Latwerge (W3)
Das "Zwetschgen-Pflaumenmus" kommt in verschiedenen mundartlichen Varianten vor, wie etwa "Laddwersch", "Laddwerg", "Laddwerich", "Laddwerj", "Laddwerjer", "Lertwerch", aber auch als "Latschmiere", "Leckmerich" oder "Leckschmiere".
Der lateinische Ursprung ist lat. "electuarium" = dt. "Heilsaft". Die alten Römer hatten dem Pflaumenmus heilende Kräfte zugebilligt.
Das lat. "electuarium" wird weiter auf lat. "electus" = "erlesen" und griech. "ekleiktón" = "Arznei, die man im Munde zergehen lässt" zurückgeführt. Und zu "Latwerch" wurde es kräftig über lat. "elactuarium", "lactuarium", altfrz. "électuaire", "lectuaire" und mhd. "lactwarje", "latwarje" gekocht.
Die Bezeichnung dt. "Latwerge", hess. "Latwérje", saarl. "Látwerch", schweiz. "Latwääri", "Latwäri", für "Pflaumenmus", "Zwetschgenmus", "Dicksaft", (ital. "elettuario", "elettovario", "lattovaro", "lattuario" = dt. "sirupartiges Arzneimittel", neuschwed. "latverg", neuir. "liochtuaire"), geht über mhdt. "latwârje", "latwarje", "latewaria", "latwerge" = dt. "Süßigkeit", mndt. "lacwerie", "lacwerge", "lactwarige", "laquarie", "lackquarde", "latwerg", "leckerwarte", "*lactuarium", altfrz. "lectuaire", frz. "electuaire", zurück auf mlat. "electarium", lat. "electuarium" = dt. "zähflüssige Medizin", "Heilsaft", "Arznei", "Arznei in Form von Brei, Sirup oder Mus", wörtlich "auserlesene Kostbarkeit", das wiederum eine Lehnübersetzung zu griech. "ekleiktón", "ekleikton", "ekleigma" = dt. "Tablette", "Bonbon", "Arznei", wörtlich "das Ausgeleckte", "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt", zu griech. "ekleichein" = dt. "auslecken", aus griech. "ek–" = dt. "aus", "heraus" und griech. "leichein" = dt. "lecken". Die wörtliche Bedeutung von dt. "Latwerge" wäre also etwa "Leckerei".
Als Wurzeln werden ide. "*eghs", "*eghz" = dt. "aus" (vgl. griech. "ex") und ide "*leigh-", "*sleigh-" = dt. "lecken" (vgl. griech. "leíchein" = dt. ""lecken") postuliert.
Bei Adelung findet man:
Die "Fieber-Latwerge", plur. von mehrern Arten, die -n, eine "Latwerge" aus den Conserven des Löffelkrautes und Fieberklees, dem Fieberrinden-Pulver und dem Erdrauch-Syruppe, welche in Wechselfiebern gegeben wird.
Die "Latwerge", plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, in den Apotheken, ein mit Honig, Syrup, Fleischbrühe u.s.f. in Gestalt eines dicken Breyes vermischtes Pulver, oder auch zu einem solchen dicken Breye eingekochter Saft. Im Franz. ehedem "Laituaire", im Böhm. "Letkwar", alle aus dem Latein. "Electuarium", und dieß aus dem Griech. "???", von "???", "auslecken". Schon die mittlern Griechen sagten für "???", "???" und "???", daher man sich über die Wegwerfung der ersten Sylbe in den spätern Sprachen um so viel weniger verwundern darf.
Die "Magen-Latwerge", plur. doch nur von mehrern Arten, die -n, ein aus einem Theile Pulver und drey Theilen Syrup, zusammen gesetztes Arzeneymittel, die Verdauung des Magens zu stärken.
Die "Quitten-Latwerge", plur. inus. der bis zur Dicke einer Latwerge eingesottene Saft der Quitten.
Der "Schlaf-Mithridat", des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, in einigen Gegenden, ein absorbirendes Kinder-Pulver mit Mohnsyrup und Kornblumen-Conserve zu einer "Latwerge" vermischt, den Schlaf der Kinder zu befördern; "Kinder-Latwerge".
Der "Theriak", des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eine aus gewissen gepülverten Pflanzentheilchen mit Honig zu einer "Latwerge" verdickte Arzeney wider das Gift. Der gemeine "Theriak", "Theriaca Diatessaron", wird aus der Enzianwurzel, der wahren Osterluzeywurzel, Lorbeeren, Wachholderbeeren, Myrthen und Honig bereitet. Man hat indessen verschiedene Arten, wovon einige für Thiere, andere aber auch für Menschen gebraucht werden. Daher der Theriaks-Krämer, eine Art Hausierer, gemeiniglich aus Ungarn, welche den gemeinen Theriak für das Vieh herum tragen, und im mittlern Lat. Experimentatores. im mittlern Franz. aber Esprouueur heißen. Das Theriaks-Kraut, in einigen Gegenden, ein Nahme des gemeinen Baldrians, weil es mit zu dem "Theriake" genommen wird. Das "Theriak-Wasser", ein aus "Theriak", Citronen-Schalen, Rautenblättern, Angelik, Diptam, Giftwurzel u. s. f. mit Weingeist und Wachholderwasser destilliertes Wasser.
Anm. In den gemeinen Mundarten "Driakel", "Trijakel", "Tyriakel", "Triachel", "Triakes", im Engl. "Treacle", im Franz. schon 1409 "Triacle". Der Nahme stammet aus dem Griech. von dem Worte "???" her, entweder, weil es ursprünglich eine Arzeney für das Vieh war, als auch, weil anfänglich auch Vipern dazu genommen wurden, welche im Griech. auch "???" genannt werden. Diese Arzeney ist alt und schon von Andromacho dem Ältern, welcher unter dem Nero lebte, erfunden; und in einem eigenen Gedichte besungen worden. Er nannte diese Arzeney "???". So wohl der Mithridat als "Theriak" waren ursprünglich bloße Gegenmittel wider das Gift. Sie unterschieden sich theils dadurch, daß zu dem letztern an die 60 Species, und unter andern auch Vipern und Opium, zu dem erstern aber nur einige dreyßig Species kamen.
Die "Zahn-Latwerge", plur. von mehrern Arten, die -n, ein Zahnpulver mit Rosenhonig zu einer Latwerge gemacht.
(E?)(L?) http://www.heinrich-tischner.de/50-ku/technik/ldw/bilder/sw/23.jpg
"Latwerge": Zwetschenmus, auch aus Zuckerrüben
Latwergerührer: Holzkonstruktion zum Umrühren von Latwerge im Kessel
(E?)(L?) http://www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/wort/idg/deutsch/0kurz/l/latwerge.htm
"Latwerge": Art Arznei; "Pflaumenmus", mhdt. "latwârje", zu lat. "electuarium" "zähflüssige Medizin", Lehnübersetzung zu griech. "ekleiktón" "Arznei" - "ausgeleckt"
(E?)(L?) http://www.heinrich-tischner.de/22-sp/9sp-ecke/artikel/200/2006/06-09-05.htm
"Latwerge", eingedicktes Pflaumenmus als Brotaufstrich, wird durch stundenlanges Kochen unter ständigem Umrühren in einem großen Kessel zubereitet.
"Latwerge" ist nur in einigen Gegenden bekannt. Ursprünglich hat dieses Wort eine Art Arznei bezeichnet, eine Mixtur aus Fruchtmus, Sirup, Honig und Heilmitteln.
Daneben war "Latwerge" schon im Mittelalter auch als Süßigkeit beliebt, in medizinisch kleinen Dosen, versteht sich, denn Honig oder Sirup, die man zum Süßen brauchte, waren teuer. In Großproduktion gehen konnte man erst, als es den billigen Rübenzucker gab. Schließlich aber haben weniger arbeitsintensive Brotaufstriche der Latwerge den Rang abgelaufen.
Das Wort "Latwerge" kommt von lateinisch "electuarium" "zähflüssige Medizin", daraus mittelhochdeutsch "latwârje". Das "J" hat man später als "G" verstanden und als "G" geschrieben. Die südhessische Aussprache "Latwéje", "Latwérje" hat noch die ursprüngliche Form bewahrt, während das rheinhessische "Látwerch" schon ein "G" voraussetzt.
"Electuarium" bedeutet wörtlich "auserlesene Kostbarkeit", "1. Wahl". Das Wort ist dem griechischen Original "ekleiktón" nachempfunden, das aber "das Ausgeleckte" bedeutet und mit unserem "lecken" verwandt ist. Man könnte also sachlich richtig mit "Leckerei" übersetzen. Die richtige lateinische Übersetzung wäre "elinctum".
Andere Arten von Brotaufstrich aus Früchten sind "Konfitüre", "Marmelade" und "Gelee".
"Gelee", hessisch "Schíllee", ist eingedickter Fruchtsaft, der genau so erstarrt ist wie Eis aus Wasser. Dieses Wort kommt von französisch "gelée" "die gefrorene", "di eingedickte" und letztlich lateinisch "gelata", das unserem "kalte" entspricht.
Bei Marmelade und Konfitüre verwendet man nicht den Saft, sondern das Fruchtmark. "Konfitüre" kommt von französisch "confiture" "Süßigkeiten", aus lateinisch "confectura" "Zubereitung", also eine sehr allgemeine Bedeutung. "Marmelade" dagegen war speziell das "Quittenmus", zu portugiesisch "marmelo" "Quitte", das auf griechisch "melímelon" "Honigapfel" zurückgeht. Nach der europäischen Konfitürenverordnung besteht Marmelade aus Zitrusfrüchten, alles andere ist Konfitüre. In Hessen heißt diese Konfitüre aber immer noch Marmelade.
Und warum nennt man die Latwergezubereitung "Rutsch"? Das hängt wohl mit der Redensart zusammen "in einem Rutsch", "ohne Unterbrechung", "in einem Arbeitsgang". "Rutsch" hat auch die Bedeutung "Fahrt". Während einer einzigen Fahrt kann man unterwegs mehrere Vorhaben erledigen. So ist das auch beim Latwergekochen: Man fängt an mit der Zwetschgenernte und hört auf mit dem Einkochen. Früher war das dörflicher Alltag, eine notwendige Maßnahme der Vorratshaltung. Heute ist der "Latwergerutsch" ein liebevoll gepflegtes Brauchtum, das im Spätsommer wieder an der Reihe ist.
(E?)(L?) https://www.idiotikon.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=259&Itemid=197
(E?)(L?) https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id4.htm#!page/41003/hlitem/4.1003,lem:Latwergenb%C3%BCchs
Latwergenbüchs 4,1003
(E?)(L?) https://www.idiotikon.ch/wortgeschichten1/wortgeschichten
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Konfitüre - einst und heute
Wirft man einen Blick auf die Karte «die Konfitüre» des Sprachatlasses der deutschen Schweiz, traut man seinen Augen nicht: Während wir heute wohl fast alle "Gomfi" oder "Gumfi" sagen, galten noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ganz andere Wörter. In der westlichen und zentralen Deutschschweiz dominierte immerhin schon «halbmodernes» "Gomiftüüre", "Gumfitüüre", ansonsten aber brauchte man heute so merkwürdig anmutende Wörter wie "Iigmachets", "Iigmachts" oder "Iigchochets" (Baselbiet, Nordaargau, Schaffhausen, Weinland, Thurgau), "Moscht" (Region Basel), "Mues" (westliches Berner Oberland), "Gschlaargg" (östliches Berner Oberland), "Saft" (Emmental, Oberaargau, Glarus, Region Chur/Sarganserland), "Sirup" (Schwyz, Zug, Freiamt), "Saasse" (westliches Bernbiet), "Gsäälz" (Schaffhausen), "Latwääri", "Latwäri" (Thurgau, westliches St. Gallen, Appenzell) und "Hunng" oder "Hung" (Zürich, Appenzell, St. Galler Rheintal, Graubünden).
Warum dieser Wortwandel? Zum einen ist das neue Wort über die im Handel erhältliche, industriell hergestellte "Konfitüre" in die Alltagssprache eingedrungen. Zum andern aber war das vor hundert Jahren in der ländlichen Schweiz hergestellte Produkt mit dem gegenwärtigen gar nicht identisch. Heute konserviert man das Fruchtmus mittels der Beigabe von viel Kristallzucker, füllt es heiss in Gläser ab und verschliesst diese luftdicht. Früher aber wurden die Früchte so lange eingekocht, bis ein Grossteil des Wassers verdunstet war, und konservierte dadurch das Mus im eigenen Fruchtzucker. Dieses füllte man in Steinguttöpfe ab und schützte es anschliessend mit einer Schicht Schnaps oder Paraffin vor Schimmel.
Schauen wir uns die einzelnen Begriffe näher an. "Iigchochets" und "Iigmachets", "Iigmachts" bringen die alte Herstellung noch direkt zum Ausdruck. Auch "Gomfitüüre", "Gumfitüüre" oder eben modern "Gomfi", "Gumfi" meint eigentlich nichts anderes: Die ursprüngliche Bedeutung von französisch "confiture" - eine Ableitung zu altfranzösisch "confire" "einlegen", "einmachen" - war ebenfalls "Eingemachtes". Vielleicht gehört auch "s Moscht" (jawohl, mit sächlichem Geschlecht!) in diese Gruppe - im 18. Jahrhundert verstanden die Basler darunter jedenfalls noch "gesottene Äpfel und Birnen".
"Mues" und "Gschlaargg" sprechen für sich: Ersteres ist einfach "Mus", letzteres eine "breiige, klebrige Masse". "Saft" und "Sirup" beziehen sich dagegen auf den durch Kochen eingedickten Fruchtsaft. Das Gleiche gilt für das am Westrand der Deutschschweiz bekannte "Saasse", das dem frankoprovenzalischen Wort für französisch "sauce" entspricht - und das am Nordrand der Deutschschweiz sein alemannisches Pendant "Gsäälz" hat. Wie man von der Ursprungsbedeutung "gesalzene Brühe" zur Bezeichnung eingekochter Früchte kommt, bleibe dahingestellt... Auch "Lätwääri", "Lätwäri" (vergleiche hochdeutsch "Latwerge") ist ein Wort für "Dicksaft". Es stammt von lateinisch "electarium", "electuarium" "Heilsaft" - "Latwerge" wurde früher als Medizin eingenommen.
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(E?)(L?) https://www.idiotikon.ch/wortgeschichten1/wortgeschichten
Konfitüre - einst und heute
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"Hunng" oder "Hung" ist eigentlich "Honig" - der Begriff für diese süsse Masse wurde einfach auf das süsse Fruchtmus übertragen. Wollte man klarmachen, dass man Bienenhonig meinte, verdeutlichte man diesen mittels des Dialektworts für "Biene" zu "Bylihunng", "Beielihunng", "Imbelihunng" oder "Immihunng".
Und woher kommt eigentlich die bundesdeutsche und österreichische "Marmelade"? Aus dem Portugiesischen, wo "marmelada" "Quittenmus" bedeutet - eine Ableitung von "marmelo" "Honigapfel", "Quitte".
(26. Oktober 2016, CL)
(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/Altgriechisch-HP/Griechisch-Internetdatei.doc
Kobler Gerhard - ~ Griechisches Wörterbuch
"ékleigma", gr., N.: nhd. "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt", "Medizin die man auf der Zunge zergehen lässt";
Etymologie: s. "ex", "leíchein";
- Weiterleben: lat. "eclÆgma", N., "Latwerge", "Medizin die man im Mund zergehen lässt", "Medizin die man auf der Zunge zergehen lässt"
- Weiterleben: lat. "Ðlectõrium", N., "Latwerge"; mhd. "latwõrje", F., "Latwerge", "Dicksaft"; nhd. "Latwerge", F., "Latwerge", "Dicksaft";
Literaturhinweise:
Kluge s. u. Latwerge
™kle…pein (ekleípein), gr., V.: nhd. verlassen (V.), zurücklassen, übrig lassen, fehlen, zurückbleiben, nachlassen, schwinden;
Etymologie: s. ™x (ex), le…pein (leípein)
(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm
dt. "Latwerge", nhd. (ält.), F., (12. Jh.): nhd. "Latwerge", "Arznei in Breiform"; ne. "electuary";
Verweise: -;
Hinweis: -;
Quellenangaben: 12. Jh.;
Interferenz: Lw. -;
Etymologie: mhd. "latwarje", "latewaria", "latwerge", sw. F., st. F., "Dicksaft", "durch Einkochen dicker Saft", "Latwerge"; mnd. "lacwerie", "lacwerge", "lactwarige", "laquarie", "lackquarde", "latwerg", "leckerwarte", N., "Latwerge", "breiige Arzneimischung", "Dicksaft"; ital. "lattovaro", "lattuario", F., "Latwerge"; afrz. "lectuaire", F., "Latwerge"; lat. "electuarium", N., "Latwerge", (5. Jh. n. Chr.); gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt"; vgl. gr. "ex", Präp., "aus", "hinaus", "seit"; idg. "*eghs", "*eghz", Präp., "aus", Pokorny 292 (432/13) (RB. idg. aus arm.?, gr., ital., kelt., balt., slaw.); gr. "leíchein", V., "lecken" (V.) (1); idg. "*leigh-", "*sleigh-", V., "lecken" (V.) (1), Pokorny 668 (1082/38) (RB. idg. aus ind., iran., arm., gr., ital., kelt., germ., balt., slaw.);
Literaturhinweise:
- Kluge 1. A. s. u. "Latwerge",
- Kluge s. u. "Latwerge",
- DW 12, 281,
- Duden s. u. "Latwerge";
Sonstiges: vgl. frz. "electuaire", M., "Latwerge"; nschw. "latverg", Sb., "Latwerge"; nir. "liochtuaire", M., "Latwerge"; GB.: seit dem Hochmittelalter Bezeichnung für ein von Menschen breiig zubereitetes Arzneimittel; BM.: aus, "lecken" (V.) (1); F.: "Latwerge", "Latwergen" + FW; Z.: Lat-werg-e
(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/Latein/LateinischesWB.pdf
"ecligma", lat., N.: nhd. "Latwerge", "Medizin die man im Mund zergehen lässt", "Medizin die man auf der Zunge zergehen lässt";
Quellenangaben: Plin. (23/24-79 n. Chr.);
Interferenz: Lw. gr. "ékleigma";
Etymologie: s. gr. "ékleigma", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt", "Medizin die man auf der Zunge zergehen lässt"; vgl. gr. "ex", Präp., "aus", "hinaus"; gr. "leíchein", V., "lecken" (V.) (1); vgl. idg. "*eehs", "*eehz", Präp., "aus", Pokorny 292; idg. "*leieh-", "*sleieh-", V., "lecken" (V.) (1), Pokorny 668;
Literaturhinweise:
Walde/Hofmann 1, 397
"electarium", lat., N.: nhd. "Latwerge" (späte Mediziner);
Quellenangaben: Cael. Aur. (5. Jh. n. Chr.);
Interferenz: z. T. Lw. gr. "ekleiktón";
Etymologie: s. gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt";
Weiterleben: afrz. "lectuaire", F., "Latwerge"; mhd. "electuarje", sw. F., "Latwerge";
Weiterleben: mhd. "latwarje", F., "Latwerge", "Dicksaft"; nhd. "Latwerge", F., "Latwerge", "Dicksaft",
Literaturhinweise:
Walde/Hofmann 1, 397, Kluge s. u. "Latwerge electio", lat., F.: nhd. "Auswählen", "Auswahl", "Wahl";
Etymologie: s. "eligere"
(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd.html
mittelhdt. "diarmargariton", mhd., Sb.: nhd. "eine Latwerge aus Perlen und Gold";
Quellenangaben: Suol, RqvI, HvNst (um 1300) (FB "diarmargariton"), BdN;
Etymologie: s. "margarit";
Weiterleben: nhd. DW2-
"electuarje", mhd., sw. F.: nhd. "durch Einkochen dicker Saft", "Latwerge";
Etymologie: s. it. "lattovaro", "lattuario", F., "Latwerge"; afrz. "lectuaire", F., "Latwerge"; lat. "electuarium", N., "Latwerge"; gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt";
Weiterleben: nhd. DW2-;
Literaturhinweise:
Lexer 383b ("electuarje"), # 1547 ("electuarje")
"latewaria", mhd., st. F., sw. F.:
Verweise: s. "latwerge"
"latwarje", "latewaria", "latwerje", "latwerge", "latwerge", "lectuarie", mhd., sw. F., st. F.: nhd. "Dicksaft", "durch Einkochen dicker Saft", "Latwerge";
Hinweis: vgl. mnd. "lacwerie";
Quellenangaben: BdN, BvgSp, Elis, KvWPart, KvWTroj, Parz (1200-1210), ReinFu, RWh;
Etymologie: s. ital. "lattovaro", "lattuario", F., "Latwerge"; afrz. "lectuaire", F., "Latwerge"; lat. "electuarium", N., "Latwerge"; gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt";
Weiterleben: nhd. (ält.) "Latwerge", F., "Latwerge", "Arznei in Breiform", DW 12, 281;
Literaturhinweise:
- Lexer 122c ("latwarje"),
- Hennig ("latwerge")
"lectuarie", mhd., sw. F., st. F.:
Verweise: s. "latwerge"
"pliris", mhd., Sb.: nhd. "stark gewürzte Latwerge";
Quellenangaben: Suol (FB "pliris");
Etymologie: ?;
Weiterleben: nhd. DW-
(E?)(L?) http://www.koeblergerhard.de/mnd/mnd.html
mittelniederdt. "diacalamentum", mnd., Sb.: nhd. "Latwerge aus Minze"?;
Übersetzungsgleichung: lat. "calamintha"?, "calamintha officinalis"?, "melissa calamintha"?;
Interferenz: Lw. lat. "diacalamentum";
Etymologie: s. lat. "diacalamentum", M., "Krauseminze", "Waldminze"?, "Frauenblatt"; lat. "dia", Präp., Präf., "dia-", "mit", "aus", "durch"; gr. "dia", Präp., "durch", "hindurch", "während" (Präp.); idg. "*dis-", Num. Kard., Präf., "zwei", "auseinander", "zer-", Pokorny 232; idg. "*duou", "*duai", Num. Kard. (M.), "zwei", Pokorny 228; lat. "calaminthe", F., "eine Art (F.) (1) Minze"; s. gr. "kalamínthe", F., eine wohlriechende Pflanze; weitere Herkunft unklar, Frisk 1, 760;
Literaturhinweise:
MndHwb 1, 422 (dia-)
"diaisopum", mnd., Sb.: nhd. "Latwerge aus Isop";
Übersetzungsgleichung: lat. "hyssopos officinalis L."?;
Interferenz: Lw. lat. "diahyssopus";
Etymologie: s. lat. "diahyssopus", Sb., "Ysop"; "dia"; lat. "dia", Präp., Präf., "dia-", "mit", "aus", "durch"; gr. "dia", Präp., "durch", "hindurch", "während" (Präp.); idg. "*dis-", Num. Kard., Präf., "zwei", "auseinander", "zer-", Pokorny 232; idg. "*duou", "*duai", Num. Kard. (M.), "zwei", Pokorny 228; lat. "hyssopum", N., "Ysop"; s. gr. "hýssopon", N., "Ysop"; aus dem Semitischen;
Literaturhinweise:
MndHwb 1, 422 (dia-);
Sonstiges: Fremdwort in mnd. Form
Literaturhinweise:
MndHwb 1, 422 (dia-);
Sonstiges: Fremdwort in mnd. Form
"electuarium", mnd., Sb.: nhd. "Latwerge";
Hinweis: s. "elegeren"?;
Interferenz: Lw. lat. "electarium";
Etymologie: s. lat. "electarium", "electuarium", N., "Latwerge"; gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt";
Literaturhinweise:
MndHwb 1, 526 (electua)
mnd. "*lactuarium"?, "*lactuarium"?, mnd., N.: nhd. "Latwerge", "breiige Arzneimischung", "Dicksaft";
Verweise: s. "queden-", "rosen-";
Interferenz: Lw. lat. "electuarium";
Etymologie: s. lat. "electuarium", N., "Latwerge"; gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt"; vgl. gr. "ex", Präp., "aus", "hinaus", "seit"; idg. "*eghs", "*eghz", Präp., "aus", Pokorny 292; gr. "leíchein", V., "lecken" (V.) (1); idg. "*leigh-", "*sleigh-", V., "lecken" (V.) (1), Pokorny 668
mnd. "lacwerie", "lacwerge", "lactwarige", "laquarie", "lackquarde", "latwerg", "leckerwarte", mnd., N.: nhd. "Latwerge", "breiige Arzneimischung", "Dicksaft";
Übersetzungsgleichung: lat. "electuarium";
Hinweis: vgl. mhd. "latwarje";
Interferenz: Lw. lat. "electuarium";
Etymologie: vgl. mhd. "latwarje", sw. F., st. F., "Dicksaft", "Latwerge"; s. ital. "lattovaro", "lattuario", F., "Latwerge"; afrz. "lectuaire", F., "Latwerge"; lat. "electuarium", N., "Latwerge"; gr. "ekleiktón", N., "Arznei die man aufleckt", "Medizin die man im Mund zergehen lässt"; vgl. gr. "ex", Präp., "aus", "hinaus", "seit"; idg. "*eghs", "*eghz", Präp., "aus", Pokorny 292; gr. "leíchein", V., "lecken" (V.) (1); idg. "*leigh-", "*sleigh-", V., "lecken" (V.) (1), Pokorny 668;
Weiterleben: s. nhd. (ält.) "Latwerge", F., "Latwerge", "Arznei in Breiform", DW 12, 281?;
Literaturhinweise:
- MndHwb 2, 726 (lacwerie),
- Lü 195a (lactwarige);
- s. Kluge s. v. "Latwerge";
Sonstiges: Fremdwort in mnd. Form
"latwerg", mnd., N.:
Verweise: s. "lacwerie";
Literaturhinweise:
MndHwb 2, 756 ("latwerg");
Sonstiges: Fremdwort in mnd. Form
"packungenbere", mnd., F.: nhd. "eine Birnensorte" (als Bestandteil eines Muses bzw. einer Latwerge);
Quellenangaben: Brschw. Jb. 37 32;
Etymologie: ?, s. "bere" (4);
Literaturhinweise:
MndHwb 2, 1353 ("packungenbere");
Sonstiges: örtlich beschränkt, "packungenberen" (Pl.)
"quedenlactuarium"*, "quedenlactuarium", mnd., N.: nhd. "Quittenlatwerge", "aus Quitten zubereitetes Fruchtmus";
Etymologie: s. "quede" (1), "lactuarium";
Weiterleben: s. nhd. "Quittenlatwerge", N., "Quittenlatwerge", DW 13, 2382?;
Literaturhinweise:
MndHwb 2, 1801 ("quedenlactuârium");
Sonstiges: örtlich beschränkt
"rosenlactuarium", mnd., N.: nhd. "unter der Beigabe von Rosenblättern hergestelltes Heilmittel";
Interferenz: z. T. Lw. lat. "lactuarium"?;
Etymologie: s. "rose", "lactuarium";
Weiterleben: vgl. nhd. "Rosenlatwerge", F., "Rosenlatwerge", DW 14, 1209?;
Literaturhinweise:
MndHwb 2, 2243 ("rôsenlâctûârium");
Sonstiges: örtlich beschränkt
(E?)(L?) https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Latwerge
"Latwerge" (mhd. "lactwerje", "latwerje", "latwerge"; mlat. "electuarium", zu grch. "ekleikton" = "Arznei, die man im Munde zergehen lässt"). Früchte oder Fruchtsäfte wurden durch Kochen zu einer zähpappigen Masse eingedickt, anschließend mit Honig und Gewürzen abgeschmeckt, in dünne Scheiben zerlegt und getrocknet. Diese "Latwerge" genannten Scheiben waren wegen der plasmolytischen (keimtötenden) Wirkung des Zuckers langfristig haltbar und wurden als erlesene Zuspeise (Companagium) gereicht sowie in der Heilkunde als Stärkungsmittel bzw. – mit Arzneimittelzusätzen – als Medikament verordnet. (s. "Confectio")
(E?)(L?) http://www.reinhard-buerck.de/waltraud_schwambach/misc/saarland/woerterbuch/l.htm
saarl. "Lackmeerig", auch "Laxem": "Latwerge", "Obstmus aus Birnen oder Zwetschen"; vom spätial.: "electuarium" = "Auszuleckendes"
(E?)(L?) http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=45649#Kraut
"Kraut"
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2) "Zu Gelee oder Mus eingekochtes Obst" ("Apfelkraut", "Apfelbutter", "Birnkraut", "Mus", "Seim", "Obsthonig", "Obstgelee", "Latwerge"), dargestellt aus Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschen mit Möhren u. Zuckerrübensaft, Weinbeeren etc., besonders am Rhein und in Süddeutschland, sehr beliebte Zuthat zu Brot statt der Butter, fabrikationsmäßig dargestellt und weithin versendet. Hauptbezugsorte sind Wesel, Dortmund, Neuwied, Wertheim a. d. B. etc. Preis nach Jahrgang verschieden; vgl. Obst. - Zolls. Tarif im Anh. Frisches K. Nr. 9 g; Sauerkraut und ohne Zuckerzusatz eingekochtes Obstmus Nr. 25 p 2.
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(E?)(L?) http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=130496
"Latwerge" ("Nisewai-ium"), eine drei- oder sirup-förmige Arzneimischung aus festen und flüssigen oder halbflüssigen Stoffen, die zum innerlichen Gebrauch bestimmt sind. Die Grundlage der L. bilden in der Regel Pflanzenmuse (Tamarindenmus) oder Sirupe (Weiher Sirup oder Honig), in die man die pulversörmigen festen Bestandteile einrührt. Die zur Aufbewahrung bestimmten L. müssen nach der Mischung im Dampfbade erwärmt werden. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich enthält nur noch die Sennalatwerge (s. d.). Auch der in srühern Zeiten berühmte Theriak (s. d.) ist eine L.
(E?)(L?) http://www.rezeptebuch.com/rezept/16144
Aromatische Latwerge - das Gewürz-Zwetschgenmus aus der Pfalz
Allein der Duft, es schmeckt nicht nur würzig, es riecht auch wunderbar, kein Wunder, eine wunderbare Gewürzpalette ist in Latwerge enthalten.
(E?)(L?) http://www.rezeptebuch.com/rezept/34913
Latwerge - würziges Zwetschgenmus aus der Pfalz
Zwetschgenmus aus dem Backofen - wie von meiner Pfälzer Oma; zur Zubereitungszeit kommen noch einmal 8 Stunden, in denen die Zwetschgen im Zucker ziehen - am besten geht das über Nacht.
(E?)(L?) https://www.textlog.de/15885.html
"Latwerge" von lat. "electuarium", s. d.
(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
"Citronen=Latwerge", siehe Magazin der Kochkunst und Zuckerbäckerey, S. 1417, f.
"Latwerge", Gr. und Lat. "Eclegma", "Electuarium"; Fr. "Electuaire"
Im Franz. ehemahls "Latuaire", im Böhm. "Letkwar". alle aus dem Lat. "Electuarium", und dieses aus dem Griech. "ekleichein" = dt. "auslecken.
Schon die mittlern Griechen sagten für "???", "???" und "???", daher man sich über die Wegwerfung der ersten Sylbe in den spätern Sprachen um so viel weniger verwundern darf.
In den Apotheken, ein mit Honig, Syrup etc. in Gestalt eines dicken Breyes vermischtes Pulver, oder auch zu einem solchen dicken Brey eingekochter Saft.
Die "Latwergen" sind weniger flüssig als ein Saft, so daß man davon etwas mit der Spitze eines Messers, oder mit einem Spatel heraus nehmen kann, ohne daß es von den Seiten herunter laufen sollte. Man giebt ihnen sonst auch den Nahmen "Opiate", und einige von ihnen nennt man "Consectiones", z. B. "Confectio Alkermes".
Nach der verschiedenen Dicke der "Latwergen" giebt man ihnen noch verschiedene Benennungen. Sind sie flüssiger als gewöhnlich, so heißen sie "Looch", oder "Lehoch"; sind sie so flüssig als ein Saft, "Liuctus" ("Leck=Saft"); sind sie hingegen dicker als gewöhnlich, daß man daraus eine kleine Kugel formiren kann, um sie auf ein Mahl herunter zu schlucken, so nennt man diese einen "Bolus" ("Bissen").
Sie bestehen aus Pulvern, Extracten, Conserven, Säften, Oehlen, Gummen, Harzen u. d. gl. die mit einem Zucker=Saft oder mit geläutertem Honig ganz einfach vermischt, und daher eigentlich zusammengesetzte Conserven sind.
Die Bereitung der "Latwergen" ist sehr einfach. Der Honig oder Zucker wird vorher in Wasser aufgelöset, und zur Dicke eines Zucker=Saftes eingekocht. Bestehen die übrigen Ingredienzien bloß aus Pulvern, so werden diese nach und nach zu dem Safte, der vorher kalt geworden seyn muß, zugeschüttet, und mit einem Agitakel gut vermischt. Sind aber Extracte, Conserven, oder andere dergleichen Substanzen, die nicht zu Pulver gemacht werden können, dazu zu nehmen, so vermischt man diese vorher ganz gleichförmig mit dem Safte, und schüttet dann erst die Pulver hinzu. Wesentliche Oehle und Balsame bleiben bis zulezt.
Die Quantität des Saftes, die zu einer "Latwerge" erfordert wird, richtet sich nach der Beschaffenheit der Pulver, die zugemischet werden sollen, nach dem diese nähmlich mehr oder weniger Flüssigkeit einziehen. Bey vegetabilischen Substanzen, als: Wurzeln, Kräutern, nimmt man 3 Theile Saft zu 1 Theil Pulver. Diese Mischung scheint anfangs sehr flüssig zu seyn; innerhalb 24 Stunden aber, nachdem die Pulver den überflüssigen Saft in sich gezogen, haben sie die rechte Consistenz einer Latwerge. Zu andern, als: Gummen, Harzen, rechnet man ungefähr ein gleiches Gewicht; und bey mineralischen Substanzen, die Hälfte ihres Gewichtes an Zucker=Saft. Wenn zu einer Latwerge leichtere und schwere Materien, als z. B. Eisenfeil, vermischet werden sollen, so muß man die Mischung dicker machen, weil sie sonst, indem das Eisenfeil seiner Schwere wegen niedersinken würde, nicht gleichförmig bleibt.
Da die Pulver und die übrigen Ingredienzien zu den "Latwergen" oft in ihrer Natur und Beschaffenheit ganz verschieden sind, so bemerkt man auch, daß einige sogleich nach der Verfertigung, andere später, in Gährung übergehen, und noch andere ein ganzes Jahr, ja etliche Jahre durch, gähren. Da in diesen Arzeney=Mitteln jederzeit Zucker oder Honig gegenwärtig ist, so können sie nicht so leicht in die faulende Gährung übergehen. Ueberdem kommt hierzu noch, daß, da die Substanzen so verschieden sind, eine Substanz zu gähren anfängt, indem die andere aufhört, und also die neue Verbindung, die diese unter der Gährung eingegangen ist, wieder aufhebt. Dieses gilt vornehmlich von denjenigen Latwergen, die aus vielen Ingredienzien, die theils aromatisch, salzig, harzig oder gummig sind, bestehen, als: der "Theriak", "Mithridat", "Confectio de hyacintho". Bey diesen bemerkt man, etliche Jahre durch, eine gelinde innerliche Bewegung oder Gährung, ohne daß sie dadurch verderben, oder an ihren Heil=Kräften eben sehr leiden sollten. Doch ist nicht zu läugnen, daß nicht manche flüchtige Theile durch die fortgesetzte innere Bewegung verloren gehen. Dagegen aber hören die Latwergen, worin viele schleimige und pulpenartige Substanzen enthalten sind, als: das "Electuarium lenitivum", "diacatholicum" etc. bald, nachdem sie verfertigt sind, zu gähren auf, werden schimmelig, trocknen ein, und verderben binnen weniger Zeit. Von diesen muß man daher entweder nur sehr geringe Quantitäten machen, oder, welches noch besser ist, bloß die Pulver in Gläsern gut verstopft vorräthig halten, und jederzeit auf der Stelle, so viel als eben gebraucht wird, zusammen mischen. Ueberhaupt müssen alle Latwergen an kühlen Orten, und vor dem Zutritt der Luft sehr wohl vermacht, aufbewahret werden.
Dem kranken Viehe werden die Latwergen, wie die Bissen (Boli), mit einem Kohl=Blatte, eingegeben.
"Magen=Latwerge", "Electuarium stomachicum", ein aus einem Theile Pulver und 3 Theilen Syrupp zusammen gesetzes Arzeneymittel, die Verdauung des Magens zu stärken.
Dergleichen ist z. B. folg.
Nimm gepulvertes Qualiessenholz 1/2 Unze.
Gepulverte Alantwurzel, 2 Drachmen.
Gepulverte Myrrhen, 1 Drachme.
Wachholderrob. 1 Unze.
Pommeranzenschalen=Syrupp, so viel als genug ist.
Mische alles wohl.
S. übrigens das, was am Ende des Artikels Magenarzeney gesagt ist.
"Manna=Latwerge", s. oben, S. 735. 736.
"Maywurm=Latwerge", s. oben, S. 303.
"Pfirsichlatwerge", Man nimmt aus schönen Pfirsichen die Steine heraus, setzt das Mark auf ein Haarsieb, und alsdann über siedendes Wasser, deckt es zu, läßt es dünsten, bis es weich wird, und treibt es durch ein Sieb. Hernach rührt man 3/4 Pfund gestoßenen Zucker, und ein Pfund von dem Teige unter einander, und läßt es stark aufsieden, gießt es in die Schalen, und setzt sie in kaltes Wasser, weil sie sonst zerspringen würden, wenn man die Latwerge darein gießt.
"Pflaumenlatwerge", s. im Art. Pflaume, oben, S. 111.
"Pomeranzenlatwerge". Man thut die schönsten Pomeranzen in frisches Brunnenwasser, und läßt sie unter täglichem Umrühren und Erneuerung des Wassers neun Tage darin liegen, schneidet sie dann von einander, nimmt alles Mark oder Fleisch heraus, siedet sie einigemahl, jedoch allezeit in anderm Wasser, so lange, bis sie mit einem Strohhalme durchstochen werden können, legt sie alsdann auf ein sauberes Tuch, bis sie kalt werden, und säubert sie mit einem silbernen Theelöffel von dem Weißen der inwendigen Schale, welches sich nach dem Kochen erweicht hat, und alsdann gar leicht abgenommen werden kann. Ferner nimmt man zu drey Viertelpfund von diesen Pomeranzen, ein Viertelpfund geschälte Borsdorferäpfel, oder Renetten, welche von dem Griebs entledigt, und in Brunnenwasser gesotten worden, auch ein Pfund Zucker, und Wasser so viel als nöthig ist, siedet und schäumet es fleißig ab, schneidet die Pomeranzen in würflichte Stückchen, und schüttet sie in den Syrup zu den Aepfeln.
Man legt ferner einige noch feiner geschnittene Pomeranzenstückchen darein, siedet alles zusammen, und rührt es stets um, damit es nicht anbrennt. Wenn es anfängt klar zu werden, so ist es fast genug, man drückt alsdann den Saft von zwey Pomeranzen und ein wenig Limonien darein, und läßt es noch eine Weile sieden, bis man glaubt, daß es genug ist, thut es darauf in Gläser und verwahret es.
Auf andere Art kann man es auch also bereiten: man siedet ein halb Pfund Pomeranzenschalen in Wasser, und zerstößt sie in einem steinernen Mörser; siedet ferner ein halb Pfund zerriebene Aepfel, und ein Pfund mit Wasser genetzten Zucker, schäumt es ab, thut die Pomeranzen und Aepfel hinzu, und kocht alles mit einander bis es steif wird. Man thut auch Pomeranzen= oder Citronensaft hinzu, und gießt es, wenn es kalt ist in Gläser.
"Quittenlatwerge", der bis zur Dicke einer Latwerge eingesottene Saft der Quitten.
"Wurmlatwerge" ("Electuarum anthelminticum"), aus wurmwidrigen Mitteln und einem Safte zusammengesetzte musartige Mischung. So die "Störk'sche Wurmlatwerge", aus Seignettesalz, Jalappenwurzel, Baldrian, von jedem gleichviel, Brunnenkressenconserve, so viel als nöthig; die "Mathieu'sche Wurmlatwerge", gegen den Bandwurm, aus 1 Unze Zinnfeile, 6 Drachmen Farrenkrautwurzel, 1/2 Unze Zittwersamen, Jalappenwurzel und Polychrestsalz von jedem 1 Drachme, Honig so viel als nöthig etc.
(E?)(L?) https://www.wissen.de/fremdwort/latwerge
"Latwerge": "Fruchtmus", bes. aus Zwetschgen [mhd. "latwerge", spätlat. "electuarium", grch. "ekleikton", "ekleigma" = "Arznei, die man im Mund zergehen lässt"
(E?)(L?) https://www.wissen.de/medizin/latwerge
"Latwerge", eine besondere Form der Arzneimittelzubereitung: Der pulverförmige Wirkstoff wird mit Honig, Sirup oder Öl zu einem dicken Brei vermischt, der eingenommen wird.
(E?)(L?) https://www.wissen.de/wortherkunft/latwerge
"Latwerge": Arznei in Form von Brei, Sirup oder Mus - aus ital. "elettuario", "elettovario", "lattuario" = "sirupartiges Arzneimittel", aus mlat. "electarium", "electuarium" in ders. Bed., vielleicht zu griech. "ekleikton", "ekleigma" = "Tablette", "Bonbon", zu griech. "ekleichein" = "auslecken", aus griech. "ek–" = "aus", "heraus" und griech. "leichein" = "lecken"
(E?)(L?) https://www.wissen.de/rechtschreibung/latwerge
"Latwerge":
- 1. in Breiform, mit Sirup oder Mus verrührt einzunehmende Arznei
- 2. Fruchtmus [ital. "elettuario", "elettovario", "lattuario" "sirupartiges Arzneimittel", mlat. "electarium", "electuarium" in ders. Bed., vielleicht zu griech. "ekleikton", "ekleigma" "Tablette", "Bonbon", zu "ekleichein" "auslecken"]
(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/DWB/
"gewürzlatwerge", f.: "gewürzlatwerge", elect. aromat. Holfert volkst. namen d. arzneimittel4 75.
"giftlatwerge", f., latwerge gegen gift, 'teriaca, midridato' Kramer 1 (1700) 525b: wie man sonst die gifftlatwerge ... von feigen, rauten und welschen nüssen bereitet V. Herberger hertzpostilla (1613) 1, 4; mit so köstlicher gifftlatwerge versehen Grimmelshausen Simpl. 315 Kögel; die sog. ... giftlatwerge, ein heilmittel gegen die pest Unger-Khull steir. 299a. —
"kampferlatwerge", f. "campherlattwerge" als schutzmittel gegen pestansteckung. Leipz. stadtordn. 1701 s. 378.
"kirschlatwerge", f. latwerge aus kirschmus, schwz. Stalder 2, 132; appenz. chriesene latwäre (worin ein adj. chriesen), s. Tobler 119b. 120a.
[Bd. 11, Sp. 849]
"küttenlatwerge", f. "quittenlatwerge": küttenlatwerglin mit korkraut vermengt. Garg. 174b (Sch. 320). küttinenlatwergen, melimeli Maaler 256a, kittenlatwergen Pantaleon Baden 102, kittenlattwerge Rädlein 538b.
"latwerge", f. arznei in breiform. das mittellat. "electarium", auch "electuarium", auf griech. "???" zurückgehend, wird in romanische und deutsche sprachen in verschiedener form übernommen: franz. "lectuaire", "électuaire", prov. "lactoari", "lectoari", span. "lectuario", "electuario", ital. "lattovaro", "lattuaro", niederländ. "lactuarie":
van lactuarien maneghe maniere. hor. belg. 12, 32, v. 86;
niederrhein. sächs. "lactwerghe", "latwerghe" (Kil.); mhd. "latewârje", "latwârje", "latwêrge", "latwerge", "latwerre"; "electuarium latware", "latweri", "latwarc", "latwerge", "laquarie", "lectuarie" Dief. 197c; "electuarium lactwäry", "lattwerien", "lectquerge", "letwari", "latwerig" nov. gloss. 146b; umgedeutet auch "lantwerk" ebenda, "leckware" Schm.
1, 1527 Fromm.; "latwerig", gerapigra proprie conficitur ex diversis speciebus. voc. inc. theut. m 2a; in electuariis, die man ze däutsch latwergen hai?t, und in edelm gestüpp (pulver), wenn man e? (honig) dar zuo mischt, sô hât e? die kraft, da? diu dinch dester lenger guot und frisch beleibent. Megenberg 293, 21; er (der pilger) bestell im einen lyderin sack und thu darein brot wein und lattwärig und einen feuerzüg. Keisersberg pred. 39b; diese latwerg (electuarium damascenum) wirdt mehr in welschen dann in teutschen apotecken bereit, treibt aus von allen orten und enden des leibes. Ryff spiegel der ges. (1574) 230a; das ist eine linderndt, sänftigendt und külendt latwerg von den pflaumen. 233b; (eine knoblauchart) mit honig vermischet und ein latwerg darausz gemacht, ist treffenlich gut zu dem langwirigen husten. Bock kräuterb. 697; von dieser latwerge früh nüchtern ein loth eingenommen, und ein paar stunden darauf gefastet, giebt eine herrliche haupt- und magenstärkung. öcon. lex. (1731) 1369;
so haben wir (ärzte), mit höllischen latwergen,
in diesen thälern, diesen bergen,
weit schlimmer als die pest getobt.
Göthe 12, 58.
als heilkräftiger leckerbissen: lued sie zu sich in sein behausung und het ain ansehnlichen, wol zugerusten schlaftrunk von latwergen, confect und anderm. aber es waren etlich .. darbei, die boreten im löcher in den ofen, stalen das confect und schniten die latwergen sampt den schindelladen (behälter von dünnem holze, in denen sie aufbewahrt wurden), in masz man die schnitbrot pfligt zu schneiden. Zimm. chr. 3, 299, 9. auch gewürzbrühe: das nur damit gefastet hiesze, wenn man nicht fleisch esse, aber dieweil die besten fische mit köstlichsten latwergen und gewürz, und sterkesten wein dazu. Luther 5, 407a. bildlich: obzwar ich nun dergestalt aus dem gänsstall glücklich entkommen, so ward ich jedoch erst meines unglücks recht gewahr; denn meine hosen waren voll, und ich wuste nicht wohin mit der latwergen. Simpl. 1, 117 Kurz.
"latwergebüchse", f. büchse in der latwerge aufbewahrt wird. Thümmel 5, 44.
"latwerglein", n.: ein lattwerglin ausz honig und den gepulverten blätlin (von klosterhysop). Bock kräuterb. 37.
"mutterlatwerge", f. latwerge gegen mutterbeschwerden. medicin. maulaffe 656. s. die stelle unter mutterheberin.
"quittenlatwerge", f. ebenda 74. 1007 f.
"rosenlatwerge", f. eine mit rosensaft bereitete latwerge: von purgierender rosenlatwerge. Tabernaemontanus kräuterbuch 1499 A.
"rutenlatwerge", f. scherzhaft für die züchtigung von schulkindern: es ist ein gute ruotenlatwerg, wenn sie liegen. Keisersberg in Germ. 1, 148. vergl. DWB prügelsuppe und unten rutenpfennig.
"saftlatwerge", f. dicker heilsaft.
"schlaflatwerge", f. schlafmittel in form einer latwerge. Campe.
"schwitzlatwerge", f. schweisztreibende latwerge, lattouaro sudorifero. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 727a.
"stahllatwerge", f.: electuarium martiale, stahllattwerg. Woyt schatzk.8 (1734) 303.
"wachholderlatwerge", f. an electuary of juniperberries. Ludwig 2359; wacholder-mus oder wacholder-latwerge, vulg. electuarium juniperi. Frisch 2, 412.
"wasserlatwerge", f. "wachholderlatwerge", weil sie das wasser, den harn, treibt, -latwari Holfert-Arends3 214. —
"wassersuchtlatwerge", wacholdermus Holfert-Arends3 214,
"weichsellatwerge", f. brei aus sauren kirschen als arznei: weixel latwari md. arzneib. des meisters Bartholomäus Wiener sitz.-ber. 71, 556; weichsslen oder ammerellen latwergen Ryff confectb. 45b. —
"windlatwerge", f., gegen blähungen Schmeller 1, 172. —
"zahnlatwerge", f., zahnpulver mit rosenhonig zu einer latwerge gemacht Adelung.
(E?)(L?) http://woerterbuchnetz.de/GWB/
"Latwerge" aus eingedicktem Pflanzensaft od (süßem) Mus, zT vermischt mit pulverisierten (auch giftigen) Substanzen bestehende Arznei; hier evtl für den im MA als Allheilmittel verwendeten "Theriak1") [betr Suche nach alchemist Heilmittel gegen die Pest] Hier war die Arzenei, die Patienten starben, | .. So haben wir mit höllischen L-n | .. Weit schlimmer als die Pest getobt 14,55 Faust I 1050
(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Lexer&mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=LL00493#0
NLexer FindeB "latwârje", "latwêrje" stswf. (BMZ ib.) "durch einkochen dicker saft", "latwerge". "latewârjâ" Reinh. sendschr. 1889. "latwârje" Gsm. Part. B. 1322. "latwêrje" Troj. 951. Msh. 2,258a. "lattewerje" Elis. 3419. "latwerge", "latwerg" Renn. 20356. Mgb. 293,21. Buch v. g. sp. 85. Fasn. 1216. 18, vgl. Zimr. chr. 4,652a. "latwerg" zu der prust gehôrend, diapendion Voc. 1482. "latware", "latweri", "latwarc", "latwerge" Dfg. 197c. "latweric", "latweri", "lattwerie" n. gl. 146b. "latwerre" Netz 1026, var. "latwary". "letwâri" Adrian 465,75. — dem latein. näher stehende formen: "electuârje" Orl. 5030. "lec tuârje" Herb. 9240. Dfg. 197a, "lectquerge", "lactwäry" n. gl. 146b. "lactwêrje" Reinh. 1889, "lactwârje" Ga. 2. 473,25. umged. "lantwerc" n. gl. 146b, "lantwere" Dfg. 197c. — aus ital. "lattováro", "lattuário", altfz. "lectuaire", lat. "electarium", "electuarium" von gr. "???e??t??" Weig. 2,15. Diez 201.
(E?)(L?) http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/Latwerge,+die
Latwerge
(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Latwerge
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "Latwerge" taucht in der Literatur um das Jahr 1760 auf.
(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2019-03