Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
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XADE_a - Adelung - Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
A
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Adelung: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
- A
- Ä
- Aa
- Aal
- Aalbeere
- Aaleidèchse
- Aalen
- Aalfang
- Aalgabel
- Aalhälter
- Aalkasten
- Aalkirsche
- Aalmutter
- Aallège
- Aalpuppe
- Aalquappe
- Aalquast
- Aalraupe
- Aalreuse
- Aalst?cher
- Aalstreif
- Aalwèhr
- Aar
- Aaron
- Aarweihe
- Aas
- Aasblatter
- Aasen
- Aasfliege
- Aasfrèssend
- Aasgeyer
- Aaskäfer
- Aaskopf
- Aaspocke
- Aasseite
- Aaß
- Áb
- Abaasen
- Sich Abächzen
- Abackern
- Abändern
- Abänderlich
- Abänderung
- Abängsten
- Abarbeiten
- Abarbeitung
- Abärgern
- Abärnten
- Ábart
- Ábarten
- Ábartung
- Ábartig
- Ábschern
- Abaßen
- Abästen
- Abäthmen
- Abätzen
- Abäugeln
- Abäußern
- Abba
- Abbacken
- Abbaden
- Abbähen
- Abbaizen
- Abbaken
- 1. Abbalgen
- Abbalgen
- Abbamsen
- Abbannen
- Abbatissinn
- Abbauen
- Abbaumen
- Abbäumen
- Abbêêren
- Abbeißen
- Abbeitzen
- Abbèrsten
- Abberufen
- Abbestèllen
- Abbèthen
- Abbêtteln
- Abbétten
- Abbeugen
- Abbezahlen
- Abbiegen
- Abbiethen
- Abbild
- Abbilden
- Abbildung
- Abbilligen
- Abbinden
- Ábbíß
- Abbitte
- Abbitten
- Abblasen
- Abblatten
- Abblättern
- Abbläuen
- Abblicken
- Abblühen
- Abblüthen
- Abbohren
- Abborgen
- Abbrand
- Abbraten
- Abbrauchen
- Abbräunen
- Abbrausen
- Ábbr?chen
- Ábbr?chung
- Abbreiten
- Abbrênnen
- Abreviiren
- Abbringen
- Abbröckeln
- Ábbrúch
- Abbrühen
- Abbrunsten
- Abbuden
- Abbürsten
- Abbüßen
- Abcirkeln
- Abcopiren
- Abdáchen
- Abdáchung
- Abdämmen
- Abdampfen
- Abdanken
- Abdankung
- Abdankungsrède
- Abdarben
- Abdarren
- Abdêcken
- Abdècker
- Abdèckerey
- Abdêckerlêder
- Abdeichen
- Abdielen
- Abdienen
- Abdingen
- Abdisputiren
- Abdocken
- Abdonnern
- Abdoppeln
- Abdorren
- Abdörren
- Abdraht
- Abdrängen
- Abdräuen
- Abdrechseln
- Abdrèhen
- Ábdr?schen
- Abdringen
- Abdrohen
- Abdruck
- Abdrucken
- Abdrücken
- Abdrucksstange
- Abdunkeln
- Abdunsten
- Abdünsten
- Abêbenen
- Abeifern
- Abelmosch
- Abênd
- Abendandacht
- Abendbesuch
- Abendbrot
- Abenddämmerung
- Abendessen
- Abendgang
- Abendgebèth
- Abendglocke
- Abendjagd
- Abendkost
- Abendland
- Abendländer
- Abendländisch
- Abendlich
- Abendlicht
- Abendlied
- Abendluft
- Abendlust
- Abendmahl
- Abendmahlzeit
- Abendmarkt
- Abend-Musik
- Abendopfer
- Abend-Punct
- Abendrègen
- Abendroth
- Abendröthe
- Abends
- Abendschicht
- Abendsègen
- Abendsègen
- Abendseite
- Abendsonne
- Abendspeise
- Abendständchen
- Abendstèrn
- Abendstillstand
- Abendstunde
- Abendthau
- Abendtísch
- Abenduhr
- Abendviole
- Abendvogel
- Abendvolk
- Abendwärts
- Abendweite
- Abendwind
- Abenteuer
- Abenteuerlich
- Abenteuerlichkeit
- Abenteurer
- Abenteurig
- Aberacht
- Abersche
- Aberglaube
- Abergläubig
- Ab-erkénnen
- Aberklaue
- Abermahl
- Abermahlig
- Ab-èrnten
- Aberraute
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- Aberwitzig
- Áb?schern
- Abêssen
- Ábfáchen
- Abfädmen
- Abfahen
- Abfahren
- Abfahrt
- Abfahrtsflagge
- Abfahrtsgèld
- Abfahrtschúß
- Abfall
- Abfallen
- Abfällig
- Abfallsröhre
- Abfalzen
- Abfangen
- Abfärben
- Abfaßen
- Abfassen
- Abfasten
- Abfaulen
- Abfäumen
- Abfèchten
- Abfèdern
- Abfègen
- Abfeilen
- Abfeilicht
- Abfeimen
- Abfèrtigen
- Abfèrtigung
- Abfèsseln
- Abfeuern
- Abfiedeln
- Abfiedern
- Abfinden
- Abfindung
- Abfinnen
- Ábfíschen
- Abfitzen
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- Abflammen
- Abflattern
- Abflauen
- Abflècken
- Abflèdern
- Abflègeln
- Abfleischen
- Abflichhêrd
- Abfliegen
- Abfließen
- Abflößen
- Ábflúß
- Abfodern
- Abfolgen
- Abfolgung
- Abfordern
- Abforderung
- Abformen
- Abformiren
- Abfragen
- Abfrèssen
- Abfrieren
- Abfröhnen
- Abfügen
- Abfuhre
- Abführen
- Abführung
- 1. Abfüllen
- 2. Abfüllen
- Abfurchen
- Abfüttern
- Abgabe
- Abgähren
- Abgang
- Abgängig
- Abgärben
- Abgaukeln
- Abgèben
- Abgeboth
- Abgebróchenheit
- Abgehen
- Ábgelêbt
- Abgelègen
- Abgelêgenheit
- Abgeneigt
- Abgeneigtheit
- Abgesandt
- Abgeschiedenheit
- Abgeschirren
- Abgeschmackt
- Abgeschmacktheit
- Abgewähren
- Abgewinnen
- Abgewohnen
- Abgewöhnen
- Abgezogenheit
- Abgießen
- Abgießer
- Abgift
- Abglanz
- Abglätten
- Abgleichen
- Abgleiten
- Abglimmen
- Abglitschen
- Abglühen
- Abgott
- Abgötter
- Abgötterey
- Abgöttisch
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- Abgrämen
- Abgrasen
- Abgreifen
- Abgrund
- Abgründen
- Abgucken
- Abgunst
- Abgünstig
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- Abgürten
- Ábgúß
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- Abhaaren
- Abhacken
- Abhadern
- Abhästen
- Abhageln
- Abhägen
- Abhäkeln
- Abhaken
- Abhalsen
- Abhalten
- Abhaltung
- Abhandeln
- Abhanden
- Abhandlung
- Abhang
- Abhangen
- Abhängen
- Abhängig
- Abhängigkeit
- Abhangung
- Abhängung
- Abhären
- Abhärmen
- Abhärten
- Ábháschen
- Abhaspeln
- Abhauben
- Abhäucheln
- Abhauen
- Abhäuten
- Abhében
- Abhêften
- Abheilen
- Abheischen
- Abhêlfen
- Abhèlflich
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- Abhênken
- Abherkommen
- Abhètzen
- Abheucheln
- Abheuern
- Abheuern
- Abheulen
- Abhinnen
- Abhobeln
- Abhocken
- Abhohlen
- Abhold
- Abholzen
- Abholzig
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- Abhören
- Abhub
- Abhucken
- Abhülfen
- Abhungern
- Abhuren
- Abhüten
- Abhütten
- Abjagen
- Äbicht
- Äbichten
- Ábjóchen
- Abirren
- Abirrung
- Abkalben
- Abkämmen
- Abkämpfen
- Abkanten
- Abkanteln
- Abkanzeln
- Abkappen
- Abkargen
- Abkarten
- Abkauf
- Abkaufen
- Abkäufer
- Abkäuflich
- Abkêhlen
- Abkêhr
- Abkèhren
- Abkeifen
- Abkêltern
- Abkètteln
- Abkimmen
- Abkippen
- Abklaffen
- Abklappen
- Abklären
- Abklatschen
- Abklauben
- Abkleiden
- Abkleidung
- Abklèmmen
- Abklopfen
- Abklören
- Abklötzen
- Abknappen
- Abknattern
- Abkneipen
- Abknicken
- Abknöpfen
- Abknüpfen
- Ábkóchen
- Abköhlen
- Abkommen
- Abkommen
- Abkömmling
- Abkömmniß
- Abköpfen
- Abkoppeln
- Abkräften
- Abkramen
- Abkrämpen
- Abkranken
- Abkränken
- Abkratzen
- Abkrauten
- Abkriegen
- Abkröschen
- Abkühlen
- Abkühlfaß
- Abkühlung
- Abkümmern
- Abkündigen
- Abkündigung
- Abkunft
- Abküpfeln
- Abküpfen
- Abkuppen
- Abkürzen
- Abkürzung
- Ábláchen
- Ablactiren
- Abladen
- Ablader
- Ablage
- Ablager
- Abländen
- Ablang
- Ablangen
- Ablängen
- Ábláschen
- Ablaß
- Ablassen
- Ablativ
- Ab-latten
- Ablauben
- Ablauern
- Ablauf
- Ablaufen
- Abläufer
- Ablaugen
- Abläugnen
- Ablauschen
- Abläutern
- Ablèben
- Ablècken
- Ablêdern
- Ablèèren
- Ablègen
- Ablèger
- Ablehnen
- Ablêhnen
- Ableibig
- Ableiben
- Ableiten
- Ableiter
- Ablènden
- Ablenken
- Ablêrnen
- Ablêrschen
- Ablêsen
- Ablèser
- Ableugnen
- Ablieben
- Abliefern
- Abliegen
- Ablisten
- Abloben
- Ablocken
- Ablohnen
- Ablörschen
- Ablöschen
- Ablösen
- Ablöslich
- Ablösung
- Ablöthen
- Abludern
- Ablügen
- Ablugsen
- Ábmáchen
- Abmähen
- 1. Abmahlen
- Abmahlen
- 3. Abmahlen
- Abmahnen
- Abmärgeln
- Abmarken
- Abmarken
- Abmarsch
- Abmarschiren
- Abmartern
- Abmaße
- Abmatten
- Abmehren
- Abmeiern
- Abmeißeln
- Abmèrgeln
- Abmèrken
- Abmèssen
- Abmètzen
- Abmiethen
- Abmisten
- Abmodeln
- Abmoosen
- Abmühen
- Abmüßigen
- Abmutzen
- Abnagen
- Abnähen
- Abnahme
- Abnarben
- Abnärben
- Abnarren
- Ábnáschen
- Abnêhmen
- Abnehmen
- Abnehmer
- Abneigen
- Abneigung
- Abnießeln
- Abnießen
- Abnieten
- Abnöthigen
- Abnützen
- Abnutzen
- Aböden
- Aboliren
- Abolition
- Abominabel
- Abominabel
- Abonniren
- Abordnen
- Abort
- Abörtern
- Abortiren
- Abpachten
- Abpacken
- Abpassen
- Abpeitschen
- Abpêlzen
- Abpfänden
- Abpflöcken
- Abpflücken
- Abpflügen
- Abpinnen
- Abplanschen
- Abplacken
- Abplaggen
- Abplätten
- Abplätzen
- Abplündern
- Ábpóchen
- Abpöhlen
- Abposten
- Abpragen
- Abprallen
- Abprasseln
- Abprellen
- Abprêssen
- Abprotzen
- Abprügeln
- Abpuffen
- Abputzen
- Abquälen
- Abquêrlen
- Abquêtschen
- Abquicken
- Abradeln
- Abraffen
- Abrafft
- Abrahams-Baum
- Abrahmen
- Abráinen
- Abrasen
- 1. Abraspeln
- Abraspeln
- Abraspen
- Abrathen
- Abrauben
- Abrauchen
- Abraufen
- Abraum
- Abräumen
- Abraupen
- Áb r?chen
- Ab-rêchling
- Abrèchnen
- Abrèchnung
- Abrèchte
- Abrèchten
- Abrècken
- Abrède
- Abrèden
- Ábrêgnen
- Abreiben
- Abreichen
- Abreifen
- Abreihen
- Abreise
- Abreisen
- Abreißen
- Abreißer
- Abreiten
- Abrênnen
- Abrichten
- Abriegeln
- Abrieseln
- Abriffeln
- Abrinden
- Abrindig
- Abrinnen
- Abrippen
- Abrispen
- Ábríß
- Abrohren
- Abröhren
- Abrollen
- Abrosten
- Abrotten
- Abrücken
- Abrudern
- Abruf
- Abrufen
- Abrühren
- Abründen
- Abrupfen
- Abrüsten
- Abrutschen
- Abrütteln
- Absäbeln
- Absacken
- Absäen
- Absage
- Absagen
- Absägen
- Absahnen
- Absatteln
- Absatz
- Absätzig
- Absäubern
- Absaufen
- Absäugeln
- Absaugen
- Absäugen
- Abscêß
- Abschaben
- Abschäbsel
- Ábscháchern
- Abschachteln
- Abschaffen
- Abschälen
- Abschalmen
- Abschank
- Abschärfen
- Abscharren
- Abschatten
- Abschauen
- Abschauern
- Abschaufeln
- Abschaum
- Abschäumen
- Abschèèren
- Abscheiden
- Abscheider
- Abschènken
- Abschèren
- Abscheu
- Abscheuern
- Abscheulich
- Abscheulichkeit
- Abscheuren
- Abschichten
- Abschicken
- Abschieben
- Abschied
- Abschiedsbrief
- Abschiefern
- Abschienen
- Abschießen
- Abschiffen
- Abschildern
- Abschinden
- Abschirren
- Abschlachten
- Abschlag
- Abschlagen
- Abschlägig
- Abschläglich
- Abschlämmen
- Abschläudern
- Abschleichen
- 1. Abschleifen
- 2. Abschleifen
- Abschleifsel
- Abschleimen
- Abschleißen
- Abschlendern
- Abschlènkern
- Abschlèppen
- Abschlichten
- Abschließen
- Abschlüpfen
- Abschlürfen
- Ábschlúß
- Abschmack
- Abschmausen
- Abschmècken
- Abschmeicheln
- Abschmeißen
- Abschmèlzen
- Abschmieren
- Abschmützen
- Abschnallen
- Abschnappen
- Abschneiden
- Abschnèllen
- Abschnippen
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- Abschütteln
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- Abschwären
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- Abschwärzen
- Abschwatzen
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- Abschwêlgen
- Abschwêmmen
- Abschwènden
- Abschwimmen
- Abschwinden
- Abschwingen
- Abschwitzen
- Abschwören
- Absègeln
- Absehen
- Absehen
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- Abseite
- Abseits
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- Absènker
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- Abseyn
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- Absichtlich
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- Absieden
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- Abstêchen
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- Abstêmmen
- Abstêmpeln
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- Abtey
- Abteylich
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- Abtheilung
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- Abthun
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- Äbtlich
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- Abträufeln
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- Abwarten
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- Ábwàschen
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- Abwèben
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- 2. Abweichen
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- Abwêttern
- Abwêtzen
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- Abwiegen
- Abwinde
- Abwinden
- Abwirken
- Ábwischen
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- Abwölfen
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- Abwürgen
- Abwürzen
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- Abzahlen
- Abzählen
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- Abzanken
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- Adjectiv
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- Adlersbeere
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- Admirals-Flagge
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- Aerostatik
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- Affenbêêre
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- Anderns
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- Anfall
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- Anfällig
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- Anfühlen
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- Anführer
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- Angelotte
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- Aufegen
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- Aufènthalt
- Aufenthalten
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- Aufgähren
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- Aufräumer
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- Ausdielen
- Ausdienen
- Ausdingen
- Ausdocken
- Ausdonnern
- Ausdorren
- Ausdörren
- Ausdrängen
- Ausdr?chseln
- Ausdrèhen
- Ausdr?schen
- Ausdruck
- Ausdrucken
- Ausdrücken
- Ausdrücklich
- Ausdrúsch
- Ausduften
- Ausdüften
- Ausdulden
- Ausdunsten
- Ausdünsten
- Ausècken
- Ausegen
- Auseinander
- Auseisen
- Auseisen
- Auseitern
- Auserkiesen
- Auserkören
- Auserlèsen
- Auserschallen
- Ausersehen
- Ausersinnen
- Auserwählen
- Ausêssen
- Ausfáchen
- Ausfächsern
- Ausfädeln
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- Ausfahrt
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- Ausfasen
- Ausfaulen
- Ausfausten
- Ausfêchten
- Ausfegen
- Ausfèhmen
- Ausfeilen
- Ausfènstern
- Ausfèrtigen
- Ausfeuern
- Ausfeyern
- Ausfiedern
- Ausfilzen
- Ausfinden
- Ausfindig
- Ausfíschen
- Ausflammen
- Ausflattern
- Ausflèchten
- Ausfleischen
- Ausflicken
- Ausfliegen
- Ausfließen
- 1. Die Ausflucht
- 2. Die Ausflucht
- Ausflug
- Ausflúß
- Ausfluth
- Ausfolgen
- Ausfordern
- Ausfördern
- Ausforschen
- Ausfragen
- Ausfransen
- Ausfrêssen
- Ausfrieren
- Ausfrischen
- Ausführbar
- Ausfuhre
- Ausführen
- Ausführlich
- Ausführlichkeit
- Ausfüllen
- Ausfündig
- 1. Ausfüttern
- 2. Ausfüttern
- Ausgabe
- Ausgähren
- Ausgang
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- Ausgäten
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- Ausgelassenheit
- Ausgeschênk
- Ausgesêssen
- Ausgiebig
- Ausgießen
- Ausgipfeln
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- Aushêften
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- Ausheitzen
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- Aushohler
- Aushohler
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- Auskèhlen
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- Auskeilen
- Auskeimen
- Auskêllen
- Auskêltern
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- Auskêrnen
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- Auskleistern
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- Ausknêten
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- Auskommen
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- Auspauschen
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- Ausplatten
- Ausplatzen
- Ausplaudern
- Ausplumpen
- Ausplündern
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- Ausprêssen
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- Ausprügeln
- Auspumpen
- Auspunctiren
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- Ausputzer
- Ausquartiren
- Ausquètschen
- Ausräden
- Ausraiden
- Ausradiren
- Ausrahmen
- Ausrahmen
- Ausrammeln
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- Ausrasten
- Ausrauchen
- Ausrauchern
- Ausraufen
- Ausräumen
- Ausräuspern
- Ausrêchnen
- Ausrêcken
- Ausrède
- Ausrêden
- Ausregnen
- Ausrehden
- Ausreiben
- Ausreichen
- Ausreisen
- Ausreißen
- Ausreißer
- Ausreiten
- Ausreiter
- Ausreitern
- Ausrenken
- Ausreuten
- Ausrichten
- Ausrichter
- Ausrichtig
- Ausrichtung
- Ausrieseln
- Ausringen
- Ausrinnen
- Ausrippen
- Ausritt
- Ausroden
- Ausrohren
- Ausröhren
- Ausrollen
- Ausrotten
- Ausrucken
- Ausruf
- Ausrufen
- Ausrufer
- Ausruhen
- Ausrühren
- Ausründen
- Ausrupfen
- Ausrüsten
- Ausrütteln
- Aussaat
- Aussacken
- Aussäen
- Aussage
- Aussagen
- Aussägen
- Aussatz
- Aussätzig
- Aussäubern
- Aussaufen
- Aussaugen
- Aussäugen
- Aussauger
- Ausschaben
- 1. Ausschaffen
- 2. Ausschaffen
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- Ausschalen
- Ausschälen
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- Ausschämen
- Ausschänden
- Ausschank
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- Ausschaufeln
- Ausschäumen
- Ausscheiden
- Ausscheiteln
- Ausschêlten
- Ausschênken
- Ausscheren
- Ausscheuern
- Ausschicken
- Ausschieben
- Ausschienen
- Ausschieren
- Ausschießen
- Ausschiffen
- Ausschimpfen
- Ausschinden
- Ausschirren
- Ausschlachten
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- Ausschlafen
- Ausschlag
- Ausschlägeln
- Ausschlagen
- Ausschlämmen
- Ausschlauchen
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- 1. Ausschleifen
- 2. Ausschleifen
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- Ausschlichten
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- Ausschließen
- Ausschließlich
- Ausschlüpfen
- Ausschlürfen
- Ausschluß
- Ausschmähen
- Ausschmälen
- Ausschmauchen
- Ausschmeißen
- Ausschmêlzen
- Ausschmieden
- Ausschmieren
- Ausschmollen
- Ausschmücken
- Ausschnallen
- Ausschnauben
- Ausschnäutzen
- Ausschneiden
- Ausschneiteln
- Ausschnieben
- Ausschnitt
- Ausschnittling
- Ausschnitzen
- Ausschnüren
- Ausschnupfen
- Ausschöpfen
- Ausschoren
- Ausschossen
- Ausschößling
- Ausschramm
- Ausschrauben
- Ausschreiben
- Ausschreiten
- Ausschreyen
- Ausschroten
- Ausschuhen
- Ausschuppen
- Ausschüren
- Ausschürfen
- Ausschuß
- Ausschütteln
- Ausschütten
- Ausschwämmen
- Ausschwänken
- Ausschwären
- Ausschwärmen
- Ausschwatzen
- Ausschwêfeln
- Ausschweif
- Ausschweifen
- Ausschweifung
- Ausschweißen
- Ausschwêlgen
- Ausschwèmmen
- Ausschwènken
- Ausschwingen
- Ausschwitzen
- Aussêgeln
- Aussehen
- Ausseigern
- Ausseihen
- Ausseimen
- Außen
- Aussènden
- Außengraben
- Außenland
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- Außenposten
- Außenschein
- Außenseite
- Außenstand
- Außentheil
- Außenwand
- Außenwêrk
- Außer
- Außerdèm
- Äußere
- Außergerichtlich
- Außerhalb
- Äußerlich
- Äußern
- Außerordentlich
- Äußerst
- Außerwèsentlich
- Aussètzen
- Ausseyn
- Aussichern
- Aussicht
- Aussieben
- Aussiechen
- Aussiechen
- Aussieden
- Aussiekern
- Aussingen
- Aussinnen
- Aussitzen
- Aussöhnen
- Aussömmern
- Aussondern
- Aussoren
- Aussortiren
- Ausspähen
- Ausspalten
- Ausspann
- Ausspannen
- Ausspänner
- Aussparen
- Ausspaziren
- Ausspeisen
- Ausspènden
- Ausspèrren
- Ausspeyen
- Ausspielen
- Ausspinnen
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- Aussprengen
- Ausspreuen
- Aussprießen
- Ausspringen
- Ausspritzen
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- Aussprößling
- Aussprúch
- Aussprühen
- Ausspucken
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- Ausspünden
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- Ausstallen
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- Ausstand
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- Ausstäubern
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- Ausstehen
- Aussteifen
- Aussteigen
- Ausstèllen
- Ausstêmmen
- Ausste?rben
- Aussteuer
- Aussteuern
- Aussticken
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- Ausstochern
- Ausstocken
- Ausstollen
- Ausstopfen
- Ausstören
- Ausstoß
- Ausstoßen
- Ausstrècken
- Ausstreichen
- Ausstreifen
- Ausstreiten
- Ausstreuen
- Ausstrich
- Ausströmen
- Ausstückeln
- Ausstudiren
- Ausstumpeln
- Ausstürmen
- Ausstürzen
- Ausstützen
- Aussuchen
- Aussüßen
- Aust
- Austäfeln
- Austanzen
- Austapeziren
- Austauschen
- Auster
- Austerbank
- Austermann
- Austernèssel
- Austernschaber
- Austheilen
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- Austräglich
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- Austrèten
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- Austünchen
- Austunken
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- Ausüben
- Auswachsen
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- Auswahl
- Auswählen
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- Auswärts
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- 2. Ausweichen
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- Ausweißen
- Ausweiten
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- Auswiegen
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- Auszêhren
- Auszeichnen
- Auszèrren
- Ausziehen
- Auszieren
- Auszimmern
- Auszinnen
- Auszipfeln
- Auszirkeln
- Auszíschen
- Auszug
- Auszupfen
- Auszürnen
- Auszwicken
- Auszwicken
- Autor
- Autorisiren
- Autoritat
- Auxiliar-Truppen
- Avánce
- Avarey
- Avis-Brief
- Avthenticitat
- Avtomat
- Axe
- Axiom
- Axt
- Axthèlm
- Ay
- Azerol-Birn
- Azur
Erstellt: 2021-01
A
Adelung, Johann Christoph
Hochdeutsches Wörterbuch
Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart,
mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten,
besonders aber der Oberdeutschen
(E?)(L?) http://www.bastisoft.de/misc/adelung/
Zu den Daten
Hier finden Sie den vollständigen Text des "Grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" von Johann Christoph Adelung. Er entspricht der Ausgabe von 1811, die vom Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek eingescannt und mit einem Texterkennungsprogramm in Textform überführt wurde. Text und Bilder hat die sogenannte Digitale Bibliothek auf Ihrem Web-Server verfügbar gemacht, jedoch nicht als fortlaufenden Text. Das ist die Lücke, die diese Datei füllen soll.
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Der Text unterliegt keinem urheberrechtlichen Schutz, da dieser nach deutschem Recht nur Werken gewährt wird, deren Urheber noch lebt oder höchstens seit 70 Jahren tot ist.
Sebastian Koppehel
Erstellt: 2010-02
a (W3) [Adelung]
a, ein Vocal, und zugleich der erste Buchstab des Deutschen
Alphabetes, welcher unter allen Vocalen für die Aussprache der
einfachste und leichteste ist, er mit der weitesten Öffnung des Mundes
gebildet wird, daher er auch der erste vernehmliche Ton ist, welchen
die Natur in den neugebornen Kindern von sich gibt. Sprichw. Wer A
sagt muß auch B sagen, wer sich einmahl in etwas eingelassen hat, muß
darin fortfahren.Bey den Hochdeutschen hat dieses a nur einen einzigen
Laut, welcher entweder gedehnt ist, wie in da, Gabe, laben, oder
geschärft, wie in was, raffen, Pallast. Allein in den verschiedenen
Mundarten wird es fast durch alle Schattirungen der Aussprache
hindurch geführet; wovon man, was die Oberdeutschen Provinzen
betrifft, Popowitschens Untersuchung vom Meere S. 89, 288 f. nachsehen
kann. Am häufigsten nähert man es daselbst dem o, da es denn dem
Schwedischen u sehr ähnlich wird. Oft wird das a von dem o gänzlich
verdränget, und es gibt auch noch Hochdeutsche, welche Odem für Athem
sprechen und schreiben. In manchen Provinzen verwandelt man es in den
unangenehmen Doppellaut oa, z. B. foahren, troan, für fahren, tragen,
und in noch andern läßt man ein u hinter her schleichen, wie jau für
ja, oder fetzet wohl gar das u an dessen Stelle, wie hust du, für hast
du, ju für ja, Klufter für Klafter. Von der Bezeichnung des gedehntem
a, S. Orthogr. Th. I, S. 248. In der Ableitung und der Wörter wird
dieses a sehr oft in ä verwandelt; als Anfang, anfänglich; Zahl,
zählen; Pfalz, Pfälzer; Hand, Hände; Mangel, Mängel; ich dachte, ich
dächte; ich schlage, du schlägst, er schlägt; wovon die Regeln, wenn
anders welche davon gegeben werden können, in der Sprachlehre gesucht
werden müssen.Das a privativum, welches einige in den alten Deutschen
Mundarten angetroffen haben wollen, ist nichts anders, als eine
verkürzte Aussprache des heutigen un oder ohn; z. B. adeilon,
untheilhaft, ateilig, verlustig, Achusti, Untugend, Amalia, die
Unbefleckte, von Mail.Auf gleiche Art sprechen einige Niedersachsen
noch heut zu Tage Amacht, amächtig, awiesig, Awiesigkeit u. s. f. für
Ohnmacht, ohnmächtig, unweise oder läppisch u. s. f. Eben diese
Bewandtniß hat es auch mit Wachters so genanntem a positivo, welches
wohl auch nichts anders, als der durch eine geschwinde Aussprache
verkürzte unbestimmte Artikel ein ist, Statt dessen nicht nur viele
Deutsche Provinzen im geschwinden Reden, sondern auch die Engländer
allemahl, ein a oder ä, und wenn ein Vocal darauf folgt, an
gebrauchen; z. B. a Finger, a Fisch, a Gürtel, a Glas, än, oder an
Altar, an Ofen, an Arm, an Ochs und s. f. und Engl. a finger, a fish,
a girdle, a glass, an altar, an oven, an arm, an ox, u. s. f. welcher
Artikel denn nachmahls mit vielen Hauptwörtern auf eine nunmehr
unzertrennliche Art zusammen geschmolzen seyn kann. S. Ein, und Ameise. Das a drucket, wie in den meisten Sprachen, so auch in der
Deutschen, fast alle Bewegungen und Leidenschaften der Seele aus, und
um den Ausdruck zu verstärken, hat man demselben von den ältesten
Zeiten an noch die Hauchlaute ch und h beygefüget. S. Ach und Ha.Am
Ende vieler heutigen eigenthümlichen Nahmen der Flüsse und Örter ist a
aus acha, aha, oder ach, d. i. Wasser, zusammen gezogen. S. Ach.
Ä (W3) [Adelung]
Ä ein einfacher Vocal, welcher einen Mittellaut zwischen dem a und
hohen e hat, und so, wie das a, bald gedehnt, bald aber auch geschärft
ausgesprochen wird. Die meisten Sprachlehrer haben diesen Buchstaben
für einen wahren Doppellaut ausgegeben; andere haben solches
geläugnet, und Gründe für ihre Meinung angeführet, die aber größten
Theils wenig oder gar nichts beweisen. Indessen ist doch der Streit
sehr leicht zu entscheiden, wenn man nur den Laut selbst von dem
Zeichen des Lautes unterscheidet. Der Laut an und für sich selbst,
wird mit einer eben so einfachen Öffnung des Mundes hervor gebracht,
und läßt so wenig doppeltes oder zusammen gesetztes hören, als die
Laute a, e, i, o und u; und wenn er gleich ein Mittellaut zwi dem a
und e ist, so folgt daraus noch nicht, daß er aus diesen beyden
Vocalen
zusammen geflossen ist. In allen Sprachen sind die Vocale nur
stufenweise von einander unterschieden, und wenn man die Mundarten mit
in Anschlag bringt, so werden diese Stufen unmerklich. Im Deutschen
würde es nicht schwer fallen, zwanzig solche Vocalen anzugeben, deren
Unterschied dem Gehöre noch immer merklich genug ist; S. Lamberts
neues Organon Th. 2, S. 47. Warum sollen aber alle diejenigen
Doppellaute heissen, die sich von den fünf am meisten hervorstechenden
Vocalen mehr oder weniger entfernen? Noch eins, welches besonders das
ä betrifft. Es hat eben denselben Laut, den das erste e in Besen,
lesen, Wesen und hundert andern Wörtern hat. Machte der Laut einen
Buchstaben zum Doppellaute, so müßte man dieses e auch einen
Doppellaut nennen, welches doch noch niemanden eingefallen ist.Aber
nun zu dem Zeichen. Gemeiniglich schreibt man die Laute ä, ö, ü, durch
Ae, Oe und Ue, und in der kleinen Schrift durch ae, oe, ue und sind
nun freylich doppelte Buchstaben, die aber darum keine Doppellaute
machen. Als die Deutschen die Lateinischen Buchstaben annahmen, so
finden sie in denselben für die Vocale nur fünf Zeichen, und sie
hatten doch deren mehr nöthig. Sie halfen sich also dadurch, daß die
theils diese Zeichen zusammen setzen, theils den am meisten verwandten
Lauten einerley Zeichen gaben. Unwissenheit, Verschiedenheit der
Meinungen und vielleicht auch der Mundarten, und die nur nach und nach
geschehene Annahme des Lateinischen Alphabetes machten, daß man dabey
nicht gleichförmig zu Werke ging; und daher kam es, daß man besonders
den Laut ä in einigen Fällen durch das Zeichen a, in andern aber durch
ein bloßes e ausdruckte. Die Sprachlehrer, welche selten
philosophische Köpfe haben, blieben bey dem Zeichen stehen, und so
wurden aus ae, oe, und ue Doppellaute, da man sie höchstens
Doppelbuchstaben hätte nennen können. In der größern oder so genannten
Versal-Schrift machte man es in den Druckereyen noch ärger, und setzte
den andern Vocal aus Armuth an Schriftzeichen gar daneben, Ae, Oe, Ue.
Wie viele Schwierigkeiten solche Kindern und Ausländern in Erlernung
des Lesens macht, und wie viele Verwirrung solches in einem
Wörterbuche nach alphabetischer Ordnung anrichtet, ist leicht
einzusehen. Man hat daher in diesem Wörterbuche für die drey
Selbstlaute ä, ö, und ü, sowohl in der größern als kleinern Schrift,
besondere Zeichen gewählet, die der Natur der Sache hoffentlich mehr
angemessen, und nicht so vielen Mißdeutungen unterworfen seyn werden.
Man muß daher auch diejenigen Wörter, welche sich mit diesen drey
Selbstlautern anfangen, nicht in Ae, Oe und Ue, sondern nach Maßgebung
des darauf folgenden Consonanten aufsuchen. Von dem Gebrauche dieses
Vocals S. Orthogr. Th. 1, S. 140.
Aa (W3) [Adelung]
Aa, das Zeichen eines gedehnten a, welches erst in den spätern
Zeiten, aber nur in einigen wenigen Fällen eingeführet worden, wovon
ich die Ursachen in der Orthogr. 1, S. 240 entwickelt habe.
Diejenigen, welche die Laute mit ihren Zeichen verwechseln, rechnen
auch dieses a unter die Doppellaute. Siehet man aber, wie doch billig
ist, bloß auf den Laut, so lässet es sich so wenig unter die
Diphthongen zählen, als das ah und alle übrige gedehnte Vocale. Einige
haben es wieder abschaffen wollen, weil man dessen Gebrauch in den
ältesten Zeiten nicht findet; allein da es heut zu Tage in einigen
Wörtern, als Aal, Aas, Aar, Haar, Paar, Schaar, Quaal, Saal u. s. f.
überall angenommen ist, und das Alterthum an und für sich nirgends
weniger Richter seyn kann, als in der Sprache: so würde solches eine
so vergebliche als unnöthige Neuerung seyn. In der Verlängerung des
Wortes wird dieses aa oft in ein gedehntes ä verwandelt, als Äser,
quälen, Älchen, Härchen, Pärchen u. s. f. In andern aber bleibt es,
als die Aale, die Haare, haarig, paaren, u. s. f. In denausländischen
Wörtern macht es zwey Sylben aus, als Aaron, Baal.
Aal (W3) [Adelung]
Der Aal, des -es, plur. die Aale, Diminut. das Älchen. 1) Eigentlich
ein bekannter Fisch mit einem langen und schlüpfrigen Körper, wovon
die gewöhnlichste eßbare Art in süßen Wassern lebt; Muraena Anguilla,
L. Seine Schlüpfrigkeit hat einige sprichwörtliche Redensarten
veranlasset, welche aber nur im gemeinen Leben üblich sind. 2)
Figürlich, in den Küchen, ein Gebackenes aus Butterteige in Gestalt
eines Aales. Bey den Tucharbeitern die falschen Brücke, welche bey dem
Walken in den Tüchern entstehen. Älchen nennet man auch die kleinen
länglichen Würmer in dem Sauerteige, Essige und andern sauren Körpern,
welche lebendige Jungen zur Welt bringen; auch Essigaale,
Kleisteraale.
Anm. 1) Wachters Ableitung ist zu gezwungen. Frisch
hingegen hat die Übereinstimmung der Deutschen Benennung mit dem
Nahmen dieses Fisches in der übrigen Europäischen und der Hebräischen
Sprache glücklicher gezeiget. Nach ihm liegt der Grund der Benennung
in der Schlüpfrigkeit; worin ihm auch Herr Ihre beypflichtet. Man
könnte ihn aber auch aus der Länge und geringen Dicke dieses Fisches
herleiten; denn es scheint, daß Al oder El in den ältesten Sprachen
einen jeden langen, dünnen und spitzigen Körper bedeutet habe. S. Ahl
und Elle.2) In einigen Oberdeutschen Gegenden declinirt man der Aal,
des Aalen, u. s. w., und im Plur. die Aalen. In andern Gegenden ist es
weiblichen Geschlechts, die Aal, und in der Schweiz macht man den
Plur. Äle.3) Die großen Aale werden in und um Bremen Pann-ale, die
mittlern aber Pinnken genannt. Eine Art mit einem dicken Kopfe heißt
im Lauenburgischen Klauskopf. Aale, die in trüben Wassern leben,
werden in Holland schlechthin Aale, in Deutschland aber Mooraale
genannt, dagegen die Aale aus frischen Wassern in Holland Paaling
heißen.
Aalbeere (W3) [Adelung]
Aalbeere, S. Alantbeere.
Aaleidechse (W3) [Adelung]
Die Aaleidechse, plur. die -n, eine Art ausländischer Eidechsen mit
einem langen aalförmigen Körper, Lacerta anguina, L.
Aalen (W3) [Adelung]
+ Aalen, fangen, ist nur in gemeinen Sprecharten üblich.
Aalfang (W3) [Adelung]
Der Aalfang, des -es, plur. die -änge. 1) Der Fang oder das Fangen
der Aale und dessen Art und Weise. 2) Die Zeit, wenn dieser Fisch am
bequemsten zu fangen ist; und 3) der Ort, wo solches geschiehet. Der
Plur. ist nur in dieser letztern Bedeutung üblich.
Aalgabel (W3) [Adelung]
Die Aalgabel, plur. die -n, eine eiserne Gabel mit drey Zacken,
welche mit Widerhaken versehen sind, die Aale damit auf dem Grunde
anzuspitzen. Sie heißt auch das Aaleisen, der Aalstecher, der
Aalstachel, ingleichen der Dreystachel.
Aalhälter (W3) [Adelung]
Der Aalhälter, des -s, plur. ut nom. sing. ein Ort, wo die gefangenen
Aale im Wasser aufbehalten werden.
Aalkasten (W3) [Adelung]
Der Aalkasten, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art des Aalfanges,
welche in einem Gebäude an solchen Wassern bestehet, die einen Fall
haben, in welchen der Aal zu gewissen Zeiten häufig gefangen wird.
Aalkirsche (W3) [Adelung]
Aalkirsche, S. Ahlkirsche.
Aalmutter (W3) [Adelung]
Die Aalmutter, plur. die -ütter, eine Art Meergroppen, welche keinen
Kamm auf dem Kopfe trägt, und lebendige Jungen gebieret, Blennius
Mustela vivipara, L. Bey einigen auch Aalfrau, in Schweden Tannlacke.
Von einigen wird auch die Aalraupe mit diesem Nahmen belegt.
Aallege (W3) [Adelung]
Die Aallege, S. Aalwehr.
Aalquappe (W3) [Adelung]
Die Aalquappe, S. Aalraupe.
Aalquast,Aalquaße (W3) [Adelung]
Der Aalquast, des -es, plur. die -e, oder, die Aalquaße, plur. die
-n, ( S. Quast,) ein Bündel grüner Reiser, welches man an eine lange
Stange steckt, und unter das Wasser stellt, da sich denn die Aale und
Weißfische häufig darauf setzen.
Aalraupe (W3) [Adelung]
Die Aalraupe, plur. die -n, ein Fisch in süßen Wassern, welcher an
der glatten Haut dem Aale gleicht, oder einen großen Kopf und dicken
Bauch hat. Gadus Lota, L. Der Nahme Aalraupe, oder Aalraupe, wie er
auch gefunden wird, ist ohne Zweifel von rauben, weil er ein Raubfisch
ist, und dabey dem Aale gleicht. In der Schweiz heißt er Raubaal, am
Rheine verderbt Ruffelß, Ruffolk, in andern Gegenden Ruppe, in
Österreich die Rutte, in Baiern der Rutten. Sein Holländischer und
Niedersächsischer Nahme ist Quappe, auch wohl Aalquappe, Aalquabbe,
Dän. Quabbe, Engl. Quab, von dem Niedersächsischen Quapp, ein Beutel,
Wamme, oder Schlauch, wegen seines dicken Bauches. In einigen
Oberdeutschen Gegenden wird er auch Trusch, Trusche, Trüsche, genannt.
Mit der Niedersächsischen Benennung kommt die Griechische K - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und die daraus gemachte
Lateinische Gobio überein; obgleich Wachter die beyden letztern von
Kopf oder Caput herleitet, wegen des dicken Kopfes dieses Fisches.
Aalreuse (W3) [Adelung]
Die Aalreuse, plur. die -n, Reusen, so fern sie zum Aalfange
gebraucht werden.
Aalstecher (W3) [Adelung]
Der Aalstecher, des -s, plur. ut. nomin. sing. S. Aalgabel.
Aalstreif (W3) [Adelung]
Der Aalstreif, des -es, plur. die -e, ein schwarzer Streif, welchen
besonders fahle Pferde auf dem Rücken haben; weil die Aale mit einem
ähnlichen dunkeln Streife gezeichnet sind. Auch der Aalstrich.
Aalwehr (W3) [Adelung]
Das Aalwehr, des -es, plur. die -e, ein durch Zäune oder Pfähle
verengter Ort in einem Flusse, vor welchen man Hamen oder Fischkörbe
stellet, Fische und besonders Aale darein zu fangen, Nieders, Aallege,
von Lage, Nachstellung.
Aar (W3) [Adelung]
Der Aar, des -en, plur. die -en, (nicht Aare), eine sehr alte
Benennung aller großen Raubvögel, und besonders des Adlers, welche
heut zu Tage noch am meisten in Niedersachsen üblich ist. So wie der
Aar das Huhn, der Hecht die Gründel frißt. Opitz. Bald werdet ihr im
Meer der Hayen, am Gestade. Der Aaren Beute seyn. Raml.
Anm. Frisch
und Wachter haben die Übereinstimmung dieses Nahmens in den ältern und
neuern Sprachen sehr gut gezeiget, daher ich hier weiter nichts hinzu
setzen will, als das er noch jetzt in Bretagne einen Adler bedeutet,
und daß die erste Hälfte des Latein. Aruspex vermuthlich auch hierher
gehöret, so wie die letzte Hälfte zu dem Geschlechte des alten spähen
gerechnet werden kann.
Aaron (W3) [Adelung]
Aaron, eine Pflanze, S. Arum.
Aarweihe (W3) [Adelung]
Die Aarweihe, plur. die -n, eine Art Weihen oder Geyer, welche dem
Aaren oder Adler ähnlich ist; eine Benennung, welche größten Theils
nur in Niedersachsen vorkommt. In einigen Gegenden gebraucht man es,
so wie das einfache Weihe, männlich, der Aarweihe.
Aas (W3) [Adelung]
Das Aas, des Aases, plur. die Äser. 1 In die Fäulniß gegangenes
Fleisch eines gefallenen Thieres; ohne Plural. Es stinkt wie Aas. S.
auch Luder. Luthers Aas vom eßbaren Fleische geschlachteter Thiere ist
veraltet, und gehöret vermuthlich auch zu Aß. 2. Ein riechender todter
Körper, mit dem Plural; eigentlich nur von Thieren, im verächtlichen
Verstande auch von Menschen. Auf jeder Küste liegen Äser von Barden.
Ebert. Im gemeinen Leben im verächtlichsten Verstande auch von
lebendigen Personen, besonders weiblichen Geschlechtes.
Anm. Dieses
Wort ist mit dem folgenden Aß, von essen, nicht zu verwechseln, von
welchem es sich auch in der gelindern Aussprache des s in der
Verlängerung des Wortes unterscheidet. Es lautet schon im 10ten Jahrh.
As und Az, bald darauf aber Aweis und Auwesel, von welchen letztern
Formen doch noch ungewiß ist, ob sie bloße Verlängerung der ersten
sind. 1477 lautete der Plural in Schwaben Osse und in Luthers Bibel
die Aase. Der Stammbegriff scheint Fäulniß, Schmutz zu seyn; daher ist
noch im Niedersächsischen asig, schmutzig, naß, asen, schmutzige
Arbeit verrichten, ingleichen, auf eine ekelhafte Art in etwas herum
wühlen, sich zuasen, sich beschmieren.
Aasblatter (W3) [Adelung]
Die Aasblatter, plur. die -n, bösartige, schwarze, stinkende
Blattern; in Niedersachsen Aaspocken.
Aasen (W3) [Adelung]
Aasen, verb. reg. act. nur bey den Gärbern, das Aas oder Fleisch auf
der linken Seite der Felle abschaben, sie abaasen; wofür die Kürschner
fleischen gebrauchen.
Aasfliege (W3) [Adelung]
Die Aasfliege, plur. die -n, eine Art gemeiner großer Fliegen, welche
sich gern bey dem Aase aushält; die Fleischfliege, Schmeißfliege,
Musca cadaverina, L.
Aasfressend (W3) [Adelung]
Aasfressend, adj. ein Beywort solcher Thiere, welche sich von dem
Aase nähren, und von den fleischfressenden noch unterschieden werden
können; im gemeinen Leben aasfressig.
Aasgeyer (W3) [Adelung]
Der Aasgeyer, des -s, plur. ut. nom. sing. eine allgemeine Benennung
aller derjenigen Geyer, welche nicht auf den Raub ausgehe, sondern
sich von Äsern nähen; Roßgeyer, weil sie den gefallenen Pferden
nachgehen; bey den ältern Schriftstellern Reibgeyer, von dem
veralteten Reib, Aas. Martini in dem Schaupl. der Natur und andere
hingegen, nennen den Hasengeyer oder Gänseaar, die größte Art unter
den Raubgayern, den Aasgeyer.
Aaskäfer (W3) [Adelung]
Der Aaskäfer, des -s, plur. ut. nom. sing. eine Art Käfer, welche
sich im Aase aufhalten, und daher sehr stinken; Silpha, L. S. Gräber
und Todtengräber.
Aaskopf (W3) [Adelung]
Der Aaskopf, des -es, plur. die -köpfe, in der Baukunst, ein Zierath
der Dorischen Ordnung, besonders in den Friesen und Zwischentiefen,
welcher dem Kopfe eines todten und von der Haut entblößten
Opferthieres gleicht.
Aaspocke (W3) [Adelung]
Die Aaspocke, plur. die -n, S. Aasblatter.
Aasseite (W3) [Adelung]
Die Aasseite, plur. die -n, bey den Lederarbeitern, diejenige Seite
des Leders, welche auf dem Fleische gewesen ist; edler die
Fleischseite.
Aaß (W3) [Adelung]
Das Aaß, Nahrung, Speise, Aaßen, fressen, S. Aß und Aßen.
Ab (W3) [Adelung]
Ab, eine Partikel, welche in gedoppelter Gestalt vorkommt.I. Für sich
allein, und als ein eigenes Wort. 1. Als ein Umstandswort, (a) eine
Trennung, Absonderung zu bezeichnen; doch nur im gemeinen Leben. Der
Kopf ist ab. Kopf ab! Hand ab! (b) Für hinab, und figürlich, eine
Entfernung zu bezeichnen, in Verbindung mit auf. Den Berg auf und ab
fahren, gehen, reiten, d. i. bald hinauf, bald hinab, und figürlich
sich bald nähern, bald entfernen. Nach einer noch weitern Figur ist
auf und ab im gemeinen Leben so viel als ungefähr: zehn Thaler auf und
ab. c. Als eine Präposition, für von, an vor und aus; in welcher
Gestalt es im Hochdeutschen völlig veraltet ist, aber noch im
Oberdeutschen lebt: ab dem Wege kommen, ab den Augen gehen, einen
Gräuel ab den Götze haben. Daher auch die gleichfalls nur
Oberdeutschen Zusammensetzungen, abhinnen, von hinnen, bevorab,
zumahl, hierab, hiervon, hieraus, worab, woraus, abhanden, ( S. dieses
Wort.) u. s. f.II. In der Zusammensetzung, in welcher Gestalt es im
Hochdeutschen am üblichsten ist, und am häufigsten mit Verbis
gebraucht wird. Es vertritt alsdann die Stelle des Vorwortes von, mit
welchem keine Verba zusammen gesetzet werden können, und bezeichnet
überhaupt eine Trennung und Absonderung, deren besondere Art durch das
beigefügte Zweitwort näher bestimmt wird. Insbesondere aber,1) eine
Entfernung von einem nähern Orte nach einem niedrigern, in welcher
Bedeutung es für hinab, oder herab steht, wie in abfallen, abfließen,
abhangen, abhängig, abklappen, abnehmen, für herab, nehmen, absteigen
u. s. f. Und hierher gehören auch die Umstandswörter bergab, herab,
hinab und abwärts.2) Eine Entfernung von einem Orte, so wohl in
eigentlicher als uneigentlicher Bedeutung, für weg, oder hinweg; als
abgeben, abtreten, abreisen, abfahren, abstehen, abziehen u. s. f. in
welchem Falle der terminus a quo als ein höher gelegener Ort voraus
gesetzet wird. Hiermit ist,3) der Begriff der Trennung oder
Absonderung verbunden, wie in abbeißen, abblasen, abpflücken,
abbürsten, abstreifen, abschneiden u. s. f. wobey sich die Partikel ab
so wohl auf diejenige Sache beziehet, welche angesondert wird, als
auch metonymisch auf die, von welcher die Absonderung geschieht. Denn
man sagt so wohl, den Staub abbürsten, (nehmlich von dem Kleide) als
auch das Kleid abbürsten; die Federn abrupfen, (nehmlich der Gans) und
die Gans abrupfen u. s. f. Doch läßt sich diese letztere Wortfügung
nicht in allen Fällen gebrauchen, sondern nur da, wo der Gebrauch sie,
um der Kürze willen, eingeführet hat. Ingleichen, 4) der Begriff der
Erreichung, wie in abgehen, ablangen, absehen, abspannen, u. s. f.
durch gehen, langen, sehen, spannen, erreichen. Aus diesen vier
Bedeutungen, welche man als die eigentlichen ansehen kann, fließen
folgende figürlichere: 5) des Verminderns und Tilgens, wie in abbüßen,
abarbeiten, abdienen, absitzen u. s. f. das ist, eine Schuld oder
Strafe durch Buße, Dienste, Arbeit, Verhaft u. s. f. vermindern und
bezahlen; ingleichen, 6) des Entkräftens und Schwächens, als
abängsten, abtreiben, (ein Vieh), sich abseufzen, sich abweinen u. s.
f. Die meisten Zeitwörter dieser Art sind niedrig, und nur dem
gemeinen Gebrauche zu überlassen. 7) Der Nachbildung, der Übertragung
der Gestalt einer Sache auf die andere, wie in abbilden, abmahlen,
abschreiben, abzeichnen u. s. f. 8) Der Vollendung, weil man von
demjenigen abzulassen, oder sich zu entfernen pfleget, was seine
Endschaft und Vollkommenheit erreicht hat, wie abfüttern, abkochen,
abbrauen, absieden, abspeisen neutr. das Ableben u. s. f. Auch von
diesen Zeitwörtern sind viele niedrig und nur im gemeinen Leben
üblich. In andern ist der Begriff der Vollendung etwas versteckter,
und da dienet das ab,9) zum Theil die Bedeutung des folgenden
Zeitwortes zu verstärken, wie in abglühen, abprügeln, abscheiden,
Abschied, abschließen (eine Rechnung), absondern, absterben, abwägen
u. s. f. obgleich auch bey vielen dieser der Begriff der Entfernung,
Vollendung u. s. f. Statt findet. Endlich 10) bezeichnet es auch vor
einigen Wörtern, die nicht von Verbis bekommen, so viel als das
Gegentheil dessen, womit es verbunden ist; wie in Abgott, Abgrund,
Abgunst, abhold, abgeschmackt, wo die Bedeutung gleichfalls eine Figur
der Entfernung ist.
Anm. 1) In Ansehung der Conjugation gehöret ab zu
den trennbaren Partikeln, weil es sehr oft von seinem Verbo getrennt
wird; ich messe ab, maß ab, nicht ich abmesse, abmaß. Es hat daher
auch allemahl den Hauptton: abbringen, Abart, Ab-bruch, obgleich in
solchen Fällen, wo auf das ab noch eine Partikel folgt, um der Länge
des Wortes willen, das Verbum einen merklichern Nebenton bekommt als
in andern Fällen: aberkennen, abgewinnen, abverdienen. 2) Ab, Nieders.
Holl. Goth. Schwed. und Dän. af, Angels. und Engl. of, Griech. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image -, und Latein: ab, abs, ist ein sehr altes
Stammwörtchen, welches in den meisten Sprachen angetroffen wird. Wenn
es so viel als hinab bedeutet, so gebrauchen die Niedersachsen dafür
ihr daal; als daalbreken, daalriten u. s. f für abbrechen, abreißen.
Luthers abe, welches in der Deutschen Bibel häufig vorkommt, ist
veraltet.
Abaasen (W3) [Adelung]
+ Abaasen, verb. reg. act. bey den Gärbern, die Häute auf der
Fleischseite abschaben; S. Aasen.
Sich (W3) [Adelung]
+ Sich Abächzen, verb. reg. recipr. sich durch Seufzen oder Ächzen
entkräften; im gemeinen Leben.
Abackern (W3) [Adelung]
Abackern, verb. reg. act. durch ackern oder pflügen absondern,
entziehen. Einem eine Furche, ein Stück Feldes abackern, abpflügen.
Abändern (W3) [Adelung]
Abändern, verb. reg. act. 1) Eigentlich, ein wenig ändern, d. i. in
Nebenumständen anders bestimmen. Ein Kleid abändern, ein wenig ändern.
Besonders zur Vermeidung der Einförmigkeit. Pope hat seine Perioden
ungemein abgeändert. Dusch. Seine Schreibart abändern. Den Unterschied
von ändern, umändern und verändern, S. in diesen Wörtern. 2) Bey
einigen neuern Sprachlehrern bedeutet es so viel, als decliniren, d.
i. durch Casus verändern; wo doch das Wort den Begriff nicht
erschöpft. 3) Im Kanzelley-Style ist abändern so viel als ändern
überhaupt. Einen Mißbrauch abändern, ihn aufheben, wegschaffen, einen
Befehl abändern, ihn widerrufen.
Abänderlich (W3) [Adelung]
Abänderlich, adj. et. adv. was abgeändert werden kann oder darf, in
allen Bedeutungen des Verbi.
Abänderung (W3) [Adelung]
Die Abänderung, plur. die -en. 1) Eine geringe Änderung, andere
Bestimmung in Nebendingen. Einförmige Perioden ohne alle Abänderung.
In der Naturlehre ist daher Abänderung so viel als Spielart, Varietas,
d. i. die zufällige Abweichung von andern Körpern. Einer Art, und
dieser Körper selbst. 2) Bei einigen Sprachlehrern, die Declination.
3) In den Kanzelleyen, die Änderung, Aufhebung.
Abängsten (W3) [Adelung]
+ Abängsten, und dessen Frequentat. Abängstigen, verb. reg. act. et
recipr. sehr ängsten oder ängstigen, durch Angst entkräften; im
gemeinen Leben. Einen abängsten, sich abängsten.
Abarbeiten (W3) [Adelung]
Abarbeiten, verb. reg. act. 1) Durch Arbeit wegschaffen. Einen Ast
abarbeiten. Daher ist bey einigen Handwerkern abarbeiten, durch
Wegschaffung des Unebenen glatt machen, und der Abarbeiter, der
solches verrichtet. 2) Durch Arbeit von etwas los machen. Ein Schiff
arbeitet sich ab, von der Sandbank, oder von dem, der es geentert hat.
3) Durch vieles Arbeiten abnützen. Und die Schneiden an den Sensen und
Hauen - waren abgearbeitet, 1. Sam. 13, 21. 4) Durch vieles Arbeiten
entkräften. Süß ist der Trost, der den matten abgearbeiteten Sclaven
erquicket, wenn er sich unschuldig weiß. Am häufigsten als ein
Reciprocum, sich abarbeiten. 5) Eine Schuld mit seiner Arbeit
bezahlen. Den Vorschuß abarbeiten. 6) Bey den Tuch- und Zeugmachern,
ein Stück Zeug mit der Arbeit zu Ende bringen; auch abwirken.
Abarbeitung (W3) [Adelung]
Die Abarbeitung, plur. inusit. in den vorigen Bedeutungen.
Abärgern (W3) [Adelung]
+ Abärgern, verb. reg. act. et recipr. durch Ärgerniß entkräften, bis
zur Ermattung ärgern. Jemanden abärgern, sich sehr abärgern.
Abärnten (W3) [Adelung]
Abärnten, S. Abernten.
Abart (W3) [Adelung]
Die Abart, plur. die -en, die Abweichung von der ursprünglichen Art,
ohne Plural; und ein solches abweichendes Ding, mit
dem Plural. Der Rheinwein ist eine Abart des Ungarischen Weines. Der
Pudel, der Spitz, der Windhund u. s. f. sind lauter Abarten des
Schäferhundes. Da es denn in der Naturlehre oft für Spielart gebraucht
wird. In engerer Bedeutung, eine von der besseren ursprünglichen Art
abgewichene Art, ein ausgeartetes Ding. Den kaum nach langer Zeit der
Enkel Abart löscht, Hall. Von Tadel freye Herden, Noch lange nicht,
wie wir zur Abart so vermocht, Withof; wo es in dem letzten Falle das
Abstractum ist.
Abarten (W3) [Adelung]
Abarten, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt,
von der ursprünglichen Art abweichen. Der Sohn ist von den Tugenden
des Vaters abgeartet. Weiße Menschen arten in heißen Ländern nach und
nach in braune ab. Abarten bezeichnet eine geringere, ausarten oder
eine größere Abweichung von der eigentlichen Art.
Abartung (W3) [Adelung]
Die Abartung, plur. die -en, 1) Der Zustand des Abartens; ohne
Plural. 2) Ein Ding, dessen gewöhnliche Art zufälliger Weise verändert
worden; wie Abart.
Abartig (W3) [Adelung]
Abartig, -er, -ste, adj. et adv. abgeartet, abartend. Abartige
Bienen, abgeartete.
Abäschern (W3) [Adelung]
Abäschern, verb. reg. act. in den Küchen, schleimige Fische mit
heißer Asche abreiben. Ein anderes dem Klange nach gleiches Wort S. in
Abeschern.
Abaßen (W3) [Adelung]
+ Abaßen, verb. reg. act. welches aber nur noch bey den Jägern üblich
ist, und so viel als abfressen bedeutet. Es wird indessen nur von den
Hirschen und dem Wildpret gesagt, wenn es das junge Holz oder die
Ähren abbeißt. S. Aß. Wenn es das Gras abbeißt, so wird solches
abrasen genannt.
Abästen (W3) [Adelung]
Abästen, verb. reg. act. der Äste berauben. Einen Baum abästen.
Abäthmen (W3) [Adelung]
Abäthmen, verb. reg. act. bey verschiedenen Metallarbeitern, eine
Kapelle oder andern Körper ausglühen, um alle in den Poris befindliche
Luft zu vertreiben. S. Athem. Daher die Abäthmung.
Abätzen (W3) [Adelung]
Abätzen, verb. reg. act. durch ätzende Mittel wegschaffen, abbeitzen. Daher die Abätzung.
Abäugeln (W3) [Adelung]
+ Abäugeln, verb. reg. act. bey den Jägern, die Spur bloß mit den
Augen, ohne Hund, suchen.
Abäußern (W3) [Adelung]
* Abäußern, verb. reg. act. an einigen Orten, einen Leibeigenen oder
Unterthan von dem Gute, welches er besessen, treiben. Am Niederrheine
wird solches auch abmeiern genannt. Daher die Abäußerung.
Abba (W3) [Adelung]
Abba, ein Syrisches Wort, welches durch die Übersetzung des neuen
Testamentes in die biblische Schreibart gekommen ist, und so viel als
Vater bedeutet, aber nur von Gott gebraucht wird. Es ist so wie Aba,
Appa, Ba, Baba, Papa, Atta und andere, das erste Stammeln unmündiger
Kinder, und ein Wort, welches die Natur sie gewisser Maßen selbst
lehret; daher sich dasselbe auch in den meisten ältern und neuern
Sprachen ähnlich geblieben ist.
Abbacken (W3) [Adelung]
Abbacken, verb. irreg. S. Backen. 1) Als ein Neutrum mit seyn. Das
Brot ist abgebacken, wenn die Rinde im Backen von der Krume abgelöset
wird. Ausgewachsenes Getreide macht, daß das Brot abbäckt. 2) Als ein
Activum, (1) das Backen des Brotes vollenden oder zu Ende bringen. Der
Bäcker hat bereits abgebacken. (2) Durch jähe Hitze das Brot abbacken
machen.
Abbaden (W3) [Adelung]
Abbaden, verb. reg. act. 1) Völlig rein baden, oder im Bade
ab-waschen. Ein Kind abbaden. Ingleichen durch Baden wegschaffen. 2)
Das Baden zu Ende bringen.
Abbähen (W3) [Adelung]
Abbähen, verb. reg. act. gehörig bähen. Brot und Semmel abbähen.
Abbaizen (W3) [Adelung]
Abbaizen, S. Abbeitzen.
Abbaken (W3) [Adelung]
* Abbaken, verb. reg. act. in der Schifffahrt, mit Baken bezeichnen.
Das Fahrwaffer abbaken.
Abbalgen (W3) [Adelung]
1. Abbalgen, (von Balg,) verb. reg. act. einem Thiere den Balg
abstreifen. Einen Fuchs abbalgen.
Abbalgen (W3) [Adelung]
2. + Abbalgen, (von balgen,) verb. reg. recipr. Sich abbalgen, im
gemeinen Leben, sich durch Balgen oder Kaufen ermüden.
Abbamsen (W3) [Adelung]
+ Abbamsen, verb. reg. act. bey den Weißgärbern und Pergamentern so
viel, als abpelzen, d. i. die Felle gehörig durchklopfen. S. Bams.
Abbannen (W3) [Adelung]
* Abbannen, S. Abfinden, in der Anmerkung.
Abbatissinn (W3) [Adelung]
Abbatissinn, S. Äbtissinn.
Abbauen (W3) [Adelung]
Abbauen, verb. reg. act. 1) Mit dem Ertrage des Bergbaues bezahlen.
Den Receß abbauen, die Zubuße von dem gewonnenen Erze bezahlen. 2)
gleichfalls nur im Bergbaue, zu Ende bauen, d. i wegen der großen
Tiefe der Arbeit nicht weiter fortbauen können. So sagt man z. B. die
Zeche ist abgebauet. 3) Eben daselbst. Die in den Firsten übrig
gebliebenen Anbrüche abbauen, d. i. wegbrechen. 4) Die zufließenden
Tagewasser abbauen, ebendaselbst, durch geführte Grubengebäude
wegschaffen. 5) Ein Gebäude ganz oder zum Theil wegnehmen, in der
Baukunst. Einen Ärker abbauen. Besonders von leichten Holzgebäuden.
Eine Bude abbauen. So auch das Abbauen, seltener die Abbauung.
Abbaumen (W3) [Adelung]
+ Abbaumen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, von einem
Baume nieder fliegen, nur bey den Jägern, und auch hier nur von dem
großen Geflügel oder den Raubvögeln. Ingleichen von Thieren, von einem
Baume niedersteigen, wie abholzen.
Abbäumen (W3) [Adelung]
Abbäumen, verb. reg. act. bey den Webern, das fertige Gewebe von dem
Baume nehmen. S. Baum.
Abbeeren (W3) [Adelung]
Abbeeren, verb. reg. act. die Beeren abbrechen. Ingleichen, der
Beeren berauben. Einen Strauch abbeeren.
Abbeißen (W3) [Adelung]
Abbeißen, verb. irreg. act. ( S. Beißen,) durch Beißen absondern.
Daher die sprichwörtliche R. A. sich vor Angst die Nägel abbeißen;
sich vor Lachen fast die Zunge abbeißen.
Abbeitzen (W3) [Adelung]
Abbeitzen, verb. regul. act. 1) Mit Beitzen oder einer beißenden
Schärfe wegbringen; abätzen. Die Haare abbeitzen, bey den Gärbern und
Lederbereitern. Ein Fell abbeitzen,die Haare von demselben abbeitzen.
Abgebeitzte Wolle, welche mit Kalk von den Schaffellen abgebeitzet
worden, Beitzwolle. 2) Gehörig beitzen, durch Beitzen gar machen, bey
den Weitzgärben. So auch die Abbeitzung.
Abbersten (W3) [Adelung]
Abbersten, verb irreg. neutr. ( S. Bersten,) mit haben, bersten und
abfallen, abspringen. Der Kalk ist überall abgeborsten.
Abberufen (W3) [Adelung]
Abberufen, verb. irreg. act. ( S. Rufen,) von einem Orte weg berufen,
feyerlich abrufen. Der Gesandte ist bereits abberufen worden. Daher
die Abberufung, das Abberufungsschreiben.
Abbestellen (W3) [Adelung]
+ Abbestellen, verb. reg. act. im gemeinen Leben, eine bestellte
Sache wieder absagen. Ein Kleid, einen Tagelöhner abbestellen.
Abbethen (W3) [Adelung]
Abbethen, verb. reg. act. 1) Eine bestimmte Anzahl von Gebethen
hersagen. Den Rosenkranz abbethen. Gewisse Mannspersonen haben ihren
Vorrath von Lobsprüchen, den sie immer abbethen. 2) + Durch Bethen
abwenden. Ein Unglück abbethen.
Abbetteln (W3) [Adelung]
Abbetteln, verb. reg. act. durch Betteln oder vieles Bitten erhalten.
Einem etwas abbetteln. Man muß ihm alle Worte abbetteln.
Abbetten (W3) [Adelung]
+ Abbetten, verb. reg. act. Sich von einem abbetten, sein, Bette von
des andern seinem entfernen, nicht mehr bey ihm schlafen. Sich von der
Wand abbetten, das Bett von der Wand rücken.
Abbeugen (W3) [Adelung]
Abbeugen, verb. reg. act. S. Abbiegen.
Abbezahlen (W3) [Adelung]
+ Abbezahlen, verb. reg. act. nur im gemeinen Leben. 1) Völlig
bezahlen, besonders eine Schuld. 2) Einen Theil davon bezahlen.
Abbiegen (W3) [Adelung]
Abbiegen, verb. irreg. act. ( S. Biegen,) durch Biegen entfernen oder
absondern. Die Sprößlinge der Nelken zum verpflanzen abbiegen. Daher
die Abbiegung.
Anm. Die vollere Alemannische Mundart sagt für abbiegen,
abbeugen, und hierin folgt ihr die erhabene, dichterische Schreibart
der Hochdeutschen, weil abbeugen wegen des breiten Doppellautes den
Mund mehr füllet. S. Beugen und Biegen.
Abbiethen (W3) [Adelung]
Abbiethen, verb. irreg. act. ( S. Biethen.) + Einen abbiethen, mehr
biethen, als ein anderer, und ihn dadurch vertreiben; edler, ihn
überbiethen. In einigen Gegenden auch wie aufbiethen, proclamiren, da
denn Abgeboth so viel wie Aufgeboth ist.
Abbild (W3) [Adelung]
Das Abbild, des -es, plur. die -er, ein im Hochdeutschen seltenes
Wort für Bildniß. Wie angenehm ist doch die Liebe!Erregt ihr Abbild
zarte Triebe; Was wird das Urbild selber seyn: Hall. Ingleichen in
weiterm Verstande, das was einem andern Dinge ähnlich ist. Die Sonne
quoll hervor, wie Kuh aus Güte quillt, Sie, Gottes Abbild selbst,
verließ ihr Ebenbild.In die vor Dankbarkeit mir abgefloßne Zähre,
Withof. In einer Urkunde Königs Johann von Böhmen von 1334 bedeutet
dieses Wort so viel als ein Beyspiel: darum, daß andere Leuthe dar
Abbilde nehmen.
Abbilden (W3) [Adelung]
Abbilden, verb. reg. act. 1) Eigentlich die Gestalt einer Sache, auf
sinnliche Art nachahmen, ein Bild von einem Dinge machen. Einen Garten
abbilden. Eine Frucht in Wachs abbilden. Gott unter menschlicher
Gestalt abbilden. 2) Figürl. überhaupt so viel, als lebhaft
vorstellen, wofür doch schildern edler und üblicher ist. 3) Ein
Vorbild einer Sache seyn. Moses bildete Christum ab.
Abbildung (W3) [Adelung]
Die Abbildung, 1) Die Handlung des Abbildens; plur. inusit. 2) Das
dadurch entstandene Bild, oder die dadurch entstandene Vorstellung
selbst; wofür doch Bild, Bildniß, Nachbild u. s. f. üblicher sind.
Plur. die -en.
Abbilligen (W3) [Adelung]
* Abbilligen, verb. reg. act. welches nur noch in dem Kanzelley-Style
einiger Gegenden üblich ist, gerichtlich absprechen, aberkennen; wie
zubilligen, zuerkennen. Von dem veralteten Bill, Recht, S. Billig.
Abbinden (W3) [Adelung]
Abbinden, verb. irreg. act. ( S. Binden.) 1) Was angebunden war,
durch Auflösung des Bandes los machen. Den Mantelsack abbinden. Den
Wein im Herbste abbinden. 2) In einer Entfernung von dem andern
anbinden; daher in der Landwirthschaft, ein Kalb abbinden, figürlich
so viel als es entwöhnen, weil es alsdann besonders angebunden und
allein gestellet wird. 3) Durch Binden, oder durch ein angelegtes Band
absondern. Eine Warze, eine Ader, ein Fleischgewächs, ein Glied
abbinden; bey den Wundärzten. 4) Die Verbindung einer Sache zu Stande
bringen, völlig fertig binden. So heißt bey den Zimmerleuten, ein
Gebäude abbinden, so viel, als alle Säulen, Bänder, Riegel, Schwellen
u. s. f. gehörig mit einander verbinde; ingleichen bey den Faßbindern,
ein Faß abbinden, es mit allen gehörigenReifen oder Bändern versehen.
Daher die Abbindung, in allen obigen Bedeutungen.
Abbiß (W3) [Adelung]
Der Abbiß, des -sses plur. die -sse, überhaupt die Handlung des
Abbeißens, ohne Plural; der Ort, wo etwas abgebissen worden, und das
abgebissene Stück selbst, mit dem Plurale. Besonders, 1) bey den
Jägern, der Ort, wo das Wildpret das junge Laubholz, Getreide u. s. f.
abgebissen hat. 2) Abbiß, oder Teufelsabbiß, eine Pflanze, welche zu
den Scabiosen gehöret, Scabiosa succisa, L. Den Nahmen hat sie daher,
weil ihre Herzwurzel kurz abgebissen zu seyn scheinet, welches der
Aberglaube dem Teufel zuschrieb, und sich daher dieser Pflanze wider
vorgegebene Bezauberungen bediente. Engl. Devilsbit.
Abbitte (W3) [Adelung]
Die Abbitte, plur. inusit. die Bitte um Vergebung eines begangenen
Fehlers oder Verbrechens. Abbitte thun. Einem Abbitte thun. Eine
gerichtliche Abbitte, welche vor Gerichte geschiehet. Die R. A.
kniende Abbitte thun, rühret aus der Oberdeutschen Mundart her, wo man
den Particip. Activ. wenn sie adverbialiter stehen, ein e anzuhängen
pfleget; richtiger kniend Abbitte thun.
Abbitten (W3) [Adelung]
Abbitten, verb. irreg. act. ( S. Bitten,) durch Bitten gleichsam
tilgen oder auslöschen, einer Vergehung wegen um Vergebung bitten.
Einem etwas abbitten. Dagegen etwas abbitten ohne Dativ nicht so
gewöhnlich ist. Denn er kam nicht, um Fehler abzubitten. Gieseke.
Abblasen (W3) [Adelung]
Abblasen, verb. irreg. ( S. Blasen.) 1) Activum. (a) Durch Blasen
wegbringen, den Staub abblasen; und dann auch metonymisch, das Buch
abblasen, den Staub von dem Buche blasen. (b) Ein Lied abblasen,
dessen Melodie von einem höhern Orte, z. B. einem Thurme, blasen. (c)
Durch das Blasen auf einem Instrumente von einem höhern Orte
verkündigen. Der Wächter bläst die Stunden ab. Ein Fest abblasen. (d)
Das Ende einer Zeit oder Handlung durch Blasen verkündigen. So wird in
Schweden der Reichstag von dem Thurme abgeblasen.2) Neutrum, mit
haben. (a) Zum Abzuge blasen. Der Obergott war froh, befahl, nun
abzublasen, Opitz. Auf gleiche Art bedeutet es bey den Jägern, das
Ende der Jagd durch das Hifthorn verkündigen. (b) Zum letzten Mahle
blasen. Der Wächter bläst ab. (c) Aufhören zu blasen. Daher das
Abblasen, seltener die Abblasung, und dieses nur zuweilen in den
thätigen Bedeutungen.
Abblatten (W3) [Adelung]
+ Abblatten, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, die Blätter
eines Baumes oder einer Pflanze abbrechen, welches besonders bey dem
Weine, Tabak und Kohl geschiehet. Den Wein abblatten, in der Schweiz
falchen. Bey den Jägern ist abblatten, wenn das Wild von dem grünen
Laube frißt.
Abblättern (W3) [Adelung]
Abblättern, verb. reg. act. wie das vorige, nur daß es von
allgemeinerm und zum Theil auch edlerm Gebrauche ist. Man sagt auch
sich abblättern, von manchen Körpern, wenn sich ihre Theile in Gestalt
einzelner Blätter von einander geben. Der Kuchen, der Stein u. s. f.
hat sich ganz abgeblättert. Daher die Abblätterung.
Abbläuen (W3) [Adelung]
Abbläuen, verb. reg. 1) + Activum von bläuen, schlagen, im gemeinen
Leben, sehr schlagen. Und sorgte, ihr mit jedem Tage Den Rücken
zehnmal abzubläuen. Weiße. 2) Neutrum, mit haben, von blau, die blaue
Farbe fahren lassen. Das Tuch bläuet sehr ab.
Abblicken (W3) [Adelung]
Abblicken, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort haben,
erfordert, und auf den Schmelzhütten und bey den Probirern so viel,
als gehörig blicken, zum Zeichen der völligen Reinigkeit blicken,
bedeutet. Daher das Abblicken.
Abblühen (W3) [Adelung]
Abblühen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, das
Blühen vollenden. Bis der Weinberg, oder der Weinstock abgeblühet hat.
Das Getreide hat noch nicht abgeblühet. Mir dem Hülfsworte seyn,
aufhören zu blühen, für verblühen, ist es im Hochdeutschen
ungewöhnlich, wenigstens unedel: die Rosen sind abgeblühet, besser
verblühet.
Abblüthen (W3) [Adelung]
Abblüthen, verb. reg. act. an einigen Orten, der Blüthen berauben.
Die Orangenbäume abblüthen.
Abborgen (W3) [Adelung]
Abborgen, verb. reg. act. von einem borgen, entlehnen. Welchem
Collins haben sie diesen armseligen Einwurf abgeborgt: Less. So auch
die Abborgung.
Abbrand (W3) [Adelung]
Der Abbrand, des -es, plur. inus. in den Schmelzhütten dasjenige, was
dem Blicksilber im Brennen, oder in der Reinigung, am Gewichte
abgehet.
Abbraten (W3) [Adelung]
Abbraten, verb. irreg. act. ( S. Braten,) fertig braten, in den
Küchen. Eine Gans, ein Huhn abbraten, wenn sie kalt gegessen werden
sollen.
Abbrauchen (W3) [Adelung]
* Abbrauchen, verb. reg. act. durch den Gebrauch verderben, abnützen;
ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Verbum, welches aber bey dem Opitz
vorkommt. Dein Rock ist abgebraucht. Und figürlich. Das Grauseyn
schleicht herbey. Dein Stolz ist abgebraucht.
Abbräunen (W3) [Adelung]
Abbräunen, verb. reg. act. in den Küchen, gehörig braun machen. Einen
Braten abbräunen.
Abbrausen (W3) [Adelung]
Abbrausen, verb. reg. neutr. mit haben, das Brausen, d. i. Gähren,
vollenden. Der Most hat abgebrauset.
Abbrechen (W3) [Adelung]
Abbrechen, verb. irreg. ( S. Brechen.) Es ist:I) Ein Activum. (1)
Durch Brechen absondern, und zwar a) in der eigentlichen Bedeutung, z.
B. Blumen, Früchte abbrechen. Der Wind hat den Baum gerade über der
Wurzel abgebrochen. Daher auch die sprichwörtlichen R. A. + etwas über
das Knie abbrechen, oder, eine Sache zu grün abbrechen, d. i. sich
dabey übereilen, nicht die rechte Zeit erwarten, sie obenhin
verrichten. + Eine Ursache vom Zaune brechen, oder abbrechen, einen
leeren Vorwand anführen. Ingleichen so viel, als mit einiger Gewalt
abnehmen, los machen. Die Hunde abbrechen, wenn sie sich verbissen
haben. Dem Pferde die Hufeisen abbrechen, ein Schloß abbrechen u. s.
f. Die Glieder abbrechen, bey den Soldaten, lange Glieder in mehrere
kurze theilen. In dem Brauwesen ist, das Bier abbrechen, das mit dem
Hopfen gekochte Bier in den Kühlfässern mit langen Stangen, welche
vorn durchlöcherte Breter haben, fleißig umrühren. b) Figürlich. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ) Abziehen, entziehen, doch
mit dem Nebenbegriffe mehrerer Gewalt. Einem etwas an dem Lohne
abbrechen. Ich habe ihm nichts abgebrochen, nehmlich an dem Preise, an
der Bezahlung u. s. f. Können sie sich denn nicht eine Stunde von
ihrer Ruhe abbrechen? Ich habe mir schon vieles an meiner Zeit
abgebrochen. Er bricht sich nicht ab, d. i. versaget seinem Körper
nichts, was zur Nothdurft und zum Vergnügen gehöret. Sich den Wein
abbrechen, keinen Wein mehr trinken. - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - ) Plötzlich unvollender endigen, besonders von Wörtern,
Ausdrücken u. s. f. in welchem Falle aber nur das Particip. passiv.
üblich ist. Abgebrochene Wörter. Er antwortete mir mit nichts, als mit
Thränen und abgebrochenen Seufzern. S. Abgebrochenheit. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - ) Den Fortgang einer Sache
plötzlich hemmen, ihr plötzlich ein Ende machen. Die Unterhandlungen
abbrechen. Wir wollen unser Gespräch abbrechen. (2) Niederbrechen,
einreißen. Ein Gebäude, ein Haus, ein Dach, eine Mauer u. s. f.
abbrechen. Den Zeug abbrechen, bey den Jägern, den gestelltenZeug
wegnehmen. Hingegen ein Jagen abbrechen, eben daselbst, den Jagdbogen
enger fassen. (3) Mit dem Begriffe der Vollendung ist es in den
Blechhämmern üblich, wo die Bleche abgebrochen werden, wenn man sie
zum letzten Mahle glühet und glatt klopfet.II) Ein Neutrum (1) mit dem
Hülfsworte seyn, abgebrochen werden, in der ersten eigentlichen
Bedeutung. Das Messer bricht ab, die Nadel ist abgebrochen. (2) Mit
haben, nicht weiter fortfahren, aufhören. Mit dem zweyten Bande brach
er ab. Lassen sie uns davon abbrechen. Du brichst mit Fleiß ab,
(hörest auf davon zu reden), weil du dich fühlst, Gell. Mit einem
abbrechen, die bisherige Verbindung mit ihm aufheben.
Anm. Abbrechen,
mit Auslassung des Accusativs, für Abbruch thun, ist im Hochdeutschen
veraltet, war aber sonst üblich; z. B. den veindten abbrechen,
Theuerd. Kap. 93. Seiner Seele abbrechen, Pred. Sal. 4, 8. Warum
dürften wir dem Leibe abbrechen: Opitz Die poetische R. A. eines Tage
abbrechen, gewaltsam verkürzen, ist alt. Schon Stricker sang im 13ten
oder 14ten Jahrhunderte: Herre dueselber dein rich (Gericht) Brich ihm
sein tage abe. In Oberdeutschland bedeutet, das Licht abbrechen, so
viel, als dasselbe putzen; daher bezeichnet Abbreche daselbst auch
eine Lichtputze.
Abbrechung (W3) [Adelung]
Die Abbrechung, plur. inusit. die Handlung des Abbrechens in den
eigentlichen Bedeutungen des Activi. S. auch Abbruch.
Abbreiten (W3) [Adelung]
Abbreiten, verb. reg. act. ein Kunstwort der Kupferhämmer für breit
machen,oder schlagen; besonders von dem gegossenen Kupfer, wenn es
unter dem Breithammer zu breiten Scheiben geschlagen wird; auch
abpochen. Daher die Abbreitung.
Abbrennen (W3) [Adelung]
Abbrennen, verb. irreg. ( S. Brennen,) welches auf gedoppelte Art
üblich ist.I) Als ein Activum, da es auch zum Theil schon regelmäßig
conjugiret wird, ich brennete ab, abgebrennet, obgleich die irreguläre
Form, brannte ab, abgebrannt, noch die gewöhnlichste ist. (1) Durch
Feuer absondern. Die Haare abbrennen. Eine Warze mit einem glühenden
Eisen abbrennen. (2) Durch Feuer zerstören, in die Asche legen, von
großen Massen. Die Feinde haben die Stadt, das Haus, das Dorf u. s. f.
abgebrannt oder abgebrennt. Einen Wald abbrennen, um Acker daraus zu
machen, welches auch abschwenden heißt; ingleichen metonymisch, den
Acker abbrennen, d. i. das Gras, oder die Stoppeln auf demselben
abbrennen. (3) Anzünden, losbrennen, besonders von Feuerwerken und
Schießgewehren. Ein Gewehr, eine Kanone abbrennen. Das Feuerwerk wird
bald abgebrennet werden. In der Chymie bedeutet es, Weingeist über
gewisse Körper verbrennen lassen. Ingleichen, entzündbare, besonders
mineralische Körper in einem glühenden Schmelztiegel plötzlich
entzünden. Geschiehet dieses mit einem merklichen Knalle, so heißt es
verpuffen. (4) Das Brennen einer Sache vollenden, ingleichen, einem
Körper durch das Feuer die gehörige Vollkommenheit geben, und auf
diese Art wird das Zeitwort in verschiedenen Künsten und Handwerken
gebraucht. So bedeutet es z. B. bey den Ziegelstreichern und
Kalkbrennern so viel, als dem Ofen mit Reisholze die letzte Hitze
geben, welches auch ausbrennen genannt wird. Bey den Töpfern, die
getrockneten Gefäße gehörig brennen. In der Schmelzkunst heißt
abbrennen, das Blicksilber durch das Feuer von aller Unart reinigen;
wo aber auch der Begriff der Verminderung Statt finden kann. S.
Abbrand. Bey den Gelbgießern ist abbrennen auf eine sehr uneigentliche
Art, die Farbe des Messinges mit Scheidewasser erhö-
hen, indem man es damit bestreicht und es alsdann schnell in kaltes
Wasser steckt, damit das Messing von dem Scheidewasser nicht zu sehr
angegriffen werde. Auf ähnliche Art bezeichnet es bey den
Eisenarbeitern die Härtung des Eisens und Stahles, wenn solches durch
Ausglühung und nachmahlige Ablöschung geschiehet. Auf den Blechhütten
hingegen ist abbrennen so viel, als die Eisenbleche zum ersten Mahle
in das flüssige Zinn tauchen, um sie dadurch zu verzinnen; bey welchen
Arten des Gebrauches der Grund der Benennung zuweilen freylich etwas
dunkel ist. So auch die Abbrennung, in allen Bedeutungen des
Activi.II) Als ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt,
und allemahl irregulär conjugiret wird. (1) Niederbrennen, durch Feuer
verwüstet werden, von Gebäuden, Wäldern und hohen Massen. Das Haus
brannte ab. Die Stadt ist abgebrannt. Ingleichen seine Wohnung durch
Feuer verlieren. Unsere Freunde sind abgebrannt. Ein abgebrannter
Mann, der das Seinige in einer Feuersbrunst verloren hat. (2)
Entzündet werden. Das Gewehr muß schnell abbrennen. (3) Durch Feuer
abgesondert werden. Der Ast ist abgebrannt. (4) In der
Feuerwerkskunst, sich fruchtlos entzünden, versagen. Das Zündkraut ist
abgebrannt.
Anm. Der Unterschied in der Conjugation zwischen dem Activo
und dem Neutro hat seinen guten Grund, ob er gleich noch von den
wenigsten beobachtet wird; S. Brennen. In einigen Fällen ist es
gleichgültig, ob man das Activum oder Neutrum gebraucht. So kann man
sagen ein abgebrennetes Haus, und ein abgebranntes Haus; weil hier
beyde Bedeutungen Statt finden können. Einen abbrennen, für, sein Haus
und Vermögen in die Asche legen, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. In
Österreich heißt Abbranntler, einer der für abgebrannte Kirchen
sammelt.
Abbreviiren (W3) [Adelung]
Abbreviiren, verb. reg. act. aus dem mittlern Lat. abbreviare, doch
nur in der Grammatik. Ein Wort abbreviiren, es abkürzen. Daher die
Abbreviatur, plur. die -en, die Abkürzung, ein abgekürztes Wort.
Abbringen (W3) [Adelung]
Abbringen, verb. irreg. act. ( S. Bringen.) 1) Eigentlich wegbringen,
wegschaffen. Ich kann den Schmutz nicht abbringen. In der
Landwirthschaft bringt man das Heu, das Getreide ab, wenn man es
abmähet, oder abschneidet. 2) Figürlich. a) Entfernen. Einen von dem
rechten Wege abbringen. Ich bin dadurch ganz von meinem Gegenstande
abgebracht worden. b) Bewegen, etwas fahren zu lassen. Einen von
seiner Meinung, von seinem Sinne, von seinem Vorhaben abbringen.
Nichts konnte ihn von dem Müßiggange abbringen. c) Aufhören machen,
von Gebräuchen und Gewohnheiten. Eine Gewohnheit, ein Recht, eine Mode
abbringen; besonders wenn solches nach und nach, durch bloße
Unterlassung der Ausübung geschiehet. Geschiehet es durch einen
Befehl, so heißt es eigentlich abschaffen, obgleich dieses im gemeinen
Leben auch abbringen genannt wird. Daher die Abbringung in den obigen
Bedeutungen.
Abbröckeln (W3) [Adelung]
Abbröckeln, verb. reg. act. in Gestalt kleiner Brocken abbrechen. Den
Kalk von der Mauer abbröckeln. Sich abbröckeln, in kleinen Brocken
herab fallen. So auch die Abbröckelung.
Abbruch (W3) [Adelung]
Der Abbruch, des -es, plur. die -üche, von dem Verbo abbrechen, in
einigen figürlichen Bedeutungen. 1) Die Handlung des Abbrechens, so
wohl in der eigentlichen Bedeutung, besonders in den Bergwerken, als
auch in den uneigentlichen des Abzuges am Preise, am Gelde; ohne
Plural. Ich muß ohne Abbruch bezahlet werden. Sich Abbruch thun, sich
an der Nothdurft und am Vergnügen etwas abbrechen. In den
Marschländern bedeutet Abbruch, Nieders. Afbrake, Afdrang,
dasWegspühlen eines angesetzten Landes oder Ufers durch die Wellen
oder den Strom. 2) Dasjenige was abgebrochen ist, besonders in den
Bergwerken, ingleichen in den Marschländern, ein von dem Wasser wieder
weggespühltes angesetztes Land; mit dem Plural. Bey den Schriftgießern
ist Abbruch das überflüssige Metall, welches über der Form stehen
bleibt, und abgebrochen wird. Am häufigsten aber 3) in figürlicher
Bedeutung, für Verminderung des Vermögens, des Ansehens, des Rechtes,
der Würde, wofür auch das sich weiter erstreckende Nachtheil gebraucht
wird; ohne Plural. Einem Abbruch thun. Abbruch an seiner Ehre, an
seinem guten Nahmen, an seinem Vermögen leiden. Dadurch geschiehet
seinem Ansehen Abbruch. Den Gesetzen Abbruch thun. Zuweilen auch für
Schaden, Nachtheil überhaupt. Dem Feinde vielen Abbruch thun. Im
Bergbaue ist dem harten Gesteine Abbruch thun, es durch geschickte
Mittel brechen.
Anm. Das Beywort abbrüchig, könnte allenfalls etwas
bedeuten, das sich leicht abbrechen läßt. Allein, wenn es einige für
nachtheilig gebrauchen, so ist das völlig wider die Natur der
Beywörter auf -ig. Eben dieses gilt auch von unabbrüchig.
Abbrühen (W3) [Adelung]
Abbrühen, verb. reg. act. 1) Mit heißem Wasser wegbringen. Die
Federn, die Haare abbrühen; und dann auch metonymisch, ein Huhn, ein
Schwein abbrühen, demselben die Federn, die Haare abbrühen. 2) Gehörig
brühen. Das Kraut wohl abbrühen.
Abbrunften (W3) [Adelung]
Abbrunften, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, bey den
Jägern, die Brunsthitze abgekühlet haben, aufhören zu brunsten. S.
Brunst.
Abbuden (W3) [Adelung]
+ Abbuden, verb. reg. neutr. mit haben, die Buden abbrechen, im
gemeinen Leben.
Abbürsten (W3) [Adelung]
Abbürsten, verb. reg. act. mit der Bürste wegschaffen; den Staub
abbürsten. Ingleichen metonymisch, mit der Bürste reinigen; den Hut,
das Kleid u. s. f. abbürsten.
Abbüßen (W3) [Adelung]
Abbüßen, verb. reg. act. durch Buße, d. i. Reue, Strafe, oder
Genugthuung tilgen. Seine Sünden abbüßen. Ein Verbrechen mit Gelde
abbüßen. Daher die Abbüßung.
Abcirkeln (W3) [Adelung]
Abcirkeln, S. Abzirkeln.
Abcopiren (W3) [Adelung]
Abcopiren, verb. reg. act. etwas, es copiren, eine Copie davon
nehmen, in manchen Bedeutungen abschreiben, abzeichnen, u. s. f.
Ehedem abcopeyen. S. Copie.
Abdachen (W3) [Adelung]
Abdachen, verb. reg. act. 1) Des Daches berauben. Ein Haus abdachen.
2) Abhängig wie ein Dach machen; besonders in der Kriegsbaukunst und
dem Gartenbaue. S. das folgende. Im Deichbaue abflachen.
Abdachung (W3) [Adelung]
Die Abdachung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Abdachens; ohne
Plural. 2) Eine solche abhängig gemachte Fläche, welche mit dem
Horizonte einen spitzigen Winkel macht; mit dem Plural. In der
Kriegsbaukunst unterscheidet man Böschung (Franz. Talut,) und
Abdachung, Franz. Pente.) Diese steiget allmählich, jene aber steiler
in die Höhe. Das Glacis hat die Abdachung nach dem Felde, die Böschung
aber nach dem Graben zu. Der Wall hat oben eine Abdachung; unten aber
eine gedoppelte Böschung, die eine inwendig und die andere auswendig.
S. auch Abhang.
Abdämmen (W3) [Adelung]
Abdämmen, verb. reg. act. durch einen Damm absondern, abhalten, oder
ableiten. Das Wasser abdämmen. Daher die Abdämmung.
Abdampfen (W3) [Adelung]
Abdampfen, verb. reg. 1. Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, bey den
Scheidekünstlern, sich im Dämpfe auflösen und verfliegen, evaporiren.
Alle Feuchtigkeiten abdampfen lassen. 2. Activum, abdampfen lassen.
Substanzen bis zur Trockenheit abdampfen. Daher die Abdampfung. S.
Dampfen.
Abdanken (W3) [Adelung]
Abdanken, verb. reg. 1. Activum, der bisherigen Dienste entlassen.
Seine Bedienten abdanken. Soldaten abdanken. Ein abgedankter Soldat,
Officier. Der König von Frankreich hat die Parlaments - Räthe
abgedankt. Bey der Reformation wurden die meisten katholischen
Geistlichen abgedankt. Einen Minister abdanken. Nach geendigter Jagd
werden die Treiber und Jäger abgedankt, wenn man sie aus einander
gehen läßt. Ja alsdann dankt man auch wohl den Hund ab, wenn man ihm
für seine Dienste schmeichelt, welches auch ablieben genannt wird. Und
dann auch figürlich. Scherz und Lachen werden abgedankt, man nimmt ein
ernsthaftes Gesicht an. Der abgedankte Schild, Günth. Ein abgedanktes
Kleid, ein abgelegtes. Pferde und Wagen abdanken, abschaffen.2,
Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. a) Ein Amt, einen Dienst
niederlegen. Der Minister hat abgedanket. Alle seine Leute danken ab.
Pitt dankte aus einem unwürdigen Verdrusse ab, daher erstaunte ganz
Europa über seine Abdankung. Man sagt zwar auch, von einem Amte
abdanken; aber am häufigsten bedienet man sich doch dieses Zeitwortes
absolute, und ohne Beyfügung eines Substantives. b) Abschied nehmen,
im weitesten Verstande; doch im Hochdeutschen nur noch von dem
Nachtwächter, wenn er mit anbrechendem Morgen zum letzten Mahle
abruft. Ehedem war es in weiterer Bedeutung üblich. Der Lazar wird
erweckt, und dankt den Würmern ab, Scultet. c) Eine Versammlung mit
Dank für ihre Gegenwart entlassen, ohne Accusativ. Bey einer Leiche
abdanken, die Abdankung thun, welches vermittelt einer kurzen Rede
geschiehet. Im Oberdeutschen sagt man, einer Leiche abdanken.
Anm.
Abdanken in der thätigen Bedeutung des Entlassens führet eigentlich
nichts Beleidigendes bey sich, so wie absetzen, welches allemahl ein
Vergehen voraus setzet, und denn auch nur von Würden und Ehrenstellen
gebraucht wird; dagegen abdanken von viel weiterm Umfange der
Bedeutung ist. Man kann auch eben nichts sagen, daß es niedrig wäre;
indessen wird es doch nur von geringern Bedienten, von höhern aber nur
höchstens in der mittlern Schreibart gebraucht. In der höhern, und von
angesehenen Personen wird man allemahl lieber entlassen, und in der
neutralen Bedeutung, sein Amt, seine Stelle niederlegen gebrau-chen.
Was die Etymologie betrifft, so bringt sich der Begriff des Dankes
gleichsam von selbst auf, und in manchen Bedeutungen, z. B. in der
letztern neutralen, ist er unläugbar. Da indessen danken ehedem in
mehrern längst veralteten Bedeutungen vorkam, so kann sich auch eine
derselben noch in diesem Worte erhalten haben. So bedeutete es auch
sprechen und sagen, wie die Latein. dicere und dicare, und so könnte
abdanken wohl nach dem Lat. abdicare gebildet seyn. Wenigstens ist der
Begriff des Dankes für geleistete Dienste, oder für das anvertrauete
Amt, in den meisten Bedeutungen so erloschen, daß der bloße Begriff
der Entlassung oder Niederlegung übrig geblieben ist. Hier in Dresden
heißt das äußerste Ende der Ränitz-Gasse der Abdankeplatz, weil ehedem
die Missethäter bis dahin den Staupbesen bekamen, und dann entlassen
wurden.
Abdankung (W3) [Adelung]
Die Abdankung, plur. die -en. 1) Die Entlassung eines andern aus
seinen Diensten. 2) Die eigene Niederlegung eines Amtes; in beyden
Fällen ohne Plural. 3) Die Rede, worin den Leichenbegleitern für die
Begleitung gedankt wird. Die Abdankung thun. Eine Abdankung halten.
Ingleichen die Danksagungsrede eines Schauspielers an die Zuhörer,
nach geendigtem Schauspiele.
Abdankungsrede (W3) [Adelung]
Die Abdankungsrede, plur. die -n, wie das vorige in der letzten
Bedeutung. Es muß diese Rede nicht mit der Standrede oder Parentation
verwechselt werden.
Abdarben (W3) [Adelung]
Abdarben, verb. reg. act. et reciproc. bis zu dem Grade des Darbens
oder Nothleidens entziehen. Ich darbe es meinem Leibe, ja meiner Seele
selbst ab, Gell. Sie darbten sich oft das frische Wasser ab, Ebend.
Ich habe meinem eigenen Maule den Bissen abgedarbt, Ebend. Es ist
eigentlich ein Reciprocum. Gebraucht man es ja als ein Activum, so
kann es doch nur von den Theilen dessen gebraucht werden, der sich
etwas abdarbet, wie aus obigen Beyspielen erhellet. Einem andern etwas
abdarben, ist nicht gebräuchlich.
Abdarren (W3) [Adelung]
Abdarren, S. Abdörren.
Abdecken (W3) [Adelung]
Abdecken, verb. reg. act. 1) Die Decke einer Sache, und was deren
Stelle vertritt, wegnehmen. Das Dach abdecken. Noch mehr aber
metonymisch, eine Sache ihrer Decke berauben. Den Tisch abdecken. Das
Haus abdecken. Der Wind hat das ganze Haus abgedeckt. 2) Figürlich
deckt der Jäger das Wild ab, wenn er es auswirft: im Oberd. ihm die
Decke abnehmen. Ferner wird es in der anständigern Sprechart für das
niedrige schinden gebraucht, d. i. dem umgefallenen Viehe die Haut
abziehen. So auch die Abdeckung. 3) Derb ausprügeln, im gemeinen
Leben, so wie zudecken; wo es wohl eigentlich nicht zu Decke gehöret,
sondern eine unmittelbare Onomatopöie ist, wie das bekannte tax, tax
erit in tergo tuo.
Abdeckerey (W3) [Adelung]
Die Abdeckerey, plur. die -en; 1) das Amt eines Abdeckers, und 2)
dessen Wohnung.
Abdeckerleder (W3) [Adelung]
Das Abdeckerleder, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut. nom.
sing. dasjenige Leder, welches von dem Abdecker dem gefallenen Viehe
abgezogen worden; im Gegensatze dessen, was die Fleischer abziehen.
Abdeichen (W3) [Adelung]
Abdeichen, verb. reg. act. in den Marschländern, vermittelst eines
Deiches absondern, einschließen. S. Deich. Daher die Abdeichung.
Abdielen (W3) [Adelung]
Abdielen, verb. reg. act. 1) Mit Dielen oder Bretern absondern. Eine
Kammer abdielen. 2) Mit den gehörigen Dielen versehen; dielen,
bedielen. Den Fußboden, ein Zimmer, abdielen.
Abdienen (W3) [Adelung]
Abdienen, verb. reg. act. 1) + Durch persönliche Dienste bezahlen; im
gemeinen Leben. Der Knecht dienet eines Schuld, der Sol-
dat einen Vorschuß ab. Abdienen gehet mehr auf die persönlichen
Dienste selbst, das gleichfalls niedrige abverdienen aber auf den
Verdienst oder den Werth des Dienstes nach Gelde berechnet. 2) An
einigen Oberdeutschen Höfen heißt es so viel, als die Speisen von der
Tafel tragen, so wie aufdienen daselbst, die Tafel damit besetzen,
bedeutet.
Abdingen (W3) [Adelung]
Abdingen, verb. irreg. act. ( S. Dingen) einen Nachlaß an dem
geforderten Kaufpreise durch Dingen erhalten; edler abhandeln. Ich
habe ihm fünf Thaler abgedungen. Er läßt sich nichts abdingen.
Anm.
Ehedem bedeutete dieses Zeitwort auch so viel als abspänstig machen;
wovon man ein Beyspiel beym Haltaus h. v. sehen kann. Im Oberdeutschen
sagt man für abdingen auch abmarkten.
Abdisputiren (W3) [Adelung]
+ Abdisputiren, verb. reg. act. einem etwas, es ihm abstreiten; im
gemeinen Leben.
Abdocken (W3) [Adelung]
Abdocken, verb. reg. act. abwickeln, bey den Jägern, von Leinen,
Seilen und Archen. S. Docke und Docken.
Abdonnern (W3) [Adelung]
+ Abdonnern, verb. reg. imperf. mit haben. Es hat abgedonnert, im
gemeinen Leben, es höret auf zu donnern.
Abdoppeln (W3) [Adelung]
Abdoppeln, verb. reg. act. bey den Schustern, die Rahmen an den
Weiberschuhen mit einem gedoppelten Faden durchnähen, welches bey den
Männerschuhen durchnähen heißt. Weiß abdoppeln.
Abdorren (W3) [Adelung]
"Abdorren", verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt.
1) Durch Austrocknen abgesondert werden, dürre werden und absterben oder abfallen. Die Warze dorret ab. Der Aussatz ist ausgedorret. Die Blumen sind abgedorret. Das Holz dorret ab, wenn es auf dem Stamme dürre wird, welches auch abstehen, und abfliegen genannt wird.
2) Sehr dürre werden, für ausdorren. Der abgedorrte Leib, Gryph.
Abdörren (W3) [Adelung]
Abdörren, verb. reg. act. 1) Durch Austrocknen absondern. 2) Zur
Gnüge dörren, gehörig dürre machen. Getreide abdörren. Malz abdörren,
wofür man auch wohl abdarren sagt; S. Darre. Figürlich auf den
Bergwerken, das in den Kienstöcken noch befindliche Silber oder Bley
völlig heraus schmelzen. Daher die Abdörrung.
Abdraht (W3) [Adelung]
Der Abdraht, des -es, plur. inus. bey den Zinngießern, die Späne,
welche bey dem Drehen oder Drechseln des Zinnes abgehen.
Abdrängen (W3) [Adelung]
Abdrängen, verb. reg. act. durch Drängen absondern, oder wegdrängen,
welches aber wenig gebräuchlich ist. S. Abdringen.
Abdräuen (W3) [Adelung]
Abdräuen, verb, reg. act. durch Drohungen erpressen, gewöhnlicher
abdrohen. S. Dräuen. Ein Beyspiel aus dem 14ten oder 15ten
Jahrhunderte stehet im Haltaus h. v.
Abdrechseln (W3) [Adelung]
Abdrechseln, verb. regul. act. 1) Durch Drechseln absondern. 2)
Völlig fertig drechseln. Eine Kugel abdrechseln.
Abdrehen (W3) [Adelung]
Abdrehen, verb. reg. act. 1) Durch Umdrehen absondern. Einem die
Knöpfe abdrehen, d. i. von dem Rocke. Einem Vogel den Kopf abdrehen.
2) Wie abdrechseln in beyden Bedeutungen; da denn abdrehen mehr bey
den Künstlern, abdrechseln aber mehr im gemeinen Leben üblich ist.
Abdreschen (W3) [Adelung]
Abdreschen, verb. irreg. act. S. Dreschen. 1) Eigentlich. a) Durch
Dreschen absondern, oder bekommen. Man hat dießmahl aus einem Schocke
nicht so viel abgedroschen, als ehedem; für ausdreschen.
Abgedroschenes Stroh, leeres. b) Das Getreide abdreschen, das
vorräthige Getreide, oder eine bestimmte Quantität desselben
ausdreschen. c) Das Dreschen beschließen, als ein Neutrum, doch auch
mit haben. Wir werden bald abgedroschen haben. d) Durch Dreschen
bezahlen. Eine Schuld abdreschen. 2) Figürlich, a) + für abprügeln,
aber nur in niedrigen Redensarten. Man drasch ihn weidlich ab, Bernh.
b) Im Partic. Passiv. ist abgedroschen, etwas das schon oft gesagt,
oder oft wiederhohlet worden. Das ist lauter abgedroschenes Zeug, d.
i. ein schon oft wiederhohltes Geschwätz. Abgedroschene (längst
bekannte) Wahrheiten mit aufgeblasenen Backen predigen. Und mit dieser
abgedroschenen Ausflucht denken, sie durchzukommen. Less. c) Heimlich
verabreden, in verächtlicher Bedeutung. Das haben sie längst mit
einander abgedroschen. Ein abgedroschener Handel.
Abdringen (W3) [Adelung]
Abdringen, verb. irreg. act. ( S. Dringen.) durch Dringen, ungestümes
Anhalten, Dröhen, oder sonst eine Art von Gewalt von einem erhalten;
ungefähr wie abdrücken. Einem Geld, einen Eid, ein Versprechen, eine
Erklärung abdringen. Er hat mir zehn Thaler abgedrungen, d. i. von mir
erbettelt. Von allem, was das Glück den Fürsten übergeben, Ist das
betrübteste, das Recht auf Tod und Leben, Es dringt uns Strafen ab.
Schleg.
Abdrohen (W3) [Adelung]
Abdrohen, verb. reg. act. durch Drohungen erhalten. Einem etwas
abdrohen. Im Oberdeutschen abdräuen.
Abdruck (W3) [Adelung]
Der Abdruck, des -es, plur. die -ücke.
1) Die Handlung des Abdruckens und Abdrückens; ohne Plural. Der Abdruck eines Gewehres, eines Buches, einer Pflanze, einer Figur in Wachs, in Thon, in Zinne, in Gyps u. s. f. Hieher gehöret auch die figürliche Bedeutung für den letzten Athem eines Sterbenden, welche aber niedrig ist, wenn gleich Canitz singt: Wenn mich die Zeit wegnimmt, Die du zum Abdruck mir bestimmt.
2) Das durch Abdrücken und Abdrucken entstandene Bild. Der Abdruck einer Pflanze, eines Siegels, einer Münze, eines Kupferstiches. Der erste, der zweyte Abdruck u. s. f. einen Abdruck von etwas machen oder nehmen. Auch bedeutet Abdruck in diesem Verstande so viel, als das Lateinische Exemplar, wenn von einem Buche die Rede ist, die Abdrücke der ersten Auflage u. s. f. In der Naturgeschichte sind Abdrücke, oder Spursteine, solche Steine, an welchen ein ehemahliger thierischer oder vegetabilischer Körper seine äußere Gestalt zurückgelassen hat. Figürlich kommt Abdruck auch für ein Ebenbild überhaupt vor. Er ist der Abdruck seines Vaters, d. i. er ist ihm sehr ähnlich. Alle Werke der Natur sind Abdrücke der Gottheit, Gell.
3) An den Schießgewehren, die kleine bewegliche Zunge, vermittelst deren sie abgedruckt werden; auch der Abzug.
Abdrucken (W3) [Adelung]
Abdrucken, verb. reg. act. 1. Activum, durch Drücken nachahmen oder
abbilden; und zwar, (1) durch das Drücken in einen weichen Körper. Ein
Siegel in Wachs, eine Statue in Thon, eine Münze in Zinn abdrucken u.
s. f. Ingleichen metonymisch, ein Buch abdrucken, bey den Buchbindern,
mit dem Stämpel Figuren auf das Buch drucken. Und dann auch figürlich.
Diese Züge, in denen sich die Verzweifelung und das Bild des Todes
abdruckt. (2) Durch das Drucken mit Farben auf die Oberfläche eines
andern Körpers. Einen Kupferstich abdrucken. Ein Buch abdrucken. Der
Bogen ist noch nicht abgedruckt; in welcher Bedeutung es auch den
Begriff der Vollendung mit in sich schließet. 2. Ein Neutrum mit
haben, die aufgedruckte Farbe fahren lassen.
Abdrücken (W3) [Adelung]
Abdrücken, verb. reg. act.
1) Durch Drücken absondern, besonders in den im gemeinen Leben üblichen sprichwörtlichen R. A. Die Angst will das Herz abdrücken. Es würde ihm das Herz abgedrückt haben, wenn er es nicht ausgeplaudert hätte. Ingleichen figürlich für abdringen, doch mit dem Nebenbegriffe mehrern Nachtheiles von Seiten des andern. Einem eine Waare abdrücken. Noch einen neuen Schmuck den Männern abzudrücken, Gell.
2) Durch Drücken los machen, von Handgewehren, Schlössern u. s. f. die vermittelst einer Feder gespannt sind. Ein Gewehr abdrücken. Den Pfeil, den Bogen abdrücken. Drauf drückte sie die Schlösser selber ab, Rost. Daher die Abdrückung in beyden Bedeutungen.
Anm. Abdrücken, als ein Neutrum, für sterben, er wird bald abdrücken, ist niedrig. Von dem Unterschiede zwischen drucken und drücken. S. diese Wörter.
Abdrucksstange (W3) [Adelung]
Die Abdrucksstange, plur. die -n, in dem Schlosse eines Gewehres,
eine kleine Stange, welche in die Nuß einspringt, damit das Gewehr
nicht losgehe.
Abdunkeln (W3) [Adelung]
Abdunkeln, verb. reg. act. bey den Färbern, eine helle Farbe in dem
Färben in eine dunklere verwandeln.
Abdunsten (W3) [Adelung]
Abdunsten, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, sich in Dünste
auflösen und verstiegen wie abdampfen. Einen flüssigen Körper
abdunsten lassen. Daher die Abdunstung.
Abdünsten (W3) [Adelung]
Abdünsten, verb. reg. act. in Gestalt der Dünste vertreiben, das
Abdunsten eines flüssigen Körpers zuwege bringen. Wasser, Wein u. s.
f. abdünsten. Daher die Abdünstung.
Abebenen (W3) [Adelung]
Abebenen, verb. reg. act. völlig eben machen. Einen Garten, ein Feld
abebenen. Einen Pelz abebenen, ihn am Rande gerade schneiden. Daher
die Abebenung.
Abeifern (W3) [Adelung]
+ Abeifern, verb. reg. recipr. sich abeifern, sich durch Eifern oder
Zürnen abmatten.
Abelmosch (W3) [Adelung]
Abelmosch, S. Bisamkorn.
Abend (W3) [Adelung]
Der Abend, des -es, oder -s, plur. die -e. 1) Die Zeit zwischen Tag
und Nacht, oder kurz vor und nach dem Untergange der Sonne. Es wird
Abend. Es gehet gegen den Abend. Der Abend überfiel uns. Der Abend
brach an, da ich ihn verließ. Diesen Abend will ich zu dir kommen. Auf
den Abend sehe ich dich. Gegen Abend. Mit dem Abend (d. i. bey Anbruch
des Abends) in die Stadt kommen. Zu Abend essen, im gemeinen Leben, d.
i. die Abendmahlzeit halten. Guten Abend! der gemeine Abendgruß;
daher, einem einen guten Abend wünschen, sagen oder biethen. Sprw. Ein
feuriger Abend bedeutet einen heitern Morgen. Es ist noch nicht aller
Tage Abend, omnium dierum sol nondum occidit, Liv. In figürlicher
Bedeutung, besonders in biblischen R. A. bezeichnet Abend das Ende
einer gewissen bestimmten Zeit. Am Abend der jüdischen Cärimonien. Um
den Abend wirds Licht seyn, Zach. 14, 7. So auch in der poetischen
Schreibart für das Ende des Lebens, oder das Alter.Mein Abend kommt
heran, jetzt sollen Thränen rinnen, Can. 2) Der Tag vor einem Feste,
mit Beyfügung des Wortes heilig, oder auch des Nahmens Festes. Der
heilige Abend, der Pfingstabend, der Osterabend. So auch Fastenabend,
der Tag vor dem ersten Tage in der Fasten; Sonnabend, der Tag vor dem
Sonntage, u. s. f. In Oberdeutschland heißt der Tag vor einem Feste
auch der Vorabend. 3) Die Gegend am Himmel, wo die Sonne im Äquinoctio
unterzugehen scheint, Westen. Gegen Abend liegen. Der Wind kommt aus
oder von Abend. In dieser Bedeutung hat das Wort keinen Plural, wird
auch nur mit den Präpositionen aus, gegen, gen und von, ohne Artikel,
ja ohne alle Abänderung gebraucht. Nur die Dichter erlauben sich auch
hier zuweilen Ausnahmen; so saget z. B. Dusch: die letzten Inseln des
Abends.
Anm. 1) Nichts ist gewöhnlicher, als daß in der Declination
dieses Wortes im Singular das e in der letzten Sylbe verbissen wird;
am Abend für am Abende, des Abends für des Abendes. Allein da es im
Plural ohne alle Ausnahme ein e bekommt, so sollte es dasselbe auch im
Singular haben; weil es sonst eine Ausnahme von der Regel machen
würde. Einige der Alten sindhierin genauer. Ottfried sagt am Abande,
und der Vers des Rythm. de S. Annone: Einis abindis.2) Von der
biblischen R. A. zwischen Abends S. das Adv. Abends.3) Abend, beym
Kero Abunt, beym Notker Habant, beym Ottfried und Tatian Aband und
Abant, Nieders. Avend, Holl. Avent, Angels. Aefen, Engl. Even,
Evening, ist bisher von dem alten in der Hochdeutschen Mundart nicht
mehr üblichen Zeitworte aben, absteigen, abnehmen, abgeleitet worden,
dessen Stammwort wiederum die Partikel ab ist. Weil aber die
nordischen Mundarten in diesem Worte wider ihre Gewohnheit härtere Mitlauter haben, indem Abend bey den Isländern Apton, bey den Schweden
Affton, und bey den Dänen Aften heißt: so nimmt Herr Ihre mit nicht
geringer Wahrscheinlichkeit das Isl. aptan, Goth. aftana, und Angels.
aeftana, nach, für das Stammwort an; so daß Abend eigentlich den
letzten Theil des Tages bedeuten würde. Von Abend hatte man ehedem
auch das unpersönliche Zeitwort abenden für Abend werden, so wie man
von Tag saget, es taget; Is abandet, beym Tatian. Die Holländer und
gemeinen Deutschen Mundarten haben es auch noch jetzt. Wachter hat
schon angemerket, daß Abend in der Bedeutung einer Himmelsgegend
neueren Ursprunges ist. Die Gothen nannten diese Gegend Saithqua, von
Saitgan, ponere; die Angelsachsen Westdael; die nordischen Völker
Sol-biorg, gleichsam die Schlafstätte der Sonne; die Franken und
Alemannen aber Sedelgang d. i. Niedergang.
Abendandacht (W3) [Adelung]
Die Abendandacht, plur. die -en. 1. Die andächtige Gemüthsfassung am
Abend; ohne Plural. Seine Abendandacht halten. 2. Eine erbauliche
Betrachtung am Abend, ingleichen das Abendgebeth.
Abendbesuch (W3) [Adelung]
Der Abendbesuch, des -es, plur. die -e. 1. Der Besuch, welchen man am
Abend macht oder bekommt. 2. Die besuchenden Personen.
Abendbrot (W3) [Adelung]
+ Das Abendbrot, des -es, plur. inusit. eine besonders in
Niedersachsen übliche Benennung des Abendessens, vornehmlich, wenn von
geringen Personen die Rede ist.
Anm. In denjenigen Provinzen, wo das
Landvolk des Tages sehr oft und gemeiniglich sechsmahl isset, hat man
ein gedoppeltes Abendbrot. Das erste, welches Nachmittags um drey Uhr
gegessen wird, heißt in Niedersachsen das kleine Abendbrot,
Halbabendbrot, ingleichen Vesperbrot, im Hannöverischen des Veremahl
oder Verigermahl, in Oberdeutschland aber Jausen ingleichen
Unteressen, und Abendzehr. Das zweyte wird schlechthin Abendbrot, in
Westphalen Nachtmisse, im Chur-Braunschw. Nagtsen und in Oberdeutschl.
Nachtimbiß und Nachtessen genannt.
Abenddämmerung (W3) [Adelung]
Die Abenddämmerung, plur. inus. die schwache Erleuchtung des
Erdbodens durch die Refraction der Sonnenstrahlen, wenn sich die Sonne
unter dem Horizonte verborgen hat. Angels. Aefenglomung. In Nieders.
de Uhlenflucht, weil die Eulen alsdann auszufliegen anfangen.
Abendessen (W3) [Adelung]
Das Abendessen, des -s, plur. ut nomin. sing. 1. Eine Speise, welche
man Abends, vor dem Schlafengehen zu sich nimmt, die Abendspeise.
Schinken ist kein gutes Abendessen. 2. Das Speisen zur Abendzeit, die
Abendmahlzeit; ohne Plural. Jemanden zum Abendessen rufen.
Anm. Die
Alten, welche dieses zusammen gesetzte Wort nicht hatten, sagten dafür
Abantcaumo und Abandmuas, und etwas später Nachtmahl, Nachtessen. Bey
dem Ulphilas findet man Nahtamatz, und bey den Scandiern Nattord. Von
Abandmuas hatten die Franken und Alemannen auch das Verbum
abandmuasen, zu Abend essen.
Abendgang (W3) [Adelung]
Der Abendgang, des -es, plur. die -gänge, im Bergbaue, ein Gang,
welcher nach Abend zu streicht.
Abendgebeth (W3) [Adelung]
Das Abendgebeth, des -es, plur. die -e. 1. Das Gebeth, in welchem man
sich Abends vor Schlafengehen dem Schutze der Vorsehung empfiehlet; im
gemeinen Leben der Abendsegen. 2. In einigen Gegenden, z. B. in
Schlesien, ist es eine Bethstunde, welche Abends in der Kirche
gehalten wird.
Abendglocke (W3) [Adelung]
Die Abendglocke, plur. inus. der Klang der Glocke, so fern er den
Abend, oder die Zeit des Abendgebethes ankündiget.
Abendjagd (W3) [Adelung]
Die Abendjagd, plur. die -en, eine Jagd, welche bey der Nacht,
vermittelst angezündeter Strohfackeln gehalten wird; auch die
Fackeljagd.
Abendkost (W3) [Adelung]
+ Die Abendkost, plur. car. Das Abendessen, im gemeinen Leben,
besonders in Niedersachsen. Zum süßen Schluß der Abendkost, Haged.
Abendland (W3) [Adelung]
Das Abendland, des -es, plur. die -länder, ein Land, welches gegen
Abend liegt; am häufigsten im Plural.
Abendländer (W3) [Adelung]
Der Abendländer, des -s, plur. ut. nom. sing. der Einwohner eines
gegen Abend gelegenen Landes.
Abendländisch (W3) [Adelung]
Abendländisch, adj. aus einem gegen Abend gelegenen Lande, oder dazu
gehörig. Abendländische Sitten, Gewächse u. s. f.
Abendlich (W3) [Adelung]
Abendlich, adj. 1. Was zum Abende gehöret, oder am Abende geschiehet.
Ein abendlicher Schmaus, Uz. Die abendliche Sonne warf noch die
letzten ihrer Strahlen auf uns, ehe sie unterging, Dusch; die
Abendsonne. 2. Gegen Abend gelegen, westlich; im Hochdeutschen nur
selten.
Anm. Schon bey dem Kero findet man Abuntlih. Frisch sagt,
dieses Beywort habe keine Analogie, daher man es habe veralten lassen.
So viel ist gewiß, daß sich dessen die Dichter noch am häufigsten
bedienen. Aber was die Analogie betrifft, so haben wir ja nächtlich
und mitternächtlich in ähnlicher Bedeutung.
Abendlicht (W3) [Adelung]
Das Abendlicht, des -es, plur. car. 1. Figürlich bey den Dichtern,
der Abendstern, der Abend. Komm du schönes Abendlicht, Das der Lieb
Erfüllung giebet, Nachtstern komm und säume nicht. Opitz. 2. Das Zodiakal-Licht, wenn es sich im Frühlinge Abends zeiget.
Abendlied (W3) [Adelung]
Das Abendlied, des -es, plur. die -er, ein geistlicher Gesang, der
Abends beym Schlafengehen gesungen wird.
Abendluft (W3) [Adelung]
Die Abendluft, plur. die -lüfte. 1) Die Luft oder ein gelinder Wind,
der aus Abend kommt. 2) Die kühle Luft Abends nach Untergang der
Sonne; ohne Plural. Die kühle Abendluft genießen.
Abendlust (W3) [Adelung]
Die Abendlust, plur. car. ein Vergnügen, welches man Abends genießet.
Abendmahl (W3) [Adelung]
Das Abendmahl, des -es, plur. car. 1) Ehedem das Abendessen, die
Abendmahlzeit, in welcher nun veralteten Bedeutung, welche noch Joh.
12, 2, und Marc. 6, 21. vorkommt, auch der Plural üblich war. Die
Schweden sagen noch jetzt Aftonmal. 2) Jetzt bedeutet das Abendmahl,
das heilige Abendmahl, oder das Abendmahl des Herrn, in den
protestantischen Kirchen noch den sacramentlichen Genuß des Leibes und
Blutes Christi, welcher sonst auch das Sacrament des Altares, der
Tisch des Herrn, die Communion, im gemeinen Leben das Nachtmahl und
Gottestisch genannt wird, und hier ist der Plural nicht gebräuchlich.
Das heilige Abendmahl halten, austheilen. Das Abendmahl empfangen,
genießen. Zum heiligen Abendmahle gehen. Einem das Abendmahl
reichen.
Anm. Wachter merket an, daß dieses Wort in beyden Bedeutungen
den Alten unbekannt gewesen. Von der ersten Bedeutung S. Abendessen.
Die Angelsachsen, Gothen und Scandierbedienten sich Statt desselben in
der zweyten Bedeutung des Wortes Husl, Hunsl und Hust, Opfer, und die
Franken des Wortes Wizzod, Gesetz, Beobachtung. Die unter dem gemeinen
Volke noch übliche Betheuerung: ich will das heilige Abendmahl darauf
nehmen, ist ein Überbleibsel der ehemahligen purgationis per
eucharistiam, wovon Gericken ad Schottel. S. 197 und Grupens Observat.
S. 63 nachgesehen werden können.
Abendmahlzeit (W3) [Adelung]
Die Abendmahlzeit, plur. die -en, die Mahlzeit, die man Abends hält,
das Abendessen, in anständigen Ausdrücken von vornehmen Personen.
Abendmarkt (W3) [Adelung]
Der Abendmarkt, des -es, plur. die -märkte, an einigen Orten, eine
Art von Vormarkt, welcher jeden Abend vor den Wochenmärkten gehalten
wird.
Abend-Musik (W3) [Adelung]
Die Abend-Musik, plur. die -en, eine Musik, die man jemanden zu Ehren
Abends veranstaltet. Einem eine Abend-Musik bringen. Ital. Serenata.
Bringt man sie unter dem Fenster, so heißt sie ein Abendständchen.
Abendopfer (W3) [Adelung]
Das Abendopfer, des -s, plur. ut nom. sing. Bey den ältern Juden,
dasjenige Brandopfer, welches Abends angezündet wurde, und die ganze
Nacht durch brennen mußte. Schon bey dem Notker Abentopher.
Abend-Punct (W3) [Adelung]
Der Abend-Punct, des -es, plur. die -e; in der Astronomie, derjenige
Punct, in welchem die Sonne untergehet, wenn sie im Äquator stehet,
der wahre und eigentliche Abend.
Abendregen (W3) [Adelung]
Der Abendregen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eigentlich ein Regen,
der Abends fällt. 2) In einigen Stellen von Luthers Bibelübersetzung,
z. B. Jac. 5, 7. bedeutet es so viel, als der gleichfalls biblische
Ausdruck Spatregen, wodurch diejenige Regenzeit angedeutet wird,
welche in den Morgenländern kurz vor der Ernte im Aprill einfällt, im
Gegensatze des Frühregens oder Morgenregens, der zur Saatzeit im
October oder November fällt. Alle diese Benennungen sind freylich
unbequem und bloß nach dem Hebräischen und Griechischen gebildet.
Daher der Herr Hofrath Michaelis allerdings Beyfall verdienet, daß er
in seiner Übersetzung für Spat- und Abendregen den Ausdruck
Frühlingsregen gewählet hat.
Abendroth (W3) [Adelung]
Das Abendroth, des -es, plur. car. die Abendröthe. O laßt uns den
Glanz des Abendrothes und den sanften Schimmer des Mondes betrachten!
Gesn. froh bin ich, wenn das Abendroth am Himmel mich bescheinet,
ebend. Dieses Wort kommt schon unter den Schwäbischen Kaisern, aber im
männlichen Geschlechte vor. Si bran uf schone Sam der abend rot, singt
Rudolph von Rottenburg. Bey dem gemeinen Manne, besonders in
Niedersachsen ist dieses Wort üblicher, als Abendröthe; außerdem wird
es in der Kürze willen am häufigsten in der höhern Schreibart
gebraucht.
Abendröthe (W3) [Adelung]
Die Abendröthe, plur. die -n, 1) Der rothe Schein, der gleich nach
dem Untergange der Sonne am Horizonte gesehen wird, und von der
Refraction der Sonnenstrahlen in der Luft herrühret. 2) Die durch
diese Strahlen gefärbten Wolken. In dieser Bedeutung sagt der
Landmann: die Abendröthe ziehe über Land, wenn die solcher Gestalt
erleuchteten Wolken gegen Osten fort ziehen, worauf den andern Tag
heiteres Wetter zu erfolgen pfleget. Der Plural, die Abendröthen, ist
wenig gebräuchlich, kommt aber doch zuweilen bey den Naturlehrern und
Dichtern vor.
Abends (W3) [Adelung]
Abends, adv. am Abende, auf den Abend. Gestern Abends. Heute Abends.
Abends zuvor. Ich werde erst Abends spät wieder kommen. Ich kann ihn
vor Abends nicht sprechen. Den neunten Abends.
Anm. Eigentlich ist
dieses Wort, so wie die verwandten Morgens, Mittags, Montags, Dinstags
u. s. f. der verkürzte Genitiv des Substantives Abend, für Abendes,
welches
daraus erhellet, daß man auch mit Artikel des Abends, des Morgens
sagt. Etwas mehr sticht die adverbische Beschaffenheit vor, wenn es
mit der Präposition vor verbunden wird, die doch sonst keinen Genitiv
regieret, vor Abends. Allein da dessen ungeachtet, der Begriff eines
Substantives immer noch der merklichste ist, so schreibt man es am
richtigsten mit einem großen Buchstaben. S. Orthogr. Theil 1, S. 351.
Abendschicht (W3) [Adelung]
Die Abendschicht, plur. die -en, in den Berg- und Hüttenwerken, die
Schicht oder Arbeitszeit, welche Abends ihren Anfang nimmt, und an
einigen Orten auch die Nachtschicht genannt wird, an andern aber von
ihr noch verschieden ist.
Abendsegen (W3) [Adelung]
+ Der Abendsegen, des -s, plur. ut nom. sing. im gemeinen Leben so
viel als das Abendgebeth. Den Abendsegen bethen.
Abendseite (W3) [Adelung]
Die Abendseite, plur. die -n, die gegen Abend gelegene Seite eines
Landes, Feldes, Berges, Gebäudes u. s. f.
Abendsonne (W3) [Adelung]
Die Abendsonne, plur. die -n, bey den Dichtern, der Glanz der
untergehenden Sonne. Und Abendsonnen kühlten sich zögernder im Meer,
Mich. Fig. auch der Abend. Wir arbeiten von der Morgensonne bis zu der
Abendsonne, und was haben wir denn gewonnen? Gesn.
Abendspeise (W3) [Adelung]
Die Abendspeise, plur. die -n, eine Speise, so fern sie Abends
genossen wird, wie Abendessen 1.
Abendständchen (W3) [Adelung]
Das Abendständchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Abend-Musik.
Abendstern (W3) [Adelung]
Der Abendstern, des -es, plur inusit, die Venus, wenn sie der Sonne
nachgeht, und also bey ihrem Untergange in Westen sichtbar wird. Für
stillere Stunden in der Dämmerung, wenn der Abendstern über mir
wandelt, sparete ich die Thränen um dich, Dusch. Der Abendstern winkt
unsrer Erde, Die Ruh am Horizont herauf. Zach. Opitz nennt ihn auch
den Vesperstern.
Abendstillstand (W3) [Adelung]
Der Abendstillstand, des -es, plur. inusit. bey den Astronomen, wenn
ein Planet Abends in einem Puncte des Thierkreises einige Tage stille
zu stehen scheint; Statio vespertina.
Abendstunde (W3) [Adelung]
Die Abendstunde, plur. die -n, eine der Stunden des Abends.
Figürlich, der Abend, die abendliche Zeit. Wie glücklich werden wir
daselbst die stillen Abendstunden finden, Dusch.
Abendthau (W3) [Adelung]
Der Abendthau, des -es, plur. car. Der Thau, der zur Abendzeit aus
der Luft fällt, und aus den Dünsten entsteht, welche den Tag über in
die Luft aufgestiegen sind.
Abendtisch (W3) [Adelung]
Der Abendtisch, des -es, plur. inus. die gewöhnliche Abendmahlzeit,
doch nur collective. Ich habe den Abendtisch bey ihm, speise alle
Abende bey ihm. Er bezahlet für den Abendtisch wöchentlich zwey
Gulden. Einem den Abendtisch geben.
Abenduhr (W3) [Adelung]
Die Abenduhr, plur. die -en, in der Gnomonik, eine Sonnenuhr, die auf
einer Fläche beschrieben wird, welche gerade gegen Abend liegt, und
also nur die Nachmittagsstunden zeiget.
Abendviole (W3) [Adelung]
Die Abendviole, S. Nachtviole.
Abendvogel (W3) [Adelung]
Der Abendvogel, des -s, plur. die -vögel, eine Art Schmetterlinge,
welche nur Morgens und Abends in der Dämmerung herum flieget, auch der
Dämmerungsvogel, Sphinx, L.
Abendvolk (W3) [Adelung]
Das Abendvolk, des -es, plur. die -völker, ein Volk, welches gegen
Westen oder Abend wohnet; am häufigsten im Plural.
Abendwärts (W3) [Adelung]
Abendwärts, adv. gegen Abend, der Himmelsgegend nach, nach Westen zu.
Abendwärts gehen, schiffen, wohnen u. s. f.
Anm. Abendwärts mit der
zweyten Endung des Hauptwortes zu verbinden, z. B. abendwärts der
Stadt, ist eben so ungewöhnlich, als die biblischen R. A. gegen
abendwärts, Joh. 8, 9, 12. Kap. 16. 3. zum abendwärts, Kap. 19. 11.
und von abendwärts der Stadt, 2 Chron. 32. 30.
Abendweite (W3) [Adelung]
Die Abendweite, plur. die -n, in der Astronomie, der
Abstanddesjenigen Punctes, in welchem ein Stern untergehet, von dem
Abend-Puncte, Amplitudo occidua.
Abendwind (W3) [Adelung]
Der Abendwind, des -es, plur. die -e, 1) Ein Wind, der aus Abend,
oder Westen kommt; der West, Westwind. 2) Ein Wind, der am Abende
wehet. O daß die kühlen Abendwinde dir nicht schaden, und der feuchte
Thau! Gesn.
Abenteuer (W3) [Adelung]
Das Abenteuer, des -s, plur. ut nom sing. 1) Ein ungefährer Zufall,
woran das Glück mehr Theil hat, als der Vorbedacht. In dieser
Bedeutung ist das Wort noch bey den Handwerkern üblich, wo Abenteuer
erwarten, oder sein Handwerk auf Abenteuer treiben, so viel heißt, als
auf bestellte Arbeit warten, ingleichen Arbeit auf den Kauf
verfertigen. In beyden Fällen bedeutet es so viel, als auf gut Glück
arbeiten. 2) Ein seltsamer, wunderbarer oder gefährlicher Zufall, doch
mehrentheils nur noch in scherzhaftem und verächtlichem Sinne. Ein
Abenteuer wagen. Ein Abenteuer bestehen, jetzt nur noch im Scherze,
eine gefährliche, oder doch seltsame Handlung unternehmen. Auf
Abenteuer ausgehen, eine lächerliche, mißliche Sache unternehmen.
Anm.
1. Ehedem bedeutete Abenteuer auch, 1) eine herzhafte, männliche That;
in welcher Bedeutung es sehr oft im Theuerdank vorkommt. Z. B. Kap.
115. Darumb sol ein yeder Man Sich kheiner abenthewer understan Aus
Hochfart und eyteler eer. Und Kap. 57. Noch so wil ich mein
abenthewerVersuchen gegen dem Held werth. Ingleichen die Erzählung
einer wunderbaren Begebenheit. Conrad von Würzburg nennet sein Gedicht
von Troja, eine Aventure. Der häufige Gebrauch, den die alten
Romanenschreiber von diesem Worte machten, hat ihm endlich einen
verächtlichen Nebenbegriff gegeben. 2) Die Begebung in die Gefahr
eines Verlustes, und diese Gefahr selbst. So heißt es z. B. in der
Würtenbergischen Landesordnung Tit. 11. so wird er darum seine
Abentheuer und Gefahr stehen müssen. Und in einer Sächsischen
Verordnung von 1482 wird gesaget, daß man den Gastwirthen für ihre
Sorge, Abenteuer und Mühe einen ziemlichen Gewinn gönnen sollte. 3)
Eine seltsame, wunderbare Erscheinung. So heißt bey dem Opitz
Ebentheuer so viel als ein Wunderthier, und Gryphius nennet die
Irrlichter ein Abentheuer der Nacht. Noch einige andere gleichfalls
veraltete Bedeutungen führet Frisch h. v. an.2. Abenteuer, in der
Oberd. Mundart um 1377 Aventäwer, Nieders. Eventür, Dän. Eventyr und
Aventyr, Schwed. Äfwentyr, beym Berel. Acsintyr, kommt seit mehrern
Jahrhunderten in den Deutschen und Nordischen Mundarten vor. Die
Abstammung dieses Wortes hat die Sprachforscher von jeher sehr
gemartert und sie oft auf abenteuerliche Muthmaßungen geführet, wovon
man die vornehmsten beym Ihre angeführet findet. Wachter nimmt für
drey verschiedene Bedeutungen dieses Wortes auch drey verschiedene
Ableitungen an. Wenn er es in der Bedeutung einer tapfern That von dem
Goth. Aba, ein Mann, und dürren, wagen, herleitet: so scheint ihm das
zu Statten zu kommen, daß im Theuerdank und dessen Zeitgenossen theuer
und theuerlich beständig so viel als tapfer, und eine theuerliche
Gethat, so viel als eine herzhafte That bedeuten. Allein Herr Ihre
zeigt v. Äfwentyr, daß Wachter in Ansehung des Aba sehr unrecht daran
ist. Das natürlichste ist also wohl, daß man es von dem Franz.
Avanture, und dieß von dem Lat. Adventus oder Eventus herleitet, wovon
adventura, eventura, adventurarius, eventurare u. s. f. im mittlern
Lateine in allen obigen Bedeutungen häu-
fig vorkommen. Dadurch läßt sich alsdann auch die Schreibart Abenteuer
rechtfertigen, welche in einigen Mundarten gewöhnlich ist. Allein das
th, welches gemeiniglich in der dritten Sylbe geschrieben wird, läßt
sich mit nichts vertheidigen. In den mittlern Zeiten sagte man bald
die Abenteuer, bald das Abenteuer, und in Oberdeutschland ist es noch
mehrentheils weiblichen Geschlechts; vermuthlich nach dem Muster des
Franz. Avanture. Das Verbum abenteuern, wagen, sich mit jemanden
abenteuern, mit ihm kämpfen, u. s. f. ist in der Hochdeutschen Mundart
veraltet.
Abenteuerlich (W3) [Adelung]
Abenteuerlich, -er, -ste, adj. 1) Wunderbar ohne alle
Wahrscheinlichkeit, seltsam, thöricht. Eine abenteuerliche,
(unglaubliche, fabelhafte) Geschichte. Ein abenteuerlicher Mensch,
Einfall, Gedanke u. s. f. Und wird nicht wunderbar nur abenteuerlich.
Uz. 2. Fürchterlich, voll unerwarteter Auftritte. Es schien, als wenn
sich die Natur hier eine besondere Mühe gegeben, diese ganze Gegend
recht schwarz, traurig und abenteuerlich zu machen, Zach. Ehedem
bedeutete es auch gefährlich, und ein abenteuerlicher Gesell, war ein
Mensch, der weit gereiset war, viel erfahren hatte.
Abenteuerlichkeit (W3) [Adelung]
Die Abenteuerlichkeit, plur. die -en. 1) Die abenteuerliche
Beschaffenheit einer Sache; ohne Plural. 2) Eine abenteuerliche Sache
selbst; mit dem Plural.
Abenteurer (W3) [Adelung]
Der Abenteurer, des -s, plur. ut nom. sing. der auf Abenteuer, oder
thörichte Glücksfälle ausgeht, keine bestimmte und vernünftige
Lebensart hat. Ehedem bedeutete es einen jeden, der etwas wage, auch
in einem guten Verstande, z. B. einen Freywilligen im Kriege, einen
Gewerken im Bergbaue, einen Kaufmann, und im Engl. ist Adventurer noch
jetzt ein Kaufmann, der über See handelt.
Abenteurig (W3) [Adelung]
* Abenteurig, adj. für abenteuerlich, welches aber wenig mehr gehöret
wird.
Aber (W3) [Adelung]
Aber, eine Partikel, welche in gedoppelter Gestalt vorkommt.I. * Als
ein Nebenwort der Zeit, für wiederum. Im Hochdeutschen ist es bis auf
einige zusammen gesetzte Wörter, als abermahl, Aberacht, Abersaat, u.
s. f. völlig veraltet, ob es gleich in Luthers Bibelübersetzung noch
oft vorkommt und in Oberschwaben auch noch jetzt üblich ist. Die im
gemeinen Leben übliche R. A. ich habe es tausend- und aber tausendmahl
gesagt; ingleichen, seyn sie tausendmahl willkommen, und aber
tausendmahl willkommen, Less. O Geitz und aber Geitz! Opitz, sind auch
noch ein Überbleibsel davon.In einigen andern zusammen gesetzten
Wörtern ist es aus after entstanden, und deutet alsdann eine unächte
Beschaffenheit desjenigen Begriffes an, mit welchem es verbunden ist;
wie z. B. in Aberknoblauch, Aberäsche u. s. f. besonders aber in den
veralteten Aberkönig, Aberpapst u. s. f. für Afterkönig, Afterpapst.Es
scheint, daß dieses Nebenwort, welches bey dem Kero und andern ältern
Schriftstellern Auur, Abur, geschrieben wird, besonders der
Alemannischen Mundart eigen gewesen. Doch kommen auch das Isl. aptur,
das Goth. aftra. das Angels. eft, und das Schwed. ater, in eben dieser
Bedeutung vor. Bis zu Ende des 15ten Jahrhunderts war es als ein
Nebenwort der Zeit sehr gebräuchlich; z. B. Nu sint die liehten langen
sumer tage Mir aber ane froeide hingescheiden, Markgraf Heinrich von Weißen. Allein nachmahls fing es an, nach und nach zu veralten, bis es
von dem gleichbedeutenden wiederum völlig verdränget wurde, und dessen
meisten Composita, z. B. Aberung, Wiederhohlung, Abirburt,
Wiedergeburt, aburfangan, wiederhohlen, Aberene,Urgroßvater, Aberthat,
Ausschweifung u. s. f. haben kein besseres Schicksal gehabt. Andere,
wie z. B. Aberwille für Unwillen, sind noch in der Schweiz und andern
Oberdeutschen Gegenden üblich.II. Als ein Bindewort, dessen
Bedeutungen mit allen ihren Schattirungen eben nicht leicht zu
bestimmen sind. Vielleicht werden sich die meisten derselben unter
folgende Fälle bringen lassen. Es steht,1. Im Nachsatze, wo es dessen
Verhältniß gegen den Vordersatz andeutet, und bezeichnet alsdann:(1)
Die Ursache, warum der Ausspruch im Vordersatze nicht Statt findet. Er
könnte gesund seyn, aber andere hetzen ihn auf. Ich hätte es gethan;
aber, ach! es ist mein Vater. Ich hätte dir vergeben; nun aber, da du
so frech bist u. s. f. Es wäre möglich, aber es ist verbothen, oder,
so aber ist es verbothen.(2) Einen völligen Gegensatz dessen, was im
vorher gehenden gesaget worden, und kann alsdann oft auch durch
hingegen oder im Gegentheile ersetzet werden. Die Männer wissen von
nichts als von Feuer und Schwerte; wir aber haben gelindere Mittel,
uns zu rächen. Das sind Fehler der Sitten, nicht aber des Alters. Ich
dachte immer, die Kälte oder die Hitze würde ihm die Gedanken
schwächen; aber nein! er blieb artig, ohne Unterlaß witzig, Gell. Die
schöne Morgenröthe hatte ihm sonst Lieder abgelocket; aber jetzt sang
er nichts, Gesner. O, sage was du willst, du liebst ihn doch im
Stillen, Ich aber lieb ihn nicht, Gell. (3) Eine nähere Bestimmung in
Gestalt eines Gegensatzes, ingleichen eine Ersetzung ode Compensation
dessen, was im Vordersatze war behauptet oder geläugnet worden. Ihre
Schönheit blendet zwar nicht; aber sie gehet an das Herz. Du bist
freylich nicht die schönste; aber du wirst gewiß versorgt werden,
Gell. Da denn der Vordersatz nicht eben gerade eine Verneinung
enthalten darf. Sie hat jetzt Besuch bey sich; sie wird aber auf den
Abend die Ehre haben, ihnen ihre Visite zu geben, Gell. Die stille
Gegend hat ihn bisher aufgehalten; aber jetzt kam er zurück, Gesner.
Zwar kommen donnernde Wolken im segenvollen Sommer; aber murre nicht,
wenn Zeus unter deine Hand voll Tage auch trübe Stunden mischet,
Gesn.(4) Eine Einschränkung des Vordersatzes, für allein; und zwar, a)
eine Vernichtung oder Entkräftung dessen, was im Vordersatze war
gesaget worden, oder doch der Wirkung desselben. Ich suchte ihn; aber
er war nicht da. Ich wartete auf ihn; aber er kam nicht. Sie hatte
sich recht schön, sehr schön geputzt; aber, es ist alles eitel, Gell.
Sie wissen, ich kann ihnen nichts abschlagen; aber ich bin gar zu
krank, Gell. Wir sehen weit hinaus auf fremde Gefilde von Glück; aber
Labyrinthe versperren den Zugang, Gesn. Ich wollte wünschen, daß es
meine Kräfte zuließen; so aber muß ich mich noch heute auf den Weg
machen, Less. Eh Sylvia noch kam, so hatt ich vielen Muth; Kaum aber
sah ich sie, so wich bey ihrem Blicke, Mein erst so dreistes Herz
schon ganz beschämt zurücke, Gell. b) Einen Einwurf; besonders wenn
derselbe fragweise vorgetragen wird; ingleichen einen möglichen Fall
in Gestalt eines Einwurfes. Die Natur ist hier schön; wird sie es aber
auch für mich seyn? Ach, wenn ich ihn fände! - - Aber, ich träume. Sie
sagen, sie liebten mich; aber wie kann ich glauben, ihnen zu gefallen?
c) Eine Bedingung oder Ermahnung, in Gestalt eines Gegensatzes. Morgen
erwarte ich sie; aber daß sie mir den Daphnis nicht vergessen.
Vielleicht wird mir diese Pflicht
künftig nicht schwer fallen; aber entziehen sie mir dabey ihre Hülfe
nicht. Der Doctor hat mir befohlen, mich aus einem Zimmer in das
andere zu begeben; aber wenn er mir erst Kräfte eingegeben hätte,
Gell. d) Eine Einschränkung, oder Erläuterung des vorigen, Beyfügung
eines Nebenumstandes u. s. f. Ach Phillis, wie schön bist du! Aber
nicht nur deine Schönheit hat mich zur Liebe gereitzet, Gesn. Was?
eines Mords wegen? Antw. Ja, aber eines honneten Mords, Less.
Fürstenkinder haben Freude; Aber lange nicht, wie wir, Weiße. Denn
unsrer Jugend gönnt die Liebe Viel Unschuld; aber nicht zu viel,
Haged. Wenn die Einschränkung nachtheilig oder bedenklich ist, so wird
der Nachlaß auch wohl verschwiegen, und das aber wiederhohlet; z. B.
Es kann noch etwas aus ihm werden; aber, aber - - - Und in diesem
Verstande kann aber auch als ein Substantiv gebraucht werden; z. B.
die Sache hat ein Aber, eine bedenkliche Einschränkung, oder, sie ist
nur unter gewissen Bedingungen wahr. Es ist nichts so schön, es ist
ein Aber dabey. Das Aber eines Kenners ist schmeichelhafter, als alle
Ausrufungen des Pöbels.In den meisten der obigen Fälle gehet die
Partikel zwar entweder ausdrücklich, oder doch dem Verstande nach
vorher. Das Semicolon ist das gewöhnlichste Zeichen, welches zwey mit
aber verbundene Sätze unterscheidet, es müßte denn wegen der Kürze des
Vordersatzes ein Komma hinlänglich seyn, oder ein Ausrufungs- oder
Fragezeichen dessen Stelle einnehmen. Wenn Ausdrücke vorkommen, in
welchen das aber im Nachsatze sich unter keinen der vorigen Fälle
bringen läßt: so steht es daselbst wohl nicht an seinem rechten Orte.
Z. B. Scherz ich, so ertönet mir Ein scherzhaftes Lied von dir; Will
ich aber traurig seyn, Klagend stimmst du mit mir ein. Hier sollten
beyde Sätze durch das einfache und mit einander verbunden seyn.Aber
dienet oft auch, die Bedeutung verschiedener anderer Bindewörter zu
verstärken; z. B. doch aber, jedoch aber, dennoch aber. Auf ähnliche
Art sagten auch die Römer sed contra, sed enim u. s. f. Nur nach oder
und vor allein, oder aber, aber allein, z. B. er muß mich bezahlen,
oder aber ich verklage ihn, ist es völlig überflüssig. Indessen kommt
doch dieser Pleonasmus zuweilen bey dem Opitz vor. Z. B. Das Best aus
zweyen ist, gar nie gebohren werden, Nie, oder aber doch bald scheiden
von der Erden. Auf der andern Seite wird auch die Bedeutung des aber
zuweilen sehr schön durch andere Partikeln schattiret. Z. B. Sie
lachen über mich, daß ich mich bey solchen Kleinigkeiten aufhalten
kann. - - Ja wohl Kleinigkeiten! Wenn man denn nun aber u. s. f. Less.
Wenn man denn nun aber einen Mann vor sich hat, der sich auf solche
Kleinigkeiten brüstet, ebend. Nur hüte man sich vor dem unartigen
Pleonasmus der Kanzelleyen, den noch aber und dieweil, u. s. f.2. Am
Anfange einer Rede oder Periode, gleichsam einen Gegensatz des vorher
gegangenen anzukündigen. Oft aber dienet es bloß dazu, einen Übergang
von einer Sache auf die andere zu machen, wenn gleich beyde keine
begreifliche Verbindung mit einander haben. Dieses geschieht
besonders, (1) In affectvollen Ausdrücken, in Fragen, Ausrufungen u.
s. f. Aber sehen sie einmahl, ihr Diener steht noch da, Less. Aber,
was hat Amyntas zu dem Körbchen gesagt? Gesn. Aber wieder auf deinen
Bruder zu kommen. Besonders wird aber gebraucht, wenn ein unerwarteter
Umstand, oder eine schleunige Veränderung des Ent-schlusses der
angefangenen Rede Einhalt thut. In melancholischen Gängen von Laub
will ich irren. - - Aber, Himmel! was entdeckt mein Auge am Ufer im
Sande? Ebend.(2) Im Umgange, wo oft die Einbildungskraft Dinge
zusammen bringt, die keinen andern Zusammenhang unter sich haben, als
daß sie uns gelegentlich in den Sinn kommen. Alsdann deutet das
Französische a propos und das Deutsche aber eine solche gelegentliche
Verknüpfung zweyer ganz verschiedener Gegenstände an, und es ist
nichts seltenes, daß vermittelst solcher Aber endlich die ganze Welt
durch die Musterung gehet, und man zuletzt fragen muß, wo das Gespräch
angefangen hat.
Anm. Der biblische Gebrauch dieses Bindewortes, da es
nicht nur in Luthers, sondern auch in den meisten ältern Übersetzungen
das Hebr. 7 und Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
fast beständig ausdrücken muß, z. B. Die Geburt Christi war aber also;
Jesus aber antwortete und sprach u. s. f. ist wider die Natur der
Deutschen Sprache. Es war daher nicht zu billigen, daß einige
besonders Schweizerische und hexametrische Dichter vor einiger Zeit
diesen Mißbrauch des aber allgemein zu machen suchten. So bath der
Redliche, und Palämon ward gesund. Aber Amyntas sah den mächtigen
Segen in seiner Herde, Gesn. In der komischen Schreibart hingegen thut
dieser Gebrauch eine desto bessere Wirkung. Z. B. - So drangen die
Knaben Jauchzend aus ihrem dumpfigen Kerker und liefen zum Schauplatz.
Aber der Küster steckte die Fasces des wichtigen Lehramts, Seine
birkene Ruth und den Stock an das schwitzende Fenster. Zach. Also
sprach er prahlend und stolz, und drohte noch dreymal Mit dem knotigen
Stock dem schon verblichenen Cyper. Aber das Fräulein weinte laut.
Ebend. Aber kann so wohl zu Anfange eines Satzes, als auch nach einem
oder mehrern Wörtern stehen. man kann sagen: aber hat er es noch?
oder, hat aber er es noch? und, hat er es aber noch? da denn die
Stelle bloß von dem Nachdrucke abhänget, welchen man auf das aber,
oder auf ein anderes Wort leget. Übrigens verändert dieses Bindewort
die natürliche Wortfügung nicht.Dieses Bindewort kommt zwar schon bey
den ältesten Deutschen Schriftstellern, als dem Kero, dem Übersetzer
des Isidor, dem Ottfried, Notker und andern, aber doch nur sehr selten
vor. Die Niedersachsen sagen zwar auch aver und averst; allein sie
bedienen sich Statt dessen eben so oft ihres man, wofür die Holländer
und Dänen men und mar sagen. Da das Nieders. man ehedem auch me und
meh geschrieben und gesprochen wurde, so scheinet es von mehr
abzustammen, so wie das Franz. mais, das Ital. ma und Span. mas von
magis. Dieß macht es wahrscheinlich, daß auch so wohl das Bindewort,
als das Nebenwort aber, von ober oder über herkommt, obgleich andere
dasselbe von ab herleiten wollen.
Aberacht (W3) [Adelung]
* Die Aberacht, plur. inusit, ehedem, 1) eine wiederhohlte Acht oder
Achtserklärung; von aber, wiederum. 2) So viel als Oberacht, eine
Achtserklärung, welche im Nahmen des Königes oder Kaisers geschiehet;
im Gegensatze der Unteracht, welche von einem Unterrichter herrühret,
und sich nur über eine gewisse Gegend erstreckt. In beyden Bedeutungen
ist das Wort veraltet, und nur noch bey den Schriftstellern der
mittlern Zeiten üblich. S. Haltaus v. Oberacht.
Aberäsche (W3) [Adelung]
Die Aberäsche, S. Eberäsche.
Aberglaube (W3) [Adelung]
Der Aberglaube, des -ns, plur. car. 1) Derjenige Zustand
des Gemüthes, da man äußern Handlungen und Erscheinungen mehr Kraft
beylegt, als ihrer eigentlichen Beschaffenheit gemäß ist. In engerer
Bedeutung der Glaube an eingebildete unsichtbare wirkende Ursachen,
die Neigung, natürlichen Dingen übernatürliche Kräfte beyzulegen. 2)
In der höhern Schreibart, auch figürlich für abergläubige Menschen.
Wie manche Scepter hat der Aberglaube nicht zerbrochen, wie viel
Thronen hat er nicht umgestürzt, wie viele gütige Monarchen hat er
nicht der Wuth eines aufgebrachten Pöbels Preis gegeben! Der
Aberglaube zürnt im Dunkel heiliger Wetter Und schleudert Fluch und
Bann auf Denken mehr als Spötter. Dusch
Anm. Aberglaube ist ohne
Zweifel nach dem Lateinischen Superstitio gebildet worden, daher Aber
hier nicht so wohl after, als vielmehr über bedeutet; Overglivinghe,
in einem alten geschriebenen Wörterbuche. Dieses Wort, welches neuern
Ursprunges ist, war den ältern Jahrhunderten unbekannt. Der alte
Übersetzer des Isidor braucht dafür Dhrugida, spätere Schriftsteller
aber Apostüzlerey, Beyglaube u. s. f. Biglove ist auch noch bey den
Niedersachsen üblich.
Abergläubig (W3) [Adelung]
Abergläubig, -er, -ste, adject. et adv. Aberglauben habend oder
enthaltend, darin gegründet. Ein abergläubiger Mensch. Abergläubige
Gebräuche. Daher die Abergläubigkeit, wenn man es nöthig finden
sollte, den Zustand oder die Fertigkeit als ein Abstractum, von dem
Aberglauben selbst, als einem Concreto, zu unterscheiden.
Anm. So wie
man gläubig, kleingläubig und ungläubig sagt; so sollte man doch
abergläubig und nicht abergläubisch sagen, obgleich solches von den
meisten geschiehet. Abergläubisch ist wie viele andere Beywörter auf
isch, wenigstens gemein und niedrig.
Ab-erkennen (W3) [Adelung]
Ab-erkennen, verb. irreg. act. ( S. Erkennen.) Einem etwas
aberkennen, es ihm durch ein Erkenntniß, oder förmliches Urtheil
absprechen. - - Es mag der Leute Wahn Mir immerhin die Klugheit
aberkennen, Haged. In der Schweiz bedeutet abkennen, durch ein Urtheil
abschaffen, aufheben.
Aberklaue (W3) [Adelung]
Die Aberklaue, S. Afterklaue.
Abermahl (W3) [Adelung]
Abermahl, adverb. temp. noch einmahl, wieder einmahl, von neuen. Er
ist abermahl in die Stadt gegangen. Man rufte mich abermahl bey
Seite.
Anm. Abermahl von aber, wiederum, ist erst in den mittlern
Zeiten entstanden, und es scheinet, als wenn dieses Nebenwort im
Hochdeutschen nach und nach veralten würde. Viele sprechen und
schreiben abermahle; allein da in einmahl, zweymahl, dreymahl u. s. f.
allemahl, diesmahl, und andern, welche eine bestimmte Zeit bezeichnen,
kein s angetroffen wird, so ist es auch hier überflüssig. S. Mahl die
Anm. Abermahl ist das Himmelreich gleich, Math. 13. für ferner, ist
veraltet.
Abermahlig (W3) [Adelung]
Abermahlig, adject. von neuen, noch einmahl geschehend. Ein
abermahliges Verlangen. Eine abermahlige Bitte. Es verstattet der
Bedeutung wegen keine Steigerung.
Abernten (W3) [Adelung]
Abernten, verb. reg. act. 1. Die Erntenfrüchte völlig abschneiden
oder abhauen. Das Getreide abernten. Ingleichen das Feld von den
Früchten leer machen. Das Feld der Verwandlung ist für Werke, welche
das Gepräge unserer Zeit haben, schonvöllig abgeerntet, Dusch. 2. Die
Erntearbeit vollenden; als ein Neutrum, mit haben.
Aberraute (W3) [Adelung]
Die Aberraute, plur. car. ein Nahme, welchen einige der Stadtwurz
geben; ohne Zweifel von dem Griechischen und Lateinischen - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, Abrotonum, woraus andere auch
Abraute, Ebenraute, Alpraute, und Affrusch, die Dänen aber Abred
machen.
Abersaat (W3) [Adelung]
* Die Abersaat, plur. von mehrern Arten, die -en, nur in einigen
Gegenden, was auf einem bereits abgeernteten Felde gesäet wird, von
aber, wiederum; in andern Gegenden die Schmalsaat.
Aberwitz (W3) [Adelung]
Der Aberwitz, des -es, plur. car. 1) Die Thorheit, welche aus allzu
vielem Wissen entstehet. 2) Die Einbildung eines großen Verstandes bey
augenscheinlichem Mangel desselben. 3) Die völlige Abwesenheit des
Verstandes. In Aberwitz gerathen, verfallen.
Anm. Aber scheint in den
beyden ersten Fällen so viel als über zu bedeuten; obgleich auch die
Bedeutung des Unächten hier Statt finden kann. Uparwizzo kommt bey dem
Raban Maurus in der guten Bedeutung eines Philosophen vor, oder eines,
der mehr weiß, als andere Leute. In den spätern Zeiten findet man für
Aberwitz auch Hinterwitz und Nachwitz.
Aberwitzig (W3) [Adelung]
Aberwitzig, -er, -ste, adject. von Aberwitze befallen, in Aberwitz
gerathen, darin gegründet. Ein aberwitziger Mensch. Aberwitziges Zeug
vorbringen. Er ist aberwitzig geworden.
Abeschern (W3) [Adelung]
+ Abeschern, verb. reg. act. et recipr. sich durch eine heftige
Bewegung in Schweiß und außer Athem bringen; ein Wort, welches nur an
einigen Orten in Ober- und Niedersachsen im gemeinen Leben üblich ist.
Er ist ganz abgeeschert, Weiße. Er hatte sich ganz abgeeschert.
Anm.
Das einfache eschern ist, so viel ich weiß, nicht üblich. Es ist ohne
Zweifel eine Nachahmung des feichenden Lautes, den man in solchen
Umständen von sich gibt. Da es nun mit dem Zeitworte äschern von Asche
nichts gemein hat, obgleich einige es auf eine höchst gezwungene und
unwahrscheinliche Art von dem Bestreuen mit Asche an der "Aschermittwoche" herleiten wollen: so ist auch nicht nöthig, es in der
ersten Sylbe mit einem ä zu schreiben. Nahe verwandt ist damit das
gleichfalls gemeine äspern, welches S.
Abessen (W3) [Adelung]
Abessen, verb. irreg. S. Essen. Es ist 1. ein Activum. (1) Durch
Essen wegschaffen. Die Kirschen von dem Baume abessen. Das Fleisch von
dem Knochen abessen. Und dann auch durch Essen lehr machen. Einen
Knochen abessen. (2) Eine Forderung, die man an einen andern hat,
durch Essen vermindern oder tilgen. Ich habe meinen Vorschuß bey ihm
abgegessen. (3) + Ich habe dir nichts abgegessen, habe nichts von dir
genossen, nichts von dem Deinigen verzehret. 2. Ein Neutrum mit haben,
aufhören bey Tische zu essen, die Mahlzeit vollenden.Sie haben noch
nicht abgegessen. Von Vornehmen sagt man dafür abspeisen, und von noch
Höhern, von der Tafel aufstehen, die Tafel aufheben.
Abfachen (W3) [Adelung]
Abfachen, verb. reg. act. in Fächer theilen. Daher die Abfachung.
Abfädmen (W3) [Adelung]
Abfädmen, verb. reg. act. Die Schoten abfädmen, die so genannten
Fäden an den Schoten der Erbsen, Bohnen, u. s. f. abziehen.
Abfahen (W3) [Adelung]
Abfahen, S. Abfangen.
Abfahren (W3) [Adelung]
Abfahren, verb. irreg. S. Fahren. Es ist1. Ein Activum, und bedeutet:
(1) Durch Fahren, oder im Fahren absondern. Ein Stück von der Mauer
abfahren. Die Schienen von den Rädern abfahren. Einem einen Arm, einen
Fuß abfahren. (2) Das Zugvieh durch vieles Fahren abmatten. Die Pferde
sind ganz abgefahren worden. (3) Einen Weg abfahren, ihn durch
mehrmahliges Fahren machen; ingleichen ihn durch ein Fuhrwerk
abmessen. (4) Eine Forderung oder Schuld durch Fahren vermindern oder
tilgen. So kann der Kutscher einen erhaltenen Vorschuß abfahren. (5)
Heu und Grummet abfahren, von dem Acker.
2. Ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt. (1) Sich mit
einem Fuhrwerke von einem Orte entfernen. Die Post ist schon
abgefahren. Der Schiffer wird bald abfahren. Wir sind von dem rechten
Wege abgefahren. Auch wohl in weiterer Bedeutung überhaupt so viel als
abreisen, wenn solches gleich zu Fuße geschiehet. (2) * Hinab fahren,
herab fahren; im Hochdeutschen ungewöhnlich. Da, (nehmlich auf dem
Rheine) kömmt das edle Maß auf Dordrecht abgefahren, Das Niederland
erfreut, Opitz. (3) Fig. von andern schnellen Bewegungen lebloser
Dinge von einem Orte. Der Hammer, die Axt ist abgefahren, nehmlich von
dem Stiele. Das Messer fuhr im Schneiden ab. (4) Im verächtlichen
Sinne von dem Tode eines Menschen. Auch er ist abgefahren.
Abfahrt (W3) [Adelung]
Die Abfahrt, plur. inusit. 1) Das Abreisen von einem Orte vermittelst
eines Fuhrwerks oder Schiffes. 2) In weiterer Bedeutung, besonders in
den Rechten, ein jeder Abzug von einem Orte; ja auch wohl das
Abzugsgeld. 3) Die Abfahrt aus diesem Leben, fig. der Tod; auch wohl
in guter Bedeutung.
Abfahrtsflagge (W3) [Adelung]
Die Abfahrtsflagge, plur. die -n, in der Schifffahrt, die Flagge,
welche auf das Hintertheil des Schiffes gesteckt wird, ein Zeichen zur
Abfahrt damit zu geben.
Abfahrtsgeld (W3) [Adelung]
Das Abfahrtsgeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er. 1) In
den Rechten an einigen Orten, so viel als Abzugsgeld, oder das Geld,
welches Unterthanen, die aus einem Lande oder Gerichte abziehen, von
ihrem Vermögen der Obrigkeit entrichten müssen. 2) Bey den
Handwerkern, ein Reisegeld, welches die Gesellen zuweilen bekommen,
wenn sie zum ersten Mahle auswandern.
Abfahrtsschuß (W3) [Adelung]
Der Abfahrtsschuß, des -sses, plur. die -schüsse, in der Schifffahrt,
der Kanonenschuß, der zum Zeichen der Abfahrt eines Schiffes dient.
Abfall (W3) [Adelung]
Der Abfall, des -es, plur. die -fälle; bedeutet nach Maßgebung des
verschiedenen Gebrauches des Zeitwortes abfallen, 1) im physischen
Sinne. (1) Das Fallen von einem höhern Orte, nach einem niedrigern;
ohne Plural. Der Abfall der Blätter von den Bäumen. Der Abfall des
Wassers. (2) Der Ort, durch welchen dieses Fallen geschiehet,
besonders vom Wasser; ingleichen figürlich die abschüssige Lage des
Bodens, der Fall. Einem Damme oder Pflas=ter den gehörigen Abfall
geben. (3) Dasjenige, was von einer andern Sache abfällt oder abgehet,
besonders in figürlicher Bedeutung. So heißen bey verschiedenenen
Handwerkern die Abgänge von ihrer Arbeit auch Abfall oder Abfälle; z.
B. bey den Fleischern verschiedene Nebentheile der geschlachteten
Thiere, als Kopf, Füße, Leber u. s. f. welche in Osnabrück Potthast,
in Hamburg Hüßputt, im Hannöv. Reßelse, an andern Orten die Zulage,
das Kleine, letzteres mit Vorsetzung des Nahmens des Thieres, von
welchem es ist, z. B. Hasenklein u. s. f. heißt. So auch der Abfall
von dem Getreide, oder Spreukorn, im Hannöv. Reß von ressen, abfallen.
In Wasserwerken und Wasserkünsten wird das überflüssige Wasser,
welches abgeleitet, oder an andere überlassen wird, gleichfalls der
Abfall genannt, welchen Nahmen auch wohl die Röhre führet, durch
welche dieses Wasser abgeführet wird. In dieser Bedeutung des Abganges
sagen einige auch wohl das Abfall.2) In moralischer Bedeutung. (1) Die
bösliche Verlassung eines rechtmäßigen Herrn oder einer Religion. Der
Abfall von einem Herrn, vom Glauben, von der Religion. Der Abfall zu
dem Feinde. Einen zum Abfalle bewegen, verleiten, verführen. Der Stolz
ist nach der Vernunft ein Abfall von der Wahrheit, Gell. (2) + Die
Verschlimmerung seines häuslichenZustandes; im gemeinen Leben. In
Abfall der Nahrung kommen oder gerathen, für Verfall. So auch in den
Bergwerken, die Abnahme des innern Gehaltes der Erze. (3) Die
zufällige Abweichung von der gewöhnlichen Beschaffenheit, die
Verschiedenheit in Nebendingen. Eigentlich von der schwächern
Beschaffenheit. In einem etwanigen Abfalle von Farben in Ansehung
ihrer Lebhaftigkeit und Reinigkeit mochte die ganze Luft-Perspectiv
des Polignotus bestehen, Less. In weiterer Bedeutung aber auch eine
solche Abweichung überhaupt. Es gibt so viele Schattirungen der
Empfindungen, als Abfälle zwischen einer Habichts- und Stumpfnase,
Göthe. Wo doch wegen der Vieldeutigkeit dieses Wortes Abänderung,
Abstufung u. s. f. klärer und deutlicher sind. (4) Einschränkung,
Verminderung desjenigen, was vorher war behauptet worden. Das ist ein
großer Abfall, kommt mit der davon gemachten Hoffnung, Versicherung,
u. s. f. nicht überein. Das leidet einen starken Abfall, ist einer
großen Einschränkung unterworfen. In dieser Bedeutung findet man auch
wohl den Plural. Diese Regel leidet große Abfälle, Gottsch. (5) Bey
einigen auch so viel als Contrast. Es ist unbeschreiblich, welchen
Abfall ihr Betragen gegen ihre Kleidung machte, wie sehr es dagegen
abstach. (6) Einige Sprachlehrer haben auch die Casus der Nennwörter
Abfälle nennen wollen, aber damit wenig Beyfall erhalten.
Abfallen (W3) [Adelung]
Abfallen, verb. irreg. S. fallen. Es ist,1. Ein Activum, durch
Fallen, oder im Fallen absondern. Ein Stück von der Wand abfallen. Er
hat sich die Nase abgefallen. Am häufigsten aber,2. Ein Neutrum,
welches das Hülfswort seyn erfordert. (1) In physischer Bedeutung. a)
Von einem höhern Orte abgesondert werden und herunterfallen. Die
Blätter, Früchte u. s. f. sind abgefallen. Die eingebildete
Glückseligkeit der Jugend ist eine unfruchtbare Blüthe, welche nach
dem Frühlinge abfällt, ohne eine Frucht zu setzen, Dusch. So auch, der
Kalk fällt ab, von der Mauer. Der Hut ist ihm abgefallen. Ingleichen
das Wasser fällt ab, es nimmt ab, wird vermindert. Bey den Jägern
bedeutet abfallen, von den großen Geflügel, von dem Baume fliegen,
welches auch abbaumen, abstehen genannt wird. b) Abgesondert werden,
besonders von demjenigen, was in der Arbeit, als minder brauchbar,
abgehet, bey verschiedenen Handwerkern und Arbeitern. Im Bergbaue
fällt ein Gang ab, wenn er sich von einem andern Gange absondert. (2)
Im moralischen Verstande. a) Einen Herrn oder eine erkannte Wahrheit
böslich verlassen. Von einem abfallen, seine Partey verlassen. Von dem
Glauben, von der Religion abfallen. So auch, von der Tugend abfallen.
Ein Abgefallener, ein Apostat. b) Eine Verminderung, Ausnahme,
Einschränkung leiden, verschieden seyn. Das fällt gar sehr ab. Es
fällt viel ab von ihrem Willen, Logau. So auch von den Farben. Diese
Farbe fällt von der andern gar sehr ab, ist von ihr sehr verschieden;
und in den Bergwerken, die Erze fallen ab, d. i. werden ärmer, am
innern Gehalte schlechter. Bey den Jägern ist abfallen, schmal, mager
werden.
Anm. Die im gemeinen Leben übliche Redensart, er ist vom
Fleische abgefallen, oder, er fällt am ganzen Leibe ab, für, er nimmt
ab, wird mager, ist eben so unrichtig und wider den Sprachgebrauch,
als die Redensart, einer Meinung abfallen, d. i. anderer Meinung seyn.
Die Bäume fallen ab, für, das Laub fällt von den Bäumen, ist eine
ungewöhnliche Metonymie. Der biblische Gebrauch für fliehen, z. B. Ps.
78, 9. die Kinder Ephraim fielen ab zur Zeit des Streites, ist
ungewöhnlich und veraltet.
Abfällig (W3) [Adelung]
+ Abfällig, adj. et adv. von Abfall, welches nach Art aller solcher
Adjectiven auf ig etwas anzeigen würde, was gewöhnlicher Weise
abfällt, z. B. Blätter, Blumen, u. s. f. Allein in dieser Bedeu-
tung scheint es nur in Oberdeutschland üblich zu seyn. So saget zum
Beyspiel Bluntschli, ein Zürchischer Geschichtsschreiber: das Laub
blieb an den Bäumen, so daß weder Reifen noch Schnee selbiges mögen
abfällig machen. Am häufigsten wird dieses Beywort in der figürlichen
Bedeutung, und auch hier oft sehr unrichtig gebraucht. Z. B. ein
Abfälliger in der Religion, von einem, der wirklich abgefallen ist,
besser ein Abgefallener. Abfällig werden, für abfallen, und abfällig
machen, für zum Abfalle bewegen, möchten sich noch eher vertheidigen
lassen. Luthers Wortfügungen, einem abfällig werden oder machen, für
von einem, 5. Mos. 2, 4. Es. 36, 7. und die noch ungewöhnlichere,
Judas machte viel Volks abfällig ihm nach, Apg. 5, 37. taugen nichts.
Abfällige leere Entschuldigungen, für ungegründete, die von sich
selbst dahin fallen, kann man den Kanzeleyen überlassen.
Abfallsröhre (W3) [Adelung]
Die Abfallsröhre, plur. die -n, in den Wasserwerken und
Wasserkünsten, diejenige Röhre, welche das überflüssige Wasser wieder
abführet. S. Abfall.
Abfalzen (W3) [Adelung]
Abfalzen, verb. reg. act. 1) Bey den Gärbern, mit dem Falzmesser
wegnehmen oder reinigen. Das Fleisch von der Aasseite abfalzen. Ein
Fell abfalzen; eine Arbeit, welche sonst auch abaasen, bey den
Sattlern aber abfleischen genannt wird. 2) Bey den Tischlern und
Zimmerleuten ist abfalzen oder abfälzen, Falze mit den Gesimshobeln in
Säulen und an Bretern machen; welches auch ausfalzen, ingleichen
fälzen schlechthin genannt wird.
Anm. Frisch leitet dieses Zeitwort in
der ersten Bedeutung von Fell her. In der zweyten stammet es ohne
Zweifel von Falte ab. S. Falz.
Abfangen (W3) [Adelung]
Abfangen, verb. irreg. act. S. Fangen. 1) Durch Fangen seinem
rechtmäßigen Herren entziehen. Einem die Tauben, dem Nachbar das Wild
abfangen. So auch figürlich, einem das Wasser abfangen, heimlich
entziehen und auf seinen Grund und Boden leiten. 2) In den Bergwerken,
das Gestein oder Erdreich mit Hölzern oder Balken stützen, oder
einfassen, damit es nicht einfalle. Den Sand mit Zimmerwerk abfangen,
bey Absinkung eines Schachtes. 3) Bey den Jägern, einen Hirsch
abfangen, ihm den Fang geben, oder ihn mit dem Hirschfänger tödten. So
auch die Abfangung.
Abfärben (W3) [Adelung]
Abfärben, verb. reg. 1) Ein Activum, bey den Gärbern, dem Leder die
gehörige Farbe geben. 2) Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben,
farbige Theile fahren lassen. Das Tuch färbt ab. Die Wand hat
abgefärbt.
Abfaßen (W3) [Adelung]
Abfaßen, verb. reg. act. von dem Franz. Face, bey den Tischlern eine
scharfe Ecke mit dem Hobel abstoßen, welches auch brechen genannt
wird.
Abfassen (W3) [Adelung]
Abfassen, verb. reg. act. Könnte 1) eigentlich so viel bedeuten, als
durch Fassen absondern oder vollenden, ingleichen aufhören zu fassen,
welche Bedeutungen aber nicht üblich sind. Doch ist bey den Huf- und
Waffenschmieden abfassen so viel, als ein Stück Eisen auf dem Amboße
umschlagen; und bey den Jägern bedeutet es abwickeln, wie abdocken.
Bey den Material-Krämern bedeutet es abtheilen, d. i. trockne Sachen
zum voraus lothweise u. s. f. abwägen und einwickeln, damit es bey dem
einzelnen Verkaufe nicht so viele Zeit wegnehme. 2) Figürlich, die
Worte und Sätze einer Rede oder Schrift ordnen. Einen Bericht, einen
Satz, eine Bittschrift, eine Klage, ein Urtheil, eine Schrift
abfassen. Etwas schriftlich abfassen, aufsetzen, verfassen. Ab hat
hier den Begriff der Vollendung, gleichsam gehörig fassen. Abfassen
wird nur von kürzern, verfassen aber von längern Aufsätzen gebraucht.
Ein Buch abfassen sagt man nicht, aber wohl verfassen. Daher die
Abfassung, in beyden Bedeutungen.
Abfasten (W3) [Adelung]
+ Abfasten, verb. reg. act. 1) Sich abfasten, sich durch Fasten
entkräften. 2) Durch Fasten büßen. Eine Sünde, eine Vergehung
abfasten. Beydes im gemeinen Leben.
Abfaulen (W3) [Adelung]
Abfaulen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, durch Faulen
abgesondert werden. Die Wurzel fault ab, ist abgefault. Von einem
edlen Baum ein abgefaulter Ast, Can.
Abfäumen (W3) [Adelung]
Abfäumen, verb. reg. act. von Faum, folglich nicht abfeimen. 1)
Eigentlich, den Faum oder Schaum abschöpfen, von dem Schaume befreyen.
Honig, Talg u. s. f. abfäumen, abschäumen. 2) Figürlich in der
Redensart, ein abgefäumter Schalk, der Ausbund von allen Schälken, ein
listiger, durchtriebener Mensch, der zu allen Schelmereyen gleichsam
verfeinert ist. Ich weiß, daß er ein abgefäumter Schlangenkopf ist,
Weiße.
Abfechten (W3) [Adelung]
+ Abfechten, verb. irreg. act. S. Fechten. 1) Einem etwas abfechten,
durch Fechten von ihm erhalten. 2) Sich abfechten, sich durch Fechten
ermüden.
Abfedern (W3) [Adelung]
Abfedern, verb. reg. act. an einigen Orten, der Federn berauben. Eine
Gans, ein Huhn abfedern, rupfen.
Abfegen (W3) [Adelung]
Abfegen, verb. reg. act. durch Fegen absondern, oder wegschaffen. Den
Staub, Unrath abfegen. Ingleichen durch Fegen reinigen. Den Tisch, die
Bücher abfegen. Abfegende Mittel heißen bey einigen Ärzten auch
diejenigen Arzeneyen, welche die Schärfe des Geblütes durch Ausführen
lindern, abstergentia, abluentia. Daher die Abfegung, in den obigen
Bedeutungen.
Abfeilen (W3) [Adelung]
Abfeilen, verb. reg. act. 1) Mit der Feile wegnehmen, absondern. Das
Gröbste abfeilen. Ein Stück von einem Nagel abfeilen. Ingleichen durch
Feilen verkürzen oder kleiner machen. Einen Nagel abfeilen. 2) Mit der
Feile zur Vollkommenheit bringen, völlig fertig feilen. Einen
Schlüssel abfeilen.
Abfeilicht (W3) [Adelung]
+ Das Abfeilicht, des -es; plur. car. bey einigen Eisenarbeitern, so
viel als Feilstaub, oder Feilspäne.
Abfeimen (W3) [Adelung]
Abfeimen, S. Abfäumen.
Abfertigen (W3) [Adelung]
Abfertigen, verb. reg. act. 1) Fertig machen, und fortschicken; so
wohl von Personen als Sachen. Einen Brief, einen Bothen, ein Schiff
abfertigen. Einen Courier an jemanden abfertigen, abschicken. 2) Die
schuldige Bezahlung, verlangte Antwort u. s. f. geben, und damit gehen
lassen, nach vollendetem Geschäfte gehen lassen. Ich bin bald
abgefertiget worden. 3) Figürlich. Einen kurz oder kahl abfertigen,
ihm eine herbe Antwort geben und damit gehen lassen. So siehet er ihn
kaum halb über Achsel an, Und fertigt ihn kahl ab, Opitz. So auch:
jemanden schimpflich abfertigen, ihn mit einer Tracht Schläge
abfertigen.
Abfertigung (W3) [Adelung]
Die Abfertigung, plur. die -en. 1) Das Absenden eines Bothen oder
einer Sache; ohne Plural. Der Bothe wartet auf eine Abfertigung. 2)
Die Bezahlung, Antwort, Entschließung, u. s. f. damit jemand gehe. Die
Leute bekommen ihre Abfertigung aus der Kriegskasse, ihre Bezahlung.
3) Eine herbe oder unerwartete Antwort, womit jemand entlassen wird.
Da hast du deine Abfertigung.
Abfesseln (W3) [Adelung]
Abfesseln, verb. reg. act. Einen abfesseln, ihn der Fessel
entledigen, ihm die Fessel abnehmen; edler entfesseln.
Abfeuern (W3) [Adelung]
Abfeuern, verb. reg. act. 1) Bey den Feuergewehren so viel als
abbrennen. Ein Gewehr, eine Kanone, eine Flinte abfeuern. Unter
Abfeuerung der Kanonen. 2) In den Schmelzhütten das Feuer abgehen
lassen, das Feuern beschließen. Daher die Abfeuerung, in beyden
Bedeutungen.
Abfiedeln (W3) [Adelung]
+ Abfiedeln, verb. reg. act. 1) Durch Fiedeln; d. i. hin und her
reiben, absondern; im gemeinen Leben. 2) In den Schmelzhütten auf dem
Oberharze, den groben Abstrich, der nicht zergangen ist, mit einem
Eisen abziehen.
Abfiedern (W3) [Adelung]
Abfiedern, verb. reg. act. bey den Glasern an einigen Orten, die
überflüssigen Theile des Glases mit dem Fiedermesser oder Fügeeisen
abkneipen; eine Arbeit, welche bey den meisten Glasern auch abfügen
genannt wird.
Abfinden (W3) [Adelung]
Abfinden, verb. irreg. act. S. Finden. Einen abfinden, ihn wegen
seiner Ansprüche befriedigen, ihm geben, was ihm gehöret, und damit
gehen lassen. Seine Gläubiger abfinden, oder sich mit ihnen abfinden.
Doch gabst du ihr aus eitlem Sinn Den besten Kern des Lebens hin, Gott
ward mit Hülsen abgefunden, Can. Besonders in den Rechten, jemanden
durch ein Äquivalent von allen Ansprüchen auf eine Erbschaft
ausschließen. Einen Prinzen abfinden, ihm seinen Unterhalt auswerfen,
damit er auf die Länder keinen weitern Anspruch machen dürfe. Ein
abgefundener oder apanagirter Herr. In gleicher Bedeutung saget man
auch, sich mit einem wegen einer Sache abfinden, sich durch Abtretung
des schuldigen Theiles mit ihm vergleichen. Sie werden sich schon mit
mir abfinden, Gell.
Anm. Ein Urtheil finden, bedeutete ehedem so viel,
als ein Urtheil sprechen, und abfinden, durch Urtheil und Recht
entscheiden. Daher sind die Abfinder in den Holsteinischen
Landgerichten das, was in andern Gegenden die Beysitzer und Schöppen
sind. Vermuthlich stammt die heutige Bedeutung des Zeitwortes abfinden
daher. Abfinden und abgüten werden in dem gemeinen Rechte oft als
Synonyma gebraucht. In andern Gegenden, z. B. im Jülichischen, wird
abgüten nur von den Töchtern gebraucht, wenn sie vermittelst einer
Mitgabe von der Erbschaft ausgeschlossen werden. In dem Deutschen
Staatsrechte findet noch ein anderer Unterschied Statt. Abgefundene
Töchter sind diejenigen, welche vermittelst einer erhöheten Mitgabe
nach Ausgang des männlichen Geschlechtes ihrer Linie durch die
entfernten Stammvettern von der Erbschaft zwar ausgeschlossen worden,
aber doch nach Erlöschung des ganzen männlichen Stammes ihren Regreß
darauf behalten; abgegütete Töchter aber diejenigen, welche durch eine
ansehnliche Erhöhung des Heirathsgutes auf immer davon ausgeschlossen
worden. Für abfinden, apanagiren, war ehedem auch abbannen üblich, von
Bann, Gericht, gerichtliche Entscheidung; Abgebannte Brüder,
abgefundene. Und es ist die Frage, ob sich das mittlere Lat. apanare,
Franz. apanager; davon nicht schicklicher würde herleiten lassen, als
von panis, wie gemeiniglich geschiehet. Eine Bemerkung, welche ich dem
Hrn. Diac. Rinderling in Kalbe zu danken habe.
Abfindung (W3) [Adelung]
Die Abfindung, plur. die -en, die Befriedigung eines andern wegen
seiner Ansprüche; besonders in Erbschaftssachen, der Vergleich über
den Theil, den der andere zu fordern berechtiget ist, und auch wohl
dieser Theil selbst. Abfindungsgelder sind daher solche Gelder, welche
von den Lehnsfolgern oder Landerben, zur Befreyung des Lehnes,
bezahlet werden müssen.
Abfinnen (W3) [Adelung]
Abfinnen, verb. reg. act. 1) Bey den Grobschmieden und Schlossern,
das Eisen mit der Finne, oder dem dünnen Ende des Hammers, dünner
schlagen. 2) Bey den Klämpenern, mit der Finne des Hammers Ecken in
das Blech treiben. Gemeiniglich sprechen die Klämpener dieses Zeitwort
abpinnen aus, welches denn dem Niedersächsischen afpinnen näher kommt.
S. Finne 2.
Abfischen (W3) [Adelung]
Abfischen, verb. reg. act. 1) Ausfischen. Einen Teich abfischen, alle
Fische aus demselben fangen. 2) Das Fischen zu Ende bringen. 3) +
Abschöpfen; im gemeinen Leben. Das Fett abfischen, das Beste von einer
Sache an sich nehmen. Daher die Abfischung in den obigen Bedeutungen.
Abfitzen (W3) [Adelung]
Abfitzen, verb. reg. act. bey den Mäurern, eine mit Kalk be-worfene
und ausgestrichene Mauer mit dem Sprengpinsel glatt machen. S. Fitzen
2.
Abflachen (W3) [Adelung]
Abflachen, verb. reg. act. im Deichwesen, so viel als abdachen. Daher
die Abflachung, die Abdachung.
Abflammen (W3) [Adelung]
Abflammen, verb. reg. act. bey den Gärbern, Leder mit Talg tränken,
und diesen über einem Kohlfeuer einziehen lassen.
Abflattern (W3) [Adelung]
Abflattern, verb. reg. 1) Ein Reciprocum, sich abflattern, sich durch
Flattern abmatten, von Vögeln und dem Federviehe. 2) Ein Neutrum, mit
dem Hülfsw, seyn, von dem Geflügel, sich flatternd entfernen.
Figürlich aber auch von der flüchtigen Entfernung einer leichtsinnigen
Person. Er ist schon wieder abgeflattert.
Abflauen (W3) [Adelung]
+ Abflauen, verb. reg. act. in fließendem Wasser abspülen; nur noch
in einigen Fällen. So bedeutet es 1) in den Bergwerken, die gepochten
Erze abwaschen; welches so wohl in Abflaufässern, als auch auf
Abflauherden geschiehet, welche aus Unwissenheit auch wohl
Abflachherde und Abflichherde genannt werden. 2) In Oberdeutschland
aber, die mit Seife und Lauge gewaschene Wäsche in kaltem Wasser
abspülen; welches man in Ober- und Niedersachsen spülen nennt. S.
Flauen.
Abflecken (W3) [Adelung]
Abflecken, verb. reg. neutr. mit haben, Theile fahren lassen, und
dadurch Flecken verursachen. Nasse Farbe fleckt ab.
Abfledern (W3) [Adelung]
Abfledern, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, das ausgedroschene
Getreide mit einem Flederwische an einer langen Stange abkehren, es
dadurch von den Ähren zu reinigen.
Abflegeln (W3) [Adelung]
Abflegeln, verb. reg. act. bey einigen Landwirthen, Früchte von
verschiedener Art und Länge, wie z. B. Weitzen und Linsen, welche
unter einander gebauet worden, vermittelst des Flegels, d. i. durch
Dreschen, von einander absondern.
Abfleischen (W3) [Adelung]
Abfleischen, verb. reg. act. 1) Bey den Sattlern und Kürschnern, das
noch an den Fellen befindliche Fleisch abschaben, welches bey den
letztern auch abziehen, bey den Gärbern aber abaasen heißt. Es
geschieht solches bey ihnen mit krummen scharfen Messern, welche daher
Abzieheisen oder Abfleischeisen genannt werden. S. auch Abfalzen. 2) *
Für zerfleischen, bey dem Flemming; aber im Hochdeutschen
ungewöhnlich.
Abflichherd (W3) [Adelung]
Der Abflichherd, S. Abflauen.
Abfliegen (W3) [Adelung]
Abfliegen, verb. irreg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, S. Fliegen,
1) Eigentlich sich fliegend entfernen, hinweg fliegen, von Vögeln und
dem Federviehe. 2) Figürlich auch von andern schnellen und
unerwarteten Bewegungen lebloser Dinge. Der Pfeil ist von der Sehne
abgeflogen. Er stieß sich, daß ihm der Hut abflog. 3) Im Forstwesen
flieget das Holz ab, wenn es auf dem Stamme dürre wird und abstirbt;
welches auch abdorren und abstehen heißt.
Abfließen (W3) [Adelung]
Abfließen, verb. irreg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, S. Fließen.
1) * Von einer Höhe hinunter fließen, hinab fließen; im Hochdeutschen
ungewöhnlich. - Wie fleußt der Thränen Bach Die bleichen Wangen ab,
Opitz. 2) Hinweg fließen, wobey doch der erste Begriff mit zum Grunde
liegt. Das Wasser fließt durch die Röhre ab. Als die Wasser der
Sündfluth abgeflossen waren. Der abgeflossene Strom kehret nicht
wieder zu seiner Quelle zurück, Dusch. Daher das Abfließen. S. auch
Abfluß.
Abflößen (W3) [Adelung]
Abflößen, verb. reg. act. abfließend machen, so wohl von einer Höhe
hinab, als auch von einem Orte hinweg. Holz abflößen, auf dem Flusse.
Daher die Abflößung.
Abfluß (W3) [Adelung]
Der Abfluß, des -sses, plur. die -üsse, 1) Das Abfließen des Wassers;
ohne Plural. Der Ab- und Zufluß des Meeres, die Ebbe und Fluth. 2) Der
Ort, durch welchen ein flüssiger Körper abfließt.
Abfodern (W3) [Adelung]
Abfodern, S. Abfordern.
Abfolgen (W3) [Adelung]
Abfolgen, verb. reg. neutr. welches aber nur im Infinitiv mit dem
Zeitworte lassen üblich ist, eine Person oder Sache einem andern auf
sein Verlangen aushändigen. Einen Gefangenen abfolgen lassen. Er will
mir das Meinige nicht abfolgen lassen. Wenn einige dafür verabfolgen
sagen, so ist solches eine unnöthige Verlängerung. In Oberdeutschland
gebraucht man dieses Zeitwort auch als ein thätiges. So heißt es z. B.
bey dem Bluntschli: daß den Armen Korn abgefolget werden möge.
Abfolgung (W3) [Adelung]
Die Abfolgung, plur. inusit: die Aushändigung oder Zurücksendung
dessen, was man von einem andern in seiner Gewalt hat. Man hat um die
Abfolgung des Gefangenen angehalten.
Abfordern (W3) [Adelung]
Abfordern, verb. reg. act.
1) Eine Person oder Sache von einem Orte wegrufen. Man hat ihn von dem Rathause abgefordert, weggerufen. Am häufigsten, wenn man über die Person oder Sache ein Recht hat. Einen abfordern, ihn aus eines andern Dienst oder Gewalt zurück berufen. Der König hat die Sache von dem Gerichte abgefordert. Von der Welt abgefordert werden, figürlich für sterben. Wenn der Tag kommt, da der Herr des Lebens mich abfordern wird.
2) Einem etwas abfordern, es von ihm fordern. Wer nichts hat, dem kann man nichts abfordern. Man forderte uns kein Geld für den Einlaß ab. Einem Gefangenen den Degen abfordern. Die Kleider von dem Schneider abfordern. Von der unbilligen Auslassung des r in diesem Zeitworte, S. Fordern.
Abforderung (W3) [Adelung]
Die Abforderung, plur. die -en. 1) In der Bedeutung des Verbi
überhaupt. Abforderungsbriefe, Avocatoria. 2) Das Recht, flüchtige
Unterthanen zurück zu fordern, welches auch das Abforderungsrecht, das
Besatzungsrecht, ingleichen das Satzrecht genannt wird.
Abformen (W3) [Adelung]
Abformen, verb. reg. act. 1) Bey verschiedenen Künstlern und
Handwerkern, die Gestalt einer Sache in einen weichen Körper drücken,
um hierin den Abdruck oder Abguß zu verfertigen. Eine Bildsäule, eine
Glocke u. s. f. abformen. 2) Das Modell zu einem Kunstwerke aus einem
weichen Körper formen. 3) Bey den Schustern, den Schuh wieder von dem
Leisten herunter schlagen. Daher die Abformung. In Oberdeutschland,
besonders in Baiern, bedeutet abfürmen figürlich jemand anschwärzen,
einen nachtheiligen Begriff von ihm erwecken.
Abformiren (W3) [Adelung]
Abformiren, verb. reg. act. bey den Buchbindern, ein aus dem
Lateinischen entlehntes Kunstwort, den angesetzten Deckeln der Bücher
ihre völlige Gestalt geben.
Abfragen (W3) [Adelung]
Abfragen, verb. reg. act. S. Fragen, durch Fragen von einem heraus
bringen. Einem etwas abfragen. Er läßt sich alles abfragen, man kann
alles von ihm heraus bringen. Und wer sie nicht beym Trunk entdecken
kann, Sucht sie umsonst den Schönen abzufragen, singt Hagedorn von der
Wahrheit. + So fraget man den Bauern die Künste ab, so pflegt man die
Dummen auszufragen, ist eine niedrige sprichwörtliche Redensart. Noch
niedriger und zugleich possierlich ist die R. A. der Niedersachsen: er
sollte wohl der Kuh das Kalb abfragen, d. i. er hat die Gabe einen auf
das genaueste auszufragen.
Abfressen (W3) [Adelung]
Abfressen, verb. irreg. act. S. Fressen. 1) Eigentlich von Thieren,
durch Fressen absondern oder verzehren. Die Raupen haben die Blätter
abgefressen. Die Käfer fressen die Knospen ab. Ingleichen durch
Fressen leer machen, verwüsten. Das Vieh hat die Äcker abgefressen.
Die Schnecken fressen die Weinstöcke ab. Wenn dieses Zeitwort in
dieser und andern Bedeutungen des Abessens auch von Menschen gebraucht
wird, so geschiehet solches nur in sehr niedrigen Redensarten. 2)
Figürlich auch von leblosen Dingen, für verzehren. Der Gram frißt ihm
das Herz ab, verkürzet seyn Leben. Wenn einige dafür sagen,er frißt
sich das Herz ab, nehmlich durch Gram, so ist die Figur ein wenig zu
hart und unedel.
Abfrieren (W3) [Adelung]
Abfrieren, verb. irreg. neutr. mit seyn, S. Frieren. 1) Durch Frost
abgesondert werden. Die Nase ist ihm abgefroren, wofür man in einigen
Gegenden sehr unrichtig sagt, er hat sich die Nase abgefroren. 2) Sehr
frieren. Er ist tüchtig abgefroren.
Abfröhnen (W3) [Adelung]
Abfröhnen, verb. reg. act. 1) Durch Frohn- oder Handdienste bezahlen.
Eine Schuld, einen Vorschuß abfröhnen. 2) Die schuldigen Frohndienste
leisten. Die Hoftage abfröhnen. Daher die Abfröhnung.
Abfügen (W3) [Adelung]
Abfügen, verb. reg. act. 1) Bey den Glasern die überflüssigen
Glastheile oder auch die Zacken, die der Diamant an den Glasscheiben
stehen gelassen, mit dem Fügeeisen abkneipen. S. auch Abfiedern. 2)
Bey den Tischlern, Breter, welche zusammen geleimet werden sollen, mit
dem Fügehobel glatt hobeln.
Abfuhre (W3) [Adelung]
Die Abfuhre, plur. inusit. das Wegschaffen einer Sache von einem Orte
vermittelst des Fuhrwerkes, in der eigentlichen Bedeutung des Verbi
abführen. Die Abfuhre des Holzes, der Lebensmittel, des Getreides, u.
s. f. das Wegführen desselben, die Wegschaffung.
Abführung (W3) [Adelung]
Die Abführung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Abführens, in den
meisten Bedeutungen des Zeitwortes; ohne Plural. 1) Bey den Ärzten,
ein abführendes Arzeneymittel. Eine Abführung einnehmen.
Abfüllen (W3) [Adelung]
1. Abfüllen, (von voll,) verb. reg. act. durch Schöpfen oben wegnehmen.
Ein Maß Wasser, Bier, u. s. f. abfüllen, von dem Fasse. Ingleichen
metonymisch, die Fülle eines flüssigen Körpers vermindern. Den Wein
abfüllen. Das Faß, (den Wein, Bier u. s. f. in dem Fasse,) abfüllen.
Daher die Abfüllung.
Abfüllen (W3) [Adelung]
2. Abfüllen, (von Füllen, pullus,) verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte
haben, in den Stutereyen, ein Füllen werfen. Daher die Abfüllung.
Abfurchen (W3) [Adelung]
Abfurchen, verb. reg. act. in der Landwirthschaft. 1) Durch Furchen
abtheilen. 2) Furchenweise abpflügen.
Abfüttern (W3) [Adelung]
Abfüttern, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, das Vieh gehörig
satt füttern, besonders demselben gegen die Nacht das letzte Futter
geben. Daher Abfütterung.
Abgabe (W3) [Adelung]
Die Abgabe, plur. die -n. 1) Die Handlung des Abgebens in den
eigentlichen Bedeutungen des Zeitwortes; ohne Plural. Die Abgabe eines
Briefes, eines Buches u. s. f. 2) Dasjenige, was einem andern
abgegeben wird; besonders, was Unterthanen von ihrem liegenden und
fahrenden Vermögen der Obrigkeit entrichten. Die Abgaben einfordern.
Seine Abgaben entrichten, berichtigen. Eine Abgabe auf den Wein legen.
Die Abgabe von dem Weine, Biere u. s. f. Ein Land, das mit vielen
Abgaben beschweret ist. Abgabe ist zwar keine ganz allgemeine
Benennung alles dessen, was Unterthanen der Obrigkeit zu entrichten
haben; indessen schließet es doch mehrere besondere Arten in sich,
dergleichen z. B. Steuer, Accise, Kopfgeld u. s. f. sind. S. auch
Auflage.
Abgähren (W3) [Adelung]
Abgähren, verb. irreg. neutr. ( S. Gähren,) mit haben, bis zu Ende
gähren, völlig ausgähren. Das Bier hat bereits abgegohren.
Abgang (W3) [Adelung]
Der Abgang, des -es, plur. die -gänge.
1) Die Handlung des Abgehens von einem Orte, ohne Plural; und zwar,
(1) in engerer Bedeutung, vermittelst der Füße. Der Abgang des Bothen. Abgang nehmen, bedeutet in den Seifenwerken so viel als Schicht machen, von der Arbeit abgehen.
(2) In weiterer Bedeutung, fast eine jede Entfernung von einem Orte. Der Abgang der Post, des Briefes, des Schiffes, der Gelegenheit, nehmlich eine Sache oder Person fortzuschaffen. Mit Abgang der Post. Vor Abgang des Briefes.
(3) Figürlich.
(a) Der Vertrieb der Waaren. Diese Waare hat guten Abgang, findet viele Käufer, hat schlechten oder gar keinen Abgang. Der Kaufmann hat guten Abgang, an Waaren.
(b) Die Unterlassung der Ausübung, des Gebrauches einer Sache. Dieser Gebrauch kommt in Abgang, ist schon lange in Abgang gerathen. Etwas in Abgang bringen. In Abgang gekommene (besserveraltete) Moden.
(c) Die Abnahme, nachtheilige Verminderung. Ich spüre noch keinen Abgang an meinen Kräften. Sein Hauswesen kommt in Abgang. In Abgang der Nahrung gerathen, kommen. Jemanden in den Abgang der Nahrung bringen. Die Schäferey leidet durch die Pocken dieses Jahr großen Abgang.
(d) Zuweilen auch Mangel, der Zustand, da eine Sache abgegangen ist. Der Abgang des Wassers, oder an Wasser. Der Abgang an Lebensmitteln. Man spüret keinen Abgang daran.
(e) Das Absterben. Der Abgang aus diesem Leben. Der tödtliche Abgang. Nach Abgang des männlichen Geschlechtes, der weiblichen Linie.
2) Was von einer Sache abgehet.
(1) In körperlicher Bedeutung, was bey ihrer Verfertigung, als minder brauchbar abgesondert wird; als ein Collectivum, so wohl im Singular, als im Plural allein. Bey verschiedenen Arbeitern haben diese Abgänge besondere Nahmen. Bey den Metallarbeitern heißen sie mehrentheils Krätz, oder Gekrätz, bey den Goldschlägern die Schabine, bey den Fleischern Abfall, im Forstwesen Afterschlag und Abraum, bey den Böttchern Miesel, u. s. f. In dieser Bedeutung ist im gemeinen Leben auch das Verkleinerungswort im Plur. die Abgänglein, und das abgeleitete die Abgängsel üblich.
(2) Was einer Sache in der Bearbeitung oder Behandlung an Zahl, Maß oder Gewicht abgehet; ohne Plural. Dieses Erz hat auf hundert Pfund sechzig Pfund Abgang, d. i. ein Zentner Erz gibt nur vierzig Pfund reines Metall. Der Abgang bey dem Getreide durch Mäusefraß, der Verlust. Der Abgang an der Casse, der Defect.
Abgängig (W3) [Adelung]
+ Abgängig, adj. et adv. Abgang habend, in den mehresten Bedeutungen
des Zeitwortes abgehen. Eine abgängige Waare, welche gut abgehet. Eine
abgängige Post, welche im Begriffe ist, abzugehen, besser die
abgehende. Abgängige Stücke Holz, welche von etwas abgehen. Einige
gebrauchen dafür abgänglich; allein beyde Beywörter sind nur den
niedrigen Sprecharten eigen.
Abgärben (W3) [Adelung]
+ Abgärben, verb. reg. act. im niedrigen Scherze, so viel als
abprügeln.
Abgaukeln (W3) [Adelung]
Abgaukeln, verb. reg. act. Einem etwas, es durch Gaukeley, Blendwerk
von ihm erhalten.
Abgeben (W3) [Adelung]
Abgeben, verb. irreg. act. S. Geben.1) In eigentlicher Bedeutung. (1)
Von sich geben, einem andern übergeben, besonders von Dingen, welche
uns anvertrauet worden, oder von uns andern anvertrauet werden. Der
Brief ist richtig abgegeben worden. Wo ist der Brief abzugeben? Ich
habe etwas an dich abzugeben. Ich habe das Buch an euren Bruder
abgegeben. Er hat die Sache abgegeben, einem andern übertragen. Das
Commando abgeben. Seinen Degen abgeben. Im Kartenspiele, die Blätter
im Spiele von sich geben, häufiger ablegen. Von den Pferden gebraucht,
heißt abgeben, vermuthlich als ein Neutrum, so viel als schieben, d.
i. die Zähne verlieren.2) Einen Theil von etwas an einen andern geben.
(1) Eigentlich. Er hat mir nichts davon abgegeben. Jedes Regiment soll
hundert Mann abgeben. (2) In engerer Bedeutung, einen Theil seiner
Habe oder seines Erwerbes an die Obrigkeit geben. Zoll von etwas
abgeben. Von dieser Waare muß man viel abgeben, oder diese Waare gibt
viel ab. (3) + Die unpersönliche figürliche Redensart, es wird nicht
viel abgeben, es ist wenig Gewinn dabey zu hoffen, kann man immer dem
großen Haufen überlassen. (4) + Einem etwas abgeben, so wohl ihm eine
derbe, bittere Antwort, als auch einen Schlag geben. (5) +
Verursachen. Es wird etwas abgeben, nehmlich Verdruß,
Zank, Schläge. Das wird einen rechten Lärm abgeben. Es gibt Schläge
ab, es setzt Schläge.3). Sich mit jemanden abgeben, sich mit ihm
einlassen, Umgang, Unterredung, Gemeinschaft mit ihm haben, mit einem
schwachen verächtlichen Nebenbegriffe. Gib dich mit dem Thoren nicht
ab. Sich mit den Kindern abgeben, sich mit ihnen zu thun machen. Sich
mit einer Sache abgeben, Theil daran nehmen, sich mit ihr
beschäftigen.4) Sich mit einer Sache abgeben, sich damit als mit einer
Nebensache beschäftigen, ohne sie gründlich zu verstehen. Sich mit dem
Griechischen abgeben. Er gibt sich mit Verse Machen, mit Curiren u. s.
f. ab. Gottsched nannte diesen Gebrauch des Zeitwortes abgeben einen
häßlichen Mißbrauch; aber er sagte nicht warum. Genug diese Art zu
reden ist alt und im gemeinen und gesellschaftlichen Leben
allgemein.5) Zu etwas gebraucht werden, sich zu etwas gebrauchen
lassen, so wohl von Personen, als von Sachen, zu etwas dienen, ohne
dazu bestimmt zu seyn. Dieser Stock sollte einen guten Spazierstock
abgeben. Das kann einen Mantel abgeben. Er gibt einen Dollmetscher,
Mahler, Arzt u. s. f. ab. Er würde einen guten Soldaten abgeben. Oft
auch überhaupt zu etwas dienen, dessen Stelle vertreten. Wie freue ich
mich, daß ich heute einen Zeugen ihres Vergnügens abgeben soll! Gell.
Die Empfindungen können keinen Bestimmungsgrund dessen, was recht oder
unrecht ist, abgeben. Aber ein Mißbrauch ist es, wenn dieses Wort von
der pflichtmäßigen Bekleidung eines Amtes oder Verwaltung einer Stelle
gebraucht wird. So heißt es im Jöcherschen Gel. Lex. immer, er gab
einen Professor, einen Advocaten u. s. f. ab, für er war ein Professor
u. s. f. weil sich da der Begriff der Nebenbeschäftigung immer mit
einschleicht.
Anm. In dieser letzten Bedeutung findet man bey dem Opitz
häufig das einfache geben. Z. B. er hat einen artlichen Poeten
gegeben. Ferner, Ach daß ich einen Fremdling gebe, Und bey den
Mesechitern lebe! Ingleichen, Ich will um meines Gottes Thor Viel
lieber einen Hüter geben.
Abgeboth (W3) [Adelung]
Das Abgeboth, des -es, die -e, S. Abbiethen.
Abgebrochenheit (W3) [Adelung]
Die Abgebrochenheit, plur. car. von abgebrochen und abbrechen,
diejenige Eigenschaft einer Rede, wenn sie aus mehrern unverbundenen
Hauptbegriffen bestehet, dergleichen besonders heftigen
Gemüthsbewegungen eigen ist; eine fortgesetzte Ellipse.
Abgehen (W3) [Adelung]
Abgehen, verb. irreg. S. Gehen. Es ist:
I. Ein Activum, und bedeutet alsdann,
(1) durch Gehen oder im Gehen absondern, abnützen. Die Absätze an den Schuhen abgehen.
(2) Durch Gehen oder mit Schritten abmessen. Einen Platz, einen Weg abgehen. Wir haben die ganze Wiese abgegangen.
(3) + Sich abgehen, als ein Reciprocum, sich durch vieles Gehen ermüden; im gemeinen Leben.
II. Ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert, und den Begriff der Entfernung, der Absonderung, der Verminderung und des Aufhörens durch alle Schattirungen der eigentlichen und uneigentlichen Bedeutungen ausdrucket.
1. Der Entfernung, und zwar theils,
(a) im eigentlichen Verstande, vermittelst der Füße, für von einem Orte gehen. Der Bothe ist abgegangen. Einen Bothen abgehen lassen. Von dem rechten Wege abgehen. Abgehen, von der Schaubühne abtreten. Lisette ging betrübt zu der Gesandtschaft ab, Zach. Theils aber auch
(b) auf jede andere Art, als ein allgemeiner Ausdruck für die besondern abreiten, abfahren, absegeln u. s. f.Die Post geht ab. Einen Brief, eine Waare abgehen lassen, absenden. Der Courier ist bereits abgegangen, abgeritten, abgefahren. Ich werde morgen nach Berlin abgehen, abreisen. Mit der Post abgehen.
(c) Sich entfernen überhaupt, in einigen Fällen. Hier gehet die Straße ab. Von seinem Texte, von der Materie abgehen, ausschweifen.
(d) Käufer finden, gesuchet werden, besonders von Waaren. Das Buch will nicht abgehen. Die Waare geht stark ab. Der Wein gehet gut ab. Der im gemeinen Leben von einer solchen Waare übliche Ausdruck: sie geht reißend ab, ist eine falsche Ellipse, die so viel sagen soll, daß man sich gleichsam um sie reiße, welches aber durch das thätige Mittelwort reißend nicht ausgedruckt wird. + Die Kinder gehen ihm gut ab, so wohl sie werden schnell versorgt, als auch im Scherze, sie sterben ihm schnell dahin.
(e) Sich mit dem Gemüthe entfernen, anderer Meinung seyn. Von einem abgehen, so wohl seine Partey verlassen; als auch anderer Meinung seyn. Von eines Meinung abgehen. In dieser Sache muß ich von dir abgehen. Hierin gehen sie von einander ab.
(f) Nachgeben, von seinen Forderungen nachlassen. Hiervon kann ich nicht abgehen. Und überhaupt, anderes Sinnes werden. Von seinem Vorhaben, von seiner Entschließung abgehen. Er geht nicht ab, er bleibt standhaft dabey.
(g) Die Verbindung mit jemanden aufheben. Von einem Kaufmanne, Künstler, Handwerker u. s. f. abgehen, nichts mehr von ihm kaufen, nicht mehr bey ihm arbeiten lassen. Von seinem Advocaten, Beichtvater, Arzte abgehen.
(h) Einen Dienst, oder ein Amt niederlegen, auch wenn es der Ordnung zu Folge auf eine Zeit geschiehet. Von einem Amte abgehen. Der regierende Bürgermeister geht morgen ab. So sagt man auch an einigen Orten von dem Gesinde, daß es abgehe, wenn es abzieht.
(i) Sterben, so wohl von dem Viehe: es sind ihm in diesem Jahre viele Schafe abgegangen; als auch in edlerer Bedeutung von dem Menschen, wo es vielleicht eine Anspielung auf das Abgehen des Schauspielers von der Schaubühne ist. Mit Tode abgehen, und auch nur schlechthin, abgehen. Wann aber er schleicht zu den Vätern hin Und gehet ab - - Opitz. Geht wo ein Schulregent in einem Flecken ab, Mein Gott, wie rasen nicht die Dichter um sein Grab! Can. Diese Bedeutung ist nicht neu. In dem 1514 gedruckten Deutschen Livius kommt schon die R. A. mit Tode abgehen vor, und in einem andern zu Mainz 1518 gedruckten Buche lieset man: er ist todtshalben abgegangen. Ingleichen im Theuerdank: Von der ich gehört hab Wie yetzt ir Vater ab Mit tode sey gegangen.
2. Der Absonderung.
(a) Abgesondert werden. Von dem Holze wird im Behauen noch viel abgehen. Die Farbe gehet ab, der gefärbte Körper läßt färbende Theile fahren. Im Schmelzen geht von dem Bleye viel ab.
(b) Abgesondert und geschieden werden. Das Silber geht auf der Kapelle ab, im Hüttenwesen, es wird von allem Zusatze geschieden. Der Nagel geht mir ab. Der Urin gehet blutig ab. Es ist ihm ein Wurm abgegangen. Es ist ihr ein Kind abgegangen, und das Abgehen der Leibesfrucht hat den Begriff des allzu frühen Abganges einer unzeitigen Geburt bey sich, daher auch einige Abgängling für eine solche abgegangene unzeitige Leibesfrucht gebrauchen.
3. Der Verminderung und des Mangels, und zwar
(a) vermindert werden, Abzug leiden. Von dieser Summe muß noch viel abgehen. Es geht kein Heller ab. + Was abgeht, geht an Gelde ab.
(b) Mangeln, fehlen. Das Geld gehet ihm ab. Einer schlechten Haushaltung gehet immer etwas ab. Damit ihr auch auf jenen Tag besteht, So will er das, was eurer Lieb abgeht, Von seiner Liebe geben. Opitz. Es ging auch dieses Mahl nichts der Bewirthung ab, Haged. Wenn Theben einst Athen der Mundart Vorzug gab, Was ging Böotien an seiner Freyheit ab, Kästn. Es geht ihm nichts ab, er leidet keinen Mangel. So auch, er läßt sich nichts abgehen, er thut seinem Leibe gütlich. Oft schließt abgehen in dieser Bedeutung auch das Gewahrwerden, die lebhafte Empfindung des Verlustes oder Mangels ein, in welcher Bedeutung es in Oberdeutschland sehr üblich ist, und alsdann so viel als das mehr Niedersächsische vermissen bedeutet; z. B. es gehen mir zehn Thaler ab, nicht bloß, sie fehlen mir, sondern, ich empfinde es, daß ich sie verloren habe.
4. Des Aufhörens, und zwar,
(a) nach und nach aufhören. Das Feuer abgehen lassen. Eine Gewohnheit abgehen lassen. In Oberdeutschland sagt man auch ein abgegangenes, d. i. verfallenes, eingegangenes, Schloß.
(b) Einen Ausgang gewinnen, mit Beyfügung der Art und Weise; wie ablaufen. Wir wollen sehen, wie es abgeht. Die Sache ist schlecht, gut, nach Wunsche abgegangen. Es wird ohne Blutvergießen, ohne Thränen nicht abgehen.
Abgelebt (W3) [Adelung]
Abgelebt, partic. pass. von dem veralteten Verbo ableben. 1) Vor
Alter matt und kraftlos. Ein abgelebtes Alter, Dusch. Das Alter beugte
schon den abgelebten Rücken. Zach. 2) Im figürlichen Scherze,
veraltet: Die schlummert auf bestäubtem Boden Bey andern abgelebten
Moden, Uz. 3) * Verstorben; in dieser Bedeutung ist abgeleibt im
Hochdeutschen unbekannt, in Oberdeutschland aber sehr häufig, wo man
oft höret. Se. abgeleibte kaiserl. Majestät, die abgeleibten Seelen,
die Seelen der Verstorbenen. S. Leib.
Abgelegen (W3) [Adelung]
Abgelegen, -er, -ste, das Partic. Präter. des in dieser Bedeutung
ungewöhnlichen Verbi abliegen. 1) Entfernt, von der Erdfläche und den
darauf befindlichen Gegenständen; edler entlegen. Sehr weit abgelegene
Länder. Weit von dem Meere abgelegen seyn. 2) In engerer Bedeutung, in
einer entfernten und dabey unbequemen Gegend gelegen. Ein abgelegener
Ort. So abgelegen die Gegend auch ist. Die Stadt ist zu sehr
abgelegen, in Rücksicht auf einen andern Handelsort, eine Straße, u.
s. f.
Abgelegenheit (W3) [Adelung]
Die Abgelegenheit, plur. inusit. die entfernte und unbequeme Lage
eines Ortes.
Abgeneigt (W3) [Adelung]
Abgeneigt, part. pass. des ungewöhnlichen Verbi abneigen; nicht bloß
einen Mangel der Neigung, wie ungeneigt, sondern vermöge der
Präposition ab, schon einen gewissen Grad der gegenseitigen Neigung
empfindend; am häufigsten als ein Adverbium. Einem abgeneigt, nicht
günstig, seyn. Er ist mir nicht abgeneigt, ist mir so ziemlich
günstig. Ich bin nicht abgeneigt, es zu thun.
Abgeneigtheit (W3) [Adelung]
Die Abgeneigtheit, plur. car. der Gegensatz der Geneigtheit, der
thätige Mangel der Neigung; ein neues Wort, das Abstractum der
Abneigung zu bezeichnen. Die Abgeneigtheit vom Guten, der Zustand, die
Fertigkeit der Abneigung.
Abgesandt (W3) [Adelung]
Abgesandt, partic. pass. von absenden, welches aber vornehmlich als
ein Substantiv üblich ist, und jemanden bezeichnet, der von einem
Staate oder Fürsten an den andern in öffentlichen Angelegenheiten
geschickt wird. Einige Lehrer des Staatsrechts habeneinen Unterschied
unter einen Gesandten und Abgesandten machen, und behaupten wollen,
daß jener nur von souverainen Monarchen, dieser aber nur von Ständen
und Unterthanen geschickt werde. Allein dieser Unterschied ist weder
in der Abstammung noch in dem Gebrauche gegründet, und Abgesandter
scheint eine bloß, der Oberdeutschen Mundart nicht ungewöhnliche
Verlängerung des gleich viel bedeutenden Gesandter zu seyn. Die
Abgesandtinn ist die Gemahlinn eines Abgesandten; eine solche
abgeschickte Person weiblichen Geschlechtes aber würde eine Abgesandte
heißen. S. Gesandter.
Abgeschiedenheit (W3) [Adelung]
Die Abgeschiedenheit, plur. inus. 1) Der Zustand der Absonderung von
einer Sache, im moralischen Verstande. Die friedliche Abgeschiedenheit
von der Welt, in den Klöstern; da denn auch wohl ein hoher Grad der
Einsamkeit mit diesem Nahmen belegt wird. 2) Bey den Mystikern, der
Zustand der Unterdrückung aller Empfindungen und ihres Bewußtseyns,
mit einem Griechischen Kunstworte, die Apathie; sonst auch die
Abgezogenheit. Wie süß ist doch ein freyer Wandel,In voller
Abgezogenheit, Arnold.
[Adelung]
Abgeschmackt (W3) [Adelung]
Abgeschmackt, -er, -ste, adj. et adv. 1) Eigentlich ungeschmack,
entweder gar keinen, oder doch einen widerlichen Geschmack habend,
besonders wegen Mangel des Salzes. Kann man das abgeschmackte
ungesalzene genießen? Hiob 6, 6. nach des Herrn Hofr. Michaelis
Übersetzung. Das sind, gerechter Gott! die abgeschmackten Früchte,
Gryph. 2) Figürlich, der allgemeinen Empfindung des Schicklichen, der
gesunden Vernunft, in einem hohen Grade zuwider laufend, thöricht,
ungereimt, im gemeinen Leben absurd. Ein abgeschmacktes Gedicht. Ein
abgeschmackter Mensch; wie bey den Römern insipiens von sapere in eben
der Bedeutung üblich war. Ein abgeschmackter Einfall. Sich auf eine
sehr abgeschmackte Art betragen.
Anm. 1. Ab bedeutet hier so viel als
un. Das Wort ist eigentlich das Particip. Passiv. von abschmecken, so
fern es ehedem irregulär conjugiret wurde, es schmackte ab,
abgeschmackt; stehet aber, freylich wider alle Analogie, an Statt des
Partic. Activi abschmeckend. Indessen ist es doch schon sehr alt, und
wird durch den allgemeinen Gebrauch unterstützet. Frisch, der nicht
sahe, daß es das Particip. Passiv. ist, wußte sich in das t am Ende
nicht zu finden, hielt es für einen fehlerhaften Zusatz und wollte
abgeschmack geschrieben wissen; worin ihm denn auch manche andere
nachfolgten. Im Niedersächsischen bedeutet Abschmack, einen
unangenehmen Nebengeschmack, und in einigen Gegenden ist auch das
Verbum abschmecken, für, einen solchen Nebengeschmack haben, üblich.
2. In den Ober- und Niederdeutschen Provinzen hat man noch
verschiedene andere Wörter, den verdorbenen Geschmack, oder Mangel des
gehörigen Geschmackes der flüssigen und festen Körper auszudrucken.
Dergleichen sind die Niedersächsischen liflaf, sulwassen, fade, abel,
flakk und flau, und das Oberdeutsche laff; obgleich jedes derselben
seine eigene Nebenbedeutung hat.
Abgeschmacktheit (W3) [Adelung]
Die Abgeschmacktheit, plur. die -en. 1) Der Zustand, da etwas
abgeschmackt ist; ohne Plural. 2) Eine abgeschmackte Sache mit
demselben.
Abgewähren (W3) [Adelung]
Abgewähren, verb. reg. act. in den Bergwerken so viel, als
abschreiben, im Gegensatze des zugewähren oder zuschreiben. Daher ein
Abgewährzettel oder eine Bescheinigung, daß die Gewähr in das
Gegenbuch eingetragen worden. S. Gewähr.
Abgewinnen (W3) [Adelung]
Abgewinnen, verb. irreg. act. S. Gewinnen. Durch glückliche Bemühung,
durch Bemühung verbunden mit Glück von einem andern erhalten. Zunächst
im Spiele. Einem sein Geld abgewinnen. In weiterer Bedeutung auf
andere Art, woran das Glück seinen Theil hat, von einem bekommen.
Einem den Vorzug abgewinnen. Dem Feinde eine Schlacht abgewinnen.
Glauben sie, daß dieß der Weg ist, einer Frau ihre Liebe abzugewinnen?
Weiße. In noch weiterer Bedeutung, auf jede mühsame Art von einer
Person oder Sache erhalten. Ich, der ich mir noch nie einen reimlosen
Vers habe abgewinnen können, Less. Er sahe kein Mittel, der Natur
diese Veränderung abzugewinnen, ebend. Einer Sache Geschmack
abgewinnen, eigentlich, ihren wahren Geschmack empfinden; figürlich
Geschmack an derselben bekommen, Gefallen daran finden.
Anm. Abgewinnen
bedeutete ehedem auch durch Urtheil und Recht erhalten. Der Gebrauch
dieses Zeitwortes mit Auslassung der vierten Endung der Sache ist im
Hochdeutschen ungewöhnlich, obgleich Günther singt: Die Jugend war an
nichts, als der Gestalt zu schauen, Die in dem Sarge noch der
Schönsten abgewinnt.
Abgewohnen (W3) [Adelung]
* Abgewohnen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, durch die
Gewohnheit verlieren; sehr ungewöhnlich, besser entwöhnen.
Abgewöhnen (W3) [Adelung]
Abgewöhnen, verb. reg. act. 1) Durch Gewohnheit oder öftere Übung
verlieren machen. Einem das Spielen abgewöhnen. Sich das Fluchen
abgewöhnen. Die Wortfügung, einen oder sich von etwas abgewöhnen, die
man auch zuweilen findet, ist wenigstens ungewöhnlich. 2) Ein Kind
abgewöhnen; besser entwöhnen, es von der mütterlichen Brust zu andern
Speisen gewöhnen. - Ein Kind, Das von der Milch wird abgewöhnt, Opitz.
Abgezogenheit (W3) [Adelung]
Die Abgezogenheit, plur. car. S. Abgeschiedenheit.
Abgießen (W3) [Adelung]
Abgießen, verb. irreg. act. S. Gießen. 1) Den oben befindlichen
flüssigen Körper durch Gießen von dem übrigen Theile absondern. Das
Fett von der Brühe abgießen. Das Gefäß ist zu voll, man muß etwas
abgießen. Alles Wasser abgießen. 2) Durch Gießen abbilden, Einen Kopf
in Bley, eine Frucht in Wachs, eine Münze in Gyps abgießen. So auch
die Abgießung. S. auch Abguß.
Abgießer (W3) [Adelung]
Der Abgießer, des -s, plur. ut. Nom. sing. der etwas durch Gießen
abbildet. Ehedem pflegte man die falschen Münzer so zu nennen, weil
sie die guten Münzen abgossen.
Abgift (W3) [Adelung]
* Die Abgift, plur. die -en, ein veraltetes und nur noch bey den
Rechtslehrern übliches Wort, für Abgabe. S. Gift.
Abglanz (W3) [Adelung]
Der Abglanz, des -es, plur. car. eigentlich das glänzende Bild einer
Sache, und dann auch ein glänzendes Ebenbild, doch nur von Gott
gebraucht. Schon lernten beßre Menschen in einer Welt, so schön, So
reich und so harmonisch den Abglanz Gottes sehn, Dusch. Ab hat hier
den Begriff der Nachbildung. Indeß ist doch dieser Ausdruck unbequem,
und kann heterodoxe Mißdeutungen veranlassen, besonders, wenn Christus
der Abglanz seines Vaters genannt wird.
Abglätten (W3) [Adelung]
Abglätten, verb. regul. act. völlig glatt machen; besonders bey den
Buchbindern, die Lederbände gehörig glätten. Daher die Abglättung.
Abgleichen (W3) [Adelung]
Abgleichen, verb. reg. act. daher Imperf. ich gleichte ab, und im
Part. Pass. abgegleicht, S. Gleichen völlig gleich machen, bey
verschiedenen Handwerkern, z. B. bey den Uhrmachern, dieFeder
abgleichen, ihr überall eine gleiche Stärke geben; auf den
Blechhämmern, das Eisenblech bis zur Hälfte ausdehnen und dünn
schlagen. Auch in Rechnungssachen, wo es auch ausgleichen, abrechnen,
und mit einem ausländischen Worte scontriren und rescontriren genannt
wird. Daher die Abgleichung, die Abrechnung, der Scontro, Rescontro.
Abgleiten (W3) [Adelung]
Abgleiten, verb. irreg. neutr. ( S. Gleiten,) welches das Hülfswort
seyn zu sich nimmt, durch Gleiten von etwas abkommen. Von der Leiter,
von der Treppe, von einem Steine abgleiten; und dann auch wohl
figürlich, von dem rechten Wege abgleiten, unmerklich in einen Irrthum
gerathen. In den niedrigen Mundarten ist auch das Frequentat.
abglitschen üblich. - Doch glitschen ihre Augen Sogleich von Gruppen
ab, die nicht für Mädchen taugen, Wiel. In eben diesen Mundarten sind
auch die gleich bedeutenden Wörter abrutschen, abhutschen und
abschurren bekannt, welche insgesammt den Schall nachahmen, der mit
dem Abgleiten verbunden ist, und daher, so wie abglitschen, in einem
hohen Grade niedrig sind.
Abglimmen (W3) [Adelung]
Abglimmen, verb. irreg. und regul. neutr. ( S. Glimmen,) welches das
Hülfswort seyn erfordert, zu Ende glimmen, nach und nach aufhören zu
glimmen. Die Kohlen sind schon abgeglommen, oder abgeglimmet.
Abglitschen (W3) [Adelung]
+ Abglitschen, S. Abgleiten.
Abglühen (W3) [Adelung]
Abglühen, verb. regul. act. 1) Durch und durch glühen, und dadurch
geschmeidig machen, ausglühen; ein Zeitwort, welches bey den
Metallarbeitern üblich ist. 2) Den Wein abglühen, Wein mit Gewürzen
gehörig kochen, oder warm werden lassen. S. Glühen. So auch die
Abglühung.
Abgott (W3) [Adelung]
Der Abgott, des -es, plur. die -götter, ein endliches oder
erdichtetes Wesen, welchem man göttliche Ehre erweiset. So ist die
Sonne der Abgott der Sabier. Am häufigsten von einer körperlichen
Abbildung einer solchen vorgegebenen Gottheit, welche mit einem
verächtlichen Ausdrucke auch ein Götze, ein Götzenbild genannt wird.
Am häufigsten von beyden Geschlechtern; indem die Abgöttinn in diesem
eigentlichen Verstande nicht üblich ist. Figürlich, der Gegenstand
einer sehr hohen, einer übertriebenen Verehrung oder Liebe. Einen
Abgott aus etwas machen. In welcher Bedeutung auch wohl das Fämininum
gebraucht wird. Abgöttinn meiner Seele!Anm. Angels. und Nieders.
Afgod, Dänisch und Schwedisch Afgud, und bey den ältesten Fränkischen
Schriftstellern Afgot, Abkot, und Abgud. Ab hat in dieser
Zusammensetzung allein Ansehen nach die Bedeutung der Nachbildung, ob
es gleich auch den Begriff des Unechten verstattet.
Abgötter (W3) [Adelung]
Der Abgötter, des -s, plur. ut. nom. sing. von beyden Geschlechtern,
eine Person, welche erdichtete göttliche Wesen verehret, noch mehr
aber, welche körperlichen Dingen oder Bildern göttliche Ehre erweiset,
und welche in einem härtern und verächtlichen Verstande ein
Götzendiener, eine Götzendienerinn genannt wird.
Abgötterey (W3) [Adelung]
Die Abgötterey, plur. die -en. 1) Eigentlich die Verehrung einer
falschen Gottheit; ohne Plural. 2) Figürlich, die übertriebene
Verehrung auch anderer Gegenstände; ohne Plural. Abgötterey mit etwas
treiben. 3) Einzelne abgöttische Handlungen; mit dem Plural.
Abgöttisch (W3) [Adelung]
Abgöttisch, -er -te, adj. et adv. der Abgötterey ähnlich, in
derselben gegründet. Eine abgöttische Handlung. Einen abgöttisch
verehren. Eine abgöttische Meinung von sich selbst.
Abgraben (W3) [Adelung]
Abgraben, verb. irreg. act. S. Graben. 1) Durch Graben niedriger
machen. Einen Hügel, Berg abgraben. 2) Durch
Graben wegnehmen, entziehen. Einem etwas von seinem Acker abgraben. 3)
Vermittelst eines Grabens absondern. Einen Acker, ein Stück Feldes
abgraben, mit einem Graben einschließen. Einen Weg abgraben, dessen
Gebrauch durch einen vorgezogenen Graben untersagen. Das Feuer in
einem Walde abgraben, dessen Ausbreitung durch einen gezogenen Graben
hindern. 4) Durch einen Graben ableiten. Einen Fluß, einen Teich
abgraben. Einer Stadt das Wasser abgraben. So auch die Abgrabung.
Abgrämen (W3) [Adelung]
Abgrämen, verb. reg. recipr. sich abgrämen, sich durch Gram
entkräften, abzehren. Ein jeder sehne sich nach dem fatalen Glück, Zu
ihren Füßen sich zum Schatten abzugrämen, Wiel. Etwas ungewöhnliches
ist es, wenn Günther dieses Zeitwort als ein thätiges gebraucht: Grämt
euch den Purpur ab, bis wir so bleich erscheinen, Als dieses
Leichentuch, das eure Schwester nimmt.
Abgrasen (W3) [Adelung]
Abgrasen, verb. reg. act. das Gras abfressen, wofür die Jäger abrasen
sagen. Ingleichen das Gras abmähen, nur von Angern. Einen Hain, oder
Anger abgrasen. An einigen Orten wird es auch für schrepfen gebraucht.
Die junge Saat abgrasen. Daher die Abgrasung.
Abgreifen (W3) [Adelung]
Abgreifen, verb. irreg. act. ( S. Greifen,) durch vieles Angreifen
oder Begreifen abreiben, abnützen. Ein abgegriffener Hut.
Abgrund (W3) [Adelung]
Der Abgrund, des -es, plur. die -gründe. 1) Eigentlich im Gegensatze
des Grundes, ein Ort der keinen Grund hat, oder sich doch schwer
ergründen läßt, eine sehr große Tiefe, so wohl auf dem festen Lande,
als in dem Wasser. Der Abgrund des Meeres, in einem Berge. Der Abgrund
zwischen zwey Bergen, eine große Tiefe. 2) Figürlich. (a) Eine jede
große Entfernung. Meine Seele war, trotz der Abgrunde, die uns
trenneten, stets bey dir, Weiße. (b) Eine unbegreifliche Sache, bey
welcher sich der Verstand im Nachdenken verlieret. So reden die
Gottesgelehrten von einem Abgrunde der Güte und Liebe Gottes. (c) Eine
fürchterliche Gefahr, ein augenscheinliches Verderben. An welchem
Abgrunde stand ich! Dusch. Ich schaudre, ja es liegt vor uns der
Abgrund offen, Weiß.
Anm. Abgrund, Nieders. Dän. und Schwed. Afgrund,
beym Ulphilas Afgrunditha, beym Kero, Ottfried und Notker Abcrunt und
Abgrund, ist schon von den ältesten Zeiten an in der Bedeutung eines
unergründlichen Ortes üblich gewesen.
Abgründen (W3) [Adelung]
Abgründen, verb. reg. act. 1) Ergründen, obgleich seltener. 2) Bey
den Tischlern, die Vertiefung, wohin eine Einschiebeleiste kommen
soll, mit dem Grundhobel aushobeln, welches auch ausgründen genannt
wird.
Abgucken (W3) [Adelung]
Abgucken, verb. reg. act. einem etwas, es ihm verstohlner Weise
absehen; in der vertraulichen Sprechart.
Abgunst (W3) [Adelung]
+ Die Abgunst, plur. car. die Gemüthsbeschaffenheit, da man andern
das Gute, welches sie besitzen, nicht gönnet; am häufigsten im
gemeinen Leben für das edlere Mißgunst.
Anm. Abgunst ist von Ab und
Anst, Wohlwollen, wofür man nachmahls mit dem vorgesetzten Ge, Geanst,
und noch später Gunst sagte. Abanst kommt bey den Kero, Abjunst aber
schon bey dem Tatian vor. Ab hat hier die Bedeutung des Verneinens;
Abgunst sollte also so viel als Ungunst, oder Abneigung anzeigen. Es
hat diese Bedeutung auch wirklich gehabt; indessen ist es doch auch
schon sehr frühe für Mißgunst und Neid gebraucht worden.Es haben
einige zwischen Neid, Mißgunst und Abgunst einen Unterschied in der
Bedeutung annehmen wollen. Neid kann allenfalls den höchsten Grad der
Mißgunst bezeichnen; allein Mißgunst und Abgunst scheinen völlig
gleich bedeutend zu seyn, und hier eigenmächtig etwas festsetzen
wollen, würde keinen Nutzen haben. Der wahre Unterschied ist der, daß
Abgunst heut zu Tage mehr in Niederdeutschland und im gemeinen Leben,
Mißgunst aber am meisten in Oberdeutschland und der anständigern
Sprechart üblich ist. Das Schwed. Afund und Dän. Avind ist dem ersten
Ursprunge getreuer geblieben; doch sagt man in Dänemark auch, wie in
Niedersachsen, Afgunst. Ehedem war auch das Zeitwort abansten für
mißgönnen üblich, wofür die Schweden noch jetzt afunna sagen. S. auch
Gönnen.
Abgünstig (W3) [Adelung]
Abgünstig, -er, -ste. et adv. 1. + Abgeneigt, in welcher Bedeutung
das Substantivum nicht üblich ist; im gemeinen Leben. Einem abgünstig
seyn. 2. Für das edlere mißgünstig. Auf eines Lob abgünstig seyn.
Abgurgeln (W3) [Adelung]
Abgurgeln, verb. reg. act. an einigen Orten im gemeinen Leben so
viel, als die Gurgel abschneiden. S. auch Abhalsen.
Abgürten (W3) [Adelung]
Abgürten, verb. reg. act. den Gurt auflösen, und was damit befestigt
war, abnehmen. Sich den Degen abgürten. Dem Pferde den Sattel
abgürten. Ingleichen metonymisch, das Pferd abgürten. So auch die
Abgürtung.
Abguß (W3) [Adelung]
Der Abguß, des -sses, plur. die -güsse, von Abgießen. 1) Die Handlung
des Abgießens, so wohl in der Bedeutung der Verminderung, als der
Nachahmung eines andern Körpers; ohne Plural. 2) Das durch Abgießen in
der letzten Bedeutung entstandene Bild. Der Abguß einer Münze, einer
Statue u. s. f.
Abgüten (W3) [Adelung]
* Abgüten, verb. reg. act. vermittelst Ertheilung eines Gutes,
besonders eines Heurathsgutes von den Ansprüchen an etwas
ausschließen; ein Wort, welches vornehmlich in den Rheinischen
Provinzen in Erbfolgssachen üblich ist. Von dem Unterschiede unter
abfinden und abgüten, S. Abfinden. Daher die Abgütung, in eben dieser
Bedeutung.
Abhaaren (W3) [Adelung]
Abhaaren, verb. reg. 1. + Neutrum mit haben, die Haare fahren lassen,
im gemeinen Leben. Der Pelz haaret ab. 2. Activum, bey den Lohgärbern,
die Haare mit dem Haareisen wegnehmen; auch abhären und abpöhlen.
Daher die Abhaarung.
Abhacken (W3) [Adelung]
+ Abhacken, verb. reg. act. durch Hacken oder Hauen absondern, im
gemeinen Leben. Einem den Kopf, die Hand abhacken. Daher die
Abhackung.
Abhadern (W3) [Adelung]
Abhadern, verb. reg. act. durch Hader, d. i. Zank und unnöthige
Rechtshändel von einem erzwingen. Einem ein Haus, einen Garten, eine
Summe Geldes abhadern.
Abhäften (W3) [Adelung]
Abhäften, verb. reg. act. was angehäftet war, los machen. Daher die
Abhäftung.
Abhageln (W3) [Adelung]
+ Abhageln, verb. reg. imperson. aufhören zu hageln, im gemeinen
Leben. Es hat abgehagelt.
Abhägen (W3) [Adelung]
Abhägen, verb. reg. act. vermittelst eines Hages oder Zaunes
absondern, einschließen. Ein Stück Feldes, einen Acker zur Wiese
abhägen. Daher die Abhägung.
Abhäkeln (W3) [Adelung]
Abhäkeln, verb. reg. act. was mit Häkeln oder kleinen Haken befestigt
ist, los machen.
Abhaken (W3) [Adelung]
Abhaken, verb. reg. act. 1) Was mit Haken befestiget ist, los machen.
2) Wo man den Acker Statt des Pfluges mit dem Haken bearbeitet, da ist
abhaken, vermittelst des Hakens von dem Grunde eines andern wegnehmen.
Abhalsen (W3) [Adelung]
Abhalsen, verb. reg. act. 1) Den Hals, die Kehle abschneiden; im
gemeinen Leben einiger Gegenden, wie abkehlen und abgurgeln. 2) Den
Leithund abhalsen, bey den Jägern, ihm die Halse, oder das Halsband
abnehmen. So auch die Abhalsung.
Abhalten (W3) [Adelung]
Abhalten, verb. irreg. S. Halten. 1. Activum. (1) Eigent-
lich, etwas in einer Entfernung von einer andern Sache halten. So
heißt z. B. besonders in Niedersachsen, die kleinen Kinder abhalten,
sie so von sich halten, daß sie ihre Nothdurft verrichten können. (2)
Figürlich. (a) Die Annäherung einer Person oder Sache hindern, es
geschehe auf welche Art es wolle. Das Wasser abhalten. Den Feind von
der Stadt abhalten. Den Hund mit dem Stocke abhalten. Kann wohl deine
Leibwache den unsichtbaren Kummer abhalten, der dir überall
nachschleicht Dusch. (b) An Vollbringung einer Sache hindern, auch in
sehr weitem Verstande, es geschehe durch körperliche Gewalt, physische
Hindernisse, Bewegungsgründe, u. s. f. Einen von der Flucht, von einer
schändlichen That, von seiner Arbeit abhalten. Jemanden von dem Essen,
von der Kirche abhalten. Es soll mich nichts abhalten, dir zu dienen.
Neutrum mit haben, nur in der Seefahrt, so steuern,daß das Schiff von
dem Winde abkomme, ihn in den Rücken bekomme. Unsere Flotte segelte
nahe am Winde, hielt hierauf von ihm ab, und ging auf den Feind los.
Abhaltung (W3) [Adelung]
Die Abhaltung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Abhaltens in allen
obigen Bedeutungen; ohne Plural. 2) Dasjenige, was uns an der
Verrichtung einer Sache hindert, davon abhält. Diese Abhaltungen
haben.
Abhandeln (W3) [Adelung]
Abhandeln, verb reg. act. 1) Von Handeln, mercari, (a) durch Handel,
d. i. Kauf oder Tausch, von einem andern an sich bringen. Einem ein
Haus, einen Garten, ein Stück Waare abhandeln. (b) An dem geforderten
Kaufpreise durch Handeln, d. i. Biethen und Wiederbiethen, einen Erlaß
erhalten, vulg. abdingen. Wir haben noch zehn Thaler abgehandelt.2)
Von handeln, thun, verrichten, in so fern es von den Verrichtungen des
Geistes gebraucht wird. (a) * Durch sorgfältige Bemühung, durch
gegenseitige Überlegung, durch Erwägung der Gründe und Gegengründe zu
Stande zu bringen suchen. Einen Frieden, einen Vergleich abhandeln,
unterhandeln. (b) * In den Rechten ist abhandeln oft so viel, als eine
Sache schlichten, durch einen Ausspruch abthun. (c) Mündlich oder
schriftlich nach allen Gründen und Umständen ausführen. Einen Satz,
ein Thema, abhandeln. Eine Sache schriftlich abhandeln. Die Lehre von
der Tugend in einer Rede abhandeln.
Abhanden (W3) [Adelung]
+ Abhanden, adv. welches nur von Sachen, und auch hier nur mit den
Zeitwörtern seyn und kommen üblich ist. Abhanden seyn, nicht bey den
der Hand, abwesend seyn; abhanden kommen, verlegt oder verloren
werden.
Anm. Abhanden, oder wie es richtiger geschrieben wird, ab
Handen, ist eine Oberdeutsche Redensart, die sich aber auch im
Hochdeutschen erhalten hat, ob man gleich daselbst reinere Ausdrücke
für diesen Begriff hat, und gebrauchen sollte. Ab ist das alte Vorwort
von, und handen ist der Oberdeutsche Dativ. Plur. von Hand. Ein
Hochdeutscher würde dafür sagen müssen, von Händen kommen oder seyn.
Man sieht hieraus, was man von dem Ausspruche Gottscheds zu halten
hat, wenn er sagte, abhanden sey von einem Halb-Lateiner gemacht
worden, der gewußt, daß ab im Lateinischen von heiße. Wenn einige
Hochdeutsche von abhanden sagen, so geschieht es freylich nur von
solchen, denen die Bedeutung des Oberdeutschen Wortes ab unbekannt
ist. Das Beywort abhändig, für abwesend, flüchtig, und das Zeitwort
abhändigen, veräußern, entreißen, sind nicht nur in Oberdeutschland,
sondern auch im Niedersächsischen, Schwedischen und Dänischen üblich.
Ältere Beyspiele von abhändig führet Haltaus h. v. an.
Abhandlung (W3) [Adelung]
Die Abhandlung, plur. die -en, von der zweyten Bedeutung des
Zeitwortes. 1) Die Unterhandlung und Vollendung eines Geschäftes; ohne
Plural. Die Abhandlung eines Vertra-ges, eines Friedens u. s. f. 2)
Die mündliche oder schriftliche Ausführung eines Satzes oder einer
Materie. Eine Abhandlung schreiben, drucken lassen u. s. f.
Abhang (W3) [Adelung]
Der Abhang, des -es, plur. die -änge, von dem Neutro abhangen. 1) Die
abhängige Seite einer Fläche, besonders eines Berges. Ein sanfter
Abhang, wenn die Höhe unvermerkt abnimmt. Ein starker, jäher Abhang,
wenn die Abnahme sehr merklich ist. Sein sanfter Abhang glänzt von
reifendem Getreide, Hall. Ingleichen die Neigung, welche eine
abhängige Fläche gegen den Horizont hat. Der Garten hat drey Fuß
Abhang; ein Umstand, den man bey dem Wasser den Fall nennet. 2) Das
Abhangen von einem andern, in figürlicher Bedeutung und ohne Plural,
der Zustand, da ein Ding seinem Wesen oder auch nur seinen Umständen
nach, in einem andern gegründet ist; noch häufiger die
Abhängigkeit.
Anm. Der Plural ist schon in der ersten Bedeutung selten,
in der zweiten aber ist er es noch mehr. Es ist daher nicht
nachzuahmen, wenn Kleist singt: Sieh Wesen ohne Gestalten, merk ihre
Abhäng und Kräfte. Die abhängige Seite eines Berges wird sonst auch
die Berglehne, die Thalhänge, und wenn sie sehr steil ist, die
Bergwand, in Oberdeutschland der Hang, die Laiten, der Abstieg, die
Abseite, die Berghalde, im Bergbaue das Gehänge, in den
Niederdeutschen Marschländern die Glöyung, und im Garten- und
Festungsbaue die Abdachung, Böschung genannt; ohne dabey auf den
schwachen oder starken Abhang zu sehen, welche in vielen Fällen wieder
ihre eigene Benennungen haben.
Abhangen (W3) [Adelung]
Abhangen, verb. reg. neutr. ( S. Hangen,) welches mit haben verbunden
wird.1. In eigentlicher Bedeutung (a) + Von etwas herunter hangen,
wofür man noch richtiger und edler herab hangen sagt. (b) Von
körperlichen Flächen, sich neigen; mit dem Horizonte einen spitzigen
Winkel machen. Der Fußboden hangt etwas ab; in welcher Bedeutung das
Zeitwort doch nicht so üblich ist, als die abgeleiteten Abhang und
abhängig. (c) In einer Entfernung von etwas hangen. Der Mantel hängt
noch ziemlich weit von der Wand ab. Noch mehr aber2. In figürlicher
Bedeutung, in einem andern Dinge seinem Wesen, oder seinen Umständen
nach gegründet seyn. Von einem abhangen, ihm unterworfen, Gehorsam
schuldig seyn. Dieß hängt ganz allein von mir ab, steht allein in
meinem Willen, in meiner Gewalt. Die Stärke und Schwäche des Geistes
hangen sehr von der Art ab, wie man die Dinge ansteht. Wie viel hängt
von einem Augenblicke ab! Dusch. Alle zufällige Dinge hangen von Gott
ab, haben ihm ihr Daseyn und alle ihre Bestimmungen zu verdanken.
Hängt denn die Wahrheit von dem Munde desjenigen ab, der sie vorträgt?
Less. bekommt sie ihren Werth von ihm? Von des Siegers Gnade
abhangen.
Anm. Opitz gebraucht in dieser Bedeutung auch das einfache
Hangen: der, von welchem alles hanget.
Abhängen (W3) [Adelung]
Abhängen, verb. reg. act. dasjenige, was angehänget war, abnehmen,
herab hängen. Die Gewichte einer Uhr abhängen. Die Blasebälge
abhängen, in den Schmelz- und Hammerwerken, damit sie nicht mehr
gehen.
Abhängig (W3) [Adelung]
Abhängig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Eigentlich, herab hangend, doch
nur von den Flächen, mit dem Horizonte einen spitzigen Winkel machend.
Die abhängige Seite des Berges. Ein abhängiger Ort. 2) Figürlich, zu
einem andern Dinge gehörig, seinen Grund in demselben habend,
demselben unterworfen.
Diese Sache ist von jener abhängig. Die ganze Natur ist von Gott
abhängig.
Anm. Abhängig, kommt von dem Neutro abhangen; das ä in der
zweyten Sylbe ist das bloße Zeichen der Ableitung. Statt dessen findet
man auch, obwohl nur selten, mit einer andern Endsylbe, das unedlere
abhänglich. Abheng für abhängig in der ersten Bedeutung kommt im
Theuerdank vor.
Abhängigkeit (W3) [Adelung]
Die Abhängigkeit, plur. inusit. das Abhangen von einem andern in der
figürlichen Bedeutung, der Zustand, da ein Ding in dem andern
gegründet ist; in der höhern Schreibart der Abhang, in der niedrigern,
die Abhänglichkeit. In der Abhängigkeit leben.
Abhangung (W3) [Adelung]
Die Abhangung, plur. inusit. von dem Neutro abhangen. 1) * Das
Herabhangen von einem Orte; sehr ungewöhnlich. 2) Die Abhängigkeit,
Dependenz.
Abhängung (W3) [Adelung]
Die Abhängung, plur. inusit. von dem Activo abhängen, die Handlung
des Abhängens.
Abhären (W3) [Adelung]
Abhären, S. Abhaaren.
Abhärmen (W3) [Adelung]
Abhärmen, verb. reg. recipr. sich abhärmen, sich durch Harm
entkräften, verzehren; im gemeinen Leben abgrämen. Blaß, wie ein
Eremit stand er hier abgehärmt, Zach. Der ungezäumte Neid, der sonst
nach allem geitzt, Verlieret hier die abgehärmten Blicke, Rost.
Abhärten (W3) [Adelung]
Abhärten, verb. reg. act. gehörig hart machen, so wohl in der
eigentlichen, als figürlichen Bedeutung. Den Stahl abhärten. Ein
abgehärtetes Volk. Er ist gegen alle Unbequemlichkeiten der Witterung
abgehärtet. Durch Arbeit abgehärtet werden. Der Winter härtet ab und
macht die Geister munter, Günth. Sein Gemüth ist gegen alles Mitleiden
abgehärtet. Daher die Abhärtung.
Abhaschen (W3) [Adelung]
+ Abhaschen, verb. reg. act. einem etwas, es von ihm erhaschen.
Abhaspeln (W3) [Adelung]
Abhaspeln, verb. reg. act. Fäden oder Stricke durch Haspeln von etwas
herunter bringen. Daher die Abhaspelung.
Abhauben (W3) [Adelung]
Abhauben, verb. reg. act. bey den Jägern, dem Falken die Haube
abnehmen. Einen Falken abhauben. So auch die Abhaubung.
Abhäucheln (W3) [Adelung]
Abhäucheln, verb reg. act. durch Häucheln von einem erhalten. Einem
etwas abhäucheln. Gott läßt sich nichts abhäucheln. Daher die
Abhäuchelung.
Abhauen (W3) [Adelung]
Abhauen, verb. irreg. act. ( S. Hauen,) durch Hauen oder mit Hieben
absondern. Einen Baum, Getreide, Gras abhauen. Einen den Kopf abhauen.
Das Getreide mit der Sense abhauen. Daher die Abhauung. Beym Tatian
kommt für abhauen abafurhouuan vor.
Abhäuten (W3) [Adelung]
Abhäuten, verb. reg. 1 Activum, der Haut berauben, die Haut abziehen.
Bey den Jägern, von dem Bären für auswirken. Auch außer dem in der
anständigern Sprechart für abdecken, ab ziehen oder schinden. In den
Küchen, der zarten Haut unter dem Felle berauben. Einen Kälberstoß,
einen Hasen abhäuten. 2. Neutrum mit haben, das Häuten oder Ablegen
der Haut vollenden, von solchen Insecten, welche sich zu häuten
pflegen. Wenn der Seidenwurm abgehäutet hat, fängt er an zu spinnen.
So auch die Abhäutung.
Abheben (W3) [Adelung]
Abheben, verb. irreg. act. S. Heben, herab heben, durch Heben von
etwas wegnehmen. Ein Tischblatt abheben. Den Kessel abheben, von dem
Feuer. Die Speisen abheben, von der Tafel, S. Abhub. Die Karten
abheben, im Kartenspiele. So. auch das Abheben, seltener die Abhebung.
Abheften (W3) [Adelung]
Abheften, S. Abhäften.
Abheilen (W3) [Adelung]
Abheilen, verb. reg. 1. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, durch
Heilen abgesondert werden, heilen und abfallen. Der Ausschlag heilet
ab. Die Blattern sind abgeheilet. 2 Activum, durch Beförderung des
Heilens zum Abfallen bringen. Dieses Pflas=ter wird die Blattern schon
abheilen. Daher die Abheilung.
Abheischen (W3) [Adelung]
* Abheischen, verb. reg. act. fordern, abfordern, S. Heischen. Die
Schuld wird abgeheischt, Opitz. In der Hochdeutschen Mundart ist
dieses Zeitwort nicht üblich, wohl aber in der Oberdeutschen.
Abhelfen (W3) [Adelung]
Abhelfen, verb. irreg. act. S. Helfen. 1) + Eigentlich, von einem
höhern Orte herunter helfen; im gemeinen Leben. Einem abhelfen, von
dem Wagen, oder einem anderen erhöheten Orte, besser herab helfen.
Helfen sie mir den Sack ab. 2) Figürl. mit dem Dative der Sache, einer
Sache abhelfen, sie als ein Übel aufhören machen. Der Sache ist noch
abzuhelfen. Dem Dinge ist leicht abzuhelfen. Einem Fehler abhelfen.
Wenn dieses das Lächerliche allein an mir ist, so kann ich ihm bald
abhelfen. Raben Der Krankheit abzuhelfen suchen. - Ach möchte sich
begeben Daß doch ein grimmes Thier abhülfe meinem Leben, Opitz. Welche
letztere R. A. doch ungewöhnlich ist. Mit dem Accusative der Person,
einen von der Mühe abhelfen, ihn davon befreyen, ist undeutsch, so wie
die R. A. einen abhelfen, ihn aus der Welt schaffen, ihn von dem Brote
helfen, niedrig. Daher die Abhelfung, in der eigentlichen Bedeutung.
Abhelflich (W3) [Adelung]
* Abhelflich, adj. welches aber nur in den Kanzelleyen in der R. A.
üblich ist, einer Sache abhelfliche Maße geben oder verschaffen, d. i.
ihr abhelfen, sie aufhören machen.
Abhellen (W3) [Adelung]
Abhellen, verb. reg. act. von hell; gehörig hell machen, eigentlich
nur von flüssigen Körpern, das Helle derselben von dem trüben
Bodensatze abgießen, abklären. Den Wein abhellen.
Abhenken (W3) [Adelung]
Abhenken, verb. reg. act. welches eigentlich das Intensivum von
abhängen ist, aber mit demselben gleich bedeutend gebraucht wird, ob
es gleich seltener vorkommt, das angehenkte abnehmen, S. Henken.
Abherkommen (W3) [Adelung]
* Abherkommen, ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Verbum für herab
kommen. Die abherkommen waren von Jerusalem, Marc. 3, 22. In der
Oberdeutschen Mundart ist es nichts seltenes, daß man die mit her und
hin zusammen gesetzten Nebenwörter umkehret. So heißt es z. B. im
Theuerdank Kap. 95.Gebt uns den fremden Man außer, für heraus.So auch
abhin, für hinab. Luther hat mehrere dergleichen Oberdeutsche Wörter
aus der ältern Schriftsprache beybehalten.
Abhetzen (W3) [Adelung]
Abhetzen, verb. reg. act. durch Hetzen oder Jagen entkräften. Die
Hunde abhetzen. Einen Hirsch oder anderes Wild abhetzen, so daß dessen
Fleisch zur Speise untüchtig wird.
Abheucheln (W3) [Adelung]
Abheucheln, S. Abhäucheln.
Abheulen (W3) [Adelung]
+ Abheulen, verb. reg. recipr. sich abheulen, sich durch Heulen
abmatten, entkräften; im gemeinen Leben.
Abhinnen (W3) [Adelung]
* Abhinnen, eine veraltete Oberdeutsche Partikel, für von hier, und
in einigen Fällen von hinnen, S. Hinnen.
Abhobeln (W3) [Adelung]
Abhobeln, verb. reg. act. 1) Eigentlich mit dem Hobel wegschaffen.
Einen Ast, eine Ungleichheit abhobeln. Ingleichen mit dem Hobel
gehörig glatt machen. Ein Bret abhobeln. Bey den Weißgärbern werden
die Felle abgehobelt, wenn sie mit dem Schlichtmonden auf der
Fleischseite bearbeitet werden. 2) + Fi-
gürlich, gesittet machen, ein niedriger Ausdruck, so noch ein
Überbleibsel der ehemahligen Pennal-Gebräuche ist. Daher die
Abhobelung.
Abhocken (W3) [Adelung]
+ Abhocken, verb. reg. act. eine Last durch Niederhocken von den
Schultern ablegen, im Gegensatze des Aufhockens. In den niedrigen
Sprecharten abhucken.
Abhohlen (W3) [Adelung]
Abhohlen, verb. reg. act. 1) Von einem Orte hohlen. Einen Übelthäter,
einen Brief u. s. f. abhohlen. Jemanden aus einer Gesellschaft
abhohlen, abrufen und begleiten. Der Wagen wird mich abhohlen. 2) Bey
den Kattundruckern werden die gedrückten Zeuge abgehohlet, wenn man
sie mit Weitzenkleye auskochet, das Gummi und die Stärke der Farbe
wieder wegzuschaffen. So auch die Abhohlung.
Abhold (W3) [Adelung]
* Abhold, adv. welches noch aus der Oberdeutschen Mundart übrig, aber
größten Theils veraltet ist, für ungünstig, abgeneigt. Einem abhold
seyn.
Abholzig (W3) [Adelung]
* Abholzig, -er, -ste, adj. et adv. im Forstwesen, ein abholziger
Baum, der über dem Stamme zu schwach ausfällt, und folglich zu Bauholz
unbrauchbar ist, und auch abschüssig genannt wird.
Abhorchen (W3) [Adelung]
Abhorchen, verb. reg. act. nach dem Muster des Zeitwortes abhören,
durch Horchen erfahren oder lernen. Sie hat uns alle unsere
Geheimnisse abgehorcht, Weiße. O wenn die frohen Lieder dir gefielen,
die meine Muse oft den Hirten abhorcht! Gesn.
Abhören (W3) [Adelung]
Abhören, verb. reg. act. 1) In den Rechten, einen Zeugen seine
Aussage gehörig thun lassen. Einen Zeugen abhören. Man hat ihn noch
nicht abgehöret. Daher die Abhörung. 2) Durch das Gehör von einem
anderen erfahren, erlernen. Was hörest du dir davon ab? Less. Daran
wüßte ich mir nun nichts abzuhören, ebend.
Abhub (W3) [Adelung]
Der Abhub, des -es, plur. car. von abheben, dasjenige, was abgehoben
wird, besonders in den Bergwerken, die Unart, welche in der Wäsche von
den Erzen abgehoben wird, welches vermittelst der Abhubkiste
geschiehet. An einigen Höfen nennet man die Speisen, welche von der
herrschaftlichen Tafel abgetragen werden, den Abhub.
Abhucken (W3) [Adelung]
Abhucken, S. Abhocken.
Abhülsen (W3) [Adelung]
Abhülsen, verb. reg. act. von der Hülse befreyen. Die Mandeln
abhülsen.
Abhungern (W3) [Adelung]
Abhungern, verb. reg. recipr. durch Hunger entkräften. Sich
abhungern.
Abhuren (W3) [Adelung]
+ Abhuren, verb reg. recipr. Sich abhuren, sich durch Hurerey
entkräften; ein niedriges Wort, welches Luther indessen doch in der
Bibelübersetzung mit aufgenommen hat.
Abhüten (W3) [Adelung]
Abhüten, verb. reg. act. in der Landwirthschaft, von dem weidenden
Viehe abfressen lassen, abweiden. Die Saat, das Gras abhüten.
Ingleichen metonymisch, einen Acker, ein Stück Feldes, eine Wiese
abhüten. So auch die Abhütung.
Abhütten (W3) [Adelung]
* Abhütten, verb. reg. act. im Bergbaue, eine Grube oder Zeche aus
Nachlässigkeit oder Muthwillen verderben, und zu Grunde richten,
welches auch abköhlen genannt wird. Vermuthlich von Hütte, so fern es
ehedem alles Zimmerwerk bedeutete, und bey den Bergleuten zum Theil
noch bedeutet. Daher die Abhüttung.
Abjagen (W3) [Adelung]
Abjagen, verb reg. act 1) + Durch Jagen ermüden. Ein Pferd abjagen.
Sich abjagen. 2) Bey den Jägern, einer großen Jagd ein Ende machen,
und zwar durch Erlegung alles eingestellten Wildes, welches auch
abschießen genannt wird. Ein Abjagen halten. Daher die
Abjagungsflügel, die zunächst an dem Laufe durchgehauenen Wege, woraus
das Abjagen gehalten wird. 3) Durch Jagen von einem andern erhalten,
ihm unversehens und mit Gewalt abnehmen. Dem Feinde den Raub abjagen.
- Ein Lamm das er dem Wolf erst abgejaget, Opitz. 4) + Plötzlich
verursachen, doch nur in einigen meisten Theils niedrigen R. A. Einem
eine Angst, einen Schrecken abjagen. So auch die Abjagung.
Äbicht (W3) [Adelung]
* Äbicht, adj. et adv. welches noch in einigen Provinzen, z. B. in
Schlesien, auch im Hochdeutschen bey einigen Handwerkern, z. B. den
Hutmachern, Tuchmachern u. s. f. üblich ist, und so viel als umgekehrt
bedeutet. Die äbichte Seite des Tuches, die linke, umgekehrte. + Einem
eine Äbichte geben, eine Maulschelle mit verwandter Hand.
Anm. Äbicht,
oder wie es in einigen Provinzen auch geschrieben wird, eiwig, ist ein
altes und in Oberdeutschland noch überall gebräuchliches Wort. Abahe
beym Kero, aboha beym Isidor, und abaho beym Ottfried, bedeuten nicht
allein im physischen, sondern auch im moralischen und figürlichen
Sinne, so viel als verkehrt, falsch; wovon Schilters Gloss. v. Abahe
nachzusehen ist. Das Schwed. afwig hat noch eben dieselben
Bedeutungen, S. Ihre h. v.
Äbichten (W3) [Adelung]
Äbichten, verb. reg. act. bey den Tuchmachern, ein Tuch auf der
linken Seite karten. S. das vorige.
Abjochen (W3) [Adelung]
Abjochen, verb. reg. act. das Joch abnehmen. Die Ochsen abjochen.
Abirren (W3) [Adelung]
Abirren, verb reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, durch Irrthum von
etwas abkommen. Von dem rechten Wege abirren.
Abirrung (W3) [Adelung]
Die Abirrung, plur. die -en. 1) Das Abirren, ohne Plural. Die
Abirrung des Lichts oder der Firsterne, in der Astronomie, die
scheinbare Veränderung ihrer Stellen am Himmel. 2) Irrige Abweichungen
von etwas, mit dem Plural.
Abkalben (W3) [Adelung]
Abkalben, verb. reg. neutr. mit haben, das Kalben vollenden, in der
Landwirthschaft, gehörig kalben. Die Kühe haben nach und nach
abgekalbet.
Abkämmen (W3) [Adelung]
Abkämmen, verb reg. act. 1) Von Kamm, pecten, mit dem Kamme herab
bringen, ingleichen, mit dem Kamme reinigen. Abgekämmte Wolle. 2) Von
Kamm, die Spitze, das Obertheil, in der Kriegsbaukunst, den obern Rand
der Wolle und Brustwehren abschießen, gleichsam den Kamm abnehmen. So
auch die Abkämmung.
Abkämpfen (W3) [Adelung]
Abkämpfen, verb. reg. act. kämpfend abtreiben, ein Zeitwort, welches
besonders bey den Jägern von den Hirschen gebraucht wird, wenn einer
den andern in der Brunstzeit abtreibet.
Abkanten (W3) [Adelung]
+ Abkanten, Abkanteln, verb. reg. act. der Kanten berauben. Ein Bret
abkanten, bey den Holzarbeitern, die scharfe Ecke abnehmen. Einen Zeug
abkanten, die Kante oder Einfassung abschneiden.
Abkanzeln (W3) [Adelung]
+ Abkanzeln, verb. reg. act. Jemanden abkanzeln, eigentlich seine
Vergehungen von der Kanzel bekannt machen.
Abkappen (W3) [Adelung]
Abkappen, verb. reg. act. 1) Von Kappe, die Kappe abnehmen, bey den
Falkenieren. den Falken abkappen, ihn abhauben. Hierher gehöret auch
wohl die figürliche Bedeutung, wenn im gemeinen Leben, einen abkappen,
so viel ist, als ihm einen unerwarteten derben Verweis, eine herbe
Antwort geben. Er ist weidlich abgekappet worden. 2) Von kappen,
hauen, schneiden, so viel als abhauen: Das Ankertau, ingleichen den
Anker abkappen. Einen Mast abkappen. Die Bäume abkappen, ihre Gipfel
oder Zweige abhauen. In dieser Bedeutung ist das Zeitwort am
häufigsten in Niedersachsen üblich, und wird in einigen Gegenden auch
abkoppen, abküppen ausgesprochen. So auch die Abkappung.
Abkargen (W3) [Adelung]
Abkargen, verb. reg. act. durch Kargheit oder niedrige Sparsamkeit
entziehen. Sie kargt ihrem Manne sogar die Nothdurft ab.
Abkarten (W3) [Adelung]
Abkarten, verb. reg. act. nur in der figürlichen von dem Kartenspiele
hergenommenen Bedeutung, etwas Böses heimlich verabreden. Er hatte es
schon so mit ihr abgekartet. Ein abgekartetes Spiel. Ein abgekarteter
Handel.
Abkauf (W3) [Adelung]
Der Abkauf, gen. des -es, plur. doch seltener die -käufe, die
Handlung des Abkaufens, und zuweilen auch wohl die abgekaufte Sache
selbst.
Abkaufen (W3) [Adelung]
Abkaufen, verb. reg. act 1) Käuflich von einem andern an sich
bringen. Einem etwas abkaufen. 2) Eine Sache durch Geld hindern, sich
durch Geld von etwas befreyen. Eine Strafe abkaufen. Die Bürger haben
die Plünderung abgekauft, oder auch, haben sich von der Plünderung
abgekauft. Ich habe die Beschwerden von meinem Hause abgekauft. Man
verläßt oft die Welt aus Begierde alte Sünden abzukaufen, Zimmerm. So
auch die Abkaufung in beyden Bedeutungen.
Abkäufer (W3) [Adelung]
Der Abkäufer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die -inn, eine
Person, welche einem andern etwas abkauft, der Käufer, zum
Unterschiede von dem Verkäufer.
Abkäuflich (W3) [Adelung]
Abkäuflich, adv. vermittelst des Abkaufes, als ein Abkauf. Etwas
abkäuflich von jemanden erhalten.
Abkehlen (W3) [Adelung]
Abkehlen, verb. reg. act. 1) Die Kehle abstechen, bey den Fleischern.
Ein Kalb, einen Ochsen abkehlen. 2) Bey den Tischlern, mit den
gehörigen Kehlen versehen.
Abkehr (W3) [Adelung]
* Die Abkehr, plur. car. die Abneigung, ingleichen die Aufhebung der
Gemeinschaft mit einer Person oder Sache; ein seltenes Wort, für
Abkehrung. Die Abkehr von Gott, von der Sünde. Es ist besonders in
Niedersachsen für Widerwillen und Abscheu üblich, wo auch abkehrig,
abgeneigt, abwendig bedeutet.
Abkehren (W3) [Adelung]
Abkehren, verb. reg. Es ist 1) * ein Neutrum, welches das Hülfswort
seyn zu sich nimmt, sich entfernen, die Verbindung mit etwas aufheben;
eine Bedeutung, welche noch in den Bergwerken üblich ist, wo man von
einem Arbeiter, der nicht mehr an einem Orte arbeiten, oder von einem
Gewerken, der nicht mehr bauen will, saget: er kehret ab.2) Ein
Activum, und zwar, (a) von kehren, wenden, so viel als von etwas
wegwenden, in der eigentlichen und figürlichen Bedeutung. Sein Gesicht
von etwas abkehren. Eine Gefahr, ein Unglück abkehren, besser
abwenden. Sich von der Welt abkehren, alle Gemeinschaft mit ihr
aufheben. (b) Von kehren, bürsten, mit der Bürste oder dem Besen
wegschaffen. Den Staub von dem Kleide, von der Wand abkehren.
Ingleichen metonymisch, mit der Bürste reinigen. Den Hut, das Kleid,
die Wand abkehren. So auch die Abkehrung in allen obigen Bedeutungen,
besonders der figürlichen.
Abkeifen (W3) [Adelung]
+ Abkeifen, verb. irreg. act. S. Keifen. Einem etwas abkeifen, durch
Keifen oder Zanken von ihm erhalten.
Abkeltern (W3) [Adelung]
Abkeltern, verb. reg. act. 1) In der Kelter gehörig auspressen. Die
Beeren abkeltern. 2) Das Keltern des Weines zu Ende bringen; als ein
Neutrum. Wir haben bereits abgekeltert.
Abketteln (W3) [Adelung]
Abketteln, verb. reg. act. bey den Strumpfwirkern, die Maschen bey
dem Abnehmen mit der Kettelnadel gehörig befestigen.
Abkimmen (W3) [Adelung]
Abkimmen, verb. reg. act. bey den Böttchern, die Kimme einer Daube
abschneiden. S. Kimme. Daher die Abkimmung.
Abkippen (W3) [Adelung]
Abkippen, verb. reg. neutr. mit seyn, auf der Kippe stehend
abgleiten. Das Bret kippte ab.
Abklaffen (W3) [Adelung]
* Abklaffen, verb. reg. neutr. mit haben, ein nur in den
Oberdeutschen Mundarten übliches Zeitwort, für abstehen, in der
eigentlichsten Bedeutung. Die Thür klaffet ab, schließt nicht genau.
S. Klaffen.
Abklappen (W3) [Adelung]
Abklappen, verb. reg. act. eine Klappe, oder was ihr ähnlich ist,
niederlassen. Ingleichen metonymisch, einen Tisch abklappen.
Abklären (W3) [Adelung]
Abklären, verb. reg. act. gehörig klar machen. Dieses geschieht
theils, indem man das Klare eines flüssigen Körpers von dem Trüben
abgießt, den Kaffe, einen Liquor abklären; theils auch, wenn man die
Unreinigkeiten, welche das Klarwerden hindern, wegschaffet. So saget
man den Zucker abklären, d. i. abschäumen. Sich abklären, von dem
Himmel, besser aufklären. S. auch die Abklärung. Abklären bey den
Färbern, S. Abklören.
Abklatschen (W3) [Adelung]
+ Abklatschen, verb. reg. act. bey einigen Metallarbeitern, in Holz
geschnittene Formen in flüssiges Metall abdrücken, welches auch
abplanschen, noch besser aber abschlagen genannt wird, weil es
wirklich vermittelst eines Schlages geschieht.
Abklauben (W3) [Adelung]
Abklauben, verb. reg. act. mit den Fingern nach und nach abnehmen.
Den Kalk von der Mauer abklauben. Die verdorreten Blattern abklauben.
Ingleichen mit andern Werkzeugen. Das Fleisch von einem Knochen
abklauben, und einen Knochen abklauben, mit den Zähnen.
Abkleiden (W3) [Adelung]
Abkleiden, verb. reg. act. 1) + Die Kleider ablegen, auskleiden,
entkleiden. Sich abkleiden. 2) Mit einer Zwischenmauer oder einer
Scheidewand abtheilen. Ein Zimmer abkleiden. Kleid bedeutet in den
ältesten Mundarten alles, was die Härte der Witterung abhält, dasher
wird es auch in mehreren Fällen von Holzarbeiten gebraucht. So auch
Bekleiden.
Abkleidung (W3) [Adelung]
Die Abkleidung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Abkleidens in
beyden Bedeutungen; ohne Plural. 2) Ein abgekleideter Platz, und die
Scheidewand selbst, wodurch ein Ort abgekleidet wird.
Abklemmen (W3) [Adelung]
Abklemmen, verb. reg. act. durch Klemmen absondern. Sich einen Finger
abklemmen. Daher die Abklemmung.
Abklopfen (W3) [Adelung]
Abklopfen, verb. reg. act. 1) Durch Klopfen wegbringen. Den Staub von
dem Hute abklopfen. Ingleichen durch Klopfen reinigen. Den Hut
abklopfen 2) Zur Gnüge klopfen oder schlagen. Eyer abklopfen. Und dann
auch im Scherze, einen abklopfen, ihn wacker ausprügeln. So auch die
Abklopfung.
Abklören (W3) [Adelung]
+ Abklören, verb reg act. ein Kunstwort der Färber, die Farbe aus
einer gefärbten Waare wieder heraus bringen, welches edler abziehen,
absieden genannt wird. Dieses Zeitwort kommt von dem Franz. Couleur,
und stammet vermuthlich aus Niedersachsen her, wo sich dieses
Französische Wort in mehrere Wörter eingeschlichen hat, z. B. Klöre,
die Farbe, verklören, die Farbe verlieren, verschießen.
Abklötzen (W3) [Adelung]
Abklötzen, verb reg. act. Einen Sägeblock abklötzen, an dessen
Stammende, so weit als der Kerb gehet, der bey dem Abhauen gemacht
worden, einen Klotz abhauen, damit der Block gerade werde.
Abknappen (W3) [Adelung]
+ Abknappen, verb. reg. act. im gemeinen Leben, besonders in
Niedersachsen von knapp. 1) Eigentlich in kleinen Stücken abbrechen,
in welcher Bedeutung es aber nicht üblich ist, außer daß die Bergleute
davon das Frequentat. abknapsen haben, das Abschlagen eines Stückes
von dem Stufwerke damit anzudeuten. 2) Figürlich, unbilliger Weise
abziehen, abkürzen, abzwacken. Sich etwas abknappen, abdarben. Dem
Gesinde etwas an seinem Lohne abknappen. S. Knapp.
Abknattern (W3) [Adelung]
Abknattern, verb. reg. act. bis zu Ende knattern lassen, von
verschiedenen Metallen und Mineralien, welche so lange mit Kochsalz
über Kohlen geröstet werden, bis sie nicht mehr knattern oder
prasseln. Auch Abprasseln.
Abkneipen (W3) [Adelung]
Abkneipen, verb. irreg. act. S. Kneipen, mit den Fingern, den Nägeln
oder einer Zange, absondern, abzwicken. Ein Stück von einem Nagel mit
der Zange abkneipen. Bringt sie (die Tauben) dem Priester, der soll
die erste zum Sündopfer machen, und ihr den Kopf abkneipen hinter dem
Genicke, und nicht abbrechen, 3 Mos. 5, 8. So auch Kap. 1, 15. In den
niedrigen Sprecharten abknirpsen.
Abknicken (W3) [Adelung]
Abknicken, verb. reg. act. 1) Einknicken und abbrechen. 2) Bey den
Jägern, von Genick, das Genick abstechen, welches bey dem Rothwilde
mit dem Genickfänger, bey dem Geflügel aber mit einer Feder
geschiehet. Eben daselbst wird es auch als ein Neutrum von dem Wilde
gebraucht, wenn es im Jagen todt niederfällt.
Abknöpfen (W3) [Adelung]
Abknöpfen, verb. reg. act. aufknöpfen und herunter nehmen.
Abknüpfen (W3) [Adelung]
Abknüpfen, verb. reg. act. durch Auflösung eines Knotens, herab
nehmen. Ein Band, ein Seil abknüpfen. Einen Gehenkten wieder
abknüpfen.
Abkochen (W3) [Adelung]
Abkochen, verb. reg. act. 1) Zur Gnüge kochen, gar kochen. Einen
Fisch abkochen. Abgekochtes Wasser, ein abgekochter Trank. Besonders
gewisse Speisen zum künftigen Gebrauche kochen. Milch, Fleisch
abkochen. 2) Bey den Färbern auch so viel als absieden, welches S.
Abköhlen (W3) [Adelung]
* Abköhlen, verb. reg. act. in den Bergwerken, so viel als abhütten,
welches S.
Abkommen (W3) [Adelung]
Abkommen, verb. irreg. neutr. ( S. Kommen,) mit dem Hülfsworte seyn.
1) Eigentlich von einem Orte oder einer Sache entfernet werden, doch
mit verschiedenen Nebenbegriffen. Von dem rechten Wege abkommen, sich
verirren. Ich konnte aus der Gesellschaft nicht abkommen, konnte oder
durfte sie nicht verlassen. Er kann ganz wohl abkommen, er wird durch
keine Geschäfte abgehalten zu kommen. + Er kann abkommen, man kann
seiner entbehren. Von seiner Rede, von seinem Vorhaben, von seinem
Zwecke abkommen, davon entfernet werden. Um kurz von der Sache
abzukommen, sie kurz zu endigen. Um von dem Menschen abzukommen, um
seiner los zu werden, nicht um des Menschen abzukommen. + Ich konnte
nicht wohlfeiler abkommen, aus der Sache kommen. 2) Figürlich, aus dem
Gebrauche kommen, sich aus dem Gebrauche verlieren, abgebracht werden.
Eine Gewohnheit abkommen lassen. Das ist bey uns ganz abgekommen. Ein
abgekommener Gebrauch.
Anm. Zu den im Hochdeutschen entweder gar nicht,
oder doch nur selten üblichen Bedeutungen dieses Zeitwortes, welche
aber in Oberdeutschland noch sehr gewöhnlich sind, gehören vornehmlich
folgende. (a) Herstammen; davon haben wir indessen noch die
Hauptwörter, der Abkömmling und die Abkunft. (b) Mit einem abkommen,
sich mit ihm vergleichen, S. den folgenden Artikel. (c) Von einem Amte
abkommen, dessen entsetzet werden. (d) Einer Sache abkommen, sie nach
und nach verlieren, darum kommen. Von dem Viehe abkommen. Ob wir sein
dadurch kommen ab, Theuerd. Kap. 66. ob wir dadurch seiner los werden
können. Was trauren wir denn viel, daß der und jener stirbt, Und kömmt
der Sorgen ab, Opitz. Eben diese Wortfügung hat auch Luther in seiner
Bibelübersetzung mit aufgenommen. (e) Am Verstande, an Kräften, an
Leibes-Gestalt abnehmen. Er kommt am Leibe ab, Steinb. Er kommt wegen
vieler Arbeit ab, ebend. Siehe, wie ich ab sey kommen, Wie mir alle
Kraft genommen, Opitz.
Abkommen (W3) [Adelung]
Das Abkommen, des -s, plur. car. bedeutet außer den Bedeutungen des
Verbi auch den Vergleich in einer streitigen Sache. Ein gütliches
Abkommen mit einem treffen. Ist denn kein Abkommen zu treffen? Diese
Bedeutung ist durch die Kanzelleyen aus Oberdeutschland zu uns
gekommen, wo das Verbum in dieser Bedeutung nicht ungewöhnlich ist.
Für das Abkommen in diesem Verstande findet man bey einigen auch wohl
die Abkommung.
Abkömmling (W3) [Adelung]
Der Abkömmling, des -es, plur. die -e, einer aus den Nachkommen einer
Person oder eines Geschlechtes, ein Substantiv, welches bey uns nach
und nach zu veralten scheint, so wie die ähnliche Bedeutung des
Zeitwortes schon veraltet ist.
Abkömmniß (W3) [Adelung]
+ Die Abkömmniß, plur. die -e, bey den Bergleuten, so viel als das
Abkommen, oder die Entfernung eines Trumms von dem Hauptgange, und ein
solcher abgekommener Trumm selbst. Die Bergleute verunstalten dieses
Wort, indem sie es gemeiniglich Abkenniß aussprechen. Komniß von
kommen ist in der Oberdeutschen Mundart auch noch in Überkomniß und
Vorkomniß üblich, welche beyde einen Vertrag bedeuten.
Abköpfen (W3) [Adelung]
Abköpfen, verb. reg. act. das Frequentat. von abkappen, abschneiden,
abhauen, welches einige Mundarten abkoppen aussprechen, oder auch von
Kopf, welches zuweilen einen jeden Gipfel bedeutet. Die Spitze einer
Sache abbrechen, besonders in der Landwirthschaft von Pflanzen; in
einigen Gegenden abküpfeln. Den Tabak abköpfen, die Gipfel an den
Stängeln abbrechen. Die Bäume abköpfen, welches an einigen Orten auch
abmutzen genannt wird, den ganzen Gipfel abhauen. Daher die Abköpfung.
Abköpfen für köpfen oder enthaupten, ist noch in Oberdeutschland
üblich.
Abkoppeln (W3) [Adelung]
Abkoppeln, verb. reg. act. von der Koppel los machen. Die Pferde, die
Jagdhunde abkoppeln.
Abkräften (W3) [Adelung]
* Abkräften, verb. reg. act. welches nur im Oberdeutschen für
entkräften üblich ist.
Abkramen (W3) [Adelung]
+ Abkramen, verb. reg. act. nur im gemeinen Leben, für abräumen.
Abkrämpen (W3) [Adelung]
Abkrämpen, verb. reg. act. die Krämpe an einem Dinge niederlassen.
Den Hut abkrämpen.
Abkranken (W3) [Adelung]
* Abkranken, verb. reg. neutr. mit seyn, welches bey den Dichtern des
vorigen Jahrhunderts, und noch jetzt in Oberdeutschland nicht
ungewöhnlich ist, durch eine langwierige Krankheit entkräftet werden.
Der abgekrankte Leib, Gryph. S. Krank und Kranken.
Abkränken (W3) [Adelung]
+ Abkränken, verb. reg. act. et reciproc. durch Gram entkräften. Sich
abkränken. Das Herz ist mühsam abgekränket, Opitz. Kommt ihr
abgekränkte Herzen, Gryph. Ein höher Wesen stärkt den abgekränkten
Geist, Ebend.
Abkratzen (W3) [Adelung]
Abkratzen, verb. reg. act. durch Kratzen herunter bringen. Den
Salpeter von den Wänden abkratzen. Ingleichen durch Kratzen leer
machen, reinigen. Eine Wand abkratzen.
Abkrauten (W3) [Adelung]
Abkrauten, verb. reg. act. von dem Unkraute gehörig reinigen, bey den
Winzern, wo es auch nur krauten genannt wird. Einen Weinberg
abkrauten.
Abkriegen (W3) [Adelung]
+ Abkriegen, verb. reg. act. 1) Von kriegen, bekommen. (a) Herab
bringen. Ich kann es nicht abkriegen. (b) Zugleich mit andern
bekommen. Er kriegt von unsern Gütern nichts ab. (c) Figürlich, etwas
Nachtheiliges davon tragen, einen Verweis, eine Strafe bekommen, einen
Verlust leiden. Warte, für die kleine Bosheit mußt du eins abkriegen,
Weiße. Er ruhet nicht ehe, bis er etwas abkriegt, bis ihm etwas Übels
widerfähret. So wie das einfache kriegen in der guten Sprech- und
Schreibart veraltet ist, so gilt solches auch von dessen
Zusammensetzungen; außer daß abkriegen in der zweyten figürlichen
Bedeutung, noch zuweilen in der vertraulichen und scherzhaften Sprache
gehöret wird. 2) Von Krieg, bellum. Einem etwas abkriegen, es ihm im
Kriege entreißen; ganz ungewöhnlich.
Abkröschen (W3) [Adelung]
Abkröschen, verb. reg. act. bis zum Ende kröschen lassen. So kröschen
die Buchdrucker das Leinöhl ab, wenn sie es mit einem Stücke Brotes
sieden, und dadurch reinigen.
Abkühlen (W3) [Adelung]
Abkühlen, verb. reg. act. gehörig kühl oder kalt machen. Eisen in
Wasser, Stahl in Milch abkühlen, ablöschen, wenn beyde vorher glühend
gemacht worden. In den Schmelzhütten hat man so wohl Abkühltröge,
etwas darin abzukühlen, als auch Abkühlrinnen, Wasser auf das
verblickte Silber zu leiten, es abzukühlen. Sich abkühlen. Der Regen
kühlt die Luft ab. Die Weste kühlten sich an Silberbächen ab, Wiel.
Das Wetter kühlt sich ab, ist ein gemeiner Ausdruck des Landmannes,
wenn weit entfernte Blitze, deren Donner man nicht hören kann, einen
Wiederschein in den Wolken machen.
Abkühlfaß (W3) [Adelung]
Das Abkühlfaß, S. Kühlfaß.
Abkühlung (W3) [Adelung]
Die Abkühlung, plur. die -en, die Handlung des Abkühlens, und auch
wohl ein flüssiger Körper, womit etwas abgekühlet wird.
Abkümmern (W3) [Adelung]
+ Abkümmern, verb. reg. recipr. Sich abkümmern, sich durch Kummer
verzehren.
Abkündigen (W3) [Adelung]
Abkündigen, verb. reg. act. welches das Frequentat. von dem im
Hochdeutschen ungebräuchlichen abkünden ist. 1) Eigentlich, von einem
erhabenen Orte bekannt machen; besonders von der Kanzel. Einen
Verstorbenen abkündigen. Am häufigsten, die bevorstehende eheliche
Verbindung zweyer Personen von der Kanzel bekannt machen, welches in
Obersachsen gemeiniglich aufbiethen, in einigen Gegenden abbiethen, in
Oberdeutschland aber verkünden, sonst aber auch mit einem Lateinischen
Ausdrucke proclamiren genannt wird. 2) * In den Rechten sich von einer
Sache los sagen, auf dieselbe Verzicht leisten.
Abkündigung (W3) [Adelung]
Die Abkündigung, plur. die -en, 1) Die Bekanntmachung von einem
erhabenen Orte, besonders verlobter Personen; ein Kirchengebrauch,
welcher in Obersachsen auch das Aufgeboth, oder Aufboth, in manchen
Gegenden das Abgeboth, die Proclamation, in Oberdeutschland die
Verkündigung, im Jülichischen der Kirchenruf, und in Ostfriesland die
Kirchensprache genannt wird. Ehedem hieß er auch der Bann, wovon die
Abkündigung im Franz. noch jetzt Ban de mariage genannt wird. 2) * Die
Lossagung von einer Sache, die Verzicht auf dieselbe.
Abkunft (W3) [Adelung]
Die Abkunft, plur. car. 1) Die Abstammung, die Herkunft. Er ist von
guter Abkunft. Ein Mensch von schlechter Abkunft. Völker von deutscher
Abkunft. 2) Der Vergleich, das Abkommen. Eine Abkunft mit jemanden
treffen, sich mit ihm vergleichen. Beyde Bedeutungen sind von zwey im
Hochdeutschen veralteten Bedeutungen des Zeitwortes abkommen.
Abküpfeln (W3) [Adelung]
+ Abküpfeln, verb. irreg. act. welches das Diminutivum des folgenden,
und größten Theils nur in Franken üblich ist, wo es so viel als
beschneiden bedeutet, und vornehmlich von dem Beschneiden des Weines
gebraucht wird.
Abküpfen (W3) [Adelung]
Abküpfen, + Abküpfen, verb. reg. act. Intensiva von abkuppen, die
Spitze abschneiden. Ich will nur meine Feder erst abküpfen, Less.
Abkuppen (W3) [Adelung]
Abkuppen, verb. reg. act. an einigen Orten so viel als abkappen, d.
i. die Kuppe, oder Spitze von etwas abschneiden oder abbrechen.
Abkürzen (W3) [Adelung]
Abkürzen, verb. reg. act. 1) Eigentlich kürzer machen. Wörter
abkürzen, abbreviiren. Eine Predigt, eine Rede, eine Schrift abkürzen,
sie enger zusammen ziehen und dadurch kürzer machen. Sich das Leben
abkürzen. 2) Von etwas abziehen; am häu-figsten mit dem Nebenbegriffe
der unbilligen Verminderung. Einem etwas an der Bezahlung abkürzen.
Einem den Lohn abkürzen. Etwas seinem Leibe abkürzen. Die Alten
brauchten das einfache Kürzen in beyden Bedeutungen.
Abkürzung (W3) [Adelung]
Die Abkürzung, plur. die -en, die Handlung des Abkürzens; ingleichen
eine abgekürzte Sache, besonders ein abgekürztes Wort, eine
Abbreviatur. Jemanden ohne Abkürzung bezahlen, ohne ihm etwas
abzuziehen.
Ablachen (W3) [Adelung]
+ Ablachen, verb. reg. recipr. sich ablachen, bis zur Ermattung
lachen.
Ablactiren (W3) [Adelung]
+ Ablactiren, verb. reg. act. ein aus dem Lateinischen ablactare
entlehntes Kunstwort der Gärtner, eine Art des Pfropfens, einen Zweig
ohne ihn abzuschneiden, auf einen andern Stamm pfropfen, welches auch
absäugeln und absäugen genannt wird, welches S.
Abladen (W3) [Adelung]
Abladen, verb. irreg. act. ( S. Laden,) eine aufgeladene Last
herunter heben. Die Fracht, das Holz, Steine abladen, sie von dem
Wagen heben. Ingleichen von einer aufgeladenen Last befreyen. Den
Wagen, einen Esel abladen. Daher die Abladung.
Ablader (W3) [Adelung]
Der Ablader, des -s, plur. ut nom. singul. ein Arbeiter, der sich in
den Städten zum Abladen der Waaren und Güter gebrauchen läßt, und auch
Auflader genannt wird; an einigen Orten Wagenlader, Schröter, in
Hamburg Litzenbrüder, in Böhmen Baumträger und Maskupträger, in Zürich
und Strasburg Spänner u. s. f. Der im gemeinen Leben übliche Plural
Abläder, mit der Umendung des a in ä, ist ein Überbleibsel der
ehemahligen irregulären Conjugation des Verbi, ich lade, du lädst, er
lädt. Da man es jetzt regulär gebraucht, so bleibt auch in den
Abgeleiteten die Form billig regulär.
Ablage (W3) [Adelung]
Die Ablage, plur. die -n, 1) Die Handlung des Ablegens, ohne Plural,
und das was abgelegt wird. Besonders in den Rechten, eine Handlung
zwischen Ältern und Kindern, da jene diese durch eine Aussteuer von
aller künftigen Erbschaft auschließen; da denn auch wohl das, was
Kinder auf diese Art bekommen, die Ablage genannt wird. Die Abtheilung
ist davon noch verschieden. S. Ablegen. 2) Im Forstwesen, ein Ort am
Wasser, wo man die Bäume, welche abgeflößet werden sollen,
niederleget. 3) * Die Ablage, von Lage, die Entfernung; im
Hochdeutschen ungewöhnlich.
Ablager (W3) [Adelung]
* Das Ablager, des -s, plur. die -läger, bedeutete ehedem, 1) ein
jedes Einkehren auf der Reise, und der Ort, wo solches geschahe. Daher
sagte man, ein Ablager halten, sein Ablager an einem Orte nehmen, wenn
Reisende, besonders vornehme Personen, die mit einem großen Gefolge
reisen, an einem Orte einkehren. 2) Besonders das Recht, welches ein
Schutz und Landesherr hat, in den Klöstern und bey seinen Vasallen und
Schutzverwandten einzukehren, und sich von ihnen verpflegen zu lassen;
ein Recht, welches auch die Ausspann, die Atz, die Atzung, das
Atzungsrecht, und im barbarischen Latein Albergaria genannt wird. S.
Abliegen, ingleichen Haltaus v. Ablager und Lager.
Abländen (W3) [Adelung]
Abländen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, in der Seefahrt,
vom Lande abfahren, im Gegensatze des Anländens. Daher die Abländung.
Ablang (W3) [Adelung]
+ Ablang, adj. et. adv. länglich, was mehr Länge als Breite hat. Es
scheinet, daß dieses Wort erst in den neuern Zeiten, aus dem
Lateinischen oblongus gebildet worden, daher es auch nicht überall
aufgenommen ist. Eine ablange Vierung. Logau gebrauchte schon ablangs
rund, und eine ablange Kundung, für ein Oval, sagte I. C. Sturm um
1670.
Ablangen (W3) [Adelung]
+ Ablangen, verb. reg. act. im gemeinen Leben. 1) Mit ausgestrecktem
Arme erlangen. Es stehet zu weit, ich kann es nicht
ablangen, kann nicht bis dahin langen. 2) Mit ausgestrecktem Arme
herab langen oder hohlen, und dann auch überhaupt so viel als
abhohlen. Einen Brief ablangen. - Aus Rache fiel mir ein, Ein
überflüssiges Huhn zu Zeiten abzulangen, sind Worte des Fuchses beym
Hagedorn. S. Langen, reichen.
Ablängen (W3) [Adelung]
Ablängen, verb. reg. act. 1) In den Bergwerken, in die Länge graben
oder bauen. Eine Strecke ablängen. 2) Bey den Zimmerleuten, nach der
gehörigen Länge abhauen oder abschneiden. Einen Stamm zu einer Röhre
ablängen.
Ablaschen (W3) [Adelung]
Ablaschen, verb. reg. act. im Forstwesen, einen Weg durch einen Wald
an den Bäumen bezeichnen; weil es durch Laschen geschiehet. S. dieses
Wort.
Ablaß (W3) [Adelung]
Der Ablaß, des -sses, plur. -ässe. 1) Die Handlung des Ablassens
eines flüssigen Körpers; ohne Plural. Der Ablaß eines Teiches. + Ohne
Ablaß, besser ohne abzulassen, oder unablässig. 2) Der Ort, durch
welchen das Wasser abgelassen wird, im Gegensatze des Einlasses. 3) In
der Römischen Kirche eigentlich die Erlassung oder Milderung der
kirchlichen Strafe der Sünde, Indulgenz; ob es gleich auch sehr häufig
von der Vergebung der Sünde selbst gebraucht worden, und zum Theil
noch jetzt gebraucht wird. Ablaß geben, ertheilen, bekommen, predigen.
Daher der Ablaßbrief, diejenige Urkunde, worin dieser Ablaß ertheilet
wird; der Ablaßprediger, der den Ablaß bey feyerlichen Gelegenheiten
öffentlich verkündiget; das Ablaßjahr, ein Jubeljahr, dessen Feuer in
Rom mit vorzüglichem Ablasse versehen ist; die Ablaßkirche, eine
Kirche, welche mit vorzüglichem Ablasse versehen ist; der Ablaßkram,
der unerlaubte Handel mit dem Ablasse; der Ablaßkrämer, der ihn
treibt; die Ablaßwoche, die Frohnleichnamswoche, u. s. f. 4) Weil in
der Römischen Kirche gewisse Tage, z. B. die Kirchweihe mit
vorzüglichen Ablässen versehen sind, so werden an verschiedenen Orten
auch die an solchen Tagen angestellten weltlichen Feyerlichkeiten
Ablaß genannt. So heißt z. B. zu Grünstadt in Thüringen der Jahrmarkt
der Ablaß, und auf vielen Dörfern werden die ländlichen Feste, welche
nach der Ernte und gemeiniglich bey der Kirchweihe angestellet werden,
auch Ablässe genannt.
Anm. Ablaß von der Vergebung der Sünde gebraucht,
ist ein altes Wort, welches bey unsern ältesten Schriftstellern
vorkommt. Ablazi, Ottfr. Dar du mir ablaz hebest, in tempore
misericordiae, Notk. Ps. 118, 149. Goth. Ableta und Schwed. Ablata.
Antlaß, gleichsam Entlaß, bedeutet in der Alemannischen Mundart eben
dasselbe. Antlaz, Kero; Antlaz sunton, Vergebung der Sünden, Notk. ein
Wort, welches noch jetzt in Oberdeutschland üblich ist, wo der
Frohnleichnamstag auch der Antlaßtag, die Woche, worein derselbe
fällt, die Antlaßwoche, und der grüne Donnerstag der Antlaßpfingsttag
genannt wird; weil diese Zeiten vorzüglich mit Ablaß versehen sind.
Ablassen (W3) [Adelung]
Ablassen, verb. irreg. S. Lassen, welches in seinen meisten
Bedeutungen elliptisch ist, und ein anderes ausgelassenes Zeitwort
voraus setzet. Es ist aberI. Ein Activum, und bedeutet alsdann
überhaupt, einen Körper seiner natürlichen Bewegung überlassen.
Besonders, 1) was zurück gehalten war, seiner Schnellkraft überlassen.
Den gespannten Bogen ablassen. Ein Schloß ablassen, dessen Feder
abgehen lassen, im gemeinen Leben, es abschnappen. Ein Schiff
ablassen, es vom Stapel laufen lassen. Einen Teich, einen Fluß
ablassen, das Wasser in demselben abfließen lassen. Ein Faß Wein, (den
Wein im Fasse,) ablassen, abzapfen. Den Ofen ablassen, in den
Schmelzhütten, das flüssige Metall aus demselben abfließen lassen,
welches auch abstechen genannt wird. 2) Je-manden eine Sache ablassen,
abtreten, sie ihm überlassen. 3) Abschicken, absenden. Einen Brief,
ein Schreiben an jemanden ablassen, erlassen. Er hat versprochen,
einige Zeilen an mich abzulassen. 4) Etwas am Preise ablassen,
nachlassen, eine Verminderung des geforderten Preises bewilligen. Ich
kann von den zehn Thalern nichts ablassen. 5) Die Sohlen ablassen, bey
den Schustern, bedeutet so viel, als sie am Rande abhängig schneiden,
dünner machen, welches vermittelst eines gegen die Spitze des Messers
gehaltenen Hornes geschiehet, welches daher das Ablaßhorn genannt
wird.II. Ein Neutrum, welches das Hülfswort haben zu sich nimmt,
aufhören etwas zu thun, Gemeinschaft damit zu haben, darnach zu
streben, eine Sache nicht weiter fortsetzen; doch nur mit einem
Substantive und der Präposition von. Von der Arbeit ablassen. Vom
Bösen ablassen. Von seinem Vorsatze, von einem Prozesse ablassen. Von
einer Person ablassen, die Liebe zu ihr fahren lassen. Sind sie denn
nicht selbst Schuld, daß er von ihr ablässet? Gell. Von einem
ablassen, so wohl ihm seine Hülfe versagen, als auch aufhören, ihn zu
strafen, kommt in Luthers Bibelübersetzung zwar oft, außerdem aber
fast gar nicht mehr vor. Eben so unangenehm klingen im Hochdeutschen
die Oberdeutschen R. A. ablassen zu zürnen, zu weinen, zu bauen u. s.
f. für aufhören. Überhaupt fängt es in dieser ganzen neutralen
Bedeutung an zu veralten, und wird daher nur noch am häufigsten im
gemeinen Leben und in der biblischen Schreibart gebraucht. Daher die
Ablassung in allen obigen Bedeutungen, besonders des Activi.
Anm.
Ablassen, war in der vierten thätigen Bedeutung ehedem von weiterm
Umfange, wie man aus einigen Beyspielen beym Haltaus h. v. sehen kann.
Und von dieser Bedeutung kommt vermuthlich auch das Hauptwort Ablaß in
der kirchlichen Bedeutung her.
Ablativ (W3) [Adelung]
Der Ablativ, des -es, die -e, aus dem Lat. Ablativus, die sechste
Endung in der Declination der Nennwörter der Lateinischen Sprache;
dagegen die Deutschen deren nur vier haben. Die von einigen
Sprachlehrern versuchten Deutschen Nahmen Nehmendung und Nehmfall sind
bloße buchstäbliche Übersetzungen des Lateinischen, welche den Begriff
keines Weges erschöpfen; also als Kunstwörter fehlerhaft sind.
Ab-latten (W3) [Adelung]
Ab-latten, verb. reg. act. der Latten berauben. Ein Dach ablatten,
die Latten davon abbrechen.
Ablauben (W3) [Adelung]
Ablauben, verb. reg. act. von Laub, des Laubes berauben. Einen Baum,
einen Ast ablauben.
Ablauern (W3) [Adelung]
Ablauern, nicht Ablauren, verb. reg. act. durch Lauern ersehen,
erhalten, in verächtlichem Verstande, wofür man in der vertraulichen
Sprechart ablauschen sagt. Eine Gelegenheit, einen Vortheil ablauern.
Einem etwas ablauern, es ihm heimlich absehen. Einem einen Kunstgriff
ablauern.
Ablauf (W3) [Adelung]
Der Ablauf, des -es, plur. die -läufe, von dem folgenden, ob es
gleich nicht in allen Bedeutungen desselben üblich ist. 1) Die
Handlung des Ablaufens, in den eigentlichen Bedeutungen des Verbi, so
fern es ein Neutrum ist; ohne Plural. Der Ablauf des Meeres, die Ebbe.
Das Wasser muß seinen Ablauf haben. Der Ablauf der Post, eines Briefes
u. s. f. der Abgang. 2) Das Ende einer gewissen bestimmten Zeit; doch
am häufigsten nur mit gewissen Vorwörtern ohne Artikel, und ohne
Plural. Von Ablauf des Jahres. Mit Ablauf des Monathes, der Woche, des
Winters, u. s. f. Der Ablauf eines Wechsels, dessen Verfallzeit. 3)
Der Ort, durch welchen das Wasser abläuft. Der Ablauf eines Teiches,
welcher auch wohl ein Teichfenster heißt. 4) Bey verschiedenen
Künstlern die unmerkliche Vereinigung zweyer ungleicher Flächen
vermittelst einer
eingebogenen, und diese letztere Fläche selbst. So ist in der Baukunst
Ablauf ein Glied, welches aus einem eingebogenen Viertel-Zirkel
besteht, und ein vorspringendes oberes Glied mit dem untern verbindet,
zum Unterschiede von dem Anlaufe.
Ablaufen (W3) [Adelung]
Ablaufen, verb. irreg. S. Laufen, welches theils als ein Neutrum,
theils aber auch als ein Activum üblich ist.I. Als ein Neutrum,
welches mit dem Hülfsworte seyn verbunden wird.1) Von einem höhern
Orte laufen und sich entfernen. (a) Eigentlich. Die Dächer müssen
abhängig seyn, damit das Wasser ablaufen könne. Die Fluth läuft ab,
und ruft mich von dem Lande, Dusch. Ein Schiff ablaufen lassen, es von
dem Stapel laufen lassen. Die Fläche läuft allmählich ab, senkt sich.
(b) Von vorragenden Flächen, wenn sie sich unmerklich niederwärts oder
zurück ziehen. So ist bey den Tischlern und andern Holzarbeitern
ablaufen lassen, so viel als die obere vorragende Fläche vermittelst
eines Viertel-Zirkels mit der untern vereinigen, S. Ablauf. (c) Auf
dem Fechtboden bezeichnet die R. A. seinen Gegner ablaufen lassen,
eine Art zu pariren, da man dessen Klinge an der seinigen fruchtlos
hinab gleiten lässet. Hiervon ist auch die figürliche R. A.
entstanden, einen ablaufen lassen, d. i. seine Beleidigung verächtlich
abweisen. (d) Sich schnell von einem Orte entfernen, wie abgehen. Die
Post wird bald ablaufen, abfahren, abgehen. Einen Brief ablaufen
lassen, fortschicken.2) Völlig zu Ende laufen, und daher aufhören. a)
In eigentlicher und weiterer Bedeutung. Die Uhr ist abgelaufen, die
Schnur, woran die Gewichte hängen, ist abgewickelt und zu Ende. Die
Spulen sind abgelaufen, bey den Webern. b) Figürlich, von der Zeit, zu
Ende gehen. Bis die Zeit der Prüfung abgelaufen seyn wird, Mosh. Seine
Jahre mit Schrecken ablaufen sehen. Der Wechsel ist noch nicht
abgelaufen, noch nicht verfallen. Ein abgelaufener Wechsel. c) Sich
endigen, mit Bemerkung der Art und Weise. Die Sache ist wohl, übel,
nach Wunsch abgelaufen. Wir wollen sehen, wie der Krieg, das Vorhaben,
der Anschlag u. s. f. ablaufen wird. Die Person, und zuweilen auch die
Sache bekommen mit. Wie wird es noch mit mir ablaufen. Es mag mit uns
ablaufen, wie es will.II. Als ein Activum.1) Durch Laufen, oder
schnelles Bewegen abnutzen. Sich die Sohlen, die Schuhe ablaufen. Sich
bald die Füße ablaufen. Der Mühlstein hat sich ganz abgelaufen, ist
stumpf geworden. Sich die Hörner ablaufen, oder auch die Hörner
ablaufen, figürlich im gemeinen Leben, seinen Ungestüm durch Schaden
verlieren, durch Erfahrung klüger werden. + Das habe ich längst an den
Schuhen abgelaufen, das weiß ich schon von meiner Kindheit an. + Sich
ablaufen, bis zur Ermattung laufen.2) Im Besitze eines Dinges durch
Laufen zuvor kommen, mit dem Dative der Person; besonders in
Wettläufen und Rennspielen. Einem den Preis, das Kleinod ablaufen. Und
dann auch figürlich, einem durch Hurtigkeit oder List in einer Sache
zuvor kommen. Einem den Weg ablaufen. Er hat mir den Rang, den
Vortheil abgelaufen. Er wird ihm nicht viel ablaufen. Einem kleine
Ränke ablaufen, sie durch Gegenränke vereiteln.3) Von einem Orte
wegschaffen, besonders in den Bergwerken, wo das Erz ablaufen, die
Fortbringung nach den Förderschächten bezeichnet; weil laufen daselbst
überhaupt so viel bedeutet, als mit dem Karren fortschaffen.4) Durch
Laufen erreichen. + Man kann es mit dem nassen Finger ablaufen, im
Scherze, es ist sehr nahe.
Abläufer (W3) [Adelung]
Der Abläufer, des -s, plur. ut. nom. sing. was abläuft und abgelaufen
ist, besonders, 1) bey den Tuchmachern, die abgelaufen und also leer
gewordenen großen Spulen. 2) Bey den Webern, ein Fehler, der daraus
entstehet, wenn sie die Fäden unrecht in das Sieb, oder aus einem
Gange in den andern ziehen.
Ablaugen (W3) [Adelung]
Ablaugen, verb. reg. act. bey den Färbern, die Lauge aus dem Garne
heraus waschen. Daher die Ablaugung.
Ablauren (W3) [Adelung]
Ablauren, S. Ablauern.
Ablauschen (W3) [Adelung]
Ablauschen, verb. reg. act. in der vertraulichen Sprechart, durch
Lauschen ersehen, erhalten. Der Beyfall, den er uns abgelauschet hat,
Less. S. Ablauern.
Abläutern (W3) [Adelung]
Abläutern, verb. reg. act. einen flüssigen oder flüssig gemachten
Körper völlig lauter oder klar machen, es geschehe nun, durch einen
Zuschlag, oder durch Abschäumen, oder durch das Setzen lassen, oder
auf andere Art. Ein Metall abläutern. Zucker abläutern. Ein
abgeläuterter Wein. In den Bergwerken wird abläutern so wohl von dem
Waschen der Erze, als auch von dem Durchrädern derselben in Wasser
gesagt. Das letzte geschiehet in dem Abläuterfasse; das erste aber
vermittelst der Abläuterkiste, von den Abläuterjungen. Daher die
Abläuterung.
Ableben (W3) [Adelung]
Das Ableben, des -s, plur. car. eigentlich der Infinitiv des veralteten Verbi ableben für sterben, doch so, daß das Unangenehme und Widrige, was man gemeiniglich mit dem Worte Tod verbindet, durch diesen Ausdruck gemildert wird. Nach meinem Ableben. Nach meines Vaters Ableben.
Anm. Ableben, in Oberdeutschland ableiben, kommt zunächst von Lyb, das Leben, nicht aber von Leib, corpus, her. Es war ehedem sehr gebräuchlich für sterben, ist aber außer dem aus dem Infinitive gemachten Hauptworte und dem Partic. Pass. abgelebt, wenigstens im Hochdeutschen nicht mehr üblich, obgleich Frisch das Zeitwort ableben, noch in der Bedeutung des Überlebens und des Erlebens anführet. Eben so ungebräuchlich ist das Oberdeutsche ableibig werden, und das alte Niedersächsische aflivig werden, für sterben. Im Suidas - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .
Ablecken (W3) [Adelung]
Ablecken, verb. reg. act. durch Lecken wegschaffen. Den Zucker
ablecken. Ingleichen mit der Zunge reinigen. Den Teller, die Finger
ablecken.
Abledern (W3) [Adelung]
+ Abledern, verb. reg. act. nur in den niedrigen Sprecharten. 1) Die
Haut, das Leder abziehen, wie abdecken. 2) Derb abprügeln:
Ableeren (W3) [Adelung]
Ableeren, verb. reg. act. abräumen und leer machen. Ein Bret, den
Tisch ableeren. Daher die Ableerung.
Ablegen (W3) [Adelung]
Ablegen, verb. reg. welches sowohl in der thätigen, als in der Mittelgattung üblich ist.
I. Das Activum bedeutet,
1. Herab legen, von einem höhern Orte legen, nur in einigen Fällen. So sagt man, ein Geschütz ablegen, es von den Laveten legen.
2. Aus einander legen, auch in einigen Fällen. Die Schriften ablegen, oder ablegen schlechthin, in den Buchdruckereyen, sie aus einander nehmen, und wieder in ihre Kästen legen.
3. Von sich weglegen, eine Bedeutung von weitem Umfange.
a) Eigentlich, in vielen Fällen. Die Kleider, die Schuhe, den Mantel, den Degen, den Hut, die Trauer ablegen; im Gegensatze des Anlegen. Legen sie ab, eine höfliche Einladung, den Hut und andere entbehrliche Kleidungsstücke von sich wegzulegen. Eine Last ablegen. Den Skat ablegen, im Tarok-Spiele, die überflüssigen Karten von sich legen. Den Skis ablegen, eben daselbst, ihn von sich legen, und dafür ein anderes Blatt nehmen.
(b) Figürlich mit allerley Nebenbedeutungen und Figuren.
(1) Sich einer lästigen Sache entledigen; nur in einigen Fällen. Eine Schuld ablegen, ein Capital ablegen, es bezahlen. Hierher gehöret auch die in den Rechten übliche Bedeutung, wo ein Kind ablegen, so viel ist, als es in Ansehung der künftigen Erbschaft abfinden, so daß es keinen Anspruch mehr daran hat. S. auch Abfinden und Abtheilen. * Einen Erben ablegen, ihn abfinden, befriedigen. Aus einigen beym Haltaus v. Ablegen angeführten Beyspielen erhellet, daß dieses Zeitwort ehedem in mehrern Fällen in der Bedeutung des Bezahlens gebraucht worden.
(2) Bezahlen und seiner Dienste entlassen. So sagt man im Bergbaue, dem Forstwesen u. s. f. die Arbeiter ablegen, sie ihrer Arbeit entlassen; im Gegensatze des Anlegens.
(3) Sich eines Geschäftes entledigen, in vielen einzelnen Fällen. Eine Rede, eine Predigt ablegen, wofür man doch lieber halten sagt. Einen Gruß von jemanden ablegen, überbringen. Ein Bekenntniß, ein Zeugniß, eine Probe, einen Besuch ablegen. Eine Rechnung ablegen, Rechnung thun. Einen Eid ablegen. + Seine Pflicht, seine Schuldigkeit ablegen, besser thun.
(4) Kleidungsstücke oder ähnliche zum täglichen Gebrauche bestimmte Dinge auf immer von sich weglegen, in einigen Gegenden absetzen. Ein Kleid, ein Paar Schuhe ablegen, sie als minder brauchbar nicht mehr tragen wollen. Ein abgelegtes Kleid. + Die Kinderschuhe ablegen, die Kinderjahre verlassen. Die Sterblichkeit ablegen, sterben.
(5) Sich nachtheiliger oder tadelhafter Dinge entwöhnen. Sorgen, Thorheiten, Laster, eine Gewohnheit ablegen. Legen sie doch die Vorurtheile des Pöbels ab. Die Furcht, den Neid ablegen.
(6) Durch Legen und Entfernen von dem Mutterstamme fortpflanzen, im Gartenbaue. Baumreiser, Pflanzen, Nelken ablegen, einen Zweig davon umbiegen und mit Erde beschütten, damit er Wurzel schlage, und zu einer eigenen Pflanze werde; welches man auch absenken, senken, legen, einlegen nennet. S. Ableger. In den neuern Zeiten hat man auch angefangen, auf ähnliche Art Bienenstöcke abzulegen.
4) + Etwas mit einem andern ablegen, heimlich verabreden, im gemeinen Leben. Ein abgelegter Handel. S. auch Abkarten.
II. Das Neutrum, mit dem Hülfsworte haben.
1) Entbunden werden. Besonders gebraucht man es in Niedersachsen von dem Kalben der Kühe. Sie hat abgelegt, sagt man auch wohl aus Beachtung von einer unverheiratheten Person, wenn sie heimlich entbunden werden.
2) In der Schifffahrt bedeutet, mit dem Schiffe ablegen, so viel als vom Lande absegeln, sich aus dem Hafen auf die Rhede legen, so wie anlegen, sich dem Lande nähern.
3) + Das Gesicht legt ihm ab, die Kräfte legen ihm ab, verlassen ihn, im gemeinen Leben. + Er legt sehr ab, nimmt an Gestalt und Kräften ab.
4) + Einem ablegen, dessen Partey verlassen, ingleichen ihm Unrecht geben. + Er wird ihm niemahls ablegen, wird nie etwas auf ihn kommen lassen. + Der Ungerechtigkeit ablegen, Raben entsagen. + Er legt niemanden ab, stimmt einem jeden bey. Daher das Ablegen und die Ablegung, letzteres in den eigentlichen Bedeutungen des Activi. S. auch Ablage.
Ableger (W3) [Adelung]
Der Ableger, des -s, plur. ut. nom. sing. eigentlich im Gartenbaue,
derjenige Zweig einer Pflanze oder eines Baumes, welcher zur künftigen
Fortpflanzung abgeleget worden; ein Senker, Absenker. Ingleichen ein
abgelegter Bienenstock. Im Tarok-Spiele heißt der Skis zuweilen auch
der Ableger, weil er abgeleget wird.
Ablehnen (W3) [Adelung]
Ablehnen, mit dem hohen e, verb. reg. act. als ein Darlehn von
jemanden bekommen. Einem Geld, ein Pferd, ein Buchu. s. f. ablehnen.
In der höhern Schreibart ableihen. Daher die Ablehnung. S. auch
Ableihen.
Ablehnen (W3) [Adelung]
Ablehnen, (mit dem tiefen e, verb. reg. act. 1) Eigentlich, einen
Körper von einem Orte weglehnen. Das Bret von der Wand ablehnen. 2)
Figürlich, mit Glimpf von sich abwenden. Einen Verdacht von sich
ablehnen. Einwürfe ablehnen, entkräften. Einen Antrag, eine
Gevatterschaft, eine Ehre ablehnen, auf eine glimpfliche Art
ausschlagen. In den Kanzelleyen ist davon das Beywort unablehnlich
üblich, für unwiderleglich. In Oberdeutschland wird dieses Zeitwort
ableinen gesprochen und zuweilen auch geschrieben, und an andern Orten
findet man auch ablenden dafür: Wann dann es Gott beliebt, die Stäbe
zu verwenden, Kein Rathschalg noch Gewalt vermag es abzulenden, Opitz.
Welches aber auch von lenken hergeleitet werden kann, S. Haltaus v.
Lenden. Das Hauptwort die Ablehnung ist am meisten in der figürlichen
Bedeutung üblich.
Ableibig (W3) [Adelung]
Ableibig, adv. S. Ableben die Anm.
Ableihen (W3) [Adelung]
Ableihen, verb. irreg. act. S. Leihen, so viel als ablehnen, als ein
Darlehn erhalten, in der höhern Schreibart. Einem eine Summe Geldes,
ein Buch, ein Pferd ableihen. So auch die Ableihung.
Anm. Ablehnen und
ableihen, sind so wie die einfachen lehnen und leihen bloß in der
Mundart unterschieden, indem jenes mehr Nieder-dieses aber mehr
Oberdeutsch ist. Man hält daher auch ableihen für edler und
anständiger als ablehnen, weil es durch den allgemeinen Gebrauch im
Hochdeutschen nicht so verunedelt worden, als das letztere.
Ableiten (W3) [Adelung]
Ableiten, verb. reg. act. 1) Eigentlich, von einem Ort hinab
wegleiten; am häufigsten von flüssigen Körpern. Das Wasser ableiten.
Einen Fluß, einen Teich, einen See ableiten, den Blitz ableiten. 2)
Figürlich. (a) Durch Bewegungsgründe von etwas abbringen. Jemanden von
dem rechten Wege ableiten. Einen von seinem Vorhaben, von der Tugend
ableiten. (b) Herleiten, die Abstammung von etwas behaupten. Ein
Geschlecht von Carln dem Großen ableiten. Ein Wort aus dem
Griechischen, von einem andern ableiten, dessen Abstammung darthun.
Ingleichen, ein Wort durch Veränderung, oder Beyfügung einer Sylbe
(welche daher die Ableitungssylbe heißt,) aus einem andern bilden. So
ist z. B. günstig ein abgeleitetes Wort von Gunst, und ig die
Ableitungssylbe. Daher die Ableitung in allen obigen Bedeutungen.
Ableiter (W3) [Adelung]
Der Ableiter, des -s, plur. ut nomin. sing. ein Werkzeug, eine
Anstalt, den Blitz von einem Gebäude abzuleiten; der Blitzableiter.
Ablenden (W3) [Adelung]
* Ablenden, S. Ablehnen.
Ablenken (W3) [Adelung]
Ablenken, verb. reg. act. 1) Von einer Sache weglenken, in
eigentlicher Bedeutung. Die Pferde von dem Wege ablenken, 2)
Figürlich. (a) Das Gespräch von etwas ablenken, von einem Gegenstande
weglenken. (b) Wie ablehnen in der figürlichen Bedeutung. Einen
Verdacht von sich ablenken, Less. Daher die Ablenkung.
Ablernen (W3) [Adelung]
Ablernen, verb. reg. act. durch Zeichen oder Beobachten von einem
andern erlernen. Einem eine Kunst, einen Handgriff ablernen. Die Luft,
vom Wahn mich zu entfernen,Und deinem Flaccus abzulernen, Wie man
durch ächten Witz gefällt, Haged.
Ablerschen (W3) [Adelung]
Ablerschen, S. Ablörschen.
Ablesen (W3) [Adelung]
Ablesen, verb. irreg. act. S. Lesen.1) Von lesen, colligere, einzeln
herab oder wegnehmen. Die Blüthen von den Baume, die Steine von dem
Acker ablesen. Die Weintrauben, die Raupen ablesen. Ingleichen durch
ein solches Ablesen reinigen. Einen Acker ablesen., die Steine auf
demselben; einen Weinberg ablesen, die Weintrauben in demselben
abbrechen und einsammeln; ingleichen, einen Baum ablesen, die Raupen,
Blüthen u. f. f. auf demselben einzeln abnehmen.2) Von lesen, legere,
etwas Geschriebenes oder Gedrucktes laut oder öffentlich herlesen.
Einen Brief, einen obrigkeitlichen Befehl ablesen. Jemanden ablesen,
dessen Nahmen herlesen. Daher die Ablesung, besonders in der letzten
Bedeutung.
Ableser (W3) [Adelung]
Der Ableser, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die -inn, der oder
die das Ablesen besonders der Weintrauben verrichtet; der Leser.
Ablieben (W3) [Adelung]
+ Ablieben, verb. reg. act. ein Kunstwort der Jäger. Einen Leithund
ablieben, einen Hund, den man abrichten will, unter allerley
Liebkosungen von der Fährte abrufen, damit er solche wieder finden
lerne. Ingleichen ihn zur Belehrung gehörig liebkosen.
Anm. Die letzte
Hälfte dieses Wortes ist wohl nicht das Zeitwort lieben, amare,
sondern das veraltete Kleiben, Angels. clypian, rufen, dessen
Stammwort noch in der Wallisischen Sprache übrig ist, wo Clef, die
Stimme bedeutet. Ablieben würde also abrufen bedeuten, so wie zulieben
2. Sam. 22, 42. nach Luthers Übersetzung, zurufen bedeutet. S. auch
Klaffen. Ablieben, für abschmeicheln, durch Liebkosungen von einem
erhalten, welches bey dem Logau vorkommt, ist von lieben, amare, wird
aber von ihm nur im Scherze gebraucht.
Abliefern (W3) [Adelung]
Abliefern, verb. reg. act. 1) In eines andern Gewahrsame liefern.
Getreide, Soldaten, Geld, einen Gefangenen abliefern. 2) Gehörig oder
völlig liefern. Die Bauern haben das ausgeschriebene Getreide noch
nicht abgeliefert. Daher die Ablieferung, so wohl die Handlung des
Ablieferns, als auch was geliefert wird.
Abliegen (W3) [Adelung]
Abliegen, verb. irreg. act. S. Liegen. Es ist 1. Ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte seyn, entfernt liegen, welches aber nur zuweilen im
gemeinen Leben gehört wird. Üblicher und edler ist das Particip.
abgelegen, S. dasselbe. 2. Ein Activum. (a) Durch Liegen absondern, im
Liegen abdrücken. Das Pferd hat sich die Haare abgelegen. (b) Durch
Liegen, d. i. im Gefängnisse, büßen oder bezahlen. Eine Schuld im
Gefängnisse abliegen, wofür man doch lieber absitzen sagt. (c) Zur
Genüge liegen. So sagt man, das Bier, der Wein muß erst abliegen, ehe
man ihn trinken kann. Ein abgelegenes Bier. (d) + Sich abliegen, durch
langes Liegen entkräften, ist niedrig.
Anm. Abliegen bedeutete ehedem
auch so viel, als auf der Reise an einem Orte einkehren, so wie man
jetzt absteigen in dieser Bedeutung gebraucht. Und davon ist noch das
Hauptwort Ablager übrig, welches S.
Ablisten (W3) [Adelung]
Ablisten, verb. reg. act. Einem etwas ablisten, es durch List von ihm
erhalten. Daher die Ablistung.
Abloben (W3) [Adelung]
+ Abloben, verb. reg. act. geloben, etwas zu unterlassen. Das Fluchen
abloben.
Ablocken (W3) [Adelung]
Ablocken, verb. reg. act. 1) Eigentlich, von einem anderen zu sich
locken. Einem einen Hund, die Tauben ablocken. 2) Figürlich. (a) Durch
List oder Schmeicheley von jemanden erhalten. Einem sein Geld
ablocken, wofür man im gemeinen Leben auch wohl das niedrige Frequent.
ablockern gebraucht. Einem sein Geheimniß ablocken. Aus allzu
jungfräulicher Bedenklichkeit wagte sie es nicht, dir ein Bekenntniß
abzulocken. Weiße.(b) Durch angenehme oder rührende Empfindungen
entstehen machen. Das wird ihm Thränen ablocken. Ich will ihm damit
noch Zähren ablocken. Wüßte sie, wie viele wehmüthige Thränen ihm dein
Unglück abgelockt hat, von Brawe. Die schöne Morgenröthe hatte ihm
sonst Lieder abgelockt, Gesn. Aber wenn Günther sagt: Die Schmähsucht
läßt sich durch den Eifer nicht bekehren, Den ein gerechter Schmerz
der Unschuld abgelockt, so stehet das Zeitwort ablocken hier wohl
nicht an seinem rechten Orte., So auch die Ablockung.
Ablohnen (W3) [Adelung]
Ablohnen, verb. reg. act. den völligen verdienten Lohn geben;
ingleichen, mit Reichung des bedungenen Lohnes verabschieden. Gesinde
ablohnen. Zimmerleute, Mäurer, Handlanger ablohnen. Einen Gesellen
ablohnen, bey einigen Handwerkern. So auch die Ablohnung.
Ablörschen (W3) [Adelung]
* Ablörschen, oder ablerschen, verb. reg. act. welches nur im
Bergbaue üblich ist; in eine geringe Tiefe graben, zum Unterschiede
von absinken; ein Wort von unbekannter, wenigstens ungewisser
Abstammung. S. auch Gelörsche.
Ablöschen (W3) [Adelung]
Ablöschen, verb. reg. act. 1) Gehörig kalt oder kühl machen,
besonders einen glühenden oder heißen Körper mit einem flüssigen
gehörig oder völlig abkühlen. Ein glühendes Eisen in Wasser, in Öhl
ablöschen. Ingleichen, völlig auslöschen; die Kohlen, das Feuer
ablöschen. Und dann figürlich, den Durst ablöschen, besser löschen. 2)
Von etwas wegwischen, besonders was mit Kreide oder auf ähnliche Art
angeschrieben war. Eine Rechnung, eine Schuld, von der Tafel
ablöschen. So auch die Ablöschung.
Ablösen (W3) [Adelung]
Ablösen, verb. reg. act. überhaupt so viel als los machen, doch mit
verschiedenen Nebenbegriffen. Es bedeutet aber,1) In den eigentlichern
Bedeutungen; (a) was an- oder aufgebunden, oder auf ähnliche Art
befestiget war, los machen. Den Mantelsack ablösen. Angebundene
Gewächse von dem Stocke ablösen. (b) Behutsam abschneiden; vornehmlich
bey den Jägern und Wundärzten. Das Fleisch von den Beinen ablösen. Ein
Glied, ein Fleischgewächs ablösen. Wenn dieses Ablösen vermittelst
einer Säge geschiehet, so nennen die Wundärzte es lieber absetzen. (c)
Los machen auf mancherley andere Art. So heißen bey den Ärzten,
ablösende Mittel, besonders diejenigen, welche den zähen Schleim auf
der Brust auflösen und abführen. (d) Das Reciproc. sich ablösen, für
losgehen, sich absondern, wird gleichfalls von mancherley Arten der
eigenen Ablösung gebraucht. Das Fleisch löset sich von den Zähnen ab.
Der Schleim löset sich ab. Der Gang löset sich ab, in den Bergwerken,
er hängt mit dem Gestein nicht unmittelbar zusammen. Der Kalk hatte
sich abgelöset.2) In figürlichern Bedeutungen. (a) Für losschießen,
besonders von dem groben Geschütze, besser lösen. Ein Geschütz, eine
Kanone ablösen, losbrennen; wo die Figur vermuthlich von den alten
Rüstwerken hergenommen ist, welche mit mancherley Arten von Federn
gespannet waren. (b) Absondern, abscheiden. So sagt man z. B. in den
Bergwerken: Die Gänge werden an den Saalbändern durch den Besteg von
dem Gesteine abgelöset, geschieden. (c) In noch figürlicherer
Bedeutung, eine Sache durch Erstattung des Werthes, der Gebühr, oder
der Kosten an sich bringen. Ein Pfand, ein verpfändetes Gut ablösen,
einlösen. So auch in den Gerichten, einen Bericht, ein Urtheil u. s.
f. ablösen, mit Bezahlung der Gerichtsgebühren zu sich nehmen.
Ingleichen, einen Zins, Zehenten u. s. f. ablösen, abkaufen. Daß man
im 14ten Jahrhundert in der Niedersächsischen Mundart auch gesagt,
einem ein Pfand ablösen, erhellet aus dem
Bremisch-Nieders. Wörterbuche v. Los. (d) Jemanden ablösen, dessen
Stelle entweder selbst, oder durch einen andern ersetzen, und ihn
dadurch von seiner Verrichtung, oder von einer Verbindlichkeit los
machen. Einen von der Arbeit ablösen. Die Wache ablösen. Ingleichen,
einen von der Wache ablösen. Es löset immer einer den andern ab. Ein
abgelöseter Deich, heißt in den Marschländern, ein Deich, vor welchem
ein neuer weiter hinaus gelegt ist. In Oberdeutschland sagt man in
einem noch weitern Umfange der Bedeutung, mit etwas ablösen,
abwechseln, dessen Stelle ersetzen. Entzückung löst mit Wehmuth ab,
Hall. Allein im Hochdeutschen ist diese Wortfügung nicht üblich.
Ablöslich (W3) [Adelung]
Ablöslich, adj. was sich ablösen lässet, besonders in den Rechten,
ablösliche Zinsen, welche gegen Erlegung des Kapitals wieder aufhören,
und welche in einigen Mundarten auch ablösige Zinsen genannt werden.
Ablösung (W3) [Adelung]
Die Ablösung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Ablösens in allen
Bedeutungen des Zeitwortes. 2) In den Rechten auch das Geld, mit
welchem ein Bericht, ein Urtheil u. s. f. abgelöset wird. 3) In den
Bergwerken, dasjenige, was den Gang von dem Gesteine ablöset, der Raum
zwischen dem Gange und dem Gesteine, welcher auch das Besteg genannt
wird.
Ablöthen (W3) [Adelung]
Ablöthen, verb. reg. act. was angelöthet ist, durch Schmelzung des
Lothes wieder abnehmen.
Abludern (W3) [Adelung]
+ Abludern, verb. reg. act. welches nur in der niedrigsten Sprechart
üblich ist, für das etwas anständigere abdecken.
Ablügen (W3) [Adelung]
+ Ablügen, verb. irreg. act. S. Lügen. Einem etwas ablügen, im
gemeinen Leben, es vermittelt einer Lüge von ihm erhalten. Oft wird
dieses Zeitwort auch irrig mit abläugnen verwechselt.
Ablugsen (W3) [Adelung]
+ Ablugsen, verb. reg. act. in niedrigen Ausdrücken. 1) Ablauern.
Einem etwas ablugsen, heimlich absehen. 2) Durch List und Ränke von
einem erhalten. Einem Geld ablugsen.
Anm. Wachter leitet das verwandte
belugsen von Luchs, lynx, her, und schreibt es folglich mit einem ch.
Das Bremisch-Nieders. Wörterbuch hält das Wort Luke, eine Öffnung,
Fallthüre, für das Stammwort, und schreibt es abluksen. Allein da eben
daselbst hinzu gesetzt wird, daß es im Hannöverischen so viel bedeute,
als verborgen auflauern, so kann man den Begriff des Lauerns
figürlicher als den Hauptbegriff ansehen, und das Wort für das
Frequentat. des noch im Oberdeutschen gangbaren lugen, sehen, lauern,
halten, woraus vermittelst der sehr gewöhnlichen frequent.
Ableitungssylbe -sen, lugsen gebildet worden. S. Lugen.
Abmachen (W3) [Adelung]
+ Abmachen, verb. reg. act. 1) Eigentlich, und im gemeinen Leben so
viel als absondern, los machen, ohne Bestimmung der Art und Weise. Das
Pferd abmachen, los binden. Ein Bret abmachen, abbrechen. 2) Völlig
fertig machen, die letzte Zubereitung geben. Ein Gericht Essen
abmachen. Ein Stück Leinwand, Zeug abmachen, bey den Webern. 3)
Figürlich, eine streitige Sache zu Ende bringen; edler abthun. Es sind
noch wichtige Sachen abzumachen. Ich glaubte, sie hätten eine wichtige
Sache mit einander abzumachen. S. Machen.
Abmähen (W3) [Adelung]
Abmähen, verb. reg. act. mit der Sense abbauen. Das Getreide, das
Gras abmähen. Metonymisch, die Wiese, den Acker abmähen. Die Nieders.
und gemeine Oberdeutsche Mundart spricht dieses Zeitwort abmeihen aus.
Was wir haben ausgestreut, Wird von andern abgemeyt, Opitz. Schon bey
dem Ulphilas kommt afmaitan für abschneiden vor, S. Mähen. Wenn einige
neuere Schriftsteller in der poetischen Schreibart von dem Viehe
sagen, daß es die Pflanzen mit denZähnen oder der Zunge abmähe, so ist
solches eine Figur, welche in das Possierliche fällt.
Abmahlen (W3) [Adelung]
1. Abmahlen, (von mahlen, molere,) verb. reg. act. außer daß das Partic.
Pass. abgemahlen heißt, ( S. Mahlen,) das auf die Mühle gebrachte
Getreide, oder so viel, als auf einmahl aufgeschüttet wird, völlig
fertig mahlen. Wenn ich meinen Steinen etwas aufzuschütten habe, so
mahle ich es ab, Less.
Abmahlen (W3) [Adelung]
2. * Abmahlen, (von Mahl, signum,) verb. reg. act. durch Zeichen
bestimmen; nur an einigen Orten. Ein Feld abmahlen, wie abmarken.
Einen Fluß abmahlen, die tiefen oder seichten Stellen mit Zeichen
bemerken.3.
Abmahlen (W3) [Adelung]
Abmahlen, (von mahlen, pingere,) verb. reg. act. 1) Eigentlich, die
Gestalt einer Sache durch Mahlen abbilden. Eine Stadt, eine
Landschaft, eine Person abmahlen. 2) + Figürlich, lebhaft beschreiben,
gemeiniglich mit den Nebenwörtern übel, häßlich u. s. f. Einen übel
abmahlen. Er ist sehr häßlich bey mir abgemahlet worden, oder er ist
mir sehr häßlich abgemahlet worden.
Abmahnen (W3) [Adelung]
Abmahnen, verb. reg. act. ermahnen, etwas zu unterlassen, oder zu
meiden. Einen von Bösen, von einem Laster, von einer Handlung
abmahnen. Daher die Abmahnung.
Abmärgeln (W3) [Adelung]
Abmärgeln, verb. reg. act. in einem hohen Grade entkräften, besonders
durch schwere Arbeit von Kräften bringen. Ein Vieh abmärgeln. Ein
abgemärgeltes Pferd. Sich abmärgeln. Die Krankheit hat ihn sehr
abgemärgelt. Daher die Abmärgelung.
Anm. Es stammet von Mark, medulla,
her, in welchem verschiedene ältere Mundarten Statt des k ein g haben,
und bedeutet eigentlich, gleichsam das Mark aus den Beinen pressen;
man müßte es denn als ein zusammen gezogenes Diminutivum von dem
Niedersächsischen marachen, abmarachen, ansehen, welches eben das
bedeutet, und welches man gemeiniglich von dem alten Mar, Marach, ein
Pferd, herleitet. S. auch Ausmärgeln. In beyden Fällen wird es
richtiger mit einem ä als e geschrieben. In Oberdeutschland ist in
dieser Bedeutung auch abkräften, und abkräftigen üblich.
Abmarken (W3) [Adelung]
Abmarken, verb. reg. act. von Mark, limes, mit Marken oder Gränzen
bezeichnen und dadurch absondern. Ein Feld, einen Acker, eine Flur
abmarken. Daher die Abmarkung.
Abmarkten (W3) [Adelung]
* Abmarkten, S. Abdingen.
Abmarsch (W3) [Adelung]
Der Abmarsch, des -es, plur. inusit. der Abzug der Soldaten von einem
Orte. Zum Abmarsche blasen. Den Abmarsch nehmen. Von dem Franz.
Marche.
Abmarschiren (W3) [Adelung]
Abmarschiren, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, eigentlich
ein Französisches Zeitwort, mit einem Deutschen Vorworte. Es wird nur
von Soldaten gebraucht, wenn deren mehrere von einem Orte wegziehen,
besonders wenn solches in geschlossener Ordnung geschiehet. Die Wache
marschiret ab. Das Regiment ist bereits abmarschiret. Im gemeinen
Leben auch für fortgehen überhaupt. Wenn du nicht gleich
abmarschirest.
Abmartern (W3) [Adelung]
+ Abmartern, verb. reg. act. sehr martern, in figürlicher Bedeutung.
Einen mit etwas abmartern. Sich abmartern.
Abmaße (W3) [Adelung]
* Die Abmaße, plur. inusit. ein sehr ungewöhnliches Wort von
abmessen. Die Abmaße nach etwas nehmen, die Sache darnach bestimmen.
Abmatten (W3) [Adelung]
Abmatten, verb. reg. act. matt machen; und zwar, 1) Matt und kraftlos
machen. Sich durch Arbeit abmatten. Die große Hitze mattete die
Soldaten ab. Durch Hunger abgemattet. 2) Matt, d. i. glanzlos machen,
ohne Glanz lassen, besonders von dem Golde. Das Gold abmatten, bey
verschiedenen Metallarbeitern, es nach der Vergoldung so lassen, wie
es ist, ohne es zu poliren; bey denen aber, welche mit Wasserfarbe
vergolden, es mit einer schwachen Zinnoberfarbe bestreichen. 3)
Abgemattetes
Kohl, Kohlenstaub, im Hüttenbaue. So auch die Abmattung in beyden
Bedeutungen.
Abmehren (W3) [Adelung]
* Abmehren, verb. reg. act. welches nur allein im Oberdeutschen
üblich ist. 1. Von mehren, theilen, abtheilen, S. Abfinden und Mehren.
2. Von mehr, plus, durch die meisten Stimmen abschaffen. Ein Gesetz
abmehren.
Abmeiern (W3) [Adelung]
* Abmeiern, verb. reg. act. S. Meier, in verschiedenen Oberdeutschen
und Niedersächsischen Gegenden, einen Meier oder Pachter, eines Gutes
entsetzen, von dem Gute vertreiben. Daher die Abmeierung.
Abmeißeln (W3) [Adelung]
Abmeißeln, verb. reg. act. mit dem Meißel absondern, wegschaffen.
Einen Ast abmeißeln. Eine Ungleichheit auf dem Steine abmeißeln.
Ingleichen vermittelst des Meißels eben und glatt machen. Einen Stein
abmeißeln. Daher die Abmeißelung.
Abmergeln (W3) [Adelung]
Abmergeln, S. Abmärgeln.
Abmerken (W3) [Adelung]
Abmerken, verb. reg. act. durch Aufmerksamkeit von einem erlernen,
oder zu erkennen suchen, absehen. Einem einen Handgriff abmerken. Er
thut alles, was er mir nur an den Augen abmerken kann.
Anm. In den
Schriften der vorigen Jahrhunderte findet man dieses Zeitwort auch mit
der vierten Endung allein, für das einfache merken. Nicht lang darnach
es sich begab Das Unfall ward merkhen ab Ein künftigs Wetter,
Theuerdank Kap. 43.
Abmessen (W3) [Adelung]
Abmessen, verb. irreg. act. S. Messen. Es bedeutet1) Eigentlich. (a)
Das Maß einer Sache genau bestimmen. Einen Thurm, einen Acker
abmessen. Etwas mit der Schnur, mit der Ruthe, mit Schuhen abmessen.
Er gehet mit stolzen abgemessenen Schritten einher, in figürlicher
Bedeutung. Verse, Sylben abmessen. Besonders (b) zur Erreichung eines
gewissen Endzweckes messen. Einen Ort zum Lager, einen Platz zum Hause
abmessen. Einen Garten abmessen, das Maß seiner künftigen Größe
bestimmen. Sechs Ellen von einem Stücke Zeuges abmessen, um sie
abzuschneiden.2) Figürlich. (a) Das Verhältniß einer Sache nach einer
andern einrichten und genau bestimmen. Die Strafe nach dem Verbrechen
abmessen. Eine übel abgemessene Handlung. Ein weises Wesen hat alle
unsere Pflichten nach unsern Kräften abgemessen. Wer für sein
Vaterland keine Liebe empfindet, wird alle seine Dienste nach seinen
eigenen Vortheilen abmessen, Dusch. Wer sein Betragen nach den
Urtheilen des großen Haufens abmisset, ist seiner selbst niemahls
sicher. (b) Nach dem Maße oder Verhältnisse eines andern Dinges
beurtheilen. Andere nach sich abmessen. Die Glückseligkeit nach dem
Reichthume abmessen. So auch die Abmessung in allen obigen
Bedeutungen.
Abmetzen (W3) [Adelung]
Abmetzen, verb. reg. act. bey den Müllern, die für das Mahllohn
gesetzte Metze von etwas nehmen. Daher die Abmetzung.
Abmiethen (W3) [Adelung]
Abmiethen, verb. reg. act. zur Miethe von jemanden nehmen, oder den
Gebrauch einer Sache von jemanden gegen einen gewissen Miethzins
erhalten. Einem ein Pferd, ein Haus, einen Garten, ein Zimmer
abmiethen. Nieders. abheuern. Daher die Abmiethung, ingleichen der
Abmiether, Fämin. die Abmietherinn, im Gegensatze des Vermiethers.
Abmisten (W3) [Adelung]
Abmisten, verb. reg. act. in der Landwirthschaft. 1) Den Mist völlig
wegschaffen. 2) Vom Miste reinigen. Einen Stall abmisten. Das Vieh
abmisten. Daher die Abmistung.
Abmodeln (W3) [Adelung]
Abmodeln, verb. reg. act. das Modell von etwas nehmen.
Abmühen (W3) [Adelung]
* Abmühen, verb. reg. act. sehr bemühen, ermüden, ein im
Hochdeutschen ungewöhnliches Zeitwort, welches noch bey dem Opitz
vorkommt; - Durch Unverstand der Heiden abgemüht.
Abmüßigen (W3) [Adelung]
Abmüßigen, verb. reg. act. 1) Als das Frequentativum des
ungewöhnlichen abmüßen, Muße machen, von etwas abhalten, größten
Theils aber nur als ein Reciprocum. Sich von etwas abmüßigen, die
Verrichtung desselben aufschieben. Wenn sie sich hiervon abmüßigen
können. Ich habe mich hiervon nicht gern abgemüßiget. Einen abmüßigen,
ihn von einer Arbeit abhalten, ist nicht so gewöhnlich. 2) * Von
müssen, ist abmüßigen in den Kanzelleyen oft so viel als abnöthigen,
abdringen. Jemanden eine Erklärung abmüßigen. Daher die Abmüßigung.
Abmutzen (W3) [Adelung]
+ Abmutzen, verb. reg. act. stutzen, abstutzen, im gemeinen Leben
einiger Gegenden. Ein Thier abmutzen, ihm den Schwanz abhauen. Bäume
abmutzen, sie stutzen.
Abnagen (W3) [Adelung]
Abnagen, verb. reg. act. durch Nagen absondern. Das Fleisch abnagen,
nehmlich von dem Knochen. Sich die Nägel abnagen. Metonymisch. Einen
Knochen abnagen. Figürlich sagt man auch: der Kummer nagt ihm das Herz
ab, er wird von heimlichen Kummer verzehret; ingleichen, aber nicht
auf die beste Art, sich das Herz abnagen, durch Kummer. Daher die
Abnagung, doch nur im eigentlichsten Verstande.
Abnähen (W3) [Adelung]
Abnähen, verb. reg. act. 1) Durch Nähen absondern, abtheilen. So
heißt bey den Nähterinnen, einen Rock abnähen, durchgenähete Felder
machen, daß die unter dem Oberzeuge gelegte Wolle nicht auf und nieder
rücken könne. 2) Durch Nähen abbilden. Einen Baum, eine Landschaft
abnähen. 3) Durch Nähen vermindern, tilgen. Eine Schuld abnähen.
Abnahme (W3) [Adelung]
Die Abnahme, plur. inusit. 1) Das Abnehmen in einigen Bedeutungen des
Neutrius, der Zustand der Verminderung an innerer Stärke. Die Abnahme
des Gedächtnisses, des Gesichtes. Die Abnahme der Kräfte, und an
Kräften. Die Abnahme am Fleiße, an Tugend. Er ist in Abnahme gerathen,
in Verfall der Nahrung. Die Abnahme (der Verfall) der Handlung. Dieser
Gebrauch ist ganz in Abnahme gerathen, ist nicht mehr üblich. Die
Natur hat seit ihrem ersten Anfange eine sehr merkliche Abnahme aller
ihrer Kräfte erlitten. Der Anwachs und die Abnahme alter und neuer
Reiche. Von der Verminderung der Größe, der Dauer u. s. f. gebraucht
man lieber den Infinitiv, z. B. das Abnehmen des Mondes, des Tages,
der Nacht u. s. f.2) Die Handlung des Abnehmens in einigen wenigen
eigentlichen Bedeutungen des Activi. Denn so sagt man zwar, die
Abnahme einer Rechnung, die Abnahme des Eides; aber nicht die Abnahme
des Hutes, der Bäume, des Bartes u. s. f. in welchen Fällen man sich
entweder des Infinitivs oder des Hauptwortes, die Abnehmung, bedienet.
Verschiedene gebrauchen es auch für den Abgang einer Waare, z. B. die
reißende Abnahme ihrer Werke, Gottsch. Dieser Kaufmann hat keine
Abnahme, seine Waaren gehen nicht ab. Allein dieser Gebrauch ist gewiß
nicht der beste, besonders da Abnahme hier wider die Analogie den
Zustand bedeuten soll, da einem eine Waare abgenommen oder abgekaufet
wird.3) * Die Entlassung eines abgelebten Leibeigenen von dem Gute, S.
Abschied.
Abnarben (W3) [Adelung]
Abnarben und Abnärben, verb. reg. act. 1) Bey den Lederbereitern und
Pergamentern, die Haare von der äußern Seite abstoßen; welche Seite
alsdann narbig aussiehet, und daher die Narbenseite genannt wird, im
Gegensatze der Aas- oder Fleischseite. In dieser Bedeutung lautet es
gemeiniglich abnärben. 2) Bey andern Lederarbeitern ist abnarben, die
Narbe, d. i. die-
Oberhaut der Felle abnehmen. 3) In Niederdeutschland ist abnarben,
eine Heide abmähen. S. Narbe. Daher die Abnärbung und Abnarbung.
Abnarren (W3) [Adelung]
+ Abnarren, verb. reg. act. im gemeinen Leben, durch Possen, durch
leere Vorspiegelungen, von jemanden erhalten. Die Gaukler wissen einem
sein Geld artig abzunarren.
Abnaschen (W3) [Adelung]
Abnaschen, verb. reg. act. durch Naschen von etwas nehmen. Den Rahm
von der Milch abnaschen.
Abnehmen (W3) [Adelung]
Abnehmen, verb. irreg. S. Nehmen, welches auf zweyerley Art üblich
ist.I. Als ein Activum, wo es überhaupt den Begriff des Herabnehmens
und der Absonderung ausdruckt, so daß nehmen als ein allgemeines
Zeitwort verschiedene besondere Arten des Nehmens begreift, und zwar1.
In eigentlicher Bedeutung. (a) Von einem höhern Orte, oder von der
Oberfläche eines Dinges herab nehmen. Den Hut abnehmen, ihn von dem
Kopfe ziehen. Die Früchte abnehmen, sie von dem Baume brechen oder
pflücken. Abnehmen, im Kartenspiele, die obern Karten abheben. (b) Von
einer Person oder Sache nehmen, mit verschiedenen Nebenbedeutungen.
Den Gefangenen das Gewehr abnehmen, es sie ablegen lassen. Einem ein
Buch, Hut und Stock abnehmen, aus seiner Hand nehmen. Einem eine Last,
eine Bürde abnehmen, in eigentlicher, noch mehr aber in uneigentlicher
Bedeutung. Den Rahm abnehmen, von der Milch, ingleichen metonymisch,
die Milch abnehmen, den Rahm von der Milch abschöpfen. (c) Vermittelst
des Messers, der Schere, der Säge oder ähnlicher Werkzeuge wegnehmen,
in der anständigern Schreib- und Sprechart. Einem ein Glied abnehmen,
abschneiden. Sich die Haare, den Bart abnehmen, abscheren lassen. Den
Schafen die Wolle abnehmen. Noch etwas abnehmen, abschneiden, abhauen,
absägen u. s. f. (d) Im Stricken bedeutet abnehmen, die Maschen
vermindern, damit ein Strumpf enger werde, welches vermittelst des
Abstrickens zweyer Maschen auf einmahl geschiehet. In Niedersachsen
abkanteln, mindern.2) Figürlich. (a) Ein Kalb abnehmen, in der
Landwirthschaft, es von der Kuh trennen, und dadurch entwöhnen; auch
abbinden. (b) Abkaufen. Einem eine Waare abnehmen. (c) Von einer Sache
befreyen, derselben entledigen. Einem eine Last, eine Bürde abnehmen,
in figürlicher Bedeutung. Bedauerst du mich, daß der Tod mir diese
Bürde abnimmt?. Dusch. So auch, einem ein Amt abnehmen. (d) Ablegen
lassen. Einem einen Eid, eine Rechnung abnehmen. Das Gedinge abnehmen,
im Bergbaue, die verdingte Arbeit besichtigen. (e) Mit List oder
Gewalt einer Sache berauben. Dem Feinde den Raub abnehmen. Einem sein
Geld abnehmen, im Spiele abgewinnen. (f) Aus etwas erkennen,
urtheilen. Die Sache, woraus man es erkennet, bekommt an, oft auch
aus. Es läßt sich dieses leicht daraus oder daran abnehmen, schließen.
So viel ich abnehmen kann. Ich konnte es leicht an deinem Gesichte
abnehmen. Die Stunde eines Ganges abnehmen, im Bergbaue, dessen
Streichen nach dem Compasse wahrnehmen, messen. Kommt, nehmet ab an
mir, ob jemahls euer Herz, Empfunden solche Pein, Opitz. Im
Oberdeutschen entnehmen.II. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort
haben zu sich nimmt, bedeutet es so wohl an körperlicher Größe, als
auch an Dauer, an Kräften und innerer Güte nach und nach vermindert
werden. (a) An körperlicher oder doch scheinbarer Größe. Der Mond
nimmt ab. Das Abnehmen des Mondes. Im abnehmendem Monde, wofür man im
Osnabrückischen im Wannen sagt. Der Mond ist im Abnehmen. (b) An
Anzahl und Menge.Die Soldaten nehmen ab, es werden ihrer immer
weniger. Die Heiligen haben abgenommen. Das Geld nimmt ab. (c) An
Leibesgestalt und Kräften. Er hat sehr abgenommen, ist mager geworden.
Er nimmt zusehends ab. Am Leibe, an Kräften abnehmen. (d) An Vermögen
und Ansehen. Dieses Haus hat gar sehr abgenommen. Dieses Geschlecht
kommt, geräth ins Abnehmen, ist in Abnehmen gerathen. (e) An Dauer.
Die Tage nehmen ab. Die Nächte haben abgenommen. (f) An innerer
Stärke. Die Hitze, die Kälte nimmt ab. Mein Gesicht, Gedächtniß hat
gar sehr abgenommen. Die Krankheit nahm ab. Die Lust zum Studiren wird
bey ihm bald abnehmen.
Anm. Abnehmen, beym Notker abanemen, hatte in
der thätigen Gattung ehedem noch verschiedene andere Bedeutungen, die
man bey dem Haltaus h. v. finden kann.
Abnehmen (W3) [Adelung]
Das Abnehmen, des -s, plur. car. der Infinitiv des vorigen, welcher
in allen Bedeutungen desselben gebraucht werden kann. So wohl in den
thätigen, wo auch Abnehmung üblich ist, als auch, und zwar am
häufigsten, in den neutralen. In beyden wird in einigen Fällen auch
Abnahme gebraucht.
Abnehmer (W3) [Adelung]
Der Abnehmer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die -inn, eine
Person, welche einem andern etwas abnimmt, doch nur in der Bedeutung
des Abkaufens. So nennen die Kramer und Handwerker diejenigen, die
ihnen Waare in Menge abnehmen, ihre Abnehmer. Viele Abnehmer haben.
Eine gute Waare findet leicht Abnehmer.
Anm. Dieses Wort scheint ehedem
einen weiteren Umfang der Bedeutung gehabt zu haben. Abanemare
bedeutet bey dem Notker einen jeden, der etwas wegnimmt. Ein Paar
andere, im Hochdeutschen gleichfalls nicht mehr übliche Bedeutungen,
kommen bey dem Haltaus h. v. vor.
Abneigen (W3) [Adelung]
* Abneigen, verb. reg. act. von etwas wegneigen, und figürlich, sich
von etwas abneigen, demselben ungünstig werden. Beyde Bedeutungen sind
jetzt ungewöhnlich. In der letztern aber ist noch das Mittelwort
abgeneigt übrig, welches S.
Abneigung (W3) [Adelung]
Die Abneigung, plur. inus. 1) Die Neigung von etwas hinweg, in
eigentlicher Bedeutung. 2) In der figürlichen, Entfernung des Gemüthes
von einer Person oder Sache, als ein gemilderter Ausdruck für
Widerwillen; im Gegensatze der Zuneigung. Abneigung gegen einen, oder
gegen eine Sache haben, bey sich empfinden. Die natürliche Abneigung,
die Antipathie. S. auch Abgeneigtheit.
Abnießeln (W3) [Adelung]
+ Abnießeln, verb. reg. act. welches das Diminutivum des folgenden
ist, und im Bergbaue so viel bedeutet, als abnutzen. Die Bergeisen
abnießeln. Nicht so richtig abnießeln.
Abnießen (W3) [Adelung]
* Abnießen, verb. irreg. act. S. Genießen, welches nur noch in den
Rechten üblich ist, wo es so viel bedeutet, als eine Sache nützen oder
brauchen, den Genuß, Nießbrauch einer Sache haben. Daher die
Abnießung, der Nießbrauch. Ältere Beyspiele von beyden Wörtern kommen
bey dem Haltaus vor.
Abnieten (W3) [Adelung]
Abnieten, verb. reg. act. bey den Schlössern, was angenietet war,
durch Abfeilung des Nietes abnehmen.
Abnöthigen (W3) [Adelung]
Abnöthigen, verb. reg. act. durch Nöthigen, durch unwiderstehliche
Bewegungsgründe, von einem erhalten. Ich wundere mich nicht, daß der
heutige Tag dir einige Unruhe abnöthiget, Gell. Mein Entschluß kostet
mir eine Verläugnung, die mir stille Zähren abnöthiget, Dusch. So auch
durch höfliche Worte von jemanden erhalten. Daher die Abnöthigung.
Abnützen (W3) [Adelung]
Abnützen, Abnutzen, verb. reg. act. 1) Bey den Rechtslehrern, als ein
Überbleibsel der Oberdeutschen Mundart, die Nutzung oder den Genuß
einer Sache haben, wie abnießen. Ein Gut abnützen.
2) Durch Gebrauch schlechter, unbrauchbarer machen, besonders von
Werkzeugen. Ein Messer abnützen. Der Stein nützt sich durch langes
Schleifen ab. Ein abgenütztes Beil. Bey den Bergleuten abnießeln. Alle
geschaffene Dinge werden durch die Zeit und den Gebrauch abgenützt.
Ein Trinkgeschirr, das noch nicht abgenützt, Haged. Daher die
Abnützung in beyden Bedeutungen.
Anm. Die Oberdeutschen lieben in
diesem Zeitworte das breite u, abnutzen, die Obersachsen aber das
rundere ü. Es wäre zu wünschen, daß nutzen und nützen so unterschieden
würden, wie trinken und tränken, sinken und senken, und hundert
andere, so daß nutzen das Neutrum, nützen aber das Activum ausdrückte;
alsdann würde abnützen dem abnutzen in allen Fällen vorzuziehen seyn,
weil es sich schicklicher von dem Activo nützen, als von dem Neutro
nutzen ableiten lässet. Für Abnützung in der ersten Bedeutung findet
man auch Abnutz, S. Haltaus h. v.
Aböden (W3) [Adelung]
Aböden, verb. reg. act. im Forstwesen, völlig öde machen. Einen Wald
aböden, ihn durch Ausbauung der Bäume öde machen. So auch die Abödung.
In einigen Gegenden ist auch das Frequentativum abödigen und die
Abödigung üblich. S. auch Abräumen.
Aboliren (W3) [Adelung]
+ Aboliren, verb. reg. act. aus dem Lateinischen abolere, aufheben,
abschaffen. Ein Gesetz aboliren.
Abolition (W3) [Adelung]
Die Abolition, plur. die -en, aus dem Lateinischen abolitio. 1) + Die
Aufhebung, Abschaffung. 2) Besonders in den Rechten, die Aufhebung der
Schuld und Strafe aus landesherrlicher Macht.
Abominabel (W3) [Adelung]
+ Abominabel, adj. et. adv. aus dem Franz. abominable, abscheulich.
Abonniren (W3) [Adelung]
+ Abonniren, verb. reg. recipr. aus dem Franz. abonner. Sich oder
sich zu etwas abonniren, sich als ein Theilnehmer zu einem Geschäfte
unterschreiben; mit einem Lat. Ausdrucke subscribiren. Daher der
Abonnent, des -en, plur. die -en, der sich als Theilnehmer
unterschrieben hat, der Subscribent.
Abordnen (W3) [Adelung]
Abordnen, verb. reg. act. mit einem Befehle oder mit Vollmacht
abschicken. Einen Bevollmächtigten, einen Bothen abordnen. Ein
Abgeordneter, der von einem Höhern zwar mit Vollmacht, aber ohne einen
bestimmten öffentlichen Charakter abgeschicket worden, mit einem Lat.
Worte ein Deputirter. Vermuthlich mehr von dem Franz. Ordre, Befehl,
als vom Lat. ordo, Ordnung. Daher die Abordnung.
Abort (W3) [Adelung]
* Der Abort, des -es, plur. die -e, ein abgelegener Ort, nur in
Niedersachsen.
Abörtern (W3) [Adelung]
* Abörtern, verb. reg. act. 1) Von Ort, das Ende; bey den Tischlern,
das abgehobelte Holz nach der wahren Länge absägen. 2) In den Rechten
durch gerichtliches Erkenntniß entscheiden, aburtheilen. S. Erörtern.
Abortiren (W3) [Adelung]
Abortiren, verb. reg. neutr. mit haben, zu früh gebären; ein
Zeitwort, welches ohne Roth aus dem Lat. abortire aufgenommen worden,
weil es unsern Vorfahren an guten Deutschen Ausdrücken nicht fehlte.
Das gebräuchlichste war mißgebären, dessen sich noch Opitz bedienet,
und wovon wir das Hauptwort die Mißgeburt haben, welches aber jetzt
ganz etwas anders ausdruckt, als ehedem, da es weiter nichts als eine
unzeitige Leibesfrucht bedeutete. In diesem letztern Sinne findet man
bey dem Opitz auch Frühgeburt, und bey andern Mißfall, Abgängling, und
für abortiren, einen Mißfall haben.
Abpachten (W3) [Adelung]
Abpachten, verb. reg. act. pachtweise von jemanden erhalten; im
Gegensatze des verpachten. Einem ein Gut, dem Landesherren die Zölle
abpachten. Daher der Abpachter, Fämin. die -inn, und die Abpachtung.
Abpacken (W3) [Adelung]
Abpacken, verb. reg. act. was aufgepackt war, herab nehmen. Waaren,
einen Koffer abpacken. Ingleichen des Gepäckes entledigen. Einen
Wagen, ein Pferd, einen Esel abpacken. So auch die Abpackung.
Abpassen (W3) [Adelung]
+ Abpassen, verb. reg. act. welches nur im gemeinen Leben üblich ist.
1) Mit dem Zirkel abmessen, besonders in Niedersachsen, wo Paß den
Zirkel bedeutet. 2) Figürlich, die bequemste Zeit oder Gelegenheit mit
Vorsicht abwartin. Eine Gelegenheit, eine bequeme Zeit zu etwas
abpassen. Ach sie hätten es in der Welt nicht besser abpassen können!
Weiße. Passe es ab, wenn der König vorbey reitet. Und hätte nur Sejan
den Vortheil abgepaßt, Canitz. S. Passen.
Abpeitschen (W3) [Adelung]
Abpeitschen, verb. reg. act. 1) Mit der Peitsche absondern. Eine
Blume abpeitschen. 2) + Sehr peitschen. Einen wacker abpeitschen.
Abpelzen (W3) [Adelung]
Abpelzen, verb. reg. act. 1) Bey den Weißgärbern und Pergamentern,
ein Fell gehörig durchklopfen, welches auch abbamsen genannt wird. 2)
+ Im gemeinen Leben, für abprügeln.
Abpfählen (W3) [Adelung]
Abpfählen, verb. reg. act. mit eingesteckten Pfählen bemerken, oder
absondern. Einen Acker, ein Stück Feldes, eine Wiese abpfählen. Die
Gränzen abpfählen. Daher die Abpfählung.
Abpfänden (W3) [Adelung]
Abpfänden, verb. reg. act. mit Gewalt zum Pfande nehmen. Einem ein
Pferd, sein Hausgeräth abpfänden. Daher die Abpfändung.
Abpflöcken (W3) [Adelung]
Abpflöcken, verb. reg. act. mit Pflöcken, d. i. kleinen Pfählen
bezeichnen.
Abpflücken (W3) [Adelung]
Abpflücken, verb. reg. act. mit den zwey vordersten Fingern der Hand
abbrechen. Eine Blume, eine Pflanze, unreifes Obst abpflücken.
Ingleichen durch Pflücken, d. i. Rupfen, kahl machen; eine Gans, ein
Huhn abpflücken, welche letztere Bedeutung aber mehr Niedersächsisch
ist.
Abpflügen (W3) [Adelung]
Abpflügen, verb. reg. act. 1) Mit dem Pfluge absondern, Einem Baume
die Wurzeln abpflügen. Den Rand eines Ackers abpflügen. 2) Durch
Pflügen entziehen. Einem eine Furche, ein Stück Acker abpflügen,
welches man an einigen Orten abzackern nennet.
Abpinnen (W3) [Adelung]
+ Abpinnen, S. Absinnen.
Abplanschen (W3) [Adelung]
+ Abplanschen, S. Abklatschen und Planschen.
Abplacken (W3) [Adelung]
+ Abplacken, verb. reg. recipr. Sich abplacken, sich bis zur
Ermattung plagen, sich durch schwere Arbeit abmatten.
Abplaggen (W3) [Adelung]
* Abplaggen, (nicht abplacken,) verb. reg. act. von dem
Niedersächsischen Plagge, Rasen; in Niedersachsen, den Rasen
abstechen. Ingleichen die kleinen Erhöhungen in einem abgelassenen
Bruche abhauen, um das Bruch zu ebenen.
Abplätten (W3) [Adelung]
Abplätten, verb. reg. act. völlig glatt und eben plätten. Manschetten
abplätten. Ein Hemd abplätten. Einen Draht abplätten, in den Gold- und
Silber-Fabriken. Ingleichen das Plätten vollenden.
Abplätzen (W3) [Adelung]
Abplätzen, verb. reg. act. 1) Im Forstwesen, die verkauften Bäume mit
dem Waldhammer zeichnen; und daher auch, 2) bey den Böttchern und
Zimmerleuten, einen geschlossenen Holzkauf vollziehen. S. auch
Anplätzen. 3) Bey den Kupferschmieden ist abplätzen so viel als
ablöschen, welches in dem Plätzfasse geschiehet.
Anm. Frisch leitet
dieses Wort von Platz, locus, her, weil vorher ein kleines Plätzchen
an dem Baume abgehauen wird, damit man ihn daselbst mit dem Waldhammer
zeichnen könne. Allein schicklicher nimmt man plätzen, einen kleinen
Schlag geben, welches das Activum von plagen, und das Frequentativum
von dem Angels. plaetan, schlagen, ist, für das Stammwort an. S.
Plätzen und Plätzer.
Abplündern (W3) [Adelung]
Abplündern, verb. reg. act. bey den Täschnern, einen Stuhl
abplündern, dasjenige, womit er bezogen ist, abnehmen. S. Plündern.
Abpochen (W3) [Adelung]
Abpochen, verb. reg. act. 1) Von pochen, schlagen, durch Pochen oder
Stoßen absondern; ingleichen das Pochen oder Schlagen vollenden; wie
auch sehr pochen und schlagen. So werden auf den Kupferhämmern die
Schrote zu Scheiben abgepachet, wenn sie zu breiten runden Scheiben
geschlagen werden, welches auch abbreiten heißt. 2) Von pochen,
minari, durch Pochen oder heftiges Drohen erhalten. Einem etwas
abpochen. Daher die Abpochung, in der ersten Bedeutung.
Abpöhlen (W3) [Adelung]
+ Abpöhlen, verb. reg. act. ein Kunstwort der Gärber, für abhaaren,
die Haare abstoßen, welches ohne Noth aus dem Franz. poile, das Haar,
gebildet ist.
Abposten (W3) [Adelung]
Abposten, verb. reg. act. in gewissen Posten oder Summen abzählen,
ein Zeitwort, welches nur im Forstwesen üblich ist, wo es so viel
bedeutet, als das verkaufte Holz dem Käufer in gewissen Posten
zuzählen. Daher die Abpostung.
Abprägen (W3) [Adelung]
Abprägen, verb. reg. act. 1) Völlig ausprägen. Eine Münze, ein
Schaustück abprägen. 2) Die Gestalt einer Sache durch das Gepräge
abbilden, so wohl in eigentlicher, als auch in figürlicher
Bedeutung.So wird in uns die Welt in Bildern abgeprägt, Dusch. Daher
die Abprägung, in der eigentlichen Bedeutung.
Abprallen (W3) [Adelung]
Abprallen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert, an
oder von etwas herab prallen, ingleichen wegprallen. Die Art prallte
an dem Aste ab. Der Ball ist von der Mauer abgeprallt.
Abprasseln (W3) [Adelung]
Abprasseln, S. Abknattern.
Abprellen (W3) [Adelung]
Abprellen, verb. reg. das Activum von abprallen, von etwas herab oder
hinweg prallen machen.
Abpressen (W3) [Adelung]
Abpressen, verb. reg. act. 1) Durch Pressen absondern. 2) Zur Genüge
pressen, und daher aus der Presse nehmen, bey den Buchbindern. Ein
Buch abpressen. Bey den Strumpfwirkern bedeutet abpressen, die
gemachten Maschen auf den Nadeln des Stuhles vermittelst der
Nadelpresse vereinigen. 3) Figürl. durch Pressen, d. i. unerlaubte
Zwangsmittel, von jemanden erhalten. Einem Geld, seine Einwilligung,
ein Geständniß abpressen. So auch die Abpressung.
Abprotzen (W3) [Adelung]
Abprotzen, verb. reg. act. in der Geschützkunst, von dem Protzwagen
heben; im Gegensatze des aufprotzen. Ein Stück, eine Kanone abprotzen.
Abprügeln (W3) [Adelung]
Abprügeln, verb. reg. act. gehörig, nach Verdienst prügeln. Einen
abprügeln, ihn derb, wacker abprügeln.
Abpuffen (W3) [Adelung]
+ Abpuffen, verb. reg. act. 1) Durch Püffe, d. i. dumpfig klingende
Schläge, absondern. So nennen verschiedene Handwerksleute das Abziehen
des todten Viehes, abpuffen. Einem Aase die Haut abpuffen, ingleichen,
ein umgefallenes Stück Vieh abpuffen. 2) Mit der Faust wacker
schlagen. Einen wacker abpuffen; palmis depuvire, Lucil. 3) In der
Chymie, so viel als verpuffen, welches üblicher ist. S. dasselbe.
Abputzen (W3) [Adelung]
Abputzen, verb. reg. act. überhaupt, den Putzen und die hervor
ragende Unreinigkeit wegschaffen. Besonders, 1) den Putzen an dem
Lichte wegnehmen. Das Licht abputzen, oder putzen. 2) Glatt, eben
machen; so heißt bey den Mäurern abputzen, den angeworfenen Kalk mit
dem Reibebrete gleich aus einander streichen. 3) In noch weiterm
Umfange der Bedeutung, als unrein, untauglich wegschaffen. Die
Unreinigkeiten abputzen. Noch mehr aber metonymisch, gehörig reinigen,
säubern. Die Weinstöcke abputzen. Ein Gefäß abputzen. Die Wurzeln
eines Baumes umher abputzen. 4) + Figürlich, einen wacker abputzen,
ihm einen derben Verweis geben, im gemeinen Leben. S. auch Ausputzer.
Abquälen (W3) [Adelung]
+ Abquälen, verb. reg. act. 1) Im gemeinen Leben, durch Quälen,
ingleichen durch unverschämtes Bitten, von einem erhalten. Einem etwas
abquälen. 2) Sehr quälen. Drum hab ich auch zu weinen angefangen, Und
meinen Geist mit Fasten abgequält, Opitz.
Abquerlen (W3) [Adelung]
Abquerlen, verb. reg. act. gehörig querlen. Die Suppe mit einem Eye
abquerlen, in den Küchen.
Abquetschen (W3) [Adelung]
Abquetschen, verb. reg. act. durch Quetschen absondern. Sich den
Finger abquetschen. Daher die Abquetschung.
Abquicken (W3) [Adelung]
Abquicken, verb. reg. act. welches nur in den Hüttenwerken und der
Scheidekunst üblich ist. 1) Golderz abquicken, es durch Quecksilber
von andern Mineralien scheiden, welches in dem Abquickbeutel von Leder
oder Parchent geschiehet. 2) Das abgetriebene Silber auf dem Herde mit
Wasser abkühlen. S. Quick. Daher die Abquickung in beyden Bedeutungen.
Abrädeln (W3) [Adelung]
Abrädeln, verb. reg. act. vermittelst eines kleinen Rades absondern.
Den Teig rings herum abrädeln, in den Küchen und bey den
Pasteten-Bäckern.
Abraffen (W3) [Adelung]
Abraffen, verb. reg. act. 1. Durch Raffen oben abnehmen, besonders in
den Mühlen. Die Müller raffen von vier Säcken oft ein Viertel ab. 2)
In der Landwirthschaft, das gehauene Getreide auf dem Felde zusammen
raffen, um es in Garben zu binden, welches von den Abraffern
geschiehet.
Abrafft (W3) [Adelung]
+ Das Abrafft, des -es, plur. inusit. dasjenige was abgeraffet wird,
besonders in den Mühlen, was an Korn, Schrot und Mehl oben in dem
Laufe bleibt, und von den Müllern zur Ungebühr heimlich weggeraffet
wird, daher es auch nur Raps oder Räps heißet.
Abrahams-Baum (W3) [Adelung]
Der Abrahams-Baum, des -es, plur. die -Bäume, ein Nahmen des
Keuschbaumes, der in Italien und Frankreich wild, in Deutschland aber
in den Gärten wächst. S. Keuschbaum.
Abrahmen (W3) [Adelung]
Abrahmen, verb. reg. act. den Rahm oder die Sahne von der Milch
nehmen; auch abfahnen. Die Milch abrahmen. In einigen Mundarten, z. B.
der Lausitzischen, auch Niedersächsisch abrohmen, ingleichen abflöten.
Abrainen (W3) [Adelung]
* Abrainen, verb. reg. act. an einigen Orten, mit Rainen, d. i.
Grenzen, absondern, abmarken. Ein Feld abrainen. Daher die Abrainung.
Abrasen (W3) [Adelung]
Abrasen, verb. reg. act. das Gras auf den Wiesen und Rasenflecken
abfressen; ein Wort, welches größten Theils nur bey den Jägern gehöret
wird.
Abraspeln (W3) [Adelung]
1. Abraspeln, verb. reg. act. mit der Raspel wegnehmen. Einen Ast, eine
Ecke abraspeln. Ingleichen mit der Raspel eben machen. Ein Bret, ein
Stück Holz abraspeln.
Abraspeln (W3) [Adelung]
2. + Abraspeln, ausfallen, von dem Getreide, S. Abrispeln.
Abraspen (W3) [Adelung]
Abraspen, S. Abrispen.
Abrathen (W3) [Adelung]
Abrathen, verb. irreg. act. S. Rathen. Durch guten Rath von einer
Sache abzuhalten suchen. Einen abrathen. Ingleichen, einen von etwas
abrathen, wie auch, einem eine Sache abrathen. Daher die Abrathung.
Abrathen bedeutet eigentlich durch guten Rath von einem Gegenstande
entfernen; daher ist es fehlerhaft, wenn man die Person, so fern sie
die Stelle der Sache vertritt, in der dritten Endung setzt, einem von
etwas abrathen. Wohl aber stehet die Person im Dative, wenn die Sache
im Accusative beygefüget wird: einem etwas abrathen.
Abrauben (W3) [Adelung]
* Abrauben, verb. reg. act. als einen Raub entziehen. Einem etwas
abrauben; ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Zeitwort, welches aber
im Opitz vorkommt. Abgeraubtes Gut.
Abrauchen (W3) [Adelung]
Abrauchen, verb. reg. act. et neutr. im letztern Falle mit seyn, in
der Scheidekunst, so wohl abdampfen, sich in Rauch auflösen, als
abdampfen machen. Einen flüssigen Körper in der Wärme abrauchen, oder
abrauchen lassen.
Abraufen (W3) [Adelung]
Abraufen, verb. reg. act. durch Raufen ab- oder wegnehmen. Die Wolle
von einem Felle abraufen. Abgeraufte Wolle, welche auch Raufwolle
heißt.
Abraum (W3) [Adelung]
Der Abraum, des -es, plur. inusit. 1) Die Handlung des Abräumens,
doch nur in einigen wenigen Fällen. So bedeutet das Wort im
Forstwesen, so wohl die Abführung, des einem Käufer angewiesenen und
gefälleten Holzes, als auch die Abödung eines Waldes, d. i. die
völlige Ausrottung des Holzes mit Stamm und Wurzeln. 2) Was ab- oder
weggeräumt wird. So bezeichnet es im gemeinen Leben alles, was von
einer Sache nach der daran verrichteten Arbeit übrig bleibt, und
weggeräumt wird. Ingleichen im Forstwesen, die kleinen Äste und Zweige
eines gefälleten Baumes, welche nicht zu Lager- und Klafterholz
taugen, und welche an einigen Orten auch der Afterschlag, Abschlag, in
der Schweiz das Abholz, und in Sachsen der Schoppen, der
Schuppenschlag genannt werden, von Schopf, der Wipfel. Im Bergbaue,
die Dammerde, welche eine Erzader, oder einen Steinbruch bedecket, und
abgeräumt werden muß. Im Bauwesen, den Schutt u. s. f.
Abräumen (W3) [Adelung]
Abräumen, verb. reg. act. von einem Raume oder Platze wegschaffen,
wegschaffen um Raum zu machen. Die Schüffeln, Töpfe, Bücher abräumen,
von dem Tische schaffen. Ingleichen, leer machen. Den Tisch, die Bank,
den Stuhl abräumen. Besonders im Forstwesen, so wohl, die gefälleten
Bäume aus dem Walde schaffen; als auch, das Holz in einem Walde
ausrotten, aböden, ausstocken. Einen Gang abräumen, im Bergbaue, die
darüber liegende Dammerde wegschaffen.
Anm. Die Oberdeutsche Mundart
liebet, wie in andern Fällen, also auch hier, in der zweyten Sylbe das
a, daher man auch bey den meisten Förstern dieses Wort abraumen
aussprechen höret.
Abraupen (W3) [Adelung]
Abraupen, verb. reg. act. die Raupen ablesen, wegschaffen. Einen Baum
abraupen, ihn von den Raupen befreyen.
Ab-rechen (W3) [Adelung]
Ab-rechen, verb. reg. act. mit dem Rechen abnehmen. Besonders in der
Landwirthschaft, die durch das Dreschen abgeschlagenen Ähren und
Stürzel mit dem Rechen wegnehmen.
Ab-rechling (W3) [Adelung]
+ Das Ab-rechling, des -es, plur. inusit. eben diese Ähren und
Stürzel, welche von einigen Landleuten auch das Grobe, das Afterig,
und das Kleine genannt werden.
Abrechnen (W3) [Adelung]
Abrechnen, verb. reg. act. 1) Durch Rechnen absondern, abziehen.
Diese zehn Thaler müssen von der Summe abgerechnet werden. 2) Mit
einem abrechnen, zusammen rechnen, und die Rechnung schließen.
Abrechnung (W3) [Adelung]
Die Abrechnung, plur. die -en. 1) Die Absonderung durch Rechnen, oder
der Abzug von der Rechnung; ohne Plural. Einem etwas auf Abrechnung
geben, auf Abschlag, damit es abgerechnet werde. 2) Die
Zusammenrechnung mit jemanden. Abrechnung mit einem halten.
Abrechte (W3) [Adelung]
* Die Abrechte, plur. die -n, ein nur bey den Tuchbereitern übliches
Wort, die linke Seite eines Tuches zu bezeichnen, von recht, und ab,
un. Daher ist bey ihnen abrechten, die groben Haare auf der linken
Seite der Tücher wegkratzen.
Abrechten (W3) [Adelung]
Abrechten, verb. reg. act. durch einen Rechtshandel von einem
erhalten. Einem etwas abrechten.
Abrecken (W3) [Adelung]
Abrecken, verb. reg. act. gehörig recken, nur auf den Blechhämmern,
wo die erste Ausdehnung des zu Blech bestimmten Eisens abrecken
genannt wird.
Abrede (W3) [Adelung]
Die Abrede, plur. die -n. 1) Eine vollendete gemeinschaftliche
Unterredung über etwas, Verabredung. Abrede mit einem nehmen. Abrede
wegen einer Sache nehmen. Genommener Abrede nach. Der genommenen
Abrede nachkommen. 2) Die Verneinung einer Sache; doch nur in der R.
A. nicht in Abrede seyn. Ich bin es nicht in Abrede, läugne es nicht.
Ichbin nicht in Abrede, daß nicht mancher Fehler dabey sollte
vorgegangen seyn. Er ist nichts in Abrede, Less. Bejahender Weise ist
dieses Wort nicht gebräuchlich.
Anm. Ab druckt in der ersten Bedeutung
ein Vollenden, in der zweyten aber den Gegensatz aus. Der Plural ist
in der ersten Bedeutung selten, in der zweyten aber ganz ungewöhnlich.
Abreden (W3) [Adelung]
Abreden, verb. reg. 1. Activum a) Sich wegen einer Sache hinlänglich
unterreden, sich über etwas bereden. Etwas mit einem abreden. Es ist
eine abgeredete Sache. Abgeredeter Maßen. Reden sie das Nöthige mit
ihm ab, Less. b) + Sich abreden, durch vieles Reden ermüden. 2. *
Neutrum, mit haben, aberwitzig reden, besonders in hitzigen
Krankheiten; welche Bedeutung im Hochdeutschen aber eben so
ungewöhnlich ist, als die Bedeutung des Abrathens, welche letztere nur
Steinbach anführet.
Anm. In Oberdeutschland ist auch das Nebenwort
abredig, in der zweyten Bedeutung des Hauptwortes Abrede üblich; etwas
abredig seyn, es verneinen. Allein im Hochdeutschen kennet man es
nicht.
Abregnen (W3) [Adelung]
+ Abregnen, verb. imperf. reg. im gemeinen Leben, bis zur Erschöpfung
regnen, völlig ausregnen. Es hat schon abgeregnet.
Abreiben (W3) [Adelung]
Abreiben, verb. irreg. act. S. Reiben. 1) Durch Reiben wegschaffen.
Den Roth abreiben, von dem Kleide reiben. Den Rost abreiben.
Ingleichen durch Reiben gehörig reinigen, glätten. Die Kleider
abreiben. Ein Gewehr mit Bimsstein, eine Fläche mit Schachtelhalm
abreiben. 2) Durch Reiben abnützen. Die Schuhe abreiben. Das Geld
reibt sich durch vieles Ausgeben ab. 3) Durch Reiben zur
Vollkommenheit bringen. Die Farben abreiben, gehörig, zur Genüge
reiben. Einen Wetzstein abreiben, ihm durch Reiben die gehörige
Gestalt geben. So auch die Abreibung.
Abreichen (W3) [Adelung]
Abreichen, verb. reg. act. 1) Mit ausgestrecktem Arme erreichen,
daran reichen. Ich kann es kaum abreichen, kann daran reichen. 2) + Im
gemeinen Leben auch wohl so viel, als abgeben, einen Brief abreichen.
Abreifen (W3) [Adelung]
Abreifen, verb. reg. 1. * Neutrum, mit seyn, von reif, maturus,
völlig reif werden; im Hochdeutschen sehr ungewöhnlich.Ihr abgereifter
Witz beschämte tausend Frauen, Günth.2. Activum, von Reif, circulus,
den Reif oder Rand einer Sache wegnehmen. So bedeutet reifen oder
abreifen bey den Schlössern, an der groben geschwärzten
Schlösserarbeit mit dem Reifkolben die scharfen Ecken abstoßen.
Ingleichen in der Holstein. Landgerichtsordnung, einem von seinem
Acker etwas abreifen, abzwacken. Daher die Abreifung in der Bedeutung
des Activi.
Abreihen (W3) [Adelung]
Abreihen, verb. reg. act. was aufgereihet ist, aus einander nehmen.
Perlen, Äpfel abreihen.
Abreise (W3) [Adelung]
Die Abreise, plur. inusit. die Reise von einem Orte. Am Tage vor
meiner Abreise. Unsere Abreise ist auf morgen festgesetzet. Seine
Abreise beschleunigen.
Abreisen (W3) [Adelung]
Abreisen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt,
von einem Orte reisen. Wann werden sie abreisen? + Über Hals und Kopf
abreisen, in der größten Eil. Der König ist bereits von Berlin
abgereiset.
Abreißen (W3) [Adelung]
Abreißen, verb. irreg. S. Reißen.1) Als ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte seyn, schnell und mit Gewalt abgehen, abgerissen werden.
Der Strick riß ab. Der Knopf ist abgerissen. Die Kleider sind
abgerissen, durch langen Gebrauch zerrissen.2) Als ein Activum. (a)
Durch Reißen absondern, so wohl in der eigentlichen Bedeutung,
vermittelst eines Risses absondern. Ein Stück von einem Kleide, von
einem Zeuge, von einem Papiere abreißen. Das Pferd hat sich
abgerissen, hat die
Halfter zerrissen. Als auch in uneigentlicherer, mit Gewalt absondern.
Einer Taube den Kopf abreißen. Das Siegel abreißen. Ein Schloß
abreißen. Ich riß ihr armes Häuschen ab, Weiße. Sein frischer Lorber
ward ihm vom Tode abgerissen, Dusch. Und in figürlicher. Sich von
einem, oder von einer Gesellschaft abreißen, sich ungern, mit einer
Art von Zwange von derselben trennen. (b) Durch den Gebrauch
zerreißen, abnützen, besonders von Kleidungsstücken. Er reißt viel
Kleider ab. Ein abgerissener (zerrissener) Rock; wofür die
Oberdeutschen abschleißen, verschleißen, sagen. Ein abgerissener
Mensch, der in zerrissenen Kleidern einher gehet. (c) Durch Reißen, d.
i. Zeichnen, abbilden. Eine Person, ein Gebäude, eine Gegend abreißen.
Daher die Abreißung, in der ersten und zweyten Bedeutung des Activi.
Abreißer (W3) [Adelung]
Der Abreißer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Werkzeug zum Abreißen,
d. i. Figuren, oder Linien zu reißen, bey verschiedenen Handwerkern.
Bey den Holzarbeitern ist es ein Pfriemen, Linien damit vorzureißen;
bey den Gärtnern, ein mit Eisen beschlagener Stab, die Figuren in den
Lustgärten damit abzureißen.
Abreiten (W3) [Adelung]
Abreiten, verb. irreg. S. Reiten. Es ist:1. Ein Neutrum, mit seyn,
von einem Orte wegreiten. Wir sind gestern von Hause, von Dresden, aus
Berlin abgeritten.2. Ein Activum. (a) Durch Reiten, oder im Reiten
absondern. Er hat dem Pferde beyde Hufeisen abgeritten. (b) Durch
vieles Reiten entkräften. Sich abreiten, ein Pferd abreiten, ein
abgerittenes Pferd. (c) Gehörig zureiten. Ein Pferd abreiten. Ein auf
der Schule abgerittenes Pferd.
Abrennen (W3) [Adelung]
Abrennen, verb. irreg. S. Rennen, welches auf gedoppelte Art üblich
ist.1. Als ein Neutrum, mit seyn, von einem Orte hinweg rennen. Sie
sind von hier abgerannt. Die Pferde rannten von dem Wege ab.2. Als ein
Activum, da es billig regulär conjugiret werden sollte, obgleich es
noch von den wenigsten geschiehet. (a) Durch Rennen oder im Rennen
absondern. Einem den Hut abrennen. Ingleichen, sich die Hörner
abrennen, in figürlichem Verstande, wie sie ablaufen, durch
nachtheilige Erfahrung klüger werden.Der sich bereits schon längst die
Hörner abgerannt, Rost.(b) Durch Rennen einer Sache berauben, im
Rennen zuvor kommen, so wohl in eigentlicher als figürlicher
Bedeutung, wie ablaufen. Einem den Rang, den Vortheil abrennen.Dem
Heere, so ihr naht, das Vortheil abzurennen, Opitz. S. Rennen.
Abrichten (W3) [Adelung]
Abrichten, verb. reg. act. einer Sache die gehörige Richtung geben,
doch mit verschiedenen Nebenbegriffen. 1) Im eigentlichsten Verstande.
So bedeutet auf den Eisenhämmern, das Stabeisen abrichten, es völlig
gerade richten, welches vermittelst des Abrichthammers auf dem
Abrichtstabe oder Abrichtstocke, einer Art eines Amboßes, geschiehet.
Die Schienen abrichten, ihnen die gehörige Krümme geben. Bey den
Tischlern richtet man ein Bret ab, wenn es so wohl in der Länge als
Breite gerade abgehobelt wird. Bey den Böttchern richtet man den Boden
ab, wenn man ihn rings herum eben macht. 2) In weiterer Bedeutung,
einer Sache die gehörige Richtung zur völligen Bearbeitung geben,
besonders durch richtige Abmessung. Dahin gehöret das Abrichten oder
Formiren der Buchbinder, wenn nach dem Ansetzen die gehörige Größe der
Schalen eines Buches bestimmt wird; ingleichen abrichten in den
Bergwerken, das Bühnloch und den Anfall, worein der Stämpel gelegt
wird, richtig abmessen. Auch bey den Mäurern wird eine Mauer
abgerichtet, wenn sie mit der Setzwage abgewäget wird, damit sie
überall wasserrecht bleibe. 3) In figürlicher Bedeutung, die gehörige
Fertigkeit beybringen,durch beygebrachte Fertigkeiten geschickt
machen, so wohl von Thieren. Einen Jagdhund abrichten. Einen Hund zur
wilden Schweinsjagd abrichten. Ein Pferd zur Jagd, einen Vogel zur
Beitze abrichten. Als auch von Menschen. Einen Bedienten, einen
Lehrling abrichten. Er ist auf seinen Nutzen vortrefflich abgerichtet.
Seine Kinder auf das Stehlen, oder zum Stehlen abrichten. Er ist zu
aller Bosheit abgerichtet. Daher die Abrichtung in allen obigen
Bedeutungen.
Anm. Abrichten gehet in der dritten Bedeutung mehr auf die
Fertigkeit, so wie unterrichten mehr auf die Erkenntniß. Abrichten,
durch Urtheil und Recht absprechen, von richten, judicare, ist
veraltet, so wie verschiedene andere Bedeutungen dieses Zeitwortes,
welche beym Haltaus h. v. nachgesehen werden können. Abrichten
bedeutet in Preußen auch so viel als beschmutzen, so wie in andern
Niedersächsischen Gegenden zurichten.
Abriegeln (W3) [Adelung]
Abriegeln, verb. reg. act. durch Vorschiebung des Riegels
verschließen. Eine Stube abriegeln.
Abrieseln (W3) [Adelung]
Abrieseln, verb. reg. neutr. mit seyn, los gehen und herunter
rieseln, sich in kleinen festen Theilchen absondern, wofür in einigen
Gegenden abröhren üblich ist. Der Kalk ist von der Mauer abgerieselt.
Der Sand rieselte von dem Berge ab. S. Rieseln.
Abriffeln (W3) [Adelung]
+ Abriffeln, verb. reg. act. welches ein Intensivum von abreiben und
abraufen ist, S. Riffeln. Den Flachs abriffeln, oder riffeln, die
Samenkapseln vermittelst der Raufe oder Riffel absondern.
Abrinden (W3) [Adelung]
+ Abrinden, verb. reg. act. der Rinde berauben. Einen Baum abrinden,
die Rinde abschälen. Das Brot abrinden.
Abrindig (W3) [Adelung]
Abrindig, -er, -ste, adj. et adv. Abrindiges Brot, abgebackenes, wenn
die Rinde von der Krume abstehet. + Sich abrindig sitzen oder gehen,
im Scherze, sich durch vieles Sitzen oder Gehen Blasen verursachen.
Abrinnen (W3) [Adelung]
+ Abrinnen, verb. irreg. neutr. S. Rinnen, welches das Hülfswort seyn
erfordert, hinab rinnen. Das Wasser ist von dem Berge abgeronnen, doch
nur in der niedrigen Sprechart.
Abrippen (W3) [Adelung]
Abrippen, verb. reg. act. von welchem doch nur das Particip. Pass. im
gemeinen Leben üblich ist. Ein gut abgeripptes Pferd, welches einen
guten Bau der Rippen hat.
Abrispen (W3) [Adelung]
+ Abrispen, verb. reg. neutr. mit seyn, in der Landwirthschaft. Der
Hafer rispet ab, wenn er bey dem Aufharken aus der Rispe fällt; in
manchen Gegenden abraspen, abraspeln.
Abriß (W3) [Adelung]
Der Abriß, des -sses, plur. die -sse, von abreißen, in der dritten
Bedeutung des Activi, die Abbildung einer Sache nach ihren
wesentlichen Theilen, der Riß, Entwurf. Der Abriß eines Hauses, einer
Festung. Einen Abriß von etwas machen oder nehmen. Einen Abriß lesen,
oder nennen, bey den Webern, den Arbeitern stückweise sagen, was für
Fäden vermöge des Abrisses gehoben werden müssen.
Abrohren (W3) [Adelung]
Abrohren, verb. reg. act. mit dem gehörigen Rohre versehen. So wird
von den Mäurern eine Decke oder Wand abgerohret, wenn sie gehörig mit
Rohr beschlagen wird.
Abröhren (W3) [Adelung]
* Abröhren, S. Abrieseln.
Abrollen (W3) [Adelung]
Abrollen, verb. reg. 1. Ein Neutrum. (a) + Mit seyn, rollend herab
fallen. Es rollten Steine von dem Berge ab. Die Thränen rollten hier
von ihren Wangen ab, Rost. (b) Mit haben, das Rollen der Wäsche
vollbringen. Die Wäscherinnen haben abgerollet. In einigen Gegenden
abmangeln.2. Ein Activum. (a) + Hinab rollen. Einen Stein von dem
Berge abrollen. (b) Was zusammen gerollet war, völlig aus einander
rollen. Ein Stück Zeuges abrollen. (c) Bey den Buchbindern, die
krausen Einfassungen der Bücher mit dem Rolleisen völlig abdrucken.
Geschiehet es mit Stämpeln, so heißt es abstämpeln. (d) Mit der
Wäschrolle zur Genüge glätten. Ein Stück Zeuges abrollen.
Abrosten (W3) [Adelung]
Abrosten, verb. reg. neutr. mit seyn, durch Rost abgesondert werden.
Der Knopf ist von der Stange abgerostet.
Abrotten (W3) [Adelung]
+ Abrotten, verb. reg. neutr. mit seyn, durch Fäulniß abgesondert
werden, besonders in Niedersachsen. So sagt man von dem Getreide, daß
es abrotte, wenn es zu lange auf dem Schwade liegen bleibt, so daß es
ausfällt.
Abrücken (W3) [Adelung]
Abrücken, verb. reg. act. von etwas hinweg rücken. Den Tisch
abrücken. Den Stuhl von der Wand abrücken. Die Zeilen abrücken,
absetzen, neue anfangen. Daher die Abrückung.
Abrudern (W3) [Adelung]
Abrudern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, vermittelst der
Ruder sich von einem Orte entfernen. Von dem Lande abrudern.
Abruf (W3) [Adelung]
Der Abruf, des -es, plur. inusit. von dem folgenden. 1) Die
Verkündigung von einem höhern Orte. 2) Die Abforderung oder das
Abrufen eines Vasallen aus einem fremden Dienste.
Abrufen (W3) [Adelung]
Abrufen, verb. irreg. act. S. Rufen. 1) Von einem erhabenen Orte mit
lauter Stimme verkündigen. Der Nachtwächter hat schon zehen abgerufen,
weil solches ehedem von einem erhöheten Orte geschah. 2) Zum letzten
Mahle rufen. Der Wächter ruft ab, hat schon abgerufen, ruft gegen
Morgen zum letzten Mahle ab. 3) Von einem Orte wegrufen. Jemanden aus
der Kirche, aus der Komödie abrufen. Einen von seinen Geschäften
abrufen. Einem die Kunden, die Kaufleute abrufen, eine gewöhnliche
Unart der kramenden Handwerker, wenn sie nicht weit von einander feil
haben. Besonders in fremden Diensten befindliche Vasallen zu sich
rufen, mit einem Lateinischen Worte avociren. S. auch Abberufen. 4)
Durch Rufen erreichen. Er ist bereits so weit, daß man ihn nicht mehr
abrufen kann. 5) + Sich abrufen, sich matt und müde rufen, ist
niedrig. Daher die Abrufung.
Anm. Geld abrufen, wird in Oberdeutschland
auch für verrufen gesaget; ingleichen der Abruf des Geldes.
Abrühren (W3) [Adelung]
Abrühren, verb. reg. act. 1) Zur Genüge rühren, zu einem Breye
rühren. Das Mehl, die Eyer abrühren, in den Küchen. Die Suppe mit
einem Eye abrühren, wie abquerlen. 2) Durch Rühren absondern. Pflaumen
abrühren, sie im Sieden durch Umrühren von den Kernen absondern.
Abründen (W3) [Adelung]
Abründen, oder Abrunden, verb. reg. act. gehörig rund machen. Ein
Brett, ein Stück Metall abründen. So auch die Abründung oder
Abrundung.
Abrupfen (W3) [Adelung]
Abrupfen, verb. reg. act. durch Rupfen absondern, wegschaffen.
Blätter von einem Baume abrupfen. Der Gans die Federn abrupfen.
Ingleichen, durch Rupfen kahl machen. Eine Gans, ein Huhn abrupfen.
Daher die Abrupfung.
Anm. Die figürliche Bedeutung, in welcher Opitz
sang: Wenn nachmahls uns der kurzen Rast Gewinn Wird abgerupft, so
fliegen wir dahin, ist im Hochdeutschen nicht gebräuchlich.
Abrüsten (W3) [Adelung]
Abrüsten, verb. reg. neutr. mit haben, ein Gerüst abbrechen, im
Gegensatze des aufrüsten.
Abrutschen (W3) [Adelung]
+ Abrutschen, verb. reg. neutr. mit seyn, in den niedrigsten
Sprecharten für abgleiten.
Abrütteln (W3) [Adelung]
Abrütteln, verb. reg. act. durch Rütteln absondern, wegschaffen.
Absäbeln (W3) [Adelung]
Absäbeln, verb. reg. act. mit dem Säbel abhauen. Einem den Kopf,
einen Arm absäbeln. S. Säbel.
Absacken (W3) [Adelung]
Absacken, verb. reg. act. 1) Eigentlich, eine in einem Sacke
befindliche Last abnehmen. Einen Esel absacken. 2) + Figürlich, doch
nur im niedrigen Scherze, einen des Seinigen berauben. Einem sein
Geld, eine gemachte Beute absacken.
Anm. Absacken in der Bedeutung des
Abpflügens, wird richtiger abzacken und abzackern geschrieben. S. das
letzte.
Absäen (W3) [Adelung]
Absäen, verb. reg. act. 1) Bey den Fell- und Lederbereitern, dieFelle
inwendig vor dem Beitzen mit Schrot von Getreide gehörig bestreuen. S.
auch Ansäen. 2) Abgesäeter Lein, in Schlesien, der durch wiederhohlte
Aussaat schlechter geworden ist, im Gegensatze des frischen Samens. 3)
Ein abgesäeter Acker, der durch fortgesetzte Bestellung entkräftet
worden, dem man keine Brache oder Ruhe verstattet hat.
Absage (W3) [Adelung]
Die Absage, plur. die -n, von dem folgenden. 1) Die Aufkündigung oder
Widerrufung einer vorher bedungenen oder bestellten Sache; die
Aufsagung. Besonders, 2) * die ehedem so übliche Aufkündigung der
Freundschaft, und damit verbundene Ankündigung thätlicher
Feindseligkeiten. Einem Absage thun. Ingleichen die Schrift, worin
solches geschahe, welche auch ein Absagebrief, oder Fehdebrief, und im
Nieders. Entsagebrief genannt wurde. 3) * Die Begebung eines Rechts,
die Verzicht. In allen drey Bedeutungen kommt dieses Wort heut zu Tage
wenig mehr vor.
Absagen (W3) [Adelung]
Absagen, verb. reg. Es ist:I. Ein Activum. 1) Eine getroffene Abrede
widerrufen, eine bestellte Sache aufsagen. Eine bestellte Arbeit
absagen. Einen Besuch absagen lassen. Die Versammlung absagen. 2) +
Einem etwas absagen; es ihm absprechen, nur im gemeinen Leben.II. Ein
Neutrum, mit haben, und dem Dative der Person. 1) * Einem absagen, ihm
thätliche Feindseligkeiten ankündigen. Diese Bedeutung ist mit den
ehemahligen Formalien der Sache selbst veraltet, und nur noch der
Ausdruck, ein abgesagter, d. i. öffentlicher, erklärter Feind, davon
übrig. 2) Sich einer Person oder Sache förmlich begeben, erklären, daß
man keinen Theil an derselben, keine Verbindung mit ihr haben wolle;
edler ihr entsagen. Einem Knechte, einer Sache, einer Person absagen.
Dem unordentlichen Leben absagen. Sind diese Ergetzungen es werth, daß
man ihnen zu Gefallen der Vernunft und der Gottheit absaget? Kästn.
Und sie, sie selbst sagen Climenen ab? Cron. So auch die Absagung, in
allen obigen Bedeutungen.
Anm. Einem etwas absagen, für abschlagen, im
Gegensatze des Zusagens, und, einem das Leben absagen, bey dem Opitz,
Ps. 109, 31. für absprechen, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich. Der
Unterschied, welcher in den Rechten zwischen Absage in der zweyten
Bedeutung und Fehde gemacht wird, ist eine bloße Grille der neuern
Rechtslehrer. Wachter leitet absagen in der zweyten Bedeutung nicht
von sagen, dicere, sondern von dem alten sachan, litem contestari,
her; aber ohne Roth und ohne Anführung hinlänglicher Beweisgründe. S.
auch Entsagen, ingleichen Sache.
Absägen (W3) [Adelung]
Absägen, verb. reg. act. mit der Säge absondern. Einen Ast, einen
Baum, ein Glied absägen. Daher die Absägung.
Absahnen (W3) [Adelung]
Absahnen, verb. reg. act. die Milch absahnen, die Sahne davon nehmen,
wie Abrahmen.
Absatteln (W3) [Adelung]
Absatteln, verb. reg. act. den Sattel abnehmen. Ein Pferd absatteln.
Absatz (W3) [Adelung]
Der Absatz, des -es, plur. die -sätze, von absetzen, doch nur in
einigen Bedeutungen. 1) Die Handlung des Absetzens, ohne Plural; nur
in einigen wenigen Fällen. Der Absatz einer Münzsorte, besser die
Abwürdigung, Verrufung derselben. Ein Glas ohne Absatz austrinken,
ohne es von dem Munde abzusetzen. + Zuweilen auch in weiterer
Bedeutung, die Unterbrechung einer Handlung. Ohne Absatz laufen,
welches aber zweydeutig ist. 2) Der Zustand, da etwas abgesetzet wird;
auch ohne Plural, und gleichfalls nur in einigen figürlichen
Bedeutungen. (1) Der Vertrieb, Verkauf einer oder mehreren Waaren.
Vielen Absatz haben, viele Waaren verkaufen. Ein Kaufmann hat starken,
schlechten Absatz wenn er viel, wenig verkauft. Ich verspreche mir von
dieser Waare einen guten Absatz. In dieser Be-
deutung sagt man im Oberdeutschen Verschließ oder Verschluß, in
Westphalen Slett, Slette, und in andern Niedersächsischen Gegenden
Bedrief, (2) * Der Zustand merklicher Unähnlichkeit bey erwarteter
Ähnlichkeit. Einen Absatz gegen etwas machen, einen Contrast, dagegen
abstechen. Es ist unbeschreiblich, welchen rührenden Absatz ihr
Betragen gegen ihre Kleidung machte. Die Liebe macht in den Augen
eines Menschen, der ihr Gegenstand nicht ist, einen Absatz, der diesem
letztern nachtheilig werden kann, Hermes. In dieser Bedeutung ist es
von einigen Neuern versucht worden, das ausländische Contrast zu
ersetzen, wozu es aber wegen seiner Vieldeutigkeit eben nicht sehr
geschickt ist. S. Absetzen, auch Abstich und Abstechen.3) Dasjenige,
was abgesetzet wird, oder abgesetzet worden, mit dem Plural; in
verschiedenen Bedeutungen des Zeitwortes. Besonders der Ort, wo eine
gerade Linie oder Fläche, und in weiterer Bedeutung, wo eine Handlung
in ihrem Fortgange unterbrochen wird. Der Absatz eines Berges, wo er
in seiner geraden Höhe unterbrochen wird. Der Absatz an einem Kohre
oder Halme, welcher auch der Knoten, und in Oberdeutschland das
Gleich, d. i. Gelenk, genannt wird. Der Absatz in der Baukunst, die
Glieder des Säulenfußes zwischen dem Grundsteine und dem Würfel. Der
Absatz in den Gärten, ein eingefaßtes Blumenbeet längs den Gängen und
Wänden. Der Absatz einer Treppe. Der Absatz an einem Fahrschachte, in
den Bergwerken, so auch ein Abtritt, ingleichen eine Wechselbühne
genannt wird. Der Absatz eines Ganges, wenn der Gang von seinem
Streichen absetzet oder abweichet. Der Absatz in einer Schrift, wenn
eine neue Zeile vorne angefangen wird, und in weiterer Bedeutung, oft
eine jede Abtheilung in derselben. Der Absatz in einem Liede, die
Strophe. Der Absatz an den Schuhen, der erhöhete Theil unter der
Ferse. Daher bey den Schuhmachern der Absatzdraht, womit die Absätze
vermittelst des Absatzortes und der Absatzwecken angenähet werden; der
Absatzschneider, der die hölzernen Absätze für die Schuhmacher
schneidet.
Absätzig (W3) [Adelung]
+ Absätzig, adj. et adv. welches nur in den Bergwerken üblich ist.
Ein absätziger Ort, dessen Beschaffenheit eine Abänderung leidet; wenn
sich z. B. in einem geschmeidigen Steine eine Bergfeste zeiget.
Absäubern (W3) [Adelung]
Absäubern, verb. reg. act. sauber machen, von Unreinigkeiten
befreyen. Einen Topf, ein Geschirr absäubern. Das Erz absäubern, in
den Bergwerken. Daher die Absäuberung.
Absaufen (W3) [Adelung]
+ Absaufen, verb. irreg. act. S. Saufen. 1) Durch Saufen wegnehmen.
Etwas oben absaufen. 2) Sich durch Saufen in Ansehung einer
Schuldforderung bezahlt machen. Eine Schuldforderung absaufen. 3)
Durch Saufen einer Sache berauben, ein dem gelehrten Pöbel auf
Universitäten hinlänglich bekannter Gebrauch. Und Leipzigs Krone ward
dem Feigen abgesoffen, Zach. 4) Sich absaufen, durch unmäßiges Trinken
entkräften. In allen diesen Bedeutungen gehöret es, so wie das
einfache saufen, in die niedrigste Schreib- und Sprechart.
Absäugeln (W3) [Adelung]
Absäugeln, verb. reg. act. welches das Diminutivum von absäugen ist,
und von den Gärtnern auch in dessen Bedeutung gebraucht wird.
Absaugen (W3) [Adelung]
Absaugen, verb. irreg. act. S. Saugen. 1) Das Äußere einer Sache
durch Saugen wegnehmen. 2) Durch vieles Saugen entkräften. Das Kind
hat die Amme ganz abgesogen.
Absäugen (W3) [Adelung]
Absäugen, verb. reg. act. 1) Zur Genüge säugen. Ein Kind absäugen, es
bis zur Sättigung säugen. 2) * Entwöhnen, im Hochdeutschen
ungewöhnlich. Als er ist abgeseuget vonsiner muter, heißtes in einem
alten Psalter von 1503. 3) Durch Säugen absondern, besonders im
Gartenbaue, einen Zweig eines Baumes, ohne ihn abzuschneiden, auf
einen andern Stamm pfropfen; welche Verrichtung auch absäugeln und
ablactiren genannt, und irrig mit dem Ablegen verwechselt wird. Daher
die Absäugung.
Absceß (W3) [Adelung]
Der Absceß, des -sses, plur. die -sse, aus dem Lateinischen
abscessus, bey den Mundärzten, ein Geschwür, eine Eiterbeule.
Abschaben (W3) [Adelung]
Abschaben, verb. reg. act. durch Schaben wegschaffen. Den Koth von
dem Kleide, das Moos von den Bäumen abschaben. Ingleichen durch
Schaben reinigen. Das Kleid, den Baum abschaben. Wie auch durch
Schaben glatt machen, beschaben. Ein Holz mit Glas abschaben.
Abschäbsel (W3) [Adelung]
+ Das Abschäbsel, des -s, plur. inus. was von einer Sache abgeschabet
worden, das Schabsel.
Abschachteln (W3) [Adelung]
Abschachteln, verb. reg. act. bey verschiedenen Künstlern, mit
Schachtelhalm abreiben, oder glatt machen. Einen Tisch, ein Kästchen
abschachteln.
Abschaffen (W3) [Adelung]
Abschaffen, verb. reg. act. von schaffen, befehlen. 1) Was man
gewöhnlich um sich hatte, zu seinem Dienste hatte, wegschaffen, von
Menschen und Thieren. Einen Bedienten abschaffen. Sein Gesinde
abschaffen. Pferde und Wagen abschaffen. Einen Hund, eine Katze, das
Federvieh abschaffen. 2) Durch einen Befehl aufhören machen, aufheben.
Ein Gesetz, einen Gebrauch, eine Gewohnheit abschaffen. Die vielen
Feyertage sind in den meisten Ländern abgeschaffet worden. Dieser
Mißbrauch ist längst abgeschaffet worden. So auch die Abschaffung.
Anm.
Die Sache, welche abgeschaffet wird, wird in beyden Fällen als
nachtheilig, wenigstens als überflüssig voraus gesetzt; daher dieses
Zeitwort allemahl einen harten Nebenbegriff hat. In der ersten
Bedeutung wird es im Hochdeutschen außer den angeführten Fällen nicht
leicht gebraucht. Allein in Oberdeutschland bedeutet es überhaupt so
viel, als sich einer Person entledigen, und man sagt daselbst so wohl,
einen Bettler abschaffen, einen mit Ungestüm abschaffen, d. i.
abweisen, als auch, einen aus der Gesellschaft abschaffen.
Abschälen (W3) [Adelung]
Abschälen, verb. reg. act. der Schale berauben, als Schale absondern,
schälen. Obst abschälen, abgeschälte Äpfel. Einen Baum abschälen. Die
Rinde abschälen. Sich abschälen, als Schale, blätterweise abgehen; in
den gemeinen Sprecharten abschelfern. Einen wilden Boden abschälen,
den Rasen mit dem Schälpfluge wegnehmen, ihn entrasen. Daher die
Abschälung.
Abschalmen (W3) [Adelung]
+ Abschalmen, verb. reg. act. welches in der Niedersächsischen
Mundart, besonders in der Mark Brandenburg, im Forstwesen üblich, und
eigentlich mit abschälen einerley ist. Besonders bedeutet es daselbst,
1) die Bäume im Walde vermittelst des Anschälens zeichnen; und dann,
2) figürlich, einen Theil der Weide in den Wäldern absondern, welches
vermittelst eines solchen Anschälens der Bäume geschiehet. S. Schalm
und Schalmen.
Abschank (W3) [Adelung]
* Der Abschank, des -es, plur. car. S. Abschenken.
Abschärfen (W3) [Adelung]
Abschärfen, verb. reg. act. 1) Der Schärfe, besonders der scharfen
Ecken berauben. So wird bey den Buchbindern und Schustern das Leder
abgeschärft, wenn es am Rande dünner geschnitten wird. In eben
demselben Verstande gebrauchen es auch die Holz- und Metallarbeiter.
2) Bey den Jägern so viel als ablösen oder abschneiden. Daher die
Abschärfung.
Abscharren (W3) [Adelung]
Abscharren, verb. reg. act. durch Scharren wegbringen. Den Ruß, den
Teig abscharren. Den Kalk von der Wand abschar-
ren. Ingleichen durch Scharren gehörig reinigen. Den Trog, die Wand
abscharren. Die Hauptwörter Abscharrsel und Abscharricht, für
dasjenige, was abgescharret wird, sind nur im Oberdeutschen üblich.
Abschatten (W3) [Adelung]
Abschatten, verb. reg. act. einen Schattenriß von etwas machen;
Franz. silhouetter. Eine Person abschatten. So auch die Abschattung.
Abschauen (W3) [Adelung]
* Abschauen, verb. reg. act. Einem etwas, nur im Oberdeutschen, für,
es ihm absehen.
Abschauern (W3) [Adelung]
+ Abschauern, verb. reg. act. vermittelst einer Scheidewand
absondern, nur in einigen Gegenden. In Niedersachsen abscheren. S.
auch Abkleiden.
Abschaufeln (W3) [Adelung]
Abschaufeln, verb. reg. act. mit der Schaufel von etwas wegschaffen.
Den Schnee abschaufeln, von dem Dache. Ingleichen, auf diese Art
reinigen. Das Dach abschaufeln.
Abschaum (W3) [Adelung]
Der Abschaum, des -es, plur. car. 1) Eigentlich, was abgeschäumet
worden, eine abgeschäumte Unreinigkeit; welche Bedeutung doch selten
ist. 2) Figürlich, das schlechteste, schändlichste seiner Art. Der
Abschaum des Witzes eines Zotenreißers. Er ist der Abschaum von allen
bösen Buben. Der Abschaum des menschlichen Geschlechts, Faex
perditorum sentina et purgamenta reipublicae.
Abschäumen (W3) [Adelung]
Abschäumen, verb. reg. act. in Gestalt des Schaumes wegschaffen. Die
Unreinigkeiten abschäumen. Ingleichen, von dem Schaume befreyen, der
in Gestalt des Schaumes vorhandenen Unreinigkeiten entledigen. Das
Fleisch, den Honig, den Zucker abschäumen. Daher die Abschäumung.
Abscheeren (W3) [Adelung]
Abscheeren, S. Abscheren.
Abscheiden (W3) [Adelung]
Abscheiden, verb. irreg. ( S. Scheiden,) welches auf gedoppelte Art üblich ist.1. Als ein Activum, von andern Dingen scheiden.
a) In der Chymie, Körper, die mit einander vermischt sind, von einander sondern. Gold von dem Silber abscheiden, wo aber das einfache Scheiden üblicher ist. In den Hüttenwerken nennet man besonders das Scheiden des Goldes von dem Silber vermittelst des Scheidewassers, abscheiden.
b) In den Rechten an einigen Orten, Kindern ihren Antheil an der künftigen Erbschaft geben, und sie dadurch von allen künftigen Ansprüchen ausschließen, welches an einigen Orten auch absondern, abtheilen, abschichten, und ablegen genannt wird. Abgeschiedene Kinder.
c) * Den Abschied geben, verabschieden, welche Bedeutung aber veraltet ist, und unter andern nur noch in Luthers Übersetzung der Bibel vorkommt, wo man Matth. 5, 32. Kap. 19, 9. Luc. 16, 18. das Partic. Pass. eine Abgescheidete findet. S. Scheiden.
d) Von der Verbindung mit andern Menschen absondern, in welcher Bedeutung doch nur das Particip. abgeschieden üblich ist. Ein abgeschiedenes Leben führen, ein
einsames. In den Klöstern sollte man von der Welt abgeschieden seyn, abgesondert. S. auch Abgeschiedenheit.
2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, sich von einem Orte entfernen, aber jetzt nur noch als ein gemilderter Ausdruck des Sterbens. Aus dieser Welt, oder von der Welt abscheiden. Er ist bereits abgeschieden, d. i. verstorben; wofür man auch verscheiden saget. Ich habe Lust abzuscheiden und bey Christo zu seyn, Phil. 1, 27. Die abgeschiedenen Seelen, die Seelen der Verstorbenen.So auch die Abscheidung in der thätigen Bedeutung, das Abscheiden, besonders in der neutralen, und der Abschied in beyden.
Anm. Abscheiden für abreisen, Goth. afskaida, war ehedem sehr gebräuchlich.Die Kunigin im ein urlaub gab, Mit solchem da schid der pot ab, Thruerb. Unfalo vom Heldan abschid, ebend. Und in Oberdeutschland kommt diese Bedeutung noch vor. S. Abschied.
Abscheider (W3) [Adelung]
Der Abscheider, des -s, plur. ut. nom. sing. in den Hüttenwerken
derjenige, welcher das Gold vermittelst des Scheidewassers von dem
Silber scheidet.
Abschenken (W3) [Adelung]
* Abschenken, verb. reg. act. das bestimmte Maß Getränkes austheilen.
Besonders an einigen Höfen, den Cavaliers, welche dem Hofe folgen, auf
Reisen etwas zum Schlaftrunke reichen, welches der Abschank genannt
wird.
Abscheren (W3) [Adelung]
Abscheren, verb. irreg. act. S. Scheren. 1) Mit dem Schermesser
wegnehmen. Die Haare, den Bart abscheren. Ingleichen auf solche Art
reinigen; glatt machen. Das Haupt abscheren. 2) * Mit einer,
Scheidewand absondern, abtheilen, in einigen Gegenden abschauern, in
andern abkleiden.
Abscheu (W3) [Adelung]
Der Abscheu, des -es, plur. car. 1) Der höchste Grad der Abneigung
der Empfindungen von einem Gegenstande. Einen Abscheu vor etwas haben,
oder tragen, ist besser, als an etwas. Einem einen Abscheu vor etwas
beybringen. Ich empfinde bey mir einen gewissen Abscheu vor diesem
Gedanken, Dusch. 2) Figürlich, der Gegenstand des Abscheues. Diese
Sache ist mir ein Abscheu. Er ist ein Abscheu in jedermanns Augen. Es
ist ein Abscheu von einem Menschen, Gell.
Anm. In einigen Gegenden ist
es im weiblichen Geschlechte üblich, die Abscheu. S. Scheu.
Abscheuern (W3) [Adelung]
Abscheuern, (nicht abscheuren, S. Scheuern,) verb. reg. act. 1) Durch
Scheuern wegbringen. Den Schmutz abscheuern. Ingleichen, durch
Scheuern gehörig reinigen. Einen Kessel, ein Gefäß abscheuern. 2) +
Jemanden abscheuern, ihm einen derben Verweis geben.
Abscheulich (W3) [Adelung]
Abscheulich, -er, -ste, adj. et adv. 1) Abscheu erweckend. Ein
abscheulicher Mensch, ein abscheuliches Gesicht, abscheuliche Bilder,
ein abscheulicher Gestank, ein abscheuliches Laster, eine abscheuliche
That. Das ist abscheulich. Ich war mir selbst abscheulich, Dusch. Je
näher ich dem Abscheulichen komme, desto abscheulicher wird er mir,
Weiße. 2) + Sehr groß, sehr heftig, doch nur im gemeinen Leben und in
niedrigen Ausdrücken. Abscheuliche Summen, abscheuliche Unkosten. Nun
juckt mir das Schienbein abscheulich, Gell. Abscheulich reich,
abscheulich schön u. s. f. sind noch widersinniger.
Abscheulichkeit (W3) [Adelung]
Die Abscheulichkeit, plur. die -en, 1) Die Eigenschaft, Abscheu zu
erregen; ohne Plural. Kein Wort vermag, die Abscheulichkeit dieses
Anschlages auszudrucken. 2) Eine abscheuliche Sache, mit dem Plural.
Abscheuren (W3) [Adelung]
Abscheuren, S. Abscheuern.
Abschichten (W3) [Adelung]
+ Abschichten, verb. reg. act. für abtheilen; besonders in den
Rechten an einigen Orten, so viel, als abfinden, abscheiden,
abtheilen, d. i. mit einem Theile des Vermögens von der künftigen
Erbschaft ausschließen.
Abschicken (W3) [Adelung]
Abschicken, verb. reg. act. 1) Von einem Orte wegschicken, absenden.
Einen Bothen, einen Brief, Waare abschicken, wofür man in der höhern
Schreib- und Sprechart absenden saget. 2) Sein Gebeth zu Gott
abschicken, Seufzer zu dem Himmel, fromme Wünsche zur Vorsicht
abschicken, in figürlicher Bedeutung. Daher die Abschickung.
Abschieben (W3) [Adelung]
Abschieben, verb. irreg. S. Schieben.1) Ein Activum. (a) Durch
Schieben von einem Orte entfernen, von etwas hinweg schieben. Den
Tisch, einen Schrank abschieben, von der Wand. Und zuweilen im
gemeinen Leben auch
figürlich, eine Schuld, ein Verbrechen von sich abschieben. (b)
Jemanden abschieben, im Kegelspiele, wenn auf die meisten geschoben
wird, mehr schieben, als er. (c) Was zu viel war, abschieben, eben
daselbst, durch Schieben vermindern. Das Verlorne abschieben, es
wieder gewinnen.2. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, nur in der
Landwirthschaft, wo es von den Pferden, dem Horn- und Schafviehe
gebraucht wird, und die letzten Füllen-Kalbs- oder Lammeszähne
verlieren, bedeutet, welches bey den Schafen im fünften oder sechsten
Jahre geschiehet. Die Kuh hat noch nicht abgeschoben. Abgeschobenes
Vieh, welches abgeschoben hat.
Abschied (W3) [Adelung]
Der Abschied, des -es, plur. die -e, von dem Zeitworte abscheiden. Es führet überhaupt den Begriff der Absonderung und Abtheilung bey sich, wird aber nur in den figürlichen Bedeutungen des Verbi gebraucht. Es bezeichnet,
1) Nach Maßgebung des Activi abscheiden.
(a) Die Entlassung eines andern aus seinen Diensten; ohne Plural. Einem seinen Abschied geben, auch ihn verabschieden, so wohl in gutem als bösem Verstande; ersteres nur im gemeinen Leben, und wenn man ohne Achtung spricht. Einem Bedienten, einem Soldaten, einem Gesellen seinen Abschied geben. Den Abschied verlangen, fordern. Seinen Abschied nehmen, einen Dienst verlassen. Hiermit hast du deinen Abschied. Ingleichen das schriftliche Zeugniß, das man einem solchen bey seiner Entlassung gibt. Figürlich sagt man: den Sünden, den Lastern Abschied geben, sie verlassen, sie ablegen. Der Welt Abschied geben, so wohl sich der Verbindung mit der Welt und allen irdischen Dingen entziehen, als auch sterben.
(b) Was bey dem Schlusse einer gerichtlichen oder andern feyerlichen Versammlung beschlossen und ausgesprochen wird. So bedeutet Abschied in den Rechten die gerichtliche Entscheidung einer Sache, und die Schrift, welche solche enthält. So auch ein Landtagsabschied, ein Reichstagsabschied, oder Reichsabschied, ein Schluß, der bey dem Abschiede der Reichs- oder Landstände bekannt gemacht wird. (c) In einigen Niedersächsischen Gegenden, die Entlassung eines abgelebten Leibeigenen von dem Gute, da man ihn in einem Häuschen zur Ruhe setzet, die Abnahme. Der ihm zu seinem Unterhalte ausgesetzte Theil wird alsdann das Altentheil genannt.
2) Von dem Neutro, die Abreise von einem Orte, oder die Entfernung aus einer Gesellschaft, ohne Plural. Noch mehr aber die feyerlichen Umstände, welche die Höflichkeit in solchen Fällen eingeführet hat. Abschied von jemanden nehmen. Hinter der Thür Abschied nehmen, ohne Abschied zu nehmen fortgehen oder fortreisen. Der Abschied aus diesem Leben, der tödtliche Hintritt. Daher die Abschieds-Audienz eines Gesandten oder anderer vornehmen Personen; der Abschiedsbrief, der Abschiedsbesuch, das Abschieds-Compliment, die Abschiedsrede, das Abschiedsgedicht, der Abschiedsschmaus u. s. f.
Anm. Würde der Unterschied in der Conjugation zwischen dem Activo Scheiden und dem Neutro Scheiden beobachtet, so müßte auch dieses Hauptwort, so fern es von dem Imperfecto des Activi gebildet ist, Abscheid geschrieben und gesprochen werden, so wie man Halbscheid, und zuweilen auch Unterscheid findet. Einige Mundarten sagen auch wirklich Abscheid. Allein im Hochdeutschen ist Abschied allgemein. Der Plural, die Abschiede, kann nur von schriftlichen Zeugnissen der Entlassung, ingleichen von gerichtlichen Abschieden und den Abschieden der Land- und Reichstage gebraucht werden. Abschied ist in dieser Bedeutung vermuthlich nach dem mittlern Lateinischen Recessus gebildet worden, und beziehet sich zunächst auf das Auseinandergehen einer Versammlung. Von Reichsabschieden kommt dieses Wort zuerst unter dem Kaiser Friedrich dem Vierten vor. Die Rechtslehrer sindnicht einig, wie Abschied, Bescheid, und Urtheil von einander unterschieden sind. So viel ist gewiß, daß unter diesen drey Wörtern oft gar kein Unterschied beobachtet wird, zumahl da die Gewohnheit jedes Ortes bald dieses bald jenes von den gedachten drey Wörtern angenommen hat. Siehet man auf die Abstammung, so wird man denen beypflichten müssen, die eine sogenannte Sententiam interlocutoriam, oder den Ausspruch eines Richters über einen Nebenpunct, ingleichen den Ausspruch des Richters auf einseitiges Ansuchen einer Partey einen Bescheid, das Endurtheil aber, wodurch die Hauptsache entschieden wird, einen Abschied nennen, obgleich in den meisten Gerichten dafür das Wort Urtheil üblich ist. In den Graubünden wird auch der schriftliche Vortrag einer wichtigen Sache, welche an die ganze Versammlung gebracht wird, ein Abschied genannt. Daß Abschied ehedem auch einen bestimmten Theil von Gütern oder Einkünften, womit jemand abgeschieden wurde, bedeutet habe, erhellet aus dem Haltaus h. v.
Abschiedsbrief (W3) [Adelung]
Der Abschiedsbrief, des -es, plur. die -e, 1) Ein Brief, worin man
von jemanden Abschied nimmt. 2) In den Rechten an einigen Orten ein
Schreiben oder Bericht, welchen der Unterrichter nach geschehener
Appellation an den Oberrichter ertheilet, Apostoli, Litterae
dimissoriae. Ingleichen, ein schriftliches Zeugniß, welches man
jemanden bey seinem Abschiede gibt.
Abschiefern (W3) [Adelung]
Abschiefern, verb. reg. act. nach Art des Schiefers, d. i. in dünnen
Blättern, absondern. Sich abschiefern, sich auf solche Art ablösen.
Die Wasserfarben schiefern sich durch vieles Reiben ab. Daher die
Abschieferung.
Abschienen (W3) [Adelung]
Abschienen, verb. reg. act. 1) Mit den gehörigen Schienen versehen.
2) Die Schienen abnehmen. 3) In dem Bergbaue einiger Gegenden, eine
Grube abziehen oder abmessen. Daher wird in den Ungarischen Bergwerken
der Markscheider Abschiener genannt.
Abschießen (W3) [Adelung]
Abschießen, verb. irreg. S. Schießen, welches in gedoppelter Gattung
üblich ist.1. Als ein Activum (a) Durch eine schnelle sausende
Bewegung herab oder forttreiben. Einen Pfeil, einen Bolzen abschießen.
Dann aber auch metonymisch, von allerley Schießgewehren. Einen Bogen,
eine Armbrust, eine Flinte, eine Büchse, eine Kanone abschießen. (b)
Vermittelst eines Schusses absondern. Einen Vogel abschießen, von der
Stange. Einem eine Hand, den Fuß, den Arm u. s. f. abschießen. (c) Im
Jagdwesen, alles eingestellte Wild niederschießen, und dadurch einer
großen Jagd ein Ende machen; abschießen, ein Abschießen halten,
welches auch abjagen, und ausschießen genannt wird. (d) Einen
abschießen, näher am Ziele treffen als er, und ihn dadurch des Preises
berauben.2. Als ein Neutrum. (a) Mit dem Hülfsworte seyn. (1) Mit
einer schnellen schießenden Bewegung herab fallen, besonders von dem
Wasser. Das Dach muß abhängig seyn, damit das Wasser abschießen könne.
(2) Figürlich von den Farben, sein erstes Ansehen verlieren, an der
Luft lichter werden, verschießen. Die Farbe ist sehr abgeschossen.
Diese Farbe wird nicht so leicht abschießen. (b) Mit dem Hülfsworte
haben, zum letzten Mahle schießen; bey den Schützen-Compagnien.Daher
die Abschießung in den Bedeutungen des Activi.
Abschiffen (W3) [Adelung]
Abschiffen, verb. reg. 1. Activum, zu Schiffe fortbringen. Güter,
Waaren abschiffen. Daher die Abschiffung. 2. Neutrum, mit dem
Hülfsworte seyn, zu Schiffe von einem Orte wegfahren, absegeln. Vom
Lande abschiffen. Sie waren schon aus dem Hafen abgeschiffet.
Abschildern (W3) [Adelung]
Abschildern, verb. reg. act. 1) Eigentlich, so viel als abmahlen.
Eine Person, eine Blume abschildern. Noch mehr aber, 2) figür-
lich, in der edlern und höhern Schreibart, sinnlich abbilden. Mit
einem Gesichte, auf dem alle Furien abgeschildert sind. Diese Thräne,
diese Seufzer, diese Sprache der Natur, wo sich die empfindlichste
Seele mit so vieler Aufrichtigkeit abschildert, Weiße. Ingleichen
lebhaft beschreiben. Ach laß mich die traurige Scene meines Jammers
abschildern! Dusch. So auch die Abschilderung.
Abschinden (W3) [Adelung]
+ Abschinden, verb. irreg. act. S. Schinden, in gemeinen und
niedrigen Ausdrücken, schneidend abziehen. Einem Stücke Vieh die Haut,
das Fell abschinden. Dem Baume die Rinde abschinden. Und dann
metonymisch, ein todtes Vieh, einen Baum abschinden.
[Adelung]
Abschlachten (W3) [Adelung]
Abschlachten, verb. reg. act. 1) Gehörig schlachten. Ein Schwein, ein
Kalb, eine Kuh abschlachten. 2) Ohne Beysatz des Accusativs, das
jährliche Schlachten des Mastviehes vollenden. Wir haben bereits
abgeschlachtet. Daher die Abschlachtung.
Abschlag (W3) [Adelung]
Der Abschlag, des -es, plur. die -äge bedeutet:I. Nach Maßgebung der
thätigen Bedeutung des Zeitwortes abschlagen. 1) Dasjenige, was
abgeschlagen wird. So nennet man, (a) an einigen Orten den
Tannenabschlag, Lichenabschlag u. s. f. dasjenige, was bey dem Fällen
der Bäume und bey dem Schlagen des Klafterholzes an Ästen, Zweigen u.
s. f. abgehet, und auch der Afterschlag, Schuppenschlag, der Abraum
heißt. (b) Was durch Schlagen abgebildet worden; z. B. bey den
Schriftgießern, die so genannte Matrize, welche entstehet, wenn der in
Stahl geschnittene Stämpel in ein weicheres Metall geschlagen und
dadurch abgebildet wird, daher eine solche Matrize auch der Abschlag
heißt. 2) Die Handlung des Abschlagens, doch nur in einigen wenigen
Fällen. Besonders die künstige Abrechnung, von dem veralteten
abschlagen, abrechnen; doch nur mit der Präposition auf und einem
Verbo. Einem etwas auf Abschlag geben oder bezahlen, einen Theil einer
Summe bezahlen, der von derselben abgerechnet werden soll. Ich will es
auf Abschlag nehmen. 3) Der Ort, wodurch das Wasser abgeschlagen, d.
i. abgeleitet, wird. So werden in dem Teichwesen, diejenigen Abläufe,
durch welche das überflüssige Wasser eines Teiches seitwärts
abgeleitet wird, auch Abschläge genannt.II. Von dem Neutro des
Zeitwortes, der Zustand, da etwas abschlägt, d. i. schnell vermindert
wird. (a) Die schnelle Verminderung des Preises. Der Abschlag der
Waare. In Abschlag kommen oder gerathen, wohlfeiler werden. (b) Wenn
jemand von demjenigen, was er vorher behauptet oder gefordert hatte,
bald darauf viel nachläßt, so pflegt man gleichfalls zu sagen: das ist
ein großer Abschlag; wofür auch Abfall üblich ist. (c) Der Abschlag
der Kälte, ihre plötzliche Abnahme.
Anm. Der Plural ist nur in den
Bedeutungen des Activi üblich, wo es ein körperliches Individuum
ausdrückt. Abschlag für eine abschlägige Antwort:- Bey mir findt ir
kein Abschlag, Theuerd. Kap. 82.ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.
Abschlagen (W3) [Adelung]
Abschlagen, verb. irreg. S. Schlagen, welches in gedoppelter Gattung
üblich ist.I. Als ein Activum, da es denn so, wie das einfache
schlagen verschiedene Bedeutungen hat. (a) Durch Schlagen absondern,
und zwar so wohl eigentlich. Früchte, Nässe, Äpfel, Birnen abschlagen.
Ein Stück von einem Steine abschlagen. Einem den Hut abschlagen. Einem
Pferde ein Hufeisen abschlagen. Den Reif von einem Fasse abschlagen.
Abschlagen bey den Jä-gern, wenn die Hirsche und Rehböcke die Haut von
ihrem Gehörne an den Bäumen abstoßen und abreiben. Als auch in weitern
Bedeutungen, für abhauen, abhacken, abbrechen, abziehen u. s. f. Einem
den Kopf, die Hand abschlagen, abhauen. Ein Schloß abschlagen,
abbrechen. Den Mist abschlagen, in der Landwirthschaft, ihn mit
Misthaken von dem Wagen ziehen. Bey den Köhlern bedeutet abschlagen,
an einem angezündeten Meiler die untern Plätze zumachen, und um und um
eine Hand breit niederstechen. Bey den Kürschnern ist es so viel, als
ein Stück von einem Pelze abschneiden. (b) Mit Hammerschlägen aus
einander treiben, niederbrechen, im Gegensatze des Aufschlagens. Ein
Bettgestell, eine Bude, eine Bühne abschlagen, ein Gezelt abschlagen.
(c) Durch einen Schlag abwenden. Einen Streich, einen Stoß abschlagen,
in der Fechtkunst, wofür man jetzt lieber pariren sagt. Noch mehr
aber, (d) mit Schlägen in figürlicher Bedeutung abtreiben. Den Feind
abschlagen. Den Sturm, d. i. den stürmenden Feind, abschlagen. (e)
Vermittelst eines Schlages nachbilden oder abbilden. Einen Stämpel in
Kupfer oder Messing abschlagen, bey den Schriftgießern und
Stämpelschneidern. Eine Münze in Bley abschlagen, S. Abklatschen. In
engerm Verstande sind abgeschlagene Münzen solche, wo das in die
Platte geschlagene Gepräge sich auf der einen Seite rechts, und auf
der andern links darstellet, nummi incusi. (f) Gehörig schlagen. Das
Eyweiß mit einem Querl abschlagen. Ingleichen sehr schlagen. Einen
wacker abschlagen. Er ist tüchtig abgeschlagen worden. (g) Ableiten,
von flüssigen Dingen. Einen Fluß abschlagen, ihm einen andern Lauf
geben. Einen Teich abschlagen, ablassen. An einigen Orten sagt man
auch, das Bier abschlagen, für abziehen. So auch, sein Wasser
abschlagen, seinen Urin fließen lassen. (h) Sich entfernen. Sich von
dem Wege abschlagen. Sich von dem Wildpret, oder den wilden Sauen
abschlagen, bey den Jägern, wenn ein Thier die übrigen seiner Art
verläßt, und sich allein begibt. Im Wald mich von der Straß abschlug,
Hans Sachs. (i) Durch Schlagen ein Zeichen zum Abzuge geben. So wird
bey den Soldaten die Wache abgeschlagen, wenn der Tambour nach
abgelöseter Wache einige Schläge auf der Trommel thut, worauf die
Soldaten aus einander gehen, welches auch abtruppen genannt wird. (k)
Vorsagen. Einem etwas abschlagen. Ich bath ihn zu mir, allein er
schlug es ab. Er hat uns unsere Bitte rund abgeschlagen. Einen Besuch
abschlagen. Diese Bedeutung stammet entweder durch eine Figur von der
Bedeutung des Abtreibens her, oder auch von dem alten Gebrauche, da,
wenn ein Betrag von einem Obern aufgehoben werden sollte, derselbe die
Hände der Contrahenden aus einander schlug.II. Als ein Neutrum,
welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt. 1) Schnell vermindert
werden, schnell abnehmen, besonders von dem Preise der Waaren, im
Gegensatze des Aufschlegens. Das Getreide schlägt ab, wird wohlfeiler.
Diese Waare ist gar sehr abgeschlagen. In dem barbarischen Latein
sagte man in dieser Bedeutung ehedem auch abatere. Auf eine ähnliche
Art sagt man auch, die Kälte, das Wetter schlägt ab, es wird gelinder;
und in Westphalen schlägt die Kuh ab, wenn sich ihre Milch vermindert.
2) Von seiner Richtung schnell abweichen, nur in einigen Fällen. So
sagt man, eine Kugel schlägt ab, wenn sie nicht gerade nach dem Ziele
fliegt. Das Gewehr schlägt ab, wenn es die Kugel abschlagen macht. Die
Niederdeutschen gebrauchen dieses Neutrum häufig mit dem Hülfsworte
haben, das Korn, die Kälte hat abgeschlagen. Allein in der ersten
Bedeutung wenigstens ist seyn analogischer und auch im Hochdeutschen
üblicher. S. Schlagen.
Anm. Das Hauptwort die Abschlagung, ist nur in den eigentlichen
Bedeutungen des Activi üblich. Das Neutrum wird mit dem zweyten
Hauptworte Abschlag ausgedruckt. Abschlagen, bedeutete ehedem auch
abziehen, abkürzen; z. B. dez lones abslahen, im Schwadenspiegel.
Mehrere Beyspiele haben Haltaus h. v. und das
Bremisch-Niedersächsische Wörterbuch Th. 4. S. 807. Allein von dieser
Bedeutung ist nur noch das Neutrum, vermindert werden, und das
Hauptwort Abschlag, für Verminderung übrig; obgleich noch jetzt einige
sagen, eine Münze abschlagen, abwürdigen; das Brot abschlagen, den
Preis desselben herunter setzen.
Abschlägig (W3) [Adelung]
Abschlägig, adj. et. adv. von dem Hauptworte Abschlag, einen
Abschlag, d. i. Verneinung, in sich fassend. Es ist größten Theils nur
in der R. A. üblich, einem eine abschlägige Antwort geben, oder
ertheilen. Eine abschlägige Antwort bekommen, erhalten, davon tragen.
Man verwechselt dieses Beywort sehr oft, obgleich irrig, mit dem
folgenden, und saget dafür eine abschlägliche Antwort.
Abschläglich (W3) [Adelung]
Abschläglich, adj. et. adv. von dem Zeitworte abschlagen, was
abgeschlagen, d. i. abgerechnet, werden soll. Eine abschlägliche
Bezahlung, die auf Abschlag geschieht. Einen abschläglich bezahlen.
Abschlämmen (W3) [Adelung]
Abschlämmen, verb. reg. act. 1) Vom Schlamme reinigen. Einen Teich,
einen Graben abschlämmen. 2) Durch zugegossenes und wieder
abgegossenes Wasser von Unreinigkeiten gehörig reinigen. So auch die
Abschlämmung. Die breitere Oberdeutsche Mundart behält auch in diesem
Zeitworte das a, abschlammen.
Abschläudern (W3) [Adelung]
Abschläudern, verb. reg. 1. Activum, mit der Schläuder forttreiben.
Einen Stein abschläudern. Daher die Abschläuderung. 2. Neutrum, mit
seyn, schläudernd abfahren. So schläudern, bey den Zeugwirkern die
Spulen ab, wenn sie unter dem Spulen ab- und ausspringen.
Abschleichen (W3) [Adelung]
+ Abschleichen, verb. irreg. recipr. S. Schleichen. Sich
abschleichen, sich wegschleichen, heimlich fortgehen. Sie haben sich
von der Gesellschaft abgeschlichen, Cron.
Abschleifen (W3) [Adelung]
1. Abschleifen, verb. irreg. act. S. Schleifen, polire. 1) Durch
Schleifen wegbringen. Eine Spitze von dem Messer abschleifen. Den Rost
abschleifen. Eine Kupferplatte abschleifen, die darauf gestochenen
Figuren abschleifen. 2) Zur Genüge schleifen, einem Körper durch
Schleifen seine gehörige Gestalt geben. Eine marmorne Tafel
abschleifen. Eine Klinge abschleifen. In den Spiegel-Fabriken ist der
Abschleifer derjenige, der die Glastafeln glatt schleift. Daher die
Abschleifung.
Abschleifen (W3) [Adelung]
2. Abschleifen, verb. reg. act. von schleifen, schleppen. 1) Durch
vieles Schleifen, oder Schleppen abnutzen. Die Schuhe abschleifen. 2)
Auf der Schleife abführen. Güter, Waaren abschleifen. Das Faß ist
schon abgeschleifet worden. So auch die Abschleifung.
Abschleiffel (W3) [Adelung]
+ Das Abschleiffel, des -s, plur. inusit. was im Schleifen oder
Poliren von einem Körper abgeht, und auch der Schliff genannt wird,
Schleifspäne.
Abschleimen (W3) [Adelung]
Abschleimen, verb. reg. act. des Schleimes berauben. Zucker
abschleimen. Teichfische in fließendem Wasser abschleimen. Daher die
Abschleimung.
Abschleißen (W3) [Adelung]
Abschleißen, verb. irreg. S. Schleißen. Es ist vornehmlich im
Oberdeutschen üblich; und zwar:I. Als ein Activum, und da bedeutet es,
(a) durch den Gebrauch abnützen, von Kleidungsstücken. Die Kleider,
die Schuhe abschleißen. Ein abgeschlissenes, abgetragenes, Tuch. (b)
Abreißen, schleifen. Das Thürmlein auf dem Kloster war abgeschlissen,
Bluntschli. Daher die Abschleißung. (c) Abspalten.II. Ein Neutrum, mit
dem Hülfsworte seyn, abgenützet werden. Die Schuhe schleißen ab. Die
Kleider sind abgeschlissen.
Abschlendern (W3) [Adelung]
Abschlendern, verb. reg. neutr. mit seyn, mit langsamen, trägen
Schritten abgehen. Er ist eben abgeschlendert. S. Schlendern.
Abschlenkern (W3) [Adelung]
Abschlenkern, verb. reg. act. schlenkernd fortschaffen, abschläudern.
Den Koth von der Hand abschlenkern. S. Schlenkern.
Abschleppen (W3) [Adelung]
+ Abschleppen, verb. reg. act. 1) Heimlich entwenden und forttragen,
im verächtlichen Verstande. Die Köchinnen haben Abschlepper, welche
das Essen abschleppen. 2) Figürlich, durch Schleppen, d. i. vieles
Tragen, abnützen. Die Kleider, die Schuhe abschleppen.
Abschlichten (W3) [Adelung]
Abschlichten, verb. reg. act. völlig glatt machen, in verschiedenen
Fällen des gemeinen Lebens. Bey den Weißgärbern, die Felle
abschlichten, sie mit dem Schlichtmonden reinigen. Ein Bret
abschlichten, bey den Tischlern, es mit dem Schlichthobel glatt
hobeln. Getriebene Arbeit abschlichten, bey den Klempenern, sie mit
dem Abschlichthammer glätten. Die Kernstange abschlichten, bey den
Stückgießern, den auf dieselbe getragenen Kernlehm mit Schlichte
überziehen.
Abschließen (W3) [Adelung]
Abschließen, verb. irreg. act. S. Schließen. 1) Eigentlich. (a) Was
angeschlossen war, los schließen. Einen Übelthäter abschließen. (b)
Die Feder eines Schlosses ablassen. Ein Schloß abschließen.
Ingleichen, die Thür, das Zimmer, das Haus abschließen. 2) Figürlich,
den Schluß einer Sache machen, sie völlig zu Ende bringen, besonders
von Rechnungen und Verträgen. Eine Rechnung abschließen. Die
Handelsbücher abschließen, die Hauptsumme von der Einnahme und Ausgabe
ziehen. Wir haben mit einander abgeschlossen, völlig abgerechnet.
Einen Vertrag abschließen. Ein abgeschlossener, völlig zu Stande
gebrachter, Handel. So auch die Abschließung, in allen obigen
Bedeutungen.
Abschlüpfen (W3) [Adelung]
Abschlüpfen, verb. reg. neutr. mit seyn, von etwas hinweg schlüpfen,
unvermerkt abgleiten. Damit das Band nicht abschlüpfe.
Abschlürfen (W3) [Adelung]
Abschlürfen, verb. reg. act. schlürfend abtrinken. Die Sahne von der
Milch, das Fett von der Brühe abschlürfen.
Abschluß (W3) [Adelung]
Der Abschluß, des -sses, plur. doch seltener, die -schlüsse, von der
figürlichen Bedeutung des Verbi abschließen, die Endigung,
Berichtigung, der Schluß einer Sache, besonders einer Rechnung, oder
eines Vertrages. Der Abschluß einer Rechnung, eines Handelsbuches,
eines Geschäftes, eines Vertrages. Damit wir zum Abschlusse kommen.
Abschmack (W3) [Adelung]
* Der Abschmack, des -es, plur. car. ein verdorbener Geschmack; ein
im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort. S. Abschmecken.
Abschmausen (W3) [Adelung]
Abschmausen, verb. reg. act. durch Schmausen berauben. Einem sein
Vermögen abschmausen.
Abschmecken (W3) [Adelung]
* Abschmecken, verb. reg. neutr. mit haben, welches im Hochdeutschen
nur selten gehöret wird, einen verdorbenen Geschmack haben. Wenn eine
Speise lange stehet, so wird sie abschmeckend. Üblicher sind
Abgeschmackt und Abgeschmacktheit, welche S.
Abschmeicheln (W3) [Adelung]
Abschmeicheln, verb. reg. act. durch Schmeicheln von jemanden
erhalten. Einem etwas abschmeicheln. Und mein Kind selbst hat er mir
abgeschmeichelt, Weiße. Daher die Abschmeichelung.
Abschmeißen (W3) [Adelung]
+ Abschmeißen, verb. irreg. act. S. Schmeißen, schmeißend, durch
Werfen, absondern. Die Äpfel von den Bäumen abschmeißen. Ingleichen
herunter schmeißen. Das Pferd hat seinen Reiter abgeschmissen. Einem
den Kopf abschmeißen, abschlagen.
Die Hände sind entzwey, der Kopf ist abgeschmissen, Gryph. Anm.
Abschmeißen für abwerfen ist mit dem einfachen schmeißen und allen
dessen Zusammensetzungen nur noch in den niedrigen Sprecharten üblich.
Abschmelzen (W3) [Adelung]
Abschmelzen, verb. irreg. S. Schmelzen.I. Als ein Activum, wo es
zuweilen regulär conjugiret wird. Imperf. ich schmelzte ab, Partic.
abgeschmelzt. (a) Durch Schmelzen absondern, abschmelzen lassen. Er
hat den Knopf von dem Becher, den Deckel von der Kanne abgeschmelzt.
Das Bley von dem Silber abschmelzen, wofür man in den Hüttenwerken
kunstmäßiger abtreiben sagt. Etwas von einem Dinge abschmelzen, es
kleiner zu machen. (b) Zur Genüge schmelzen, durch Schmelzen reinigen.
Butter abschmelzen. Abgeschmelzte Butter, Schmelzbutter.II. Als ein
Neutrum. 1) Mit dem Hülfsworte seyn, abgeschmelzet werden, schmelzen
und abfallen. Der Fuß von dem Leuchter ist abgeschmolzen. 2) Mit
haben, das Schmelzen beschließen; wofür im Hüttenbaue Schicht machen
üblicher ist.
Abschmieren (W3) [Adelung]
Abschmieren, verb. reg. Es ist, 1. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
haben, das Schmer oder Fett fahren lassen. Das Leder schmiert ab. 2.
Ein Activum. (a) Geschwinde und nachlässig abschreiben, im
verächtlichen Sinne. Etwas abschmieren. (b) + Derb abprügeln, in
niedrigen Ausdrücken. Einen wacker abschmieren.
Abschmutzen (W3) [Adelung]
Abschmutzen, verb. reg. 1. Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, den
Schmutz fahren lassen. Die Stiefeln schmutzen ab, die Wand schmutzet
ab. 2. Activum, schmutzig machen, am häufigsten im Oberdeutschen.
Viele Wäsche abschmutzen. Die Hochdeutschen sagen dafür lieber
einschmutzen.
Abschnallen (W3) [Adelung]
Abschnallen, verb. reg. act. mit Öffnung der Schnalle abnehmen. Den
Mantelsack abschnallen. Sich das Degengehenk abschnallen. Er schnallt
den Harnisch ab, legt Helm und Lanze nieder, Wiel.
Abschnappen (W3) [Adelung]
Abschnappen, verb. regul. welches in gedoppelter Gattung gebraucht wird.
I. Als ein Neutrum.
(a) Mit dem Hülfsworte seyn, mit einem schnappenden Schalle schnell abfahren, von Schlössern und ähnlichen Dingen. Der Hahn am Schlosse, das Schloß ist abgeschnappt. Die Thür schnappte ab. + Figürlich, doch nur in den niedrigen Sprecharten, sterben. Er ist abgeschnappt.
(b) + Mit dem Hülfsworte haben, im Reden oder Schreiben plötzlich abbrechen. Wir glaubten noch mehr zu hören, aber er schnappte plötzlich ab, brach ab. In weiterer Bedeutung, plötzlich aufhören überhaupt. Die Tändelwoche schnappt kurz ab, wie der neumodische Styl.II. Als ein Activum, abschnappen machen, in der ersten Bedeutung. Das Schloß, die Thür abschnappen. Schnappe die Thür ab, daß uns niemand störe.
Abschnellen (W3) [Adelung]
Abschnellen, verb. regul. 1. Activum, mit einer Schnellkraft abfahren
machen. In Obersachsen im gemeinen Leben auch abschnicken. 2. Neutrum
mit seyn, mit einer Schnellkraft abfahren.
Abschnippen (W3) [Adelung]
+ Abschnippen, verb. reg. act. die Spitze eines Dinges abschneiden.
Die Haare, die Wolle abschnippen, bey den Tuchmachern. Daher die
Abschnipperlinge, singul. inusit. bey den Tuchmachern, die Abgänge der
Wolle damit zu bezeichnen, vom Nieders. snippern, snippeln, in kleine
Stücke zerschneiden. S. auch Beschnippen.
Abschnittlein (W3) [Adelung]
+ Das Abschnittlein, des -s, plur. ut nom. sing. das
Verkleinerungswort des vorigen, ein kleiner abgeschnittener Theil;
besonders was bey der Bearbeitung als unnütz abgeschnitten wird. So
heißen in den Blech-Fabriken und bey den Klempenern die Abgänge von
dem Bleche Abschnittlein. Andere Handwerker nennen solche kleine
Abgänge, welche im Schneiden von dem Leder, Pergamente, Tuche u. s. f.
abgehen, Abschnitzlein, und Abschnitsel.
Abschnittswinkel (W3) [Adelung]
Der Abschnittswinkel, des -s, plur. ut nom. sing. in der Geometrie,
derjenige Winkel, welchen eine Linie, die den Zirkel berühret,
daselbst mit dessen Sehne machet, Angulus Segmenti.
Abschnitzen (W3) [Adelung]
Abschnitzen, verb. reg. act. welches das Iterativum von abschneiden
ist. 1) Mit mehrern behutsamen und kleinen Schnitten absondern. 2)
Durch kleine behutsame Schnitte nachahmen. Eine Figur, eine Gestalt
abschnitzen. Im gemeinen Leben macht man von diesem Verbo ein
Diminutivum abschnitzeln.
Abschnüren (W3) [Adelung]
Abschnüren, verb. reg. act. 1) Nach aufgelöseter Schnur abnehmen. 2)
Mit einer Schnur abmessen, bey den Zimmerleuten, Markscheidern,
Gärtnern u. s. f. Ein Beet im Garten, einen Gang abschnüren, dessen
Gestalt mit der Meßschnur bestimmen. 3) Mit einer Schnur absondern.
Eine Warze abschnüren, abbinden. Wenn der Henker dem Diebe die
Gurgeladern abschnüret.
Abschöpfen (W3) [Adelung]
Abschöpfen, verb. reg. act. 1) Durch Schöpfen oben abnehmen. Das Fett
von der Brühe, den Schaum von dem Zucker, den Rahm von der Milch
abschöpfen. 2) Auf solche Art einer andern Sache berauben. Die Milch
abschöpfen, die Sahne von derselben abnehmen. Wie auch, durch
Abschöpfen von einer Unreinigkeit reinigen. Den Zucker, das Wachs, den
Honig abschöpfen, wofür man doch lieber und besser abschäumen sagt. So
auch die Abschöpfung.
Abschoß (W3) [Adelung]
Der Abschoß, des -sses, plur. doch nur von mehrern Arten, die -sse,
in den Rechten, so wohl dasjenige Geld, welches Personen, wenn sie aus
einem Lande, oder aus einem Gerichte in das andere ziehen, von ihrem
Vermögen der Landes- oder Gerichtsobrigkeit bezahlen müssen, und
welches auch das Abfahrtsgeld, die Nachsteuer u. s. f. genannt wird;
als auch, was von Erbschaften und andern ähnlichen Geldern in solchen
Fällen gegeben wird, das Abzugsgeld, der Abzug. In Sachsen ist es nur
in der ersten Bedeutung üblich.
Abschräpfen (W3) [Adelung]
Abschräpfen, S. Abschröpfen.
Abschrauben (W3) [Adelung]
Abschrauben, verb. reg. act. los schrauben und abnehmen. Ein Schloß,
den Hahn von der Flinte abschrauben. Daher das Abschrauben.
Abschrecken (W3) [Adelung]
Abschrecken, verb. reg. act. 1) Durch Schrecken von etwas entfernen,
abhalten. Das Wild abschrecken, es des Nachts erschrecken, und dadurch
von dem Felde in das Gehölz jagen. Jemanden von seinem Vorhaben
abschrecken. Er läßt sich durch nichts abschrecken. Ihre Geschichte
ist so abschreckend (von dem Laster,) daß ich nichts gelesen habe, das
so warnend wäre. 2) In verschiedenen Fällen, einen erhitzten Körper
mäßig mitWasser besprengen. Einen Fisch mit Essig abschrecken, damit
er blau anlaufe, in den Küchen. 3) * Einem etwas abschrecken, durch
Schrecken von ihm erzwingen, ist im Oberdeutschen üblicher als im
Hochdeutschen. Ir etwan groß geld abschrecken, H. Sachs. So auch die
Abschreckung.
Abschreiben (W3) [Adelung]
Abschreiben, verb. irreg. act. S. Schreiben. 1) Durch vieles
Schreiben abnützen. Eine Feder abschreiben. Ich habe mir bald die
Finger abgeschrieben. 2) Eine Schrift durch Schreiben auf etwas anders
übertragen, copiren. Ein Buch, ein Stück aus einem Buche, ein Gedicht,
abschreiben. 3) Durch Schreiben wegnehmen, besonders in
Rechnungssachen, im Gegensatze des An- und Zuschreibens. Eine Summe in
einer Rechnung, in Banco abschreiben. Einem eine Summe, oder etwas
abschreiben, es auf seiner Rechnung auslöschen. Einem ein Bergtheil,
ein Haus, ein Stück Acker abschreiben, es unter seinem Nahmen
auslöschen. 4) Schriftlich absagen. Einem etwas abschreiben. Einen
Besuch, eine bestellte Arbeit, einen bestimmten Tag abschreiben. 5)
Durch Schreiben bezahlen. Eine Schuld bey jemanden abschreiben. Daher
das Abschreiben, und in einigen Fällen die Abschreibung. S. auch
Abschrift.
Abschreiber (W3) [Adelung]
Der Abschreiber, des -s, plur. ut nom. sing. Fämininum die -inn, von
Abschreiben, eine Person, welche etwas abschreibt, ein Copist.
Abschreiten (W3) [Adelung]
Abschreiten, verb. irreg. S. Schreiten. Es ist:I. Ein Neutrum,
welches das Hülfswort seyn erfordert, aber nur in der figürlichen
Bedeutung des Entfernens üblich ist. Von seinem Vorhaben abschreiten.
Er ist von dem Wege der Tugend abgeschritten.II. Ein Activum, mit
Schritten abmessen. Einen Garten, ein Feld, einen Platz zu einem
Gebäude abschreiten. Daher die Abschreitung in dieser thätigen
Bedeutung.
Abschreyen (W3) [Adelung]
Abschreyen, verb. irreg. act. S. Schreyen. 1) Mit einem Geschreye
verkündigen. Etwas abschreyen. Der Wächter schreyet ab, rufet ab. 2)
Mit einem Geschreye absprechen. - Viel stolze Kluge schreyen Dem armen
Sterblichen des Willens Freyheit ab, Haged. 3) + Sich abschreyen, sich
durch vieles Schreyen abmatten.
Abschrift (W3) [Adelung]
Die Abschrift, plur. die -en, eine abgeschriebene Schrift, eine
Copie, im Gegensatze des Originals, oder der Urschrift. Eine Abschrift
von etwas nehmen, oder verfertigen. Einem eine Abschrift von etwas
geben.
Abschriftlich (W3) [Adelung]
Abschriftlich, adj. et adv. in Gestalt einer Abschrift. Ein
abschriftlicher Beyschluß. Die verlangte Urkunde folget abschriftlich
hierbey.
Abschröpfen (W3) [Adelung]
Abschröpfen, nicht so richtig abschräpfen, ( S. Schröpfen,) verb.
reg. act. in der Landwirthschaft, der Spitzen mit der Sichel berauben.
Den Weitzen, das Korn abschröpfen, auch nur schröpfen schlechthin.
Daher die Abschröpfung.
Abschrote (W3) [Adelung]
Die Abschrote, plur. die -n, bey den Schlössern, ein kleiner Meißel
in dem Amboße, kleine Stücken Eisen darauf abzuschroten. Der
Schrotmeißel, Blockmeißel.
Abschroten (W3) [Adelung]
Abschroten, verb. reg. act. außer daß es im Partic. Pass.
abgeschroten hat. Es ist nur noch in einigen seiner ehemahligen
vielfachen Bedeutungen, besonders im gemeinen Leben üblich. 1) Von
schroten, wälzen, hinab wälzen. Ein Faß Bier, ein Faß Wein abschroten,
es von dem Wagen wälzen. 2) Von schroten, in die Quere theilen, es mag
nun durch Schneiden, Sägen oder Hauen geschehen, bey verschiedenen
Handwerkern. Ein Stück von einem Klotze abschroten, mit der Schrotsäge
absägen. Den Draht abschroten, bey den Nadlern, ihn mit der
Schrotschere abschneiden. Ein Stück Eisen abschroten, bey den
Schmieden und Schlössern, es mit dem Schrotmeißel abhauen. 3) Das
Getreide abschroten, bey den Müllern, es gehörig schroten, d. i. grob
mahlen. 4) Einen Graben abschroten, ihm die gehörige Abdachung geben.
5) Eine Quelle abschroten, sie versetzen, ihren Lauf unterbrechen. Die
Quelle ist abgeschroten.
Anm. Dieses alte Zeitwort wird, so wie das
einfache schroten, größten Theils nur noch von einigen Handwerkern und
Lebensarten aufbehalten. Ehedem war es gebräuchlicher. Min lib ist aba
gescroten, mein Leben ist abgeschnitten, heißt es bey dem Notker. Das
Niedersächsische afschraden bedeutet schräge abschneiden, einen
schmalen Streif nach der Länge abschneiden, welches dem ersten
Begriffe des einfachen Zeitwortes am nächsten kommt. S. Schroten.
Abschultern (W3) [Adelung]
Abschultern, verb. reg. act. von der Schulter nehmen oder legen.
Besonders bey den Soldaten, das Gewehr von der Schulter in die rechte
Hand nehmen.
Abschuppen (W3) [Adelung]
Abschuppen, verb. reg. act. der Schuppen berauben. Einen Fisch
abschuppen.
Abschuß (W3) [Adelung]
Der Abschuß, des -sses, plur. die -schüsse, von dem Neutro
abschießen. 1) Das Herabschießen des Wassers, dessen schneller Abfluß
von einem abhängigen Orte; ohne Plural. Der Abschuß des Wassers, des
Stromes. 2) Der Ort, wo das Wasser schnell abfließen kann, der Abfluß;
im Hochdeutschen selten. Man muß dem Strome mehr Abschüsse
verschaffen. 3) Eine jede stark abhängige Fläche. Der Abschuß des
Daches, des Hügels, des Berges, des Ufers.
Abschüssig (W3) [Adelung]
Abschüssig, -er, -ste, adj. et adv. einen Abschuß habend, stark
abhängig. Ein abschüssiges Ufer. Die abschüssige Seite eines Berges.
Der Berg ist hoch und abschüssig. In dem Forstwesen nennt man einen
Baum abschüssig, wenn er über dem Stammende zu schnell an Dicke
abnimmt und spitzig wird, welches auch abholzig heißt.
Abschüssigkeit (W3) [Adelung]
Die Abschüssigkeit, plur. inusit. der Zustand, da eine Fläche
abschüssig ist.
Abschütteln (W3) [Adelung]
Abschütteln, verb. reg. act. welches das Iterativum des folgenden
ist. 1) Durch Schütteln herab bringen. Den Staub abschütteln. Früchte
von einem Baume abschütteln. Bald wird der kalte Nordwind den Schmuck
der Bäume abschütteln. + Er schüttelt alles wieder ab, Ermahnungen,
Verweise, Strafen, machen bey ihm keinen Eindruck, werden sogleich
wieder vergessen. Ingleichen auch wohl, einen Baum abschütteln, durch
Schütteln seiner Früchte berauben. Das Joch abschütteln, figürlich,
sich von einer Sclaverey, einer Unterdrückung befreyen. 2) Heftig
schütteln. Das Fieber hat mich wacker abgeschüttelt.
Abschütten (W3) [Adelung]
Abschütten, verb. reg. act. durch Schütten von einem Körper oben
wegnehmen. Das Gefäß ist zu voll, schütte etwas ab; besser abgießen.
Es ist zu viel Mehl in dem Gefäße, schütte etwas ab. In
Oberdeutschland sagt man auch, das Joch abschütten, wofür im
Hochdeutschen abschütteln häufiger ist. Daher die Abschüttung.
Abschützen (W3) [Adelung]
Abschützen, verb. reg. act. 1) Den Lauf des Wassers vermittelst des
Schutzbretes hemmen. Einen Bach, einen Teich abschützen. Dann auch
figürlich im Berg- und Hüttenbaue, die Bälge, das Kunstgezeug
abschützen, ihre Bewegung durch Hemmung des Wassers aufhalten, sie
abhängen. 2) Durch Aufziehung des Schutzbretes ablassen. So sagt man
auch, einen Teich, einen Fluß abschützen. Daher die Abschützung.
Abschwämmen (W3) [Adelung]
Abschwämmen, S. Abschwemmen.
Abschwären (W3) [Adelung]
Abschwären, verb. irreg. neutr. ( S. Schwären,) mit dem Hülfsworte
seyn, durch ein Geschwür abgesondert werden. Der Nagel ist ihm
abgeschworen.
Abschwärmen (W3) [Adelung]
Abschwärmen, verb. reg. neutr. mit haben, von den Bienen, das
Schwärmen vollenden. Der Stock hat bereits abgeschwärmt.
Abschwarten (W3) [Adelung]
+ Abschwarten, verb. reg. act. bey den Fleischern, die Schwarte oder
Haut abziehen. Einen Kalbskopf abschwarten. Auf den Bretmühlen
schwartet man einen Bretblock ab, wenn man die so genannten Schwarten,
oder die äußersten Breter absäget.
Abschwärzen (W3) [Adelung]
Abschwärzen, verb. reg. Ist 1. ein Activum, völlig schwarz machen,
welche Bedeutung aber nur selten vorkommt. Denn abschwärzen, für
einschwärzen, in der R. A. viele Wäsche abschwärzen, und für
anschwärzen in dem Ausdrucke, einen abschwärzen, sind Oberdeutsch. 2.
Ein Neutrum, mit haben, die Schwärze fahren lassen. Der Hut schwärzet
ab, die Stiefeln schwärzen ab.
Abschwatzen (W3) [Adelung]
Abschwatzen, verb. reg. act. 1) Durch Schwatzen, d. i. gute oder
listige Worte, von einem erhalten. Einem Geld, seine Einwilligung u.
s. f. abschwatzen. 2) Durch leeres Geschwätz absprechen. Der
Offenbarung Würde und Faßlichkeit abschwatzen, Herd.
Abschwefeln (W3) [Adelung]
Abschwefeln, verb. reg. act. von dem beygemischten Schwefel befreyen.
Den Rieß, die Steinkohlen abschwefeln. Daher die Abschwefelung.
Abschweifen (W3) [Adelung]
Abschweifen, verb. reg. Es ist:I. Ein Activum. 1) Im Wasser abspülen.
Fische, Garn, Wäsche abschweifen. Bey der Zubereitung der rohen Seide
heißt abschweifen oder absieden auch, die rohen Seidenhäuschen in
warmes Wasser einweichen. - So soll der Thränensee Auch schweifen von
mir ab die Flecken meiner Sünden, Opitz. 2) Bey den Tischlern, mit der
Schweifsäge krumm ausschneiden, ausschweifen.II. Ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte seyn, sich weit von einem Gute entfernen; nur selten. Von
dem Wege der Tugend, von der Wahrheit abschweifen. Im Oberdeutschen
bedeutet es auch, sich in einem Vortrage von seinem Gegenstande
entfernen, ausschweifen, eine Digression machen; in welchem Verstande
es aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. So auch die Abschweifung in
beyden Bedeutungen.
Anm. Aus dem Haltaus erhellet, daß Abschweif und
das Beywort abschweifig ehedem auch in der Bedeutung der Abweichung
von der schuldigen Treue gebraucht worden.
Abschwelgen (W3) [Adelung]
Abschwelgen, verb. reg. recipr. Sich abschwelgen, sich durch
Schwelgerey entkräften, bis zur Entkräftung schwelgen.
Abschwemmen (W3) [Adelung]
Abschwemmen, verb. reg. welches das Activum von abschwimmen ist,
abschwimmen machen, wegschwemmen. 1) Holz abschwemmen, wofür man doch
lieber abflößen sagt. 2) Vermittelst vielen Wassers wegschaffen. Den
Koth von etwas abschwemmen. Ingleichen auf solche Art reinigen. Die
Pferde abschwemmen, oder nur schwemmen. 3) Der Platzregen hat die
Felder abgeschwemmet, die obere Erde weggespület. Der Fluß schwemmet
das Ufer ab, spület Erde davon ab. So auch die Abschwemmung.
Abschwenden (W3) [Adelung]
* Abschwenden, verb. reg. welches das Activum von abschwinden ist,
verschwinden machen, und dadurch veröden oder verwüsten. Dieses
Zeitwort wird nur noch in einigen, besonders nördlichen Gegenden von
dem Abbrennen der Wälder gebraucht: einen Wald abschwenden, welches
man in Liefland röden, und in Preußen pösern nennet. Einen Acker
abschwenden, bedeutet auch in ei-
nigen Gegenden, z. B. in Pommern, das alte Gras auf demselben
abbrennen. S. Schwenden. Daher die Abschwendung.
Abschwimmen (W3) [Adelung]
Abschwimmen, verb. irreg. neutr. ( S. Schwimmen,) mit dem Hülfsworte
seyn, von etwas wegschwimmen. Von dem Ufer abschwimmen. Er ist von dem
Lande abgeschwommen.
Abschwinden (W3) [Adelung]
* Abschwinden, verb. irreg. neutr. ( S. Schwinden,) mit dem
Hülfsworte seyn, abnehmen, abzehren; ein im Hochdeutschen
ungewöhnliches Zeitwort. Von der Pein die ich empfunden,Ist mein
Antlitz abgeschwunden, Opitz.
Abschwingen (W3) [Adelung]
Abschwingen, verb. irreg. act. S. Schwingen. 1) Durch Schwingen
absondern. Den Staub von einem Tuche abschwingen. 2) Durch Schwingen
reinigen, zur Genüge schwingen. Ein Tuch abschwingen. Den Flachs
abschwingen, in der Landwirthschaft, wo es auch die gehörige
Bearbeitung durch Schwingen, ingleichen die Vollendung des Schwingens
andeuten kann. 3) Sich abschwingen, sich mit einer schnellen
schwingenden Bewegung herablassen. Sich von dem Pferde abschwingen.
Daher die Abschwingung in den beyden ersten Bedeutungen.
Abschwitzen (W3) [Adelung]
Abschwitzen, verb. reg. act. 1) Durch Schwitzen wegschaffen, und
metonymisch durch Schwitzen reinigen. So nennen die Gärber, die Felle
abschwitzen, wenn sie die Haare von denselben mit Salz wegbeißen, weil
das Salz in denselben gleichsam ein Schwitzen hervor bringt.
Abgeschwitztes Leder, welches auf solche Art zubereitet worden. 2)
Durch Schwitzen büßen. Seine Sünden im Fegefeuer abschwitzen, im
Scherze. 3) + Sich abschwitzen, durch vieles Schwitzen entkräften.
Daher die Abschwitzung, besonders in der ersten Bedeutung.
Abschwören (W3) [Adelung]
Abschwören, verb. irreg. act. S. Schwören. 1) Einen Eid abschwören,
ihn ablegen, die Eides-Formel feyerlich nachsprechen. 2) Sich eidlich
von etwas los sagen, es verschwören. Seine Religion, eines Dienste,
einen Irrthum abschwören. 3) Eine Sache eidlich, mit einem feyerlichen
Schwure läugnen. Einen Diebstahl, ein empfangenes Darlehn, einen
Wechsel, eine Schuld, seine Hand, seine Unterschrift u. s. f.
abschwören. Hierher gehöret wohl auch die niedrige R. A. da man von
einem in Ansehung der Eide leichtsinnigen Menschen sagt: er sollte dem
Teufel wohl ein Bein abschwören. Daher die Abschwörung in allen obigen
Bedeutungen.
Absegeln (W3) [Adelung]
Absegeln, verb. reg. Es ist,1. Ein Neutrum, welches mit dem
Hülfsworte seyn verbunden wird, von einem Orte wegsegeln. Das Schiff
ist bereits abgesegelt. Der Schiffer wird bald absegeln.2. Ein
Activum, die Segel einziehen, in welcher Bedeutung es doch nur bey den
Holländischen Windmühlen in Deutschland üblich ist, wo man die Ruthen
absegelt, wenn man die Segel an denselben zusammen wickelt.
Absehen (W3) [Adelung]
Absehen, verb. irreg. act. S. Sehen. 1) Von etwas hinweg sehen, das
Gesicht davon abwenden, und zwar so wohl in eigentlicher als
figürlicher Bedeutung. Lasset uns von diesem Gegenstande absehen. Wenn
ich auch davon absehe, es nicht in Betrachtung ziehe, davon
abstrahire.2) Zu Ende sehen, das Ende einer Sache mit dem Gesichte
erreichen. (a) In eigentlicher Bedeutung. Ich kann diese Fläche nicht
absehen. Ein Garten, dessen Länge nicht abzusehen ist, unabsehbar ist.
(b) Figürlich, den Endzweck, die Folgen einer Sache mit den Augen des
Verstandes erreichen. Ich kann nicht absehen, wozu dieses dienen soll.
Ich kann das Ende davon nicht absehen. Ich sehe nicht ab, was dir
dieses nutzen soll. Es ist schwerlich abzusehen, warum er das nicht
thun wollte. Less.3) Abwarten und sich zu Nutze machen. Seinen
Vortheil absehen, ersehen. Er sahe die Gelegenheit ab. Der ober paur
nam eben war Und sahs zuvor mit Fleys ab gar, Das er die stein mit maß
abließ, Theuerd. Kap. 69. 4) Nach etwas zielen; etwas absehen, noch
mehr aber, auf etwas absehen. Den Bogen spannen und sein Ziel So
absehen, als der schießen will, Opitz. Besonders in der figürlichen
Bedeutung, zur Absicht, zum Endzwecke haben, in welcher Bedeutung der
Ausdruck abgesehen seyn, sehr häufig ist. Ich weiß nicht, worauf es
damit abgesehen seyn muß, was die Absicht dabey seyn muß. Es muß doch
auf etwas abgesehen seyn. Es war damit auf dein Bestes, auf unsern
Untergang, auf euern Vortheil abgesehen.5) Durch Zusehen erlernen.
Einem einen Handgriff absehen. Er hat es mir abgesehen. Ingleichen
durch Aufmerksamkeit aus jemandes Mienen erkennen. Ich that alles, was
ich ihm nur an den Augen absehen konnte.
Absehen (W3) [Adelung]
Das Absehen, des -s, plur. ut nom. sing. der Infinitiv des vorigen
Zeitwortes, substantive gebraucht. Es bedeutet:1) Die Handlung des
Absehens in allen Bedeutungen des Verbi, besonders in dessen vierten,
die Bemühung nach einem gewissen Endzwecke; ohne Plural. Ich habe es
in dem Absehen gethan daß u. s. f. Sein Absehen gehet dahin, oder ist
darauf gerichtet. Ihr Absehn geht allein auf eine holde Dame, Zach.
Ein Absehen auf etwas haben, dessen Besitz zu erlangen suchen. Es ist
mir lieb, daß sie ein ehrliches Absehen auf meine Tochter haben, Gell.
Absehen druckt als der Infinitiv mehr die Bemühung nach einem gewissen
Endzwecke, Absicht aber mehr den Endzweck selbst aus, obgleich beyde
häufig verwechselt werden.2) Dasjenige, wovon man auf etwas absiehet,
oder zielet. So heißt an einigen Schießgewehren, besonders an den
Kugelbüchsen, das Stückchen Metall auf deselben, wodurch man zielet,
das Absehen, ingleichen die Absicht, oder das Gesicht, das Vister. Auf
geometrischen und astronomischen Meß-Instrumenten ist das Absehen,
oder die Diopter, ein senkrecht stehendes Blech oder Bretchen, mit
einer Öffnung, wodurch man nach den verlangten Puncten siehet. In
dieser Bedeutung allein ist der Plural gebräuchlich.
Abseide (W3) [Adelung]
Die Abseide, plur. inusit. im Seidenbauk, eigentlich diejenige Seide,
die der Haspeler mit der Ruthe von den Seidenbälglein abziehet, wenn
er den reinen Faden sucht, und dann auch alle Arten der Floret-Seide.
Abseifen (W3) [Adelung]
Abseifen, verb. reg. act. der Seife berauben, besonders bey den
Seidenbereitern, die Seife, mit welcher die rohe Seide abgekocht
worden, abspülen. Daher die Abseifung.
Abseigen (W3) [Adelung]
Abseigen, S. Abseihen.
Abseigern (W3) [Adelung]
Abseigern, verb. reg. act. 1) In den Bergwerken, die Tiefe eines
Schachtes mit einer Schnur, oder einem Senibleye abmessen; von seiger,
welches in den Bergwerken so viel als senkrecht bedeutet. 2) In den
Hüttenwerken, das Seigern, d. i. das Scheiden des Silbers von dem
Kupfer vollenden, zu Ende bringen. In dieser Bedeutung kommt es von
seigern her, welches das Frequentativum von seihen ist. So auch die
Abseigerung in beyden Bedeutungen.
Abseihen (W3) [Adelung]
Abseihen, verb. reg. act. 1) Durch Seihen absondern, wegschaffen. Das
Wasser von den Erbsen, von der Grütze abseihen. 2) Metonymisch,
durchseihen und dadurch reinigen. Die Milch abseihen. Wasser, Wein
abseihen. Daher die Abseihung.
Abseite (W3) [Adelung]
Die Abseite, plur. die -n, in der Baukunst, alles dasjenige, was sich
als Nebengebäude zur Seite eines Hauptgebäudes befindet.
Besonders die gewölbten Gänge zur Seite des Schiffes einer Kirche.
Auch wohl, obgleich seltener, die Flügel, oder Nebengebäude an
weltlichen Gebäuden. In Meißen, selbst auf dem Lande, bedeutet es
alles, was hinter einem Wohnhause angebauet ist.
Anm. Dieses Wort
bedeutet im Oberdeutschen auch die abhängige Seite eines Berges,
Daches oder einer andern Fläche. In dem Buche der Natur, welches 1483
gedruckt worden, wird auch der Abseiten nach (unter) der Brust des
menschlichen Körpers gedacht. Abseite, im barbarischen Latein Absidis,
Absida, kommt von Gebäuden in den mittlern Zeiten sehr oft vor. Es ist
aber noch nicht ausgemacht, ob es in dieser Bedeutung Deutschen
Ursprunges ist, oder vielmehr von dem Griechischen - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Gewölbe, Bogen, herkomme.
Mehrere Bedeutungen des Latein. Ausdrucks haben Spelmann und du Fresne
gesammelt.
Abseits (W3) [Adelung]
* Abseits, ein im Hochdeutschen veraltetes Nebenwort des Ortes,
welches noch hin und wieder im Oberdeutschen vorkommt, für beyseit.
Abseits gehen, sitzen, stehen. Hiervon ist noch ein anderer
Oberdeutscher Ausdruck, abseiten, oder richtiger ab Seiten, zu
unterscheiden, für von Seiten; ab Seiten meiner, von meiner Seite, wo
ab das Alemannische Vorwort für von ist.
Absenden (W3) [Adelung]
Absenden, verb. irreg. act. S. Senden, in der höhern Schreibart, so
viel als abschicken. Einen Bothen, einen Brief, Waaren absenden. Daher
die Absendung und ein Abgesandter; S. das letztere an seinem Orte.
Absengen (W3) [Adelung]
Absengen, verb. reg. act. 1) Durch Sengen wegbringen. Sich die Haare,
einem Vogel die Federn absengen. Ingleichen durch Sengen reinigen.
Eine Gans, ein Huhn, ein geschlachtetes Schwein absengen, es nach dem
Rupfen oder Abbrühen durch Sengen von den noch übrig gebliebenen
Federn oder Haaren befreyen; eine Verrichtung, welche man in einigen
Oberdeutschen Gegenden auch flämen nennet, ohne Zweifel von Flamme.
Daher die Absengung.
Absenken (W3) [Adelung]
Absenken, verb. reg. welches das Activum von absinken ist. 1) Im
Gartenbaue, durch Senken fortpflanzen. Bäume, Weinstöcke, Pflanzen
absenken, einen Zweig derselben, woran sich eine Knospe befindet,
niederbeugen, und mit Erde bedecken, damit die Wurzeln des Auges sich
entwickeln und anwachsen können, wie ablegen. 2) Im Bergbaue, die
Tiefe hinab arbeiten, abteufen. Einen Schacht absenken, graben. Ein
Luftloch oder einen Tageschacht auf den Stollen absenken. Ohne Zweifel
ist es ein Mißbrauch, wenn die Bergleute dieses Zeitwort absinken
aussprechen, und es auch irregulär abwandeln. S. Senken und Sinken.
Daher die Absenkung.
Absenker (W3) [Adelung]
Der Absenker, des -s, plur. ut nom. sing. im Gartenbaue, dasjenige
Reis eines Gewächses, welches zur Fortpflanzung abgesenket wird, der
Ableger, Senker, das Senkreis.
Absetzen (W3) [Adelung]
Absetzen, verb. regul. welches in gedoppelter Gattung üblich ist.I.
Als ein Activum, und da bedeutet es,1. Herab setzen, von einem höhern
oder obern Orte herunter setzen, niedersetzen, und zwar,1) Eigentlich,
eine Last absetzen. Ingleichen etwas aus der Hand setzen. Die Speisen
absetzen, sie, ehe sie auf die Tafel kommen, in der Nähe auf den
Absetztisch setzen. In dieser eigentlichen Bedeutung kommt es nur
wenig vor, desto häufiger aber,2) In der weitern, in welcher es auf
mancherley Art gebraucht wird. (a) Schnell und auf kurze Zeit von
etwas entfernen. Das Gewehr absetzen, es, nachdem es an den Backen
gelegt war, abnehmen. So auch, im Trinken absetzen. Austrinken, ohne
abzusetzen. (b) Für abwerfen. Das Pferd hat ihn abgesetzet,
abgeworfen. Ingleichen bey dem Opitz, von dem Pferde schießen. Jetzt
setzt ein kahler Troß, der in dem Vortheil liegt, Den besten Helden
ab. (c) Für abschneiden, bey den Wundärzten. Ein Glied absetzen. Eine
Brust absetzen. Einen Kopf absetzen, bedeutet in der Kunstsprache der
Nachrichter so viel, als ihn abhauen. (d) Für abschlagen, besonders im
Bergbaue. Ein Stück von einer Stufe, von dem Gesteine absetzen. (e)
Für abziehen. Besonders in den Schmelzhütten, wenn bey dem Bley- und
Kupfersteine der Stich geschehen ist, das was sich oben auf dem Werke
gesetzet hat, abziehen. (f) Für abstreichen. Besonders bey den
Tuchscherern, die ausgeschornen Tücher mit der Bürste auf dem
Schertische streichen, welches auch zustreichen genannt wird. Der
Tisch, worauf solches geschiehet, heißt daher der Absetztisch. (g) Für
aussetzen und zurück lassen. Einen Koffer bey einem absetzen. Der
Bothe hat ein Päktchen Waare bey uns abgesetzet. Einen Reisenden an
einem Orte absetzen, von Kutschern, Fuhrleuten u. s. f. ihn daselbst
zurück lassen. (h) * Kleider absetzen, wofür doch im Hochdeutschen
ablegen üblicher ist, welches S. (i) + Zur Folge haben, nur im
gemeinen Leben, und ohne Passivum. Es wird Schläge absetzen. Es setzte
viele Thränen ab, es wurden viele Thränen dabey vergossen. Es setzte
schon wunderliche Reden ab, als er so früh starb.3) In der
figürlichen. (a) In Menge verkaufen, doch nur von eigentlich so
genannten Waaren. Waaren absetzen. Wir haben diese Messe nicht viel
abgesetzet. S. Absatz. (b) Für abwürdigen, des äußern Werthes
berauben. Eine Münze absetzen, verrufen. (c) Noch mehr aber, jemanden
wegen eines Vergehens der ihm aufgetragenen Würde berauben. Einen
Beamten absetzen. Er ist abgesetzet, oder von seinem Amte abgesetzet
worden. Einen König, Bischof, Priester, Civilbedienten u. s. f.
absetzen. In der edlern Schreibart entsetzen. Da Absetzen in dieser
Bedeutung den Begriff der Entfernung von einem höhern Orte hat, so
führet es auch theils den Begriff einer Würde, theils eines wahren
oder voraus gesetzten Vergehens bey sich, wodurch es sich von
abdanken, entlassen und andern ähnlichen hinlänglich unterscheidet. In
einigen Gegenden sagt man auch, einen Bauer absetzen, ihn von dem Gute
setzen, im Gegensatze des Aufsetzens.2. Wegsetzen, setzend entfernen.
Und zwar,1) Eigentlich. + Den Stuhl von der Wand, den Tisch von der
Mauer absetzen. Nur im gemeinen Leben.2) In weiterer Bedeutung, den
geraden Fortgang einer Sache unterbrechen, einen Absatz machen. Im
Schreiben die Zeilen absetzen. Bey den Schmieden bedeutet absetzen,
das Eisen an die Schärfe des Amboßes halten, damit es daselbst von den
Schlägen nicht getroffen werde, sondern einen Absatz bekomme.3) In
figürlicher Bedeutung. (a) * Entwöhnen. Ein Kind absetzen, welche R.
A. in Schlesten sehr gewöhnlich, im Hochdeutschen aber nicht üblich
ist. Desto häufiger gebraucht man absetzen in dieser Bedeutung in
Obersachsen von dem zahmen Viehe. Lämmer, Kälber, Ferkel, Füllen
absetzen, von der Muttermilch abgewöhnen. Absetzkälber, Absetzferkel,
Absetzlämmer, sind daher solche junge Thiere, die man von den Müttern
entfernet, um sie dadurch zu entwöhnen. (b) Abstechen machen,
vornehmlich bey den Mahlern. Einen Schrank grün absetzen, das
Leistenwerk u. s. f. grün anstreichen, wenn das übrige von einer
andern Farbe ist. Dann aber auch in weiterer Bedeutung, einen
Gegenstand durch einen unähnlichen oder entgegen gesetzten mehr heben
oder hervor stechen machen. Die Farben absetzen, dunklere Farben neben
den lichtern auftragen. So wenig eine Landschaft ohne Mannigfaltigkeit
das Auge lange
vergnüget, wenn das Schöne nicht hier gegen einen unfruchtbaren Hügel,
dort gegen ein Sandfeld, dort wiederum gegen, wilde Dornstauden
abgesetzet ist, Dusch. Schönheiten, die alle von einer, oder doch von
nahe verwandter Art, und nicht genugsam gegen andere abgesetzet sind,
ebend. Was wir an andern am meisten bewundern, Schönheit und Reitz,
sind in ihr nur die Schatten, ein größeres Licht dagegen abzusetzen,
Less. Sie wird die zärtlichen Stellen nicht verderben; sie wird sie
noch genug absetzen, ebend. S. auch das Neutrum.3. Völlig zu Ende
setzen, das Setzen einer Sache vollenden, besonders in den
Buchdruckereyen. Eine Columne, einen Bogen absetzen. Ingleichen,4.
Durch Setzen mit Schriften copiren. Eine Handschrift, ein Manuscript
absetzen.II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1)
Unterbrochen werden, seine Richtung und Beschaffenheit verändern.
Besonders in den Bergwerken, der Gang setzt ab, fällt aus seiner
Stunde, ingleichen verliert sich. Das Gestein setzt ab, wird
brüchiger. 2) Verschieden seyn, und dadurch einander heben, einander
mehr hervor stechen machen. Zunächst von Farben. Je lebhafter die
Farben im Achat-Onyx sind, je stärker sie absetzen, desto höher wird
der Stein geschätzt. Aber auch in andern Fällen, wie abstechen, in
Vergleichung mit einem andern Dinge lebhaft empfunden werden. Der alte
Hut setzt gegen das neue Kleid schlecht ab. Im Hochdeutschen in dieser
Bedeutung nur selten. 3) + Von einem absetzen, ihn verlassen. Alles
was ich hochgeschätzet, Hat jetzt von mir abgesetzet, Gryph. Im
Hochdeutschen nur im gemeinen Leben.
Anm. Das Verbale die Absetzung,
wird am häufigsten von dem Absetzen von einem Amte, und von dem
Absetzen, d. i. Entwöhnen, des Viehes gebraucht. S. auch Absatz.
Abseufzen (W3) [Adelung]
+ Abseufzen, verb. reg. recipr. sich abseufzen, sich durch Seufzen
oder Gram entkräften.
Abseyn (W3) [Adelung]
+ Abseyn, verb. irreg. neutr. ( S. Seyn,) welches sehr elliptisch
ist, und daher im Hochdeutschen entweder gar nicht mehr gehöret wird,
oder doch nur im gemeinen Leben vorkommt. Es bedeutet, 1) abgesondert
seyn. Der Nagel ist ab, abgebrochen. Dem Bilde ist der Kopf ab,
abgestoßen. Da Holoferni der Kopf ab war, abgehauen war, Richt. 15. 2)
Abgelaufen seyn. Die Spule ist ab, ich will eine andere hohlen. 3)
Abgeschaffet, aufgehoben, entkräftet seyn. Die Verheißung ist abe,
Röm. 4, 14. Auf eben diese Art sagt man noch in den Rechten, besonders
in den Reichskanzelleyen: dieses soll nichtig, todt und ab seyn,
abgeschaffet seyn.
Anm. Weil dieses Zeitwort sehr elliptisch ist, so
schreibt man es lieber getheilet, ab seyn. In Oberdeutschland bedeutet
es auch so viel als entstehen, unterlassen. Z. B. die wir nicht abseyn
werden.
Abseyn (W3) [Adelung]
+ Das Abseyn, des -s, plur. car. die Abwesenheit. In meinem Abseyn.
Während meines Abseyns. - Wer den, der ihn liebt, In seinem Abseyn
läßt bey ihm vergessen werden, Opitz. Mit Recht, sagt ihre Nachbarinn,
Liegt dessen Abseyn dir im Sinn, Haged.
Absicht (W3) [Adelung]
Die Absicht, plur. die -en, von dem Verbo absehen.1) Die Handlung des
Absehens in uneigentlicher Bedeutung, und ohne Plural. (1) Die
Beziehung auf einen gewissen Gegenstand, auf ein gewisses Verhältniß,
wie Rücksicht. Die Erkenntniß der Sünde in Absicht auf Gott, so wohl
nach seinem Urtheile, als auch in Erwägung der Folgen in unsern
Verhält-nissen gegen Gott. In Absicht auf die strenge Kälte. Wenn ich
sie gleich den vierten nenne, so ist sie doch in aller Absicht die
erste, Less. In dieser Bedeutung wird es ohne Artikel, und nur mit dem
Vorworte in gebraucht. (2) Die Bemühung nach einem gewissen Endzwecke,
wie das Absehen. Meine Absicht ist darauf gerichtet. Ich habe es in
guter Absicht gethan. Er hat eine Absicht auf die junge Witwe hier im
Hause.2) Dasjenige, worauf man absiehet; mit dem Plural. (1)
Eigentlich, an den Schießgewehren das Stückchen Metall auf dem Rohre,
wodurch man zielet, um den Zweck zu treffen, das Absehen, das Vister.
Ingleichen an einigen geometrischen und astronomischen Instrumenten,
die Dioptern, die Absehen, wodurch man siehet. Noch mehr (2) im
figürlichen Verstande, dasjenige, was man bey einer Handlung mit
Bewußtseyn und deutlicher Erkenntniß will, durch dieselbe zu erreichen
sucht. Seine Absicht erreichen. Traurig, daß ihm seine Absicht fehl
geschlagen war. Ihre Verwandelung hat bloß dein Glück zur Absicht.
Unsere Absicht mit dem Briefe schlägt leider fehl, Gell. Die Natur
erschuf den Menschen zu größern Absichten, als zu bloßer Betrachtung,
Dusch. Sollte er wohl unerlaubte Absichten haben? Da es denn zuweilen
auch für Ursache gebraucht wird. Gut, das ist auch die Absicht, warum
ich nicht will erkannt werden, Weiße.
Anm. Absicht setzt vermöge der
eigentlichen Bedeutung des Verbi absehen, allemahl ein vernünftiges
Wesen voraus; Zweck und Endzweck aber können auch unvernünftigen und
leblosen Dingen beygeleget werden. Der Endzweck einer Schrift, der
Endzweck der Welt; aber, die Absicht Gottes, die Absicht der Natur, so
fern der Schöpfer darunter verstanden wird, die Absicht eines
Menschen. Die Besserung der Zuhörer ist die Absicht des Predigers,
aber der Zweck oder Endzweck seiner Predigt.
Absichten (W3) [Adelung]
+ Absichten, verb. reg. act. nur im Niedersächsischen für absieben.
S. Sichten.
Absichtlich (W3) [Adelung]
Absichtlich, adj. et adv. mit ausdrücklicher Absicht, in einer
bestimmten Absicht gegründet. Leser, welche absichtlich lesen, mit
klarem Bewußtseyn, warum sie lesen. Eine absichtliche Beleidigung, in
der Absicht zu beleidigen. Er hat es absichtlich gethan.
Absieben (W3) [Adelung]
Absieben, verb. reg. act. vermittelst des Siebes absondern. Die Spreu
von dem Getreide absieben. Ingleichen vermittelst des Siebes reinigen.
Das Getreide absieben. Niedersächsisch absichten.
Absieden (W3) [Adelung]
Absieden, verb. irreg. act. S. Sieden. 1) Gehörig sieden. Einen Fisch
absieden. Seide absieden, mit guter Seife kochen und dadurch
zubereiten. S. auch Absud. 2) Durch Sieden reinigen. Ein Stück Zeuges
absieden, die Farbe heraus sieden. 3) Zum künstigen Gebrauche sieden.
Milch absieden.
Absingen (W3) [Adelung]
Absingen, verb. irreg. act. S. Singen, hersingen, singend hersagen.
Ein Lied auf der Gasse absingen. Das Evangelium, die Epistel vor dem
Altare absingen. Daher die Absingung.
Absinken (W3) [Adelung]
* Absinken, verb. irreg. neutr. ( S. Sinken,) welches das Hülfswort
seyn erfordern, und herab sinken, und niedersinken bedeuten würde,
wenn es üblich wäre. Daß die Bergleute dieses Zeitwort für das thätige
absenken gebrauchen, ist schon oben bemerket worden.
Absitzen (W3) [Adelung]
Absitzen, verb. irreg. ( S. Sitzen,) welches in gedoppelter Gartung
üblich ist.I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, von dem Pferde
steigen, absteigen. Von dem Pferde absitzen. Man ließ die Dragoner
absitzen. Das Pferd bringt den Reiter zum Absitzen, setzt, wirft ihn
ab. Von dem Wagen absitzen, wie man ehedem auch sagte, ist jetzt nicht
mehr üblich.
II. Als ein Activum. 1) Durch Sitzen vermindern. So sagt man, so wohl
eine Schuld absitzen, von einem Schuldner, wenn er aus Unvermögen zu
bezahlen, dafür in dem Gefängnisse büßen muß; als auch, einen
Vorschuß, eine Forderung absitzen, von dem Gläubiger, wenn er sich
durch den Besitz des Nießbrauches eines Gutes oder Hauses bezahlt
macht. 2) + Bey den Tuchmachern wird es für absetzen, oder abnehmen
gebraucht. Das Tuch von dem Rahmen absitzen, abnehmen. 3) + Bis zu
Ende der bestimmten Zeit sitzen. Die Miethzeit absitzen, im gemeinen
Leben. 4) + Sich absitzen, sich durch langes Sitzen entkräften,
besonders von brütendem Federviehe.
Anm. Absitzen, als ein Neutrum für
entfernt wohnen, weit abgesessene Leute, Opitz, ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich.
Absocken (W3) [Adelung]
* Absocken, verb. reg. neutr. mit seyn, nur in den Salzhütten, für
abtröpfeln. Die Salzstücke absocken lassen, abtröpfeln. S. Socken.
Absod (W3) [Adelung]
Der Absod, S. Absud.
Absohlen (W3) [Adelung]
* Absohlen, verb. reg. act. in den Bergwerken, so viel als abnützen,
doch nur von den Bergseilen. Die Bergseile absohlen. Es scheinet, daß
dieses Zeitwort, welches außer dem Bergbaue nicht gehöret wird, von
Seil herkomme, weil es nur allein von den Seilen gebraucht wird.
Absolviren (W3) [Adelung]
+ Absolviren, verb. reg. act. von dem Lat. absolvere. 1) Von der
Schuld und Strafe eines Schuld gegebenen Verbrechens frey sprechen,
los sprechen; im gerichtlichen Verstande. 2) Die Vergebung der Sünde
im Beichtstuhle ankündigen; im kirchlichen Verstande. 3) Zu Ende, zu
Stande bringen; in den niedrigen Sprecharten.
Absolut (W3) [Adelung]
+ Absolut, adj. et. adv. von dem Lat. absolutus. 1) An und für sich
betrachtet, ohne Beziehung auf ein anderes Ding, im Gegensatze des
relativ; im philosophischen Style. 2) Ohne Bedingung, unbedingt,
schlechterdings. Ich will es absolut. Ein absoluter Herr, ein
unumschränkter.
Absolution (W3) [Adelung]
+ Die Absolution, plur. die -en, von dem Lat. absolutio. 1) In den
Rechten, die gerichtliche Lossprechung von der Schuld und Strafe eines
Verbrechens, dessen jemand beschuldiget worden. 2) In der Theologie,
die Ankündigung der Vergebung der Sünden nach der Beichte.
Absonderlich (W3) [Adelung]
+ Absonderlich, adj. et adv. was abgesondert werden kann, von andern
abgesondert zu werden verdienet, und wirklich abgesondert ist, so wohl
1) in der eigentlichen Bedeutung, als auch 2) in der uneigentlichen,
besonders in Rücksicht auf die verschiedenen Ursachen der Absonderung.
(a) Für eigen, besonder. Dieses erfordert ein absonderliches Buch. Ein
absonderliches Zimmer. (b) Für allein, einsam. Absonderlich wohnen,
schlafen, essen. Mit einem absonderlich, (allein) reden. Welche
Nothwendigkeit leget dir auf, die Zeit dermaßen absonderlich zu
verschleißen, und in solcher Einsamkeit herum zu wandern? Opitz. (c)
Für einzeln. Jemanden über einen absonderlichen Umstand befragen. Die
absonderlichen Umstände erzählen. Insgemein und absonderlich. (d) Für
vor andern, insonderheit. Dieß ist überall üblich, absonderlich aber
in Franken. Alles wird jetzt theurer, absonderlich das Getreide. (e)
Vorzüglich. Eine absonderliche Klugheit, Schönheit, Gnade. Ich bin
ihnen absonderlich Dank schuldig. Es ist nichts absonderliches daran.
(f) Seltsam, sonderbar. Ein absonderlicher Mensch.
Anm. In allen obigen
Bedeutungen ist dieses Wort nur noch in einigen Kanzelleyen und den
Oberdeutschen Mundarten üblich. In der anständigern Schreib- und
Sprechart bedienet man sich dafür der Wörter besonder und besonders.
Absondern (W3) [Adelung]
Absondern, verb. reg. act. von einem andern Dinge sondern oder
trennen, als ein allgemeiner Ausdruck, der die besondere Art und Weise
unbestimmt läßt. 1) Eigentlich, dem Orte nach. Ein räudiges Schaf von
der Herde, die Lämmer von den Schafen absondern. Die Gefangenen von
dem Regimente absondern. Ein großer Fluß sonderte uns von einander ab.
Er lebt von allen Menschen abgesondert. Ein abgesonderter Ort. Man
sondere den Begriff der Tugend von der Freundschaft ab, so
verschwindet ihr Werth und ihr heiliger Glanz, Gell. Fleisch, Muskeln,
Drüsen, Häute, sind in den thierischen Körpern lauter Maschinen,
welche theils salzige, theils öhlige, theils geistige, theils
wässerige Theile aus dem Blute absondern; so lange diese Absonderungen
(Secretiones) gehörig von Statten gehen, befindet sich der Mensch in
seinem natürlichen gesunden Zustande. 2) In Gedanken absondern, eine
Sache deutlicher als eine andere denken, abstrahiren, wofür einige das
unbequeme abziehen einführen wollen. Sich Merkmahle von etwas
absondern, abstrahiren. Daher die Absonderung, die Abstraction, und
das Absonderungsvermögen, die Kraft der Seele, Dinge von einander
abzusondern. 3) Der Verbindung, dem Zusammenhange, der Gemeinschaft
nach. Sich von einer Gesellschaft absondern. Sich von der Welt
absondern. So auch in den Rechten, besonders in Niedersachsen, mit
Reichung eines Theils seines Vermögens von allen künftigen Ausprüchen
auf seine Verlassenschaft abfinden. Ein Kind absondern. Abgesonderte
Kinder, Brüder, Schwestern. Man pflegt diese Handlung auch abfinden,
ablegen, abtheilen und in Soest abschichten zu nennen. Doch wird zu
der Absonderung besonders erfordert, theils daß solche von den Ältern
bey ihren Lebzeiten, theils aber auch mit Einwilligung der Kinder
geschiehet. Das Hauptwort, die Absonderung, kann in allen obigen
Bedeutungen gebraucht werden.
Anm. Angels. asyndrian, Schwed. assindra,
Holl. afzonderen.
Absonnig (W3) [Adelung]
+ Absonnig, absönnig, adj. et adv. im gemeinen Leben von den Strahlen
der Sonne entfernt. Ein absonniger (schattiger) Ort. Ein absönniges
Gebirge, bey den Bergleuten, welches von der Sonne nicht beschienen
wird.
Absorgen (W3) [Adelung]
+ Absorgen, verb. reg. recipr. Sich absorgen, im gemeinen Leben, sich
durch vieles Sorgen entkräften.
Abspalten (W3) [Adelung]
Abspalten, verb. reg. act. außer daß es im Partic. Pass. abgespalten
hat, ( S. Spalten,) vermittelst eines Spaltes absondern. Ein Stück von
einem Brete abspalten. So auch, sich abspalten, sich vermittelst eines
Spaltes ablösen. Daher die Abspaltung.
Abspänen (W3) [Adelung]
+ Abspänen, verb. reg. act. welches in den gemeinen Mundarten so wohl
in Ober- als Niederdeutschland üblich ist, so viel als entwöhnen
bedeutet, und so wohl von Menschen als Thieren gebraucht wird.
Niedersächsisch afspeinen, afspönen, speinen, spenen, spennen.
Anm. Das
Stammwort ist das Angels. Spana, Schwed. Spena, Isl. Spini, Holl.
Spene, Sponne, Alem. Spune, Spunne, welches so wohl die Brust an den
Weibern der Menschen und Thiere, als auch die Milch bedeutet. In
Österreich heißet die Spän und in Schwaben das Gespind noch jetzt die
Milch. In Westphalen bedeutet Spunner, das Kuheiter, und in Dithmarsen
Spön die Zitzen daran. Das Zeitwort spänen bedeutete ehedem eben so
wohl säugen, als auch abspänen, d. i. abgewöhnen. Frisch bemerket ganz
richtig, daß die erste und eigentliche Bedeutung dieses Wortes noch in
dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ziehen,
aufbehalten wird. Für abspänen gebrauchen die Hochdeutschen von
Kindern lieber abgewöhnen, und in noch edlerer Schreib- und Sprechart
entwöhnen. Von Thieren, besonders von Kälbern, ist in Obersachsen und
an-
dern Gegenden, abbinden, absetzen, abstoßen, und von Ferkeln, an
einigen Orten auch abstecken üblich. S. auch Spanferkel.
Abspannen (W3) [Adelung]
1. * Abspannen, verb. reg. act. durch Bereden, Locken oder Körnen
abwendig machen. Einem sein Gesinde, sein Vieh, seine Kunden, seine
Arbeit abspannen. Daher die Abspannung. S. auch Abspänstig.
Anm. Dieses
Zeitwort ist im Hochdeutschen wenig mehr üblich, und kommt nur in
Luthers Katechismo und in den Rechten an einigen Orten vor. Es kommt
von dem alten spanen, Angels. Sponan, Schwed. Spana, bereden, reißen,
locken, her, dessen erste Bedeutung gleichfalls ziehen gewesen seyn
mag, so wie das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - beyde Bedeutungen
hat, und von welchem es das Intensivum seyn kann, wie aus dem
verdoppelten n erhellet. Das einfache spanan, bereden, kommt in unsern
ältesten Alemannischen und Fränkischen Schriftstellern sehr häufig
vor.
Abspannen (W3) [Adelung]
2. Abspannen, verb. reg. act. von Spannen, was gespannet, oder
angespannet war, los machen. Den Hahn an einem Feuergewehre, die Sehne
am Bogen abspannen. Die Pferde, die Ochsen abspannen, sie von dem
Wagen, Pfluge los spannen. Ingleichen metonymisch, den Wagen
abspannen. Daher die Abspannung.
Abspännig (W3) [Adelung]
+ Abspännig, adj. et adv. bey den Bergleuten und in einigen gemeinen
Mundarten, so viel als abspänstig. Einem einen Arbeiter, sein Gesinde
abspännig machen.
Abspänstig (W3) [Adelung]
Abspänstig, adj. et adv. ungetreu, abgeneigt, so fern man durch
Beredung oder Reißung dazu verleitet worden. Einem sein Gesinde
abspänstig machen. Einem abspänstig werden.
Anm. Abspänstig ist von 1.
Abspannen so fern es durch Bereden abwendig machen bedeutet. Das st
ist in den von spannen, bereden, abgeleiteten Wörtern nichts seltenes.
Spenst, Gispuans, Kespanst, kommen bey dem Ottfried und Kero für
Beredung vor, und Notker gebraucht Ps. 67, 31. spenstige und
ferleitige Meniscen, für Menschen, die sich leicht bereden und
verführen lassen.
Absparen (W3) [Adelung]
Absparen, verb. reg. act. durch Sparsamkeit entziehen. Er hat es
sich, seinem Munde, seinem Leibe abgesparet.
Abspeisen (W3) [Adelung]
Abspeisen, verb. reg. Es ist:I. Ein Neutrum, welches das Hülfswort
haben zu sich nimmt, aufhören zu speisen, Mahlzeit zu halten, von
vornehmen Personen. Sie haben abgespeiset, werden bald abgespeiset
haben.II. Ein Activum. (a) Mit Speise sättigen, die gehörige Speise
reichen. Sein Gesinde abspeisen. Er hat täglich viele Leute
abzuspeisen. An den Höfen heißt der abspeisende Marschall, der diesen
Tag das Abspeisen, die Abspeisung hat, d. i. die Speisen für den Hof
besorget. (b) + Einen abspeisen, im gemeinen Leben, ihm das Abendmahl
reichen. Sich privatim abspeisen lassen. (c) Figürlich, mit solchen
Dingen zu befriedigen suchen, die dem Verlangen des andern keine
Genüge thun. Jemanden mit leerer Hoffnung, mit guten Worten, mit
eiteln Versprechungen abspeisen. - Die Hoffnung beßrer Zeiten. Speist
mein Verlangen nur mit faulen Fischen ab, Günth.- Wenn Schmeichler
preisen, Das Ohr der Eitelkeit mit Lügen abzuspeisen, Dusch.
Abspiegeln (W3) [Adelung]
Abspiegeln, verb. reg. act. die Gestalt eines Dinges in einem
Spiegel, oder gleichsam als in einem Spiegel abbilden. Wenn der sanfte
Fluß zwischen den lispelnden Röhren dahin gleitete, und die lieben
Wolken abspiegelte, Werth. Leid.
Abspinnen (W3) [Adelung]
Abspinnen, verb. irreg. act. S. Spinnen. 1) Durch Spinnen leer
machen. Den Rocken abspinnen. 2) Durch Spinnen bezahlen. Eine Schuld,
einen erhaltenen Vorschuß abspinnen. Daher die Abspinnung.
Abspitzen (W3) [Adelung]
Abspitzen, verb. reg. act. 1) Mit einer Spitze abnehmen. So spitzen
die Mäurer einen hervor ragenden Stein ab, wenn sie ihn mit der
Zweyspitze abhauen. 2) Der Spitze berauben. 3) Gehörig spitz machen.
So auch die Abspitzung.
Absplittern (W3) [Adelung]
Absplittern, verb. reg. 1) Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, sich in
Gestalt eines Splitters ablösen. 2) Activum, in Gestalt der Splitter
absondern. Daher die Absplitterung.
Absprechen (W3) [Adelung]
Absprechen, verb. irreg. act. S. Sprechen.
1) Durch einen förmlichen Spruch, d. i. gerichtliches Urtheil, einer Sache berauben. Einem den Besitz eines Gutes absprechen. Der Richter hat ihm das Leben abgesprochen.
2) In weiterer Bedeutung, die Erlangung eines künstigen Gutes verneinen. Die Ärzte haben ihm das Leben abgesprochen, haben versichert, daß er an dieser Krankheit werde sterben müssen. Man spricht mir alle Hoffnung ab, den Gegenstand der Hoffnung, die gehoffte Sache. Ich will ihm sein Glück nicht absprechen.
3) Jemanden die Anwesenheit einer Eigenschaft verneinen. Man spricht ihm alles Verdienst, alle Gelehrsamkeit ab. Ich will ihm diesen Vorzug nicht absprechen. Daher die Absprechung in der ersten Bedeutung.
Anm. In verschiedenen Provinzen hat dieses Verbum noch einige andere Bedeutungen, die man auch wohl in das Hochdeutsche einzuführen versucht hat.
(a) Unrecht geben. Wir können ihm nicht ganz absprechen.
(b) Abschaffen. Die Kaiser haben selbst den Irrthum abgesprochen,Den Mißbrauch hingethan, die Bilder weggebrochen, Opitz.
(c) Verabreden, besonders in Niedersachsen. Etwas mit einander absprechen. Daher Absprache daselbst auch Abrede bedeutet.
Abspreitzen (W3) [Adelung]
Abspreitzen, verb. reg. act. in dem Bergbaue, mit den gehörigen
Spreitzen, d. i. Stützen, versehen. Einen Schacht, einen Gang
abspreitzen. Daher die Abspreitzung.
Absprengen (W3) [Adelung]
Absprengen, verb. reg. act. abspringen machen. Eine Saite absprengen.
Ein Stück von einer Maner mit Pulver absprengen. Dem Pferde im Reiten
ein Hufeisen absprengen. Gläser und Kolben mit dem Abnehmeisen
absprengen, bey den Scheidekünstlern. Die Krebse pflegen sich die
Scheren abzusprengen. Daher die Absprengung. In dem Ausdrucke, die
Gasse auf und ab sprengen, ist es, wie in andern ähnlichen, kein
Compositum.
Absprießen (W3) [Adelung]
Absprießen, verb. irreg. neutr. ( S. Sprießen,) mit dem Hülfsworte
seyn, welches in der höhern Schreibart in figürlicher Bedeutung für
abstammen, gebraucht wird, aber größten Theils nur in der
Oberdeutschen Mundart üblich ist. S. auch Absprossen.
Abspringen (W3) [Adelung]
Abspringen, verb. irreg. neutr. ( S. Springen,) mit dem Hülfsworte
seyn. 1) In der eigentlichsten Bedeutung, sich mit einem Sprunge von
etwas entfernen. Der Hase ist von dem Wege abgesprungen. Ingleichen
hinab springen. Von dem Pferde, von dem Wagen abspringen. So gleich
springt Raufbold ab, d. i. von dem Pferde, Zachar. 2) In weiterer
Bedeutung, schnell von etwas entfernet werden, für absprallen. Die Art
springt von dem Aste ab. Die Rugel sprang von der Wand ab. Besonders,
wenn solches mit einem Zerbrechen verbunden ist. Die Farbe, der Leim
springt ab. Die Saite ist abgesprungen. 3) Figürlich, sich mit dem
Gemüthe plötzlich von etwas entfernen, schnell anderes Sinnes werden.
Von einer Meinung, von einer Partey, von einer Religion abspringen. So
auch absolute, er will wieder abspringen. Auf gleiche Art bedeutet
dieses Zeitwort in den Bergwerken, sein Vorhaben ändern, besonders
wenn ein Muther einen aufgenommenen Ort verläßt, und einen andern
wählet. Ingleichen 4) starken Abfall,
oder starke Einschränkung leiden. Man vergleiche beyde, so wird man
sehen, wie sehr dieses gegen jenes abspringt.
Absprossen (W3) [Adelung]
Absprossen, verb. reg. neutr. welches aber im Partic. Pass.
abgesprossen hat, und mit dem Hülfsworte seyn verbunden wird, in der
edlern und dichterischen Schreibart so viel als abstammen. Er ist von
Helden abgesprossen, noch edler entsprossen.
Anm. Absprießen und
absprossen sind, so wie die einfachen Zeitwörter sprießen und
sprossen, bloß in der Mundart unterschieden, jenes ist in Ober- dieses
aber in Niederdeutschland üblich. Beyde aber werden nur in der höhern
Schreibart gebraucht.
Absprößling (W3) [Adelung]
Der Absprößling, des -es plur. die -e, in der höhern Schreibart, eine
Person, zuweilen auch eine Sache, welche von einer andern abgesprossen
ist, ein Abkömmling.
Absprung (W3) [Adelung]
Der Absprung, des -es, plur. die -ünge. 1) Das Abspringen in der
ersten, eigentlichen Bedeutung des Zeitwortes. Der Hase macht einen
großen Absprung, springt weit von der Fährte ab, bey den Jägern. 2)
Das Abspringen in der dritten figürlichen Bedeutung des Verbi. Der
Absprung von der Religion, von einer Partey, von einer Meinung.
Ingleichen die plötzliche Entfernung von einer Materie. Weil ihr von
der Hauptsache einen abermahligen Absprung nehmet, in den Kanzelleyen.
3) Der Abfall, die beträchtliche Einschränkung des Gesagten oder
Geforderten. Das ist ein großer Absprung, Abfall. 4) * In einigen
Gegenden, die Begebung eines Rechtes oder eines Anspruches. Einem zehn
Thaler für den Absprung geben, für den Abtritt. Da es denn auch wohl
die Schadloshaltung für diesen Abtritt bedeutet.
Anm. In der zweyten
Bedeutung des Zeitwortes gebraucht man lieber den Infinitiv, das
Abspringen, als dieses Hauptwort.
Abspülen (W3) [Adelung]
Abspülen, verb. reg. act. 1) Durch Spülen wegschaffen. Den Roth von
den Pferden, von einem Gefäße abspülen. 2) Metonymisch, durch Spülen
von außen reinigen. Die Pferde, den Wagen, ein Gefäß, das Garn, die
Häringe abspülen. Ingleichen von dem Wasser, vermindern, erniedrigen.
Das Wasser spület die Berge ab. Der Fluß hat das Ufer abgespület.
Daher die Abspülung.
Abspulen (W3) [Adelung]
Abspulen, verb. reg. act. von der Spule abwinden. Garn, Seide, Wolle
abspulen, bey den Webern und in den Spinnereyen. Ingleichen das Garn
von den Schläuchen abspulen, große Spulen auf kleinere Spulen oder
Pfeifen treiben, bey den Tuchmachern und andern Webern. Daher der
Abspuler, und im Fämin. die Abspulerinn, diejenige Person, welche
solches verrichtet.
Abstählen (W3) [Adelung]
Abstählen, verb. reg. act. 1) Bey den Färben, die Brühe in der
Blauküpe probiren, welches dadurch geschiehet, daß man ein in dieselbe
getunktes Läppchen in den so genannten Stahl steckt, und es an die
Luft setzt. 2) In einem hohen Grade abhärten. Ein abgestählter Mensch.
Abstammen (W3) [Adelung]
Abstammen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert,
herkommen, dem Geschlechte nach, herstammen. Er stammt von hohen Ahnen
ab. Wir stammen alle von Adam ab. Ingleichen von Wörtern. Dieß Wort
stammet von keinem andern ab. Daher die Abstammung in beyden Fällen.
Abstämmling, für Abkömmling, Absprößling, ist ungewöhnlich und
unnöthig.
Abstämmen (W3) [Adelung]
Abstämmen, verb. reg. act. 1) Im Forstwesen, von dem Stamme sondern,
d. i. abhauen. Einen Baum abstämmen. 2) Mit dem Stömmeisen wegnehmen,
absondern, bey den Tischlern. Daher die Abstämmung. In einigen
Mundarten lautet dieses Zeitwort auch abstammen.
Abstämpeln (W3) [Adelung]
Abstämpeln, verb. reg. act. bey den Buchbindern, mit den gehörigen
Stämpelzierathen versehen. Ein Buch abstämpeln.
Abstampfen (W3) [Adelung]
Abstampfen, verb. reg. act. 1) Durch Stampfen absondern. 2) Durch
Stampfen abnützen. 3) Gehörig stampfen. 4) Das Stampfen vollenden.
Abstand (W3) [Adelung]
Der Abstand, des -es, plur. die -ände, von abstehen. 1) Das Abstehen,
in so fern die Entfernung eines Ortes von dem andern dadurch
angedeutet wird. Der Abstand eines Hauses von dem andern. Der Abstand
eines Sternes von dem andern. Der Abstand der Sonne von der Erde. In
allen diesen Fällen nur von solchen Dingen, welchen man ein Stehen
beylegt. 2) Figürlich, die Entfernung, so wohl der Zeit nach. Das wird
erst in beträchtlichen Abständen der Zeit merklich. Als auch der Macht
und Würde nach. Siehe deinen Abstand von mir an, du bist reich, ich
habe nichts, Weiße. Wie blind oder eitel müßte ich nicht seyn, wenn
ich den großen Abstand zwischen ihm und mir nicht sehen sollte! Dusch.
Ach, der Abstand zwischen dir und mir ist zu weit, zu unendlich!
ebend. 3) In den Rechten, das Abstehen von einem Rechte, oder die
Begebung desselben; ohne Plural. Ich habe ihm fünfzig Thaler für den
Abstand gegeben. In Niedersachsen sagt man in dieser Bedeutung,
Abstand thun, welches aber im Hochdeutschen nicht gewöhnlich ist.
Abständer (W3) [Adelung]
+ Der Abständer, des -s, plur. ut nom. sing. im Forstwesen, ein
abgestandener Baum.
Abständig (W3) [Adelung]
+ Abständig, adj. et adv. welches nur im Forstwesen üblich ist, und
von dem Holze gebraucht wird, wenn es abgestanden, oder auf dem Stamme
verdorret ist. Abständiges Holz. Das Holz ist abständig geworden.
Abstatten (W3) [Adelung]
Abstatten, verb. reg. act. 1) In den Rechten, mit Ertheilung der
gehörigen Mitgabe verheirathen. Eine Tochter, eine Jungfrau abstatten,
wofür aber ausstatten gebräuchlicher ist. 2) * Entrichten, nur in
einigen Gegenden. Die Unkosten abstatten, erstatten. Die Gebühren
abstatten, entrichten. 3) In der edlern und feyerlichern Schreibart,
so viel als ertheilen, leisten, geben, ablegen. Einen Besuch bey
jemanden abstatten, ablegen. Einen Gruß von jemanden abstatten,
ablegen. Ein Zeugniß abstatten, ablegen. Einem die letzte Ehre
abstatten, erweisen. Dank abstatten, sagen. Schon wollte ich ihm den
feurigsten Dank abstatten. Daher die Abstattung in beyden
Bedeutungen.
Anm. Das einfache statten bedeutete in den Nordischen
Mundarten ehedem auch so viel als geben und schenken, und hiervon
leitet Ihre beyde Bedeutungen des Deutschen abstatten ab. Es läßt sich
hören; es hat aber auch die Ableitung von Statt, locus und statten,
den gehörigen Platz anweisen, stellen, nichts unwahrscheinliches. Denn
wenn eine Tochter abgestattet wird, so verläßt sie die Stätte oder
Wohnung ihres Vaters und bekommt ihre eigene. Auf gleiche Art sagten
die Lateiner von locus, locare, und elocare, wovon das Deutsche
abstatten und ausstatten eine bloße Übersetzung ist, welches von
mehrern, besonders gerichtlichen Ausdrücken gilt.
Abstäuben (W3) [Adelung]
Abstäuben, verb. reg. act. den Staub wegschaffen, noch mehr aber
metonymisch, von dem Staube reinigen. Ein Buch, den Tisch, die Schuhe,
die Wand abstäuben. Daher die Abstäubung. In den gemeinen Mundarten
sind auch die Frequentativa abstäubern, abstöbern und abstöpern,
üblich.
Abstäupen (W3) [Adelung]
Abstäupen, verb. reg. act. gehörig oder nach Verdienst stäupen. Ein
Kind abstäupen.
Abstechen (W3) [Adelung]
Abstechen, verb. irreg. S. Stechen. Es ist:I. Ein Activum, und
bedeutet:1) Herab stechen, mit Stichen von einem höhern Orte herunter
bringen. Seinen Gegner von dem Pferde abstechen. So auch, ein Fuder
Heu, Stroh, Garben abstechen, in der Landwirthschaft, es mit der Gabel
abladen, Nieders abstaken.
2) Mit einem Stiche absondern. Einem Thiere die Kehle, sich die Gurgel
abstechen. Rasen abstechen. Ein abgestochener Rasen. Bey den
Drechslern ist abstechen mit dem umgekehrten Meißel abnehmen. Von
dieser Art des Abstechens hat bey den Zinngießern ein gewisses
Dreheisen den Nahmen des Abstecheisens. Ingleichen metonymisch, mit
einem Stiche in die Gurgel tödten. Ein Schwein, ein Kalb, ein Schaf,
eine Gans, ein Huhn abstechen.3) Im Stechen übertreffen, so wohl, (a)
eigentlich in den Ritterspielen, einen abstechen, den Ring oder
aufgesteckten Preis mit der Lanze eher erreichen als er; als auch (b)
uneigentlich, in jeder andern Sache den Vorzug abgewinnen,
übertreffen. So sagt man im Kartenspiele, einen abstechen, ihn durch
eine höhere Karte des Stiches berauben. Ingleichen im
Scheibenschießen, näher als ein anderer zum Ziele treffen. Ferner: Der
Tauben Atlas stach Dianens Silber ab, Günth. Dieser Blumen Jaspis kann
Sarder und Schmaragd abstechen, Gryph. 4) Mit Stechen ableiten. Das
Wasser abstechen, abgraben. Ingleichen, einen Fluß, Teich, Sumpf
abstechen. Den Wein abstechen, abzapfen, in einigen Gegenden. So auch
in den Hüttenwerken, das geschmolzene Erz abstechen, es vermittelst
eines Stiches durch das Auge in die Abstechgrube oder den Abstechherd
ableiten. Auf den hohen Öfen wird das Eisen mit dem Abstechstachel
gleichfalls abgestochen.5) Mit Stechen oder Graben nachbilden. Eine
Zeichnung, ein Gemählde, ein Kupfer abstechen, mit dem Grabstichel
nachstechen. Ein Muster abstechen, bey den Nähterinnen, ein Muster
nach allen Zügen mit Nadeln durchstechen, und dadurch auf ein
untergelegtes Papier abbilden. Ein Lager, einen Garten, einen Platz zu
einem Hause abstechen, durch ausgestochene oder ausgegrabene Erde
bezeichnen. Geschiehet solches durch eingeschlagene Stäbe, so heißt es
abstecken.II. Ein Neutrum, welches das Hülfswort haben erfordert, als
verschieden lebhaft empfunden werden, und zwar in Vergleichung mit
einem andern Dinge, welches alsdann die Vorwörter gegen und von,
seltener und nicht so richtig mit bekommt. Diese Farbe sticht gut,
schlecht gegen jene ab. Der alte Hut sticht schlecht gegen das neue
Kleid ab. Ihre fröhlichen Entzückungen stechen mit den gründlichen
Eigenschaften ihrer Schwester vortrefflich ab, Less. Sie überlegen
nie, daß die Stickerey von dem Grunde abstechen muß, Ebend. Man wird
durch das Abstechende beyderseitiger Gedanken ungemein gerühret
werden. Alberts gelassene Außenseite sticht gegen die Unruhe meines
Charakters sehr lebhaft ab, Werth. Leid. Das Perfect und Plusquamperf.
sind von diesem Neutro wenig üblich.
Anm. Das Hauptwort das Abstechen
kann in allen Bedeutungen der thätigen so wohl, als Mittelgattung, die
Abstechung aber nur in den eigentlichen Bedeutungen der ersten
gebraucht werden. Doch kommt das letztere auch zuweilen in der
neutralen Bedeutung vor. Lessing hat (in der Minna von Barnhelm) die
Abstechung seiner Personen aus den Verstößungen ihrer Charaktere
heraus zu hohlen gewagt, Sonnenf. für Contrast. Die Charaktere, welche
zur Abstechung gegen die Hauptfigur geordnet worden, ebenders. S. auch
Abstich.
Abstecken (W3) [Adelung]
Abstecken, verb. reg. act. 1) Was mit Nadeln angesteckt war, los
stecken. Das Halstuch, eine Schleife abstecken, wofür man in
Oberdeutschland abhäfteln und abspäneln sagt. 2) Durch Stecken
bezeichnen. Ein Lager, einen Garten, den Lauf einer Jagd abstecken,
mit eingesteckten Pfählen, welches vermittelst des Absteckeisens,
ingleichen der Absteckschnur oder Abstecklinie geschiehet.Doch diese
Dunkelheit hat abgesteckte Schranken, Opitz.3) * Abgesondert stecken
oder stellen. In diesem Verstande bedeutet abstecken, von den Ferkeln
gebraucht, an einigen Orten so viel als absetzen, d. i. entwöhnen. So
auch die Absteckung in allen obigen Bedeutungen.
Anm. Von dem
Unterschiede zwischen abstechen und abstecken, der so oft
vernachlässiget wird, S. Stechen und Stecken.
Abstehen (W3) [Adelung]
Abstehen, verb. irreg. ( S. Stehen,) welches auf gedoppelte Art üblich ist.
I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn.
1) Von etwas entfernt oder abgesondert stehen. Der Tisch stehet weit von der Wand ab. Der Schrank stehet nicht weit genug ab, von der Mauer. Der Stuhl muß noch weiter abstehen. S. Abstand.
2) Sich in der stehenden Stellung entfernen.
(a) Eigentlich, nur in einigen wenigen Fällen. Der
Jäger stehet ab, wenn er den Anstand vergebens verläßt. Das große
Geflügel stehet bey den Jägern ab, wenn es von einem Baume fliegt,
welches auch abbaumen genannt wird. (b) Figürlich. (1) Ablassen, nicht
fortsetzen. Von dem Schreiben, Bauen abstehen. Von einem Kaufe, von
einer Klage, von einer Forderung, von seinem Vorhaben, seiner Meinung
abstehen. Er ist von seinem Rechte, von seinen Ansprüchen abgestanden,
hat sich derselben begeben. Die Wortfügung einer Sache abstehen, z. B.
Noch wollt er dennoch nichtSeiner poßheit absteen, Theuerd. Kap. 25.
ist Oberdeutsch. (2) Verderben, besonders von flüssigen Dingen. Der
Wein, der Essig, das Bier ist abgestanden. Abgestandener Essig.
Ingleichen von den Bäumen, wie abdorren und abfliegen. Der Baum wird
bald abstehen. Ein abgestandener Baum. Wie auch von den Fischen,
sterben. Die Fische sind abgestanden. Ein abgestandener Aal. Wenn es
den Fischen im Winter an Luft mangelt, oder das Wasser in den Teichen
verdorben ist, so pflegen sie aus ihrem Lager in der Tiefe herauf und
an die Muhnen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - zu kommen,
und dieses heißt aufstehen. Leistet man ihnen nicht schleunige Hülfe,
so sterben sie, und dieß heißt im eigentlichsten Verstande abstehen,
weil sie alsdann in einiger Entfernung von dem Ufer stille stehen.
Vielleicht ist der Ausdruck von diesem Umstande entlehnet, und hernach
auf die Bäume und flüssigen Dinge übergetragen worden.II. Als ein
Activum. 1) Einem etwas abstehen, abtreten, es ihm überlassen; am
häufigsten in Niedersachsen. 2) * Eben daselbst sagt man auch ein Amt
abstehen, es niederlegen, ein abgestandener (abgegangener)
Bürgermeister, bey welcher R. A. man nur nicht an einen abgestandenen
Fisch denken muß. Schon die Griechen sagten in dieser Bedeutung, -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ein obrigkeitliches Amt
niederlegen. 3) + Sich abstehen, als ein Reciprocum, sich müde stehen,
von vielem Stehen Schaden leiden. Das Pferd hat sich in dem Stalle
ganz abgestanden.
Anm. Abstehen, Goth. afstandan, Schwed. afsta, wird
in den Provinzen noch auf verschiedene andere Arten gebraucht, die
aber im Hochdeutschen unbekannt sind. (a) Einem abstehen, seine Partey
verlassen, ist so wohl in Oberdeutschland, als in Niedersachsen
gebräuchlich, aber im Hochdeutschen eben so ungewöhnlich, als die R.
A. von einem abstehen, in gleicher Bedeutung. (b) Abschlagen, z. B.
Theuerd. Kap. 105. (c) Absteigen, aussteigen, wovon im Theuerdank
häufige Beyspiele vorkommen, z. B. Als er nun abgestanden was Vom
scheff, Kap. 43.- Herr steet ab drat Zu Füßen von eurem pferdt, Kap.
38.
Und Kap. 64. An das Land abstehen. (d) Stille stehen. Die Mühlen
stunden mehrentheils ab, Bluntschli, ein Zürchischer
Geschichtschreiber.
Abstehlen (W3) [Adelung]
Abstehlen, verb. irreg. act. S. Stehlen. 1) Eigentlich, verstohlner
Weise entwenden. Dem lieben Gott die Tage abstehlen, Gell. Ich stahl
ihr schnell ein Mäulchen ab, Gerstenb. Durch ein verdreht Gesicht,
durch ein verwirrt Erzählen Glückt es dem Zänker nicht, ihm Beyfall
abzustehlen, Kästn. 2) In weiterer Bedeutung, heimlich ablernen,
verstohlner Weise absehen. Einem eine Kunst, einen Handgriff
abstehlen.
Absteifen (W3) [Adelung]
Absteifen, verb. reg. act. 1) Gehörig steif machen. 2) Einen Schacht
absteifen, im Bergbaue, ihn inwendig mit den gehörigen Steifen oder
Spreitzen versehen, damit er nicht einfalle; welches auch abspreitzen
genannt wird.
Absteigen (W3) [Adelung]
Absteigen, verb. irreg. neutr. ( S. Steigen,) welches mit dem
Hülfsworte seyn verbunden wird. 1) Herab steigen. Von dem Pferde, von
dem Wagen absteigen, oder auch absolute, absteigen. 2) In weiterer
Bedeutung, auf der Reise einkehren. Wir sind unter Weges in keinem
Gasthofe abgestiegen. Bey einem absteigen. Daher das
Absteige-Quartier, wo man gewöhnlich abzusteigen pflegt. 3) Figürlich,
in den Geschlechtsregistern, die absteigende Linie, diejenigen
Personen, welche in gerader Linie von einem angenommenen Stammvater
herkommen; im Gegensatze der aufsteigenden Linie.
Absteinen (W3) [Adelung]
+ Absteinen, verb. reg. act. 1) Durch Grenzsteine absondern. Einen
Acker absteinen. 2) Mit den gehörigen Grenzsteinen versehen. Eine Flur
absteinen. Beydes im gemeinen Leben.
Abstellen (W3) [Adelung]
Abstellen, verb. reg. act. 1) * Eigentlich, der Stelle berauben, in
welcher Bedeutung aber dieses Zeitwort nicht üblich ist. 2) Figürlich,
als schädlich abschaffen, aufhören machen. Eine übele Gewohnheit
abstellen. Dieser Mißbrauch muß abgestellet werden. Daher die
Abstellung.
Abstemmen (W3) [Adelung]
Abstemmen, S. Abstämmen.
Abstempeln (W3) [Adelung]
Abstempeln, S. Abstämpeln.
Absteppen (W3) [Adelung]
Absteppen, verb. reg. act. Einen Rock absteppen, bey den Nähterinnen,
ihn gehörig durchnähen.
Absterben (W3) [Adelung]
Absterben, verb. irreg. neutr. ( S. Sterben,) welches das Hülfswort
seyn erfordert. Es bedeutet:1) So viel als das einfache sterben, indem
die Partikel nur die Bedeutung verstärkt, versterben; und zwar, (a)
eigentlich, wo aber nur der Infinitiv als ein Hauptwort üblich ist,
und Statt des härtern Wortes Tod gebraucht wird. Vor meinem Absterben.
Es ist die Pflicht unserer Freunde, bey unserm Absterben Thränen zu
vergießen. (b) Figürlich, von den Gliedern und Theilen des
menschlichen Leibes, fühllos werden, alle Empfindung verlieren, zum
animalischen Leben nach und nach unbrauchbar werden. Der Aussatz nimmt
den Gliedern mit der Zeit das Gefühl, bis sie endlich gar absterben.
Ein abgestorbenes Glied. Der Unglückliche, dessen Leben unter einer
schleichenden Krankheit allmählich abstirbt, Götze. Ingleichen von den
Bäumen, verdorren, abstehen. Der Baum stirbt auf dem Stamme ab. Ein
abgestorbener Baum. Wie auch in den Bergwerken von den Erzen. Die Erze
sterben ab, nehmen ab, werden geringer. Ferner, alle Lebhaftigkeit
verlieren. Handel und Wandel, alles ist abgestorben.2) Durch den Tod
aller seiner Individuen beraubet werden, aussterben. Ein Kloster
absterben lassen, die Mönche in dem Kloster. Dieses Haus wird bald
absterben. Ein längst abgestorbenes Geschlecht. Ingleichen figürlich.
Ein abgestorbener Wald. Schon lange grünt uns nicht mehr der
abgestorbene Wald, Der in die süßen Schatten uns rief, Zachar. 3)
Durch den Tod von etwas getrennet werden, und zwar a) in eigentlicher
Bedeutung. Seine Ältern sind ihm sehr früh abgestorben. Es ist mir an
ihm ein sehr guter Freund abgestorben. b) Figürlich, sich auf immer
von etwas trennen, im moralischen und theologischen Verstande, keine
Empfindung mehr von und gegen etwas haben. Der Sünde, der Welt, den
Wollüsten abgestorben seyn. Der Eitelkeit absterben. Welcher Mensch
ist so sehr verloren, daß er schon aller Reue abgestorben sey: Dusch.
Absteuer (W3) [Adelung]
* Die Absteuer, plur. die -n, an einigen Orten z. B. in der Mark
Brandenburg, eine Art des Abschosses oder des Abfahrtsgeldes, welches
ein Unterthan bey seinem Abzuge aus einer Gerichtsbarkeit erleget. So
heißt es in der Märkischen Amtsordnung N. 68. Ein Hüfner gibt einen
Thaler Abfahrtsgeld, ein Coffäte einen halben Thaler Absteuer. S.
Abzug.
Absteuern (W3) [Adelung]
Absteuern, verb. reg. act. in der Schifffahrt, so viel als ablenken,
abstoßen. Das Schiff von dem Lande absteuern.
Abstich (W3) [Adelung]
Der Abstich, des -es, plur. die -e, von abstechen. 1) Alles
dasjenige, was abgestochen worden. Besonders in den Hüttenwerken, die
durch das Stichauge in den Tiegel oder Stichherd geflossene Materie.
Ingleichen bey den Nähterinnen, was nach einem Muster zum Ausnähen
abgestochen ist. 2) * Bey einigen, obgleich nur selten, die
Abstechung, der Contrast. Das machte mit seiner gewöhnlichen
Heiterkeit einen Abstich, besser, stach dagegen ab, fiel dagegen auf.
Abstimmen (W3) [Adelung]
Abstimmen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert.
1) * Eigentlich, nicht zusammen stimmen, von den Tönen in der Musik.
2) * Figürlich, anderer Meinung seyn. Von einem abstimmen. Beyde
Bedeutungen sind, so wie das Bey- und Nebenwort abstimmig in der
letztern, im Hochdeutschen wenig, im Oberdeutschen aber desto mehr
bekannt. 3) Einen abstimmen, dessen Stimme oder Votum durch die
folgenden Vota verwerfen; für das ausländische abvotiren.
Abstoßen (W3) [Adelung]
Abstoßen, verb. irreg. act. S. Stoßen. Es ist:I. Ein Activum, und
bedeutet:1. Mit einem Stoße absondern, und zwar 1) eigentlich. Ein
Stück von der Mauer abstoßen. Dem Ochsen sind die Hörner abgestoßen
worden, und er hat sich die Hörner abgestoßen. Daher die
sprichwörtliche R. A. sich die Hörner abstoßen, durch gefundenen
Widerstand behutsamer, nachgebender werden, S. auch Ablaufen. Einem
zum Galgen verurtheilten das Genick, einem zum Rade verurtheilten das
Herz abstoßen. + Die Angst will ihm das Herz abstoßen, tödten. Daher
die sprichwörtliche R. A. er mußte es ausplaudern, sonst hätte es ihm
das Herz abgestoßen. Es wird dir das Herz nicht abstoßen, nehmlich,
wenn du es verschweigest. 2) In weiterer Bedeutung, drückt es
verschiedene, mit einem Stoße verbundene Arten der Absonderung aus. So
bedeutet z. B. abstoßen bey den Tischlern so viel als abhobeln. Das
Rauhe am Holze mit dem Hobel abstoßen, und metonymisch, ein Bret
abstoßen, ihm die Ungleichheiten mit dem Hobel benehmen. Bey den
Weißgärbern und Pergamentern bedeutet, die Haare abstoßen, ingleichen
metonymisch, ein Fell abstoßen, die Haare von dem noch nassen Felle
auf dem Streich- oder Abstoßbaume, mit dem Abstoßmesser abschaben. Bey
den Mäurern und Zimmerleuten ist abstoßen, die scharfen Ecken an einem
Steine oder Stücke Bauholz abhauen.
2. Mit einem Stoße entfernen. 1) Eigentlich. Den Kahn abstoßen, von
dem Ufer. Den Stuhl von der Wand abstoßen. 2) In weiterer Bedeutung,
a) an einigen Orten, besonders in Oberdeutschland, so viel als
entwöhnen, von Thieren. Kälber, Füllen, Lämmer abstoßen. b) In der
Landwirthschaft, von dem Rindviehe, die Kälberzähne abstoßen, sie
verlieren, welches bey den Pferden abschieben und schieben, und bey
den Rindern abzahnen und zahnen genannt wird. c) Bey den Treibejagden,
denjenigen Treibeleuten, welche aus der Linie gekommen sind und zurück
bleiben, fortzugehen befehlen, bis sie mit den übrigen eine Linie
machen. d) In der Landwirthschaft stößet man die Bienen ab, wenn man
sie tödtet, und ihnen den Honig nimmt. 3) Figürlich. Eine Schuld
abstoßen, bezahlen, im gemeinen Leben.3. Mit Stoßen zur Vollkommenheit
bringen, durch Stöße die gehörige Gestalt geben. So heißt in den
Hüttenwerken, eine Höhle oder Grube abstoßen, sie mit Gestübe oder
Asche ausfüllen, und selbige fest einstampfen.4. Sich abstoßen, durch
vieles Anstoßen abgenützet werden. Die Kleider stoßen sich ab. Die
Schuhe haben sich abgestoßen.II. Ein Neutrum. 1. Mit dem Hülfsworte
seyn. Von dem Lande abstoßen, mit dem Schiffe oder Kahne von dem Lande
abfahren. Wir sind gestern früh vom Lande abgestoßen. 2. Mit haben,
nur bey den Jägern, so viel als abblasen, d. i. das Ende der Jagd
durch einen Stoß in das Hifthorn verkündigen.
Anm. Das Hauptwort die
Abstoßung kann in allen eigentlichen Bedeutungen des Activi gebraucht
werden. In Oberdeutschland bedeutet abstoßen, von Waaren gebraucht,
auch so viel als absetzen, d. i. verkaufen, und der Abstoß, so viel
als Absatz oder Verkauf.
Abstract (W3) [Adelung]
Abstract, adj. et adv. von dem Lat. abstractus. 1) An einem andern
Dinge befindlich, aber von demselben abgesondert gedacht; im
Gegensatze des concret. Die Tugend ist ein abstracter Begriff, ein
abgesonderter, allgemeiner, bey einigen auch wohl, aber nicht so
schicklich, ein abgezogener; weil sie nicht für sich bestehet, sondern
immer an einem andern Dinge befindlich ist, S. Abstrahiren. 2) Ein
abstracter Kopf, der Fertigkeit besitzet, abstracte Begriffe zu
bilden. 3) Durch allzu starke Abstraction dunkel, schwer zu verstehen.
4) + Zerstreut, unaufmerksam. Ein abstracter Mensch.
Abstrafen (W3) [Adelung]
Abstrafen, verb. reg. act. gehörig strafen, mit der verdienten Strafe
belegen, doch nur von leichten Strafen. Einen seiner Vergehen wegen
abstrafen. Ein Kind mit Worten, mit der Ruthe abstrafen. Sich
abstrafen lassen, sich der verdienten Strafe unterwerfen. Daher die
Abstrafung.
Abstrahiren (W3) [Adelung]
Abstrahiren, verb. reg. act. von dem Lat. "abstrahere". 1. In Gedanken absondern, besonders unselbstständige Begriffe von selbstständigen Dingen absondern; bey einigen, obgleich nicht so schicklich, "abziehen". Sich Merkmahle "abstrahiren". 2. + "Von etwas abstrahiren", als ein Neutrum, mit haben, davon abstehen, die Hoffnung dazu, und das Bemühen darnach aufgeben.
Abstreifen (W3) [Adelung]
Abstreifen, verb. reg. act. durch Streifen absondern. Die Blätter
eines Zweiges abstreifen, und metonymisch, einen Zweig abstreifen.
Ingleichen bey den Jägern, einem Thiere die Haut abziehen, ohne solche
am Bauche zu öffnen, welche Haut alsdann ein Balg genannt wird. Einem
Wolfe, Luchse, Fuchse, Hasen, Biber, Marder, einer Otter, Katze den
Balg abstreifen; ingleichen metonymisch, einen Wolf, Luchs, Fuchs,
Hasen abstreifen. So auch, einen Aal, eine Schlange abstreifen. Daher
die Abstreifung.
Abstreiten (W3) [Adelung]
Abstreiten, verb. irreg. act. S. Streiten. 1) Durch einen
Rechtshandel entziehen, abrechten. Er hat mir einen Garten, ein Haus
abgestritten. Noch mehr aber, 2) streitig machen, durch Gründe und
Gegengründe zu entziehen suchen. Einem seinen Grund und Boden
abstreiten. Ein Kind sucht Kindern oft den Apfel abzustreiten, Haged.
3) Mit Gründen gegen geäußerte Gegengründe absprechen, dessen Besitz
verneinen. Man will uns alle Vorzüge abstreiten. 4) Durch Gründe gegen
eines andern Gegengründe verneinen. Das lasse ich mir nicht
abstreiten.
Abstrich (W3) [Adelung]
Der Abstrich, des -es, plur. inusit. 1) Die Handlung des
Abstreichens, in manchen einzelnen Fällen. 2) Was abgestrichen wird.
Besonders in den Hüttenwerken, die Unart, welche sich bey dem
Abtreiben des Silbers auf dem Treibeherde in die Höhe begibt, und
abgestrichen wird. In den Zinnwäschen wird die taube Schlacke, welche
in dem Siebe abgehoben wird, gleichfalls der Abstrich genannt.
Abstricken (W3) [Adelung]
Abstricken, verb. reg. act. 1) Von stricken, acu texere. (a) Durch
Stricken leer machen. Eine Nadel abstricken. (b) Durch Stricken
bezahlen. Eine Schuld abstricken. 2) * Von Strick, laqueus, gewaltsam
berauben. Einem sein Vermögen abstricken, verkümmern. Einem Lande die
Zufuhre, die Lebensmittel abstricken, abschneiden. Hast alle Weg und
Bahn Den Bothen abgestrickt, daß niemand für dich kann, Opitz. Ich
besorgte, daß durch solche Ankunft anderer mir meine Einsamkeit möchte
abgestrickt werden, ebend. Eben derselbe übersetzt auch die Worte
Grotii, Votaque mors rumpit, durch der Tod strickt alles ab. Daher die
Abstrickung.
Anm. In dieser zweyten Bedeutung ist das Wort vornehmlich in
Oberdeutschland üblich; allein es kommt in der Bedeutung des
Verkümmerns auch zuweilen in der gerichtlichen Sprache anderer
Gegenden vor. Haltaus hielt es für das Niedersächsische abstrecken,
abziehen; allein es läßt sich ganz füglich von Strick ableiten. S.
Strick und Verstricken.
Abströmen (W3) [Adelung]
Abströmen, verb. reg. 1. Activum. (a) Auf einem Strome hinab fließen
machen. Holz abströmen. (b) Durch Strömen abreißen, absondern. Der
Rhein strömet immer viel von seinem Ufer ab. 2. Ein Neutrum, mit seyn,
(a) In der Schifffahrt, durch den Strom in den See abgetrieben werden.
(b) Heftig abfließen.
Abstrossen (W3) [Adelung]
Abstrossen, verb. reg. act. in den Bergwerken, strossenweise
gewinnen, oder abhauen. Das Erz, einen Gang abstrossen.
Abstufen (W3) [Adelung]
Abstufen, verb. reg. act. 1) Von Stufe, ein Stück, im Bergbaue,
stufen- oder stückweise abhauen. Erz abstufen. 2) * Von Stufe, gradus,
stufenweise verschieden machen; ein nur von einigen Schriftstellern
gewagtes Wort, welches so wie das Substantiv, die Abstufung, doch
wenig Beyfall gefunden hat. Der Dichter muß seine Charaktere gehörig
abzustufen wissen. Welche Mannigfaltigkeit in der Abstufung seiner
Charaktere! Alle kleine Verflößungen der Leidenschaften,
Schattirungen, und Abstufungen. Wo Abänderung wohl eben das würde
gesagt haben.
Abstülpen (W3) [Adelung]
Abstülpen, verb. reg. act. die Stulpe oder Krämpe niederlassen. Den
Hut abstülpen, die Krämpe an demselben niederlassen. Niedersächsisch
abstulpen, wo es überhaupt den Deckel abnehmen bedeutet.
Abstümpfen (W3) [Adelung]
Abstümpfen, und abstumpfen, verb. reg. act. 1) * Stumpf machen. Das
Beil; den Degen abstümpfen; im Hochdeutschen ungewöhnlich. Besonders
2) der Spitze oder der scharfen Ecke berauben. Ein abgestümpfter
Kegel, conustruncatus. Ingleichen im Bergbaue, einen Stein abstümpfen,
die scharfen Ecken an demselben abschlagen.
Absturz (W3) [Adelung]
Der Absturz, des -es, plur. die -stürze, die jähe Seite eines Berges
oder Felsens, S. Sturz. - So zeigen sich Hier enge Pfade, dort ein
steiler Absturz, Schleg.
Abstürzen (W3) [Adelung]
Abstürzen, verb. reg. act. 1) Hinab stürzen, vornehmlich in der
Oberdeutschen Mundart. Sie werden oftermahls ganz plötzlich
abgestürzet, Von ihrer Majestät, Opitz.- Er hat die Herrlichkeit Und
Ansehn Israels, den Ruhm der alten Zeit Vom Himmel abgestürzt, ebend.
2) In weiterer Bedeutung, so viel als abladen, abwerfen. Ein Fuder
Kohlen abstürzen, im Bergbaue und dem Forstwesen. 3) Im Stürzen
absondern. Sich den Hals abstürzen. Daher die Abstürzung.
Abstutzen (W3) [Adelung]
Abstutzen, verb. reg. act. abschneiden oder abhauen und kürzer
machen. Sich die Haare abstutzen. Einem Pferde die Ohren, den Schwanz
abstutzen. Den Buchsbaum abstutzen. Bey den Tuchscherern bedeutet,
wollene Zeuge abstutzen, sie zum ersten Mahle scheren. Daher die
Abstutzung.
Absuchen (W3) [Adelung]
Absuchen, verb. reg. act. 1) Suchen und abnehmen. Die Raupen von
einem Baume absuchen. 2) Gehörig durchsuchen. So suchen die Jäger ein
Stück Feld, eine Wiese, ein Revier ab, wenn sie solche sorgfältig
durchgehen, und den Hund fleißig suchen lassen. So auch die Absuchung.
Absud (W3) [Adelung]
Der Absud, des -es, plur. inus. von absieden. 1) Die Handlung des
Absiedens. In der Münze wird die Reinigung der Münzen vor dem Prägen
durch Sieden, der Absud oder Weißsud genannt. Bey den Färbern ist der
Absud oder Absod, die Probe der ächten Beschaffenheit der Farbe in
einem wollenen Tuche, indem man dasselbe mit Alaun, Seife oder
Weinstein absiedet. 2) Dasjenige, was abgesotten ist. So ist der Absud
in den Apotheken, ein flüssiger Körper, welcher die Kräfte eines
andern durch Sieden in sich genommen hat; mit einem Lat. Worte, ein
Decoct. Ein Absud von Lorberblättern.
Absurd (W3) [Adelung]
+ Absurd, -er, -este, adj. et. adv. von dem Lat. absurdus, der
gesunden Vernunft zuwider, ungereimt, abgeschmuckt.
Absurdität (W3) [Adelung]
+ Die Absurdität, plur. die -en, von dem vorigen. 1. Der Zustand, da
etwas absurd ist, ohne Plural; die Ungereimtheit, Abgeschmacktheit. 2.
Eine ungereimte Sache, eine Ungereimtheit, Abgeschmacktheit.
Absüßen (W3) [Adelung]
Absüßen, verb. reg. act. 1) Gehörig süß machen, wofür doch süßen oder
versüßen üblicher sind. Eine Arzeney absüßen. 2) In der Scheidekunst
und dem Hüttenwesen bedeutet absüßen, die salzigen und sauern Theile
von einem in Säuren aufgelöseten Körper abwaschen. Gold oder
Silberkalk absüßen. In den Hüttenwerken geschieht solches in dem
kupfernen Absüßkessel. In mehr uneigentlicher Bedeutung ist absüßen
bey den Stärkmachern, in dem getretenen Weitzen die reine Stärke durch
hinzu gegossenes Wasser von den Hülsen absondern, welches in der
Absüßwanne oder dem Absüßbottiche geschiehet. So auch die Absüßung.
Abt (W3) [Adelung]
Der Abt, des -es, plur. die Äbte, ein Prälat, der einer Abtey
vorgesetzet ist. Ein insulirter Abt, der bischöfliche Ehrenzeichen und
Vorrechte hat. Ein gefürsteter Abt, im Deutschen Reiche, der zugleich
die fürstliche Würde besitzet. Sprichwort: Wie der Abt so die Mönche.
Wenn der Abt die Würfel auflegt, hat das Convent Macht zu spielen. Den
Abt reiten lassen, sich ohne Zwang lustig machen; Und drauf lassen wir
den Abt Auf dein Wohlergehen reiten, Can. ist eine sprichwörtliche R.
A. welche vermuthlich von einem ernsthaften Abte entstanden, den man
in Gesellschaften nicht gerne gesehen, und ihn daher auch nicht da zu
bleiben genöthiget. Von dem Fämin. S. Äbtissinn.
Anm. Abt, Latein.
Abbas, Angels. Abbad, Dän. Abbed, Schwed. Abbot, ist ein Syrisches
Wort, welches einen Vater bedeutet, und zugleich mit der bezeichneten
Sache aus den Morgenländern in die Abendländer gebracht worden. S.
Abba.
Abtafeln (W3) [Adelung]
+ Abtafeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches nur
im Scherze im gemeinen Leben üblich ist, von der Tafel aufstehen,
aufhören zu speisen.
Abtäfeln (W3) [Adelung]
Abtäfeln, verb. reg. act. mit dem gehörigen Täfelwerke versehen. Ein
Zimmer abtäfeln. Daher die Abtäfelung.
Anm. In Oberdeutschland
bedeutet, einen abtäfeln, ihn gleichsam mit lebendigen Farben
abmahlen, nach allen seinen Fehlern schildern, und hier ist es von dem
Lat. tabula, ein Gemählde, entlehnet.
Abtakeln (W3) [Adelung]
Abtakeln, verb. reg. act. der Takel oder Schiffsseile berauben, in
der Sprache der Seefahrer. Ein Schiff abtakeln, das Tauwerk aus dem
Schiffe nehmen und verwahren. Daher die Abtakelung.
Abtanzen (W3) [Adelung]
Abtanzen, verb. reg. act. 1) Durch Tanzen, oder im Tanzen entziehen.
Einem ein Frauenzimmer abtanzen. 2) Tanzend abnehmen. Einer Braut den
Kranz abtanzen. 3) Durch Tanzen absondern. Sich die Absätze von den
Schuhen abtanzen. 4) + Sich abtanzen, sich durch vieles Tanzen
entkräften.
Abtauschen (W3) [Adelung]
Abtauschen, verb. reg. act. durch Tausch von jemanden erhalten,
tauschweise an sich bringen. Ich habe ihm ein Buch, seinen Garten
abgetauschet. Daher die Abtauschung.
Abteufen (W3) [Adelung]
* Abteufen, verb. reg. act. bey den Bergleuten, in die Teufe, das ist
Tiefe, arbeiten, für abtiefen. Einen Schacht abteufen, graben,
absinken. Daher die Abteufung.
Abtey (W3) [Adelung]
Die Abtey, plur. die -en. 1) Ein zu einer Prälatur erhobenes Kloster,
dessen Vorgesetzter ein Abt ist. 2) Die Pfründe, Würde, das Amt eines
Abtes. Eine einträgliche Abtey erhalten. 3) Das Gebieth eines solchen
Klosters oder Abtes. 4) Die Wohnung eines Abtes. In der Abtey wohnen.
Abteylich (W3) [Adelung]
Abteylich, adj. et adv. zur Abtey gehörig. Abtheyliche Zinsen, Güter
u. s. f.
Abtheilen (W3) [Adelung]
Abtheilen, verb. reg. act. 1) Theilen, d. i. in Theile zerlegen, und
diese Theile merklich machen, welcher letztere Begriff in der Partikel
ab liegt; dagegen eintheilen mehr auf die bestimmte Anzahl der Theile
siehet. Die Grade auf dem Quadranten abtheilen. Ein Feld, eine Fläche,
ein Zimmer, ein Kriegsheer, ein Buch abtheilen. Ein Ganzes in seine
Theile abtheilen. Den Tag in zwölf Stunden abtheilen.Wie theilt der
Sonnenlauf so schnell die Zeiten ab, Can. Wörter abtheilen, oder auch
nur theilen, welches vermittelst des Abtheilungszeichens (-) oder auch
nur Theilungszeichens geschiehet. 2) Mit einem Theile eines
gemeinschaftlichen Vermögens abfinden, absondern. Seine Rinder
abtheilen. Abgetheilte Rinder. Nachgeborne Prinzen abtheilen. Ein
abgetheilter Herr oder Prinz, den man mit einem ausländischen Worte
gemeiniglich einen apanagirten Prinzen nennet. Diese Art des
Abtheilens wird in den besondern Rechten verschiedener Orte auch
abfinden, ablegen, abmehren, absondern, abscheiden u. s. f. genannt.
S. diese Wörter.
Abtheilung (W3) [Adelung]
Die Abtheilung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Abtheilens, in
beyden Bedeutungen. 2) Einer derjenigen merklich gemachten Theile,
worin, ein Ganzes abgetheilet worden. Die erste, zweyte Abtheilung
eines Buches, einer Schrift, eines Gartens, eines Gebäudes u. s. f.
Abthon (W3) [Adelung]
Der Abthon, des -es, plur. inusit. ein Nahme, der an einigen Orten,
besonders Oberdeutschlandes, dem so genannten Frauenhaare gegeben
wird, und ohne Zweifel aus der Lat. Benennung Adiantum verunstaltet
ist. S. Frauenhaar.
Abthun (W3) [Adelung]
Abthun, verb. irreg. act. S. Thun.1. Herab thun, wegthun, d. i.
ablegen, abziehen, von sich legen, und zwar, 1) in eigentlicher
Bedeutung. Den Hut abthun, abnehmen, ingleichen von sich legen. Den Mantel, die Schürze, den Ring abthun. Den Unflath am Fleische abthun.
Die Hand von einem abthun, besser abziehen, verlassen, sich seiner
nicht mehr annehmen. 2) In figürlicher Bedeutung. (a) Abschaffen,
abstellen. Eine Gewohnheit, einen Mißbrauch abthun. Den Unterschied
abthun, Opitz. In beyden Bedeutungen kommt dieses Zeitwort im
Hochdeutschen wenig mehr, im Oberdeutschen aber desto häufiger vor,
aus welcher Mundart es auch Luther in seine Bibelübersetzung
aufgenommen hat. (b) Zu Stande bringen, beylegen, weil eine Sache
alsdann gleichsam weggethan wird. Eine Rechnung, einen Streit abthun.
Wir haben noch viel mit einander abzuthun. Das ist eine längst
abgethane Sache. Die Schuld ist abgethan.2. Hinrichten, schlachten.
Einen Übelthäter abthun, im verächtlichen Verstande. Besonders
gebraucht man es in den Küchen von dem Federviehe. Ein Huhn, eine
Gans, ein Paar Tauben abthun. In Oberdeutschland wird es in der
Bedeutung des Schlachtens und Hinrichtens häufiger gebraucht. Wozu
wird so viel Vieh von euch doch abgethan? Opitz. Wie, daß man dir den
Hund zum Opfer abgethan! Ebend. Der Knabe ward gestürzt, die Jungfrau
abgethan, Ebend.
Anm. 1. In Oberdeutschland höret man dieses Verbum
auch sehr häufig mit der zweyten Endung des Substantives, für, sich
einer Sache begeben, sich ihrer entschlagen, Verzicht darauf leisten.
Sich der Welt, eines Amtes, eines Gebrauches abthun. Ingleichen mit
der dritten, einer Sache abgethan, ihr abgestorben seyn. Wer aber ganz
dem Leib ist abgethan, Und nimmt sich nur der Himmels Sorgen an,
Opitz. Bis ich der Sterblichkeit inkünftig abgethan, Ebend. Mehrere
Beyspiele führet Haltaus h. v. an.
Anm. 2. Abthun, Niedersächsisch
afdoen, in der dritten Bedeutung des Tödtens, wird gemeiniglich zu
thun, facere, gerechnet. Allein es scheint vielmehr, daß es von tödten
abstamme, welches die Niedersachsen mit Auslassung des mittlern dt,
doen schreiben und sprechen. Vielleicht haben die Oberdeutschen, die
dieses Zeitwort von den Niedersachsen entlehnet, dessen wahre
Bedeutung nicht gewußt, und es daher nicht nur zu thun (Nieders. doon)
gerechnet, sondern es auch auf gleiche Art conjugiret. Was diese
Vermuthung bestätiget, ist dieses, daß statt dessen bey einigen
Oberdeutschen Schriftstellern wirklich abtödten gefunden wird, welches
denn dem Goth. afdauthjan näher kommt.
Abtiefen (W3) [Adelung]
Abtiefen, S. Abteufen.
Abtilgen (W3) [Adelung]
* Abtilgen, verb. reg. act. welches nur in Oberdeutschland üblich
ist, und tilgen und abschaffen bedeutet, aber doch 2. Macc. 4, 4.
vorkommt: und tilgete die alten ehrlichen Gesetze ab.
Äbtissinn (W3) [Adelung]
Die Äbtissinn, plur. die -en, die Vorsteherinn einer weiblichen
Abtey, im Schwabenspiegel Abtissa, vom Lat. Abbatissa, daher das Wort
in Titulaturen auch oft noch Abbatissinn lautet. Von der Gattinn eines
protestantischen Abtes hingegen, gebraucht man das Wort Äbtinn.
Äbtlich (W3) [Adelung]
Äbtlich, adj. et. adv. dem Abte gehörig, in dessen Würde gegründet.
Die äbtliche Würde, äbtliche Ehrenzeichen, Truppen, u. s. f. Äbtisch,
welches ehedem in dieser Bedeutung sehr üblich war, ist veraltet. Um
das Jahr 1385 findet sich auch abtig, in gleicher Bedeutung: Unser
abtige Ingesiegel.
Abtoben (W3) [Adelung]
Abtoben, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben zu sich nimmt,
aufhören zu toben. Seine Wuth wird bald abgetobet haben. Der Sturm hat
abgetobet.
Abtraben (W3) [Adelung]
Abtraben, verb. reg. neutr. mit seyn, wegtraben, d. i. fortgehen, im
verächtlichen Verstande. Er mußte leer abtraben.
Abtrag (W3) [Adelung]
Der Abtrag, des -es, plur. car. die Handlung des Abtragens, doch nur
1) in der figürlichen Bedeutung der Bezahlung. Der Abtrag einer
Schuld, der obrigkeitlichen Gefälle. Ingleichen 2) in den Rechten,
Schadloshaltung, Vergütung, Ersatz eines zugefügten Schadens, so wohl
an Vermögen, als auch an der Ehre. Einem einer Beleidigung wegen Abtrag thun oder machen. Damit ihnen Abtrag geschehe. Abtrag begehren,
verlangen. In dieser Bedeutung wird das Wort mehrentheils ohne Artikel
gebraucht.
Abtragen (W3) [Adelung]
Abtragen, verb. irreg. act. S. Tragen.1. Herab tragen, doch nur, (a)
in metonymischer Bedeutung, durch Tragen niedriger machen, nach und
nach einreißen. Ein Gebäude, einen Berg, eine Mauer, einen Wall, ein
Dach abtragen. Poch- und Kunsträder, eine Radstube abtragen, in den
Bergwerken. (b) In figürlicher Bedeutung bey den Feldmessern, einen
Riß abtragen, oder auf das Feld abtragen, den-
selben nach dem wahren Maße auf das Feld übertragen, nach einer
Zeichnung auf dem Papiere eine ähnliche Figur auf dem Felde machen.
Ingleichen gewisse Maße von dem Maßstabe mit dem Zirkel abnehmen und
auf das Papier tragen.2. Wegtragen, und zwar, a) in eigentlicher
Bedeutung. Die Speisen abtragen, von dem Tische, und nach einer
gewöhnlichen Metonymie auch, den Tisch abtragen. Das Getreide von der
Tenne abtragen. Einen Leithund abtragen, bey den Jägern, ihn, wenn man
ihn abrichtet, von der Fährte tragen, damit er sie wieder finden
lerne. b) Figürlich, für bezahlen. Seine Schuld abtragen. Zoll,
Steuern und Gaben abtragen. Die Zinsen auf den bestimmten Tag
abtragen. Hierher gehöret, c) auch die veraltete Bedeutung des
Ersetzens, oder Vergütens, wovon Haltaus Beyspiele anführet, und wofür
man jetzt lieber sagt, Abtrag thun. Wachter glaubt, daß mit dieser
gerichtlichen Bedeutung auf die ehemahlige Strafe der Ehebrecher
angespielet werde, welche in einigen nördlichen Gegenden einen Stein
tragen mußten. Allein wenn man sich erinnert, daß in den ältesten
Zeiten alle Bezahlung, folglich auch der gerichtliche Ersatz mit
Feldfrüchten oder Viehe geschahe, so wird man den Begriff des
Abtragens in der eigentlichsten Bedeutung hier wahrscheinlicher
finden, als eine so gezwungene Anspielung.3. Durch langes Tragen
abnützen. Ein Kleid abtragen. Ein abgetragener Hut. Ein Paar Schuhe
trägt sich bald ab. Ingleichen, + sich abtragen, sich durch vieles
Tragen, d. i. lange Fruchtbarkeit entkräften, von Fruchtbäumen.4.
Durch Tragen zur Vollkommenheit bringen. So heißt bey den Jägern,
einen Falken abtragen, ihn so lange tragen, bis er zahm und
abgerichtet wird.Daher die Abtragung in allen obigen Bedeutungen. In
der Schweiz bedeutet es auch so viel als eintragen, und da ist denn
auch Abtrag für Ertrag üblich.
Abträufeln (W3) [Adelung]
Abträufeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfswort seyn, welches
eigentlich das Frequentativum und Diminutivum von dem ungewöhnlichen
abtraufen ist, wofür man im Hochdeutschen abtriefen sagt; in Gestalt
kleiner Tropfen herab fallen. Das Wasser abträufeln lassen.
Abtreiben (W3) [Adelung]
Abtreiben, verb. irreg. S. Treiben, welches in doppelter Gattung
üblich ist.I. Als ein Activum.1. Hinweg treiben, in welcher Bedeutung
treiben von weitem Umfange ist, und mancherley, von einander oft sehr
verschiedene Mittel in sich fasset. So sagt man, den Feind abtreiben
oder ihn von der Stadt, von den Festungswerken abtreiben, Gewalt mit
Gewalt abtreiben. Die Bienen abtreiben, S. Abtrommeln. Ingleichen in
den Rechten. Einen von seinem Besitze, von einem Gute abtreiben. Einen
von einem Kaufe abtreiben, so wohl durch ein höheres Geboth, als auch
durch das Einstandsrecht. Ferner, einem Kinde die Würmer abtreiben,
durch Arzneymittel. Sich ein Kind abtreiben, dessen unzeitige Geburt
durch Arzneymittel verursachen. Abtreibende Mittel, in der
Arzneykunst. Wie auch in dem Bergbaue, das Gestein abtreiben, locker
gewordenes Gestein völlig los brechen. In Forstwesen, Holz abtreiben,
ein Revier, einen Wald abtreiben, alle darin befindliche Bäume fällen
und wegschaffen. So auch nach einer bey den mit ab zusammen gesetzten
Zeitwörtern sehr gewöhnlichen Metonymie, in den Hüttenwerken, Gold und
Silber abtreiben, alle Unreinigkeiten vermittelst des Bleyes von
demselben wegtreiben. Derjenige Schmelzer, welcher solches verrichtet,
wird daher der Abtreiber genannt, der nebst seinen Gehülfen einen
gesetzten Abtreibelohn, und zum Trinkgelde ein so genanntes
Abtreibebier erhält. Ferner beyden Jägern, einen Ort, ein Dickicht
abtreiben, alles Wildbret aus demselben treiben. Ingleichen bey den
Papiermachern, das Papier abtreiben, das gemachte Papier an den Enden
mit einem großen Reibeisen abreiben.2. Durch vieles Treiben
entkräften, von dem Zug- und Lastviehe. Das Zugvieh abtreiben, ein
abgetriebenes Pferd.II. Als ein Neutrum, mit seyn, nur in der
Schifffahrt. Ein Schiff treibet ab, wenn es von seiner Fahrt
abgebracht wird. Daher die Abtreibung in den activen Bedeutungen.
Abtrennen (W3) [Adelung]
Abtrennen, verb. reg. act. was an eine andere Sache befestiget ist,
mit einiger Gewalt absondern. Besonders bey den Nähterinnen, was auf-
oder angenähet ist, mit einem schneidenden Werkzeuge nach und nach
ablösen. Einen Ärmel von dem Hemde, die Spitzen von einer Haube
abtrennen. Daher die Abtrennung. In den übrigen Fällen bedienet man
sich lieber des einfachen Trennen. Für abtrennlich ist trennbar edler
und üblicher.
Abtreten (W3) [Adelung]
Abtreten, verb. irreg. S. Treten. Es ist:I. Ein Activum, und
bedeutet: 1) Durch Treten, oder im Treten absondern. Einen Nagel, ein
Stück von einer Mauer abtreten. Den Absatz abtreten. Ingleichen
metonymisch, durch vieles Treten oder Gehen abnutzen. Die Schuhe
abtreten. Ein abgetretener Absatz. 2) Durch Treten bezeichnen. Ein
Beet, einen Weg im Garten abtreten. 3) Durch Treten zur Vollkommenheit
bringen. Einen Weg abtreten, fest treten. Den Lehmen, den Thon wohl
abtreten, ihn zur Genüge treten, bey den Töpfern. 4) Überlassen. Einem
sein Recht, sein Haus, seine Güter, sein Amt, die Regierung abtreten.
Er mußte seinen Gläubigern Haus und Hof abtreten. Gern will ich dem,
der nach mir kommt, den Besitz alles dessen abtreten, was ich noch das
Meinige nenne, Dusch. Ich trete dir den Sieg ab, erkenne mich für
überwunden. Es ist dieses ohne Zweifel die figürliche Bedeutung der
folgenden zweyten der Mittelgattung, in welcher das Zeitwort wegen der
damit verbundenen Thätigkeit zu einem Activo gemacht worden.II. Ein
Neutrum, welches das Hülfswort seyn zu sich nimmt. 1) Herab treten,
vornehmlich in der weitern Bedeutung des Einkehrens. Bey einem
abtreten, nemlich von dem Wagen, d. i. auf kurze Zeit einkehren. Es
wird heute ein guter Freund bey mir abtreten. Wir sind in keinem
Gasthofe abgetreten. 2) Wegtreten, sich entfernen, und zwar, (1)
eigentlich, einen Abtritt nehmen. Von der Schaubühne abtreten. Der
Richter befahl den Parteyen, daß sie abtreten sollten. (2) Figürlich.
a) Sich seines Rechtes, seiner Ansprüche begeben. Ich trete gern von
meinem Rechte ab, Dusch. Valer mußte abtreten. b) Von einem abtreten,
seine Partey verlassen. Von einer Gesellschaft abtreten, die
Verbindung mit derselben aufheben. So auch, von einem geschlossenen
Kaufe abtreten, abgehen. Von seiner Religion, von seiner Meinung
abtreten, dieselbe verlassen. Tretet ab von der Ungerechtigkeit,
Luth.
Anm. Die Abtretung läßt sich in allen Bedeutungen des Activi
gebrauchen, dagegen in den Bedeutungen des Neutrius das Hauptwort der
Abtritt üblich ist.
Abtrieb (W3) [Adelung]
Der Abtrieb, des -es, plur. inusit. die Handlung des Abtreibens, doch
nur in folgenden beyden Fällen. 1) Im Forstwesen, der Abtrieb des
Holzes, eines Waldes, das Fällen und Wegschaffen der Bäume in
demselben. 2) In den Rechten, das Abtreiben eines Käufers von dem
Kaufe einer Sache, vermittelst des Einstands- oder Näherrechts,
welches Recht an einigen Orten gleichfalls der Abtrieb genannt wird.
Abtriefen (W3) [Adelung]
Abtriefen, verb. reg. neutr. ( S. Triefen,) welches das Hülfswort
seyn erfordert, tropfenweise abfallen, herab triefen. Das
Fett trieft ab. Den Braten mit dem abtriefenden Fette begießen. Es
wird etwas für mich abtriefen, figürlich, ich werde einigen Gewinn bey
der Sache haben. Der Ausdruck, der Himmel trieft ab, für es regnet,
dessen sich Opitz Pf. 68, 4. bedienet, ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich.
Abtrift (W3) [Adelung]
Die Abtrift, plur. inus. das Recht, seine Schafe auf fremde Felder zu
treiben, und von ihnen abweiden zu lassen. S. Trift.
Abtrinken (W3) [Adelung]
Abtrinken, verb. irreg. act. S. Trinken. 1) Das Obere eines flüssigen
Körpers herab trinken. Das Glas ist zu voll, man muß etwas abtrinken.
Den Schaum abtrinken. Der Wein im Fasse ist schon bis auf die Hälfte
abgetrunken. 2) Durch Trinken des aufgegossenen flüssigen Körpers
schwächen, kraftlos machen. Der Thee ist schon abgetrunken, hat durch
aufgegossenes und getrunkenes Wasser bereits alle Kraft verloren. Den
abgetrunkenen Kaffee wieder aufkochen. Die (zum Bischof gebrauchten)
Pomeranzen sind schon abgetrunken. 3) Durch stärkeres Trinken von
einem andern erhalten. Einem seine Schöne abtrinken, S. Absaufen. 4) +
Sich durch Trinken wegen einer Forderung bezahlt machen. Eine Schuld,
eine Rechnung bey einem Weinschenken abtrinken.
Abtritt (W3) [Adelung]
Der Abtritt, des -es, plur. die -e, von dem Verbo abtreten.1) Die
Handlung des Abtretens, so fern dieses Zeitwort ein Neutrum ist; ohne
Plural. (1) Die Einkehr auf der Reise. Einen Abtritt bey einem nehmen,
bey ihm abtreten. 2) Die Entfernung an einen nahe gelegenen Ort. Einen
Abtritt nehmen, abtreten. Der Richter befahl den Parteyen, einen
Abtritt zu nehmen, sich auf kurze Zeit zu entfernen. 3) Die Begebung
eines Rechtes. Wir mußten ihm hundert Thaler für den Abtritt geben.
(4) Die Verlassung einer Partey oder Sache, am meisten in
Oberdeutschland. Der Abtritt von einem, von einer Gesellschaft, von
einer Religion, von einer Meinung u. s. f.2) Ein Ort, auf welchen man
von einem höhern Orte niedertritt, der Absatz. Der Abtritt vor einer
Thür. Falle nicht, hier ist ein Abtritt.3) Ein Ort, an welchen man
sich bey Seite begibt. (1) In den Bergwerken, kleine Sitze in den
Schächten zum Ausruhen, welche auch Absätze, und Wechselbühnen genannt
werden. (2) Im gemeinen Leben, ein abgesonderter Ort zur Erleichterung
des Leibes. Da es der Wohlstand nothwendig gemacht hat, manche Dinge
nicht bey ihrem rechten Nahmen zu nennen, so hat man auch diesem Orte
schon in den mittlern Zeiten verschiedene, theils allgemeine, theils
mildere Nahmen gegeben, den damit verbundenen schmutzigen Begriff zu
verstecken. So nannte man ihn z. B. ehedem das Läublein, von Laube,
den Gang, Ausgang, das Sprachhaus u. s. f. Und an manchen Orten führet
er noch jetzt die Nahmen das Häuschen, die Gelegenheit u. s. f. S.
auch Privet und Secret. Abtritt ist eine ähnliche Benennung, welche
anfänglich auch dem strengsten Wohlstande nicht anstößig scheinen
konnte, aber durch den immer gemeiner gewordenen Gebrauch auch schon
niedrig zu werden anfängt, daher sich viele Statt derselben lieber des
Ausdruckes heimliches Gemach bedienen.4) Dasjenige, was abgetreten
worden, in der ersten Bedeutung des Activi. So nennen die Jäger
dasjenige junge Getreide oder Gras, welches der Hirsch mit seinen
Schalen abgetreten hat, den Abtritt.
Abtrocknen (W3) [Adelung]
Abtrocknen, verb. reg. Es ist:I. Ein Activum. 1) Die Nässe von einem
andern Körper wegschaffen, in der niedrigen Sprechart abwischen. Sich
den Schweiß abtrocknen. Die Thränen abtrocknen. Aber ach,verlorne
Thränen, seine Hand trocknet euch nicht ab! Less. Ingleichen, der
Nässe berauben, trocken machen. Sich die Augen, die Hände, das Gesicht
mit einem Tuche abtrocknen. Sich abtrocknen. Den Tisch abtrocknen. 2)
Völlig trocken machen, vermittelst der Wärme oder Luft. Obst im Ofen
abtrocknen. Die Wäsche abtrocknen. Daher die Abtrocknung.II. Ein
Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert, trocken werden und
abfallen. Die Blattern sind bereits völlig abgetrocknet.
Abtrollen (W3) [Adelung]
+ Abtrollen, verb. reg. neutr. mit seyn, abgehen, fortgehen, im
verächtlichen Verstande. S. Trollen.
Abtrommeln (W3) [Adelung]
Abtrommeln, verb. reg. act. durch Trommeln vertreiben; ein Ausdruck,
welcher besonders von den Bienen gebraucht wird, wenn man ihnen den
Honig nimmt, ohne sie zu tödten, indem man sie mit angebranntem
Schwefel betäubet, hierauf einen leeren Stock unter einen vollen hält,
und mit den Händen auf den ersten trommelt, da sie denn in den untern
fallen; welches auch abtreiben genannt wird.
Abtröpfeln (W3) [Adelung]
Abtröpfeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, welches das
Diminutivum von dem folgenden ist, in kleinen Tropfen herab fallen.
Abtropfen (W3) [Adelung]
Abtropfen, verb. reg. neutr. gleichfalls mit dem Hülfsworte seyn,
tropfenweise herab fallen.
Abtrotzen (W3) [Adelung]
Abtrotzen, verb. reg. act. durch Trotzen von einem erzwingen. Er
würde mich nie ansehen können, ohne mich heimlich anzuklagen, wie viel
ich ihm abzutrotzen, mich unterstanden, Less. Wer trotzte Waffen oder
WeisheitIhr (nehmlich der Natur) oder ihrem Schöpfer ab? Gleim.
Abtrumpfen (W3) [Adelung]
+ Abtrumpfen, verb. reg. act. Einen abtrumpfen, eigentlich, ihn im
Kartenspiele mit einem Trumpfe abstechen. Figürlich, ihn mit einer
derben Gegenrede abfertigen. Er ist wacker abgetrumpfet worden.
Abtrünnig (W3) [Adelung]
Abtrünnig, adj. et adv. den bisherigen Verbindungen untreu. Von
seinem rechtmäßigen Herrn abtrünnig werden. Ein Abtrünniger in oder
von der Religion. Die Abtrünnigen, d. i. Anführer, zum Gehorsam
bringen.
Anm. Abtrünnig, oder wie es auch hieß, trunnig und trünnig,
bedeutete ehedem eigentlich einen Überläufer von dem Kriegesheere, und
hernach einen jeden Entrunnenen, wie aus dem Haltaus h. v. erhellet.
Es scheint zunächst nicht so wohl von dem Zeitworte abtrennen, als
vielmehr von dem damit genau verwandten, aber längst veralteten
Hauptworte Trunn herzukommen. Wenigstens ist in dem Verbo das u und i
ehedem so selten nicht gewesen, wie Frisch zeiget. Ein Abtrünniger
hieß ehedem auch ein Abtrünner und Abtrünnling. Antrunnigi, apostasia,
in Gloss. Pez. ist wohl von rennen, und der Partikel ant, oder ent
zusammen gesetzt, gleichsam Entrennung. Indessen ist Abtrünnig heut zu
Tage im Hochdeutschen nicht mehr so sehr üblich, als in
Oberdeutschland, wo man auch das Hauptwort die Abtrünnigkeit, Abfall
von der Religion oder von seinem Herrn, hat.
Abtruppen (W3) [Adelung]
Abtruppen, verb. reg. 1. + Neutrum, mit seyn, truppweise abgehen, von
mehrern Personen. Sie sind schon abgetruppt. 2. Activum. Die Wache
abtruppen, bey den Soldaten, nach abgelöseter Wache mit der Trommel
das Zeichen zum Auseinandergehen geben, welches auch abschlagen
genannt wird.
Abtuschen (W3) [Adelung]
Abtuschen, verb. reg. act. 1. Mit Tusche nachbilden. Eine Zeichnung
abtuschen. 2. + Wacker abprügeln, in der niedrigen Sprechart, von
tuschen, schlagen.
Aburtheilen (W3) [Adelung]
Aburtheilen, verb. reg. act. in den Rechten, 1) durch Urtheil und
Recht aberkennen. Einem etwas aburtheilen. 2) Mit
einem Endurtheile entscheiden. Einen abgeurtheilten Rechtshandel
wieder auf die Bahn bringen.
Abverdienen (W3) [Adelung]
+ Abverdienen, verb. reg. act. 1) Durch Dienste von einem andern an
sich bringen. Einem viel Geld abverdienen. 2) Durch Dienste und deren
Werth bezahlen. So kann der Handwerker einen Vorschuß, eine Schuld
abverdienen, wenn er sich selbige an dem verdienten Arbeitslohne
abziehen läßt. S. auch Abdienen.
Abvieren (W3) [Adelung]
Abvieren, verb. reg. act. ins Gevierte bringen, viereckt,
würfelförmig machen, und zwar, 1) in der eigentlichen Bedeutung. Einen
Stein, einen Klotz abvieren, zu einem Würfel hauen. 2) In der
figürlichen, in welcher aber nur das Partic. Pass. abgeviert üblich
ist, gesetzt, auf alle Fälle gefaßt, verschlagen. Ein abgevierter, d.
i. gewandter, Mann, der sich in alles zu schicken weiß. Eine stolze
abgeführte Dame, denn so nennen sie unsere Aufwärter, Opitz. Die Römer
wußten schon, was hier sey zu erlangen, Das abgeführte Volk hat wohl
das Land durchgangen, Eben.
Anm. Abgeviert in der figürlichen
Bedeutung ist am meisten in Oberdeutschland üblich. Es ist bloß der
Unwissenheit zuzuschreiben, daß man es größten Theils so schreibt und
spricht, als wenn es von abführen herkäme, wie schon Frisch v. Vier
gezeiget hat. Vieren, gevieren und abvieren in der eigentlichen
Bedeutung sind alte und bekannte Zeitwörter. Gisiarun bedeutete aber
auch schon zu Ottfrieds Zeiten so viel als zubereiten, tüchtig machen,
einrichten, wie aus den beym Schilter v. Fiar angeführten Beyspielen
erhellet. Einige Alte wußten die wahre Abstammung schon, wie man aus
einem von Frisch angeführten Beyspiele sehen kann, und das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und Lat. vir quadratus, ein
weiser, standhafter, unbeweglicher Mann, haben wohl eine mehr als bloß
zufällige Ähnlichkeit damit, ob sie gleich in der Bedeutung einige
Verschiedenheit haben.
Abvisiren (W3) [Adelung]
Abvisiren, verb. reg. act. welches in Ansehung seiner zweyten Hälfte
aus dem Lat. visus, oder vielmehr dem Ital. visiera gemacht worden,
durch Visiren abmessen. Besonders im Forstwesen, die Länge eines
Baumes, ehe er gefället wird, auf solche Art messen.
Abvotiren (W3) [Adelung]
+ Abvotiren, verb. reg. act. von votiren und dem Lat. votare.
Jemanden abvotiren, dessen Meinung oder Stimme durch die folgenden
mehrern Vota verwerfen; auch abstimmen.
Abwachen (W3) [Adelung]
+ Abwachen, verb. reg. recipr. sich abwachen, sich durch vieles
Wachen entkräften.
Abwage (W3) [Adelung]
Die Abwage, plur. inusit. ein neu gemachtes Wort einiger neuen
Meßkünstler. 1) Der Unterschied, welchen eine Tiefe gegen eine Höhe,
und diese gegen jene hat. 2) In der Mechanik, die Entfernung so wohl
der Last als der Kraft, von dem Ruhepunkte, der Abstand.
Abwägen (W3) [Adelung]
Abwägen, verb. reg. am häufigsten irreg. act. S. Wägen.1. Das Gewicht
einer Sache gehörig bestimmen. 1) Eigentlich. Die Güter abwägen
lassen. Ehedem zählte man das Geld nicht ab, sondern man wägte es ab.
2) In weiterer Bedeutung, das Gefälle eines Flusses, den Abhang eines
Erdreiches, und überhaupt die horizontale Lage eines Ortes gegen den
andern durch die Grund- oder Wasserwage bestimmen, nivelliren. Eine
Fläche abwägen. Den Fall des Wassers mit der Wasserwage abwägen,
welches in der Abwägungskunst gelehret wird. So auch, den Mahlpfahl
abwägen, bey den Mühlen. Schächte abwägen, im Bergbaue, anweisen, wie
solche von unten und oben gehörig zusammen treffen. 3) Figürlich, das
Verhältniß einer Sache gegen die andere genau bestimmen. Alle seine
Worte auf der Goldwage abwägen. Die Bewegungsgründe müssen auf das
genaueste gegen einander abgewäget werden. Wäg unser Schicksal ab,
sprich, welches heischt mehr Zähren, Weiße. Der Freund der stets sein
Glück nach meinem abgewogen, Ebend. 2. Nach dem Gewichte abtheilen.
Den Soldaten das Brot abwägen. Wäget mir von dieser Waare zehn Pfund
ab. So auch die Abwägung.
Anm. Abwägen wird von den meisten eben so
irregulär conjugiret als wiegen. Allein es wäre zu wünschen, daß man
den Unterschied zwischen den Activis und Neutris in der Conjugation
überall so genau beobachtete, als in senken und sinken, tränken und
trinken, sprengen und springen, setzen und sitzen und andern
geschiehet. Wägen würde alsdann mit allen seinen Compositis regulär
gehen, und bloß die thätige Bedeutung haben, so wie wiegen mit seinen
Compositis und mit seiner irregulären Conjugation allein die
Mittelgattung ausdrücken würde. Aber alsdann würde abwiegen, welches
einige für abwägen gebrauchen, gar keine Bedeutung haben. S. Wägen und
Wiegen.
Abwälzen (W3) [Adelung]
Abwälzen, verb. reg. act. 1) Herab wälzen. Steine von dem Berge,
Klötze von der Mauer abwälzen. Auf deine Seele wälzt mein unbegrenzt
Vertrauen Die schwerste meiner Sorgen ab, Wiel. 2) Wegwälzen. Und
wurden gewahr, daß der Stein abgewälzet war, Marc. 16. Alles von sich
abwälzen, in figürlichem Verstande, alles Beschwerliche von sich
abzuwenden suchen. Daher die Abwälzung.
Abwandeln (W3) [Adelung]
Abwandeln, verb. reg. act. 1) Von wandeln, wenden, bey einigen neuern
Sprachlehrern so viel als conjugiren, oder ein Verbum durch seine
Zeiten und Personen verändern. Daher die Abwandelung, wofür einige
Zeitwandelung einführen wollen, weil sie auch die Declination mit
jenem Nahmen belegt hatten. Da man von neuen Kunstwörtern mit Recht
fordert, daß sie nicht allein den Begriff erschöpfen, sondern ihn auch
klar und bestimmt ausdrucken sollen, dieses aber von abwandeln nicht
gesagt werden kann, so ist das fremde conjugiren ihm immer noch
vorzuziehen. Zeitwandeln ist noch schlechter, weil die Composition
sich auf eine ungewöhnliche Ellipse gründet. 2) * Von dem veralteten
Wandel, Buße, Ersetzung, für ersetzen, büßen. Und Fehler -Durch
strenge Bußen abzuwandeln, Wiel. In dieser Bedeutung ist das Zeitwort
nur in Oberdeutschland üblich.
Abwandern (W3) [Adelung]
Abwandern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte seyn, sich wandernd
entfernen, wegwandern. Zum unsterblichen Leben abwandern.
Abwärmen (W3) [Adelung]
Abwärmen, verb. reg. act. zur Genüge wärmen, durch die gehörige Wärme
zu einem gewissen Gebrauche geschickt machen. So werden in den
Hüttenwerken die Öfen, Schmelzherde und Kapellen abgewärmet, d. i.
erhitzet und ausgeglühet, ehe sie gebraucht werden. So auch die
Abwärmung.
Abwarten (W3) [Adelung]
Abwarten, verb. reg. act. 1) Von warten, expectare, warten bis jemand
komme, bis etwas erfolge, erwarten. Wir wollen ihn hier abwarten,
erwarten. Ich will es schon abwarten. Ich kann seine Ankunft nicht
abwarten. Es will abgewartet seyn, man muß darauf warten. Besonders,
das Ende einer Sache erwarten. Den Gottesdienst abwarten. Er wollte
die Schlacht erst abwarten. 2) Von warten, curare, die gehörige Zeit
und Sorgfalt auf etwas wenden. Einen Termin abwarten, sich zur
bestimmten Zeit einfinden. Sein Amt, seine Geschäfte, seine Arbeit
abwarten, sie mit dem gehörigen Fleiße verrichten. Ich kann es nicht
abwarten, kann nicht die gehörige Zeit darauf wenden. Die Sache will
abgewartet, d. i. mit Sorgfalt
gewartet, seyn. Den Schweiß abwarten. Daher die Abwartung.
Anm. Die
Oberdeutsche Mundart gebraucht dieses Zeitwort in der ersten Bedeutung
mit der zweyten Endung des Nennwortes, der Zeit, des Gottesdienstes
abwarten, und in der zweyten Bedeutung so wohl mit der zweyten als
dritten Endung, seinen Geschäften abwarten, eines Dinges und einem
Dinge abwarten; worin manche Hochdeutsche es ihr nach thun.
Abwärts (W3) [Adelung]
Abwärts, ein Nebenwort des Ortes, welches aus dem alten Hauptworte
Wart und dem Vorworte ab zusammen gesetzet ist. 1) Hinabwärts, von
oben nach unten zu. Alles Wasser fließt abwärts. Abwärts gehen,
schiffen. 2) Seitwärts, in einiger Entfernung. Es führte sie abwärts
an das Fenster. Oft reichte Mars ein volles Glas, Wenn ihr Vulcan nur
abwärts saß, Der himmlisch lächelnden Cythere, Haged. In dieser
Bedeutung gebraucht schon Ottfried abuuertaz für abwesend.
Anm. Abwärts
mit der zweyten Endung des Substantives, z. B. abwärts des Berges, ist
nur den Oberdeutschen Mundarten eigen.
Abwaschen (W3) [Adelung]
Abwaschen, verb. irreg. act. S. Waschen. 1) Eigentlich durch Waschen
wegbringen. Den Koth, den Wust von etwas abwaschen. Das Abwaschen des Unflathes vom Fleische. Ingleichen metonymisch, durch Waschen gehörig
reinigen. Sich die Hände, das Gesicht abwaschen. Sich abwaschen. Eine
Leiche abwaschen. Das Geschirr abwaschen. 2) In weiterer Bedeutung,
wegspülen, wegschwemmen. Der Regen wäscht den Lehm von der Wand ab.
Der Fluß hat alle Erde von dem Ufer abgewaschen. Ingleichen
metonymisch. Der Regen wäscht die Berge ab. Der Fluß hat das Ufer
abgewaschen. 3) Durch Waschen bezahlen. Eine Schuld bey jemanden
abwaschen. So auch die Abwaschung.
Abwässern (W3) [Adelung]
Abwässern, verb. reg. act. 1) * Von dem überflüssigen Wasser
befreyen; nur in einigen Gegenden. Die Wiesen abwässern, Den Feldern
eine Abwässerung verschaffen. 2) Gehörig wässern. Den Stockfisch
abwässern.
Abweben (W3) [Adelung]
Abweben, verb. reg. act. ein Gewebe zu Ende bringen, das Weben
vollenden. Ein Stück Tuch abweben; auch abwirken,
Abwechseln (W3) [Adelung]
Abwechseln, verb. reg. Es ist:I. Ein Activum, und bedeutet,1) Durch
Wechsel, d. i. Tausch, an sich bringen, doch nur von dem Gelde. Einem
ein Goldstück abwechseln. Ich habe meinem Freunde sein altes
Silbergeld abgewechselt. Ehedem gebrauchte man es auch von einem jeden
Tausche, für abtauschen.2) Wechselweise auf einander folgen lassen,
und zwar, (a) gleichgültige Sachen für einander setzen, ablösen. Ein
Regiment abwechseln, ein anderes an dessen Stelle setzen. Es wechselt
immer einer den andern ab. Diese Bedeutung ist in Oberdeutschland am
häufigsten, wo man auch sagt, die Wache abwechseln, d. i. ablösen. (b)
In weiterer Bedeutung, abändern, Dinge von verschiedener Art auf
einander folgen lassen. Mit den Speisen abwechseln. Ingleichen, die
Speisen abwechseln. Gott hat seine Einrichtungen in dem Reiche der
Natur unendlich abgewechselt.II. Ein Neutrum, welches das Hülfswort
haben zu sich nimmt, wechselsweise auf einander folgen. Glück und
Unglück wechseln immer mit einander ab. Ein abwechselndes Glück. Das
Fieber wechselt ab. Ein abwechselndes Fieber. Alle Dinge wechseln in
der Welt ab, folgen wechselsweise auf einander.
Abwechselung (W3) [Adelung]
Die Abwechselung, plur. die -en, in allen obigen Bedeutungen, so wohl
der thätigen als Mittelgattung, besonders in der Bedeutung der
Veränderung. Die Abwechselung lieben. Esgeschiehet bloß um der
Abwechselung willen. Die Abwechselungen, welche mit allen erschaffenen
Dingen vorgehen, belehren uns, daß sie einmahl einen Anfang gehabt
haben, und daß der, von dem sie entstanden sind, keinen Abwechselungen
unterworfen seyn müsse. In Oberdeutschland ist in dieser Bedeutung
auch das Hauptwort der Abwechsel üblich.
Abweg (W3) [Adelung]
Der Abweg, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, ein Weg, der von dem
rechten Wege abführet; ingleichen, ein Nebenweg, Umweg, wie auch ein
Schleifweg. Die Straße hat viele Abwege. Durch Abwege entkommen, Einen
Abweg nehmen, fahren, reiten. 2) Figürlich, was der Tugend, der
Rechtschaffenheit u. s. f. entgegen gesetzt ist. Der junge Mensch ist
auf Abwege gerathen, auf Ausschweifungen. Abwege suchen, leere
Ausflüchte.
Anm. Von Abweg, beym Ottfried auuigg, hatte man ehedem auch
ein Beywort, welches böse, verderbt bedeutete. Auuekkiu Slahta,
gebraucht Notker für ein verderbtes Geschlecht, und bey dem Berelio
bedeutet afvega, verborgen, geheim. Man findet in der Oberdeutschen
Mundart auch das Nebenwort abwegs, welches aber im Hochdeutschen
unbekannt ist.
Abwegsam (W3) [Adelung]
Abwegsam, adj. et adv. außer dem Wege gelegen. Ein abwegsamer Ort.
Abwehen (W3) [Adelung]
Abwehen, verb. reg. act. 1) Herab wehen. Der Wind hat alles Obst von
den Bäumen abgewehet. Der Wind wehete die Ziegel von den Dächern ab.
2) Wegwehen. Die Weste wehen auf schnellen Flügeln meine Seufzer von
Themiren ab. Von der Aussprache des ersten e in diesem Zeitworte, S.
Wehen.
Abwehren (W3) [Adelung]
Abwehren, verb. reg. act. 1) Die Annäherung einer Sache hindern, sie
mit Nachdruck abhalten, mit der vierten Endung des Nennwortes. Das
Vieh von der Saat abwehren. Der Pelz wehret die Kälte ab. Einem die
Fliegen abwehren. Es ist nicht mehr abzuwehren. Die Sorgfalt -Mit der
ich mich bemüht, dein Unglück abzuwehren, Gell. 2) In weiterer
Bedeutung, an etwas hindern, oft mit der dritten Endung der Person. Er
läßt sich nicht abwehren. Sie sucht den Kindern abzuwehren, Michael.
3) Einem Übel abhelfen, gleichfalls mit der dritten Endung; obgleich
diese Bedeutung und Construction im Hochdeutschen eben nicht die
gewöhnliche ist. Der aus Sicilien der Theurung abgewehrt, Gell. 1.
Abweichen, ver. reg. von weich, mollis. Es ist 1) ein Activum, durch
Erweichen absondern. Ein Pflas=ter abweichen. Daher die Abweichung. 2)
Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, weich werden und abfallen. Das
Pflas=ter ist abgeweichet. Vermuthlich gehöret hierher auch das
Oberdeutsche das Abweichen, die Diarrhöe, der Durchfall. Das Abweichen
haben.2. Abweichen, verb. irreg. neutr. ( S. Weichen,) welches das
Hülfswort seyn zu sich nimmt, sich nach und nach und unvermerkt von
etwas entfernen, und zwar, 1) eigentlich, dem Orte nach. Von dem
rechten Wege abweichen. Abweichen von der Magnetnadel, wird gebraucht,
wenn sie nicht gerade nach Norden zeigt, sondern sich auf einer oder
der andern Seite davon entfernet. Eine abweichende Sonnenuhr ist eine
Vertical-Uhr, welche nicht gerade nach einer der vier Weltgegenden
siehet, sondern davon abweicht. Daher das Abweichungs-Instrument,
instrumentum declinatorium, in der Gnomonik, ein Instrument, die
Abweichung einer jeden Fläche von einer der vier Hauptgegenden zu
finden. In der Astronomie bedeutet abweichen, von den Sternen
gebraucht, sich von dem Äquator nach einem der beyden Pole
entfernen, welche Abweichung vermittelst des Abweichungszirkels, des
circuli declinationum, den man in Gedanken durch die Weltpole und den
gegebenen Stern ziehet, gemessen wird. 2) Figürlich. (a) Der Zeit
nach. In dieser Bedeutung ist besonders das Participium abgewichen für
verwichen, verflossen, vergangen, üblich. Im abgewichenen Jahre, in
der abgewichenen Woche, in dem abgewichenen Monathe, in abgewichener
Nacht; wofür die Niedersachsen ehedem bigeweken, jetzt aber verleden
und verschenen, gebrauchen. (b) Der Beschaffenheit nach. (1)
Verschieden seyn. Die Menschen weichen bloß nach Maßgabe ihrer
Erziehung von einander ab. (2) Sich von etwas entfernen, im
moralischen Verstande. Von den Sitten der Vorfahren, von den
Gebräuchen der Alten, von seinem Lehrer, von der allgemeinen
Gewohnheit abweichen. Oft mit einer nachtheiligen Nebenbedeutung,
welche in dem Begriffe der Heimlichkeit, des Unvermerkten, welchen das
Verbum weichen hat, gegründet zu seyn scheinet. Von dem Wege der
Tugend, von der Wahrheit, von seiner Religion, von seinen Grundsätzen
abweichen. Daher die Abweichung in allen obigen Bedeutungen.
Abweifen (W3) [Adelung]
Abweifen, verb. reg. act. vermittelst der Weife abnehmen, abhaspeln.
Das Garn von der Spule oder Spindel abweifen, und metonymisch, die
Spule oder Spindel abweifen. Daher die Abweifung.
Abweinen (W3) [Adelung]
Abweinen, verb. reg. act. 1) Durch Thränen erhalten, ein
ungewöhnliches Verbum, welches aber doch dem Sprachgebrauche gemäß
ist, und von Günthern gebraucht wird. - Ein Kaiser,Den Sehnsucht und
Gebeth dem Himmel abgeweint. 2) + Sich abweinen, durch viel Weinen
abmatten. 3) Durch Thränen tilgen, büßen. O, daß du vergeben könntest!
daß ich zu deinen Füßen das alles abweinen könnte! Göthe.
Abweisen (W3) [Adelung]
Abweisen, verb. irreg. act. S. Weisen. 1) Eigentlich, mit der Hand
ein Zeichen geben, sich zu entfernen. Einen abweisen. 2) In
figürlicher Bedeutung. (a) Jemandes Bitten, Verlangen, Anbringen nicht
annehmen wollen, ihn mit seinem Anbringen von sich wegweisen; mit
einem verächtlichen Nebenbegriffe. Einen Bettler abweisen. Er will
sich nicht abweisen lassen. Er ist mit seinem Gesuche abgewiesen
worden. Er wurde mit seiner Klage abgewiesen. Auch mit dem Accusativ
der Sache. Eine Bitte abweisen, eigentlich von sich wegweisen. (b) In
den Rechten, besonders der mittlern Zeiten, durch gerichtliches
Urtheil des Besitzes einer Sache berauben, wovon beym Haltaus
Beyspiele zu finden sind. (c) Die Feinde sind mit blutigen Köpfen
abgewiesen worden, abgetrieben. Einen mit Schlägen abweisen. Daher die
Abweisung.
Abweißen (W3) [Adelung]
Abweißen, verb. reg. 1. Ein Activum, völlig weiß machen, gehörig
tünchen. Ein Zimmer abweißen. 2. Ein Neutrum mit haben, die weiße
Farbe fahren lassen. Die Wand weißet ab. Daher die Abweißung in der
ersten Bedeutung.
Abweite (W3) [Adelung]
* Die Abweite, plur. die -n, die Entfernung; ein im Hochdeutschen
ungewöhnliches Wort. Landkarten, die auf kleine Abweiten gerichtet
sind.
Abwelken (W3) [Adelung]
Abwelken, verb. reg. 1. Activum, völlig oder gehörig welk machen.
Obst in einem Ofen, Pflaumen an der Sonne abwelken. 2. Neutrum, mit
seyn, welk werden und abfallen.Die Blumen sind bereits abgewelket.
Daher die Abwelkung in der thätigen Bedeutung.
Abwenden (W3) [Adelung]
Abwenden, verb. reg. et irreg. act. et recipr. S. Wenden. 1) Die
horizontale Richtung von etwas wenden. Die Augen abwenden, von etwas.
Mit abgewandtem Gesichte reden. Ein Schiff vom Lande abwenden. Einen
Hieb, einen Streich von sich abwenden; und figürlich, der Himmel hat
den Streich abgewendet, der mein qualvolles Leben endigen sollte,
Dusch. 2) Figürlich, die Annäherung eines Übels hindern. Die Gefahr
abwenden. Ein Unglück von dem Staate abwenden. Das wolle Gott
abwenden! Ehedem nur wenden. Wende Schaden und Verdruß, Can. 3) Mit
dem Gemüthe, der Neigung, von etwas entfernen. Einen andern von seinem
Vorhaben abwenden, sein Vorhaben zu ändern bewegen. Sich von seinem
Vorhaben abwenden, sich anders entschließen. Sein Gemüth von dem
Kummer, sein Herz von der Liebe abwenden, dem Kummer, der Liebe
entsagen. Bleibt ihr Herz so, wie ihre Augen, von mir abgewandt?
Weiße, mir abgeneigt. Sich von einem abwenden, so wohl alle Verbindung
mit ihm aufheben, als auch ihm abgeneigt werden. Daher die Abwendung.
Abwendig (W3) [Adelung]
Abwendig, adv. welches von dem vorher gehenden Zeitworte gemacht
worden, so fern dasselbe eine Abneigung von etwas beybringen bedeutet.
1) Anderes Sinnes. Einen von seinem Vorhaben abwendig machen. Er läßt
sich durch nichts abwendig machen, von seiner Entschließung abbringen.
Besonders, 2) ungetreu, abgeneigt, ein gemilderter Ausdruck dessen,
was man sonst abtrünnig, treulos nennet; wie abspänstig. Abwendig von
einem werden. Du machst meine Bedienten von mir abwendig. Er hat ihm
seine Gattinn abwendig gemacht. Die Gemüther abwendig machen.
Anm. Im
Niedersächsischen abkehrig. Die Oberdeutsche Mundart gebraucht auch
für dieses Nebenwort das einfache wendig. Du hast nicht verstatten
wollen, Daß der Feind dein Eigenthum, Von dir wendig machen sollen,
Gryph. Die meisten Sprachlehrer rechnen abwendig unter diejenigen
Adjective, welche indeclinabel sind, und nur in der ersten und vierten
Endung gebraucht werden. Aber warum nennet man es nicht lieber
geradezu ein Adverbium, da es nie mit Substantiven, sondern jederzeit
mit Verbis, und unter diesen nur allein mit werden und machen
verbunden wird?
Abwerfen (W3) [Adelung]
Abwerfen, verb. irreg. S. Werfen. Es ist:I. Ein Activum, welches ein
anständigerer Ausdruck für das niedrige abschmeißen ist. 1) Mit einem
Wurfe absondern. (a) Eigentlich. Äpfel, Birnen abwerfen. Einer
Bildfäule den Arm abwerfen, vermittelst eines darnach geworfenen
andern Körpers. (b) Figürlich. Einen abwerfen, im Würfelspiele, mehr
Augen werfen als er. 2) Von einem höhern Orte herunter werfen, und
zwar, (a) eigentlich. Das Pferd hat den Reiter abgeworfen. Das Joch
abwerfen, besonders in der figürlichen Bedeutung, sich einer
unangenehmen Verbindlichkeit mit Gewalt entziehen. (b) In weiterer
Bedeutung, verschiedene besondere Arten der Absonderung, die mit
einiger Gewalt verbunden sind. So sagt man, eine Brücke abwerfen, sie
abbrechen oder abtragen. Bey den Jägern wird, das Gehörn abwerfen, und
auch nur schlechthin abwerfen, von den Hirschen und Rehböcken, gesagt,
wenn sie ein neues Gehörn bekommen, indem sie alsdann das alte an
einem Baume abzustoßen pflegen, welches in Ansehung des neuen
Gehörnes, auch aufsetzen genannt wird. Außerdem bedeutet abwerfen auch
in dem Jagdwesen, theils das Jagdzeug von den Stellstangen abnehmen,
theils die aufgestrickten Maschen von dem
Strickholze herunter thun. Auf den hohen Ofen werden die Schlacken mit
der Abwerfgabel von dem Herde abgeworfen, d. i. abgezogen. In den
Blechhämmern bedeutet abwerfen, das überflüssige Zinn von den
verzinnten Blechen in dem Abwerfpfännchen abschmelzen. Wenn im
Weinbaue den jungen Weinstöcken im dritten Jahre alles Holz über der
Erde abgeschnitten wird, so heißt solches an einigen Orten, besonders
in Franken, gleichfalls abwerfen, oder reißen. (c) Figürlich,
eintragen. Es wirft die Kosten einer neuen Reise nicht ab. Dieses Gut
wirft jährlich ein Ansehnliches ab. Eine Arbeit, welche wenig abwirft.
(b) * Sich mit einem abwerfen, entzweyen; wofür doch überwerfen
üblicher ist.II. Ein Neutrum, welches das Hülfswort haben zu sich
nimmt. 1) Bey den Jägern, von den Hirschen und Rehböcken, das Gehörn
völlig verlieren, wenn nehmlich abwerfen absolute, ohne den Accusativ,
gebraucht wird. 2) Von den Hunden, Katzen und einigen andern Thieren,
und bey den Jägern von den Wölfen und Füchsen, so viel als das
einfache werfen, Junge werfen. Die Hündinn, die Wölfinn hat
abgeworfen, ihre Jungen geboren. 3) Das Werfen vollenden, keine Jungen
mehr werfen, von Thieren. Die Hündinn hat bereits abgeworfen.
Abwesen (W3) [Adelung]
Das Abwesen, des -s, plur. car. ist eigentlich der Infinitiv des im
Hochdeutschen längst veralteten Zeitwortes abwesen, entfernt seyn. Es
ist in meinem Abwesen geschehen. Auch dieses Hauptwort ist im
Hochdeutschen ziemlich ungewöhnlich, seitdem es von dem daraus
gebildeten Abwesenheit verdränget worden. Indessen kommt es noch in
Luthers Übersetzung 2. Cor. 10, 1. 11. Kap. 13, 2. Pf. 2, 12. vor. S.
Wesen.
Abwesend (W3) [Adelung]
Abwesend, das Particip. des vorhin gedachten Zeitwortes abwesen,
welches als ein Bey- und Nebenwort üblich ist, im Gegensatze des
anwesend. Er ist abwesend, nicht gegenwärtig. Ich bin lange Zeit von
Hause, aus der Stadt, aus meinem Vaterlande abwesend gewesen. Ein
Abwesender, der nicht zugegen ist. In figürlicher Bedeutung heißt
abwesend seyn, zerstreut, mit seinen Gedanken abwesend seyn. So auch,
ein verstörtes und abwesendes, zerstreutes, Gesicht.
Abwesenheit (W3) [Adelung]
Die Abwesenheit, plur. die -en, der Mangel der Gegenwart einer Person
oder Sache, im Gegensatze der Anwesenheit. In seiner Abwesenheit. Es
geschahe in meiner Abwesenheit. In Abwesenheit des Königes.
Dergleichen häufige Abwesenheiten sind dem Rufe eines jungen Mädchens
nachtheilig. Die Abwesenheit einer Bestimmung durch das Gesetz.
Abwesenheiten des Geistes haben, zerstreut seyn. In Abwesenheit
meiner, seiner u. s. f. wie einige zu reden pflegen, ist ein
Überbleibsel der Oberdeutschen Mundart.
Abwetten (W3) [Adelung]
Abwetten, verb. reg. act. durch Wetten von jemanden erhalten. Einem
zehn Thaler abwetten.
Abwettern (W3) [Adelung]
Abwettern, verb. reg. 1. + Neutrum mit haben, aufhören zu wettern, d.
i. zu donnern und blitzen. Es hat endlich abgewettert. Üblicher ist
abwittern. 2. * Activum. Eine Schwelle abwettern, bey den
Zimmerleuten, sie schräge hauen, wie an den Treibhäusern, damit das
Wetter, d. i. das Wasser, ablaufen könne.
Abwetzen (W3) [Adelung]
Abwetzen, verb. reg. act. 1) Durch Wetzen wegschaffen. Die Spitze von
einem Messer, den Rost von einer Klinge abwetzen. Ingleichen, 2)
metonymisch durch Wetzen dünner machen, abnützen. Das Messer abwetzen,
durch zu vieles Wetzen dünn machen. Das Geld wird durch vieles
Ausgeben abgewetzt, oder wetzt sich durch vieles Ausgeben ab, reibt
sich ab. Ein abgewetzter Wetzstein, der durch vieles Wetzen abgenützt
worden. Daher die Abwetzung.
Abwichsen (W3) [Adelung]
+ Abwichsen, verb. reg. act. abprügeln; in den niedrigen Sprecharten.
S. Wichsen.
Abwickeln (W3) [Adelung]
Abwickeln, verb. reg. act. was aufgewickelt war, durch Wickeln
abnehmen. Garn, Seide, Wolle, abwickeln. Ingleichen metonymisch, einen
Knauel abwickeln. Daher die Abwickelung.
Abwiegen (W3) [Adelung]
Abwiegen, S. Abwägen, in der Anmerkung.
Abwinde (W3) [Adelung]
Die Abwinde, plur. die -n, ein Werkzeug der Weber und Nähterinnen,
Seide, Wolle, und leinen Garn darauf abzuwinden, welches auch nur
schlechthin die Winde heißt.
Abwinden (W3) [Adelung]
Abwinden, verb. irreg. act. S. Winden. Durch Winden abnehmen. Garn,
Seide, Wolle, abwinden. Ingleichen metonymisch, einen Knauel Garn,
eine Spule abwinden. So auch ein Seil abwinden, ein über eine Welle
gewickeltes Seil herab winden. Daher die Abwindung.
Abwirken (W3) [Adelung]
Abwirken, verb. reg. act. welches nach Maßgebung des einfachen
Zeitwortes wirken verschiedene Bedeutungen hat. 1) Durch Wirken
absondern. Besonders bey den Jägern, für abziehen. Einem Thiere die
Haut abwirken, und metonymisch, einen Hirsch, einen Gäms, ein Schwein
abwirken, mit Aufschneidung des Felles am Bauche die Haut abziehen, im
Gegensatze des Abstreifens. 2) Zur Genüge wirken. So heißt bey den
Bäckern, den Teig wohl abwirken, so viel als ihn gehörig durchkneten.
3) Aufhören zu wirken, zu Ende wirken, besonders in den
Salzsiedereyen, aufhören zu sieden. Ingleichen, das Wirken oder Weben
vollenden, wie abweben. So auch die Abwirkung.
Anm. Abwirken, für
abbrechen oder zerstören, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Indessen
sang doch Opitz: Die There sind versenkt, die Riegel ganz zerbrochen,
Und sämmtlich abgewirkt.
Abwischen (W3) [Adelung]
Abwischen, verb. reg. act. 1) Durch Wischen wegbringen. Den Staub von
dem Tische, den Schweiß von dem Gesichte, das Blut von den Händen
abwischen. Der Wangen Lilien und Rosen lagen nun In Tüchern
abgewischt, Zachar. In welchem letztern Beyspiele zugleich der Begriff
der übertragenen Farbe mit Statt findet. Sich die Thränen abwischen.
Einem die Thränen abwischen, figürlich dessen Kummer lindern. Thränen,
die wir nicht abwischen, wenn wir können, sind so gut als Thränen, die
wir erzwingen, Dusch. Ingleichen, abwischen und auslöschen, mit Kreide
geschriebene Buchstaben abwischen. Eine Rechnung abwischen, von der
Tafel. 2) Metonymisch, durch Abwischen reinigen. Den Tisch, die
Fenster, die Hände, das Gesicht abwischen.
Abwittern (W3) [Adelung]
Abwittern, verb. reg. neutr. mit haben, aufhören zu wittern, wie
abwettern 1. Es hat endlich abgewittert.
Abwölfen (W3) [Adelung]
Abwölfen, verb. reg. neutr. mit haben, das Wölfen, oder Gebären
vollenden, nicht mehr Junge werfen, besonders bey den Jägern von den
Hündinnen. S. Wolf.
Abwuchern (W3) [Adelung]
Abwuchern, verb. reg. act. Einem etwas abwuchern, durch Wucher von
ihm erhalten.
Abwürdigen (W3) [Adelung]
Abwürdigen, verb. reg. act. seiner Würde berauben. Das wird ihn in
jedermanns Augen zu einem Scheusal der Natur abwürdigen. Besonders von
Münzen. Eine Münze, eine Geldsorte abwürdigen, sie ihres scheinbaren
Werthes berauben, sie absetzen, verrufen. Daher die Abwürdigung.
Abwürgen (W3) [Adelung]
Abwürgen, verb. reg. act. völlig würgen, schlachten, umbringen,
eigentlich von dem Geflügel. Tauben, Hühner, Gänse, Enten abwürgen. In
der höhern Schreibart zuweilen überhaupt für schlachten, tödten.
Und würgten wir ihm gleich auf jedes TagelichtDrey hundert Ochsen ab,
Opitz.- Hier hat man dich geehrt, Die Opfer abgewürgt, Ebend. Daher
die Abwürgung.
Abwürzen (W3) [Adelung]
Abwürzen, verb. reg. act. mit dem gehörigen Gewürze versehen. Eine
Speise abwürzen. Die Speisen wohl abwürzen. Und im niedrigen Scherze,
einen abwürzen, mit einer bittern Antwort, einem derben Verweise
abfertigen. So auch die Abwürzung.
Abwüthen (W3) [Adelung]
Abwüthen, verb. reg. 1. Recipr. sich abwüthen, bis zur Entkräftung
wüthen. 2. Neutrum, mit haben, aufhören zu wüthen.
Abzackern (W3) [Adelung]
* Abzackern, verb. reg. act. an einigen Orten, besonders in Franken,
so viel als abackern, abpflügen. Vielleicht von dem Zacken am Pfluge,
und dem ungewöhnlichen Zeitworte zacken, wovon zackern das
Frequentativum ist. S. Zackern. + Einem etwas abzäckern, ihm in
kleinen Summen ablocken, ist nur in einigen niedrigen Sprecharten
üblich.
Abzahlen (W3) [Adelung]
Abzahlen, verb. reg. act. völlig bezahlen, durch Bezahlen tilgen.
Eine Schuld, eine Rechnung abzahlen. Ingleichen mit Bezahlung einer
Schuld abfinden, abfertigen. Einen abzahlen. Ich habe ihn längst
abgezahlt. Und im gemeinen Scherze, einen abzahlen, ihm nach
Verdienste höhnisch oder mit Verweisen begegnen; ingleichen sich an
einem rächen. In den niedrigen Sprecharten abbezahlen. So auch die
Abzahlung.
Abzählen (W3) [Adelung]
Abzählen, verb. reg. act. 1) Zählend wegnehmen, von einer größern
Summe eine kleinere wegzählen. Ich habe von diesen hundert Thalern
fünfzig abgezählet. 2) Herzählen, genau nach einer gegebenen Zahl
bestimmen. Geld abzählen. Das Geld ist schon abgezählt. Die Garben in
dem Felde, die Mandeln nach Schocken abzählen. Etwas an den Fingern
abzählen, herzählen; und in figürlicher Bedeutung, das kann ich mir an
den Fingern abzählen, davon kann ich mich sehr leicht überzeugen, das
kann ich leicht begreifen. So auch die Abzählung.
Abzahnen (W3) [Adelung]
Abzahnen, verb. reg. 1. Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, die
letzten Kinderzähne verlieren. Das Kind hat schon abgezahnt, im
gemeinen Leben. 2. Activum, bey den Tischlern, mit dem Zahnhobel
abhobeln. Daher die Abzahnung.
Abzanken (W3) [Adelung]
Abzanken, verb. reg. act. durch Zank von jemanden erhalten. Einem
etwas abzanken.
Abzapfen (W3) [Adelung]
Abzapfen, verb. reg. act. 1) Eigentlich, einen flüssigen Körper
vermittelst des Zapfens ablaufen lassen. Wein, Bier, Essig abzapfen.
Ingleichen metonymisch, ein Faß Bier abzapfen. 2) In weiterer
Bedeutung, durch eine Röhre ablaufen lassen. Das Wasser eines Teiches,
und einen Teich abzapfen. Einem Wassersüchtigen das Wasser abzapfen.
Sich Blut abzapfen lassen, im Scherze, für, sich die Ader schlagen
lassen. So auch die Abzapfung.
Abzäumen (W3) [Adelung]
Abzäumen, verb. reg. act. von dem Zaume befreyen. Ein Pferd abzäumen.
Daher die Abzäumung.
Abzäunen (W3) [Adelung]
Abzäunen, verb. reg. act. 1) Mit einem Zaune absondern, einschließen.
Ein Stück Feldes, eine Wiese abzäunen. 2) Vermittelst des Zaunes
entziehen. Einem ein Stück Acker, ein Stück von dem Garten abzäunen,
seinen Zaun zu weit in dessen Acker oder Garten machen. Daher die
Abzäunung.
Abzehenten (W3) [Adelung]
Abzehenten, verb. reg. act. im gemeinen Leben an einigen Orten, 1)
den Zehenten von etwas völlig entrichten, absolute und ohne Nennwort.
2) Mit Ertheilung des Zehenten abfinden. Die Drescher, die Schnitter,
den Pfarrer abzehenten. So auch die Abzehentung.
Abzehren (W3) [Adelung]
Abzehren, verb. reg. Es ist:I. Ein Activum, durch Zehren vermindern,
absondern, und zwar, 1) + im gemeinen Leben, eine Summe, die man zu
fordern hat, durch Zehrung, d. i. durch Essen und Trinken, vermindern
und tilgen. Seine Forderung bey einem abzehren. 2) Nach und nach
entkräften, mager machen. Die langwierige Krankheit hat ihn ganz
abgezehret. Eine abzehrende Krankheit, die den Körper nach und nach
abzehret. Sich abzehren, oder abgezehret werden, mager, kraftlos
werden. Ein abgezehrter Leib. Ein abgezehrter Wolf, Haged. Mein Gebein
wird abgezehret, Opitz. Sich durch Sorgen, durch Gram abzehren.II. Ein
Neutrum, welches das Hülfswort haben erfordert, abgezehret werden, in
der Bedeutung, des mager, kraftlos werden. Er zehrt zusehends ab.
Abzehrung (W3) [Adelung]
Die Abzehrung, plur. inusit. 1) Die Handlung des Abzehrens in den
Bedeutungen des Activi. 2) Eine abzehrende Krankheit, wie Auszehrung.
Abzeichen (W3) [Adelung]
Das Abzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. am häufigsten in den
gemeinen Mundarten, ein natürliches Zeichen, besonders, wodurch eine
Person oder ein Thier von dem andern unterschieden wird. Ein Abzeichen
an sich tragen. Abzeichen und Kennzeichen unterscheiden sich durch die
vorgesetzten Bestimmungswörter: das erste siehet zunächst auf den
Unterschied von andern, dieses auf die Erkenntniß. Überdieß hat der
Gebrauch jenes auf natürliche Zeichen eingeschränkt, dagegen dieses
auch von künstlichen und willkürlichen gebraucht wird.
Abzeichnen (W3) [Adelung]
Abzeichnen, verb. reg. act. 1) Die Gestalt einer Sache durch Zeichen
bemerken. Ein Lager abzeichnen, abstecken. Einen Platz zu einem
Gebäude, zu einem Garten u. s. f. abzeichnen. 2) Durch Zeichen, d. i.
Linien und Striche, abbilden. Ein Lager, einen Garten, ein Gebäude,
eine Blume abzeichnen. Eine Person mit Kohlen, mit Röthel abzeichnen.
Abzeichnung (W3) [Adelung]
Die Abzeichnung, plur. die -en. 1) Die Handlung des Abzeichnens; ohne
Plural. 2) Ein durch Abzeichnen entstandenes Bild einer Sache.
Abzielen (W3) [Adelung]
Abzielen, verb. reg. 1. Ein Neutrum, welches das Hülfswort haben zu
sich nimmt, und so viel bedeutet, als das einfache zielen, nur mit
einigem Nachdrucke, gleichsam von sich wegzielen. Am häufigsten
figürlich, zum Endzwecke haben. Auf etwas abzielen. Sein Vorhaben
zielet auf lauter Unglück ab. Alle meine Bemühungen zielen auf dein
Bestes ab. 2. Ein Activum, mit der vierten Endung des Nennwortes, ob
es gleich in dieser Gattung nur selten vorkommt. Etwas abzielen. Zum
mindsten wird bey dieser Art von Liebe nichts körperliches abgezielt,
Wiel.
Abzirkeln (W3) [Adelung]
Abzirkeln, verb. reg. act. mit dem Zirkel abmessen. Eine Figur
abzirkeln. Ingleichen figürlich, aber nur in der vertraulichen
Sprechart, genau bestimmen. Wer kann alle Worte so genau abzirkeln.
Daher die Abzirkelung.
Abzucht (W3) [Adelung]
Die Abzucht, plur. die -züchte, von abziehen, der Ort, durch welchen
ein flüssiger Körper abgezogen, d. i. abgeleitet wird. Besonders in
den Hüttenwerken, die kreuzweise geführten Canäle unter den Öfen und
Herden, die Feuchtigkeiten abzuleiten, welche, in so fern sie diese an
sich ziehen, auch Anzüchte genannt werden. Ingleichen in Oberdeutschland, eine Cloak, oder ein Graben, den Unflath
abzuführen.
Anm. Abzucht ist ein gutes, aber in der Büchersprache der
Hochdeutschen wenig bekanntes Wort. S. auch Canal.
Abzug (W3) [Adelung]
Der Abzug, des -es, plur. die -züge, von abziehen.1. Die Handlung des
Abziehens. 1) Von dem Activo. Seine Karte gleich in den ersten Abzügen
verlieren. Nach Abzug aller Unkosten. Am häufigsten 2) in den
Bedeutungen der Mittelgattung. (a) Der Abzug des Feindes, einer Armee.
Zum Abzuge blasen. Sich zum Abzuge rüsten. Die Besatzung bedung sich
einen freyen Abzug. (b) Der Abzug des Gesindes, aus einem Dienste,
oder eines Unterthanen aus einer Gerichtsbarkeit. Daher die
Abzugszeit, die Zeit, da das Gesinde gewöhnlich abzuziehen pfleget.
Ingleichen der Abzugsbrief, an einigen Orten, ein Schein, womit ein
Leibeigener beweisen muß, daß er mit Bewilligung seines Herrn
abgezogen ist. (c) Die Entfernung einer jeden andern Person aus einer
Gegend, die Abreise. Sein Abzug geht mir herzlich nah, Haged. In
diesen Bedeutungen ist der Plural selten.2. Dasjenige, was abgezogen
wird. (a) In Rechnungssachen, was von einer Summe abgezogen wird. Ich
muß ohne Abzug bezahlet werden. Bey der Verwechselung einer Geldsorte
wird dasjenige, was von der bessern abgezogen wird, der Abzug, und in
Ansehung des schlechtern Geldes Aufgeld genannt. So auch, (b) in den
Rechten, dasjenige Geld, welches von einer Erbschaft, die einem
Fremden zufällt, abgezogen, und auch das Abzugsgeld, ingleichen der
Erbgulden genannt wird. Daher das Abzugsrecht, das Recht, dergleichen
Abzug zu fordern, welches zuweilen auch wohl schlechthin der Abzug
heißt. An einigen Orten wird auch die Nachsteuer, welche ein
Einwohner, wenn er in eine fremde Gerichtsbarkeit ziehet, von seinem
unbeweglichen Vermögen entrichten muß, der Abzug genannt. S. Abschoß,
Absteuer. (c) In den Hüttenwerken, Schlacken und andere Unarten,
welche sich auf das flüssige Metall setzen, und abgezogen werden.
Dasjenige Kupfer, welches aus solchem Abzuge geschmelzet wird, wird
daher am Unterharze das Abzugskupfer, an andern Orten Königskupfer
genannt. In der Schweiz heißet dasjenige schäumige Wesen, welches sich
auf der mit Lab geschiedenen Milch setzet, gleichfalls der Abzug. (d)
Im Weinbaue werden diejenigen Enden der Weinstöcke, welche abgezogen,
d. i. nicht so tief, als die Senker in die Erde gelegt werden, Abzüge
genannt. In den drey ersten Fällen ist der Plural gleichfalls nicht
gebräuchlich.3. Das Werkzeug, welches zum Abziehen dienet. So führet
in den Hüttenwerken das eiserne Instrument, womit die Unart von dem
flüssigen Metalle abgezogen wird, den Nahmen des Abzuges; und an den
Schießgewehren wird der kleine eiserne Griff unter dem Schlosse, womit
das aufgezogene Gewehr abgedrückt wird, und welcher in dem
Abzugsbleche geht, gleichfalls der Abzug genannt. S. auch Abdruck.4)
Der Ort, durch welchen ein flüssiger Körper abgezogen, d. i.
abgeleitet, wird. So werden so wohl die Abläufe des Wassers aus den
Teichen, als auch die Gräben auf dem Acker, die Canäle in den
Hüttenwerken, und zur Abführung des Unrathes in den Städten, welche
sonst Abzüchte, Schleusen, u. s. f. heißen, auch Abzüge genannt. In
weiterer Bedeutung führet auch der Fall des Wassers, wodurch dessen
Ab-fluß befördert wird, diesen Nahmen. Daher sagt man, das Wasser hat
keinen Abzug, dem Wasser einen Abzug geben.
Abzupfen (W3) [Adelung]
Abzupfen, verb. reg. act. durch Zupfen absondern. Seide abzupfen. Die
Blätter von den Bäumen abzupfen. Ingleichen metonymisch, Rosen, Blumen
abzupfen. Daher die Abzupfung.
Abzwacken (W3) [Adelung]
Abzwacken, verb. reg. act. 1) Eigentlich, durch Zwacken, d. i. mit
den zwey Vorderfingern, oder einem den Fingern ähnlichen Werkzeuge, z.
B. einer Zange, wegnehmen, in welcher Bedeutung aber jetzt abzwicken
üblich ist. 2) Figürlich, unter dem Scheine Rechtens und in kleinen
Theilen abdringen. Ein Geiziger zwackt überall etwas ab. Man zwackte
mir hier und da etwas ab. Einem das Seinige abzwacken. Daher die
Abzwackung.
Abzwecken (W3) [Adelung]
Abzwecken, verb. reg. 1. Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, so viel
als abzielen, in der Mittelgattung. Dieß zwecket darauf ab, der
Endzweck hiervon ist. 2. * Activum, sich zum Endzwecke setzen; sehr
ungewöhnlich und hart. Der von mir abgezweckte Erfolg. Daher die
Abzweckung.
Abzwicken (W3) [Adelung]
Abzwicken, verb. reg. act. welches mit abzwacken einerley Ursprung
und Bedeutung hat, nur daß abzwicken allein in der eigentlichen,
abzwacken aber mehr in der figürlichen Bedeutung üblich ist. Einen
Nagel abzwicken, mit der Zange abkneipen. Bey den Schustern hingegen
bedeutet abzwicken, die Aufziehzwecken heraus ziehen und dadurch
abnehmen; im Gegensatze des Aufzwickens. Daher die Abzwickung.
Abzwingen (W3) [Adelung]
Abzwingen, verb. irreg. act. S. Zwingen, durch Zwang von jemanden
erhalten. Die Furcht zwingt oft den Bösen das Bekenntniß ihrer
Unthaten ab, Dusch.
Acacie (W3) [Adelung]
Acacie, S. Schotendorn.
Academie (W3) [Adelung]
Die Academie, S. Akademie.
Accent (W3) [Adelung]
Der Accent, des -es, plur. die -e, von dem Lat. Accentus. 1) In der
Sprachlehre, überhaupt die Abänderung der Stimme in der Aussprache der
Wörter, Sylben und Vocale; ohne Plural. Allein da es mehrere Arten
dieser Abänderung gibt, welche man ohne Unterschied Accent oder Ton zu
nennen pflegt, so hat solches zu allen Zeiten viele Verwirrungen in
den Sprachlehren verursacht. Im Deutschen unterscheidet man die drey
vornehmsten Abänderungen der Stimme durch die Nahmen Ton, Accent und
Quantität oder Zeitmaß am richtigsten so. (a) Der Ton ist die
merkliche Erhebung der Stimme, mit welcher eine Sylbe vor der andern
ausgesprochen und dadurch gleichsam heraus gehoben wird. So wird in
den Wörtern gehen, der Abfall, die erste, in verwesen und verlassen
aber die mittelste Sylbe mit einer vorzüglichen Erhebung der Stimme
vorgetragen. Das nennet man fast in allen Sprachen den Accent, im
Deutschen aber am richtigsten den Ton. S. dieses Wort. (b) Der Accent
ist alsdann die längere oder kürzere Verweilung der Stimme auf einem
Vocale, und theilet sich folglich in den geschärften Accent, wenn die
Stimme schnell über den Vocal wegeilet, wie in ab, ob, mit und den
ersten Sylben der Wörter treffen, fallen, binden; und in den
gedehnten, wenn die Stimme länger darauf verweilet, wie in da, gar,
her und in den ersten Sylben der Wörter gehen, stehen, lieben. In
verstehen haben die erste und letzte Sylbe den geschärften, die
mittelste aber den gedehnten Accent. Daraus erhellet, daß der Accent
mit dem Tone zwar oft zusammen trifft, aber nichts weniger als
einerley mit demselben ist. Hiervon ist (c) noch die Quantität, das
Zeitmaß, oder die prosodische Länge und Kürze der Sylben,
unterschieden, welche im Deutschen zwar ganz von dem Tone abhängt,
aber mit demselben wieder nicht einerley ist. Alles was den Haupt-
oder ganzen Ton hat, ist in der Prosodie lang; was den halben oder
Nebenton hat, ist gleichzeitig, d. i. es kann lang oder kurz gebraucht
werden; was aber
tonlos ist, ist kurz. S. davon mit mehrern die Sprachlehre. 2) Das
Zeichen des Accentes. Wo man Accent für Ton gebraucht, da pflegt man
auch die Tonzeichen mit dem Nahmen der Accente zu belegen. Allein im
Deutschen nennet man nur diejenigen Zeichen Accente oder
Accent-Zeichen, womit man die Schärfung oder Dehnung eines Vocales
bezeichnet, und welche (´) und (`) sind; z. B. da, ab. Daher
accentuiren, die Sylben mit diesen Accent-Zeichen versehen, in andern
Sprachen aber, sie mit den gehörigen Tonzeichen versehen. 3) Bey
einigen der neuern Dichter oft so viel, als die Stimme, Worte, Töne,
wo es eine unnöthige Nachahmung des Franz. Accent ist, welches gleiche
Bedeutung hat. Alsdann aber wird es nur im Plural gebraucht. Die
Nachtigall schwieg und horchte die zärtlichen Accente; Gesn. 4) In der
Musik, nach dem Ital. Accento, eine Art zu singen, oder zu spielen, da
man, ehe die vorgeschriebene Note ausgedruckt wird, schon die darüber
oder darunter stehende hören läßt, der Vorschlag.
Acceptiren (W3) [Adelung]
+ Acceptiren, verb. reg. act. aus dem Lateinischen accipere,
barbarisch Lat. acceptare, annehmen. Besonders in der Handlung, einen
Wechsel acceptiren, sich zu dessen Bezahlung verbindlich machen. Daher
der Acceptant, des -en, plur. die -en, der sich zur Bezahlung eines
Wechsels verbindlich macht.
Acceß (W3) [Adelung]
Der Acceß, des -sses, plur. inusit. von dem Lat. Accessus; bey
verschiedenen Gerichtshöfen und Collegiis, die Freyheit, Theil an
ihren Verhandlungen zu nehmen, ohne ein förmliches Glied von ihnen zu
seyn, der Zutritt; womit zuweilen die nächste Anwartschaft auf
diejenige Stelle, welche in einem solchen Collegio am ersten erlediget
wird, verbunden ist. Daher der Accessist, des -en, plur. die -en, der
einen solchen Zutritt hat.
Accidenz (W3) [Adelung]
Das Accidenz, des -es, plur. die Accidenzien, die mit einem Amte
verbundenen zufälligen und ungewissen Einkünfte, im Gegensatze des
gewissen Gehaltes, zufällige Amtsgebühren, Sporteln. Vom Lateinischen
Accidens und Accidentia.
Accise (W3) [Adelung]
Die Accise, plur. inusit. 1) Überhaupt eine obrigkeitliche Auflage
auf Lebensmittel und solche Waaren, welche sich durch den Gebrauch
abnützen lassen, wenn sie in ein Land, oder in eine Stadt eingeführet
werden. Besonders, so wohl die Abgabe von den von außen in ein Land
eingeführten Waaren, welche in Sachsen die Land-Accise genannt, und
Churfürst Johann Georg des Ersten Verordnung von 1615 zu Folge, für
die Sicherheit der Landstraßen gegeben wird; als auch die Abgabe von
den Nahrungsmitteln, welche von dem Lande zum Verkaufe in die Stadt
geführet werden, welche in Sachsen den Nahmen der Consumtions-Accise,
ingleichen der General-Accise führet, weil von deren Erlegung niemand
ausgenommen ist. Accise von etwas geben. Diese Waare gibt viel, wenig
Accise. Accise auf etwas legen. Ingleichen, die zusammen gesetzten
Wörter, accisbar, der Accise unterworfen, die Accisbarkeit; accisfrey,
von Erlegung derselben befreyet, die Accisfreyheit; das
Accis-Collegium, welches die oberste Aussicht über alles, was zur
Accise gehöret, und in Sachsen besonders über die General-Accise hat;
die Accis-Kammer, das Gemach, wo die Accise entrichtet wird; der
Accise-Zettel, ein Schein, daß die Accise entrichtet worden; der
Accise-Bediente, Accis-Einnehmer u. s. f. 2) Im gemeinen Leben, auch
der Ort, wo sich die Accise-Bedienten versammeln, und wo die Accise
entrichtet wird. Auf die Accise gehen.
Anm. Da Accise, Niedersächsisch
Zise, heut zu Tage nur von solchen Auflagen gebraucht wird, die von
den im Handel und Wandel umlaufenden Waaren gehoben werden, und
wodurch von dem Gewinne des Käufers wirklich etwas abgekürzet und
gleichsam abgeschnitten wird; so glaubt man gemeiniglich, daß dieses
Wort von accidere, beschneiden, herstamme. Diese Ableitung istschon
alt, indem an einigen Orten der Schweiz, besonders in Graubünden, eine
solche Abgabe im Deutschen der Schnitz, der Landschnitz, im Franz.
Taille, im mittlern Lat. aber Incisio, Incisura, genannt wird. Allein
in des du Cange Glossar. v. Assisa, der neuesten Ausgabe, wird
gezeiget, daß es vielmehr von Assisa abstamme, welches Wort in den
mittlern Zeiten nicht allein eine Versammlung der Reichs- und
Landstände, sondern auch die von denselben bewilligten Abgaben
bedeutete. Es wäre also ursprünglich eine allgemeine Benennung aller
Abgaben, die nachmahls bloß auf die umlaufenden Waaren eingeschränkt
worden, und mit der Sache selbst aus Frankreich und den Niederlanden
nach Deutschland gekommen ist. Das Niedersächsische Zise findet sich
schon im Magdeburgischen um das Jahr 1314, wo es Syse geschrieben
wird; welches des du Cange Ableitung zu bestätigen scheinet. Nach der
Verschiedenheit der Waaren und Lebensmittel, ingleichen der Absicht,
um welcher willen diese Abgabe gehoben wird, bekommt sie wieder
allerley besondere Benennungen, die aber fast in jedem Lande
verschieden sind.
Accord (W3) [Adelung]
Der Accord, des -es, plur. die -e. 1) Eigentlich, und zwar in der
Musik, (a) der Zusammenklang mehrerer Töne, und diese Töne selbst.
Gemeiniglich werden zu einem Accorde drey Töne erfordert, der
Grundton, dessen Tertie und dessen Quinte. (b) Der Zusammenklang
mehrerer Instrumente, besonders bey den Orgelbauern, ein ganzes
Stimmwerk von allerley Pfeifen, welche zu einander gehören. 2)
Figürlich, ein Vertrag, besonders, (a) im Kriege, der Vertrag zwischen
den Belagerern und Belagerten wegen der Übergabe eines Ortes. Eine
Festung mit Accord einnehmen. Einen Accord treffen, schließen. Die
Besatzung hat den Accord angenommen. (b) Im gemeinen Leben, fast ein
jeder Vertrag wegen einer zu liefernden Arbeit und Waare. Einen Accord
mit einem machen. Wie auch der Vertrag eines bösen Schuldners mit
seinen Gläubigern, etwas für das Ganze zu nehmen.
Anm. Dieses Wort ist
aus dem Franz. und Ital. Accord und Accordo zu uns gekommen, welche
wieder aus dem barbarischen Latein Accordium entstanden sind; S. du
Cange Gloss. h. v.
Accordiren (W3) [Adelung]
Accordiren, verb. regul. Es ist:I. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
haben, und bedeutet alsdann, 1) eigentlich, zusammen klingen, von
Tönen und musikalischen Instrumenten. Diese Töne, diese Instrumente
accordiren nicht mit einander. 2) Figürlich. (a) + Überein stimmen,
sich schicken. Seine Worte accordiren nicht mit seinen Handlungen,
besser, stimmen nicht damit überein. (b) Unterhandeln, besonders im
Kriege, wegen der Übergabe eines Ortes unterhandeln. Die Besatzung
verlangte zu accordiren. Ingleichen, von einem bösen Schuldner, wenn
derselbe mit seinen Gläubigern handelt, daß sie für ihre ganze
Forderung etwas nehmen sollen. Er hat accordirt. Er verlangt zu
accordiren. + Ferner im gemeinen Leben, wegen einer Sache
unterhandeln, und wirklich einig werden. Wegen einer Arbeit, wegen
einer Lieferung von Waaren mit jemanden accordiren.II. Ein Activum. 1)
Eigentlich, zusammen klingend machen, in der Musik. Töne, Instrumente
accordiren. 2) Figürlich. (a) Überein stimmend machen, so wohl bey den
Kaufleuten, wo die Rechnungen accordiren, so viel bedeutet, als sie
gegen einander halten, ob sie zusammen treffen; als auch bey den
Mahlern, die Farben accordiren, sie verschmelzen, damit das Harte
vermieden werde. Ein Gemählde accordiren, die Übereinstimmung der
Farben hinein bringen. (b) + Bewilligen, doch nur im gemeinen Leben.
Ich habe es ihm noch nicht accordiret, zugestanden.
Anm. Man könnte dieses aus dem Französischen und mit demselben aus dem
barbarisch Lateinischen accordare erborgte Zeitwort gar füglich
entbehren. Wenigstens sollte man es aus dem gesellschaftlichen Leben
völlig verbannen, weil nicht die geringste Nothwendigkeit vorhanden
ist, es beyzubehalten.
Accurat (W3) [Adelung]
+ Accurat, -er, -este, adj. et adv. aus dem Lateinischen accurratus.
1) Objective, genau, richtig, der Sache, dem Ebenmaße, dem Vorbilde in
allen Theilen gemäß. 2) Subjective, Fertigkeit besitzend, sich der
Genauigkeit, Richtigkeit in allen Stücken zu befleißigen. Ein sehr
accurater Mann. In beyden Bedeutungen ist es im Deutschen überflüssig.
Accusativ (W3) [Adelung]
Der Accusativ, des -es, plur. die -e, in der Sprachlehre, die vierte
Endung in der Declination. Die Deutschen Sprachlehren haben seit
Schottels Zeit dafür Klagendung oder Klagefall einzuführen gesucht,
welches aber eine bloße buchstäbliche Übersetzung des Lateinischen
Ausdruckes ist, und von den vielen Fällen, worin dieser Casus
gebraucht wird, nur einen einzigen, und noch dazu sehr
eingeschränkten, bezeichnet.
Ach (W3) [Adelung]
1. * Ach, eines der ältesten Wörter der Nordischen Mundarten, welches
Wasser, und besonders fließendes Wasser bedeutete. Im Deutschen ist
dasselbe nur noch als ein eigenthümlicher Nahme vieler Bäche und
Flüsse, und in den Nahmen noch mehrerer Städte und Dörfer übrig,
welche an solchen fließender Wassern liegen. In allen Provinzen findet
man kleinere Flüsse, welche Acha, Aha, Ach, oder nur schlechthin A
heißen, und in Fulda, Gotha, Conna, und hundert anderen Nahmen gehöret
das letzte a gleichfalls hierher, welches augenscheinlicher wird, wenn
man ihre ältere Schreibart betrachtet, wo sie Fuldaha, Gotaha, Connaha
lauten. Bey den Angelsachsen hieß Ea ein jedes Wasser, womit auch das
Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - bey dem
Hesychius, das heutige Französische Eau, Wasser, das Dänische Aa und
Schwedische A ein Fluß, und das Deutsche Aue, überein kommen. Die
Alemannen und andere noch ältere Völker setzten ihren gewöhnlichen
Hauchlaut hinein, und da ward Aha, Acha, Ach, bey den älteren Griechen
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, bey den Gothen Ahwa,
und bey den Lateinern Aqua, daraus. Ein mehreres von diesem Worte
haben Frisch, v. Ach, Schilter, v. Ach, und Ihre in Gloss. v. A
angeführet.
Ach (W3) [Adelung]
2. Ach, eine Interjection, welche der natürliche Ausdruck nicht nur
aller Leidenschaften, mit allen ihren Schattirungen, sondern auch
aller Gemüthsbewegungen und lebhaften Vorstellungen überhaupt ist. Es
ist also, und zwar 1) eigentlich und zunächst, der Ausdruck des
Schmerzens, und zwar nach allen seinen Stufen und Abänderungen. Ach,
ich Unglücklicher! Ach, wie schmerzet diese Wunde! Ach und weh! Daher
die gemeine Redensart, Ach und weh schreyen. In dieser Bedeutung wird
Ach! auch zuweilen als ein Substantiv gebraucht, welches indeclinabel
ist, und alsdann bedeutet es so wohl den Ausbruch der schmerzhaften
Empfindung durch Seufzer, als auch den Schmerz selbst. Mein Ach ist
deine Freude. Das Ach, das ihn mitleidig machen soll, Gell. Manich
achFueget mir dü reine, sang Werner von Teusen, unter den Schwäbischen
Dichtern. 2) Der Angst. Ach, wie beklemmt es mir das Herz! Ach, wie
schlägt mir das Herz! Ach, ach, ich bin des Todes! 3) Der Furcht. Ach,
was wird dieses Anzeichen bedeuten! 4) Des Schreckens. Ach, ein Geist!
ein Geist! Ach, mein ganzes Geblüt starret mir in den Adern! Ach, das
ist ja erschrecklich! 5) Des Unwillens. Ach, daß ich jetzt nicht Zeit
habe, dich nach Verdienst zu strafen! Ach, daß du kalt wärest! Ach,
wir brauchen deiner Hülfe nicht! Ach, denken sie mir nur nicht wieder
daran! Ach, warum wird er dich dennnicht haben wollen! 6) Des
Mitleidens, der Bedaurung. Ach, das ist ewig Schade! Ach, daß der gute
Mann gestorben ist! Ach, du armes Kind! 7) Der Wehmuth, des Grames.
Ach, liebstes Kind, Julchen wird glücklicher, weit glücklicher, als
sie! Gell. Ach, wenn ihr wüßtet, was das gute Kind ausgestanden hat!
Weiße. Besonders des zärtlichen Kummers, indem mit seinem Ach und O
niemand verschwenderischer umgeht, als die Verliebten. Ach, ich
Unglücklicher, wie gut wäre es für mich, wenn ich sie weniger liebte!
Ach, werden sie es denn niemahls glauben, wie zärtlich ich sie liebe?
8) Der Klage. Ach, bin ich doch so müde! Ach, die Haussorgen nehmen
einen gar sehr mit! 9) Der Sehnsucht, des Verlangens, des Wunsches.
Ach, wollte doch der Himmel, daß ich etwas zu ihrer Beruhigung
beytragen könnte! Ach, warum kann nicht die ganze Welt ihrer Großmuth
zusehen! Ach, hätte ich diese unglückliche Entdeckung doch nie
gemacht! Ach, lassen sie mich es doch sehen! Ach ja, thun sie es doch!
10) Des Beyfalls, des Vergnügens, der Freude, der Entzückung. Ach, das
ist schön! Ach, wie entzücken sie mich durch ihre Güte! Ach, hören sie
doch, was für ein Glück und bevor steht! Ach, wie froh bin ich, daß
ich ihn nicht gesehen habe! Ach, was ist der Umgang mit großen Herzen für eine Wollust? Gell. 11) Der Bewunderung. Ach, was für ein
vortrefflicher Mann er nicht ist! Ach, das ist ja etwas Englisches!
Ach, Himmel! mit welcher Annehmlichkeit, mit welcher Unschuld sagt sie
dieß! Gell. 12) Endlich begleitet dieses Wörtchen oft auch weit
schwächere Empfindungen, und da dienet es der folgenden Rede gleichsam
zum Eingange, anzudeuten, daß das Herz seinen Antheil daran habe. Ich
habe ihnen recht viel zu sagen, ach viel. Ach, es hat nichts zu sagen.
Ach, wenn sie so hübsch ist, wie ihr seyd, so muß das ein artiges
Pärchen werden, Weiße. Indessen ist nicht zu läugnen, daß es oft sehr
übel angebracht wird, und besonders im gesellschaftlichen Umgange von
manchen Personen, auch an solchen Stellen eingeflickt wird, wo kein
begreiflicher Antheil des Herzens vorhanden ist, wohin denn das so
gemeine ach ja! ach nein! ach freylich! und andere Kernausdrücke der
gezierten Sprechart, in den meisten Fällen gehören.
Anm. 1. Ach ist der
Schall, den der von einer beängstigten Brust ausgestoßene Athem
verursacht. Es ist die natürliche Sprache des Herzens, und daher ist
es sich auch, so wie dieses, unter allen Himmelsstrichen und in allen
Sprachen gleich. Der Hebräer seufzete - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, der
Grieche - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image -, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
ohne Hauchlaut, der Lateiner Aha, Ah, der Perser Ah. S. auch Ächzen.
Einige Deutsche gröbere Mundarten haben ihr och! und die Niedersachsen
ihr o! außer wenn es einen Beyfall, eine Bewunderung ausdrücken soll,
welche Empfindungen sie lieber mit aa! an den Tag legen.2. So wie sich
die Leidenschaft keiner Regel unterwirft, so bindet sich auch dieses
Wörtchen an keine bestimmte Wortfügung. Wenn es ein Nennwort bey sich
hat, so steht dieses am häufigsten in der ersten Endung. Ach, ich
armer Mann! Etwas seltener findet man es mit der zweyten. Ach miner not, klagt Heinrich von Framenberg, einer von den Schwäbischen
Dichtern. Ach meines Jammers und Herzeleides! Jer. 10, 19. Wenn man es
mit der dritten Endung findet, so rühret diese von dem ausgelassenen
weh her, welches oft mit ach verbunden wird. Mit der vierten Endung,
z. B. ach mich armen! ist es wohl eine Nachahmung des Lateinischen,
obgleich schon Notker, vermuthlich durch die Vulgata verleitet, ah
mih! hat.3. Gemeiniglich stehet ach zu Anfange des Satzes, der die
Empfindung entwickelt; aber es kann seinen Platz auch hinter
einem oder mehrern Worten finden; ein Umstand, der besonders den
Dichtern wohl zu Statten kommt. Mitleidig, ach! verweilte, Ich keinen
Augenblick, Weiße. Gnug, Hannchen war für mich geboren, Und, ach! sie
ist verloren, Ebend. 4. Wenn die Empfindung, welche dieses Wörtchen
ankündiget, so stark ist, daß sie sich durch einen wahren Ausruf
äußert, so erfordert es auch das Ausrufungszeichen; nur daß dieses zu
Ende des ganzen Satzes, der den Ausruf enthält, gesetzet, das ach aber
bloß mit einem Komma begleitet wird: ach, welch ein Schmerz! Macht
dieses Wörtchen aber einen Ausruf allein aus, wie in den oben
angeführten Stellen, so bekommt es dieses Zeichen auch unmittelbar
nach sich. S. die Orthogr.
Achat (W3) [Adelung]
Der Achat, des -es, plur. die -e, bey den neuern Naturkennern, ein
Geschlechtsnahme aller feinen Hornsteine, welche verschiedene, so wohl
einfache als vermischte Farben haben, eine feine Politur annehmen, und
daher unter die Halbedelsteine gerechnet werden. Der Deutsche Nahme
rühret aus dem Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image
- her, welches der Nahme eines Flusses in Sicilien war, der jetzt
Drillo heißt, und an welchem die ersten Achate gefunden worden.
Hieraus erhellet, daß die Schreibarten Agat und Agath unrichtig sind,
wozu die Verwechselung mit dem Agtsteine und dem Gagat wohl auch das
ihrige mag beygetragen haben.
Achat-Galle (W3) [Adelung]
Die Achat-Galle, plur. die -n, eine fremdartige Materie, welche
zuweilen den Achat wie ein Saalband umgibt, und sich, wie die
Glasgalle von dem Glase, von ihm trennen läßt.
Achat-Kiesel (W3) [Adelung]
Der Achat-Kiesel, des -s, plur. ut nom. sing. bey einigen Neuern ein
Nahme eines bräunlichen Achates, mit gelblichen, braunen,
schwärzlichen und grauen Streifen, welcher in Ägypten einheimisch ist,
daher er von einigen auch nur der Ägyptische Stein genannt wird.
Achat-Kugel (W3) [Adelung]
Die Achat-Kugel, plur. die -n, ein rohes Stück Achat in rundlicher
Gestalt, welches auch eine Achat-Niere genannt wird.
Achat-Muschel (W3) [Adelung]
Die Achat-Muschel, plur. die -n, eine jede Muschelart, welche bey
ihrer glänzenden Politur und schönen Farben einem polirten Achate
gleicht, deren es bey den Liebhabern mehrere Arten gibt. Von eben der
Art sind auch die Achat-Schnecken.
Achat-Onyx (W3) [Adelung]
Der Achat-Onyx, des -es, plur. die -e, eine Steinart, welche aus
einer Vermischung des Achates mit dem Onyx bestehet.
Achel (W3) [Adelung]
Die Achel, am Getreide, S. Age.
Achse (W3) [Adelung]
Die Achse, (sprich Akse,) plur. die -n, 1) Eigentlich, dasjenige
Querholz, auf welchem der Obertheil eines Wagens oder Karrens ruhet,
und um welches sich die Räder bewegen. Die vordere Achse, oder
Vorderachse, die hintere Achse, oder Hinterachse. In metonymischer
Bedeutung auch wohl der Wagen selbst, doch nur in der R. A. etwas auf
der Achse herzu führen, eine Waare auf der Achse kommen lassen,
fortbringen, im Gegensatze der Fortbringung derselben zu Wasser. 2) In
weiterer Bedeutung ein jeder langer, runder Körper, um welchen sich
ein anderer herum drehet. Ingleichen, 3) in der Mathematik, eine jede
gerade Linie, welche durch den Mittelpunct eines Körpers gehet oder
gedacht wird. Daher die Erdachse, die Weltachse, die Achse des
Thierkreises, die Sehachse u. s. f. In der höhern Geometrie führet
diejenige Linie, welche alle gerade, innerhalb einer krummen, parallel
gezogene Linien, in zwey gleiche Theile theilet, und mit ihnen einen
rechten Winkel macht, gleichfalls diesen Nahmen. 4) In der Anatomie,
das dritte, oder vielmehr das zweyte Wirbelbein des Halses, weil das
erste Wirbelbein sich auf demselben, wie um eine Achse drehet;
Epistrophus.
Anm. Achse, Alem. Ahsa, Angels. Eax, Nieders. Asse, Dän.
Ax, Russ. Oss, Engl. Axel tree, Schwed. Axel, Ital. Asse,haben mit dem
Lateinischen und Griechischen Axis und - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - einerley Ursprung. Es ist aus der Wurzel Ach, Ack, und
der Ableitungssylbe -se gebildet, Ach-se, oder auch aus Achs und der
Endsylbe -e. Aber welches der Stammbegriff ist, wird sich bey dem
hohen Alter dieser Wörter wohl schwerlich entscheiden lassen.
Wahrscheinlich ist es die lange, spitzige Gestalt, so daß es als ein
Verwandter von Ecke, Age, (Niedersächsisch Achel,) Igel, dem Lat.
Acus, und hundert andern dieser Art anzusehen ist. S. auch das
folgende. Da in der Aussprache zwischen dem chs und x kein Unterschied
ist, so wäre es in dieser Rücksicht gleichgültig, mit welchem
Buchstaben man es schreibt. Im Hochdeutschen ist das ch am
gebräuchlichsten und richtigsten, weil es den Bau des Wortes Ach-se
unverstümmelt darstellt, welchen Axe nur verdunkeln würde; zumahl, da
es mit dem Lat. axis zwar verwandt, aber nicht aus demselben entlehnet
ist. Aber wenn es den Theil eines Wagens bedeutet, Achse, und wenn es
von einen Weltkörper gebraucht wird, Axe schreiben zu wollen, ist eine
Grille, indem solches bloße Abänderungen einer und eben derselben
Bedeutung sind.
Achsel (W3) [Adelung]
Die Achsel, plur. die -n. 1) Eigentlich, der oberste Theil des Armes,
wo er in das Schulterblatt gefüget ist, und der zum Tragen dienet.
Etwas auf die Achsel nehmen. Figürliche R. A. sind: Jemanden über die
Achsel ansehen, ihm einen verächtlichen Seitenblick zuwerfen, ihn
verachten, geringe schätzen. Die Achsel ziehen oder zucken, zum
Zeichen, daß man Bedenklichkeiten bey einer Sache habe, die man nicht
gern sagen wolle, oder daß man das geduldig leiden müsse, was man
nicht ändern kann, Nieders. mit einem eigenen Worte tuckschuldern,
gleichsam zuckschultern. Daher, das Achselzucken. Ich antwortete ihm
mit einem beredten Achselzucken, Raben. In Schwaben sagt man dafür die
Achseln schupfen, oder schmucken. Auf beyden Achseln tragen, zwey
widrig gesinnten Herren dienen, häucheln. + Etwas auf die leichte
Achsel nehmen, sich eine schwere Sache als sehr leicht vorstellen, ist
eine harte und ungewöhnliche Figur. 2) In weiterer Bedeutung, führet
bey einigen Zergliederern auch wohl das ganze Armbein den Nahmen der
Achsel oder des Achselbeines.
Anm. Die letzte Sylbe ist die
Ableitungssylbe -El, welche ein Werkzeug, Ding, Subject bezeichnet, S.
-el, und in dieser Gestalt ist es schon alt, wie aus dem Ahsalo des
Kero, dem Ahsela des Notker, dem Lat. axilla, dem Angels. Ehsle,
Eaxle, und dem Wallisischen Asgell erhellet. Dieses letztere bedeutet
einen Flügel; daher Wachter und Ihre glauben, daß das Stammwort
gleiche Bedeutung gehabt, und erst nachmahls auf den obersten Theil
des Armes übergetragen worden, so wie die Lateiner aus ala das
Diminutivum axilla gemacht hätten. Allein es ist ungegründet, daß
axilla das Diminutivum von ala ist; -illa ist vielmehr mit der
Deutschen Ableitungssylbe -el gleich bedeutend, daher es hier nur auf
die Wurzelsylbe Achs ankommt, welche gleichfalls das vorige Ack, Eck,
mit dem Begriffe der Höhe, der Schärfe, der hervor ragenden
Beschaffenheit zu seyn scheinet. S. auch Axt, Hacke, Age, Igel, Ecke.
In Baiern bedeutet die Uchse und Yexe, mit drey Sylben, in Schwaben
Weichse und Uchse, bey dem Rabanus Maurus Oahchasa, die Höhle unter
dem Arme, für welche die Hochdeutschen keinen eigenen Nahmen haben. -
Thewrdank dem Ritter gab ein Stich Unnder den Uchsen zum Herzen ein,
Theuerd. Kap. 77. Rabanus Maurus unterscheidet Uchse und Achsel sehr
genau; jene heißt bey ihm, wie schon gedacht, Oahchasa, diese aber
Ahsala. Achsel und Schulter werden im gemeinen Leben oft für gleich
bedeutend gehalten. Allein dieses bedeutet eigentlich den obersten
Theil des Rückens an den Achseln, und jenes den Theil zwischen dem
obersten Ende des Armes und dem Halse.
Achselader (W3) [Adelung]
Die Achselader, plur. die -n, eine Ader, die nach der Achsel zu
gehet, Vena axillaris. Bey dem Verheyn heißt besonders die
Milchbrustader, Ductus thoracicus, die Achselader.
Achselband (W3) [Adelung]
Das Achselband, des -es, plur. die -bänder, ein zierliches Band, oder
eine Bandschleife, welche noch in einigen Fällen von Soldaten und
Livree-Bedienten auf der rechten Achsel getragen wird, und ehedem dazu
diente, die doppelten über beyde Schultern kreuzweise geschlungenen
Scherpen der Soldaten damit anzubinden; die Achselschnur, wenn es eine
runde Schnur ist.
Achselbein (W3) [Adelung]
Das Achselbein, des -es, plur. die -e, ein Nahme, welcher von einigen
Zergliederern dem Schulterblatte, von andern aber dem darein gefügten
Armbeine gegeben wird. Irrig aber ist es, wenn einige die
Schlüsselbeine, claviculas, mit diesem Nahmen belegen.
Achselfleck (W3) [Adelung]
Der Achselfleck, des -es, plur. die -e, oder im Diminut. das
Achselfleckchen, des -s, plur. ut nom. sing. ein schmaler Streifen an
den Hemden, der sich von dem Halsbunde bis zum Anfange des Ärmels
erstrecket; das Achselstück.
Achselhemd (W3) [Adelung]
Das Achselhemd, des -es, plur. die -en, ein grobes Weiberhemd des
Gesindes auf dem Lande, ohne Ärmel. In manchen Gegenden auch ein
halbes Hemd der Mannspersonen, gleichfalls ohne Ärmel.
Achselschnur (W3) [Adelung]
Die Achselschnur, plur. die -schnüre, S. Achselband.
Achselseil (W3) [Adelung]
Das Achselseil, des -es, plur. die -e, ein Band oder Seil, welches
über die Achsel gehänget wird, wenn man eine Last auf der Trage trägt,
oder auf dem Schiebebocke fortschiebet; das Trageseil, Trageband, in
Schlesien die Schande.
Achselstück (W3) [Adelung]
Das Achselstück, S. Achselfleck.
Achselträger (W3) [Adelung]
+ Der Achselträger, des -s, plur. ut nom. sing. in dem Munde des
großen Haufens, einer, der auf beyden Achseln trägt, ein Häuchler. Das
Unschickliche in diesem zusammen gesetzten Worte, welches eigentlich
einen bedeuten müßte, der Achseln trägt, hat schon Frisch bemerket.
Die Niedersachsen nennen einen solchen Menschen Hoikenträger, von
Hoiken, einer veralteten Art Mäntel, und der R. A. den Hoiken auf
beyden Schultern tragen. Die Oberdeutschen druckten den Begriff eines
solchen Häuchlers ehedem durch Paidenthalbner, eigentlich
Beidenhalbner, aus, der auf beyden Halben, d. i. Seiten, trägt, oder
auch, der es mit jedem von beyden Theilen halb hält; welches aber eben
so sprachwidrig gebildet ist.
Achsenblech (W3) [Adelung]
Das Achsenblech, des -es, plur. die -e, die eisernen Schienen, welche
oben und unten an die Achse angenagelt werden, damit sie sich nicht
abreibe; das Achseisen oder Achseneisen, die Achsenschiene.
Achseneisen (W3) [Adelung]
Das Achseneisen, S. das vorige.
Achsengeld (W3) [Adelung]
Das Achsengeld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er,
an einigen Orten eine Abgabe, welche von dem Fuhrwerke entrichtet
wird.
Achsennagel (W3) [Adelung]
Der Achsennagel, des -s, plur. die -nägel, ein starker eiserner
Nagel, der vor das Rad in die Achse gesteckt wird, damit es nicht
herab laufe. In den gemeinen Mundarten hat dieser Nagel verschiedene
andere Nahmen, worunter Lünse der vornehmste ist, der auch Lunse,
Lunze, Lönse, Linse, Lünsch, Lehne, Leine, Lyn u. s. f. ausgesprochen
wird, und von Lehnen abstammt.
Achsenriegel (W3) [Adelung]
Der Achsenriegel, des -s, plur. ut nom. sing. in der Geschützkunst,
der vorderste von den zwey hölzernen Riegeln, wodurch die
Laveten-Wände vorn zusammen gehalten werden.
Achsenring (W3) [Adelung]
Der Achsenring, des -es, plur. die -e, ein Ring an der Achse, das
Spalten derselben zu verhüten, und deren an einer Achse mehrere sind.
Achsenschiene (W3) [Adelung]
Die Achsenschiene, S. das Achsenblech.
Achsenstoß (W3) [Adelung]
Der Achsenstoß, des -es, plur. die -stöße, der Stoßring an der Achse,
S. dieses Wort.1. Acht, eine Haupt- oder Grundzahl, welche ihren Platz
zwischen der Sieben und Neun hat, und in gedoppelter Gestalt üblich
ist.1. Als ein Adjectivum, welches in allen Endungen und Geschlechtern
unveränderlich ist. Acht Männer, acht Städte, acht Kinder. Der
Besitzer dieser acht Häuser. Ein Vater von acht Kindern. Acht Tage, d.
i. eine Woche, so wie man lieber vierzehen Tage, als zwey Wochen,
sagt. Heut über acht Tage, oder wie man auch im gemeinen Leben mit
Auslassung des Vorwortes saget, heut acht Tage werden wir abreisen. So
auch, gestern acht Tage waren wir beysammen, gestern vor acht Tagen.
Die Glocke schlägt acht. Alle acht gingen zugleich fort. Es waren der
Männer acht, es waren acht Männer. Es kamen ihrer acht, es kamen acht
von ihnen. Acht und zwanzig, acht und dreyßig, acht und vierzig u. s.
f. nicht zusammen gezogen achtundzwanzig, weil zwey mit und verbundene
Wörter keine Composita machen können; außer wenn Zeitzahlen als
Substantiva gebraucht werden, wo die gemeinschaftliche Ableitungssylbe
die Zusammenziehung entschuldigt: ein Achtundzwanziger, ein
Achtunddreyßiger, ein Mann von acht und zwanzig, von acht und dreyßig
Jahren. Ein Achtundvierziger, ein Wein von dem Jahre 1748. Eine
Achtundfunfzigerinn, eine Frau von acht und funfzig Jahren u. s. f.2.
Als ein Hauptwort, eine Zahlfigur zu bezeichnen. Die Acht, plur. die
-en. Eine Römische Acht, eine Arabische Acht. Die Acht oder eine Acht,
ein Blatt von acht Augen, in dem Kartenspiele. Zwey Achten, zwey
Blätter von acht Augen u. s. f.
Anm. 1. Von der Übereinstimmung dieses
Deutschen Zahlwortes mit dessen Benennung in andern Sprachen kann man
den Frisch nachsehen. Es bleibt in allen Fällen unverändert; außer
wenn es ohne Substantiv mit solchen Präpositionen verbunden wird,
welche die dritte Endung regieren, da es denn, wie alle übrige
Hauptzahlen noch ein en am Ende annimmt, den Casum zu bezeichnen.
Wähle dir aus den achten eins. Er fähret mit achten, mit acht Pferden.
Ich komme nach achten, nach acht Uhr. Ich sahe ihn vor achten, vor
acht Uhr. Die beyden letztern Fälle sind nur im gemeinen Leben üblich,
und nicht völlig richtig, weil hier kein Dativ zu bezeichnen ist.
Richtiger spricht man vollständig, vor, nach acht Uhr. Hierher gehöret
auch die Spanische Münzsorte, welche im Deutschen ein Stück von achten
genannt wird, weil sie acht Reales de Plata hält, gleichsam ein Stück
von acht Realen.2. Acht kann, wie andere Zahlwörter, mit allen
Adjectiven zusammen gesetzet werden, zu denen es sich nur dem
Verstande nach schickt. Besonders hält es sich gern zu den Adjectiven
auf ig: Achtseitig, achtfüßig, achtbeinig, achteckig, achtäugig u. s.
f. Diese Wörter verstehen sich größten Theils von selbst, und bedürfen
keiner weitern Erklärung. Aber achtmahl, achthundert, achttausend sind
keine wahren Zusammensetzungen, sondern müssen acht Mahl, acht
hundert, acht tausend geschrieben werden, wenn gleich die Ableitungen
achtmahlig, der achthundertste, achttausendste um der
gemeinschaftlichen Ableitungssylbe willen die Zusammenziehung fordern.
S. die Orthogr. ingleichen Mahl.2. Die Acht, ein Substantiv, welches
nur im Singular, und zwar größten Theils ohne Artikel, auch nur mit
den Verbis haben, nehmen, geben, lassen und fallen üblich ist. Es
bedeutet,1. Wahrnehmung mit Bewußtseyn. Etwas an einem in Acht nehmen,
gewahr werden. Ohne, daß es jemand in Acht nahm, bemerkte. Das würde
auch ein Blinder in Acht nehmen, sehen.
Ich hatt' es nicht in Acht genommen, Haged. Diese Bedeutung fängt an,
selten zu werden, und wird nur noch zuweilen im gesellschaftlichen
Umgange gehöret.2. Aufmerksamkeit, sorgfältige Beobachtung. Auf etwas
Acht haben oder geben. Gib genau Acht. Nehmt meine Worte wohl in Acht,
merkt genau darauf. Ein jeder habe Acht auf mich. Ich habe es aus der
Acht oder außer Acht gelassen, ich habe nicht darauf gemerket, nicht
mehr daran gedacht, und im gemeinen Leben auch wohl, es ist mir aus
der Acht gefallen, ich habe es wieder vergessen.3. Sorgfalt, Anwendung
der Aufmerksamkeit, so wohl ein Gut zu bewahren, als ein Übel zu
vermeiden. Eine Sache in Acht nehmen, sie sorgfältig vor Schaden
bewahren. Nimm das Deine wohl in Acht, suche es zu erhalten. Er nimmt
seine Gesundheit außerordentlich in Acht. Er nimmt sich gar nicht in
Acht, ist in seinem Betragen sehr unvorsichtig; ingleichen, hegt nicht
die gehörige Sorgfalt für seine Gesundheit. Sich vor einem in Acht
nehmen, sich vor ihm hüthen, alle Verbindung mit ihm zu vermeiden
suchen, ingleichen, sich vor allem Schaden von seiner Seite zu
bewahren suchen. Nimm dich in Acht, daß du ihm nicht zu nahe kommst,
hüthe dich. Man hat sich wohl mit ihm in Acht zu nehmen, Less. man muß
in dem Umgange mit ihm beständig auf seiner Huth seyn.
Anm. 1. In der
Ableitung dieses Wortes und des dazu gehörigen Verbi achten, sind die
Wortforscher verschiedener Meinung. Wachters Einfall, der das neue
Holländische Wort achter, nach, als das Stammwort ansiehet, ist wohl
der unwahrscheinlichste unter allen. Frisch fällt auf das Griechische
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, und behauptet, daß der
Begriff des Verfolgens, des Treibens, der Hauptbegriff sey, der in dem
Worte Acht, proscriptio, noch der herrschende sey, und durch eine
gewöhnliche Figur auf die Verfolgung mit den Kräften des Geistes
angewendet worden. Ihre findet viele Ähnlichkeiten mit dem
Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich denke,
und nach ihm ist denken die erste und eigentliche Bedeutung dieses
Zeitwortes. Alle kommen darin überein, daß Acht von dem Verbo achten
herkomme. Mir ist es wahrscheinlicher, daß dieses von jenem abstamme.
Acht aber kann füglich von einem Verbo herkommen, welches ehedem sehen
bedeutet, und zu Auge gehöret hat; S. dieses und Achten. Daß das t in
achten nicht wesentlich ist, und daß Acht auch mit einem u nach dem A
gefunden wird, erhellet aus dem Frisch. Die Bildung hat auch nichts
Ungewöhnliches, denn die Gothen machten aus auchjan, ahjan, sehen, in
einer andern Bedeutung Auhode, so daß das t der Ableitungslaut -de,
oder auch -t seyn kann, welcher gebraucht wurde, Abstracta aus Verbis
zu bilden; wie Sicht, Flucht, Sucht u. s. f. von sehen, fliehen,
siechen. Der Begriff des Sehens würde also der Stammbegriff in diesem
Worte seyn.2. Dieses Substantiv war ehedem mit dem Artikel nicht so
selten, als heut zu Tage. Ni nemen in thia ahta Manno scalk slahta,
singt Ottfried B. 3. K. 3. V. 31. Und in Stryckers Rhythm. kommt die
ahte für Beobachtung, Aufmerksamkeit vor. Sie suln mih finden in der
acht, sie sollen mich auf der Huth finden, bey der Winsbeckinn.
Hieraus erhellet zugleich, daß diejenigen irren, welche es für ein
Adverbium halten, und daher mit einem kleinen a schreiben. Es ist
vielmehr ein wahres Substantiv, welches aber auf dem Wege ist, völlig abzusterben, daher sein Gebrauch jetzt nur noch so eingeschränkt ist.
In allen drey Bedeutungen wurde es ehedem sehr häufig mit der zweyten
Endung verbunden. So nam sy (die wilde Sau) ires Jägers acht, Und lief
an in mit solcher macht, Theuerd. Kap. 61.Habe doch des Erden Kreises
acht, Wie er ihn wüst und öde macht, Opitz. Seiner Wirthschaft, der
Nahrung Acht haben, kommen bey eben demselben vor. In Oberdeutschland
ist diese Wortfügung noch jetzt gebräuchlich, aber die Hochdeutschen
haben sie veralten lassen. Verschiedene jetzt nicht mehr übliche
Bedeutungen dieses Wortes haben Wachter, Frisch und Haltaus
gesammelt.3. Die Acht, plur. car. die Verfolgung und Gefangennehmung
eines Übelthäters auf richterlichen Ausspruch. Die Aberacht oder
Oberacht, Unteracht, Reichsacht, Stadtacht, S. diese Wörter. Jemanden
in die Acht thun, erklären, erkennen. Mit der Acht wider jemanden
verfahren, ihn mit der Acht belegen. Einen der Acht entbinden, von der
Acht befreyen.
Anm. Frisch und Wachter halten in diesem Worte verfolgen
für den Hauptbegriff, und da würde es ein Verwandter von jagen, dem
Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, dem Lat.
agere, treiben, u. s. f. seyn. Es kann aber auch der Begriff des
Hasses der Stammbegriff seyn, weil Reichsacht von den Schriftstellern
der mittlern Zeiten oft durch des Reiches Haß umschrieben wird, auch
das Griechische - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ich
hasse, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, der Haß, und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, ein Feind, damit verwandt
zu seyn scheinen. Übrigens gehöret dieses Wort mit seinen
Zusammensetzungen unter diejenigen, welche mit der Sache selbst
größten Theils aus der Übung gekommen sind; indem man von der Acht,
dem Achts-Processe und der Achtserklärung nur noch zuweilen bey den
Reichsgerichten reden höret. Daß zu Aachen die Gerichtsstube noch
jetzt die Acht genannt wird, wird niemanden befremden, der da weiß,
daß dieses Wort ehedem auch so viel als Berathschlagung, und den Ort,
wo solche angestellet wurde, bedeutet hat. Für Acht findet man in den
mittlern Zeiten auch Verfehmung, Veste, Urpön u. s. f. Von dem
Unterschiede zwischen Acht und Bann, S. Bann.
Ächt (W3) [Adelung]
Ächt, S. Echt.
Achtbar (W3) [Adelung]
* Achtbar, -er, -ste, adj. et adv. Acht, d. i. Achtung, Ansehen
habend, Achtung verdienend; ein Wort, welches nur noch in den großen
Theils auch schon veralteten Titeln achtbar, großachtbar, hochachtbar
und vorachtbar gebraucht wird. Ehedem war auch das einfache achtbar,
ein Titel, der sogar fürstlichen und andern Standespersonen beygeleget
wurde. Bey der nach und nach erfolgten Abwürdigung der Titel, fiel er
auf die Ritter von dem fünften Schilde, auf Rathsherren bürgerlichen
Standes, auf Doctores und andere Gelehrte. Heut zu Tage wird er nur
gemeinen Bürgern gegeben, und auch hier am häufigsten noch in den
Reichsstädten. Das Hauptwort, die Achtbarkeit, für Ansehen, Ehre,
Würde, ist noch mehr veraltet.
Achtbätzner (W3) [Adelung]
Der Achtbätzner, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden im
Reiche, eine Münzsorte von acht Batzen, d. i. ein halber Gulden, weil
der Gulden daselbst sechzehn Batzen hält.
Achtdraht (W3) [Adelung]
Der Achtdraht, des -es, plur. inusit. von dem Zahlworte acht, in
einigen Gegenden der Nahme eines groben Landtuches.
Achte (W3) [Adelung]
Achte, die Ordnungszahl von acht, octo, welche wegen des in der
Hauptzahl schon vorhandenen t Statt der Sylbe te, wie andere Zahlen,
nur ein bloßes e am Ende bekommt. Der achte Tag, die achte Stunde, das
achte Jahr.
Anm. Bey dem Ulphilas heißt diese Ordnungszahl ahtaude, im
Angels. eathode, bey dem Kero ahtodo, in den spätern Zeiten auch
achteste, achtente, und achtete.
Achteck (W3) [Adelung]
Das Achteck, des -es, plur. die -e, ein Körper, welcher acht Ecken
hat. Daher das Adjectiv achteckig.
Achtel (W3) [Adelung]
Das "Achtel", des -s, plur. ut nom. sing. ein von der Ordnungszahl "der achte" abgeleitetes Substantiv, den achten Theil eines größern Maßes, zuweilen auch wohl, ein größeres Maß, welches acht kleinere in sich begreift, zu bezeichnen. Besonders kommt dieses Wort in den Künsten und im gemeinen Leben in verschiedenen Fällen vor.
1) Als ein Maß fester und flüssiger Körper. In Preußen ist ein Achtel Holz, ein Haufen Scheitholz, der neun Schuh hoch und acht Schuh breit ist. Im Würtembergischen ist Achtel ein Getreidemaß; 4 Achtel machen daselbst einen Vierling, oder eine Unze, 16 Achtel aber ein Simri, und 128 Achtel einen Scheffel. In Frankfurt am Main hingegen ist ein Achtel so viel als ein "Malter", indem es daselbst 4 Simri oder acht Metzen hält. In Ansehung flüssiger Dinge ist dieses Wort besonders in Augsburg üblich, wo ein Achtele der achte Theil eines Maßes, der vierte Theil eines Seidels, und die Hälfte eines Quärtels ist. An andern Orten ist Achtel der achte Theil einer Tonne, daher man daselbst ein Achtel Butter, ein Achtel Bier u. s. f. höret.
2) In den Bergwerken ist Achtel der vierte Theil einer Schicht, welche acht Kuxe in sich begreift.
3) In der Markscheidekunst führet diesen Nahmen der achte Theil einer Stunde, oder eines von den vier und zwanzig Theilen, worin daselbst der Zirkel Statt der Grade eingetheilet wird. Eben daselbst ist es aber auch der achte Theil eines Lachters, da es denn 10 Zoll hält.
4) In der Musik ist das Achtel eine ein Mahl geschwänzte Note, oder der achte Theil eines Tactes.
5) Ein Achtelsthaler ist an einigen Orten so viel als der achte Theil eines Thalers, d. i. drey Groschen.
Anm. Daß dieses Wort nicht so wohl aus achte Theil zusammen gezogen, sondern vermittelst der Ableitungssylbe "-el", von der Ordnungszahl achte gebildet worden, werde ich bey "-El" zu zeigen suchen. Man hat von diesem Worte in einigen Gegenden auch das Verbum "achteln", in acht Theile theilen, welches aber nicht überall gebräuchlich ist.
Achten (W3) [Adelung]
Achten, verb. reg. act. 1) Aufmerksam anhören, aufmerksam beobachten;
am häufigsten mit der Präposition auf, seltener und vornehmlich im
Oberdeutschen, mit der zweyten Endung. Ein Miethling achtet der Schafe
nicht. Man achtet meiner Worte nicht, man höret nicht darauf. Kein
einziger achtet auf deinen Kummer, und die meisten spotten desselben,
Dusch.2) Mit einem Urtheile beobachten, dafür halten. Etwas für
Gewinn, für Schaden achten. Etwas für eine Schande, für eine Ehre
achten. Ich habe es für gut geachtet. Sich weit von dem Unglücke
achten. In dieser Bedeutung fängt es im Hochdeutschen an zu veralten,
indem halten und in manchen Fällen glauben dafür üblicher sind. Die
Wortfügung mit der vierten Endung ohne Präposition, ich achte ihn
treu, halte ihn für treu, ist Oberdeutsch. Besonders,3) Mit Bestimmung
des Werthes dafür halten, für schätzen, mit den Adverbiis, hoch,
geringe, werth, u. s. f. oder andern Vergleichungswörtern. Etwas dem
Golde gleich achten. Eine Sache für nichts achten. Ich achte mich
dieser Gnade unwürdig. Wüßten sie, wie hoch ich sie im Herzen achte.
Ich werde mein Leben für nichts achten, wenn ich dich verlieren soll,
Dusch. Auch hier ist im Hochdeutschen schätzen üblicher und edler. In
noch eingeschränkterer Bedeutung,4) Für wichtig halten und sich
darnach bestimmen. Das muß ein Soldat nicht achten, daraus muß er sich
nichts machen. Es macht mir zwar viele Kosten, aber das achte ich
nicht. Kein Ansehen der Person achten. Was acht ich es, wenn über
mirKanonen-Donner brüllt, Gleim. In Oberdeutschland ist auch in dieser
Bedeutung die zweyte Endung nicht selten, die auch zuweilen im
Hochdeutschen vorkommt: Entheiligt die Altäre vor Gottes Angesicht Und
achtet seiner Qualen und seines Zornes nicht, Dusch. Des Lebens nicht
achten, der Schande nicht achten. Ingleichen hoch, werth halten. Er
wird geachtet. Er ist sehr geachtet. Man achtet ihn nicht. Die zweyte
Endung, man achtet seiner nicht, sie achtet ihres Mannes nicht, ist im
Oberdeutschen üblicher, als im Hochdeutschen.5) Mit dem Vorsatze zu
folgen beobachten. Auf Träume, auf Vögelgeschrey achten, sie nicht nur
beobachten, sondern sie auch als eine Vorschrift seines Verhaltens
ansehen. Im Hochdeutschen ist auch diese Bedeutung ungangbar geworden,
außer daß der Ausdruck: wornach man sich zu achten, noch eine
gewöhnliche Schlußformel obrigkeitlicher Befehle ist.
Anm. In den
ältesten Mundarten hatte dieses Zeitwort kein t. Bey den Gothen hieß
es ahgan, ahjan, und bey einigen der ältesten Alemannischen
Schriftsteller ahon. Das t ist entweder das Merkmahl eines Intensivi,
oder auch der unmittelbaren Abstammung von dem vorigen 2 Acht. Ohne
Zweifel bedeutete es anfänglich sehen, wahrnehmen, welche Bedeutung
noch in Acht übrig ist, und war also mit Auge genau verwandt. S.
dieses. Die Übertragung von dem körperlichen Sehen auf die Wirkungen
des Verstandes ist eine in allen Sprachen sehr gewöhnliche Figur. Das
Verbale Achtung, S. hernach besonders.
Ächten (W3) [Adelung]
Ächten, verb. reg. act. gerichtlich verfolgen, in die Acht erklären.
Einen Friedbrüchigen ächten. Ein Geächteter.
Anm. Das Fränkische und
Alemannische ahton und echton, bedeutete unter andern auch bedrücken
und verfolgen, und hernach in engerer Bedeutung, gerichtlich
verfolgen; Angels. ehtan, Niedersächsisch echten. In der Oberdeutschen
Mundart findet man auch achten mit dem breiten - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, ingleichen das Frequentativum
ächtigen. S. 3. Acht.
Achtens (W3) [Adelung]
Achtens, ein Nebenwort der Zahl, zum achten.
Achter (W3) [Adelung]
Der Achter, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Zahl von achten, ein
Ganzes, das aus acht bestimmten Theilen bestehet, acht Theile enthält.
Besonders in Thüringen und Franken eine Münze von acht Pfennigen, ein
halber Batzen, welche auch ein Achtpfenniger heißt. An andern Orten
ein Achtgroschenstück oder halber Gulden. Hierher gehöret auch das
Schweizerische Diminutiv. Achterli, welches in Bern ein Fruchtmaß ist,
welches acht Sechzehnerli hält. Ingleichen das Österreichische Weinmaß
ein Achtering, welches so viel als ein Maß, oder 1 2/3 Köpf, oder 4 Seidel ist. Vierzig solche Achtering machen einen Eimer. Bey den
Jägern ist ein Achter, ein Hirsch von acht Enden. 2) Ein Glied aus
einem Collegio von acht Personen. 3) Ein Achter, könnte auch einen
Wein bedeuten, der im Jahre 1708 gewachsen ist. Von einer noch andern
Bedeutung des Wortes Achter, S. Achtsmann.
Ächter (W3) [Adelung]
Der Ächter, des -s, plur. ut nom. sing. einer der geächtet, oder in
die Acht erkläret worden. Dieses Wort kommt nicht unmittelbar von dem
Verbo ächten her, weil es sonst jemanden bedeuten müßte, der einen
andern in die Acht thut, in welcher Bedeutung ein Feind, Verfolger bey
den Franken Ahtor, Ehter, und bey den Angels. Ehtere hieß; sondern von
3. Acht, mit der Ableitungssylbe -er, welche in den ältesten Mundarten
einen Mann andeutete, gleichsam Vir banni.
Achtering (W3) [Adelung]
Das Achtering, S. Achter.
Achterley (W3) [Adelung]
Achterley, adject. indeclinab. von acht verschiedenen Arten und
Beschaffenheiten. Achterley Menschen. Achterley Eigenschaften. Ein
Stück Zeug von achterley Farben. Dieses Wort ist im gemeinen Leben am
häufigsten; in der anständigern
Schreibart bedienet man sich lieber einer Umschreibung, z. B. acht
Arten von Menschen, ein Stück Zeug von acht verschiedenen Farben. S.
-Ley.
Achtersleute (W3) [Adelung]
Achtersleute, S. Achtsmann.
Achtfach (W3) [Adelung]
Achtfach, adj. et adv. ein vermehrendes Zahlwort, acht Mahl genommen.
Eine Sache achtfach wieder erstatten. S. Fach.
Achtfältig (W3) [Adelung]
Achtfältig, adj. et adv. gleichfalls ein vermehrendes Zahlwort,
welches mit dem vorigen gleich bedeutend ist, aber im Hochdeutschen
seltener gebraucht wird. S. Fältig.
Achthalb (W3) [Adelung]
Achthalb, adject. indeclin. sieben und ein halbes. Achthalb Scheffel.
Ein Kind von achthalb Monaten. S. auch Halb.
Achthalber (W3) [Adelung]
Der Achthalber, des -s, plur. ut nom. sing. eigentlich, eine Größe
von sieben und einer halben andern Größe; ein Nahme, welcher in
Preußen den Brandenburgischen und Sächsischen Zweygroschenstücken
gegeben wird, weil sie 71/2 Preußische Groschen machen.
Achtjährig (W3) [Adelung]
Achtjährig, adj. et adv. was acht Jahre dauert oder gedauert hat. Ein
achtjähriger Krieg. Ein achtjähriges Kind, das acht Jahre alt ist.
Achtig (W3) [Adelung]
Achtig, die Ableitungssylbe, S. Icht und Artig.
Achtlos (W3) [Adelung]
Achtlos, -er, -ste, adj. et adv. ohne Acht; d. i. Aufmerksamkeit,
Sorgfalt, Hochachtung. Ein achtloser Mensch. Eine achtlose
Gleichgültigkeit.Gleich achtlos sieht sie uns zu ihren Füßen liegen.
Wiel.
Achtlosigkeit (W3) [Adelung]
Die Achtlosigkeit, plur. die -en. 1) Nachlässigkeit, Mangel der
Aufmerksamkeit und der Hochachtung; ohne Plural. 2) Eine nachlässige,
leichtsinnige Handlung.
Achtmahl (W3) [Adelung]
Achtmahl, besser acht Mahl, getheilt, S. Mahl.
Achtmahlig (W3) [Adelung]
Achtmahlig, adj. von acht Mahl, welches hier richtig zusammen gezogen
wird, da eine gemeinschaftliche Ableitungssylbe dazu kommt. Ein
achtmahliges Versprechen, welches acht Mahl geschehen ist.
Achtmann (W3) [Adelung]
Der Achtmann, des -es, plur. die -männer, und wenn es niedrige
Personen sind, im Plural auch wohl Achtleute, einer aus einem Collegio
von acht Personen. So heißen z. B. zu Halle in Sachsen diejenigen acht
Personen an einer Kirche, welche die Kirche verstellen, und an andern
Orten Vorsteher, Kirchenväter genannt werden, Achtmänner.
Achtpfenniger (W3) [Adelung]
Der Achtpfenniger, des -s, plur. ut nom. sing. S. Achter.
Achtsam (W3) [Adelung]
Achtsam, -er, -ste, adj. et. adv. mit Acht, d. i. Aufmerksamkeit,
Sorgfalt; im Gegensatze des unachtsam. Er ist sehr achtsam darauf. Und
seht ihn nur recht achtsam an. Man höre bey seiner achtsamen Wahl
zuerst auf die Stimme des Herzens, Gell. für sorgfältig. Die achtsame
Beschauung der Werke Gottes, eben derselbe, für aufmerksam. Es wird im
Hochdeutschen immer seltener, indem aufmerksam und sorgfältig
deutlicher und bestimmter sind; obgleich der Gegensatz unachtsam noch
völlig gangbar ist, weil sich von den beyden eben gedachten keine
solche Gegensätze bilden lassen. Achtsamlich verdient, wie alle
dergleichen ohne Noth durch lich verlängerte Wörter, am wenigsten
beybehalten zu werden.
Achtsamkeit (W3) [Adelung]
Die Achtsamkeit, plur. inusit. die Aufmerksamkeit, ingleichen die
Sorgfalt; im Gegensatze der Unachtsamkeit. Es verliert sich eben so
sehr aus dem Gebrauche, als das Adjectiv.
Achtschatz (W3) [Adelung]
* Der Achtschatz, des -es, plur. car. bedeutet nur noch an dem
kaiserlichen Gerichte zu Rothweil, das Geld, womit sich ein Geächteter
von der Acht los kaufet, der Achtschilling. S. Haltaus v. Achtschatz.
Achtschildig (W3) [Adelung]
Achtschildig, adj. et adv. Ein achtschildiger Edelmann, der seine
acht Ahnen beweisen kann. S. Ahn.
Achtserklärung (W3) [Adelung]
Die Achtserklärung, plur. die -en, so wohl die feyerliche Erklärung
in die Acht, als auch die Schrift, in welcher solches geschiehet, S.
3. Acht.
Achtsmann (W3) [Adelung]
Der Achtsmann, des -es, plur. die -männer, oder Achtsleute. 1) An
einigen Orten, z. B. in dem Ding und Recht in Hollstein, noch so viel
als Schöppe, oder Beysitzer in einem Gerichte, in der veralteten
Bedeutung des Zeitwortes achten, da es rathschlagen, ingleichen Recht
sprechen bedeutete. Es werden diese Beysitzer auch wohl Achter,
ingleichen Achtersleute genannt. S. Haltaus v. Achtsleute. 2) An
andern Orten wird ein gerichtlicher Taxator ein Achtsmann genannt.
Achts-Prozeß (W3) [Adelung]
Der Achts-Prozeß, des -sses, plur. die -sse, das gerichtliche
Verfahren, welches vor der Achtserklärung vorher zu gehen pflegt; ein
Wort, welches, so wie die Sache selbst, nur noch in den
Reichsgerichten vorkommt.
Achtstrahl (W3) [Adelung]
Der Achtstrahl, des -es, plur. die -e, bey den Naturkundigen, eine
Art geritzter Seesterne mit acht Strahlen, Octactis. S. Strahl.
Achtstündig (W3) [Adelung]
Achtstündig, adj. et adv. acht Stunden dauernd. Ein achtstündiges
Feuer, welches acht Stunden angehalten hat.
Achtstündner (W3) [Adelung]
Der Achtstündner, des -s, plur. ut nom. sing. in den Bergwerken, 1)
diejenigen Bergleute, welche nur acht Stunden in der Grube arbeiten,
im Gegensatze der Zwölfstündner. 2) Eine große Sanduhr, in den
Huthäusern, welche acht Stunden läuft, nach welcher sich die Bergleute
bey dem Ein- und Ausfahren richten.
Achttägig (W3) [Adelung]
Achttägig, adj. et adv. was acht Tage dauert oder gedauert hat. Eine
achttätige Krankheit. Ein achttätiges Kind, welches acht Tage alt ist.
Achttheil (W3) [Adelung]
Achttheil, S. Achtel.
Achttheilig (W3) [Adelung]
Achttheilig, adj. et adv. aus acht Theilen bestehend.
Achtung (W3) [Adelung]
Die Achtung, plur. inusit. von achten. 1) + Ohne Artikel und größten
Theils nur mit dem Verbo geben, so viel als Aufmerksamkeit und 2 Acht,
im gemeinen Leben. Achtung auf etwas geben. Gib Achtung. Gebet Achtung
auf meine Worte. Warum geben sie auf meine kleinste Miene Achtung, und
nicht auf meine Worte? Gell. Ingleichen, Aufsicht. Gib Achtung auf
meinen Sohn, auf das Gesinde. 2) Das innere Urtheil von des andern
Vorzügen und Verdiensten, so wohl active, als passive. Viele Achtung
für jemand haben. Meine Achtung gegen ihn kennet keine Grenzen. Der
schuldigen Achtung für sein Vaterland zu nahe treten. Achtung ist in
diesem Gebrauche etwas weniger als Hochachtung; jene kann ein Höherer
gegen einen Geringern haben, aber dieser muß gegen jenen Hochachtung
haben. Ingleichen passive, für Ansehen. Er lebt in großer Achtung, es
achtet ihn jedermann hoch. In Achtung stehen. Einen in Achtung
bringen. Er ist in keiner Achtung. Daher Achtungswürdig. 3) * Die
Befolgung, wohl nur noch in den Kanzelleyen, wo es z. B. heißt: Wir
lassen euch dieses zu eurer Nachricht und Achtung zufertigen; wofür
denn auch wohl Nachachtung gebraucht wird.
Achtzehen (W3) [Adelung]
Achtzehen, Achtzehn, eine indeclinable Hauptzahl für acht und zehen.
Achtzehen Monathe. Achtzehen Jahre. Ein Kind von achtzehen Wochen. So
auch achtzehenjährig, achtzehentägig, u. s. f.
Anm. Es scheinet, daß
die ältesten Franken diese Zahl noch nicht mit Einem Worte ausdrücken
können, denn im Salischen Gesetze wird achtzehen hundert, durch tue
nuenet chunna, d. i. zwey Mahl neun hundert gegeben. Angels.
eahtatyne, Holl. achtien, Nieders. achtein, Dän. atten.
Achtzehner (W3) [Adelung]
Der Achtzehner, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Ganzes, das
achtzehen Theile hält. So heißt eine Münzsorte in Preußen, welche 18
Preußische Groschen gilt; ein Achtzehner. 2) Ein Glied aus einem
Collegio von achtzehen Personen. In dieser Bedeutung kommt das Wort in
der Schweiz vor. 3) Ein Wein, der in dem Jahre 1718 gewachsen ist.
Achtzehnte (W3) [Adelung]
Achtzehnte, adj. et adv. welches die Ordnungszahl von achtzehen ist.
Der achtzehnte Monath. Der achtzehnte Theil. In den Bergwerken ist das
Achtzehnte, der achtzehnte Theil, welchen der Landesherr von tief
ausgebaueten Zechen Statt des gewöhnlichen neunten bekommt.
Achtzig (W3) [Adelung]
Achtzig, eine indeclinable Hauptzahl, für zehen Mahl acht. Bey dem
Willer ahzoh, bey dem Tatian ahtuzug, bey dem Notker ahzeg, Angels.
eahtatig, Holl. achtentigh, Nieders. achtig.
Achtziger (W3) [Adelung]
Der Achtziger, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Ein Mitglied aus einem
Collegio von achtzig Personen. 2) Achtzig Jahre alt. Er ist schon ein
Achtziger. Sie ist bald eine Achtzigerinn. 3) Im Jahre 1680 gewachsen
oder verfertiget. So kann ein Achtziger, so wohl einen Wein bedeuten,
der 1680 oder 1780 gewachsen ist, als auch einen Thaler, der in diesen
Jahren gepräget worden.
Achtzigste (W3) [Adelung]
Achtzigste, adj. et adv. welches die Ordnungszahl von achtzig ist.
Bey dem Kero aktozogosto.
Ächzen (W3) [Adelung]
Ächzen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, vom
Schmerz erpreßte Ach! oder Seufzer von sich hören lassen. Vor
Schmerzen ächzen. Ein leidendes Thier wird, wenn der Schmerz dasselbe
anfällt, eben so wohl wimmern und ächzen, als der Held Philoktet,
Herd.
Anm. Ächzen kommt von Ach! und druckt mit diesem den Schall aus,
den eine schmerzhafte Empfindung veranlasset. Zugleich ist es das
Intensivum von dem längst veralteten achen, welches ehedem in der
Deutschen Sprache vorhanden war, und noch jetzt von andern Völkern
aufbehalten wird. Ein Beweis davon ist das alte Fränkische und
Alemannische agan und ahan, wovon die Franzosen ihr ahannen haben, das
alte Britannische ochain, das Griechische - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - und - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
das Englische to ake und das Slavonische ochati. Schon die Griechen
hatten das Intensivum - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .
Andere Deutsche, besonders Niedersächsische Mundarten, druckten das
Ächzen durch anken und janken aus.
Acker (W3) [Adelung]
Der Acker, des -s, plur. die Äcker, Diminutivum Äckerchen,
Oberdeutsch Äckerlein. 1) Ein gebautes, zum Feldbaue urbar gemachtes
Feld, wenn es gleich dieses Jahr nicht bestellet wird. Den Acker
bestellen, zur Hervorbringung der Feldfrüchte geschickt machen. Den
Acker düngen, pflügen, egen, zusäen oder besäen. Einen Acker
aussaugen, ausmärgeln, durch Unterlassung des Düngens, oder durch
Versagung der nöthigen Ruhe, entkräften. Figürlich, auch wohl
zuweilen, was auf dem Acker wächst. Der ganze Acker ist verhagelt.
Einen Acker abbrennen, die Stoppeln oder das Unkraut auf demselben
anzünden.2) Das Erdreich, der Boden eines solchen Ackers in
Betrachtung seiner natürlichen Beschaffenheit; ohne Plural. Ein
schwarzer Acker, fetter Acker, sandiger Acker, Lehmacker, Thonacker,
guter Weitzenacker u. s. f. Ich glaube, daß Herr Stosch in den Krit.
Anm. S. 36 Recht hat, wenn er versichert, daß man das Wort in dieser
Bedeutung von dem Boden eines Waldes, eines Gartens oder einer Wiese
nie gebrauche.3) Ein Flächenmaß, welches in einigen Gegenden nicht
bloß von dem tragbaren Lande, sondern auch von Holzungen, Wiesen,
Weinbergen und Teichen gebraucht wird, und überhaupt so viel Land
begreift, als mit einem Pfluge in einem Tage umgepflüget werden kann,
sonst aber von sehr verschiedener Größe ist. In Sachsen, wo man alles
Land, es mag tragbares Feld, oder Wiese, oder Waldung seyn, nach
Äckern mißt, hält ein Acker 300 Quadrat-Ruthen, jede von 71/2 Ellen
und 2 Zoll Leipziger Maß. In Oberdeutschland bestimmt man nur das Maß
der Felder und Wälder nach Äckern, das Maß der Wiesen aber nach
Tagewerken. Allein in Österreich ist für Äcker auch das Wort Joch, und
Bifang, und in der Schweiz die Benennung Juchart üblich. Anmanchen
Orten ist Morgen und Acker einerley; in den meisten Gegenden aber sind
sie verschieden. In Sachsen ist ein Morgen nur ein halber Acker.
Anm.
1. Dieses Wort ist sich in den meisten Europäischen und in vielen
Morgenländischen Sprachen ähnlich geblieben. Zu den von Frisch und
Wachter gesammelten Beyspielen kann man noch das Persische ackar
setzen. Was dessen Abstammung betrifft, so könnte man theils auf das
Morgenländische und besonders Arabische - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image -, er hat gegraben, rathen, wovon auch das Hebräische -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, einer der die Erde
umgräbt, herkommt, theils auf das alte Nordische und Isländische aka,
fahren, davon akare, ein Fuhrmann. Beyde Begriffe werden sich zu dem
Ackerbaue nicht übel schicken.2. Feld und Acker werden im gemeinen
Leben oft als gleich bedeutend angesehen, gemeiniglich aber genau
unterschieden. Feld bedeutet ein tragbares Land, es mag gebauet werden
oder nicht. Acker aber nur ein wirklich gebauetes Feld, wenn es gleich
nicht alle Jahr bestellet wird. Auf diese Art sind die zusammen
gesetzten Wörter Brachacker und Brachfeld, Sommerfeld und Sommeracker,
Winterfeld und Winteracker, Weitzenfeld und Weitzenacker u. s. f.
völlig gleich bedeutend.3. Wenn Acker ein Feldmaß ist und ein
bestimmtes Zahlwort vor sich hat, so wird Statt des Plurals der
Singular gesetzt, z. B. zehen Acker Wiesen, funfzig Acker Feld,
hundert Acker Wiesewachs. Man hat dieses tadeln wollen; aber nicht
bedacht, daß wir sehr viele andere Nahmen haben, welche ein Maß,
Gewicht und oft auch nur Zeit bedeuten, und mit bestimmten Zahlwörtern
keinen Plural leiden, ohne Zweifel, weil Zahl, Maß, und Gewicht hier
als bloße Materialia betrachtet werden, welche als solche niemahls
eines Plurals fähig sind. S. mein Lehrgeb. Th. 1, S. 377-383.4. Wenn
Acker mit den Nahmen der Pflanzen zusammen gesetzet wird, so
bezeichnet es theils solche Pflanzen, welche wild wachsen, im
Gegensatze derjenigen Pflanzen gleiches Nahmens, welche nur in den
Gärten fortkommen, theils solche, welche auf den Äckern angetroffen
werden, im Gegensatze der Wasser- Wiesen- und Waldpflanzen gleicher
Art. Andere Zusammensetzungen, z. B. Ackerarbeit, Ackerbestellung,
Ackergeräth, Ackergeschirr, Äckerreich, u. s. f. sind leicht zu
verstehen, daher sie im folgenden übergangen worden.
Acker-Akademie (W3) [Adelung]
Die Acker-Akademie, plur. die -n, eine zur Beförderung des Ackerbaues
gestiftete Akademie, dergleichen man z. B. in Dänemark hat. In andern
Ländern ist sie mit unter den ökonomischen Gesellschaften begriffen.
Ackerbau (W3) [Adelung]
Der Ackerbau, des -es, plur. car. 1) Eigentlich und zunächst, die
Beschäftigung mit der Bestellung des Ackers, der Feldbau. In weiterer
Bedeutung, aber nicht so richtig, der ganze Erdenbau über der Erde,
den Weinbau, Gartenbau, die Viehzucht, das Forstwesen u. s. f. nicht
ausgeschlossen, der Landbau. Den Ackerbau treiben. Von dem Ackerbaue
leben. Sich auf den Ackerbau legen. 2) Die Kunst oder Wissenschaft
beyder Beschäftigungen. Den Ackerbau erlernen. Der Ackerbau ist die
nützlichste Wissenschaft unter allen. 3) Diejenigen Ackerfelder,
welche zu einem Gute gehören. Dieses Gut hat vielen Ackerbau. Der Hof
hat wenig Ackerbau.
Ackerbeet (W3) [Adelung]
Das Ackerbeet, des -es, plur. die -e, der Theil eines Ackers zwischen
zwey ausgestrichenen Furchen, welcher an andern Orten, besonders in
Niedersachsen, ein Rücken genannt wird.
Ackerbohne (W3) [Adelung]
Die Ackerbohne, S. Saubohne.
Ackerbürger (W3) [Adelung]
Der Ackerbürger, des -s, plur. ut nom. sing. ein Bürger, welcher sich
zugleich von dem Ackerbaue nähret, dergleichen es in kleinen Städten
viele giebt.
Ackerdistel (W3) [Adelung]
Die Ackerdistel, plur. die -n, ein Nahme, welchen auch die
Haferdistel oder das Schartenkraut führet, weil es gerne auf den
Fruchtäckern wächset; Serratula arvensis, L.
Ackereichel (W3) [Adelung]
Die Ackereichel, plur. die -n, S. Erdnuß.
Ackerfeld (W3) [Adelung]
Das Ackerfeld, des -es, plur. die -er, ein aus Äckern, d. i.
bearbeiteten Ländereyen, bestehendes Feld; im Gegensatze des
Gartenfeldes. Zu diesem Gute gehören vier Hufen Ackerfeld.
Ackerfrohn (W3) [Adelung]
Der Ackerfrohn, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden ein Nahme
des Feldhüters, Feldvogtes, Flurschützen.
Ackerfrohne (W3) [Adelung]
Die Ackerfrohne, plur. die -n, Frohndienste, welche zur Bestellung
des Ackers, mit Pflügen, Düngen, u. s. f. geleistet werden.
Ackergalle (W3) [Adelung]
Die Ackergalle, plur. die -n, in der Landwirthschaft, ein kleiner
Quell auf dem Acker, wo das Wasser nur unvermerkt aus der Erde
dringet. S. Galle.
Ackergaul (W3) [Adelung]
Der Ackergaul, des -es, plur. die -gäule, ein Pferd geringerer Art,
so wie man es zum Ackern gebraucht.
Ackergeld (W3) [Adelung]
Das Ackergeld, des -es, plur. von mehrern Summen, die -er, 1)
Dasjenige Geld, welches man der Grundherrschaft von den Äckern
entrichtet, Ackerzins. 2) Auch das Geld, welches man für das Ackern,
d. i. für die Bestellung des Ackers, bezahlet; in Thüringen Artlohn.
Ackergericht (W3) [Adelung]
Das Ackergericht, des -es, plur. die -e, ein Gericht, welches über
die Feld- und Flurstreitigkeiten zu erkennen hat, dergleichen z. B. zu
Frankfurt am Main ist; das Feldgericht, Flurgericht. An andern Orten
führen dergleichen Gerichte andere Nahmen. S. Feldgericht.
Ackerhaken (W3) [Adelung]
Der Ackerhaken, S. Haken.
Ackerheu (W3) [Adelung]
Das Ackerheu, des -es, plur. car. dasjenige Heu, welches von
Brachäckern gewonnen wird, zum Unterschiede von dem Wiesenheu.
Ackerhof (W3) [Adelung]
Der Ackerhof, des -es, plur. die -höfe, an einigen Orten, ein
Vorwerk, zu welchem Ackerbau gehöret; ingleichen, ein Bauergut.
Ackerhohlunder (W3) [Adelung]
Der Ackerhohlunder, S. Attich.
Ackerholz (W3) [Adelung]
Das Ackerholz, des -es, plur. die -hölzer, im Forstwesen, ein Nahme
der Busch- und Laubhölzer, weil sie an den meisten Orten ackerweise
ausgemessen und verkauft werden, im Gegensatze der schwarzen oder
todten Hölzer.
Ackerhuhn (W3) [Adelung]
Das Ackerhuhn, S. Feldhuhn, Rephuhn.
Äckerig (W3) [Adelung]
Das Äckerig, S. Eichel.
Bei Adelung findet man:
Die "Acker-Kamille", plur. die -n, eine Kamillenart mit kegelförmigen Böden, welche mit borstigen Spreublättchen besetzt sind. Sie wächset auf den Äckern Europens, "Streichblume", "Krötendill"; "Anthemis arvensis, L."
Ackerklee (W3) [Adelung]
Der Ackerklee, S. Hasenklee.
Ackerklette (W3) [Adelung]
Die Ackerklette, plur. die -n, ein Nahme der kleinen Klette oder
Spitzklette, weil sie gerne auf den Brachäckern wächset.
Ackerknecht (W3) [Adelung]
Der Ackerknecht, des -es, plur. die -e, auf großen Landgütern, ein
Knecht, der die Bestellung des Ackers zu besorgen hat, im Gegensatze
des Bauknechtes, der Fuhrknecht, oder Pferdeknecht, an einigen Orten
ein Änke, oder Enke, und in der Mark Brandenburg, dem Frisch zu Folge,
ein Ledighütter.
Ackerknoblauch (W3) [Adelung]
Der Ackerknoblauch, des -es, plur. inusit. eine Knoblauchsart mit
purpurfarbigen, schirmförmigen Blumen, welche in den Wäldern, auf den
Feldern und Wiesen wächset, Feldknoblauch; Allium vineale, L.
Ackerkohl (W3) [Adelung]
Der Ackerkohl, des -es, plur. inusit. ein Nahme, 1) des so genannten
Kainkohles oder wilden Kohles, welcher gern in Gartenfeldern wächset;
Lapsana communis, L. 2) Des Acker-senfes, Hederichs, wilden Senfes;
Sinapis arvensis, L. Niedersächsisch Küdik.
Ackerkrähe (W3) [Adelung]
Die Ackerkrähe, plur. die -n, ein Nahme der gewöhnlichen schwarzen
Saatkrähe, Corvus frugilegus, L. welche von den Feld- und Holzkrähen
noch unterschieden wird.
Ackerkraut (W3) [Adelung]
Das Ackerkraut, des -es, plur. inusit. ein Nahme, welcher von einigen
auch der Bachbunge oder Bachbohne gegeben wird, welches S.
Ackerkrebs (W3) [Adelung]
Der Ackerkrebs, des -es, plur. die -e, S. Erdgrille.
Ackerkummet (W3) [Adelung]
Das Ackerkummet, des -es, plur. die -e, ein mit Leinewand überzogenes
Kummet für die Ackerpferde, im Gegensatze des Fahrkummetes, welches
mit Leder überzogen ist.
Ackerland (W3) [Adelung]
Das Ackerland, des -es, plur. die -länder, Land, welches gebauet
wird, oder doch zum Ackerbau geschickt ist; im Gegensatze des
Gartenlandes, Wiesenlandes u. s. f.
Ackerlattig (W3) [Adelung]
Der Ackerlattig, S. Feldlattig.
Ackerlehne (W3) [Adelung]
Die Ackerlehne, plur. die -n, an einigen Orten, z. B. der Lausitz,
ein kleiner Hügel auf den Äckern, Feldlehne.
Ackerleine (W3) [Adelung]
Die Ackerleine, plur. die -n, in der Landwirthschaft, eine dünne
Leine, womit die Pferde vor dem Pfluge regieret werden; das Leitseil.
Ackerlerche (W3) [Adelung]
Die Ackerlerche, plur. die -n, in einigen Gegenden die gewöhnliche
Feld- oder Sanglerche.
Ackerlohn (W3) [Adelung]
Der Ackerlohn, des -es, plur. car. der Lohn für die gesammte
Bestellung des Ackers; in engerer Bedeutung der Lohn für das Pflügen,
der Artlohn, Pfluglohn.
Ackermaß (W3) [Adelung]
Das Ackermaß, des -es, plur. die -e, ein Maß, wonach die Äcker
gemessen zu werden pflegen, das Feldmaß, dergleichen Morgen, Acker,
Juchart, Hufe u. s. f. sind.
Ackermann (W3) [Adelung]
Der Ackermann, des -es, plur. die Ackerleute. 1) Ein Mann, der den
Ackerbau verstehet und ausübet; eine glimpflichere Benennung dessen,
was man sonst einen Bauer nennt. 2) In engerer Bedeutung in einigen
Gegenden, z. B. im Braunschweigischen, ein völliger Bauer oder
Vollbauer, ein Pferdner, zum Unterschiede von dem Halbbauer oder
Halbspänner. Angels. Aecermon, Aecer-ceorl, Alemann. Acharman, Schwed.
Akermann, beym Tatian auch Akarbigengiro. Die gemeinen Mundarten
sprechen es mit einem s, Ackersmann aus. 3) In einigen Gegenden ein
Nahme des Kalmus, der so wie Ackerwurz, welchen er gleichfalls führet,
ohne Zweifel aus Acorus verderbt ist. S. Kalmus.
Ackermännchen (W3) [Adelung]
Das Ackermännchen, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Bachstelzen,
welche grau und schwarz ist, und ihre Nahrung in dem frisch geackerten
Lande suchet. Niedersächsisch Ackermännken, im Hannöverschen
Ackermere.
Ackermaus (W3) [Adelung]
Die Ackermaus, S. Feldmaus.
Ackermelde (W3) [Adelung]
Die Ackermelde, S. Waldmelde.
Ackermesser (W3) [Adelung]
Das Ackermesser, des -s, plur. ut nom. sing. ein in Italien vom dem
Marchese del Borro um das Jahr 1713 erfundenes Werkzeug, mit Ersparung
des Zugviehes zu pflügen.
Ackermohn (W3) [Adelung]
Der Ackermohn, des -es, plur. inusit. S. Agrimone.
Ackermünze (W3) [Adelung]
Die Ackermünze, plur. inusit. ein Nahme, 1) einer Art der wilden
Poley, welche auf den Äckern wächset, und auch von einigen Bachmünze
genannt, richtiger aber von derselben noch unterschieden wird; Mentha
arvensis, L. S. Feldmünze. 2) Einer Art der wilden Melisse, mit
zweytheiligen Blumenstielen, welche aus den Winkeln der Blätter
entspringen, und länger als die Blätter sind, Acker-Nept, Melissa
Nepeta, L.
Ackern (W3) [Adelung]
Ackern, verb. reg. act. von Acker. 1) Überhaupt so viel als pflügen.
2) Besonders, bey der Sommersaat, zum letzten Mahle pflügen, welches
auch zur Saat pflügen, und saatfurchen, in der Mark Brandenburg aber,
in Ansehung der Gerstensaat, strei-
chen, genannt wird. Das letzte Pflügen bey der Wintersaat wird dagegen
an den meisten Orten ären genannt. 3) Bey den Kupferstechern bedeutet
es die zur schwarzen Kunst bestimmte Platte mit der Wiege aufreißen,
um hernach das Licht hinein zu schaben.
Acker-Nept (W3) [Adelung]
Der Acker-Nept, des -es, plur. inusit. an einigen Orten, eine Art der
Ackermünze, welches S. Die Hälfte ist aus dem Lateinischen Nahmen
Nepeta gebildet.
Ackerpflege (W3) [Adelung]
Die Ackerpflege, plur. die -n, eine Gegend, in Ansehung ihres
Ackerbaues betrachtet. Ein in der besten Ackerpflege gelegenes Gut. S.
Pflege.
Ackerrain (W3) [Adelung]
Der Ackerrain, des -es, plur. die -e, ein Rain zwischen zwey Äckern;
der Feldrain, auch nur Rain schlechthin.
Ackerraute (W3) [Adelung]
Die Ackerraute, plur. inusit. ein Nahme, der von einigen auch dem
Erdrauche, Taubenkropfe gegeben wird, weil er auf den Äckern wächset;
Fumaria officinalis, L.
Ackerrecht (W3) [Adelung]
Das Ackerrecht, des -es, plur. die -e. 1) Gerechtsame und
Verbindlichkeiten, welche dem Ackerbaue ankleben. 2) Der Inbegriff
derselben; entweder im Singular allein, oder im Plural allein.
Ackerrettig (W3) [Adelung]
Der Ackerrettig, des -es, plur. inusit. eine Art des Hederiches, mit
länglich runden einfächerigen Schoten, und entweder gelben; oder
weißen, oder weißen mit violbraunen Strichlein gezierten Blumen. Von
dem Ackerkohle unterscheidet man ihn am besten durch die Kelchblätter,
welche an jenem offen stehen, an dem Ackerrettige aber geschlossen
sind; Raphanus Raphanistrum, L.
Ackerried (W3) [Adelung]
Das Ackerried, des -es, plur. die -e, ein sumpfiger, mit Rohr
bewachsener Platz auf einem Acker. S. Ried.
Ackerriedgras (W3) [Adelung]
Das Ackerriedgras, des -es, plur. inusit. eine Art Schmielen, mit
langen, an der innern Seite tief gefurchten und sehr scharfen, an der
äußern Seite aber glatten Blättern; Aira cespitosa, L.
Ackerrixe (W3) [Adelung]
Die Ackerrixe, plur. die -n, an einigen Orten, der Nahme des so
genannten Wachtelköniges oder Schnerfes, welche S.
Ackerruhrkraut (W3) [Adelung]
Das Ackerruhrkraut, des -es, plur. inusit. eine Art Ruhrkraut, mit
einem büschelförmigen Stamme, und seitwärts befestigten kegelförmigen
Blumen; Filago arvensis, L.
Ackersalat (W3) [Adelung]
Der Ackersalat, S. Feldlattich.
Acker-Scabiose (W3) [Adelung]
Die Acker-Scabiose, plur. die -n, eine Scabiosenart, mit
vierspaltigen gestrahlten Krönchen, in Querstücke getheilten Blättern,
und einem mit steifen Borsten besetzten Stamme; Scabiosa arvensis, L.
Ackerschnecke (W3) [Adelung]
Die Ackerschnecke, plur. die -n, diejenigen Erdschnecken oder nackten
Schnecken, welche sich auf den Äckern aufhalten, und von den Feld-
Gras- Holz- Berg- Land- und Wegeschnecken wohl, aber nicht sehr
verschieden seyn mögen.
Ackerscholle (W3) [Adelung]
Die Ackerscholle, plur. die -n, ein von dem Pfluge abgelösetes Stück
Erde, eine Erdscholle.
Ackersenf (W3) [Adelung]
Der Ackersenf, des -es, plur. inusit. eine wilde Senfart, mit
vieleckigen, knotigen, ebenen Schoten, welche in großer Menge unter
der Gerste blühet; Sinapis arvensis, L. Ackerkohl, Hederich. S. auch
Ackerrettig.
Ackersmann (W3) [Adelung]
Der Ackersmann, S. Ackermann.
Ackerspark (W3) [Adelung]
Der Ackerspark, des -es, plur. inusit. eine Pflanze, welche zu den
Sparkarten gehöret, und an einigen Orten auch Knöterich oder Knebel,
genannt wird. Sie hat schmale und fadenförmige Blätter, welche wie ein
Querl um den Stängel sitzen, und etwas weiße große Blumen; Spergula
arvensis, L.
Ackersteuer (W3) [Adelung]
Die Ackersteuer, plur. die -n, diejenige Steuer, welche dem
Landesherren von den Äckern entrichtet wird; der Hufenschoß, die
Hufensteuer, so fern sie nach den Hufen gegeben wird.
Ackerstraußgras (W3) [Adelung]
Das Ackerstraußgras, S. Windhalm.
Ackertag (W3) [Adelung]
Der Ackertag, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden, z. B. in
Meißen, ein Tag, an welchem jemand zur Frohne ackern muß. Ein Gut hat
z. B. zwölf Ackertage, wenn dessen Besitzer so viel Tage zur Frohne
ackern muß.
Der Ackertheil, des -es, plur. die -e, in den Bergwerken, so viel als
der Erbtheil oder Erbkur, d. i. derjenige Kux, welcher dem Grundherrn
des Bergwerkes frey gebauet wird.
Die Ackertrappe, plur. die -n, die gewöhnliche große Art Trappen,
welche sich auf den Feldern aufhält; die Feldtrappe.
Die Ackertrespe, plur. inusit. eine Trespenart, welche lange,
scharfe, etwas haarige Blätter, einen hohen Halm, einen ausgebreiteten
Strauß, lange und dünne Nebenstängel, und in jedem Kelche sechs bis
acht Blüthen mit ziemlich langen Grannen hat; Bromus arvensis, L.
Das Ackervieh, des -es, plur. car. das zum Ackerbaue nöthige Zugvieh,
d. i. Pferde und Ochsen.
Die Ackerviole, S. Frauenspiegel.
Der Ackerumsatz, des -es, plur. die -sätze. 1) Diejenige Veränderung
in den Äckern, da ein jeder Eigenthümer seine zerstreut liegenden
Grundstücke durch Tausch in an einander hangende große Stücke zusammen
bringt; der Ackertausch, in einigen Gegenden die Magschiftung. 2) In
andern Gegenden verstehet man unter Ackerumsatz diejenige Einrichtung,
da man die Ackerfelder wechselweise einige Jahre als Anger, und
hernach wieder als Getreidefelder nutzet, welches auch die
Wechselwirthschaft und Koppelwirthschaft genannt wird.
Der Ackervogel, S. Feldläufer.
Der Ackervogt, des -es, plur. die -vögte. 1) An einigen Orten, ein
Wächter, welcher die Äcker und Feldfrüchte bewachen muß, S.
Flurschütz. 2) An andern Orten ist es der Aufseher über die Fröhner
auf dem Felde, und oft über den ganzen Ackerbau eines Gutes, welcher
auch Feldvogt genannt wird.
Die Ackerwalze, plur. die -n, in dem Ackerbaue, eine starke, schwere
Walze, welche durch Pferde fortgeschleppet wird, die Klöße auf den
Äckern zu zerdrücken.
Der Ackerweg, des -es, plur. die -e, ein Weg, der allein auf Äcker
zuführet; ein Feldweg.
Das Ackerwerk, des -es, plur. die -e. 1) * Der Ackerbau, die
Ackerarbeit; ohne Plural, aber wenig mehr gebräuchlich. 2) Ein
Vorwerk, nur in einigen Gegenden, wie Ackerhof.
Die Ackerwiese, plur. die -n, in einigen Gegenden, z. B. in
Thüringen, eine Wiese, welche eigentlich Ackerland ist, und in manchen
Jahren auch so bestellet wird; die Feldwiese.
Die Ackerwinde, plur. von mehrern Arten, die -n, eine Pflanze aus dem
Geschlechte der Winden, mit pfeilförmigen Blättern, die an beyden
Enden spitzig sind, und mit oft einblümigen Blumenstielen, kleine
Winde; Convolvulus arvensis, L.
Die Ackerwurz, plur. car. ein Nahme, der von einigen so wohl, 1) dem
Kalmus, als auch 2) der Tormentill oder Blutwurz gegeben wird. S.
diese Wörter. In der ersten Bedeutung ist er vermuthlich aus Acorus
verderbet worden.
Der Ackerzins, des -es, plur. von mehrern Summen, die -e, der Zins,
oder das Pachtgeld von zinsbaren, oder gepachteten Äckern; das
Ackergeld.
Die Ackerzwiebel, plur. die -n, ein Zwiebelgewächs, welches auf
feuchten Äckern und in den Wäldern wächset, theils weiße, theils gelbe
lilienförmige Blumen bringt, und auch Vogelkraut, Vo-
gelmilch, Hühnermilch, und Feldzwiebel genannt wird; Ornithogalum, L.
Der Act, des -es, plur. die -e, aus dem Lat. Actus, derjenige Theil
eines Schauspieles, in welchem die Handlung ununterbrochen fortgehet;
die Handlung, oft auch, aber nicht so richtig, der Aufzug, indem in
den wenigsten tragischen Stücken ein Aufzug des Vorhanges Statt
findet.
Acten (W3) [Adelung]
Die Acten, sing. car. eine aus dem Lateinischen Worte Acta gebildete
Benennung, 1) aller öffentlichen Verhandlungen, welche schriftlich
abgefasset worden. Besonders, 2) gerichtlich niedergeschriebener
Gerichtshändel; und 3) in noch engerer Bedeutung, die von den
streitenden Parteyen dem Gerichte übergebenen Streitschriften, im
Gegensatze des Protocolles. 4) In der Schweiz sind Acten bedeckte
Abzugsgräben auf dem Felde; aber da ist das Wort aus Aquaeductus
zusammen gezogen.
Acteur (W3) [Adelung]
+ Der Acteur, (sprich Actör,) des -s, plur. die -s, Fämin. die
Actrice, (sprich Actriße,) plur. die -n, zwey ohne Noth aus dem
Französischen erborgte Wörter, einen Schauspieler und eine
Schauspielerinn zu bezeichnen.
Actie (W3) [Adelung]
Die Actie, (sprich Akzie,) plur. die -n, derjenige Antheil, welchen
jemand an einer Handlungs- oder andern Gesellschaft nimmt, welche
Capitalia zu ihren Unternehmungen gebraucht; ingleichen die
Obligation, welche jemand über diesen seinen Antheil bekommt, so fern
selbige wieder ein Gegenstand des Handels ist. Das Wort scheinet aus
dem Holländischen Actie, von dem Lat. Actio, entlehnet zu seyn; im
Franz. heißen dergleichen Actien Actions, und im Engl. Stocks. Daher
der Actien-Händler, der mit solchen Actien einen wucherlichen Handel
treibt; Engl. Stock-jobber.
Action (W3) [Adelung]
+ Die Action, plur. die -en, ein ohne Noth aus dem Franz. Action und
Lat. Actio entlehntes Wort, ein Gefecht zu bezeichnen; ingleichen in
der Physik, Action und Reaction, Druck und Gegendruck, oder Wirkung
und Gegenwirkung, Wirkung und Widerstand.
Activ (W3) [Adelung]
+ Activ, -er, -este, adj. et adv. aus dem Lat. activus, thätig, im
Gegensatze des passiv, oder leidend; ingleichen geschäftig, lebhaft,
thätig. Sehr activ seyn. In beyden Fällen kann man es entbehren. Daher
der Activ-Handel, der Handel, welchen man auf eigene Rechnung treibt,
zum Unterschiede von dem Passiv-Handel, wohin der Commissions- und
Speditions-Handel gehören. Ferner die Activ-Schuld, eine Schuld,
welche ein anderer mir zu bezahlen hat, zum Unterschiede von einer
Passiv-Schuld, welche ich zu bezahlen habe. Daher + die Activität,
plur. inusit. die Thätigkeit, Lebhaftigkeit. In Activität setzen,
thätig, wirksam machen.
Activum (W3) [Adelung]
Das Activum, des Activi, plur. die Activa, aus dem Latein. Activum,
in der Sprachlehre, die thätige Gattung der Verborum, zum Unterschiede
von dem Passivo, der leidenden, und dem Neutro, der Mittelgattung oder
mittlern Gattung.
Actrice (W3) [Adelung]
Die Actrice, S. Acteur.
Actuarius (W3) [Adelung]
Der Actuarius, des -rii, plur. die -rii, aus dem mittlern Lat. der
Gerichtsschreiber.
Adam (W3) [Adelung]
Adam, -s, plur. car. 1) Der Nahme des ersten Menschen, der
Hebräischen Ursprunges ist, und als ein eigenthümlicher Nahme von den
Juden auch auf die Christen fortgepflanzet worden; wo er im Diminutiv.
oft nur Damchen lautet. 2) Der alte Adam, eine biblische Benennung der
Erbsünde, zum Andenken des durch den ersten Menschen auf das ganze
menschliche Geschlecht vererbten Übels.
Adams-Apfel (W3) [Adelung]
Der Adams-Apfel, des -s, plur. die -Äpfel. 1) Eine Art Citronen,
deren Frucht größer und dunkler von Farbe, als eine Pomeranze ist. Die
Schale hat viele Narben, welche so aussehen, als wenn davon gebissen
worden; daher denn die mor-genländische Leichtgläubigkeit solche zu
derjenigen Frucht gemacht hat, die für Adams Lüsternheit so
unwiderstehliche Reitze hatte; daher sie auch der Paradies-Apfel
genannt wird. 2) An der Kehle des menschlichen Körpers, die äußere
Erhöhung des ersten und größten Knorpels der Luftröhre, welche in der
Anatomie der Schildknorpel heißt, und von welcher der Aberglaube die
Überlieferung hat, daß sie durch ein Stück von dem verbothenen Apfel
entstanden, welches dem Adam daselbst sitzen geblieben; Pomum Adami,
Franz. le Morceau oder Pomme d'Adam, Holländ. Adamsbrok. Da andere die
noch genauere Nachricht haben wollen, daß dieses Stück des verbothenen
Apfels das Kerngehäuse, oder der so genannte Kröbs gewesen, so wird
diese Erhöhung, von ihnen auch der Kröbs, und in Oberdeutschland das
Gröbschel genannt. Noch andere nennen sie Adamsbissen, den Kehlkopf,
die Niedersachsen bey dem Chyträus das Kropfbein, und der große Haufe
den Bierknoten.
Adams-Feige (W3) [Adelung]
Die Adams-Feige, plur. die -n, ein Nahme der kleinen Indianischen
Feige, welche auch die Maulbeerfeige genannt wird, weil die Blätter
des Baumes den Maulbeerblättern gleichen; Ficus Indica, L.
Adams-Holz (W3) [Adelung]
Das Adams-Holz, des -es, plur. inusit. eine Art schwarzen festen
Holzes, welches in dem südlichen Rußlande und Siberien aus der Erde
gegraben wird, und vermuthlich verschlemmtes Ebenholz ist.
Addiren (W3) [Adelung]
Addiren, verb. reg. act. aus dem Lat. addere, in der Rechenkunst
zusammen zählen. Daher die Addition, plur. inusit. die
Zusammenzählung.
Addresse (W3) [Adelung]
+ Die Addresse, plur. die -n, aus dem Franz. die Überschrift eines
Briefes, die Aufschrift; ingleichen die Nachricht, wo man jemanden zu
erfragen hat; ein eben so entbehrliches Wort als das Verbum
addressiren. Sich an jemanden addressiren, sich an ihn wenden. Einen
Brief an jemanden addressiren, überschreiben, richten. Einen an
jemanden addressiren, an ihn weisen, empfehlen. Daher das
Addreß-Comtoir, eine öffentliche Anstalt zu öffentlichen Anfragen und
Bekanntmachungen, auch das Intelligenz-Comtoir, im Oberdeutschen mit
einem guten einheimischen Ausdrucke das Fragamt; das Addreß-Blatt oder
Intelligenz-Blatt, ein wöchentlich gedrucktes Blatt, welches
öffentliche Anfragen und Bekanntmachungen enthält. An einigen Orten
wird auch ein Leih-Haus ein Addreß-Haus genannt.
Ade (W3) [Adelung]
* Ade, ein aus dem Französischen a Dieu verderbtes Abschiedswort, für
Lebe wohl! dessen sich die Dichter des vorigen Jahrhunderts oft zu
bedienen pflegten. Ade! Weld Ade! Gryph.Nun Ade ihr Feldgöttinnen, Nun
Ade du grüne Luft! Opitz. Und das bekannte Lied: Welt Ade! ich bin
dein müde. Die Neuern haben zwar dieses verstümmelte Wort mit allem
Rechte veralten lassen, aber dafür ist noch im gemeinen Leben das
nicht viel bessere adje üblich.
Adel (W3) [Adelung]
Der Adel, des -s, plur. car. 1. Ein gewisser Vorzug des Standes und
Geschlechtes, welcher diejenigen, so damit begabet sind, unter andern
auch berechtiget, ihrem Geschlechtsnahmen das Vorwörtchen von
vorzusetzen, S. Von. Und zwar, (a) in eigentlicher Bedeutung, im
Gegensatze des bürgerlichen Standes. Einer von Adel. Er ist von Adel.
Er ist von gutem alten Adel. Ich weiß, daß ihm mein Adel im Wege
steht. Sein Vater hielt steif über den alten Adel. (b) Figürlich,
Würde, erhabene Eigenschaften des Geistes, Hoheit der Seele. Der Adel
des Geistes ist mehr werth, als aller Adel des Geschlechtes. Der Adel
seiner Seele both allen Widerwärtigkeiten des Schicksals Trotz. Sich
unter den Adel seines Wesens erniedrigen.
2. Mehrere mit der adeligen Würde begabte Personen. Der hohe Adel, d.
i. Fürsten, Grafen und Barone. Der niedere Adel, die gemeinen
Edelleute. Der mittelbare Adel, der einem Reichsstande mit Eid und
Pflicht zugethan ist. Der unmittelbare Adel, der allein dem Kaiser und
dem Reiche unterworfen ist, der Reichsadel. Der Landadel, der
Stadtadel. Der ganze umliegende Adel kam in die Stadt.
Anm. Die
Etymologen sind bey der Ableitung dieses Wortes auf sehr verschiedene
und zum Theil ungereimte Meinungen gerathen; bey welchen ich mich hier
nicht aufhalten, sondern bloß auf Wachters, Frischens und Ihre's
Wörterbücher, und Grupens Observatt. rerum et antiquit. German. S.
513. verweisen will. Die Endsylbe ist bloß die Ableitungssylbe -el,
ein Ding, Subject, zu bezeichnen; es kommt hier also nur auf die Sylbe
ad, oder wie sie ehedem lautete od, an, und diese bedeutete ehedem
Eigenthum, Besitz, ein Gut; S. Ihre's Glossar. v. Od, ingleichen hier
die Wörter Allodial und Kleinod. Diese Ableitung ist nicht allein sehr
ungezwungen, sondern auch der ältesten Verfassung der Deutschen gemäß,
wo sich der Adel ganz auf den Kriegesstand gründete, dieser aber
allein der freye Besitzer der Ländereyen war. S. auch Edel.
Adelfisch (W3) [Adelung]
Der Adelfisch, des -es, plur. die -e, in Oberdeutschland, eine Art
schmackhafter Weißfische, die wegen der kurzen an der Oberlippe
befindlichen Nase, an der Elbe auch Schnäpel, sonst aber auch weiße
Bläulinge genannt werden; Salmo Lavaretus, L. Der Nahme Adelfisch soll
so viel bedeuten als edler Weißfisch. Vermuthlich ist es eben der
Fisch, welcher an andern Orten unter dem Nahmen Adelfelches oder
Sandfelches bekannt ist; wenigstens ist dieses auch ein edler
Weißfisch.
Adelheit (W3) [Adelung]
Adelheit, ein noch heut zu Tage hin und wieder üblicher weiblicher
Taufnahme, welcher vermittelst der Ableitungssylbe für Abstracta,
heit, von Adel gebildet ist, und adeligen Stand und Würde bedeutet. In
Niedersachsen und Westphalen wird aus diesem Nahmen in dem Munde des
Volkes Ahlke, Tählke, Thaulke, und in der verkleinernden Form Leidjen,
worin ein Wortforscher der folgenden Jahrhunderte wohl schwerlich den
Nahmen Adelheit wieder finden wird.
Adelig (W3) [Adelung]
Adelig, adj. et. adv.
1) Eigentlich, "mit dem Adel bekleidet". "Von adeliger Geburt". "Von adeligem Geblüte herkommen". Ein adeliges Geschlecht. Adeliges Siegel und Wapen.
2) Figürlich, "nach Art des wahren Adels", "großmüthig", "tapfer", "vortrefflich". Eine adelige That. Das ist nicht adelig. In dieser figürlichen Bedeutung fängt das Beywort an zu veralten, vermuthlich weil die Sache selbst bey unserm heutigen Adel aus der Gewohnheit gekommen ist.
Anm. Die gemeine Schreibart "adelich", mit einem "ch" am Ende, ist nicht etymologisch richtig; denn wäre "-lich" hier die Ableitungssylbe, so müßte es "adellich", mit zwey "l" heißen. Da aber das Wort von je her nur mit einem "l" geschrieben worden, so findet hier nur die Ableitungssylbe "ig" Statt. Zu behaupten, daß das eine "l" ausgeworfen worden, heißt die Ausnahmen von der Regel ohne Noth und Nutzen häufen. "Adellich" war indessen schon den Alten bekannt, denn bey dem Pez heißt "adallicho", "eleganter", und im Angelsächsischen kommt "aethellice" vor. Auch die Schweden und Dänen schreiben "adelig", mit einem "g".
Adeln (W3) [Adelung]
Adeln, verb. reg. act. 1) Eigentlich, adelige Würde und Vorzüge
ertheilen. Von dem Kaiser geadelt werden, sich adeln lassen. 2)
Figürlich, über andere erheben, der innern Würde nach. Tugend adelt,
Hall. - Der Vorzug weiser Sitten Macht alles herrlicher und adelt auch
die Hütten, Haged. Die Freyheit adelt euch, und nicht ein fremdes
Land, Schleg. Im Schwabenspiegel adeln. Das Verbale die Adelung ist
ganz ungewöhnlich.
Adelsbeere (W3) [Adelung]
Die Adelsbeere, S. Elsebeere.
Adelsbrief (W3) [Adelung]
Der Adelsbrief, des -es, plur. die -e, diejenige Urkunde, in welcher
ein Bürger geadelt wird.
Adelskunde (W3) [Adelung]
Die Adelskunde, plur. inusit. die Kunde oder Kenntniß des Adels,
seiner Vorzüge und Befugnisse, wovon denn die Wapenkunde ein Theil
ist.
Adelschaft (W3) [Adelung]
* Die Adelschaft, plur. inusit. ein nunmehr veraltetes Wort, den
Adel, oder die adelige Würde anzudeuten, welches indessen noch bey dem
Opitz vorkommt.
Adelstand (W3) [Adelung]
Der Adelstand, des -es, plur. car. 1) Adelige Würde und Vorzüge.
Jemand in den Adelstand erheben. 2) Collective, die Edelleute eines
Landes oder einer Gegend, als ein Körper betrachtet, wofür man doch
lieber der Ritterstand sagt.
Adept (W3) [Adelung]
Der Adept, des -en, plur. die -en, aus dem Lateinischen Adeptus. 1)
Ein jeder, welcher in den Geheimnissen seiner Kunst oder Wissenschaft
erfahren ist. 2) In engerer Bedeutung, ein Goldmacher.
Aderbinde (W3) [Adelung]
Die Aderbinde, plur. die -n, ein schmaler Streif Leinwand, die Ader
nach dem Aderlassen damit zu verbinden, auch die Aderlaßbinde.
Aderbruch (W3) [Adelung]
Der Aderbruch, des -es, plur. die -brüche, in der Arzneywissenschaft,
eine Art falscher Brüche, welche in einer Geschwulst der Samengefäße
bestehet, welche durch Aderkröpfe hervor gebracht wird; der
Krampfaderbruch, Cirsocele, Varicocele, Hernia varicosa.
Aderhäutchen (W3) [Adelung]
Das Aderhäutchen, des -s, plur. ut nom. sing. die äußere Haut der
Nachgeburt, welche mit vielen Adern durchflochten ist; das
Netzhäutchen, Chorion.
Äderig (W3) [Adelung]
Äderig, -er, -ste, adj. et adv. viele Adern habend, in allen
Bedeutungen dieses Wortes. Ein äderiges Fleisch, welches viele Sehnen
und Nerven hat. Äderiges Holz, äderiger Marmor.
Anm. Einige, besonders
Oberdeutsche, schreiben und sprechen aderig, welches sich endlich auch
noch vertheidigen lässet, weil nicht alle abgeleitete Beywörter das a
in der ersten Sylbe des Hauptwortes in ä verwandeln. Man findet auch
adericht und adricht mit der Ableitungssylbe -icht, welche eine
Ähnlichkeit anzeiget. Adericht würde also etwas ausdrücken, das den
Adern gleich siehet, oder deren Stelle vertritt, und sich von dem
Holze und Steinen ganz wohl brauchen lassen. Da aber diese Züge
wirklich Adern heißen, so kann ihnen auch äderig mit allem Rechte
zukommen. Die Beywörter auf -ig und -icht werden in hundert andern
Fällen mit einander verwechselt; und es ist zu vermuthen, daß wir
dieser Verwechselung auch das adericht zu verdanken haben.
Aderkropf (W3) [Adelung]
Der Aderkropf, des -es, plur. die -kröpfe, in der Arzneywissenschaft,
eine Geschwulst, welche durch die Erweiterung einer Blutader
verursacht wird, wenn ein dickes oder aufgehaltenes Ge-blüt selbige
verstopfet; Varix. Ein solcher Aderkropf wird auch eine Krampfader,
und an den Schenkeln schwangerer Personen im gemeinen Leben, die
Kindesader genannt. Ein Aderkropf an der Kniekehle eines Pferdes heißt
die Blutschwelle, der Blutspath.
Aderlaß (W3) [Adelung]
Der Aderlaß, des -sses, plur. die -lässe, das Abzapfen des Blutes
durch die Öffnung einer Blutader. Einem Kranken einen Aderlaß
verordnen. Und weil der Doctor ihr den Aderlaß befohlen, Gell.
Anm. Im
Oberdeutschen lautet dieses Wort nicht nur Aderläß und Aderlässe,
sondern es ist daselbst auch meisten Theils weiblichen Geschlechtes,
die Aderlaß, oder die Aderlässe. Beydes ist wider die Analogie der
Hochdeutschen Mundart. Das Substantiv von lassen lautet nicht nur in
allen damit zusammen gesetzten Wörtern Laß, sondern ist auch jederzeit
männlichen Geschlechtes, wie aus Ablaß, Anlaß, Durchlaß, Einlaß,
Erlaß, Gelaß, Unterlaß u. a. m. erhellet.
Aderlassen (W3) [Adelung]
+ Aderlassen, verb. reg. welches einige als ein einziges Wort für die
R. A. Ader lassen gebrauchen. Ich habe adergelassen, kann bedeuten,
ich habe einem andern die Ader geöffnet, und ich habe mir eine Ader
öffnen lassen. Man thut indessen besser, wenn man dieses Wort getheilt
schreibet, obgleich die Schweden gleichfalls das Zeitwort aderlata
haben; außer, wenn der Infinitiv als ein Substantiv gebraucht wird, da
man, wie in tausend ähnlichen Fällen, ganz richtig das Aderlassen
schreibt.
Aderlaßkreuz (W3) [Adelung]
Das Aderlaßkreuz, des -es, plur. die -e, ein Kalenderzeichen, welches
aus einem Kreuze mit einem einfachen oder doppelten Querstriche
bestehet, und denjenigen Tagen beygefügt wird, welche zum Aderlassen
gut, und vorzüglich gut seyn sollen. Frisch merket an, daß dieses
Kreuz aus einer menschlichen Figur mit ausgestreckten Armen
entstanden, an welcher alle Adern zum Besten der Wundärzte bezeichnet
waren; das Aderlaßzeichen.
Aderlaßtafel (W3) [Adelung]
Die Aderlaßtafel, plur. die -n, die Vorstellung derjenigen Adern an
einem gemahlten Menschen oder Pferde, aus welchen Blut gelassen werden
kann; ein Hülfsmittel, welches jetzt nur noch bey den Roßärzten,
Quacksalbern und unwissenden Wundärzten in einigem Ansehen stehet.
Aderlaßzeichen (W3) [Adelung]
Das Aderlaßzeichen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Aderlaßkreuz.
Adermennige (W3) [Adelung]
Adermennige, S. Agrimone.
Ädern (W3) [Adelung]
Ädern, verb. reg. act. 1) Mit Adern im eigentlichen Verstande
versehen, in welcher Bedeutung das Partic. Passiv. geädert am
üblichsten ist. Ein wohl geädertes Bild, bey den Bildhauern, ein Bild,
an welchem alle Adern gehörig ausgedruckt sind. 2) Mit Adern in
weiterer Bedeutung, d. i. den Adern ähnlichen Zügen, versehen. So
ädern die Kunsttischler, wenn sie das Holz nach Art des äderigen
Marmors auslegen, und die Blecharbeiter, wenn sie Laubwerk und andere
Zierrathen mit einem zarten Meißel aushauen, als wenn es gestochen
wäre. Auch bey den Sattlern bedeutet ädern, zierliche Adern in einen
Sattel ausnähen oder steppen.
Anm. Ädern muß ehedem auch so viel als
ausädern, d. i. aller Adern berauben, und in figürlicher Bedeutung
martern, bedeutet haben, wie aus einigen Stellen bey dem Opitz
erhellet. - Der lose Haufe -Der mir anthut Schmach und Spott Und mich
ädert auf den Tod. Ferner Da tausend Schmerzen mir den kranken Muth
betrüben, Und ädern meinen Geist. Ingleichen
Indem das ganze Land auf seiner Baare steht, Indem uns Freund und
Feind bis auf die Seele geht Und ädert in den Grund.
Aderschlag (W3) [Adelung]
Der Aderschlag, des -es, plur. die -schläge, der Schlag der Pulsader,
welche von ihrer schlagenden Bewegung auch die Schlagader genannt
wird.
Aderwasser (W3) [Adelung]
Das Aderwasser, des -s, plur. inusit. ein kleberiges, gelbliches
Wasser, welches dem Geblüte durch die Wasseradern zugeführet wird;
richtiger das Blutwasser.
Adjectiv (W3) [Adelung]
Das Adjectiv, des -es, plur. die -e, aus dem Lat. Adjectivum, in den
Sprachlehren, ein Redetheil, welcher eine beygelegte Beschaffenheit,
d. i. eine Eigenschaft bezeichnet, und daher nur vor Substantiven
stehen kann, weil nur diese einer Eigenschaft fähig sind. Früh ist
eine Beschaffenheit, und kann in so fern nur vermittelst eines Verbi
dem Substantive beygelegt werden: der Winter kommt früh. Soll sie dem
Substantive unmittelbar beygeleget werden, so muß die Beschaffenheit
vermittelst der Concretion zur Eigenschaft erhöhet werden, und alsdann
heißt ein solches Wort ein Adjectiv: der frühe Winter. Im Deutschen
nennt man die Adjective gemeiniglich Beywörter, welcher Ausdruck aber
viel zu weit ist, indem auch die Adverbia, Artikel, Zahlwörter und
viele Pronomina wahre Beywörter sind. Am richtigsten nennt man sie,
wenn man einen Deutschen Ausdruck verlangt, Eigenschaftswörter, weil
dieß den wahren Begriff derselben ausdruckt.
Adjudant (W3) [Adelung]
Der Adjudant, des -en, plur. die -en, ein subalterner Officier bey
einem Regimente oder Bataillion, welcher dem Major bey Erhaltung guter
Ordnung an die Hand gehet. Aus dem veralteten Franz. Adjudant,
Adjutant, wofür jetzt Aide-Major üblich ist.
Adjunct (W3) [Adelung]
Der Adjunct, des -en, plur. die -en, von dem Lateinischen Adjunctus,
überhaupt ein jeder, der einem andern zur Unterstützung in seinen
Amtsverrichtungen zugeordnet ist, es mag nun solches auf Lebenszeit,
oder nur zu einem gewissen Geschäfte geschehen. So heißt derjenige,
der bey einer Commission dem Commissario zugeordnet wird, sein
Adjunct. Ferner gibt es Adjuncten der Amtleute, welche besonders
Amts-Adjuncten genannt werden; Adjuncten der Professoren auf manchen
Universitäten, die zugleich die Anwartschaft auf die erledigten
Stellen in den Facultäten haben; Adjuncten der Superintendenten, wie
z. B. in den Fürstlich-Sächsischen Ländern, welche wahre Ephori sind,
eine gewisse Anzahl von Pfarren unter ihrer Aufsicht haben, und an
andern Orten Inspectores und Präpositi genannt werden u. s. f. Daher
die Adjunctur, plur. die -en, so wohl die Würde und das Amt eines
Adjuncten, als auch die unter seiner Aufsicht stehende Gegend.
Adjungiren (W3) [Adelung]
Adjungiren, verb. reg. act. aus dem Lat. adjungere. Jemanden einem
andern adjungiren, ihn demselben zum Gehülfen in seinem Amte
verordnen, gemeiniglich mit der Hoffnung der Nachfolge. S. Adjunct.
Adler (W3) [Adelung]
Der Adler, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutiv. Adlerchen. 1) Ein
Nahme, welchen man denjenigen Vögeln aus dem Falkengeschlechte gibt,
welche die andern an Größe übertreffen, und befiederte Füße haben. Der
Adler stößt auf Gänse, Hasen und Rehe, ist der größte und stärkste
unter allen Raubvögeln, hat einen schnellen Flug, und erhebt sich in
demselben höher als alle andere Vögel; Eigenschaften, um welcher
willen man ihn schon in den ältesten Zeiten für den König, d. i. den
edelsten, unter den Vögeln gehalten hat. Seine Augen sind safrangelb
und feurig, daher man scharfe und blitzende Augen in der höhern
Schreibart Adleraugen zu nennen pfleget. Wenn er alt geworden ist,
mauset er sich, und bekommt neue Federn, wodurch er gleichsam
verjüngtwird; ein Umstand, den schon die ältesten Dichter der Juden zu
nutzen gewußt. Sprw. Ein Adler hecket keine Tauben. Adler fangen keine
Fliegen. 2) Das Bild eines Adlers in den Wapen. Der Reichsadler, der
Preußische Adler, der Polnische Adler; und in der höhern Schreibart
auch das Reich selbst, welches einen solchen Adler im Wapen führet,
besonders das Römische Reich, dessen vornehmstes Kriegeszeichen schon
in den ältesten Zeiten ein Adler war. 3) Ein Gestirn am Himmel,
welches aus eilf Sternen bestehet, und dessen rechter Flügel an den
Äquator stößt.
Anm. Die ältesten Deutschen nannten den Adler nur Aar,
welches eine allgemeine Benennung aller großen Raubvögel war. Hernach
unterschied man auch unter diesen die größten und stärksten, und
nannte sie Adelare, gleichsam edle Aaren, woraus in noch spätern
Zeiten Adler geworden. Siu muot der fluget also ho Alsam der edel adelar, Markgraf Heinrich von Meißen, unter den Schwäbischen Dichtern.
In dem Fragmente des Gedichtes von dem Kriege Carls des Großen, bey
dem Schilter, kommen thie adelaren in der mehrern Zahl vor, und die
Holländer schreiben und sprechen diesen Nahmen noch jetzt Adelaar.
Adlerbeere (W3) [Adelung]
Die Adlerbeere, S. Arlesbeere.
Adlereule (W3) [Adelung]
Die Adlereule, plur. die -n, eine Eule, welche nicht so breit ist,
als der Uhu, und kürzere Füße hat; Bubo Italicus, Franz. Le Grand Duc.
Adlerholz (W3) [Adelung]
Das Adlerholz, des -es, plur. inusit. ein seltenes Holz, welches in
beyden Indien und China wächst, und fast wie Aloeholz riecht, daher es
auch oft mit diesem verwechselt wird. Die Spanier nennen es Lacca.
Adlerkraut (W3) [Adelung]
Das Adlerkraut, des -es, plur. inusit. eine Art des Farrenkrautes,
welches häufig in den Wäldern wächst; Pieris aquilina, L. Einige der
ältern Kräuterkenner nennen es Farrenkrautweiblein.
Adlerorden (W3) [Adelung]
Der Adlerorden, des -s, plur. ut nom. sing. ein Ritterorden, dessen
Ehrenzeichen in dem Bilde eines Adlers bestehet. Man pflegt diese
Orden vornehmlich nach der Farbe des Adlers zu unterscheiden. Denn so
hat man den schwarzen, den weißen, und den rothen Adlerorden.
Adlerpfennig (W3) [Adelung]
Der Adlerpfennig, des -es, plur. die -e, bey dem großen Haufen, alle
diejenigen Pfennige, welche in ihrem Gepräge einen Adler führen, deren
denn freylich vielerley Arten sind.
Adlersbeere (W3) [Adelung]
Die Adlersbeere, S. Arlesbeere.
Adlersblume (W3) [Adelung]
Die Adlersblume, S. Akeley.
Adlersnase (W3) [Adelung]
Die Adlersnase, S. Habichtsnase.
Adlerstein (W3) [Adelung]
Der Adlerstein, des -es, plur. die -e, ein hohler Stein, welcher
einen andern lockern Stein in sich hat, und daher klappert, der
Klapperstein; Aetites. Den Nahmen hat er von der Überlieferung des
gemeinen Mannes, daß er in den Nestern der Adler gefunden würde.
Diejenigen Arten, welche Statt eines Steines, Sand oder Wasser
enthalten, werden Geodes und Hydrotites genannt. Im Deutschen hat man
keine besonderen Nahmen für sie, indem man alle drey Arten unter der
allgemeinen Benennung des Klappersteines begreifet. Indessen stehet
doch in einem vor einem halben Jahrhunderte im Hennebergischen
gedruckten Vocabelbuche bey Aetites, Adlerstein, und bey Geodes,
Atterstein.
Adlerzange (W3) [Adelung]
Die Adlerzange, plur. die -n, in den Seigerhütten, Zange, welche aus
zwey Haken an einem Baume bestehet, und womit die Kienstöcke heraus
gehoben werden; vermuthlich wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt.
Administriren (W3) [Adelung]
+ Administriren, verb. reg. act. von dem Lat. administrare,
verwalten, besonders im Nahmen eines andern verwalten. Daher
die Administration, so wohl die Verwaltung eines Amtes, besonders der
Regierung eines Landes im Nahmen eines andern; als auch der thätige
oder ausübende Theil der Regierung, zum Unterschiede von der
Legislation, oder der Gesetzgebung, welche Bedeutung in der Englischen
Verfassung vorzüglich üblich ist, wo die Gesetzgebung der Nation, die
ausübende Gewalt oder Administration aber dem Könige zustehet. Ferner
der Administrator, des -s, plur. die -stratores, derjenige, welcher
etwas verwaltet, der jemandes Güter in dessen Nahmen verwaltet,
ingleichen, der die Regierung eines Landes in dem Nahmen eines andern
verwaltet; der Reichsverweser.
Admiral (W3) [Adelung]
Der Admiral, des -es, plur. die -rale, nicht -räle. 1) Eigentlich,
der vornehmste Befehlshaber einer Flotte, und zwar nicht allein einer
Kriegsflotte, sondern auch derjenige, welchen mehrere zusammen
segelnde Kauffahrer zu ihrem Führer erwählen. 2) Eine Art seltener und
theurer Meerschnecken, welche unter allen Schalthieren die schönsten
Farben zeiget. Dieser Nahme ist neu und bloß willkürlich, so wie auch
der folgende, indem die neuern Naturkenner auch 3) eine Art
Schmetterlinge den Admiral zu nennen pflegen; Atalanta, L.
Anm. Admiral
wird gemeiniglich aus dem Arabischen Amir oder Emir hergeleitet,
welches einen Herrn oder Befehlshaber bedeutet, und durch die Züge der
so genannten Saracenen in Europa bekannt geworden seyn soll; S. du
Fresne Gloss. v. Amir. Indessen wäre noch zu untersuchen, ob es nicht
vielmehr von dem alten Ital. Miraglio, der Spiegel des Schiffes,
herstammet. Da dieß ehedem der eigentliche Platz des Befehlshabers
war, so ertheilte er seine Befehle al miraglio. So viel ist wohl
gewiß, daß das Wort in Italien am frühesten vorkommt. Das d findet
sich auch in dem Spanischen Admirante. Der Plural, die Admiräle, ist
eine Unart der Niedersachsen, welche auch Generäle, Herzöge, u. s. f.
haben.
Admiralität (W3) [Adelung]
Die Admiralität, plur. die -en, so wohl die Gerichtsbarkeit, welche
im Nahmen des Admirales ausgeübet wird, ohne Plural; als auch
dasjenige Collegium, welches die oberste Aufsicht im Seewesen hat.
Daher das Admiralitäts-Gericht, das Admiralitäts-Collegium, die
Admiralitäts-Rechte, plur. tant. d. i. die Einkünfte, welche ein
Admiral an manchen Orten von den Schiffen zu heben hat.
Admiralschaft (W3) [Adelung]
Die Admiralschaft, plur. inusit. die Würde eines Admirales, besonders
bey den Kauffahrteyschiffen. In Admiralschaft fahren, sich einen
gemeinschaftlichen Befehlshaber wählen.
Admirals-Flagge (W3) [Adelung]
Die Admirals-Flagge, plur. die -n, diejenige Flagge des
Admirals-Schiffes, welche von dem Topp des großen oder mittelsten
Mastes wehet.
Admirals-Schiff (W3) [Adelung]
Das Admirals-Schiff, des -es, plur. die -e, das vornehmste Schiff
einer Flotte, auf welchem sich der Admiral befindet.
Adolf (W3) [Adelung]
Adolf, oder nach dem Lat. Adolph, ein alter männlicher Taufnahme, der
im gemeinen Leben gern in Dolf, Dolfchen und Olfchen verkürzet wird.
Das hohe Alter dieses Nahmens erhellet aus dessen Bestandtheilen. Die
letzte Sylbe olf, ist vermuthlich die alte Form des Wortes Hülfe,
welche auch in den Nahmen Rudolf, Ludolf, Landolf, Gangolf, Arnolf,
Gandolf, u. s. f. in dieser Gestalt vorkommt. Nur die erste Sylbe Ad
ist dunkel, ob man sie gleich gemeiniglich von Atta, Vater, herleitet,
und das Ganze durch einen helfenden Vater erkläret. In der breiten Longobardischen Mundart lautete dieser Nahme Athaulfus.
Adonis-Blume (W3) [Adelung]
Die Adonis-Blume, plur. die -n, oder das Adonis-Röschen, eine
Pflanze, welche wild unter dem Getreide wächst; Feuerröschen,
Feld-Anemone, Feuerflamme, Brunet-Röschen, Teufelsauge, und unter den
Landleuten auch wohl braune Mädchen;Adonis, L. Von einigen wird auch
die Anemone Adonis-Röschen genannt.
Adoptiren (W3) [Adelung]
Adoptiren, verb. reg. act. aus dem Lat. adoptare, an Kindes Statt
annehmen. Daher die Adoption, die Annahme an Kindes Statt. Im
Oberdeutschen hat man dafür den Deutschen Ausdruck anwünschen, und
Anwünschung; aber man siehet gleich, daß dieß eine verstandlose
buchstäbliche Übersetzung des Lateinischen Ausdruckes ist, welche
gerade nichts von dem Begriffe ausdruckt.
Advent (W3) [Adelung]
Der Advent, des -es, plur. car. ein Kirchenwort, aus dem Lateinischen
Adventus, die vier Wochen zu bezeichnen, welche zunächst vor
Weihnachten hergehen, und wo in den Kirchen von verschiedenen Arten
der Zukunft Christi geprediget wird. Daher die Advents-Zeit, die
Advents-Sonntage, die Advents-Woche u. s. f.
Advents-Vogel (W3) [Adelung]
Der Advents-Vogel, des -s, plur. die -Vögel, eine Art Taucher oder
Lommen der nördlichen Meere, der sich nur allein um den vierten
Advents-Sonntag auf dem Lande sehen läßt, daher er auch den Nahmen
bekommen hat; bey den Norwegern Imber, Immer, Colymbus Immer, L.
Adverbium (W3) [Adelung]
Das Adverbium, des -bii, plur. die -bia, in der Sprachlehre, ein
Redetheil, welcher etwas Unselbstständiges, an und für sich
betrachtet, ausdruckt, und in dieser Gestalt nur vermittelst eines
Verbi einem Substantive beygeleget werden kann. Der Winter kommt früh,
die Sonne gehet auf. Fast alle bekannte Sprachen machen unter diesem
Unselbstständigen keinen weitern Unterschied, daher macht das
Adverbium bey ihnen nur einen einzigen Redetheil aus; allein die
Deutsche unterscheidet hier zwey Arten desselben, die Beschaffenheit,
und den Umstand; daher haben wir für das Adverbium anderer Sprachen
zwey Redetheile, das Adverbium Qualitatis, und das Adverbium
Circumstantiä, welche wesentlich von einander unterschieden sind, wie
ich in meinem Lehrgebäude weitläufig gezeiget habe. Die Deutschen
Sprachlehrer nannten das Adverbium von Schottels Zeit an, bald Zuwort,
bald Nebenwort, bald Zeitnebenwort, wovon das mittlere am üblichsten
geworden ist, ungeachtet es nichts von dem Begriffe ausdruckt. Da man
im Deutschen zwey Redetheile unterscheiden muß, wovon jeder einen
eigenen Nahmen bedarf, so sind die Ausdrücke Beschaffenheitswort, und
Umstandswort noch die schicklichsten, weil sie die Begriffe bestimmt
und klar ausdrucken. Die Art zu decliniren, das Adverb, des -es, die
-e, ist viel zu hart, und schneidet über dieß eine wesentliche
Ableitungssylbe mit weg; daher man am besten thut, wenn man die
Lateinische Declination behält. Allenfalls ginge im Plural die
Adverbien an.
Advocat (W3) [Adelung]
Der Advocat, des -en, plur. die -en, eine Person, welche von der
Obrigkeit angenommen ist, andere vor Gerichte zu vertreten, von dem
Latein. Advocatus; im Oberdeutschen ehedem ein Fürsprach, Fürsprecher,
in der Tyrolischen Landesordnung, ein Redner, in Liefland ein
Rechtsfinder, im Hochdeutschen ein Anwalt, Sachwalter, (ehedem auch
Sachführer,) ein rechtlicher Beystand. Daher advociren, andere vor
Gerichte vertreten; die Advocatur, das Amt eines Advocaten; die
Advocaten-Gebühren u. s. f.
Aerometrie (W3) [Adelung]
Die Aerometrie, plur. inusit. aus dem Griech. und Lat. Aerometria,
die mathematische Lehre von den Eigenschaften der Luft.
Aerostat (W3) [Adelung]
Der Aerostat, des -en, plur. die -en, aus dem Französ. Aerostat, und
dieß aus dem Lat. machina aerostatica, eine in den neuesten Zeiten
versuchte Benennung eines Luft-Ballons, welche doch dem Begriffe nicht
ganz angemessen ist.
Aerostatik (W3) [Adelung]
Die Aerostatik, plur. inusit. aus dem Griech. und Lat. Aerostatica,
derjenige Theil der Aerometrie, welcher von dem Gleichgewichte der
Luft, so wohl mit sich als andern Körpern handelt.
Äfern (W3) [Adelung]
* Äfern, oder Äffern, ein im Hochdeutschen längst veraltetes Verbum,
welches aber noch Sprichw. 17, 9. vorkommt: wer eine Sache äfert,
macht Fürsten uneins, wo die meisten Herausgeber aus Unwissenheit der
wahren Bedeutung eifern daraus gemacht haben. Äfern von dem veralteten
aber, wiederum, bedeutete ehedem wiederhohlen, eine längst vergessene
Sache wieder aufrühren, rege machen; bey dem Ottfried, Afaron, avaron.
Schottel nannte noch die Relativa, freylich sonderbar genug,
wiederäfferige Wörtlein. Ein mehreres haben Schilter, Wachter, Frisch,
und Diet. von Stade in der Erklärung der vornehmsten Wörter in Luthers
Bibel, h. v. S. auch After und 2 Eifern.
Affe (W3) [Adelung]
Der Affe, des -n, plur. die -n, Fämin. die Äffinn, Diminutiv. das
Äffchen, Oberdeutsch Äfflein. 1) Eigentlich, ein Thier, welches unter
allen bekannten Thieren dem Menschen am nächsten kommt, nur daß alles
an ihm mehr unausgearbeitet und verwildert ist. Es ist in Amerika,
Indien und Afrika sehr häufig, wo es dessen verschiedene Arten gibt.
Man theilet sie überhaupt in drey Classen, in ungeschwänzte, welches
die Affen im engsten Verstande sind, in kurzgeschwänzte, welche mit
einem allgemeinen Nahmen Baviane heißen, und in langgeschwänzte,
welches eigentlich Meerkatzen sind. Sprichwörtliche R. A. sind: einem
Affen drehen, jemand bey der Nase herum führen; Affen ausnehmen, ein
thörichtes Geschäft verrichten; je höher der Affe steigt, desto mehr
zeigt er seinen Schwanz, je höher ein Untüchtiger steigt, desto mehr
verräth er seine Schwäche. 2) Figürlich, theils eine Person, welche
ohne Beurtheilungskraft nachahmet, jemandes Affe seyn; theils aber
auch eine Person mit einem häßlichen Gesichte, und in beyden Fällen
auch von einer Person weiblichen Geschlechtes; denn Äffinn ist in der
figürlichen Bedeutung nicht gewöhnlich. Was? Einen alten Affen meine
Frau zu nennen? Weiße. 3) In der Mathematik, ein Werkzeug, welches aus
zwey Parallelogrammen bestehet, und einen Riß zu vergrößern und zu
verkleinern dienet, ein Storchschnabel, Instrumentum Pantographum;
vermuthlich von der Nachahmung. 4) In der Mechanik, ein Hebezeug,
große Lasten mit Vortheil in die Höhe zu bringen, welches gleichfalls
ein Storchschnabel genannt wird.
Anm. Der Nahme dieses Thieres ist sich
in den meisten bekannten Sprachen ähnlich. Zu den von Wachter, Frisch
und Ihre angeführten Nahmen kann man noch das Nieders. Aape, Schwed.
Apa, Dän. Abe und Abekat, und Böm. Opice setzen. Man glaubt, daß
Afrika von diesen Thieren den Nahmen habe, und so viel als das Land
der Affen bedeute, welchen Nahmen die Phrygier und Celten diesem
Welttheile gegeben, weil dieses Thier das erste und wichtigste
gewesen, was den ersten Seefahrern daselbst in die Augen gefallen. In
dem niedrigen Maulaffe scheint die letzte Hälfte nicht so wohl zu
diesem Worte, als vielmehr zu offen zu gehören, S. dasselbe. Im
Oberdeutschen lautet die erste Endung des Singulars der Affen.
Affect (W3) [Adelung]
Der Affect, des -es, plur. die -en, vom Lateinischen Affectus, ein
hoher Grad einer Gemüthsbewegung und dessen Ausbruch. Viele Affecten
haben. Seinen Affecten nachhängen. Voller Affecten seyn. Seine
Affecten zwingen, bändigen u. s. f.
Anm. Leidenschaft und Affect werden
oft für gleich bedeutend gehalten, sind es aber nicht. Affect
bezeichnet eine jede starke Gemüthsbewegung; aber Leidenschaft setzet
vermöge der Ableitungssylbe-schaft eine Thätigkeit voraus, und
bezeichnet eine zur Fertigkeit gewordene Gemüthsbewegung. Man kann
dieses ausländische Wort nicht ganz entrathen, weil wir kein
einheimisches haben, welches den Begriff, den wir einmahl mit Affect
verbinden, er-schöpfte; denn Gemüthsbewegung ist das Geschlecht, von
welchem Affect eine Art, d. i. einen höhern Grad bezeichnet.
Affectiren (W3) [Adelung]
+ Affectiren, verb. reg. act. aus dem Franz. affecter. 1) Den Schein
von etwas zu haben suchen, ohne übereinstimmige Gemüthsfassung im
Äußern annehmen. Freundlichkeit affectiren. 2) Auf eine gezwungene und
unnatürliche Art nachahmen; in welcher Bedeutung besonders das
Participium affectirt üblich ist. Ein affectirter Mensch. In beyden
Fällen ist das Wort im Deutschen überflüssig, weil es hier an guten
einheimischen Ausdrücken nicht fehlt, den Begriff zu bezeichnen;
besonders läßt sich das Participium sehr gut durch gezwungen, gesucht,
verstellt, geziert u. s. f. ausdrucken; z. B. Es misch ein heimlich
Mißvergnügen Sich in die Freundlichkeit, sie sey gesucht, verstellt,
Weiße.
Affectlos (W3) [Adelung]
Affectlos, -er, -este, adj. et adv. der Affecten beraubt, ohne
Affect. So auch die Affectlosigkeit.
Affect-Zeichen (W3) [Adelung]
Das Affect-Zeichen, des -s, plur. ut nom. sing. in der Orthographie,
ein orthographisches Zeichen, welches die Gemüthsstellung des
Sprechenden bezeichnet; dergleichen denn das Fragezeichen und das
Ausrufungszeichen sind.
Äffen (W3) [Adelung]
Äffen, verb. reg. act. 1) Auf eine ungeschickte Art, ohne
Beurtheilungskraft nachahmen; doch nur in dem zusammen gesetzten
nachäffen, welches S. 2) Jemandes Leichtgläubigkeit mißbrauchen, ihn
gleichsam zum Affen machen, oder ihm wie einem Affen begegnen, ihn
täuschen. Einen äffen. Ich lasse mich nicht äffen. Wo mich nur nicht
ein Schatten äfft, Günth. Was macht den Stern vor uns verschwinden,
Äfft unsern Fleiß wohl sein Betrug? Kästn. Die Götter lassen sich
nicht äffen, Haged.
Anm. Die Provinzen sind an gleich bedeutenden
Worten sehr reich. So drucken das Oberdeutsche fatzen, das
Westphälische öven, gleichsam üben, das Niedersächsische brüden,
brüen, foppen, fuppen und fokken, das Englische to fob, von dem alten
fop, ein alberner Mensch u. s. f. fast eben denselben Begriff aus.
Affenbeere (W3) [Adelung]
Die Affenbeere, plur. die -n, in einigen Gegenden ein Nahme des
Felsenstrauches; Empetrum, L. In Nieders. Apenbeere, wovon das
Hochdeutsche eine Übersetzung zu seyn scheinet. Was aber die erste
Hälfte hier sagen will, ist mir unbekannt, denn von Affe, Nieders.
Ape, kann sie wohl nicht seyn.
Affen-Bezoar (W3) [Adelung]
Der Affen-Bezoar, des -s, plur. ut nom. sing. S. Affenstein.
Affenfisch (W3) [Adelung]
Der Affenfisch, S. Meeraffe.
Affengesicht (W3) [Adelung]
Das Affengesicht, des -es, plur. die -er. 1) Ein ungestaltes
possierliches Gesicht, wie an einem Affen. Ingleichen, eine mit einem
solchen Gesichte begabte Person. 2) Der Nahme einer Ostindischen
Pflanze; Mimusops, L.
Affen-König (W3) [Adelung]
Der Affen-König, des -es, plur. die -e, der König unter den Affen;
eine Würde, welche man den Brasilischen Affen, Aquiqui genannt,
beylegt, unter welchen sich einer befinden soll, der die andern zu
gewissen Zeiten durch sein Geschrey zusammen rufet.
Affenliebe (W3) [Adelung]
Die Affenliebe, plur. car. eine blinde, unvernünftige Liebe,
besonders der Ältern gegen ihre Kinder, dergleichen die Affen gegen
ihre Jungen haben, welche sie oft aus allzu großer Zärtlichkeit zu
erdrücken pflegen.
Affen-Muse (W3) [Adelung]
Die Affen-Muse, plur. inusit. der Nahme einer Pflanze auf den
Moluken, welche zu den Musen gehöret, eine aufrecht stehende
Blumenkolbe und abfallende Blumenscheiden hat; Musa Troglodytarum, L.
Affennase (W3) [Adelung]
Die Affennase, plur. die -n, eine stumpfe aufgeworfene Nase,
dergleichen die Affen haben.
Affenstein (W3) [Adelung]
Der Affenstein, des -es, plur. die -e, eine Art Bezoar, welche sich
in den Bavianen, einer großen Art Affen, erzeugen soll, Affen-Bezoar.
Äfferey (W3) [Adelung]
Die Äfferey, plur. die -en, Mißbrauch der Leichtgläubigkeit eines
andern, die Täuschung. Von äffen, welches S.
Äffern (W3) [Adelung]
Äffern, S. Äfern.
Äffinn (W3) [Adelung]
Die Äffinn, plur. die -en, das Weibchen des Affen, S. Affe.
Affner (W3) [Adelung]
Der Affner, S. Afner.
Affodillen
Affodillilie
Affodillwurz (W3) [Adelung]
Affodillen, Affodillilie, Affodillwurz, S. Asphodille.
Afholder (W3) [Adelung]
Der Afholder, des -s, plur. inusit. oder Affolter, Afholderbaum, ein
Nahme, welcher in einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden dem
Wasserhohlunder gegeben wird, der bey andern auch Hirschholder,
Rosenholder, Schwelgenbaum heißt. S. diese Wörter. In andern Gegenden
führet auch die weiße Mistel diesen Nahmen, S. Mistel. Der Ursprung
des Nahmens Afholder ist noch ungewiß, indem derselbe so wohl aus
Opulus, als auch aus Afterhohlunder verderbt seyn kann; denn Aphaldera
und Apholdera, ein Apfelbaum der alten Fränkischen und Alemannischen
Schriftsteller, gehöret nicht hierher, weil solches aus Aphal, Apfel,
und Deru, ein Baum, zusammen gesetzet ist.
Afholderwurz (W3) [Adelung]
Die Afholderwurz, plur. inusit. bey einigen Schriftstellern, so viel
als Asphodill-Wurz, welches S.
Afner (W3) [Adelung]
Der Afner, des -s, plur. ut nom. sing. ein Nahme, welchen die Weber
auch dem Rädelkamme geben, und welchen sie auch Öfner aussprechen.
Afrika (W3) [Adelung]
Afrika, genit. Afrika's, oder, obgleich nicht so häufig, Afrikens,
der südliche Theil der alten Welt, welcher von den Affen den Nahmen
haben soll, S. dieses Wort. Daher Afrikanisch, diesem Welttheile
eigen, aus demselben gebürtig; der Afrikaner, Fämin. die Afrikanerinn,
ein Einwohner dieses Welttheiles.
Afrusch (W3) [Adelung]
Afrusch, in einigen Gegenden, ein Nahme der Stabwurz, welcher ohne
Zweifel aus Abrotanum verunstaltet worden, S. Stabwurz.
After (W3) [Adelung]
After, eine ehemahlige Präposition, welche nach bedeutete, jetzt aber
nur noch in der Zusammensetzung mit einigen Verbis, noch mehr aber mit
Substantiven üblich ist. Sie bedeutet alsdann,1. Überhaupt, was der
Zeit, dem Orte und der Ordnung nach auf ein anderes folget, und zwar,
a) der Zeit nach, wie in Aftergeburt, Afterkind, Aftersabbat,
Aftersprache, bey den Handwerkern, Aftermontag, in Oberschwaben, so
viel als der Dinstag, Aftersonntag, ehedem der Montag u. s. f. In
einem andern Verstande bedeuten Aftersonntag, Aftermontag, u. s. f. in
den Urkunden des 13ten und der folgenden Jahrhunderte so viel als den
folgenden Sonntag, den folgenden Montag. b) Dem Orte nach, für hinter,
in Afterdarm, Afterleder, Afterstück, Afterrede, in der figürlichen
Bedeutung der übeln Nachrede u. s. f. c) Der Ordnung nach, wie in
Afteranwalt, Afterbelehnung, Afterbürge, Aftererbe, Afterlehn, u. a.
m.2. In figürlicher Bedeutung, was in Ansehung der Gestalt und des
innern Werthes einem andern Dinge gleicher Art nachzusetzen ist, und
zwar, a) in Ansehung der Gestalt, was einem andern Dinge ähnlich ist,
aber sich doch noch merklich von demselben unterscheidet; als
Afterkegel, Afterkugel, Afterblatt, Afterflügel, Afterhorn,
Afterkamehl u. s. f. Die meisten Wörter dieser Art sind neu, und von
den Lehrern der Naturgeschichte zusammen gesetzet worden, solchen
Körpern aus dem Thier- und Pflanzenreiche, welche andern bekannten
Thieren und Pflanzen ähnlich sehen, aber noch keinen bekannten Nahmen
hatten, eigene Nahmen zu geben, worin ihnen die Mathematiker des
vorigen Jahrhunderts schonmit ihrem Beyspiele vorgegangen waren,
welche die Benennungen Conoides und Sphaeroides durch Afterkegel und
Afterkugel ausdruckten. b) Was geringer und schlechter ist, als ein
anderes bestimmtes Ding gleicher Art; wie in Afterholz, Afterkorn,
Aftermehl, After-Topas, Afterkönig, Afterpabst, u. s. f. Viele dieser
Wörter haben sich aus den alten Mundarten noch bey den Künstlern und
Handwerkern erhalten. Aber viele haben wir auch den neuen
Schriftstellern zu verdanken; denn in dieser Bedeutung des Unächten
lassen sich noch täglich neue Wörter damit bilden. Dahin gehören,
Zachariä's Afterblitz, die Afterehre, das Afterglück. So schwärzt sein
Afterglück das Laster und die Schande, Haged. Die Afterliebe, und
hundert andere, welche im folgenden nicht besonders angeführet werden
dürfen. Nur in der ersten eigentlichen Bedeutung ist es zu neuen
Zusammensetzungen ungeschickt, weil der Begriff des Unächten zu sehr
vorsticht; daher Aftergraf, für Vice-Graf, Afterbürgermeister, ein
nachgeordneter oder Stellvertreter, u. s. f. nicht zu billigen sind.
Eben diese Bedeutungen könnten auch bey den Verbis Statt finden;
allein die mit after zusammen gesetzten Verba sind selten, und wir
kennen im Hochdeutschen nur das einzige, aber auch schon veraltete
Afterreden; denn von afterbelehnen ist nur allein das Partic. Pass.
ein Afterbelehnter üblich, und aftersiedeln wird nur noch zuweilen in
einigen Gegenden gehöret. Von der Conjugation dieser Wörter S. das
folgende Afterreden.
Anm. After, Alemann. und Fränk. after, aefter,
Goth. aptar, Angels. aeft, Isl. aptur, Schwed. eftir, Dän. efter,
Engl. after, und das Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe
Image -, haben mit dem veralteten Umstandsworte aber, mit dem
gleichfalls ungewöhnlichen Zeitworte äfern, mit dem Umstandsworte oft,
und vielleicht auch mit äbig einerley Stamm, für welchen man die
Präposition af oder ab hält. Affa und aft sollen in Franken,
Österreich und Schwaben noch jetzt hernach bedeuten. S. Frisch v.
Affter und Ihre v. Eftir. Die Niedersachsen und Holländer haben dafür
achter, doch nur in der Bedeutung des Vorwortes hinter.
After (W3) [Adelung]
1. Der After, des -s, plur. die -n, der hintere Theil eines Körpers;
besonders, 1) der hintere Theil des menschlichen Körpers, das Gesäß,
posteriora; eine Benennung, welche in Oberdeutschland am üblichsten
ist. Im Hochdeutschen nennet man den Mastdarm an Menschen und Thieren
zuweilen noch den After. S. Afterdarm. 2) Bey den Sattlern, die
Rücklehne eines Sattels, woran sich der After des Reiters lehnet, da
es denn von manchen auch wohl Äfter und Efter geschrieben und
gesprochen wird. Bey den Sattlern in der Grafschaft Schönberg soll das
vordere Stück Holz an einem Sattelgestelle, welches zwey Flügel hat,
der Efter, und der Sattelknopf, in welchem sich diese zwey Stücke
schließen, der Efterknopf heißen. Die Niedersächsischen Sattler
sprechen dieses Wort achter aus. 3) Bey den Jägern werden die
Afterklauen oft auch nur die Aftern genannt.
Anm. After war, wenn es
hinter bedeutete, so wohl bey den Pontischen Gothen, als auch bey den
Alemannen ein Adjectiv, welches seinen Comparativ und Superlativ
hatte. An den aftarin, bedeutete schon bey dem Notker an dem Hintern,
woraus zugleich erhellet, daß es anfänglich, so wie das Lateinische
posteriora, ein Plurale gewesen.
After (W3) [Adelung]
2. Das After, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten oder Quantitäten,
ut nom. sing. überhaupt, was in der Bearbeitung einer Sache von
derselben abgehet, und daher geringer und schlechter ist. Besonders,
1) in den Bergwerken, alles, was von den gepochten und gewaschenen
Erzen übrig bleibt, und wenig Silber hält; ingleichen der Schlamm,
welcher bey dem Abläutern
der Schliche abgewaschen wird, und über den Planenherd in die in dem
Aftergraben befindlichen Afterfalle läuft. 2) Bey den Müllern,
dasjenige Getreide, welches schon ein oder mehrere Mahle aufgeschüttet
worden, und welches alsdann das Aftermehl liefert, welches auch wohl
selbst das oder der After genannt wird. 3) Bey einigen Fleischern auch
das Gekröse oder Geschlinge des geschlachteten Viehes, weil es
geringer ist, als das übrige Fleisch. 4) In der Landwirthschaft an
einigen Orten, besonders in Oberdeutschland, so viel als das
Aftergetreide, welches S.
Anm. In den beyden ersten Fällen wird dieses
Wort auch wohl als ein Masculinum gebraucht, der After.
Afteranwalt (W3) [Adelung]
* Der Afteranwalt, des -es, plur. die -e, in den Rechten, besonders
Oberdeutschlandes, der Anwalt, den ein anderer Anwalt Statt seiner
bestellet; Actor substitutus.
Afterbelehnen (W3) [Adelung]
Afterbelehnen, ein Verbum, von welchem nur das Partic. Pass. üblich
ist, ein Afterbelehnter; der von einem Lebensmanne mit einem Leben
weiter belehnet worden.
Afterbelehnung (W3) [Adelung]
* Die Afterbelehnung, plur. die -en, in dem Lehnrechte, die
Belehnung, welche von einem Lehensmanne, mit dem von einem andern
empfangenen Lehen geschiehet; Subinfeudatio.
Afterbier (W3) [Adelung]
Das Afterbier, des -es, plur. car. in Oberdeutschland so viel als
Kofent oder Nachbier.
Afterbürde (W3) [Adelung]
* Die Afterbürde, plur. die -n, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort
für Aftergeburt oder Nachgeburt. Bürde bedeutet hier nicht so wohl
Last, als vielmehr Geburt, von bären, oder gebären. Die Jäger
gebrauchen es noch von der Nachgeburt der Thiere. Außerdem ist es auch
in Schwaben üblich, wo es Afterburdi ausgesprochen wird. Schwed.
Efterbörd.
Afterbürge (W3) [Adelung]
* Der Afterbürge, des -n, plur. die -n, in den Rechten, ein Bürge,
der sich für einen andern Bürgen verpflichtet, im Falle diesen seine
Verbindlichkeit nicht erfüllen sollte, ein Rückbürge.
Afterdarm (W3) [Adelung]
* Der Afterdarm, des -es, plur. die -därme, der äußerste Theil der
Gedärme, welcher sich am Grimmdarme anfängt, und bis zu dem Ausgange
in dem Gefäße reicht; Intestinum rectum, der After, der Mastdarm,
Grimmdarm, und bey dem Viehe, der fette Darm, oder Fettdarm, in Gloss.
Pez. Aphtarlinga, und Crozdarma. Die Benennung Afterdarm ist noch am
meisten in Oberdeutschland üblich.
Afterdrohne (W3) [Adelung]
Die Afterdrohne, plur. die -n, in der Bienenzucht, eine Art kleiner
Drohnen, welche bey einem kalten Frühlinge in den Stöcken gefunden
werden, und wegen der Kälte zu keinen vollkommenen Drohnen werden
können; auch, aber nicht so richtig, Afterthränen. S. Drohne.
Aftereinsetzung (W3) [Adelung]
* Die Aftereinsetzung, plur. die -en, in den Rechten; die Ernennung eines nachgesetzten Erben, im Falle der zuerst eingesetzte absterben,
oder nicht zur Erbschaft gelangen sollte.
Aftererbe (W3) [Adelung]
* Der Aftererbe, des -n, plur. die -n, der auf solche Art zum Erben
eingesetzet worden; ein Nacherbe.
Afterfalle (W3) [Adelung]
Die Afterfalle, plur. die -n, S. Aftergefälle.
Afterfinne (W3) [Adelung]
Die Afterfinne, plur. die -n, bey den neuern Lehrern der
Naturgeschichte, eine Art der Finnen oder Floßfedern, welche sich
zuweilen bey den Fischen auf dem Rücken befindet, und nur aus einer
Haut ohne Gräten besteht; die Fettfinne, Afterfloßfeder, Pinna
adiposa.
Afterflügel (W3) [Adelung]
Der Afterflügel, des -s, plur. ut nom. sing. eine Benennung
derjenigen kleinen Federn an den Vögeln, welche sich an dem
Daumenknochen des Flügels befinden, Ala spuria, notha, exterior.
Aftergeburt (W3) [Adelung]
* Die Aftergeburt, plur. die -en, am häufigsten in der Oberdeutschen
Mundart, so viel als Afterbürde, welches S.
Aftergefälle (W3) [Adelung]
Das Aftergefälle, des -s, plur. ut nom. sing. in den Bergwerken,
breterne Kasten, worin das After aufgefangen wird.
Aftergetreide (W3) [Adelung]
Das Aftergetreide, des -s, plur. car. S. Afterkorn.
Aftergraben (W3) [Adelung]
Der Aftergraben, des -s, plur. die -gräben, in den Bergwerken, ein
Graben, durch welchen das After in die Aftergefälle gehet.
Afterhase (W3) [Adelung]
Der Afterhase, des -n, plur. die -n, S. Meerschwein.
Afterhaufen (W3) [Adelung]
Der Afterhaufen, des -s, plur. ut nom. sing. in den Bergwerken, ein
Platz, wo das After auf einen Haufen geschüttet worden.
Afterherr (W3) [Adelung]
Der Afterherr, S. Afterlehnsherr.
Afterheu (W3) [Adelung]
* Das Afterheu, des -es, plur. car. an einigen Orten, besonders
Oberdeutschlandes, so viel als das Nachheu, Grummer, welches S.
Afterholz (W3) [Adelung]
Das Afterholz, des -es, plur. car. im Forstwesen, alles Holz, welches
nicht grün von dem Stamme kommt, sondern von Windfällen, Schneebrüchen
und dürren Wipfeln gesammelt wird.
Afterhorn (W3) [Adelung]
Das Afterhorn, des -es, plur. die -hörner, in der Naturgeschichte der
Neuern, ein hornähnlicher Auswuchs mancher Thiere, der aber doch kein
eigentliches Horn ist; dergleichen z. B. die geschnittenen Böcke und
Ziegen haben.
Afterhummel (W3) [Adelung]
Die Afterhummel, plur. die -n, bey einigen ein Nahme der Drohnen oder
Brutbienen. S. Drohne.
Afterig (W3) [Adelung]
Das Afterig, des -s, plur. doch nur von mehreren Arten, die -e. 1)
Das Afterkorn, welches S. 2) In Obersachsen, der Unrath, welchen die
Bienen auf den Boden fallen lassen; an andern Orten das Grießig.
Afterkamehl (W3) [Adelung]
Das Afterkamehl, des -es, plur. die -e, der Nahme eines
morgenländischen Thieres, welches dem Kamehle gleicht, aber einen
ebenen Rücken und dagegen eine höckerige Brust hat; Camelus spurius,
Kl.
Afterkaninchen (W3) [Adelung]
Das Afterkaninchen, des -s, plur. ut nom. sing. S. Halbkaninchen und
Meerschwein.
After-kanonisch (W3) [Adelung]
* After-kanonisch, adj. et. adv. die after-kanonischen Bücher der
heiligen Schrift, deutero-canonici; eine sehr unschickliche Benennung,
weil after jetzt nur mit dem Begriffe des Unächten zu neuen
Zusammensetzungen angewandt werden kann.
Afterkegel (W3) [Adelung]
Der Afterkegel, des -s, plur. ut nom. sing. bey den neuern
Meßkünstlern, ein dem Kegel ähnlicher Körper, welcher entstehet, wenn
sich eine krumme Linie um eine Axe drehet; Conoides.
Afterkiel (W3) [Adelung]
Der Afterkiel, des -es, plur. die -e, an den Schiffen, ein starker
Balken, welcher an dem Kiele befestiget wird, dessen untere Seite zu
verstärken.
Afterkind (W3) [Adelung]
Das Afterkind, des -es, plur. die -er. 1) * Eine veraltete Benennung
eines nachgebornen Kindes; Postumus. 2) * In den Rechten, auch wohl
ein Kind, welches geboren wird, nachdem der Vater bereits sein
Testament gemacht hat. 3) Ein uneheliches, unächtes Kind, nur bey
einigen neuern Dichtern. Allein die Schmeicheley, des Glückes
Afterkind, Günth. Der Neid, des Glückes Aftersohn, Rost.
Afterklaue (W3) [Adelung]
Die Afterklaue, plur. die -n, bey den Jägern, die kleinen Klauen,
oder Hornspitzen, welche so wohl das rothe, als auch das schwarze
Wildpret unten an den Läuften über den Ballen hat, und welche von
einigen auch die Aberklauen, die Aftern, das Geäftere, die Spornen,
ingleichen die Oberrücken, die Oberklauen genannt werden; wo Ober
vermuthlich für aber oder after stehet. Auch die Hunde haben zuweilen
ähnliche Afterklauen an den Hinterfüßen mit einem krummen Nagel.
Afterkohlen (W3) [Adelung]
Die Afterkohlen, sing. inusit. in den Bergwerken, das kleine Gestiebe
von den Kohlen, welches einige auch wohl in der einfachen Zahl, das
Afterkohl nennen.
Afterkönig (W3) [Adelung]
Der Afterkönig, des -es, plur. die -könige, ehedem so viel als der
Stellvertreter eines Königes, ein Vicekönig. Jetzt nur noch, obgleich
selten, ein Gegenkönig, der sich unrechtmäßiger Weise zum Könige
aufwirft.
Afterkorn (W3) [Adelung]
Das Afterkorn, des -es, plur. inus. 1) In der Landwirthschaft an
einigen Orten, das geringere Korn, welches bey dem Werfen mit der
Wurfschaufel zurück bleibt; das Aftergetreide, in Franken das Äfterig,
in Baiern, das Gaffter, und in Niedersachsen das Achterkorn, das
Achterste. 2) In einigen Gegenden auch das Mutterkorn, S. dieses.
Afterkugel (W3) [Adelung]
Die Afterkugel, plur. die -n, in der Geometrie, eine unächte Kugel,
d. i. eine solche Kugel, welche entstehet, wenn sich eine Ellipse um
eine ihrer Achsen drehet; Sphaeroides.
Afterläufer (W3) [Adelung]
Der Afterläufer, des -s, plur. ut nom. sing. in den Bergwerken, ein
Arbeiter, der das After auf einen Haufen läufet, d. i. führet.
Afterlauge (W3) [Adelung]
Die Afterlauge, plur. inus. bey den Weißgärbern, eine Lauge aus
Asche, den Thran aus den gewalkten semischgaren Fellen damit heraus zu
waschen.
Afterleder (W3) [Adelung]
Das Afterleder, des -s, plur. ut nom. sing. bey den Schustern, 1)
schlechte Abgänge von dem Leder; ohne Plural. 2) Das inwendige
Spornleder an den Stiefeln, welches die Gestalt eines halben Mondes
hat.
Afterlehen (W3) [Adelung]
Das Afterlehen, des -s, plur. ut nom. sing. in den Lehnrechten, ein
Lehen, welches von einem Vasallen oder Lehnsmanne weiter verliehen
wird; Subfeudum.
Afterlehner (W3) [Adelung]
Der Afterlehner, des -s, plur. ut nom. sing. an einigen Orten,
besonders in Franken und Hessen, der Besitzer eines Bauergutes,
welches nur ein Theil einer Hufe ist, im Gegensatze des Hüfeners,
welcher eine volle Hufe besitzet. S. auch Aftersiedler.
Afterlehnsherr (W3) [Adelung]
Der Afterlehnsherr, des -en, plur. die -en, derjenige, der ein
empfangenes Leben weiter verleihet, im Gegensatze des Oberlehnsherren;
Dominus feudi intermedius; fecundarius, dergleichen ehedem auch ein
Afterherr genannt wurde.
Afterlehnsmann (W3) [Adelung]
Afterlehnsmann, des -es, plur. die -männer, oder -leute, der von
einem Vasallen weiter belehnet wird; Subvasallus.
Aftermehl (W3) [Adelung]
Das Aftermehl, des -es, plur. car. bey den Müllern, dasjenige Mehl,
welches aus dem zum dritten Mahle abgemahlenen Getreide entstehet, und
auch nur schlechthin das After, sonst auch das Pollmehl und Mittelmehl
heißt.
Aftermoos (W3) [Adelung]
Das Aftermoos, des -es, plur. doch nur so fern Arten dieses
Geschlechtes angedeutet werden, die -e, ein Pflanzengeschlecht, mit
unkenntlichen Geschlechtern, welches dem Moose in vielen Stücken
ähnlich, in andern aber noch davon unterschieden ist, und bey welchem
Wurzel, Stamm und Blatt nur Ein Stück zu seyn scheinen; Algae, L. Die
Flechten, Lichenes, die Grasfeder, Conferva, und das Meergras, Fucus,
gehören dahin.
Aftermotte (W3) [Adelung]
Die Aftermotte, plur. die -n, bey den neuern Lehrern der
Naturgeschichte, eine Benennung aller derjenigen Würmer oder Larven,
welche die Futterale oder Gänge, welche sie zu ihrer Bedeckung machen,
nicht mit sich nehmen, dagegen die wahren Motten sie überall mit sich
herum tragen; Afterschaben.
Aftern (W3) [Adelung]
Aftern oder aftern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben
bekommt, bey den Jägern, die Afterklauen in der Fährte ausdrucken,
welches besonders von dem rothen Wildprete geschiehet. Der Hirsch
aftert jederzeit auswärts, das Thier aber einwärts. In des Spaten
Sprachschatze wird aftern auch mit derBedeutung des Verhinderns
angeführet, welche aber im Hochdeutschen völlig unbekannt ist.
Afterpacht (W3) [Adelung]
Der Afterpacht, des -es, plur. die -pächte, ( S. Pacht,) der Pacht,
welcher von dem ersten Pächter einem andern übertragen wird. Daher der
Afterpächter.
Afterpapst (W3) [Adelung]
Der Afterpapst, des -es, plur. die päpste, ein unrechtmäßiger Papst,
im Gegensatze des rechtmäßigen.
After-Polyp (W3) [Adelung]
Der After-Polyp, des -en, plur. die -en, bey den neuern
Naturkundigen, eine weiche Thierpflanze, welche einen beweglichen sich
zusammen ziehenden Rand hat, der, wenn er sich ausdehnet, sich
wellenförmig beweget; Brachyonus, L.
Afterrede (W3) [Adelung]
* Die Afterrede, plur. die -n, böse Nachrede hinter eines andern
Rücken, im mittlern Lat. Dorsiloquium; eine glimpfliche Benennung der Verleumdung, welche aber im Hochdeutschen fast völlig veraltet ist. S.
das folgende.
Afterreden (W3) [Adelung]
* Afterreden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, hinter
eines Rücken, in seiner Abwesenheit, Böses von ihm reden. Dieses
Zeitwort, dessen sich noch Luther bedienet hat, kommt jetzt fast gar
nicht mehr vor, und wenn es ja noch im theologischen Verstande
gebraucht wird, so geschiehet solches nur absolute, ohne ein Nennwort.
Ehedessen aber sagte man so wohl, von einem afterreden, als auch einem
afterreden, z. B. Jac. 4, 11. Afterredet nicht; wer seinem Bruder
afterredet, der afterredet dem Gesetz. So auch 1 Petr. 2, 12.
Anm.
After ist bey den Verbis eine von denjenigen Partikeln, welche ihre
Stelle vor dem Verbo die ganze Conjugation hindurch unverändert
behalten: ich afterrede, du afterredest, afterredete, aftergeredet. Es
bedeutet hier hinter; afterreden ist also eigentlich, hinter eines
Rücken reden, und in eingeschränkter Bedeutung, Böses in seiner
Abwesenheit reden. Dieser Begriff ist in den Deutschen Mundarten noch
auf andere ähnliche Art ausgedruckt worden; denn das Alemann.
hinderreden, und im Substantiv Hinderrede, (in Scherzii Philos. mor.
S. 14,) hintarsprechan und hintarchoson, ingleichen aftersprechan und
afterkosen, das ehemahlige Niedersächs. backreden, das Dän. bagtale
das Schwed. baktala und das heutige Nieders. bakwaschen von Back,
Rücken, ingleichen die Nieders. und Holländ. Hauptwörter Achterklapp,
Bakwort und Bakrede, sagen genau eben das. Ja in der alten Persischen
Sprache soll schon Achterratz so viel als Afterrede bedeutet haben.
After-Sabbath (W3) [Adelung]
* Der After-Sabbath, des -es, plur. inusit. in Luthers Übersetzung
des neuen Testamentes Luc. 6, 1. der Tag nach dem Sabbathe, oder wie
andere wollen, der erste Sabbath nach dem andern Tage des Osterfestes,
- hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Ohne auf den
Griechischen Ausdruck zu sehen, müßte die erste Bedeutung der letztern
allerdings vorgezogen werden, weil sie dem Gebrauche des Wortes after
am gemäßesten ist. Denn auf gleiche Art würde der Montag ehedem der
Aftersonntag genannt, und der Dienstag heißt in Schwaben noch jetzt
der Aftermontag.
Afterschabe (W3) [Adelung]
Die Afterschabe, S. Aftermotte und Riehwurm.
Afterschanze (W3) [Adelung]
* Die Afterschanze, plur. die -n, in der Befestigungskunst, bey
einigen so viel, als eine Verschanzung, oder ein Retranchement auf dem
Felde.
Afterschirm (W3) [Adelung]
Der Afterschirm, des -es, plur. car. in dem Deutschen Staatsrechte,
die Schirmgerechtigkeit, besonders über geistliche Güter, die jemand
von dem eigentlichen Schutzherren übertragen worden; der Afterschutz.
Afterschirmherr (W3) [Adelung]
Der Afterschirmherr, des -en, plur. die -en, ein solcher
untergeordneter Schirmherr, besonders geistlicher Güter;
Afterschutzherr, Aftervogt, Advocatus substitutus.
Afterschlacke (W3) [Adelung]
Die Afterschlacke, plur. die -n, in den Hüttenwerken, Schlacken,
welche zwey Mahl durch die Probe gegangen sind.
Afterschlag (W3) [Adelung]
Der Afterschlag, des -es, plur. inusit. im Forst- und Zimmerwesen,
die Äste und Wipfel der abgehauenen Bäume; der Abraum, Afterzagel, S.
diese Wörter. In einigen Orten auch die Gräte. S. auch Haltaus h. v.
Eine andere längst veraltete Bedeutung dieses Wortes führet Frisch v.
After an.
Afterschmetterling (W3) [Adelung]
Der Afterschmetterling, S. Frühlingsfliege.
Afterschutz (W3) [Adelung]
Der Afterschutz, des -es, plur. car. S. Afterschirm.
Aftersiedel (W3) [Adelung]
Das Aftersiedel, des -s, plur. ut nom. sing. und in der
verkleinernden Form, das Aftersiedlein, des -s, plur. ut nom. sing. in
den Lebensrechten, besonders in Franken und Hessen, einer von
denjenigen kleinern Theilen, worin jemand sein Lehen zertheilet hat.
S. Siedel.
Aftersiedeln (W3) [Adelung]
Aftersiedeln, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, mit einem
andern in einem solchen abgetheilten Stücke eines Lehens sitzen.
Particip. Passiv. aftergesiedelt.
Aftersiedler (W3) [Adelung]
Der Aftersiedler, des -s, plur. ut nom. sing. der ein Stück von einem
zertheilten Lehngute, als ein Afterlehnsmann besitzet. S. auch
Afterlehner.
Aftersilber (W3) [Adelung]
Das Aftersilber, des -s, plur. inus. in den Hüttenwerken, unreines
Silber, welches noch After bey sich führet.
Aftersohn (W3) [Adelung]
Der Aftersohn, S. Afterkind.
Afterspinne (W3) [Adelung]
Die Afterspinne, plur. die -n, in der Naturgeschichte der Neuern,
eine Spinnenart mit langen Fühlhörnern, Lauffüßen, eyrundem Körper und
vier Augen; der Weberknecht, Phalangium, L.
Aftersprache (W3) [Adelung]
* Die Aftersprache, plur. die -n. 1) Üble Nachrede, wie Afterrede,
jetzt ganz veraltet. 2) Bey den Handwerkern, und besonders den
Schustern, eine Versammlung, die sie ehedem nach der so genannten
Morgensprache hielten, und in welcher sie nur von Nebendingen und
Kleinigkeiten handelten, dagegen sie sich in der Morgensprache mit
wichtigen Gegenständen beschäftigten. Und auf solche Morgensprachen
allezeit vierzehen Tage hernach eine freye Aftersprach gewesen ist, u.
s. f. Ordnung der Schuster zu Zeit von 1684. S. auch Haltaus h. v.
Afterstück (W3) [Adelung]
Das Afterstück, des -es, plur. die -e, bey den Sattlern, das hintere
Stück eines Sattels.
Afterthräne (W3) [Adelung]
Die Afterthräne, S. Afterdrohne.
After-Topas (W3) [Adelung]
Der After-Topas, des -es, plur. die -e, ein Nahme des Böhmischen
Rauch-Topases, Morion, welcher eigentlich ein schwärzlicher Krystall
ist.
Afterweisel (W3) [Adelung]
Der Afterweisel, des -s, plur. ut nom. sing. in der Bienenzucht, der
Weisel der Drohnen, der Drohnenweisel.
Afterwelt (W3) [Adelung]
* Die Afterwelt, plur. inus. ein veraltetes Wort für Nachwelt,
welches einige Neuere, um des bequemen Sylbenmaßes willen, wieder in
Gang zu bringen gesucht haben. Vergebens schreiben wir für Welt und
Afterwelt, Haged. Der, hoffend auf die Krone der Afterwelt, Den
bürgerlichen Ehren entsagete, Raml. Wegen der Zweydeutigkeit des
after, welches in neuern Zusammensetzungen allemahl den Begriff einer
unächten Beschaffenheit hat, sollte man sich dieses Wortes lieber
enthalten, um nicht wider seinen Willen einen Begriff rege zu machen,
den Günther in einer Stelle ausdrücklich vor Augen hatte, als er sagte: Herzen, die der Himmel bindt, Füllen keine Wollustflammen, Die
die Afterwelt empfindt, d. i. die ausschweifende, ausgeartete Welt.
Afterwespe (W3) [Adelung]
Die Afterwespe, plur. die -n, bey einigen ein Nahme der
Schlupfwespen, oder der Fliegen mit vier Flügeln.
Afterzagel (W3) [Adelung]
* Der Afterzagel, des -s, plur. ut nom. sing. in einigen Gegenden des
Rheines, so viel als der Afterschlag, d. i. die Äste und Gipfel der
gefälleten Bäume. S. Zagel.
Afterzeidler (W3) [Adelung]
Der Afterzeidler, des -s, plur. ut nom. sing. um Nürnberg,
diejenigen, welche den Bienenbau in den kaiserlichen und Reichswäldern
von den privilegirten Zeidlern pachtweise im Besitz haben. S. Zeidler.
Afterzins (W3) [Adelung]
Der Afterzins, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden, z. B. um
Nürnberg, eine Art Zinse, welche außer den Eigenzinsen von einem Gute
gegeben werden, und auch Gatterzinse heißen. S. dieses Wort.
Afterzwang (W3) [Adelung]
Der Afterzwang, des -es, plur. inus. der Zwang des Afters oder im
After, wofür doch Stuhlzwang üblicher ist, welches S.
Agath (W3) [Adelung]
Agath, S. Achat.
Agende (W3) [Adelung]
Die Agende, plur. die -n, ein Kirchenwort, welches aus dem mittlern
Latein. Agenda, von den Protestanten beybehalten worden, die
Vorschrift des öffentlichen Gottesdienstes und der dazu gehörigen
Amtsverrichtungen der Geistlichen zu bezeichnen; die Kirchen-Agende.
S. du Fresne Gloss. v. Agentes.
Agent (W3) [Adelung]
Der Agent, des -en, plur. die -en, aus dem Lat. agens, ein jeder, der
eines andern, besonders eines Höhern Privat-Geschäfte an einem Orte
besorgt; der Geschäftträger, im Oberdeutschen Gerhab, Gewalthaber.
Daher die Agentur, plur. die -en, das Amt eines Agenten, welches auch
wohl die Agentschaft genannt wird. Der Agent regierender Herren, hat
keine öffentlichen, sondern nur Privat-Geschäfte zu besorgen, daher er
auch mit keinen Beglaubigungsschreiben versehen wird.
Aggregat (W3) [Adelung]
Das Aggregat, des -es, plur. die -e, aus dem Lat. Aggregatum, ein
Haufen mehrerer zusammen gebrachter Dinge. Besonders, 1) in der
Rechenkunst, wo das Aggregat so viel als die Summe ist. 2) In der
Physik ist das Aggregat, eine Verbin-
dung mehrerer solcher Theile zu einem Ganzen, welche wieder aus
merklich verschiedenen Theilen bestehen, und ein auf solche Art
zusammen gesetztes Ding; die Zusammenhäufung, ein Haufwerk.
Aglarkraut (W3) [Adelung]
Das Aglarkraut, des -es, plur. car. ein Nahme, welcher in Österreich
der Hauhechel, oder dem Stachelkrante, Ononis spinosa, L. beygeleget
wird; ohne Zweifel von den Ageln, Agen, oder Stacheln, womit es
besetzt ist. S. Age und Hauhechel.
Aglaster (W3) [Adelung]
Aglaster, S. Älster.
Agley (W3) [Adelung]
Agley, S. Akeley.
Agnes (W3) [Adelung]
Agnes, ein weiblicher Taufnahme, dessen Ursprung noch dunkel ist.
Vielleicht ist er eine Verkürzung von Ignatia.
Agrest (W3) [Adelung]
Der Agrest, des -es, plur. inus. vom Lat. Agresta, und dieß vom Ital.
Agresto, ein jeder säuerlicher Saft. Besonders in den Küchen und
Apotheken, 1) ein aus unreifen Weintrauben gepreßter Saft, er mag mit
Zucker abgesotten seyn oder nicht. 2) Eingemachte unreife Weinbeeren
selbst.
Agrimone (W3) [Adelung]
Die Agrimone, plur. inusit. eine Pflanze, welche wild an den Wegen
und Zäunen, und auf ungebaueten Feldern wächst; Agrimonia Eupatoria,
L. Da diese Pflanze schon lange als ein heilsames Wundkraut bekannt
ist, so ist ihr Nahme in dem Munde des Volkes auch gar sehr
verunstaltet, und bald Adermennig, bald Angermennig, am häufigsten
aber Odermennig daraus gemacht worden. Im Dän. heißt sie Agermaane,
gleichsam Ackermohn. Es wäre zu untersuchen, ob dieses letztere nicht
ihr wahrer Nahme ist, aus welchem der Lateiner Agrimonia gemacht
worden. Übrigens wird sie im Deutschen auch Leberkraut, Leberklette,
Königskraut, Gränsich, Bruchkraut, Drachenkraut und Heil aller Welt
genannt.
Agtstein (W3) [Adelung]
Der Agtstein, des -es, plur. inusit. eine Benennung, welche an
einigen Orten, besonders in Oberdeutschland, dem Bernsteine gegeben
wird. Wachter glaubt, es müsse Achstein heißen, von Ach, Wasser, weil
er im Wasser gefunden werde, oder Augstein, weil er den Augen heilsam
sey. Allein es ist wohl gewiß, daß dieser Nahme von dem veralteten
aiten, brennen, Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
herkommt, und also Brennstein bedeutet, welches mit dem mehr
Niedersächsischen Bernstein genau überein kommt. Man findet ihn auch
in den ältern Zeiten wirklich Aidstein geschrieben. S. Eiter und
Eiternessel. Verschiedene Schriftsteller, die des Mineralreiches
unkundig waren, haben sich durch die Ähnlichkeit der Nahmen verleiten
lassen, so wohl den Achat als auch den Gagat, Agtstein zu nennen, so
sehr auch alle drey verschieden sind. Oft nennet man auch den Gagat
schwarzen, den Bernstein aber gelben Agtstein. Übrigens sind in
Oberdeutschland so wohl das Adjectiv agtsteinen, als auch alle die
Zusammensetzungen üblich, welche mit dem Worte Bernstein gemacht
werden.
Ägypten (W3) [Adelung]
Ägypten, Genit. Ägyptens, plur. car. ein bekanntes Königreich auf der
östlichen Grenze Africa's. Daher Ägyptisch, aus Ägypten, daselbst
einheimisch, daselbst erfunden, entstanden. Die Ägyptische Salbe, bey
den Hufschmieden, eine Salbe aus Honig, Essig, Leber-Aloe und
Grünspan. Ferner ein Ägyptier, oder Ägypter, Fämin. -inn. Das Wort
stammet aus dem Griechischen her, und da es hier ein - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, und im Lat. ein ae hat, so ist
die Schreibart mit einem bloßen e, Egypten, wider die Gesetze der
nächsten Abstammung, und das Beyspiel der Franzosen und anderer
Völker, deren Sprachen keine Eigenthümlichkeit mehr haben, kann
selbige so wenig rechtfertigen, als die Gewohnheit der vorigen
Jahrhunderte, wo man a und e ohne allen Unterschied gebrauchte.
Ahlbaum (W3) [Adelung]
Der Ahlbaum, des -es, plur. die -bäume, in einigen Gegenden, ein
Nahme des Zaun- oder Heckenkirschbaumes, Lonicera Xylosteum, L. dessen
Frucht alsdann Ahlkirsche genannt wird.
Ahlbeere (W3) [Adelung]
Die Ahlbeere, S. Alantbeere.
Ahle (W3) [Adelung]
Die Ahle, plur, die -n, ein spitziges Werkzeug von Stahl
verschiedener Handwerker, besonders solcher, die in Leder arbeiten,
Löcher damit in dasselbe vorzustechen. Die krummen Ahlen heißen bey
den Schustern und Sattlern gemeiniglich Orte; Pfriemen aber sind eine
Art dickerer und stärkerer Ahlen.
Anm. Dieses Wort ist in allen drey
Geschlechtern üblich, der Ahl, des -es, und im Plural die Ahle, und
das Ahl. Am häufigsten wird es indessen im weiblichen Geschlechte
gebraucht. Die Niedersachsen haben dieses Wort auch; doch gebrauchen
sie Statt dessen auch Ort, Souel, Suel, Subbel oder Sugel. Dieses
letztere kommt mit dem barbarisch Griech. - hier nichtlateinischer
Text, siehe Image -, dem Lat. Subula, dem Schwed. Syl, dem Dän. Syel,
und dem Ital. Sublia genau überein. Das Stammwort ist unstreitig das
alte Nordische sy und Lat. suere, nähen. Wenn aber Wachter davon auch
die Ahle herleiten will, so ist das eine von den willkürlichen und
künstlichen Ableitungen, die bey ihm nichts seltenes sind. Frisch
merkt richtiger an, daß Ahle die Benennung von der scharfen Spitze
hat, und also mit Achel, Age, und dem Lat. Acus verwandt ist. S. Age
und Ecke. Mit Ahl kommen auch das Angels. Aele, Ale, das Engl. Awl,
und das Holländ. Aelsene überein.
Ahlenmacher (W3) [Adelung]
Der Ahlenmacher, des -s, plur. ut nom. sing. oder der Ahlenschmid,
des -s, plur. die -schmiede, ein Handwerker, der die Ahlen
verfertiget.
Ahlkirsche (W3) [Adelung]
Die Ahlkirsche, plur. die -n. 1) An einigen Orten, besonders in
Schlesten, die Frucht des schwarzen Vogelkirschbaumes, und dieser Baum
selbst; Prunus Padus, L. S. Vogelkirsche. 2) In andern Gegenden führet
die Zaun- oder Heckenkirsche, Lonicera Xylosteum, L. diesen Nahmen. 3)
In noch andern ist es ein Nahme der Faulbeere oder Elsebeere, Rhamnus
Frangula, L. S. Elsebeere.
Ahm (W3) [Adelung]
Die Ahm, plur. die -en, ein Maß flüssiger Dinge, besonders des
Weines, welches in jedem Lande zwar von verschiedenem Gehalte ist,
aber doch meisten Theils zwey Eimer hält. In Sachsen hält eine Ahm 126
Kannen; im Hannöverischen, in Lübeck, in Hamburg, und in Hessen 40
Stübchen oder 80 Kannen; im Osnabrückischen 112 Kannen oder Maß; in
Bremen 15 Stübchen oder 180 Quart; in Cöln 104 Maß; in der Pfalz 12
Viertel; in Basel 32 alte oder 40 neue Pott, und in Danzig 4 Anker. In
der Pfalz machen 10 Ahm, in Frankfurt, im Würtembergischen, im
Hannöverischen, und ganz Niedersachsen aber 6 Ahm ein Fuder.
Anm. Wenn
dieses Wort eine bestimmte Zahl vor sich hat, so lautet es im Nomin.
Plural. nur Ahm, Sechs Ahm, zehn Ahm, wie man sechs Fuß, zehn Mann u.
s. f. sagt. S. auch Acker, Ahm ist an einigen Orten nicht nur
männlichen Geschlechtes, der Ahmen, sondern es wird auch so wohl in
Ober- als Niederdeutschland häufig Ohm geschrieben und gesprochen.
Indessen scheint das a doch der Abstammung gemäßer zu seyn. Denn schon
bey den Griechen war - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - in
der Bedeutung eines Gefäßes üblich, woraus hernach die Lateiner ihr
Amphora zusammen gesetzt haben. Engl. Ame, Awn, Ome, Holländ. Ame,
Aem, Dän. Ahme, Schwed. Am, Isl. Amr. S. auch Eimer.
Ähmchen (W3) [Adelung]
Das Ähmchen, des -s, plur. ut nom. sing. das Verkleinerungswort des
vorigen, welches in der Mark Brandenburg ein
Biermaß ist, so 24 Quart oder Maß hält, und deren vier eine Tonne,
acht aber ein Faß machen.1. Ahmen, imitari, S. Nachahmen.2. Ahmen,
oder Ohmen, verb. reg. act. den körperlichen Inhalt eines leeren
Fasses messen, es mag eine Ahm halten oder nicht. Ein Faß ahmen. Daher
der Ahmer, die dazu bestellte obrigkeitliche Person, der Visirer. Es
ist noch ungewiß, ob dieses Wort von dem vorigen Ahm abstammet, oder
nur eine zufällige Ähnlichkeit des Klanges mit demselben hat. Denn im
alten Franz. bedeutet Esme, ein Gewicht, und esmer, aesmer, aymer,
haumer, hausmer, so wohl wägen, als auch visiren, eichen. S.
Carpentiers Glossar. v. Esmerare.
Ahmig (W3) [Adelung]
Ahmig, oder Ohmig, adj. et adv. eine Ahm haltend. Ein ahmiges Faß. Am
häufigsten mit Zahlwörtern; zweyahmig, dreyahmig u. s. f.
Ahn (W3) [Adelung]
Der Ahn, des -en, plur. die -en. 1) * Der Großvater; eine im
Hochdeutschen veraltete, im Oberdeutschen aber noch völlig gangbare
Bedeutung, wo es in Österreich und Baiern Än, Ändel und Andel, am
Rheinstrome Anichen und Annichen, lautet. In eben diesen Gegenden
heißt die Großmutter die Ahn, und die Ahnfrau. In Oberschwaben heißt
der Großvater Ehni, die Großmutter aber Ahna, der Altervater der
Urahn, Urahni, in andern Gegenden Aberahn, Alterenn, und die
Großmutter Urahna. In Baiern ist Ähnl der Großvater, Ahnl die
Großmutter, und Guckahnl die Urgroßmutter. Was der Ahn zusammen
scharrt, heißt es in dem alten Liede: Wohl dem der um den armen Mann.
2) Überhaupt einer von den Vorältern, welche über die Großältern
hinauf steigen, Hast munter dich geübet Zu zieren deinen Stand mit
etwas, das kein Ahn, Kein Schild noch offner Helm den Menschen geben
kann, Opitz. Des Ahnen Aberwitz wird auch des Enkels seyn, Hall. wo es
aber zunächst den Großvater zu bezeichnen scheint. Oder nennt ihr
diese Vortheile etwas das der Fleiß eures Ahnen verdiente? Dusch. Sein
Ur-Ur-Ur-Ur-Älterahn War älter noch als unser aller Ahn, Less. Aller
dieser Beyspiele ungeachtet, ist es doch in dieser Bedeutung im
Hochdeutschen im Plural am üblichsten, Vorältern, collective ohne
Unterschied des Geschlechtes zu bezeichnen besonders adelige
Vorältern. Von adeligen Ahnen entsprossen. Seine acht Ahnen beweisen;
beweisen, daß man ehelicher Weise von acht adeligen Vorältern, so wohl
von väterlicher als mütterlicher Seite, also auf beyden Seiten von
sechzehn adeligen Personen abstamme und also ein echtschildiger
Edelmann sey.
Anm. Das Wort ist alt, aber zunächst im Oberdeutschen
einheimisch. Schon in den Florent. Glossen ist Ano, avus, Ana, avia,
und Altirano, proavus. Bey dem Ottfried sind ira anon, ihre Ahnen, und
Altano, einer der Vorältern. In dem Sachsenspiegel wird dieses Wort in
allem Ernste von Anus, der Hintere, hergeleitet. Wachter läßt es von
der Partikel an, Frisch aber von dem Lat. Avus abstammen; das erste
ist zu künstlich, das letztere aber zu unwahrscheinlich. Vermuthlich
ist das Angels, eanian, gebären, das Stammwort, und im Türkischen
bedeutet Ana wirklich die Mutter. Wahrscheinlich ist auch das Lat.
Anus, eine alte Frau, damit verwandt, und in einigen Oberdeutschen
Gegenden ist eine Ahne noch jetzt eine alte Frau.
Ahnden (W3) [Adelung]
1. Ahnden, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, eine dunkele
Empfindung von einer künftigen Sache haben. Es wird auf gedoppelte Art
gebraucht. 1) Als ein persönliches Verbum. Was ahnden sie? was sagen
sie? Göthe. Ein kleiner Anfangs-versuch, an dem man aber, was noch
dahinten sey, ahnde und rathe, Herd. Daher haben denn auch einige das
Particip. Präs. gebraucht. Meine ahnende (ahndende) Angst hatte nicht
falsch geweissaget. Mit ahnender Betrübniß, Schleg. Da diese ganze
persönliche Form mehr Nieder- als Hochdeutsch ist, so gilt dieses
vornehmlich auch von dem Participio. 2) Am häufigsten unpersönlich,
mit der dritten Endung der Person. Es ahndet mir nichts Gutes, oder
mir ahndet nichts Gutes. Das hat mir lange geahndet. Meinem Herzen
ahndete ein Unglück. Es ahnt mir, Schlesien verliere seine Schwäne;
Ich sah sie, sah ich recht, vorlängst nach Norden fliehn, Günth. Anm.
Bey den Niedersachsen bedeutet es auch Empfindung, Begriffe von etwas
haben; z. B. das Kind ahnet die Schläge noch nicht, hat noch keine
Begriffe davon. Eben dieselben schreiben und sprechen gern ahnen, und
die gröbern Mundarten aunen, so wie sie das d und t in der Mitte
vieler andern Wörter aus Trägheit verschlucken; z. B. been, für beden,
oder Hochdeutsch bethen, döen, für tödten, höen, für hüten u. s. f.
Indessen ist es doch in diesem Worte bey ihnen nicht allgemein, denn
man findet bey ihnen auch aanden. Es ist also ein Fehler, wenn manche
Hochdeutsche die Niedersächsische Bequemlichkeit nachahmen und
gleichfalls ahnen schreiben und sprechen; zumahl da sogleich erhellen
wird daß das d zur Wurzel gehöret. Denn Frischens Ableitung von an,
und Ihre's von ohne, so daß die Emfindung des Mangels der Stammbegriff
sey, sind viel zu künstlich und unwahrscheinlich. Es ist vielmehr
glaublich, daß in dem vorhin gedachten Niedersächsischen aanden,
Begriff von etwas haben, empfinden, der Stammbegriff verborgen liegt,
und dann kann man mit Wachtern immer das alte Nordische Ande, Aund,
Geist, für das Stammwort annehmen, welches noch jetzt im Isländischen
Ond, im Dänischen aber Aand lautet. Ahnden kommt in der Bedeutung der
dunkeln Empfindung des Zukünftigen bey den Fränkischen und
Alemannischen Schriftstellern, so viel ich weiß, nicht vor, wohl aber
das gleichbedeutende Suanon, welches noch in Niedersachsen üblich ist,
S. Schwanen, ingleichen das folgende.
Ahnden (W3) [Adelung]
2. Ahnden, verb. reg. act. sein Mißfallen über eine Sache mit Worten
oder mit der That zu erkennen geben, eine Sache bestrafen. Das Böse
ahnden. Wollen wir diesen Schimpf nicht ahnden? Der Frevel muß an ihm
und an den Seinigen geahndet werden. Es ist hier von sehr weitem
Umfange, indem es alle Arten der Bestrafung von dem bloßen Verweise
an, unter sich begreift, und im letztern Falle im Oberdeutschen eine
gelindere Art des Verweises andeutet, als verweisen, obgleich eine
stärkere als vorhalten und ausstellen.
Anm. Das vorhin gedachte Aand,
Aund, bedeutet in den alten Mundarten nicht allein den Geist, die
Seele, das Gemüth, sondern auch alle stärkere Gemüthsbewegungen,
besonders aber, 1) des Zornes, des Eifers. So braucht Kero das
Hauptwort der Ando, für Zorn, Eifer. Wanda ih iz andon, wenn ich es
ahnde, d. i. bestrafe, Notker. Auf ir drey Haubtlewt tets ir andt,
Theuerd. Kap. 99. war sie zornig. 2) Der Unlust, des Mißfallens. Denn
mir das anndt thut, Theuerd. Kap. 58. es kränket mich. Herr mich
bedünckt euch thu ant Hierinn also zu liegen still, Ebend. Kap. 66. In
Baiern ist ahnti und ahndig noch jetzt mürrisch, verdrießlich, und in
den gemeinen Mundarten, besonders in Oberdeutschland, ist die R. A.
sehr gemein: es thut mir ahnd, es schmerzet mich. 3) Der Sehnsucht,
wohin die unter dem großen Haufen aller Provinzen Oberdeutschlandes so
bekannte R. A. gehöret: es thut mir ahnd um ihn oder nach ihm. Auch bey den alten Isländern findet man,
margum war ant heim, viele sehneten sich nach Hause. 4) Des
Wohlgefallens, obgleich etwas seltener. Were es unserm herren ande,
wäre es unsern Herren lieb, Minnes.Wachter, der für jede Bedeutung
eines Wortes so gern ein neues Stammwort annimmt, leitet ahnden in der
Bedeutung des Unwillens, der gerechten Bestrafung von and, ent, gegen,
wider, ab. Allein man sieht leicht, wie gekünstelt und gezwungen eine
solche Herleitung ausfallen muß. Braucht man für Aand, Aund, Geist,
Seele, noch ein Stammwort, so kann man es mit Herrn Ihre ganz füglich
zu dem Geschlechte des Griechischen - hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - und des Deutschen wehen rechnen; indem die Benennungen
des Geistes in den meisten Sprachen von dem Winde, und dem Athem
hergenommen sind, Aande auch im Dänischen noch jetzt Athem, und aande
athemen bedeutet. Da das erste a in allen diesen Wörtern gedehnt ist,
und in einigen Mundarten sogar in den Doppellaut au verwandelt worden:
so siehet man leicht, daß das h nach demselben nicht füglich
weggelassen werden könne.
Ahndung (W3) [Adelung]
Die Ahndung, plur. die -en, nach Maßgebung obiger beyder Zeitwörter.
1) Die dunkele Empfindung des Zukünftigen. Als unser Herz vielleicht
von trauriger Ahndung schlug, Dusch. Traurige Ahndungen verfolgen
mich, und die Nächte quälen mich mit fürchterlichen Träumen, Weiße. 2)
Thätige Erweisung des Mißfallens, Bestrafung, so wohl mit Worten, als
mit der That. Würde ich mir nicht selbst die schärfste Ahndung von
meiner Herrschaft zuziehen? Weiße. In dieser letzten Bedeutung ist der
Plural seltener.
Ähneln (W3) [Adelung]
+ Ähneln, ähnlich seyn, S. Ähnlichen.
Ahnen (W3) [Adelung]
Die Ahnen, S. Ahn.
Ahnenprobe (W3) [Adelung]
Die Ahnenprobe, plur. die -n, der Beweis, daß man von der
vorgeschriebenen Zahl von Ahnen abstamme. S. Ahn.
Ahnenrecht (W3) [Adelung]
Das Ahnenrecht, des -es, plur. inus. das Recht derer, welche viele
Ahnen zählen können, d. i. das Recht, welches die von erweislich altem
und unbeflecktem Adel genießen.
Ahnenzahl (W3) [Adelung]
Die Ahnenzahl, plur. inusit. die zur Erlangung gewisser Vorzüge
nothwendige Anzahl ebenbürtiger Ahnen.
Ahnfrau (W3) [Adelung]
Die Ahnfrau, plur. die -en. 1) In Oberdeutschland, die Großmutter,
wenn man derselben mit einer Art von Ehrerbiethung gedenket; in der
Oberpfalz die Fraula. 2) Unter den Ahnen eine Person weiblichen
Geschlechtes, doch auch nur, wenn man mit Ehrerbiethung von derselben
spricht. S. Ahn.
Ahnherr (W3) [Adelung]
Der Ahnherr, des -en, plur. die -en. 1) So wie das vorige, der
Großvater; in der Oberpfalz Herrla. 2) Einer aus den Ahnen. In beyden
Fällen nur alsdann, wenn man mit Achtung von demselben reden will. Den
großen Ahnherrn eines größern Urenkels, Raml. 3) Figürlich, auch ein
jeder Vorgänger in einer Kunst, Wissenschaft oder Sache. Phil. von
Zesen, der Ahnherr aller Neuerer in der Orthographie.
Ähnlich (W3) [Adelung]
Ähnlich, -er, -ste, adj. et adv. ein wenig gleich, mehrere
übereinstimmige Merkmahle habend; zum Unterschiede von gleich, wenn
alle Merkmahle überein stimmen. Das Gemählde ist ihm ziemlich ähnlich.
Der Sohn steht seinem Vater im geringsten nicht ähnlich. Das ist der
Wahrheit vollkommen ähnlich. Er ist ihm in den Sitten, in der Sprache
ähnlich. Das sieht ihm sehr ähnlich, ist seiner Art zu handeln, seiner
Gemüthsbeschaffenheit gemäß. Ein ähnlicher Fall ist mir noch nicht
vorgekommen. Es geschahe mir ein ähnlicher Antrag. Was hat man wohl
von einer ähnlichen Veränderung zu besorgen? In der Mathematik nennt
man Dinge ähnlich, wenn sie einerleyVerhältnisse haben, d. i. wenn
alles bis auf die Größe an ihnen einerley ist; gleich hingegen, wenn
auch die Größe einerley ist. Im gemeinen Leben hingegen werden gleich
und ähnlich sehr oft für einander gesetzt, S. Gleich.
Anm. Aus der
alten Oberdeutschen Schreibart, anachilihho bey dem Isidor, und
angelich noch bey dem Tschudi, erhellet, daß die letzte Hälfte dieses
Wortes lich oder gleich ist. In der ersten Hälfte haben schon Wachter
und Frisch das Vorwort an erkannt: nur haben sie dessen Nachdruck
verfehlet, wenn sie auf die Bedeutung des Ursprunges fallen.
Vielleicht leistet uns die Niedersächsische Mundart hier bessere
Dienste. Hier wird an häufig mit Adverbien und Adjectiven verbunden,
wenn nur etwas weniges von der Eigenschaft angedeutet werden soll, in
welchem Falle die Hochdeutschen ihr lich anzuhängen pflegen; z. B.
angelb, gelblich, anroth, röthlich, ansüß, füßlich, anhart, härtlich,
anreich, reichlich, ankleyig, ein wenig kleyig oder lettig, u. s. f.
Angleich oder ähnlich würde dem zu Folge ein wenig gleich bedeuten,
und dessen heutigen Gebrauch sehr gut ausdrucken. S. An
Anm. 7. An
wird in dieser Zusammensetzung zugleich gedehnt ausgesprochen, woraus
sich das seit langer Zeit hergebrachte h in ähnlich erklären läßt. Die
Niedersachsen haben dieses Beywort, so viel ich weiß, nicht,
ungeachtet anlic schon bey den Angelsachsen üblich war. Es scheint
auch im sechzehnten Jahrhunderte, wenigstens in einigen Oberdeutschen
Gegenden, fremd gewesen zu seyn, indem es in der Baseler Ausgabe des
neuen Testamentes Lutheri von 1523 mit in das Verzeichniß der
unbekannten Wörter gesetzt, und daselbst durch gleich erkläret wird.
Es scheinet, daß man von diesem Worte auch ein Verbum ahnen gehabt;
wenigstens läßt sich dieses Wort in der alten sprichwörtlichen R. A.
Gute Nahmen gerne ahnen, conveniunt rebus nomina saepe suis, am besten
hierher rechnen.
Ähnlichen (W3) [Adelung]
+ Ähnlichen, verb. reg. neutr. mit haben, ähnlich seyn; nur im
gemeinen Leben, wo man dafür auch ähneln hat.
Ähnlichkeit (W3) [Adelung]
Die Ähnlichkeit, plur. die -en. 1) Die Übereinstimmung mehrerer
Merkmahle; ohne Plural. Dieß Gemählde hat viel Ähnlichkeit mit ihm.
Die Ähnlichkeit zwischen beyden ist so groß eben nicht. 2) Mehrere
überein stimmende Merkmahle selbst. Das sind Ähnlichkeiten, die einem
jeden in die Augen fallen.
Ahorn (W3) [Adelung]
Der Ahorn, des -es, plur. die -e, oder der Ahornbaum, des -es, plur.
die -bäume, ein Baum, der zu den harten Laubhölzern gehöret; Acer, L.
Er hat ein hartes und weißes Holz, und ist aus Asien über Griechenland
und Italien nach Deutschland gekommen, wo er jetzt in den Wäldern,
doch nur noch einzeln wächst. Wegen seines angenehmen Schattens und
geraden Stammes ist er in den Spaziergängen sehr beliebt. - Im stillen
Schatten des Ahorns Ruht, ungerühmt von panegyrischem Marmor, Des
Weisen Aschenkrug, Zach.
Anm. 1. Der Deutsche Nahme dieses Baumes ist
vermittelst einer nicht ungewöhnlichen Verwechselung des c mit dem h
aus dem Latein. Acer, gebildet. Luthers Plural Ahörnen, Sir. 24, 19.
ist ganz ungewöhnlich. In den Slavonischen Mundarten heißt dieser Baum
Gawor.
Anm. 2. Man kennet in den Deutschen Wäldern fünf Arten dieses
Baumes. 1) Den gemeinen weißen Ahorn, der grün-gelbliche Blumen, eine
weißliche Rinde und das weißeste Holz hat, und dessen Blätter auf der
untern Seite weißgrau und mit einer zarten Wolle bedeckt sind. Er wird
in den gemeinen Mundarten auch Anchore, Amhorn, die Ohre, in Thüringen
und Franken, die Ehre und Arle, in Schlesien die Urle, in Sachsen,
wegen des vornehmsten Gebrauches, der davon gemacht wird,
Spindel- oder Spillenholz, in der Schweiz Waldäsche und Steinahre, und
in andern Gegenden Geißbaum genannt. 2) Der gemeine Ahorn mit
scheckigen Blättern. 3) Die Lehne ( S. dieses Wort,) welche in Norden
und Niedersachsen häufig wächst, eine weiße glatte Rinde, und ein
hartes und zähes Holz hat, welches aber nicht so weiß und fein ist,
als an dem vorigen. 4) Die Lehne mit scheckigen Blättern, welche eine
bloße Abänderung der vorigen ist. 5) Der kleine Deutsche Ahorn,
welcher kleine, unten hellgrüne, oben aber dunkle Blätter und eine
gelbbraune Rinde hat, und unter dem Nahmen des Masholders, oder der
Maserle am bekanntesten ist; S. Masholder.
Ahornlaus (W3) [Adelung]
Die Ahornlaus, plur. die -läuse, eine Art Blattläuse, welche auf den
Ahornarten angetroffen werden; Aphis aceris, L.
Ahornen (W3) [Adelung]
Ahornen, adj. et. adv. aus Ahornholze verfertigt, zum Ahornbaume
gehörig; im Hochdeutschen sehr ungewöhnlich.
Ahornzucker (W3) [Adelung]
Der Ahornzucker, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten oder
Quantitäten, ut nom. sing. Zucker, welcher aus dem Safte des
Ahornbaumes, besonders des weißen, gesotten wird.
Ahre (W3) [Adelung]
+ Die Ahre, oden Ähre, plur. die -n, ein Nahme, der in den gemeinen
Mundarten auch dem Ahorne gegeben wird; S. dieses Wort.
Ähre (W3) [Adelung]
1. * Die Ähre, plur. die -n, ein nur in einigen Provinzen, z. B. in
Thüringen, Franken und am Ober-Rheine, übliches Wort, den Platz in
einem Hause unmittelbar nach der Hausthüre, aus welchem man in die
Zimmer tritt, zu bezeichnen; die Hausflur, das Vorhaus. In einigen
Gegenden Ern, im mittlern Lat. Oriolum, und Era, welches aber auch
eine Tenne bedeutet. Es ist mit dem Lat. Area verwandt, woraus aber
nicht folget, daß es unmittelbar davon abstamme.
Ähre (W3) [Adelung]
2. Die Ähre, plur. die -n. Diminutiv. das Ährchen, der oberste Theil der
Halmen an den Grasarten, besonders an den Getreidearten, welcher der
Sitz der Blüthe und des Samens ist. Ähren bekommen, oder gewinnen. Das
Korn fängt an in die Ähren zu schießen, es gehet in die Ähren, wenn
die Ähren aus ihren Schoßbälgen hervor kommen. Ähren lesen, auslesen,
sammeln, in Schwaben klauben, ein Hülfsmittel armer Leute, nach
abgeschnittenen und aufgebundenen Getreide, die übrig gebliebenen
Ähren aufzusammeln. Daher die Ährenlese, oder Halmlese, und der
Ährenleser, oder Halmleser. Dort schwimmen die Westwinde auf der
grünen Fläche der ährenvollen Gefilde, Dusch. In der Kräuterkunde
heißt eine Ähre, eine jede Sammlung von Blüthen, welche entweder ohne,
oder mit sehr kurzen angedrückten Stängeln an dem Hauptstängel
sitzen.
Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. Aar, Are, und im Holländ.
Are. Viele rechnen es mit zu dem Geschlechte, zu welchem ären,
pflügen, Arbeit in Ansehung seiner ersten Sylbe, Ärnde, Jahr, und noch
andere gehören. Allein wenn man bedenket, daß dieses Wort in allen
alten Mundarten in der Mitte eine starke Aspiration hatte, wie aus dem
Angels. Aechir, woraus nachmals Ear zusammen gezogen worden, dem
Gothischen Ahs, dem heutigen Dänischen Ax, und dem alten Alemann. Ahir
(denn diese sprachen das h wie das heutige ch aus) und dem heutigen
Oberschwäbischen Aher erhellet; so wird man Wachtern gerne beyfallen,
wenn er behauptet, daß in dieser Benennung zunächst auf die Agen,
Acheln oder Grannen an den Fruchtähren gesehen worden, und daß man
daher dieses Wort auch zu Agen, Ahle, Ecke, und so vielen andern
dieses Geschlechts rechnen müsse. Bey den Wenden in Krain bedeutet
Ersh, Korn, Dinkel.
Ähren (W3) [Adelung]
Ähren, verb. reg. act. von dem vorigen, Ähren sammeln, oder auflesen,
welches an einigen Orten auch nachähren genannt wird. In
Oberdeutschland sagt man, sich ähren, von dem Getreide, wenn es Ähren
bekommt, oder in die Ähren schießt.
Ähren (W3) [Adelung]
Ähren, pflügen, S. Ären.
Ährenfisch (W3) [Adelung]
Der Ährenfisch, des -es, plur. die -e, ein kleiner Seefisch, dessen
viele Gräten den Spitzen der Ähren gleichen; Stechfisch, Atherina
Hepsetus, L. in Italien Anguella.
Ährenfrucht (W3) [Adelung]
Die Ährenfrucht, plur. die -früchte, eine jede Frucht, welche in
Ähren erzeiget wird, im Gegensatze der Hülsenfrüchte.
Ährengebund (W3) [Adelung]
Das Ährengebund, des -es, plur. die -bünde, in der Landwirthschaft
besonders in Obersachsen, Strohbünde, welche von dem kürzesten Strohe
des ausgedroschenen Getreides gemacht, und zur Fütterung gebraucht
werden; Wirrbünde, und nach einer verderbten Aussprache Wurmbünde,
weil sie aus verworrenen Strohe bestehen, welches in Obersachsen
Wirrstroh, in Niedersachsen aber Krummstroh genannt wird.
Ährenkranz (W3) [Adelung]
Der Ährenkranz, des -es, plur. die -kränze, ein aus Kornähren
geflochtener Kranz, der an einigen Orten an dem Erntefeste dem Herrn
der Ernte in ländlich feyerlichem Gepräuge überreicht wird. Sprich
selbst, ist nicht ein Ährenkranz mehr als ein Lorber werth? Weiße. S.
Erntekranz.
Ährenlese (W3) [Adelung]
Die Ährenlese, plur. inusit. S. Ähre.
Ährenmonath (W3) [Adelung]
Der Ährenmonath, S. August.
Ährensieb (W3) [Adelung]
Das Ährensieb, des -es, plur. die -e, ein stehendes Sieb, vermittelst
dessen das ausgedroschene Getreide durchgesiebt, und von den Ähren
oder Agen geschieden wird; an andern Orten eine Kornfege, Fege oder
Werfte, und in Obersachsen eine Kornrolle oder Kolle.
Ährenstein (W3) [Adelung]
Der Ährenstein, des -es, plur. die -e, ein Nahme, welcher in
Steiermark einer Art von Asbest gegeben wird, dessen Fäden Ähren
vorstellen; Spreustein, Asbestus acerosus.
Ährenweiderich (W3) [Adelung]
Der Ährenweiderich, des -s, plur. inusit. eine Art Weiderichs, dessen
purpurrothe oder blaue Blumen in Gestalt einer Ähre zusammengesetzt
sind. Er wächst in den Europäischen Sümpfen, und wird für ein gutes
Heilkraut gehalten; Blutkraut, rother Weiderich, Lythrum Salicaria, L.
Ährenwurm (W3) [Adelung]
Der Ährenwurm, des -es, plur. die -würmer, ein kleiner Wurm, der
innerhalb der Blätterhülsen der Getreidehalmen liegt, und den Stiel
aussaugt, worauf die Ähren weiß und abgezehret werden. Befindet er
sich in der Gerste, so wird er der Gerstenwurm genannt.
Ährig (W3) [Adelung]
Ährig, adj. et adv. welches aber nicht allein, sondern nur in den
Zusammensetzungen kurzährig, vollährig, langährig, kleinährig u. s. f.
üblich ist, die verschiedenen Beschaffenheiten der Ähren am Getreide
auszudrucken.
Ahrt (W3) [Adelung]
Die Ahrt, aratio, mit den Zusammensetzungen dieses Wortes, S. Art.
Ai (W3) [Adelung]
Ai, ein Doppellaut der Oberdeutschen, welcher von ihnen gemeiniglich
in der Gurgel gebildet wird, und daher für einen Hoch- und
Niederdeutschen unangenehm klinget. Da die südlichen Oberdeutschen
diese Gurgellaute sehr lieben, so sprechen sie fast alle ei wie ai
aus, Bain, Stain, ain, und in den gröbsten Mundarten gar wie oi,
gleichfalls tief aus der Gurgel gehohlt. Daß diese Aussprache ein
bloßer Provinzial-Fehler ist, sahe schon der berühmte Hieronymus Wolf
in der 1556 ohne Beyfügung seines Nahmens heraus gegebenen Schrift, de
orthographia Germanica ac potius Suevica ein, und rieth daher das ai
ganz zu verbannen, welches denn auch nach und nach in der
Hochdeutschen Mundart geschahe, und mit desto größerm Rechte geschehen
konnte, da es in den meisten Fällen der Abstammung widerspricht. In
einigen wenigen behielt man es, theils um des verjährten Ge-
brauches willen, wie in Kaiser, theils aus etymologischen Gründen, wie
in Hain und Kain, wovon das erstere aus Hagen zusammen gezogen, das
letztere aber mit Rand eines Geschlechtes ist; theils zur
Unterscheidung einiger gleich lautender Wörter, wie in Waise,
orphanus, Saite, chorda. In andern legte man es nach und nach ab, und
aichen, vom dem Gemäße, laichen, Froschlaich, Aimer, maischen, Getraide, Haide für Wald, Waitzen, welche noch am längsten damit
geschrieben wurden, sind jetzt mit einem ei am üblichsten. Laie, Waid,
Isatis, Main, Mainz und andere sind theils fremde Wörter, theils
eigene Nahmen, welche sich an keine Regel binden. Laib, ein ganzes
Brot, und Fraiß sind ohnehin Oberdeutsche Wörter, welche im
Hochdeutschen nicht üblich sind. Wenn nun aber dieser Doppellaut
gleich in manchen Wörtern von den Hochdeutschen beybehalten worden, so
haben sie doch dessen unangenehme Aussprache durch die Gurgel nicht
mit aufgenommen, sondern sie sprechen ai fast so wie ei aus. S. auch
Ay. Unverantwortlich ist es, wenn man diesen den Hochdeutschen fremden
Doppellaut dazu mißbrauchen will, gewisse Unterschiede in der
Bedeutung, auch bey einem unläugbar gemeinschaftlichen Ursprunge,
damit zu bezeichnen, und solches gar zu einer grammatischen Regel zu
machen, wie man mit Laib, baitzen, Waidwerk u. a. versucht hat. S.
diese Wörter.
Aichen (W3) [Adelung]
Aichen, mit seinen Zusammensetzungen, S. Eichen.
Aigelbeere (W3) [Adelung]
Die Aigelbeere, S. Heidelbeere. 1.
Aimer (W3) [Adelung]
Aimer, S. Eimer.
Aja (W3) [Adelung]
Die Aja, plur. die Aja's, ein Spanisches und nur an einigen Höfen
übliches Wort, die Hofmeisterinn eines fürstlichen Kindes zu
bezeichnen.
Akademie (W3) [Adelung]
Die Akademie, plur. die -n, aus dem Griechischen - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, überhaupt ein Ort, wo sowohl
Wissenschaften als auch Künste und Leibesübungen gelehret werden.
Besonders, 1) eine hohe Schule oder Universität, weil das Landgut vor
Athen, wo Plato ehedem die Weltweisheit lehrete, diesen Nahmen führte.
Auf die Akademie gehen, nach einer hohen Schule reisen. Seine
Lebenszeit auf Akademien zubringen. Von der Akademie zu Hause kommen,
wo man im gemeinen Leben auch wohl im Plural sagt, von Akademien zu
Hause kommen. 2) Eine Gesellschaft gelehrter Männer, welche sich unter
landesherrlichem Schutze zu gewissen Zeiten versammeln, eine oder
mehrere Wissenschaften zu bearbeiten. Diese Art von Akademien entstand
zuerst in Italien, wo Cosmus, der erste Beherrscher zu Florenz, der
einen Griechen mehrmahls die Platonische Philosophie vortragen hörte,
zuerst auf den Gedanken kam, eine solche Akademie für die Platonische
Philosophie zu stiften, welche sein Enkel, Laurentius der prächtige
nachmahls in Ordnung brachte. Eine Akademie der Wissenschaften.
Ingleichen der Ort, wo sich eine solche Gesellschaft versammelt. In
die Akademie gehen. 3) Eine Kunst- und Ritterschule, ein Ort, wo
entweder ritterliche Übungen, oder auch einzelne freye Künste gelehret
und geübet werden. So hat man Ritter-Akademien, Akademien der Mahler,
der Bildhauer, der Tonkünstler, des Ackerbaues, und in Frankreich
sogar der Wundärzte. 4) An einigen Oberdeutschen Höfen heißt auch die
Versammlung bey Hofe, wo Concert und Spiel ist, eine Akademie;
vermuthlich nach dem Italienischen und Französischen, wo alle
öffentliche Örter, wo Musik gehalten, oder in Karten und mit Würfeln
gespielet wird, Akademien genannt werden. 5) Bey den Mahlern sind
Akademien und Studien nackte Figuren, welche entweder nach der Natur
oder nach einem Modelle gezeichnet werden.
Anm. Im Plural sollte dieses
Wort Akademieen geschrieben werden. Allein, den Übelstand der auf
einander folgenden zwey e zu vermeiden, läßt man das eine weg, und
spricht es dennochfünfsylbig aus. Daher akademisch, zu einer Akademie
gehörig, in derselben gegründet; der Akademist, des -en, plur. die
-en, der in einer Akademie der Künste unterrichtet wird. Das
Substantiv ein Akademiker, ein Mitglied einer Akademie der
Wissenschaften, ingleichen ein Student, welches einige von Academicus
einführen wollen, hat bisher noch nicht allgemeinen Beyfall
gefunden.
Akeley (W3) [Adelung]
1. Die Akeley, plur. die -en, eine Pflanze, welche sich durch ihre
schöne Blume auszeichnet, und daher in den Gärten geliebt wird;
Aquilegia, L.
Anm. Die Sprachforscher und Kräuterkenner haben sich
wenig um die Abstammung des Nahmens dieser Pflanze gekümmert. Im
Oberdeutschen heißt sie Agley, und dieß, nebst ihrem Lateinischen
Nahmen, könnte leicht die Muthmaßung erregen, daß sie von der Stadt
Aquileja in Histerreich benannt worden, welche bey den Deutschen
Schriftstellern der mittlern Zeiten mehrmahls Agley genannt wird.
Allein es scheint vielmehr, daß mit ihrem Nahmen auf die spitzigen und
gekrümmten Honigbehältnisse gezielet worden. Agaleia war bey den alten
Alemannen der Nahme des Rhamnus, ohne Zweifel auch wegen der Dornen,
womit derselbe besetzt ist, und Egle, Eglan, hieß bey den
Angelsachsen, eine jede dünne Spitze, besonders die Grannen an den
Getreideähren, S. Age und Igel. Der Französische Nahme dieser Pflanze
ist Ancolie, und dieser soll gleichfalls die krummen, einem
Adlerschnabel ähnlichen Saftbehältnisse ausdrucken. An einigen Orten
Deutschlands soll diese Pflanze auch Adlersblume, Glocken,
Glockenblume und Schafgarte genannt werden.
Akeley (W3) [Adelung]
2. Akeley, eine Art Weißfische, S. Ukeley.
Akustik (W3) [Adelung]
Die Akustik, plur. car. aus dem Griech. und Lat. Acustica, in der
Mathematik und Physik, die Lehre von dem Schalle und Tone, die
Gehörlehre. Daher akustisch, adj. et adv. in derselben gegründet.
Akustische Werkzeuge, die Wirkung des Schalles auf das Gehör zu
verstärken, dergleichen z. B. das Hörrohr ist.
Alabaster (W3) [Adelung]
Der Alabaster, des -s, plur. doch nur von mehrern Arten, ut nom.
sing. ein feiner Gypsstein, der nur eine matte Politur annimmt, und
gemeiniglich weiß, oft aber auch gelb, grün, grau, roth oder bunt ist.
Da einige Arten dieses Steines von einer sehr schönen weißen Farbe
sind, so bedienet man sich desselben im gemeinen Leben, ein blendendes
Weiß auszudrucken. Hände, so weiß wie ein Alabaster.
Anm. Der Nahme ist
aus dem Griechischen - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -,
obgleich die Alten eine ganz andere Steinart, und gemeiniglich weißen
Marmor unter diesem Nahmen verstanden. An den Orten, wo der Alabaster
gebrochen wird, bekommt derselbe von seiner Farbe und Bildung
allerley, und oft sehr wunderliche Nahmen. Denn da hat man den
Tigerstein, den Cyper-Katzenstein, den Sonnenstein, den Nußholzstein,
den Forellenstein, den Fliegenstein, den Schöne-Mädchenstein, den
Wurststein u. s. f.
Alabasterbruch (W3) [Adelung]
Der Alabasterbruch, des -es, plur. die -brüche, ein Ort, wo Alabaster
gebrochen wird.
Alabasterdruse (W3) [Adelung]
Die Alabasterdruse, plur. die -n, im Hohensteinischen, ein Alabaster,
in welchem die ablaufenden Regengüsse Spalten und Risse verursacht
haben, so daß er wie eine Druse aussieht.
Alabasterer (W3) [Adelung]
Der Alabasterer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Künstler, welcher
allerley schöne Arbeiten aus natürlichem so wohl als nachgemachtem
Alabaster verfertiget, dergleichen besonders in Nürnberg anzutreffen
sind.
Alabastergyps (W3) [Adelung]
Der Alabastergyps, des -es, plur. inusit. ein Gyps, welcher aus
Alabaster gebrannt wird.
Alabastern (W3) [Adelung]
Alabastern, ad. et adv. 1) Aus Alabaster bereitet; doch nur selten.
2) Dem Alabaster an Weiße ähnlich. Alabasterne Hände.
Alabastersalbe (W3) [Adelung]
Die Alabastersalbe, plur. die -n, in den Apotheken, eine Salbe, zu
welcher gepülverter Alabaster kommt, und welche ehedem häufig wider
Kopf- und Rückenschmerzen gebraucht wurde, daher sie auch Kopfsalbe
und Rücksalbe, genannt wird; Unguentum alabastrinum.
Alabasterstein (W3) [Adelung]
Der Alabasterstein, des -es, plur. die -e, bey einigen so viel als
Alabaster.
Alabastrit (W3) [Adelung]
Der Alabastrit, des -en, plur. die -en, aus dem Griechischen und
Lateinischen Alabastrites, eine Art Alabaster, welche undurchsichtig,
und härter ist, als der gemeine.
Alant (W3) [Adelung]
1. Der Alant, des -es, plur. die -e, der Nahme eines weißlichen eßbaren
Flußfisches, welcher mehr Gräten als der Brachsen, auch keinen so
guten Geschmack, breite silberfarbene Schuppen, einen großen Kopf und
ein weites Maul hat. Wegen des großen Kopfes, wird er im Latein. auch
Capito fluviatilis, ingleichen Cephalus, sonst aber Squalus major, in
mittlern Lat. Helna, bey dem Linne aber Cyprinus Cephalus genannt.
Seine Floßfedern sind roth, sein Fleisch aber ist fett und weich. Er
leichet im May und Junius. Dieser Fisch wird in der Mark Brandenburg
Alant, Gäse oder Göse, und Döbel, in Sachsen Diebel und Alten, in
Meißen Alte, Elte, Altfisch, in Oberdeutschland und der Schweiz Alet
und Alant, in Schlesien Alat, am Rheinstrome Diebel, Alte und Elte, in
Elsaß Mäuser, weil er die Wassermäuse verschlingt, zu Strasburg Forn
oder Furn, in Böhmen aber Hlawe genannt, und ist vermuthlich nur eine
Abänderung von dem Fische, der in Oberdeutschland Hassel, bey dem
Pictorius Squalus minor, in Niedersachsen Häseling, Dänisch Hässel und
Hesseling, bey dem Linne aber Cyprinus Dobula heißt. S. Döbel und
Hassel.
Alant (W3) [Adelung]
2. Der Alant, des -es, plur. inusit. eine Pflanze, welche bey uns wild
wächset, und deren Wurzel einen starken gewürzhaften Geruch und einen
scharfen bittern Geschmack hat; Inula Helenium, L. Ital. Enola, Franz.
Aunee; Dän. Ellens-Roed. Den Nahmen Helenium soll sie von der
Helenen-Insel haben, von welcher sie zuerst nach Europa gebracht
worden, und aus diesem Lateinischen Nahmen soll auch der Deutsche
Nahme Alant entstanden seyn. Inula, quam rustici Alam vocant, herba
est radice aromatica, odoris summi cum leni acrimonia, heißt es aber
schon bey dem Papias, der lange vorher lebte, ehe die St.
Helenen-Insel 1502 von den Portugiesen entdeckt wurde.
Alantbeere (W3) [Adelung]
Die Alantbeere, plur. die -n, ein Nahme der schwarzen Johannis-Beere
und ihres Strauches, vermuthlich weil sie an herben Geschmacke und
widerlichen Geruche dem Alante gleichet. Aalbeere, Ahlbeere, Nieders.
Albesing, Holl. Aelbesien sind verderbte Sprech- und Schreibarten des
obigen Nahmens.
Alantbier (W3) [Adelung]
Das Alantbier, des -es, plur. inusit. ein Bier, welches mit einem
Zusatze von Alantwurzel gebrauet worden, um es dadurch zu einer
Arzeney zu machen.
Alantwein (W3) [Adelung]
Der Alantwein, des -es, plur. inusit. ein Wein, der mit Alantwurzel
gegoren hat.
Alarm (W3) [Adelung]
Der Alarm, des -es, plur. die -e, aus dem Franz. Alarme, und dieß aus
dem Ital. all'arme, woraus sich auch die Schreibart Allarm
vertheidigen läßt. Eigentlich das Geschrey, zu den Waffen zu greifen,
das Lärmgeschrey, und in weiterer Bedeutung im gemeinen Leben, Tumult,
Lärm. S. Lärm. Daher + alarmiren oder allarmiren, durch Lärm
beunruhigen.
Alaun (W3) [Adelung]
Der Alaun, des -es, plur. von mehrern Arten, die -e, ein zusammen
ziehendes Erdsalz, welches aus Verbindung der Vitriolsäure mit einer
thenartigen Erde entstehen soll. Alaun sieden, durch Sieden und
Auslaugen aus den Alaunerzen Alaun bereiten. Den Alaun anschießen
lassen. Gesottener, gegrabener, oder gediegener Alaun.
Anm. Alaun, in
der Schweiz Alet, Nieders. Aluun, Holl. Aluyn, Dän. und Schwed. Alun,
Engl. Allum, Allom, Franz Alun, sind von dem Lat. Alumen, und dieß von
dem Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image -, weil Plinius dieses Mineral
ausdrücklich Salsuginem terrae nennet. Den Plural gebraucht man im
Handel und Wandel sehr häufig, und oft ohne Noth, theils von mehrern
Quantitäten, theils völlig Statt des Singulars: Alaune sieden, die
Alaune anschießen lassen, die Alaune reinigen, verwahren, u. s. f.
Alaunartig (W3) [Adelung]
Alaunartig, -er, -ste, adj. et adv. etwas von dem Alaune an sich
habend, nach Alaun schmeckend. Alaunartiges Wasser. Alaunartige Erde.
Alaunbergwerk (W3) [Adelung]
Das Alaunbergwerk, des -es, plur. die -e, ein Ort, wo gediegener
Alaun, oder doch Alaunerz auf bergmännische Art gewonnen wird.
Alaunblumen (W3) [Adelung]
Die Alaunblumen, sing. inus. bey den Alaunsiedern, das weiße Salz,
welches an den Alaunerzen, wenn sie lange genug gewittert haben,
ausschlägt.
Alaunbruch (W3) [Adelung]
Der Alaunbruch, des -es, plur. die -brüche, ein Ort, wo Alaun oder
alaunhaltige Steine gebrochen werden.
Alaunbrühe (W3) [Adelung]
Die Alaunbrühe, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die -n, die
Brühe von Alaun, womit die Weißgärber das Leder gar machen; die
Garbrühe.
Alaunen (W3) [Adelung]
Alaunen, verb. reg. act. bey verschiedenen Handwerkern, mit Alaun
versehen, mit Zuthuung des Alaunes zubereiten. So werden bey den
Färbern, Papiermachern und Kupferdruckern die Zeuge, Papiere u. s. f.
alaunet, wenn sie mit aufgelösetem Alaune gesotten, oder in denselben
eingeweichet werden. Da alle aus fremden Sprachen entlehnte Zeitwörter
die Sylbe ge, als das Merkmahl der vergangenen Zeit, nicht annehmen,
so gilt solches auch von diesem Zeitworte, obgleich einige gealaunt
für alaunet sagen.
Alaunerde (W3) [Adelung]
Die Alaunerde, plur. von mehreren Arten oder Quantitäten, die -n. 1)
Eine Erde, welche Alaun in sich enthält. 2) Diejenige Erde, welche
einen Bestandtheil des Alaunes selbst ausmacht, und nach einigen kalk-
nach andern aber thonartig ist.
Alaunerz (W3) [Adelung]
Das Alaunerz, des -es, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, die
-e, ein jedes Mineral, aus welchem Alaun gesotten werden kann.
Alaunfaß (W3) [Adelung]
Das Alaunfaß, des -sses, plur. die -fässer, in den Alaunwerken, ein
Faß, in welchem die Sode zu Alaun-Krystallen anschießet.
Alaungar (W3) [Adelung]
Alaungar, adj. et adv. bey den Lederbereitern, so viel als weißgar,
weil diese Gare mit Alaun und Salz hervor gebracht wird. Alaungares
Leder, Alaungarleder, oder Alaunleder, weißgares Leder.
Alaungärber (W3) [Adelung]
Der Alaungärber, des -s, plur. ut nom. sing. eine Art Gärber, welche
das Leder auf Ungarische Art mit Alaun und Talg zubereiten, und von
den Weißgärbern noch verschieden sind; Franz. Ongrieurs.
Alaungeist (W3) [Adelung]
Der Alaungeist, des -es, plur. inusit. in der Chymie, ein aus dem
Alaune destillirter Vitriolgeist.
Alaungrube (W3) [Adelung]
Die Alaungrube, plur. die -n, eine Grube, in welcher entweder
gediegener Alaun oder Alaunerz gebrochen wird; der Alaunbruch.
Alaunhaltig (W3) [Adelung]
Alaunhaltig, -er, -ste, adj. et adv. Alaun in sich enthaltend.
Alaunhaltige Erde, alaunhaltiges Holz, alaunhaltiges Wasser.
Alaunhaufen (W3) [Adelung]
Der Alaunhaufen, des -s, plur. ut nom. sing. in den Alaunhütten, das
auf einen Haufen geschüttete Alaunerz, welches zur Hervorbringung des
Alaunmehles mit Wasser begossen wird.
Alaunholz (W3) [Adelung]
Das Alaunholz, des -es, plur. inusit. 1) Ein Nahme, welchen man
alaunhaltigen Steinkohlen beyzulegen pfleget, weil sie einem
halb zerstörten Holze nicht unähnlich sehen. 2) Gegrabenes Holz,
welches von einem Alaunsalze durchdrungen ist.
Alaunhütte (W3) [Adelung]
Die Alaunhütte, plur. die -n, das Gebäude auf einem Alaunwerke, in
welchem die Alaunlauge gemacht und eingesotten wird. In weiterer
Bedeutung, der Inbegriff aller zu dem Alaunsieden gehörigen Gebäude;
die Alaunsiederey, das Alaunwerk.
Alaunig (W3) [Adelung]
+ Alaunig, adj. et adv. wie alaunhaltig. Alauniges Wasser, alauniger
Schiefer, alaunige Steine.
Alaunkessel (W3) [Adelung]
Der Alaunkessel, des -s, plur. ut nom. sing. in den Alaunhütten, ein
bleyerner Kessel, worin die alaunhaltige Lauge eingesotten wird; die
Alaunpfanne.
Alaunkies (W3) [Adelung]
Der Alaunkies, des -es, plur. die -e, ein Schwefel- oder Vitriolkies,
welcher zugleich Alaun in sich enthält.
Alaunlauge (W3) [Adelung]
Die Alaunlauge, plur. von mehrern Arten oder Quantitäten, die -n, in
den Alaunhütten, die aus den Alaunerzen gezogene Lauge, welche hernach
eingesotten wird, um das Anschießen des Alaunes zu befördern.
Alaunleder (W3) [Adelung]
Das Alaunleder, des -s, plur. inusit. bey den Lederarbeitern,
weißgares Leder, oder solches, welches mit Alaun und Salz gar gemacht
worden. S. Alaungar.
Alaunmehl (W3) [Adelung]
Das Alaunmehl, des -es, plur. inusit. 1) Der Bodensatz, welcher nach
dem Sieden der Alaunlauge, und nach der Anwendung des Niederschlages,
sich in Gestalt eines Mehles setzet. 2) Alaun in Gestalt eines Mehles,
welcher sich auf die verwitterten Alaunerze ansetzet; die Alaunblumen.
Alaunmutter (W3) [Adelung]
Die Alaunmutter, plur. die -mütter, eine jede Erd- oder Steinart, so
fern sich in derselben Alaun erzeuget.
Alaunpfanne (W3) [Adelung]
Die Alaunpfanne, S. Alaunkessel.
Alaunquelle (W3) [Adelung]
Die Alaunquelle, plur. die -n, eine Quelle, deren Wasser aufgelöseten
Alaun bey sich führet.
Alaunschiefer (W3) [Adelung]
Der Alaunschiefer, des -s, plur. ut nom. sing. ein Schiefer, welcher
Alaun in sich enthält, und das gemeinste Alaunerz ist.
Alaunsieder (W3) [Adelung]
Der Alaunsieder, des -s, plur. ut nom. sing. ein
landwirthschaftlicher Handwerksmann, welcher die Kunst verstehet, den
Alaun aus den Alaunerzen zu sieden.
Alaunsiederey (W3) [Adelung]
Die Alaunsiederey, plur. die -en. 1) Diejenige Anstalt, wo solches
geschiehet; das Alaunwerk. 2) Die Wissenschaft, den Alaun mit Vortheil
aus seinen Erzen zu sieden; ohne Plural.
Alaunstein (W3) [Adelung]
Der Alaunstein, des -es, plur. die -e, eine jede Steinart, aus
welcher Alaun gesotten werden kann.
Alaunwasser (W3) [Adelung]
Das Alaunwasser, des -s, plur. ut nom. sing. von mehrern Arten, ein
Wasser, in welches Alaun aufgelöset worden, es mag solches von der
Natur, oder durch die Kunst geschehen seyn.
Alaunwerk (W3) [Adelung]
Das Alaunwerk, des -es, plur. die -e, eine Anstalt, in welcher Alaun
gesotten wird.
Alaunzucker (W3) [Adelung]
Der Alaunzucker, des -s, plur. von mehrern Arten und Quantitäten, ut
nom. sing. in den Apotheken, ein Alaun, der mit Eyweiß und Rosenwasser
in Gestalt kleiner Zuckerhüte geformet wird, und von dem Zucker weiter
nichts als die Gestalt hat; auch Zuckeralaun.
Albatroß (W3) [Adelung]
Der Albatroß, des -ssen, plur. die -ssen, ein ausländischer Nahme
einer Art Wasservögel, welche zu Klein's dreyzehigen Patschfüßen
gehören, und sich am Vorgebirge der guten Hoffnung aufhalten; die
Johannis-Gans, Plautus Albatrus, Kl.
Albe (W3) [Adelung]
Die Albe, der Alben, S. Albule.
Albeln (W3) [Adelung]
+ Albeln, verb. reg. neutr. mit haben, welches nur in einigen
Gegenden Obersachsens üblich ist, und von den Bienen gebraucht wird,
matt und kraftlos werden; ingleichen aus der Art schlagen. Daher
ausalbeln, ausarten.
Alber (W3) [Adelung]
* Die Alber, plur. die -n, oder der Alberbaum, des -es, plur. die
-bäume, ein Oberdeutscher Nahme des weißen Pappelbaumes, oder der
Weißpappel, Populus alba, L. welcherohne Zweifel aus dem Lateinischen
Worte albus entstanden ist; weil dieser Baum nicht nur eine weiße
Rinde hat, sondern dessen Blätter auch auf der untern Seite weiß sind.
Um eben dieses Umstandes willen, wird er im Ital. auch Albare, im
Span. Alber, im Holl. Alberboom, Albboom, und im Engl. Abeltree
genannt. In den gemeinen Deutschen Mundarten lautet dieser Nahme
Abelen, Abelke, Albe, Belle, Tabelke, Alaprobst, u. s. f. In
Österreich hingegen wird nur die schwarze Pappel Alber genannt.
Alberbrosse (W3) [Adelung]
* Die Alberbrosse, oder Alberknospe, plur. die -n, der Oberdeutsche
Nahme der Pappelaugen, oder Pappelknospen, welches S. Die letzte
Hälfte des ersten Wortes ist das Oberdeutsche Brosse, eine Knospe, S.
Bröschen.
Alberkeit (W3) [Adelung]
Die Alberkeit, plur. die -en, von dem folgenden Beyworte albern, so
wohl die alberne Beschaffenheit einer Sache, ohne Plural, als auch
alberne Handlungen selbst. Es ist indessen im Hochdeutschen nicht so
gewöhnlich, als das gleich bedeutende Hauptwort, Albernheit.
Albern (W3) [Adelung]
Albern, -er, -ste, - adj. et adv. 1) * Ein widerwärtiges
ausländisches, fremdes Ansehen habend; eine längst veraltete
Bedeutung, welche aber doch die erste ist, wie aus der
Anm. erhellet.
2) Den Absichten, den Umständen, und in weiterer Bedeutung der
gesunden Vernunft in einem hohen Grade unangemessen, ungereimt. Albern
reden, handeln. Ein albernes Geschwätz. Ein alberner Mensch, im
gemeinen Leben Meißens, ein Alberling. Es klingt zu albern, wenn ich
ihnen auf Deutsch sagen wollte, daß ich sie liebe, Dusch. Wenn sie es
nun auch gethan hätten, wollten sie wohl so albern seyn, und sich noch
dazu auslachen lassen? Gell. Sie können leicht denken, daß ich jetzt
eine sehr alberne Figur machte. In einer engern Bedeutung ist albern,
Mangel der Beurtheilungskraft bey einem lebhaften Ingenio verrathend
und darin gegründet. 3) Einfältig, an gesundem Verstande Mangel
leidend. Diese Bedeutung scheinet in der gesellschaftlichen Sprache zu
veralten; indessen kommt sie doch in Luthers Bibelübersetzung, und in
der höhern Schreibart einiger Neuern vor. Das ist die Glückseligkeit
des Thoren, daß ihn der Alberne bewundert, Dusch. So wohl wo Weisheit
ist, als wo die Albern leben, Opitz.
Anm. 1. Die Ableitungen dieses
Wortes sind insgesammt sehr unglücklich gerathen. Wachter läßt es von
bar, bloß, und all, ganz, ganz bloß, d. i. am Verstande, abstammen;
Frisch von Alp, Nieders. Alf, Alp, welches bey den alten Deutschen ein
jedes Nachtgespenst bedeutete, dem man zuweilen allerley possenhafte
Handlungen zuschrieb; andere von dem Westphälischen abel, welches
anfänglich sein, klug, witzig bedeutet hat, nun aber mit albern gleich
bedeutend ist. Es ist vielmehr aus dem alten al, el, fremd, und bar,
Geberde, äußeres Betragen, zusammen gesetzt, ( S. in Ansehung des
erstern Alefanz, und Elend, in Ansehung des letztern aber Geberde,)
oder vielmehr, vermittelst der Ableitungssylbe bar, welche eine
Ähnlichkeit, oft aber auch eine Anwesenheit, einen Besitz bezeichnet,
( S. dieselbe,) von dem vorigen al abgeleitet. Alber bedeutet also ein
fremdes Anschen habend, wie ehrbar, scheinbar, sonderbar, wunderbar u.
s. f. woraus denn die figürliche Bedeutung des Unangemessenen, des
Unschicklichen sehr leicht folget. Es erhellet dieses zum Theil aus
dem Niedersächsischen, wo elagt, welches daselbst für albern üblich
ist, auf ähnliche Art, von el, fremd, und Laat, Gelaat, das Lassen,
die Art, wie etwas in die Augen fällt, zusammen gesetzet ist. Daß
dieses bar in ber übergegangen, wird wohl keinen Anstoß machen. Eher
könnte das angehängte n befremden; zumahl da dieses Wort in der
Oberdeutschen Mundart alber ausgesprochen, und durch alle Endungen
ohne n declinirt wird. Ein alberer Mensch. Hören
sie doch mit diesem alberen Geschwätze auf. Frisch suchte dieses n
auch im Hochdeutschen zu verbannen, bedachte aber nicht, daß en, und
verkürzt n eine Ableitungssylbe ist, welche unter andern auch häufig
den Adjectiven auf el und er angehängt wird: einzeln, wofür die
Oberdeutschen auch nur einzel sagen, eisern, ströhern, kupfern,
silbern, nüchtern; schüchtern u. s. f. Siehe En.
Anm. 2. Obgleich
dieses Wort der Oberdeutschen Mundart vorzüglich eigen ist, so stehet
es doch in der Baseler Ausgabe von Luthers neuem Testamente von 1523
mit unter den unbekannten Wörtern, und wird daselbst durch närrisch,
fanteschtisch erkläret. Den Niederdeutschen Mundarten ist es ganz
fremd, ob sie gleich an andern gleich bedeutenden Ausdrücken reich
genug sind. Besonders drucken sie unser albern durch das vorhin schon
gedachte elaat und elaatsk aus.
Albern (W3) [Adelung]
+ Albern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, sich albern
betragen, nur im gemeinen Leben.
Albernheit (W3) [Adelung]
Die Albernheit, plur. die -en. 1) Die alberne Beschaffenheit eines
Menschen oder einer Sache; ohne Plural. Er glaubt bey aller seiner
Albernheit noch zu gut an seinen Katechismus, Weiße. 2) Eine alberne
Handlung. Willst du mich mit deinen Albernheiten noch verdrüßlicher
machen, als ich schon bin? Weiße. In den niedrigen Sprecharten hat man
auch das nach Lateinischer Art gebildete Albertät, plur. -en.
Albertiner (W3) [Adelung]
Der Albertiner, des -s, plur. ut nom. sing. oder der Albertus-Thaler,
des -s, plur. ut nom. sing. eine harte Münzsorte, welche von dem
Erzherzoge Albert in Österreich den Nahmen hat, und ungefähr 1 Thlr. 6
bis 9 Gr. Sächsisches Geld gilt. Von dem darauf geprägten
Burgundischen Kreuze wird sie auch Kreuzthaler, oder Burgundischer
Thaler genannt.
Albule (W3) [Adelung]
* Die Albule, plur. die -n, eine Art Weißfische, in den
Schweizerischen und Oberdeutschen Seen und Flüssen, die nicht über ein
halb Pfund schwer wird, und der Bleihe sehr ähnlich ist, von welcher
sie sich bloß durch die geringe Größe und durch die weißere Farbe
unterscheidet.
Anm. Der Nahme ist aus dem Lateinischen Albula. Es
scheinet, daß Albe, Alben, Albel, Alfen, und wie dieß Wort in den
gemeinen Mundarten sonst noch verändert worden, eine allgemeine
Oberdeutsche Benennung aller kleinen Weißfische sey, die wegen der
schlechten Achtung, worin sie stehen, auch Schneiderfische genannt
werden. Henisch erkläret Albel durch, Langel, "Alffen, Weißfischlein,
Schneiderfischlein, a vilitate; Zwie-belfischlein, weil er mit
Zwiebeln gesotten wird: Rothäugle, von den rothen Augen." Und gleich
darauf ist bey ihm "Alfen, Alben, Bliegg, Blickt, Bliggle, alburnus,
pisciculus fluviatilis." Blickt ist vermuthlich das Diminutivum von
Bleihe, denn auch in Niedersachsen bedeutet Bleiken oder Bleken, eine
Art kleiner Weißfische. Das Rothauge hingegen ist eine besondere Art
der Weißfische.
Albus (W3) [Adelung]
Der Albus, substant. indeclinab. eine Silbermünze, welche noch am
Rheinstrome üblich ist, und gemeiniglich zwey Kreuzer oder acht
Pfennige, in Hessen neun Pfennige, in Cöln nur 31/4 Pfennig, in
manchen Oberdeutschen Gegenden aber 5 1/3 Pfennig gilt. Der Nahme ist
von dem Latein. Albus, und bedeutet so viel als Weißpfennig, im
Gegensatze der schwarzen oder Kupfermünze. S. du Fresne v. Albus.
Alchemille (W3) [Adelung]
Alchemille, S. Löwenfuß, ingleichen Sinnan.
Alchymie (W3) [Adelung]
Die Alchymie, plur. car. aus dem Latein. Alchymia, und dieß aus dem
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image -, mit dem
Arabischen Artikel Al, der geheime und höhere Theil der Chemie,
welcher sich mit der Verwandlung der Metalle beschäftiget, die Kunst
Gold zu machen. Daher alchymisch, zu derselben gehörig, in derselben
gegründet; der Alchymist, des -en, plur. die -en, der diese Kunst
suchet, oder sie zu besitzen sich rühmet, ein Goldmacher;
alchymistisch, nach Art der Alchymisten. S. Chymie.
Alcoran (W3) [Adelung]
Alcoran, S. Alkoran.
Aldermann (W3) [Adelung]
Aldermann, S. Ältermann.
Alefanzerey (W3) [Adelung]
+ Die Alefanzerey, plur. die -en, ein größten Theils veraltetes Wort,
welches noch hin und wieder im gemeinen Leben für unwitzige Possen,
alberne, ungereimte Handlungen gebraucht wird. Alefanz bedeutete
ehedem in Oberdeutschland List, Verschlagenheit, besonders aber deren
Anwendung zum Gewinn, wie Frisch mit verschiedenen Beyspielen
beweiset, denen man noch folgende aus dem ehrlichen Hans Sachs
beyfügen kann: - Die Land und Leut beschweren, Als Räuber,
Landzwinger, Finantzer, Aufsetzmacher und Alefanzer. Ingleichen an
einem andern Orte: Mit Schinderey und Finanz, Mit Wucher, Färkauf und
Alefanz. Wie auch: Wie nimbt ober handt die Finanz, Wie spitzig ist
der Alefanz. Woraus man siehet, daß Alefanz und Alefanzer damahls
ungefähr das bedeutete, was man im Brandenburgischen unter König
Fridrich Wilhelm einen Plusmacher und Plusmacherey nannte.
Anm. Frisch
leitet dieses Wort von dem Ital. al avanzo ab; allein, wenn auch der
Begriff der Verschlagenheit in Absicht auf seinen Vortheil der
Stammbegriff wäre, so ist doch eine solche Bildung eines Wortes ganz
wider alle Analogie. Ihre läßt es von dem Schwedischen fane, nörrisch,
und dieß von dem veralteten Lat. fanus, welches ehedem für fatuus
üblich war, abstammen, welches sehr weit gesucht ist, und doch die
erste Hälfte des Wortes unerklärt läßt. Bey dem Ottfried findet sich
ein Wort elibenzo, welches daselbst mit fremd verbunden wird: Vuir
zellent thir es ouch mer Bist elibenzo fremider; wo Schilter es durch
einen Verbanneten erkläret; Diet. von Stade sehr albern durch ein
einem Elephanten ähnliches Ungeheuer; Wachter aber richtiger, durch
einen, der eine fremde ausländische Sprache spricht, von el, fremd, (
S. Elend, Albern,) und dem veralteten benzin, fanzen, reden, sprechen.
Alefanz würde also fremdartig in Ansehung der Sprache, wie albern, in
Ansehung
der Geberde und Tracht bedeuten, wovon denn der Begriff des
Ungereimten und Thörichten eine Figur seyn könnte. Daß der Begriff der
Verschlagenheit auf seinen Vortheil damit verbunden worden, rühret
vielleicht daher, weil man selbigen durch Fremde und von Fremden
kennen gelernet. S. auch Firlefanzerey.
Alet (W3) [Adelung]
Der Alet, des -s, plur. die -e, ein Fisch, S. Alant.
Alexandrinisch (W3) [Adelung]
Alexandrinisch, adj. et adv. von dem Substantive Alexander. Besonders
nennet man eine gewisse Versart die Alexandrinische, weil sie zuerst
in Frankreich im 12ten oder 13ten Jahrhunderte in einen Helden-Romane
von Alexander dem Großen gebraucht worden.
Alfranken (W3) [Adelung]
Alfranken, S. Alpranken.
Algebra (W3) [Adelung]
Die Algebra, plur. car. ein Arabisches Wort von ungewisser
Abstammung, die Wissenschaft, aus gegebenen endlichen Größen andere
ihres gleichen zu finden; auch, obgleich seltener, die Algeber, nach
dem Franz. Algebre, und bey den ältern Mathematikern, die Stellkunst,
welches doch so viel wie nichts sagt. Daher algebraisch, zu der
Algebra gehörig, in derselben gegründet; der Algebraist, des -en,
plur. die -en, der die Algebra verstehet.
Alimente (W3) [Adelung]
* Die Alimente, sing. car. aus dem Lat. Alimenta, in den Rechten, der
durch die Gesetze bestimmte Unterhalt, welchen jemand in manchen
Fällen dem andern geben muß. Daher die niedrigen veralimentiren,
diesen Unterhalt reichen, die Alimentation, die Reichung dieses
Unterhaltes.
Alkali (W3) [Adelung]
Das Alkali, plur. doch nur von mehreren Arten, ut nom. sing. ein
Arabisches Wort, eine Substanz zu bezeichnen, welche mit den Säuren in
eine Gährung geräth. Daher alkalisch, nicht so richtig alkalinisch,
die Natur eines Alkali habend, laugenartig, weil man das Alkali auch
ein Laugensalz nennet.
Alkermes (W3) [Adelung]
Alkermes, S. Kermes.
Alkoran (W3) [Adelung]
Der Alkoran, des -es, plur. die -e, der Nahme des Muhamedanischen
Gesetzbuches, Alcoranus, von dem Arabischen kara, er hat gelesen, und
dem Artikel Al; auch oft ohne diesen Artikel der Koran.
Alkoven (W3) [Adelung]
Der Alkoven, des -s, plur. ut nom. sing. der abgesonderte Theil eines
Zimmers, der vermittelst einer größern Öffnung oder anderer
Verzierungen zu einem Schlafgemache abgesondert worden.
Anm. Man könnte
leicht in Versuchung gerathen, dieses Wort zu den ursprünglichen
Deutschen zu rechnen; denn Kave oder Koben bedeutet in Niedersachsen
eine eingeschlossene Ecke, Vieh darein zu stellen; ja in Alfriks
Glosse kommt Bed-cofa schon von einem Schlafgemache vor. Allein, es
ist wohl ausgemacht, daß wir es vermittelst der Franzosen aus Spanien
herhaben, wo Alcoba eben das bedeutet. Das Spanische aber kommt
vermuthlich von dem Arabischen Elkanf, ein Schlafzimmer, her, oder
vielmehr von Alcova, welches nach einigen Reisebeschreibern bey den Arabern den abgesonderten Theil eines Zimmers bedeutet, wohin
heidnische Einwohner ihre Hausgötzen stellen. Das Mecklenburgische
Kahlafen, ein Alkofen, ist vermuthlich aus diesem Worte verderbt.
All (W3) [Adelung]
All, Aller, alle, alles, ein Wort, welches in den meisten Fällen den
Begriff der Allgemeinheit ausdrucket, und in dreyerley Gestalt üblich
ist.I. * Als ein Umstandswort, welches dessen ursprüngliche Gestalt
ist, der Zahl, Menge und innern Stärke nach erschöpft. Der Wein ist
schon all, es ist kein Wein mehr da, er ist verbraucht. Sein Vermögen
all machen, erschöpfen, verzehren. Es wird bald alles all seyn. Bis daß
eure Leiber all werden in der Wüsten, 4. Mos. 14, 33. Die Missethat der Ammoniter ist noch nicht alle, 1. Mos. 15, 16.
Das größte Vergnügen wird alle, wenn die Frau keine Wirthinn ist, Gell.
Eigentlich kann es hier nicht anders als all lauten; wird ihm zuweilen
das e angehängt, alle, so geschiehet es um des Wohllautes willen, die
harte Einsylbigkeit zu vermeiden. Doch dieses ganze Umstandswort ist
in der anständigen Sprech- und Schreibart der Hochdeutschen veraltet,
und nur noch im gemeinen Leben, und im gesellschaftlichen Umgange,
besonders in Niedersachsen, üblich. In der edlern Schreibart bedient
man sich dafür lieber einer Umschreibung.II. Als ein Adjectiv,welches
durch die Concretion aus dem vorigen gebildet worden, überhaupt den
Begriff der Allgemeinheit bezeichnet, aber so wohl in der Declination,
als auch in seinem Verhältnisse gegen andere Wörter viel von der Natur
der Pronominum an sich hat, und daher auch von einigen zu diesen, von
andern aber richtiger zu den allgemeinen Zahlwörtern gerechnet wird.
Vermöge seiner Bedeutung ist es keines Comparatives noch Superlatives
fähig, und bestimmt die Substantiva, die es bey sich hat, oder die
darunter verstanden werden, so genau, daß ordentlicher Weise kein
Artikel mehr Statt hat. Es wird aber in dieser Form auf eine
gedoppelte Art gebraucht.1. Mit ausdrücklicher Beyfügung des
Substantivi und Pronominis, und da bezeichnet es die Allgemeinheit.
1) Der Zahl nach, oder distributive, in Rücksicht auf die verschiedenen
Individua einer gewissen Art, die als zusammen genommen vorgestellet
werden sollen, in welchem Falle es mit seinem Substantive und Pronomine alle Mahl im Plural stehet. Alle Menschen müssen sterben.
Der Wechsel aller Sachen. Vor allen Dingen. Zu allen Zeiten. Wir alle,
die wir hier sind. Er wird noch leben, wenn sie alle todt sind. Das
wußten wir alle. Ich komme von ihnen allen. Plato, Seneca, und wie sie
alle heißen.Ordentlicher Weise stehet es alsdann vor dem Substantive
oder unmittelbar nach dem Pronomine, welches dessen Stelle vertritt.
Wenn aber das Substantiv einen Artikel bey sich hat, so tritt es
hinter dasselbe, und oft hinter das Verbum; oder vielmehr, wenn man
das all um eines Nachdruckes willen aus seiner Stelle reißen, und es
hinter sein Substantivum setzen will, so muß dieses den bestimmten
Artikel bekommen. Die Leute alle sahen es. Die Juwelen habe ich noch
alle. Die Arten, wodurch man das Geld verthut, sind mir alle zu
beschwerlich. Die Narren sehen, wie die Menschen, alle einander
ähnlich. Im Genitiv findet diese Versetzung nicht Statt; nicht, die
Rechtschaffenheit dieser Menschen aller, sondern aller dieser
Menschen. Nothwendig hingegen ist sie bey allen Pronominibus, und zwar
in allen Endungen. Sie arbeiten alle. Sie lieben alle die Alten. Sie
werden alle kommen. Wir können nicht alle so gelehrt sprechen. Wir
können nicht alle so gelehrt sprechen. Wir haben alle unsere Fehler,
Gell. Ihrer aller Freund, Unser aller Vater.Besonders thut die
Inversion nach Substantiven, welche doch nur um eines besondern
Nachdruckes willen geduldet werden kann, in der höhern Schreibart gute
Dienste, nur daß ein richtiges Gehör erfordert wird, dem alle seine
rechte Stelle anzuweisen. Wie hat dieser grausame Frevler die Blumen
alle zerstreuet! Die Stimme wird gelassener, die Glieder alle gerathen
in einen Stand der Ruhe, Less. Und die Thränen ihres Sohnes flossen
alle umsonst, Dusch. Erst werden die Welten alle vergehen, Klopst.
Nein! nein! die Weiber stechten alle, Wenn dieses Übel schädlich wär,
Gell. O Freund, der du die Sterne Des Himmels alle zählst, Gleim. Die
Weisen alle dienen, Die Völker lernen schon, Raml. Diese Wortfügung
war schon den Alten bekannt. So singt z. B. Ottfried, Unio er fuar ouh
thanne Ubar himila alle, d. i. wie er auch von dannen fuhr über die
Himmel alle; und an einem andern Orte, thie odegun alle firliuze er
itale, die Reichen alle ließ er leer. Ingleichen, so fint thie thegana
alle, so sind die Knechte alle. Ferner, Minnisgon alle, alle Menschen.
Alsam die toren alle tuont, Reimar der Alte. Doch da es bey ihnen ganz
etwas gewöhnliches war, die Adjectiva den Substantiven nachzusetzen,
so scheinet diese Inversion mit dem alle noch ein Überrest davon zu
seyn.Zuweilen, wo keine Nothwendigkeit vorhanden ist, die
Allgemeinheit besonders auszudrucken, stehet es um eines entweder
wahren oder eingebildeten Nachdruckes willen. Z. B. Und wer sind denn
alle diese feinen Leute? Sagen sie mir, was sie mit allen den
vergeblichen Reden haben wollen. Besonders geschiehet solches mit
einigen Zahlwörtern. Alle beyde. Sie kommen alle drey. Ich sah den
Kutscher mit allen vier Pferden ersaufen, Gell.Die Redensart auf alle
Tage ist elliptisch, und bedeutet so viel, als auf alle gemeine Tage,
d. i. auf die Wochen- oder Werktage, im Gegensatze der Fest- und
Feyertage. Ein Kleid, ein Hut auf alle Tage. S. auch Alltäglich und
Alltags.2) Der Quantität oder Menge nach, collective, in Beziehung auf
das Ganze, welches die entweder neben einander bestehenden Individua,
oder die auf einander folgenden Theile, ausmachen, und da stehet es
mit seinem Substantive im Singular und vertritt die Stelle des
Adjectives ganz. Alles Land in Contribution setzen, das ganze. Ich bin
ihnen dafür mehr verbunden, als für alle Wartung. Alle meine Freude
hat nun ein Ende. Ich arme Frau, komme um alle meine Freude, die ich
mir eingebildet hatte, Gell. Alle unsere Sorge wäre durch diese
Schickung gehoben, ebend. Es ist mir lieb, daß sie noch nicht alle
Hoffnung von mir verloren haben, ebend. Wollen sie uns denn um alle
Sittsamkeit und um allen Wohlstand bringen? ebend. Besonders liebt
alle in dieser Bedeutung das Substantiv Welt, welches in dieser
Verbindung oft verschiedene Nebenbedeutungen bekommt. Alle Welt redet
davon, jedermann. Alle Welt fliehet seine Gegenwart. Er freuet sich,
wenn es aller Welt wohl gehet. Und wenn ich aller Welt Reichthümer
besäße. Das ist in aller Welt bekannt. Nun das begreife ich doch in
aller Welt nicht. Dann können sie alle Welt auslachen. S. Welt.Auch in
dieser Bedeutung war dieses Wort schon den Alten bekannt. Alla so
baurgs, die ganze Stadt, Ulphil. Alliu ruahha, alle Sorge, Kero. Ellu
sin giuualto, alle seine Gewalt, Ottfr. Allen dag, den ganzen Tag,
Notk. Und swiget allen einen tag, einen ganzen Tag, Reimar der Alte.
Allan thesan worolt thiot, alles dieses Volk der Welt, Ottfr.3) Der
Intension, der innern Stärke und Vollkommenheit dieses Ganzen nach.
Sind sie ein Thor, fing ich in aller Angst an, voller Angst. Er wollte
mir es mit aller Gewalt aufdringen. Ich kam noch zu allem Glücke dazu.
Er hat alle Ursache dazu gehabt. Ich sage es dir in allem Ernste. Ich
redete mit ihm in aller Gelassenheit. Ich sagte in allem Gu-ten zu
ihm. Das Loos! das Loos! Um aller Barmherzigkeit willen! Gell. Ich
habe alle Hochachtung für sie. Ich that mir alle Gewalt an. Mir muß er
mit aller Achtung begegnen. Es ist mit allem Fleiße gemacht. Aller
Kürze unbeschadet. Der Plural kommt in dieser Bedeutung wenig vor;
doch sagt man: man kann einander in allen Ehren lieben.Soll der
Gegensatz von dem alle in dieser Bedeutung ausgedruckt werden, so wird
demselben das Vorwort ohne vorgesetzet. Ohne allen Zweifel. Ohne alle
Ursache. Ohne alles Bedenken. Das Leichenbegängniß wurde ohne alle
Pracht gefeyert. Ohne alle Barmherzigkeit. Ich will mich glücklich
schätzen, wenn sie mich nicht ohne alle Hoffnung fortreisen lassen,
Gell. Ich bin ja ohne alle Schuld, ebend.4) In Rücksicht auf das
Gegentheil des bezeichneten Ganzen, welches dadurch völlig
ausgeschlossen und verneinet wird, für nichts als. Ich ziehe euch zu
allem Guten. Ich habe ihm alle Wohlthaten erwiesen. Er redet alles
Böse von mir. Einem alles Liebe und Gute erweisen. S. im folgenden die
Anm.5) In Rücksicht auf jeden einzelnen Theil, der das Ganze mit
ausmacht, besonders; in welchem Falle es für jeder stehet, und so wohl
im Singular als Plural üblich ist. Aller Anfang ist schwer. Aller Wollust (einer jeden Art von Wollust) ergeben seyn. Alles Wasser ist
dazu gut. Das muß ihnen Statt alles Beweises dienen. Das Haus drohet
alle Augenblicke (jeden Augenblick) einzufallen. Ich dächte, daß er
ihrer alle Stunden werth wäre, Gell. Eben deßwegen singt und bethet
sie alle Stunden, weil sie alle Stunden reicher werden will, Gell. Sie
ist eine Feindinn aller Eitelkeit, ebend. Auf allen Fall, auf jeden
Fall der sich zutragen kann. Alle Tage, alle Jahre, alle Wochen, alle
Stunden. Alle Sonnabend gehet er in die Stadt, jeden Sonnabend. Alle
vier Jahre, nach jedem dritten Jahre. Alle drey Monathe, nach jedem
zweyten Monathe. So auch, alle sechs Meilen, alle zwanzig Ellen, alle
zehn Schuh. Indessen kann all nicht in jedem Falle die Stelle des
jeder vertreten, besonders, wenn dieses im Singular stehet. Aller
Mensch hat seine Fehler, sie fanden bey allem Diebe drey Messer u. s.
f. läßt sich nicht sagen, ob man gleich keine andere Ursache, als den
Mangel des Gebrauches, davon wird angeben können.Wenn alle in dieser
Bedeutung mit solchen Wörtern verbunden wird, die eine Zeit oder ein
Maß bedeuten, so ist in einigen Provinzen dafür die zweyte Endung
aller gebräuchlich. Man siehet ja nicht aller zwey Meilen einen
Galgen, Less. Ich richte mich so ein, daß ich meisten Theils aller
sechs Wochen eine neue Herrschaft habe, ebend. Allein dem guten
Geschmacke ist diese Wortfügung fremd.2. Mit Auslassung des
Substantives und Pronominis, den schon oben bemerkten Begriff der
Allgemeinheit auszudrücken. Und zwar,1) Im Plural, wo die Hauptwörter
Menschen, Dinge, Sachen, Stücke u. s. f. darunter verstanden werden.
Alle sagen es. Aller Augen warten auf dich. Sein Haus steht allen
offen. Es war der liebreichste Mann, der mich und alle zum Mitleiden
bewog, alle, die ihn sahen. Du übertriffst sie in allen, in allen
Stücken. Alle die ihr hier seyd, ihr alle Vornehmlich aber,2) Im
Singular, wo das Neutrum alles sehr häufig Statt eines ausgelassenen
Substantives, oder auch Statt einer verschwiegenen ganzen Redensart
stehet, welche die bezeichnete Allgemeinheit näher bestimmet, und
wobey es zuweilen auf verschiedene Nebenbegriffe weiset. Es stehet
aber,(a) Sofern nur überhaupt eine Allgemeinheit ausgedruckt werden
soll, ohne Bezug auf deren übrige Verhältnisse. Alles zürnet
wider mich, alle Menschen. Alles was Waffen tragen konnte. Wo er nur
hinkommt, läuft ihm alles entgegen. Gaubius im Haag, Schlosser zu
Amsterdam, Camper zu Harlem, alles berühmte Ärzte, d. i. welche Männer
insgesammt berühmte Ärzte sind. Denn alles will den grünen Esel sehn,
Und alle konnten doch nicht mit dem Esel gehn, Gell. So auch von
Sachen. Alles dieses, oder, dieses alles, habe ich längst
wahrgenommen. Alles dieses ist Ursache, daß ich nicht gekommen bin.
Das thue ich um alles in der Welt nicht, um alle Reichthümer in der
Welt. So bald alles fertig seyn wird, will ich dich rufen. So lange
ich lebe, will ich alles an dich wenden. Ich verspreche dir alles. Der
Himmel gebe ihnen alles, was sie sich selber wünschen. Wegen alles
dessen konnte ich nicht kommen. Ich bin in allem seiner Meinung. Er
schickt sich zu allem. Die Religion ist das heiligste unter allem, was
ein Vernünftiger hochschätzen kann, Gell. Ingleichen, in manchen
Fällen mit der Inversion. Allein es hilft ihm alles nichts. Das ist
alles nichts. Gedulden sie sich, es wird noch alles gut werden. Das
mag ich alles nicht wissen. Da alles, hier ein wahres Collectivum ist,
so leidet es auch das Verbum im Plural, wenn das folgende Substantiv
denselben erfordert. Alles übrige sind Possen, Gell. Alles das sind
Lügen. Aber dieses sind ja alles unschuldige Dinge, ebend. Oft nimmt
es auch, besonders im gemeinen Leben, verschiedene Zusätze an, die
Allgemeinheit noch nachdrücklicher vorzustellen. Er gilt alles in
allem bey ihm. Ich will alles in der Welt für dich thun. Alles mit
einander. Alles und jedes.(b) Sofern die einzelnen Theile als zusammen
gezählet vorgestellt werden. Es sind in allem sechs Thaler. Es währete
in allem vier Wochen. Wie viel sind es in allem. Es kostet mir alles
in allem zehn Thaler.(c) So fern der einzelnen Theile viele sind,
besonders mit was, und ausrufungsweise. Es ist erstaunlich, was er
alles weiß. Ach, was wollte ich nicht alles für dich thun! Was fordern
sie nicht alles von mir!(d) So fern dadurch der Gegenstand so
erschöpft wird, daß nichts übrig bleibt. Das ist alles, nun ist weiter
nichts mehr vorhanden. Das ist noch lange nicht alles, was ich ihnen
zu sagen habe. Das ist auch alles, was ich ihm nur wünschen kann.
Alles was ich thun kann, ist dieses, oder, dieses ist alles, was ich
thun kann. Alles, was sie mir antwortete, war dieses, oder, dieses war
alles, was sie mir antwortete.Obgleich alles in allen bisher
angeführten Bedeutungen die Stelle eines Substantives vertritt: so ist
es doch nicht gewöhnlich, dasselbe mit einem großen Buchstaben zu
schreiben. Indessen gibt es Fälle, wo es,III. Als ein Substantiv,im
eigentlichen Verstande gebraucht wird. Man bedienet sich dazu so
wohl,1. * Des unconcrescirten Adverbii all, den ganzen Umfang gewisser
Dinge anzudeuten, in welchem Fall es auch den Artikel vor sich
leidet.Das ist ihr ganzes All, ihr Trost und ihre Ruh, Opitz. Allein,
da das Umstandswort all in der anständigen Schreibart veraltet ist, so
hat man auch dieses Substantiv mit allem Rechte veralten lassen, und
die neuern Dichter haben daher nicht wohl gethan, wenn sie es,
besonders in dem Begriffe der Welt, wieder zu Ehren zu bringen
gesucht, zumahl da es nicht das mindeste Anschauliche hat. Der Vater
der Natur denkt, weist in jedem Falle, Im All auf jedes Glied, in
jedem Glied aufs Alle, Dusch. Nur eine schwache Änderung darf ihren
Gang verdrehn, So wird in einem Schiffbruch das All zu Grunde gehn,
Ebend. Und schmölze dieses All in seine Elemente, ebend. In der ersten
Stelle ist noch dazu die Declination aufs alle unrichtig, indem die
unconcrescirten Adverbia, wenn sie als Substantiva gebraucht werden;
völlig indeclinabel sind, das Schwarz, des Schwarz, dem Schwarz. So
auch das Grün, das Weiß, das Allgut, u. s. f.2. Als auch des
vollständigen Neutrius Alles, in der höhern Schreibart, für aller
Trost, aller Reichthum u. s. f. doch nur im Singular, und als ein
Indeclinabile ohne Artikel, auch nur mit den Possessivis mein, dein u.
s. f. Ja du Hälfte meiner selbst, mein Leben, mein Alles, Weiße. Unser
Schutz, unsere Hoffnung, unser Alles ist mit ihm gestorben. Grausamer,
was hast du gethan? Du hast meinen Vater, meinen Trost, mein Alles
ermordet! Barbar, du hast mich von meinem Alles
getrennet!Anmerkungen.I. Wenn im vorigen gesagt worden, daß alle und
alles eine Allgemeinheit ausdrucken, so muß solches nicht alle Mahl in
dem schärfsten Verstande genommen werden; denn zuweilen stehen sie,
vermöge der Vergrößerung, einer in allen Sprachen nicht ungewöhnlichen
Figur, für viel. Aus dem vorigen erhellet zugleich, daß dieses Wort
eben so oft im Singular, als im Plural gebraucht wird. Daher nicht zu
begreifen ist, wo ein gewisser Sprachlehrer seine Gedanken gehabt
haben müsse, als er feyerlich behauptete, es finde nur im Plural
Statt.2. Da dieses Adjectiv keinen Artikel vor sich leidet, wenn man
nur nicht das Pronomen Demonstrativum der, die, das, für den Artikel
hält: so ist es auch nur in der bestimmten Declination der Adjectiven
üblich. Folglich gehet es so:
Singular Plural
Aller, alle, alles, Alle.
Alles, aller, alles. Aller.
Allem, aller, allem. Allen.
Allen, alle, alles. Alle.
Nur daß es im Dativo Singularis des männlichen und sächlichen
Geschlechtes, wenn ein Pronomen vorher gehet, Statt allem, nur allen
lautet. Bey dem allen. Wie dem allen sey. Welches auch in andern
Fällen um des Wohlklanges willen geschiehet, um nicht zwey em
unmittelbar auf einander folgen zu lassen.Da nun alle bloß in der
bestimmten Declination der Adjectiven üblich ist, so bekommen auch die
darauf folgenden Adjectiven wie in andern Fällen, nur die unbestimmte
Declination. Alles äußerliche Ansehen. Aller große und viele
Reichthum. Bey allem großen Vermögen. Aller goldenen Schätze
ungeachtet. Aller guten Dinge sind drey. Ich erziehe sie zu allem
Guten. Ausgenommen ist, (a) das im gemeinen Leben übliche, einem alles
Liebes und Gutes erweisen, für alles Liebe und Gute, wie schon Burkard
von Hohenfels sang, alles liebes wil ich ir nimer abegan. Ingleichen
alles Gutes von einem sprechen, lauter Gutes; dagegen es in andern
Fällen alles Gute heißt. (b) Im Nominative des Plurals wird das
folgende Adjectiv lieber ohne n als mit demselben declinirt, welches
auch nach einiger, mancher, viel und ander Statt findet. Alle gute
Männer, für guten. Alle gute Frauen. Alle gute Ermahnungen helfen
nichts. Ich
habe deiner Tochter alle mögliche Vorstellungen gethan, Gell. Ach es
kostet viel, wenn eine Frau alle neue Moden mitmachen will, eben
derselbe.Da die Pronomina nur allein die bestimmte Declination der
Adjectiven leiden, so behalten sie selbige auch nach dem alle. Alles
mein Blut ist in Unordnung gerathen. Er richtet mit allem seinem Gelde
nichts aus. Aller dieser Segen, Gell. nicht diese. Mit allem dem. Die
Tugend in allem ihrem Glanze zeigen. Bey allem meinem Glücke mache ich
vielleicht meine Freundinn unglücklich, Gell. Nichts will ich von
allem dem sagen, was sie hier finden soll, Dusch. Sagen sie ihr, daß
sie bey allen ihren Büchern eine Närrinn ist, Gell.Es ist daher
fehlerhaft, wenn das all in solchen Fällen verstümmelt, und seiner
Declinations-Zeichen beraubt wird. Alle mein Blut ist in Unordnung
gerathen, für alles. Sie will alle ihr Vermögen daran setzen, Gell. Er
richtet mit alle seinem Gelde nichts aus, für mit allem. Bey alle dem,
für bey allem dem, oder besser, bey dem allen. Sie ist das Werkzeug,
an dem sie alle den Gift ausläßt, den ihr Stolz hervor bringt, Gell.
für allen. Bey alle den Schwachheiten meiner Schwägerinn, eben
derselbe.Es ist dieser auch noch im Hochdeutschen sehr übliche Fehler
ein Überrest der Oberdeutschen Mundart, wo es sehr gewöhnlich ist, für
dieses Wort in allen Zahlen, Endungen und Geschlechtern das
unconcrescirte Umstandswort all an Statt des concrescirten Adjectives
aller, alle, alles zu gebrauchen, und demselben den Artikel
nachzusetzen, so wie es noch die Franzosen mit ihrem tout machen. Al
der werlte pris, vor al der werlte, al den gruenen walt, us al der
werlte, al der Selde der beste teil, al den siu, al die sinne, und
hundert andere Beyspiele kommen noch häufig bey den Schwäbischen
Dichtern vor. Oft pflegte man auch diesen Artikel mit dem all in Ein
Wort zusammen zu ziehen. In alder werlte, vor alder werlte, des froit
sich herze und alder lib, sind auch Beyspiele aus den Schwäbischen
Dichtern. Wenn nun ein Pronomen folgte, so war es natürlich, daß der
Artikel wegfallen mußte, und blieb denn nur das all übrig; z. B.
wieder aus den vorigen: Al min truren, dar inne al min froide lit, got
nem im al sin ere, al solcher eren u. s. f. Indessen wurde dieses auch
nicht alle Mahl beobachtet, denn bey eben denselben findet man auch:
Aller min gedane, allen minen muot, alle ir mere, alle ir arbeit, u.
s. f. Diese alte indeclinable Form ist, obgleich auf eine sehr
unregelmäßige Art, noch jetzt im Oberdeutschen üblich. Z. B. All dein
Reichthum. All mein Verstand. All deines Glückes. All das Land, so du
siehest. Wie all solches daraus erhellet. Die Stände all des Ihrigen
berauben. Von Ausübung all anderer Feindseligkeiten abstehen. Da man
es denn mit dem folgenden Nennworte wohl gar in Eines zusammen ziehet.
Allthunlicher Dingen nach. Allgedeihlicher Vorschub. Allobiges.
Mehrere Beyspiele werden die Schriften der Reichskanzelleyen im
Überflusse gewähren. Man sollte daher diese im Hochdeutschen mit Recht
veraltete Form nie wieder der Vergessenheit zu entreißen suchen. Wie
rauh und kanzelleymäßig klingt nicht folgende Stelle aus dem Schlegel?
Wie unnütz ist all äußerlich Bestreben? 3. Außer den obigen
angeführten Bedeutungen dieses Wortes wird dasselbe in den Provinzen
noch auf verschiedene Arten gebraucht, die aber im Hochdeutschen
unbekannt sind. So wird, 1) der Genitivus Pluralis aller in
Oberdeutschland als ein Adverbium für ganz gesetzet; oder vielmehr
aller ist ein eigenes, vermittelst der Ableitungssylbe - er von all
gebildetes Umstandswort, für ganz. - Silenus aller trunken, Opitz. Der
eingetheilte Witz wird aller angewandt, Hall. Er war so gar
erschrocken, daß er aller zitterte, 2. Marc. 3, 17. am ganzen Leibe.
Ihr Körper wird aller zu Ausdruck, Bodmer, für ihr ganzer Körper. Ich
bin aller krank. Er ist aller närrisch. Das Papier ist aller naß. In
ähnlicher Bedeutung sagte schon Ottfried: Thaz sus aller uuas funtan,
daß es aller, oder wirklich, so gefunden wurde; und wenn man den
Sächsischen Bergmann fragt, wie es gehe, so ist die Antwort: aller
höflich, d. i. ganz hoffnungsvoll. 2) Das Neutrum alles, oder
zusammengezogen alls, ist gleichfalls in Oberdeutschland eine
versichernde Partikel, für allezeit, immer nur, anders. Man ist alls
den Reichen günstiger; als den Armen. Es muß es alls der Teufel gethan
haben. Danach fährst du alles im Wagen, Weiße. Auch dieser Gebrauch
ist schon alt. Alles bedeutet schon bey dem Kero omnino, und in allum
alles steti, heißt bey ihm so viel als an allen Orten. Wiht alles ni,
ist auch bey dem Ottfried so viel als nichts. Uua iz alles uuar in
uuar, ebend. für wenn es anders wahr wäre. Aichinger, der doch selbst
ein Oberdeutscher ist, weiß S. 381. seiner Sprachlehre nicht, was er
aus dieser Partikel, die größten Theils ein sehr überflüssiges
Flickwort ist, machen soll. Aber er irret sehr, wenn er sie mit also
für einerley hält. Auf ähnliche Art gebrauchen 3) die Niedersachsen
ihr al. Al darum, eben darum. Das ist al lustig, das ist doch lustig.
Aber noch häufiger bedeutet es bey ihnen, 4) so viel als schon,
bereits. Er ist al groß, er ist schon groß. Das ist al all, das ist
schon all, oder schon zu Ende.4. Man hat viele Wörter, die mit diesem
Beyworte zusammen gesetzt sind. Es zeiget sich daselbst in einer
dreyfachen Gestalt.(a) Das unconcrescirte Adverbium all, wird so wohl
mit Partikeln, als auch mit Adjectiven und Substantiven zusammen
gesetzt. Jene haben wir insgesammt der Oberdeutschen Mundart zu
danken, die sich durch ihren Hang zur Weitschweifigkeit und zu langen
viersylbigen Wörtern vorzüglich unterscheidet. All soll alsdann ihre
Bedeutung verstärken, obgleich diese Verstärkung oft sehr unnöthig und
unmerklich ist. Dergleichen sind, allbereits, allda, allhier, allwo,
allso, oder wie man es beständig schreibt, also, u. a. m. die im
folgenden vorkommen werden, wo man aber kein allschon, allforderist,
alldaselbst, allfolglichen und hundert andere Oberdeutsche
Verlängerungen suchen darf, mit welchen alle Kanzelleyschriften dieser
Gegenden reichlich versehen sind. Bey einigen einsylbigen Partikeln
hat diese Verlängerung zuweilen ihren Nutzen, weil sie den Numerum der
Rede befördern kann, und dem kleinen Worte, wenn es mit einem
Nachdrucke versehen ist, mehrern Umfang gibt; besonders wenn diese
Partikeln am Ende eines Satzes zu stehen kommen; S. Allda, Allhier,
Also. In allen diesen Fällen wird all voran gesetzet, nur in dem
einzigen überall hängt es sich hinten an. Vor den Adjectiven und
Substantiven hat es theils den Begriff der Allgemeinheit, theils auch
der innern Vollkommenheit und Stärke. Dergleichen sind Allgegenwart,
allgegenwärtig, Allmacht, allmächtig, allgütig, allgemein u. s. f. In
Oberdeutschland hat man auch von diesen Zusammensetzungen eine große
Menge: alldasig, alldortig, allgedeylich, allgefällig, allschuldig und
tausend andere sind ein Beweis davon. Nur sind die meisten Beywörter
dieser Art daselbst unschickliche Zusammensetzungen von aller
gedeylicher, aller gefälliger, aller schuldiger; z. B. allgedeylichen
Vorschub thun, allgefällige Dienste leisten, allschuldigen Dank sagen.
Ein Oberdeutscher wird daher einige unserer neuern Dichter, die mit
solchen Zusammensetzungen sehr freygebig sind, gewiß sehr unrecht
verstehen, wenn er bey ihnen eine allgefällige Göttinn, einen
allgütigen May, eine allwachsame Sorge u. s. f. lieset. Da die
ganze unconcrescirte Form all, wie schon gesagt worden, im
Hochdeutschen veraltet ist, und nur noch in der niedrigen Sprechart
lebt, so ist es wider die Analogie, sie zu neuen Zusammensetzungen zu
gebrauchen, so häufig solches auch von manchen Schriftstellern
geschiehet, wo man ein allbelebend, allbeseligend, allliebend,
allnährend, u. s. f. findet. Allvater, von Gott gebraucht, hat wegen
dieser veralteten Form sogar einen komischen Nebenbegriff. Übrigens
waren dergleichen Zusammensetzungen schon den Alten geläufig.
Alsuslich stehet bey dem Notker für solch. Alatharba bedeutet bey dem
Ulphilas sehr bedürftig, alazioro und alafesti, bey dem Ottfried sehr
zierlich und sehr fest, und aluualt bey dem Tatian sehr mächtig.
Selbst die Angelsachsen sagten ael-grene für sehr grün, und bey den alten und heutigen Isländern kommt diese Art von Intension gleichfalls
sehr häufig vor.(b) Der Nominat. so wohl Singular. als Plural. alle
findet sich nur in den Adverbiis allemahl, allesammt, allewege,
alleweil und allezeit, die dadurch zum Begriffe der Allgemeinheit
erhöhet werden. Man hat zwar in den neuern Zeiten auch
Zusammensetzungen mit dem Dativo Plur. allen versucht, wohin die
Allengefallenheit des Logau gehöret; allein auch diese sind wider die
Analogie, weil der erste Theil einer Zusammensetzung nach der Regel
seine Biegungszeichen verlieren muß. Es müßte eigentlich
Allgefallenheit heißen, welches aber, wenn es auch erlaubt wäre, einen
andern Begriff geben würde. Desto häufiger kommt,(c) Der Genit.
Plural. aller vor, der sich so wohl zu einigen Substantiven gesellet,
die dadurch das Ansehen der Adverbien und Adjectiven bekommen, wie in
allerdings, allermaßen, allerseits und allerwegen, ingleichen in
allerhand und allerley, als auch, und zwar am häufigsten, zu den
Superlativis, deren Bedeutung dadurch verstärket werden soll. Der
allerglücklichste Mensch. In dem allerhärtesten Winter. Er war der
allerletzte. Der allerbeste Wein. Wer am allerwenigsten hat, muß oft
am allermeisten geben. So auch in den aus solchen Adjectiven gemachten
Nebenwörtern, allererst, allernächst, allermeist. Da die Superlativi
bereits das höchste in ihrer Art andeuten, so hilft dieser so genannte
Nachdruck eigentlich zu weiter nichts, als daß durch die Verlängerung
des Wortes die Aufmerksamkeit des Zuhörers sich desto länger dabey
verweilet. Es kommen daher diese verlängerten Superlativi, die sich
gleichfalls aus der weitschweifigen Alemannischen Mundart
herschreiben, in der gemeinen und gesellschaftlichen Sprache am
häufigsten, in der ernsthaften und höhern Schreibart aber seltener
vor. Im gemeinen Leben gehet man mit diesem verstärkenden Zusatze so
weit, daß man ihn zuweilen auch solchen Wörtern anhängt, deren
Bedeutung schlechterdings keine weitere Erhöhung leidet. Dahin gehöret
unter andern das so gemeine, ein allereinzig Mahl, welches der
komische Dichter in folgender Stelle sehr gut angebracht hat: Ein
allereinzig Mahl in seinem ganzen Leben Hat er dieß Tuch gewebt, Zach.
Daß dieses aller wirklich der Genitivus Pluralis ist, erhellet aus der
Art, wie die Alten die damit zusammen gesetzten Wörter geschrieben,
zumahl wenn man bedenkt, daß der Genitiv bey ihnen, so wie bey den
alten Griechen, weit häufiger gebraucht wurde, als bey uns.
Allerhandelüte, und allerleige, für allerhand Leute und allerley,
kommen im Schwabenspiegel und bey den Schwäbischen Dichtern mehrmahls
vor, und wenn Willeram das aller beste Gold nennen will, so drückt er
es durch aller golde bezzesto aus. Indessen kommen doch auch die
zusammen gezogenen Formen, alleromeist, allervortheroston u. a. m. bey
dem Kere und spätern Schriftstellern vor. Diese ganze Form ist
freylich noch eine Ausnahme von der Regel, nach welcher in
Zusammensetzungen der erste Theil seine Biegungszeichen verlieret;
abereine Ausnahme, welche der allgemeine Gebrauch bereits so
geheiliget hat, daß der Sprachlehrer dabey die Hand gerne auf den Mund
leget und schweiget.4. All, Goth. all, alls, bey den Alemannen, el und
all, Angels. eal, Engl. all, whole, Dän. al, ald, Isl. all, Wallis.
und Irländ. oll, ist ein altes Wort, welches sich nicht nur in die
ersten Zeiten der Nordischen Mundarten verlieret, sondern auch mit dem
Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und Hebr. - hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - genau überein kommt. In den
mittlern Zeiten wurde es in Oberdeutschland ellew und elliu
geschrieben, und noch jetzt sprechen die Schwaben es älle aus. Ehedem
hatte es von ganz, auch die figürliche Bedeutung gesund. Die heutigen
Mundarten haben es aber getheilt. All bedeutet bey den Holländern und
Niedersachsen omnis, hel und heel aber ganz, und figürlich gesund. Hel
kommt bey den Schwaben, und helen bey den Schweden in eben dieser
Bedeutung vor. S. Heil.
Allarm (W3) [Adelung]
Der Allarm ; S. Alarm.
Allbereits (W3) [Adelung]
Allbereits, ein Umstandswort der vergangenen Zeit, für bereits,
schon. Es ist allbereits geschehen. Es ist nichts, das ich nicht
allbereits an ihn gewendet hätte. Dieses ohne Noth verlängerte Wort
ist in dem Kanzelley-Style am üblichsten. Im Hochdeutschen gebraucht
man lieber das kürzere bereits, zumahl da es eben das sagt. Die
Oberdeutschen Mundarten verbeißen das s, ob sie es gleich in bereits
deutlich hören lassen, albereit. Die Niederdeutschen und Nordischen
Mundarten lassen das be weg; Nieders. alreeds, Holl. alreede, Engl.
already, Dän. allerede, Schwed. allaredan, allaredo. S. Bereits.
Allda (W3) [Adelung]
Allda, ein bezeichnendes Umstandswort des Ortes, für da, daselbst. Er
besuchte seine Freunde, die er allda hatte. Ich will dich allda suchen
und sprechen. Dieses Wort wird am besten da gebraucht, wenn das
kürzere da bey einem auf demselben gelegten Nachdrucke zu wenig Umfang
hat; besonders wenn sich eine Periode mit da schließen sollte, da denn
allda dem Ausdrucke mehr Ründe und Stärke gibt als jenes. Vielleicht
erwarten dich Verläumdung und Undank am Ende deiner Laufbahn, aber die
Ehre ist auch allda. In andern Fällen gebraucht man dafür lieber
daselbst. Al thar kommt schon bey dem Ottfried vor.
Alldieweil (W3) [Adelung]
* Alldieweil, eine Causal-Conjunction für dieweil, oder weil.
Alldieweil nun das nicht geschehen kann, so u. s. f. Diese völlig
Alemannische Partikel stehet nur noch in der Kanzelley- und
Gerichtssprache in einigem Ansehen, wo man sie wohl noch gar mit einem
demnach zu verlängern pflegt, demnach und alldieweil. Bey dem
Strycker, bey den Schwäbischen Dichtern und im Schwabenspiegel
bedeutet alle dieuuile, und alle di weile, so lange als, und in dem
Gedichte auf den Erzbischof Anno bey dem Schilter kommt al di wili für
damahls vor. S. Dieweil.
Alldort (W3) [Adelung]
* Alldort, oder alldorten, ein Umstandswort des Ortes, für dort,
welches nebst dem davon gemachten Adjective alldortig, gleichfalls in
Oberdeutschland zu Hause ist.
Allee (W3) [Adelung]
Die Allee, plur. die -n, nach dem Französischen Allee, in den Gärten,
ein zu beyden Seiten mit Bäumen besetzter Gang, ein Schattengang, und
wenn er überwölbet ist, ein Bogengang. Den Übelstand drey auf einander
folgenden e zu vermeiden, läßt man im Plural das eine e weg, und
spricht das Wort dennoch dreysylbig aus, Alleen, für Alleeen.
Allegorie (W3) [Adelung]
Die Allegorie, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig,) aus dem
Griech. und Lat. Allegoria, die anschauliche Darstellung einer
allgemeinen Wahrheit unter einem sinnlichen Bilde; zum Unterschiede
von der Metapher, welche bloß einen einzelnen Begriff unter einem
sinnlichen Bilde darstellet. Die Allegorie ist eine fortgesetzte oder
ausgeführte Metapher. Daher allegorisch, eine Allegorie enthaltend,
darin gegründet, und oft in weiterm Verstande, bildlich, figürlich
überhaupt. Der allegorische Styl.
Allein (W3) [Adelung]
Allein, eine Partikel, welche in gedoppelter Gestalt üblich ist.I.
Als ein Umstandswort, eine Sache mit Ausschließung aller andern zu
bezeichnen. Besonders,1. Eine Sache mit Ausschließung aller andern
anzudeuten, oder etwas mit Ausschließung aller andern Dinge von
derselben zu behaupten. Den Wein allein trinken, ihn ohne Vermischung
mit Wasser trinken. Nur allein Wein trinken, nichts als Wein trinken.
Du sollst deinem Gott allein dienen, keinem andern als Gott. Ihm
allein, (keinem andern als ihm) gebühret diese Ehre. Dieser allein hat
sie alle übertroffen. Vielleicht ist es auch die Katze allein, die sie
durch ihre Andacht erbauet, Gell. Ingleichen, mit einigen Zusätzen zur
Verstärkung der Bedeutung. Ich war ganz und allein von dem Gefühle
eingenommen. Er lebt einzig und allein für andere.Man siehet hieraus,
daß allein, wie manche andere Umstandswörter, auch bey Nennwörtern
stehen könne. Die Ursache davon wird in der
Anm. gezeiget werden. Es
stehet alsdann hinter dem Nennworte, außer wenn eine Präposition
darauf folgt, oder nur vorher geht, da es auch vor demselben stehen
kann. Allein von dir hoffe ich Trost. Nur allein du hilfst mir, Herr!
Uns spricht der Scheinfreund, so wie du, Allein bey guten Tagen zu,
Haged. Allein steht hier für nur. Doch kann es dessen Stelle nicht
überall vertreten, besonders wenn eine Zweydeutigkeit mit der
folgenden Bedeutung zu besorgen ist. Z. B. ich habe nicht geschlafen,
ich habe allein geschlummert. Diese Zweydeutigkeit wird in den meisten
Fällen vorhanden seyn, wenn allein in dieser Bedeutung den Verbis
zugesellet wird.2. In engerer Bedeutung, die Anwesenheit oder
Gesellschaft anderer auszuschließen, in welcher Bedeutung es bloß zu
den Verbis gehöret. Allein wohnen, schlafen, essen. Lassen sie mich
allein. Erlauben sie mir, daß ich sie allein lasse. Ich will dich mit
ihm allein lassen. Er ist niemahls gern allein. Kein Unglück kommt
allein. Fürchten sie sich denn, mit einer Mannsperson allein zu seyn?
Gell. Einsam wirst du dich dünken, und öde werden die Tage seyn, die
du allein leben mußt. Dusch. Um des Nachdruckes willen, werden dieser
Partikel zuweilen noch einige Zusätze beygefüget. Dahin gehöret
besonders das ganz allein, und in der Kernsprache des großen Haufens
das Mutter Seel allein.Wenn es am Ende des Satzes stehet, so pflegen
viele, aber unnöthiger Weise, ein e daran zu hängen. Er wich in die
Wüsten alleine. Lassen sie uns doch nicht alleine.3. In noch engerer
Bedeutung, die Beyhülfe anderer auszuschließen. Das Kind kann noch
nicht allein gehen. Ich bin der Sache allein nicht gewachsen. Das
haben wir ganz allein gemacht. Er spricht ja ganz allein, Gell.
Anm. 1.
Ohne allein, für außer, ist im Hochdeutschen veraltet. Sy waren all
mit Freud beladen On allein der valsch Neydelhart, Theuerd. Kap. 85.
In den neuern Zeiten hat man verschiedene Composita mit dieser
Partikel versucht; z. B. Alleinkauf, Alleinhandel, für Monopolium,
Alleingespräch, besser Selbstgespräch, Alleinherr und
Alleinherrschaft, für Monarch und Monarchie, welche aber wenig
Liebhaber gefunden haben, weil die Partikeln zu neuen
Zusammensetzungen am unschicklichsten sind.
Anm. 2. Für allein war in
allen obigen Bedeutungen anfänglich das Zahlwort ein üblich, welches
denn seine ordentliche Abänderung behielt, und der damahligen
Gewohnheit zu Folge, den Substantiven und Pronominibus auch
nachgesetzet wurde. Ih eine, ich allein, Notker. Si einu, sie allein,
ebend. Imo ei-nemo,ihm allein, Tatian. In themo einen brote ni libet
ther man, der Mensch lebet nicht von dem Brote allein, ebend. Du
ritest hinnen und last mich einen,du reitest von hinnen und lässest
mich allein, Ditmar von Ast, unter den Schwäbischen Dichtern. Ich vant
si verborgen Eine und ir wengel von trehen nas, ich fand sie verborgen und allein, und ihre Wange von Thränen naß, Heinrich von Moringen. Und
daher kommt es auch, daß allein noch heut zu Tage zu Nennwörtern
gesetzt wird, ob es gleich nunmehr seine Declination verloren hat. Mit
dem verstärkenden Zusatze all, alaine, kommt es zuerst bey dem
Strycker vor. Bey noch spätern Oberdeutschen Schriftstellern, z. B.
dem Hornegk, findet man dafür auch altersain, altersalain,
alterayns.II. Als eine Conjunction, welche1. In allen Stücken mit dem
aber überein kommt und daher, so wie dieses, so wohl im Nachsatze, als
im Vordersatze, stehen kann, nur daß es seinen Platz allemahl zu
Anfang der Rede bekommt, und nicht wie das aber, einem oder mehrern
Wörtern nachgesetzt werden kann. Im Nachsatze bezeichnet es theils
einen Gegensatz, er wollte gern, allein er kann nicht; theils eine
Ersetzung und Einschränkung des Vordersatzes, durch alle mögliche
Schattirungen. Z. B. Er ist ein rechtschaffener Mann; allein es hilft
ihm nichts. Sie sind zwar etwas weitläufig; allein sie sollen ohne
Einwurf Recht haben, Gell. Ich wußte wohl, daß sie es nicht waren;
allein ich wollte mir meinen Antrag durch eine verstellte Ungewißheit
leichter machen, ebend. Wie spielt die schöne Blase nicht So bunt am
goldnen Sonnenlicht? Allein, ein Hauch! Weg ist die Pracht, Und ihrer
wird nicht mehr gedacht, Weiße. Im Vordersatze kann allein gleichfalls
den Übergang von einer Sache zur andern machen, wenn gleich kein
begreiflicher Zusammenhang zwischen beyden vorhanden ist; indeß ist
doch in diesem Falle das aber gebräuchlicher.Da sich wohl nicht leicht
ein Fall finden wird, in welchem man nicht diese beyden Bindewörter
ohne Nachtheil des Verstandes oder des Wohlklanges mit einander
vertauschen könnte; so kann alles, was oben bey aber angemerket
worden, auch auf dieses angewandt werden.2. Nicht allein, - sondern
auch, gehöret unter die verbindenden Redensarten. S. Nicht.
Anm. Für
nicht allein - sondern auch, findet sich zwar schon bey dem Notker,
nit ein - nub ouh; aber als ein eigentliches Bindewort betrachtet,
scheinet allein doch neuern Ursprunges zu seyn; wenigstens ist es mir
bey den ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern in dieser
Gestalt nicht vorgekommen.
Alleinhandel (W3) [Adelung]
Der Alleinhandel, S. das vorige.
Alleinig (W3) [Adelung]
Alleinig, adj. et adv. von dem vorigen Umstandsworte. 1. + Für
allein, in der ersten Bedeutung, so fern dieser Begriff concrescirt,
folglich als ein Adjectiv gedacht wird. Drey alleinige Höfe, drey Höfe
allein. Diese Verordnung verbietet die Einfuhre aller fremden Waaren
mit alleiniger Ausnahme der Böhmischen. In dieser Bedeutung ist das
Wort nur in Oberdeutschland gebräuchlich.2. Was nur Eins in seinem
Wesen ist, in welcher Bedeutung dieses Wort von einigen Neuern von
Gott gebraucht wird, die höchste Einheit seines Wesens auszudrucken.
Der alleinige Gott.
Alleluja (W3) [Adelung]
Alleluja, S. Halleluja.
Allemahl (W3) [Adelung]
Allemahl, ein Umstandswort der Zeit. Es bedeutet:1. Eigentlich, zu
allen Mahlen, in allen vorkommenden und nöthigen Fällen. Ich
erschrecke allemahl, wenn ich sehe u. s. f. Die Hände der Vorsehung
theilen allemahl weise aus, Gell. Ich habe sie wohl zehen Mahl
gefragt, und allemahl hat sie ja geantwortet, ebend. Das Amt macht
wohl satt, aber ich weiß nicht, ob es auch allemahl klug macht, ebend.
Ich verbiethe dir es ein- für allemahl, ein Mahl, an Statt alle Mahl.
Ein- für allemahl du sollst nicht so sprechen. Allemahl über den
andern Tag, so oft der zweyte Tag kommt. Sie soll allemahl über den
andern Tag an sie schreiben, Gell.2. Uneigentlich dienet es Statt
einer Versicherung, oder zur Verstärkung einer andern versichernden
Partikel. Und dennoch ist er allemahl weit erträglicher, als jener. Er
wird doch allemahl mehr schaden als nutzen. Zween (zwey) unter uns
können allemahl Verstand entbehren, wenn der dritte zugleich in unserm
Nahmen verständig ist, Raben. Ein Buch früh bey dem Thee ist allemahl
eine gute Sache, Gell.
Anm. Allemahl für so oft, z. B. allemahl, wenn
er nach Hause kommt, so ist er voll; allemahl, daß ich hingehe, für,
so oft ich hingehe; allemahl, wenn ich ein Geheimniß ausforschen will,
ist mir, als wenn ich auf bösen Wegen ginge, Hermes, ist Oberdeutsch.
Allemahl und allezeit können in den meisten Fällen für einander
gesetzt werden, denn dieses schließt gleichfalls alle vorkommende
Zeiten und Gelegenheiten in sich. Alle stehet in dieser
Zusammensetzung für jedes, in allezeit aber druckt es auch die
Allgemeinheit aus. Billig sollte man dieses Wort in der ersten
eigentlichen Bedeutung getheilt schreiben, alle Mahl, weil es wider
die Analogie der Deutschen Sprache ist, das Bestimmungswort, wenn es
decliniret wird, mit seinem Substantive zusammen zu ziehen, hier auch
keine eigentliche Figur, wie in der zweyten Bedeutung, Statt findet.
S. Mahl.
Allenfalls (W3) [Adelung]
Allenfalls, ein Umstandswort für auf allen Fall, vielleicht, und zwar
am häufigsten in der Gesellschaft des Nebenwortes wenn. Wenn ich ihn
allenfalls nicht wieder sehen sollte. Allenfalls ich ihn nicht wieder
sehen sollte, mit Auslassung des wenn ist niedrig. In diesem Worte
kann die elliptische Form, allenfalls für auf allen Fall, die
Zusammenziehung entschuldigen, welche bey der Declinative des all
sonst gleichfalls wider die Analogie seyn würde.
Allenthalben (W3) [Adelung]
Allenthalben, ein Umstandswort des Ortes, an allen Orten, auf allen
Seiten. Der Bösewicht ist niemahls frey; er hat allenthalben Gesetze
über sich, die er fürchten muß, Dusch.
Anm. Dieses Wort ist aus all und
Halbe, die Seite, zusammen gesetzet. S. Halbe. Allen halbon, in allen
ala halba, in ala halba, an allen haluen, allen halbon, kommen bey dem
Ottfried, Willeram und Notker vor. In den spätern Zeiten zog man beyde
Wörter vermittelst des t euphonici zusammen, und so findet sich in dem
Gedichte auf den h. Anno und im Schwabenspiegel schon allinthalbin und
allenthalben. Sonst findet man in den vorigen Zeiten in eben dieser
Bedeutung auch allend, allent, von Ende, gleichsam an allen Enden. Die
Allenthalbenheit einiger Gottesgelehrten ist eben so barbarisch als
das Lateinische Ubiquietas, welches dadurch ausgedruckt werden soll.
Aller (W3) [Adelung]
Aller, S. oben All.
Allerchristlichst (W3) [Adelung]
Allerchristlichst, adject. welches eine Übersetzung des Titels der
Könige von Frankreich Christianissimus ist, den schon Clodewig
erhalten, Papst Paul der zweyte aber in der zweyten Hälfte des
funfzehnten Jahrhundertes erneuert haben soll. Der Allerchristlichste
König. Se. Allerchristlichste Majestät. S. du Fresne v. Christiauitas.
Allerdings (W3) [Adelung]
Allerdings, ein Umstandswort. 1. Für ganz oder gänzlich. Sieist nicht
allerdings unschuldig. Die Stadt wurde allerdings in die Asche gelegt.
Er hat mich allerdings (völlig) bezahlt. Diese Bedeutung ist im
Hochdeutschen wenig mehr üblich, ob sie gleich einige Mahl in der
Deutschen Bibel vorkommt.2. Eine bejahende Partikel, für in jeder
Betrachtung, freylich, vollkommen. Sie hat allerdings Ursache, mir
meine Zerstreuung vorzuwerfen. Allerdings muß diese dabey seyn.
Anm.
Dieses Umstandswort ist eines von den vielen, welche aus dem
Substantive Ding gebildet worden. In Oberdeutschland lautet es auch
allerding und allerdinge, mit Weglassung des s, welches einer der
Ableitungslaute für Adverbia ist; und bey den Schwäbischen Dichtern
kommt aller dinge mehrmahls als eine Versicherung vor. Alls tinges
bedeutet auch im Schwedischen gänzlich.
Allerdurchlauchtigst (W3) [Adelung]
Allerdurchlauchtigst, adject. welches einer von den Titeln ist,
welche heut zu Tage nur Kaisern und Königen in der Anrede gegeben
werden, ob er gleich eine ungeschickte Übersetzung des Lateinischen
Illustrissimus ist. Allerdurchlauchtigster König. S. Durchlauchtig.
Allererst (W3) [Adelung]
+ Allererst, ein Umstandswort der Zeit, welches nur im gemeinen Leben
üblich ist, für erst. Jetzt allererst. Er ist allererst jetzt, oder
jetzt allererst gekommen. Ich werde ihn allererst morgen sehen. S.
Erst.
Anm. Die verstärkte Ordnungszahl der allererste, bedeutet nichts
mehr als der erste. Indessen ist doch die im gemeinen Leben übliche R.
A. zu merken: mit dem allerersten, auf das eheste, mit dem ehesten. Do
aller erest kommt schon bey dem Willeram, und alrest, aldrest bey dem
Stryker und in den Gedichten der Schwäbischen Dichter vor.
Allergetreuest (W3) [Adelung]
Allergetreuest, adject. durch welches gemeiniglich der Titel
Fidelissimus übersetzt wird, welchen König Johann der Fünfte von
Portugall im Jahre 1748 von Benedict dem Vierzehenten erhielt. Die
Zweydeutigkeit des Lateinischen Ausdruckes macht es noch ungewiß, ob
allergetreuest oder allergläubigst die wahre Übersetzung dieses Titels
ist; denn in der Urkunde selbst kommt nichts vor, was diese Frage mit
Gewißheit entscheiden könnte.
Allergläubigst (W3) [Adelung]
Allergläubigst, adject. S. das vorige.
Allerhand (W3) [Adelung]
Allerhand, ein Adjectiv, welches im gemeinen Leben und der
vertraulichen Sprechart am üblichsten, völlig unbiegsam ist, und dabey
keinen Artikel leidet, von aller, d. i. mancherley Art, wie allerley.
Allerhand Gutes. Allerhand Menschen. Ein Strauß von allerhand Blumen.
Wenn ich argwöhnisch wäre, so könnte ich mir allerhand Gedanken
machen, Gell. allerley arge Gedanken.
Anm. Hand scheinet hier das
veraltete Chund ober Kund, Geschlecht zu seyn, S. Hand. Allerhande
clag, allerhande lüte, finden sich schon in dem Schwabenspiegel. Auf
gleiche Art sagte man auch ehedem in Oberdeutschland, mancher hande,
für mancherley, zweyerhand, dreyerhand, u. s. f. für zweyerley,
dreyerley.
Allerheiligen (W3) [Adelung]
Allerheiligen, der Nahme eines Festes, in der Römischen Kirche,
welches den ersten November gefeiert wird, und bey welchem das Wort
Fest verstanden werden muß. Auf Allerheiligen will ich zu dir kommen,
am Feste aller Heiligen. Papst Bonifacius der Vierte soll dieses Fest
angeordnet haben, um dasjenige an demselben wieder zu ersetzen und gut
zu machen, was an dem Feste eines jeden einzelnen Heiligen das Jahr
über aus Unwissenheit
etwa versehen worden. Der Form nach ist das Wort grammatisch
unrichtig, weil das Adjectiv mit seinem Substantive nicht zusammen
gezogen werden kann, ohne vorher seine Biegungszeichen zu verlieren.
Man sollte daher billig getheilt schreiben, aller Heiligen, oder
vollständiger, das Fest aller Heiligen, so wie man aller Seelen, am
Feste aller Seelen schreibt. Das folgende ist noch unrichtiger
zusammen gezogen.
Allerheiligenholz (W3) [Adelung]
Das Allerheiligenholz, des -es, plur. inus. eine Art Brasilien- oder
Campecheholzes, welches von der Allerheiligen-Bay in Amerika, in
welcher es eingeschiffet wird, den Nahmen hat, und sonst auch
Lamoner-Holz genannt wird.
Allerheiligst (W3) [Adelung]
Allerheiligst, adject. ein Titel, der dem Papste von den Gliedern der
Römischen Kirche gegeben wird. Der allerheiligste Vater. Das
Allerheiligste, des -n, plur. car. war hingegen der Nahme desjenigen
abgesonderten Ortes in der Stiftshütte und dem Tempel der Juden, in
welchem sich die Bundeslade befand, und welchen niemand als der hohe
Priester, und auch dieser des Jahres nur Ein Mahl betreten durfte.
Allerhöchst (W3) [Adelung]
Allerhöchst, adj. et adv. welches der verlängerte Superlativus von
hoch ist, und 1) von Gott gebraucht wird, dessen unendliche
Erhabenheit über alle Geschöpfe auszudrucken. Der allerhöchste Gott.
Ingleichen, als ein Substantiv: der Allerhöchste wolle sie begleiten.
2) In der Hofsprache der Kanzelleyen wird dieses Wort häufig von
königlichen und kaiserlichen Personen gebraucht. Se. Majestät haben
die allerhöchste Entschließung gefasset. Besonders zur Verlängerung
des Fürwortes derselbe. Allerhöchstdieselben geruhen, sich in
Unterthänigkeit vortragen zu lassen, u. s. f. Kaiserliche Majestät
wollen hiermit ohnverhalten, wie Allerhöchstdenenselben hinterbracht
worden. Der Hofstyl wird nun wohl von dergleichen Barbarismen nicht zu
reinigen seyn, wenn gleich die Sprachlehrer es noch so oft
wiederhohlen, daß die Pronomina keiner Comparation fähig sind. In den
Kanzelleyen wird dieses Allerhöchst in noch mehrern eben so
widersinnigen Zusammensetzungen angebracht, und man würde daselbst
einen verstorbenen Monarchen zu entehren glauben, wenn man ihn nicht
den Allerhöchstseligen nennete. S. auch Höchst in Hoch.
Allerley (W3) [Adelung]
Allerley, ein Adjectiv, welches so wie das gleich bedeutende
allerhand keiner Biegung fähig ist, und auch keinen Artikel vor sich
leidet, von aller, d. i. sehr vieler, Art. Allerley Volk. Allerley
Leute. Auf allerley Art. Es wird auch zuweilen als ein Substantiv
gebraucht, das Allerley, plur. die Allerley, welches gleichfalls
unabänderlich, und eine etwas anständigere Benennung des niedrigern
Wortes Mischmasch ist. Es wird alsdann so wohl von Schriften
gebraucht, welche mehrere verschiedene Gegenstände enthalten, das
Schlesische Allerley, das Leipziger Allerley, als auch in den Küchen,
von einem Gerichte, in welchem der sinnreiche Witz des Koches
vielerley oft sehr widrige Ingredienzien mit einander zu verbinden
weiß, und welches man mit einem Französischen Nahmen auch wohl eine
Potage nennet. Ein Allerley. Ein junges Huhn mit Allerley.
Kalbfleisch, Fische mit Allerley. Ein Allerleyessen.
Anm. Die ältesten
Deutschen Schriftsteller gebrauchen für allerley, allerslachto. Erst
bey den Schwäbischen Dichtern kommt aller leige vor. S. Ley.
Allerleygewürz (W3) [Adelung]
Das Allerleygewürz, des -es, plur. inusit. ein Gewürz, welches für
Körner des Amomum oder Cardemomum ausgegeben wird; aber vermuthlich
die unreif abgenommene und getrocknete Frucht des Pimenta-Baumes,
Myrtus Pimenta, L. ist. Es wird auch neue Würze, Jamaika-Pfeffer und
Wunderpfeffer genannt, weil es einen gewürzhaften Geschmack von
mehrern Gewürzen zugleich, besonders von Pfeffer, Nelken und Zimmet
hat.
Allerliebst (W3) [Adelung]
Allerliebst, adj. et adv. von dem Beyworte lieb. 1) Im höchsten Grade
geliebt. Allerliebster Freund. Allerliebstes Kind. Mein Allerliebster.
+ Am allerliebsten, für am liebsten, Was ist es für ein Thier, du Held
von seltnen Gaben, Das wir gemeiniglich am allerliebsten haben? Can.
ist wider den Gebrauch, so wie alle übrige mit aller verlängerte
Superlativi, wenn sie mit am und auf das, als Adverbia gebraucht
werden. 2) Der höchsten Liebe werth, und nach einer gewöhnlichen
Vergrößerung im gesellschaftlichen Leben, so viel als sehr
liebenswürdig, sehr artig. Ein allerliebstes Mädchen. Ach, das ist
allerliebst! Sie hat mein Gärtchen allerliebst angelegt, Gell.
Allermannsharnisch (W3) [Adelung]
+ Der Allermannsharnisch, des -es, plur. car. im gemeinen Leben, der
Nahme einer Pflanze, welche zu den Laucharten gehöret; Allium
Victorialis, L. Die Zwiebel dieser Pflanze ist wie mit einem Harnische
bekleidet, und weil sie, einem sehr alten Aberglauben zu Folge, fest
machen, und vor dem Teufel bewahren soll, so hat sie daher nicht nur
den oben gedachten, den Regeln der Zusammensetzung nach sehr
barbarischen, Nahmen, sondern auch die Nahmen Heilwurz, Hülfwurz,
Siegwurz und Siegmarswurz erhalten. An einigen Orten, z. B. in
Thüringen, wird auch die rothe Schwertlilie, oder runde Siegwurz,
Gladiolus communis, L. Allermannsharnisch genannt.
Allermaßen (W3) [Adelung]
* Allermaßen, eine Oberdeutsche Partikel, welche sich auch in einige
Niederdeutsche Kanzelleyen eingeschlichen hat. Sie ist 1. ein
Adverbium, und bedeutet alsdann, (a) auf alle Art und Weise. In
allermaßen, wie es unsere Vorfahren besessen und genossen haben. Aber,
da sollte es billig wie zwey Wörter aller Maßen geschrieben werden.
(b) Ganz, völlig. Dieß Wasser ist den Augen nicht allermaßen dienlich,
Opitz. Uns war nicht allermaßen wohl bey der Sache, ebend. 2. Eine
Conjunction, für weil. Er kann nicht kommen, allermaßen er krank ist.
In beyden Gestalten ist diese Partikel den reinen Hochdeutschen
Schreib- und Sprecharten unbekannt.
Allermeist (W3) [Adelung]
* Allermeist, der verlängerte Superlativ von mehr, der hier nur wegen
der besondern adverbischen Bedeutung angeführet wird, da er auch für
hauptsächlich, besonders gebraucht wird. Allermeist weil du weist alle
Sitten, Apost. Gesch. 26, 3. Allermeist aber bey euch, 2. Cor. 1, 12.
Im Hochdeutschen ist diese Partikel längst veraltet, und sie scheinet
auch bey den Oberdeutschen wenig mehr üblich zu seyn. Indessen ist sie
doch alt; denn allerumeist, kommt in eben derselben Bedeutung schon
bey dem Kero, und alleromeist bey dem Ottfried vor.
Allernächst (W3) [Adelung]
+ Allernächst, ein Adverbium des Ortes und zuweilen auch der Zeit,
welches aber nur im gemeinen Leben, besonders in Oberdeutschland
üblich ist. Er wohnet allernächst bey mir, nahe bey mir an. Frankreich
grenzet allernächst an Spanien, zunächst, unmittelbar. Ich habe es
allernächst gehöret, den Augenblick. Der Brief, den ich allernächst
von dir erhalten habe.
Allerseits (W3) [Adelung]
Allerseits, ein Umstandswort, 1) * des Ortes, für auf allen Seiten,
allenthalben. Der Sack war allerseits mit Kräutern ausgeziert, Opitz.
Der Weg nach Sion hin liegt allerseits verwüstet, ebend. Der Busch, so
allerseits den ganzen Ort umringt, ebend. Bey eben demselben kommt es
auch getrennt, in seiner ersten Gestalt vor. Ein steter Gegenwind
bekriegt des Lebens Meer, Das aller Seiten wird geworfen hin und her.
Allein in dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen unbekannt, wo es 2)
nur noch zuweilen für insgesammt gebraucht wird. Welche allerseits
Kinder eines Vaters waren, Raben. Die Absicht unserer Zusammenkunft
ist ihnen allerseits bekannt, Gell. Besonders wird es noch in den
Anreden eines Redners an seine Zuhörer gebraucht. Allerseits
hochgeehrte Anwesende. Das davon abgeleitete Adjectiv allerseitig,
ihre allerseitige Frömmigkeit, ist wider die neuere Analogie, und
daher im Hochdeutschen unrein und unedel.
Allerunterthänigst (W3) [Adelung]
Allerunterthänigst, adj. et adv. welches nur im Curial-Style gegen
Kaiser und Könige gebraucht wird. Allerunterthänigst bitten. Ew.
Majestät allerunterthänigster Knecht.
Allerwärts (W3) [Adelung]
+ Allerwärts, ein Umstandswort des Ortes, an allen Orten, welches nur
im gemeinen Leben für allenthalben üblich ist.
Allerwegen (W3) [Adelung]
Allerwegen, S. Allewege.
Allesammt (W3) [Adelung]
Allesammt, ein Umstandswort, für sämmtlich, insgesammt. Wir grüßen
euch allesammt. Wir wollen seines Nahmens Zier Erhöhen allesammt,
Opitz. Wir irren allesammt, nur jeder irret anders, Hall.
Anm. Dieses
Wort, welches im Hochdeutschen zu veralten anfängt, ist von dem alten
sammen, Goth. saman, S. Sammt und Sammeln. Bey dem Ottfried lautet es
alsamant, bey dem Stryker allesant und allesammt, und im Theuerdank,
allsandt.
Allewege (W3) [Adelung]
Allewege, ein im Hochdeutschen veraltetes Umstandswort, welches noch
hin und wieder in den Kanzelleyen vorkommt, in Oberdeutschland aber
noch völlig üblich ist. 1) Für allenthalben. - Ich ways ein gepyrg ist
mar (mürbe,) Und die stein brechen allweg gar, Theuerd. Kap. 69.
Hierher gehöret auch das Niedersächsische allerwegen, welches auch
wohl einige Hochdeutsche für allenthalben gebrauchen. 2) Für allezeit,
beständig. Jedoch der Held allwegen entrann, Theuerd. Kap. 26.- Das
ihm all sein anschleg Wolten felen in alle weg, Theuerd. Kap. 63. In
deines Weibes Almanach steht Stilpo allewegeTrüb, Ungestüm,
Platzregen, Sturm, Wind, Hagel, Donnerschläge, Logau. 3) Für völlig,
gänzlich, auf alle Art und Weise. Welches uns in alleweg empfindlich
gewesen. Daß jedermann mit guter Waare in allweg sich bedient finden
wird. 4) Für eben jetzt. Er hat es alleweg empfangen.
Anm. Ottfried
gebraucht allafart für allenthalben, welches mit allerwegen einerley
ist. Indessen sagten schon die Angelsachsen eallewaege für allezeit,
wovon auch das Engl. always abstammet. In einer Oberdeutschen Urkunde
von 1440 steht albeg für allezeit.
Alleweile (W3) [Adelung]
+ Alleweile, ein Oberdeutsches Umstandswort der Zeit, welches im
Hochdeutschen nur noch in den gemeinen Sprecharten üblich ist, für
eben jetzt. Ich habe alleweile mit ihm gesprochen. Alleweile kommt er
gegangen. Willeram gebraucht allewila für allezeit, beständig.
Allezeit (W3) [Adelung]
Allezeit, ein Umstandswort der Zeit. 1) Zu allen Zeiten, so wohl in
dem schärfsten logischen Verstande, eine ununterbrochene Fortdauer
anzudeuten, für beständig oder das niedrige immer; als auch in
eingeschränkter Bedeutung, zu allen vorkommenden Zeiten und
Gelegenheiten, wie jederzeit. Allezeit fröhlich seyn. Man muß allezeit
tugendhaft seyn. Es ist allezeit gut arbeiten. Niemand ist allezeit
aufgeräumt. In ihrer Gesellschaft wird er mir allezeit gut schmecken,
Gell. Er kann so treuherzigmit mir thun, daß mirs allezeit warm ums
Herz wird, Weiße. 2) Dienet dieses Wort, so wie allemahl, auch
zuweilen zu einer Versicherung, wird aber über dieser Beschäftigung
oft zu einem bloßen Füllworte, der Rede etwas mehr Ausdehnung zu
geben. Sie werden allezeit denken, ich erzählete ihnen eine Fabel,
Gell. S. auch Allemahl, ingleichen Beständig.
Anm. Nieders. altied,
Dän. altid. Das Hochdeutsche Allezeit, hat den Ton bald auf der
ersten, bald aber auch auf der letzten Sylbe, so wie es der Nachdruck
der Rede erfordert. Allezeit findet sich erst bey den Schwäbischen
Dichtern.
Allgegenwart (W3) [Adelung]
Die Allgegenwart, plur. car. das Vermögen, auf die vollkommenste Art
gegenwärtig zu seyn, ein Vermögen, welches nur allein dem höchsten
Wesen zukommen kann.
Allgegenwärtig (W3) [Adelung]
Allgegenwärtig, adj. et adv. auf die vollkommenste Art, folglich an
allen Orten zugleich, gegenwärtig. Einige haben von diesem Beyworte
ein neues Hauptwort Allgegenwärtigkeit versucht, welches nur dann
seinen Nutzen hat, wenn man die Eigenschaft dieses vollkommensten
Daseyns, als ein Abstractum von der Allgegenwart, als dem Daseyn
selbst zu unterscheiden hat. Für das Adverbium allgegenwärtig findet
man in der Oberdeutschen Mundart auch allgegen und allzugegen.
Allgemein (W3) [Adelung]
Allgemein, adj. et adv. allen, oder doch den meisten einer Art
gemein, ihnen zukommend. Eine allgemeine Krankheit. Ein allgemeines
Übel. Die allgemeine christliche Kirche. Ein allgemeiner Befehl. Ein
allgemeines Sprichwort. Dem allgemeinen Gebrauche nachgehen. Mit
allgemeiner Bewilligung. Ein allgemeiner Begriff, der allen Dingen
einer Art zukommt. Das ist nicht allgemein. Man muß nicht so allgemein
urtheilen. Das Gespräch ward bald allgemein, alle anwesende Personen
nahmen daran Theil; ingleichen es erstreckte sich über allgemeine
Gegenstände.
Anm. Allgemein für überall, oder von jedermann, sie wurden
allgemein bewundert, das ist allgemein bekannt, ist ganz wider die
Bedeutung dieses Wortes; indessen kommt algemaine doch für einmüthig
schon in dem Überreste eines Gedichtes von dem Kriege Carls des
Großen, bey dem Schilter vor. Eben so fehlerhaft ist es im
Hochdeutschen, wenn einige, besonders Niedersachsen, für gemein, d. i.
niedrig, schlecht, allgemein gebrauchen; eine allgemeine Redensart.
Allgemeinsam und allgemeinschaftlich für gemeinschaftlich, sind
Oberdeutsch. Man muß den Superlativ allgemeinste mit dem durch aller
verlängerten Superlativ von gemein, niedrig, allergemeinste, nicht
verwechseln, weil beyde einen ganz verschiedenen Begriff haben. Die
Angelsachsen und Niedersachsen gebrauchen Statt dieses verlängerten
Wortes das einfache mäne, mene. S. das folgende.
Allgemeinheit (W3) [Adelung]
Die Allgemeinheit, plur. die -en. 1) Die Eigenschaft einer Sache,
vermöge welcher sie allen, oder doch den meisten Dingen einer Art
gemein ist; ohne Pural. Die Allgemeinheit eines Befehls, eines
Gesetzes, eines Begriffes, u. s. f. 2) Eine Sache, welche allen gemein
ist, oder ihnen zugehöret, besonders Grundstücke, die einer Gemeine
gemeinschaftlich zustehen. Gemeinheiten, gemeine Wiesen, Triften,
Wälder, u. s. f. In Oberdeutschland werden dergleichen gemeine Güter
Almänden, Almeinden und Almenden genannt, daher es zu Strasburg noch
Almende-
herren, Almendeschreiber, Almendesteine, Grenzsteine der gemeinen
Güter, Almendezins, u. s. f. gibt. Allmann bedeutet schon bey dem
Ottfried Volk, eine Menge Menschen, und Notker gebraucht alman chunne
für das menschliche Geschlecht. In Niedersachsen heißt ein solches
gemeines Gut, Meenhet, Meente, und Mahnte, und im Dän. und Schwed.
Allmänning.
Allgenugsam (W3) [Adelung]
Allgenugsam, adj. et adv. allen genug, ein Adjectiv, welches einige
Neuere eingeführet, eine Eigenschaft des göttlichen Wesens
auszudrucken, vermöge welcher es sich und allen Geschöpfen auf die
vollkommenste Art genug oder hinlänglich ist. Daher die
Allgenugsamkeit.
Allgewaltig (W3) [Adelung]
Allgewaltig, adj. et adv. mit der höchsten Gewalt bekleidet, ein
Beywort, welches sich im schärfsten Verstande gleichfalls nur von Gott
gebrauchen lässet. Ein Mißbrauch ist es, und eine sehr widerwärtige
Übertreibung, wenn einige dieses Wort für gewaltig, heftig überhaupt
gebrauchen. O, die Stille der Seele wie allgewaltig rettet sie in
allen Gefahren! Allgewaltig wüthet der Schmerz in meiner Seele. Die
Allgewaltigkeit für Allmacht, ist neu, aber auch nurichtig, weil das
einfache Gewaltigkeit nicht gebräuchlich ist. Die Schweden haben allswaldig und die Isländer allwaldr in eben dieser Bedeutung. S.
Allwaltend.
Allgut (W3) [Adelung]
Das "Allgut", plur. inus. ein Nahme, der an einigen Orten derjenigen Pflanze gegeben wird, welche an andern "guter Heinrich", "Schmerbel", "schmieriger Gänsefuß", und bey dem Linne "Chenopodium bonus Henricus" genannt wird. Den Nahmen "Allgut", Engl. "Allgood", hat sie theils wegen ihrer heilsamen Kräfte in der Arzneykunst, theils auch, weil ihre Blätter und Wurzeln eine gute Speise abgeben. S. "Heinrich".
Da derselbe mit "gut", als der adverbischen Form des Adjectives zusammen gesetzet ist, so leidet er auch, wie alle übrige dieser Art, z. B. "das Schwarz", "das Weiß", "das Grün" u. s. f. keine Biegungszeichen. Genit. "des Allgut", Dat. "dem Allgut" u. s. f.
Allgütig (W3) [Adelung]
Allgütig, adj. et adv. im höchsten Grade gütig, welches sich doch nur
von Gott gebrauchen läßt. Außerdem ist höchst gütig schicklicher und
üblicher.
Allhier (W3) [Adelung]
Allhier, ein Umstandswort des Ortes, für hier, an diesem Orte. All
dienet hier bloß zur Verlängerung des Wortes, welche der Numerus der
Rede zuweilen nothwendig macht, und welche andere Oberdeutsche durch
ihr dahier zu bewerkstelligen suchen. Wer hat allhier der Vorgebürge
Rücken Zu Tempeln und Pallästen ausgehöhlt? Raml. Allhiesig, das
Beywort für hiesig ist mit dieser Verlängerung unnöthig, weil das
einfache schon zweysylbig ist.
Allianz (W3) [Adelung]
Die Allianz, plur. die -en, eine ohne Noth aus dem Franz. Alliance
entlehntes Wort, eine Verbindung, oder ein Bündniß, besonders unter
freyen Staaten und deren Häuptern, auszudrucken. So auch für Allürter,
Bundesgenoß, ein Bundesverwandter, in der Schweiz ein Verbündeter, ein
Bündner.
Allmacht (W3) [Adelung]
Die Allmacht, plur. car. die höchste Macht, welche im schärfsten
Verstande nur Gott zukommen kann. Es wird alsdann durch die
vollkommenste Kraft erkläret, alles mögliche ohne Mühe zu bewirken.
Die dichterische Schreibart der Neuern gebraucht dieses Wort zuweilen
auch, nach einer freylich etwas starken Hyperbel, von einer jeden
vorzüglichen Macht. Die Allmacht ihrer Reitze.
Allmächtig (W3) [Adelung]
Allmächtig, adj. et adv. mit Allmacht begabt. Der allmächtige Gott,
und substantive, der Allmächtige. Einige neuere Dichter haben dieses
Wort für sehr stark, sehr heftig einführen wollen. - Allmächtigs
Mitleid faßt Die bebende Versammlung, Dusch.
Anm. Dieses Wort ist alt.
Schon im achten Jahrhundert kannten die Franken das Wort almahtig. Bey
den alten Scan-diern lautet es almakti, und bey den heutigen Dänen
allmeckig und allmägtig. Die Alten machten hieraus ein neues
Hauptwort, die Allmächtigkeit, welches in der goldenen Bulle für
Majestät, und geletzte Allmächtigkeit, für beleidigte Majestät
vorkommt. Jetzt verdienet es nur dann beybehalten zu werden, wenn man
die Eigenschaft als ein Abstractum, von der Allmacht oder höchsten
Macht selbst zu unterscheiden nöthig findet.
Allmählich (W3) [Adelung]
Allmählich, adv. mit einer sanften gelinden Bewegung, und figürlich,
nach und nach, allgemach. Allmählich sah ich nun das Räthsel
aufgeklärt, Weiße.
Anm. Die dieses Wort von Mahl herleiten wollen,
werden ihre Ableitung nicht ohne großen Zwang beweisen können. Wachter
fällt auf das Wendische maly, klein. Hätten nicht die künstlichsten
Herleitungen immer die größten Reitze für ihn, so würde er bey dem
bekannten gemach geblieben seyn. Für allgemach sagte man auch
allgemächlich, und hieraus ist allmählich entstanden. Jeroschin
schrieb, dem Frisch zu Folge, im 14ten Jahrhunderte noch allmächlich;
aber im Theuerdank findet man schon gemelig, ohne Aspiration. Vermöge
dieser Ableitung muß auch die letzte Sylbe ein ch bekommen, weil es
die Ableitungssylbe lich ist. Das h in der Mitte muß gleichfalls
beybehalten werden, um das Andenken der nächsten Abstammung zu
erhalten. S. Gemach, Allgemach und Mählich.
Allodial (W3) [Adelung]
Allodial, adj. et adv. aus dem mittlern Lat. allodialis, in den
Rechten, von niemand zu Lehen rührend, freyeigen; im Gegensatze des
feudal, lehnbar, lehnspflichtig. Ein allodiales Gut. Ein Gut allodial
machen. Am häufigsten ist es in Zusammensetzungen, von welchen
folgende die vornehmsten sind.
Anm. Allod ist ein altes Deutsches Wort,
welches aber mit der Zeit veraltet, und durch die Latein.
Schriftsteller der mittlern Zeiten mit einer fremden Endung (Allodium)
erst wieder zu uns gekommen ist. Od bedeutet das Eigenthum; nur die
Sylbe all hat noch einige Dunkelheit, die durch alle Muthmaßungen und
Träume der Wortforscher noch nicht aufgekläret worden. S. du Fresne
Gloss. v. Alodis, und Ihre Gloss. v. Od. S. auch Kleinod.
Allodial-Erbe (W3) [Adelung]
Der Allodial-Erbe, des -n, plur. die -n, derjenige, welcher ein
Allodial-Gut erbet, in Hessen und andern Gegenden der Landerbe, im
Gegensatze des Lehenserben.
Allodial-Schuld (W3) [Adelung]
Die Allodial-Schuld, plur. die -en, eine Schuld, welche auf ein
Allodial-Gut gemacht wird; zum Unterschiede von einer Lehensschuld.
Allsehend (W3) [Adelung]
Allsehend, adj. et adv. welches eigentlich das Participium des
Zeitwortes sehen, mit dem Beyworte all ist, der auf das vollkommenste
siehet; ein Wort, welches einige Neuere von Gott gangbar gemacht
haben. Der Allsehende Gott. Das Allsehende Auge des Höchsten.
Alltägig (W3) [Adelung]
Alltägig, oder alltäglich, adj. et adv. 1) Eigentlich, was alle Tage
kommt, oder geschiehet, für täglich, doch fast nur in der Benennung
des alltägigen oder alltäglichen Fiebers. In Oberdeutschland hingegen
wird dieses Wort fast in allen Fällen für täglich gebraucht. 2) In
eingeschränkter Bedeutung, was den Wochentagen zukommt, oder gehöret,
im Gegensatze des festtäglich. Ein alltägliches Kleid. 3) Figürlich,
gewöhnlich, gemein, niedrig, im Gegensatze dessen, was selten,
ausgesucht, vortrefflich ist. Ein alltäglicher Scherz. S. das
folgende.
Anm. Beyde Formen dieses Wortes sind richtig. Alltägig, ist
nach der Analogie von eintägig, zweytägig, u. s. f. und alltäglich
nach täglich, festtäglich u. s. f. gebildet. Doch ist dieses in den
beyden letzten Bedeutungen gebräuchlicher als jenes.
Alltäglichkeit (W3) [Adelung]
Die Alltäglichkeit, plur. inusit. von der letzten Bedeutung des
vorigen, die gemeine, gewöhnliche Beschaffenheit. Sich mit seinen
Gedanken über die niedrige Alltäglichkeit erheben.
Alltags- (W3) [Adelung]
Alltags-, ein aus alle Tage zusammen gezogenes Bestimmungswort,
welches mit verschiedenen Substantiven zusammen gesetzet werden kann.
Es bedeutet alsdann, 1) eigentlich, ihre Bestimmung für die gemeinen
Wochentage, im Gegensatze der Festtage, wie Alltagskleid, Alltagshut,
Alltagsspeise u. s. f. 2) Aber auch figürlich, eine Person oder Sache
von gewöhnlicher, und folglich gemeiner, geringer Beschaffenheit. In
dieser Bedeutung sagt man, ein Alltagsgesicht, von der gemeinen
Bildung einer Person, Günth. Ein langweiliges Alltagsgewäsch, Less.
Ein Alltagsheiliger, ein Heiliger von geringerem Range. Ein
Alltagspoet. Der Alltagston der gewöhnlichen Predigten. Ein
Alltagswitz u. s. f.
Alludiren (W3) [Adelung]
+ Alludiren, verb. reg. act. von dem Lat. alludere, eine Sache auf
eine verdeckte mittelbare Art erwähnen, darauf anspielen, mit auf. Auf
eine alte Geschichte alludiren, anspielen.
Allusion (W3) [Adelung]
Die Allusion, plur. die -en, von dem Lat. Allusio, und dieß von dem
vorigen, die Anspielung. Besonders in den schönen Wissenschaften, die
Beziehung auf einen einzelnen Gegenstand, einen andern Begriff dadurch
anschaulich zu machen; auch hier die Anspielung.
Allwaltend (W3) [Adelung]
Allwaltend, adject. welches eigentlich das Participium des veralteten
Zeitwortes walten, regieren, mit dem Worte all ist, alles regierend,
ingleichen, alles vermögend; ein Beywort, welches nur von Gott
gebraucht wird. Die allwaltende Beschirmung Gottes.
Anm. Dieses Wort
ist sehr alt. Der aluualdendeo kommt bey dem Isidor, ala uualtentan,
im Accusat. bey dem Ottfried, und ther alwalten Kaisare, bey dem
Tatian vor. Im Nieders. hingegen ist allweldig, der sich zu viel
Gewalt anmaßer, übermüthig.
Allweise (W3) [Adelung]
Allweise, adj. et adv. mit der höchsten Weisheit begabt, eine
Eigenschaft, die sich gleichfalls nur von dem höchsten Wesen sagen
läßt. Das allweise Wesen. Die allweise Vorsehung.
Allweisheit (W3) [Adelung]
Die Allweisheit, plur. car. die höchste Weisheit.
Allwissend (W3) [Adelung]
Allwissend, adj. et adv. alles wissend, von allen Dingen die
vollkommenste Wissenschaft habend. Niemand ist allwissend als Gott.
Der Allwissende siehet alles und höret alles.
Allwissenheit (W3) [Adelung]
Die Allwissenheit, plur. car. die Eigenschaft, alles auf das
vollkommenste zu wissen, das Vermögen, sich alle Dinge auf das
vollkommenste vorzustellen.
Allwo (W3) [Adelung]
* Allwo, das ohne Noth verlängerte Umstandswort wo, welches an dessen
Statt nur noch in den Kanzelleyen gangbar ist.
Allzu (W3) [Adelung]
Allzu, das mit dem emphatischen all verlängerte Nebenwort zu, wenn es
den Adjectiven und Adverbiis vorgesetzet wird, und alsdann einen
Überfluß dessen andeutet, wobey es steht. Allzu groß, allzu sehr,
allzu klein, allzu zärtlich. In dem ernsthaften und erhabenen Style
wird zu lieber ohne diese matte Verlängerung gebraucht. Zu den
Participiis schickt sich dieses Wort so wenig als das einfache zu;
allzu lermende Ergetzlichkeiten, ist ein Barbarismus. Viele schreiben
dieses allzu mit dem folgenden Adjective oder Adverbio als Ein Wort,
allzugroß, allzuviel, allzuunwürdig. Allein, da das einfache zu in
diesem Falle jederzeit getrennt geschrieben wird, so muß es mit diesem
gleichfalls geschehen. Die beyden folgenden gehören nicht hierher.
Allzugleich (W3) [Adelung]
* Allzugleich, eine veraltete Zusammenziehung der Worte alle
zugleich.
Allzumahl (W3) [Adelung]
* Allzumahl, ein im Hochdeutschen gleichfalls veraltetes
Oberdeutsches Umstandswort, für alle, insgesammt. - Uns Männer
allzumahl, Opitz. Doch angesehn das Volk noch durch dieß allzumal Zu
keiner Buße kam, ebend. Ist Erz gleich zu den ThürenUnd zu den Riegeln
Stahl, Wenn er sie an will rühren,So bricht es allzumahl, ebend.
Almanach (W3) [Adelung]
Der Almanach, des -es, plur. die -e, ein Kalender; eine Benennung,
welche im gemeinen Leben wenig mehr vorkommt, aber noch bey den
Dichtern lebt. Außer dem gebraucht man es auch am häufigsten von
solchen jährlichen Handbüchern, bey welchen die voran gehenden
Kalender-Nachrichten nur zur Empfehlung dienen. Ein Musen-Almanach,
Theater-Almanach, Kriegs-Almanach, der berichtigte Kirchen- und
Ketzer-Almanach u. s. f. wofür doch auch Kalender üblich ist. Rich.
Verstechan versichert nach dem Journal Encyclop. die Angelsachsen
hätten ihre Runstäbe, welche ihnen Statt des Kalenders gedienet,
All-moon-aght, d. i. Tafel aller Monden genannt. Ich habe davon bey
andern nichts gefunden; allein gesetzt, seine Versicherung wäre keine
bloße etymologische Muthmaßung, so ist doch unser Almanach gewiß nicht
daher entlehnet; denn dieses ist ganz Arabisch, und mit der Astronomie, die wir in den mittlern Zeiten von den Arabern erhielten,
zu uns gekommen. Im Persischen lautet es Elmenach. Ich finde dieses
Wort zuerst bey dem Georg von Peuerbach, einem der ersten Deutschen
Astronomen, welcher um 1460 zu Wien lebte und Almanach pro annis
pluribus berechnete.
Almandin (W3) [Adelung]
Der Almandin, des -es, plur. die -e, ein Edelstein, der eigentlich zu
den Rubinarten gehöret, ganz dunkel und den hochrothen Granaten
ähnlich ist, und mit dem wenigsten Feuer spielet; Carbunculus
Alabandicus, Almandinus. Er hat den Nahmen von der Stadt Alabanda in
Carien, wo er, dem Plinius zu Folge, hergebracht wurde, und sollte
also billig Alabandin geschrieben werden. Allein daß das b schon
vorlängst durch das m verdränget worden, erhellet aus dem du Fresne v.
Alamandinae.
Almende (W3) [Adelung]
Die Almende, plur. die -n, S. Allgemeinheit.
Almer (W3) [Adelung]
1. Die Almer, plur. die -n, der Österreichische Nahme des Faulbaumes, S.
dieses Wort.
Almer (W3) [Adelung]
2. Die Almer, plur. die -n, eine Oberdeutsche Benennung eines Schrankes,
welche aus dem spätern Lat. Armarium, Armaria und Almaria entstanden
ist, wovon auch die Franzosen ihr Armoire, die Spanier ihr Almario,
die Holländer ihr Almaris, Armaris, Ammaris, die Ungarn ihr Almarion
und die Böhmen ihr Almara haben. In der Oberpfalz ist dieses Wort
ungewissen Geschlechtes; allein in Schlesien und dem Meißnischen
Erzgebirge sagt man die Almer, und spricht es in dem letztern auch
wohl Alment, Almut, und Ulm aus. Auch die Hochdeutschen Kartenmacher
nennen den Schrank mit einem Ofen, worin die gemachten Karten
getrocknet werden, eine Alme. Das Verkleinerungswort wird bald
Älmerlein, bald Elmerlein, bald Almerchen ausgesprochen. Daß ehedem
auch Almerey für Sacristey üblich gewesen, erhellet aus dem Frisch. S.
du Fresne v. Almaria, Armaria und Eleemosynaria.
Almey (W3) [Adelung]
Der Almey, des -es, plur. inusit. ein Nahme, der in den Messinghütten
auch dem weißen Nicht oder Galmeyfluge gegeben wird, und vermuthlich
mit Galmey eines Ursprunges ist. S. Augennicht, Nicht, ingleichen
Galmeyflug.
Aloe (W3) [Adelung]
Die Aloe, plur. car. ein Nahme, der verschiedenen ausländischen
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