virtus
virtuell
virtuos
Virtuose (W3)
Lat. "virtus" = dt. "Tüchtigkeit", "Tapferkeit", "Tugend", findet man auch in dt. "virtuell" = dt. "der Kraft oder Möglichkeit nach vorhanden", "scheinbar" das über frz. "virtuel" zurück geht uaf mlat. "virtualis", lat. "virtus" = "Tüchtigkeit", "Mannhaftigkeit", "Tugend" und basiert auf lat. "vir" = dt. "Mann", "erwachsener Mann", und lat. "virilis" = dt. "dem Mann eigen", "männlich".
Dt. "virtuos" = dt. "meisterhaft" und dt. "Virtuose" = dt. "jemand, der eine künstlerische Technik mit vollkommener Meisterschaft beherrscht" gehen über ital. "virtuoso" = dt. "tugendhaft", "tüchtig" zurück auf ital. "virtù" = dt. "Tugend" und lat. "virtus" = dt. "tugendhafter Mensch", "tüchtiger Mensch".
(E?)(L?) http://www.amici-online.eu/Cursor_09
(Seite 14f)
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Als erstes Beispiel betrachten wir das oben erwähnte lateinische Wort "virtus". Dass es zu "vir" "Mann" gehört, ist sofort klar - aber eine passende Übersetzung, die dieses Verhältnis auch deutlich machen würde, will sich nicht so ohne Weiteres einstellen, wenn wir uns auf die in den Lehrbüchern üblichen Bedeutungsangaben beschränken: "Männlichkeit" trifft es überhaupt nicht und die "Mannhaftigkeit" gehört, ebenso wie die heute nicht mehr zu den Primärtugenden gehörende "Tugend", zu dem berüchtigten Übersetzungsdeutsch.
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Bei den Wortbedeutungen ist stets davon auszugehen, dass Wörter eine Art „Bedeutungswolken“ sind: Um eine Kernbedeutung herum schweben prinzipiell unendlich viele weitere Bedeutungen, eine Art Satelliten, die in bestimmten Zusammenhängen auftreten. Daraus folgt zwangsläufig, dass auch der fleißigste Schüler nie sämtliche Bedeutungen eines Wortes lernen kann! Immer wieder wird es neue Zusammenhänge geben, in denen die bisher bekannten Bedeutungen offensichtlich unsinnig sind: Hier ist Kreativität gefragt.
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Erstellt: 2012-09