"Dreist", -er, -este, adj. et adv. 1) Eigentlich, "kühn", "beherzt", "keine Gefahr scheuend". So nennt man besonders denjenigen "dreist", welcher sich nicht vor den Gespenstern fürchtet. 2) Im Hochdeutschen gebraucht man dieses Wort am häufigsten noch von dem beherzten Betragen in dem gesellschaftlichen Umgange, welches aus einem guten Vertrauen auf sich selbst herrühret, im Gegensatze des furchtsam, schüchtern blöde. Der Mensch ist in Gesellschaften nicht dreist genug, er ist gar zu blöde. Ein dreistes Kind. Ich habe ihm sehr dreist die Wahrheit gesagt. Darüber spottete sie und sagte dreist, sie hätten Unrecht, Gell. Zuweilen auch im nachtheiligen Verstande, für "unverschämt". Er war noch so dreist, mir die Sache in das Gesicht zu läugnen. Das ist sehr dreist.
Anm. "Dreist" lautet im Nieders. "driest", im Angels. "thryste", im Schwed. und Dän. "dristig". In den ältern Denkmahlen der Oberdeutschen Mundarten kommt es nicht vor, daher es den Sachsen vorzüglich eigen zu seyn scheinet. Die Oberdeutschen gebrauchen dafür "durstig", so fern es von "dürfen" herkommt. Beyde Wörter haben indessen eine gemeinschaftliche Quelle und scheinen bloß durch die Versetzung aus einander entstanden zu seyn, welche Versetzung sich schon in dem Griech. "???", "kühn", findet, für welches man auch "???" sagte, vom "???", "dürfen". S. "Dürfen", "Durstig", "Getrost", "Tröstlich". Im Bremischen bedeuten "dikdräsig", und "dikdräfsk", von "dräfen", "dürfen", gleichfalls "kühn".
Die "Dreistigkeit", plur. die -en, 1) Der Muth in Gefahren, beherztes Betragen im gesellschaftlichen Umgange; in allen Bedeutungen des Nebenwortes, aber ohne Plural. 2) Eine dreiste Handlung, doch größten Theils nur im nachtheiligen Verstande, eine unverschämte Handlung im gesellschaftlichen Leben.
"Dummdreist", -er, -este, adj. et adv. (welcher Superlativ; weil er das Gehör beleidigt, doch gern vermieden wird,) in der harten Sprechart, auf eine dumme, unbesonnene Art dreist. Ein dummdreister Mensch. Ein dummdreistes Betragen. Eine drummdreiste Frage. S. "Dreist". Im Niedersächsischen, wo "dreist" für kühn in "Gefahren" gebraucht wird, bedeutet "dumdriest" auch "dummkühn", "tollkühn", "kühn ohne Klugheit".
Die "Dummdreistigkeit", plur. inus. "Dreistigkeit mit Dummheit, mit Unbesonnenheit verbunden".
"Erdreisten", verb. reg. recipr. von "dreist" und dem Vorworte er, sich erdreisten, dreist werden. Darf ich mich wohl erdreisten, sie zu bitten? Nieders. "verdriesten", Dän. "fordriste".
Der "Trost", des -es, plur. car. eine Wort, welches ursprünglich Stärke des Leibes und Gesundheit bedeutet, wie das alte Schwed. "throast", "gesund werden", daher noch in den gemeinen Mundarten "betrost", so viel gescheut, bey gesundem Verstande ist. Nach einer gewöhnlichen Figur bedeutet es daher auch "Dreistigkeit", "Kühnheit", "Zuversicht", welche Bedeutung noch in der Deutschen Bibel vorkommt. Seinen "Trost" auf die Leute setzen, seine Hoffnung, seine Zuversicht, Obad. v. 7. Seinen Trost auf Gott stellen, 2 Maccab. 7, 14. Ferner "Freude", "Vergnügen" überhaupt. Seinen Trost an etwas haben. In allen diesen Bedeutungen ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es nur noch in engerer Bedeutung von der angenehmen Empfindung eines gegenwärtigen oder künftigen Guten im Leiden gebraucht. 1. Eigentlich, von dieser Empfindung selbst. Trost von etwas haben, empfinden. Trost aus etwas schöpfen. Jemanden Trost geben. Noch mehr aber, 2. von demjenigen, was diese Empfindung im Leiden gewähret, es seyen nun Vorstellungen, oder Sachen, oder Personen. Jemanden Trost zusprechen. Einem allen Trost benehmen Es hilft kein Trost bey ihm, er nimmt keinen Trost an. Das dienet mir zum Troste. Das ist ein schlechter Trost für mich. Ich sage dir das zum Troste. Du bist mein Trost in meinem Leiden. Willst du meinem Kummer nicht den Trost des Schlafes gönnen? Dort reicht sie der Armuth Trost und jedes Tages Nahrung, Geßn.
Anm. Schon bey dem Ottfried "Throst" und "Drost", bey dem Notker "Trosti", im Nieders. "Troost". Wäre die noch übliche Hochdeutsche Bedeutung die einzige und älteste, so könnte man dieses Wort bequem von Rast ableiten, zumahl da man für trösten auch beruhigen sagt. Allein, da die Bedeutung der Zuversicht erweislich die ältere ist, so muß man es mit getrost, dem Griech, "???", dem Schwed. "Tröst", "Zuversicht", "Vertrauen", ohne allen Zweifel zu unserm "dreist" rechnen. ( S. dasselbe.) Der Begriff der Zuversicht, der Kühnheit, ist wiederum eine Figur der Stärke, der Gesundheit, und diese vermuthlich eine Figur der Größe, so daß wir am Ende wiederum auf "Troß", "Riese", und vielen andere dieses Geschlechtes zurück kommen. ( S. auch "Trauen".) Da dieses Wort, selbst wenn es individuel gebraucht wird, keinen Plural hat, so gebraucht man dafür, wenn ja dieser ausgedruckt werden soll, oft den Plural von "Tröstung", S. dasselbe.
"Trösten", verb. reg. welches, wenn man die jetzt veralteten Arten des Gebrauches zusammen nimmt, ehedem in doppelter Gestalt üblich war. I. * Als ein Neutrum mit de Hülfsworte haben, "sich erkühnen", "sich unterstehen", "erdreisten", ferner "dürsen", eine längst veraltete Bedeutung. II. Als eine Activum, eigentlich "dreist", "kühn", "muthig machen", so wohl überhaupt, als in verschiedenen engern Bedeutungen. 1. * Durch Abwendung oder Verminderung der Gefahr Muth, Zuversicht machen; eine veraltete Bedeutung, in welcher es unter andern auch für "Sicherheit geben", "sicher Geleit geben", ingleichen die Gewähr für etwas leisten, üblich war. Einen des Libes trösten, Königshov. ihm sicher Geleit geben, die Gewähr für sein Leben überhaupt. 2. * Durch Hoffnung Muth und Zuversicht machen; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher es auch als ein Reciprocum, "sich trösten", für "hoffen", üblich war. Troste dih ze Gotes, Notk. hoffe auf Gott. In dieser Bedeutung des Hoffens noch "getrösten" üblich. ( S. dasselbe.) 3. * Freude, Vergnügen gewähren. Auch diese Bedeutung ist veraltet, außer, daß der große Haufe bey Erwähnung eines Verstorbenen noch die Formel beyzufügen pflegt: tröst ihn Gott! wofür andere sagen, Gott habe ihn selig! Mein seliger Mann, tröst ihn Gott! war ein großer Schöpps! Weiße. 4. Durch überwiegende Vorstellung eines Guten die unangenehme Empfindungen im Leide überwinden; die einzige noch übliche Bedeutung. Einen Betrübten, Niedergeschlagenen, Traurigen u. s. f. "trösten". Jemanden in seinem Leiden, in seinem Kummer, in seiner Traurigkeit trösten. Er will sich nicht trösten lassen. Einen Kranken trösten. - Mich empfängt die tröstende Freundschaft Und lächelt jegliche Runzel hinweg, Gieseke. Die Sache oder die Vorstellung, womit man die unangenehme Empfindung zu überwinden sucht, bekommt das Vorwort mit. Sich mit etwas trösten. Tröstet euch mit diesen Worten unter einander, 1 Thess. 4, 18. Tröste dich mit deiner Unschuld. Im Oberdeutschen auch mit der zweyten Endung, welche aber im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht wird. Ich tröste mich meines guten Gewissens. Weß soll ich mich trösten? Ps. 39, 8. Er tröstet sich dieses guten Lebens, Ps. 49, 19. Die verlorene Sache, deren unangenehme Empfindung man durch eine angenehme überwiegen will, bekommt im gemeinen Leben oft das Vorwort wegen. Jemanden wegen des Todes seines Freundes trösten. In der edlern Schreibart aber das Vorwort über. Jacob wollte sich nicht trösten lassen über den Verlust Josephs, 1 Mos. 47, 35. So auch das trösten und die Tröstung. S. das letzte an seinem Orte besonders.
Anm. Schon bey dem Kero "trostun", bey dem Ottfried "drosten", im Nieders. "trösten", im Schwed. "Trösta", wo es aber "dreist", "muthig machen", bedeutet. S. "Trost".
"Tröstlich", -er, -ste, adj. et adv. welches ehedem in verschiedener Bedeutungen üblich war. 1. * Von "Trost", "Zuversicht", "Dreistigkeit", war "tröstlich" ehedem für "dreist", "kühn", "beherzt", üblich. Marggraf Heinrich stellte sich tröstlich zu dem Kriege, in Menkens Script. Th. 2. S. 1740. In dem alten Liede, Nun lob mein Seel den Herren, singt die christliche Kirche noch, ihm tröstlich thun anhangen, ohne es gehörig zu verstehen, weil viele dafür gänzlich eingeschoben haben, da es doch zuversichtlich bedeutet. Der tröstlichen Hoffnung leben, der zuversichtlichen, kommt auch noch hin und wieder vor. Es hoffte tröstlich jederzeit Israel auf des Herren Macht, Opitz Ps. 131. 2. In der noch jetzt gangbaren Bedeutung der Wörter Trost und trösten, ist tröstlich. 1) Der sich trösten läßt, Trost annimmt, tröstbar; in welchem Verstande aber nur der Gegensatz "untröstlich" üblich ist. 2) * Neigung und Fertigkeit besitzend, andere zu trösten; eine jetzt veraltete Bedeutung. "Freundlich", "hülflich", "tröstlich seyn", Opitz. 3) Von Sachen und Vorstellungen, die unangenehme Empfindung im Leiden überwiegend, und darin gegründet; in welchem Verstande es doch im gemeinen Leben am häufigsten ist. Eine tröstliche Vorstellung, Predigt, Erzählung. 4) In weiterer Bedeutung war es ehedem für angenehm, erfreulich überhaupt gangbar, in welchem Verstande es auch noch im gemeinen Leben üblich ist. Das ist nicht sehr tröstlich, nicht sehr angenehm. Sie können sich vorstellen, welche tröstliche Figur ich in diesen Umständen gemacht habe! In der Deutschen Bibel kommt es in dieser Bedeutung noch mehrmahls vor. Schon bey dem Notker "trostlich". So auch die "Tröstlichkeit".
dreist
Bedeutungsverschlechterung: "dreist"
dreist | dreistig | dreistigkeit
DREIST | DREISTIGKEIT, f.
dreist | Dreistigkeit
dreist | Dreistigheit
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Marcus Konfus: Legionär, der einem folgenschweren Irrtum aufsaß
"Konfusion": Verwirrung, Vereinigung des Schuldners und Gl.ubigers (bzw. ihrer Rechtsstellung) in einer Person (z.B. der Schuldner wird Erbe des Gläubigers).
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897. Konfus. Verwirrt. Bestürzt
Konfusion um Zeisig
muenzkonfusion
Konfusions-Verfahren - Verwirrmethode
Abstrus-Konfuse, das | Erbschaftskonfusion
"Verlangen", verb. reg. act. et imperson. welches in einer doppelten Bedeutung üblich ist.
1. Ein lebhaftes Wollen nach einem entfernten Gute empfinden, mit beygemischter Unruhe oder Unlust über der Erwartung, wovon sich sehnen ein stärkerer Grad ist. Es wird in diesem Falle auf doppelte Art gebraucht. (a) Als ein persönliches Zeitwort, da denn der Gegenstand mit dem Vorworte nach ausgedruckt wird. Mein Fleisch verlanget nach dir, Ps. 63, 2. Ich habe lange darnach verlanget. Der Kranke verlangt sehr nach dem Arzte. Man verlangt mit Ungeduld zu sehen u. s. f. Obgleich dieser persönliche Gebrauch noch hin und wieder vorkommt, so ist er doch weder der üblichste, noch edelste. Am häufigsten gebraucht man es in diesem Verstande. (b) Als ein unpersönliches Zeitwort mit der vierten Endung der Person, so daß der Gegenstand gleichfalls mit dem Vorworte nach, oder auch mit dem Infinitiv und dem Wörtchen zu, zuweilen, obgleich seltener, auch mit dem Bindeworte daß ausgedruckt wird. Nach dir, Herr, verlanget mich, Ps. 25, 1. Mich hat herzlich verlangt, das Osterlamm mit euch zu essen, Luc. 22, 15. O, müßtest du, wie mich nach dir verlangt! Am häufigsten gebraucht man dieses unpersönliche Wort mit Fürwörtern, seltener mit Hauptwörtern. Es verlangte den Kranken, oder den Kranken verlangte nach dem Arzte; besser er hatte ein Verlangen, oder allenfalls auch persönlich, er verlangte. Eine besondere R. A. ist, es soll mich doch verlangen, wie das ablaufen wird, ob er kommen wird u. s. f. für: es verlangt mich sehr zu wissen, wie u. s. f. Im Oberdeutschen wurde dieses unpersönliche Zeitwort ehedem auch mit der zweyten Endung der Sache gebraucht, welche Verbindung daselbst noch hin und wieder gehöret wird, im Hochdeutschen aber veraltet ist. Es verlangt mich seiner, für nach ihm. Sin langet mih, Notker.
2. In weiterer Bedeutung ist verlangen weiter nichts, als haben wollen, da es denn auch von gegenwärtigen Dingen gebraucht wird, und den Nebenbegriff der unruhigen Erwartung nicht hat. Es wird in dieser Bedeutung persönlich gebraucht, da es denn auch die vierte Endung der Sache erfordert, welche über dieß auch durch den Infinitiv, mit dem Wörtchen zu, oder mit dem Bindewort daß ausgedruckt werden kann. Was verlangen sie von mir? Ich verlange nicht, daß du dich so weit erniedrigen sollst. Man verlangt zu wissen ob u. s. f. man will wissen. Ich verlange Gehorsam von dir. Von jemanden Geld, Hülfe, ein Amt verlangen. Ich verlange nichts unbilliges. Eine Waare wird verlangt, wenn sich Käufer darnach melden. Er hat sie zur Frau verlangt, da sie arm war, Gell. Jede Frucht verlangt ihren eigenen Boden, erfordert ihn. Er besitzt viel, aber seine Eitelkeit verlangt auch vielen Aufwand, Gell.
Anm. Das Mittelwort "verlangt" kann nur in der zweyten Bedeutung als ein Beywort gebraucht werden. Dieses Zeitwort lautet bey unsern alten Oberdeutschen Schriftstellern nur "langen", bey einigen auch "belangen", im Angels. "laengian", im Schwed. "anlänga", "förlänga", im Engl. "to long". Im Niedersächsischen hat man davon das Intensivum "lungern", lüstern nach etwas seyn, sehnlich verlangen. Wenn man dieses Zeitwort genau betrachtet, so scheint es in seinen beyden Bedeutungen zunächst zwey verschiedenen Wörtern abzustammen. In der letzten Bedeutung scheinet es, eine Figur von "langen", die Hand nach etwas ausstrecken, zu seyn, in der ersten aber von "lange" abzustammen, sich gleichfalls die Zeit nach etwas lange werden lassen, daher es hier auch den Begriff der unruhigen Erwartung hat, welcher der zweyten Bedeutung fehlet. Dieses wird nicht nur durch die gemeinen Sprecharten bestätigt, wo sich verlangen lassen, absolute, so viel bedeutet, als sich die Zeit lange werden lassen. Mein Engel laß dich nicht verlangen, Die Freude bringt das Warten ein, Gell. Sondern auch durch das Französische, wo, il me tarde, auch verlangen ist. Die verschiedene Form der Zeitwörter und ihre verschiedene Construction bestätigt diese verschiedene Abstammung, auf welche man nothwendig sehen muß, wenn man den Unterschied dieses Wortes von "begehren", "Lust haben", "wollen" u. s. f. bestimmen will, ungeachtet solches noch von keinem geschehen, selbst von Stosch nicht, der sich in seinen kritischen Anmerkungen S. 112 am weitläufigsten dabey aufhält.
herumlungern [ist] | herumlungern [intr, hat]
herumlungern
herumlungern
Proto-Germanic: "*linxtia-"; "*lungiza-"; "*lungan", "*lung-"
Meaning: "lung", "lungs"
IE etymology: IE etymology
Proto-IE: "*elengwh-", "*lengwh-"
Meaning: "light" (not heavy)
Tokharian: B "lankutse" "light" (not heavy) (Adams 544)
Old Indian: "laghú-", "raghú-" "light", "quick", "swift", "rhánt-" "small", "weak", "powerless"; "langhati", "langhayati" "to leap over", "rámhati", "ranghate" "to hasten", "speed", "run"
Avestan: "ragu-", f. "revi" "flink"; "renzaiti", "renzayeiti" "macht leicht", "flink", "lässt sich bewegen"
Old Greek: "elakhü-", "élakho-" "klein"; "elaphró-" "leicht", "behend", "schnell", "gering"
Slavic: "???", "*legati", "lega"
Baltic: "*lengw-a-", "*lengw-u-" adj., "*lang"
Germanic: "*linx-t-ia-" adj.; "*lung-iz-a-" adj.; "*lung-an-" n., "*lung-"
Latin: "levis", "levise" "leicht"; "schnell"; "sanft", "leise"; "gering", "unbedeutend"; "leichtsinnig"
Celtic: "*lagjos" > OIr comp. "laigiu" (/ "lugu") "kleiner", "schlechter", sup. "lugimem", "lugam"; "lagat" "parvitas"; MCymr comp. "llei" "minor", sup. "lleiaf"; NCymr comp. "lai" "minor", Corn comp. le "minor", OBret *comp. "nahu-lei" "nihilominus", MBret "lau" "klein", "schlecht"; OIr "lingid" "springt", "leimm" "Sprung"
Albanian: "l'eh", "l'éhete" "leicht"
Russ. meaning: "???"
References: WP II 426 f
Gothic: "liht-s" (a) "light", "slight"
Old Norse: "lett-r" "leicht"; "lungan". "Lunge"; "lung-r" m. Pferdename ("schnell" ?)
Norwegian: lett adj.; "lunga"
Swedish: "lätt" adj.; "lunga"
Danish: "let" adj.; "lunge"
Old English: {"leoht", "liht"}; {"lung" "schnell"}, "lungre" adv. "quickly", "soon", "at once", "straightway", "speedily"; {"lungen" f.} {"ceas-lunger" "streitsüchtig"}
English: "light"; "lung", "lungs"
Old Frisian: "licht"; "lungene", "lungen"
Old Saxon: "lihtlik"; "lungar" "schnell"; "lungannia" "Lunge"
Middle Dutch: "licht", "lecht"; "longhe" f., "longhene", "longhen"
Dutch: "licht"; "long" f.
Middle Low German: "licht", "lucht" "leicht"; "(ge)lingen" "glücken", "gedeihen"; "lunge"; "lungeren" "begierig lauern"
Old High German: "liht" (11.Jh.), "lihti" (8.Jh.) "leicht"; "lungar" "kräftig", "begierig" (8.Jh.); "lungen", "lungin"; "gi-lingan" "glücken Erfolg haben" (9.Jh.); "lunga" (10./11.Jh.), pl. "lungun", "lungunna"
Middle High German: "liht", "lihte" "leicht"; "erleichtert"; "leichtfertig"; "unbeständig"; "gering", "geringfügig"; "lingen" st. "vorwärts gehn", "gedeihen"; "erfolg haben", "glücken"; "lunge" wk. f. "lunge"; "lunger" adj., adv. "hurtig", "schnell"
German: "leicht"; "gelingen"; "Lunge" f.; "lungern"
ablungern | lungern
ABLUNGERN | HINLUNGERN, v. | lungern, verb.
Lungern: Auf Lungern folgt Hungern. - Gubitz, Volkskalender, 1859, S. 38.
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Aber "die Pappenheimer", das sind zunächst die Einwohner der kleinen bayerischen Ortschaft "Pappenheim".
Warum wurden die Pappenheimer von Pappenheim zu solchen Sündenböcken?
Die Antwort auf diese Frage muss man bei keinem Geringeren als Friedrich Schiller suchen, genauer in seinem Drama: Wallensteins Tod.
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Aber später sollen diese tapferen Soldaten, wieder unter dem Kommmando von Graf Pappenheim, die schwedischen Besatzer vertreiben. Das militärische Unternehmen wurde so erfolgreich durchgeführt, dass die Stadt zwar befreit, aber völlig niedergebrannt wurde.
Wahrscheinlich war dieser Übereifer, der zu einem anderen als dem erhofften Ergebnis führte, der Grund dafür, dass der Ausdruck: "daran erkenn ich meine Pappenheimer" eine andere Bedeutung bekam.
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Die Redewendung "Daran erkenne ich meine Pappenheimer" ging hervor aus der Wallenstein-Triologie von Friedrich Schiller. Hier äußert Wallenstein sich anerkennend gegenüber seinen Pappenheimern (Regiment von Gottfried H. Pappenheim) mit dem Auspruch: "Ich kenne meine Pappenheimer". Er lobt mit diesem Ausspruch ihre Treue und ihren Mut.
Heute meinen wir eher das Gegenteil bei der Bezeichnung "Pappenheimer". Wir titulieren so einen Menschen, dessen Schwächen wir meinen genau zu kennen und wissen was wir von ihm erwarten können.
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Ich kenne doch meine Pappenheimer
Pappenheim ist ein netter Ort, aber um den geht es nur mittelbar, mehr um den Grafen von Pappenheim und sein berüchtigtes Regiment im Dreißigjährigen Krieg. Für die Verbreitung des Namens sorgte ein Klassiker.
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Terzky: Zehn Kürassiere Von Pappenheim verlangen dich im Namen Des Regiments zu sprechen.
Wallenstein (schnell zu Neumann): Laß sie kommen. (Neumann geht hinaus.) Davon erwart' ich etwas. Gebet Acht, Sie zweifeln noch und sind noch zu gewinnen.
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Wallenstein: Daran erkenn' ich meine Pappenheimer.
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Illo: Hörst du den Auflauf? Das ganze Corps der Pappenheimer ist Im Anzug. Sie verlangen ihren Oberst, Den Max, zurück, er sei hier auf dem Schloß, Behaupten sie, du haltest ihn mit Zwang, Und wenn du ihn nicht losgeb'st, werde man Ihn mit dem Schwerte zu befreien wissen.
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räsonieren
"räsonieren" - "nörgeln", "schimpfen"
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Etymologie
sperren · Sperre · sperrig · sperrweit · sperrangelweit · Sperrholz · Sperrsitz
"sperren" Vb. = "schließen", "den Zugang verhindern", "auseinanderspreizen", reflexiv "sich widersetzen", ahd. "sperren" (11. Jh.; vgl. "bisperren" = "verschließen", "intsperren" = "öffnen", beide bereits 9. Jh.), mhd. "sperren" = "mit Dachbalken versehen", (durch einen vorgeschobenen Sparren oder Riegel) "einschließen", "zuschließen", "verschließen", "verhindern", "auseinanderspreizen", "ausdehnen", "sich widersetzen", mnd. "speren", "sperren", mnl. nl. "sperren" = "verschließen", "ausdehnen", anord. "sperra" = "mit Dachsparren versehen", "spreizen", "verhindern", schwed. "spärra" = "verschließen" sind zu dem unter "Sparren" (s. d.) dargestellten Substantiv gebildet. Aus der Bedeutung "mit Sparren versehen" entwickelt sich einerseits "(mit Sparren) verschließen", woraus "verhindern", und andererseits "(durch Sparren) auseinanderspreizen", woraus "ausdehnen" und (reflexiv) "widerstreben", "sich widersetzen".
"Sperre" f. = "das Absperren", "Verschließen", "Vorrichtung zum Abschließen", "Riegel", "Barrikade", mhd. "sperre" = "Klammer", "Riegel", "Schloß (eines Buches)".
"sperrig" Adj. = "auseinandergespreizt und dadurch viel Raum einnehmend" (16. Jh.), spätmhd. "sperric" = "was gesperrt, mit Beschlag belegt werden kann", auch "widersetzlich", "widerstrebend".
"sperrweit" Adj. = "auseinandergespreizt", "ganz offen" (17. Jh.), geläufiger
"sperrangelweit" Adj. (18. Jh.), Kontamination aus "sperrweit" und "angelweit" = "ganz offen", "so weit, wie es die Türangeln gestatten" (17. Jh.).
"Sperrholz" n. = "Holz zum Absperren", "Dachsparrenholz" (17. Jh.), aus mehreren so übereinandergeleimten Platten gefügtes Holz, daß sich ihre Faserrichtung kreuzt und ein Verziehen des Holzes verhindert (gesperrt) wird (19. Jh.).
"Sperrsitz" m. = "Sitzplatz im Zuschauerraum eines Theaters oder Kinos", der ursprünglich Abonnenten vorbehalten und für andere Besucher gesperrt war (19. Jh.).
sperrangelweit
Die Tür steht sperrangelweit offen
...
umgangssprachlich; Das Adverb "sperrangelweit" ist eine Kombination aus den älteren Begriffen "sperrweit" und "angelweit", die beide mindestens seit dem 16. Jahrhundert schriftlich belegt sind.
"Angelweit" bedeutet "so weit offen, wie die Türangeln es zulassen", während "sperrweit" auf das Verb "aufsperren" verweist und demnach im Sinne "weit aufgesperrt" zu verstehen ist.
Den Ausdruck "sperrangelweit" finden wir schon 1774 bei Campe: "Sir Bertram's Herz erschrak fast sehr, / Und seufzt eins lang und breit, / Indess man aufzureissen lief / Das Thor sperrangelweit".
Gfonda: "schberrangelweit", "sperrangelweit", "weit offen"
"SPERRANGELWEIT", adv. = "so weit als es der thürangel gestattet", verstärkende vereinigung von "sperrweit" und "angelweit", als wort der täglichen umgangssprache bei Campe (unter "sperrweit") verzeichnet und so auch heute allgemein üblich, mundartlich zusammengezogen zu "sprangelweit".
Hertel thür. sprachsch. 231. Albrecht 214b. Goepfert 63, "sprangeweit" Hertel a. a. o., nd. "sperrangelwîd" Woeste 249b, "sperrangelwît" Danneil 203b, "šperangelweit" Bauer - Collitz waldeck. wb. 97a, "sparrangelwît" Mi 84a. der bildung nach zunächst von thüren, thoren, die sich in angeln bewegen: auf sprang das thor "sperrangelweit". Campe (unter "sperrweit"); auf einmal wird die logenthür aufgerissen, "sperrangelweit". Heyse kinder d. welt 1 (1890), 16; sie haben ihm die thore "sperrangelweit" aufgemacht. werke 10, 334; das ist gewesen vor sechsunddreiszig jahren, da hat er, ohne anzuklopfen, dort die thür "sperrangelweit" aufgerissen und zum grüszgott hereingerufen: wir haben einen buben! Anzengruber 2, 143; die thür steht "sperrangelweit" offen. freier: wie aber die 2. herrn Zuricher anfangn (mit unsern text zredn) zu schaffn und zu comedirn, da reysseten die Leyptziger maul /Bd. 16, Sp. 2170/ und nasn "sperr angel weit" auff. tintenfäszl 9; so wie der schrey heraus war, blieb ihr holdes mündlein "sperrangelweit" geöffnet. J. G. Müller Siegfr. v. Lindenb. 3, 85; ich will nur sehen, wie er die augen "sperrangelweit" aufreiszen wird, wenn er sie an seiner hochzeit wiedersieht. Auerbach dorfgesch. 1, 37;
die hölle risz sperrangelweit das maul hier auf, und gähnte, dasz man ihr bis ins eingeweid' hinabzusehen wähnte. Blumauer Aen. 2, 83.
"sperr-angelweit" (s. S.) Allg., auch NBerg [-anewait Kreuzn-Stdt] Adj.: "sehr weit aufgesperrt".
"sperrangel-weit" Adj. : "sehr weit geöffnet", von Türen, Fenstern, vom Mund u. a., "sperrangelweit" [mancherorts ges. Pf, Thielen 105], "sperrangeleweit" [NW-Königsb]; vgl. "sperren-", "sperrweit". Warum steht dann die Dier sp. uf, 's zieht! [Kaislt]. RhWb Rhein. VIII 320.
Sigmund Freud
Gesammelte Werke
Psychoanalyse
(1893-1939)
Über den Gegensinn der Urworte (1910)
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Zum Verständnisse der sonderbaren Neigung der Traumarbeit, von der Verneinung abzusehen und durch dasselbe Darstellungsmittel Gegensätzliches zum Ausdrucke zu bringen, bin ich erst durch die zufällige Lektüre einer Arbeit des Sprachforschers K. Abel gelangt, welche, 1884 als selbständige Broschüre veröffentlicht, im nächsten Jahre auch unter die Sprachwissenschaftlichen Abhandlungen des Verfassers aufgenommen worden ist. Das Interesse des Gegenstandes wird es rechtfertigen, wenn ich die entscheidenden Stellen der Abelschen Abhandlung nach ihrem vollen Wortlaute (wenn auch mit Weglassung der meisten Beispiele) hier anführe.
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Die »ältesten Wurzeln« sind es, nach Abel, an denen die Erscheinung des antithetischen Doppelsinnes beobachtet wird. Im weiteren Verlaufe der Sprachentwicklung schwand nun diese Zweideutigkeit, ...
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Aus dem »Anhang von Beispielen des ägyptischen, indogermanischen und arabischen Gegensinnes« hebe ich einige Fälle hervor, die auch uns Sprachunkundigen Eindruck machen können: Im Lateinischen heißt "altus" "hoch" und "tief", "sacer" "heilig" und "verflucht", wo also noch der volle Gegensinn ohne Modifikation des Wortlautes besteht. Die phonetische Abänderung zur Sonderung der Gegensätze wird belegt durch Beispiele wie "clamare" "schreien" — "clam" "leise", "still"; "siccus" "trocken" — "succus" "Saft". Im Deutschen bedeutet "Boden" heute noch "das Oberste" wie "das Unterste" im Haus. Unserem "bös" ("schlecht") entspricht ein "bass" ("gut"), im Altsächsischen "bat" ("gut") gegen englisch "bad" ("schlecht"); im Englischen "to lock" ("schließen") gegen deutsch "Lücke", "Loch". Deutsch "kleben" — englisch "to cleave" ("spalten"); deutsch "Stumm" — "Stimme" usw. So käme vielleicht noch die vielbelachte Ableitung "lucus a non lucendo" zu einem guten Sinn.
In seiner Abhandlung über den ›Ursprung der Sprache‹ (1885, S. 305) macht Abel noch auf andere Spuren alter Denkmühen aufmerksam. Der Engländer sagt noch heute, um "ohne" auszudrücken, "without", also "mitohne" und ebenso der Ostpreuße. "With" selbst, das heute unserem "mit" entspricht, hat ursprünglich sowohl "mit" als auch "ohne" geheißen, wie noch aus "withdraw" ("fortgehen"), "withhold" ("entziehen") zu erkennen ist. Dieselbe Wandlung erkennen wir im deutschen "wider" ("gegen") und "wieder" ("zusammen mit").
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Von solchen Lautumdrehungen, die zu zahlreich sind, um durch Zufälligkeit erklärt zu werden, kann man auch reichliche Beispiele aus den arischen und semitischen Sprachen beibringen. Wenn man sich zunächst aufs Germanische beschränkt, merke man: "Topf" — "pot"; "boat" — "tub"; "wait" — "täuwen"; "hurry" — "Ruhe"; "care" — "reck"; "Balken" — "Klobe", "club". Zieht man die anderen indogermanischen Sprachen mit in Betracht, so wächst die Zahl der dazugehörigen Fälle entsprechend, z. B.: "capere" — "packen"; "ren" — "Niere"; the "leaf" ("Blatt") — "folium"; [russisch] "dum-a" ["Denken"], "thymos" — sanskrit "mêdh", "mûdha" ["Seele"], "Mut"; "Rauchen" — russisch "Kur-ít"; "kreischen" — to "shriek" usw.
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Das dreibändige Wörterbuch erfasst Wörter im Deutschen, die als Teil ihrer individuellen Mehrdeutigkeit gegensätzliche Lesarten aufweisen. Ein solcher Gegensinn ist für das einzelne Wort das Analogon zur bekannten Antonymie zwischen verschiedenen Wörtern. "Gegensinn" ist relativ unbekannt und im Unterschied zu Synonymen- bzw. Antonymenwörterbüchern gibt es in keiner Sprache Wörterbücher des Gegensinns. Insofern ist das vorgelegte Wörterbuch eine Weltneuheit und bahnbrechend für Lexikologie und Lexikographie. Die mindestens 6000 Lemmata werden mit ihren gegensätzlichen Lesarten erfasst, durch Originalbelege illustriert und über die jeweilige Art des Gegensinns und dem zu Grunde liegenden Prinzip des Gegensatzes charakterisiert. Neben dem semasiologisch orientierten Aufbau der Lemmaeinträge ist mit Hilfe eines Registers der Prinzipien des Gegensatzes auch ein onomasiologischer Zugriff auf die Lemmata möglich. Numerische und grafische Angaben zur Verteilung der Wortarten bereichern das Wörterbuch. Ausführliche deutsch- und englischsprachige Einführungen liefern die theoretische Grundlegung für die Erscheinung des Gegensinns und erklären den Aufbau des Wörterbuches. Insgesamt stellt das Wörterbuch sowohl ein Nachschlagewerk als auch ein Forschungsinstrument dar und ist für sprachlich interessierte Laien wie auch für Fachwissenschaftler von Interesse.
Die Edition
- Band 1 A-G
- Band 2 H-Q
- Band 3 R-Z
Band 1: A-G, 23,0 x 15,5 cm, XLVIII, 754 Seiten, Sprache: Deutsch
Band 2: H-Q, XII, 887 Seiten, Sprache: Deutsch
Es handelt sich um ein umfassendes wissenschaftliches Wörterbuch zum Phänomen des "Gegensinns" (= "kontrastive Polysemie"). Das Werk umfasst 3 Bände. Jeder Artikel bietet neben den üblichen grammatischen Angaben eine präzise Aufschlüsselung des in einem Wort enthaltenen Gegensinns (z. B. "abdecken": 1. "abräumen"/"entfernen", 2. "zudecken"/"darüber legen") mit reichem Belegmaterial. Die jeweilige ‚Art‘ des Gegensinns (antonymisch, komplementär, reversibel usw.) wird präzise beschrieben. Ein derartiges Wörterbuch ist bisher für das Deutsche noch nicht vorgelegt worden.
Band 2: R-Z, XII, 317 Seiten, Sprache: Deutsch
Letzter Band des dreibändigen Wörterbuchs zum Phänomen des "Gegensinns" (= "kontrastive Polysemie"). Jeder Artikel bietet neben den üblichen grammatischen Angaben eine präzise Aufschlüsselung des in einem Wort enthaltenen Gegensinns mit reichem Belegmaterial. Die jeweilige ‚Art‘ des Gegensinns (antonymisch, komplementär, reversibel usw.) wird präzise beschrieben.