Daus
ei der Daus (W3)
"ei der Daus" sagen wir seit dem 15. Jahrhundert als Ausdruck der Verwunderung, aber auch des Fluches, Erstaunens oder Schreckens. Zunächst bedeutete es "Betrüger", niederdeutsch auch "Teufel", seit dem 18. Jahrhundert ist die Bedeutung "Teufelskerl" (von mittellatenisch "dusius" - dt. "Dämon"), traditionell ein "Euphemismus" für den "Teufel" oder "Henker" bezeugt. Grund ist der verbreitete Aberglaube, daß die Nennung des Teufels ihn höchstselbst herbeirufen könnte. Bei Klabund (1890-1928) heißt es im "Totengräber":
Ich rede frisch von der Leber Weg, zum Parlieren Und Zieren Ist keine Zeit.
Ein armer, wandernder, stellenloser Totengräber Bittet um Arbeit.
Habt ihr keinen Toten zu begraben?
Keine Leiche im Haus?
Ei der Daus!
Keine Mutter? Keine Tochter? Keinen Mann?
Ich begrabe sie, so gut ichs kann.
Bei mir ist jeder gut aufgehoben,
Das Werk wird seinen Schöpfer loben.
Ich trage die Schaufel stets bei mir Und begrabe Sie auf Wunsch im Garten hier.
Die Erde leicht und lau fällt Auf Ihre Rippen Wie Schnee.
Ein Grab ist schnell geschaufelt.
Die Lippen Lächeln: Ade
Möglich wäre auch die entgegengesetzte Herleitung über "Deus" (lateinisch "Gott").
Eine andere Deutung: Im Kartenspiel wird eine Karte mit hohem Wert auch als "Daus" (vom nordfranzösischen "daus", französisch "deux" - "zwei", weil zwei Symbole und ein Glücksschwein zu sehen sind) oder "Sau" bezeichnet.
Das Ausspielen der Karte wird oft mit Überraschung aufgenommen, dementsprechend folgt gelegentlich dieser Ausruf.
"Daus" waren darüber hinaus auch zwei Augen beim Würfelspiel (mittelhochdeutsch "dus", lateinisch "duo").
Bei Adelung findet man:
Das "Aß", oder "Äß", des Asses, oder Ässes, plur. Asse oder Ässe, ein Wort, welches heut zu Tage noch in einem dreyfachen Gebrauche vorkommt. Denn so bezeichnet
1) das "Äß" oder "As", die "Eins", so wohl auf den Würfeln, als auch auf den Karten, welches letztere auch das "Daus" heißt. Niedersächs. "Esken", das Engl. "Ace", das Schwed. "Aes", das Ital. "Asso", und das Franz. "As", haben gleiche Bedeutungen.
2) Weil die Eins die kleinste Zahl ist, so hat man auch so wohl in den Gold- und Silbergewichten das kleinste Gewicht, deren 15 einen Grän, 17 einen Pfennig Cölnisch Gold- und Silbergewicht, 64 einen Ducaten, und 126 einen Louisd'or machen, als auch in manchen Arten der Maße, welche eine große Schärfe und Genauigkeit haben sollen, die kleinste Einheit ein "Aß" oder ein "Äß", im gemeinen Leben ein "Eß", oder "Eßchen" genannt.
3) Wird auch das Apothekerpfund, welches 24 Loth hält, ein "Aß" genannt. Im diesem letzten Falle ist das Wort zwar zunächst aus dem Latein. "Assis" entlehnet, allein auch diese gehöret mit zu der allgemeinen Übereinstimmung der Mundarten, und zeiget, daß "Aß" nicht allein die Zahl "Eins", sondern auch eine besondere Sache als ein Ganzes betrachtet, bedeutet habe. Das Griech. "???", "Eins", gehöret gleichfalls hierher. Wenn es in den beyden letzten Bedeutungen ein Zahlwort vor sich hat, so bleibt es im Plural, wie so viele andere dieser Art, unverändert. Der Ducaten ist um sechs "Aß" zu leicht. Es sind diesen Monath 600 "Aß" Wasser gefallen.
Das "Daus", des -es, plur. die Däuser, in der Deutschen Spielkarte, dasjenige Blatt, welches zwey Augen hat; ingleichen in dem Würfelspiele, diejenige Seite des Würfels, welche zwey Augen weiset. In beyden Fällen ist dieses Wort eine verderbte Aussprache des Franz. "deux". In der Deutschen Karte ist "Daus" dasjenige, was in der Französischen das "Aß" ist. Wie ein "Daus", wie ein "Däuschen", im gemeinen Leben, "niedlich", "vortrefflich". Er ist geputzt wie ein Däuschen. In einem vermuthlich andern Verstande begleitet es wohl einen verwundernden Ausruf. "Was der Daus! Müssen die Leute mit einander vorhaben?" In welchem Falle man auch wohl "der Dausend" und "der Deutscher" gebraucht. S. diese Wörter.
Das "Eicheldaus", des -es, plur. die Eicheldäuser, in der Deutschen Karte, das "Daus" aus der mit Eicheln bezeichneten Farbe. Nieders. "Eckerndaus".
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2) In der Deutschen Karte wird die grüne Farbe, weil sie das Blatt eines Baumes vorstellet, Laub genannt. Daher der Laubkönig, der Laubober, das "Laubdaus" u. s. f.
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In der Deutschen Karte führen die auf der Spitze stehenden Quadrate, ohne eben Rauten in der folgenden Bedeutung zu seyn, den Nahmen der Raute; Franz. "Carreau", eigentlich "Quarreau". Daher der "Rautenkönig", der "Rautenober", das "Rautendaus" u. s. f. Auch die viereckigen Felder eines Bretspieles heißen noch im gemeinen Leben "Rauten", daher "rautenweise" zuweilen auch noch für "geschachtet", d. i. in solche Felder getheilt, gebraucht wird. Im Schwed. ist "Ret" und "Ruta", im Isländ. "Reitr", und im Finnländ. "Ruutu", ein jedes Quadrat oder Viereck.
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Die "Spadille", (Sprich Spadilje) plur. die -n, aus den Franz. "Espadille", und dieß wieder aus dem Spanischen, im l'Hombre Spiele, der erste und vornehmste Matador, welches in allen Farben das "Pik Daus" ist. Ohne Zweifel dem Spanischen "Spado". Deutsch "Spaten", weil die Pik-Farbe in der Deutschen Karte "Schüppen" oder "Spaten" genannt wird.
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(a) In den Kartenspielen sticht eine Karte die ander, wenn sie mehr ist, als diese, sie überwindet, und daher die gestochene von dem, der die höhere Karte hatte, eingenommen wird. Das "Daus" sticht den König, der König die Dame u. s. f. (Siehe auch Abstechen.)
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(E?)(L?) http://faql.de/etymologie.html#neune
Woher kommen die Ausrufe "ach, du grüne Neune!" und "ei der Daus!"?
Über die Herkunft dieser beiden Ausrufe des Erstaunens oder der Verwunderung besteht keine Einigkeit. Einigen Quellen zufolge soll die "grüne Neune" eine Spielkarte bezeichnen ("Grün" im deutschen Blatt entspricht "Pik"), der "Daus" vielleicht verhüllend den "Teufel". Andererseits steht das "Daus" (aus mhd. "dûs", "tûs", mfrz. "deus", altfrz. "doues", lat. "duo") auch für "zwei Augen" im Würfel- und Kartenspiel sowie für das "As". Auch im Englischen wird "deuce" in all diesen Bedeutungen und Redewendungen gebraucht.
Als weitere mögliche Erklärung für die "grüne Neune" nennt Röhrich ein Berliner Vergnügungslokal "Conventgarten" in der Blumenstraße 9 mit Haupteingang am Grünen Weg, das nach 1852 »ein billiges Tanzcafé und Stätte mancher Handgreiflichkeiten« geworden sein soll. Andere Quellen berichten von einem in besagter Blumenstraße 9 in Friedrichshain gelegenen Theater (Königstädtisches Vaudeville-Theater), das 1855 von Franz Wallner übernommen wurde und in dem »Halbwelt-Dramen« gespielt worden sein sollen. Der »Grüne Weg« heißt heute »Singerstraße«.
(E3)(L1) https://www.redensarten-index.de/register/d.php
Ei der Daus!
(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
LaubDaus
(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Redewendungen
"Ei der Daus!" – Ausdruck der Verblüffung, des Zorns oder der Verwunderung. Der/das "Daus" ist im deutschen Kartenspiel das "Ass", also die höchste Spielkarte. Vermutlich hat der Ausdruck aber dennoch nichts damit zu tun, sondern vielleicht eher mit dem niederdeutschen "Dus" für "Tausend". "Daus" könnte auch vom mittellateinischen Wort "dusius" = "Dämon" abstammen und einem Ausruf wie "Oh, mein Gott" nahekommen.
(E?)(L?) https://de.wiktionary.org/wiki/Verzeichnis:Deutsch/Redewendungen
ei der Daus!
(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/RhWB/
PfWB "Daus" II -o·u.- m.:
1. "Teufel", in Flüchen. Dat dech der D.! uWupp; der Dausicht noch emol! Ei, der Dausicht! Der Dausicht holl dich! Bitb, Prüm, Daun; Dausenfilijinchen (-veilchen) wie schön! Daun-Strohn. — E schlift (schläft) wie en Daus Prüm-Mürlenb. —
2. "Daus" ein Kartenspiel Bo. —
3. "Daus-chen" Kosewort für "Kind" Wittl-Steinborn.
(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/DWB/
DAUS, n. | DAUS
"daus", n. die zahl "zwei", binio, ahd. "dûs" Graff 5, 229, mhd. "tûs", engl. "deuce", altnord. "daus", dän. "duus", von "dyas", nicht erst von dem französ. "deux", wie Frisch und Adelung annehmen.
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"daus", m. niederd. "duus", engl. "deuse", ein ausgezeichnetes und treffliches wesen, ein mensch den man mit wolgefallen ansieht. man sagt, wenn man einen loben will, "er ist wie ein daus".
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"herzdaus", "herzendaus", n. das "daus der herzfarbe" im kartenspiel (vgl. DWB herz II, 5 sp. 1223): "herzdaus" Frisch 1, 187c; das rothe oder "herz-tausz". Wesenigk spielsieben (1702) 132; das rothe oder "herzentausz". 133;
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"kleedaus", n. "daus in kleefarbe", s. das vor.
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"rautendaus", n. "daus von der raute" im kartenspiel.
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"schellendaus", n. das "daus der farbe schellen" im deutschen kartenspiel. Frisch 1, 187c, eigentlich die "zwei", dann aber auch das "asz". vgl. DWB "daus" oben theil 2, 855. als scherzhafter eigenname für einen spieler Clas Schellendaus. H. Sachs 5 (1579), 357a.
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(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=der Daus
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "der Daus" taucht in der Literatur um das Jahr 1850 auf.
(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2019-12