linguistik-online - GM
Nekula, Marek
Grammatikalisierung und Marginalisierung "enklitischer Partikeln" im Tschechischen
(E?)(L?) https://bop.unibe.ch/linguistik-online/article/view/402/634
Marek Nekula (Regensburg)
1 Partikelbegriff
Die Extension des Sammelbegriffs "Partikeln" ist - zum Teil von Autor zu Autor - sehr unterschiedlich. Einige verstehen darunter alle unflektierbaren Wortarten und rechnen selbst die trennbaren Präfixe oder Kopulapartikeln dazu, andere schränken sie auf Funktionswörter ein und schließen Adverbien aus und grenzen sie "als Wörter ohne kategorematische und kategorielle Bedeutung" (Hentschel/Weydt 1990: 246) ab, noch andere beschränken sie auf die sog. zehnte Wortart. Da sich eine klare formale Abgrenzung sowohl der Funktionswörter als auch der "Restwortart" als schwierig gestaltet, plädieren Hentschel/Weydt (1989, 1990) für eine funktional-semantische Abgrenzung der Partikeln. Dieser Abgrenzung der Funktionswörter kann man sich mit dem Wissen, dass die formalen Eigenschaften z. T. strukturell unterschiedlich motiviert sind und keine distinkten Gruppen ohne kontinuierliche Übergänge bilden, anschließen.
Eine große Variation ist auch bei der Definition der "Partikeln im engeren Sinne" bzw. der sog. Restwortart festzustellen. Auch hier handelt es sich eher um einen "Sammelbegriff" für z. T. inkohärent erscheinende Partikelgruppen bzw. Funktionswörter, der ebenfalls unterschiedliche Extension aufweist. Denn selbst die sog. Abtönungspartikeln (APn), die man geglaubt hat, durch eine begrenzte Anzahl von Merkmalen definieren zu können, weisen einen "harten Kern" und damit auch ein Zentrum und eine Peripherie auf, das heißt, dass nur einige APn über alle formalen Eigenschaften verfügen, über die die Gruppe der APn bestimmt wird. So definiert man die APn über folgende formale und funktional-semantische Eigenschaften: kein Satzgliedwert, kein Satzäquivalent, nicht erfragbar, nicht negierbar, nicht isolierbar, topologisch nicht eingebunden, nicht erststellungsfähig, nicht betonbar, an bestimmte Satztypen gebunden, deren pragmatische Wirkung mit Blick auf den grundlegenden Satzmodus lediglich "abtönend" ist, und deren synsemantische Bedeutung als eine "textkommunikative" (Hentschel 1983: 122) oder als "wissensabgleichende" (König, Vortrag auf der Tagung "40 Jahre Partikelforschung" Bern 2009) Funktion umschrieben wird. Die Fokuspartikeln z. B. weisen andere formale Eigenschaften auf.
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Erstellt: 2014-12