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Ampelwort
Ampelwörter (W1)
Zunächst einmal möchte ich, falls niemand anderes Anspruch darauf erhebt, das Wort "Ampelwort" als meinen neologistischen Beitrag zur Sprachforschung reklamieren. Ampelwörter sind eine ganz besondere Spezies, die zwar nur selten auftreten, aber dennoch vorkommen.
Unter "Ampelwort" verstehe ich ein Wort, das durch eine interne oder externe "Buchstabenwanderung" entstanden ist. Dem Bild der Ampel entspricht es dabei am besten, wenn ein Buchstabe von vorn nach hinten springt und umgekehrt. Aber ein Ampeleffekt tritt auch auf, wenn ein Wort dem neben ihm stehenden (meist dem vorangehenden bestimmten oder unbestimmten Artikel) einen Buchstaben entwendet. Es gibt auch Beispiele, dass das betreffende Wort einen Buchstaben abgab. Und es kann sogar vorkommen, dass dabei mehrere Buchstaben beteiligt sind.
Es gibt allerdings auch eine "offizielle" Bezeichnung, die sich allerdings nur auf die Buchstabenwanderung innerhalb eines Wortes bezieht.
Als "Metathese" wird die Lautumstellung in einem Wort, auch bei Entlehnung in eine andere Sprache, bezeichnet.
Das Wort "Metathese" kommt direkt von lat. "metathesis" bzw. griech. "metáthesis" und setzt sich zusammen aus "meta" = "zwischen", "mit", "um", "nach" und griech. "thésis" = "Setzen", "Stellen", "tithénai" = "setzen", "stellen". Die "Metathese" ist also eine "(Buchstaben-, Laut-)Umstellung".
Leider habe ich versäumt, bereits früher eine kleine Sammlung davon anzulegen, so dass ich im Moment nur ein paar Beispiele habe:
- dt. "Latrine" hieß ursprünglich "lavatrina" von lat. "lavare" = "waschen"
- dt. "Alchemie": Aus dem arab. "al kímiá" wurde "Alchemie" und dann wieder die wissenschaftliche "Chemie"
- dt. "Bernstein": Aus dem aus fossilem Harz bestehenden "Brennstein" wurde "Bernstein". Es ist schließlich recht ungewöhnlich, dass ein Stein entflammbar ist.
- dt. "Bronn": Aus "Bronn" ("Brunnen") wurde "Born" (mittlerweile antiquiert) = "Quelle", "Brunnen".
- dt. "Kresse", mhdt. "kresse", ahdt. "kresso", ndl. "kers", engl. "cress"
- dt. "Laffette" aus frz. "l'affût" = dt. "Hochsitz", "Kanzel", bei den Militärs aber "Untergestell eines Geschützes"
- dt. "Orange": geht über span. "naranja" auf arab. "narang" zurück. (Aus "a naranje" wurde "an orange".)
- dt. "Roß": das dt. "Roß" und das engl. "horse" sind durch eine Metathese miteinander verwandt. - So gab es im Althd. noch die Variante "hros". - Ob allerdings "hros" oder "hors" die ursprünglichere Variante ist konnte ich nicht klären.
- dt. "Wespe": aus "Wespe" wird umgangssprachlich "Wepse". - Auf Grund der Herkunft von "weben" also die "Webende", musste "Wepse" aber wohl die ursprünglichere und damit die "richtigere" Form sein. Und im Althd. findet man auch die Formen "wefsa" und "wafsi".
- dt."Ampel": Eine "Ampel" wird zur "Lampe" und umgekehrt. - Das vollkommenste Beispiel eines Ampelwortes ist dabei "Ampel". Durch "Umschalten des "l" wird es zur "Lampe". Und beide gehen auf die gleiche Wurzel, lat. "ampulla" = "Fläschchen" zurück. - Die Ampelschaltung muss allerdings schon in vorlateinischer bzw. sogar vorgriechischer Zeit erfolgt sein. Immerhin geht die "Lampe" auf lat. "lampada" = "Fackel" zurück.
- engl. "adder": Aus dem engl. "a nadder" wurde "an adder" (= eine Natter) - Die "Natter" heisst im Englischen "adder", weil sie ihr "n" an den unbestimmten Artikel abgeben musste. Im Deutschen findet man "Otter" = "Schlange".
- engl. "apron": Aus "a naperon" wurde "an apron" = "Schürze", "Schutzhaube". ("naperon" findet man noch in "napery" = "Tischwäsche" und "napkin" = "Serviette", "Wischtuch", "Windel", "Monatsbinde"
- engl. "auger": Ein weiteres englisches Beispiel ist der engl. "auger", der aus engl. "nave" = "(Rad)Nabe" plus "gar" entstand und zu "navegar", also etwa "drehender Speer" wurde. Dieser mutierte von "a nave-gar" zu "a nauger" zu "an auger"; aus dem "nauger" wurde also durch Abgabe des "n" an den englischen Artikel ein "auger".
- engl. "Collard": Aus dem engl. Namen "Nicholas" wurde "Collard" (called: "aphetic loss")
- engl. "Disney": Aus "de Isigny" wurde der engl. Name "Disney", der Einwanderer aus frz. "Isgny" ("De Isgny", "D'Isgny") (im Gefolge von "William the Conqueror"
- engl. "namby-pamby": In das Umfeld der Ampelwörter passt auch das engl. "namby-pamby" = "unentschlossen", "verweichlicht", "rückgratlos", "feige", "seicht", "abgeschmackt", "sentimentales Zeug", "Wischi-waschi"; allerdings wird nicht deutlich, wem "amby" (von der Verniedlichungsform des engl. Vornamens "Ambrose") das "n" geklaut hat. Möglich wäre aber auch dass es von "an amby-pamby" zu "a namby-pamby" mutierte. Dann wäre es jedenfalls ein vollwertiges Ampelwort.
- engl. "napkin": Aus "an apkin" wurde "napkin" = "Serviette", "Windel".
- engl. "nickname": Aus altengl. "an ekename" ("eke" = "zusätzlich") wurde etwa im 16.Jh. "a nekename" und schließlich "a nickname". - Der engl. "nickname" hat umgekehrt dem unbestimmten Artikel "an" ein "n" geklaut.
- engl. "squire": Aus engl. "esquire" wurde "squire" = "Gutsherr" und engl. "esquire" = "Edelmann" kommt vom afrz. "escuier". lat. "scutarius" = "Schildträger"
- engl. "tawdry": Aus engl. "Saint Audrey" wurde "tawdry".
- engl. "vanguard" derives from the Middle French "avant-garde"
- frz. "alambic", span. "alambique", arab. "al-inbq", grich. "ambix", "ambicus" = dt. "Becher", "Destillierkolben"
- frz. "lambic" = dt. "Apfelschnaps" über span. "alambique", arab. "al-inbq", grich. "ambix", "ambicus" = dt. "Becher", "Destillierkolben"
- frz. "Verlan": Aus dem frz. "l'enver" wurde "Verlan". - Das französische "Verlan", eine Art Jugendsprache, hat dieses Prinzip zur Regel erklärt und formt soweit möglich alle Wörter um, indem es Beginn und Ende vertauscht. So ist die Bezeichnung "verlan" selbst die Umkehrung von "l'envers" = dt. "das Umgekehrte". (Ein Ampelwort, das sogar genau das bezeichnet, was es ist.)
- ital. "Orlando" = dt. "Roland"
- ladinisch "antlaríes" = "Kleinigkeiten" (Ladinisch, Grödnischer Teil): Aus "tantlerei" wurde "d'antlerei" = "(die) antlerei".
- lothr. "Fulenza", "Fulenzia" f. fast allg. scherzhafte Bezeichnung für "Influenza". — ElsWB els. 1, 112.
- norddt. "Krüste" = dt. "Kruste" (Brotkruste)
Auch alle Verben in der zweiten Person Plural sind Ampelwörter. Sie haben dem folgenden "du" das "d" geklaut, in "t" umgewandelt und das "u" komplett weggelassen, so daß es später wieder erneut dazugesetzt werden mußte.
Die "Zweite Person Singular" eines Verbs ist im Deutschen durch ein "t" am Ende gekennzeichnet. Dazu findet man in "von Polenz: Geschichte der deutschen Sprache" den folgenden Hinweis:
Die syntaktischen Beziehungen der Wörter zueinander werden vornehmlich durch Endungen oder Vorsilben ausgedrückt, die wohl dadurch entstanden sind, daß nach- oder vorangestellte Wörter durch Akzentabstufung mit dem Wortstamm zu festen Flexionsformen verschmolzen, ahnlich wie noch im frühmittelalterlichen Deutsch der anlautende Konsonant des nachgestellten Pronomens "du" zum festen Bestandteil der Konjugationsendung der 2. Person singular wurde ( ahd. "gibis", mhd. "gibest" = "gibst", also eigentlich "gibis du").
Eingefallen ist mir auch noch die grosse Anzahl von Begriffen die aus dem Arabischen in der Verbindung mit ihrem Artikel übernommen wurden. Ein bekanntes Beispiel ist die im Mittelalter betriebene "Alchemie" (aus arab. "al kímiá"), die dann mit Beginn der wissenschaftlichen Arbeitsweise, auch wieder Balast abwarf und zur modernen "Chemie" wurde.
Beim meinem Versuch, herauszufinden, ob das Wort "Ampelwort" schon besetzt ist, war ich doch etwas überrascht, was mir Google dazu anbot. Das folgende Beispiel ist wohl noch das harmlosesete und seriöseste, was ich dazu gefunden habe.
(Vielleicht sollte ich mir doch einen anderen Begriff dafür überlegen.)
Ampelwort
Ein Ampelwort ist ein Wort aus einer Abfolge von zwei oder drei Worten, mit denen der Bottom im Verlauf einer Session signalisieren kann, wie er sich das weitere Vorgehen des Tops wünschen würde. In Assoziation zur Ampel werden meist die drei Worte "grün", "gelb" und "rot" eingesetzt.
"Grün" bedeutet, dass alles in Ordnung ist und der Top ruhig etwas beherzter zur Sache gehen kann, "gelb" steht für Situationen, in denen der Bottom den Top bitten möchte, etwas langsamer vorzugehen oder zeigen möchte, dass die Grenzen der physischen Belastbarkeit bald erreicht sind. "Rot" zeigt an, dass die Grenzen der Belastbarkeit des Bottom gerade überschritten wurden. Gleichzeitig ist dies eine Bitte, das Spiel zu verlangsamen oder die Technik zu wechseln. Viele Tops verneinen den Sinn des Wortes "Grün". Ihrer Meinung nach ist es im Verlauf einer Session einzig und allein ihre Sache, wie feste sie schlagen oder wie intensiv sie eine Technik anwenden. Daher werden oftmals nur die Worte "gelb" und "rot" gebraucht.
Einen Schritt weiter geht, wer Ampelworte komplett ablehnt und nur ein Wort, das Safewort, gelten lässt.