine, im Franz. fin, im Ital. fino, im mittlern Lat. finus. Das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kommt in der ersten Bedeutung genau damit überein, daher auch die Bedeutung des guten Ansehens die erste zu seyn scheinet. Im Schwed. ist wän gleichfalls schön, im Angels. bedeutet vine geliebt, und im Wallis. gwen weiß und schön. Die Lat. vinulus und venustus, kommen genau damit überein. In den ältesten Oberdeutschen Denkmählern hat sich dieses Wort bisher noch nicht wollen finden lassen. Da die ältern und neuern Sprachen die Hauch- und Blaselaute gar oft mit einander zu verwechseln pflegen, so scheinen schön und Schein durch Vorsetzung des Zischlautes aus fein entstanden zu seyn; S. diese Wörter, ingleichen Fenster und Funke. Herr Rect. Scheller handelt in seinen Gedanken von den Eigenschaften der Deutschen Schreibart, S. 42-64 auf eilf Blättern von dem was fein Deutsch ist, wirft aber daselbst mehrere Bedeutungen dieses Wortes unter einander, von welchen doch einige von der Sprache und Schreibart nicht einmahl üblich sind.


Fein (W3) [Adelung]


Fein, adverb. welches das vorige Wort ist, aber in der vertraulichen Sprechart und im gemeinen Leben noch auf eine besondere Art gebraucht wird, für gehörig, wie es der Wohlstand, die Absicht erfordert. Daß es fein anläge auf dem Leibrocke, 2 Mos. 39, 19. Oft dienet es bloß den Nachdruck des folgenden Wortes zu verstärken, oder auch die Rede zu verlängern und ihr eine gewisse Ründe zu geben, besonders wenn es vor Bey- und Nebenwörtern stehet. Damit der Kalk fein fest halte. Seyd fein artig, fein ruhig. Fein verträglich mit einander leben. Kinder, sitzt fein stille, lernet fein fleißig. Komm fein bald wieder. Geben sie mir fein viel. Mach fein geschwinde. Mach es fein kurz. Nur fein höhnisch! Ein kleiner Feind, dieß lerne fein, Will durch Geduld ermüdet seyn, Gell.

Anm. Dieses fein kommt mit dem Lat. bene, und Franz. bien, so wohl in dem Klange als dem Gebrauche überein. Die Niedersachsen kennen es in dieser Gestalt wenig, sondern gebrauchen dafür ihr hübsch.


Feind (W3) [Adelung]


Feind, adverb. Haß empfindend, mit den Zeitwörtern seyn und werden, und der dritten Endung des Gegenstandes. Josephs Brüder wurden ihm feind, 1 Mos. 37, 4. Sennaherib war feind den Kindern Israel, Tob. 1, 18. Jedermann ist ihm feind. Sie sind einander feind, hassen einander. Ich bin keinem Dinge so feind als den Lügen.

Anm. Dieses Wort ist eigentlich ein Beywort, welches aber nur als ein Nebenwort gebraucht wird. Es ist der Sprache des täglichen Umganges am üblichsten, wo man auch den Comparativ gebraucht. Da wurden sie ihm noch feinder, 1 Mos. 37, 5. Einem spinnefeind, todtfeind seyn, drucken im gemeinen Leben einen hohen Grad des Hasses aus. Siehe das folgende.


Feind (W3) [Adelung]


Der Feind, des -es, plur. die -e, Fämin. die Feindinn. plur. die -en. 1) Eigentlich, Personen, welche im Kriege öffentliche Gewaltthätigkeiten gegen einander ausüben. Die Feinde werden geschlagen, zerstreuet, rücken an u. s. f. wo dieses Wort oft auch im Singular als ein Collectivum gebraucht wird, einen Haufen feindlicher Soldaten zu bezeichnen. Der Feind rückt an, wird geschlagen, fliehet u. s. f. Die Absichten des Feindes vereiteln. Den Feind in einen Hinterhalt locken. 2) In weiterer Bedeutung, eine Person, welche eine andere Person oder Sache hasset, ihr zu schaden sucht. Ein heimlicher Feind, ein offenbarer Feind. Sie sind Feinde, sie hassen einander. Ein abgesagter, geschworner Feind, im gemeinen Leben, der den höchsten Grad des Hasses empfindet; S. auch Todtfeind. Er ist mein Feind. Sich jemanden zum Feinde machen, ihn zum Feinde bekommen. Er macht sich durch sein schlechtes Betragen die ganze Welt zum Feinde. Sich für jemandes Feind erklären. Ein Feind vom Arbeiten, vom Trinken, vom Spielen u. s. f. Figürlich auch, wer eines andern Absichten, Willen u. s. f. vorsetzlich entgegen handelt, ihnen schadet. Ein Feind Gottes und der Tugend, Mangel und Armuth sind schreckliche Feinde der menschlichen Glückseligkeit. Stürmische Leidenschaften sind Feindinnen der Gesundheit und des Lebens, Sonnenf. 3) In der engsten Bedeutung, der Teufel, gemeiniglich mit dem Beysatze böse. Der böse Feind. Anm. Feind, bey dem Ulphilas Fijand, bey dem Kero und Ottfried Fiant, bey dem Willeram Vient, im Angels. Feond, Fynd, im Nieders. Fijnd, im Dän. Fiende, im Schwed. Fiende, im Engl. Fiend, im Isländ. Fiande, ist eigentlich das Mittelwort des veralteten Zeitwortes fian, hassen, bey den Schwäbischen Dichtern vehen, welches nur eine Figur des Angels. vigian, fechten, Vigent, Oberd. ehedem Weigant, ein Krieger, Fechter, und Wig, Vig, Krieg, Gefecht, ist, S. Fechten; so daß dieses Wort zunächst den Begriff offenbarer Gewaltthätigkeiten mit in sich fasset.


Feinden (W3) [Adelung]


* Feinden, verb. reg. act. welches noch in einigen Oberdeutschen Gegenden für hassen üblich ist, im Hochdeutschen aber außer den Zusammensetzungen Anfeinden und Verfeinden nicht mehr gehöret wird. S. das vorige.


Feindlich (W3) [Adelung]


Feindlich, -er, -ste, adj. et adv. 1. Einem Feinde ähnlich, Haß empfindend, und diesen Haß durch die That beweisend. 1) Eigentlich. Er ist sehr feindlich gegen mich gesinnet. Feindlich handeln. Sich feindlich, (als ein Feind,) gegen jemanden betragen. Einen andern feindlich angreifen, behandeln. Klage nicht immer, o Freund, von einem feindlichen Schicksal. Welches wir feindlicher noch in schwarzen Stunden uns bilden, Zach. S. Feindselig. 2) Figürlich sind bey den Mahlern feindliche Farben, welche sich nicht neben und unter einander vertragen, Farben, welche einander einen unangenehmen Anblick verursachen, oder wenn sie gebrochen werden, einen harten Ton hervor bringen. 2. Dem Feinde gehörig. Das feindliche Land, das feindliche Heer, das feindliche Lager.

Anm. Fientlih kommt schon bey dem Notker vor. Opitz gebraucht auch das im Hochdeutschen unbekannte Feindlichkeit für Feindseligkeit.


Feindschaft (W3) [Adelung]


Die Feindschaft, plur. inus. Haß, und die Neigung denselben thätig zu erweisen, die Neigung einem andern aus Übelwollen zu schaden. Feindschaft wider jemanden hegen, haben. In Feindschaft mit jemanden leben, gerathen. Sich jemandes Feindschaft auf den Hals laden, zuziehen. Eine alte Feindschaft gegen jemanden tragen. Feindschaft auf jemanden werfen. Alle Feindschaft ablegen. Er ging voller Feindschaft weg. Feindschaft unter Freunden stiften, anspinnen.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Kero Fiantskeffi, bey dem Ottfried Fiantskaf, bey dem Notker Fientscaft, bey dem Stryker Vientscaft, im Nieders. Fijendschap, im Dän. Fiendskab, im Schwed. Fiendskap.


Feindschaftlich (W3) [Adelung]


Feindschaftlich, -er, -ste, adj. et adv. der Feindschaft gemäß, Feindschaft verrathend. Ein feindschaftliches Gemüth, Betragen. Wofür aber doch feindlich oder feindselig üblicher sind.


Feindselig (W3) [Adelung]


Feindselig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Zur Feindschaft geneigt, und diese Neigung verrathend. Ein feindseliges Herz haben. Sich feindselig gegen jemanden stellen. Er sah mich sehr feindselig an. Ein feindseliges Gemüth haben. Sich feindselig gegen jemanden bezeigen. 2) * Dem Feinde gehörig, im Hochdeutschen ungewöhnlich, ob es gleich in dieser Bedeutung einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt. 3) * In leidender Bedeutung, was gehasset wird, verhaßt; doch nur im Oberdeutschen. Sich feindselig machen, verhaßt, Sir. 20, 8. Das sind feindselige Sachen.


Feindseligkeit (W3) [Adelung]


Die Feindseligkeit, plur. die -en. 1) Feindselige Gesinnung, Geneigtheit zur Feindschaft, ohne Plural. Feindseligkeit gegen jemanden hegen, Feindschaft. Feindseligkeit anspinnen. 2) Feindselige Handlungen. Er hat mir manche Feindseligkeit bewiesen. Den Anfang mit den Feindseligkeiten machen, im Kriege.


Feine (W3) [Adelung]


Die Feine, plur. car. das Abstractum des Beywortes fein, die feine Beschaffenheit einer Sache, wofür aber das folgende üblicher und anständiger ist.


Feinheit (W3) [Adelung]


Die Feinheit, plur. die -en. 1. Die feine Beschaffenheit einer Sache, ohne Plural. 1) In der ersten Hauptbedeutung des Beywortes, wo es doch nur zuweilen in der dritten figürlichen Bedeutung gebraucht wird. Die Feinheit der Lebensart. Noch mehr 2) in der zweyten Hauptbedeutung, und deren sämmtlichen Unterarten. (a) Die Feinheit des Tuches, der Leinwand, des Garnes, des Pulvers u. s. f. (b) Die Feinheit des Zuckers, des Goldes, des Silbers u. s. f. (c) Die Feinheit einer Waare, wenn sie mit besonderm Fleiße verfertiget ist. Die Feinheit des Pinsels, des Ausdruckes, bey den Mahlern, wenn der Charakter eines Gegenstandes nach allen, auch den kleinsten Zügen bezeichnet wird. (d) Die Feinheit eines Gedankens, einer Antwort, eines Lobes u. s. f. wenn nur ein Theil des Gegenstandes vorgestellet wird, und man den andern mit Wohlgefallen errathen läßt. (e) Die Feinheit des Geschmackes, dessen Vermögen auch die kleinsten Schönheiten und Fehler zu empfinden. (f) Die Geschicklichkeit, bey seinen Handlungen seine wahren Absichten zu verbergen. 2. Feine Dinge selbst, doch nur in einigen figürlichen Fällen der zweyten Hauptbedeutung, feine Gedanken, feine Züge, feine Wendungen. Ein Gedicht, ein Gemählde, welches viele Feinheiten enthält.

Anm. Im gemeinen Leben ist statt dieses Hauptwortes auch zuweilen Feinigkeit üblich, welches aber im Hochdeutschen unedel und ungewöhnlich ist.


Feinkörnig (W3) [Adelung]


Feinkörnig, -er, -ste, adj. et adv. ein feines Korn habend. Feinkörniges Schießpulver, im Gegensatze des grobkörnigen.


Feinkupfer (W3) [Adelung]


Das Feinkupfer, des -s, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten ut nom. sing. im Hüttenbaue, sehr reines Kupfer, welches auch Rosenkupfer genannt wird, weil man demselben in der Schmelzhütte die Gestalt runder unebner Platten gibt, welche den Rosen gleichen.


Feinsäulig (W3) [Adelung]


Feinsäulig, adj. et adv. ein nur in der Baukunst übliches Wort, wo es von derjenigen Säulenweite gebraucht wird, welche am angenehmsten in die Augen fällt, d. i. wenn die Säulen 6 1/2 Model von einander entfernet sind; nahesäulig, schönsäulig - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Gegensatze des fernsäulig.


Feinspitzer (W3) [Adelung]


Der Feinspitzer, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Nadlern, ein Arbeiter, welcher die aus dem Gröbsten zugespitzten Nadeln auf einer feinern Scheibe von Stahl poliret; der Besserspitzer.


Feist (W3) [Adelung]


Feist, -er, -este, adj. et adv. welches vornehmlich im Oberdeutschen für fett üblich ist, aber auch in der edlern Schreibart der Hochdeutschen gebraucht wird. Feiste Widder und Böcke, 5 Mos. 32, 14. Ihre Jungen werden feist Hiob 39, 7. Feiste Rinder, Tob. 8, 21. Der feiste Donnerstag, in der Römischen Kirche, der Donnerstag vor der Aschermittwoche, wo man noch Kuchen und Butter essen darf; Franz. Jeudi gras. In engerer Bedeutung nennen die Jäger das Fett des Rothwildbretes, welches auf dem Zimmer lieget, das Feist, oder das Weiß. Feiste Seelen, figürlich, aus Selbstgenügsamkeit kalte und unempfindliche Seelen. Ein feister (üppiger, wort- und blumenreicher) Vortrag.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried feizzit, und bey dem Notker feizt. Bey dem Kero ist feistas dick, und im Engl. und Französ. Foison Fruchtbarkeit. Es scheinet, daß es von dem alten, noch im Nieders. üblichen föden, nähren, ernähren, herkomme, S. Futtern und Vater. Das Lat. obesus, fett, - und obesare, mästen, sind genau damit verwandt, zumahl da das o in diesem Wort nicht wesentlich ist, sondern man auch mehrmahls bessus dafür findet. Im Oberd. lautet es sehr häufig nur feiß oder veiß; S. Weiß. In eben dieser Mundart wird es in allen den Fällen gebraucht, in welchen im Hochdeutschen fett üblich ist.


Feistader (W3) [Adelung]


Die Feistader, S. Fettader


Feiste (W3) [Adelung]


* Die Feiste, plur. inus. außer von mehrern feisten Dingen, die -n, die fette Beschaffenheit eines Dinges, und ein solcher fetter Körper selbst; gleichfalls nur im Oberdeutschen. Die Seele soll mir werden satt, Gleich als von Mark und süßen Feisten, Opitz Ps. 63, 3. Bey dem Notker Feizti.


Feisten (W3) [Adelung]


* Feisten, verb. reg. welches so wohl in der thätigen als mittlern Gattung im Oberdeutschen üblich ist, für feist machen und feist werden. Die Zeit des Feistens in den Wäldern, die Zeit, da die Schweine zur Mast in die Wälder getrieben werden.


Feisterling (W3) [Adelung]


Der Feisterling, des -es, plur. die -e, im Oberdeutschen, 1) eine Art Äpfel, welche groß und auf der einen Seite roth sind; um Zelle Feinsterling. Frisch muthmaßet, daß es hier für Fäusterling stehe, weil diese Äpfel die Größe einer Faust haben. 2) Eine Art großer Pilze, in der Größe eines Beckens, und in der Gestalt eines Kälbergekröses, welche oben gelb, unten aber weiß sind.


Feistjagen (W3) [Adelung]


Das Feistjagen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Jägern, ein Jagen, oder eine Jagd, welche zur Feistzeit der Hirsche angestellet wird.


Feistigkeit (W3) [Adelung]


* Die Feistigkeit, plur. inus. die feiste, d. i. fette Beschaffenheit eines Dinges, doch nur im Oberdeutschen; die Feiste.


Feistzeit (W3) [Adelung]


Die Feistzeit, plur. inus. bey den Jägern, die Zeit, wenn die Hirsche feist oder fett sind, welches im August und September zu seyn pfleget.


Felbel (W3) [Adelung]


Der Felbel, des -s, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, ut nom. sing. ein unvollkommener Sammt, dessen Aufzug Seide, der Einschlag aber Garn ist. Wir haben dieses Wort mit der Sache selbst aus Italien oder Frankreich bekommen. Im Ital. heißt der Plüsch Felpa, welches Wort wegen der zotigen, einem Felle ähnlichen Beschaffenheit dieses Zeuges so wohl, als des Plüsches und Sammtes, welcher letztere im Franz. Velours, im Ital. Velluto, im Span. Veluido, und im Engl. Velvet heißt, von dem Lat. vellus abstammet. S. Fell und Falbel.


Felber (W3) [Adelung]


Die Felber, S. Fälber.


Felch (W3) [Adelung]


Der Felch, oder die Felche, ein Fisch, S. Balche.


Feld (W3) [Adelung]


Das Feld, des -es, plur. die -er, Diminut. das Feldchen, Oberd. Feldlein. 1. Eigentlich, ein ebener Theil der Oberfläche des Erdbodens, im Gegensatze des Gebirges. 1) Im eigentlichsten Verstande, in welchem es in der Deutschen Bibel nicht selten ist. Beyde auf den Bergen und auf den Feldern, Jer. 17, 3. In das Feld, das Königthal heißet, 1 Mos. 14, 17. So auch, das Feld Moab, 4 Mos. 21, 20. Das Feld Edom, 1 Macc. 4, 15. Das Feld Ephraim und Samaria, Obadja 19. Die elysäischen Felder, der Aufenthalt der Tugendhaften nach diesem Leben, in der Mythologie der Griechen und Römer. Daß diese im Hochdeutschen jetzt größten Theils veraltete Bedeutung vermuthlich die erste und eigentliche ist, wird unten aus der Anmerkung erhellen. 2) Figürlich, werden noch in der Baukunst, bey den Holzarbeitern und in verschiedenen Lebensarten ebene mit Leisten oder auf andere Art eingefaßte Vertiefungen einer Sache Felder genannt. Dergleichen sind die Zwischenräume zwischen den Balken an den Decken der Gebäude, S. Felderdecke; die leeren Plätze einer hölzernen Wand, welche durch die Verbindung der Säulenbänder und Riegel entstehen, und auch Fächer oder Fache heißen; bey den Faßbindern, der Raum eines Fasses zwischen den Reifen; in der Wapenkunst, die Oberfläche des Schildes oder eines Theiles desselben, zum Unterschiede von den darin befindlichen Bildern, Figuren u. s. f. ein goldner Löwe im blauen Felde, welche in andern Fällen der Grund genannt wird u. s. f. Vermuthlich geschiehet es auch in dieser Absicht, daß die Seefahrer große Eisflächen in den nördlichen Gewässern Eisfelder zu nennen pflegen. 2. In figürlichem Verstande, in welchem dieses Wort unter verschiedenen, theils Erweiterungen, theils Einschränkungen üblich ist. 1) In weiterer Bedeutung, der außerhalb der Stadt, des Dorfes befindliche Theil der Oberfläche der Erdkugel, er mag nun eben oder bergig seyn, der Zwischenraum zwischen den Städten und Dörfern. In diesem Verstande werden oft alle zu einem bewohnten Orte gehörigen unbeweglichen Güter, sie mögen nun aus Getreideland, oder aus Wiesen, Wäldern, Weinbergen u. s. f. bestehen, die Flur, das Feld genannt. Das Stadtfeld. Das Lindenauer Feld. Auf freyem Felde. Das Wild und die wilden Thiere auf dem Felde, 2 Mos. 23, 11. Jer. 27, 6. Ein Rehe auf dem Felde, 2 Sam. 2, 18. Mit den Außenwerken weit ins Feld rücken. Soll in diesem Verstande ein ebener Theil der Erdfläche bezeichnet werden, so pfleget man die Beywörter flach und eben beyzufügen, wofür in der Deutschen Bibel auch Blachfeld üblich ist. Dahin gehören auch die im gemeinen Leben üblichen adverbischen und theils figürlichen Redensarten, über Feld gehen, fahren, verreisen, über Feld seyn, verreiset seyn, über Feld herkommen, 2 Sam. 11, 10, von einem fremden Orte; welche Ausdrücke doch nur von kurzen Reisen, welche sich nicht weiter, als von einem nahen Orte zum andern erstrecken, gebraucht werden. Die Sache steht noch im weiten Felde, ist noch sehr ungewiß. Seine Liebe steht noch in weitem Felde. Hier haben sie ein weites Feld vor sich, einen reichhaltigen Gegenstand, von welchem sich viel sagen lässet. Unsere Pflichten sind ein weites Feld für unsere Tugend, Gell. 2) In engerer Bedeutung, unter verschiedenen Beziehungen. (a) In Beziehung auf ein Kriegsheer, so fern es sich, wenn es thätig ist, außer den Städten in Lägern u. s. f. aufhält; ohne Plural. Zu Felde gehen. Im Frühlinge pflegen die Truppen in das Feld zu rücken, in das Feld ziehen, S. Feldzug. Der Feind getrauet sich nicht, das Feld zu halten, wenn er sich in befestigte Örter wirft. Eine Armee in das Feld stellen. Zu Felde liegen, sich zu Felde rüsten, zu Felde blasen, zum Marsche, sind im Hochdeutschen veraltet. In noch engerer Bedeutung bezeichnet es den Platz, welchen zwey Heere in der Schlacht einnehmen. Der Feind wurde aus dem Felde geschlagen. Das Feld räumen, verlieren. Das Feld behalten, behaupten, den Sieg davon tragen; im mittlern Lateine campum obtinere. (b) In Beziehung auf den Bergbau, der Theil eines Gebirges, welcher gebauet wird, oder gebauet werden kann, auch ohne Plural. Das Feld aufschließen, sich mit Kübel und Seil ins Feld legen, das Feld verfahren, es mit Strecken und Stöllen öffnen, den Bergbau in demselben anfangen. Unerschroten Feld, wo noch keine Arbeit geschehen ist. In engerer Bedeutung, der einer Zeche zum Baue eigenthümlich angewiesene Theil eines Gebirges. Sein Feld erstreckt sich so weit. Einem andern in das Feld kommen. (c) In Beziehung auf den Ackerbau, der zum Getreidebau bestimmte oder bequeme Theil der Erdfläche, im Gegensatze der Wiesen, Wälder u. s. f. ( S. Acker,) wo dieses Wort oft collective ohne Plural, oft aber, wenn mehrere einzelne Flächen dieser Art ausgedruckt werden sollen, mit dem Plural üblich ist. Das Feld bauen, es zur Hervorbringung des Getreides geschickt machen; ingleichen sich dieser Beschäftigung vorzüglich widmen, S. Bauen und Feldbau. In das Feld fahren, zu Felde fahren. Mist auf das Feld führen. Die Frucht steht noch auf dem Felde. Der Ackermann zieht zu Felde, mit dem Pfluge. Auch das Wild ziehet oder gehet zu Felde, wenn es sich aus den Wäldern auf das Getreidefeld begibt. Gebauete Felder. Die Felder liegen brache. Im gemeinen Leben bezeichnet dieses Wort auch den Ackerbau, oder Feldbau selbst. Äcker, welche man um der Nässe willen, nicht zu Felde nutzen kann, macht man zu Wiesen; S. Feldwiese. In engerm Verstande versteht man unter Feld auch das, was an andern Orten eine Art genannt wird. Funfzig Acker ins Feld haben, d. i. in jeder Art, welches, wenn drey Arten üblich sind, 150 Äcker ausmacht. Figürlich bedeutet Feld die Sache, deren man vor andern kundig ist, mit welcher man sich vor andern gern beschäftiget. Aber lassen sie mich nur erst in mein Feld kommen, Gell. Ehedem war es auch, so wie Acker, ein gewisses Feldmaß; eines veldes lanc, in dem alten Gedichte auf den h. Ano; S. Feldweges. 3) * In der weitesten Bedeutung, welche aber im Hochdeutschen veraltet ist, ein ganzes Land, eine Provinz. Und sandte es in alle Feld des Erbes Israel, Richt. 20, 6; in alle Länder Israelitischen Erbtheils, Michael.

Anm. Die meisten der bisher angeführten Bedeutungen kommen auch in den folgenden Zusammensetzungen vor. Dieses Wort lautet schon im Longobard. Feld, bey dem Ottfried und Notker Feld und Felde, bey dem Willeram Velt, im Nieders. Dän. und Schwed. Felt, im Angels. Feld, Faeld, Fild, im Engl. Field, im Esthländ. Pöld. Frisch leitet es von fällen ab, weil die Fruchtfelder durch Ausrottung der Wälder und Fällung der Bäume entstehen; Wachter von dem alten fela, Krieg führen, und dem Lat. Bellum; Ihre aber von platt, eben gleich, Isländ. fletia, eben machen, weil Feld im Angels. auch Flet lautet. Dem sey, wie ihm wolle, so scheinet der Begriff der Ebene wirklich der erste und herrschende in diesem Worte zu seyn. Im Schwed. ist Fala noch jetzt eine Ebene. Weiter wird sich die Abstammung eines so alten und so wenig veränderten Wortes mit Gewißheit wohl nicht treiben lassen, ob man gleich verschiedene wahrscheinliche Muthmaßungen anführen könnte. Das Nord. Fjäld, Field, ein jähes Gebirge, Felsenrücken, scheinet hiervon ganz verschieden zu seyn, S. Felsen. Im Phrygischen bedeutete - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, dem Hesychius zu Folge, ein Land, und Frisch beweiset, daß in den mittlern Zeiten villa und Feld oft für einander gesetzt worden, von welcher Verwechselung noch in Bielefeld, Birkenfeld, Eichsfeld und andern Nahmen von Städten und Dörfern Spuren vorhanden sind.


Feldaltar (W3) [Adelung]


Der Feldaltar, des -es, plur. die -äre, in den Römischen Kirche, ein tragbarer Altar, welchen man über Feld tragen kann, oder im Felde bey den Kriegsheeren gebraucht.


Feldameise (W3) [Adelung]


Die Feldameise, plur. die -n, eine Art rother oder schwarzer Ameisen, welche kleiner sind, als die Waldameisen, und im Getreide und auf den Wiesen bauen; Formica rubra L.


Feldampfer (W3) [Adelung]


Der Feldampfer, des -s, plur. inus. eine Art kleinen Sauerampfers, welcher mit dem größern einerley Kraft hat.


Feldandorn (W3) [Adelung]


Der Feldandorn, des -es, plur. inus. eine Art Andorn oder Roßpoley, welche auf den Europäischen Brachäckern wächset; Stachys arvensis L. Gliedkraut.


Feld-Anemone (W3) [Adelung]


Die Feld-Anemone, plur. die -n, Adonis-Blume.


Feldanger (W3) [Adelung]


Der Feldanger, des -s, plur. ut nom. sing. ein Anger zwischen zwey Feldern, ein Rain.


Feld-Apotheke (W3) [Adelung]


Die Feld-Apotheke, plur. die -n, eine Apotheke, oder der nöthige Vorrath von Arzeneyen, zum Behuf eines Kriegsheeres im Felde. Daher der Feld-Apotheker, des -s, plur. ut nom. sing. welcher derselben vorgesetzet ist.


Feldarbeit (W3) [Adelung]


Die Feldarbeit, plur. die -en, die zum Feldbaue gehörige Arbeit, so ferne sie auf dem Felde selbst geschiehet, z. B. das Pflügen, Egen, Säen, Ernten, Düngen u. s. f.


Feldart (W3) [Adelung]


Die Feldart, plur. die -en, die Art, d. i. die Eintheilung der Getreidefelder in drey Classen. Die Feldarten halten, verwechseln. S. Art.


Feld-Artillerie (W3) [Adelung]


Die Feld-Artillerie, plur. inus. die bey den Kriegsheeren im Felde nöthige Artillerie, zum Unterschiede von der in den Festungen befindlichen. Zu Wien befindet sich ein kaiserlich-königliches Feld- und Haus-Artillerie-Zeugamt, welches von dem Artillerie-Ober-Zeugamte noch verschieden ist.


Feldarzt (W3) [Adelung]


Der Feldarzt, des -es, plur. die -ärzte, ein Arzt für die Truppen im Felde; ein Feld-Medicus.


Feldbach (W3) [Adelung]


Der Feldbach, des -es, plur. die -bäche, ein Bach, welcher sein Wasser nur von dem im Felde zusammen fließenden Regenwasser erhält, folglich nicht zu allen Zeiten fließet; der Regenbach, Gießbach, Gußbach.


Feldbacken (W3) [Adelung]


Das Feldbacken, des -s, plur. inus. bey den Bäckern, das Backen und Versenden des Brotes über Feld, auf die Dörfer. Das Feldbacken ist nicht überall erlaubt.


Feldbäcker (W3) [Adelung]


Der Feldbäcker, des -s, plur. ut nom. sing. ein Bäcker für die Truppen im Felde, oder im Lager; im Oberd. der Feldbäck, des -en, plur. die -en. Daher der Feldbäckenmeister, und Ober-Feldbäckenmeister, der den Feldbäckern einer ganzen Armee vorgesetzet ist; die Feldbäckerey, der Ort, wo die Feldbäcker arbeiten, mit dem dazu nöthigen Geräthe, ingleichen das Backen des Brotes für die Truppen und die sämmtlichen dazu gehörigen Personen; der Feldbackofen u. s. f.


Feld-Batterie (W3) [Adelung]


Die Feld-Batterie, plur. die -n, eine Batterie im Felde, zum Unterschiede von einer Batterie in der Festung.


Feldbau (W3) [Adelung]


Der Feldbau, des -es, plur. car. 1) Der Bau, d. i. die Zubereitung des Feldes oder Ackers zur Hervorbringung des Getreides; der Ackerbau. Sich von dem Feldbaue nähren. Sich auf den Feldbau legen. 2) Die zum Feldbaue nöthigen Äcker oder Felder. Das Gut hat vielen Feldbau.


Feldbauer (W3) [Adelung]


Der Feldbauer, des -s, plur. die -n, an einigen Orten, ein Bauer auf ebenem Felde, zum Unterschiede von den Berg- oder Gebirgebauern.


Feldbaum (W3) [Adelung]


Der Feldbaum, des -es, plur. die -bäume, ein einzelner Baum auf dem Felde, Ezech. 17, 24. Kap. 31, 15. Besonders bey den Vogelstellern, welche ihre Leimruthen auf solchen Bäumen befestigen, da sie denn auch Plattbäume heißen.


Feldbett (W3) [Adelung]


Das Feldbett, des -es, plur. die -en, Diminut. das Feldbettchen, Oberd. Feldbettlein, ein leichtes Bett, welches sich zusammen legen lässet, dergleichen sich die Officier und andere Personen im Felde bedienen; entweder von dieser Art des Gebrauches, oder auch von falten, zusammen legen; S. Feldstuhl. Im Schwed. Fällsang.


[Adelung]

Feldbiene (W3) [Adelung]


Die Feldbiene, plur. die -n, eine Art großer, schwarzer, raucher Bienen, welche ohne Pflege auf dem Felde und in Wäldern in hohlen Bäumen wohnen; Apis agrorum L. Waldbiene, zum Unterschiede von den Gartenbienen.


Feldbirn (W3) [Adelung]


Die Feldbirn, plur. die -en, Birnen, welche ohne Pflege auf dem Felde und in den Wäldern wild wachsen; Holzbirnen, die Frucht des wilden oder Holzbirnbaumes, Pyrus Pyrastes L.


Feldblume (W3) [Adelung]


Die Feldblume, plur. die -n, eine jede Blume, welche auf dem Felde, und also wild wächset, zum Unterschiede von den Gartenblumen. In engerer Bedeutung führet auch wohl der Gänserich diesen Nahmen; S. dieses Wort.


Feldbohne (W3) [Adelung]


Die Feldbohne, plur. die -n, alle Arten von Bohnen, welche auf dem Felde gebauet werden. S. Feigbohne, Saubohne. Die kleinen Feldbohnen werden in Niedersachsen Handbohnen genannt, weil die Kinder sie, wenn sie gekocht sind, aus der Hand zu essen pflegen.


Feldbreite (W3) [Adelung]


Die Feldbreite, plur. die -n, eine Breite tragbaren Feldes, in der Landwirthschaft; in Niedersachsen ein Kamp. S. Breite 2.


Feldbrücke (W3) [Adelung]


Die Feldbrücke, plur. die -n, eine Brücke über einen Graben oder Bach auf dem Felde.


Feldbrustwehre (W3) [Adelung]


Die Feldbrustwehre, plur. die -n, die Abdachung an der Brustwehre des bedeckten Weges nach dem Felde zu; das Glacis.


Feldbusch (W3) [Adelung]


Der Feldbusch, des -es, plur. die -büsche, in der Landwirthschaft, ein Busch, d. i. kleines Gehölz von Unterholze, welches von anderm Gehölze abgesondert auf freyem Felde stehet; im Oberd. ein Feldkopf.


Feld-Casse (W3) [Adelung]


Die Feld-Casse, plur. die -n, die Casse oder der Vorrath des für die Truppen im Felde nöthigen Geldes, nebst den dazu gehörigen Personen.


Feld-Chirurgus (W3) [Adelung]


Der Feld-Chirurgus, des -gi, plur. die -gi, ein Chirurgus für die Truppen im Felde, S. Feldscherer.


Feld-Cichorie (W3) [Adelung]


Die Feld-Cichorie, S. Hindläufte.


Feld-Consistorium (W3) [Adelung]


Das Feld-Consistorium, des -storii, plur. die -staria, ein Consistorium, oder geistliches Gericht, unter welchem nicht nur die Feldprediger stehen, sondern vor welchem auch in einigen Ländern die Soldaten in geistlichen Dingen und Ehesachen Recht nehmen müssen.


Feld-Cypresse (W3) [Adelung]


Die Feld-Cypresse, plur. die -n, S. Erdkiefer. An einigen Orten ist auch der gemeine Wachholder unter diesem Nahmen bekannt.


Felddegen (W3) [Adelung]


Der Felddegen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Soldatendegen, zum Unterschiede von einem Galanterie-Degen, Studentendegen u. s. f.


Felddieb (W3) [Adelung]


Der Felddieb, des -es, plur. die -e. 1) Ein Dieb, welcher Feldfrüchte stiehlet, Fämin. die Felddiebinn, plur. die -en. Daher die Felddieberey, plur. die -en, die Dieberey welche im Felde, d. i. an den Feldfrüchten begangen wird. 2) Eine Art Sperlinge, S. Baumsperling.


Felddienstbarkeit (W3) [Adelung]


Die Felddienstbarkeit, plur. die -en, die Dienstbarkeit, welche auf den Feldern eines Gutes haftet, oder dasjenige, was die Grundstücke eines Gutes einem andern zu leisten, oder von demselben zu leiden verbunden sind; z. B. das Recht der Trift, der Wasserleitung, des Fahrweges u. s. f. über eines andern Felder.


Felddistel (W3) [Adelung]


Die Felddistel, plur. die -n, S. Haferdistel.


Feldebereis (W3) [Adelung]


Feldebereis, S. Stabwurzel.


Feldenzian (W3) [Adelung]


Der Feldenzian, des -s, plur. inus. eine Art Enzians mit vier Mahl eingeschnittenen Kronen, welche auf den Feldern und trocknen Wiesen wächset; Gentiana campestris L.


Felderbse (W3) [Adelung]


Die Felderbse, plur. die -n, Erbsen, welche auf dem Felde gebauet werden, zum Unterschiede von den Gartenerbsen; Feldschoten.


Felderdecke (W3) [Adelung]


Die Felderdecke, plur. die -n, eine in Felder, oder geometrische Figuren eingetheilte Decke eines Zimmers, welche mit erhabenen Rahmen oder Leisten eingefasset sind, zum Unterschiede von der Spiegeldecke und Plattdecke.


Feldesel (W3) [Adelung]


Der Feldesel, des -s, plur. ut nom. sing. S. Waldesel.


Feldflasche (W3) [Adelung]


Die Feldflasche, plur. die -n, blecherne Flaschen zum Wasser, welche die Soldaten im Felde, oder auf dem Marsche bey sich führen.


Feldflucht (W3) [Adelung]


* Die Feldflucht, plur. car. ein im Hochdeutschen veraltetes, im Oberdeutschen aber noch hin und wieder übliches Wort, die Desertion der Soldaten, besonders im Felde, zu bezeichnen; wofür ehedem auch die Heerflucht üblich war. Daher das eben so ungewöhnlich gewordene, der Feldflüchtige, plur. die -n, der Ausreißer, Deserteur. Feldflüchtig werden, ausreißen, desertieren. In Niedersachsen pfleget man in einem andern Verstande, Tauben, welche ihre Nahrung auf dem Felde selbst suchen, Feldflüchter zu nennen, von fliegen.


Feldfluth (W3) [Adelung]


Die Feldfluth, plur. die -en, eine Fluth, welche von dem Wasser kommt, welches sich nach einem heftigen Regen, nach einem plötzlichen Thauwetter auf dem Felde sammelt. Kleine Bäche werden von den Feldfluthen oft sehr angeschwellet.


Feldfrevel (W3) [Adelung]


Der Feldfrevel, des -s, plur. ut nom. sing. Frevel, welcher auf dem Felde, und an den auf demselben befindlichen Gewächsen begangen wird.


Feldfrucht (W3) [Adelung]


Die Feldfrucht, plur. die -früchte, Früchte, welche auf dem Felde gebauet werden, besonders das Getreide, zum Unterschiede von dem Gartenfrüchten.


Feld-Galopp (W3) [Adelung]


Der Feld-Galopp, des -es, plur. inus. der natürliche Galopp eines Pferdes, zum Unterschiede von dem erlernten oder Bahn-Galoppe.


Feldgeflügel (W3) [Adelung]


Das Feldgeflügel, des -s, plur. inus. Geflügel, welches sich auf den Feldern aufzuhalten pfleget, z. B. Trappen, Fasane, Repphühner, Wachteln, Brachvögel, Stahre u. s. f. zum Unterschiede von dem Wald- Wasser- und Raubgeflügel.


Feldgehäge (W3) [Adelung]


Das Feldgehäge, des -s, plur. ut nom. sing. das Gehäge des kleinen Wildbretes, welches sich gemeiniglich auf den Fruchtfeldern aufhält; zum Unterschiede von dem Waldgehäge.


Feldgeist (W3) [Adelung]


Der Feldgeist, des -es, plur. die -er, erdichtete Geister oder Halbgötter, welche sich auf den Feldern aufhalten sollen, und zu den Satyris der Griechen und Römer gehören. Die Feldgeister werden hüpfen. Es. 13, 21.


Feldgeräth (W3) [Adelung]


Das Feldgeräth, des -es, plur. die -e. 1) Das zum Feldbaue nöthige Geräth; das Feldgeschirr. 2) Das für die Artillerie und Truppen im Felde nöthige Geräth. In beyden Bedeutungen wird es auch als ein Collectivum ohne Plural gebraucht.


Feldgerecht (W3) [Adelung]


Feldgerecht, -er, -este, adj. et adv. welches nur im Jagdwesen üblich ist. Ein feldgerechter Jäger, der des kleinen Weidwerkes, welches sich gemeiniglich auf den Feldern aufhält, gehörig kundig ist; zum Unterschiede von dem hirsch- und holzgerechten Jäger.


Feldgerechtigkeit (W3) [Adelung]


Die Feldgerechtigkeit, plur. inus. der Gerichtszwang im Felde.


Feldgericht (W3) [Adelung]


Das Feldgericht, des -es, plur. die -e. 1) Eine Art niederer Gerichte, welche sich über die Grenzen, Felddiebereyen und andere Feldsachen erstrecket, und ehedem im freyen Felde gehalten wurde, wie an einigen Orten noch üblich ist. Diese Feldgerichte haben fast in jeder Gegend einen andern Nahmen. In Thüringen heißen sie Hägemähler, in Meißen Rügegerichte, Jahrgerichte, weil sie alle Jahr nur Ein Mahl gehalten werden, in Franken Ackergerichte, Landgerichte, an andern Orten Hubengerichte, Hofgerichte, Grundgerichte, Dinggerichte, Stabgerichte, und im ehemaligen Stifte Corvey der Großstab. 2) An einigen Orten wird auch das Kriegsgericht, besonders so fern es im Felde gehalten wird, und Verbrechen der Soldaten im Felde betrifft, das Feldgericht genannt.


Feldgeschrey (W3) [Adelung]


Das Feldgeschrey, des -es, plur. die -e. 1) Das wilde Geschrey, mit welchem sich ehedem die Soldaten im Felde zum Gefechte aufzumuntern, und den Feind zu schrecken suchten, deßgleichen noch bey den Türkischen Kriegsheeren üblich ist; ohne Plural. Da machte das Volk ein Feldgeschrey, Jos. 6, 5, 10, 16, 20. In Hrn. Michaelis Übersetzung, ein Schlachtgeschrey, Kriegsgeschrey. Der Herr wird mit einem Feldgeschrey hernieder kommen, 1 Thess. 4, 16. Bey den Gothen Haerop, sonst auch Herscal. 2) In dem heutigen Kriegswesen wird das Losungswort, woran sich die Parteyen im Felde, besonders zur Nachtzeit erkennen, und welches von der Parole noch verschieden ist, das Feldgeschrey genannt. S. Parole. Bey dem Stryker Herzaichen.


Feldgestänge (W3) [Adelung]


Das Feldgestänge, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Bergbaue, das Gestänge, oder die Stangen an einem Kunstzeuge, welche über Feld schieben müssen.


Feldglocke (W3) [Adelung]


Die Feldglocke, plur. die -n, in der Sprache der Spitzbuben, der Galgen. Ein Klöppel in der großen Feldglocke werden, gehenket werden.


Feldgraben (W3) [Adelung]


Der Feldgraben, des -s, plur. die -gräben, ein Graben in dem Felde, das Wasser von den Äckern zu leiten.


Feldgras (W3) [Adelung]


Das Feldgras, des -es, plur. inus. das Gras auf dem Felde. Sie sollen werden zu Feldgras und zu grünem Kraut, Es. 37, 27.


Feldgräserey (W3) [Adelung]


Die Feldgräserey, plur. inus. das Abschneiden des Grases auf den Feldern, zum Unterschiede von der Holzgräserey, der Gräserey auf den Rainen u. s. f.


Feldgrille (W3) [Adelung]


Die Feldgrille, plur. die -n, eine Art Grillen, welche sich auf dem Felde aufhalten; zum Unterschiede von den Hausgrillen.


Feldgut (W3) [Adelung]


Das Feldgut, des -es, plur. die -güter. 1) * Ein Landgut; welche Bedeutung im Oberdeutschen üblicher ist, als im Hochdeutschen. 2) Außer der Hofstätte eines Gutes gelegene Grundstücke an Äckern, Wiesen, Weinbergen u. s. f. werden zuweilen auch im Plural Feldgüter genannt.


Feldhase (W3) [Adelung]


Der Feldhase, des -n, plur. die -n, ein Hase, welcher sich beständig im Felde aufhält, zum Unterschiede von den Holzhasen.


Feldhauptmann (W3) [Adelung]


* Der Feldhauptmann, des -es, plur. die -leute, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, den Befehlshaber eines ansehnlichen Corps Truppen zu bezeichnen, welches noch sehr häufig in der Deutschen Bibel angetroffen wird. Bey den Österreichischen Kriegsheeren wurden die Generale von der Infanterie ehedem Feldhauptleute genannt. S. Feldoberster.


Feldhenne (W3) [Adelung]


Die Feldhenne, plur. die -n, S. Feldhuhn.


Feldherd (W3) [Adelung]


Der Feldherd, des -es, plur. die -e, bey den Vogelstellern, ein Vogelherd im Felde, zum Unterschiede von einem Waldherde.


Feldherr (W3) [Adelung]


Der Feldherr, des -en, plur. die -en, der erste und oberste Befehlshaber eines Kriegsheeres, der commandirende General, der General en Chef. In dem gemeinen Sprachgebrauche, wo man den Französischen Ausdrücken mehr Geschmack abgewonnen hat, kommt dieses Wort wenig vor, wohl aber in der edlen und anständigen Schreibart. Doch hatte Pohlen noch seinen Kron-Groß-Feldherren, und Litthauen seinen Groß Feldherren, von welchen jener einen Kron-Unter-Feldherren, dieser aber einen Unter-Feldherren unter sich hatte. Pohln. Hetmann. Die Gattinn eines Feldherren wird im Deutschen die Feldherrin genannt. Ehedem war für Feldherr im Deutschen auch Heergraf üblich.


Feldheu (W3) [Adelung]


Das Feldheu, des -es, plur. car. Heu, welches auf dem Felde gewonnen wird, zum Unterschiede von dem Wiesenheue.


Feldhirte (W3) [Adelung]


Der Feldhirte, des -n, plur. die -n, S. Feldhüther.


Feldholder (W3) [Adelung]


Der Feldholder oder Feldholunder, des -s, plur. inus. eine in einigen Gegenden übliche Benennung des Attichs; S. dieses Wort.


Feldholz (W3) [Adelung]


Das Feldholz, des -es, plur. die -hölzer, Diminut. das Feldhölzchen, Oberd. Feldhölzlein, ein kleines Gehölz, welches rings herum mit Feldern umgeben ist, und im Oberdeutschen auch ein Feldschacht genannt wird.


Feld-Hospital (W3) [Adelung]


Das Feld-Hospital, des -es, plur. die -täler, ein Hospital für kranke oder verwundete Soldaten im Felde.


Feldhuhn (W3) [Adelung]


Das Feldhuhn, des -es, plur. die -hühner, eine Art wilder Hühner von aschgrauer Farbe, welche sich auf den Feldern aufhält, und im Hochdeutschen unter dem Nahmen des Repphuhnes am bekanntesten ist; S. dieses Wort. Es wird auch Ackerhuhn genannt. Will man die Geschlechter genauer unterscheiden, so pflegt man das männliche auch wohl den Feldhahn, und das weibliche die Feldhenne zu nennen.


Feldhüther (W3) [Adelung]


Der Feldhüther, des -s, plur. ut nom. sing. ein Hüther, oder Wächter, der die Früchte im Felde vor den Dieben bewahren und bewachen muß; in Thüringen ein Flurschütz, in Baiern Flurer oder Escher, im Churkreise, der Keiler oder Keuler, an andern Orten der Feldvogt, Feldwächter, Pfändemann, Pfänder, Feldschütz, in Schwaben der Feldhirt. S. Flurschütz.


Feldhütte (W3) [Adelung]


Die Feldhütte, plur. die -n, eine im freyen Felde aufgeschlagene Hütte, z. B. der Feldhüther, der Soldaten, wenn sie sich im Winter statt der Zelter Hütten bauen u. s. f.


Feldjäger (W3) [Adelung]


Der Feldjäger, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Jäger, welcher nur mit dem kleinen Weidewerke zu thun hat, ein Hühnerfänger, Reisejäger; zum Unterschiede von dem hirschgerechten Jäger. S. Feldgehäge und Feldgerecht. 2) Bey einigen Armeen, z. B. der Preußischen, gibt es in einem andern Verstande Feldjäger, welche zwar gelernte Jäger sind, aber mehr zum Überbringen der Befehle u. s. f. als zur Jagd gebraucht werden. Daher das Feldjäger-Corps.


Feldjaspiß (W3) [Adelung]


Der Feldjaspiß, des -sses, plur. von mehrern Arten, die -sse, Jaspiß, der als Geschiebe auf und nahe unter der Oberfläche der Erde gefunden wird.


Feldig (W3) [Adelung]


Feldig, adj. et adv. Felder habend, welches aber nur in den Zusammensetzungen, dreyfeldig, vierfeldig, vielfeldig u. s. f. üblich ist, wo Feld, die Vertiefungen in der Baukunst, die Abtheilung eines Wapenschildes u. s. f. bedeutet.


Feldkanzelley (W3) [Adelung]


Die Feldkanzelley, plur. die -en, die Kanzelley, zum Behuf der Truppen im Felde und des ganzen Kriegswesens; die Feld-Kriegskanzelley.


Feldkatze (W3) [Adelung]


Die Feldkatze, plur. inus. Diminut. das Feldkätzchen, Oberd. Feldkätzlein, eine Bedeutung des Mäuseöhrchens, Myosotis L. S. dieses Wort.


Feldkeller (W3) [Adelung]


Der Feldkeller, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein im Felde gegrabener Keller. 2) Ein Behältniß, allerley Getränk in Flaschen auf der Reise und im Felde bey sich zu führen, ein Flaschenfutter.


Feldkerze (W3) [Adelung]


Die Feldkerze, plur. inus. S. Wollkraut.


Feldkessel (W3) [Adelung]


Der Feldkessel, des -s, plur. ut nom. sing. ein leichter Kessel, welchen die Soldaten im Felde mit sich führen.


Feldkirche (W3) [Adelung]


Die Feldkirche, plur. die -n, eine im freyen Felde befindliche Kirche.


Feldklette (W3) [Adelung]


Die Feldklette, plur. die -n, S. Klettenkerbel.


Feldklippe (W3) [Adelung]


Die Feldklippe, plur. die -n, eine Klippe, d. i. drey oder viereckige Münze, welche zuweilen aus Noth zur Bezahlung der Truppen im Felde geschlagen wird; die Feldmünze. S. Klippe.


Feldkloster (W3) [Adelung]


Das Feldkloster, des -s, plur. die -klöster, ein im freyen Felde befindliches Kloster, zum Unterschiede von den Klöstern in Städten.


Feldknick (W3) [Adelung]


Der Feldknick, des -es, plur. die -e, in Niedersachsen, ein Stück Feldes, welches mit Knickholz oder Buschwerk umgeben ist.


Feldknoblauch (W3) [Adelung]


Der Feldknoblauch, des -es, plur. inus. S. Ackerknoblauch.


Feldkoch (W3) [Adelung]


Der Feldkoch, des -es, plur. die -köche, ein Garkoch für die Soldaten im Felde, welcher unter dem Nahmen eines Marketenders am bekanntesten ist.


Feldkohl (W3) [Adelung]


Der Feldkohl, des -es, plur. inus. 1) Eine Art wilden Kohles, mit einer dünnen Wurzel und dünnem Stamme, welche auf den Europäischen Äckern angetroffen wird; Brassica campestris L. 2) Der Ackerrettig; Raphanus Raphanistrum L. S. Ackerrettig.


Feldkopf (W3) [Adelung]


Der Feldkopf, des -es, plur. die -köpfe, S. Feldbusch.


Feldkrankheit (W3) [Adelung]


Die Feldkrankheit, plur. die -en, Krankheiten, welchen die Soldaten im Felde vor andern unterworfen sind.


Feldkraut (W3) [Adelung]


Das Feldkraut, des -es, plur. die -kräuter. 1) Eine allgemeine Bezeichnung aller derjenigen Kräuter, welche auf den Feldern wachsen; zum Unterschiede von den Garten- Wald- und Wiesenkräutern. 2) In engerer Bedeutung führet das Erdrauch an einigen Orten diesen Nahmen; S. dieses Wort.


Feldkresse (W3) [Adelung]


Die Feldkresse, plur. inus. eine Art Kresse mit gefiederten Blättern, welche auf wässerigen Wiesen und Triften wächset; Cardamine pratensis L. Wiesenkresse, Bachmünze.


Feldkröte (W3) [Adelung]


Die Feldkröte, plur. die -n, diejenige Art Kröten, welche ihre Eyer auf dem trockenen Lande legen, Erdkröten, Gartenkröten; zum Unterschiede von den Wasserkröten.


Feldküche (W3) [Adelung]


Die Feldküche, plur. die -n. 1) Die Küche eines Feldkoches oder Marketenders. 2) Figürlich auch an einigen Orten der Schindanger; S. Feldmeister.


Feldkümmel (W3) [Adelung]


Der Feldkümmel, des -s, plur. inus. 1) Eine Art Kümmels, welche auf den Wiesen wild wächset, und daher auch Wiesenkümmel genannt wird; Carum L. 2) An vielen Orten führet auch der Quendel, Thymus Serpillum L. den Nahmen des Feldkümmels, ob er gleich mit dem Kümmel wenig Ähnlichkeit hat. S. Quendel und Kümmel.


Feldlager (W3) [Adelung]


Das Feldlager, des -s, plur. die -läger, das Lager im Felde, und der Platz, wo sich dasselbe befindet. Das Feldlager der Schafe, in der Landwirthschaft. Das Feldlager eines Kriegsheeres, wofür aber das einfache Lager üblicher ist.


Feldlattich (W3) [Adelung]


Der Feldlattich, des -es, plur. inus. 1) Ein wilder Lattich mit vertical stehenden Blättern, deren erhabener Rücken mit Dörnern bewehret ist; Lactuca Scariola L. 2) Ein anderes Sommergewächs der Europäischen Felder, welches gleichfalls als Salat gebraucht werden kann; Valeriana Locusta L. Läm- mersalat, Lämmerlattich, Sonnenwirbel, Feldrapünzchen, Feldsalat, Ackersalat, wilder Lattich, Schafmäuler, im Nieders. Foldkrepp.


Feldläufer (W3) [Adelung]


Der Feldläufer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art schwarzgelber Brachvögel, welche sich zwar in den Sümpfen aufhält, oder auch ungepflügte Felder besucht; der Ackervogel.


Feld-Lavette (W3) [Adelung]


Die Feld-Lavette, plur. die -n, Lavetten, welche zu den Kanonen im Felde gebraucht werden, zum Unterschiede von denjenigen, welche auf Schiffen und in Festungen üblich sind.


Feldlehne (W3) [Adelung]


Die Feldlehne, plur. die -n, S. Ackerlehne.


Feldlerche (W3) [Adelung]


Die Feldlerche, plur. die -n, Lerchen, welche sich auf den Getreidefeldern aufhalten, zum Unterschiede von den Heidelerchen. Sie sind grau und braunsprenklig, so groß wie eine Weindrossel, bekommen im Alter einen sehr langen Sporn, und werden auch Sanglerchen, Kornlerchen, Himmelslerchen genannt.


Feldlilie (W3) [Adelung]


Die Feldlilie, plur. die -n, (viersylbig,) eine Art wilder Lilien, mit umgebogenen Blumen, deren Kronen zurück gerollet sind, daher sie auch der Türkische Bund genannt wird; Lilium Martagon L.


Feldlinse (W3) [Adelung]


Die Feldlinse, plur. die -n, die kleinen gemeinen Linsen, welche im Felde gebauet werden; zum Unterschiede der großen, Wälschen, oder Gartenlinsen.


Feldmann (W3) [Adelung]


Der Feldmann, des -es, plur. die Feldleute, ein nur in einigen Oberdeutschen Gegenden für Ackermann übliches Wort.


Feldmannstreu (W3) [Adelung]


Die Feldmannstreu, plur. car. eine Art der Mannstreu, Eryngium campestre L. Sie wächset an den ungebaueten Örtern Europens.


Feldmarder (W3) [Adelung]


Der Feldmarder, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Marder, welche sich in den Feldern aufhält, und daselbst dem Feldgeflügel nachstellet; zum Unterschiede von dem Dach- oder Hausmarder. Jene, welche auch Wildmarder und Baummarder genannt werden, sind größer als diese, dunkler von Farbe, und haben eine gelbe Brust. S. auch Baummarder.


Feldmark (W3) [Adelung]


Die Feldmark, plur. die -en. 1) Die Mark, d. i. Grenze eines Feldes; die Feldmarkung, Markscheidung, Feldscheidung. 2) Ein ganzes zu einem Orte oder Gute gehöriges, mit seinen Marken oder Grenzen verwahrtes Feld; die Flur. Jedes Dorf hat seine Feldmark, kann deren aber auch wohl mehrere haben. Im mittlern Lat. Campi marchia.


Feld-Marschall (W3) [Adelung]


Der Feld-Marschall, des -es, plur. die -schälle, aus dem Franz. Marechal de Camp, einer der ersten Befehlshaber bey einem Kriegsheere, welchem vornehmlich die Anordnung und Sicherheit des Lagers, ingleichen die Aufsicht über den Marsch der Truppen anvertrauet ist, der aber in verschiedenen Ländern doch einen verschiedenen Rang hat. Bey der kaiserlichen Armee ist der General en Chef, oder Feldherr das Haupt; auf ihn folget der Feldmarschall, und auf diesen der Feldmarschall-Lieutenant. Bey andern Armeen steht der Feldmarschall unter dem General-Lieutenant, und bey noch andern ist er das Haupt des ganzen Kriegesheeres. In Deutschland heißen alle Feldmarschälle General-Feldmarschälle; in Frankreich aber ist ein Marechal General des Camps et des Armees du Roi weit mehr als ein Marechal de France oder Marechal de Camp welcher letztere mit unsern Deutschen General-Feldwachmeistern überein kommt. Dessen Gattinn, die Feldmarschallinn, plur. die -en.


Feldmaß (W3) [Adelung]


Das Feldmaß, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, diejenige Art des Maßes, nach welchem die Größe der liegenden Gründe, besonders der Felder bestimmt wird, das Ackermaß; zum Unterschiede von dem Wald- und Wiesenmaße.


Feldmasholder (W3) [Adelung]


Der Feldmasholder, des -s, plur. inus. S. Masholder.


Feldmaus (W3) [Adelung]


Die Feldmaus, plur. die -mäuse, eine Art Mäuse, welche sich in den Feldern aufhalten und sich daselbst Höhlen unter der Erde graben, die Ackermaus; zum Unterschiede von den Hausmäusen.


Feld-Medicus (W3) [Adelung]


Der Feld-Medicus, des -ci, plur. die -ci, S. Feldarzt.


Feldmeister (W3) [Adelung]


Der Feldmeister, des -s, plur. ut nom. sing. eine anständige, besonders bey den Handwerkern übliche Benennung des Abdeckers, weil das offene Feld seine Werkstätte ist; der Freymann, Kaviller, Meister, und in der niedrigen Sprechart der Schinder. Der Feldmeister hat Mieth- oder Halbmeister unter sich. Siehe diese Wörter.


Feldmeisterey (W3) [Adelung]


Die Feldmeisterey, plur. die -en, die Wohnung des Feldmeisters und seiner Knechte, die Kavillerey, Meisterey; ingleichen dessen Lebensart und Beschäftigung, und das Recht, selbige auszuüben.


Feldmessen (W3) [Adelung]


Das Feldmessen, des -s, plur. car. die Ausmessung und Abzeichnung der Felder, und in weiterer Bedeutung auch der Wiesen, Wälder, und ganzen Ländereyen, und die Kunst, welche solches lehret.


Feldmesser (W3) [Adelung]


Der Feldmesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein Künstler, welcher Felder und ganze Ländereyen ausmisset und in Grund leget; im Oberd. ein Untergänger, Siebner, Feldscheider, Feldschieder, im Brandenb. ein Landmesser.


Feldmeßkunst (W3) [Adelung]


Die Feldmeßkunst, plur. inus. die Kunst oder Wissenschaft, welche solches lehret, und welche ein Theil der Geometrie oder Erdmeßkunst ist.


Feldmünze (W3) [Adelung]


Die Feldmünze, plur. inus. 1) Ein Nahme, den an einigen Orten die Mentha arvensis L. führet, welche auch Kornmünze, und Teichmünze, im Nieders. aber Poggemünte, d. i. Froschmünze genannt wird. S. Ackermünze. 2) S. Feldklippe.


Feldmusik (W3) [Adelung]


Die Feldmusik, plur. inus. die bey den Soldaten übliche Musik.


Feldnachbar (W3) [Adelung]


Der Feldnachbar, des -s, plur. die -n, derjenige, dessen Feld an des andern Feld grenzet, ein Nachbar in Ansehung der Felder; zum Unterschiede von dem Dorfnachbar. Fämin. die Feldnachbarinn.


Feldnägelein (W3) [Adelung]


Das Feldnägelein, des -s, plur. ut nom. sing. oder die Feldnelke, plur. die -n, wilde Nägelein oder Nelken, welche auf den Feldern wachsen, zum Unterschiede von den Gartennelken. Besonders der Dianthus Armeria L.


Feldoberste (W3) [Adelung]


Der Feldoberste, des -n, plur. die -n, eine ehemahlige Benennung des Generals von der Cavallerie bey den kaiserlichen Armee, wofür aber jetzt der Französische Ausdruck üblich ist. Ehedem gebrauchte man dieses Wort auch in weiterer Bedeutung für Feldherr, oder für einen vornehmen Befehlshaber, der unter dem Feldherren ein besonderes Corps commandiret.


Feldobst (W3) [Adelung]


Das Feldobst, des -es, plur. inus. Obst, welches auf den Feldern, Rainen u. s. f. gebauet wird. Wildobst; zum Unterschiede von dem Gartenobste.


Feldochs (W3) [Adelung]


Der Feldochs, des -en, plur. die -en, ein Ochs, welcher zur Feldarbeit gebraucht wird; zum Unterschiede von einem Mast- oder Schlachtochsen.


Feldordnung (W3) [Adelung]


Die Feldordnung, plur. die -en, eine obrigkeitliche oder von der Gemeine selbst verabredete Ordnung in Sachen, welche den Feldbau und die Grenzen der Felder betreffen.


Feldort (W3) [Adelung]


Der Feldort, des -es, plur. die -örter, im Bergbaue, ein Ort, welcher weiter in das Feld getrieben wird. Einen Feldort treiben, daran arbeiten. S. Ort.


Feldpappel (W3) [Adelung]


Die Feldpappel, plur. die -n, die wilde Pappel, zum Unterschiede von der Gartenpappel; Malva sylvestris und rotundifolia L. S. auch Gänsepappel.


Feld-Perspective (W3) [Adelung]


Die Feld-Perspective, plur. inus. eine Art der Perspective, welche die Gegenstände auf einer ebenen Fläche fast so vorstellet, wie sie wirklich sind, und nicht so wie sie aus einer gewissen Entfernung zu seyn scheinen; die Cavallier-Perspective, Militär-Perspective. Sie wird vornehmlich in Festungsrissen gebraucht.


Feldpfau (W3) [Adelung]


Der Feldpfau, siehe Kibitz.


Feldpoley (W3) [Adelung]


Der Feldpoley, des -es, plur. inus. S. Quendel.


Feldpostamt (W3) [Adelung]


Das Feldpostamt, des -es, plur. die -ämter, ein Postamt zum Behufe einer Armee im Felde.


Feldposten (W3) [Adelung]


Der Feldposten, des -s, plur. ut nom. sing. ein Posten, welcher von einem Kriegsheere oder einem Theile desselben zu seiner Sicherheit in das Feld ausgesetzet wird; ein Vorposten.


Feldpostmeister (W3) [Adelung]


Der Feldpostmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Postmeister bey den Truppen im Felde; dessen Gattinn die Feldpostmeisterinn.


Feldprediger (W3) [Adelung]


Der Feldprediger, des -s, plur. ut nom. sing. ein Prediger bey einem Regimente Soldaten; in der niedrigern Mundart der Feldpriester, bey den Katholiken der Feld-Pater. Dessen Gattinn die Feldpredigerinn.


Feldpropst (W3) [Adelung]


Der Feldpropst, des -es, plur. die -pröpste, ein Propst, welcher die Aufsicht über die Feldprediger hat, der Oberfeldprediger. Dessen Gattinn die Feldpröpstinn.


Feld-Quartiermeister (W3) [Adelung]


Der Feld-Quartiermeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Quartiermeister für die Truppen im Felde. In Litthauen war der Feld-Quartiermeister, und in Pohlen der Kron-Feld-Quartiermeister ein Beamter für den König und das Reich.


Feldrapunzel (W3) [Adelung]


Die Feldrapunzel, plur. inus. 1) Die wilde Rapunzel, Phyteuma L. in der Schweiz Rebkressig; zum Unterschiede von der Rübenrapunzel. 2) S. Feldlattich.


Feldrauch (W3) [Adelung]


Der Feldrauch, des -es, oder die Feldraute, plur. inus. S. Erdrauch.


Feldrecht (W3) [Adelung]


Das Feldrecht, des -es, plur. die -rechte. 1) Das Recht, welches Ackerfelder genießen, zum Unterschiede von dem Garten- Wiesen- und Waldrechte; ohne Plural. Feldwiesen haben kein Wiesenrecht, sondern nur Feldrecht, sie können also nicht anders als andere Getreidefelder gehäget oder geschlossen werden. 2) Gesetze, welche in Sachen, so den Feldbau betreffen, von der Obrigkeit erlassen, oder durch den Gebrauch eingeführet worden, und deren Sammlung.


Feld-Regiment (W3) [Adelung]


Das Feld-Regiment, des -es, plur. die -er, ein Regiment, welches aus Feldsoldaten bestehet, zum Unterschiede von den Garnison-Regimentern.


Feldrichter (W3) [Adelung]


Der Feldrichter, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten, besonders auf dem Lande, ein Richter, welcher auf die Gehäge acht hat, die Gemeindegelder einnimmt u. s. f. Im Oberdeutschen ist Feldrichter so viel als Dorfrichter, zum Unterschiede von dem Stadtrichter. Ehedem wurden die Auditeurs bey den Regimentern Feldrichter und Feldschuldheiße genannt.


Feldrose (W3) [Adelung]


Die Feldrose, plur. die -n. 1) Eine allgemeine Benennung aller wild wachsenden Rosen, zum Unterschiede von den Gartenrosen, dergleichen die Weinrosen, Heckrosen u. s. f. sind. Besonders die Rosa spinosissima L. welche auch Erdrose, Dünenrose und Haferrose genannt wird. 2) Die wilde Anemone, Anemone sylvestris L. S. Anemone.


Feldroth (W3) [Adelung]


Feldroth, adj. et adv. welches von einer schlechten Art Weintrauben gebraucht wird, die den Wein nur sauer macht. Der Feldrothe, nehmlich Wein.


Feldrübe (W3) [Adelung]


Die Feldrübe, plur. die -n, eine Art Rüben, welche auch Stoppelrüben, ingleichen lange Rüben genannt werden, zum Unterschiede von den Wasserrüben und Steckrüben.


Feldrüge (W3) [Adelung]


Die Feldrüge, plur. die -n, eine Rüge oder Klage über ein Verbrechen, welches den Feldbau angehet.


Feldruthe (W3) [Adelung]


Die Feldruthe, plur. die -n, eine Ruthe, nach welcher Felder und Wiesen gemessen werden, und welche an einigen Orten noch von der Waldruthe verschieden ist.


Feldsalat (W3) [Adelung]


Der Feldsalat, des -es, plur. inus. S. Feldlattich.


Feldschacht (W3) [Adelung]


Der Feldschacht, des -es, plur. die -schächte, S. Feldholz und Schacht.


Feldschaden (W3) [Adelung]


Der Feldschaden, des -s, plur. die -schäden, der Schaden an den Feldfrüchten.


Feldschanze (W3) [Adelung]


Die Feldschanze, plur. die -n, eine jede Schanze, welche auf dem Felde aufgeworfen wird.


Feldscheider (W3) [Adelung]


Der Feldscheider, S. Feldmesser.


Feldscheidung (W3) [Adelung]


Die Feldscheidung, plur. die -en, die Scheidung oder Grenze, so wohl eines Feldes, als einer ganzen Flur.


Feldscherer (W3) [Adelung]


Der Feldscherer, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben der Feldscher, ein Barbier oder Wundarzt, so fern er bey den Truppen Dienste leistet. Daher der Compagnie-Feldscherer, der bey einer Compagnie dienet, der Regiments-Feldscherer, ein Wundarzt, welcher die Compagnie-Feldscherer des ganzen Regimentes unter seiner Aufsicht hat. In Niedersachsen werden alle Barbier oder Wundärzte mit diesem Nahmen beleget; welches ein Überrest des ehemahligen Kriegeswesens ist, wo man nach geendigtem Kriege die Truppen abdankte, da sich denn die Feldscherer in die Städte setzten und Bürger wurden. Schwed. Feltskaer. Dessen Gattinn die Feldschererinn, im gemeinen Leben Feldscherinn.


Feldscheuche (W3) [Adelung]


Die Feldscheuche, plur. die -n, eine Scheuche im Felde, die Vögel von den Feldfrüchten abzuhalten. S. Scheuche.


Feldschieder (W3) [Adelung]


Der Feldschieder, S. Feldmesser.


Feldschlacht (W3) [Adelung]


Die Feldschlacht, plur. die -en, ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, wofür das einfache Schlacht üblicher ist.


Feldschlange (W3) [Adelung]


Die Feldschlange, plur. die -n. 1) Eine Art Schlangen, welche sich auf Feldern und an trocknen Orten aufhalten, Erdschlangen; zum Unterschiede von den Wasserschlangen. 2) Eine Schlange, d. i. langes Geschütz, welches im Felde gebraucht wird; im mittlern Lat. Colubrina. Eine ganze Feldschlange oder Nothschlange schießet 18 Pfund Eisen, ist 30 Caliber lang und wiegt 50 Zentner. Eine halbe Feldschlange, welche auch nur schlechthin die Feldschlange genannt wird, schießt 9 Pfund, ist 32 Caliber lang und 30 Zentner schwer. Die Viertel-Feldschlangen sind unter dem Nahmen der Falkaunen und die halben Viertel- oder Quartier-Feldschlangen unter dem Nahmen der Falkonette am bekanntesten.


Feldschmiede (W3) [Adelung]


Die Feldschmiede, plur. die -n, eine Schmiede mit ihrem Zubehör auf einem Rüstwagen, zum Behufe der Truppen im Felde.


Feldschnecke (W3) [Adelung]


Die Feldschnecke, plur. die -n, eine Art rother, nackter Erdschnecken, welche sich auf den Feldern und Wegen aufhalten, Ackerschnecken, Landschnecken, Wegeschnecken; zum Unterschiede von den grauen Wiesen- oder Grasschnecken, und schwarzen Heide- Holz- oder Waldschnecken.


Feldschnepfe (W3) [Adelung]


Die Feldschnepfe, plur. die -n, eine Art kleiner Schnepfen, welche sich auf den Feldern aufhält, und auch Grasschnepfe und Heerschnepfe genannt wird. Weil sie sehr hoch flieget, und dabey mit ihrer Stimme die Ziegen nachahmet, so führet sie auch den Nahmen der Himmelsziege oder Himmelsgeiß, und weil sie ein schmackhafter Vogel ist, den Nahmen der Herren- oder Fürstenschnepfe. Bey den Jägern ist sie unter dem Franz. und Ital. Nahmen Beccasse und Beccassine bekannt.


Feldschön (W3) [Adelung]


Feldschön, -er, -ste, adj. et adv. welches in Niedersachsen am bekanntesten ist, in der Ferne schön. Ein Frauenzimmer heißt feldschön, wenn sie in der Ferne besser aussiehet, als in der Nähe; wofür man in Meißen sagt, sie fernet.


Feldschöppe (W3) [Adelung]


Der Feldschöppe, des -n, plur. die -n, der Schöppe oder Besitzer eines Feldgerichtes; im Oberdeutschen auch wohl zuweilen so viel als ein Dorfschöppe.


Feldschoten (W3) [Adelung]


Die Feldschoten, sing. inus. gemeine Schoten oder Schotenerbsen, welche auf dem Felde gebauet werden; zum Unterschiede von den Gartenschoten.


Feldschreiber (W3) [Adelung]


Der Feldschreiber, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Oberdeutschen Gegenden die Benennung eines Regiments-Secretärs.


Feldschuldheiß (W3) [Adelung]


Der Feldschuldheiß, des -en, plur. die -en, eben daselbst, die Benennung eines Auditeurs, S. Feldrichter.


Feldschuppen (W3) [Adelung]


Der Feldschuppen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schuppen, d. i. ein Gebäude ohne Wände mit einem Dache, im Felde, das Getreide darunter zu legen; eine Wetterhütte, im Hollsteinischen ein Berg.


Feldschütz (W3) [Adelung]


Der Feldschütz, des -en, plur. die -en, ein Schütz, d. i. Wächter der Feldfrüchte, S. Feldhüther und Flurschütz. Ehedem pflegte man auch die Büchsenmeister, Constadler und Kanonier Feldschützen zu nennen.


Feldschwamm (W3) [Adelung]


Der Feldschwamm, des -es, plur. die -schwämme, eine Benennung des Champignons, zum Unterschiede von den Waldschwämmen. S. Champignon.


Feldsiech (W3) [Adelung]


Feldsiech, adj. et adv. S. Aussatz.


Feldsoldat (W3) [Adelung]


Der Feldsoldat, des -en, plur. die -en, ein Soldat, der im Felde dienet, zum Unterschiede von Stadtsoldaten, und solchen, welche nur in Besatzungen gebraucht werden.


Feldsperling (W3) [Adelung]


Der Feldsperling, des -es, plur. die -e, ein koffeebrauner Sperling, welcher sich im Felde aufhält; zum Unterschiede von den Haus- und Rohrsperlingen.


Feldspinat (W3) [Adelung]


Der "Feldspinat", des -es, plur. inus. eine Art des Gänsefußes mit dreyeckigen pfeilförmigen Blättern, wie der Spinat, welche auch "stolzer Heinrich", ingleichen "guter Heinrich" genannt wird; "Chenopodium Bonus Henricus L."


Feldspinne (W3) [Adelung]


Die Feldspinne, plur. die -n, eine Art Spinnen mit sehr langen Füßen, deren Augen im Dreyecke stehen, und welche ihr Gespinst auf freyem Felde machen; zum Unterschiede von den Haus-Garten- und Kellerspinnen.


Feldstein (W3) [Adelung]


Der Feldstein, des -es, plur. die -e. 1) Steine, welche in und auf den Feldern gefunden werden, zum Unterschiede von den Bruchsteinen, gebrannten Steinen u. s. f. 2) Ein Grenzstein, welcher die Grenzen der Felder bezeichnet.


Feldstück (W3) [Adelung]


Das Feldstück, des -es, plur. die -e. 1) Kleine, leichte Stücke, d. i. Kanonen, welche der Armee leicht im Felde folgen können; zum Unterschiede von den Batterie-Stücken. 2) Ein Gemählde, welches ein Feld, d. i. eine ländliche Gegend vorstellet; ein Landschaftsstück.


Feldstuhl (W3) [Adelung]


Der Feldstuhl, des -es, plur. die -stühle, ein Stuhl, welcher sich zusammen legen lässet, und daher leicht im Felde und auf Reisen zu gebrauchen ist; im Schwed. Faellstol. Es scheinet, daß die erste Hälfte dieses Wortes nicht so wohl Feld, campus, sey, als vielmehr von Falte, falten, herkomme; indem ein solcher Stuhl in dem mittlern Lateine häufig Faldao, Faldistorium, Faldestolium, Faudestola u. s. f. genannt wird, wovon die Franzosen noch ihr Fauteil für einen Armsessel haben.


Feldsucht (W3) [Adelung]


Die Feldsucht, plur. inus. S. Aussatz.


Feldtaube (W3) [Adelung]


Die Feldtaube, plur. die -n, Tauben, welche in das Feld fliegen, ihre Nahrung zu suchen, Flugtauben, in Nieders. Feldflügter; zum Unterschiede von den Haus- und Stubentauben.


Feldteich (W3) [Adelung]


Der Feldteich, des -es, plur. die -e, ein Teich, auf dem Felde; zum Unterschiede von den Wald- und Gartenteichen.


Feldteufel (W3) [Adelung]


Der Feldteufel, des -s, plur. ut nom. sing. erdichtete Teufel, welche sich auf den Feldern aufhalten sollen, und mit den Faunen der Alten überein kommen. Ein Feldteufel wird dem andern begegnen, Es. 34, 14.


Feldthier (W3) [Adelung]


Das Feldthier, des -es, plur. die -e, ein nur in der Deutschen Bibel übliches Wort, wilde Thiere zu bezeichnen; zum Unterschiede von den zahmen oder Hausthieren.


Feldtrompete (W3) [Adelung]


Die Feldtrompete, plur. die -n, eine Trompete, welche bey den Kriegsheeren, besonders bey der Reiterey gebraucht wird; ehedem das Heerhorn. Daher der Feldtrompeter, des -s, plur. ut nom. sing. der sie bläset, zum Unterschiede von den Hoftrompetern, Stadttrompetern u. s. f.


Felduhr (W3) [Adelung]


Die Felduhr, plur. die -en, eine ehemahlige Art großer Taschenuhren, deren sich die Generals im Felde bedieneten.


Feldulme (W3) [Adelung]


Die Feldulme, plur. die -n, der gemeine Ulmbaum, zum Unterschiede von dem Amerikanischen; S. Ulmbaum.


Feldung (W3) [Adelung]


Die Feldung, plur. die -en, das Feld, besonders so fern dadurch eine ebene vertiefte eingefaßte Fläche angedeutet wird. Die Feldung an einer Decke, an einer Thür.


Feldvogel (W3) [Adelung]


Der Feldvogel, des -s, plur. die -vögel, Vögel, welche sich gewöhnlich auf den Feldern aufhalten, zum Unterschiede von den Waldvögeln, Strandvögeln, Wasservögeln u. s. f.


Feldvogt (W3) [Adelung]


Der Feldvogt, des -es, plur. die -vögte. 1) An einigen Orten, ein Aufseher oder Wächter über die Feldfrüchte; S. Feldhüther und Flurschütz. 2) An andern Orten sind die Feld- oder Stoppelvögte, Aufseher, welche über die Fröhner im Felde bestellet werden; daher denn der Hofmeister eines Gutes an vielen Orten gleichfalls Feldvogt genannt wird; S. Hofmeister.


Feldwache (W3) [Adelung]


Die Feldwache, plur. die -n, oder die Feldwacht, plur. die -en. 1) Überhaupt eine jede Wache, welche im Felde veranstaltet wird, und die Person, welche solche verrichtet. 2) In engerer Bedeutung ist die Feldwache ein Corps Truppen, welches außerhalb der Linien des Lagers im Felde die Wache versiehet, und hin und wieder Feldposten ausstellet; zum Unterschiede von der Lagerwache.


Feldwächter (W3) [Adelung]


Der Feldwächter, die -s, plur. ut nom. sing. S. Feldhüther und Flurschütz.


Feldwachtmeister (W3) [Adelung]


Der Feldwachtmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein Stabs-Officier, welcher zunächst die Aufsicht über die Feldwachen hat, aber unter dem Nahmen eines Majors am bekanntesten ist. In Pohlen und Litthauen war der Feldwachtmeister ein vornehmer Beamter für den König und das Reich. Dessen Gattinn die Feldwachtmeisterinn. S. General-Feldwachtmeister.


Feldwake (W3) [Adelung]


Die Feldwake, plur. die -n, Waken, welche auf den Feldern angetroffen werden, große Feldsteine, besonders wenn sie aus mehrern Steinarten zusammen gesetzt sind; S. Wake.


Feldwanze (W3) [Adelung]


Die Feldwanze, plur. die -n, eine Art sehr großer Wanzen mit vier Flügeln, welche den Haus- und Bettwanzen am Gestanke gleich kommt, empfindlich beißet, und sich in den Wäldern, Feldern und Gärten aufhält; die Gartenwanze, Baumwanze, S. dieses letztere. In Österreich Gacheln.


Feldwasser (W3) [Adelung]


Das Feldwasser, des -s, plur. von mehrern Quantitäten, ut nom. sing. Wasser, welches sich auf den Feldern sammelt, und ein Bach, der aus solchem Wasser entstehet. S. Feldbach.


Feldweg (W3) [Adelung]


Der Feldweg, des -es, plur. die -e, ein Weg, der nicht für Reisende bestimmt ist, sondern nur zum Behufe des Ackerbaues über die Felder gehet; zum Unterschiede von dem Landwege, Holzwege u. s. f.


Feldweges (W3) [Adelung]


* Das Feldweges, subst. indeclin. ein im Hochdeutschen wenig mehr gebräuchliches Wort, das Längenmaß der Alten, welches Stadium genannt wurde, und 125 geometrische Schritte hielt, damit auszudrucken, welches noch sehr oft in der Deutschen Bibel vorkommt. Feld hat hier die alte schon oben bemerkte Bedeutung eines Maßes, daher man dieses Wort richtiger ein Feld Weges schreiben sollte, so wie man im gemeinen Leben eine Meile Weges sagt. Sechzig Feldweges, Luc. 24, 13; besser sechzig Feld Weges.


Feldwehre (W3) [Adelung]


Die Feldwehre, plur. die -n, Landwehre.


Feldweide (W3) [Adelung]


Die Feldweide, plur. inus. die kriechende Erdweide; Salix incubacea L.


Feldwicke (W3) [Adelung]


Die Feldwicke, plur. die -n, die gemeinen Wicken, welche auf dem Felde gebauet werden, zum Unterschiede von den Gartenwicken.


Feldwiese (W3) [Adelung]


Die Feldwiese, plur. die -n, in der Landwirthschaft, ein Feld, welches um der Nässe willen zu Wiesen gemacht wird, und daher kein Wiesenrecht, sondern nur Feldrecht hat, daher es auch nicht anders als ein Feld gehäget oder geschlossen werden kann; die Ackerwiese.


Feldwinde (W3) [Adelung]


Die Feldwinde, plur. die -n, die auf den Feldern wild wachsende Winde, Convolvulus arvensis L. zum Unterschiede von der Gartenwinde.


Feldwurm (W3) [Adelung]


Der Feldwurm, des -es, plur. die -würmer, eine in einigen Gegenden übliche Benennung der Regenwürmer.


Feldzaun (W3) [Adelung]


Der Feldzaun, des -es, plur. die -zäune, ein Zaun, welcher die Felder von einander scheidet.


Feldzehente (W3) [Adelung]


Der Feldzehente, des -n, plur. die -n, der Zehente, welcher von den Feldfrüchten gegeben wird, zum Unterschiede von dem Gartenzehenten, Holzzehenten, Viehzehenten u. s. f.


Feldzeugmeister (W3) [Adelung]


Der Feldzeugmeister, des -s, plur. ut nom. sing. ein vornehmer Kriegsbedienter, welcher die Aufsicht über das schwere Geschütz bey einem Feldzuge hat; ein General von der Artillerie. Dessen Gattinn die Feldzeugmeisterinn. Ehedem begriff man nicht nur das Geschütz, sondern auch alle Kriegesgeräthschaften unter dem Nahmen des Feldzeuges.


Feldzug (W3) [Adelung]


Der Feldzug, des -es, plur. die -züge, der Zug der Truppen in das Feld, und ihre Unternehmungen in demselben, im Gegensatze des Aufenthaltes in den Städten. Sich zu dem Feldzuge rüsten. Den Feldzug antreten. Einem Feldzuge beywohnen. Den Feldzug beschließen. Ehedem Heerzug, Heerfahrt, in den Florentinischen Glossen Herivart, in den Würzburgischen Glossen Fuorfart.


Feldzwiebel (W3) [Adelung]


Die Feldzwiebel, plur. die -n, S. Ackerzwiebel.


Felge (W3) [Adelung]


Die Felge, plur. die -n, von dem folgenden Verbo felgen. 1) Was umgewendet wird, oder umgewendet werden soll; in welchem Verstande dieses Wort nur noch in der Landwirthschaft Ober- und Niedersachsens von demjenigen Acker üblich ist, welcher gefelget worden, oder gefelget werden soll. In die Felge wird nicht sogleich Korn, sondern Gerste und Hafer gesäet. Damit die Felge ausliegen und die Stoppeln faulen können. 2) Was sich umdrehet, oder eine krumm gebogene Gestalt hat. Besonders werden die krumm gearbeiteten Stücke Holz, woraus der Zirkel eines Rades bestehet, Felgen genannt. Bey den Fleischern führen diesen Nahmen auch die hölzernen oder beinernen Ringe, über welche sie die Öffnung eines leeren Darmes spannen, wenn sie Würste machen.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. Falge, Felge, im Dän. Falge, im Engl. Felly, im Ital. Volga, und Gavello. In den Florentinischen Glossen ist Felgh die Biegung, und im Angels. bedeutet Fealga, eine Ege. S. das folgende.


Felgen (W3) [Adelung]


Felgen, verb. reg. act. 1) Umwenden, wo es nur noch in der Landwirthschaft gebraucht wird. Den Acker felgen, ihn nach der Ernte zur Sommersaat seichte umreißen, welche Arbeit auch stürzen und stoppeln genannt wird. S. Felge 1. 2) Ein Rad felgen, es mit Felgen versehen, bey den Wagnern. S. Felge 2. So auch die Felgung.

Anm. Felgen gebraucht schon Ottfried in figürlichem Verstande für verändern. Es gehöret zu dem Geschlechte der Wörter Welle, wälzen, volvere u. s. f. Im Angels. bedeutet walwian, im Schwed. faella, im Ital. volgere, und im Engl. to wallow, umdrehen. Im Angels. ist Hweol, im Engl. Wheel, im Holl. Wiel, im Isländ. Huel, im Schwed. Hiul, im Friesischen Fial und Weel, ein Rad. S. Welle, Wälzen, Falk.


Felgenhauer (W3) [Adelung]


Der Felgenhauer, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, eine Benennung des Wageners, Rademachers oder Stellmachers, weil die Verfertigung der Felgen eines Rades eine seiner vornehmsten Arbeiten ist.


Fell (W3) [Adelung]


Das Fell, des -es, plur. die -e, Diminut. das Fellchen. 1. * Überhaupt alles, was einer Sache zur Decke dienet, womit sie bedecket ist; in welchem, nunmehr veralteten, Verstande ehedem verschiedene, besonders kostbare Arten von Kleidern, z. B. purpurne Kleider, Phelle genannt wurden. In diesem Sinne gebraucht noch Stryker dieses Wort: Von almerischen (Armenischen) seiden Truech man reiche phelle dar, Die waren schone goltvar, Kap. 13. Abschn. 9. Im Dithmarsischen ist Peel noch jetzt ein kostbarer Hauptzierath der Weiber. Auch bey den Schwäbischen Dichtern ist Pfellot und im Schwed. Pell eine Art kostbaren seidenen Zeuges. 2. Im engern und noch jetzt üblichen Verstande bezeichnet dieses Wort die natürliche Decke der Thiere, die Haut, und zwar 1) in der weitesten Bedeutung, in welcher es nur in der niedrigen Sprechart gebraucht wird. Einem das Fell gerben. Ihm das Fell über die Ohren ziehen. Es steckt zwischen Fell und Fleisch. 2) Am häufigsten mit einigen Einschränkungen. (a) Häute von Thieren, welche noch mit ihren Haaren, und Häute von Vögeln, welche noch mit Federn versehen sind, werden Felle genannt. So sagt man ein Seehundfell, ein Schwanenfell, ein Kalbfell, Lammfell, Tiegerfell, Wolfsfell, Hasenfell u. s. f. Hingegen nennen die Kürschner und Jäger bloß die kleinen Thierdecken, welche nicht abgestreifet werden, Felle, zum Unterschiede von den Bälgen und Häuten. (b) In vielen Fällen werden aber auch gegärbte und ihrer Haare beraubte Thierdecken mit dem Nahmen der Felle beleget. Im gemeinen Leben nennet man die Decken der kleinern Thiere Felle, der größern aber Häute. Ein Kalbfell, Lammfell, Schaffell, Ziegenfell, Bockfell, Hundsfell u. s. f. aber eine Pferdehaut, Ochsenhaut, Kuhhaut. Die Jäger nennen alle Thierdecken, welche abgestreifet werden, Bälge, die übrigen aber Häute, ausgenommen die Haut der Rehe, welche kunstmäßig ein Rehfell heißet. S. Balg und Haut. In Schurzfell stehet es für Leder. Wie ferne Fell und Leder unterschieden sind, ist unter den Kürschnern, Schustern und Gärbern mehrmahls gestritten worden; woraus wenigstens der noch sehr unbestimmte Sprachgebrauch in Ansehung dieser Wörter erhellet. 3. Figürlich. 1) Verschiedene Arten von Häuten, wenn sie gleich nicht zur thierischen Decke dienen. Dergleichen sind das Zwerchfell. S. dieses Wort. Das Fell im Auge, ein unnatürliches Häutchen, welches über dem gemeinschaftlichen Häutchen entstehet, die durchsichtige Haut oder den Stern des Auges bedeckt, und das Sehen verhindert; im gemeinen Leben der Hank. Wenn es weiß aussiehet und einem Nagel gleichet, so wird es ein Nagel genannt. 2) In den niedrigen Sprecharten eine liederliche, verächtliche Person weiblichen Geschlechtes. Ein altes Fell, ein liederliches Fell.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Ottfried Fell, im Nieders. und Schwed. gleichfalls Fell, im Angels. Felle, im Engl. Fell und Pelt, im Lat. Pellis und Vellus, bey dem Ulphilas Fill. So alt dieses Wort auch ist, so scheinet es doch sehr wahrscheinlich von einem alten Zeitworte felen abzustammen, welches so wohl active bedecken, als auch in der Mittelgattung bedeckt, verborgen seyn bedeutete, und wovon noch viele Sprachen Überbleibsel aufzuweisen haben. Dahin gehören das Schwed. fela, das Nordengl. feal, das Goth. filhan, das Lat. velare, und das Hebr. bala, bedecken, das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, verborgen seyn, nebst dem davon abgeleiteten - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, die Baumrinde, velum, pallium, palla u. s. f. S. auch Fehlen, Fillen, Kafiller, Pelz, Fließ, Wolle u. s. f.


Felleisen (W3) [Adelung]


Das Felleisen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Sack von Fellen oder Leder, welcher mit Eisen verwahret ist, allerley Geräthschaften auf der Reise darin zu verwahren; ein "Ranzen", "Ränzel", im Oberd. ein Wadsack. Es fehlen jetzt zwey Felleisen aus Holland, zwey reitende Posten, weil die Briefe in Felleisen verwahret werden.

Anm. Viele haben geglaubt, daß dieses Wort aus Fell und Eisen zusammen gesetzet sey, weil diese Art des Sackes jetzt nicht nur aus Fellen bereitet, sondern auch wirklich mit Eisen verwahret wird. Da aber dieses Wort im Ital. Valigia, im Franz. Valise, im Altfranz. Fouillouse, und im mittlern Lat. Vallegia lautet, so haben es andere mit mehrerm Rechte daher geleitet, ungeachtet die Abstammung auch dieser Wörter noch dunkel ist; es müßte sich denn beweisen lassen, daß sie aus dem Deutschen Worte verderbt worden. Ihre hält es für ein Gothisches Wort, welches aus Wad, Gewand, Kleider, und Laesa, einschließen, zusammen gesetzt sey. S. Wadsack. In den 1501 zu Rom gedruckten Deutsch-Ital. Vocabul. wird le Valise durch Falis übersetzt, in einer handschriftlichen Übersetzung der Sprichwörter Salomonis von 1400 aber bedeutet Valeis einen Beutel. Im Französ. werden die Tonnen in den Fahrwassern Balises genannt.


Fellgar (W3) [Adelung]


Fellgar, adj. et adv. bey den Kürschnern, so gar, als ein Kürschnerfell den Regeln nach seyn muß.


Fellnapper (W3) [Adelung]


Der Fellnapper, des -s, plur. ut nom. sing. eine verächtliche Benennung derjenigen Weißgärber, welche nicht in ihren Werkstätten bleiben, sondern mit Fellen hausiren gehen, und auch Schotten genannt werden.

Anm. Die letzte Hälfte dieses Wortes ist unstreitig das Holländ. nypen und Nieders. nobben, rupfen, zupfen, schaben: S. Kneipen, Schnabel. Im Nieders. ist Nobbe, im Engl. Nap, im Angels. Hnoppa, Knötchen von Wolle oder Haaren. S. Knopf und Fettnoppen.


Fellriß (W3) [Adelung]


Das Fellriß, des -sses, plur. inus. eine Benennung verschiedener Pflanzen, welche wegen ihrer guten Wirkung wider die Felle der Augen in Ansehen stehen. 1) Der Rosenpappel, Alcea rosea L. 2) Der Sigmarswurz oder Augenpappel, Malva Alcea L. 3) Der Wurzel des Löwenzahnes oder Mönch- kopfes, Leontodon Taraxacum L. welche auch Augenwurzel genannt wird. 4) Des Hypecoon Casp. Bauh. Clus. und Raii, welches unter dem Nahmen Römischen Fellrisses bekannt ist.


Fellschmitzer (W3) [Adelung]


Der Fellschmitzer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Färber, welcher sich vornehmlich mit dem Färben der Felle und des Leders beschäftiget; ein Lederschmitzer. S. Schmitzen.


Fellschürling (W3) [Adelung]


Der Fellschürling, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, ein Fell von einem Schafe, welches bald nach der Schur geschlachtet worden oder gestorben ist, da die Wolle noch nicht die gehörige Länge hat.


Fellwerk (W3) [Adelung]


Das Fellwerk, des -es, plur. inus. ein wenig gebräuchliches Wort für Rauchwerk, welches noch 3 Mos. 13, 52. vorkommt.


Felouque (W3) [Adelung]


Die Felouque, (sprich Felukke) plur. die -n, nach dem Franz. Felouque, oder die Felucke, nach dem Ital. Felucca, eine Art schmaler und leichter Barken mit Segeln und Rudern, welche zehn bis dreyzehn Personen führet, sich nicht vom Ufer entfernet, und im Mittelländischen und Adriatischen Meere üblich ist.


Fels (W3) [Adelung]


Der Fels, des -es, plur. die -en, S. das folgende.


Felsen (W3) [Adelung]


Der Felsen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine große Steinmasse, sie mag nun unter der Oberfläche der Erde befindlich seyn, oder in Gestalt eines Berges über dieselbe hervor ragen. Im Graben kommt man oft gar bald auf den Felsen. Durch starke Überschwemmungen wird oft der Felsen entblößet. Sein Haus auf einen Felsen bauen. Wenn diese unter der Erde befindliche Steinmasse gemeinet ist, so wird der Plural nur selten gebraucht; wohl aber, wenn einzelne über der Erdfläche hervor ragende Steinmassen dieser Art bezeichnet werden sollen. Ein steiler, jäher, schroffer Felsen. Die Schweiz ist mit hohen Felsen umgeben. S. Klippe, Schere. 2) In engerer Bedeutung begreifet man nur diejenigen großen Steinmassen unter dem Nahmen der Felsen, welche der Bergmann Ganggebirge zu nennen pfleget, und welche wakig, hornsteinig, quarzig, spathartig, sandartig, kalkartig, jaspißartig, porphyrartig u. s. f. sind. In diesem Verstande nennet der Bergmann alle taube Gänge, von welchen das Erz bereits geschieden ist, Felsen.

Anm. 1. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort auch der Fels, des -es, plur. die -en, welche Form in der Deutschen Bibel häufig vorkommt, auch noch in der höhern Schreibart der Hochdeutschen gebraucht wird. Den Fels schlagen, 2 Mos. 17, 6. Mit dem Fels reden, 4 Mos. 20, 8. Auf dem Fels erwürgen, Richt. 7, 21. Doch kommt auch die gewöhnliche Form mehrmahls vor; z. B. 2 Chron. 25, 12, die Spitze eines Felsens. In den Zusammensetzungen sind beyde Formen üblich.

Anm. 2. Im mittlern Lat. bedeutet Falesia, und im Franz. Falaise und Fall, einen hohen Felsen am Ufer des Meeres; im Schwed. und Isländ. ist Fjäll ein Felsen, und im Griech. bedeutete - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ein Gebirge, und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - hoch. Man hat auch in den verwandten Sprachen mehrere Spuren, daß Fal und Bal ehedem hoch bedeutet habe. Allein es stehet immer noch zu untersuchen, ob mit dem Worte Fels nicht vielmehr auf die Masse, als auf die Höhe gesehen worden. Kero gebraucht für Fels Steine; bey dem Ottfried hingegen bedeutet Felisa einen Stein, Grabstein, und die Mäurer im Hannöverischen nennen alle Feldsteine von mittelmäßiger Größe Felsen. S. Fliese.


Felsenader (W3) [Adelung]


Die Felsenader, plur. die -n, bey den ältern Oberdeutschen Ärzten eine Benennung der Adern unter den Armen.


Felsenbein (W3) [Adelung]


Das Felsenbein, des -es, plur. die -e, in der Anatomie, das Schlafbein, oder Steinbein, vermuthlich wegen seiner Härte, S. Schlafbein.


Felsenbock (W3) [Adelung]


Der Felsenbock, des -es, plur. die -böcke, Fämin. die Felsenziege, plur. die -n, eine allgemeine Benennung derjeni- gen Thiere des Bockgeschlechtes, welche sich auf den Felsen aufhalten, dergleichen der Steinbock, die Gemse, u. a. m. sind.


Felsenfisch (W3) [Adelung]


Der Felsenfisch, des -es, plur. die -e, ein dunkelbrauner Seefisch, welcher an den Küsten von Peru und Chili gefangen wird, und eine Art des Stockfisches ist; Franz. Tatonneur, Span. Baacalao.


Felsenfohre (W3) [Adelung]


Die Felsenfohre, plur. die -n, S. Alpenkiefer und Fichte.


Felsenhart (W3) [Adelung]


Felsenhart, adj. et adv. so hart, wie ein Felsen, sehr hart. Daher die Felsenhärte, plur. car. ein hoher Grad der Härte.


Felsenkluft (W3) [Adelung]


Die Felsenkluft, oder die Felskluft, plur. die -klüfte, eine Kluft in einem Felsen. Ich will dich in der Felsenkluft lassen stehen, 2 Mos. 33, 22. Auf daß er möge in die Steinritzen und Felsenklüfte kriechen, Es. 2, 21. S. Felsenritze.


Felsenritze (W3) [Adelung]


Die Felsenritze, oder Felsritze">, plur. die -n, eine Ritze, oder kleine Kluft in einem Felsen.


Felsenrose (W3) [Adelung]


Die Felsenrose, plur. die -n, eine Benennung der Cisten-Rose, besonders der rauchen, Cistus villosus L. weil sie gern an felsigen Orten des südlichen Europa wächset.


Felsenschwalbe (W3) [Adelung]


Die Felsenschwalbe, plur. die -n, bey den neuern Schriftstellern des Thierreiches, eine Art kleiner bunter Schwalben an den Küsten von Coromandel, welche ihre Nester, die für eine schmackhafte Speise gehalten werden, aus einer zähen Materie verfertiget, und sie an die Felsen und Klippen befestiget; Hirundo Sinensis nido eduli Klein.


Felsenstein (W3) [Adelung]


Der Felsenstein, S. Felsstein.


Felsenstrauch (W3) [Adelung]


Der Felsenstrauch, des -es, plur. die -sträuche, ein Strauch, welcher auf den unfruchtbarsten Felsen so wohl in Portugall als dem nördlichsten Europa wächset; Empetrum L. Beerheide, Affenbeere. Die eine Art bringt weiße, (Empetrum album,) die andere aber schwarze Beeren (Empetrum nigrum,) daher sie auch Krähenbeere, Schwed. und Dän. Kragebär, genannt wird. S. Affenbeere.


Felsentaube (W3) [Adelung]


Die Felsentaube, plur. die -n, eine Art Tauben, welche die Felsen bewohnet; Columba rupicola Klein.


Felsenwand (W3) [Adelung]


Die Felsenwand, plur. die -wände, die jähe Seite eines Felsens, und ein solcher jäher Felsen selbst. Hier steh ich an dem Saum einer Felsenwand und seh ins niedere Thal, Geßn.


Felsenwerk (W3) [Adelung]


Das Felsenwerk, des -es, plur. inus. in dem Hüttenbaue, gepochte oder zerstoßene Steine, wovon das Erz bereits geschieden ist; Pochmehl.


Felsenziege (W3) [Adelung]


Die Felsenziege, plur. die -n, S. Felsenbock.


Felsicht (W3) [Adelung]


Felsicht, -er, -ste, adj. et adv. dem Felsen ähnlich, nach Art eines Felsens. Ein felsichtes Gebirge. S. -Icht.


Felsig (W3) [Adelung]


Felsig, -er, -ste, adj. et adv. Felsen habend. Ein felsiges Land. S. -Ig.


Felsklippe (W3) [Adelung]


Die Felsklippe, plur. die -n, die Klippe, d. i. steile Spitze eines Felsens. Die ihr schlachtet die Rinder an den Bächen unter den Felsklippen, Es. 57, 5. S. Klippe.


Felsloch (W3) [Adelung]


Das Felsloch, des -es, plur. die -löcher, ein Loch in einem Felsen. Meine Taube in den Felslöchern, Hohel. 2, 14.


Felsstein (W3) [Adelung]


Der Felsstein, des -es, plur. die -e. 1) Die Steinart, aus welcher die Felsen bestehen, welche entweder einfach oder zusammen gesetzt ist; ohne Plural. Die Ganggebirge bestehen aus Felsstein. 2) Einzelne von Felsen abgerissene Steine, welche in großer Menge auf und unter der Oberfläche der Erde angetroffen werden, zum Unterschiede der Märgelsteine, Lehmensteine, Feuersteine u. s. f. Bestehen die Felssteine aus mehrern Steinarten, so werden sie, besonders wenn sie von einer beträchtlichen Größe sind, Waken genannt.


Femel (W3) [Adelung]


Der Femel, Femmel, S. Fimmel.


Fench (W3) [Adelung]


Der Fench, des -es, plur. inus. eine Art wilder Hirse, welche der Hirse sehr ähnlich ist, aber eine schlechte Speise für das Vieh gibt; Panicum Germanicum L. Fuchsschwanz. In den gemeinen Mundarten lautet dieses aus dem Lat. Nahmen Panicum gebildete Wort bald Pfench, Fonich, Fenk, bald Pennig, Pfennig, Pfänch, Panikorn, Fenchelhirse u. s. f.


Fenchel (W3) [Adelung]


Der Fenchel, des -s, plur. inus. eine Pflanze, welche auf den kreidigen Klippen in Languedok und Madera einheimisch ist, bey uns aber in den Gärten gebauet wird; Anethum Foeniculum, L. Daher Fenchelsame, welcher auch nur schlechthin Fenchel genannt wird, Fenchelöhl, Fenchelwasser, Fenchelwein u. s. f. Im mittlern Lat. Fanculum, im Span. Funcho, Hinojo, im Ital. Finnochio, im Franz. Fennouil, im Angels. Fynel, im Schwed. Fengkal, im Engl. Fennel, im Böhm. Fenykl, in den Monseeischen Glossen Finachal, im Nieders. Fenkool, welche Nahmen, so wie der Deutsche, insgesammt aus dem Latein entstanden sind.


Fenchelgurke (W3) [Adelung]


Die Fenchelgurke, plur. die -n, kleine mit Fenchel in Essig eingelegte Gurken, welche auch Essiggurken und Pfeffergurken genannt werden.


Fenchelhirse (W3) [Adelung]


Die Fenchelhirse, plur. inus. S. Fench.


Fenn (W3) [Adelung]


* Das Fenn, des -es, plur. die -e, oder die Fenne, plur. die -n, ein nur im Nieders. bekanntes Wort, ein sumpfiges Stück Landes auszudrucken. Schlammige Wiesen heißen in der Mark Brandenburg ein Fenn. Im Hollsteinischen ist ein jedes mit Gräben umgebenes und dadurch urbar gemachtes Stück Landes eine Fenne. Schon bey dem Ulphilas bedeutet Fani Koth, und im Schwed. ist Fen, und im Isländ. und Angels. Fenn, ein Sumpf. Daß Finnland davon den Nahmen habe, erhellet auch aus dem Nahmen, welchen die Finnen selbst ihrem Lande geben, welche es Soma nennen, von So, Sumpf, und Ma, Land. S. Finne.


Fennbeere (W3) [Adelung]


Die Fennbeere, plur. die -n, eine Art Heidelbeeren, welche nur in sumpfigen Gegenden wächset, daher sie im Hochdeutschen auch Moosbeere, Sumpfbeere genannt wird, S. diese Wörter. Vaccinium oxycoccos L.


Fenne (W3) [Adelung]


Die Fenne, S. Fenn.


Fenster (W3) [Adelung]


Das Fenster, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Fensterchen, Oberd. Fensterlein. 1) Diejenige Öffnung in einer Mauer oder Wand, durch welche das Licht in ein Zimmer fällt. An das Fenster treten. Zum Fenster hinaus sehen. Den ganzen Tag am Fenster liegen. Sich in das Fenster legen. Aus hohen Fenstern sehen, figürlich stolz thun. Zehen Thaler zum Fenster hinaus werfen, figürlich, unnütz ausgeben. 2) Diejenige Materie, womit diese Öffnung ausgefüllet wird, und welche das Licht durchlässet, nebst ihrem Rahmen. Das Fenster öffnen, aufmachen. Ein Drahtfenster, Papierfenster. Besonders wenn diese Materie Glas ist. Die Fenster einschlagen. Jemanden die Fenster einwerfen. Die Fenster sind gefroren, schwitzen. 3) Figürlich führen auch zwey Öffnungen in der Trommelhöhle des Ohres diesen Nahmen, davon die eine das runde, die andere aber das eyförmige Fenster genannt wird. Ein leerer Platz, welchen man im Schreiben lässet, heißt im gemeinen Leben gleichfalls das Fenster. Die Fenster eines Taubenschlages, für Fluglöcher, Es. 60, 8. Die Fenster des Himmels, 1 Mos. 7, 11, und die Fenster, d. i. die Augen, Pred. 12, 3, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Willeram Venstro, unter den Schwäbischen Kaisern Venster und im Dimi. Vensterlin, im Nieders. Finster, im Schwed. Fönster, im Wallis. Ffenestr, im Epirot. Fniestra. Es ist unstreitig aus dem Lat. Fenestra entlehnet, zumahl da die übrigen nördlichen und abendländischen Europäer ihre ganze heutige Bauart aus Italien be- kommen haben. Indessen kann es seyn, daß dieses Wort, wenigstens der ersten Hälfte nach, von dem Goth. und Isländ. Fon, Feuer, Licht, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Glanz, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich scheine, und Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, zeigen, sehen, abstammet. S. Funke, Fein. Im Oberd. hat man statt dieses Wortes auch Beye, Peye, welches mit dem Franz. Baye, Bee und beer überein kommt. Die Engländer nennen ein Fenster Window, und die Schweden Windöga, entweder auch von dem oben bemerkten Stamme, oder von Wind, der oberste Theil des Hauses.


Fensterbeschlag (W3) [Adelung]


Der Fensterbeschlag, oder das Fensterbeschläge, des -es, plur. inus. das Eisenwerk, womit ein Fenster und dessen Theile beschlagen werden. Wenn dergleichen Eisenwerk für mehrere Fenster bestimmt ist, so verstattet es auch bey den Plural, die -schläge.


Fensterbley (W3) [Adelung]


Das Fensterbley, des -s, plur. inus. die bleyernen Rinnen, worin die Glasscheiben eines Fensters befestiget werden.


Fenstereisen (W3) [Adelung]


Das Fenstereisen, des -s, plur. ut nom. sing. dünne eiserne Stangen, an welche die kleinen Fensterscheiben bey großen Fenstern befestiget werden; Windeisen.


Fensterflügel (W3) [Adelung]


Der Fensterflügel, des -s, plur. ut nom. sing. der in seinem Rahmen und um seine Haspen bewegliche Theil eines Fensters. S. Flügel.


Fensterfutter (W3) [Adelung]


Das Fensterfutter, des -s, plur. ut nom. sing. der viereckige Kasten von Bretern, welcher die inwendigen Seiten eines Fensters bekleidet; die Fensterzarge.


Fenstergeld (W3) [Adelung]


Das Fenstergeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, an einigen Orten, eine Abgabe von den Häusern in den Städten, welche nach der Anzahl der Fenster gegeben wird; die Fenstersteuer. Im mittlern Lat. ist Fenestragium eine Abgabe für das Recht, Waaren in den Fenstern feil zu haben.


Fenstergewände (W3) [Adelung]


Das Fenstergewände, des -s, plur. ut nom. sing. die vier steinernen oder hölzernen Säulen, in welche das Fensterfutter eingepasset wird. Einzeln heißen sie Fensterstöcke.


Fenstergitter (W3) [Adelung]


Das Fenstergitter, des -s, plur. ut nom. sing. ein eisernes Gitter vor einem Fenster.


Fensterglas (W3) [Adelung]


Das Fensterglas, des -es, plur. inus. Glastafeln, woraus die Scheiben eines Fensters geschnitten werden.


Fensterhaspe (W3) [Adelung]


Die Fensterhaspe, plur. die -n, die Haspen, um welche die Flügel eines Fensters beweglich sind.


Fensterkreuz (W3) [Adelung]


Das Fensterkreuz, des -es, plur. die -e, das hölzerne Kreuz in der Mitte eines Fensters, an welches die Rahmen und Flügel zusammen schlagen.


Fensterküssen (W3) [Adelung]


Das Fensterküssen, des -s, plur. ut nom. sing. ein nach der Breite des Fensters eingerichtetes Küssen, die Arme darauf bequem ruhen zu lassen; der Fensterpolster.


Fensterladen (W3) [Adelung]


Der Fensterladen, des -s, plur. die -läden, ein hölzerner Laden, womit die Fenster verschlossen werden.


Fenstern (W3) [Adelung]


Fenstern, verb. reg. welches im Hochdeutschen wenig gebraucht wird. 1. Ein Neutrum, wo man im Oberdeutschen im Scherze saget, fenstern gehen, wenn man eine geliebte Person im Fenster zu erblicken sucht; Ital. andar a finestrare. 2. Ein Activum, 1) Mit Fenstern versehen, wovon im Oberd. befenstern üblich ist. 2) In den niedrigen Sprecharten der Obersachsen bedeutet jemanden fenstern oder ausfenstern, ihm einen derben Beweis geben. Vielleicht von der Gewohnheit bey den ehemahligen Turnieren, da die Turnierritter vorher ihre Waven an die Fenster hängen mußten, damit sie von jedermann gesehen und beurtheilet werden konnten, welches Fenestram facere, und die Handlung selbst Fenest agium hieß. S. des Du Fresne Glossar.


Fensterpolster (W3) [Adelung]


Der Fensterpolster, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fensterküssen.


Fensterquaste (W3) [Adelung]


Die Fensterquaste, plur. die -n, ein Quasten an den Schnüren der Vorhänge vor den Fenstern.


Fensterrahm (W3) [Adelung]


Der Fensterrahm, des -es, plur. die -rähme, oder der Fensterrahmen, des -s, plur. ut nom. sing. die hölzerne Einfassung der Glasscheiben eines Fensters.


Fensterrecht (W3) [Adelung]


Das Fensterrecht, des -es, plur. die -e, die Vorrechte, welche den Fenstern in den Rechten zugestanden sind; daß man einem andern nicht das Licht verbauen darf u. s. f.


Fensterreiber (W3) [Adelung]


Der Fensterreiber, des -s, plur. ut nom. sing. der Reiber, oder um seinen Mittelpunct bewegliche Riegel, die Fensterflügel zu verschließen, S. Wirbel.


Fenstersäule (W3) [Adelung]


Die Fenstersäule, plur. die -n, die Säule in der Mitte eines, besonders großen Fensters.


Fensterscheibe (W3) [Adelung]


Die Fensterscheibe, plur. die -n, die gläsernen Scheiben eines Fensters.


Fensterschwalbe (W3) [Adelung]


Die Fensterschwalbe, plur. die -n, eine Benennung der Hausschwalbe, Hirundo domestica Klein, weil sie ihr Nest gern über den Fenstern zu bauen pfleget.


Fensterschweiß (W3) [Adelung]


Der Fensterschweiß, des -es, plur. car. die dem Schweiße ähnliche Feuchtigkeit, welche sich im Winter bey äußerer Kälte und innerer Wärme an die Fensterscheiben legt.


Fensterstock (W3) [Adelung]


Der Fensterstock, des -es, plur. die -stöcke, S. Fenstergewände.


Fenstersturz (W3) [Adelung]


Der Fenstersturz, des -es, plur. die -stürze, in der Baukunst, der Theil der Mauer, oder Wand über dem Fenster, welcher das Fenster oben schließet. Ein gerader, ein gewölbter Fenstersturz. S. Sturz.


Fensterzarge (W3) [Adelung]


Die Fensterzarge, plur. die -n, S. Fensterfutter und Zarge.


Fensterzwickel (W3) [Adelung]


Der Fensterzwickel, des -s, plur. ut nom. sing. das dreyeckige Stück Glas zwischen den runden Fensterscheiben.


Ferch (W3) [Adelung]


1. Der Ferch, des -es, plur. die -e, ein nur im Bergbaue übliches Wort, wo es einen aus flüchtigem Schwefel und Salze bestehenden Dunst bezeichnet, welcher zuweilen in den Bergwerken angetroffen wird. Da dieser Dunst sehr beweglich ist, und beständig hin und her fähret, so scheinet es, daß er seinen Nahmen von dem Worte fahren bekommen habe, welches in mehrern Fällen einen Hauchlaut am Ende annimmt; S. Ferge und Furche.


Ferch (W3) [Adelung]


2. * Das Ferch, des -es, plur. inus. das Blut, Leben, der Leib, der Tod; ein altes Oberdeutsches Wort, welches bey dem Ottfried und andern alten Schriftstellern häufig vorkommt, aber mit seinen Ableitungen, Ferchwunde, tödtliche Wunde, Ferchfeind, todtfeind, ferchlos, entseelt u. s. f. im Hochdeutschen völlig veraltet ist. Bey dem Tatian und Ottfried lautet dieses Wort Fereh, Ferah, im Angels. Feorh, Ferhth, im Schwed. und Isländ. Fior. In der Äolischen Mundart der Griechen war - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - für - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, das Leben, üblich. Ein mehreres haben Schilter und Frisch von diesem Worte gesammelt. Der letztere glaubt, daß es eigentlich die Eingeweide bedeute; allein da Farbe, welches ehedem nur Far lautete, noch jetzt zuweilen für Blut gebraucht wird, so scheinet Ferch, entweder durch ein anderes Suffixum, oder auch durch eine bloß hauchende Aussprache gleichfalls daraus entstanden zu seyn, und ursprünglich Blut bedeutet zu haben. Im Schwed. bedeutet Faerg Farbe, und bey den alten Galliern war Virga, dem Servius zu Folge, ein Nahme der Purpurfarbe. S. auch Fahrt 3.


Ferch (W3) [Adelung]


3. Der Ferch, des -es, plur. inus. der Koth der Tiere, die Hürden der Schafe auf dem Felde, S. Pferch.


Ferchen (W3) [Adelung]


* Ferchen, verb. reg. act. welches nur im Oberdeutschen üblich ist, für fertigen, fertig machen, hinschaffen. Lebensmittel an einen Ort ferchen, d. i. schaffen. Ein Fercher, ein Güterbestäter. Die Ferchstube, die Expeditions-Stube. Auch dieses Wort scheinet zu fahren oder führen, oder wie Frisch will, zunächst zu fertig zu gehören, weil man statt dieses Wortes auch zuweilen fertig findet; S. Willfährig. Bey dem Ottfried ist fergen zumuthen, verlangen, bitten; welche Bedeutung das Nieders. vargen und Holländ. vergen noch jetzt hat. Aber dieses scheinet ein von unserm ferchen ganz verschiedenes Wort zu seyn.


Ferding (W3) [Adelung]


Der Ferding, des -es, plur. die -e, eine im Niedersächsischen übliche Münze, welche der vierte Theil einer Mark, oft aber nur der vierte Theil einer andern Münze ist, und auch Ferth, Verth, im mittlern Lat. Ferto, lautet; von vier, Nieders. veer. Zu Riga halten fünf Ferdinge 2 Groschen, eine Mark Ferdinge aber zwey Ferdinge, und 30 Mark oder 60 Ferdinge machen daselbst einen Reichsthaler. In Bremen ist Veerding, der vierte Theil einer Mark, oder 8 Grote Bremer Geldes, und im Engl. Farthing der vierte Theil eines Penny, ungefähr zwey Pfennige unsers Geldes. S. Vierthel.


Ferge (W3) [Adelung]


* Der Ferge, des -s, plur. die -n, ein Fährmann, oder Schiffer; ein altes Oberdeutsches im Hochdeutschen unbekanntes Wort, welches Luther aus einer ältern Oberdeutschen Übersetzung beybehalten hat. Deine Fergen werden umkommen, Ezech. 27, 27. Von fahren, wovon Färich, Ferch, Feriger, ein Schiffer, Fährmann, und Fergegeld für Fährgeld, noch jetzt im Oberdeutschen üblich sind. S. Fährmann.


Ferien (W3) [Adelung]


Die Ferien, (dreysylbig,) sing. inus. aus dem Lat. Feriae, die Zeit, da man von gewissen öffentlichen Arbeiten ruhet, besonders in den Gerichten und Schulen. Ferien haben. Die Ernteferien. Nach den Osterferien. Die Ferien sind angegangen. Man gebraucht dieses Wort, im gemeinen Leben oft, wenn gleich die Ruhe nur einige Stunden beträgt.


Ferkel (W3) [Adelung]


Das Ferkel, oder Ferklein">, des -s, plur. ut nom. sing. ein junges Schwein, bis er ein Vierteljahr alt ist.

Anm. Ferkel, im Nieders. Farken, im Angels. Faerh, im Engl. Farrow, Lat. Porcellus, ist das Diminut. von dem noch im Nieders. üblichen Varch, ein Schwein, welches im Salischen Gesetze Varch, Vara, lautet, und mit dem Lat. Porcus genau überein kommt. S. 1 Borg. Im mittlern Lat. ist Ferreolus ein junger Eber. S. auch Bär, Eber und Fährmutter. Im gemeinen Leben macht man von diesem Diminutivo zuweilen ein neues Diminut. das Ferkelchen.


Ferkeln (W3) [Adelung]


Ferkeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, Ferkel werfen. Die Sau hat geferkelt. Im Nieders. farken, bey dem Pictorius färlen.


Fern (W3) [Adelung]


Fern, -er, -este, adj. et adv. entfernt, von Dingen, zwischen welchen ein beträchtlicher Zwischenraum befindlich ist: 1. Eigentlich, dem Raume nach, entfernt, entlegen. Aus fernen Landen kommen, 5 Mos. 29, 22. Eine ferne Reise, nach einem entfernten Orte. Die ferne Klippe brüllt, Kleist. Die Bienen flogen fröhlich aus von ihrer fernen Wohnstatt, Geßn. Sie (die Älster) wollte von des Sperlings Glücke Nicht bloß ein ferner Zeuge seyn, Gell. Noch mehr als ein Umstandswort. Weil der Weg so fern ist, 5 Mos. 19, 6. Er zog fern über Land, Luc. 15, 13. Herr, warum trittst du so fern? Ps. 10, 2. Er saß zu fern, als daß er es hätte hören können. Ingleichen mit dem Vorworte von. Fern von der Stadt. Du bist fern vom rechten Wege. Fern davon ist gut vor dem Schusse. Dann mußt du fern von mir der Herde Furcht erwecken, Haged. Zuweilen auch mit der dritten Endung der Person. Die Sache ist mir fern, ich kann sie nicht erkennen. Ingleichen von fern, von oder aus einem entlegenen Orte, von weiten. Ich sehe es von fern. Von fern stehen, treten, sitzen. Man höret ihn schon von fern. Gott sah sie fern, für von fern, Klopst. ist eben so unrichtig, als, hoch steht dein Wipfel empor, es steht ihn fernher der Hirt, Geßn. und, der Fromme der fernher zu deinem Tempel geht, ebend. ungewöhnlich ist. Dieses Umstandswort von fern ausgenommen, wird fern in dieser eigentlichen Bedeutung mehr im Oberdeutschen, als im Hochdeutschen gebraucht, wo es nur noch in der edlen und höhern Schreibart vorkommt. In der gewöhnlichen Schreib- und Sprechart ist dafür weit üblicher. Im Oberdeutschen kommt in dieser Bedeutung auch zuweilen der Comparativ, doch nur als ein Adverbium, für weiter, vor. Allein, daß ihr nicht ferner ziehet, 2 Mos. 8, 28. Darnach wich Abraham ferner, und zog u. s. f. 1 Mos. 12, 9. Niemand soll in der Stadt ferner bauen, als sein Grund und Boden gehet, Nürnb. Reform. Siehe Ferner hernach besonders. 2. Figürlich. 1) Der Zeit nach, besonders im Oberdeutschen und der edlern Schreibart der Hochdeutschen. Sondern hast noch von fernem Zukünftigen geredet, 2 Sam. 7, 19. Am häufigsten in der Gestalt eines Adverbii. Die Stunde ist nicht mehr fern, in der diese Hütte zerfallen wird. Wie fern ist noch die angenehme Zeit, da ich dich sehen werde! Bange unglückliche Stunde, o sey noch fern, erscheine nie! 2) Der Neigung, dem Gemüthe, seiner Beschaffenheit nach, in der edlern Schreibart der Hochdeutschen und in Gestalt eines Adverbii. Sey fern von falschen Sachen, 2 Mos. 23, 7. Dieser Gedanke ist sehr fern von mir. Besonders in den R. A. Es sey fern, und das sey fern. Es sey fern, daß ich dich dessen beschuldigen sollte, ich bin gar nicht Willens, dich dessen zu beschuldigen. Du glaubst, ich suche dein Unglück, aber das sey fern von mir. In der höhern Schreibart auch in der Gestalt einer Interjection. Fern von uns jene schreckliche Moral, welche die Begierde zu gefallen in die Reihe der Laster setzt! Hierher gehöret 3) auch der Gebrauch, da dieses Adverbium mit den Partikeln da, wo so und wie in Gestalt eines Bindewortes üblich ist. Dafern, und wofern, für wenn, eine Bedingung anzuzeigen, S. beyde Wörter an ihrem Orte. So fern oder in so fern, gebraucht man als ein bestimmendes Bindewort, wenn man von einer oder der andern Eigenschaft einer Sache etwas behauptet. Ich ertrage ihn, so fern er ein ehrlicher Mann ist, d. i. bloß in der Rücksicht, weil u. s. f. Die Erfahrung ist oft der stärkste und deutlichste Beweis der Wahrheit, und in so fern auch ein Zuwachs der Vernunft, Gell. Ich betrachte den menschlichen Körper hier nur in so fern, als er eine zu gewissen Verrichtungen bestimmte Maschine ist. Die Laster haben nur in so fern Gewalt über den Menschen, als er sich unter den Adel seines Wesens erniedriget. Oft stehet dieses Bindewort zwey Mahl, und alsdann bedeutet das letztere in solcher Rücksicht. So fern du ein Mensch bist, in so fern darfst du dich der Thränen nicht schämen. Oft stehet so fern nur für das bloße wenn. So fern es dir gefällt, wollen wird gehen. So fern du mich nicht verräthst, werde ich mein Wort halten. Man kann die natürliche Neigung zu gefallen, nicht genug ausbilden, in so fern man ihr eine gute Richtung gibt. Aber für bis hierher, so fern hat Jeremia geredt, Jer. 51, 64, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Eben so verhält es sich mit wie fern, und in wie fern, nur daß dieses in einer fragenden und ungewissen Rede seinen Platz findet. Ich fragte ihn, wie fern, oder in wie fern, ich mich darauf verlassen könnte. Ich sehe nicht ein, in wie fern ich dabey meine Sicherheit haben könnte. Es fraget sich, ob man diese Partikeln mit dem Nebenworte fern zusammen ziehen, und sie als Ein Wort schreiben müsse. Da und wo haben diese Zusammenziehung nicht nur mit fern, sondern mit vielen andern bereits hergebracht. Daher schreibt man eben so richtig dafern und wofern, als dahin, davon, da- bey, daneben, wobey, wohin, woraus u. s. f. Allein so und wie werden mit den Partikeln, denen sie sich beygesellen, niemahls zusammen gezogen. Da man nun nicht schreibt sooft, wiesehr, sogroß, wiegut, sondern getheilt, so oft u. s. f. so kann man auch nicht sofern, insofern, wiefern und inwiefern schreiben.

Anm. Fern, lautet bey dem Kero fer, fern, bey dem Ottfried ferro, ferron, und bey spätern Oberdeutschen Schriftstellern ferr, fer, fers und ferren. In allen Landen weyt und ferren, H. Sachs. So fers euch gefält, so u. s. f. Theuerd. Kap. 30. Es ist ein Hirsch von hin nit ferr, Kap. 33. So fer das ich ein Jeger hab, Kap. 49, wenn ich nur einen Jäger habe. Aus ferren Landen weit, Kap. 77. Ferren braucht noch Opitz. Von fern lautet bey dem Tatian ferrano, und bey dem Notker ferrenan, und das sey fern, bey dem Ottfried daz fer li. Ehedem bedeutete es auch viel. Der Mon ist verr kleiner als die Sunn, Buch der Natur, Augsb. 1483; so wie man noch das Nebenwort weit gebraucht. Im Nieders. lautet dieses Bey- und Nebenwort feer, ferr, fern, feeren, feern, im Schwed. fjär, fjärre, fjärran, bey dem Ulphilas fairra, im Angels. feor, im Engl. far, womit das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, fern, und das Lat. porro, ferner, überein kommt. S. auch Fernig und Firn. Ohne Zweifel gehöret dieses Wort zu der Präposition vor und mit derselben zu dem Geschlechte des Zeitwortes fahren. Fern gehöret nicht zu denjenigen Wörtern, welche am Ende das e des Wohllautes bedürften, daher ferne und von ferne fehlerhaft sind. Allenfalls ließe sich diese verlängerte Form am Ende eines Satzes entschuldigen, die harte Einsylbigkeit zu vermeiden. Man höret ihn schon von ferne.


Fernambuck-Holz (W3) [Adelung]


Das Fernambuck-Holz, des -es, plur. inus. ein rothes oder gelblich braunes und hartes Holz, welches aus Süd-Amerika zu uns gebracht und zur Färberey gebraucht wird. Es hat den Nahmen von der Stadt Fernambucco in Brasilien, wo es nach Europa eingeschiffet wird, und ist das beste und theuerste unter den Rothhölzern, S. Brasilienholz und Campeche-Holz; allein der Baum, welchem es zugehöret, ist noch unbekannt.


Ferne (W3) [Adelung]


Die Ferne, plur. die -n, das Hauptwort von dem Bey- und Nebenworte fern, ein ferner Raum, die Entfernung, und entfernte Gegenstände selbst. 1) Eigentlich, von dem Raume, in der höhern und anständigern Schreibart, wofür im gemeinen Leben die Weite üblich ist; ohne Plural. In die Ferne sehen. Darf sich die Dichtkunst auch wohl aus dunkler Ferne der nahen? Klopst. Noch mehr von entfernten Örtern und Gegenständen, mit dem Plural. In der Nähe und in der Ferne. In der Ferne seyn, in die Ferne reisen, Da er so mit geflügeltem Blick jede Ferne durcheilt, Klopst. In der Mahlerey werden die entferntesten Gegenstände die Fernen genannt. 2) Figürlich, von der Zeit, eine entfernte Zeit. Das ist noch in weiter Ferne. In der Ferne wird er es nicht aushalten. Die Länge hat die Ferne, im gemeinen Leben, was lange währet, ist noch fern und ungewiß.


Fernen (W3) [Adelung]


Fernen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur im gemeinen Leben Obersachsens und Oberdeutschlandes üblich ist, in der Ferne schön scheinen. Von einem Frauenzimmer, welches in der Ferne gut aussiehet, saget man, sie fernet, sie fernet gut. In Niedersachsen gebraucht man dafür das Bey- und Nebenwort feldschön. In Entfernen hat dieses Wort eine andere und thätige Bedeutung, S. dasselbe.


Ferner (W3) [Adelung]


Der Ferner, des -s, plur. ut nom. sing. S. Firn.


Ferner (W3) [Adelung]


Ferner, ein Wort, welches der Comparativ von fern ist, und so wohl in Gestalt eines Bey- und Nebenwortes, als auch eines Bindewortes gebraucht wird. 1) Eines Bey- und Nebenwor- tes, die Fortsetzung oder Fortdauer eines Zustandes und einer Handlung anzudeuten, für weiter. Die ferneren Berathschlagungen. Allen fernern Fragen auszuweichen suchen. Ich empfehle mich ihrer fernern Freundschaft. Ingleichen als ein Nebenwort. Leben sie ferner glücklich, in Zukunft, so wie bisher. Er war, hieß es in diesem Briefe ferner, sein vertrauter Freund. Komm mir ferner nicht in mein Haus. Ich werde dich nicht ferner sehen, nicht mehr. Daran ist nicht ferner zu gedenken. Was willst du ferner von mir? Ich kann ohne ihn nicht ferner leben. Schiebe es nicht ferner auf. Nach der Ermordung der Vornehmsten wurde ferner keines Menschen geschonet. Dahin gehöret auch das so bekannte, und so ferner, abgekürzt u. s. f. 2) Eines fortsetzenden Bindewortes, wo es entweder zu Anfange einer Rede stehet, oder auch nach einigen Worten folget. Ferner ist zu wissen, daß u. s. f. Ferner, sage ich u. s. f. Es folgt ferner daraus. Ich habe ferner beschlossen, daß u. s. f.

Anm. Statt dieses Neben- und Bindewortes ist im Nieders. vorder, vurder, vortmeer, und im Oberd. auch füro üblich. Einige Oberdeutsche hängen demselben oft ein unnöthiges s an, ferners.


Fernerhin (W3) [Adelung]


Fernerhin, ein Nebenwort der Zeit, für ferner, künftig. Komm mir fernerhin nicht vor die Augen. Ich mag ihn fernerhin nicht mehr sehen.


Fernerweit (W3) [Adelung]


Fernerweit, adj. et adv. welches im Oberdeutschen am üblichsten ist, eine fortdauernde Sache anzuzeigen. Sein fernerweiter Ungehorsam. Ich werde ihn fernerweit nicht mehr sehen. Im Hochdeutschen ist dafür zuweilen fernerweitig üblich, besonders in der Gestalt eines Beywortes. Dein fernerweitiges übles Bezeigen.


Fernglas (W3) [Adelung]


Das Fernglas, des -es, plur. die -gläser, ein optisches Glas, deutlich damit in die Ferne zu sehen. 1) Ein hohl geschliffenes Glas, zum Behuf blöder Augen; ein Augenglas. 2) Ein aus mehrern Gläsern zusammen gesetztes Werkzeug, entfernte Gegenstände deutlicher dadurch zu sehen, als mit bloßen Augen möglich ist, welches aber richtiger ein Fernrohr, Sehrohr, Perspectiv genannt wird.


Fernher (W3) [Adelung]


Fernher, S. Fern 1.


Fernig (W3) [Adelung]


* Fernig, adj. et adv. welches nur im Oberdeutschen üblich, im Hochdeutschen aber unbekannt ist, vom vorigen Jahre. Ferniger Wein, ferniges Obst, welches im vorigen Jahre gebauet werden. Rede von Fernigem, Hohel. 7, 9. Ich habe dir beyde heurige und fernige (Früchte) behalten, V. 13. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort auch ferdig, füerdig und firn. Es scheinet, daß es nicht zunächst von fern, wohl aber mit demselben von vor abstammet, indem es wirklich so viel als vorig oder vorjährig heißet. S. Firn.


Ferniß (W3) [Adelung]


Der Ferniß, S. Firniß.


Fernrohr (W3) [Adelung]


Das Fernrohr, des -es, plur. die -röhre, S. Fernglas.


Fernsäulig (W3) [Adelung]


Fernsäulig, adj. et adv. welches nur in der Baukunst üblich ist, und von Gebäuden gebraucht wird, in welchen die Säulen 10 Model von einander entfernet werden, rarsäulig; im Gegensatze des feinsäulig und nahesäulig.


Ferresbeere (W3) [Adelung]


Die Ferresbeere, plur. die -n, S. Berberis.


Ferse (W3) [Adelung]


1. Die Ferse, eine junge Kuh, S. Färse.


Ferse (W3) [Adelung]


2. Die Ferse, plur. die -n, der hintere hervor stehende Theil des untern Fußes. Einem auf den Fersen nachfolgen, sehr nahe. Er verläßt sich auf seine Fersen, auf sein schnelles Laufen. In der Deutschen Bibel wird es Ps. 56, 7 figürlich für die Tritte, Spuren, Fußstapfen gebraucht, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.

Anm. Ferse, bey dem Ulphilas Fuirzna, bey dem Tatian Fersna, bey dem Notker Fersenu, ist vornehmlich der Oberdeutschen Mundart eigen, obgleich auch Fiersn bey den Angelsachsen bekannt war. In einigen Oberdeutschen Gegenden lautet es in der einfachen Zahl noch jetzt die Fersen, und in andern ist es ungewissen Geschlechtes das Ferse. Es scheinet von fahren herzukommen, so fern solches ehedem auch gehen bedeutete, ( S. Fährte,) indem auch die Lateiner von calcare ihr calx hatten. Frisch merket an, daß das Lat. perna und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - mit unserm Ferse verwandt ist. Bey den Niedersachsen heißt dieser Theil des Fußes die Hacke, von der Ähnlichkeit mit einem Haken, so wie im Schwed. Haka das Kinn ist; im Holländ. Hiele, im Dän. Häl, im Angels. Hele, im Engl. Heel, im Irländ. Sael und Sailin, im Schwed. Hael, welche mit dem Latein. callus überein kommen.


Fersenbein (W3) [Adelung]


Das Fersenbein, des -es, plur. die -e, in der Anatomie, das größte Bein des Oberfußes, welches die Ferse ausmacht, und die ganze Last des Körpers im Stehen empfindet; Os calcaneum.


Fertig (W3) [Adelung]


Fertig, -er, -ste, adj. et adv. von fahren und Fahrt. I. So fern fahren reisen, den Ort verändern, und Fahrt nicht nur eine Reise, sondern auch ein jedes Geschäft bedeutet. 1. Eigentlich, von allen äußern Hindernissen einer Handlung frey, mit allen Bedürfnissen zu derselben versehen; wo es zunächst von der Bereitschaft zu der Veränderung des Ortes gebraucht wird. Sind sie fertig? fragt man jemanden, der sich bereit macht, eine Reise anzutreten, spaziren zu gehen u. s. f. Ich bin lange fertig gewesen. Sich fertig machen, halten. Marschfertig, segelfertig, reisefertig. In weiterer Bedeutung auch von der Bereitschaft zu andern Geschäften. Macht euch fertig! das gewöhnliche Commando-Wort bey den Soldaten, wenn sie sich zum Anschlage und Feuer geben geschickt machen sollen. Fertig wird in dieser ganzen Bedeutung nur als ein Nebenwort gebraucht. Der Comparativ und Superlativ sind in derselben gleichfalls ungewöhnlich. 2. Figürlich. 1) Fähig aus anhaltender Übung eine Sache leicht und geschwinde zu verrichten. Fertig reden, lesen, schreiben, singen, ohne Anstoß. Er ist sehr fertig mit der Zunge, mit dem Maule, im gemeinen Leben. Ein fertiger Redner, Schreiber. Eine fertige Zunge haben. Eine fertige Hand schreiben. Gott macht euch fertig in allen guten Werken zu thun seinen Willen, Ebr. 13, 21. 2) Dem Gemüthe nach, willig, bereit etwas zu thun. Wir müssen stets so fertig zum Vergeben seyn, als es andere sind, uns zu beleidigen, Gell. S. Dienstfertig, Friedfertig. 3) Vollendet, zu dem bestimmten Gebrauche geschickt gemacht. Eine fertige Arbeit. Ein bereits fertiges Gedicht. Am häufigsten als ein Nebenwort, bloß im Positivo. Die Arbeit ist fertig. Die Schuhe sind noch nicht fertig. Das Haus, die Mauer, das Essen ist fertig. Eine Sache, eine Arbeit fertig machen, die letzte Hand daran legen. Die Schriftgießer machen die gegossenen Schriften fertig, wenn sie selbige in dem Winkelhaken glatt schaben. Sehr häufig auch in Beziehung auf die Person, da denn die Sache das Vorwort mit bekommt. Bist du mit dem Kranze fertig? hast du ihn fertig gemacht? Mit dieser Arbeit werde ich bald fertig werden, ich werde sie bald fertig machen. mit ihm will ich schon fertig werden, ich will schon die Oberhand über ihn gewinnen. Er ist mit seinem ganzen Vermögen fertig, er hat es durchgebracht. Oft auch mit Auslassung der Sache. Die Mäurer, die Zimmerleute sind fertig, nehmlich mit ihrer Arbeit. Ich würde nie fertig werden, wenn ich alles erzählen wollte. II. So fern fahren handeln, thun, bedeutet, etwas wirklich thuend, und selbiges an den Tag legend; in welchem Verstande es nur in den Zusammensetzungen bußfertig, eilfertig, leichtfertig, hoffertig vorkommt, obgleich sich diese beyden letzten auch von fahren, gehen, herleiten lassen. Auch willfährig gehöret hierher, denn im Oberdeutschen ist für fertig oft ferig, fährig üblich.

Anm. Fertig, im Oberd. ferig, im Nieders. fardig, bey dem Notker varig, im Dän. färdig, im Schwed. faerdig, scheinet wie schon oben gesaget worden, zunächst von fahren abzustammen, so daß das t hier des Wohlklanges wegen eingeschaltet worden. Freylich sollte es um dieser Abstammung willen eigentlich fährtig oder doch färtig geschrieben werden; allein es gibt tausend andere Fälle, wo das ä und e mit einander abwechseln. S. Willfährig. Einen Ort, wo man durchgehen kann, nennet Notker in der eigentlichsten Bedeutung turhfertig. Im Dänischen ist Färd ein Werk, Geschäft, so wie Ottfried in diesem Verstande schon Fart gebraucht. Sin friunt thes fartes, der Theilnehmer an seinem Geschäfte, sein Gesell.


Fertigen (W3) [Adelung]


Fertigen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen fast veraltet ist, und noch im Oberdeutschen vorkommt, fertig machen. 1) Für verfertigen. Ein Bild fertigen, Es. 40, 20. Der Schmid muß denken, wie er das Werk fertige, Sir. 38, 30, 31. 2) * Für abfertigen. Einen Bothen fertigen. Ein Schiff, einen Fuhrmann fertigen. Im Oberdeutschen sind Fertiger oder Gutfertiger, solche Personen, welche die Waaren anderer durch Schiffer oder Fuhrleute fortschaffen, Güterbestäter, Spediteurs. 3) * Für ausfertigen, daher noch an einigen Orten die kleine Lehenwaare, welche den Beamten für die Ausfertigung des Lehnbriefes, oder Lehnscheines gegeben wird, die Fertigungsgebühr heißt. 4) * Sich fertigen, sich eilig begeben, verfügen. Sie fertigen sich durch den Jordan, vor dem Könige her, 2 Sam. 19, 17. 5) * Die Gewähr leisten; daher die Fertigung, die Gewährleistung, und Fertigungsbrief, die schriftliche Versicherung derselben. An andern Orten ist der Fertigungsbrief so viel als ein Bezirkbrief, eine Urkunde oder Vertrag wegen der Mark- und Gränzsteine.


Fertigkeit (W3) [Adelung]


Die Fertigkeit, plur. die -en. 1) In der ersten figürlichen Bedeutung des Wortes fertig, das Vermögen, gewisse Handlungen mit Leichtigkeit zu verrichten. Er besitzt eine große Fertigkeit im Reden, Schreiben, Fechten, Tanzen u. s. f. Er spielt mit außerordentlicher Fertigkeit. Die Tugend ist eine Fertigkeit, seine Handlungen nach dem Gesetze der Natur einzurichten. Wir müssen uns die Fertigkeit erwerben, das Laster oft in seiner natürlichen Häßlichkeit zu denken, Gell. 2) In den Zusammensetzungen Eilfertigkeit, Bußfertigkeit, Leichtfertigkeit u. s. f. behält es die zweyte Hauptbedeutung des Beywortes.


Feser (W3) [Adelung]


Der Feser, S. Fächser.


Fessel (W3) [Adelung]


Der Fessel, des -s, plur. ut nom. sing. oder noch häufiger die Fessel, plur. die -n, von dem Zeitworte fassen. 1. Über- haupt, ein jedes Werkzeug, womit man etwas fasset, d. i. bindet, doch nur noch in einigen Fällen. 1) Bey den Jägern, der Riemen, woran sie das Hiefhorn tragen, der oder die Fessel, die oder das Hornfessel. Ehedem bedeutete es an den Wehrgehängen auch denjenigen Theil, worin das Schwert hing; in welchem Verstande es im Heldenbuche vorkommt, und im Schwed. ist Faetil noch jetzt ein Gürtel, von fittja, binden. 2) Ein Riemen von Hirschleder, welcher den Falken um die Füße geleget wird, und auch der Wurffessel heißt. 3) Die Ketten eines Gefangenen und Sclaven, in der edlern und höhern Schreibart, und nur im Plural. Einem Fessel anlegen. Einen in Fessel schlagen, oder legen. In Fesseln gehen, liegen. Eines Fessel tragen, sein Gefangener seyn. Was willst du, war ichs nicht, die deine Fessel brach? Weiße. die dich in Freyheit setzte. Figürlich. Die Fessel der Liebe tragen. Niedriges Laster, wie oft habe ich deine Fesseln verflucht! Lucie, mein männliches Herz zerbricht deine stolzen Fesseln. Im Oberdeutschen ist es in dieser Bedeutung auch in der einfachen Zahl üblich. Ein Fessel drücket mich, Hofmannsw. Ein Fessel lieb ich mehr, als vormahls Helm und Schwert, ebend. Wo es zugleich das ungewisse Geschlecht hat. 2. Der Theil des Fußes, an welchem die Fessel angeleget werden. In diesem Verstande ist die Fessel an dem Pferdefuße der Raum von der Köthe bis zur Krone, wo man die Pferde auf der Weide zu fesseln pfleget.

Anm. Fessel, Engl. Fetter, ist vermittelst der Endsylbe -el, welche hier ein Werkzeug andeutet, von dem Zeitworte fassen gebildet, welches auch für binden gebraucht wurde. Ehedem lautete es auch Fesser, wovon Frisch Beyspiele anführet; denn die Sylben el und er wechseln oft mit einander ab. Wenn dieses Wort im Singular stehet, so wird es im Hochdeutschen seltener im männlichen, als weiblichen Geschlechte gebraucht. Im Oberdeutschen ist es auch im ungewissen üblich. Im Plural aber kommt es eben so oft im männlichen die Fessel als im weiblichen die Fesseln vor Im Nieders. ist dafür Helden und Halden üblich, von halten.


Fesselader (W3) [Adelung]


Die Fesselader, plur. die -n, bey den Pferden, die Adern, welche nach der Länge der Fessel hinab gehen.


Fesseln (W3) [Adelung]


Fesseln, verb. reg. act. mit Fesseln binden, Fessel anlegen, in der edlen und höhern Schreibart. 1) Eigentlich. Einen Verbrecher, einen Gefangenen fesseln. Wer wird wohl den Sclaven tadeln, der es versucht, die Ketten zu zerbrechen, die ihn an seine Ruder fesseln? Ein Pferd fesseln, demselben auf der Weide Stricke an die Füße legen, damit es nicht entlaufe. 2) Figürlich, eines Gemüth einnehmen, ihn an sich ziehen. Sanftmuth und Bescheidenheit fesseln oft die wildesten Gemüther. Sein Herz und seine Sinne waren durch diesen Gedanken ganz gefesselt. Ingleichen, genau mit jemanden verbinden. Nichts kann so zärtlich seyn, als die Freundschaft, die mich an dich fesselt. Wie auch, Zwang anthun, frey zu wirken hindern. Wenn der Lehrer durch den Eigensinn der Ältern gefesselt wird.


Fesselwund (W3) [Adelung]


Fesselwund, adj. et adv. von den Pferden, an der Fessel verwundet. Das Pferd ist fesselwund.


Fest (W3) [Adelung]


Fest, -er, -este, adj. et adv. so zusammen hangend, daß es nicht ohne Mühe getrennt werden kann. 1. Mit andern Körpern. 1) Eigentlich, in welcher Bedeutung es in der Gestalt eines Adverbii am gebräuchlichsten ist; im Gegensatze dessen, was locker ist. Der Nagel steckt fest. Der Kalk hält fest, sitzt fest. Einen Fliehenden ergreifen und fest halten. Ich will ihn schon fest halten, auch figürlich, ihn zur Erfüllung seiner Verbindlichkeit, meiner Absichten zwingen. Halt das Glas fest. Die Thüre fest zumachen. Den Schrank fest zuschließen. Sich fest an die Mauer, an einen Baum anhalten. Den Sand fest an die Mauer anstoßen. Die Soldaten schließen sich fest an einander. Der Boden im Fasse sitzt nicht fest. Binde die flatternden Weinreben fest an den Ulmbaum. Besonders in Ansehung der Grundfläche. Ein Tisch, ein Stuhl steht fest, wenn er nicht wackelt. Ein Baum, eine Säule, ein Schrank stehet fest, wenn keine Gefahr des Umfallens zu besorgen ist. Fest auftreten. 2) Figürlich, wo es auch in der Gestalt eines Adjectives nicht selten ist. (a) Vor unwillkührlichen Bewegungen sicher. Eine feste Hand, in den schönen Künsten, eine gewisse, gesetzte Hand, welche nicht in Gefahr ist, unwillkührliche Züge zu machen. Im gemeinen Leben ist die feste Hand, ein beständig gleicher Preis einer Waare. Die feste Hand bey einer Waare erhalten, abschaffen, einführen. Der Boden ist so uneben, man hat hier keinen festen (gewissen) Tritt. (b) Der Freyheit beraubt, als ein Adverbium. Einen Dieb fest machen, fest nehmen, ihn in Verhaft nehmen; ehedem verfesten. Sich fest essen, trinken, im gemeinen Leben, für die Zeche, die man nicht bezahlen kann, ein Gefangener des Wirthes bleiben müssen. (c) Beständig, der Zeitdauer nach, doch nur in einigen Fällen. Eine feste Wohnung an einem Orte haben. Sich an einem Orte fest setzen, sich auf immer daselbst niederlassen. Ein Kriegsheer setzt sich in einem Lande fest, wenn es sich solcher Örter in demselben bemächtiget, aus welchen es nicht ohne Mühe vertrieben werden kann. (d) Standhaft, unveränderlich, beständig, dem Willen, der Entschließung nach. Fest auf etwas bestehen. Ich habe es fest bey mir beschlossen. Ein fester Entschluß. Die Reise ist noch nicht fest gesetzt, fest gestellet. Ich habe es ihm fest versprochen. Fest über etwas halten, standhaft auf dessen Beobachtung dringen. Nur die biblischen Ausdrücke, fest halten an der Frömmigkeit, an Gott, an dem Glauben, ob der Demuth u. s. f. sind im Hochdeutschen eben so ungewöhnlich, als die R. A. fest im Sinne seyn, Ruth 1, 18. (e) Unveränderlich, seinem gegenwärtigen Zustande nach. Es soll fest und unverbrüchlich gehalten werden. Eine feste Regel des Lebens. Aber die biblischen Arten des Gebrauches, der König wird durch die Güte des Herren fest bleiben, Ps. 21, 8; mein Bund soll ihm fest bleiben, Ps. 89, 29; daß die Verheißung fest bleibe allem Samen, Röm. 4, 16; die Geduld aber soll fest bleiben bis ans Ende, Jac. 1, 4, sind veraltet. Hierher scheinet auch der größten Theils veraltete Titel ehrenfest oder ehrenvest zu gehören, eine Person zu bezeichnen, welche eines ungekränkten dauerhaften guten Nahmens genießet. S. Vest. (f) Gewiß, der Überzeugung nach. Etwas steif und fest behaupten, im gemeinen Leben. Ich bin fest der Meinung, lebe der festen Meinung. Fest von einer Sache überzeugt seyn. Eine feste Überzeugung. Ein festes Vertrauen, eine feste Hoffnung auf etwas setzen. Fest seyn im Glauben, Col. 2, 7, Überzeugung haben. S. Glaubenfest. (g) Der Erkenntniß, der Fertigkeit nach, in einigen Fällen. Sich in einer Kunst, in einer Wissenschaft fest setzen, sich in derselben die nöthige Kenntniß oder Fertigkeit erwerben. Sich fest setzen im Guten. S. auch Kapitelfest. Daher war fest ehedem auch für weise, verständig üblich. Abigail die fessete, in einer handschriftlichen Übersetzung der Bibel bey dem Frisch. Vor nicht gar langer Zeit war Vest noch der gewöhnliche Titel der Rechtsgelehrten, und aus einigen Kanzelleyen bekommen sie denselben noch jetzt. 2. Unter sich, von den Theilen eines Ganzen, wenn sie so verbunden sind, daß sie nicht ohne Mühe getrennt werden können. 1) Eigentlich. Einen Knoten fest zuziehen. Ein fester Knoten. Ein fester Ball, ein festes Packet. Die Schuhe fest zuschnallen. Den Sack fest zubinden. Ein festes Gefäß, welches nicht rinnet. Ein festes Gebäude, eine feste Mauer, bey welchen keine Gefahr des Einfallens zu besorgen ist. S. auch Feuerfest. Etwas fest zusammen drücken, pressen, binden. Ein fester Teig, bey den Bäckern, im Gegensatze eines lockerern, S. Fastbäcker. Festes, derbes, Brot. Ein festes Tuch, festes Gewebe. Die Erde fest zusammen stoßen. Festes, hartes, Erdreich. Ein fester Grund, im Gegensatze eines weichen. Festes Gestein, festes Holz, hartes. Feste Körper, im Gegensatze der flüssigen. Das feste Land, der trockne Theil des Erdbodens, im Gegensatze des Meeres, bey dem Notker zesamine habig lant, nach dem Latein. continens. In engerm Verstande wird das feste Land den Inseln entgegen gesetzet, und alsdann bedeutet es einen großen Strich festen Landes, so fern derselbe an andere feste Länder stößet. 2) Figürlich. (a) Was nicht ohne Mühe eingenommen werden kann, von Örtern. Eine feste Stadt, ein festes Schloß. Die Stadt ist sehr fest. Ein festes Lager, ein fester Paß. Ein von Natur fester Ort. S. Festung. (b) Dauerhaft. Einen festen, dauerhaften, Körper haben. Ihre Freundschaft ist sehr fest. Eine feste Freundschaft. Sie sind auf das festeste mit einander verbunden. (c) Von dem Schlafe. Fest schlafen, so daß man nicht leicht erwecket werden kann. Ein fester Schlaf, im Gegensatze des leisen. (d) Unverletzlich, in der im gemeinen Leben üblichen Redensart, sich fest machen, sich durch abergläubige Mittel vor Verwundungen in Sicherheit setzen. (e) * Tapfer, stark; in welcher nun veralteten Bedeutung fest und vest ehedem ein gewöhnlicher Ehrentitel der Ritter war. Hiob 12, 19 bedeutet es auch so viel als mächtig; er lässets fehlen den Vesten. Sich fest halten, 1 Mos. 43, 31, sich stark machen, sich der Wehmuth enthalten, ist gleichfalls veraltet. (f) * Ehedem bedeutete es auch sehr. So sagt man noch im gemeinen Leben, das Wasser zu fest zurück stellen oder schwellen, d. i. zu sehr, zu hoch. S. Fast, welches in diesem Verstande gleichfalls üblich war.

Anm. In den meisten der jetzt gedachten Bedeutungen lautet dieses Wort, welches ehedem auch vest geschrieben wurde, schon bey dem Kero fest, bey dem Ottfried fest und falt, im Isländ. fastur, im Schwed. Dän. Engl. und Nieders. fast. Selbst im Persischen ist besten verschließen, befestigen. Es scheinet zu dem Zeitworte fassen zu gehören, und eigentlich etwas zu bedeuten, welches wohl gefasset worden. Das Latein. manifestus, nach welchem die Deutschen ihr handgreiflich gebildet haben, gehöret, allem Ansehen nach, auch hierher. Ehedem war für dieses Wort auch hebig, und für Festigkeit Hebigkeit üblich. Siehe Vest und Fast.


Fest (W3) [Adelung]


Das Fest, des -es, plur. die -e, eine Zeit von einem oder mehrern Tagen, da man von der gewöhnlichen Arbeit ruhet, und welche man mit gottesdienstlichen Übungen, oder mit Lustbarkeiten zubringet. 1) Mit gottesdienstlichen Übungen, in welchem Verstande diejenigen Tage außer den gewöhnlichen Sonntagen Feste genannt werden, welche dem Andenken besonderer göttlicher Wohlthaten gewidmet sind. Die drey hohen Feste, Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Ein jährliches Fest, welches alle Jahre gefeyert wird. Unbewegliche Feste, welche beständig auf einen und eben denselben Tag des Jahres fallen, zum Unterschiede von den beweglichen. Ein Fest feyern, begehen. S. Festtag. 2) Mit Lustbarkeiten. Ein Geburtsfest, Nah- mensfest, Siegesfest, Hochzeitfest, Freudenfest u. s. f. Ein großes Fest anstellen. Weil unter dergleichen Lustbarkeiten Essen und Trinken gemeiniglich die vornehmste ist, so wird auch wohl ein jeder Schmaus ein Fest genannt, welche Bedeutung auch das mittlere Lat. Festum und das Franz. Festin haben. Ein Fest mit jemanden haben, oder sein Fest mit ihm haben, sich mit ihm eine Lust machen, ihn aufziehen, mit ihm scherzen.

Anm. Fest, Engl. Feast, ist aus dem Latein. Festum, Festus dies entlehnet. Vorher war statt dessen Dult üblich; S. dieses Wort, ingleichen Hochzeit.


Festabend (W3) [Adelung]


Der Festabend, des -es, plur. die -e, der Abend vor einem Feste.


Festebauer (W3) [Adelung]


* Der Festebauer, des -s, oder -n, plur. die -n, ein nur im Schleßwigischen üblicher Ausdruck, Lehenbauern zu bezeichnen, zum Unterschiede so wohl von den Bonden, d. i. freyen Bauern, als auch von den Leibeigenen; weil sie ihre Güter festen, d. i. zu Lehen nehmen; im Dänischen Festebonde. Siehe Festen 4.


Festegeld (W3) [Adelung]


* Das Festegeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, eine Abgabe der Festebauern in Schleswig, welche vermuthlich so viel als ein Lehengeld ist.


Festen (W3) [Adelung]


* Festen, Festigen, verb. reg. act. welches aber im Hochdeutschen völlig veraltet ist, fest machen, obgleich in verschiedenen Bedeutungen des Wortes fest. 1) Für befestigen. Da er die Wolken droben vestete, da er vestigte die Brunnen der Tiefen, Sprichw. 8, 28. 2) In Verhaft nehmen; in welchem Verstande auch verfesten üblich war, welches aber, so wie festen auch verbannen bedeutete. 3) Durch Brief und Siegel fest, d. i. gewiß machen, S. Handfeste. 4) Zu Lehen nehmen, welche Bedeutung noch im Schleßwigischen üblich ist.

Anm. In der ersten Bedeutung lautet es bey dem Kero festinon. Wir haben von diesem veralteten Zeitworte noch das Hauptwort Festung, eine feste Stadt zu bezeichnen; S. dasselbe an seinem Orte.


Festigen (W3) [Adelung]


Festigen, S. Festen.


Festigkeit (W3) [Adelung]


Die Festigkeit, plur. inus. die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie fest ist, in allen den Fällen, in welchen dieses Wort als ein Adjectiv gebraucht wird. Die Festigkeit der Hand, des Erdbodens, eines Körpers, einer Entschließung, einer Stadt u. s. f.


Festiglich (W3) [Adelung]


* Festiglich, adv. welches im Oberdeutschen auch statt des Nebenwortes fest üblich ist, aber im Hochdeutschen nicht mehr gebraucht wird. Festiglich erwählen, Ps. 80, 18. Festiglich halten, Ps. 119, 38. Das glaub ich festiglich, Opitz.


Festkleid (W3) [Adelung]


Das Festkleid, oder Festtagskleid"> Das Festkleid, oder Festtagskleid, des -es, plur. die -er, ein Kleid, welches man nur an Festtagen anzulegen pfleget. S. Feyerkleid.


Festlich (W3) [Adelung]


Festlich, -er, -ste, adj. et adv. einem Feste gemäß, ähnlich. Festlich gekleidet seyn. Festliche Kleider. Ingleichen figürlich, herrlich, schön, feyerlich, in der edlen Schreibart. So festlich schön du bist. Ein festlicher Tag. Eine festliche Freude. Ein festlicher Aufzug.


Festlichkeit (W3) [Adelung]


Die Festlichkeit, plur. inus. festlicher Schmuck, festliche Schönheit, in der höhern Schreibart. Die Festlichkeit der königlichen Pracht, Schleg.


Feston (W3) [Adelung]


Der Feston, (sprich Festong) des -s, plur. die -s, oder Festonen, S. Fruchtschnur.


Festopfer (W3) [Adelung]


Das Festopfer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Opfer, welches an Festtagen gebracht wird. 4 Mos. 15, 3.


Festprediger (W3) [Adelung]


Der Festprediger, des -s, plur. ut nom. sing. ein Prediger, der nur an gewissen Festtagen prediget, besonders in der Römischen Kirche.


Festpredigt (W3) [Adelung]


Die Festpredigt, plur. die -en, eine Predigt an einem Festtage.


Festrechnung (W3) [Adelung]


Die Festrechnung, plur. die -en, die Berechnung der beweglichen Feste, besonders des Osterfestes.


Festtag (W3) [Adelung]


Der Festtag, des -es, plur. die -e, den Tag, an welchem ein Fest gefeyert wird; bey dem Notker Dultetag, bey dem Tatian Itmalentag. S. Feyertag.


Festung (W3) [Adelung]


Die Festung, plur. die -en, von dem vorigen veralteten Verbo festen, ein nach den Regeln der Kriegskunst befestigter Ort doch nur von einer auf solche Art befestigten Stadt. Eine Festung anlegen, erobern, einschließen u. s. f. Zuweilen auch eine Cittadelle, oder ein Castell neben oder in einer Stadt.

Anm. Von festenen für festen, kommt bey dem Notker Festinung, und im Schwabensp. Vestnung in eben derselben Bedeutung vor. Das Dän. und Schwed. Faestning stimmen gleichfalls damit überein.


Festungsbau (W3) [Adelung]


Der Festungsbau, des -es, plur. inus. der Bau einer Festung; ingleichen die an den Festungswerken nöthige Arbeit. Einen Verbrecher zum Festungsbau verurtheilen, ihn zum Bau verurtheilen, auf den Bau bringen. Daher die Festungsbaukunst, oder die Kriegsbaukunst, die Kunst, einen Ort regelmäßig zu befestigen.


Festungswerk (W3) [Adelung]


Das Festungswerk, des -es, plur. die -e, Werke von Erde oder Stein, welche eine Festung ausmachen, und zu derselben gehören.


Fetsche (W3) [Adelung]


Die Fetsche, S. Fätsche.


Fett (W3) [Adelung]


Das Fett, des -es, plur. inus. diejenige weißliche, schmierige und unempfindliche Materie in den thierischen Körpern, welche von dem überflüssigen Nahrungssafte abgesondert wird, und in zarten Pergamenthäutchen befindlich ist. Das Fett abschöpfen, von der Brühe. Jemanden mit seinem eigenen Fette betröpfen, im gemeinen Leben, ihn mit seinem eigenen Vermögen bezahlen. Gänsefett, Schweinefett, Hasenfett, Nierenfett u. s. f. In diesem Verstande ist Fett ein allgemeiner Ausdruck, welcher alle Arten der thierischen Öhle unter sich begreift, besonders wenn sie durch die Wärme noch nicht aufgelöset worden; S. Schmeer, Talg, Speck, Schmalz, Thran u. s. f. In engerm Verstande unterscheiden einige das Fett von dem Talge, und verstehen unter jenem dasjenige Fett, welches nach der Auflösung durch die Wärme weich und schmierig bleibt, unter Talg aber dasjenige, welches nach der Auflösung eine gewisse Festigkeit bekommt. S. auch Feist und das folgende.

Anm. Im Engl. lautet dieses Wort Fat, im Dän. Fit. Der ungewöhnliche Plural kommt 1 Mos. 4, 4 vor: Abel opferte von den Erstlingen seiner Heerde und von ihren Fetten.


Fett (W3) [Adelung]


Fett, -er, -este, adj. et adv. 1. Eigentlich. 1) Wohl genähret, gut gefüttert, gemästet. Er ist dick und fett. Was fett und stark ist will ich behüthen, Ezech. 34, 16. Fette und magere Schafe, v. 20. 2) In engerer Bedeutung, Fett habend, es sey nun von Natur oder durch die Kunst. Fettes Fleisch. Die Brühe ist sehr fett. Ein fetter Bauch. Ein fetter Ochs, ein fettes Schwein, fette Gänse. Gänse, Schweine fett machen, d. i. mästen. Die Speisen fett machen, Fett, Butter oder auch vegetabilisches Öhl daran thun. In weiterm Verstande gebraucht man dieses Wort auch von den dem thierischen Fette ähnlichen Theilen der Butter und der Öhle. Die Maybutter ist fetter, als die Herbstbutter. Das Provencer-Öhl ist fetter als das Italiänische. 3) Mit Fett besudelt. Sich fett machen. 2. Figürlich. 1) Dem Gefühle nach dem Fette ähnlich, schmierig anzufühlen. In diesem Verstande nennet man das Kupfer fett. 2) Saftig, von Gewächsen. Die fette Henne, eine Pflanze, Sedum L. wegen ihrer dicken, saftigen Blätter; Donnerkraut, Knabenkraut, Geschwulstkraut, Wundkraut. 3) Reichlichen Dünger habend. Ein fetter Boden, ein fetter Acker. Ingleichen, was diese Fruchtbarkeit an den Tag leget, von Gewächsen. Eine fette Weide. An beyden Ufern stehet das fette Gras mit Blumen vermischet, Geßner. 4) Reichlich, einträglich, im gemeinen Leben. Eine fette Pfründe. Ein fettes Amt. Ein fettes Heirathsgut. Eine fette Küche, wo der Überfluß herrscht. 5) Reich, vornehm, begütert, nur in der niedrigen Sprechart. Er ist ein fetter Gast. Die Fetten halten zusammen, Ps. 17, 10. Die Fetten auf Erden werden anbethen, Ps. 22, 30. Ich will unter die Fetten die Darre senden, Es. 10, 16. 6) Bey den Mahlern und Kupferstechern bedeutet fett so viel als dick oder breit. Ein fetter Pinsel, reichlich und überflüssig aufgetragene Farbe. Ein fetter Zug, eine fette Schraffirung, welche mehr Breite hat, als ein schlechter Einschnitt. Auf eine fette Manier arbeiten, viel solcher Züge oder Schnitte machen. Ein fett gehaltener Zug oder Schnitt, ein breiter und dicker. 7) * Beschmutzt, auch wenn solches nicht bloß mit Fett geschehen ist; doch nur im Oberdeutschen. Fette Wäsche, fette Kleider. Ein fettes Tischtuch.

Anm. Fett, in den breiten Mundarten fatt, im Dän. feed, im Schwed. fet, im Angels. faet, im Engl. fat, im Isländ. foitr, kommt von föden, nähren, her, und bedeutet eigentlich genähret. S. Futter und Vater. In der echten Oberdeutschen Mundart lautet dieses Wort feist, S. dasselbe.


Fettader (W3) [Adelung]


Die Fettader, plur. die -n, in der Anatomie, eine Blutader in der äußern Nierenhaut, und dem an derselben angewachsenen Fette, Vena adiposa.


Fettammer (W3) [Adelung]


Die Fettammer, plur. die -n, eine Art Ammern, welche in der "Lombardey", in Deutschland u. s. f. angetroffen werden, und wegen ihrer Fettigkeit sehr wohlschmeckend sind; Ortolan, Em- beriza, Miliaria pinguescens Klein. Beym Frisch führet auch die Zirlammer diesen Nahmen. Die Carolinische Fettammer, Emberiza Carolinensis Klein, hat höhere Füße und heißt auch Reißammer. Die Amboinische Fettammer, Emberiza Amboinensis Klein, ist größer als eine Lerche, schön von Federn und angenehm von Gesange.


Fettauge (W3) [Adelung]


Das Fettauge, des -s, plur. die -n, ein mit unnatürlichem Fette beschwertes Auge, besonders bey den Pferden.


Fettdarm (W3) [Adelung]


Der Fettdarm, des -es, plur. die -därme, S. Afterdarm.


Fette (W3) [Adelung]


1. * Die Fette, plur. inus. ein nur im Oberdeutschen übliches Wort, die Fettigkeit, und figürl. die Fruchtbarkeit. Das Joch verfaulet vor der Fette, Es. 10, 27. Die Fette des Leibes.


Fette (W3) [Adelung]


2. Die Fette, plur. die -n, in der Baukunst ein horizontal liegendes Stück Zimmerholz, besonders dasjenige, welches die Stuhlsäulen eines Daches oben miteinander verbindet, und auch die Dachfette, Dachstuhlfette, Stuhlfette genannt wird. Entweder von dem Schwed. fittja, Isländ. fitia, verbinden, welches zu dem Nieders. faten und Oberd. fassen gehöret; oder auch von dem Nieders. Faste, Franz. Feste, der Giebel des Daches, die Firste oder Förste, Lat. Fastigium; zumahl da im mittlern Lateine Fetagium mehrmahls für Festagium stehet, den Giebelschoß zu bezeichnen, und in den Deutschen Mundarten der Übergang des s in t und des t in s sehr gewöhnlich ist.


Fetten (W3) [Adelung]


Fetten, verb. reg. act. fett machen, im gemeinen Leben, besonders Oberdeutschlandes. Den Fraß der Hunde fetten, bey den Jägern.


Fettfeder (W3) [Adelung]


Die Fettfeder, plur. die -n, bey dem Geflügel, die Federn oben auf dem Hintern; besonders bey den Gänsen, welchen man sie auszurupfen pfleget, wenn man sie fett machen oder mästen will; die Schmalzfedern.


Fettfinne (W3) [Adelung]


Die Fettfinne, plur. die -n. 1) Bey den Fischen, eine Art von Finnen, d. i. Floßfedern, welche einige Arten derselben auf dem Rücken haben, und welche aus einer Haut ohne Gräten bestehen; Pinna adiposa, die Afterfloßfeder. 2) Finnen in dem Fette der vierfüßigen Thiere, besonders der Schweine.


Fettflecken (W3) [Adelung]


Der Fettflecken, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schmutzflecken von Fett, in den Kleidern, Papier u. s. f.


Fettgang (W3) [Adelung]


Der Fettgang, des -es, plur. die -gänge, in der Anatomie, Seitengefäße der Adern, in welchen das Fett aus dem Blute abgesondert wird.


Fettgans (W3) [Adelung]


Die Fettgans, plur. die -gänse, eine Art sehr fetter Gänse in Amerika, welche einen großen Schlund, einen langen vorn gekrümmten Schnabel, und kurze, lederne, mit borstigen Federn besetzte Flügel hat; Plautus Pinguis Klein, Pinguin, die Magellanische Gans, weil sie um die Magellanische Meerenge sehr häufig ist.


Fettgar (W3) [Adelung]


Fettgar, adj. et adv. mit Fette gar gemacht, bey den Lederarbeitern. Fettgares Leder, welches nach dem Äschern, Beitzen und Walken mit Öhl geschmieret und gewalket wird; Sämisches Leder.


Fettgestrecke (W3) [Adelung]


Das Fettgestrecke, plur. inus. bey den Goldschlägern, diejenige Arbeit, da die fertige Hautform zwischen weichem Papiere gestreckt, d. i. geschlagen wird, damit sich das überflüssige Fett hinein ziehe.


Fetthaut (W3) [Adelung]


Die Fetthaut, plur. die -häute, die vierte Haut der thierischen Körper, welche einer Pergamenthaut gleicht, und unter welcher das Fett lieget; die Schmerhaut, auch die Fleischhaut, weil sie an manchen Orten Fleischfasern an sich nimmt.


Fetticht (W3) [Adelung]


Fetticht, -er, -ste, adj. et adv. dem Fette ähnlich. Der Speckstein, der Thon fühlt sich fetticht an. Das Kupfer hat etwas Fettichtes an sich.


Fettig (W3) [Adelung]


Fettig, -er, -ste, adj. et adv. mit Fett besudelt. Sich fettig machen. Fettige Hände haben. Bey dem Notker feltach, fett.


Fettigkeit (W3) [Adelung]


Die Fettigkeit, plur. die -en. 1) Die fette Beschaffenheit einer Sache, in allen Bedeutungen des Beywortes und ohne Plural. Die Fettigkeit des Leibes, des Bodens. 2) Eine fette Materie, ein Fett. Die Fettigkeit des Öhlbaumes, Richt. 9, 9, d. i. das Öhl.


Fettkohle (W3) [Adelung]


Die Fettkohle, S. Glanzkohle.


Fettkram (W3) [Adelung]


Der Fettkram, des -es, plur. inus. der Kram, d. i. Handel mit fetten Waaren, z. B. Öhl, Butter, Speck u. s. f. Daher der Fettkrämer, des -s, plur. ut nom. sing. die Fettkrämerinn, plur. die -en, der oder die mit solchen Waaren handelt; im Nieders. Smerhäker, Fettspeiser. S. Höker.


Fettkraut (W3) [Adelung]


Das Fettkraut, des -es, plur. inus. eine Pflanze, deren Blätter mit einem fettichten Wesen überzogen sind, welches die Milch gerinnen macht; Butterkraut, Schmerwurz, Pinguicula L.


Fettmacher (W3) [Adelung]


Der Fettmacher, des -s, plur. ut nom. sing. eine ehemahlige schimpfliche Benennung, welche die alten einmännischen Tuchmacher den neuen Tuchmachern aus den Niederlanden gaben, weil sie die Wolle mit Fett bereiten lehreten.


Fettmagen (W3) [Adelung]


Der Fettmagen, des -s, plur. ut nom. sing. der vierte Magen der wiederkäuenden Thiere, in welchem die Verdauung vollendet wird; im gemeinen Leben der Roden.


Fettmännchen (W3) [Adelung]


Das Fettmännchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine am Nieder-Rheine, besonders in Cöln, übliche Scheidemünze, welche 2/3 Albus oder acht Häller gilt; ohne Zweifel von einem ehedem darauf geprägten wohl genährten Erzbischofe oder Heiligen.


Fettmarkt (W3) [Adelung]


Der Fettmarkt, des -es, plur. die -märkte, an einigen Orten, ein besonderer Markt für fette Waaren, dergleichen Butter, Speck, Öhl u. s. f. sind.


Fettnoppen (W3) [Adelung]


Das Fettnoppen, des -s, plur. car. bey den Tuchmachern, besonders Niedersachsens, das Besehen des gewebten Tuches über der Beschauwalze gegen das Tageslicht, weil das Tuch sein Fett von dem Stuhle mitbringet. S. Noppen. Daher der Fettnopper, des -s, plur. ut nom. sing. der diese Besichtigung verrichtet.


Fettsäure (W3) [Adelung]


Die Fettsäure, plur. von mehrern Arten, die -n, in der Chymie, eine Säure, welche man durch die Destillation aus fetten Körpern, z. B. Öhl, Butter u. s. f. erhält.


Fettschmelzen (W3) [Adelung]


Das Fettschmelzen, des -s, plur. car. bey den Pferdeärzten eine sehr unschickliche Benennung einer Art der Ruhr bey den Pferden, bey welcher ein weißer Schleim mit abgehet, welchen die Unwissenheit für geschmolzenes Fett hält; Franz. la Grasfondure.


Fettschwanz (W3) [Adelung]


Der Fettschwanz, des -es, plur. die -schwänze, der fette Schwanz einiger Arabischen Schafe, der zuweilen 15 bis 20 Pfund wieget.


Fettspeiser (W3) [Adelung]


Der Fettspeiser, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fettkram.


Fettthon (W3) [Adelung]


Der Fettthon, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, eine Art sehr weichen Thones, welche im Munde zergehet, und das Fett an sich ziehet. Siehe Fullererde, Walkerthon.


Fettwaare (W3) [Adelung]


Die Fettwaare, plur. die -n, verschiedene Arten des Fettes, so fern sie als eine Waare betrachtet werden. Mit Fettwaaren handeln, d. i. mit Öhl, Thran, Butter, Speck, Talg u. s. f. S. Fettkram.


Fettweide (W3) [Adelung]


Die Fettweide, plur. die -n, im gemeinen Leben, eine Weide, auf welcher das Vieh fett gemästet wird.


Fettwurm (W3) [Adelung]


Der Fettwurm, S. Speckwurm.


Fetzen (W3) [Adelung]


Der Fetzen, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Fetzchen, Oberd. das Fetzlein, in den gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, ein abgeschnittenes oder abgerissenes Stück eines Ganzen. Ein großer Fetzen Brot. Ein Fetzen Schinken. In Fetzen schneiden, hauen, in Stücke. Die Fetzen hingen von dem Kleide herunter.

Anm. Bey den Schwäb. Dichtern Vezze. Im Ital. ist Pezza und Fetta, im Franz. Piece, im Engl. Fet und Fitter, und im mittlern Lateine Faccia, Fioza, Fettucia u. s. f. ein Stück. S. das folgende.


Fetzen (W3) [Adelung]


Fetzen, verb. reg. act. ungeschickt schneiden, in den gemeinen Mundarten Oberdeutschlandes. In das Brot, in den Zeug hinein fetzen. Mit dem Degen fetzen, wetzen, in das Pflas=ter hauen. Mit glühenden Zangen fetzen, kneipen. Im Hochdeutschen ist davon Zerfetzen üblich, w. s. Im Nieders. fitzen, welches aber auch mit der Ruthe hauen bedeutet, Französisch fesser. S. Sitzen.


Fetzer (W3) [Adelung]


Der Fetzer, des -s, plur. ut nom. sing. in den gemeinen Mundarten. 1) Ein Werkzeug zum Hauen oder Schneiden, doch größten Theils nur im Scherze. Ein Fetzer, ein großer Degen. 2) Die Strafe mit der Ruthe auf dem Hintern. Einen derben Fetzer bekommen. 3) Der Hintere selbst. Einem den Fetzer voll hauen. S. Fitzen.


Feucht (W3) [Adelung]


Feucht, er, -este, adj. et adv. ein wenig naß. Das Papier, die Wäsche ist noch ganz feucht. Feuchte Dünste, ein feuchter Nebel. Der Boden ist sehr feucht, ein feuchter Acker. Ein feuchter Keller. Die Sumpfvögel halten sich nur an feuchten Orten auf. Ihr Auge, noch von Thränen feucht. Er ist feuchter Natur, phlegmatisch. Feucht im ersten, im zweyten Grade u. s. f. bey den ältern Chymicis, von Körpern, welche auf verschiedene Art aus wässerigen und schleimigen Theilen zusammen gesetzt seyn sollten. Oft auch für naß. Daß zwischen jeder Welle mir ein feuchtes Grab sich öffnete, Kleist.

Anm. Feucht, Nieders. fucht, fuchtig, Holl. vocht, Angels. fuht, Isländ. vaukur, Dän. fugtig, gehöret, dem Frisch zu Folge, zu dem Latein. fucus, fucatus, zumahl da offucare nach dem Festus, aquam in fauces dare ad sorbendum, bedeutet. In den Monseeischen Glossen ist Futhi der Geruch.


Feuchtarsch (W3) [Adelung]


+ Der Feuchtarsch, des -es, plur. die -ärsche, im gemeinen Leben, eine Benennung des Seeraben, Pelecanus Carbo L. der auch Schlucker und Schlingrabe genannt, und in den Schottländischen Gewässern angetroffen wird.


Feuchte (W3) [Adelung]


Die Feuchte, plur. inus. ein besonders im Oberdeutschen bekanntes Wort für Feuchtigkeit.


Feuchten (W3) [Adelung]


Feuchten, verb. reg. welches in doppelter Gattung vorkommt. 1. Als ein Activum, feucht machen. Das Papier, die Wäsche feuchten. Ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land, 1 Mos. 2, 6. Ich feuchte ihn (den Weinberg) bald, Es. 27, 3. Du feuchtest sein Gepflügtes, Ps. 65, 11. Im Hochdeutschen ist befeuchten statt dieses einfachen Zeitwortes üblicher. So auch die Feuchtung. Bey dem Willeram fuihten, im Schwed. fukta, im Nieders. fuchten. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) Feuchtigkeit von sich geben. Die Wunde feuchtet. 2) Bey den Jägern bedeutet feuchten oder nässen, als ein anständiger Ausdruck, sein Wasser, seinen Urin lassen, besonders von wilden Thieren.


Feuchtglied (W3) [Adelung]


Das Feuchtglied, des -es, plur. die -er, bey den Jägern, das männliche Glied der Hirsche. S. das vorige.


Feuchtigkeit (W3) [Adelung]


Die Feuchtigkeit, plur. die -en. 1) Die feuchte Beschaffenheit eines Körpers, ohne Plural. Die Feuchtigkeit eines Kellers, des nassen Holzes u. s. f. Noch mehr, 2) ein feuchter, d. i. flüssiger Körper, welcher feucht macht. Der Acker hat viele Feuchtigkeit. Zähe grobe Feuchtigkeit in dem menschlichen Körper. Die wässerige, krystallene Feuchtigkeit im Auge, humor aqueus crystallinus. Man gebraucht dieses Wort oft als einen allgemeinen Ausdruck eines jeden flüssigen Körpers, beson- ders alsdann, wenn er noch nicht unter der Gestalt eines Wassers sichtbar ist.


Feuer (W3) [Adelung]


Das Feuer, des -s, plur. ut nom. sing. Dimin. das Feuerchen, Oberd. Feuerlein. 1. Eigentlich. 1) Ein äußerst feiner, durch die ganze Natur vertheilter flüssiger Körper, dessen Wesen noch sehr unbekannt ist, der sich aber uns unter gewissen Umständen durch Licht und Wärme zu erkennen gibt. Dieses nur den Naturlehrern bekannte Feuer, wird zum Unterschiede des folgenden auch das elementarische, das ursprüngliche Feuer, genannt. 2) Im gemeinen Leben kennet man dieses Feuer nur in brennenden Körpern, d. i. in so fern sich dasselbe in und um gewisse dazu geschickte Körper sammelt, in und um dieselben in eine gewisse noch unbekannte Bewegung versetzt wird, und sich alsdann so wohl durch Licht und Wärme, als auch durch seine verzehrende Kraft kenntlich macht. Das Feuer brennt. Es brennt wie Feuer. Feuer schlagen, anschlagen, durch den Schlag des Stahles an den Feuerstein die in dem letztern befindlichen Feuertheilchen heraus locken und in Bewegung versetzen. Feuer geben, bey Schießgewehren, das Pulver anzünden, welches ehedem durch Lunten geschah, welche gleichfalls Feuer genannt wurden. Eine Bombe mit Einem Feuer, mit zwey Feuern werfen. S. Dunst. Feuer machen, anmachen, durch Reichung der nöthigen Nahrungsmittel die Feuertheilchen in eine heftige Bewegung versetzen. Feuer anlegen, brennbare und angezündete Materien an ein Gebäude legen, dasselbe in Brand zu setzen. Das Feuer gehet aus, wenn demselben die Nahrungsmittel oder auch die Luft fehlet. Das ganze Haus steht im Feuer, brennet. Die Stadt ist im Feuer aufgegangen, abgebrannt. S. Feuersbrunst. Das Feuer löschen, auslöschen. Es kommt Feuer aus, wenn ein Gebäude unvermuthet in Brand geräth. Das Feuer greift weiter um sich. Einen Topf zum Feuer, an das Feuer setzen, von dem Feuer nehmen. Der Schwamm fängt leicht Feuer. Im Feuer arbeiten, wie die Scheidekünstler, Schmiede u. s. f. Den Inquisiten mit Feuer angreifen, der dritte Grad der Tortur. Einen Verbrecher zum Feuer verurtheilen, verbrannt zu werden. Feuer setzen, im Bergbaue, durch angezündetes Feuer die Erze mürbe brennen. Öhl ins Feuer gießen, figürlich einen Streit, eine Leidenschaft noch heftiger machen. Ich wollte wohl für ihn durchs Feuer laufen, figürlich, ich wollte wohl alles für ihn thun. Ein flammendes Feuer, welches in eine Flamme ausbricht, und im gemeinen Leben sehr oft unter Feuer allein verstanden wird, S. Flammenfeuer. Ein glimmendes, glühendes Feuer, welches nur glimmet, oder glühet. Das unterirdische Feuer, welches sich unter der Erde befindet. Der Berg speyt Feuer, wirft brennende Mineralien aus. Das Feuer Gottes, in der Deutschen Bibel, der Blitz. Das höllische Feuer, die Hölle, ein allzu sinnlicher Ausdruck des Zustandes der Verdammten. Griechisches Feuer, eine Art Öhl, welches mit Wasser nicht gelöschet werden kann. Der Plural die Feuer wird nur alsdann gebraucht, wenn mehrere, oder an mehrern Orten befindliche brennende Dinge angedeutet werden sollen. Auf einem Herde drey Feuer halten oder brennen. Man siehet schon die Wachtfeuer. Es sind zwey Feuer in der Stadt ausgekommen, an zwey verschiedenen Orten. 3) In engerm Verstande werden verschiedene Arten brennender Körper schlechthin Feuer genannt. (a) Im Kriege, die Abfeuerung des groben und kleinen Geschützes, und die dadurch fortgetriebenen Kugeln. Die Cavallerie hielt das erste Feuer der feindlichen Infanterie standhaft aus. Die Truppen standen zwey Stunden im Feuer. Ein heftiges Feuer machen. Dem Kanonenfeuer ausgesetzet seyn. Die Infanterie muß ihr Feuer wohl zu schonen wissen, sie muß nie ohne Noth und vergeblich feuern. S. Feuern. (b) Auf den Schiffen werden die Laternen, womit die Schiffe einander zur Nachtzeit gewisse Zeichen geben, gleichfalls Feuer genannt. Aus der Stellung und Anzahl der Feuer erkennet man den Rang der Schiffe. Ein Admiralsschiff hat das Recht mit vier Feuern Zeichen zu geben. (c) In der Feuerwerkskunst, ein aus Pulver, Salpeter u. s. f. bereitetes künstliches Feuer, ein Feuerwerk. Das Ernstfeuer, Lustfeuer u. s. f. Ingleichen die dazu gehörige Mischung von Pulver, Kohlen, Salpeter u. s. f. (d) Einem Pferde das Englische Feuer geben, bey den Viehärzten, Striche auf den kranken Theil des Leibes brennen. 2. Figürlich, wo die Farbe, die leuchtende, wärmende und verzehrende Eigenschaft, verschiedene uneigentliche Bedeutungen veranlasset haben. 1) Die Farbe. (a) Er ward lauter Feuer im Gesichte, das Feuer stieg ihm in das Gesicht, er ward roth. (b) Das Feuer, das heilige Feuer, eine Art der Entzündung der Haut, welche eine schöne Röthe hat, und auch die Rose, das Rothlaufen, oder der Rothlauf genannt wird. S. Antoniusfeuer und Rose. 2) Das Licht und der Glanz, in welchem Verstande das Feuer der Edelsteine, den starken Glanz bezeichnet, welchen sie von sich werfen. Der Himmel wird lauter Feuer, wenn er bey einem Nordlichte u. s. f. einen dem Feuer ähnlichen Glanz bekommt. 3) Die Hitze. (a) Verschiedene Krankheiten, besonders der Thiere, sind unter dem Nahmen des Feuers oder des heiligen Feuers bekannt. Bey den Schweinen ist das wilde Feuer, welches auch die Bräune und das St. Antonsfeuer heißt, eine Entzündung, die der Bräune der Menschen nahe kommt, sich mit dem heißen und kalten Brande endiget, und in 24 Stunden den Tod bringet. Der große Haufe in der Römischen Kirche glaubt, daß der heil. Antonius diese Krankheit heile. Bey den Schafen ist das heilige Feuer oder der Rothlauf, ein hitziges Fieber, wobey Fleisch und Haut von einem Brande verzehret werden. Das Feuer oder die Feuerkrankheit des Rindviehes rühret gleichfalls von einer Entzündung und Stockung des Geblütes her. Bey den Pferden ist das Feuer, oder die Darre, eine Auszehrung, wobey sie nach und nach abnehmen und dürre werden; bey welcher Krankheit aber wohl die verzehrende Kraft des Feuers der Grund der Benennung ist. (b) Die beißende Schärfe mancher Gewächse und Gewürze. Der Pfeffer hat Feuer, wenn er ein empfindliches Brennen auf der Zunge verursacht. Ingleichen der Geist der hitzigen Getränke. Ein Wein hat viel Feuer, wenn er viele geistige Theile hat, und daher Wärme in Körper verursacht. Das Feuer des Branntweines redet aus ihm. (c) Ein hoher Grad der Munterkeit, der Lebhaftigkeit, heftige Leidenschaften u. s. f. Der Mann hat bey seinem hohen Alter noch vieles Feuer. Ein Pferd, ein Jagdhund hat zu vieles Feuer, wenn sie zu heftige Begierden haben. Er redete mit vielem Feuer. Er fängt bald Feuer, wird bald zornig. Fast in allen Sprachen führet der Zorn den Nahmen des Feuers. In einer andern Bedeutung ist Feuer fangen, Liebe empfinden. Seitdem fing mancher Schäfer Aus Chloris Augen Feuer, Haged. Das Feuer der Einbildungskraft, ein hoher Grad der Lebhaftigkeit. Das Feuer der Leidenschaft wüthet in seinem Busen. Das Feuer der Liebe, der Andacht u. s. f. S. Feurig. 4) Die verzehrende und zerstörende Eigenschaft dieses Elementes. Das Feuer des Krieges, in der höhern Schreibart. In der Deutschen Bibel wird Gott mehrmahls ein verzehrendes Feuer genannt.

Anm. Feuer bey dem Kero Fuire, bey dem Ottfried Fiur, bey Isidors Übersetzer Fyor, bey dem Tatian Fuir, in Ober- schwaben noch jetzt Fuir, in Schlesien Foir, im Nieders. Füer, im Holländ. Vier, Vuer, Vuyr, im Angels. Fir, Fyr, im Engl. Fire, im Dän. und Schwed. Fyr, ist ein sehr altes Wort, welches zu dem Griech., zu dem Lat. feruere, feruor, comburere, dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, brennen, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Feuer, und zu dem Deutschen Brennen gehöret, welches im Oberd. auch bernen lautet; S. dieses Wort. Sokrates behauptet bey dem Plato ausdrücklich, daß - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - kein ursprünglich Griechisches, sondern ein Phrygisches, d. i. Scythisches, Wort sey. Bey den Tschuwassen, einer Tatarischen Nation, heißt der Morgen, Lat. aurora, noch jetzt Ir.


Feuerader (W3) [Adelung]


Die Feuerader, plur. die -n, eine Ader unter dem Schwanze des Rindviehes, welche man demselben öffnet, wenn es das Feuer hat.


Feueramt (W3) [Adelung]


Das Feueramt, des -es, plur. die -ämter, das Amt eines Feuerherren, und dasjenige Collegium, welches die Aufsicht über die Feueranstalten hat, S. Feuerherr und Feuereisenamt.


Feueranstalt (W3) [Adelung]


Die Feueranstalt, plur. die -en, Anstalten, Feuersgefahr zu verhüthen, und eine ausgebrochene Feuersbrunst zu löschen.


Feuerarbeit (W3) [Adelung]


Die Feuerarbeit, plur. die -en, eine jede Arbeit, welche mit Hülfe des Feuers verrichtet wird.


Feuerbahn (W3) [Adelung]


Die Feuerbahn, plur. die -en, eine Bahn oder breiter Weg in einem Walde, einen möglichen Brand zu hemmen und zu dämpfen.


Feuerbake (W3) [Adelung]


Die Feuerbake, plur. die -n, in den Gegenden an der See, eine Bake, d. i. ein Thurm oder anderer erhöheter Ort, wo ein Feuer zum Besten der Seefahrer unterhalten wird. S. Bake und Feuerthurm.


Feuerballen (W3) [Adelung]


Der Feuerballen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Feuerkugel.


Feuerbaum (W3) [Adelung]


Der Feuerbaum, des -es, plur. die -bäume. 1) Im gemeinen Leben, ein Baum, welcher nur zu Brennholz tauglich ist. 2) An einigen Orten, eine Benennung des gemeinen Wachholders, vermuthlich, weil er leicht Feuer fängt, wenn er trocken ist; S. Wachholder.


Feuerbecken (W3) [Adelung]


Das Feuerbecken, des -s, plur. ut nom. sing. ein Becken, Kohlenfeuer darin aufzubehalten; eine Kohlenpfanne, Kohlenbecken, Feuerpfanne.


Feuerberg (W3) [Adelung]


Der Feuerberg, des -es, plur. die -e, ein Feuer speyender Berg; mit einen fremden Worte ein Vulcan.


Feuerbeständig (W3) [Adelung]


Feuerbeständig, -er, -ste, adj. et adv. in der Chymie, der Wirkung des Feuers widerstehend, im Gegensatze flüchtiger Körper, welche sich im Feuer in Dämpfe auflösen; freylich alle Mahl in Vergleichung mit andern Substanzen, die es weniger sind. Das Gold ist das feuerbeständigste Metall, das Quecksilber das flüchtigste. Daher die Feuerbeständigkeit, plur. inus. die Eigenschaft, nach welcher ein Körper feuerbeständig ist. S. auch Feuerfest.


Feuerblase (W3) [Adelung]


Die Feuerblase, plur. die -n, eine Blase, welche entstehet, wenn man sich am Feuer verbrannt hat; eine Brandblase.


Feuerblatter (W3) [Adelung]


Die Feuerblatter, plur. die -n, Blattern an den obern Theilen des menschlichen Körpers, welche von verschiedener Farbe sind, inwendig einen Schleim enthalten, um sich her aber eine heftige Entzündung haben, und sehr schmerzen. Sie brechen gemeiniglich zur Nachtzeit aus, daher sie auch Epinyctides heißen, gleichsam Nachtblattern.


Feuerbock (W3) [Adelung]


Der Feuerbock, des -es, plur. die -böcke, ein eiserner Bock auf den Herden und in den Ofen, das Holz darauf zu legen, damit es locker liege; ein Brandbock, eine Brandruthe.


Feuerbohne (W3) [Adelung]


Die Feuerbohne, plur. die -n, eine Art Gartenbohnen mit feuerrother Blüthe und großer bunter Frucht.


Feuerbrand (W3) [Adelung]


Der Feuerbrand, des -es, plur. die -brände. 1) Ein noch brennender Brand, im Gegensatze des Löschbrandes, an welchem das Feuer ausgelöschet ist; S. 1 Brand 2. 2) In einigen Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, eine Feuersbrunst. Der Feuerbrand im Walde.


Feuerbutzen (W3) [Adelung]


Der Feuerbutzen, des -s, plur. ut nom. sing. in der Feuerwerkskunst, kleine aus Salpeter, Pulver, Kampfer u. s. f. verfertigte Kugeln, in der Größe der Erbsen, mit welchen die Lustkugeln und Raketen versetzet werden. S. Butzen.


Feuer-Casse (W3) [Adelung]


Die Feuer-Casse, plur. die -n, eine Casse, aus welcher die durch Feuersbrünste verursachten Schäden wieder ersetzet werden. S. Brand-Casse.


Feuerdienst (W3) [Adelung]


Der Feuerdienst, des -es, plur. car. die gottesdienstliche Verehrung des Feuers. Der Feuerdienst der alten Perser.


Feuerdrache (W3) [Adelung]


Der Feuerdrache, des -n, plur. die -n, im gemeinen Leben, eine Benennung des fliegenden Drachen, d. i. gewisser Dünste, welche sich in der Luft entzünden, und einen langen Schweif hinter sich herziehen. S. 3 Drache 2.


Feuerdreyeck (W3) [Adelung]


Das Feuerdreyeck, des -es, plur. inus. bey einigen Schriftstellern der Astronomie, dasjenige Dreyeck, welches der Widder, der Löwe und der Schütze am Himmel mit einander machen.


Feuerecke (W3) [Adelung]


Die Feuerecke, plur. die -n, in einigen, besonders Niedersächs. Gegenden, diejenige Schärfe, welche die neuen schneidenden Werkzeuge, z. B. eine Axt, ein Messer u. s. f. haben, und welche erst abgeschliffen werden muß; vermuthlich weil sie solche gleichsam aus dem Feuer mitbringen.


Feuereifer (W3) [Adelung]


Der Feuereifer, des -s, plur. car. in Luthers Deutscher Bibel, ein brennender, verzehrender Eifer, d. i. Zorn. Das schreckliche Warten des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird, Ebr. 10, 27.


Feuereimer (W3) [Adelung]


Der Feuereimer, des -s, plur. ut nom. sing. lederne Eimer, das Feuer in Feuersbrünsten damit zu löschen; Nieders. Noodammer, Notheimer.


Feuereisen (W3) [Adelung]


Das Feuereisen, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten, ein Feuerstahl.


Feuereisenamt (W3) [Adelung]


Das Feuereisenamt, des -es, plur. die -ämter, ein ehemahliges Erbamt des Kaisers und des Reiches, welches auch das Fueramt, genannt wurde, S. Feuerherr.


Feueresse (W3) [Adelung]


Die Feueresse, plur. die -n. 1) An einigen Orten, eine Feuermauer, ein Schorstein. 2) Die Esse oder der Herd, wo die Schmiede und andere Metallarbeiter ihr Metall glühen und schmelzen. S. Esse. Da dieses einfache Wort schon einen für das Feuer bestimmten Platz bedeutet, so scheinet Feuer in dieser Zusammensetzung unnöthig zu seyn.


Feuerfach (W3) [Adelung]


Das Feuerfach, des -es, plur. die -fächer, auf dem Lande, besonders in Niedersachsen, das Fach, oder die Abtheilung eines Bauerhauses, in welchem sich der Feuerherd befindet.


Feuerfächer (W3) [Adelung]


Der Feuerfächer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werkzeug, das Feuer damit anzufachen, zum Unterschiede von dem Sonnenfächer. S. Fächer.


Feuerfarbe (W3) [Adelung]


Die Feuerfarbe, plur. inus. eine aus dem Gelben und Hellrothen zusammen gesetzte Farbe, welche die Farbe der Feuerflammen nachahmet.


Feuerfarben (W3) [Adelung]


Feuerfarben, oder Feuerfarbig>, adj. et adv. die Feuerfarbe habend, den Feuerflammen an Farbe gleich.


Feuerfaß (W3) [Adelung]


Das Feuerfaß, des -sses, plur. die -fässer, ein Faß, das in Feuersbrünsten nöthige Wasser in demselben herbey zu führen; die Feuertonne, Feuerkufe, das Sturmfaß.


Feuerfest (W3) [Adelung]


Feuerfest, -er, -este, adj. et adv. vermögend, der Kraft des Feuers zu widerstehen, ohne eine merkliche Veränderung zu bekommen. Ein feuerfestes Gewölbe. Das Haus ist feuerfest. Feuerfeste Schmelztiegel. In weiterer Bedeutung zuweilen auch für feuerbeständig, von solchen Körpern, welche von der Gewalt des Feuers nicht in die Höhe getrieben werden. Daher die Feuerfestigkeit, plur. inus. die Eigenschaft, nach welcher eine Sache feuerfest ist.


Feuerflamme (W3) [Adelung]


Die Feuerflamme, plur. die -n. 1) Die Flamme des Feuers, S. Flamme. 2) Eine im gemeinen Leben Ober- und Niedersachsens übliche Benennung der Adonisblume, Adonis L. welche auch Feuerröschen oder Feuerröslein genannt wird, weil die gewöhnlichste Art derselben eine brennende Feuerfarbe hat. Siehe Adonisblume.


Feuerflasche (W3) [Adelung]


Die Feuerflasche, plur. die -n, im Kriegswesen, eine dünne gläserne mit Pulver gefüllte Bouteille, welche angezündet und unter die Feinde, besonders auf feindliche Schiffe geworfen wird.


Feuerfolge (W3) [Adelung]


Die Feuerfolge, plur. inus. die Verbindlichkeit der Einwohner eines Ortes, nach gehörtem Sturmschlage zur Löschung einer Feuersbrunst herbey zu eilen.


Feuerfuchs (W3) [Adelung]


Der Feuerfuchs, des -es, plur. die -füchse, ein Fuchs, d. i. röthliches Pferd, dessen Haare in die Feuerfarbe fallen.


Feuerfunke (W3) [Adelung]


Der Feuerfunke, des -ns, plur. die -n, Funken, d. i. einzelne, glühende Theilchen, welche ein brennender Körper von sich wirft; dergleichen die Funken sind, welche der Stahl aus dem Feuersteine heraus locket.


Feuergatter (W3) [Adelung]


Das Feuergatter, des -s, plur. ut nom. sing. ein niedriges nach einem rechten Winkel zusammen gesetztes Gatter, welches man bey töpfernen Ofen in den Winkel setzet, damit die Kacheln mit dem Holze nicht zerstoßen werden.


Feuergeld (W3) [Adelung]


Das Feuergeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, S. Herdgeld.


Feuergeräth (W3) [Adelung]


Das Feuergeräth, des -es, plur. die -e, oder als ein Collectivum, plur. inus. alles Geräth, welches zu Löschung einer Feuersbrunst nöthig ist.


Feuergeschrey (W3) [Adelung]


Das Feuergeschrey, des -es, plur. inus. das Geschrey, womit der große Haufe eine entstandene Feuersbrunst verkündiget.


Feuergewehr (W3) [Adelung]


Das Feuergewehr, des -es, plur. die -e, ein Gewehr, mit welchem man vermittelst des Feuers angreifet, oder sich vertheidiget, dergleichen Flinten, Pistolen, Büchsen u. s. f. sind. Oder als ein Collectivum, ohne Plural, mehrere Gewehre dieser Art zusammen genommen.


Feuergieke (W3) [Adelung]


Die Feuergieke, plur. die -n, das Gehäuse um einen Feuertopf, mit welchem das andere Geschlecht im Winter die Füße zu wärmen pfleget; im Nieders. Füerkike, im Oberdeutschen und auch in Obersachsen ein Feuerstübchen, eine Feuersorge. Siehe Gieke.


Feuerglocke (W3) [Adelung]


Die Feuerglocke, plur. die -n, diejenige Glocke, womit eine entstandene Feuersbrunst verkündiget wird; die Sturmglocke, Brandglocke.


Feuergott (W3) [Adelung]


Der Feuergott, des -es, plur. inus. der Gott des Feuers, wofür bey den Griechen und Römern Vulcan gehalten wurde.


Feuerhaken (W3) [Adelung]


Der Feuerhaken, des -s, plur. ut nom. sing. ein starker Haken mit einer Spitze und langen Stange, brennende Gebäude damit einzureißen oder über den Haufen zu stoßen; der Sturmhaken.


Feuerherd (W3) [Adelung]


Der Feuerherd, des -es, plur. die -e, ein ebener von Steinen verfertigter Platz, Feuer darauf zu machen und zu unterhalten, welcher auch nur schlechthin ein Herd genannt wird. Besonders ein solcher Herd in einer Küche.


Feuerhemd (W3) [Adelung]


Das Feuerhemd, des -es, plur. die -en, S. Brandhemd.


Feuerherr (W3) [Adelung]


Der Feuerherr, des -en, plur. die -en. 1) An einigen Orten, obrigkeitliche Personen, welche bey der Löschung einer Feuersbrunst die Aufsicht führen; Brandherren. 2) Im Deutschen Reiche war der Erbfeuerherr ehedem ein Erbbeamter des Kaisers und des Reiches, welcher an dem jedesmahligen kaiserlichen Hoflager die Aufsicht über das Feuer und das Licht hatte. Die Herren von Plesse haben dieses Amt zuletzt verwaltet. Ihr Amt wurde das Erbfeueramt oder Erbfeuereisenamt genannt.


Feuerhimmel (W3) [Adelung]


Der Feuerhimmel, des -s, plur. inus. in der Kosmologie einiger älterer Schriftsteller, ein mit dem elementarischen Feuer angefüllter Himmel, welcher sich über dem Lufthimmel befinden sollte; Coelum empyraeum.


Feuerholz (W3) [Adelung]


Das Feuerholz, des -es, plur. car. Holz, welches zu weiter nichts als zum Verbrennen und zum Verkohlen tauget, oder welches zum Verbrennen in den Küchen bestimmt ist, Brennholz, zum Unterschiede von dem Bau- und Nutzholze.


Feuerhund (W3) [Adelung]


Der Feuerhund, des -es, plur. die -e, ein abgerichteter Hund, welcher kein Feuer scheuet, Schwärmer in das Maul nimmt, u. s. f.


Feuerhüther (W3) [Adelung]


Der Feuerhüther, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, ein Hüther oder Wächter, welcher auf das zur Erweichung der Erze in den Gruben gemachte Feuer Acht hat. S. Feuerwächter.


Feuerig (W3) [Adelung]


Feuerig, S. Feurig.


Feuerkäfer (W3) [Adelung]


Der Feuerkäfer, des -s, plur. ut nom. sing. S. Feuerschröter.


Feuerkatze (W3) [Adelung]


Die Feuerkatze, plur. die -n, ein ehedem gebräuchliches Kammerstück, große steinerne Kugeln daraus zu schießen, welches auch ein Schrotstück oder Steinstück genannt wurde.


Feuerkeule (W3) [Adelung]


Die Feuerkeule, plur. die -n, in der Lustfeuerwerkerey, eine hölzerne Keule, deren hohler Kopf mit Brandsatze angefüllet, von außen aber mit Raketen besetzet wird.


Feuerkiste (W3) [Adelung]


Die Feuerkiste, plur. die -n, eine Kiste, welche mit Kugeln, Eisen u. s. f. angefüllet, und auf den Schiffen anstatt einer Mine gebraucht wird, wenn der Feind an Bord kommen will; eine Springkiste.


Feuerkluft (W3) [Adelung]


Die Feuerkluft, plur. die -klüfte, an einigen Orten, eine Feuerzange, besonders so fern sie anstatt des Gewindes ein federhartes Eisen hat.


Feuerknauel (W3) [Adelung]


Der Feuerknauel, des -s, plur. die -knäuel, in der Kriegskunst, Knäuel von Werk, Pech, Harz, Schwefel u. s. f. dunkele Gegenden bey Belagerungen damit zu erleuchten. Siehe Feuerkugel.


Feuerknecht (W3) [Adelung]


Der Feuerknecht, des -es, plur. die -e, an einigen Orten, besondere Knechte, welche bey Feuersbrünsten die zum Löschen nöthigen Arbeiten verrichten müssen.


Feuerkrankheit (W3) [Adelung]


Die Feuerkrankheit, plur. inus. S. Feuer 2. 3)


Feuerkröte (W3) [Adelung]


Die Feuerkröte, plur. die -n. 1) Eine Wasserkröte, welche einen dunkelbraunen oder rußfarbenen Rücken, bleichgelben Bauch, und feuerrothe Flecken hat. Ihr Geschrey gleicht dem Laute eines geblasenen Hornes. 2) Nach andern auch eine große giftige Kröte, welche sich nur im Innern der Erde aufhält und beym Graben zuweilen gefunden wird.


Feuerkrug (W3) [Adelung]


Der Feuerkrug, des -es, plur. die -krüge, S. Feuertopf.


Feuerkufe (W3) [Adelung]


Die Feuerkufe, plur. die -n, S. Feuerfaß.


Feuerkugel (W3) [Adelung]


Die Feuerkugel, plur. die -n. 1) In der Artillerie, eine jede Kugel, welche angezündet werden und brennen kann, und auch Feuerballen, und, wenn sie kleiner ist, Feuerknauel genannt wird. Dahin gehören die Dampfkugeln, Leuchtkugeln, stinkende Kugeln u. s. f. Sollen sie zünden, so heißen sie gemeiniglich Brandkugeln. 2) Öhlige und harzige Dünste, welche sich in der höchsten Luft in einen schleimigen Klumpen sammeln, sich durch ihre innere Bewegung entzünden, und alsdann in Gestalt einer leuchtenden Kugel niederfallen. Die kleinen Feuerkugeln dieser Art sind unter dem Nahmen der Sternschnuppen bekannt. S. dieses Wort.


Feuerkunst (W3) [Adelung]


Die Feuerkunst, plur. inus. die Kunst, das Feuer geschickt zu regieren, besonders in der Chymie; die Pyrotechnie.


Feuerlanze (W3) [Adelung]


Die Feuerlanze, plur. die -n. 1) Eine Lanze oder Spieß in Ernstfeuern, an welcher sich ein mit Schlägen und bleyernen Kugeln gefüllter Sack befindet; der Feuerspieß, Sturmspieß, weil man sich desselben ehedem im Sturmlaufen bedienete. Kleinere Feuerlanzen heißen Feuerpfeile. 2) Bey den Lustfeuern, aus gepapptem Papiere nach Art der Raketenhülsen verfertigte Lanzen, das Gerüst eines Feuerwerkes damit zu beleuchten.


Feuerlärm (W3) [Adelung]


Der Feuerlärm, des -es, plur. inus. der Lärm, wodurch eine ausgebrochene Feuersbrunst verkündiget wird. Es entstehet ein Feuerlärm. Feuerlärm schlagen, bey den Soldaten, eine Feuersbrunst durch den Trommelschlag verkündigen.


Feuerläufer (W3) [Adelung]


Der Feuerläufer, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten auf dem Lande, bestimmte Personen, welche eine entstandene Feuersbrunst in den nächsten Dörfern melden, und die Einwohner zum Löschen herbey holen.


Feuerleiter (W3) [Adelung]


Die Feuerleiter, plur. die -n, lange Leitern, deren man sich in Feuersbrünsten und Feuersgefahren bedienet.


Feuerlilie (W3) [Adelung]


Die Feuerlilie, plur. die -n, eine Art Lilien, deren Blätter ohne Ordnung stehen, und eine brennende Feuerfarbe haben; Lilium bulbiferum L.


Feuermahl (W3) [Adelung]


Das Feuermahl, des -es, plur. die -mähler, oder die Feuermahle. 1) Ein durch das Feuer, oder durch Brennen verursachtes Mahl oder Zeichen; ein Brandmahl. 2) Ein braunrother Fleck, welchen Kinder an verschiedenen Theilen des Leibes zuweilen mit auf die Welt bringen, und welcher entstehet, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft vor dem Feuer erschrecken; ein Feuerzeichen.


Feuermännchen (W3) [Adelung]


Das Feuermännchen, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten ein Nahme eines Irrwisches.


Feuermaschine (W3) [Adelung]


Die Feuermaschine, plur. die -n, eine Maschine, welche ihre Bewegung durch die Kraft des vermittelst des Feuers in Dünste aufgelöseten Wassers erhält; die Dampfmaschine.


Feuermaterie (W3) [Adelung]


Die Feuermaterie, plur. inus. das Feuer, als eine Materie betrachtet; ingleichen die Materie, d. i. das Wesen, die Bestandtheile des Feuers.


Feuermauer (W3) [Adelung]


Die Feuermauer, plur. die -n, derjenige gewöhnlich aus Mauerwerk bestehende Theil eines Gebäudes, welcher den Rauch ausführet, besonders derjenige Theil desselben, welcher über dem Dache hervor raget; in den gemeinen Mundarten der Kamin, der Schorstein, der Schlot, der Rauchfang, im Fries. Holl, Reekholl, d. i. Rauchloch, von Holl, ein Loch. An einigen Orten wird auch wohl die Brandmauer eine Feuermauer genannt, S. dieses Wort.


Feuermauerkehrer (W3) [Adelung]


Der Feuermauerkehrer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Handwerker, der das Kehren oder Reinigen der Feuermauern verstehet und besorgt; in den gemeinen Mundarten ein Essenkehrer, Schorsteinfeger, Kaminfeger, Schlotfeger, in Baiern Kidlkehrer, Kimmichfeger oder Kemmetfeger. S. Kaminfeger.


Feuermörser (W3) [Adelung]


Der Feuermörser, des -s, plur. ut nom. sing. ein grobes Geschütz in Gestalt eines Mörsers, Bomben, Granaten und andere Feuerkugeln daraus zu werfen, welches auch nur schlechthin ein Mörser genannt wird.


Feuern (W3) [Adelung]


Feuern, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. I. Als ein Activum, Feuer machen, Feuer geben, doch nur in einigen Fällen. 1) Einem Schießgewehre Feuer geben, es los brennen. Die Soldaten feuern in jeder Minute zehen Mahl. Mit dem Handgewehre auf den Feind feuern. S. auch Abfeuern. 2) Feuer machen, Feuer unterhalten, in der Sprache des täglichen Umganges. In dieser Küche feuert man selten, In diesem Ofen wird täglich gefeuert. Im gemeinen Leben ist auch einfeuern, für stark einheitzen, heftig heitzen, üblich. 3) Brennen, d. i. sich als eines Nahrungsmittels des Feuers bedienen. Hier feuert man hartes Holz. In Holland wird Torf, oder mit Torf gefeuert. 4) Den Wein feuern, in einigen Gegenden, ihn durch Anzündung eines in zerlassenen Schwefel getauchten Läppchen feurig machen, ihn schwefeln. Daher die Feuerung. S. hernach besonders. II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) Feuer von sich geben. Der Stahl, der Feuerstein feuert vortrefflich. 2) Wie Feuer glühen. Ime viureten thie ougen, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter. 3) Wie Feuer brennen. Das Gesicht feuert mir. Die geschlagene Stelle feuerte mir außerordentlich. Ingleichen im edlern Verstande. Wie feuerte dieß Herz, wie schlug es einst für dich! Weiße.


Feuernapf (W3) [Adelung]


Der Feuernapf, des -es, plur. die -näpfe, eine Art eines Lustfeuers, wo viele ungewürgte Bränder neben einander geleget werden, eine Art einer Fontäne vorzustellen; Franz. Nape de feu.


Feuerofen (W3) [Adelung]


Der Feuerofen, des -s, plur. die -öfen, ein mit starkem Feuer geheitzter Ofen; ein Wort, welches außer Ps. 21, 10, und Matth. 13, 42, wenig gebraucht wird, in welcher letztern Stelle es die Hölle bezeichnet.


Feuerordnung (W3) [Adelung]


Die Feuerordnung, plur. die -en, eine obrigkeitliche Verordnung, wie Feuersbrünste zu verhüthen, oder geschwinde zu löschen sind; ingleichen die deßhalb getroffenen Anstalten.


Feuerpfanne (W3) [Adelung]


Die Feuerpfanne, plur. die -n. 1) Eine Pfanne, Feuer und besonders Kohlen, darein zu thun; eine Kohlenpfanne, Gluthpfanne. 2) In der Artillerie, ein Gefäß, worin man Pechkränze thut, dunkle Plätze zu erleuchten.


Feuerpfeil (W3) [Adelung]


Der Feuerpfeil, des -es, plur. die -e, mit Ernstfeuer versehene Pfeile; welche aus Stücken und Handgewehren geschossen werden, Häuser und Schiffe in Brand zu stecken. Siehe auch Brandpfeil.


Feuerpfeiler (W3) [Adelung]


Der Feuerpfeiler, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur Offenb. 10, 1. befindliches Wort, feurige Säulen zu bezeichnen.


Feuerprobe (W3) [Adelung]


Die Feuerprobe, plur. die -n, eine jede Probe, wo die Güte einer Sache vermittelst des Feuers untersucht wird. Ehedem war in den Gerichten die Feuerprobe, oder das Feuerurtheil, ein abergläubiges Mittel die Wahrheit heraus zu bringen, wo der Beklagte ein glühendes Eisen berühren, oder es auch eine gewisse Weite tragen mußte; Judicium candentis ferri.


Feuer-Pyramide (W3) [Adelung]


Die Feuer-Pyramide, plur. die -n, eine Art des Lustfeuers, wo die Bränder über einander auf ein pyramidenförmiges Gerüst geleget werden.


Feuerrad (W3) [Adelung]


Das Feuerrad, des -es, plur. die -räder. 1) Ein ehemahliges stählernes Rad an den Büchsen- und Pistolenschlössern den Hahn zu spannen und Feuer zu geben, welches aber nicht mehr üblich ist. 2) In den Feuerwerken, ein Rad, welches von den an dem Umkreise befindlichen Raketen herum getrieben wird und Feuer speyet.


Feuerregen (W3) [Adelung]


Der Feuerregen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) In den Ernstfeuerwerken, eine Menge kleiner hölzerner mit geschmelztem Zeuge gefüllter Kugeln, welche aus Mörsern geworfen werden, Häuser und andere Gebäude damit anzuzünden, und welche im Niederfallen einen feurigen Regen vorstellen. 2) In den Lustfeuerwerken, eine Ausladung der großen Lustkugeln, oder einer Anzahl Raketen, welche ein Funkenfeuer von sich geben. Nach Beschaffenheit der Farben hat man den weißen Feuerregen, oder den Silberregen, den Goldregen u. s. f. 3) Auch in der Natur will man zuweilen Feuerregen gesehen haben, wenn die Regentropfen durch gewisse Umstände einen dem Feuer nicht unähnlichen Glanz haben.


Feuerrohr (W3) [Adelung]


Das Feuerrohr, des -es, plur. die -e. 1) Ein jedes Schießgewehr, aus welchem vermittelst des Pulvers und Feuers geschossen wird; welche Bedeutung aber wenig mehr vorkommt. 2) In engerer Bedeutung, eine Büchse mit einem Feuerschlosse, welche nach ihrer Bestimmung ein Scheibenrohr, ein Bürschrohr u. s. f. ist.


Feuerröhre (W3) [Adelung]


Die Feuerröhre, plur. die -n, in den Lustfeuern, eine Röhre oder hölzerner Cylinder, der mit Feuerzeug und Raketen versetzt ist.


Feuerroth (W3) [Adelung]


Feuerroth, adj. et adv. roth wie brennendes Feuer. Feuerroth im Gesichte werden. Feuerrothe Haare.


Feuersack (W3) [Adelung]


Der Feuersack, des -es, plur. die -säcke, wie ein Sack zusammen gelegte grobe Leinwand an einer langen Leine, welche man an einigen Orten durch eine brennende Feuermauer zieht, sie damit zu löschen.


Feuersäule (W3) [Adelung]


Die Feuersäule, plur. die -n. 1) In der Jüdischen Geschichte, ein Feuer, welches die Gestalt einer hohen Säule gehabt haben soll, und die Israeliten auf ihrem Zuge durch die Wüste zur Nachtzeit leitete. Herr Hofr. Michaelis übersetzt dieses Wort richtiger durch einen beständigen Glanz. Siehe Wolkensäule. 2) Einige wollten auch die Pyramiden Feuersäulen nennen, wegen einiger Ähnlichkeit mit einer Feuerflamme; wofür aber andere mit mehrerm Erfolge das Wort Spitzsäule eingeführet haben.


Feuersbrunst (W3) [Adelung]


Die Feuersbrunst, plur. die -brünste, ein großes Feuer, so fern dasselbe Gebäude, Wälder u. s. f. verzehret. Es bricht eine Feuersbrunst aus. Es ist eine heftige Feuersbrunst entstanden. Das Wort Feuer dienet in dieser Zusammensetzung zum Unterschiede von den figürlichen Bedeutungen des Wortes Brunst; welches noch im Oberdeutschen sehr häufig für das zusammen gesetzte Feuersbrunst üblich ist.


Feuerschaden (W3) [Adelung]


Der Feuerschaden, des -s, plur. die -schäden, der durch das Feuer, besonders durch eine Feuersbrunst, verursachte Schaden; der Brandschaden.


Feuerschau (W3) [Adelung]


Die Feuerschau, plur. inus. die öffentliche Besichtigung der Gebäude, so fern eine Feuersbrunst bey denselben zu besorgen ist.


Feuerschaufel (W3) [Adelung]


Die Feuerschaufel, plur. die -n, eine Schaufel, glühende Kohlen aus dem Feuer zu hohlen; eine Kohlenschaufel.


Feuerschein (W3) [Adelung]


Der Feuerschein, des -es, plur. inus. 1) Der Schein oder Glanz des Feuers. 2) Bey den Wachsziehern bedeutet es die bräunliche Farbe, welche das Wachs alle Mahl nach dem Schmelzen annimmt.


Feuerscheu (W3) [Adelung]


Feuerscheu, -er, -este, adj. et adv. das Feuer scheuend, und in engerer Bedeutung, den Knall der Schießgewehre scheuend. Ein feuerscheues Pferd, welches den Schuß nicht vertragen kann. Auch ein Schütze heißt feuerscheu, wenn er bey dem Losbrennen eines Gewehres die Augen zudrückt, oder mit dem Kopfe zurück fähret.


Feuerschiff (W3) [Adelung]


Das Feuerschiff, des -es, plur. die -e, bey einigen ein Brander, S. dieses Wort.


Feuerschirm (W3) [Adelung]


Der Feuerschirm, des -es, plur. die -e, ein Schirm auf Feuerherden, in Kaminen, und vor den Öfen, die Hitze des Feuers abzuhalten.


Feuerschlange (W3) [Adelung]


Die Feuerschlange, plur. die -n, eine Art giftiger Schlangen von schwarzröthlicher Farbe; die Brandschlange.


Feuerschlippe (W3) [Adelung]


Die Feuerschlippe, plur. die -n, S. Brandgasse.


Feuerschloß (W3) [Adelung]


Das Feuerschloß, des -sses, plur. die -schlösser, überhaupt ein jedes Schloß an einem Feuergewehre, welches aber jetzt am häufigsten ein Flintenschloß genannt wird. In engerm Verstande, eine ehemahlige Art der Schlösser an den Feuerröhren, welche mit einem stählernen Rade gespannet wurden, ein Deutsches Schloß; zum Unterschiede von den Flintenschlössern und Luntenschlössern.


Feuerschröter (W3) [Adelung]


Der Feuerschröter, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art großer Käfer mit einem unbewehrten Kopfe und Brustschilde und zangenförmigen Kinnbacken, dessen Larve in faulendem Eichenholze wohnt. Er wird auch schlechthin Schröter, im gemeinen Leben auch Feuerwurm, Hausbrenner, Berner, Hirschkäfer, Weinschröter, Baumschröter, Hornkäfer, und bey den Schriftstellern des Naturreiches Feuerkäfer genannt; Cervus, L. Franz. Cerf volant, wegen seiner langen zangenförmigen Kinnbacken, welche den Hirschgeweihen gleichen. Siehe Schröter.


Feuerschwamm (W3) [Adelung]


Der Feuerschwamm, des -es, plur. die -schwämme, ein gepolsterter ebener Löcherschwamm, mit sehr zarten Löchern, der auf Birken- und andern Bäumen in Gestalt eines Pferdehufes wächset, und zum Anzünden des Feuers zubereitet wird; Boletus igniarius L. Von diesem zubereiteten Feuerschwamme, der auch nur schlechthin Schwamm genannt wird, ist der Plural ungewöhnlich.


Feuerschwert (W3) [Adelung]


Das Feuerschwert, des -es, plur. die -er, in den Luftfeuerwerken, ein hölzernes hohles Schwert, welches mit Schwärmern, Feuerbutzen, Sternfeuern u. s. f. gefüllet ist.


Feuersegen (W3) [Adelung]


Der Feuersegen, des -s, plur. ut nom. sing. eine abergläubige Formel, mit welcher man eine entstandene Feuersbrunst zu beschwören und zu löschen sucht.


Feuersgefahr (W3) [Adelung]


Die Feuersgefahr, plur. die -en, die Gefahr, d. i. nahe Möglichkeit, einer Feuersbrunst.


Feuersnoth (W3) [Adelung]


Die Feuersnoth, plur. inus. eine ausgebrochene Feuersbrunst, als eine Noth, oder dringendes Übel betrachtet. Wir waren in großer Feuersnoth. Mit den Vorwörtern in und aus ist auch wohl der Plural üblich. Gute Anstalten in Feuersnöthen. S. Noth.


Feuersonne (W3) [Adelung]


Die Feuersonne, plur. die -n, in den Lustfeuerwerken, die Vorstellung einer Sonne, vermittelst der Bränder, Schwärmer u. s. f.


Feuersorge (W3) [Adelung]


Die Feuersorge, plur. die -n, S. Feuergieke und Sorge.


Feuerspanner (W3) [Adelung]


Der Feuerspanner, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werkzeug, das Rad an den ehemahligen Feuerschlössern zu spannen.


Feuerspeyend (W3) [Adelung]


Feuerspeyend, adject. Feuer aus dem Munde speyend. Ein feuerspeyender Drache. In weiterer Bedeutung, Feuer auswerfend, besonders von Bergen. Ein feuerspeyender Berg. Lavespiantaz, in Boxhorns Glossen.


Feuerspieß (W3) [Adelung]


Der Feuerspieß, des -es, plur. die -e, S. Feuerlanze.


Feuerspritze (W3) [Adelung]


Die Feuerspritze, plur. die -n, eine Spritze, das Feuer in einer entstandenen Feuersbrunst auszulöschen.


Feuerstahl (W3) [Adelung]


Der Feuerstahl, des -es, plur. die -stähle, ein stählernes Werkzeug, Feuer aus den Feuersteinen damit zu locken.


Feuerstätte (W3) [Adelung]


Die Feuerstätte, plur. die -n. 1) Der Platz, wo ein Feuer gebrannt hat; z. B. die Feuerstätte von einem Wachtfeuer. 2) Der Ort, wo gewöhnlich Feuer unterhalten wird. Die Feuerstätten der Marketender im Felde. In weiterer Bedeutung, ein jeder Feuerherd, und dann zuweilen auch figürlich ein Wohnhaus, weil der Feuerherd eines der nothwendigsten Theile desselben ist. Das Dorf bestehet aus hundert Feuerstätten, Wohnhäusern. Eine Anlage nach den Feuerstätten, nach den Wohnhäusern; S. Herdgeld.


Feuerstein (W3) [Adelung]


Der Feuerstein, des -es, plur. die -e, ein Stein, aus welchem man vermittelst des Stahles Feuer schlagen kann, wozu alle glasartige Steine geschickt sind. Im gemeinen Leben bedienet man sich dazu des gemeinen Hornsteines, daher derselbe in engerer Bedeutung unter dem Nahmen des Feuersteines bekannt ist. Angels. Fyrstan, Dän. Fyrsteen. S. Flinte.


Feuerstrafe (W3) [Adelung]


Die Feuerstrafe, plur. die -n, die Verbrennung eines Missethäters, als eine Strafe betrachtet.


Feuerstrahl (W3) [Adelung]


Der Feuerstrahl, des -es, plur. die -en, ein feuriger Strahl, Feuer in Gestalt eines Strahles. S. Blitz, Anm.


Feuerstübchen (W3) [Adelung]


Das Feuerstübchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Feuergieke.


Feuertaufe (W3) [Adelung]


Die Feuertaufe, plur. inus. in der biblischen Theologie, ein sehr uneigentlicher Ausdruck der Ertheilung der übernatürlichen geistlichen Gaben an die Apostel und ersten Christen; ein Ausdruck, der sich auf Matth. 3, 11 gründet: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, - der wird euch mit dem heil. Geist und Feuer taufen.


Feuertheil (W3) [Adelung]


Der Feuertheil, des -es, plur. die -e, noch mehr im Diminut. das Feuertheilchen; des -s, plur. ut nom. sing. die Bestandtheile des Feuers; ingleichen aus Feuer bestehende Theilchen.


Feuerthurm (W3) [Adelung]


Der Feuerthurm, des -es, plur. die -thürme, ein Thurm, auf welchem zum Besten der Seefahrer des Nachts Feuer unterhalten wird; eine Feuerwarte, ein Leuchtthurm, im Nieders. eine Feuerbake, in Hamb. eine Blüse, von Blas, Feuer, rothe Gluth.


Feuertonne (W3) [Adelung]


Die Feuertonne, plur. die -n, S. Feuerfaß.


Feuertopf (W3) [Adelung]


Der Feuertopf, des -es, plur. die -töpfe. 1) Ein Topf, oder einem Topfe ähnliches Gefäß, Kohlen darin aufzubehalten. Besonders ein solcher Topf, dessen sich geringe Weibesleute anstatt der Feuergieken bedienen; Nieders. Murre, Hurkelpott. 2) In der Feuerwerkerkunst, ein Topf mit einer gefüllten Granate, welcher mit Pulver bestreuet wird, und welchen man an diejenigen Örter wirft, die man in Brand stecken will; ein Feuerkrug, Sturmtopf. 3) Bey Lustfeuern, ein Topf, der mit Schwefel, Salpeter und Glas gefüllet, angezündet und geworfen wird.


Feuerung (W3) [Adelung]


Die Feuerung, plur. inus. das Hauptwort von dem Zeitworte feuern, welches doch nur in einigen Fällen üblich ist. 1) Das Feuer, welches man zu einem gewissen Behufe unterhält. Die Weite der Feuermauer muß sich nach der Stärke der Feuerung richten. 2) Das Nahrungsmittel des Herdfeuers. Torf gibt eine schlechte Feuerung. Holz ist die beste Feuerung. Sparsam mit der Feuerung umgehen.


Feuerwächter (W3) [Adelung]


Der Feuerwächter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wächter, welcher zur Nachtzeit die Gassen oder ein Gebäude bewacht, Feuersbrünste zu verhüthen.


Feuerwarte (W3) [Adelung]


Die Feuerwarte, plur. die -n, S. Feuerthurm.


Feuerwerk (W3) [Adelung]


Das Feuerwerk, des -es, plur. die -e. 1) Ein jedes zusammen gesetztes künstliches Feuer von Salpeter, Schwefel und Kohlen, welches wieder in ein Ernstfeuerwerk und Lustfeuerwerk eingetheilet wird. In engerer und der gewöhnlichsten Bedeutung, das letztere, oder die Vorstellung einer oder mehrerer Figuren, welche aus allerhand künstlichen Lustfeuern zusammen gesetzt sind und zur Nachtzeit angezündet werden. Ein Feuerwerk abbrennen. 2) Das zu dem Herd- und Küchenfeuer nöthige Brennholz, Torf, Steinkohlen u. s. f. eine im Hochdeutschen nicht überall gewöhnliche Bedeutung. Der den Leuten Feuerwerk gibt, davon man nimmt, daß man sich dabey wärme, Es. 44, 15. Und werden sieben Jahr lang Feuerwerk damit halten, daß sie nicht dürfen Holz auf dem Feld hohlen, sondern von den Waffen werden sie Feuer halten, Ezech. 39, 9, 10. Daher die Feuerwerksglocke, in einigen Städten, z. B. zu Halle in Sachsen, eine Glocke, vor deren Läutung niemand Holz auf dem Markte kaufen darf.


Feuerwerker (W3) [Adelung]


Der Feuerwerker, des -s, plur. ut nom. sing. der die Feuerwerkskunst verstehet und bey dem groben Geschütze gebraucht wird; der Artillerist.


Feuerwerkerkunst (W3) [Adelung]


Die Feuerwerkerkunst, S. Feuerwerkskunst.


Feuerwerksglocke (W3) [Adelung]


Die Feuerwerksglocke, plur. inus. S. Feuerwerk 2.


Feuerwerkskunst (W3) [Adelung]


Die Feuerwerkskunst, oder Feuerwerkerkunst, plur. inus. die Wissenschaft, allerley Feuerwerke, besonders Feuerwerke zum Ernste zu verfertigen; die Feuerwerkerey, die Geschützkunst, so fern die Behandlung des groben Geschützes der vornehmste Theil derselben ist, die Büchsenmeistereykunst, die Zeugmeistereykunst, die Artillerie.


Feuerwolf (W3) [Adelung]


Der Feuerwolf, des -es, plur. die -wölfe, im gemeinen Leben, ein zuweilen aus dem Backofen hervor brechendes und heraus laufendes Feuer, welches oft einen starken Knall verursacht, viel mit der Erscheinung des Blitzes gemein hat, und auch nur der Wolf schlechthin genannt wird. Der große Haufe glaubt, ein solcher Wolf entstehe, wenn sich unter dem Holze ein Stück befindet, welches von dem Blitze getroffen worden.


Feuerwurm (W3) [Adelung]


Der Feuerwurm, des -es, plur. die -würmer, S. Feuerschröter.


Feuerzange (W3) [Adelung]


Die Feuerzange, plur. die -n, eine eiserne Zange, Kohlen und andere Sachen aus dem Feuer zu hohlen; im Oberd. eine Feuerkluft, Kluft, Angels. Fyrtang.


Feuerzeichen (W3) [Adelung]


Das Feuerzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Siehe Feuermahl. 2) Eine feurige Lufterscheinung, d. i. Ausdünstungen, welche in der Luft erzeugt werden, und sich daselbst entzünden, und unter dem Nahmen der Feuerkugeln, Drachen, Sternschnuppen u. s. f. bekannt sind. Auch die Nordscheine gehören dahin. 3) Ein Zeichen, welches vermittelst eines Feuers gegeben wird; z. B. ein angezündeter Holzhaufen.


Feuerzeit (W3) [Adelung]


Die Feuerzeit, plur. die -en, im Hüttenbaue, die zum Feuern oder Brennen bestimmte Zeit. Eine Schmelzarbeit, die ihre gewisse Feuerzeiten hat.


Feuerzeug (W3) [Adelung]


Das Feuerzeug, des -es, plur. die -e, das zum Feuerschlagen nöthige Geräth, z. B. Stahl, Stein, Zunder oder Schwamm, nebst dem Behältnisse desselben.


Feurig (W3) [Adelung]


Feurig, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich. 1) Feuer habend, voll Feuer, doch nur in einigen wenigen Fällen. Feurige Kohlen, glühende. Ein feuriger Ofen, ein brennender, 3. Macc. 6, 5. Der Himmel war ganz feurig. Ein feuriges Luftzeichen. Noch mehr, 2) dem Feuer ähnlich, besonders dem Glanze nach, für das ungewöhnliche feuricht. Ein feuriger Glanz. Feurige Augen haben, helle, durchdringende. Eine feurige Schlange, wegen der röthlichen Gestalt. Siehe Feuerschlange. Feurige Rosse und Wagen, 2 Kön. 2, 11. Der feurige Drache, S. Feuerdrache. Er sahe ganz feurig aus, roth. 2. Figürlich. 1) Ein feuriger Wein, welcher viel Feuer hat. 2) In einem hohen Grade lebhaft, mit der lebhaftesten Empfindung, Leidenschaft, verbunden. Schon wollte ich ihnen den feurigsten Dank abstatten. Ein feuriger Eifer. Eine feurige Liebe. Ein feuriger Liebhaber. Ein feuriger Mann, der viele Lebhaftigkeit besitzet. Ein feuriger Blick, der eine lebhafte Empfindung verräth. Ein feuriger Kuß. Feurige Entzückungen der Seele. Die feurigste Zärtlichkeit spricht aus ihm. Ein feuriger Scherz, der im hohen Grade lebhaft ist. Ein feuriges Gedicht, das voll lebhafter Bilder und Empfindungen ist. Eine feurige Einbildungskraft, die viele Begriffe mit einem hohen Grade der Stärke und der Geschwindigkeit erwecket.

Anm. Bey dem Notker fiurin, Dän. fyrig, Engl. fiery Ein feurer Glanz, Theuerd.


Feye (W3) [Adelung]


Die Feye, S. Fee.


Feyer (W3) [Adelung]


Die Feyer, plur. inus. 1) Die Ruhe von den gewöhnlichen Arbeiten, auch im figürlichen Verstande. Im siebenten Jahre soll das Land seine große Feyer dem Herren feyren, darin du dein Feld nicht besäen sollt, 2 Mos. 25, 3. Die Feyer des Landes sollt ihr darum halten, u. s. f. v. 6. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen selten. Im Oberdeutschen aber sagt man noch die Feyer der Gerichte, die Ferien, Vacanzen. 2) Die Handlung des Feyerns, die Begehung eines merkwürdigen Tages durch Ruche von der Arbeit, und durch gottesdienstliche Übungen. Über die Feyer der Sonn- und Festtage halten. Ingleichen durch Lustbarkeiten. Die Feyer des Friedensfestes, eines Geburtstages. In der höhern Schreibart auch festlicher Schmuck. Gethürmte Städte schmücken ihr lustig Haupt und kleiden sich in Feyer, Denis. 3) * Ein Fest, ein Feyertag, einen im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Und sie hielten mit Freuden acht Tage Feyer wie ein Fest der Lauberhütten, 2 Macc. 10, 6.

Anm. Im Nieders. Fire, bey dem Ottfried Fira, so wohl von der Ruhe von öffentlichen Geschäften, als auch von einem Feyertage. Dieses Wort kommt mit dem Lat. Feriae sehr genau überein, und alle Sprachforscher leiten es auch vom demselben ab. Allein, da dasselbe, noch mehr aber das Zeitwort feyern, in allen Deutschen Mundarten von so langen Zeiten und selbst unter dem gemeinsten Volke üblich gewesen, so ist es nicht glaublich, daß solches, wenigstens in der Bedeutung der Ruhe, zunächst aus dem Latein. entlehnet worden. Es stammet vielmehr mit demselben aus einer gemeinschaftlichen ältern Quelle her. Fiara bedeutet bey dem Ottfried sehr oft einen stillen, einsamen, ruhigen Ort, und fiar, als ein Beywort, ruhig, still, einsam; fiar naht, die stille Nacht. Wenn man die Sylbe er als eine Ableitungssylbe betrachtet, welches sie denn ohne Zweifel ist, so bleibt zur Aufsuchung des Stammes fey, fie, übrig, welches vielleicht eben dasselbe ist, welches in dem alten Nordischen fegur, schön, glänzend, feia, Nordengl. fey, fegen, rein, glänzend machen, zum Grunde lieget, oder auch zum Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ruhen, gehöret. In dem ersten Falle siehet man zugleich, warum das - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - aus diesem Worte nicht so willkürlich zu verstoßen ist, weil es aus dem harten Hauchlaute entstanden, welchen die meisten übrigen Mundarten in diesem Worte haben. S. Feyern.


Feyerabend (W3) [Adelung]


Der Feyerabend, des -s, plur. die -e. 1) Das Ende oder der Beschluß der täglichen Arbeit, eigentlich so fern derselbe am Abend zu einer bestimmten Stunde gemacht wird. Feyerabend machen. In weiterer Bedeutung, auch ein jeder Beschluß der gewöhnlichen täglichen Arbeit, man mache ihn zu welcher Zeit, des Tages man wolle. Die Zimmerleute haben schon um drey Uhr Feyerabend gemacht. Den Arbeitsleuten Feyerabend geben. Feyerabend bekommen. Figürlich, doch nur im gemeinen Leben, die Bedeutung eines Geschäftes. Viel Hände machen bald Feyerabend, bringen eine Arbeit bald zu Ende. Gott macht mit dem Menschen bald Feyerabend, fordert ihn geschwinde von dieser Welt ab. 2) Bey den Zimmerleuten, ein Stück Holz, welchen sie zum Feyerabend von des Bauherren Holze mitzunehmen sich für berechtigt halten. Den Feuerabend mitnehmen. 3) Ehedem bedeutete dieses Wort auch den heiligen Abend, den Abend vor einem Feyertage.


Feyerabendsarbeit (W3) [Adelung]


Die Feyerabendsarbeit, plur. die -en, eine jede Arbeit, welche von den Handwerkern, Tagelöhnern u. s. f. zur Zeit des Feyerabendes gemacht wird. Insonderheit bey den Schneidern, die Arbeit, welche die Gesellen vierzehen Tage vor jedem hohen Feste auch in den Feyerabenden verrichten müssen, und da sie in dieser Zeit auch einen Gesellen mehr halten dürfen, so wird derselbe gleichfalls der Feuerabendsgesell genannt.


Feyerbursch (W3) [Adelung]


Der Feyerbursch, des -en, plur. die -e, bey den Bäckern, Bursche, d. i. Gesellen, welche ohne Arbeit auf der Herberge liegen. S. Feyergesell.


Feyereiche (W3) [Adelung]


Die Feyereiche, plur. die -n, besonders in Niedersachsen, eine Art Eichen, welche ein längliches, schmales und kleines Blatt, und ein weißere und fetteres Holz haben, deren Eicheln, welche Feyereicheln genannt werden, später reif werden als die gewöhnlichen; von dem Niedersächs. firen, feyern, schonen, sparen, vermuthlich, weil sie bis zum Ende der Mastzeit gleichsam aufgesparet werden.


Feyergeld (W3) [Adelung]


Das Feyergeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er. 1) Dasjenige Geld, welches ehedem die Jungmeister eines Handwerkes von demselben bekamen, weil sie in Handwerksangelegenheiten oft ihre Arbeit versäumen und feyern mußten., 2) Bey andern Handwerkern, das Geld, welches ein Meister für diejenigen Gesellen erleget, welche er über die gesetzte Zahl annimmt; weil diese Annahme mehrerer Gesellen gemeiniglich vor den großen Feyertagen geschiehet.


Feyergesell (W3) [Adelung]


Der Feyergesell, des -en, plur. die -en, bey den Handwerkern, ein Gesell, welcher bey keinem Meister in Arbeit siehet, sondern auf der Herberge feyert.


Feyerglocke (W3) [Adelung]


Die Feyerglocke, plur. inus. an einigen Orten auf dem Lande, diejenige Glocke, mit welcher das Zeichen des gewöhnlichen Feyerabendes gegeben wird, und dieses Zeichen selbst.


Feyerjahr (W3) [Adelung]


Das Feyerjahr, des -es, plur. die -e, bey den ehemahligen Juden, jedes siebente Jahr, in welchem das Land feyern oder ruhen mußte, und nicht gebauet werden durfte; das Ruhejahr, 3 Mos. 25.


Feyerkleid (W3) [Adelung]


Das Feyerkleid, des -es, plur. die -er, ein in dem gemeinen Sprachgebrauche veraltetes Wort, ein feyerliches, d. i. festtägliches Kleid zu bezeichnen, welches noch oft in der Deutschen Bibel vorkommt. Die Dichtkunst erhält es noch zuweilen im Andenken. Es führet dort der Frühling und die Freude Der Floren Zug in buntem Feyerkleide, Haged.


Feyerlich (W3) [Adelung]


Feyerlich, -er, -ste, adj. et adv. der Feyer eines merkwürdigen Tages gemäß, ähnlich, und selbige an den Tag legend. Einen Tag sehr feyerlich begehen. Figürlich, 1) in Ansehung der Ruhe, der Stille. Eine feyerliche Stille. Feyerlich zittert im stummen Gehölz ein heiliges Schrecken, Zach. 2) In Ansehung des Schmuckes, des Putzes, feyerlich geschmückt. Im feyerlichen Putze. Schön, schön ist die ganze Gegend in des Herbstes feyerlichstem Schmucke, Geßn. 3) In Ansehung der Umstände, mit außerwesentlichen Umständen begleitet, welche geschickt sind, eine wichtige Sache im Andenken zu erhalten. Eine feyerliche Handlung. Der Friede wurde sehr feyerlich bekannt gemacht. Ein feyerlicher Vergleich. ich habe es mir feyerlich ausbedungen, mit den nachdrücklichsten Worten. Ein feyerliches Versprechen. Er that die feyerlichsten Wünsche für ihre Glückseligkeit. Zuweilen auch im nachtheiligen Verstande. Er gab sich alle Mühe in der feyerlichen Kälte einer Standesperson davon zu sprechen, Less. Die feyerliche Schöne, die so mit ihrer Tugend rauscht, Wiel. Eine feyerliche Schreibart, die mit unnöthigem Gepränge überladen ist.

4) In Ansehung der Wichtigkeit, wichtig. Wofern es möglich wäre, daß in dieser feyerlichen Minute Unwahrheit die Lippen eines Sterbenden entheiligen sollte.


Feyerlichkeit (W3) [Adelung]


Die Feyerlichkeit, plur. die -en. 1) Die Eigenschaft einer Sache, nach welcher sie feyerlich ist, in allen obigen Bedeutun- gen, und ohne Plural. 2) Feyerliche Umstände, in der dritten Bedeutung des Beywortes. Die Krönung geschahe mit vielen Feyerlichkeiten.


Feyern (W3) [Adelung]


Feyern, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1. Eigentlich, von seinen gewöhnlichen Berufsgeschäften ruhen, die Arbeit auf eine Zeit lang aussetzen. Nach gethaner Arbeit ist gut feyern, d. i. ruhen. Von der Arbeit feyern. Also feyerte das Volk des siebenten Tages, am siebenten Tage, 2 Mos. 16, 30. Sechs Tage sollt du deine Arbeit thun, aber des siebenten Tages (am siebenten) sollt du feyern, Kap. 23, 12. Der Acker, das Feld feyert, wenn es ruhet, d. i. nicht gebauet wird, brach lieget. 2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Ohne Arbeit seyn, müßig gehen, im gemeinen Leben. Er kann gar nicht feyern, er muß beständig beschäftigt seyn. Die Zimmerleute haben schon drey Tage gefeyert. Die Bäcker feyern, wenn sie backen. Prassen und schlemmen Huren, spielen, feyren und temmen, Hans Sachs, der auch das Wort Feyrer für einen Müßiggänger gebraucht. 2) Zaudern, im gemeinen Leben. Da ist nicht zu feyern. Feyerndes Geld, welches ohne Zinsen zu tragen müßig da liegt. Der Zorn feyert nicht. Der Teufel feyert nicht. 3) Schweigen, in der biblischen und höhern Schreibart. Die Freude der Pauken feyert, Es. 24, 8. Besonders, aus Ehrfurcht, mit Anbethung schweigen; in welchem Verstande dieses Wort häufig von den neuern Dichtern gebraucht wird. Sie sehen und feyern, Klopft. II. Als ein Activum, mit Ruhe von den gewöhnlichen Geschäften und mit gottesdienstlichen Übungen oder auch mit Lustbarkeiten begehen. 1. Eigentlich, vornehmlich von der gottesdienstlichen Feyer. Einen Festtag feyern. Dieses Fest wird nicht überall gefeyert. Weihnachten wird drey Tage gefeyert. Zuweilen auch von der Feyer mit Lustbarkeiten. Jemandes Geburtsfest, Nahmensfest feyern. 2. Figürlich. 1) Feyerliche Freude, feyerliche Ehrerbiethung an den Tag legen, mit der vierten Endung des Hauptwortes. Über alle dem großen Raub feyern, sich freudig beweisen, 1 Sam. 30, 16. Alles was Stimmen hat feyert mit Stimmen die Ankunft der Sonne, Zach. Denke was das für ein Himmel von Glückseligkeit seyn müßte, wenn wir unsere Liebe vor den Augen der Welt feyern könnten! Weiße. 2) Jemanden feyerlich begegnen, ihn verehren; eine den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes bekannte Bedeutung. Er will gefeyert sein. Jemanden feyern, mit der vierten Endung, im Nieders. Ingleichen in der höhern Schreibart. Ich feyre dankbar meinen Held, Raml. Im Oberdeutschen aber mit der dritten. Seinen Grillen feyern, ihnen schmeicheln, nachhängen. Vor solchen Ungeheuern Kniet die verführte Welt und lernet Teufeln feyern, Hall. Völker, Städte, wem feyert ihr? Denis.

Anm. Das Hauptwort die Feyerung wird wenig gebraucht. Härtere Mundarten sprechen und schreiben mit Versetzung des r feyren. Nur in der ersten Person des Präsentis ist für ich feyere, ich feyre, besonders in der Dichtkunst, üblicher. Als ein Neutrum, für ruhen, lautet dieses Wort im Nieders. firen, in den Monseeischen Glossen virron, bey dem Notker firron. In der thätigen Bedeutung kommt es mit dem mittlern Lat. feriare, und veralteten Franz. ferer, foirer, foirier überein. Zur Erläuterung der zweyten figürlichen Bedeutung des Activi dienet, daß firen im Nieders. auch ein Tau, einen Strick nach- lassen bedeutet. Den Drachen feyern, den papiernen Drachen durch Nachgebung des Bindfadens höher steigen lassen; ein Beweis, daß dieses Zeitwort, wenigstens nicht in allen Bedeutungen, unmittelbar aus dem Latein. entlehnet worden. S. Feyer.


Feyerstunde (W3) [Adelung]


Die Feyerstunde, plur. die -n, die Stunde, in welcher man von der Arbeit feyert, dieselbe aussetzet. Feyerstunde haben. Etwas in der Feyerstunde verrichten.


Feyertag (W3) [Adelung]


Der Feyertag, des -es, plur. die -e. 1) Ein Tag, an welchem man von den gewöhnlichen Berufsgeschäften feyert, Ferien. Die Feyertage in den Gerichten. Faule haben immer Feyertage. Noch mehr, 2) in engerer Bedeutung, ein zu gottesdienstlichen Übungen ausgesetzter Tag, so wohl mit Inbegriff des Sonntages, als auch in noch engerm Verstande, zum Unterschiede von den Sonntagen, ein Festtag. Sonn- und Feyertage. Bey dem Notker Firrotak, Firtag, im Schwabensp. Viertag.


Feyertäglich (W3) [Adelung]


Feyertäglich, adj. et adv. dem Feyertage gemäß, was an Feyertagen geschiehet u. s. f. Ein feyertägliches Kleid.


Fiacker (W3) [Adelung]


Der Fiacker, des -s, plur. ut nom. sing. eine in einigen großen Städten, z. B. zu Berlin, übliche Benennung derjenigen Miethkutschen; welche auf den Straßen und öffentlichen Plätzen halten; zum Unterschiede von andern Lehn- und Miethkutschen. Aus dem Franz. Fiacre, welche Benennung daher entstanden seyn soll, weil das Haus des ersten Miethkutschers dieser Art zu Paris den heil. Fiacre, der ein Schottländischer König gewesen seyn, und im siebenten Jahrhundert gelebt haben soll, zum Zeichen hatte.


Fibel (W3) [Adelung]


Die "Fibel", plur. die -n, im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, dasjenige Buch, aus welchem die Kinder die ersten Anfangsgründe des Lesens erlernen; das "Abcbuch", im Oberd. das "Nahmenbuch". Aus dem mittlern Latein. "Biblus" oder "Bibla", welches ein jedes Buch bedeutete, oder auch von "Biblia", die "Bibel", weil man, wie Frisch muthmaßet, ehedem die Bibel dazu gebrauchte. In einem alten Deutsch-Lat. Vocabulario von 1477 heißt es: "Abecedarium", ein "Phybel"; "Alphabetum", ein "Bybel".


Fiber (W3) [Adelung]


Die Fiber, plur. die -n, in den thierischen Körpern, die zarten organischen Fäden, welche aus Zellgewebe entstehen und sich darin auflösen lassen; zum Unterschiede von den unorganischen Fasern. Aus dem Lat. Fibra.


Fichte (W3) [Adelung]


Die Fichte, plur. die -n, oder der Fichtenbaum, des -es, plur. die -bäume, ein Baum, welcher zu dem Nadelholze gehöret; Pinus Abies picea L. Sie hat einzelne, runde, nadelförmige Tangeln oder Nadeln, und wird wegen ihrer röthlichen Rinde auch Rothtanne, Rothfichte, und wegen des Harzes und Peches, welches man von ihr bekommt, auch Harztanne und Pechtanne genannt. Jemanden um die Fichte, oder hinter die Fichte führen, figürlich im gemeinen Leben, ihn hintergehen, ihn hinter das Licht führen, listig berücken. Die Hoffnung führt ihn dort im Elend um die Fichte, Günth. In den Beyträgen zur krit. Hist. der Deutschen Sprache Th. 7, S. 80. f. wird diese figürliche R. A. auf eine seltsame Art aus der Liebesgeschichte des Atys mit der Cybele erkläret, nach welcher der erstere von dem Jupiter aus Eifersucht seiner Mannheit beraubet worden, welches denn hinter einer Fichte geschehen seyn soll. Anm. 1. Weil die Nahmen Fichte, Tanne, Kiefer, Kienbaum, Fohre u. s. f. nicht nur im gemeinen Leben, sondern auch in Schriften sehr häufig mit einander verwechselt werden, so wird es nicht undienlich seyn, selbige hier so genau, als es hierher gehöret, zu bestimmen, damit ich mich bey den übrigen ähnlichen Benennungen darauf beziehen könne. Ich werde dabey den 5ten Theil des Hausvaters zum Grunde legen, dessen vornehmer und verdienter Verfasser den gemeinen Sprachgebrauch so glücklich mit dem Linneeischen Lehrgebäude verbunden hat. Linnee beleget das ganze Geschlecht dieser Bäume mit dem Nahmen Pinus, und dessen Deutsche Übersetzer geben denselben durch Fichte, und in diesem, aber nur in wenigen Büchern vorkommenden Verstande ist das Wort ein allgemeiner Geschlechtsnahme. Die Arten dieses Geschlechtes lassen sich am füglichsten nach der Stellung ihrer Nadeln oder Tangeln eintheilen, und da gibt es drey Arten. I. Diejenigen, wo zwey oder mehr Nadeln am Fuße aus einer gemeinschaftlichen Scheide wachsen, und welche nach dem Linnee die eigentliche Pinus ist. Diese haben, 1. Zwey Nadeln. Dahin gehören, 1) der Kienbaum, welcher auch Kiefer, Fohre, Kienfohre, Forche, Schleißholz, Spanholz, in der Schweiz Thäle, Dälle, Perge, Ziegenholz, Füre, im Würtembergischen oder Mändelbaum genannt wird, Pinussylvestris L. In Dietrichs Pflanzenreiche heißt er irrig die gemeine Fichte. Aus dem Harze dieses Baumes wird sowohl Pech als Theer verfertiget. 2) Die Schottisch Fohre, Pinus rubra Mill. und 3) die Tatarische Fohre, Pinus tartarica Mill. sind bey uns unbekannt. 4) Der Krummholzbaum, Zunderbaum, kleine Alpenkiefer, Lackholz, Löwenforche, Dosenbaum, Grünholz, Rothfohre oder Felsenfohre, Pinus mugho L. Pinus montana Mill. wächst auf den Alpen und in Tirol und liefert das bekannte Krummholzöhl. 5) Die zahme Fichte, welche nur in Italien und in der Schweiz wächset, in welchem letztern Lande sie auch Pignolenbaum, Piniole und Arben genannt wird, Pinus pinea, L. hat eßbare Kerne in ihren dicken glänzenden Zapfen, welche bey uns unter dem Nahmen der Pinien bekannt sind, und soll nach einigen die rechte wahre Fichte seyn. Sie wird von andern irrig der Zirbelbaum genannt. 6) Die große Meerfohre, Pinus maritima Mill. wächst besonders in Frankreich. 2. Drey Nadeln, dahin gehören verschiedene Unterarten, welche nur in Nord-Amerika angetroffen werden. 3. Fünf Nadeln, worunter der Zirbelbaum, der vornehmste ist welcher in der Schweiz gleichfalls Arben genannt wird, auf den Alpen und andern hohen Gebirgen wächset, und eßbare Kerne hat, Pinus Cembra I. Die Sibirische Ceder ist eine Art desselben. II. Diejenigen, wo die Nadeln einzeln wachsen, Abies L. welche auch mit einem allgemeinen Nahmen Tannen genannt werden. Diese haben, 1. Platt gedruckte Nadeln, wie die Weißtanne oder Weißfichte, welche auch Edeltanne, und im gemeinen Leben schlechthin Tanne genannt wird, und sich durch ihre weißlichte glatte Rinde von der folgenden Art unterscheidet, Pinus Abies alba Mill. Bey dem Linnee heißt sie irrig Pinus Picea. 2. Runde, nadelförmige, spitzige Tangeln, unter welcher Art die wahre, eigentliche Fichte, oder Rothtanne die vornehmste ist, von welcher gegenwärtiger Artikel eigentlich handelt. Einige andere Arten sind nur in den übrigen Welttheilen einheimisch. III. Diejenigen, wo viele nicht zu zählende runde Nadeln, wie ein Quast aus einem Puncte und einer Scheide wachsen; Larix L. Dahin gehören 1) der Lärchenbaum, Pinus Larix L. und 2) die Zeder vom Libanon. Pinus Larix Cedrus L. Anm. 2. der Nahme der Fichte kommt mit dem Latein. Picea dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, dem Wallisischen Pyg. und unserm Pech genau überein, und stammet von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - oder - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Pix, Pech, her, welches dieser Baum in großer Menge liefert; ein neuer Beweis, daß nur der Rothtanne der Nahme der Fichte eigentlich gebühret. Im Dän. und Schwed. heißen die Fichten und Tannen Gran, und in Liefland Grehnenbaum, entweder von Granne, eine Tangel, Nadel, oder auch von grün, weil die Tangeln dieses Baumes beständig grün bleiben. Der Nahme Pineboume kommt in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter V. 1467 vor, wo eine Tanne oder Fichte dadurch angedeutet wird. Im Holländ. heißt die Tanne gleichfalls Pineboum, im Angels. Pinntreowe, und im Engl. Pine, Pinetree.


Fichten (W3) [Adelung]


Fichten, adj. et adv. von der Fichte hergenommen. Fichtenes Holz, Fichtenholz. Fichtene Breter. Fichtenes Harz oder Fichtenharz.


Fichtenapfel (W3) [Adelung]


Der Fichtenapfel, des -s, plur. die -äpfel, das Samenbehältniß des Fichtenbaumes; der Fichtenzapfen.


Fichtenbaum (W3) [Adelung]


Der Fichtenbaum, S. Fichte.


Fichtenhacker (W3) [Adelung]


Der Fichtenhacker, des -s, plur. ut nom. sing. S. Kirschfink.


Fichtenholz (W3) [Adelung]


Das Fichtenholz, des -s, plur. car. S. Fichten


Fichtenmarder (W3) [Adelung]


Der Fichtenmarder, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Marder, welcher seine Wohnung in Fichten und Tannenwäldern hat; Tannenmarder, Baummarder, Buchmarder, Edelmarder, alles zum Unterschiede von dem Steinmarder.


Fichtenmotte (W3) [Adelung]


Die Fichtenmotte, plur. die -n, eine Art, Motten oder Nachtfalter, welcher sich auf den Fichtenbäumen aufhält; Phalaena pini L.


Fichtennuß (W3) [Adelung]


Die Fichtennuß, plur. die -nüsse. 1) Bey einigen die Nuß oder der Zapfen des Zirbelbaumes, welcher aber richtiger Zirbelnuß genannt wird; S. dieses Wort. 2) Zuweilen auch eine Benennung des Fichtenapfels.


Fichtenöhl (W3) [Adelung]


Das Fichtenöhl, des -s, plur. von mehrern Arten die -e, ein aus dem flüssigen Fichtenharze mit Wasser destillirtes Öhl.


Fichtenraupe (W3) [Adelung]


Die Fichtenraupe, plur. die -n, eine Art Raupen, welche auf den Fichtenbäume angetroffen wird, Fichtenwurm, und vielleicht die Larve der Fichtenmotte ist.


Fichtenwald (W3) [Adelung]


Der Fichtenwald, des -s, plur. die -wälder, ein aus Fichtenbäumen bestehender Wald.


Fichtenwurm (W3) [Adelung]


Der Fichtenwurm, des -es, plur. die -würmer. 1) S. Fichtenraupe. 2) Der haarige schwarze Fichtenwurm, eine Art Käfer, welcher die Geißel der Fichtenwälder ist; Dermestes Piniperda L. Tannenwurm, Holzwurm, Rindenkäfer, Nieders. Borkenkäfer.


Fichtenzapfen (W3) [Adelung]


Der Fichtenzapfen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fichtenapfel.


Ficke (W3) [Adelung]


Die Ficke, plur. die -n, Diminut. das Fickchen, eine nur in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens übliche Benennung einer Tasche. Etwas in die Ficke stecken. Im mittlern Lat. Ficacium, im Schwed. Ficka, im Dän. Fikke, im Isländ. und Goth. Poka, im Engl. Pocket, im Franz. Poche; ohne Zweifel von Fach und mit demselben von dem Zeitworte fahen. Das Schwed. fa, fahen, hat im Imperf. fick. In Niedersachsen heißt besonders die Hosentasche eine Ficke, eine Rocktasche aber in den gröbern Mundarten eine Futsche. An den Hufeisen für Wagenpferde wird der vorn in die Höhe stehende Theil, dessen Spitze über den Huf geschlagen wird, die Ficke genannt.


Ficken (W3) [Adelung]


* Ficken, verb. reg. act. welches nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist. 1) Hin und her reiben, im Oberdeutschen. 2) Mit Ruthen züchtigen, im Niedersächsischen und Oberdeutschen. Ein Kind ficken. In einigen Gegenden ist auch das Diminut. fickeln in eben dieser Bedeutung üblich. Engl. fig. feaze, Holl. ficken. Das Lat. figere, stechen, stecken, im mittlern Lat. ficare, Ital. ficcare, scheinet genau damit verwandt zu seyn. S. Fegen.


Fickenfaul (W3) [Adelung]


Fickenfaul, adj. et adv. in den gemeinen Sprecharten, besonders Sachsens, karg, geitzig, gleichsam faul in die Ficke zu greifen; beutelfaul.


Fickfacken (W3) [Adelung]


Fickfacken, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsw. haben, im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, eigentlich, leichtsinnig und ohne Absicht hin und her laufen, vagari, und dann figürlich, lose, leichtfertige Händel anfangen. Daher Fickfacker, ein Mensch, der solche Händel anspinnet, Holländ. Fikfaker, Im Schwed. ist Fickfack Blendwerk. Dieses Wort gehöret ohne Zweifel zu den Zeitwörtern fachen und fackeln, hin und her bewegen, S. dieselben. In Ansehung der Form ist es ein Frequentativum, welche Art der Zeitwörter bey den Niedersachsen und den mit ihnen verwandten Völkern häufig durch eine Verdoppelung des Wortes gebildet wird, z. B. nirrnarren, wibbelwabbel, Schnickschnack u. s. f. S. das Hochdeutsche Mischmasch. Im Nieders. bedeutet Fickfack auch eine Ruthe. S. Ficken.


Fickmühle (W3) [Adelung]


Die Fickmühle, plur. die -n, S. Zwickmühle.


Fidel (W3) [Adelung]


Die Fidel, S. Fiedel.


Fidibus (W3) [Adelung]


Der Fidibus, und so unverändert durch alle Casus, ein zusammen gerolltes oder zusammen gelegtes längliches Stück Papier, eine Pfeife Tabak damit anzünden. Man hat verschiedene Ableitungen dieses Wort versucht, welche aber, weil sie bloß scherzhaft sind, hier keine Stelle verdienen. Wahrscheinlich ist es der Ablat. Plur. von Fides eine Saite; aber durch welchen, vermuthlich besondern Zufall es die gegenwärtige Bedeutung erhalten, wird wohl schwer aufzufinden seyn.


Fieber (W3) [Adelung]


Das Fieber, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. 1) Eine Krankheit bey Menschen und Thieren, welche überhaupt in einem geschwindern Umlaufe des Blutes durch das Herz und die Blutgefäße bestehet, durch eine krampfhafte Zusammenziehung in den kleinern Gefäßen verursacht wird, und nach Verschiedenheit der Umstände von sehr verschiedener Beschaffenheit ist. Das einfache Fieber, wenn es den Kranken allein befällt. Das verwickelte Fieber, welches noch mit andern Krankheiten verbunden ist. Ein auszehrendes Fieber, welches mit einer Auszehrung verbunden ist. Das phthisische Fieber, welches mit der Vereiterung eines Theiles der Eingeweide verbunden ist. Ein nachlassendes Fieber oder Wechselfieber, bey welchem der Anfall alle Mahl zu gewissen Zeiten kommt, und hernach wieder nachlässet. Ein anhaltendes Fieber, welches ohne gefundene Zwischenräume fortdauert. Das hitzige Fieber oder Entzündungsfieber, welches aus einer Zähigkeit des Geblütes und aus dessen Neigung zu Entzündung entstehet. Das faule Fieber, S. Faulfieber. Ein bösartiges Fieber, welches sich durch besonders schwere Zufälle und größere Todesgefahr von andern unterscheidet u. s. f. 2) In engern Verstande pflegt man im gemeinen Leben das kalte Fieber, oder das vornehmste unter den Wechselfiebern, nur im schlechthin das Fieber zu nennen, welches sich insgemein mit einem Froste anfänget, worauf eine widernatürliche Hitze und endlich ein Schweiß folget. Das tägliche oder alltägliche Fieber, Febris quotidiana, wo sich diese Zufälle alle Tage einstellen. Das dreytägige Fieber, Febris tertiana, wenn sie über den andern Tag kommen. Das viertägige Fieber, wenn sie über den dritten Tag kommen, und dem Patienten zwey gute Tage lassen. Das eiskalte Fieber, wo der Patient allein vom Froste, ohne Hitze leidet. u. s. f.

Anm. Dieses Wort ist durch die Ärzte aus dem Latein. Febris gebildet worden, welches Frisch von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und mit demselben von - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Feuer, ableitet, so daß die mit dieser Krankheit verbundene Hitze den Grund der Benennung enthält. Indessen gebraucht schon Willeram das Wort Fieber, und Tatian Fiobar, Fieber, womit auch das Engl. Feaver und Fever, das Dän. Feber, das Franz. Fievre, das Ital. Febbre, und das Pohln, Febra überein kommen. In den gemeinen Mundarten heißt das kalte Fieber, nur das Kalte, das Kaltweh, Schwed. Kolda, Frossa, der Frörer, und in Schwaben und am Rheinstrome der Ritt, oder Ritten, in den Monseeischen Glossen Ritun, bey dem Raban Maurus Ritto, im Isländ. Rida, weil der Patient dabey von dem Froste gleichsam gerüttelt wird. S. Friesel.


Fieberfarbe (W3) [Adelung]


Die Fieberfarbe, plur. inus. eine bleiche Farbe, dergleichen die Patienten, welche mit dem kalten Fieber behaftet sind, gemeiniglich zu haben pflegen.


Fieberfrost (W3) [Adelung]


Der Fieberfrost, S. Fieberschauer.


Fieberhaft (W3) [Adelung]


Fieberhaft, -er, -este, adj. et adv. dem Fieber ähnlich. eine fieberhafte Krankheit. Ein fieberhafter Schauer. Eine fieberhafte Hitze.


Fieberhitze (W3) [Adelung]


Die Fieberhitze, plur. car. die widernatürliche Hitze, welche ein mit dem Fieber behaftete Patient empfindet.


Fieberisch (W3) [Adelung]


Fieberisch, zusammengezogen fiebrisch, adj. et adv. was von dem Fieber berühret, das Fieber verräth, oder auch dem Fieber ähnlich ist. Fiebrische Hitze. Fiebrische Totenblässe deckt die Wangen, Zach.


Fieberklee (W3) [Adelung]


Der Fieberklee, des -s, plur. inus. eine Art der Monathsblume mit dreyfachen Blättern, welche in den sumpfigen Gegenden Europens wächset, und einen sehr bittern Geschmack hat, daher sie auch Bitterklee genannt wird; Menyanthes trifoliata. L. Sie ist nicht nur in Wechselfieber, sondern auch im Scharbock sehr wirksam, daher sie auch Scharbocksklee, und von dem Orte ihres Wachsthumes auch Sumpfklee und Wasserklee heißt, S. auch Bocksbohne. Der Nahme Fieberklee wird oft irrig Biberklee geschrieben und gesprochen.


Fieberkuchen (W3) [Adelung]


Der Fieberkuchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine gewisse Härte unter den kurzen Rippen, welche sich zuweilen in und nach einen Wechselfieber zeiget, und mit verschiedenen Zufällen verbunden ist.


Fiebermaterie (W3) [Adelung]


Die Fiebermaterie, plur. die -n, bey den Ärzten, das unreine und widernatürliche Wesen in dem Geblüte, welches die ersten krampfhaften Bewegungen, oder den Anfang des Fiebers verursacht.


Fieberöhl (W3) [Adelung]


Das Fieberöhl, des -es, plur. inus. bey einigen ein Nahme des Dippelschen Olei animalis.


Fieberrinde (W3) [Adelung]


Die Fieberrinde, plur. inus. S. China.


Fiebersalz (W3) [Adelung]


Das Fiebersalz, des -es, plur. inus. ein Mittelsalz, welches aus der Salzsäure und dem Gewächslaugensalze bestehet, und gut wider das Fieber seyn soll; Sal Febrifugus Sylvii, Sylvii Digestiv-Salz, Sal diureticus, Spiritus salis marini coagulatus.


Fieberschauer (W3) [Adelung]


Der Fieberschauer, des -s, plur. ut nom. sing. der Schauer, d. i. die Empfindung der Kälte, welche mit den Wechselfiebern verbunden ist; der Fieberfrost. Ich kenne schon dergleichen Anfälle von Tugend, sie gehen vorüber wie ein Fieberschauer, Weiße.


Fiebersturz (W3) [Adelung]


Der Fiebersturz, des -es, plur. die -stürze, der Sturz, d. i. heftige Anfall des Fiebers, so wohl mit Frost als Hitze; mit einem Griechischen Worte, der Paroxysmus.


Fiebertag (W3) [Adelung]


Der Fiebertag, des -es, plur. die -e, in den Wechselfiebern, derjenige Tag, an welchem das Fieber seine Gegenwart durch Frost und Hitze verräth.


Fieberwurzel (W3) [Adelung]


Die Fieberwurzel, plur. inus. 1) Eine Pflanze, welche keinen Stamm, aber Blätter mit glatten Rändern und einer keilförmigen Kolbe hat; Arum maculatum, L. Die Wurzel dieser in dem mittägigen Europa wachsenden Pflanze ist scharf und ein gutes Mittel in Magenkrankheiten und Wechselfiebern. Sie wird daher auch Zehrwurzel, Deutscher Ingwer, wegen der Gestalt ihrer Blätter Kalbsfuß, und nach dem Latein. Nahmen Aron genannt. Im gemeinen Leben wird dieser Nahme gleichfalls in Biberwurz verderbt. 2) Auch eine Benennung der Osterluzey, Aristolochia trilobata L. S. dieses Wort, und 3) des Enzians, Gentiana L. S. dasselbe, gleichfalls wegen ihres Nutzens in verschiedener Arten des Fiebers.


Fiedel (W3) [Adelung]


1. Die Fiedel, plur. die -n, ein kleiner Fisch, in der Größe einer Sardelle, im Erzgebirge, welcher für eine sehr schmackhafte Speise gehalten wird, aber selten ist. Er ist eine kleine Art von Muränen. Trutta edentula argentea tota squamis tenuibus, inferiore mandibula resima Klein.


Fiedel (W3) [Adelung]


2. Die Fiedel, plur. die -n, 1) Eine nur in der niedrigen Sprechart übliche Benennung einer Geige oder Violine, besonders einer Geige von der geringsten Art. Ihr streicht die schreyende Fiedel Serenaten in einsamer Nacht, Zach. 2) Ein Werkzeug von Holz in Gestalt einer Fiedel, welches leichtfertigen Personen am Pranger um den Hals und um die Hände geleget wird; eine Geige. Jemanden in die Fiedel spannen. 3) Der erste Grad der Folter, welcher in einer Schnur bestehet, die um das Ende des Ellbogens und hin und her gezogen wird; die Schnur, die Geige, von 1 fiedeln.

Anm. Dieses Saiten-Instrument lautet im Engl. gleichfalls Fiddle, im Angels. Fithele, im Holländ. Vedel, Vele, im Nieders. Feddel, im Dän. Feddel, Fedder, im Schwed. Fidel, Fidla, im Isländ. Fidla. im mittlern Lat. Fiala, Figella, Fidella, Vidula, Vitula. Fidula kommt von einem Saiten-Instrumente oder einer Pandora schon bey dem Ottfried vor. Was Hobscheit (Schönes) an Vidlen wer, Hornegk. Es ist so ausgemacht noch nicht, daß es zunächst von dem Lat. Fides, Saiten, ein Saiten-Instrument, herkomme. Es kann auch zu dem folgenden Zeitworte fiedeln, hin und her bewegen, und mit demselben zu feilen gehören. Ihre leitet es von dem Goth. und Isländ. fidra, fitla, leicht berühren, her. Im Nieders. ist für Fiedel auch Funfel, für fiedeln, funfeln, fumfeien, üblich.


Fiedelbogen (W3) [Adelung]


Der Fiedelbogen, des -s, plur. ut nom. sing. ein hölzerner Bogen, welcher die Pferdehaare gespannt hält, mit denen die Geigen und andere Saiten-Instrumente dieser Art gestrichen werden; ein Wort, welches, ungeachtet des verächtlichen Nebenbegriffes des Wortes Fiedel, auch im anständigen Verstande gebraucht wird. Nieders. Striekstock.


Fiedelbohrer (W3) [Adelung]


Der Fiedelbohrer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art eines Drillbohrers, welcher vermittelst einer umgeschlungenen Schnur von zwey Personen hin und her gedrehet wird; der Geigenbohrer.


Fiedeln (W3) [Adelung]


1. Fiedeln, verb. reg. act. mit einem dünnen Werkzeuge hin und her reiben, in den niedrigen Sprecharten. S. Abfiedeln. Frisch hält dieses Wort für eine Figur des folgenden; allein es scheinet davon ganz verschieden zu seyn, und vielmehr zu feilen und fillen zu gehören. S. diese Wörter.


Fiedeln (W3) [Adelung]


2. Fiedeln, verb. reg. act. auf der Fiedel spielen, in der niedrigen Sprechart. Das Hauptwort ein Fiedler, ist noch in der Zusammensetzung Bierfiedler am üblichsten.


Fiedermesser (W3) [Adelung]


Das Fiedermesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werkzeug der Glaser, das Glas, wenn es zu groß ist, damit abzukneipen, welches noch häufiger ein Fügeeisen genannt wird. S. das folgende.


Fiedern (W3) [Adelung]


1. Fiedern, verb. reg. act. ein nur bey dem Glasern in der Zusammensetzung abfiedern, d. i. mit dem Fiedermesser abkneipen, übliches Wort, welches vermuthlich zu dem bey dem Worte Fiedel gedachten Isländ. fidra, leicht berühren, gehöret.


Fiedern (W3) [Adelung]


2. Fiedern, verb. reg. act. mit Federn, d. i. eisernen Keilen versehen, im Bergbaue, und am häufigsten in der Zusammensetzung ausfiedern, S. dieses Wort, ingleichen 2 Feder.


Fiedern (W3) [Adelung]


3. Fiedern, verb. reg. act. mit Federn versehen. Einen Pfeil, einen Bolzen fiedern. Ein schön gefiedertes Huhn. Die Docken oder Tangenten in den Flügeln u. s. f. Fiedern, sie mit den harten Theilen eines Kieles versehen, damit sie mit denselben an die Saiten schlagen. Im gemeinen Leben, besonders Oberdeutschlandes, fiedert man auch die Betten, wenn man sie mit Federn füllet. So auch die Fiederung. S. Feder und Gefieder.


Fiek (W3) [Adelung]


Der Fiek, des -es, plur. die -e, in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens. 1) Eine lange dünne Made, in Gestalt eines Zwirnfadens, welche in den Schellfischen, Kabeljauen und andern Seefischen angetroffen wird, und vermuthlich der Gordius aquaticus L. ist, S. Fadenwurm. Auch der Wurm, welcher aus dem Eye des Bißewurmes entstehet, heißt im gemeinen Leben der Fiek, und die Bäule welche er verursacht, die Fiekbäule. Bey dem Papias ist Facus ein kleiner Wurm. 2) Eine Art des Geschwüres. So wird der Wurm am Finger in Niedersachsen sehr häufig der Fiek genannt. Bey dem Rindviehe ist es eine Krankheit des Hufes, wenn derselbe durchfaulet, welches bey den Pferden das Horndurchfaulen genannt wird. Im Franz. ist Fic eine Warze an den Füßen der Pferde.

Anm. Es scheinet, daß dieses Wort in der zweyten Bedeutung zu Feige und Feigwarze gehöret, so fern das erstere eine Erhöhung, ein Geschwür, bedeutet. Indessen kann es auch eine Figur von der ersten Bedeutung seyn, weil ein solches Geschwür einen stechenden und nagenden Schmerz verursachet, daher es auch im Hochdeutschen der Wurm genannt wird. S. dieses Wort. Im mittlern Lateine ist Ficta ein solcher Schmerz. Vielleicht gehöret Fiek in beyden Bedeutungen zu ficken, stechen, zumahl da der Fadenwurm nicht nur einen empfindlichen Schmerz verursacht, sondern sich auch durch verschiedene Theile des Leibes durchnaget.


Fiekbohne (W3) [Adelung]


Die Fiekbohne, plur. die -n, S. Feigbohne.


Fierant (W3) [Adelung]


Der Fierant, (dreysylbig,) des -en, plur. die -en, derjenige, welcher eine Messe oder ein Jahrmarkt des Handels wegen besucht, ein Marktgast, Meßgast aus dem Italiänischen Fierante, und dieß von Fiera, eine Messe, ein Jahrmarkt, daher die Ausdrücke Meß-Fierant und Markt-Fierant der ersten Hälfte und überflüssig sind.


Fierding (W3) [Adelung]


Fierding, S. Vierding.


Fierke (W3) [Adelung]


Fierke, S. Vierding.


Figur (W3) [Adelung]


Die Figur, plur. die -en, Diminut. das Figürchen, Oberd. Figürlein, aus dem Lat. Figura. 1) Die Gestalt eine Dinges. Die Außenlinien eines Körpers, welche ihn von allen Seiten begränzen, stellen uns seine Figur dar. Eine sehr einnehmende Figur. Noch mehr aber, 2. die Vorstellung einer Sache. 1) Eines wirklichen Körpers, dessen Bild. So heißt in den bildenden Künsten eine jede Vorstellung einer Sache durch Linien, eine Figur. Ja alle gezeichnete, gemahlte, geschnitzte, gedruckte und auf andere Art verfertigte Abbildungen, oder dem Auge empfindbare Nachahmung der Dinge, werden überhaupt Figuren genannt. In engerm Verstande heißt das Bild eines menschlichen Körpers so wohl bey den Mahlern als auch i der Wappenkunst eine Figur. In diesem Verstande ist ein Gemählde voll Figuren, wenn es voll Personen ist. Auch eine Form, ein Modell, worüber und wornach etwas geformet oder gemacht wird, heißt zuweilen eine Figur; daher werden die Formenschneider auch oft Figurenschneider genannt. 2) Einer nicht vorhandenen Sache als einer vorhandenen, ein willkürliches Bild. In diesem Verstande werden in den schönen Künsten verschiedene willkührliche Verzierungen und Veränderungen Figuren genannt. Dergleichen sind die Figuren in der Tanzkunst, in der Tonkunst. Dahin gehören auch die grammatischen Figuren, welche nichts anders als Abweichungen von der Regel sind, und oft mehr den Nahmen der Fehler als der Schönheiten verdienen. 3) Die sinnliche Vorstellung eines unkörperlichen Dinges, die Vorstellung einer unsichtbaren Sache unter dem Bilde einer sichtbaren, oder doch sinnlichen. Dahin gehören die Figuren in der Redekunst, oder die biblischen Arten, nicht nur die Leidenschaften und Gemüthsbewegungen, sondern auch die Begriffe überhaupt auszudrucken; und in weiterm Verstande alle Hülfsmittel der Lebhaftigkeit des Ausdruckes in einzelnen Fällen. Verschiedene Arten dieser Figuren, wo körperliche Dinge unter einem andern Bilde, als unter welchem wir sie uns gewöhnlich denken, vorgestellet werden, gehören zu dem ersten Falle. Z. B. Der Mensch, das größte Raubthier, welches alle Elemente zu verschlingen sucht, d. i. ihre Bewohner. Alle Wörter, mit welchen wir unkörperliche Dinge bezeichnen, sind Figuren, weil sie uns dieses Ding unter dem Bilde eines körperlichen zeigen. So sind alle Benennungen des Geistes und der Seele fast in allen Sprachen von dem Athem und Winde entlehnet. S. figürlich. Im schärfsten Verstande sind alle Benennungen selbst körperlicher Dinge Figuren, weil sie uns das Ganze doch nur unter dem Bilde eines einzigen Umstandes zeigen. 3. Ein Ding, so fern es eine Gestalt hat, oder so fern man nur die Gestalt an demselben betrachtet. Dahin gehören 1) die mathematischen Figuren, worunter man in weiterm Verstande eine jeden Raum verstehet, der durch eine Größe eingeschlossen ist, in engerm Verstande aber nur einen Raum, der durch Linien eingeschlossen ist; eine Flächenfigur, zum Unterschiede von der körperlichen. Eine geradlinige Figur, die in geraden Linien eingeschlossen ist. Eine krummlinige Figur, wenn ihre Gränzen aus krummen Linien bestehen. 2) Auch in der vertraulichen Sprechart nennet man eine Person oder ein Ding, wenn man nur auf die Gestalt derselben siehet, oft eine Figur. Was war das für eine närrische Figur, welche zuletzt auf den Ball kam? er ist eine der schönsten Figuren, die man sich nur vorstellen kann. Da würde ich eine seltsame Figur machen, eine seltsame Person vorstellen. Kallist spielet eine vortreffliche Figur auf der Bühne des artigen Lebens.


Figural-Gesang (W3) [Adelung]


Der Figural-Gesang, des -es, plur. die -sänge, in der Musik. 1) Eine Art des Singens, da ein Stück nach Noten von gleichen Werthe, nach mancherley Tactmaßen und in verschiedener Bewegung, mit mehrern Stimmen harmonisch unterstützt, gesungen wird, ohne Plural; zum Unterschiede von dem Choral-Gesange. Im mittlern Latein. Cantus figuratus. 2) Ein solcher Gesang selbst. Der Figural bedeutete ehedem, dem Frisch zu Folge, die Absingung eines Liedes mit verschiedenen Stimmen und eine Figur ist ein Sänger, der den Figural mit andern abfinget.


Figuren-Karte (W3) [Adelung]


Die Figuren-Karte, plur. die -n, bey den Kartenmachern, eine Karte, welche eine menschliche Figur vorstellet, zum Unterschiede von den Gesteinkarten oder Zahlen.


Figuren-Schneider (W3) [Adelung]


Der Figuren-Schneider, des -s, plur. ut nom. sing. Siehe Figur 2.


Figurir-Bank (W3) [Adelung]


Die Figurir-Bank, plur. die -Bänke, eine Drechselbank für Kunstdreher, allerley Figuren auf derselbe zu verfertigen.


Figürlich (W3) [Adelung]


Figürlich, -er, -ste, adj. et adv. einer Figur gleich, in der Gestalt einer Figur, in der 2 ten Bedeutung des Hauptwortes. 1) In Gestalt eines Bildes, der Abbildung eines Dinges, doch nur im Oberdeutschen. Die figürliche Beschreibung des Elephanten, dessen Abbildung. 2) Die figürliche Bedeutung eines Wortes, wenn ein Wort, welches etwas Körperliches oder Sinnliches bedeutet, zur Bezeichnung einer unkörperlichen Sache gebraucht wird; die uneigentliche, verblümte Bedeutung, im Gegensatze der eigentlichen. Siehe Figur 2. 3) In der Arithmetik hat man figürliche Zahlen, d. i. solche, welche ihre Benennung von gewissen geometrischen Figuren erhalten. Dergleichen sind die Summen der arithmetischen Progressionen, die Polygonal-Zahlen, Pentagonal-Zahlen u. s. f. Daher die Figürlichkeit, plur. inus. besonders in der zweyten Bedeutung.


Filet (W3) [Adelung]


Das Filet, (sprich Filee,) plur. inus. aus dem Franz. Filet, ein Netz, ein aus seinem Zwirn in Gestalt eines Netzes gestricktes Gewebe, welches mit Blumen benähet, und zu verschiedenen Kleidungsstücken gebraucht wird. Daher das Filet-Mähen, die Filet-Schürze, Filet-Manschetten u. s. f.


Filett (W3) [Adelung]


Das Filett, des -es, plur. die -e, bey den Buchbindern, dasjenige Werkzeug, womit sie allerley Figuren auf die Bände der Bücher auftragen, und diese Figuren selbst Dahin gehören die Borten-Filette, Franz-Filette, Spitz-Filette, Schlangen-Filette u. s. f. Aus dem Franz. Filet, welches nicht nur einen Faden, sondern auch eine Leiste in der Baukunst bedeutet.


Filial (W3) [Adelung]


Das Filial, des -es, plur. die -e, eine Kirche, welche einer andern einverleibet ist, und von den an derselben befindlichen Geistlichen besorget wird, eine Tochterkirche, im Oberdeutschland eine Beykirche, Nebenkirche, Nachpfarre; im Gegensatze der Mutterkirche. Aus dem mittlern Lat. Filialis, nehmlich Ecclesia. Im Oberdeutschen werden auch Einnahmen und andere Anstalten, welche andern untergeordnet sind, Filiale genannt. Daher hat man in Österreich Filial-Einnehmer, solche Einnehmer in den Städten und Dörfern, welche von dem Haupteinnahmen zu Wien oder in andern größern Städten abhängen.


Filipendelwurz (W3) [Adelung]


Die Filipendelwurz, plur. inus. S. Steinbrech.


Fillen (W3) [Adelung]


* Fillen, verb. reg. act. welches im Hochdeutschen veraltet ist und nur noch von dem Worte Kafiller in Andenken erhalten wird. 1) Die Haut abziehen, schinden. Zware e ich ir lege lasterlichen bi E lies ich mich scher und villen, Reinmar der Alte. Im Nieders. heißt villen noch schinden, Villekule der Schindanger, und Viller der Abdecker. 2) Ungeschickt schneiden; eine noch im Nieders. übliche Bedeutung, wofür man im Hochdeutschen auch wohl fiedeln sagt. 3) Schlagen, besonders mit Ruthen oder Peitsche bauen, geißeln; auch nur noch im Niedersächsischen.

Anm. Gemeiniglich leitet man dieses Wort von Fell, im Goth. Fill, her, und die Bedeutung des Schindens verträgt diese Ableitung sehr gut. Indessen stehet es noch dahin, ob schneiden oder schlagen nicht die erste Bedeutung dieses Wortes ist, die hernach durch eine Figur auf das Abziehen der Haut angewandt worden. Abschlagen und abpuffen wird noch in eben diesem Verstande gebraucht, und in Baiern heißt der Abdecker Schlägel. Kero gebraucht schon Fillo für Schläge, und in Lipsii Glossen ist Fillunga ein Geißel. Bey den alten Schweden bedeutet Fil einen Schlag, und Orfil ist bey den heutigen eine Ohrfeige. So fern dieses Wort schinden bedeutet, kommt das Wallis. pelio, das Franz. peler, und durch eine nicht ungewöhnliche Versetzung des l, das Isländ. flaa, das Angels. flean, das Engl. to flay, und das Schwed. fla, mit fillen überein. S. Feilen, Filz, Kafiller.


Filtriren (W3) [Adelung]


Filtriren, verb. reg. act. aus dem Latein. Filtrum, einen flüssigen Körper durch einen Filz, oder einen ähnlichen porösen Körper laufen lassen, um ihn dadurch von gröbern Dingen zu scheiden, durchseihen.


Filtrir-Stein (W3) [Adelung]


Der Filtrir-Stein, des -es, plur. die -e, ein löcheriger Sandstein, dessen man sich zum Filtriren bedienet.


Filz (W3) [Adelung]


1. Der Filz, des -es, plur. die -e, in den gemeinen Mundarten, 1) ein derber Verweis. Einen Filz bekommen. Jemanden einen derben Filz geben. In welchem Verstande dieses Wort in einigen Gegenden auch Filzer lautet. 2) Zank, Streit; eine noch in einigen Oberdeutschen Gegenden, z. B. in Baiern, übliche Bedeutung.

Anm. Wachter, Frisch und Ihre leiten dieses Wort von fillen, schlagen, her; allein da die Figur ein wenig hart und ungewöhnlich seyn würde, so siehet man es wohl besser als ein eigenes ganz verschiedenes Wort an. Im Schwed. ist Filt gleichfalls Zank, Streit, und im Angels. und Engl. ist durch Versetzung des l flitan und to flite zanken. Schon bey dem Kero ist Flyz nicht nur Zank, sondern auch Eifer, und flizzan, zanken, und Notker braucht Widerfliez, Widersacher, von dem Teufel. Im Ital. ist Filza und im mittlern Lat. Filca, Filcia, eine schriftliche Verordnung, ein schriftlicher Befehl, weil sie, wie man glaubt mit einem Faden, filo, verbunden waren; daher in den Mantuanischen Statuten auch ein Bündel Acten, ein Heft, Filcia genannt wird.


Filz (W3) [Adelung]


2. Der Filz, des -es, plur. die -e, ein verworren in einander geschlungenes Gewebe von Wollen oder Haaren, und was dem ähnlich ist. 1. Eigentlich. So ist im gemeinen Leben, ein Filz in den haaren, ein Haufen in einander verwickelter und verwirrter Haare. Am häufigsten ist dieses Wort bey den Hutmachern üblich, wo der Filz ein Werk von kardätschter und mit dem Fachbogen zerschlagener Wolle oder Haaren ist, welche durch verschiedene Arbeiten in einander getrieben und geschlungen werden, S. 2 filzen. Daher Filzdecken, Filzhüte, Filzschuhe, Filzsohlen, Filzkleider, Filzmäntel u. s. f. Decken, Hüte, Schuhe, Sohlen u. s. f. von Filz. Das Wort leidet in dieser Bedeutung nur in so fern ein Plural, als mehrere Arten oder Quantitäten angedeutet werden sollen. Bey den Papiermachern ist der Filz ein Stück dickes wollenen Tuches, welcher über jeden Bogen des neu verfertigten Papiers ausgebreitet wird. 2 Figürlich 1) Aus Filz bereitete Dinge. So wird in den niedrigen Sprecharten ein Filzhut verächtlich zuweilen ein Filz genannt. 2) * Ein grober Mensch; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Ein grober Filz, bey dem Pictorius. 3) Ein Geitziger, im verächtlichen Verstande. Ein karger Filz, von dem die ganze Stadt übel redet, Sir. 31, 29. Der Schalksfreund, Filz und Menschenhasser, Haged. Ohne Zweifel in Anspielung auf die zähe Beschaffenheit des Filzes, weil man einen Geitzigen auch zähe zu nennen pfleget. Indessen hatten doch schon die Lateiner etwas Ähnliches. Denn bey dem Festus ist Filico ein nichtswürdiger Mensch, welches er aber von filix, Farnkraut, ableitet. Fillo ist im mittlern Lat. ein Schelm, verbero, wovon die Franzosen ihr Filou haben, gleichsam ein ausgepeitschter Bösewicht.

Anm. Filz, Nieders. Filt, Schwed. Filt, Angels. Felt, Engl. Felt, Dän. Filt, im mittlern Lat. Filzata, Feltrum, Pheltrus, im Ital. Felza und Feltro, im Franz. Feutre und Flautre, im Pohln. Pilsni und im Böhm. Plst, gehöret entweder zu dem Lat. Filum, und dem mittlern Lat. Filacium und Filaticum, ein grober Faden, oder welches noch wahrscheinlicher ist, zu Fell, wegen der Ähnlichkeit mit demselben. Das Lat. Pilus, Pileus, und das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, gehören gleichfalls dahin. So fern die Filze der Hutmacher durch Schlagen verfertiget werden, könnte man es auch von fillen, schlagen, ableiten. Siehe Walken und Filzen. Schon bey dem Kero ist Filza eine Decke, matta, Willeram gebraucht Vilzhus für ein Gezelt. Fulzsin handschuh kommen im Schwabenspiegel vor, wofür ander Handschriften uuollen haben.


Filzbällchen (W3) [Adelung]


Das Filzbällchen, des -s, plur. ut nom. sing. ein aus Lappen gewundenes Bällchen, womit die Kupferdrucker die Platte reinigen, das Öhlbällchen; vermuthlich weil man sich dazu ehedem eines Filzes bedienet hat.


Filzblech (W3) [Adelung]


Das Filzblech, des -es, plur. die -e, S. Filzeisen.


Filzdecke (W3) [Adelung]


Die Filzdecke, plur. die -n, S. 2 Filz.


Filzeisen (W3) [Adelung]


Das Filzeisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Hutmachern, ein eisernes oder kupfernes Blech, auf welchem sie die Wolle über einen Kohlfeuer in einander treiben; das Filzblech.


Filzen (W3) [Adelung]


1. Filzen, verb. reg. act. einen Verweis geben, wofür doch ausfilzen üblicher ist, S. dasselbe 1 Filz.


Filzen (W3) [Adelung]


2. Filzen, verb. reg. act. in Gestalt eines Filzes in einander treiben, von Wolle und Haaren. Die Haare filzen sich, wenn sie sich in einander verwirren. Die Wolle, die Haare filzen, sie in einander walken. In engerm Verstande nennen die Hutmacher die erste zu dem Filzen nöthige Arbeit, da sie die Wolle oder Haare auf dem Filzeisen über einem Kohlfeuer in einander laufen lassen, filzen.

Anm. Wenn dieses Zeitwort nicht unmittelbar von Filz abstammet, so kann man es als ein Frequent. von fillen, schlagen, reiben, ansehen, welches die Endung -zen anzudeuten scheinet, weil doch das Schlagen einer der vornehmsten Arbeiten des Filzens ist. Filzen und Walken wären alsdann nur in Ansehung der Ableitungssylben verschieden; S. -Ken und -Zen. Das Filzen der Wolle und Haare ist ein wahres Walken. Nimmt man diese Abstammung an, so müßte man das Hauptwort Filz von dem Zeitworte filzen ableiten.


Filzer (W3) [Adelung]


Der Filzer, des -s, plur. ut nom. sing. S. 1. Filz.


Filzfleck (W3) [Adelung]


Der Filzfleck, des -es, plur. die -e, bey den Hutmachern, ein Stück Filz ein und einer halben Elle breit, aus welchem hernach die Hüte bereitet werden.


Filzgeige (W3) [Adelung]


Die Filzgeige, plur. die -n, ein mit Filz oder Tuch überzogenes Holz der Kammacher, auf welchem sie die Kämme poliren, das Filzholz.


Filzgras (W3) [Adelung]


Das Filzgras, des -es, plur. inus. in der Landwirthschaft, dasjenige Gras, welches nach ausgetrockneten Überschwemmungen auf den Wiesen wächset, oben grün, unten aber fahl ist, und einem Filze an Haaren gleicht.


Filzholz (W3) [Adelung]


Das Filzholz, des -es, plur. die -hölzer, S. Filzgeige.


Filzhut (W3) [Adelung]


Der Filzhut, des -es, plur. die -hüte, S. 2 Filz.


Filzig (W3) [Adelung]


Filzig, -er, -ste, adj. et adv. von dem Hauptworte Filz. 1) Eigentlich, in Gestalt eines Filzes in einander geschlungen. Filzige Haare. Filzige Wolle. 2) Figürlich,. im hohen Grade karg und geizig, im verächtlichen Verstande. Ein filziger Mensch. Er ist äußerst filzig. Filzig leben.


Filzigkeit (W3) [Adelung]


Die Filzigkeit, plur. car. niedrige Kargheit, im verächtlichen Verstande.


Filzkleid (W3) [Adelung]


Das Filzkleid, des -es, plur. die -er, S. 2 Filz.


Filzkraut (W3) [Adelung]


Das Filzkraut, des -es, plur. inus. eine in einigen Gegenden übliche Benennung des Flachskrautes, oder der Flachsseide, weil es wie ein verwirrtes Garn durch einander geflochten ist. S. Flachskraut.


Filzlaus (W3) [Adelung]


Die Filzlaus, plur. die -läuse, eine Art Läuse, welche sich in altem Filze, alten Tuchkleidern, besonders aber in der Haut unreinlicher Menschen, und am häufigsten um die heimlichen Theile des Leibes aufhält und sich daselbst einfrißt; Plattlaus, Klebelaus, Reitlaus, Nieders. Sür, Süre, nach dem Lat. Siro und alt Franz. Chiron, Franz. Morpion.


Filzmacher (W3) [Adelung]


Der Filzmacher, des -s, plur. ut nom. sing. ein Handwerker der Filze macht, eine mehrentheils den Hutmachern eigene Beschäftigung, die aber doch an manchen Orten auch ihre eigenen Handwerker hat.


Filzmantel (W3) [Adelung]


Der Filzmantel, des -s, plur. die -mäntel, S. 2 Filz.


Filzschuh (W3) [Adelung]


Der Filzschuh, des -es, plur. die -e, die Filzsocke, plur. die -n, der Filzstiefel, des -s, plur. die -n, siehe eben daselbst.


Filztafel (W3) [Adelung]


Die Filztafel, plur. die -n, bey den Hutmachern, eine Tafel, oder ein Tisch, auf welchem die Wolle gefilzet wird.


Final-Stock (W3) [Adelung]


Der Final-Stock, des -es, plur. die -Stöcke, aus dem Lat. Finalis, bey den Buchdruckern, im Holz geschnittene Zierathen, welche zum Schlusse eines Buches oder seiner Abtheilungen gesetzt werden; die Final-Leiste, wenn sie die Gestalt einer Leiste hat, der Schlußstock, die Schlußleiste.


Finanz (W3) [Adelung]


Die Finanz, plur. die -en. 1) * Ränke, List, neue aber schädliche Erfindung, eine veraltete Bedeutung. Sonder brauchen manche Finanz, Hans Sachs. Besonders 2) * zur Vermehrung seines Vermögens, betrieglicher Wucher; eine im Hochdeutschen gleichfalls veraltete Bedeutung. Wucher, Finanz und Schinderey, Hans Sachs. Wie nimbs ober Handt die Finanz Wie spitzig ist der Alefantz, ebend. Der nicht Finanz und Wucher übt, Opitz. Weiß nichts von Wechselbänken Von Wucher und Finanz ebend. 3) * Ränke zur Vermehr und des landesherrlichen Vermögens, List in Ernennung neuer Auflagen; eine gleichfalls veraltete Bedeutung welche im Oberdeutschen ehedem gleichfalls üblich war. 4) Heutiges Tages bedeutet dieses Wort nur noch im Plural, und im guten Verstande, die Finanzen, die Einkünfte eines Staates und deren Verwaltung. Die Finanzen sind in eine große Unordnung gerathen. Den Finanzen vorgesetzt werden. Die Finanzen verwalten. figürlich auch wohl den Vermögenszustand einer Privatperson. Seine Finanzen sind in Ordnung bringen. Der Singular ist nur in den Zusammensetzungen Finanz-Collegium, Finanz-Rath u. s. f. üblich, statt deren es auch zuweilen im Plural Finanzen-Collegium u. s. f. heißt.

Anm. Wir haben dieses Wort mit der Sache selbst ohne Zweifel aus dem mittlern Lat. Finantia und Franz. Finance, wo es nicht nur den öffentlichen Schatz, sondern auch verschiedene Arten der Abgaben, und dann Geld überhaupt bedeutet; obgleich Du Fresne beyde von dem Deutschen Finanz, Wucher, ableitet. Es kann seyn, daß fein, verschlagen, listig, das Stammwort von beyden, so wie von dem Franz. Finesse, ist, welches in den ersten Bedeutung mit Finanz überein kommt. Allein man hatte im mittlern Lateine auch das Zeitwort "finare", von "Finis", welches sich wegen einer Geldsumme endlich vergleichen, und eine Auflage eintreiben, bedeutete. Von Finanz waren ehedem auch die Wörter Finanzen, bevortheilen, und Finanzer, ein Wucherer, listiger Betrieger, üblich. Bürger sind Füchse zum schmeicheln und schmiegen, Vortheln, berücken, finanzen und lügen. Legau. Die Land und Leut beschweren Als Räuber, Landzwinger, Finanzer, Aufsetzmacher, und Alefanzer, Hans Sachs. In dem 1525 zu Basel gedruckten neuen Testamente Lutheri sind Finanzer, "die vil newe Fundlin auffbringen, als vuder Kauffleuten, Juristen und Hofschrantzen gesehen wurt."


Finanz-Collegium (W3) [Adelung]


Das Finanz-Collegium, oder Finanzen-Collegium, des -Collegii, plur. die -Collegia, ein landesfürstliches Collegium, dem sie Aufsicht über die Finanzen oder Einkünfte des Staats anvertrauet ist, und welches gemeiniglich die Kammer heißt, manchen Länder oder derselben noch vorgesetzet ist.


Finanz-Rath (W3) [Adelung]


Der Finanz-Rath, oder Finanzen-Rath, des -es, plur. die -Räthe, ein landesfürstlicher Rath, der in einem Finanz-Collegio Sitz und Stimme hat.


Finanz-Wesen (W3) [Adelung]


Das Finanz-Wesen, des -s, plur. car. alles was zu den Finanzen eines Landes und des Landesherren gehöret.


Finanz-Wissenschaft (W3) [Adelung]


Die Finanz-Wissenschaft, plur. inus. die Wissenschaft, wie die Einnahme und Ausgabe eines Staates klüglich zu verwalten ist.


Findebuch (W3) [Adelung]


* Das Findebuch, des -es, plur. die -bücher, eine nur im Oberdeutschen übliche Benennung, ein Inventarium zu bezeichnen, ein Buch, worin man alle zu einer gewissen Sache nöthige stücke verzeichnet findet, und welches auch ein Fundbuch, ein Fundzettel genannt wird.


Findegeld (W3) [Adelung]


Das Findegeld, S. Findelgeld.


Findel (W3) [Adelung]


Die Findel, plur. die -n, S. Findelhaus.


Findelgeld (W3) [Adelung]


Das Findelgeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, dasjenige Geld, welches demjenigen, der eine verlorne Sache gefunden hat von dem Eigenthümer aus Erkenntlichkeit gegeben wird; das Findegeld, Findelohn.


Findelhaus (W3) [Adelung]


Das Findelhaus, des -es, plur. die -häuser, ein öffentliches Haus, in welchem Findelkinder aufgenommen und erzogen werden; im Oberd. die Findel.


Findelkind (W3) [Adelung]


Das Findelkind, des -es, plur. die -er, ein gefundenes Kind, welches von seinen Ältern weggesetzt worden; ein Findling.


Findelpfleger (W3) [Adelung]


Der Findelpfleger, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten der Aufseher über ein Findelhaus.


Findelvater (W3) [Adelung]


Der Findelvater, des -s, plur. die -väter, der unter der Aufsicht des Findelpflegers die Pflege und Erziehung der Findelkinder besorgt. So auch die Findelmutter.


Finden (W3) [Adelung]


Finden, verb. irreg. act. Imperf. ich fand; Conj. ich fände; Mittelw. gefunden; Imperat. finde. I. In eigentlicher und weiterer Bedeutung, auf seinem Wege gewahr werden, antreffen, und dann in vielen Fällen für gewahr werden, antreffen, überhaupt, doch vornehmlich in zwey verschiedenen Fällen. 1) Auf eine unerwartete Art auf seinem Wege gewahr werden, die gefundene Sache mag lebendig seyn, oder nicht. Man fand deinen Bruder von ungefähr unter den Todten. Welch ein feindliches Schicksal läßt mich Lucien finden! Ein unbekanntes Land finden. Wir haben es so (in diesem Zustand,) gefunden, wir wollen es auch so lassen. Ein Löwe fand den Propheten auf dem Wege, 1 Kön. 13, 24. Ich fand ihn in einem sehr hülflosen Zustande. Wie glücklich werden uns daselbst die stillen Abendstunden finden! Wird der Zustand, in welchem man eine Person oder Sache antrifft, vermittelst eines Zeitwortes ausdruckt, so stehet dasselbe oft im Participio, oder auch im Infinitivo. Ich fand ihn schlafend oder schlafen, sitzend oder sitzen, schreibend oder schreiben. Auch das Reciprocum sich finden, bedeutet hier oft gefunden werden. In der größten Verlegenheit fand sich unvermuthet eine Hülfe. Der verlorne Stein hat sich von ungefähr wieder gefunden. In engerer Bedeutung, von herrenlosen Dingen, auf welche man durch das Finden zugleich eine Art des Eigenthums erhält. Einen Schatz finden. Diesen Beutel habe ich gefunden, siehe ob es der deinige ist. Für das Geld ist es gefunden, oder ist es so gut als gefunden, sagt man von Dingen, welche man um einen sehr wohlfeilen Preis erhalten hat. Das war für ihn ein gefundenes Fressen, in der niedrigen Sprechart. 2) Von Dingen, welche man sucht, eine gesuchte Sache gewahr werden. Das verlorne Geld ist noch nicht wieder gefunden worden. Ich habe ihn lange gesucht, aber nirgends gefunden. Wer sucht, der findet. Ich suche überall, aber es will sich nirgends finden. Ich weiß kaum Worte zu finden, ihnen meine Erkenntlichkeit zu bezeigen. O du immer gerader Weg der Tugend, wenn werde ich die wieder finden! II. Figürlich. 1) Gewahr werden, entdecken überhaupt, so daß die vorigen Nebenbegriffe entweder ganz oder doch größten Theils verschwinden. Noch habe ich keinen treuen Freund gefunden. Man findet überall böse und gute Menschen. Die Demuth findet an jedem noch einen Vorzug, den sie nicht besitzet, Gell. Der Menschenfreund schätzt die Verdienste, wo er sie findet. Sonnenf. Ich finde in diesem Buche viele bedenkliche Stellen. Ich fand die Thür geöffnet. Ich finde ihr Herz zu sehr für ihn eingenommen. Ich kann die Schönheit an Kallisten nicht finden, die du erhebest. Als ich kam, fand ich, daß das Licht noch nicht erloschen war. Ich finde, daß es niemand gewahr wird. Dergleichen Seltenheiten sind in alten Cabinetten zu finden. Ich erwachte und fand mich allein. So auch das Reciprocum sich finden, entdeckt, wahrgenommen werden. Als man nach- sahe, fand sich, daß eines fehlete. Die Wahrheit wird sich finden. Auch überhaupt, sich einer Sache als gegenwärtig bewußt seyn, für empfinden, doch nur in einigen Fällen. Ich finde heuten keinen Beruf, einer solchen Gesellschaft beyzuwohnen. Nur in der Einsamkeit finde ich noch einigen Trost. Er aß und fand die Frucht vortrefflich von Geschmack, Gell. Der Weise findet in dem Bewußtseyn seiner Tugend die stärkste Quelle des Trostes, ebend. Die Seele findet ihre letzten Kräfte nur immer dann, wenn die Noth am dringendsten ist. Dahin gehören auch die Redensarten, Vergnügen, Mißvergnügen u. s. f. an oder in etwas finden. Ich fange an, Vergnügen im Wohlthun, oder am Wohlthun zu finden. Sie finden ihre größte Freude am Zanken. Sich durch etwas beleidigt, geschmeichelt, geehrt finden. Geschmack an etwas finden. 3) Nach angestellter Untersuchung oder gehabter Erfahrung erkennen. Wir werden stets finden, daß Gott es besser mit dem Menschen meinet, als es der Mensch mit sich meinen kann, Gell. Ich habe ihn unschuldig gefunden. Ich finde, daß er ein ehrlicher Mann ist. Hast du das Herz, mit dem du dich verbunden, Dem deinen gleich, der Liebe werth gefunden? Gell. Eine Person nicht Jungfrau finden, 5 Mos. 22, 14, 17; besser nicht als Jungfrau. Ungewöhnlich aber ist die Wortfügung Luc. 23, 2, diesen finden wir, daß er u. s. f. für, wir finden daß dieser u. s. f. Auch das Reciprocum sich finden kommt noch zuweilen statt des Passivi gefunden werden vor, obgleich das zusammen gesetzte befinden in dieser Bedeutung üblicher ist. Die Antwort findet sich unrecht, Hiob 21, 4, 6. Am häufigsten mit dem Zeitworte lassen. Er läßt sich im Kriege sehr feige finden. Ich werde mich dankbar finden lassen. Hierher gehöret auch die nunmehr veraltete, noch in einigen Niedersächsischen Gerichten übliche Bedeutung, ein Urtheil finden, d. i. fällen, von welcher die Beysitzer eines Gerichtes ehedem Finder und Findungsleute genannt wurden. 4) Dafür halten, nach dem Franz. trouver, in welchem Verstande auch befinden gebraucht wird. Man findet seine Blödigkeit angenehm, Raben. Jedermann fand ihn lächerlich, ebend. Dadurch finde ich mich beleidigt, Gell. Mich wegen erdichteter Beschuldigungen zu rechtfertigen, finde ich sehr überflüssig. Dann kann auch kein Engel unsere Verbindung sträflich finden, Dusch. Zur Trägheit gewöhnt, findet der Zärtling des Glücks die Tugend zu mühsam. Ich finde es gut, heute nicht zu reisen; im gemeinen Leben, ich finde es für gut. 5) Bekommen, nur in einigen Fällen. Gnade, Barmherzigkeit bey einem finden Hülfe, Trost finden. Ruhe finden. O du Einzige, in der alle meine besten Wünsche ihr Ende finden! Dusch. Wollen sie mein Bitten Statt finden lassen? Die Demuth kann nicht ohne Gefühl der Liebe des Schöpfers Statt finden, Gell. S. Statt. Gut, sprach er, steht nur immer kühn, Ihr findet hier heut euer Grab, Gell. Ich werde hoffentlich leicht Glauben bey ihm finden. Nur die biblischen Arten des Gebrauchs: das Herz finden, Herz, Muth bekommen, 2 Sam. 7, 27; Gottes Erkenntniß finden, Sprichw. 2, 5; die Gunst finden, Kap. 3, 4; das Leben finden, Kap. 8, 35, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. 6) Neue Vorstellungen oder Sachen hervor bringen; wofür doch in den meisten Fällen erfinden üblicher ist. Eine Versöhnung finden, Hiob 33, 24. Schwarz fand das Schießpulver. Er weiß geschwinde eine Lügen zu finden. Aus zweyen Zahlen die dritte finden, in der Rechenkunst. 7) In der Absicht zu strafen, sich zu rächen, finden. Ich will ihn schon zu finden wissen. Gott wird ihn schon dafür finden. 8) Sich in etwas finden, die Sache nach ihren Gründen einsehen. Er weiß sich in alles leicht zu finden. Ich kann mich gar nicht mehr in ihr Bezeigen finden, Gell. Ich kann mich in diese Rechnung nicht finden. Ingleichen, diese Einsicht thätig anwenden. Er kann sich in alle Leute finden. Wenn du dich in dein Glück zu finden weißt. Sich in die Zeit finden, schicken. 2) An einem Orte gegenwärtig, in einem gewissen Zustande seyn, auch als ein Reciprocum, und für das zusammen gesetzte befinden. Sich in einem Stande finden, (besser befinden) wo man andern dienen kann. Es findet (befindet) sich hier ein Käufer. Es finden sich viele schlechte darunter. Ich finde mich in einer großen Unruhe. Wir fanden uns auf einmahl zwischen Kornspeichern, Hermes. Der Eigensinn im Umgange, der gemeiniglich den Stolz begleitet, findet sich an dem Demüthigen nicht, Gell. 10) Kommen, gleichfalls als ein Reciprocum. Sie finden sich heimlich zusammen. S. auch Einfinden. Daher die Findung. S. solches an seinem Orte.

Anm. Finden, Nieder. gleichfalls finden, finnen, Dän. finde, lautet schon bey dem Kero findan, bey dem Ottfried fintan, im Angels. findan, im Engl. to find, im Schwed. finna, im alt Franz. finer, bey den alten Lateinern fendere, wie noch aus der Zusammensetzung offendere erhellet. Auch venire, besonders in der Zusammensetzung invenire, gehöret hierher, als welches bloß durch die noch bey den Niedersachsen übliche Ausstoßung des d aus fendere entstanden zu seyn scheinet. Bey dem Ulphilas ist finthan, wissen, und bey dem Ottfried finden auch suchen, bey Isidors Übersetzer aber beweisen; anderer veralteten und noch in den Zusammensetzungen und Ableitungen aufbehaltenen Bedeutungen zu geschweigen. S. Abfinden, Spitzfündig, Fund u. s. f.


Finder (W3) [Adelung]


Der Finder, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Finderinn, plur. die -en, der, oder die etwas findet, besonders in den eigentlichen Bedeutungen des Zeitwortes. Es ist eine Uhr verloren worden, der Finder soll ein ansehnliches Geschenk bekommen. Bey den Jägern ist der Finder, oder Saufinder, eine Art Jagdhunde, welches die wilden Schweine aufsucht; vermuthlich noch von der veralteten Bedeutung des Zeitwortes, da es suchen bedeutete. In einigen Niedersächsischen Gerichtsstätten, werden die Beysitzer eines Gerichtes noch jetzt Finder genannt, weil sie das Urtheil finden. S. Finden II. 3.


Findig (W3) [Adelung]


Findig, adj. et adv. welches nur im Bergbau üblich ist. Findig machen, finden. Ein Bergwerk findig machen, es entdecken. S. auch Spitzfündig.


Findlich (W3) [Adelung]


* Findlich, adj. et adv. welches im Hochdeutschen unbekannt ist, was sich finden lässt, gefunden wird. Ob nur einer findlich wäre, Logau.


Findling (W3) [Adelung]


Der Findling, des -es, plur. die -e, ein von seinen Ältern weggesetztes und von andern gefundenes Kind; ein Findelkind.


Findung (W3) [Adelung]


Die Findung, plur. die -en, von den Zeitworte finden, die Handlung des Findens, doch nur noch zuweilen in der eigentlichen Bedeutung, und ohne Plural. Das Findungsrecht, das Recht, welches der Finder auf die gefundene Sache hat. In einigen Niedersächsischen Gerichten bedeutet Findung noch das gefundene Urtheil, und in engerer Bedeutung, einen Abschied, Bescheid.


Finger (W3) [Adelung]


Der Finger, des -s, plur. ut nom. sing. Dimin. das Fingerchen, Oberd. Fingerlein. 1) Überhaupt, die äußersten in mehrere Theile getheilten Enden an den Händen und Füßen der Menschen und Thiere, so fern sie zum Fassen geschickt sind. In dieser weitesten Bedeutung werden nur noch die Klauen oder Fänge an den abgerichteten Falken bey den Jägern Finger genannt. 2. In der engern und üblichsten Bedeutung, das in fünf bewegliche Theile getheilte Ende der Hand. 1) Eigentlich. Mit Fingern auf jemanden weisen, zum Zeichen der Verachtung und Verspottung, so wie es bey den Griechen und Römern ein Merkmahl der Ehre und des Verdienstes war. Eines Fingers breit, dick, lang. Vier Finger hoch, d. i. so hoch, als die Breite von vier Fingern beträgt. Mit den Fingern essen, ohne Hülfe des Messers und der Gabel. der Kleine Finger, der letzte und kürzeste Finger an der Hand. S. Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Goldfinger, Ohrfinger. Im gemeinen Leben hat man von diesen uns so nothwendigen Gliedmaßen eine Menge figürlicher Redensarten. Einem etwas auf den Fingern vorrechnen, sehr genau und umständlich. er weiß es auf oder an den Fingern herzuzählen, sehr genau. Er ist schon so zahm, daß man ihn um einen Finger wickeln könnte, schon kann man ihn um einen Finger wickeln, er ist äußerst nachgebend. einem auf die Finger klopfen, ihn wegen eines Versehens mäßig bestrafen. Man muß ihm fleißig auf die Finger sehen, genau Acht auf ihn heben, damit er nichts veruntreue. Lange Finger machen, oder die Finger kleben lassen, bey Gelegenheit gern etwas entwenden, von diebischer Gemüthsart seyn. Das habe ich nicht aus den Fingern gezogen; ich habe es nicht erdichtet. Mein kleiner Finger hat es mit gesagt, ich weiß es auf eine geheime Art, eine besonders gegen Kinder übliche Art des Ausdrucks. Durch die Finger sehen, Nachsicht brauchen. Einem durch die Finger sehen, nachsichtig gegen ihn seyn. Den Finger auf den Mund legen, schweigen. Wir wollen hier den Finger auf den Mund legen, und die Wege Gottes in Demuth verehren. Sich die Finger verbrennen, unvermutheten Schaden von einer Handlung haben, anlaufen. Wenn man ihm einen Finger gibt, so will er gleich die ganze Hand, er ist nicht mit wenigem zufrieden. Die Finger nach etwas lecken, in der niedrigen Sprechart, sich über den Genuß einer Sache außerordentlich ergetzen. 2) Figürlich. (a) Macht, Gewalt, doch nur in der biblischen Schreibart, und von Gott. Das ist Gottes Finger, 2. Mos. 8, 19. Ich treibe die Teufel durch Gottes Finger aus, Luc. 11, 20; und Ps. 8, 4 heißen die Himmel ein Fingerwerk Gottes. (b) * Ein Ring, der an den Finger gesteckt wird, ein Fingerring; in welchem Verstande ehedem das Diminutivum Fingerlein, vermuthlich für Fingerling üblich war. In den Merseburgischen Statuten werden unter andern auch Ringe, Fingerlein, Heftlein u. s. w. mit zur Gerade gerechnet. (c) Die Bekleidung der Finger an den Handschuhen. Ein Handschuh mit Fingern. S. Fingerhandschuh.

Anm. Finger, bey dem Ulphilas Figgr, welches nach Art der Griechen Fingr, gelesen werden muß, bey Isidors Übersetzer Fingro, bey dem Ottfried Fingar, lautet im Niedersächs. Dän. Engl. und Angels. gleichfalls Finger, im Isländ. aber Fingr. Viele haben geglaubt, daß es von der Zahl fünf abstamme, weil dieser Finger gemeiniglich fünf an jeder Hand sind; eine sehr unwahrscheinliche Ableitung, welche der Art, wie die ältesten Völker ihre Wörter bildeten, zuwider ist. Die Endsylbe -er, zeiget ein Werkzeug an; es bleibet also nur die Sylbe fing zu bestimmen übrig, und diese gehöret ohne Zweifel zu dem Verbo fangen, fassen, ergreifen, welches dadurch bestätiget wird, daß die Klauen der Raubthiere aus eben derselben Ursache bey den Jägern noch jetzt Fänge heißen. Das Latein. Digitus, ist ver- muthlich auf eben diese Art von dem alten Verbo tigga, nehmen, gebildet.


Fingerhandschuh (W3) [Adelung]


Der Fingerhandschuh, des -es, plur. die -e, Handschuhe mit Fingern, d. i. wo jeder Finger seine besondere Bekleidung hat; zum Unterschiede von den Fausthandschuhen und Klapphandschuhen.


Fingerhut (W3) [Adelung]


Der Fingerhut, des -es, plur. die -hüte. 1) ein metallener Hut, den Finger im Nähen mit der Nadel nicht zu verletzen; im Schwed. Fingerborg, im mittlern Lat. Digitabulum. 2) S. das folgende.


Fingerhutblume (W3) [Adelung]


Die Fingerhutblume, plur. die -n, eine Pflanze, welche in dem mittägigen Europa wild wächset, und deren Blumen einem Fingerhute gleichen; Digitalis L. Fingerhutkraut, Waldglöcklein. Im gemeinen Leben wird sie oft nur schlechthin Fingerhuth genannt.


Fingerhutmacher (W3) [Adelung]


Der Fingerhutmacher, des -s, plur. ut nom. sing. ein Handwerksmann der Fingerhüte verfertiget; im gemeinen Leben, ein Fingerhüter.


Fingerig (W3) [Adelung]


Fingerig, adj. et adv. Finger habend, doch nur in den Zusammensetzungen, vierfingerig, nur vier Finger habend, sechsfingerig, sechs Finger habend.


Fingerkuppe (W3) [Adelung]


Die Fingerkuppe, plur. die -n, die Kuppe, d. i. Spitze, oder der äußere Theil der Finger.


Fingerling (W3) [Adelung]


Der Fingerling, des -es, plur. die -e. 1) * Ehedem ein Fingerring; im Schwab. Spieg. Vingerlin. S. Finger 2. 2) im gemeinen Leben, ein Überzug eines Fingers von Leder u. s. f. 3) an den Schiffen werden die eisernen Bänder, vermittelst welcher die Steuerruder in den Haken hängen, vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit, Fingerlinge genannt; Franz. Canassieres. 4) Im Oberd. eine Art Schwämme, wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Finger.


Fingern (W3) [Adelung]


Fingern, verb. reg. act. oft mit den Fingern berühren, mit den Fingern spielen, die Finger oft bewegen. Er kann wohl geigen, aber nicht fingern, im gemeinen Leben, von einem, der eine Sache nur obenhin versteht. Frisch nimm sich die Flöte her, du mußt mir etwas fingern, Rost. Er fingert um den Puls, Haged. Ein fingernder Doctor besalbt mir den Leib, ebend.


Fingerreif (W3) [Adelung]


Der Fingerreif, des -es, plur. die -e, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, einen Fingerring zu bezeichnen, welches noch einige Mahl in der deutschen Bibel vorkommt, Esth. 8, 2; Luc. 15, 22.


Fingerring (W3) [Adelung]


Der Fingerring, des -es, plur. die -e, ein Ring, welchen man zur Zierde an dem Finger trägt, zum Unterschiede von Ringen anderer Art; in Boxhorns Glossen Fingiri hringa.


Fingersbreit (W3) [Adelung]


Fingersbreit, Fingersdick, Fingershoch, Fingerslang, u. s. f. welche Wörter ohne Noth zusammen gezogen werden, für Fingers, d. i. eines Fingers dick u. s. f. S. Finger. 2


Fingerwurm (W3) [Adelung]


Der Fingerwurm, des -es, plur. inus. S. Wurm.


Fingerzahl (W3) [Adelung]


Die Fingerzahl, plur. die -en, in der Rechenkunst, die einfachen Zahlen von 1 bis 9, weil man sie im gemeinem Leben an den Fingern herzuzählen pflegt.


Fingerzeig (W3) [Adelung]


Der Fingerzeig, des -es, plur. die -e, das Zeigen mit dem Finger, und figürlich eine dunkele, oder nur in wenig Worten ausgedruckte Bezeichnung einer Sache. Den Fingerzeig auf etwas geben.


Finkeljochen (W3) [Adelung]


+ Der Finkeljochen, des -s, plur. car. eine in den niedrigen Sprecharten, besonders Niedersachsens, übliche Benennung des gemeinen Kornbranntweines. Man könnte glauben, daß dieses Wort aus dem Nieder. und Dänischen Fennkool, Fennikel, Fenchel, und Jauche, ein dicker trüber flüssiger Körper, zusammen gesetzet sey, so daß dieses Wort eigentlich einen schlechten Fenchelbranntwein, bedeuten würde. Im Schwed. ist Finckel verdorbener, schlechter Wein, Lauer, ingleichen schlechter Kornbranntwein, im neuern Griech. aber - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Weinhefenbranntwein, welches Ihre von Faecula herleitet. Allein das unsrige ist ohne Zweifel aus der Rothwälschen Diebessprache entlehnt, welche viel von der Jüdisch-Deutschen Mundart hat, wo Jochem Wein bedeutet, welches aus dem Hebr. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - verderbt worden, und gefinkelter Jochem Branntwein, von finkeln, kochen, wovon Finkeley daselbst die Küche bedeutet.


Finkeln (W3) [Adelung]


* Finkeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches im Hochd. veraltet ist. Finken fangen; von welchem Zeitworte Kaiser Heinrich I, der sonst auch der Vogler heißt, wegen seiner großen Neigung zum Vogelfange, von geschmacklosen Geschichtschreibern noch zuweilen Finkeler oder Finkler genannt wird.


Finkenauge (W3) [Adelung]


Das Finkenauge, des -s, plur. die -n, eine ehemahlige kleine Scheidemünze in Meklenburg und Pommern, welche auch nur Finken genannt wurde. Frisch glaubt v. Winke, daß sie wegen ihrer Kleinheit so genannt wurden; allein sie hat ihren Nahmen ohne Zweifel von ihrem Gepräge, welches schon auf Brakteaten vorkommt, und in zwey einander ansehenden kleinen Vögeln auf zwey Ochsenköpfen bestehet. Es war daher eigentlich eine Meklenburgische Münze, welche in den Urkunden dieser Gegenden häufig vorkommt.


Finkenbauer (W3) [Adelung]


Das Finkenbauer, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein niedriges Vogelbauer für Finken; in einigen Mundarten der Finkenbauer. 2) In einigen Niedersächsischen Gegenden ein Gefängniß für liederliche Leute; daher der Finkenherr, ein Polizey-Beamter, welches das liederliches Gesindel aufgreifen läßt: das Finkengeld, die Strafe gefangener Huren.


Finkenfalk (W3) [Adelung]


Der Finkenfalk, der -en, plur. die -en, ein dunkelbrauner, am ganzen untern Körper strohgelber Falk, mit schmutzig weißen Querstrichen, welches besonders den Finken nachstellet; Falco Fringillarius Klein.


Finkenfang (W3) [Adelung]


Der Finkenfang, des -es, plur. inus. der Fang der Finken. Auf den Finkenfang gehen.


Finkengarn (W3) [Adelung]


Das Finkengarn, des -es, plur. die -e, ein Garn, oder Netz, womit Finken gefangen werden; ein Finkennetz.


Finkenherd (W3) [Adelung]


Der Finkenherd, des -es, plur. die -e, ein Vogelherd, der mit Gesäme bestreuet wird, Finken und andere kleine Vögel auf demselben zu fangen.


Finkenhorn (W3) [Adelung]


Das Finkenhorn, des -es, plur. die -hörner, ein Wassergeschirr an den Finkenbauern, und in weiterer Bedeutung an allen Vogelbauern; das Finkennäpfchen.


Finkennetz (W3) [Adelung]


Das Finkennetz, des -es, plur. die -e. 1) ein Netz, Finken damit einzufangen; ein Finkengarn. 2) Auf den Schiffen, ein Netz an den Seiten des halben Verdecks, in welches die Hängematten nebst dem Bettzeuge gebracht werden, wenn sich ein Schiff mit einem andern schlagen will, da sie denn zugleich statt einer Brustwehre dienen; vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit mit einem Finkennetze. In einem alten Vocabulario von 1842 wird ein Umhang, canopium, durch Vinkennetz erkläret.


Finkenritter (W3) [Adelung]


Der Finkenritter, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben, eine verächtliche Benennung eines eingebildeten Ritters; vermuthlich in Anspielung auf eine der ehemahligen Rittergeschichten.


Finkensame (W3) [Adelung]


Der Finkensame, des -ns, plur. inus. der Same des Leindotters oder Flachsdotters, und auch wohl die ganze Pflanze selbst, weil der Same eine angenehme Speise der Finken ist.


Finkenschlag (W3) [Adelung]


Der Finkenschlag, des -es, plur. von mehrern Arten, die -schläge, der Schlag oder Gesang der Finken.


Finkler (W3) [Adelung]


Der Finkler, des -s, plur. ut nom. sing. S. Finkeln.


Finkmeise (W3) [Adelung]


Die Finkmeise, plur. die -n, eine Benennung der großen Meise mit schwarzen Füßen, Parus major L. weil sie wie ein Fink schreyet. S. Brandmeise.


Finne (W3) [Adelung]


1. Die Finne, plur. die -n, ein nur in einigen Gegenden Ober- und Niederdeutschlandes bekanntes Wort, eine sumpfige morastige Gegend zu bezeichnen; wo es bald die Venne, die Fühne, Füne, bald aber auch das Fehn lautet. Besonders ist im Niedersächs. ein Fehn eine Gegend, wo sich Torf befindet, und wo derselbe gegraben wird, Torfland. Daher ein Fehn anlegen, ein Stück Torflandes so zurichten, daß man mit Bequemlichkeit daselbst Torf graben könne; der Fehnker, ein Torfgräber; das Fehnkerschiff, ein Schiff, welches dazu gebraucht wird u. s. f. In eben dieser Mundart ist Vie ein sumpfiger aber dabey fruchtbarer Ort, und Vieland der Nahme einer solchen Gegend an der Weser. Im Friesländ. und Oldenburg. bedeutet Fenen eine Weide, Ettfenne Weideland, und fennen eine Weide mit Vieh betreiben. Im Osnabrückischen ist Fönne der Schimmel, und fönnig schimmelig. Anm. Dieses Wort ist sehr alt, und Fast allen Europäischen Sprachen gemein. Im Angels. und Engl. lautet es Fenn und Venn, im Holländ. Venn, Vene, im Schwed. und Isländ. Fen, allein der Bedeutung eines Sumpfes. Im Griech. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, im Goth. Fan, im Ital. Fango, und Franz. Fange, Schlamm, Koth, im alt Französ. Fiens, im heutigen Fiente, Dünger. Mist: ja, daß Fan Fen, ehedem Wasser überhaupt bedeutet habe, erhellet unter andern auch aus dem Latein. Fons. In Deutschland gibt es verschiedene Bäche, welche den Nahmen Fühne führen. Der Südwind, welcher gemeiniglich Thau, und den Oberdeutschen auch Regen bringt, weil er über das mittelländische Meer kommt, wird noch jetzt in der Schweiz und andern Oberdeutschen Gegenden die Föhn oder Pfähn genannt. S. auch Fenn.


Finne (W3) [Adelung]


2. Die Finne, plur. die -n, ein gleichfalls altes Wort, welches eigentlich der Gipfel, die Spitze eines Dinges und ein erhabenes, spitziges Ding selbst bedeutet, aber nur noch in einigen besondern Fällen üblich ist. 1) Der Gipfel einer Berges und ein Gebirge selbst, doch nur noch in einigen Gegenden, besonders in den jetzt eigenthümlichen Nahmen mancher Berge und Gebirge, dergleichen Z. B. die Finne, das Gebirge in der Grafschaft Beichlingen in Thüringen, ist. Schon im Hebr. ist - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Pinnah, der Gipfel eines Berges. In alt Latein. war Penna, Pinna, alles was hoch und zugespitzt war, daher auch das Penninische oder Apenninische Gebirge seinen Nahmen hat. 2) Die dünnste Seite eines Hammers, dem Kopfe gegen über; im Nieders. die Pinne, Französ. la Panne. S. Finnhammer und Absinnen. 3) Ein kleiner spitziger Nagel, im gemeinen leben, besonders Niedersachsens, eine Zwecke; Nieders. Pinne, woraus die Hoch- und Oberdeutschen zuweilen Pfinne machen. Schuhfinnen, eiserne Nägel in den Sohlen der Bauerschuhe. Hölzerne Finnen, hölzerne Zwecken der Schuster; im mittlern Lat. Phynnae. 4) Bey den Drechslern, der spitzige eiserne Zapfen in der Decke der Drehbank.


Finne (W3) [Adelung]


3. Die Finne, plur. die -n, Diminut. das Finnchen, Oberd. Finnlein. 1) Kleine rothe spitzige Blättern im Gesichte, welche zuweilen eitern und alsdann vertrocknen, bisweilen aber ohne Eiterung vergehen; Vari, Gesichtsblattern, Nieders. Dän. und Schwed. gleichfalls Finne, in Languedoc Panos, von dem Latein. Panus, ein Geschwür. 2) Weiße runde Körner in dem Fleische, besonders der Schweine, welche eine Krankheit sind, und aus verstopften und nach und nach verhärteten Wassergefäßen entstehen; Nieders. Finne, im Franz. ehedem Fy, daher fieux, finnig. Anm. Wachter leitet dieses Wort von dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, eine Geschwulst, oder von dem Lat. Panus, ein Geschwür, Boxhorn und Ihre aber von dem alten Fan, Ban, Angels. wenn, ein Gebrechen des Leibes, her. S. Wahn. Indessen kann man auch theils die Erhabenheit und spitzige Gestalt dieser Blattern, theils auch die in denselben gemeiniglich befindliche eiterige Feuchtigkeit als den Grund der Benennung ansehen, und da würde es zu einem der beyden vorigen Wörter gerechnet werden müssen.


Finne (W3) [Adelung]


4. Die Finne, plur. die -n, die fleischigen Floßfedern großer Fische, welche aus einer haut mit weichen oder knochigen Gräthen bestehen, und in weiterer Bedeutung, besonders im Niedersächsischen, auch wohl eine jede Floßfeder; Lat. Pinna, Nieders. und Dän. Finne, Angels. Fin, Finna, Schwed. Fena, Isländ. Faun, Fun, Engl. Fin, Ital. Pinna; entweder von der spitzigen stacheligen Beschaffenheit dieser Floßfedern, S. 2 Finne, oder wie Popowitsch muthmaßet, von dem Wend. viem, Lat. vieo, ich biege, oder auch von eben dem Stamme, von welchem Feder, Lat. Penna, herkommt.


Finnen (W3) [Adelung]


Finnen, verb. reg. act. mit der Finne des Hammers bearbeiten, S. Abfinnen.


Finnfisch (W3) [Adelung]


Der Finnfisch, des -es, plur. die -e, eine Art Wahlfische, mit einer Fettfinne am Ende des Rückens; Balaena Physalus L. Englisch. Finback-Whale, bey dem Geßner Physeter. Er gleicht an Länge dem Grönländischen Wallfische, ist aber viel schmäler, dünner und geschwinder. Man fänget ihn um Norwegen, wo sein Fleisch auch gegessen wird. Die Finne ist drey bis vier Fuß hoch. S. 4. Finne.


Finnhammer (W3) [Adelung]


Der Finnhammer, des, plur. die -hämmer, ein jeder Hammer mit einer Finne, d. i. an welchem der, der Bahn gegen über stehende Theil spitziger oder schärfer zuläuft, besonders bey den Goldarbeitern; im Nieders. Pinhammer. S. 2. Finne.


Finnig (W3) [Adelung]


Finnig, -er, -ste, adj. et adv. von 3. Finne, Finnen im Gesichte oder im Fleische habend. Finnig im Gesichte aussehen. Finniges Fleisch, ein finniges Schwein. Im Augsb. Stadtbuche von 1276 phinnik.

Anm. Das Nieders. und Holländ. finnig bedeutet außer dem noch heftig, eine finnige, d. i. strenge, Kälte, ingleichen bösartig, giftig, so wie das Angels. funig auch faul, stinkend bedeutet. Allein in dieser letzen Bedeutung gehöret es ohne Zweifel zu 1 Finne, so wie in der ersten vielleicht zu 2 Finne.


Finster (W3) [Adelung]


Finster, -er, -ste, adj. et adv. des Lichtes beraubt, entweder alles oder doch des meisten Lichtes beraubt, in Vergleichung mit hellern Körpern oder Örtern, dunkel. 1. Eigentlich. Ein finsterer Ort, ein finsteres Zimmer, ein finsterer Keller. Das Zimmer ist sehr finster. In der finsteren Nacht. Im Finstern sitzen, ohne Licht. Im Finstern ist gut mausen, im gemeinen Leben. Im Finstern tappen. Es wird schon finster, wenn die Nacht einbricht. Ein Zimmer finster machen. Ingleichen von solchen Körpern, welche den Lichtstrahlen den freyen Durchgang versagen. Finstere Fenster, von trüben, unreinem Glase, welche nicht genügend Lichtstrahlen durchlassen. Eine finstere Wolke. Es ist heute sehr finsteres Wetter. Ein finster Tag, an welchen das Wetter finster ist. 2. Figürlich. 1) Das finstere Zeug bey den Jägern, das dicke Jagdzeug, dergleichen Tücher und Planen sind, zum Unterschiede von dem lichten, d. i. Lappen, Garnen, Netzen, weil jene nicht so viel Licht durchlassen als diese. Finstere Hölzer, bey den Jägern, Nadelhölzer, zum Unterschiede von den lichten, d. i. Laubhölzern. 2) Den Ofen finster führen, im Hüttenbaue, ihm kein starkes Flammenfeuer geben, ihn dunkel halten. 3) Verdrießlich, mürrisch. Immer ernsthafte Bücher lesen, macht das Gemüth endlich finster. Einem eine finstere Miene machen. Sie sehen ja heute so finster aus. 4) Traurig, niedergeschlagen, im Gegensatze des heiter. Finstere Gedanken. Mit diesem Trauerkleide war auch mein Gemüth ganz finster geworden. Ein finsterer Tag, so schwarz wie dein Geschick, Mein Vaterland, Weiße. Das Finstere wird ein lichter Morgen werden, Hiob 11, 17. 5) unbekannt; doch nur in der Deutschen Bibel. Gott weiß was im Finstern lieget, Dan. 2, 22. 6) Lasterhaft, im Stande herrschender Unwissenheit und Sünde lebend; auch nur in der biblischen Schreibart. Sie gehen immer hin im Finstern, Pf. 82, 5. Finstere Wege gehen, Sprichw. 2, 13. Im Finstern wandeln, Es. 9, 2.

Anm. Finster, bey dem Ottfried finster, bey dem Tatian finliar, bey dem Willeram thimster, kommt gewiß nicht von wan, vin, ohne, und ster, ein Stern, her, wie sich jemand träumen lassen; sondern gehöret ohne Zweifel zu dem Nieders. und Dän. bister, welches bloß durch den Mangel des sehr zufälligen n davon unterschieden ist; welches auch dadurch wahrscheinlich wird, weil finster vornehmlich der Oberdeutschen Mundart eigen ist, und in der Niederdeutschen, und den mit ihr verwandten Sprachen nicht angetroffen wird. Aus den oben angeführten Beyspielen erhellet, daß finster und dunkel, im eigentlichen Verstande, gar wohl für einander gebraucht werden können. Ist ja ein Unterschied vorhanden, so bestehet er in der Würde; denn finster ist ursprünglich Oberdeutsch und um deßwillen edler als dunkel, obgleich auch dieß nicht zu niedrigen Sprecharten gerechnet werden kann. Düster aber ist bloß den niedrigen, besonders Niedersächsischen Mundarten eigen; S. dieses Wort. Einen hohen Grad des Finstern druckt man im gem. Leben durch stockfinster aus, wofür Luther Hiob 10, 22 stock dicke Finster gebraucht.


Finstere (W3) [Adelung]


* Die Finstere, plur. inus. ein Oberdeutsches, im Hochdeutschen unbekanntes Wort, für Finsterniß; bey dem Kero schon Finstri.


Finsterlings (W3) [Adelung]


* Finsterlings, adverb. welches nur in den niedrigen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, üblich ist, im Finstern. Finsterlings sitzen, im Finstern. Finsterlings sehen, wie die Katzen.


Finsterniß (W3) [Adelung]


Die Finsterniß, plur. die -sse, die Abwesenheit oder der Mangel des Lichtes. 1. Eigentlich, wo dieses Wort nur von einem hohen Grade dieses Mangels gebraucht wird, obgleich finster auch von geringern Graden üblich ist. in der Finsterniß der Nacht. Es war eine solche Finsterniß, daß man nicht die Hand vor den Augen sehen konnte. Werke der Finsterniß, in der bibli- schen Schreibart, die im Finstern begangen werden. 2. Figürlich. 1) In der Astronomie, der Zustand, da uns das Licht eines Himmelskörper auf eine Zeit lang entzogen wird, da derselbe verfinstert, d. i. unserer Empfindung nach verdunkelt wird. Eine Sonnenfinsterniß, eine Mondfinsterniß. 2) Abwesenheit der Verständlichkeit, der Deutlichkeit. wie oft läßt man uns Lehrsätze ins Gedächtniß prägen, die für uns mit Finsterniß umgeben sind! Gell. Umringt mit heiligen Finsternissen, ebend. Ingleichen der Zustand undeutlicher Begriffe. Das Licht der Seele verhüllet sich im Finsternisse, wenn wir es mißbrauchen, ebend. 3) Ungewißheit. Ich sehe in die Zukunft, aber da ist nichts wie Finsterniß. 4) Ein unberühmter Zustand. Eines Geitzigen Nahme bleibet im Finsterniß, Pred. 6, 4. 5) Ein geheimer, verborgener Ort, in der biblischen Schreibart. Was ich euch sage im Finsterniß, das redet im Licht, Matth. 10, 27. 6) Widerwärtigkeit, Trübsal, Anfechtung, Unglück; in welcher Bedeutung es in der Deutschen Bibel sehr häufig ist, außer der biblischen Schreibart aber nicht gebraucht wird. 7) Der Zustand herrschender Unwissenheit und Sünden; auch nur in der Deutschen Bibel, und zwar sehr häufig. 8) Die Beraubung des zeitlichen Lebens, gleichfalls nur in der biblischen Schreibart. 9) Der Zustand der Verdammten nach diesem Leben; auch nur in der Deutschen Bibel.

Anm. In allen diesen Bedeutungen, die erste figürliche ausgenommen, ist der Plural nur in der höhern und dichterischen Schreibart üblich. Finstarniss kommt schon bey dem Ottfried und Finstarness bey dem Tatian vor. Notker gebraucht dafür Finstrina, Willeram aber Vinstre, und noch die heutige Oberdeutschen die Finstere. Im Nieders. ist dafür Düsterniß und Bisterniß üblich. Im Oberdeutschen ist dieses Wort, so wie mehrere auf -niß, ungewissen Geschlechtes, das Finsterniß, in welchem es auch mehrmahl in Luther Bibel vorkommt, ungeachtet es eben daselbst in dem weiblichen noch häufiger ist.


Finte (W3) [Adelung]


Die Finte, plur. die -n. 1) Eigentlich, in der Fechtkunst, eine List, da man nach einem Theile des Leibes seines Gegners zielet, und inzwischen den Stoß an einem andern anbringet. Eine Finte machen. 2) Figürlich, im gemeinen Leben, betriegliche Vorstellungen, bösliche Erdichtungen, in der Absicht einem andern zu schaden. Das sind Finten.

Anm. Finte, im Nieders. Fünte, kommt doch wohl zunächst von dem Franz. Feinte her, welches aus feindre, sich verstellen, gebildet ist. Pictorius gebraucht dafür Kampfstück. S. Fund.


Fips (W3) [Adelung]


Der Fips, des -es, plur. die -e, in den gemeinen Sprecharten, ein Schlag mit dem Mittelfinger, wenn derselbe fest an den Daumen gedrücket, und hernach nach außen zu los geschnellet wird; besonders ein solcher Schlag an die Nase, ein Nasenstüber. Vermuthlich von dem dadurch verursachte Schalle. Daher das Zeitwort fipsen, Fipse geben. Einen fipsen.


Firlefanzerey (W3) [Adelung]


Die Firlefanzerey, plur. die -en, alberne Possen, unwitzige schnelle Einfälle, alberne Ausflüchte, in dem gemeinen Sprecharten; fast wie Alefanzerey. Auch das einfachere Firlefanz, plur. inus. kommt zuweilen in der eben gedachten Bedeutung vor. Ihr (der Fürsten) Studium ist Firlefanz, Göcking, d. i. Kinderey, Possen. Luther nennt einen Firlefanzer, der mit Worten umher träumt. Die letzte Hälfte ist unstreitig das veraltete fanzen, albern reden, irre reden, fantasiren, welches noch jetzt in einigen gemeinen Mundarten fanzeln lautet, wovon man daselbst auch fanzelig, albern, ungereimt hat. S. Alefanzerey. Nur für die erste Hälfte weiß ich keine befriedigende Ableitung; denn Frischens Einfall, daß das ganze Wort aus dem Franz. Faire lavance zusammen gezogen worden, verdienet keine Erwähnung.


Firmeln (W3) [Adelung]


Firmeln, in einigen Gegenden Firmen, verb. reg. act. eine gottesdienstliche Handlung in der Römischen und Griechischen Kirche zu bezeichnen, da ein Kind zu einer gewissen Zeit mit Chrysam gesalbet und mit einem neuen Nahmen beleget wird. In der Römischen Kirche geschiehet solches im sechsten Jahre von dem Bischofe oder Weihbischofe, in der Griechischen aber von einem jeden Priester bald nach der Taufe. In der evangelischen Kirche ist statt dessen die Einsegnung oder Confirmation üblich. Ein Kind firmeln. Das Wort ist aus dem Latein. Confirmare gebildet, weil dieses Handlung eine Erneuerung und Bestätigung der Taufe ist. Nieders. fermen, Schwed. Firma.


Firmelung (W3) [Adelung]


Die Firmelung, in einigen Gegenden die Firmung, plur. inus. die Handlung des Firmelns, welche in der Römischen und Griechischen Kirche unter die Sacramente gerechnet wird.


Firn (W3) [Adelung]


* Firn, adj. et adv. welches nur im Oberdeutschen üblich, im Hochdeutschen aber unbekannt ist, vorjährig, von dem vorigen Jahre. Firne Früchte, welche im vorigen Jahre gebauet worden. Firner Wein. Im firnen (vorigen) Jahre. Von dem Firnen essen, von den Früchten des vorigen Jahres, 3 Mos. 26, 10. Wenn das neue kommt, das firne wegthun, ebbend. Zwey firner Wein, Wein der zwey Jahre alt ist, drey firner, der drey Jahre alt ist u. s. f. In weiterer Bedeutung auch für alt überhaupt. Firner Wein, und zusammen gezogen Firnewein, alter Wein.

Anm. In den Oberdeutschen Mundarten lautet dieses Wort bald firn, bald fernig, bald ferd, ferdig, ferden, und ferntig. Ich alte ie von tage ze tage Vnd bin doch huire nihtes wiser danne vert, Reinmar der Alte. Schon Notker gebraucht firn für alt, firnen für alt werden, und irfirnen für veralten, und noch vor ihm im neunten Jahrhunderte heißt es bey dem Ruodepert ter fernerigo ostertag, das vorjährige Osterfest, ja schon bey dem Ulphilas ist fairngi alter Wein. Die Niedersachsen haben von diesem Worte doch etwas, denn bey ihnen ist eine fär-melkende Kuh, eine altmelkende, die noch im zweyten Jahre, nach dem sie gekalbet, Milch gibt. Im Schwed. ist forn alt, fyrnas alt werden, fiort im vorigen Jahre. Ob das Nieders. firr, firrig, stinkend, verdorben, auch hierher gehöre, will ich nicht entscheiden. Gemeiniglich leitet man dieses Wort von fern her; allein es scheinet mit mehrerm Rechte zunächst von vor, vorig gebildet zu seyn. S. Fernig.


Firner (W3) [Adelung]


* Der Firner, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Oberdeutschen Gegenden, besonders in der Schweiz, große Eisberge, welche von dem Schnee- und Regenwasser durch die Länge der Zeit zu einer erstaunlichen Höhe anwachsen, so daß sie oft alle andere Berge an Höhe übertreffen, und nicht selten in die benachbarten Thäler stürzen. Sie sind unter dem Nahmen der Gletscher am bekanntesten; S. dieses Wort.

Anm. Frisch und andere leiten dieses Wort, welches auch Firn und Firren lautet, von dem vorigen firn her, weil diese Berge aus altem Schnee und Eise entstehen. Allein es ist glaublicher, daß es zu dem alten bar, bor, hoch, gehöret, von welchem so wohl das Wort Berg, als auch der Nahme der Pyrenäen ab- stammet, so daß Firner eigentlich einen Berg bedeutet. S. Berg, Empor. Im Oberd. gibt es mehrere Berge, welche Berner und durch eine nicht ungewöhnliche Versetzung des Brenner genannt werden. S. auch Firste 1.


Firnewein (W3) [Adelung]


Der Firnewein, des -es, plur. inus. S. Firn.


Firniß (W3) [Adelung]


Der Firniß, des -sses, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die -sse. 1. Eigentlich, eine dicke, flüssige, öhlige oder harzige Materie, theils Farben damit aufzutragen, theils aber auch gewissen Körpern damit einen Glanz zu geben. Der Mahlerfirniß, oder Öhlfirniß, womit die Mahler ihre Farben auftragen, wird aus Leinöhl oder Nußöhl gesotten und oft nur schlechthin Öhl genannt. Lackfirniß, Terpentinfirniß, u. s. w. S. diese Wörter. 2. In engerer Bedeutung. 1) Trockner Firniß, das Gummi, welches aus dem Wachholderholz schwitzet. 2) In dem Bernsteinhandel wird eine Art Bernstein, welche aus größern Stücken als der Sandstein und Schlug bestehet, Firniß genannt. Beyde Harze führen diesen Nahmen vermuthlich wegen des Gebrauches, den man davon macht.

Anm. Firniß, im Oberd. Firneiß, Dän. Fernis, Franz. Vernis, im mittlern Lat. Fernisium, Böhm. Fermez, ist aus dem Latein. Vernix, daher es auch im Deutschen von einigen Verniß geschrieben wird.


Firnißbaum (W3) [Adelung]


Der Firnißbaum, des -es, plur. die -bäume, eine Art des Färberbaumes, der in dem mitternächtigen Amerika und in Japan wächset, und dessen Harz von den Japanern und Chinesen zu ihren lackirten Arbeiten gebraucht wird; Rhus Vernix L. Site Kaempf. Weil er gewissen Personen sehr giftig ist, so nennen ihn andere den Giftbaum, oder die Giftäsche.


Firnißblase (W3) [Adelung]


Die Firnißblase, plur. die -n, eine Blase, d. i. ein rundes kupfernes Gefäß der Mahler u. s. f. Firniß darin zu sieben; die Öhlblase.


Firnissen (W3) [Adelung]


Firnissen, verb. reg. act. mit Firniß überziehen, im gemeinen Leben. Gefirnißtes Holz.


Firstbalken (W3) [Adelung]


Der Firstbalken, des -s, plur. ut nom. sing. der oberste Balken in einem Dache, in dessen Firste.


Firste (W3) [Adelung]


Die Firste, plur. die -n, der oberste Gipfel einer Sache; ein nur noch in einigen Fällen übliches Wort. 1) Der Gipfel eines Berges, im Oberdeutschen. Der Gletscher auf dem Berge Austelberg ist auf seiner First bey vier Meilen breit, Scheuchz. Das hohe Gebirge, welches Elsaß von Lothringen scheidet, der Vogesus der Alten, wird von den Anwohnern die First genannt. Die Bergfirste, Alpfirste, Hochfirste u. s. f. sind gleichfalls Nahmen Schweizerischer Gebirge. 2) Im Bergbaue, der obere Theil aller Örter und Stollen. Die Firste verzimmern. Die Anbrüche in den Firsten abbauen. S. Firstenerz und Firstenstämpel. 3) Die Spitze eines Daches, die Schärfe des Daches der Länge nach, und figürlich im Oberdeutschen auch ein Haus. Eine Feuersbrunst, worin funfzehen Firsten in die Asche geleget worden, Bluntschli.

Anm. In dieser letzten Bedeutung lautet es auch in einigen Gegenden, besonders Niedersachsens, die Förste, der Forst, im mittlern Lat. Festrum, im Nieders. Verstinge, Vorstinge, im Angels. Fyrst, im Holländ. Vorst. Es kommt von Bor, Vor, hoch, ab, und bezeichnet das Höchste oder Erste einer Sache. Das Engl. first, das Schwed. först, Angels. fyrst, alte Oberd. furist, bedeuten der erste; S. Firner, Fürst und Vor.


Firstenerz (W3) [Adelung]


Das Firstenerz, des -es, plur. die -e, im Bergbaue, Erz, welches nicht unter sich in die Tiefe gehet, sondern sich in den Firsten oder schwebenden Mitteln befindet. S. Firste 2.


Firstennagel (W3) [Adelung]


Der Firstennagel, des -s, plur. die -nägel, Nägel, womit die Firstenziegel oder Hohlziegel an der Firste befestiget werden; Firstnägel, Forstnägel.


Firstenstämpel (W3) [Adelung]


Der Firstenstämpel, des -s, plur. ut nom. sing. im Bergbaue, Stämpel, womit die gebrochenen Firsten verzimmert werden.


Firstenstein (W3) [Adelung]


Der Firstenstein, des -es, plur. die -e, besondere Schiefersteine, womit die Firsten der Häuser gedecket werden.


Firstenweise (W3) [Adelung]


Firstenweise, adv. im Bergbaue. Firstenweise bauen, d. i. über sich. Das Erz bricht firstenweise, in der Höhe, in der Firste.


Firstenziegel (W3) [Adelung]


Der Firstenziegel, des -s, plur. ut nom. sing. runde Ziegel, die Firsten der Häuser damit zu decken; Hohlziegel, Firstziegel, Forstziegel.


Fiscal (W3) [Adelung]


Der Fiscal, des -es, plur. die Fiscäle, aus dem mittlern Lat. Fiscalis, eine öffentliche Person, welche über die Gerechtsamen des Fisci, d. i. der landesfürstlichen Einkünfte, und an einigen Orten auch über die Aufrechthaltung der Gesetze wacht, und die Verletzung bey der in Nahmen des Landesfürsten zur Klage bringt. Daher Kammer-Fiscal, welcher auch nur Fiscal schlechthin heißt, welcher das Beste der Kammer in Acht nimmt, Hof-Fiscal, Jagd-Fiscal, General-Fiscal, der allen Fiscälen eines Landes vorgesetzet ist, Reichs-Fiscal u. s. f. S. diese Wörter. Fiscalische Sachen, Rechtshändel, welche der Fiscal in Ansehung seines Amtes zu führen schuldig ist. In manchen Ländern haben die Fiscäle andere Nahmen: in Sachsen heißen sie Procuratores, in Schleswig Anwälte u. s. f. Auf einigen Universitäten wird auch derjenige Student, welcher das Geld für die Collegia für einen Lehrer einsammelt und eintreibet, der Famulus, ein Fiscal genannt.


Fisch (W3) [Adelung]


1. Der Fisch, des -es, plur. die -e, der in das Holz versteckte Theil eines Thürbandes, S. die Fische.


Fisch (W3) [Adelung]


2. Der Fisch, des -es, plur. die -e, Diminut. Das Fischchen, Oberd. Fischlein. 1) Eigentlich, eine allgemeine Benennung aller derjenigen Wasserthiere, welche rothes Blut haben, durch Kiemen, nicht aber durch Lungen, Athem hohlen, und mit Floßfedern versehen sind. Fische fangen, Fische essen. Ein Gericht Fische. Getrocknete, eingesalzene, marinirte Fische u. s. f. Das sind faule Fische, figürl. im gemeinen Leben, das sind Erdichtungen, unredliche Handlungen. In der Astronomie führet das zwölfte Zeichen des Thierkreises den Nahmen der Fische, weil man es sich unter dem Bilde zweyer Fische schon von Alters her vorzustellen pfleget. 2) In weiterer Bedeutung begreift man oft alle im Wasser lebende Thiere, folglich auch die Frösche, Krebse, Schalthiere u. s. f. mit unter dem Nahmen der Fische, und in der Römischen Kirche gehören, in noch weiterm Verstande, auch verschiedene Landthiere dahin; die sich von Fischen nähren, z. B. die Wasserhühner, daher solche auch in der Fasten gegessen werden können; im Gegensatze des Fleisches in engerm Verstande.

Anm. Fisch, bey dem Ottfried Fisg, im Nieders. Dän. Schwed. und. Goth. Fisk, im Engl. Fish, im Isländ. Fiskur, bey den Krimmischen Tatarn Fischt, im Wallis. Pysg, im Lat. Piscis, im Franz. Poisson, gehöret vielleicht zu dem Wallisischen isch, Wasser. Die Kaffern auf der Insel Madagascar nennen einen Fisch Fia, und die Patagonen Hoi.


Fischaar (W3) [Adelung]


Der Fischaar, des -en, plur. die -en, oder der Fischadler, des -s, plur. ut nom. sing. eine Benennung verschiedener Aaren oder Adler, welche auf Fische stoßen, und sich von denselben nähren. 1) Eines Adlers mit hellgelben Füßen; Aquila ossifraga Klein. S. Beinbrecher. 2) Eines kastanienbraunen Geyers, mit kupfergrünen Flugfedern und Ruderfedern; Vultur Baeticus Klein. Braungeyer, Fischgeyer. Der Fischaar, 3 Mos. 11, 13, und 5 Mos. 14, 12, der den Israeliten zu essen verbothen war, heißt bey Michaelis der Meeradler.


Fischaarmeve (W3) [Adelung]


Die Fischaarmeve, plur. die -n, S. Seeschwalbe.


Fischadler (W3) [Adelung]


Der Fischadler, S. Fischaar.


Fisch-Ambra (W3) [Adelung]


Der Fisch-Ambra, plur. car. der schwarze Ambra, welcher in den Wägen gewisser Wallfischarten gefunden wird.


Fischangel (W3) [Adelung]


Die Fischangel, plur. die -n, eine Angel zum Fischen, zum Unterschiede von den Fußangeln, Thürangeln u. s. f.


Fischband (W3) [Adelung]


Das Fischband, des -es, plur. die -bänder, bey den Schlössern, eine Art Thürbänder, deren Lappen oder Fischen in das Holz hinein geschlagen werden. Gekrippte Fischbänder, deren Lappen winkelrecht gebogen sind, bey gewissen Stellungen der Schrankthüren. Die erste Hälfte dieses Wortes ist das Franz. Fiche, von ficher, in das Holz hinein treiben, indem diese Bänder eine Französische Erfindung sind, S. Fische.


Fischbär (W3) [Adelung]


Der Fischbär, des -en, plur. die -en, im gemeinen Leben, ein Bär, der sich von Fischen nähret, welches aber keine besondere Art dieses Thieres ist.


Fischbärn (W3) [Adelung]


Der Fischbärn, des -es, plur. die -e, ein Bärn, d. i. Kleines aber tiefes Netz an einer Gabel mit einem Bügel, theils in kleinen Wasser damit zu fischen, theils aber auch die Fische aus den Fischhältern damit heraus zu hohlen; ein Fischhamen, in den gemeinen Mundarten auch eine Fischbeere. S. Barn.


Fischbeerbaum (W3) [Adelung]


Der Fischbeerbaum, S. Mehlbeerbaum.


Fischbein (W3) [Adelung]


Das Fischbein, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e. 1) Eigentlich, die Beine oder Knochen der Meerspinne oder Seekatze, Sepia L. welche von den Goldschmieden gepülvert gebraucht, und zum Unterschiede von dem folgenden auch weißes Fischbein genannt werden. 2) Schwarzes Fischbein, welches im gemeinen Leben nur Fischbein schlechthin heißet, und diesen Nahmen sehr uneigentlich führet, weil es aus den Kiefern des Wallfisches gespalten wird. Daher der Fischbeinreißer oder Fischbeinfieder, in den Seestädten, der das rohe Fischbein, oder die Barten des Wallfisches ( S. Barte,) in heißem Wasser erweichet, und zu Stäben reißet oder spaltet; der Fischbeinrock, des andern Geschlechtes, ein durch Fischbein erweiterter und ausgesteifter Rock, ein Reifrock, steifer Rock, ehedem Glockenrock, Bogenrock, im Osnabrück, Fuke.


Fischblase (W3) [Adelung]


Die Fischblase, plur. die -n, eine in den meisten Fischen befindliche Blase, die mit Luft angefüllet ist, durch deren Hülfe sie sich im Wasser senken und erheben können; bey den Schriftstellern des Naturreiches die Schwimmblase.


Fischbret (W3) [Adelung]


Das Fischbret, des -es, plur. die -er, in den Küchen, ein rundes Bret, die Fische, darauf zu schuppen und zu reißen.


Fischbrut (W3) [Adelung]


Die Fischbrut, plur. inus. die Brut, d. i. die Jungen der Fische, als ein Collectivum.


Fischbuch (W3) [Adelung]


Das Fischbuch, des -es, plur. die -bücher, im gemeinen Leben, ein Buch, worin. die Fische nach ihren Arten und Gattungen beschrieben werden. Ingleichen ein Verzeichniß der zu einem Gute oder zu einer Gegend gehörigen Fischwasser; ein Rechnungsbuch über den Ertrag des Fischfanges.


Fischdieb (W3) [Adelung]


Der Fischdieb, des -es, plur. die -e, Fämin. die Fischdiebinn, plur. die -en, der oder die Fische stiehlet.


Fische (W3) [Adelung]


Die Fische, plur. die -n, bey den Schlössern, derjenige Theil eines Fischbandes, welcher in das Holz verborgen wird, der Lappen, in einigen Gegenden auch wohl der Fisch; aus dem Franz. Fiche, S. Fischband. Auf den Schiffen sind die Fischen diejenigen Hölzer, mit welchen der Mast auf dem Verdecke an den Seiten fest gemacht wird, Franz. Etambraies. Auch die Löcher, durch welche der Mast gehet, führen diesen Nahmen, vermuthlich aus eben derselben Quelle.


Fischel (W3) [Adelung]


Der oder das Fischel, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben, ein Nahme solcher Pfennige, auf welchen ein oder mehrere Fische gepräget sind, dergleichen man Würtembergische, Barbysche, Wild- und Rheingräfliche, Stolbergische u. s. f. hat.


Fischeln (W3) [Adelung]


Fischeln, S. Fischenzen.


Fischen (W3) [Adelung]


Fischen, verb. reg. act. Fische fangen oder zu fangen suchen. 1) Eigentlich. Fischen gehen, fischen fahren, im gemeinen Leben, ausgeben, ausfahren zu fischen. Häringe, Karpfen fischen. Wir haben die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Einen Teich fischen, figürlich, die Fische in demselben heraus fangen. Im trüben Wasser fischen, figürlich, aus den verworrenen Umständen anderer Nutzen zu suchen. In weiterer Bedeutung fischet man auch Perlen, Bernstein u. s. f. wenn man sie mit Netzen, wie die Fische, aus dem Wasser hohlet. Den Anker fischen, in der Seefahrt, ihn, wenn er verloren gegangen, wieder aufsuchen. 2) Figürlich, im gemeinen Leben, durch List in seine Gewalt bekommen. Er glaubt hier was zu fischen. Ach nein des Kaisers Netze Fischt nach Cleopatren und sucht Egyptens Schätze, Lohenst. Aus welchem Buche haben sie ihre Anmerkungen gefischt.

Anm. Nieders. fisken, bey dem Ottfried fisgon, im Angels. fiscian, im Engl. to fish.


Fischenzen (W3) [Adelung]


* Fischenzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsw. haben, nach Fischen riechen oder schmecken; welches, aber nur im Oberd. am gangbarsten ist, wo dieses Wort auch fischeln und fischeinen lautet.


Fischer (W3) [Adelung]


Der Fischer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Fischerinn, plur. die -en, 1) Ein landwirthschaftlicher Handwerksmann, der die Kunst Fische zu fangen verstehet und sich davon ernähret; bey dem Ottfried Fisgar, bey dem Tatian Fiscar, im Angels. Fiscere, im Dän. Fisker, im Engl. Fisher. 2) Eine Art Meven mit einem rothen Schnabel, der am Ende schwarz ist, mit rothen Füßen, schwarzen Wirbel, grauem Rücken und Flügeln und weißem Bauche und Schwanze, Larus minor cinereus Klein, Rohrschwalm, wird im gemeinen Leben auch der Fischer, das Fischerlein oder die Fischmeve genannt.


Fischeramt (W3) [Adelung]


Das Fischeramt, des -es, plur. die -ämter, S. Fischerinnung.


Fischerbaum (W3) [Adelung]


Der Fischerbaum, des -es, plur. die -bäume, ein in Virginien befindlicher Baum, welcher am Wasser wächst, und dessen Holz dem Pantoffelholze gleicht, daher er auch Holzschuhbaum, von den Einwohnern aber Tupelo genannt wird; Nyffa L.


Fischererbe (W3) [Adelung]


Das Fischererbe, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden, z. B. in der Mark Brandenburg, ein Erbe oder Gut, welches ein Fischer eigenthümlich besitzet. S. das Erbe.


Fischerey (W3) [Adelung]


Die Fischerey, plur. die -en, 1) Der Fischfang, die Beschäftigung und Lebensart eines Fischers, ohne Plural. Sich der Fischerey ergeben. Die Fischerey verstehen. Auf der Fischerey seyn. Eine Fischerey anstellen. Von der Fischerey leben. Die Perlenfischerey, Bersteinfischerey u. s. f. 2) Das Recht, Fische in einem gewissen Wasser fangen zu dürfen, auch ohne Plural. Das Gut hat die Fischerey in dem See. 3) Allerley Wasser, welche Fische enthalten. Ein Gut, welches schöne Fischereyen hat. Fischereyen kaufen, d. i. Fischwasser. In der ersten Bedeutung gebraucht Ottfried statt dieses Wortes Fisgizz.


Fischerfalk (W3) [Adelung]


Der Fischerfalk, des -en, plur. die -en, eine Art Indianischer Falken, welche den kleinen Europäischen gleichen, und Fische fangen. Vielleicht ist er der Weißkopf, oder weißköpfige Blaufuß. Falco Piscator Cyanopus Klein. Franz. Faucon pecheur, der sich gleichfalls vom Fischfange nähret.


Fischergarn (W3) [Adelung]


Das Fischergarn, des -es, plur. die -e, ein Garn oder Netz zum Fischen; das Fischernetz, das Fischgarn.


Fischerinnung (W3) [Adelung]


Die Fischerinnung, plur. die -en, Innung der Fischer; die Fischerzunft, in Niedersachsen das Fischeramt.


Fischerkahn (W3) [Adelung]


Der Fischerkahn, des -es, plur. die -kähne, ein Kahn zum Fischen, ein Kahn, dessen sich die Fischer zum Fischfang bedienen.


Fischerkarpfen (W3) [Adelung]


Der Fischerkarpfen, des -s, plur. ut nom. sing. Karpfen, welche die Fischer und deren Gehülfen bey der Ausfischung eines Teiches für ihre Arbeit bekommen; zum Unterschiede von den Fahrkarpfen.


Fischernetz (W3) [Adelung]


Das Fischernetz, des -es, plur. die -e, Netze, deren sich die Fischer bedienen, zum Unterschiede von andern Arten von Netzen; Fischnetze; Fischergarne.


Fischerring (W3) [Adelung]


Der Fischerring, des -es, plur. die -e, nach dem Latein. annulus piscatoris, dasjenige Siegel der Römischen Päpste, womit die apostolischen Breven mit rothem Wachse besiegelt werden; zum Unterschiede von den bleyernen Bullen an den Privilegiis und Kanzelleybriefen, und von dem Signette, womit die Consistorial-Bullen besiegelt werden. Es hat den Nahmen daher, weil es den heil. Petrus in Gestalt eines Fischers vorstellet.


Fischerschiff (W3) [Adelung]


Das Fischerschiff, des -es, plur. die -e, das Schiff eines Fischers, ein zum Fischfange bequemes und bestimmtes Schiff.


Fischerstechen (W3) [Adelung]


Das Fischerstechen, des -s, plur. ut nom. sing. ein festliches Spiel der Fischer an einigen Orten, da sie einander mit Stangen von den Kähnen stechen, d. i. in das Wasser stoßen. Ein Fischerstechen halten.


Fischfang (W3) [Adelung]


Der Fischfang, des -es, plur. die -fänge. 1) Das Fangen der Fische, ohne Plural. Sich auf den Fischfang legen. Zum Fischfange nöthiges Geräth. 2) Zuweilen auch ein besonders zugerichteter Ort, Fische daselbst zu fangen.


Fischfaß (W3) [Adelung]


Das Fischfaß, des -sses, plur. die -fässer, ein Faß mit einem weiten Spunde, Fische darin zu verführen.


Fischfloße (W3) [Adelung]


Die Fischfloße, plur. die -n, in einigen Gegenden, eine Benennung der Floßfedern, welche an andern auch wohl Fischfedern genannt werden.


Fischgabel (W3) [Adelung]


Die Fischgabel, plur. die -n, eine große Gabel der Fischer mit drey Zacken, manche Arten von Fischen damit anzuspießen und zu fangen; S. Aalgabel.


Fischgarn (W3) [Adelung]


Das Fischgarn, S. Fischergarn.


Fischgeyer (W3) [Adelung]


Der Fischgeyer, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fischaar.


Fischgräthe (W3) [Adelung]


Die Fischgräthe, plur. die -n, die Gräthe eines Fisches, welche auch nur schlechthin Gräthe genannt wird. S. dieses Wort.


Fischgrube (W3) [Adelung]


Die Fischgrube, plur. die -n, Gruben in den Fischteichen, in welche sich die Fische bey deren Ablassung versammeln, und hernach daselbst gefangen werden. Sie werden auch Stiche und Auszüge genannt. Fischloch.


Fischguren (W3) [Adelung]


Der Fischguren, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Schmerlinge mit acht Bartfäden und einem Stachel am Auge; Cobitis fossilis L. Er wird besonders um Regensburg häufig gefangen, und ist vermuthlich eben der Fisch, der in Obersachsen Beisker heißt, welcher Nahme in den gemeinen Mundarten in Pisguren, Fischguren, Pisgurre, Misgure, Fischgum u. s. f. verderbt worden. S. Beißker.


Fischhäher (W3) [Adelung]


Der Fischhäher, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fischreiher.


Fischhaken (W3) [Adelung]


Der Fischhaken, des -s, plur. ut nom. sing. ein eiserner Haken an einer langen Stange, die Reusen, Garnsäcke u. s. f. damit zu heben. Amos 4, 2 werden die Fischangeln mit dem sonst ungewöhnlichen Nahmen Fischhäklein belegt.


Fischhälter (W3) [Adelung]


Der Fischhälter, des -s, plur. ut nom. sing. ein jeder verwahrter Ort, die zum Verspeisen oder Verkaufe bestimmten Fische lebendig in demselben aufzubehalten. So werden in der Landwirthschaft keine Teiche, hölzerne durchlöcherte Kasten in den Teichen und Bächen, unten durchlöcherte Kähne u. s. f. Fischhälter genannt; Oberd. Fischhalter oder Fischbehalter, Nieders. Holder, Fiskaar, Holländ. Haalbul.


Fischhamen (W3) [Adelung]


Der Fischhamen, des -s, plur. ut nom. sing. ein Hamen, d. i. tiefes Netz an einem Bügel, mit einer Gabel, Fische damit aus den Fischhältern zu hohlen; im gemeinen Leben ein Fischbärn, S. dieses Wort, in Nieder-Sachsen ein Kesser.


Fischhandel (W3) [Adelung]


Der Fischhandel, des -s, plur. inus. der Handel mit Fischen; im gemeinen Leben der Fischkram.


Fischhändler (W3) [Adelung]


Der Fischhändler, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Fischhändlerinn, plur. die -en, der oder die mit Fischen handelt; in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes ein Fischkrämer, Fischmenger, Fischler.


Fischhaus (W3) [Adelung]


Das Fischhaus, des -es, plur. die -häuser. 1) Ein Gebäude, Fische darin lebendig zu erhalten, oder auch das zum Fischfange nöthige Geräth in demselben zu verwahren. 2) Zu Cöln ein Haus, wo von gewissen dazu bestellten obrigkeitlichen Personen alle zur Fischerey gehörige Sachen entschieden werden.


Fischhaut (W3) [Adelung]


Die Fischhaut, plur. inus. die Haut eines jeden Fisches. In engerm Verstande ist die getrocknete scharfe Haut des Engelfisches, Squalus Squatina L. unter diesem Nahmen bekannt, welche von dem Tischlern und andern Holzarbeitern zum Poliren gebraucht wird. S. Engelfisch.


Fischherr (W3) [Adelung]


Der Fischherr, des -es, plur. die -en, an einigen Orten, besondere Rathsherren, welche die Aufsicht über die Fischern haben, und die dahin gehörigen Streitigkeiten entscheiden.


Fischholz (W3) [Adelung]


Das Fischholz, des -es, plur. car. in den Küchen, klein gespaltenes trockenes Holz, welches eine helle Flamme gibt, Fische dabey zu kochen.


Fischicht (W3) [Adelung]


Fischicht, adj. et adv. Fischen ähnlich, im gemeinen Leben. Ein fischichter Geruch, ein Fischgeruch.


Fischkäfer (W3) [Adelung]


Der Fischkäfer, des -s, plur. ut nom. sing. S. Wasserkäfer.


Fischkasten (W3) [Adelung]


Der Fischkasten, des -s, plur. ut nom. sing. ein Fischhälter in Gestalt eines Kastens, ein durchlöcherter Kasten in den Teichen, Bächen u. s. f. Fische darin lebendig, aufzubewahren; Nieders. Hüdevat, Hüvat, Hüe.


Fischkessel (W3) [Adelung]


Der Fischkessel, des -s, plur. ut nom. sing. in den Küchen, ein messingener leichter Kessel, Fische darin zu sieden.


Fischkiefer (W3) [Adelung]


Der Fischkiefer, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fischohr.


Fischkieme (W3) [Adelung]


Die Fischkieme, plur. die -n, S. ebendas.


Fischkoch (W3) [Adelung]


Der Fischkoch, des -es, plur. die -köche, an einigen Höfen, ein besonderer Koch, der nur Fische kocht und zubereitet.


Fischköder (W3) [Adelung]


Der Fischköder, des -s, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, ut nom. sing. der Köder, vermittelst dessen man die Fische anlockt und fänget.


Fischkörner (W3) [Adelung]


Die Fischkörner, sing. inus. die Frucht eines Ostindischen Baumes, welche den Lorbeeren gleichet, und eine so berauschende und betäubende Kraft hat, daß, wenn man sie unter den Fischköder menget, die Fische so betäubt davon werden, daß man sie mit Händen fangen kann; Menispermum Cocculus L. Tollkörner


Fischkram (W3) [Adelung]


Der Fischkram, des -es, plur. inus. S. Fischhandel.


Fischkrämer (W3) [Adelung]


Der Fischkrämer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Fischkrämerinn, S. Fischhändler.


Fischkraut (W3) [Adelung]


Das Fischkraut, S. Braunwurz.


Fischkümmel (W3) [Adelung]


Der Fischkümmel, des -s, plur. inus. im gemeinen Leben, eine Benennung des zahmen oder Gartenkümmels, dessen man sich in den Küchen, besonders an den Fischen bedienet; zum Unterschiede von dem wilden, oder Feldkümmel.


Fischlake (W3) [Adelung]


Die Fischlake, plur. inus. im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, die Lake, d. i. salzige Brühe, von eingesalzenen Fischen; zum Unterschiede von der Fleischlake.


Fischleich (W3) [Adelung]


Der Fischleich, des -es, plur. inus. der Leich, d. i. Samen der Fische. S. Leich.


Fischleim (W3) [Adelung]


Der Fischleim, des -es, plur. inus. der aus den Blasen gewisser Fische gesottene Leim, S. Hausenblase.


Fischloch (W3) [Adelung]


Das Fischloch, des -es, plur. die -löcher, der tiefste Ort in einem Teiche, bey dem Zapfen oder Ständer, in welchem sich die Fische bey dem Ablassen versammeln; das Kesselloch. S. Fischgrube.


Fischlöffel (W3) [Adelung]


Der Fischlöffel, des -s, plur. ut nom. sing. ein breiten Löffel oder Spatel, die Fische bey der Mahlzeit damit vorzulegen.


Fischmarkt (W3) [Adelung]


Der Fischmarkt, des -es, plur. die -märkte, ein Marktplatz, auf welchem vornehmlich Fische verkauft werden.


Fischmaul (W3) [Adelung]


Das Fischmaul, des -es, plur. die -mäuler, eine Art Seeschnecken, deren Öffnung einem Fischmaule gleicht; Nerita L. Schwimmschnecke, weil sie schwimmt.


Fischmeister (W3) [Adelung]


Der Fischmeister, des -s, plur. ut nom. sing. der die Aufsicht über eine Fischerey von beträchtlichem Umfange hat; dessen Gattinn, die Fischmeisterinn.


Fischmeve (W3) [Adelung]


Die Fischmeve, plur. die -n, S. Fischer.


Fischnetz (W3) [Adelung]


Das Fischnetz, S. Fischernetz.


Fischohr (W3) [Adelung]


Das Fischohr, des -es, plur. die -en, ein knochiger Bogen mit kammförmigen Strahlen, an dem Kopfe der mit Gräthen versehenen Fische, welcher ihnen anstatt der Lunge zum Athemhohlen, nicht aber zum Hören dienet, daher er auch unrichtig ein Ohr genannt wird; Branchia, im gemeinen Leben Kieme, Fischkieme, Kiefer, Fischkiefer; Nieders. Keve, ( S. Kiefer und Kieme,) bey dem Peucer der Kampf, in andern Gegenden der Geckel. An jeder Seite des Kopfes befinden sich deren gemeiniglich vier.


Fischordnung (W3) [Adelung]


Die Fischordnung, plur. die -en, eine obrigkeitliche Verordnung in Ansehung des Fischens und der Fischereyen.


Fischotter (W3) [Adelung]


Die Fischotter, plur. die -n, ein vierfüßiges Wasserthier mit fünf Zehen, welche mit einer Haut verbunden sind, wie an den Wasservögeln, welches sich von Fischen nähret; Lutra digitis aqualibus L. Sie ist auf dem Rücken kastanienbraun, am Bauche aber grau, baut sich lange und weitläufige Gänge unter der Erde nahe am Wasser, und wird oft nur schlechthin die Otter genannt. Bey dem Plinius heißt sie Physeter, welchen Nahmen Frisch aus dem Niedersächsischen erkläret, und behauptet, daß er aus Fischeter, Fischesser, entstanden sey.


Fischpinsel (W3) [Adelung]


Der Fischpinsel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Mahlern, ein Pinsel von den Haaren der Fischotter.


Fischporte (W3) [Adelung]


Die Fischporte, plur. die -n, in der Fischerey, eine Art der Fischweide, welche aus einer breternen Porte, oder Thüre, bestehet, unter welche sich die Fische bey einer großen Hitze häufig versammeln. Die letzte Hälfte ist das Franz. Porte, eine Thür, weil diese Art des Fischfanges eine Franz. Erfindung ist.


Fischraffel (W3) [Adelung]


Die Fischraffel, plur. die -n, ein gleichfalls aus dem Franz. Raffle gebildetes Wort, eine Art eines Fischergarnes zu bezeichnen, welches einem Sack- oder Koffergarne gleichet, und alles mit sich nimmt oder raffet, worauf es fällt.


Fischrecht (W3) [Adelung]


Das Fischrecht, des -es, plur. inus. das Recht des Fischfanges.


Fischreich (W3) [Adelung]


Fischreich, -er, -ste, adj. et adv. reich an Fischen. Ein fischreicher Bach, Fluß u. s. f.


Fischreiher (W3) [Adelung]


Der Fischreiher, des -s, plur. ut nom. sing. der gemeine graue Reiher, Ardea cinerea Klein, welcher auch Fischhäher, ingleichen. Reiher schlechthin genannt wird, und sich von Fischen nähret. S. Reiher.


Fischreuse (W3) [Adelung]


Die Fischreuse, plur. die -n, Reusen, d. i. von Weiden geflochtene Körbe, Fische darin zu fangen.


Fischrichter (W3) [Adelung]


Der Fischrichter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Richter in Sachen, welche den Fischfang betreffen. Dergleichen Fischrichter gibt es für die Fischer an der schwarzen Elster in Sachsen, welche über das gehörige Maß der Fische und des Fischzeuges genaue Aufsicht haben müssen.


Fischrogen (W3) [Adelung]


Der Fischrogen, des -s, plur. inus. S. Rogen.


Fischsatz (W3) [Adelung]


Der Fischsatz, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -sätze, der Satz, d. i. junge Brut der Fische, junge Fische, welche zwey Jahre alt sind; S. Satz.


Fischsäule (W3) [Adelung]


Die Fischsäule, plur. die -n, eine Säule, welche die Gränzen eines Fischwassers und des demselben anklebenden Fischrechtes bezeichnet.


Fischschiefer (W3) [Adelung]


Der Fischschiefer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schiefer, mit Abdrücken von Fischen.


Fischschuppe (W3) [Adelung]


Die Fischschuppe, plur. die -n, die Schuppen der Fische, S. Schuppe.


Fischspeise (W3) [Adelung]


Die Fischspeise, plur. die -n, eine Speise von Fischen, zum Unterschiede von den Fleischspeisen, Mehlspeisen u. s. f.


Fischstechen (W3) [Adelung]


Das Fischstechen, des -s, plur. inus. eine Art des Fischfanges, da die Fische mit spitzen Eisen gestochen werden.


Fischtag (W3) [Adelung]


Der Fischtag, des -es, plur. die -e. 1) Ein Tag, an welchem zu fischen erlaubt ist. 2) Ein Tag, an welchem man Fische speiset, oder zu speisen verbunden ist, besonders in der Römischen Kirche, zum Unterschiede von den Fleischtagen.


Fischteich (W3) [Adelung]


Der Fischteich, des -es, plur. die -e, ein Teich, in welchem Fische gehalten werden, zum Unterschiede von einem Mühlenteiche u. s. f. Im Oberd. der Fischweiher.


Fischthran (W3) [Adelung]


Der Fischthran, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, Thran, d. i. flüssiges Fett von großen Seefischen, S. Thran.


Fischtopf (W3) [Adelung]


Der Fischtopf, des -es, plur. die -töpfe, ein durchlöcherter Topf, welchen man in das Wasser setzt, kleine Fische eine Zeit lang in demselben lebendig zu erhalten.


Fischtrampe (W3) [Adelung]


Die Fischtrampe, die -n, bey den Fischern, eine lange Stange, vorn mit Stücken von Filz oder Leder versehen, die Fische damit aus ihren Löchern in die Netze zu treiben; die Störstange. S. Trampe.


Fischtrog (W3) [Adelung]


Der Fischtrog, des -es, plur. die -tröge, in der Hauswirthschaft, ein Trog, Fische in demselben lebendig zu erhalten.


Fischwaare (W3) [Adelung]


Die Fischwaare, plur. die -n, Fische und deren Theile, als eine Waare betrachtet. Mit Fischwaaren handeln.


Fischwage (W3) [Adelung]


Die Fischwage, plur. die -n, eine Wage, Fische darauf zu wägen.


Fischwasser (W3) [Adelung]


Das Fischwasser, des -s, plur. ut nom. sing. ein fischreiches Wasser, ein Bach, Fluß, See, u. s. f. welcher Fische enthält.


Fischwathe (W3) [Adelung]


Die Fischwathe, plur. die -n, ein großes Fischnetz, welches aus zwey gestrickten Wänden bestehet, und in der Mitte einen Sack hat, in welchem sich die eingefangenen Fische versammeln; die Wathe, das Ziehgarn, Zugnetz, weil es von Menschen oder Pferden gezogen wird, in Österreich Segen. S. Wathe.


Fischweib (W3) [Adelung]


Das Fischweib, des -es, plur. die -er, ein Weib, welches Fische feil hat.


Fischweiher (W3) [Adelung]


Der Fischweiher, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fischteich.


Fischwerk (W3) [Adelung]


Das Fischwerk, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben, allerley Fische, so fern sie ein Gegenstand der menschlichen Nahrung oder des Handels sind. In engerer Bedeutung werden auch wohl die Schalthiere und Krebse, so fern man sie von den Fischen unterscheiden will, Fischwerk genannt.


Fischwirthschaft (W3) [Adelung]


Die Fischwirthschaft, plur. inus. die Wissenschaft, die Fischteiche und Fischwasser mit Vortheil zu unterhalten und zu nut- zen, und diese Benutzung selbst. Die Fischwirthschaft verstehen. Eine schlechte Fischwirthschaft führen.


Fischzehnte (W3) [Adelung]


Der Fischzehnte, des -n, plur. die -n, der Zehnte, welcher von den Fischen entrichtet wird.


Fischzeug (W3) [Adelung]


Das Fischzeug, des -es, plur. inus. ein Collectivum, alles zum Fischen nöthige Geräth zu bezeichnen.


Fischzug (W3) [Adelung]


Der Fischzug, des -es, plur. die -züge, der Zug mit einem Fischgarne, besonders mit der Wathe. Einen reichen Fischzug thun.


Fispern (W3) [Adelung]


Fispern, verb. reg. act. welches in der vertraulichen Sprechart für flistern üblich ist. Sie steckten die Köpfe zusammen und fisperten. Stentor fisperte mir einen witzigen Einfall in das Ohr. Das Zeitwort fispern, von welchem fispern das Frequentativum ist, ist noch im Oberdeutschen bekannt, wo es auch wispen, wispern, wispeln lautet. Nach dem Feuer quam ein Wispeln eines sanften Wetters, heißt es 1 Kön. 19 in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Deutschen Bibel bey dem Frisch. Übrigens ist dieses Wort, so wie flistern, eine Nachahmung des fispernden Schalles. S. Flistern.


Fistel (W3) [Adelung]


Die Fistel, plur. die -n, ein aus dem Latein. Fistula, eine Röhre. gebildetes Wort, welches im Deutschen besonders in einer doppelten Bedeutung üblich ist. 1) Durch die Fistel singen, in der Musik, eine Stimme erzwingen, die man nicht von Natur hat; wenn Z. B. eine erwachsene Mannsperson, deren natürliche Stimme der Baß ist, den Alt oder Discant zu singen unternimmt, welches man auch fistuliren, und eine solche erzwungene Stimme auch das Falsett, oder Falsett-Stimme zu nennen pflegt, S. dieses Wort. Entweder vom Fistula, die Luftröhre, oder auch so fern dieses Wort eine Pfeife bedeutet, wegen der Ähnlichkeit einer solchen erzwungenen Stimme mit dem Klange einer Pfeife. 2) Bey den Ärzten, ein verhärtetes tiefes Geschwür, welches einen engen Eingang hat, und aus langen und harten Höhlen oder Röhren (fistulis,) bestehet; ein Röhrgeschwür, Hohlgeschwür; fistulirter Schade, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Eine einfache Fistel, wenn sie nur Eine Höhle hat. Eine zusammen gesetzte Fistel, wenn sie deren mehrere hat. S. Gesäßfistel, Thränenfistel. Bey dem Pictorius bedeutet Fistel oder Fissel das kleine Geschwür am Auge, welches unter dem Nahmen des Gerstenkornes bekannt ist.


Fistel (W3) [Adelung]


Fistel, Gelbholz, S. Fustel.


Fistel-Cassia (W3) [Adelung]


Die Fistel-Cassia, oder ohne Artikel Fistel-Cassien, plur. inus. eine Art der Cassia, mit einer röhrigen Frucht, welche auch Röhr-Cassien genannt wird; Cassia Fistula L. S. Cassia.


Fistelkraut (W3) [Adelung]


Das Fistelkraut, des -es, plur. inus. ein Nahme Läusekrautes, besonders dessen, welches in den Wäldern wächset, Pedicularis sylvatica L. dessen ausgepreßter Saft in Fisteln und fistelartigen Geschwüren sehr dienlich ist.


Fistelmesser (W3) [Adelung]


Das Fistelmesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein Messer der Mundärzte, die Fisteln damit aufzuschneiden; Syringotomus, welches auch wohl der Fistelschneider genannt wird.


Fistuliren (W3) [Adelung]


Fistuliren, verb. reg. act. S. Fistel 1. 2.


Fittich (W3) [Adelung]


Der Fittich, des -es, plur. die -e, 1. Eigentlich, der Flügel an einem Vogel, im Oberdeutschen und in der höhern Schreibart der Hochdeutschen. Der mus zween Vettich oder Flugel han, Schwabensp. Alles was fliegen konnte, und alles was Fittig hatte, 1 Mos. 7, 14. Der Schwan spanne des Fittigs Segel auf, Kleist. Der Nordwind, der Mit starken Fittigen die schwarzen Lüfte theilte. Schleg. Ungeachtet die Hochdeutschen dieses Wort nur in der höhern Schreibart gebrauchen, so ist es doch den Niedersachsen nicht unbekannt, wo Fiddik und Fittje einem Flederwisch bedeuten. 2. Figürlich. 1) Die Fittiche Gottes, in der Deutschen Bibel, des- sen Schutz. Unter Gottes Fittigen trauen, Ps. 61, 5. Gott wird dich mit seinen Fittigen decken, Ps. 91, 4. 2) Der Arm, im verächtlichen Verstande und in der gemeinen Mundarten, wo man in eben diesem Falle auch wohl das Wort Flügel gebraucht. Jemanden bey dem Fittich nehmen, und zur Thüre hinaus werfen. In welchem Sinne in Niedersachsen auch das Slafittig, oder Schlafittje üblich ist, gleichsam die Schlagfedern, der Schlagfügel. 3) Diejenigen Theile eines Kleides, welche nicht fest anliegen, sondern sich frey bewegen, die Falten, der Saum an der ehemaligen Art weiter Kleider, der Schweif, die Zipfel eines Kleides, Bettes u. s. f. doch nur in der Deutschen Bibel und im Oberdeutschen. Rede mit den Kindern Israel, - das sie ihnen Läpplein machen an den Fittigen ihrer Kleider - und gele Schnürlein auf den Läpplein an die Fittige thun, 4. Mos. 15, 38. Du sollt dir Läpplein machen an den vier Fittigen deines Mantels, 5 Mos. 22, 12. Quäste sollst du an den vier Ecken des Oberkleides machen, Michaelis und so in andern Stellen mehr.

Anm. Dieses Wort lautet in der Bedeutung eines Flügels bey dem Übersetzer Isidors Fethdhahha, bey dem Notker Fettacho, bey dem Peucer Vettag. In Boxhorns Glossen bedeutet Fedacha, Vögel, Geflügel. Wachter glaubt, daß dieses Wort aus Feder und rich, Frisch aber aus Feder und Dach zusammen gesetzet sey; sehr gewagte und weit gesuchte Ableitungen. Die erste Sylbe ist unstreitig mit der ersten Sylbe in Feder einerley, nur die Ableitungssylbe ich, oder ig, wie es einige in diesem Worte schreiben, ist so deutlich noch nicht; S. - Ich. Indessen erhellet doch aus der Schreibart der Alten, und der Aussprache, besonders im Plural, daß man dieses Wort richtiger Fittich als Fittig schreibet; zumahl da der stärkere Hauch der Oberdeutschen Mundart, welcher dieses Wort vorzüglich zugehöret, so eigen ist. In einigen gemeinen Mundarten lautet es Flittich.


Fitze (W3) [Adelung]


Die Fitze, plur. die -n, in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens. 1) Das Band, womit ein Stück Garn auf dem Haspel in kleinere Bünde gebunden wird, und welches aus das Fitzband, der Fitzfaden, Nieders. die Fisse, genannt wird. Im Dänischen ist Fed und Fid ein Strang, und Fedbaand, ein Fitzband. 2) Diese zusammen gebundenen Fäden selbst, in welchem Verstande es zugleich ein Maß des gesponnenen Garnes ist, welches an andern Orten auch ein Gebinde heißt. Eine solche Fitze hält 40 Fäden um den Haspel, deren jeder 4 Ellen, an manchen Orten aber nur 3 1/2 Elle lang ist; 20 Fitzen machen eine Strähne oder ein Stück. S. Gebinde. 3) Eine Falte, Runzel, Nieders. Fisse. Fitzen in der Stirn machen.

Anm. In allen diesen Bedeutungen scheinet es zu fassen, Nieders. faten, oder auch zu Faden. Fase, zu gehören.


Fitzen (W3) [Adelung]


1. Fitzen, verb. reg. act. von dem vorigen Hauptworte, nur in den gemeinen Mundarten. 1) In Fitze binden. Garn fitzen; Nieders fissen. 2) Runzeln, verworrene Falten machen. Die Stirne fitzen. Etwas zusammen fitzen, unordentlich, flüchtig zusammen nähen. S. Verfitzen. 3) Fadenweise ausziehen, oder auch, was verworren ist, einzeln wieder in Ordnung bringen. Wenn nur Wahrheit zum Grunde läge, die es der Mühe lohnte, aus seiner verworrenen Schreibart heraus zu fitzen! Less.


Fitzen (W3) [Adelung]


2. Fitzen, verb. reg. act. welches zu dem Zeitworte fiedeln, reiben, zu gehören scheinet, und in den Zusammensetzungen abfitzen und einfitzen üblich ist; S. diese Wörter. Jenes bedeutet bey den Maurern eine Mauer mit dem Sprengpinsel glatt machen; dieses bey den Nadlern einfeilen. S. auch Fetzen.


Fitzfeile (W3) [Adelung]


Die Fitzfeile, plur. die -n, bey den Nadlern, eine Feile, mit welcher das Öhr in den Nähnadeln eingefitzet, d. i. eingesäget wird.


Fitzzange (W3) [Adelung]


Die Fitzzange, plur. die -n, auch bey den Nadlern, eine Zange, die Nähnadeln damit zu halten, wenn das Öhr eingefitzet werden soll.


Fix (W3) [Adelung]


1. Fix, -er, -este, adj. et adv. aus dem Latein, fixus fest, unveränderlich; besonders in der Chymie für feuerbeständig. Ein fixer Körper, der im Feuer nicht in die Höhe gehet, im Gegensatze eines flüchtigen. Das Quecksilber fix machen, es feuerbeständig machen, welches auch fixiren genannt wird. Fixe Luft, welche einen Bestandtheil anderer Körper ausmacht.


2. (W3) [Adelung]


+ 2. Fix, -er, -este, adj. et adv. welches nur in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes üblich ist. 1) Fertig, bereit, als ein Nebenwort, und im Gesellschaft des Wortes fertig. Ich bin schon fix und fertig. 2) Munter, hurtig, eilig. Ein fixer Kerl. Er ist fix mit dem Maule, fertig im Reden. Bey der Liebe Gegenstand Geht es mir fix von der Hand, Weiße.

Anm. Fix, Nieders. Dän. und Schwed. gleichfalls fix, kommt von dem noch im Schwed. und Isländ. üblichen fika, fyka, eilen, fyken, gierig, und fikt, Fleiß, Eifer, her, welches mit dem Latein. fugere und Griech - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - sehr sichtbar verwandt ist. Im Dän. bedeutet auch fage, eilig.


Fixstern (W3) [Adelung]


Der Fixstern, des -es, plur. die -e, in der Astronomie, Sterne, welche ihren Stand am Himmel, dem Ansehen nach, nicht verändern, zum Unterschiede von den Planeten. S. 1 Fix.


Flabbe (W3) [Adelung]


+ Die Flabbe, plur. die -n, in den niedrigen Sprecharten, ein herab hängendes Maul, und in weiterer Bedeutung, in verächtlichem Verstande, ein jedes Maul. Die Flabbe hängen lassen. Jemanden auf die Flabbe schlagen. Anm. Flabbe, Dän. Flab, Schwed. Flabb, stammet mit lapp, schlaff, Lippe, Lappen u. s. f. aus Einer Quelle her, und ist bloß durch den vorgesetzten Blaselaut daraus entstanden. Im Dän. ist fläbe maulen, und Flip ein Zipfel. Das Engl. Flap bedeutet ein weiches herab hängendes Ding, das Nieders. labben lecken; labbern, alt Franz. Flaboier, albernes Zeug daher schwatzen, und Flebken ein dreyeckiges Stirnband der Weiber und Kinder.


Flach (W3) [Adelung]


Flach, -er, -este, adj. et adv. eben, platt, eine Breite, aber keine Höhe oder Tiefe habend, so wohl im strengsten Verstande, als auch in Vergleichung mit andern Dingen. 1. Eigentlich, eben, eine Breite, aber keine Höhe und Tiefe Habend; doch nur in einigen Fällen. 1) Von Dingen, welchen diese Eigenschaft nicht wesentlich ist. Die flache Hand, der innere ebene Theil der ausgestreckten Hand. Das flache Land, im Gegensatz des Gebirges. Das flache Feld. Ein flacher Dachziegel, zum Unterschiede von den Hohlziegeln. Flache Arbeit, im Gegensatze der musirten. Flacher Draht, zum Unterschiede von dem runden. 2) Von der Breite eines Dinges. Die flache Klinge, ihre breite Seite, im Gegensatze der Schärfe. 3) Breit überhaupt, eine beträchtliche Breite habend; doch nur in einigen Fällen. Ein flacher Zug, im Bergbaue, der sich durch ein ganzes Gebirge in die Breite erstrecket. Das flache Licht, in der Mahlerkunst, ein breites Licht. Eine flache Partie, welche breit beleuchtet oder beschattet ist. Flaches Eisen, S. Flacheisen. 2. Figürlich, in Vergleichung mit andern Dingen, ebener als andere Dinge gleicher Art. 1) Nicht so tief, nicht so sehr ausgehöhlt, als andere ähnliche Dinge, seicht. Eine flache Schüssel, welche nicht tief ist. Der Löffel ist zu flach. Ein flacher Winkel, im Oberdeutschen, ein stumpfer Winkel. Das Wasser ist sehr flach, nicht tief. Flach pflügen, nicht tief. 2) Nicht so erhaben, wie gewöhnlich, oder wie andere ähnliche Dinge. Eine flache (eingedrückte) Nase. Ein flaches (breites, nicht spitziges) Kinn. Flache (halb erhabene) Arbeit. Besonders von Anhöhen, welche sich unvermerkt, oder nach und nach erheben, welche mit dem Horizonte einen sehr stumpfen Winkel machen, im Gegensatze dessen, was jäh oder steil ist. Ein flaches Gebirge. Ein flaches Dach. Das Vollwerk ist sehr flach. Ein flacher Gang, flacher Stollen, im Bergbaue. In engerm Verstande ist im Bergbaue ein flacher Gang, der vom 60sten bis 20sten Grad fällt, zum Unterschiede von den feigern, donlegen, und schwebenden Gängen. 3) Ein flaches Urtheil, ein seichtes Urtheil, welches nicht gründlich ist. Flach urtheilen. Ein flacher Kopf, ein seichter.

Anm. Flach, bey dem Tatian flahh, mit flahhern henti, Dän. flak, flad, Schwed. flak, stammet mit Platt, Blech, Plaga, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, Placenta und vielen andern aus Einer Quelle her, so daß der Begriff der Breite in diesem Worte der herrschende ist. Daß das F, B, oder P nicht wesentlich zum Stamme gehöret, erhellet aus dem Nieders. leeg, niedrig, S. Donlege. In dem veralteten Blachfeld ist das f in ein b übergegangen. Im Nieders. ist flot untief, flach. S. Fladen. Im mittlern Lateine ist Flaco, Flachia, im Altfranz. Flache, in der Picardie Flaque, eine niedrige, sumpfige Gegend, welches du Fresne sehr gekünstelt von flaccere herleitet. S. Flage.


Flachbohrer (W3) [Adelung]


Der Flachbohrer, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Windenmachern, ein stählerner mit Schraubengewinden ausgeschnittener Stämpel, den Zug der Schraubenmutter vorzubohren.


Flachdeichsel (W3) [Adelung]


Die Flachdeichsel, plur. die -n, bey den Zimmerleuten, eine flache, d. i. gerade, ebene Deichsel, zum Unterschiede von der Hohldeichsel. S. 1 Deichsel.


Flachdraht (W3) [Adelung]


Der Flachdraht, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, bey den Goldarbeitern, ein flacher, d. i. breit geplätteter Draht, zum Unterschiede von dem runden.


Fläche (W3) [Adelung]


Die Fläche, plur. die -n, das Abstractum des Beywortes flach. 1. Die Eigenschaft, nach welcher ein Körper flach ist, ohne Plural. 1) In der ersten und dritten eigentlichen Bedeutung. Die Fläche des Erdbodens, der Hand. 2) In den figürlichen Bedeutungen. Die Fläche einer Schüssel, eines Winkels, der Nase, eines Gebirges, eines Ganges u. s. f. Inder Markscheidekunst wird die Abdachung die Fläche genannt. 2. Der flache Theil an einem Körper, und ein flacher Körper selbst, in den eigentlichen Bedeutungen des Beywortes. 1) Die ebene Breite eines Körpers, ohne Rücksicht auf die Höhe oder Dicke. Die Fläche der Hand. Die Flächen eines Körpers, dessen flache ebene Seiten. Eine Fläche, d. i. ein flacher, ebener Theil des Erdbodens. Die Fläche Ono, Nehem. 6, 2. 2) Die flache, d. i. breite Seite eines Körpers. Die Fläche eines Degens, eines Lineales, im Gegensatze der Schärfe, oder der dünnen Seite. 3) In weiterer Bedeutung ist den Künsten die Fläche, die Ausdehnung eines Körpers, oder einer seiner Seiten in die Länge und Breite ohne Rücksicht auf die Dicke. Eine ebene, runde, krumme, erhabene, hohle Fläche. Die Oberfläche. Seitenfläche u. s. f. Fläche ist für die Mahlerey Fläche, sie mag oben oder unten, oder auf der Seite seyn, Less. In der Mathematik ist im schärfern Verstande die Fläche eine Größe nach der Länge und Breite ohne alle Dicke. 4) In der Markscheidekunst verstehet man unter der Fläche die flache Hypothenuse eines rechtwinkeligen Triangels, und da man diese in der Trigonometrie für den Sinus totus anzunehmen pfleget, so führet auch diese den Nahmen einer Fläche. 5) Die Fläche der Maurer ist eine Haue, welche auf der einen Seite spitzig, auf der andern aber breit ist.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Flag, Flage. S. Flach, Fleck, Flecken und Plache.


Flacheisen (W3) [Adelung]


Das Flacheisen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Bey den Goldschmieden, ein Amboß zu den flachseitigen Gefäßen. 2) Auf den Eisenhämmern, flach, d. i. breit, in das Gevierte geschmiedetes Eisen, zum Unterschiede von dem Stangeneisen u. s. f. ohne Plural.


Flächeln (W3) [Adelung]


Flächeln, verb. reg. act. bey den Klempenern und Zinngießern, flache krause Züge und Schattenstriche mit bebender Hand in das Zinn und Blech eingraben, zum Unterschiede von den geraden Strichen, welche gestochen werden. Es geschiehet solches mit besondern Flächelmeißeln.


Flächen (W3) [Adelung]


Flächen, verb. reg. act. flach, d. i. eben machen; ein nur im Oberdeutschen übliches Wort.


Flächenfigur (W3) [Adelung]


Die Flächenfigur, plur. die -en, S. Figur 3.


Flächenmaß (W3) [Adelung]


Das Flächenmaß, des -es, plur. die -e, ein jedes Maß, die Flächen damit auszumessen. In engerer Bedeutung ist in der Geometrie ein Flächenmaß, eine Fläche, d. i. eine Ausdehnung in die Länge und Breite, andere Flächen damit auszumessen. Ein solches Flächenmaß ist die Quadrat- oder Flächenmeile, die Quadrat- oder Flächenruthe, der Quadrat- oder Flächenzoll u. s. f. zum Unterschiede von dem Längenmaße und Cubik-Maße.


Flächenzahl (W3) [Adelung]


Die Flächenzahl, plur. die -en, in der Rechenkunst, eine Zahl, welche aus der Multiplication zweyer andern entstehet; Numerus planus. So geben 5 und 5 die Flächenzahl 25. Eine doppelte Flächenzahl, Numerus plano-planus, ist, wenn eine Flächenzahl, noch mit einer andern Zahl multipliciret wird. 25 mit 3 multiplicirt gibt die doppelte Flächenzahl 75.


Flachfisch (W3) [Adelung]


Der Flachfisch, des -es, plur. inus. in Oberdeutschland, eine Art des gewässerten Stockfisches, zum Unterschiede von dem Bergfische und Rothscher.


Flachflöte (W3) [Adelung]


Die Flachflöte, plur. die -n, eine Art Orgelpfeifen, mit breiten Labiis, und einem engen Aufschnitte, welche unten ein wenig zugespitzt sind. Die große Flachflöte hat 8 Fuß Ton, die mittlere 4 Fuß, und die kleine 2 Fuß.


Flachgarn (W3) [Adelung]


Das Flachgarn, des -es, plur. die -e, bey den Jägern, ein Garn für die Hühner, Lerchen, Hasen und Kaninchen, welches flach auf die Erde gesteckt wird; ein Steckgarn.


Flachmahler (W3) [Adelung]


Der Flachmahler, des -s, plur. ut nom. sing. eine bessere Art Tüncher, welche die Wände flach, d. i. ohne künstliches Licht und Schatten, bemahlen.


Flachmeißel (W3) [Adelung]


Der Flachmeißel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Holzarbeitern, ein Meißel mit einer flachen, d. i. ebenen Schneide, zum Unterschiede von den Hohlmeißeln u. s. f.


Flachruthe (W3) [Adelung]


Die Flachruthe, plur. die -n, bey den Sammtwebern, ein flacher Draht, oder eine lange Nadel, welche den unaufgeschnittenen Sammt bilden hilft.


Flachsader (W3) [Adelung]


Die Flachsader, plur. die -n, S. Flächse.


Flachsarbeit (W3) [Adelung]


Die Flachsarbeit, plur. die -en, eine jede Arbeit, welche die Flachspflanze erfordert, wenn ihr Bast zu Flachs zubereitet werden soll.


Flachsbart (W3) [Adelung]


Der Flachsbart, des -es, plur. die -bärte, im gemeinen Leben, ein weicher, wolliger, lichtgelber, dem Flachse ähnlicher Bart; besonders der erste Bart eines Jünglinges. Siehe Flachshaar.


Flachsbau (W3) [Adelung]


Der Flachsbau, des -es, plur. car. der Anbau des Flachses.


Flachsbaum (W3) [Adelung]


Der Flachsbaum, des -es, plur. die -bäume, bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, ein Ostindischer Baum; Antidesma L. Die Rinde dieses Baumes dienet den Indianern statt des Hanfes oder Flachses zu Stricken.


Flachsbläuel (W3) [Adelung]


Der Flachsbläuel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Bläuel, womit der geröstete Flachs vor dem Brechen gebläuet, d. i. geklopfet wird.


Flachsbose (W3) [Adelung]


Die Flachsbose, plur. die -n, S. Bündel.


Flachsbreche (W3) [Adelung]


Die Flachsbreche, plur. die -n, 1) Das Brechen oder Zerbrechen des gerösteten und wieder getrockneten Flachses, ohne Plural. 2) Das hölzerne Werkzeug, womit solches geschiehet; Nieders. Brake. S. Breche.


Flachsdarre (W3) [Adelung]


Die Flachsdarre, plur. die -n, ein Gebäude, den gerösteten Flachs zu darren, d. i. zu darren. S. Darre.


Flachsdotter (W3) [Adelung]


Der Flachsdotter, des -s, plur. inus. eine Art des Dotters; Myagrum sativum L. Leindotter. Er wächst ohne Pflege unter dem Flachse, und ist lange für ein Unkraut gehalten worden, bis man ihn wegen seines Nutzens zum Öhlschlagen besser zu schätzen gelernet hat.


Flächse (W3) [Adelung]


Die Flächse, plur. -n, die weißen, zähen, aus Zasern bestehenden Adern der Muskeln, welche theils zu ihrer Bewegung, theils aber auch zu ihrer Befestigung dienen; die Sehnen, Spannadern, Flachsadern, Tendines. Am Ende, wo sich diese Flächsen vereinigen, bekommen sie den Nahmen des Haarwachses. S. dieses Wort.

Anm. Dieses Wort erhält im Hochdeutschen noch die erste älteste Bedeutung des Wortes Flachs, nach welcher es eine allgemeine Benennung aller zarten Fäden und Fasern war. S. Flachs.


Flachseitig (W3) [Adelung]


Flachseitig, adj. et adv. eine flache, d. i. ebene, platte, nicht erhabene Seite habend.


Flächsen (W3) [Adelung]


Flächsen, adj. et adv. aus Flachs verfertiget. Eine flächsene Schnur. Flächsene Leinwand, zum Unterschiede von der hänfenen, flächsenes Garn. Flächsenes Werg. Nieders. flessen, in Baiern rupfen.


Flachsfeld (W3) [Adelung]


Das Flachsfeld, des -es, plur. die -er, ein mit Flachs besäetes, oder zum Flachse bestimmtes Feld.


Flachsfink (W3) [Adelung]


Der Flachsfink, des -en, plur. die -en, eine Benennung des Bluthänslinges in einigen Gegenden, S. dieses Wort. Im Dän. Horfink, von Hor, Flachs.


Flachsgras (W3) [Adelung]


Das Flachsgras, des -es, plur. inus. eine Grasart, deren Bälglein wie Dachziegel über einander liegen, und deren einzelner Same mit einer langen Wolle versehen ist; daher es auch Wollgras, ingleichen Wiesenwolle und Wiesenflachs genannt wird. Großes Flachsgras, Eriophorum polystachion L. hat runde Halme, flache Blätter, und gestielte Blüthenähren. Kleines Flachsgras, Eriophorum vaginatum L. dessen Blätter mit ihrem untern Theile eine Scheide bilden.


Flachshaar (W3) [Adelung]


Das Flachshaar, des -es, plur. inus. oder die Flachshaare, sing. inus. lichtgelbes, weiches, dem Flachse ähnliches Haar. Daher der Flachskopf, des -es, plur. die -köpfe, im gemeinen Leben ein Kopf, oder eine Person, welche solches Haar hat.


Flachshändler (W3) [Adelung]


Der Flachshändler, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Flachshändlerin, plur. die -en, der oder die mit Flachs handelt. Der Flachshandel, des -s, plur. inus. der Handel mit Flachs.


Flächsig (W3) [Adelung]


Flächsig, -er, -ste, adj. et adv. Flächsen habend, sehnig. Flächsicht, Flächsen ähnlich.


Flachskopf (W3) [Adelung]


Der Flachskopf, S. Flachshaar.


Flachskraut (W3) [Adelung]


Das Flachskraut, des -es, plur. inus. 1) Eine Pflanze: Cuscuta L. Sie wächst jederzeit auf anderen Pflanzen, besonders auf und unter dem Flachse, die sie mit ihren vielen zarten und langen Fäden umwickelt; daher sie auch Filtzkraut, Seidenkraut, wilder Flachs, Flachsseide, Frauenhaar u. s. f. genannt wird. Im Nieders. heißt sie Siden, Sien. 2) Eine Art des Dorants; Antirrhinum Linaria L. Leinkraut, Nabelkraut, Frauenflachs, Waldflachs, wilder Flachs, Marienflachs, Krötenflachs, Hanfkraut, Stallkraut, Catharinenblume, Seide, Seidenkraut, Vogelseide, im Oberd. Feigwarzenkraut, und Feigblatternkraut, weil eine daraus verfertigte Salbe die Schmerzen der goldenen Ader lindert. 3) In einigen Gegenden auch ein Nahme des Quendels, Thymus Serpillum L. S. Quendel.


Falchsmühle (W3) [Adelung]


Die Falchsmühle, plur. die -n, ein im Hannöverischen erfundenes Pochwerk, den gerösteten Flachs mürbe zu stampfen.


Flachsraufe (W3) [Adelung]


Die Flachsraufe, plur. die -n, das Raufen des Flachses, ohne Plural. Ingleichen ein Werkzeug, welches einem großen hölzernen fest. stehenden Kamme ähnlich ist, den Flachs zu raufen, d. i. die Sammenknospen von den Stängeln abzusondern; im gemeinen Leben auch eine Flachsriffel.


Flachsreiste (W3) [Adelung]


Die Flachsreiste, plur. die -n, eine Reiste, d. i. eine Hand voll gehechelten Flachses. S. Reiste.


Flachsriffel (W3) [Adelung]


Die Flachsriffel, plur. die -n, S. Flachsraufe.


Flachsröste (W3) [Adelung]


Die Flachsröste, plur. die -n, 1) Das Rösten des Flachses, ohne Plural. 2) Die Zeit, da der Flachs geröstet wird, auch ohne Plural. 3) Der Ort in einem Flusse oder See, wo solches geschiehet; die Röste, Nieders. die Röthe, in der Lausitz die Riese, vom Wend. Riezy, ein Fluß, Bach. S. Rösten.


Flachssamen (W3) [Adelung]


Der Flachssamen, des -s, plur. inus. der Samen des Flachses, im Oberdeutschen und einigen Hochdeutschen Gegenden, der doch, besonders in Ober- und Niedersachsen, am häufigsten Lein oder Leinsamen genannt wird; S. dieses Wort.


Flachsseide (W3) [Adelung]


Die Flachsseide, plur. inus. S. Flachskraut 1.


Flachstange (W3) [Adelung]


Die Flachstange, plur. die -n, bey den Gürtlern, ein kleiner Amboß auf welchem die Figuren der Knöpfe eingeschnitten sind, das zu Knöpfen bestimmte Blech darauf zu schlagen.


Flachwerk (W3) [Adelung]


Das Flachwerk, des -es, plur. inus. in der Baukunst, die gewöhnlichste Art der Ziegeldächer mit flachen, mit einer Nase versehenen Ziegeln, welche auch Flachziegel, ingleichen Biber- schwänze heißen; zum Unterschiede von dem Hohlwerke, welches aus Hohlziegeln bestehet.


Flachziegel (W3) [Adelung]


Der Flachziegel, des -s, plur. ut nom. sing. S. das vorige.


Flack (W3) [Adelung]


Das Flack, des -es, plur. die -e, in Schiffbaue, der unterste Boden eines Schiffes von außen zu, worauf die Bauchstücke geleget werden, über welchen denn der inwendige Boden seine Stelle bekommt; vermuthlich vom Nieders. flak, flach.


Flacken (W3) [Adelung]


Flacken, verb. reg. welches nur noch in einigen Gegenden in doppelter Gattung üblich ist. 1) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, sich hin und her bewegen, herum laufen, besonders von der Bewegung der Feuerflammen, lodern; im Oberd. Eine flackende und brennende Liebe, bey dem Kaisersberg. Verflacken, mit einer lodernden Flamme verbrennen. Flackensträuche, in der Pommerschen Holzordnung von 1717, vermuthlich Strauchholz zum Verbrennen. In gröbern Mundarten auch flocken. 2) Als ein Activum, locker machen, zu Flocken schlagen. In diesem Verstande pflegen die Tuchweber die Wolle zu flacken, oder zu flocken, d. i. sie, wenn sie gewaschen worden, mit zwey Stöben auf einer Horde zu klopfen; wenn es dieser Bedeutung nach nicht vielmehr zu flagen, flegen, schlagen, gehöret; S. Flegel und Bläuen.

Anm. Im Schwed. ist flacka, und im Isländ. flaka, herum laufen, welches Wort durch den vorgesetzten Blaselaut aus lacka, läcken, laufen, springen, gebildet worden. S. Flackern, Flocke, Fliegen und Locker.


Flackern (W3) [Adelung]


Flackern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, im gemeinen Leben, sich schnell hin und her bewegen; besonders in zwey Fällen. 1) Ohne Noth leichtsinnig hin und her laufen, besonders im Niedersächsischen. Wo flackerst du wieder herum? 2) Von der Flamme, mit einer großen, hin und her fahrenden Flamme brennen. Das Licht, der Kien flackert zu sehr. Daher ausflackern, in eine schnelle große Flamme ausbrechen. Verflackern, durch eine solche Flamme verzehret werden.

Anm. Dieses Zeitwort ist das Frequentativum von flacken, und lautet im Nieders. flukkern. Im Angels. ist fliccerian, im Engl. to flicker, im Schwed. fleckra, hin und her bewegen, flattern. Das Latein. flagrare ist genau damit verwandt, so wie das Epirotische Flacha, eine Flamme. S. Flagge, Flocke, Flattern, Lodern und Locker.


Fladdern (W3) [Adelung]


Fladdern, mit allen Verwandten, S. Flattern.


Fladenkrieg (W3) [Adelung]


Der Fladenkrieg, des -es, plur. inus. in der Geschichte des 16ten Jahrhunderts, eine scherzhafte Benennung des Krieges, zu welchem sich 1542 Churfürst Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz, wegen des Stiftes Wurzen, gegen einander rüsteten, weil die Truppen, als sie am Sonnabende von Ostern durch Vermittelung des Landgrafen von Hessen wieder aus einander gingen, überall mit Osterfladen beschenket wurden.


Flader (W3) [Adelung]


Die Flader, plur. die -n, eine flammichte, hin und wieder laufende Ader in dem Holze, Gesteine u. s. f. im Oberdeutschen und den gemeinen Mundarten, wo es auch wohl Flaser lautet. S. das folgende und Flattern. In einigen Gegenden wird das Flugloch der Bienen der Flader oder das Fladerloch genannt; vermuthlich auch von flattern. Daher das Fladergitter, ein Gitter von den Fluglöchern, welche die Bienen zwar heraus, aber nichts Fremdes hinein läßt.


Fladerholz (W3) [Adelung]


Das Fladerholz, des -es, plur. inus. eine Oberdeutsche Benennung des maserigen Holzes, und besonders des Holzes des Masholderbaumes, welcher in dieser Mundart auch wohl der Flader oder der Fladder genannt wir. Sie haben alle dein Tafelwerk aus Fladernholz von Sanix gemacht, Ezech. 27, 5. Weil dieses Holz viele flammichte Adern hat, welche demselben ein gewässertes Ansehen geben, so scheinet es, daß es um deßwillen diese figürliche Benennung von dem Zeitworte flattern erhalten habe, welches in den gemeinen Mundarten mehrmahls fladdern, fladern lautet; S. aber auch Flieder, die Niedersächs. Benennung des Hohlunders. In einigen Oberdeutschen Mundarten lautet dieses Wort Flaser und Flaserholz.


Fladerig (W3) [Adelung]


Fladerig, adj. et adv. Fladern, d. i. Masern, geflammte oder krause Adern habend, in den gemeinen Mundarten. Fladeriges Holz, Maserholz, besonders daß so gestaltete Holz des Masholders. Im Bergbaue ist fladeriges, oder fladerichtes. Gestein, ein klüftiges Gestein, welches leicht zu gewinnen ist. S. Flader und Flaserig.


Flage (W3) [Adelung]


* Die Flage, plur. die -n, ein nur in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens, übliches Wort. 1) Eine niedrige, sumpfige Gegend; im mittlern Lat. Flachia, Flactra, Flaco, in der Picardie Flaque, im Altfranz. Flache. S. Springflage. 2) Eine dicke Regen- oder Donnerwolke, welche bald vorüber flieget. 3) Im Bergbaue, ein festes Gestein, welches sich zwischen dem andern Gesteine gesetzet hat, und auch Flagge genannt wird.

Anm. In der ersten Bedeutung gehöret dieses Wort zu flach, S. dasselbe, in der zweyten zu dem Zeitworte fliegen, und in der dritten vermuthlich zu Fleck. Im Nieders. ist Flage über dieß noch eine jede Fläche.


Flagge (W3) [Adelung]


Die Flagge, plur. die -n, 1) Die große Fahne oben an dem Maste oder auf dem Hintertheile eines Schiffes, welche so wohl die Würde dessen, der das Schiff führet, als auch die Nation, zu welcher es gehöret, zu erkennen gibt. Die Flagge wehen lassen, fliehen lassen, aufstecken. Die Flagge streichen, sie niederlassen. Die Admirals-Flagge u. s. f. 2) In engerer Bedeutung werden auf den Kriegsschiffen diejenigen Fahnen, welche die hohen Befehlshaber zum Zeichen ihrer Würde führen, Flaggen genannt; zum Unterschiede von der Flagge auf dem Hintertheile des Schiffes, womit allerley Zeichen gegeben werden. Der Admiral führet seine Flagge auf dem großen Maste, der Vice-Admiral auf dem Fockmaste und der Schout by Nacht auf dem Besenmaste.

Anm. Dieses Wort, welches im Holländ. Vlagghe, im Dän. Flagd, im Schwed. Flagga, im Isländ. Flagg, im Engl. Flag, und Ital. Fiocco lautet, ist aus der Nieders. Mundart entlehnet, und stammet von dem Zeitworte fliegen her, von der fliegenden oder flackernden Bewegung dieser Schiffsfahnen. S. auch Wimpel.


Flaggen-Officier (W3) [Adelung]


Der Flaggen-Officier, des -s, plur. ut nom. sing. in der Seefahrt, ein hoher Befehlshaber zur See, der eine Flagge zu führen berechtigt ist; dergleichen der Admiral, Vice- oder Contre-Admiral, und der Schout by Nacht sind. S. Flagge 2.


Flaggenschiff (W3) [Adelung]


Das Flaggenschiff, des -es, plur. die -e, ein Schiff, welches von einem Flaggen-Officier geführet wird.


Flaggenstange (W3) [Adelung]


Die Flaggenstange, plur. die -n, diejenige Stange, an welcher die Flagge befestiget ist, welche gemeiniglich auf einem geschnitzten Eselskopfe stehet, und auch der Flaggenstock genannt wird.


Flähme (W3) [Adelung]


* Die Flähme, plur. die -n, in den gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, der dünnere Theil des Leibes an Menschen und Thieren, zwischen den Rippen und den Schenkeln, die Dünnung, Wamme, Flanke; vermuthlich wegen der beständigen Bewegung, in welcher dieser Theil des Leibes durch das Athemhohlen versetzet wird; S. Flamme

Anm. und Flanke.


Flake (W3) [Adelung]


* Die Flake, plur. die -n, ein nur in einigen Ober- und Niedersächsischen Gegenden bekanntes Wort, eine Art Fischernetze auf größern Seen zu bezeichnen, welche daselbst auch Flöke, Pflöke, Pflocke gesprochen werden. Flök- oder Garntücher, in der Sächs. Fischordnung. Daher flaken, flöken, oder pflöken, mit Flaken fischen; Flaker, ein Fischer, der mit Flaken fischet; Flakerey, Pflökerey, das Fischen mit Flaken; der Flakkahn, der dazu nöthige Kahn u. s. f. Frisch vermuthet, daß dieses Wort zu dem Latein. plaga gehöre, S. Plache. Man kann es aber auch zu stechten rechnen, von welchem Worte Flake oder Fläke im Niedersächs. ein jedes Flechtwerk bedeutet, so daß es überhaupt ein gestricktes Garn bezeichneten würde.


Flamant (W3) [Adelung]


Der Flamant, oder Flambart, des -es, plur. die -e, S. Schartenschnäbler.


Flame (W3) [Adelung]


Die Flame, plur. die -n, bey den Pferdeärzten, ein kleines Instrument von Stahl mit zwey oder drey Lanzetten, den Pferden damit die Ader zu schlagen. Es ist vermuthlich aus Phlebotomum verstümmelt; S. Fliete. Im mittlern Lat. ist indessen doch Flammea eine Lanze.


Fläming (W3) [Adelung]


Der Fläming, des -es, plur. inus. der Fläminger, plur. ut nom. sing. S. das folgende.


Flämisch (W3) [Adelung]


Flämisch, adj. et adv. Flandrisch, aus der Provinz Flandern in den Niederlanden gebürtig, in Flandern, und in weiterer Bedeutung, in den unfreyen Niederlanden üblich u. s. f. doch nur in den gemeinen Mundarten, besonders Ober- und Niedersachsens; Nieders. flämsk. Flämische Pforten, Thorwege vor Gärten, Höfen u. s. f. welche oben offen und auf beyden Seiten nur mit Pfeilern versehen sind. Ein Pfennig Flämisch ist in Niedersachsen 3 Pfennige; ein Schilling Flämisch ist daselbst 3 Groschen oder 6 Schillinge Lübisch, und ein Pfund Flämisch beträgt 20 Schillinge Flämisch, oder 34 Thaler. Das Flämische Recht, ein besondres Recht, welches den ehedem aus Flandern und den Niederlanden nach Deutschland gezogenen Colonisten gelassen wurde, und in einigen Gegenden noch üblich ist. Eine Art dieses Rechtes findet in den drey Schwarzburgischen Fluren zu Heringen, Gorsbach und Berge noch jetzt Statt, wo von den erblichen Gütern verehlichter Personen, welche in ihrem Leben den daselbst üblichen Kirchgang nicht gehalten haben, der dritte Theil der Grundherrschaft anheim fällt. S. Kirchgang. Flämische Güter, Güter, auf welchen dieses Recht haftet. Der Fläminger, derjenige, welcher Flämische Güter besitzet; der Fläming, ein Strich Landes, der von Flämingern oder ehemahligen Niederländern bewohnet wird.

Anm. Dieses Wort ist aus dem Niederländischen, wo Vlaeming, Französ. Flamand, einen Flandrer bedeutet. Das berühmte Geschlecht der Flemminge hat gleichfalls daher seinen Nahmen so wohl als den Ursprung. Das in einigen niedrigen Mundarten, z. B. in Schlesien übliche Wort flämisch; für trotzig; mürrisch; flämisch aussehen; ein flämisches Gesicht, gehöret wohl mit mehrerm Rechte zu flennen als hierher.


Flammant (W3) [Adelung]


Der Flammant, des -es, plur. die -e, S. Schartenschnäbler.


Flamme (W3) [Adelung]


Die Flamme, plur. die -n, Diminut. Das Flämmchen, Oberd. das Flämmlein, die entzündete Sammlung von Dämpfen an und über einem brennenden Körper, das mit Dünsten vermischte Feuer, wenn es sich als ein flüssiger Körper aufwärts bewegt. 1. Eigentlich. Flammen werfen. Das Feuer bricht in helle Flammen aus. In vollen Flammen stehen, daraus brennen. Etwas den Flammen aufopfern, es verbrennen. In weiterer Bedeutung wird es so wohl im Singular als im Plural, besonders in der edlen Schreibart, für ein brennendes Feuer gebraucht. Die Flamme ergreift das Haus. 2. Figürlich. 1) Ein hoher Grad der Dürre und Hitze; doch nur in der Deutschen Bibel. Die Flamme hat alle Bäume angezündet, Joel 1, 19. 2) Eine heftige Leidenschaft, besonders der Liebe, welche in allen Sprachen durch das Bild des Feuers oder einer Flamme ausgedrucket wird. Wird seine erste Flamme nicht wieder aufwachen, wenn sie dieselbe noch durch Erkenntlichkeit reitzen? Weiße. Ein edles Herz kann nur von edlen Flammen brennen, Cron. Fliehe alles, was deiner Flamme Nahrung gibt. 3) Die Flamme des Krieges, dessen verzehrende und verwüstende Eigenschaft. 4) Bey den Jägern, die rothe Haut über und an den Augen der Auerhähne, Birkhähne u. s. f. 5) Ein Flämmchen Erz, im Bergbaue, eine geringe Spur von Erz in einem Gange. Anm. Flamme, Lat. Flamma, Engl. Flame, Böhm. Plamen, Ital. Vampa, im Oberd. ehedem Blas, Blasma, im Angels. Blaeth, im Niedersächs. noch jetzt Blaß, scheinet dieser Art des Feuers um der zitternden Bewegung willen ertheilet zu seyn, in welcher die Flammen unsern Augen fast beständig erscheinen, und alsdann ist es von fliehen, fliegen, flackern, Flagge, fließen, flattern u. s. f. und dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, bloß durch den Endlaut unterschieden. Im mittlern Lat. bedeuten Flamen, Flammula, vermuthlich um eben dieser flatternden Bewegung willen, eine Fahne, Flagge, und im Angels. ist Fleam, die Flucht und ein Flüchtling. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist im männlichen Geschlechte üblich, der Flamm.


Flammeisen (W3) [Adelung]


Das Flammeisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Tischlern, ein Eisen, welches mit subtilen Gliedern und Gefimsen ausgefeilet ist, und in den Flammenstock geschraubet wird, Leisten damit zu flammen oder auszukerben.


Flammen (W3) [Adelung]


Flammen, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, Flammen werfen, mit Flammen brennen, in Gestalt einer Flamme leuchten. Kiefern Holz flammt, gibt eine starke Flamme. Das Licht flammt zu sehr. Ein flammendes Feuer. O du dem glühend Eisen, donnernd Feuer Aus offnem Ätna-Schlunde flammt, Raml. Bis an den Himmel flammt der goldene Trident, ebend. 2. Als ein Activum. 1) Mit einem Flammenfeuer brennen. Eine Stückforme durch angezündetes Reißholz flammen. S. Ausflammen. Gerupfte Gänse flammen, sengen, im Oberd. wo dieses Activum auch flämmen lautet. Die Häute flammen, bey den Alaungärbern, den darauf getragenen Talg über einem Kohlfeuer einziehen lassen. 2) Die Gestalt einer Flamme ertheilen. Zeuge, seidene Strümpfe flammen, wässern. Geflammter Zeug. Eine geflammte Säule, welche mit krausen den Flammen ähnlichen Reifen versehen ist. Eine Leiste flammen, oder flammiren, bey den Tischlern, sie mit flammenähnlichen Kerben versehen, S. Flammeisen und Flammenstock. 3) Schnell verbreiten, in der höhern Schreibart. Es flamme Anbethung der große Sabbath des Bundes, Klopst. So blühet wenigstens des Himmels reine Jugend, Ihr Antlitz leuchtet Lieb, und ihre Brust stammt Tugend, Weiße.


Flammenblume (W3) [Adelung]


Die Flammenblume, plur. die -n, bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, eine Virginische Pflanze; Phlox L.


Flammenfeuer (W3) [Adelung]


Das Flammenfeuer, des -s, plur. von einem solchen an mehrern Orten befindlichen Feuer, ut nom. sing. ein flammendes, d. i. Flammen gebendes Feuer; zum Unterschiede von dem Glühfeuer.


Flammennaht (W3) [Adelung]


Die Flammennaht, plur. die -nähte, bey den Nähterinnen, eine Naht oder Art zu nähen, da der Faden so gezogen wird, daß er im Nähen eine Flamme bildet; der Flammenstich.


Flammenruthe (W3) [Adelung]


Die Flammenruthe, oder Flammruthe, plur. die -n, bey den Tischlern, eine lange mit Kerben versehene Leiste, andere geflammte Leisten darnach zu bilden.


Flammensäule (W3) [Adelung]


Die Flammensäule, plur. die -n, eine verunglückte Übersetzung des Griech. Pyramide, wegen einiger Ähnlichkeit mit einer Flamme, wofür andere mit mehrerm Glücke das Wort Spitzsäule eingeführet haben.


Flammenschütz (W3) [Adelung]


Der Flammenschütz, des -en, plur. die -en, eine poetische Benennung des Cupido, welche bey dem Logau vorkommt.


Flammenstich (W3) [Adelung]


Der Flammenstich, des -es, plur. die -e, S. Flammennaht.


Falmmenstock (W3) [Adelung]


Der Falmmenstock, oder Flammstock, des -es, plur. die -stöcke. 1) Ein hoher Stock der Tischler, in welchen das Flammeisen geschraubet wird, wenn Leisten geflammet werden sollen. 2) Bey den Schlössern, ein Werkzeug, worüber allerley Gitterwerk warm gebogen wird.


Flammenstrom (W3) [Adelung]


Der Flammenstrom, des -es, plur. die -ströme, ein feuriger Strom, in der dichterischen Schreibart. Ha! welche Flammenströme schoß die Hyder Nach seinem Leben! Raml.


Flammgezeug (W3) [Adelung]


Das Flammgezeug, des -es, plur. inus. bey den Tischlern, das sämmtliche Werkzeug, vermittelst dessen, das Holzwerk geflammet wird.


Flammicht (W3) [Adelung]


Flammicht, -er, -ste, adj. et adv. den Flammen der Gestalt nach ähnlich. Flammichte Zeuge, gewässerte Zeuge, Zeuge, welche einen den Flammen ähnlichen Glanz haben.


Flammiren (W3) [Adelung]


Flammiren, verb. reg. act. welches im gemeinen Leben für das thätige flammen üblich ist, S. dasselbe.


Flammirofen (W3) [Adelung]


Der Flammirofen, des -s, plur. die -öfen, derjenige Ort in einem Reverberir-Ofen, wohin die Flamme des Holzfeuers geleitet wird.


Flammruthe (W3) [Adelung]


Die Flammruthe, der Flammstock, S. Flammenruthe und Flammenstock.


Flanell (W3) [Adelung]


Der Flanell, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, ein leichtes wolliges Gewebe, welches nach Art eines Tuches angeleget wird, aber nicht einmahl halbe Walke bekommt, ein unvollkommnes Tuch. Daher der Flanelldrucker, der dem Flanelle mit Hülfe kupferner Platten allerley farbige Figuren gibt; die Flanelldruckerey, der Ort, wo solches geschiehet; der Flanellmacher, ein Tuchmacher, der sich auf das Weben des Flanelles leget. Im Rychtestich unde Weghe- wyser in allerley Ropenschop, Rostock 1527, heißt der Flanell Fluwel.

Anm. Dieses Wort, welches im Engl. Flannel, und im Dän. Flanel lautet, ist aus dem Franz. Flannelle entlehnet. Im mittlern Lat. kommt Flamineum und Flaneha von einem ähnlichen wollen Gewebe vor.


Flanke (W3) [Adelung]


Die Flanke, plur. die -n, die Seite eines Thieres oder Dinges, besonders in folgenden Fällen. 1) Die Seiten des Bauches an vierfüßigen Thieren, die Dünnung, und bey den Jägern die Flähme. Daher das Flankenschlagen, eine gewaltsame Bewegung in den Seiten der Thiere; welche gemeiniglich ein Vorbothe des nahen Todes derselben ist. 2) In dem Kriegeswesen, die Seitenfläche eines Haufens Soldaten. Die Flanken bedecken. Dem Feinde in die Flanke fallen. Die rechte Flanke stützte, sich an einem Berge. 3) Im Festungsbaue ist die Flanke eines Vollwerkes die Linie, welche die Faße des Vollwerkes mit der Courtine verbindet; die Streichlinie. 4) In der Wapenkunst, die Seite eines Andreas-Kreuzes. 5) In Nieders. wo dieses Wort auch Flunke lautet, ein Flügel, Fittig, daher die Ankerarme in dieser Mundart auch Flanken oder Flunken heißen.

Anm. Ungeachtet wir dieses Wort, wenigstens in den doch mittelsten Bedeutungen, aus dem Franz. Flanque entlehnet haben, so ist es doch ein ursprünglich Deutsches Wort, welches durch den voran gesetzten Blaselaut aus dem schon bey dem Raban Maurus befindlichen Lancha, die Seite, gebildet worden. Im Nieders. bedeutet Lanke noch jetzt die Seite, besonders die Seite des Bauches.


Flanken (W3) [Adelung]


+ Der Flanken, des -s, plur. ut nom. sing. in den niedrigen Sprecharten, ein großes Stück abgeschnittenen Brotes, Fleisches u. s. f. Im Schwed. ist Flinga ein Stück, Flank ein großes abgeschnittenes Stück, welches auch das Isländ. Flycke bedeutet. Flenga bedeutet im Schwed. schlagen, und flänge im Dän. schneiden, Flänge aber einen Schnitt oder Hieb. Siehe Flarden.


Flankiren (W3) [Adelung]


Flankiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, im gemeinen Leben, herum streifen, bald nach einen, bald nach der andern Seite zu streifen oder eilen; aus dem Franz. flanquer. Im Dänischen ist Flakke hin und her schwärmen. Siehe Flackern.


Flannen (W3) [Adelung]


Flannen, S. Flennen.


Flarden (W3) [Adelung]


* Der Flarden, des -s, plur. ut nom. sing. ein Niedersächsisches, bey den Schiffern übliches Wort, ein großes breites Stück zu bezeichnen. Ein Flarden Eis, ein großes Stück Eis in der See. Ein Flarden Speck, Brot u. s. f. Nieders. Flarren, Flarre und Flirre, welches auch einen breiten ungeschickten Schnitt oder Hieb, eine breite Narbe u. s. f. bedeutet.


Flasche (W3) [Adelung]


Die Flasche, plur. die -n, Diminut. das Fläschchen, Oberd. Fläschlein, ein Gefäß mit einer engen Mündung, welche Gestalt und Größe auch haben, oder aus welcher Materie es auch bestehen mag, obgleich dasselbe in manchen Fällen andere Nahmen bekommt. 1. Eigentlich. Eine Flasche mit Wein, mit Wasser, mit Bier. Eine Öhlflasche, Bierflasche, Weinflasche, Dintenflasche, Pulverflasche u. s. f. An den Flaschenbüchsen ist die Flasche ein hohler abgekürzter Kegel, welcher die Stelle der Kugel in den gewöhnlichen Windbüchsen vertritt. 2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) An dem Flaschenzuge das Gehäuse, worin die Scheiben befindlich sind. 2) Bey verschiedenen Metallarbeitern, der Rahmen, der den Formsand fest hält; S. Formflasche. 3) An den Schafen sind die Fläschel oder Fläschchen diejenigen Kröpfe, welche sie von vielem oder ungesundem Futter bekommen.

Anm. Dieses Wort lautet in den Monseeischen Glossen Vlascun, im Dän. Flaske, im Schwed. Flaska, im Engl. Flask, im Pohln. Flasza, im Böhm. Flasse, im Ungar. Palaszk, im Ital. Fiasco, im Span. Flascon, im mittlern Lat. Flasca, Flaco, Flaxa, Flacta, im Angels. Flaxe, im Wallis. Flacced, im Franz. Flasque und Flacon, bey dem Hesychius - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .


Flaschenbier (W3) [Adelung]


Das Flaschenbier, des -es, plur. inus. auf Flaschen, d. i. Bouteillen gezogenes Bier; Bouteillen-Bier.


Flaschenbirn (W3) [Adelung]


Die Flaschenbirn, plur. die -en, eine Art Birnen, welche die Gestalt einer kegelförmigen Flasche haben; die Manna-Birne.


Flaschenbüchse (W3) [Adelung]


Die Flaschenbüchse, plur. die -n, eine Art Windbüchsen, wo die Luft nicht in eine Kugel, sondern in eine kegelförmige Flasche gepumpet wird.


Flaschenbürste (W3) [Adelung]


Die Flaschenbürste, plur. die -n, bey den Bürstenbindern, diejenigen Bürsten, wo die Borsten, seitwärts aus einander gehen, und in einen Draht eingedrehet sind.


Flascheneisen (W3) [Adelung]


Das Flascheneisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Steinschleifern, ein Eisen, auf welches der Quadrant mit dem Steine befestiget wird.


Flaschenfutter (W3) [Adelung]


Das Flaschenfutter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Futter, d. i. Behältniß, Getränk in Flaschen darin auf der Reise mit sich zu führen; ein Flaschenkeller, Dänisch und Schwedisch Flaskefoder.


Flaschenkeller (W3) [Adelung]


Der Flaschenkeller, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Abtheilung in einem Keller, in welchem das auf Flaschen gezogene Getränk verwahret wird; des Bouteillen-Keller, zum Unterschiede von dem Faßkeller. 2) S. das vorige.


Flaschenkorb (W3) [Adelung]


Der Flaschenkorb, des -es, plur. die -körbe, ein Korb mit Fächern, Flaschen darin zu tragen.


Flaschenkürbiß (W3) [Adelung]


Der Flaschenkürbiß, des -sses, plur. die -sse, eine Art Amerikanischer Kürbisse mit großen langen holzigen Früchten, welche wegen ihrer Bitterkeit nicht gegessen, sondern ausgehöhlet und statt der Flaschen und anderer Gefäße gebraucht werden; Cucurbita lagenaria, Jonas-Kürbiß, Franz. Calebasse. In weiterer Bedeutung werden oft alle kegelförmige und mit einem langen Halse versehene Kürbisse Flaschenkürbisse genannt.


Flaschenrahm (W3) [Adelung]


Der Flaschenrahm, des -es, plur. die -e, oder der Flaschenrahmen, des -s, plur. ut nom. sing. der Rahmen an einer Formflasche, S. Formflasche.


Flaschenschraube (W3) [Adelung]


Die Flaschenschraube, plur. die -n, die Schraube an einer Flasche, besonders die Mündung derselben zu verstopfen.


Flaschenzug (W3) [Adelung]


Der Flaschenzug, des -es, plur. die -züge, ein Hebezeug, welches aus zwey Flaschen mit verschiedenen Scheiben oder Rollen bestehet; ein Kloben, in einigen Oberdeutschen Gegenden ein Krug, Zugwinde, in Niedersachsen ein Hisseblock.


Flaschinett (W3) [Adelung]


Das Flaschinett, des -es, plur. die -e, die kleinste Art Flöten in der Musik, welche zwey Octaven höher geht, als ein Cornett, und eine Quarte höher als die Discantflöte. Ingleichen, ein Register in den Orgeln, welches den Klang dieser Flöte hat. Aus dem Franz. Flageolet, nach welchem es auch zuweilen Flaschelett lautet.


Flaschner (W3) [Adelung]


Der Flaschner, des -s, plur. ut nom. sing. ein Handwerker, welcher blecherne Flaschen verfertiget. An einigen Orten sind sie mit den Klempenern und Beckenschlägern einerley; an andern aber, z. B. zu Wien, Danzig und Regensburg, sind sie von ihnen noch verschieden, und verfertigen alsdann bloß weiße oder schwarze Flaschen von Blech, besonders Feldflaschen für die Soldaten.


Flaser (W3) [Adelung]


Die Flaser, plur. die -n, eine Ader im Holze oder Stein. S. Flader. Auch die bunten Figuren an den Deckeln der A B C - Bücher, werden bey den Buchbindern Flasern genannt.


Flaser (W3) [Adelung]


Der Flaser, des -s, plur. die -n, die Masholder, S. Fladerholz.


Flaserig (W3) [Adelung]


Flaserig, adj. et adv. welches in einigen Gegenden für fladerig üblich ist, S. dieses Wort. In einem entgegen gesetzten Verstande bedeutet flaserig oder flasericht im Bergbaue fest, hart, und wird alsdann von dem Gesteine gebraucht, wenn es schwer zu gewinnen ist; vielleicht weil es alsdann mit Adern von einer härtern Masse durchzogen ist.


Flatsche (W3) [Adelung]


+ Die Flatsche, plur. die -n, in den niedrigen Mundarten, ein breiter, dünner Körper von beträchtlicher Größe, ein großer Fladen. Besonders in der Landwirthschaft, runde eine halbe Elle hohe Haufen Heu auf einer gemäheten Wiese, welche bey dem Heumachen aus den Wetterhaufen gemacht, und hernach, wenn das Heu trocken ist, in Schöber zusammen getragen werden; Schoberflecke, Schöberflatschen, Heuscheiben. S. Fladen.


Flätschen (W3) [Adelung]


Flätschen, S. Fletschen.


Flatteraspe (W3) [Adelung]


Die Flatteraspe, plur. die -n, S. Aspe.


Flatterer (W3) [Adelung]


Der Flatterer, des -s, plur. ut nom. sing. ein unbeständiger, flatterhafter Mensch. Getreu soll ich o Chloe seyn? Ich Flatterer getreu? Gleim.


Flattergeist (W3) [Adelung]


Der Flattergeist, des -es, plur. die -er, wie das vorige, in der vertraulichen Sprechart. Ich hasse die Fladdergeister (Flattergeister) und liebe dein Gesetz, Ps. 119, 113. Das Netz, sprach dieser, nicht zu sehn? Dir Flattergeist ist recht geschehn, Gell.


Flatterhaft (W3) [Adelung]


Flatterhaft, -er, -este, adj. et adv. 1) Leichtsinnig, unachtsam, mit seinem Gedanken bald hier, bald da ausschweifend. Ein flatterhafter Mensch. Die flatterhaftesten Jahre sind vorüber, Weiße; die Jahre, da man gemeiniglich flatterhaft zu seyn pfleget. 2) Unbeständig in seinen Entschließungen. S. Flattern.


Flatterhaftigkeit (W3) [Adelung]


Die Flatterhaftigkeit, plur. inus. die flatterhafte Beschaffenheit des Gemüthes.


Flatterhärig (W3) [Adelung]


Flatterhärig, adj. et adv. im gemeinen Leben fladderhärig, von der Wolle der Schafe, wenn sie locker anzufühlen ist; eine gute Eigenschaft derselben.


Flatterig (W3) [Adelung]


Flatterig, -er, -ste, adj. et adv. wie flatterhaft, doch nur im gemeinen Leben. Er ist überaus flatterig. Flatterige Gedanken, welche, ohne sich auf etwas zu häften, hin und her schweifen.


Flatterkohl (W3) [Adelung]


Der Flatterkohl, des -es, plur. inus. weißer oder blauer Kohl, dessen Blätter sich nicht in Häupter versammeln, sondern gleichsam herum flattern; zum Unterschiede von dem Kopfkohle.


Flattermine (W3) [Adelung]


Die Flattermine, plur. die -n, in dem Kriegswesen, eine kleine Mine, welche nur fünf bis zehen Fuß Erde über sich hat, und geschwinde aufflattert.


Flattern (W3) [Adelung]


Flattern, verb. reg. neutr. sich in der Luft hin und her bewegen, von biegsamen Körpern. 1) Eigentlich; mit haben. So flattern die jungen Vögel, wenn sie mit den Flügeln schlagen und zu fliegen versuchen. Der Vogel hat noch lange geflattert. Eine Gans, ein Vogel flattert, wenn sie die Flügel vergebens zum Fliegen bewegen; Die Fahnen flattern an den Fahnenstöcken, wenn sie von der Luft beweget werde; das Feuer flattert, wenn es mit einer schnellen Flamme brennet. Schon flattern die Flaggen und Wimpel Um den wankenden Mast, Zach. Es ahmet das Geräusch nach, welches junge Vögel, die Fahnen u. s. f. durch ihre Bewegung in der Luft verursachen. In weiterer Bedeutung wird es aber, besonders in der dichterischen und edlern Schreibart, auch von solchen Körpern gebraucht, deren Bewegung in der Luft mit keinen solchen Schalle verbunden ist. Flimmernder Schneestaub flattert umher, Geßn. Zwischen den Stämmen der Bäume flatterten fruchtbare Gesträuche, ebbend. Ich band die flatternden Haselstauden fest. ebend. Eine Menge bunter Schmetterlinge flattert um mich her. So flattert muntrer Scherz frohes Lächeln stets um deine kleinen Lippen, Geßn. Aber in der Stelle Jer. 51, 27: bringet Rosse herauf wie fladdernde Käfer, stehet es am unrechten Orte, weil der Flug der Käfer nichts mit dem Flattern gemein hat. S. Zerflattern. 2) Figürlich, sich leichtsinnig hin und her bewegen; mit seyn. Die Augen überall herum flattern lassen, oder mit den Augen herum flattern. Ein prächtiger Stutzer Flattert herein ins Gemach, Zach. Ingleichen von den Gedanken, Wünschen, Neigungen u. s. f. wenn sie leichtsinnig und mit Unbestand bald diesen, bald jenen Gegenstand berühren, ohne sich auf einen zu häften. Mit seinen Gedanken herum flattern. Sein Herz flattert von einer Schönen zur andern. S. Flatterhaft.

Anm. Flattern, bey dem Notker, flogeren, Nieders. fladdern welche Mundart auch Luther in diesem Worte beybehalten hat, ingleichen fluttern, Dän. fladre, flatre, Schwed. fladdra, Engl. to flutter, Angels. fliccerian, Holländ. fliggeren, flederen, fledderen, druckt eigentlich den mit dem Flattern verbundenen Schall aus, S. Flackern, Flader, Fledermaus, Lodern u. s. f. Im Schwed. ist Flader Eitelkeit, Thorheit, Lichtsinn, und schon im Griech. war - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Possen treiben. Eine in ihren Entschließungen flatterhafte Person des andern Geschlechtes heißt im Oberdeutschen ein Flanderl, und mit einer in den niedrigen Sprecharten üblichen Zweydeutigkeit sagt man von einem unbeständigen und veränderlichen Menschen auch in Ober- und Niedersachsen, er sey aus Flandern. Em Engl. ist to flit den Ort schnell verändern, und von diesem scheinet flattern das Frequentativum zu seyn. S. Fleiß und Flitzbogen.


Flau (W3) [Adelung]


* Flau, adj. et adv. welches nur in der Niedersächsischen Mundart üblich ist, wo es kraftlos, ohnmächtig, ingleichen lau, laulich, schal, u. s. f. bedeutet. Der Wein wird flau, schal, kraftlos. Die Waaren werden flau, wenn sie nicht mehr gesucht werden. Die Liebe wird flau, schwach, kalt. Einem Menschen wird flau, wenn er ohnmächtig wird. Die Mahler haben dieses Wort aus der Niederländischen Schule beybehalten, wenn sie durch dasselbe die sanfte und durch den Nebel etwas bläuliche Ferne, den dünnen Nebel bey einem schönen Herbstabend bezeichnen; woraus auch die Französischen Mahler flou gemacht haben, aber, wie Herr von Hagedorn will, mehr den Schmelz der Farbe und den markigen Pinsel dadurch bezeichnen.

Anm. Dieses Wort ist durch den vorgesetzten Blaselaut aus dem noch im Hochd. üblichen lau gebildet, S. dasselbe. Die Angelsachsen setzten statt f ein h voran, hleow, hliw.


Flauen (W3) [Adelung]


* Flauen, verb. reg. act. welches nur in den gemeinen Mundarten üblich ist, wo es im Wasser durch hin und her bewegen abspülen, und in weiterer Bedeutung auch wohl waschen bedeutet. Die Wäsche flauen, sie im kalten Wasser abspülen, um die Lauge und Seife heraus zu bringen; im Oberd. und Obersächs. fleihen, und fleuen. S. Abflauen. Die gepochten Erze flauen, im Bergbaue, sie waschen, durch fließendes Wasser das Taube davon scheiden.

Anm. Schon im dem Tatian ist fleuuin, waschen. Im Nieders. bedeutet flöen die Wiesen wässern, und flojen, fließen Engl. to flow, im Holländ. vloyon, flößen; woraus erhellet, daß dieses Wort mit fliehen, fluere, fließen, und hundert andern dieses Geschlechtes genau verwandt ist. Im Wend. ist plawik gleichfalls waschen, und im Pohln. plawie ich schwimme.


Flaufaß (W3) [Adelung]


Das Flaufaß, des -sses, plur. die -fässer, im Bergbaue, die Fässer, worin die gewaschenen Erze abgespület werden. S. Abflaufaß.


Flaum (W3) [Adelung]


Der Flaum, des -es, plur. inus. ein Collectivum, Flaumfedern zu bezeichnen, welches im Handel und Wandel üblich ist. Isländischer Flaum, Isländische Flaumfedern. S. Flaumfeder.


Flaume (W3) [Adelung]


Die Flaume, S. Pflaume.


Flaumen (W3) [Adelung]


* Die Flaumen, sing. inus. ein nur im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, übliches Wort, das rohe, nach nicht ausgelassene Nierenfett der Schweine, ingleichen das rohe Schmalzfett an Gänsen, Hühnern und Fischen zu bezeichnen.

Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Flomen, wo es aber auch Fischschuppen bedeutet. In eben dieser Mundart ist floom trübe, flömen trübe machen, ingleichen die Fische abschuppen und afflomen, das Fett abschöpfen. In mittlern Lat. ist Fluma, und in der Picardie noch jetzt Flume, eine dicke trübe Feuchtigkeit, phlegma.


Flaumfeder (W3) [Adelung]


Die Flaumfeder, plur. die -n, die leichtesten und weichsten Federn unten am Bauche des zahmen so wohl als wilden Geflügels, die Staubfedern, Nieders. Dunen; auch wohl als ein Collectivum, der Flaum. Das Latein. Pluma ist genau damit verwandt, nach dessen Muster härtere Mundarten dieses Wort auch wohl Pflaum schreiben und sprechen. Im Nieders. und Holl. ist Flaumenstreicher ein Schmeichler.


Flausch (W3) [Adelung]


+ Der Flausch, des -es, plur. die -e, in den niedrigen Mundarten, ein Büschel zusammen hängender Wolle, Haare u. s. f. ein Flausch Wolle, Haare. Nieders. Flüs, Flusch. S. Flatsche, Flies und Beflüschen.


Flause (W3) [Adelung]


+ Die Flause, plur. die -n, in den gemeinen Sprecharten, falsche Vorspiegelungen, leere Ausflüchte, Chicanen u. d. Mache mir keine Flausen, keine leeren Vorspiegelungen. Dann wollten wir ziehen und schmausen, Dann machte kein Amtmann uns Flausen, Chicanen. Daher die Flausenmacher.


Flautrog (W3) [Adelung]


Der Flautrog, des -es, plur. die -tröge, im Bergbaue, ein Trog, in welchem das gepochte Erz das darüber fließende Wasser gewaschen, d. i. von den Unreinigkeiten geschieden wird.


Flechse (W3) [Adelung]


Die Flechse, S. Flächse.


Flechte (W3) [Adelung]


Die Flechte, plur. die -n, Diminut. das Flechtchen, Oberd. Flechtlein, von dem folgenden Zeitworte flechten. I. Von dem Neutro flechten, verschiedene Dinge zu bezeichnen, welche sich schnell ausbreiten. 1) Ein mit Entzündung verbundenes Geschwür auf der Haut, welches immer weiter um sich greift, und mit kleinen Bläschen verbunden ist, welche die Haut anfressen und ungleich machen; Herpes, Lichen, Impetigo, ein Geflecht, Schwinde, weil es sich in der Geschwindigkeit ausbreitet, Schwindflechte, das Zittermahl, die Vergehe. Die einfache Flechte oder Hirsenflechte, das Hirsengeflechte, wenn die Blattern das Ansehen und die Größe der Hirsenkörner haben, und beym Aufspringen ein mehliges Wesen zurück lassen. Die lebendige oder um sich fressende Flechte, welche tief in die Haut einfrißt, und oft krebsartig wird. Von der ersten Art ist auch der trockene Grind bey dem Rindviehe, welcher gleichfalls das Geflecht, ingleichen der Zitter genannt wird. 2) Eine Art Milben, welche die Krätze verursachen, und auch Schwinden genannt werden, Siro Scabiei L. auch wegen der ausbreitenden und ansteckenden Eigenschaft der durch dieses Insect verursachten Krankheit. 3) Eine Art des Aftermooses, (Algae L.) bey welchem die weiblichen Blüthen in Gestalt eines Welches auf die Blätter gestreut sind; Lichen L. S. Färbeflechte, Lichtflechte, Steinflechte, Pechflechte, Lungenflechte, Hundsflechte u. s. f. Entweder wegen einiger Ähnlichkeit mit der Äußerlichen Gestalt der Krankheit dieses Nahmens, oder auch weil dieses Moos sich gleichfalls schnell ausbreitet. II. Von dem Activo, allerley geflochtene, oder zusammen geflochtene Dinge. Die Flechte (zusammen geflochtene Haare) auflösen. In der Landwirthschaft ist die Flechte oder Wagenflechte ein aus Ruthen geflochtener viereckiger Korb, welcher auf einen Bauer- oder Rüstwagen gesetzt wird, und an manchen Orten auch eine Benne, Krätze oder Zeine heißt; S. diese Wörter. Eine Käseflechte, eine Hürde, die Käse darauf zu trocknen. In dieses Bedeutung kommen auch im Mittlern Lateine Flecta, Flexa und Plecta vor.


Flechten (W3) [Adelung]


Flechten, verb. irreg. ich flechte, du flichst, er flicht, wir flechten u. s. f. Imperf. ich flocht; Conjunct. ich flöchte; Mittelw. geflochten; welches in doppelter Gattung üblich ist. I. * Als ein Neutrum, den Ort schnell verändern, sich ausbreiten; in welcher im Hochdeutschen veralteten Bedeutung es noch im Niedersächsischen üblich ist, wo flechten gehen auch davon gehen, entfliehen bedeutet. Fortflechten ist noch in einigen Oberdeutschen Gegenden um sich greifen, anstecken, von Krankheiten. S. Flechte 1. II. Als ein Activum, zwey oder mehr biegsame Dinge in einander schlingen. 1) Eigentlich. Die Haare flechten. Ein seidenes Band in die Haare flechten. Weidene Ruthen zusammen flechten. Die Reben um die Bäume flechten. Einen Missethäter aus das Rad flechten. Ingleichen auf solche Art hervor bringen. Kränze flechten. Einen Korb, einen Zaun flechten. Decken aus Bast flechten. Geflochtene Körbe. Einen Zopf flechten. 2) Figürlich. Sich im fremde Händel flechten, mischen, mengen. Kein Kriegsmann flichtet (flicht) sich in Händel der Nahrung, Tim. 2, 4. So sie entflohen sind dem Unflath der Welt - werden aber wiederum in dieselbigen geflochten, 2 Petr. 2, 20.

Anm. Dieses Zeitwort lautet in der thätigen Bedeutung im Nieders. flechten, bey dem Ottfried flehtan, im Dän. flette, im Schwed. fleta, im Wallis. plega, im Lat. plectere und plicare, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . In noch weitem Verstande ist fleckta, im Schwedischen hin und her bewegen; woraus zugleich erhellet, daß dieses Wort zu fliehen, flattern, flackern, flehen, fliegen, kurz zu dem großen Geschlechte derjenigen Wörter gehöret, welche eine Bewegung bezeichnen, deren besondere Art durch die jedesmahligen Endsylben bezeichnet wird. Das Franz. plier, biegen, gehöret gleichfalls hierher. Die zweyte und dritte Person des Präsentis freylich du flichtest, er flichtet heißen; allein der Wohlklang stößt das te gern aus, du flichst, er flicht, welches auch den Zeitwörtern däuchten, fechten u. s. f. widerfähret.


Flechtschiene (W3) [Adelung]


Die Flechtschiene, plur. die -n, breite, dünne Schienen, woraus die Siebe geflochten werden.


Flechtweide (W3) [Adelung]


Die Flechtweide, plur. die -n, ein Nahme, welchen an einigen Orten auch die Bandweide, Salix viminalis L. führet, weil sie zu allerley Flechtwerk sehr dienlich ist, S. Bandweide.


Flechtwerk (W3) [Adelung]


Das Flechtwerk, des -es, plur. inus. geflochtene Arbeit, allerley aus Ruthen u. s. f. geflochtene Dinge; im Nieders. Flake, Engl. Fleak, Schwed. Flak.


Fleck (W3) [Adelung]


Der Fleck, des -es, plur. die -e, Diminut. das Fleckchen, Oberd. das Flecklein; ein Wort, welches in einer doppelten Bedeutung üblich ist. 1. Ein unbestimmter, gemeiniglich kleiner Theil der Erdfläche, der Platz, die Stelle, in der gemeinen und vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen. 1) Ein kleiner Theil der Erdfläche. Ein Fleck Landes. Ein Fleck Acker. Ein Fleck Wiesen. Er hat einen ansehnlichen Fleck Waldes geschenkt bekommen. Es ist noch ein guter Fleck hin. Ein Grasefleck. Kein Ort war ihr mehr angenehm, Kein Fleck zur Weide mehr bequem, Rost. Sprich, wenn der Junker selbst sein Feld bestellen könnte, Ob er uns wohl ein Fleckchen Acker gönnte, Willam. 2) Die Stelle, ein bestimmter Theil des Raumes. Hier auf diesem Flecke lag es. Habe ich den rechten Fleck getroffen? Gehe mir nicht vom Flecke. Gib nur den Schöps heraus, eh geh ich nicht vom Flecke, Rost. Sie schweigt und gräbt getrost. Ha, ha, nun klingt es hohl, Nun wird der rechte Fleck bald kommen, Gell. nehmlich, wo der Schatz lag. Mit allen den schönen Einfällen kommen wir nicht vom Flecke. 2. Ein Stück eines Ganzen; auch nur in der vertraulichen und gemeinen Sprechart. 1) ein abgerissenes oder abgeschnittenes Stück Zeug, Leder u. s. f. ein Lappen; in den gemeinen Mundarten auch ein Flicken. Einen Fleck aufsetzen, auf den zerrissenen Theil eines Kleides oder eines Schuhes. Den Fleck neben das Loch setzen. Flecke auf die Schuhe setzen, S. Beflecken und Flecken. In welcher Bedeutung in der niedrigen Mundart der Meißner der Plural auch Flecker lautet. Die Stücke Rindsleder, woraus die Schuster die Absätze zusammen setzen, heißen bey ihnen gleichfalls Flecke, ingleichen Köder. Kaum hatte noch des Schneiders Hand Dem Affen ein erflickt Gewand Von bunten Flecken umgehangen, Gell. 2) Ein abgeschnittenes Stück Zeuges zu einem gewissen Gebrauche, ingleichen verschiedene solchen Stücken ähnliche Theile der Kleidung, besonders im Oberdeutschen. Ein Haubenfleck, ein Stück Zeuges zu einer Haube. Ein Brustfleck, S. dieses Wort. In und um Nürnberg führet die Schürze den Nahmen des Fleckes und an andern Oberdeutschen Orten des Vorfleckes. Ein Spitzenfleck, eine Spitzenschürze. Ein Hausfleck, eine Hausschürze u. s. f. 3) Stücke von den Gedärmen und Eingeweiden der Thiere, in den Küchen und bey den Fleischern. Ein Pastete von Flecken. S. Flecksteder.

Anm. In der ersten Hauptbedeutung gehöret dieses Wort unstreitig zu Fläche und flach, Nieders. Flak. In eben dieser Mundart ist Flagge, Flak und Blek, ein Stück Landes, Plack, Placke aber ein flaches Stück Landes. In der zweyten Bedeutung lautet es im Nieders. Flicke, Flak, Black und Placke, im Angels. Flicce, Floh, im Engl. Flitsch, Flaw, im Wallis. Fflaw, im Böhm. Fleck, im Schwed. Flack und Flik, alle in der Bedeutung eines Lappens, eines Stückes. Im Nieders. sind Plaggen, platte, ausgestochene Rasen. Die zweyte Bedeutung läßt sich füglich mit der ersten verbinden; allein da fläcka im Schwed. und fleika im Isländ. spalten, theilen, bedeutet, so stehet es dahin, ob Fleck und das folgende Flecken, in der Bedeutung eines Stückes, nicht ein von Fleck, die Fläche, Stelle, verschiedenes Wort ist, wenn sich nicht erweisen lässet, daß fläcka, theilen, von Fleck, ein Stück, abstammet. S. Flicken.


Fleckeln (W3) [Adelung]


Fleckeln, verb. reg. act. welches nur in den gemeinen Sprecharten üblich ist. 1) Die Schuhe fleckeln, Flecke auf die Absätze setzen. S. Fleck 2. und Beflecken. 2) Bey den Jägern, zur Übung nach einem Brete schießen.


Flecken (W3) [Adelung]


Der Flecken, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Fleckchen, Oberd. das Flecklein, das vorige Wort Fleck, welches aber im Hochdeutschen in der verlängerten Form am üblichsten ist. 1. Ein bewohnter Theil der Erdfläche. 1) Ein Hof, Meierey oder Dorf mit der dazu gehörigen Flur; in welchem Verstande im Nieders. ehedem auch Bleck üblich war. Es scheinet, daß auch Luther diese Bedeutung im Sinne hatte; wenigstens hat er einige Wahl, z. B. Jos. 13, 30, das Wort Flecken, wo Michaelis Dörfer setzet. Doch in dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, nicht aber im Oberdeutschen, wo Flecken noch ein großes Dorf bedeutet. Im Hochdeutschen hingegen bezeichnet es, 2) nur, noch ein Mittelding zwischen einem Dorfe und eines Stadt, ein Dorf mit städtischen Gewerben, welches aber keine, oder doch nur einige Stadtgerechtigkeiten hat, und im gemeinen Leben oft auch ein Städtchen heißt. Hat ein Flecken das Marktrecht, so wird er ein Marktflecken, oft aber nur ein Markt schlechthin genannt; Franz. Bourg, Nieders. Blek, Dän. Flecke. Doch sind Flecken und Marktflecken in diesem Verstande mehr in Niederdeutschland, Markt aber mehr in Oberdeutschland üblich. In andern Gegenden, z. B. in Westphalen, wird ein solcher Flecken auch ein Weichbild, ingleichen eine Freyheit genannt, S. diese Wörter. 2. Eine kleine irreguläre Fläche oder Stelle von einer andern Farbe; im Oberd. ein Fleck. 1) Überhaupt. Ein weißes Pferd mit blauen Flecken. Die Fleck den in der Sonne, die dunkeln Stellen in derselben, welche von der Ungleichheit ihrer Oberfläche herrühren. Blaue Flecken auf der Haut. Die Flecken oder Kinderflecken, im Oberdeutschen die Masern, S. Masern. Oft wird auch das Fleckfieber nur die Flecken genannt. 2) Besonders, fehlerhafte irreguläre Flächen von einer andern oder doch veränderten Farbe. Ein Dintenflecken, Fettflecken, Öhlflecken u. s. f. Das Kleid ist voller Flecken. Einen Flecken in ein Kleid machen, in seinem Kleide bekommen. Einen Flecken ausmachen. Der Flecken geht nicht aus. Daher, 3) figürlich, ein Fehler. Du bist allerdings schön meine Freundin, und ist kein Flecken an dir, Hohel. 4, 7. Eine gemeine, die herrlich sey, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, Ephes. 5, 27. Ingleichen, Verletzung des guten Nahmens, Unehre, Schand. Eines Nahmen, Charakter, Flecken anhängen. Ein guter Nahme ohne Flecken. S. Schandflecken. Wie auch Beschwerung, Verletzung des Gewisses. Daß du haltest das Geboth ohne Flecken untadelich, 1 Timoth. 6, 14. Was hilft euch aller Staat und Pracht, Wenn Flecken im Gewissen bleiben? Günth. S. Beflecken. In dieser ganzen zweyten Bedeutung lautet es nach dem Muster der Oberdeutschen auch bey einigen Hochdeutschen der Fleck und im Plural die Flecke. In den folgenden Zusammensetzungen ist die Oberdeutsche Form Fleck gleichfalls eingeführet. Bey dem Notker lautet dieses Wort Flacchen und Flecchen, und in dem alten Gedichte auf den heil. Ano Vlekke, im Nieders. Plack, Placke, im Schwed. und Isländ. Fleck, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Wachter leitet es von Blick her; allein das Wort Fläche hat wenigstens ebbend so vieles Recht an die Abstammung dieses Wortes.


Flecken (W3) [Adelung]


Flecken, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. 1. Als ein Activum. 1) Mit Flecken, d. i. kleinen Stellen von einer andern Farbe versehen; in welchem Verstande aber nur das Mittelwort gefleckt üblich ist; Nieders. placked. Eine weißes Pferd schwarz gefleckt. Ein röthliches Gemisch zieht von dem Berge sich ins Thal, von immer grünen Tannen und Fichten gefleckt. Geßn. Die bunt gefleckte Haut der Schlange. Von fehlerhaften Flecken ist dieses Wort nicht, wohl aber fleckig und befleckt üblich. 2) In den Münzen, dem kleinen Gelde das gehörige Verhältniß der Größe geben. 3) Bey den Nadlern wird der Draht geflecket, wenn er flach geschlagen wird. 4) Die Schuhe, Absätze flecken, neue Flecke von Leder auf die Absätze befestigen. Im Oberd. fleckt man auch Kleider, Strümpfe u. s. f. welche im Hochdeutschen geflickt werden; S. Flicken. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) An den Flecken, d. i. Masern, danieder liegen; doch nur im Oberdeutschen. 2) Fehlerhafte Flecken verursachen. Schwarze Kirschen flecken. Das Öhl, das Fett flecket. Wasser fleckt zwar nicht, aber es benimmt doch den Glanz. Nieders. auch placken. 3) Leicht fehlerhafte Flecken bekommen, annehmen. Weiße Kleider flecken leicht. Nieders. auch placken. 4) Vom Flecke kommen, in der niedrigen Sprechart. Es will nicht flecken, man kommt wenig von der Stelle, bringt nichts vor sich, kommt in der Sache nicht weiter; in Baiern, es schlaunet nicht. S. Schleunig.


Fleckenkraut (W3) [Adelung]


Das Fleckenkraut, des -es, plur. inus. eine Benennung. 1) des Schildkrautes, Scutellaria Galericulata L. welches sehr bitter ist, und am Geruche dem Knoblauch gleichet. Die Blume ist violbraun, und hat kleine dunkle Flecken. Man hielt sie ehedem auch für heilsam in Fleckfiebern. 2) Des Sauerklees, weil dessen Salz die Flecken aus den Kleidern nimmt. S. Buchampfer.


Flecket (W3) [Adelung]


Flecket, S. Fleckig.


Fleckfieber (W3) [Adelung]


Das Fleckfieber, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. ein jedes faules, oder hitziges Fieber, bey welchem rothe oder blaue Flecken zum Vorscheine kommen. In engerem Verstande führet nur diejenige Art diesen Nahmen, bey welcher diese Flecken mit zur Krisi gehören, und welche am häufigsten Peteschen genannt werden, Febris-petechialis; S. dieses Wort.


Fleckig (W3) [Adelung]


Fleckig, -er, -ste, adj. et adv. Flecken habend, in der zweyten Bedeutung dieses Wortes. 1) Überhaupt, kleine Flächen von einer andern Farbe habend. Fleckige Schafe. Buntfleckig, rothfleckig. Fleckig im Gesichte seyn. 2) Fehlerhafte Flecken habend. Das Kleid, die Wäsche ist fleckig. Ein fleckiges (beflecktes) Kleid. Fleckiges Zinn, figürlich im Bergbaue, hartes und ungeschmeidiges Zinn.

Anm. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort flecket, welche Form auch Luther beybehalten hat. Fleckete Schafe 1 Mos. 30, 31. Fleckete Ziegen, ebbend. und in andern Stellen mehr.


Fleckkehlchen (W3) [Adelung]


Das Fleckkehlchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Brustwenzel mit silberfarbener roth gefleckter Brust; Sylvia thorace argentata Klein.


Fleckkugel (W3) [Adelung]


Die Fleckkugel, plur. die -n, Seife in Gestalt einer Kugel, Flecken damit aus den Kleidern zu bringen.


Fleckleder (W3) [Adelung]


Das Fleckleder, es -s, plur. inus. starkes Roß- und Ochsenleder, welches zu Sohlen und Flecken an den Absätzen gebraucht wird.


Flecksieber (W3) [Adelung]


Der Flecksieber, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Oberdeutschen Gegenden, z. B. zu Wien, eine Art Fleischer, die sich, allein mit Sieden der Kaldaunen beschäftigen; S. Fleck 2.


Fledermaus (W3) [Adelung]


Die Fledermaus, plur. die -mäuse. 1) Ein haariges fünfzähiges vierfüßiges Thier in Gestalt und Größe einer Maus, welches mit häutigen Werkzeugen zum Fliegen versehen ist; und nur des Nachts umher flieget; Vespertilio L. Speckmaus; weil sie eine Liebhaberinn des Speckes und aller fetter Sachen ist; Dän. Flaggermuus, Engl. Flittermouse, Schwed. Flädermus, Läderlapp, Isländ. Ledermus, ohne Blaselaut. Sie hat den Nahmen von flattern, weil sie in ihrem Fluge ein flatterndes Geräusch macht. Der Nahme Fledarmus kommt schon in den Monseeischen Glossen vor. Ir schoenen lip han ich davor erkennet Er tuot mir als der vledramus das lieht Diu fliugel daran unz sie sich gar verbrennet, Graf Rudolph von Newenburg. Die Ostindische Fledermaus, S. Nachtschwalbe. 2) Eine ehemahlige Schlesische Münze, welche drey Pfennige gilt, und auch ein Gröschel genannt wird, wegen des übel ausgedruckten Adlers, den der große Haufe für eine Fledermaus gehalten. 3) Bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches, eine Art der Passionsblume, wegen der Gestalt ihrer Blume; Passiflora Vespertilio L.


Flederratze (W3) [Adelung]


Die Flederratze, plur. die -n, eine Art großer Fledermäuse in der Größe und Gestalt eine Ratze, in Amerika und Ternate.


Flederwisch (W3) [Adelung]


Der Flederwisch, des -es, plur. die -e, das erste Glied eines Gänseflügels mit den daran befindlichen Federn, allerley Hausgeräth vom Staube damit zu reinigen. Im gemeinen Leben sagt man von einer spröden Jungfrau, sie habe Flederwische feil; zu welchem Ausdrucke ein stolzes Frauenzimmer Gelegenheit gegeben haben soll, die jedem ihrer Freyer mit einem Flederwische nachzukehren pflegte, aber endlich so arm ward, daß sie diese ihre Flederwische auf dem Markte verkaufen mußte. Von Fleder, welches ehedem auch für Feder üblich war. Siehe Flattern und Abfledern.


Flegel (W3) [Adelung]


Der Flegel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Flegelchen, Oberd. Flegelein, ein Werkzeug zum Schlagen. 1) Eigentlich, in der Landwirthschaft, ein an einer Stange bewegliches starkes Stück Holz, zum Dreschen, ein Flegel oder Dreschflegel, und in weiterer Bedeutung dieses ganze Werkzeug selbst; im Oberd. ein Kornhammer. 2) Figürlich, ein niedriges Scheltwort auf einen groben bäuerischen Menschen.

Anm. Schon in den Monseeischen Glossen lautet dieses Wort Flegila, im Nieders. Flegel und Flogger, im Dän. Flägel, im Engl. Flail, im mittlern Lat. Flagellum, im Französ. ehedem Fleel, jetzt Fleau. Es stammet vermittelst der Endsylbe el, welche ein Werkzeug bezeichnet, von dem alten noch bey dem Ottfried befindlichen fluagan, schlagen, her, Lat. fligere, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - Schwed. flenga, dahin auch das Lat. Plaga, gehöret. Im Schwed. heißt der Flegel um eben deßwillen auch Slaga und Pleiel, das letztere von dem Zeitworte bläuen, schlagen. Winsbeck nennt einen Dreschflegel gleichfalls Slegel. Man siehet leicht, daß mit dem veralteten Zeitworte flegen, schlagen, zugleich auf die fliegende Bewegung des schlagenden Werkzeuges gesehen wird; daher bedeutet Flegel im Nieders. auch einen Flügel.


Flegeler (W3) [Adelung]


Der Flegeler, des -s, plur. ut nom. sing. in der Geschichte des 15ten Jahrhundertes, ein Haufen Bauern, Tagelöhner und anderer mit Dreschflegeln und häuslichen Werkzeugen bewaffneter niedriger Leute, mit welchen Graf Günther von Schwarzburg 1412 den Landgrafen von Thüringen zu bekriegen suchte, welche auch die Fleglerrotte, Fleglergesellschaft, und dieser Krieg der Fleglerkrieg genannt wurden; im Lateine der damahligen Zeiten Flegeli und Bengelenses.


Flegeley (W3) [Adelung]


+ Die Flegeley, plur. die -en, in der niedrigsten Sprechart, ein im hohen Grade bäuerisches, grobes, ungesittetes Betragen.


Flegelhaft (W3) [Adelung]


+ Flegelhaft, -er, -este, adj. et adv. ein eben so niedriges Wort, für sehr bäuerisch, grob und ungesittet. Siehe Flegel 2.


Flegelhenke (W3) [Adelung]


Die Flegelhenke, plur. die -n, in der Landwirthschaft, ein Schmaus, welcher den Dreschern gegeben wird, wenn sie gänzlich ausgedroschen haben, und nunmehr ihre Flegel an den Nagel henken.


Flegelkappe (W3) [Adelung]


Die Flegelkappe, plur. die -n. 1) Eine lederne Kappe, vermittelst deren der Flegel an der Stange, oder Handruthe befestiget wird. 2) Wegen einiger Ähnlichkeit auch die Hächse oder das hinterste Bein an den Schöpps- und andern Keulen, welches auch das Mägdebein heißt, weil es gemeiniglich den Mägden gegeben wird.


Flehen (W3) [Adelung]


1. * Flehen, verb. reg. act. et neutr. welches nur noch im Oberdeutschen üblich ist, für fliehen. S. Fliehen.


Flehen (W3) [Adelung]


2. Flehen, verb. reg. neutr. mit haben, welches eigentlich hin und her bewegen, besonders aber sich schmiegen, winden und drehen, bedeutet, und mit zu dem weitläuftigen Geschlechte der Zeitwörter flauen, fliehen, fliegen, flechten u. s. f. gehöret, ( S. diese Wörter,) aber in dieser seiner ersten Bedeutung längst veraltet ist. Es kommt noch in einer doppelten figürlichen Bedeutung vor. 1) * Für schmeicheln, besonders im nachtheiligen Verstande, durch verstellte Freundlichkeit sich eines Gunst zu erwerben suchen; in welchem Verstande es doch nur noch im Niedersächsischen üblich ist, wo flojen, flikflojen, floistraken, und in gröbern Mundarten floiiken, schmeicheln, fuchsschwänzen, Holl. vleien. Schwed. fleckra, floi aber schmeichelhaft, und Flojer einen Schmeichler bedeuten. Daß die Bedeutung auch im Oberdeutschen nicht unbekannt gewesen, erhellet schon aus dem Kero und den Monseeischen Glossen, wo flehan schmeicheln, und Fleh unga Schmeicheley ist. Flehen druckt genau aus, was man sonst auch sich schmiegen und biegen nennet, und kommt darin mit dem Hochdeutschen schmeicheln überein, S. dieses Wort. Es stammt also nicht, wie in dem Bremisch-Niedersächs. Wörterbuche gemuthmaßet worden, zunächst von flojen, fließen, ab. 2) Sich bittend vor jemanden schmiegen, gleichsam sich bittend vor ihm im Staube winden, ängstlich und demüthig bitten. Um Gnade, um Barmherzigkeit, um sein Leben, um Hülfe, um Rettung flehen. Um das Recht flehen, Hiob 9, 15. In der höhern Schreibart auch als ein Activum, mit der vierten Endung Sache. Sie winden sich in Staub, und flehn umsonst ihr Leben, Weiße. Wird die Person, zu welcher das Flehen gerichtet ist, ausgedruckt, so bekommt sie in der Deutschen Bibel mehrmahls die Vorwörter zu und vor. Mose aber flehete vor dem Herrn seinen Gott, Mos. 32, 11. Und beten und flehen zu dir in diesem Haus, Kön. 8, 33. Im Hochdeutschen gebraucht man dafür oft die vierte Endung, einen flehen, d. i. anflehen. Ich wil die vil guoten vlehen Umb ein ding das ich doch han, Burkhard von Hohenfels. Und bath und flehete ihn, 2 Chron. 33, 13. Und flehete ihn, daß er wegthät u. s. f. Esth. 8, 3. Da muß ich vor den kalten Götzen den Himmel um Gesundheit flehn, Günth. Die Thränen, womit ich den Himmel flehe, Dusch. Flehe mit mir den Himmel, daß er die Prüfung endige, ebend. Richtiger die dritte Endung; einem flehen, für zu einem. Dem Herrn will ich flehen, Ps. 30, 9. Ich flehe dem Herrn mit meiner Stimme, Ps. 142, 2. So du dem Allmächtigen flehest, Hiob 8, 5; und so in andern Stellen mehr. Flehet ihm, Günth. Die zu lösen so ihm flehn, Opitz. Dir fleht der sorgenvolle Greis O Stifter der Geschlechter, Raml. Anstatt des ungebräuchlichen Flehung wird der Infinitiv häufig als ein Hauptwort gebraucht. Herr, höre mein Flehen. Kann dich kein Flehn bewegen? Anm. In dieser zweyten Bedeutung lautet es schon bey dem Notker flehen, bey dem Stryker aber vlegen. Die oben angegebene Abstammung von flehen, schmiegen, biegen, wird auch durch das Latein. supplicare bestätiget, dessen letzte Hälfte gleichfalls das Zeitwort plicare, biegen, falten, ist, Franz. plier. S. auch Flechten. Daher es nicht von dem Lat. flere abstammen kann, wie Frisch behauptet, als welches vielmehr zu unserm flennen gehöret. Wohl aber ist das Lat. Intensivum Flagitare mit unserm flehen verwandt. Wachters Ableitung von dem mittlern Lat. litus, ein Knecht, ist wohl die seltsamste, die man nur erdenken kann. Ehedem war auch das Hauptwort Fleh üblich. Ich bitt euch mit großer Fle, Rosenplut um das Jahr 1450.


Flehentlich (W3) [Adelung]


Flehentlich, -er, -ste, adj. et adv. mit Flehen, in Gestalt des Flehens. Er bath flehentlich. Ein flehentliches Bitten. Sie bathen uns auf das flehentlichste. Das t in diesem Worte ist das t euphonicum, welches sich auch in nahmentlich, verschiedentlich, hoffentlich, und hundert andern befindet. Siehe T.


Fleihen (W3) [Adelung]


1. Fleihen, spülen, waschen; S. Flauen.


Fleis (W3) [Adelung]


Der Fleis, S. Fleiß.


Fleisch (W3) [Adelung]


Das Fleisch, des -es, plur. inus. 1. Eigentlich. 1) Alle weiche Theile der thierischen Körper, welche nicht Knochen, Haut oder Knorpel sind. Das Fleisch von vierfüßigen Thieren. Das Fleisch von Fischen. Das Zahnfleisch. In dieser weitern Bedeutung werden die weichern Eingeweide, die Leber, Lunge, Milz, das Herz und die Nieren mit unter das Fleisch gerechnet. Der Nagel ist in das Fleisch gewachsen. Der Finger ist roh Fleisch. Wildes Fleisch in einer Wunde. + Vom Fleische fallen, wieder zu Fleische kommen, sind niedrige Ausdrücke, für mager werden, und fleischig werden. 2) In engerm Verstande, der musculöse Theil der thierischen Körper, welcher eigentlich aus dem Bauche der Muskeln bestehet, zum Unterschiede von dem Fette und andern weichen Theilen. Mit Fleisch durchwachsen. Die Karpfen haben ein weiches, die Hechte ein hartes Fleisch. 3) In einem andern engern Verstande bezeichnet Fleisch die weichern eßbaren festen Theile der Vögel und vierfüßigen Thiere, zum Unterschiede von diesem weichern Theilen der Fische und Wasserthiere. In der Fasten ist es nicht erlaubt, Fleisch zu essen. Hühnerfleisch, Gänsefleisch, Kalbfleisch, Lammfleisch u. s. w. Besonders das Fleisch der eßbaren zahmen vierfüßigen Thiere. Frisches Fleisch. Geräuchertes, eingesalzenes Fleisch. Fleisch kochen. Gesottenes, gebratenes Fleisch. Rohes Fleisch. Im weiteren Verstande werden oft alle aus dem geschlachteten zahmen Viehe zubereiteten Waaren der Fleischer, z. B. Würste, Kopf, Geschlinge u. s. f. Fleisch genannt. 2. Figürlich. 1) Die weiche dem Fleische der Thiere ähnliche Substanz mancher Pflanzen und ihrer Früchte. Das Fleisch der Kürbisse, Pfirschen, "Aprikosen", Melonen, Pflaumen, Kir- schen, Artischocken, Schwämme u. s. f. 2) Die Farbe des durch die Haut durchscheinenden Fleisches. So sagen die Mahler z. B. der Schenkel ist von schönem Fleische, wenn dessen Colorit der natürlichen Farbe dieses Theiles gleicht. 3) Der menschliche Leib, nur noch zuweilen. Ein hären Kleid auf dem bloßen Fleische tragen. In der Deutschen Bibel kommt diese Bedeutung mehrmahls. In seiner Hand ist der Geist alles Fleisches eines jeglichen, Hiob 12, 10. Sie werden seyn Ein Fleisch, 1 Mos. 2, 24. Mein Fleisch wird sicher liegen, Ps. 16, 9. Nach dem Fleische nicht da seyn, Col. 2, 5. 4) Der sinnliche Theil des Menschen, sinnliche Begierden, in der biblischen Schreibart. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, Matth. 26, 41. Besonders so fern diese sinnlichen Begierden verderbt sind, und sich die Herrschaft über die Vernunft anmaßen, die verderbte menschliche Natur. Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen, denn sie sind Fleisch, 1 Mos. 6, 3. Nach dem Fleische wandeln, Röm. 8, 1, 4; und so in vielen andern Stellen mehr, wo auch Fleisch und Blut in eben diesem Verstande häufig vorkommt. 5) Das menschliche Geschlecht, und einzelne Menschen; auch nur in der Deutschen Bibel. Alles Fleisch hatte seine Wege verderbe, 1 Mos. 6, 12. Alles Fleisch lobt Gottes Nahmen, Ps. 145, 21. Das Wort ward Fleisch, Joh. 1, 14. 6) Der Leib Christi im Abendmahle. Das Fleisch des Menschensohnes essen, Joh. 6, 53. Das Brot ist mein Fleisch, V. 51. 7) Alle lebendige Geschöpfe; gleichfalls nur in der Deutschen Bibel. Der allem Fleische Speise gibt, Ps. 136, 25. Alles Fleisch ist Heu. Es. 40, 6. Ich will eine Sündfluth kommen lassen - zu verderben alles Fleisch, darin ein lebendiger Odem ist, 1 Mos. 6, 17.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Kero Fleisk, bey Isidors Übersetzer Fleisch, bey dem Notker und Ottfried Fleisc, im Nieders. Fleesk, im Angels. Flaesc, im Schwed. und Dän. Flesk, wo es aber Speck bedeutet, im Engl. Flesh. Ihre leitet es von Fleck, ein abgeschnittenes Stück, her, aber Wachter mit mehrerm Rechte von dem schon bey dem Ulphilas vorhandenen Leik, Fleisch; S. Leiche.


Fleischader (W3) [Adelung]


Die Fleischader, plur. die -n, in der Anatomie, ein Ast der Schlüsselbeinader, welche zu den Muskeln des Halses und Hauptes gehet, und von andern die Mäusleinader oder Muskelader genannt wird; Vena muscula.


Fleischbank (W3) [Adelung]


Die Fleischbank, plur. die -bänke, die Bank, d. i. der Ort einer Stadt, wo die Fleischer das Fleisch öffentlich feil haben; in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes, der Fleischscharren, die Fleischranne, die Fleischhalle, der Fleischmarkt, die Metzch, der Kuttelhof u. s. f. Zuweilen auch das Recht, das geschlachtete Fleisch öffentlich zum Verkaufe auszulegen.


Fleischbaum (W3) [Adelung]


Der Fleischbaum, des -es, plur. die -bäume, in der Hauswirthschaft, in den Feuermauern befestige Bäume, das Fleisch zum Räuchern daran aufzuhängen.


Fleischbeil (W3) [Adelung]


Das Fleischbeil, des -es, plur. die -e, ein Beil der Fleischer und Köche, Fleisch damit zu hauen.


Fleischblättchen (W3) [Adelung]


Das Fleischblättchen, des -s, plur. ut nom. sing. kleine neben einander liegende Blättchen an der innern Fläche des Strahles an einem Pferdehufe.


Fleischbohne (W3) [Adelung]


Die Fleischbohne, plur. die -n, eine Art bunter Türkischer Bohnen mit fast kugelförmigem Samen und sehr fleischigen Schoten.


Fleischbruch (W3) [Adelung]


Der Fleischbruch, des -es, plur. die -brüche, bey den Ärzten, eine Art des falschen Bruches, der in einer harten fleischichten Geschwulst bestehet, welche an oder neben den Hoden hänget, und nach und nach größer wird; Sarcocele.


Fleischbrühe (W3) [Adelung]


Die Fleischbrühe, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -n, die Brühe von gekochtem Fleische; im gemeinen Leben Fleischsuppe.


Fleischeisen (W3) [Adelung]


Das Fleischeisen, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Fellbereitern, besonders bey den Gärbern und Kürschnern, ein scharfes fest stehendes Eisen, einer Elle lang und 1 1/2 Hand breit, über welches die Felle gezogen werden, wenn man sie fleischen, d. i. das daran befindliche Fleisch davon absondern will.


Fleischen (W3) [Adelung]


Fleischen, verb. reg. act. 1) Des Fleisches berauben, bey den Gärbern und Kürschnern, wo die Felle gefleischet werden, wenn man die daran hängenden fleischigen Theile vermittelst des Fleischeisens abstößet; bey den Gärbern auch ausen. S. Abfleischen. 2) Mit Fleisch bekleiden, doch nur in dem zusammen gesetzten einfleischen, w. f.


Fleischen (W3) [Adelung]


Fleischen, adj. et adv. S. Fleischern.


Fleischer (W3) [Adelung]


Der Fleischer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Fleischerinn, ein Handwerker, welcher das zur menschlichen Nahrung nöthige zahme Vieh schlachtet und verkauft; in Oberdeutschland der Metzcher, Fleischhacker, in Nieders. ein Schlächter, Fleischhauer, Knochenhauer, in Cöln Fleischmengen, vom veralteten mangen, handeln; im mittlern Lat. Carnifex. Ein Fleischer, welcher nur das Vieh anderer Hauswirthe schlachtet, wird in Niedersachsen ein Hausschlächter, Schächter und Küter genannt. Diejenigen Fleischer, welche sich allein mit Kaldaunensieden beschäftigen, heißen in Wein Flecksieder, und die, welche Würste machen, Würstler. Gaßler sind in Breslau solche Fleischer, welche nur kleines Vieh schlachten.


Fleischergang (W3) [Adelung]


Der Fleischergang, des -es, plur. die -gänge, im gemeinen Leben, ein vergeblicher Gang, dergleichen die Fleischer, wenn sie Vieh zu kaufen suchen, mehrmahls zu thun genöthiget sind; im Oberd. ein Metzchergang.


Fleischergewicht (W3) [Adelung]


Das Fleischergewicht, des -es, plur. inus. dasjenige Gewicht, nach welchem die Fleischer das Fleisch auswiegen und verkaufen müssen, und welches in Leipzig um den 11 ten Theil schwerer ist als das Kramergewicht; das Fleischgewicht, schwere Gewicht. Zu Wittenberg machen 9 Fleischerpfunde 11 Kramerpfunde.


Fleischerhund (W3) [Adelung]


Der Fleischerhund, des -es, plur. die -e, ein abgerichteter großer Hund, welcher den Fleischern das Vieh treiben hilft.


Fleischerknecht (W3) [Adelung]


Der Fleischerknecht, des -es, plur. die -e, der Knecht, d. i. Gesell, eines Fleischers.


Fleischern (W3) [Adelung]


Fleischern, adj. et adv. welches nur im gemeinen Leben, besonders Oberdeutschlandes, üblich ist, von Fleisch. Ein fleischernes Herz, Ezech. 11, 19. Kap. 36, 26. Fleischerne Tafeln des Herzens, 2 Cor. 3, 3. In einigen Gegenden auch fleischen.


Fleischeslust (W3) [Adelung]


Die Fleischeslust, plur. die -lüste, in der biblischen Schreibart, sinnliche Begierde, besonders sinnliches Verlangen nach dem Beyschlafe, 1 Joh. 2, 16.


Fleischfarbe (W3) [Adelung]


Die Fleischfarbe, plur. inus. die röthliche Farbe des durch die Haut durchscheinenden Fleisches eines gesunden Menschen, und diejenige Farbe, welche solche nachahmet.


Fleischfarben (W3) [Adelung]


Fleischfarben, adj. et adv. diese Farbe habend. Ein fleischfarbenes Kleid. Auch fleischfarbig. Im Nieders. nakrood, d. i. nackendroth, woraus die Franzosen ihr Nacarat gebildet haben.


Fleischfaser (W3) [Adelung]


Die Fleischfaser, plur. die -n, diejenigen Fasern oder zarten Röhrchen, aus welchen das Fleisch zusammen gesetzt ist.


Fleischfaß (W3) [Adelung]


Das Fleischfaß, des -sses, plur. die -fässer, in der Haushaltung, ein Faß, in welchem das Fleisch eingesalzen und aufbewahret wird.


Fleischfell (W3) [Adelung]


Das Fleischfell, des -es, plur. inus. S. Fleischhaut.


Fleischfliege (W3) [Adelung]


Die Fleischfliege, S. Aasfliege.


Fleischfressig (W3) [Adelung]


Fleischfressig, adj. et adv. was Fleisch frisset, sich vom Fleische nähret. Fleischfressige Thiere.


Fleischgabel (W3) [Adelung]


Die Fleischgabel, plur. die -n, in den Haushaltungen. 1) Eine eiserne Gabel, das gekochte Fleisch aus dem Topfe oder Kessel zu hohlen. 2) Eine hölzerne Gabel, das an Stecken gebundene Fleisch in die Höhe zu hängen oder herunter zu hohlen.


Fleischgelte (W3) [Adelung]


Die Fleischgelte, plur. die -n, in der Haushaltung, eine Gelte, das zum Kochen bestimmte Fleisch darin zu waschen.


Fleischgeschwulst (W3) [Adelung]


Die Fleischgeschwulst, plur. die -schwülste. 1) Eine Benennung des Fleischbruches, S. dieses Wort. 2) In weiterm Verstande, eine jede weiche Geschwulst, welche nicht schmerzhaft ist; Sarcoma.


Fleischgewächs (W3) [Adelung]


Das Fleischgewächs, des -es, plur. die -e, ein fleischichtes widernatürliches Gewächs ohne Schmerzen, welches sich zuweilen in der Nase, am Herzen u. s. f. äußert; Polypus.


Fleischgewicht (W3) [Adelung]


Das Fleischgewicht, des -es, plur. inus. S. Fleischergewicht.


Fleischhacker (W3) [Adelung]


Der Fleischhacker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Fleischhackerinn, S. Fleischer.


Fleischhaken (W3) [Adelung]


Der Fleischhaken, des -s, plur. ut nom. sing. in der Haushaltung, ein dreyeckiges Eisen mit krummen Zacken an einem Stricke, Fleisch und Wildbret daran aufzuhängen.


Fleischhalle (W3) [Adelung]


Die Fleischhalle, plur. die -n, S. Fleischbank.


Fleischhaltung (W3) [Adelung]


Die Fleischhaltung, plur. inus. bey den Mahlern, die Art und Weiße das nackende Fleisch zu mahlen; Franz. la Carnation.


Fleischhaut (W3) [Adelung]


Die Fleischhaut, plur. die -häute, in der Anatomie, eine Benennung der Fetthaut, weil sie an manchen Orten Fleischfasern an sich nimmt; das Fleischfell. S. Fetthaut.


Fleischicht (W3) [Adelung]


Fleischicht, -er, -ste, adj. et adv. dem Fleische ähnlich. Ein fleischichtes Gewächs in der Nase.


Fleischig (W3) [Adelung]


Fleischig, -er, -ste, adj. et adv. Fleisch habend, aus Fleisch bestehend. Das Kalb ist sehr fleischig, wenn es vieles Fleisch hat. Das Kind ist überaus fleischig. Die Pfirschen, "Aprikosen" u. s. f. sind sehr fleischig. Die fleischigen Zeichen, in der Astrologie, die Jungfrau, die Wage und der Wassermann, weil sie den Thieren das Fleisch bereiten sollen.


Fleischigkeit (W3) [Adelung]


Die Fleischigkeit, plur. inus. die Eigenschaft, da ein Ding fleischig ist.


Fleischkammer (W3) [Adelung]


Die Fleischkammer, plur. die -n, in der Haushaltung, eine Kammer, das Fleisch darin aufzubewahren.


Fleischkoch (W3) [Adelung]


Der Fleischkoch, des -es, plur. die -köche, an Höfen, ein Koch, der sich allein mit Zubereitung der Fleischspeisen beschäftiget; zum Unterschiede von dem Fischkoche.


Fleischkrone (W3) [Adelung]


Die Fleischkrone, plur. die -n, der obere erhabene fleischige Theil des Pferdehufes, welcher sich bis an die Ferse erstreckt.


Fleischlake (W3) [Adelung]


Die Fleischlake, plur. inus. in der Haushaltung, die Lake, d. i. salzige Brühe, von eingesalzenem Fleische.


Fleischlappen (W3) [Adelung]


Der Fleischlappen, des -s, plur. ut nom. sing. bey einigen Schriftstellern der Zergliederungskunst, eine Benennung der Muskels der thierischen Körper; S. Muskel.


Fleischlauch (W3) [Adelung]


Der Fleischlauch, des -es, plur. car. ein Nahme des süßen Hohllauches; Allium Schönoprasum L. Johannis-Lauch, Jacobs-Lauch.


Fleischleim (W3) [Adelung]


Der Fleischleim, des -es, plur. inus. das gelbliche oder bräunliche bittere Gummi eines noch nicht genug bekannten morgenländischen Gewächses, welches wegen seiner heilenden Kraft zu Pflas=tern gebraucht wird. Sarcocolla.


Fleischlich (W3) [Adelung]


Fleischlich, -er, -ste, adj. et adv. welches nur in den figürlichen Bedeutungen des Wortes Fleisch üblich ist. 1) Dem Leibe nach, leiblich, körperlich. Hast du denn auch fleischliche Augen, oder stehest du, wie ein Mensch stehet? Hiob 10, 4. Im Hochdeutschen nur noch in der R. A. eine Person fleischlich erkennen, sich fleischlich mit ihr vermischen, den Beyschlaf mit ihr vollziehen. Die fleischliche Vermischung, der Beyschlaf. Ehedem sagte man auch fleischliche Brüder, für leibliche; im mittlern Lat. carnales fratres. 2) Sinnlich, der verderbten Sinnlichkeit gemäß, aus derselben herrührend, und selbige verrathend, in der Deutschen Bibel und der biblischen Schreibart. Fleischlich gesinnet seyn, Röm. 8, 5, 6, 7. Fleischliche Lüste, 1 Petr. 2, 11. Mit Fleischlichen (fleischlichen Menschen) reden, 1 Cor. 3, 1. Und so in andern Stellen mehr. Fleischliche Gedanken, Anfechtungen u. s. f. Anm. Bey dem Notker fleisclih, im Angels. flaesclic, im mittlern Lat. carnalis.


Fleischmade (W3) [Adelung]


Die Fleischmade, plur. die -n, Maden, welche sich in dem Fleische erzeugen, und die Larven verschiedener Arten von Fliegen sind, welche ihre Eyer dahin legen.


Fleischmann (W3) [Adelung]


* Der Fleischmann, des -es, plur. die -leute, in einigen Oberdeutschen Gegenden, eine Art Häscher, welche die Diebe auf obrigkeitlichen Befehl aufsuchen.


Fleischmarkt (W3) [Adelung]


Der Fleischmarkt, des -es, plur. die -märkte, ein öffentlich Platz, auf welchem Fleisch von geschlachteten zahmen Thieren verkauft wird, und welcher gemeiniglich die Fleischbank heißt.


Fleischpfennig (W3) [Adelung]


Der Fleischpfennig, des -es, plur. inus. in einigen Ländern, z. B. im südlichen Sachsen, eine Accise, welche von dem geschlachteten Fleische entrichtet wird, und von demjenigen, was ein Hauswirth zu seinem häuslichen Bedürfnisse schlachtet, anfänglich 1 Pfennig von dem Pfunde betrug, 1686 aber auf 2 Pfennige gesetzt wurde; die Fleischsteuer.


Fleischscharren (W3) [Adelung]


Der Fleischscharren, des -s, plur. ut nom. sing. Siehe Fleischbank.


Fleischschätzer (W3) [Adelung]


Der Fleischschätzer, des -s, plur. ut nom. sing. eine obrigkeitliche Person, welche das von den Fleischern auf den Markt gebrachte geschlachtete Fleisch zu besichtigen und zu schätzen verbunden ist; an einigen Orten der Schatzherr, der Fleischschauer, Fleischsetzer. Daher die Fleischschätzung, plur. die -en, die Schätzung des Fleisches; auch die Fleischtaxe.


Fleischseite (W3) [Adelung]


Die Fleischseite, plur. die -n, diejenige Seite eines Felles oder Leders, welche auf dem Fleische gewesen ist; in den niedrigen Mundarten die Aasseite.


Fleischsetzer (W3) [Adelung]


Der Fleischsetzer, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fleischschätzer.


Fleischsohle (W3) [Adelung]


Die Fleischsohle, plur. die -n, der untere fleischige Theil des Pferdehufes, welcher das Hufbein überziehet und sich mit der Hornsohle verbindet.


Fleischspeise (W3) [Adelung]


Die Fleischspeise, plur. die -n, eine jede aus dem Fleische der vierfüßigen Thiere und Vögel zubereitete Speise; zum Unterschiede von den Fischspeisen, Mehlspeisen u. s. f.


Fleischsteuer (W3) [Adelung]


Die Fleischsteuer, plur. die -n, die Steuer, d. i. Abgabe, von dem zum häuslichen Bedürfnisse geschlachteten Fleische zahmer Thiere, S. Fleischpfennig.


Fleischsuppe (W3) [Adelung]


Die Fleischsuppe, plur. von mehrern Arten, die -n, S. Fleischbrühe.


Fleischtag (W3) [Adelung]


Der Fleischtag, des -es, plur. die -e, ein Tag, an welchem man Fleisch speiset, oder zu speisen berechtiget ist.


Fleischtaxe (W3) [Adelung]


Die Fleischtaxe, plur. die -n, die Taxe, oder obrigkeitliche Schätzung des von den Fleischern zum Verkaufe ausgelegten Fleisches, und der Anschlag, worin solche bekannt gemacht wird.


Fleischtopf (W3) [Adelung]


Der Fleischtopf, des -es, plur. die -töpfe, in den Haushaltungen, ein Topf, in welchem man Fleisch zu kochen pflegt.


Fleischwaare (W3) [Adelung]


Die Fleischwaare, plur. die -n, Fleisch oder Theile von geschlachteten Thieren und daraus zubereitete Dinge, als eine Waare betrachtet.


Fleischwage (W3) [Adelung]


Die Fleischwage, plur. die -n, eine Wage, Fleisch darauf zu wägen.


Fleischwerk (W3) [Adelung]


Das Fleischwerk, des -es, plur. inus. im gemeinen Leben, Fleisch und aus Fleisch zubereitete Speisen, zum Unterschiede von dem Fischwerke.


Fleischwunde (W3) [Adelung]


Die Fleischwunde, plur. die -n, eine Wunde, wodurch nur das Fleisch, nicht aber Knochen, Blutadern, und Sehnen verletzet worden.


Fleischzehnte (W3) [Adelung]


Der Fleischzehnte, des -n, plur. die -n, der Zehnte, welcher vom lebendigen zahmen Viehe gegeben wird, wohin man auch die Bienen, die Wolle, Milch und Butter zu rechnen pfleget; im mittlern Lat. Carnaticum. S. Blutzehnte.


Fleiß (W3) [Adelung]


Der Fleiß, des -es, plur. car. 1. * Eigentlich, Eilfertigkeit, das Eilen. So du mit deinem Widersacher vor den Fürsten gehest, so thue Fleiß auf dem Weg, daß du seiner los werdest, Luc. 12, 58. Thue Fleiß, daß du vor dem Winter kommest, 2 Timoth. 4, 21. In diesem Sinne ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es nur noch 2. in einigen figürlichen Bedeutungen gebraucht. 1) Die Fertigkeit, alles was man zu thun hat. aus eigenem Antriebe und ohne Zeitverlust zu verrichten, thätiger Beweis der Lust zu arbeiten. Ein anhaltender Fleiß. Man muß seinen Fleiß um seiner Gesundheit willen zurück halten. Sein Fleiß hat gar sehr nachgelassen. Ich schenke es dir zur Belohnung deines Fleißes. Jemanden zum Fleiße antreiben. Sprichw. Der Jugend Fleiß ist des Alters Ehre. 2) Sorgfalt, Aufmerksamkeit, Richtung der Empfindungs- und Verstandeskräfte auf das, was man thut. Vielen Fleiß auf etwas wenden. Das Gemählde, die Bildsäule, das Stück ist mit großem Fleiße gearbeitet. Mit allem Fleiße, im Oberd. alles Fleißes, bestes Fleißes. Ich will es an meinem Fleiße nicht ermangeln lassen. Die biblischen Ausdrücke Fleiß thun, anlegen, ankehren u. s. f. sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. 3) Der Vorsatz, Vorbedacht, ohne Artikel und nur mit dem Vorworte mit. Ich habe es nicht mit Fleiß gethan, aus Versehen, aus Übereilung. Mit Fleiß wird er es Wohl nicht gethan haben. Entweder sie verstellen sich mit Fleiß, oder sie kennen sich selbst nicht. Anm. Dieses Wort lautet in den heutigen Bedeutungen bey dem Ottfried und Willeram Fliz, im Nieders. Fliet, im Holl. Vlyt, im Dän. Flüd, im Schwed. Flit. Daß es eigentlich das Eilen bedeutet habe, erhellet noch aus den verwandten Sprachen; denn im Engl. ist to flit, und im Schwed. flyta noch jetzt eilen, und im Isländ. bedeutet fliotr schnell. S. Flitzbogen. Ottfried gebraucht für Fleiß auch Agaleiz, welches seiner letzten Sylbe nach gleichfalls hierher gehöret. Nach einer andern Figur bedeutet Flyz schon bey dem Kero Zank, Streit, und Notker nennet den Teufel Widerfliez, Widersacher. Aus allem erhellet, daß auch dieses Wort zu dem zahlreichen Geschlechte derer gehöret, welche ursprünglich eine Bewegung bezeichnen. Siehe Fließen.


Fleißen (W3) [Adelung]


* Fleißen, verb. irreg. reciproc. Imperf. ich fliß, Mittelw. geflissen, Fleiß, Sorgfalt anwenden, in der zweyten figürlichen Bedeutung des Hauptwortes, mit der zweyten Endung der Sache, oder dem Vorworte auf. Vnte wil des flizan, Willeram. Sih sol ein man flisen maniger guete, Reinmar der Alte. Der sich pflag vor auf den Zoll zu fleißen, Opitz. Das was du zugesagt, sollt du zu thun dich fleißen, ebend. Im Hochdeutschen ist dieses Zeitwort völlig veraltet, seitdem befleißen statt dessen üblicher geworden. Das Mittelw. Geflissen siehe an seinem Orte besonders. S. auch Fleißigen.


Fleißig (W3) [Adelung]


Fleißig, -er, -ste, adj. et adv. Fleißig anwendend, Fleißig verrathend, in den figürlichen Bedeutungen des Hauptwortes. 1) Die Lust zu arbeiten thätig beweisend. Ein fleißiger Arbeiter, Schüler u. s. f. Er ist außerordentlich fleißig. 2) Mit Sorgfalt, mit Aufmerksamkeit. Etwas fleißig suchen. Fleißig zuhören, aufmerken. Ein fleißiges Stück, welches der Künstler mit vielem Fleiße und großer Sorgfalt gearbeitet hat. Ich habe sehr fleißig hierüber nachgedacht. 3) * Angelegentlich, emsig; am häufigsten im Oberdeutschen. Fleißig danken, 2 Macc. 3, 33. Ich laß ihn fleißig grüßen. Eine fleißige Bitte für jemanden einlegen. Worüber sie zwar nicht von Herzen (denn es schien dummes Zeug zu seyn) aber doch recht fleißig lachten, Hermes. 4) Oft, als ein Nebenwort. Er besucht mich sehr fleißig. Sich fleißig an einem Orte einfinden. Sie müssen fleißig spazieren gehen.

Anm. Bey dem Stryker velizchleich, bey dem Ottfried flizig, bey dem Willeram fliezeg, flizlich, im Nieders. flitig, im Dän. flittig. Das ohne Noth verlängerte Oberdeutsche Nebenwort fleißiglich, Jer. 25, 4, ist im Hochdeutschen veraltet.


Fleißigen (W3) [Adelung]


* Fleißigen, verb. reg. recipr. Fleiß anwenden, mit Sorgfalt zu erhalten suchen, welches im Hochdeutschen eben so sehr veraltet ist, als fleißen, und nur noch in der Deutschen Bibel mit der zweyten Endung der Sache vorkommt. Sich der Lügen fleißigen, Ps. 62, 5. Des Saufens, Es. 5, 11. Der Arbeit, Sir. 38, 35. Der Ehrbarkeit, Röm. 12, 17; und so in andern Stellen mehr. S. Befleißigen, welches statt dessen üblicher ist.


Fleißiglich (W3) [Adelung]


Fleißiglich, adv. S. Fleißig Anm.


Flennen (W3) [Adelung]


+ Flennen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes üblich ist, und eigentlich das Maul verziehen bedeutet, aber in zwey einander ganz entgegen gesetzten Fällen gebraucht wird. 1) Für weinen, den Mund im Weinen verziehen; im Oberd. flannen, bey dem Notker flannen, Nieders. flennen, und im Frequent. flensen, Dän. fliin. 2) Für lächeln, mit Verziehung des Mundes lachen; Schwed. flina, Dän. fliin.


Flensen (W3) [Adelung]


1. Flensen, verb. reg. neutr. welches das Frequent. von flennen ist, S. dasselbe.


Flensen (W3) [Adelung]


2. Flensen, verb. reg. act. welches nur im Nieders. besonders bey dem Wallfischfange, üblich ist, wo es den grob abgeschnittenen Wallfischspeck in kleinere Stücke schneiden bedeutet. Daher das Flensloch, das Loch in dem Schiffe, in welches man die großen Stücke, welche geflenset werden sollen, wirst; das Flenswerk, diese großen Stücke selbst. Im Nieders. sind Flinsen kleine Schnitzlein vom Zeuge oder Tuche der Schneider, und im Schwedischen bedeutet fla, schinden, von welchem flensen das Frequentativum seyn kann.


Flethe (W3) [Adelung]


1. * Die Flethe, plur. die -n, im Nieders. ein Canal, besonders der schiffbare Canal, der durch die Stadt Hamburg gehet; vom Nieders. fleten, fließen.


Flethe (W3) [Adelung]


2. Die Flethe, plur. die -n, bey den Tuchmachern und Wollarbeitern. 1) So viel Wolle, als auf Ein Mahl auf dem Reiß- oder Krämpelkamme gerissen wird. 2) Die völlig fertig gekrämpelten Stücke. 3) Auch wohl die auf den "Kardätschen" bereiteten Löckchen. In allen diesen Bedeutungen lautet es in den rauhern Mundarten auch Fleuthe, und bey andern Flöte. Im Isländ. ist Flaeta in Locken legen.


Fletschen (W3) [Adelung]


+ Fletschen, verb. reg. act. in einigen niedrigen Mundarten. 1) Breit schlagen. Metalle, welche sich unter dem Hammer fletschen und strecken lassen. 2) In breiter Gestalt zeigen; doch nur in den R. A. das Maul fletschen, es breit aus einander ziehen, die Zähne fletschen, sie aus niedrigem Zorne, aus Verachtung entblößen, wofür man auch die Zähne blecken sagt. Zahnfletschend werfen sie ihn in die Kluft hinein, Zachar. S. Flötz.


Fletz (W3) [Adelung]


Das Fletz, S. Flötz.


Fleuen (W3) [Adelung]


Fleuen, abspülen, S. Flauen.


Fleuthe (W3) [Adelung]


1. Die Fleuthe, bey den Wollarbeitern, S. 2 Flethe.


Fleuthe (W3) [Adelung]


2. Die Fleuthe, eine Art Schiffe, S. Flüte.


Fliboth (W3) [Adelung]


Das Fliboth, des -es, plur. die -e, aus dem Holländ. Vlyboot, ein weitbäuchiges Fahrzeug mit einem einzigen Maste, dessen man sich in England zum Häringsfange bedienet; eine kleine Flüte. Vielleicht von fliehen und Both, weil es eine Art schneller Fahrzeug ist. S. Flüte. In West-Indien nennen die Engländer ein Kaperschiff Fliboth, wovon denn die ehemahligen Flibustiers oder Freybeuter den Nahmen hatten.


Flickarbeit (W3) [Adelung]


Die Flickarbeit, plur. die -en, die Arbeit des Flickens, ingleichen geflickte Arbeit, im gemeinen Leben.


Flicken (W3) [Adelung]


Flicken, verb. reg. act. 1) Durch Aufsetzung eines Fleckes oder Flickens ausbessern, wieder ganz machen. Die Kleider, die Wäsche, die Strümpfe flicken. Geflickte Schuhe. Eine Pfanne, einen Kessel flicken. Im Stande der geflickten Hosen leben, im Ehestande. In weiterer Bedeutung, für ausbessern, ergänzen überhaupt. Die Netze flicken, Matth. 4, 21. Das Dach flicken, eine Wand flicken. Der Arzt flickt lange an dem menschlichen Körper, Sir. 10, 11. Minister flicken am Staat, Die Richter flicken am Rath, Der Pfarrer an dem Gewissen, in der komischen Schreibart, Weiße. 2) Im entgegen gesetzten Verstande, in Flecke oder Stücke reißen, schlagen, brechen; in welchem Verstande es vornehmlich im Niedersächsischen üblich ist. Im Hochdeutschen sagt man auch im Scherze, die Hunde haben einem Thiere das Fell geflickt, wenn sie dessen Haut an mehrern Stellen verwundet haben. S. Pflücken, Flickgans und Flickhäring.

Anm. Das Hauptwort die Flickung ist nicht üblich. Im Nieders. lautet dieses Wort in der ersten Bedeutung flicken, im Dän. flikke, im Schwed. flicka, im Böhm. flekowati. In der zweyten Bedeutung gehöret das Schwed. flacka, und Isländ. fleika, theilen, zerreißen, gleichfalls hierher. Daß es von Fleck herkomme, erhellet unter andern auch aus dem Oberdeutschen, wo es auch flecken lautet. In eben dieser Mundart ist statt dieses Zeitwortes auch bletzen, und im Nieders. auch lappen üblich. S. Fleck.


Flicken (W3) [Adelung]


Der Flicken, des -s, plur. ut nom. sing. derjenige Fleck, welcher auf eine beschädigte oder zerrissene Stelle geheftet wird. Einen Flicken aufnähen, aufsetzen. Im Nieders. Fücke, Angels. Flicce.


Flicker (W3) [Adelung]


Der Flicker, des -s, plur. ut nom. sing. der zerrissene oder beschädigte Dinge flicket; am häufigsten in den Zusammensetzungen Schuhflicker, Pfannenflicker, Kesselflicker.


Flickerey (W3) [Adelung]


Die Flickerey, plur. die -en, die Handlung des Flickens, in gleichen geflickte Dinge oder Körper.


Flickerlohn (W3) [Adelung]


Der Flickerlohn, des -es, plur. inus. der Lohn, den man einem andern für die Arbeit des Flickens bezahlet.


Flickgans (W3) [Adelung]


Die Flickgans, plur. die -gänse, im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, eine halbe geräucherte Gans, in Thüringen eine Gänsebacke; entweder vom Schwed. Flick, eine Speckseite, Nieders. ein Flicken Speck, daher man dergleichen geräucherte Gänse auch wohl Spickganse zu nennen pflegt; oder auch von flicken, zertheilen, zerschneiden, S. Fleck; oder endlich auch von dem Nieders. flak, flach, weil dergleichen Gänsehälften flach gedrückt zu seyn pflegen.


Flickhäring (W3) [Adelung]


Der Flickhäring, des -es, plur. die -e, auch am häufigsten in Niedersachsen, ein geräucherter fetter Häring, der am Rücken aufgeschnitten ist; im Hochdeutschen ein Speckbückling, in Hamb. Fläkheeringe. S. das vorige.


Flickwand (W3) [Adelung]


Die Flickwand, plur. die -wände, im Hüttenbaue, ein breiter Stein, womit der schadhafte Schmelzofen ausgebessert wird. S. Wand.


Flickwerk (W3) [Adelung]


Das Flickwerk, des -es, plur. inus. dasjenige Werk oder die Arbeit, da man schadhafte Dinge flicket, Flickerey.


Flickwort (W3) [Adelung]


Das Flickwort, des -es, plur. die -wörter, ein Wort, welches keinen wesentlichen Nutzen hat, sondern nur gesetzt wird, einen leeren Raum, und in Versen das Sylbenmaß voll zu machen; in der edlern Schreibart ein Füllwort.


Flieder (W3) [Adelung]


* Der Flieder, des -s, plur. inus. die Niedersächsische Benennung des Hohlunders, S. dieses Wort. Daher der Fliederbaum, die Fliederblüthe, Fliedermuß oder Fliedersaft, Fliederschwamm u. s. f. welche alle in Hohlunder zu suchen sind. Im Schwed. heißt dieser Baum Fläder, im Holländ. Vlier, im Engl. Elder. Frisch muthmaßet sehr umwahrscheinlich, daß er seinen Nahmen von den viele Fliegen und Käfern habe, die sich auf dessen Blüthen einfinden. Ihre leitet denselben von flores ab; eine Ableitung, welche auch weiter nichts als Muthmaßung ist, welche indessen doch dadurch einiges Gewicht erhält, daß der blaue Spanische Hohlunder in manchen Gegenden blaue, unser gewöhnlicher mit den schwarzen Beeren aber weiße Blüthe genannt wird. Indessen kann auch die hohle Beschaffenheit der Äste und Zweige dieses Baumes zu der Benennung Anlaß gegeben haben; indem Fleth, Flieth eine Röhre, Canal bedeutet zu haben scheinet. S. 1 Flethe, Flöte 3. 4.


Fliege (W3) [Adelung]


Die Fliege, plur. die -n, ein Ding, welches flieget. 1) Am häufigsten, ein sehr bekanntes Insect mit zwey Flügeln, Musca L. welches sehr viele Unterarten unter sich begreift, welche im gemeinen Leben nicht hinlänglich genug unterschieden werden. Gemeiniglich verstehet man unter dem Nahmen der Fliegen die gewöhnlichen Haus- oder Stubenfliegen, Muscae domesticae L. welche haarige mit Federn versehne Fühlhörner haben. Es hindert ihn eine Fliege an der Wand, sagt man von einem hypochondrischen Menschen, der sich durch jede Kleinigkeit aufbringen läßt. Die Spanische Fliege ist eigentlich keine Fliege, sondern ein goldgrüner Käfer mit Borsten ähnlichen Fühlhörnern, welcher einen unangenehmen scharfen Geruch hat, und sich auf den Hohlunderbäumen, Rheinweiden und Äschen aufhält; Meloe vesicatorius L. Cantharis in den Apotheken, bey einigen Schriftstellern auch Pflas=terkäfer, weil er wegen seines scharfen Salzes zu Blasen ziehenden Pflas=tern gebraucht wird. 2) Figürlich, die dreyeckige Platte am Ende der Ankerarme; die Ankerfliege, S. Ankerschaufel und Flunke. Auch das kleine Knöpfchen vorn auf den Schießgewehren zum Zielen wird wegen einiger Ähnlichkeit die Fliege, die Mücke, und von andern das Korn genannt.

Anm. Fliege, Nieders. Flege, bey dem Notker Fliege, im Dän. Flue, im Schwed. und Isländ. Fluga, im Angels. Fleoge, im Engl. Fly, hat den Nahmen vom Fliegen; freylich eine sehr schwankende Benennung, welche einer Menge anderer Insecten und Thiere mit eben dem Rechte zukommt. Im Oberdeutschland heißen die Fliegen Mucken, Böhm. Maucha, das Insect aber, welches wir Mücken nennen, Schnaken.


Fliegen (W3) [Adelung]


Fliegen, verb. irreg. neutr. welches das Hülfswort seyn, zu sich nimmt; ich fliege, du fliegst (Oberd. fleugst), er fliegt, (Oberd. fleugt); Imperf. ich flog; Conj. ich flöge; Mittelw. geflogen; Imperat. fliege (Oberd. fleug), sich schnell durch die Luft bewegen. 1. Eigentlich. 1) Sich mit eigener Kraft durch die Luft bewegen, von allen mit Flügeln versehenen Thieren. Der Vogel flog schnell in die Höhe. Es kam ein Habicht, ein Heer Heuschrecken geflogen. Er will fliegen, ehe ihm die Flügel gewachsen sind, er unternimmt Dinge, die noch über seine Kräfte sind. Zu hoch fliegen wollen, sich über seinen Stand erheben. Der fliegende Fisch, ein Seefisch, der lange Bauchfinnen hinter den Brustfinnen hat, durch deren Hülfe er sich eine Zeit lang über dem Wasser in der Luft erhalten kann; Exocoetus L. 2) Sich vermittelst fremder Kraft schnell durch die Luft bewegen, so wohl von solchen Körpern, welche sich eine Zeit lang in der Luft erhalten, ein fliegendes Blatt, ein fliegendes Feuer, welches aus entzündeten Dünsten in der Luft entsteht, S. Drache; als auch von Körpern, welche geworfen oder auf andere Art schnell durch die Luft getrieben werden. So fliegen die Kugeln, die Pfeile durch die Luft. Die Gläser flogen ihm an den Kopf, wurden ihm an den Kopf geworfen. Der Stein flog in das Fenster. Der Pulverthurm flog in die Luft, wurde durch das entzündete Pulver in die Luft gesprenget. Das Schiff ist vor ihren Augen in die Luft geflogen. 2. Figürlich. 1) Sich in der Luft bewegen, von gewissen, weichen Körpern; flattern. Die Fahnen fliegen lassen. Die Besatzung ist mit fliegenden Fahnen ausgezogen. Die Haare fliegen lassen, sie, weil sie nicht zusammen gebunden sind, in der Luft flattern lassen. Fliegende Ärmel an einem Kleide. 2) Von Dingen, welche schnell von einem Orte zum andern gebracht werden können, in einigen Fällen. Eine fliegende Brücke, eine auf zwey Schiffen bewegliche Brücke. Ein fliegen des Corps, ein fliegendes Lager, in der Kriegskunst, ein mit keinem schweren Gepäcke und Geschütze belastetes Corps, welches sich leicht von einem Orte zum andern begeben kann; Franz. Corps volant. 3) Schnell den Ort verändern im hohen Grade eilen. Kaum hatte er es gehöret, so flog er schon die Treppe hinan. Ehe wir es uns versahen, flog sie hinaus. Ich fliege an den Schreibtisch. Voll Entzückung flog er in meine Arme. Bald wird er im Triumph zu seinen Kindern fliegen, Raml. 4) Schnell vorüber gehen. Eine fliegende Hitze, eine Hitze in dem menschlichen Körper, welche schnell entsteht, aber auch schnell vergehet. Eine fliegende Andacht. Ein fliegendes Gerücht.

Anm. Fliegen, bey dem Ottfried fliagan, im Imperf. floug, im Nieders. flegen, im Angels. flogan, im Engl. to fly, im Dän. fleyen, im Schwed. fluga, ahmet die schnell Bewegung fliegender Körper durch den Laut nach. Im Schwed. ist fly schnell. Es ist mit fliehen, fließen, flauen und hundert andern ähnlichen, so wie mit dem Latein. volare, flare u. s. f. genau verwandt. Die Bildung der zweyten und dritten Person des Präsentis du fleugst, er fleugt, und des Imperatives fleug, ist eigentlich den rauhern Oberdeutschen Mundarten eigen, in welchen auch die erste Person ich fleuge, und der Infinit. fleugen lautet, wie unter andern auch aus dem fleugan in dem Isidor erhellet; indessen wird sie um der Kürze und des vollen Mundes willen in der höhern Schreibart vorgezogen. S. Fliehen.


Fliegenänte (W3) [Adelung]


Die Fliegenänte, plur. die -n, ein Nahme der Mooränte, weil sie über dem Wasser fliegt, und die Fliegen wegfängt; Anas muscaria Klein.


Fliegenbaum (W3) [Adelung]


Der Fliegenbaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Gegenden, eine Benennung des Ulmbaumes, weil auf dessen Blättern eine Menge Auswüchse entstehen, welche Blattläuse, nach welchen die Fliegen lüstern sind, enthalten. In engerm Verstande wird in einigen Gegenden nur der gemeine breitblätterige Ulmbaum, Ulmus campestris Mill. Fliegenbaum genannt.


Fliegenfürst (W3) [Adelung]


Der Fliegenfürst, des -en, plur. inus. eine scherzhafte und zugleich verächtliche Benennung des Teufels. Hier blieb der Fliegenfürst und sein Gefährte stehn, Haged.


Fliegengarn (W3) [Adelung]


Das Fliegengarn, des -es, plur. die -e, S. Fliegennetz.


Fliegengift (W3) [Adelung]


Das Fliegengift, des -es, plur. inus. ein durch den Zusatz eines brennbaren Wesens sublimirter Arsenik, welcher eine schwarze Farbe hat, und wenn er in Wasser gethan wird, die Fliegen tödtet, wenn sie davon trinken; das Fliegenpulver, auch wohl der Fliegenstein, Oberd. Muckengift.


Fliegenglas (W3) [Adelung]


Das Fliegenglas, des -es, plur. die -gläser, eine Art gläserner, oben einwärts gedrückter Cylinder, mit einer kleinen Öffnung in der Mitte, welche man halb mit Wasser und Honig füllet, die Fliegen darein zu fangen.


Fliegenkäfer (W3) [Adelung]


Der Fliegenkäfer, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Käfer, Necydulis L. der Afterholzbock.


Fliegenklappe (W3) [Adelung]


Die Fliegenklappe, plur. die -n. 1) Ein Werkzeug von zwey Bretern, wovon das untere mit Honig bestrichen wird, die Fliegen damit zu tödten. 2) Ein rundliches Stück Leder oder Filz an einem Stocke, die Fliegen damit todt zu schlagen; die Fliegenklatsche.


Fliegenkraut (W3) [Adelung]


Das Fliegenkraut, des -es, plur. inus. S. Stechapfel.


Fliegennetz (W3) [Adelung]


Das Fliegennetz, des -es, plur. die -e, ein gestricktes Netz in Gestalt einer langen Pferdedecke, womit man die Pferde bedeckt, die Fliegen von ihnen abzuhalten; das Fliegengarn.


Fliegenpilz (W3) [Adelung]


Der Fliegenpilz, S. Fliegenschwamm.


Fliegenpulver (W3) [Adelung]


Das Fliegenpulver, des -s, plur. inus. S. Fliegengift.


Fliegenschimmel (W3) [Adelung]


Der Fliegenschimmel, des -s, plur. ut nom. sing. ein mit kleinen schwarzen Flecken, welche den Fliegen gleichen, versehener Schimmel, oder weißes Pferd.


Fliegenschnäpper (W3) [Adelung]


Der Fliegenschnäpper, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben, ein jeder kleiner Vogel, welcher die Fliegen in der Luft aufschnappet, und sich davon nähret: der Fliegenspießer, Fliegenstecher, Fliegenvogel. Bey dem Klein ist das Geschlecht der Fliegenstecher, Ficedularum, ein zahlreiches Geschlecht, welches die Nachtigallen und Grasmücken, die Zaunkönige und Brustwenzel mit ihren Unterarten unter sich begreift. In engerm Verstande führet diesen Nahmen eine Art brauner Brustwenzel mit weißen Flügelflecken, Motacilla Ficedula L. S. Braunkehlchen.


Fliegenschrank (W3) [Adelung]


Der Fliegenschrank, des -es, plur. die -schränke, in der Hauswirthschaft, ein mit Wänden von Leinwand versehener und gemeiniglich in der Luft hängender Schrank, Eßwaaren hinein zu setzen, und die Fliegen, nicht aber die frische Luft, davon abzuhalten.


Fliegenschwamm (W3) [Adelung]


Der Fliegenschwamm, des -es, plur. die -schwämme, ein Blätterschwamm mit einem einzigen Stamme, welcher aus einem Aftereye hervor kommt, sich nach oben zu erweitert, unten aber eyförmig ist, mit halben einzelnen Blättern; Agaricus muscarius L. Er wächset auf den Wiesen und in den Wäldern, und hat einen zinnoberrothen Hut. Die Landleute begießen ihn mit Milch, da er denn die Fliegen so gleich tödtet, so bald sie davon trinken. Im Oberd. heißt er auch Fliegenpilz.


Fliegenspießer (W3) [Adelung]


Der Fliegenspießer, oder Fliegenstecher, des -s, plur. ut nom. sing. S. Fliegenschnäpper.


Fliegenstein (W3) [Adelung]


Der Fliegenstein, des -es, plur. die -e, im gemeinen Leben, eine Benennung so wohl des Spiegelkobalts als auch aller Kobalterden, weil sie die Fliegen tödten, wenn man solche in Wasser leget, und sie davon trinken lässet. Auch der sublimirte Arsenik führet zuweilen diesen Nahmen; S. Fliegengift.


Fliegenvogel (W3) [Adelung]


Der Fliegenvogel, des -s, plur. die -vögel, S. Fliegenschnäpper.


Fliegenwedel (W3) [Adelung]


Der Fliegenwedel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wedel von Papierspänen, Hobelspänen, Federn u. s. f. die Fliegen von Menschen und andern Dingen abzuwehren.


Fliehen (W3) [Adelung]


Fliehen, verb. irreg. ich fliehe, du fliehest oder fliehst, (Oberd. fleuchst), er fliehet oder flieht, (Oberd. fleucht); Imperf. ich flohe, Conj. ich flöhe; Mittelw. geflohen, Imperat. fliehe, (Oberd. fleuch;) welches in doppelter Gattung üblich ist. I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte seyn, sich schnell und unhörbar von einem Orte entfernen. 1. Eigentlich, da es gemeiniglich den Nebenbegriff der Furcht bey sich hat, sich von Furcht getrieben schnell von einem Orte entfernen, in der edlen Schreibart. So fliehet das Wild bey den Jägern, wenn es die Gefahr entdecket. Die Soldaten flohen aus der Schlacht. Was überblieb, flohe in das Gebirge; 1 Mos. 14, 10. In eine Stadt, aus dem Lager fliehen. Den fliehenden Feind verfolgen. Von der Gefahr fliehen. Voller Furcht floh er in meine Arme. Alle seine Bedienten sind von ihm geflohen. Fliehe vor der Sünde, wie vor einer Schlange. 2. Zuweilen verliert sich der Begriff der Furcht, und läßt bloß de Begriff der Eilfertigkeit zurück. Der Mensch fleucht wie ein Schatten und bleibet nicht, Hiob. 14, 2. Das Meer sahe und flohe, Ps. 114, 3. Trauren wirs von ihnen fliehen, Es. 51, 11. Ehre und Gerechtigkeit sind längst aus seinem Herzen geflohen. In der Stelle beym Gellert: Er bittet mit den treusten Zähren, Die schamhaft von den Wangen fliehn, scheinet es um des Reimes willen zu stehen; wenigstens ist die Figur ein wenig ungewöhnlich. 3. Figürlich. 1) Durch Empfindung, durch Leidenschaft getrieben den Ort schnell verändern. Zu einem fliehen, seine Zuflucht zu ihm nehmen, Schutz, Rath, Hülfe bey ihm suchen. Zum Gebethe fliehen. Fall an sein Herz, o Königinn, mit Zähren. Der Freude, fleucht an seine Brust, Raml. II. Als ein Activum, sich ernstlich von etwas zu entfernen suchen, mit der vierten Endung der Person oder Sache, von welcher man sich zu entfernen sucht, so wohl eigentlich als figürlich. Er fliehet meine Gegenwart, wo er nur weiß und kann. Die Gefahr fliehen. Ich fliehe dir Gelegenheit ihn zu sehen. Das Licht, böse Gesellschaft, die Unkosten, die Mühe, die Arbeit fliehen. Fliehen sie alles, was ihrer Flamme Nahrung gibt. Die Leidenschaft fliehen, das ist die einzige mögliche Art, sie zu besiegen.

Anm. Dieses Zeitwort lautet bey dem Ulphilas thliuhan, bey dem Kero fliohen, fliohan, bey dem Ottfried fliahen, im Imperat. fliuh, im Dän. flye, im Engl. to fly, im Schwed. fly, im Angels. flean. Im Schwed. ist fly schnell, und im Nieders. welche Mundart dieses Zeitwort nicht hat, ist flojen fließen, fluere. S. Fliegen, welches bloß eine härtere Aussprache dieses Zeitwortes ist. Die zweyte und dritte Person du fleuchst, er fleucht, und der Imperat. fleuch, welche noch in der höhern Schreibart beliebt sind, sind Überreste einer rauhern Alemannischen Mundart, welche für floh auch im Imperf. fluch sagt. Ob der Held fluch, Theuerd. S. auch Flucht und Flüchtig, welche von diesem Zeitworte herstammen. Die Oberdeutsche Mundart hat noch ein anderes mit diesem genau verwandtes Zeitwort, welches flehen lautet, das Factitivum von fliehen ist, und wie unser flüchten gebraucht wird. Seine besten Sachen an einen sichern Ort flehen. Es gehet an ein Flehen. Man flehet aller Orten. Geflehete Leute. Geflehete Güter oder Flehgüter. In einigen Gegenden lautet dieses Wort nach einer andern Form flehenen, oder flehnen.


Fliese (W3) [Adelung]


Die Fliese, plur. die -n, Diminut. das Flieschen, viereckige dünne steinerne Platten, so wohl von gehauenen, als gebackenen Steinen, womit man die Wände und Fußböden zu bekleiden pfleget, und welche in einigen Gegenden auch Flinsen heißen. Schwedische Fliesen, welche unter die schlechten Marmorarten gehören. Holländische Fliesen, kleine aus Thon gebrannte und glasurte Platten, die Wände an den Kaminen, Öfen u. s. f. damit zu pflas=tern, welche eine Holländische Erfindung sind. Anm. Im Holländ. lautet dieses Wort Vlys und Vlyssteen, im Dän. Fliis und Flisesteen. Im Schwed. ist Flis, und im Nieders. Fliese, ein Stück eines größern Steines, vom Isländ. flisast, spalten, und im Oberdeutschen kommt auch Vlins von einem Feuersteine oder Kieselsteine vor, S. Flinte. Im Span. ist Losas und im Ital. Lisa, ein viereckiger Stein, von welchem Worte einige das Franz. Losange, ein geschobenes Quadrat, herleiten. Übrigens nennet man unsere Fliesen in Niedersachsen auch Floren, von Flur, ein Pflas=ter, und Flurfliesen. S. auch Klinker.


Fließ (W3) [Adelung]


1. Das Fließ, des -es, plur. die -e, Diminut. das Fließchen, Oberd. das Fließlein, ein im Hochdeutschen größten Theils veraltetes Wort. 1) Ein Büschel Wolle oder Haare, im Niedersächsischen; in gröbern Mundarten ein Flausch, ein Flatschen, S. diese Wörter. Das Nieders. Fliis bedeutet im Plural auch Fransen, ingleichen kleine Haare, welche sich anhänge. 2) Ein wolliges Fell, ein Fell, auf welchem noch das Haar oder die Wolle befindlich sind. In diesem Verstande ist es im Hochdeutschen nur noch in der Benennung des Ordens vom goldenen Fließe bekannt. Nieders. Fliis, Angels. Fleos, Flys, Engl. Fleece, Holländ. Vlies, Latein. Vellus, daher es auch von einigen Vließ; geschrieben wird. Daher das Nieders. fliisen, die Wolle abrupfen. In andern Niedersächsischen Gegenden bedeutet Fliis einen Grasanger, den mit Gras bewachsenen Boden.


Fließ (W3) [Adelung]


2. Das Fließ, des -es, plur. die -e, Diminut. das Fließchen, Oberd. Fließlein, in den gemeinen Mundarten, ein kleines fließendes Wasser, ein Bach, eine fließende Quelle.


Fließblattern (W3) [Adelung]


Die Fließblattern, sing. inus. bey den Ärzten, Blattern, welche in zu großer Menge hervor kommen, so daß sie in der Eiterung einander berühren und in einander fließen; Niedersächsisch Fließpocken.


Fließen (W3) [Adelung]


Fließen, verb. irreg. neutr. ich fließe, du fließest, (Oberd. fleußest,) er fließer oder fließt, (Oberd. fleußt;) Imperf. ich floß, Conj. ich flösse; Mittelw. geflossen; Imperat. fließe, (Oberd. fleuß;) welches die Bewegung der flüssigen Körper ausdruckt. I. Mit dem Hülfsworte seyn, die Bewegung der flüssigen Körper, d. i. solcher Körper auszudrucken, welche auch in ihrer Bewegung einen schwachen Zusammenhang behalten, oder welche sehr leicht über und neben einander beweget werden. 1. Eigentlich, 1) von den flüssigen Körpern im schärfsten Verstande. Das Wasser fließt Berg ab. Der Bach fließt in den Teich. Es floß eine Menge Blut aus der Wunde. Der Schweiß floß ihm von dem Gesichte. Das Gummi, das Harz fließt aus den Bäumen. Die Tinte will nicht fließen, nehmlich aus der Feder. Die Thränen floßen ihm aus den Augen. Im engern Verstande begreift man unter fließendem Wasser das in Bächen und Flüssen befindliche Wasser, zum Unterschiede von dem Brunnenwasser und Seewasser, S. Fließwasser. 2) Auch von festen Körpern, wenn sie durch die Wärme aufgelöset und flüssig gemacht werden. Das Wachs, das Bley, das Kupfer u. s. f. fließt schon. Fließendes Pech, fließendes Gold, d. i. flüssiges, geschmolzenes. 2. Figürlich, von der sanften gleichförmigen Bewegung anderer Körper und Dinge. 1) Von Gewändern, Tönen u. s. f. in der höhern Schreibart. Ein schimmerndes Gewand floß gleich dem Morgenrothe Weit wallend um sie her, Dusch. Dessen grauer verworrener Bart den Gürtel herab floß, Zachar. Harmonische Töne flossen jetzt von ihren Lippen, Geßn. So flossen meine Tage still und ruhig dahin. Wie fließet so traurig Euch das Leben dahin! Zachar. 2) Die Worte fließen ihm sehr gut, er redet mit einer besondern Leichtigkeit. Eine fließende Rede, wenn sie eine leichte Abwechselung langer und kurzer geschickt mit einander verbundener Perioden hat. Fließend schreiben. Ein fließendes Gedicht, wo die Gedanken leicht und natürlich ausgedruckt sind, ohne der Sprache Gewalt anzuthun; im Gegensatze des Gezwungenen. Aber ein fließender Dichter, der fließend dichtet, ist eine zu harte Figur, weil doch der Dichter selbst nicht fließen kann. 3) In den bildenden Künsten nennet man dasjenige, was sanft, gelinde ausgedrucket ist, fließend, im Gegensatze des Höckerigen. Die Umrisse der weiblichen und jugendlichen Körper müssen fließender seyn, als an männlichen und erwachsenen Personen. Ein fließender Schnitt, bey den Kupferstechern, welcher die natürliche Richtung des Gegenstandes genau ausdruckt. Fließend stechen. 4) Aus etwas herrühren, herkommen. Das ist nicht aus deiner Feder geflossen. Diese Freude fließt aus dem Herzen. Was für sanftes Entzücken fließt aus dir, herbstliche Gegend! Geßn. 5) Unmittelbar aus einem Satze heraus gebracht werden, folgen. Was ich gesagt habe, das fließt aus der Natur der Sache. Weil der Mond die umstehenden Sachen sichtbar macht, so fließet daraus, daß er ein Licht ist. II. Mit dem Hülfsworte haben, die im innern befindliche Feuchtigkeit ausfließen lassen. Die Röhre höret auf zu fließen. Die Quelle hat schon den ganzen Tag geflossen. Daß die Wolken fließen, und triefen sehr auf die Menschen, Hiob. 36, 28. Ein fließendes Geschwür. Fließende, d. i. rinnende, triefende, Augen haben. Die Wunde fließt. Ihr Auge floß von Zähren, Weiße. Das Papier fließt, wenn es durchschlägt oder wegen Mangel des Leimes die Tinte zu sehr fließen lässet. Ein Licht fließet, wenn der Talg oder das Wachs daran herunter rinnet.

Anm. Fließen, bey dem Ottfried fliazan, bey dem Willeram fliezzen, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, verwandelt in den nördlichen Mundarten seinen Zischlaut in ein t, Niedersächs. fleten, Dän. flyde, Schwed. flyta, Isländ. fliota, Holl. vlieten. Andere Mundarten stoßen den mittlern Consonanten ganz hinaus, wie das Angels. flowan, fleowan, das Engl. to flow, das Nieders. flojen und Lat. fluere, da denn unser Deutsches fliehen übrig bleibt. S. dasselbe und Fliegen. Das Activum oder vielmehr Factitivum von diesem Neutro ist flößen. Das Imperf. ich floß und Mittelw. geflossen sind von dem noch im Oberd. üblichen Neutro floßen, fließen, entlehnet; die Formen aber, du fleußest, er fleußt, fleuß, kommen um der bey Fliegen angezeigten Ursachen willen noch zuweilen in der höhern Schreibart vor. Siehe auch Fluß, welches statt des ungewöhnlichen Hauptwortes die Fließung üblich ist.


Fließgarn (W3) [Adelung]


Das Fließgarn, des -es, plur. die -e, eine Art sehr großer Fischergarne. Das Nachtfischen mit Schaben, oder Schiefern, Fliesgarn, und Treibegarn oder Klebenetzen u. s. f. heißt es in einer Sächs. Fischerordnung. S. Floßgarn.


Fließgold (W3) [Adelung]


Das Fließgold, des -es, plur. inus. im Bergbaue, Gold, welches in Gestalt kleiner Körner in fließenden Wassern gesunden wird; Waschgold, in gröbern Mundarten Flitschgold.


Fließloch (W3) [Adelung]


Das Fließloch, des -es, plur. die -löcher, im Hüttenbaue, ein Loch in dem Schmelzofen, durch welches das Zinn und die Schlacken in den Herd fließen.


Fließpapier (W3) [Adelung]


Das Fließpapier, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, eine Oberdeutsche Benennung des Löschpapiers, weil es die Tinte fließen lässet.


Fließpocken (W3) [Adelung]


Die Fließpocken, plur. inus. S. Fließblattern.


Fließstein (W3) [Adelung]


Der Fließstein, des -es, plur. die -e, eine Oberdeutsche Benennung der Flußsteine.


Fließwasser (W3) [Adelung]


Das Fließwasser, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Im gemeinen Leben, fließendes Wasser, Wasser aus Bächen und Flüssen, zum Unterschiede von dem Brunnenwasser. 2) In der Anatomie, ein klarer nahrhafter Saft, der aus allen Theilen des Leibes dem Herzen zugeführet wird; Aderwasser, Blutwasser, Lympha. Daher der Fließwassergang, des -es, plur. die -gänge, zarte Röhren, worin dasselbe befindlich ist; Vasa lymphatica.


Fliete (W3) [Adelung]


Die Fliete, plur. die -n, ein Werkzeug der Wundärzte, die Adern damit zu öffnen; eine Lanzette, ein Laßeisen, in einigen Mundarten Flete, Fliedme, Fleym, Flame, in Hamburg Fleetjen. Es soll aus Phlebotanum verderbt seyn. Allein im mittlern Lateine ist Fletho, Flethonus, Fletonus die Spitze der Pfeile und Wurfspieße, und im Schwedischen bedeutet Plit einen Degen. Siehe Flitschpfeil.


Flimmen (W3) [Adelung]


Flimmen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, einen zitternden Glanz von sich geben. Wenn in dem finstersten Wald ein flimmender Sonnenblick wandelt, Zachar. S. Flimmern, welches noch üblicher ist.


Flimmer (W3) [Adelung]


Die Flimmer, plur. die -n, im Bergbaue, eine flimmernde, d. i. glänzende Bergart, welche aber taub und ohne Gehalt ist; ohne Plural. S. Glimmer. Auch die glänzenden Goldkörnchen, welche zuweilen in den Bächen und Flüssen befindlich sind, werden im Bergbaue Flimmern und Goldflimmern genannt. S. das folgende, ingleichen Flinder, Flinker.


Flimmern (W3) [Adelung]


Flimmern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, einen zitternden Glanz von sich geben. Nicht dieser flimmernden Steine wegen, Weiße. Flimmernder Schneestaub flattert umher, Geßn. Weiter hinaus flimmerte dem Auge endlos die Aussicht ins Meer, ebend. Die Frühe Morgensonne flimmerte schon hinter den Bergen auf, ebend. Es ist das Iterativum von flimmen. S. Flamme, Flinkern, Glimmern, Schimmern, Funkeln.


Flinder (W3) [Adelung]


Der Flinder, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Flinderchen, Oberd. Flinderlein, ein dünnes, flimmerndes, d. i. glänzendes Stückchen Metall. 1) Von dünnem Messing mit gewissen Stämpeln ausgehauene Figuren, welche häufig zu Nürnberg gemacht, und von dem großen Haufen zu allerley Zierathen gebraucht werden; Flintern, Flittern. S. Flitter. Daher der Flinderschläger, oder Flinderleinschläger, in Nürnberg, der solche Flindern macht; Flitterschläger. 2) Eine dünne und breite Niedersächsische Scheidemünze, welche in Westphalen, Bremen, Friesland u. s. f. auch Flinderken, Flinrich u. s. f. lautet. In Bremen und Ostfriesland hält ein Flinder 4 Groot, oder 20 Schwaren, oder 16 Pfennige, so daß 18 Flinder einen Thaler machen. 3) Bey den Jägern werden die Lappen und Schrecktücher gleichfalls Flinder genannt, wo dieses Wort wohl zunächst von flattern abstammet. S. Flitter, welches in der ersten Bedeutung im Hochdeutschen üblicher ist.


Flink (W3) [Adelung]


Flink, -er, -este, adj. et adv. welches nur in den gemeinen und vertraulichen Sprecharten üblich ist. 1) Munter, hurtig. Ein flinkes Mädchen, ein flinker Kerl. Er ist so flink und rasch als ich, Weiße. Im ganzen Dorf ist kein Gesicht Der flinken Hanne gleich, ebend. Im Schwed. und Dän. ist flink gleichfalls rasch, munter. 2) * Glänzend, ingleichen sein, hübsch, was gut in die Augen fällt, doch nur im Nieders. allein; in welcher Bedeutung es zunächst zu Blinken gehöret.


Flinke (W3) [Adelung]


Die Flinke, plur. die -n, eine Art Weißfische in Sachsen, mit einem schmalen Bauche, einem spitzigen Rücken, und einem sehr grätigen Fleische. Sie leichen im May und werden eine Spanne lang. Von blank, weiß.


Flinken (W3) [Adelung]


Flinken, und dessen Frequent. Flinkern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, einen schimmernden, zitternden Glanz von sich geben. Die Waffen flinken oder flinkern in der Sonne. Die Braut flinkerte von vielem Golde. S. auch Blinken und Flimmern.


Flinkenerz (W3) [Adelung]


Das Flinkenerz, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, im Bergbaue, Erz, welches in flinkenden, d. i. glänzenden Stücken auf dem Gesteine lieget; dergleichen glänzende Stücken auch wohl Flinker, Flitter und Flinter genannt werden; Flittererz.


Flinkerchen (W3) [Adelung]


Das Flinkerchen, des -s, plur. ut nom. sing. in den Gold- und Silber-Fabriken, kleine runde glänzende Plättchen mit einem Loche, welche zur Stickerey gebraucht werden.


Flinkern (W3) [Adelung]


Flinkern, S. Flinken.


Flins (W3) [Adelung]


Der Flins, des -es, plur. die -e, eine noch im Oberdeutschen übliche Benennung verschiedener Steinarten. An einigen Orten führet der Feuerstein oder der gemeine Hornstein diesen Nahmen. In Ober-Steiermark ist der Flinz oder Pflinz, eine Art Eisenstein, welche auch Stahlerz genannt wird. Siehe Fliese und Flinte.


Flinse (W3) [Adelung]


Die Flinse, plur. die -n, S. Fliese.


Flinte (W3) [Adelung]


Die Flinte, plur. die -n. 1) Überhaupt ein jedes Feuergewehr mit einem Flintenschlosse, doch nur im gemeinen Leben. 2) Im engern und dem gewöhnlichsten Verstande, eine ungezogene Büchse, aus welcher man mit Schrot und kleinen Kugeln schießet. Eine Vogelflinte, Jagdflinte u. s. f.

Anm. Dieses Gewehr heißt in allen Deutschen Mundarten Flinte, im Dän. Flint, und im Pohln. Flinta. Weil der Feuerstein, im Deutschen ehedem Flins, Angels. Flins, hieß, und im Schwed. noch jetzt Flinta, im Engl. Flint, ja selbst in einigen Gegenden Deutschlandes noch jetzt Flint genannt wird, so glaubt man, daß dieses Gewehr von diesem Steine den Nahmen habe, zum Unterschiede von denjenigen Gewehren, welche mit Lunten abgefeuert wurden. S. Flins. Im Angels. bedeutet Flaen und im Isländ. Flein, einen Pfeil. Im Franz. ist Flin der Donnerstein. S. auch Fliete.


Flintenkugel (W3) [Adelung]


Die Flintenkugel, plur. die -n, eine kleinere Kugel, welche aus Flinten geschlossen wird, zum Unterschiede von den Büchsenkugeln.


Flintenschloß (W3) [Adelung]


Das Flintenschloß, des -sses, plur. die -schlösser, ein Schloß an den Schießgewehren, mit einem Feuersteine, woran der Schneller durch die geringste Berührung das Schloß abschnappen lässet; zum Unterschiede von den alten Feuerschlössern und Luntenschlössern. Sie sind eine Französische Erfindung.


Flintenschuh (W3) [Adelung]


Der Flintenschuh, des -es, plur. die -e, ein längliches ledernes Futteral, an der rechten Seite des Pferdezeuges der Reiter, die Flinte darein zu stellen.


Flintenschütz (W3) [Adelung]


Der Flintenschütz, des -en, plur. die -n, ein noch in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort, einen Fuselier zu bezeichnen, S. dieses Wort.


Flintenstein (W3) [Adelung]


Der Flintenstein, des -es, plur. die -e. 1) In engerm Verstande, ein zubereiteter Feuerstein, so wie er auf die Flin- tenschlösser geschraubet wird. Die meisten dieser Steine kommen aus der Picardie und Champagne her, wo sie mit besonderer Geschicklichkeit gespalten, und auswärts geschickt werden. 2) Im weitern Verstande wird auch ein jeder Feuerstein, oder der gemeine Hornstein von einigen Flintenstein genannt. S. Flinte.


Flinter (W3) [Adelung]


Der Flinter, des -s, plur. ut nom. sing. S. Flinder und Flinkenerz.


Flinterstaat (W3) [Adelung]


Der Flinterstaat, S. Flitterstaat.


Flintglas (W3) [Adelung]


Das Flintglas, des -es, plur. von mehrern Arten, die -gläser, nach dem Engl. Flintglas, ein sehr reines und hartes Glas zu bezeichnen, Krystallglas; von Flint, ein Feuerstein.


Flispern (W3) [Adelung]


Flispern, S. das folgende.


Flistern (W3) [Adelung]


Flistern, verb. reg. act. et neutr. und zwar letzteres mit dem Hülfsworte haben, welches den leise rauschenden Schall ausdruckt, den das sanft bewegte Laub der Bäume, das Rieseln einer Quelle, das heimliche Sprechen in das Ohr eines andern, und andere ähnliche Bewegungen hervor bringen. Er flisterte mir unvermerkt einige Worte in das Ohr. Sie steckten die Köpfe zusammen und flisterten. Ohnmächtig flistert durch die Äste Ein Wind von schwülen Düften schwer, Mus. Alman. Wie lieblich flistert dort im Hain Der schlanken Äspen furchtsam Laub! Kleist.

Anm. Im Nieders. flüstern. Die Deutschen Mundarten haben viele Wörter, diesen oder doch einen sehr ähnlichen Schall auszudrucken. Dahin gehören das Hochdeutsche wispern, Engl. to whisper, Schwed. hwiska, Dän. hviska, flispern, wispeln, lispeln, das Oberdeutsche fließmen, flittern, fispen, nustern, das Schwäb. disseln, das Niedersächsische pustern, mustern, Latein. mussitare, fußeln, das Holländ. luysteren, aus welchem unser Hochdeutsches flistern entstanden zu seyn scheinet u. s. f. In einem alten Oberdeutschen Vocabulario wird flinstern durch liebkosen erklärt. In einer alten Deutschen Bibel des 15 ten Jahrhunderts bedeutet Richt. 5 das Wispeln oder Vispern des Viehes, dessen Blöken.


Flitsche (W3) [Adelung]


+ Die Flitsche, plur. die -n, ein niedriges nur in den gemeinen Mundarten übliches Wort, kleine dünne glänzende Stückchen, oder Flitter, auszudrucken. So werden in dem Bergbaue kleine auf den Oberflächen der Steinarten sichtbare Erztheilchen Flitschen, und Erz, welches auf solche Art bricht, Flitschenerz oder Flittererz genannt. Flitschgold, oder Goldflitschen, Gold, welches in Gestalt kleiner oder Flitter aus den Bächen und Flüssen gewaschen wird; Waschgold. Wenn dieses Wort, welches auch im männlichen Geschlechte, der Flitsch, des -es, plur. die -e, üblich ist, nicht durch eine grobe Aussprache aus Flitter verderbt worden, so gehöret es ohne Zweifel zu dem Oberd. Bletz, Fletz, Schwed. Plös, Platt, Böhm. Fliczka, ein Stück, ein Lappen.


Flitschrose (W3) [Adelung]


Die Flitschrose, plur. die -n, im gemeinen Leben, eine Benennung des Feldmohnes, S. dieses Wort. Flitsch ist hier eine Nachahmung des Schalles, den die Blätter dieses Mohnes geben, wenn sie auf der Hand zerschlagen werden. S. Flitzpfeil.


Flitter (W3) [Adelung]


Der Flitter, des -s, plur. ut nom. sing. oder die Flitter, plur. die -n, Diminut. das Flitterchen, die Hochdeutsche Benennung derjenigen dünnen glänzenden Stückchen Messing, welche im Oberdeutschen unter dem Nahmen der Flinder am bekanntesten sind; S. dieses Wort. Die Flittern, die Gebräme, die Schnürlein, Es. 3, 20.

Anm. Dieses Wort, welches im Dän. und Schwed. gleichfalls Flitter lautet, druckt eigentlich die zitternde Bewegung, und figürlich auch den zitternden, funkelnden Glanz dieser dünnen Messingblättchen aus. S. Flattern, Flimmern, Flinken.


Flittererz (W3) [Adelung]


Das Flittererz, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, S. Flinkenerz und Flitsche.


Flittergold (W3) [Adelung]


Das Flittergold, des -es, plur. car. zu dünnen glänzenden Blättern, wie Papier, geschlagenes Messing, aus welchem die Flitter geschlagen werden; Rauschgold, weil es bey der geringsten Bewegung rauschet, im Nieders. Knetergold, Knistergold. Figürlich auch wohl, schimmernde Gedanken, welche bey genauer Untersuchung falsch befunden werden, schimmernde unechte Zierathen.


Flitterhaube (W3) [Adelung]


Die Flitterhaube, plur. die -n, eine noch in einigen Gegenden übliche Weiberhaube, welche mit Flittern besetzt ist.


Flittermonath (W3) [Adelung]


Der Flittermonath, des -es, plur. die -e, S. Flitterwoche.


Flitterpappel (W3) [Adelung]


Die Flitterpappel, plur. die -n, S. Zitteraspe.


Flittersand (W3) [Adelung]


Der Flittersand, des -es, plur. car. schimmernder, mit zarten Glimmertheilchen vermischter Sand.


Flitterschläger (W3) [Adelung]


Der Flitterschläger, des -s, plur. ut nom. sing. ein Handwerker, welcher Flittern aus geschlagenem Messinge macht; in Nürnberg. Flinderschläger, ( S. Flinder,) in Österreich Geflinterer, an andern Orten Longoldschläger, S. dieses Wort.


Flitterstaat (W3) [Adelung]


Der Flitterstaat, des -es, plur. car. ein aus Flittern bestehender Staat oder Putz; ingleichen figürlich, ein jeder Staat der stark ins Auge fällt, aber keinen Werth hat; Nieders. Flinterstaat, Flitjenstaat.


Flitterwoche (W3) [Adelung]


Die Flitterwoche, Plur. die -n, im Scherze, die ersten Wochen im Ehestande, wo sich die gegenseitige Zärtlichkeit noch in. ihrer ganzen Stärke zeiget; in welchem Verstande man auch wohl der Flittermonath sagt, wenn anders diese Zärtlichkeit die Dauer eines Monaths erreicht. Es ist noch die Flitterwoche. Entweder, weil die jungen Weiber in der ersten Woche nach der Hochzeit noch die hochzeitliche Flitterhaube trugen, ober auch von einer noch in Nürnberg üblichen Gewohnheit, da man bey einer Hochzeit vor das Brauthaus Flittern zu streuen pflegt. Im Nieders. heißt diese Woche die Stutenwoche, d. i. Sämmelwoche, in andern Gegenden die Zärtelwoche, die Tändelwoche, der Honigmonath.


Flittich (W3) [Adelung]


+ Der Flittich, des -es, plur. die -e, ein nur in den gemeinen Sprecharten übliches Wort. 1) Der Flügel des Federviehes. S. Fittich. 2) Der Arm. Jemanden bey dem Flittiche ergreifen. 3) Bey den Fleischern, ein Stück Fleisch am Rinde, welches gleich nach dem Brustkerne folgt. 4) Der Zipfel an einem Kleidungsstücke.

Anm. In der Schweiz Flettach. Es ist mit Fittich und fliegen genau verwandt.


Flitzbogen (W3) [Adelung]


Der Flitzbogen, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben, ein kleiner Bogen oder Armbrust, Pfeile damit abzuschießen. Im Nieders. Flitze, Dän. Flitsbue. Im Nieders. ist Flitze, im Angels. Fla, im mittlern Lat. Flecha, im Französ. Fleche, ein Pfeil, ohne Zweifel als eine Nachahmung des Schalles, den ein abgeschossener Pfeil in der Luft verursacht; daher ein Pfeil im gemeinen Leben auch wohl ein Flitzpfeil, und in gröbern Mundarten ein Flitschpfeil, in Nürnberg ein Pfitschepfeil genannt wird.


Flocke (W3) [Adelung]


1. Die Flocke, plur. die -n, eine Art Fischernetze, S. Flake.


Flocke (W3) [Adelung]


2. Die Flocke, plur. die -n, Diminut. das Flöckchen, Oberd. Flöcklein, ein jedes Büschel leichter und lockrer Materie, welches bey dem geringsten Hauche in die Höhe flieget. Von der Art sind die Schneeflocken, welche aus weich gefrornen Dünsten bestehen. Bey den Tuchmachern sind Flocken die wollenen Haare, welche bey dem Rauhen der Tücher in den Karten hängen bleiben. Ein großer Flocken heißt in den niedrigen Mundarten ein Flausch. Im Bergbaue sind die Flocken figürlich Stücke eines festern Gesteines, welche unter lockern Gesteinarten gleichsam angeflo- gen sind, und dem Bergmanne im Arbeiten wie Glas in die Augen fliegen, der sie nach dem Muster der Niedersachsen auch wohl Floggen und Flugen nennet.

Anm. Dieses Wort lautet in den Monseeischen Glossen Flocho, im Nieders. Flog, Flokke, Flugtjen, im Dän. Flog, im Engl. Flake, im Lat. Floccus, im Ital. Fiocco, im Epirotischen Flochete, wo Flacha auch eine Flamme bedeutet, S. Flackern. Es stammet von fliegen ab, weil eine Flocke sehr leicht in die Höhe flieget. In den Deutschen Mundarten lautet es zuweilen auch der Flock, des -en, plur. die -en, noch häufiger aber der Flacken, und daher kommt es auch, daß in den Zusammensetzungen bald Flock - bald aber auch Flocken - üblich ist. S. Locke, aus welchem dieses Wort durch Vorsetzung des Blaselautes gebildet ist.


Flocken (W3) [Adelung]


Flocken, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1. Als ein Activum, zu Flocken oder Locken schlagen; im mittlern Lat. floccare. S. Flacken. 2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) In Flocken niederfallen, von dem Schnee, und zuweilen für schneyen selbst. Es flockt, d. i. es schneyet. 2) Brennen, S. Flacken.


Flockasche (W3) [Adelung]


Die Flockasche, plur. inus. diejenige lockere Asche, welche in Gestalt weißer Flocken an verbrannten Körpern hängt, und sehr leicht in die Höhe fliegt; im Nieders. Flogasche, sonst auch Loderasche.


Flockblume (W3) [Adelung]


Die Flockblume, plur. die -n, S. Flockenblume.