Heimweh (W3)
Das sehr deutsch anmutende Wort "Heimweh" (engl. "homesickness") wurde in direkter Lehnübersetzung zu griech. "nostalgia" gebildet, das sich zusammensetzt aus griech. "nóstos" = dt. "Rückkehr", "Heimkehr" und griech. "álgos" = dt. "Schmerz".Interessant ist dabei, dass sich das weiterhin existierende dt. "Nostalgie" von der "Sehnsucht nach räumlicher Rückkehr" zur "Sehnsucht nach vergangenen Zeiten" wandelte.
Nach dem "Historischen Lexikon der Schweiz" wurde der Begriff "Heimweh" für "die Sehnsucht nach der fernen Heimat und nach der vertrauten menschlichen und dinglichen Umgebung" in der deutschsprachigen Schweiz geprägt. Schriftlich trat es erstmals im Jahr 1651 in einer schweizerischen Sammlung von Schimpfreden (Idiotikon 15, 43) in Erscheinung. Anscheinend war "Heimweh" ein besonders Schweizer Phänomen. Immerhin findet man dafür auch Bezeichnungen wie "Mal du Suisse" (= "Schweizer Krankheit") oder "Schweizerheimweh".
Weiterhin kann man erfahren, dass Heimweh ursächlich mit dem schweizer "Kuhreihen", "Kuhreigen" in Verbindung gebracht wurde und dies sogar Niederschlag in musikalischen und literarischen Werken fand. So findet man die Thematik im "Dictionnaire de Musique" (1767) von Jean-Jacques Rousseau, im Gedicht "Der Schweizer" (1805) in der Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" von Achim von Arnim und Clemens Brentano, in der Oper "Die Schweizer Familie" (1809) von Joseph Weigl, in der Oper "Le Chalet" (1834) von Adolphe Charles Adam, und in der von Wien bis Chicago gespielten Oper "Der Kuhreigen" (1911) von Wilhelm Kienzl. Die Popularität von "Heimweh" und "Kuhreihen" in Literatur und Musik soll sogar eine der Ursachen für die Alpen- und Schweizbegeisterung gewesen sein, welche die kulturelle Elite Europas im 18. und 19. Jh. erfasste.
Bei Adelung findet man:
"Heimsiech", -er, -este, adj. et adv. mit der "Heimsucht" oder dem "Heimweh" behaftet. S. "Heimweh".
Die "Heimsucht", plur. inus. S. "Heimweh".
Das "Heimweh", des -es, plur. inus. ein "heftiges Verlangen nach seinem Vaterlande, nach seiner Heimath", welches in manchen Fällen in eine körperliche Krankheit, in Melancholie und Abzehrung ausartet, und alsdann auch die "Heimsucht", und bey den Ärzten mit Griechischen Kunstwörtern "Nostalgia", "Pathopatridalgia" genannt wird, bey den Franzosen aus dem Deutschen verstümmelt "Emmeve". Das Heimweh haben, bekommen. Die Schweizer, welche in ihrem Vaterlande an eine reine, feine Luft gewöhnt sind, sind dieser Krankheit vor andern ausgesetzet, daher sie in einer dickern und unreinern Luft dieselbe oft in einem sehr hohen Grade bekommen, ob sie gleich selbst keine Ursache davon anzugeben wissen. S. "Heimsiech".
Die "Schweizerkrankheit", plur. inus. ein Nahme des "Heimwehes", weil die Schweizer demselben am meisten ausgesetzt sind.
Das "Weh", des -es, plur. die -en, oder das "Wehe", des -s, plur. die -n, gleichfalls die vorige Interjection, aber in anderer Gestalt, als ein Substantivum gebraucht.
1. Schmerz, es sey nun körperlicher oder moralischer. Du willst mein Glück, Myrtill, und mehrst doch nur mein Weh, Gell. Es ist in dieser Bedeutung für sich allein größten Theils veraltet, indem es theils nur noch im Zusammensetzungen vorkommt, das "Kopfweh", "Zahnweh", "Halsweh", "Magenweh", "Heimweh" u. s. f. theils in engerer Bedeutung, und nur im Plural allein, von den Geburtsschmerzen. "Wehen" bekommen, Geburtsschmerzen. Wehen haben, die Wehen kommen.
2. Ein unglücklicher Zustand, ein Unglück, im Gegensatze des Wohles, auch in dieser Bedeutung kommt es nur noch selten vor. Dein "Wohl und Wehe" hänget davon ab, dein Glück und Unglück.
Anm. Im Ottfried kommt dafür "Wewa" vor, welches aber längst veraltet ist. Die Declination dieses Wortes kann streitig gemacht werden, weil die Fälle, in welchen "Wehe" im Singular vorkommt, fast niemahls im Plural gebraucht werden, der Plural die "Wehen", aber, nie im Singular üblich ist, daher es möglich ist, daß das letztere im Singular die "Wehe" gehabt hat. Sind aber beyde nur Ein Wort, würde es nach der sechsten Declination in meiner Sprachlehre gehen.
Elizabeth Taylor spielte 1943 in einem Lassie-Film mit dem Titel "Heimweh" mit. Und Ernesto Cardenal schrieb einen Gedichtband mit dem Titel "Heimweh nach der Zukunft". Lotar Olias schrieb ein Musical "Heimweh nach St. Pauli" (1913).
Und obwohl Freddy Quinn am 27.09.1931 als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl in Wien geboren wurde, mit drei Jahren mit dem Vater in die USA ging und dort seine frühe Kindheit und Einschulung in Morgantown, West Virginia, erlebte, hatte er später "Heimweh nach St. Pauli". Dies liegt vermutlich daran, dass er nach einem bereits ereignisreichen Leben mit 19 Jahren, im Jahr 1950 von Algier nach Deutschland zurückgekehrt, erste Engagements als Sänger in verschiedenen Hamburger Bars, wie der Washington-Bar auf St. Pauli, hatte.
Ernesto Cardenal, Theologe, Schriftsteller, Politiker (20.01.1925 (Granada) - JJJJ).
Werke:
- Die Stunde Null - Gedichte (1960 (deutsch: 1980))
- Epigramme - Gedichte (1961)
- Zerschneide den Stacheldraht - Gedichte (1964 (deutsch: 1967))
- Gebet für Marilyn - Gedichte (1965)
- Für die Indianer Amerikas - Gedichte (1969 (deutsch: 1973))
- Orakel über Managua - Gedichte (1973)
- Heimweh nach der Zukunft - Gedichte (1981)
Elizabeth ("Liz") Taylor, Filmschauspielerin (27.02.1932 (London) - JJJJ).
Filme
- Lassie - Heimweh - Tierabenteuerfilm (Regie: Fred M. Wilcox) (1943)
- Ivanhoe - Der schwarze Ritter - Abenteuerfilm (Regie: Richard Thorpe) (1952)
- Symphonie des Herzens ("Rhapsody") - Musikdrama (Regie: Charles Vidor) (1954)
- Beau Brummell - Rebell und Verführer - Historienfilm (Regie: Curtis Bernhardt) (1954)
- Giganten ("Giant") - Drama (Regie: George Stevens) (1955)
- Telefon Butterfield 8 - Melodram (Regie: Daniel Mann) (1960)
- Cleopatra - Historienfilm (Regie: Joseph L. Mankiewicz) (1962)
- Die Stunde der Komödianten ("The Comedians") - Literaturverfilmung (Regie: Peter Glenville; nach Graham Greene) (1967)
- Elizabeth Taylor: My Love Affair with Jewlry - Autobiographie (2002)
(E?)(L1) http://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Heimweh
(E?)(L?) http://www.bpb.de/sprachengrafik
"Heimweh" wanderte auch nach England aus und sehnt sich dort vermutlich nach den schweizer Bergen.
(E?)(L?) http://www.dw.de/saarländisch/a-1475095
Deutsche Dialekte: Alltagsdeutsch: Saarländisch - Der Saarländer ist harmoniebedürftig, ein bisschen mundfaul und er liebt gutes Essen. Wenn er das Saarland verlässt, bekommt er schnell Heimweh. Dagegen hilft nur eins: Saarländisch schwätzen.
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(E?)(L?) http://www.europeana.eu/portal/record/03486/urn_resolver_pl_urn_urn_nbn_de_bvb_12_bsb00043364_7.html
Pisani, Vittore: Die Etymologie: Geschichte, Fragen, Methode
S.78
(E?)(L?) http://www.falter.at/falter/2006/08/02/heimweh-312006/
Tier der Woche: Heimweh
von Peter Iwaniewicz
aus FALTER 31/06
erschienen am 2.8.2006
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1688 beschrieb der Schweizer Arzt Johannes Hofer die Symptome und bezeichnete diesen Zustand mit dem Ausdruck "Nostalgie" (altgr.: "nostos", "Rückkehr", und "algos", "Schmerz").
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(E1)(L1) http://www.hls-dhs-dss.ch/
(E1)(L1) http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17439.php
Der Begriff "Heimweh" für die Sehnsucht nach der fernen Heimat und nach der vertrauten menschlichen und dinglichen Umgebung wurde in der dt. Schweiz geprägt. Der Erstbeleg findet sich 1651 in einer schweiz. Sammlung von Schimpfreden (Idiotikon 15, 43). Literaturfähig wurde das anfänglich als Provinzialismus gemiedene Wort erst Ende des 18. Jh. Noch 1726 überschrieb Albrecht von Haller (1708-77) ein Heimwehgedicht mit "Sehnsucht nach dem Vaterlande". Ältere Bezeichnungen für "Heimweh" sind "And", "Jammer" und "Langezeit".
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Der Mülhauser Mediziner Johannes Hofer beschrieb es 1688 in seiner Basler Dissertation erstmals als Krankheit und führte als Neuschöpfung den Terminus "Nostalgie" ein, der ins Französische ("nostalgie", neben "mal du pays") und Italienische ("nostalgia") Eingang fand, während sich im Englischen neben "nostalgia" auch "homesickness" als Lehnübersetzung durchsetzte.
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(E?)(L?) http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/QuinnFreddy/index.html
Freddy Quinn
Sänger, Schauspieler und Entertainer
1931 27. September: Freddy Quinn wird als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl in Wien geboren. Seine Eltern heiraten drei Jahre später. Der Vater zieht bald nach der Hochzeit mit dem Sohn in die USA. Freddy erlebt seine frühe Kindheit und Einschulung in Morgantown, West Virginia. Englisch wird seine zweite Muttersprache.
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(E1)(L1) http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11889.php
Der "Kuhreihen" ist 1545 zuerst als Instrumentalmelodie belegt, später mehrheitlich als gesungenes Lied ("Har Chueli, ho Lobe"), mit dem die Kühe (auch Lobe genannt) auf der Weide eingetrieben, in einer Reihe angelockt und beim Melken beruhigt werden. Der Begriff "Kuhreihen" stammt vom Verb "kuoreien", das sich erstmals 1531 in einem Volkslied findet. Bis um 1800 sind bereits mehrere Melodien und Liedtexte schriftlich überliefert, wie die "Kuhreihen" aus dem Emmental, Oberhasli, Entlebuch und Simmental sowie der Ranz des vaches von Jorat (1810) und Les Ormonts (1812).
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(E?)(L?) http://www.lieder-archiv.de/heimweh-notenblatt_400532.html
Heimweh
Text Joseph von Eichendorff
Ursprung aus Schlesien
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(E?)(L?) http://www.owid.de/pls/db/p4_suche_elex.Stichw_alpha?v_Buchst=H
Heimweh | heimwehgeplagt | heimwehkrank | Heimwehtourist
(E?)(L?) http://www.perlentaucher.de/qsuche?q=Heimweh
38 Suchergebnisse für "Heimweh"
(E?)(L?) http://www.textlog.de/lichtenberg-heimweh.html
Georg Christoph Lichtenberg: "Heimweh"
(E?)(L?) http://www.textlog.de/tucholsky-heimweh-staedten.html
Tucholsky: Heimweh nach den großen Städten
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Wenn aber der harte Abend über den schwarzen Bäumen verdämmert, wenn das elektrische Licht rot glüht, wenn mein Nachtleben beginnt, das da heißt: Flaubert, Swift und was der Mensch so braucht, dann habe ich Sehnsucht, Sehnsucht nach den großen Städten. Da wühle ich ein bißchen in der Bücherkiste.
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Peter Panter
Vossische Zeitung, 26.08.1928.
(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/
ERDENHEIMWEH, n. | GEISTESHEIMWEH, n. | HEIMWEH, n. | HIMMELSHEIMWEH, n.
(E?)(L?) http://www.woerterbuchnetz.de/GWB/
Heimweh
(E2)(L1) http://www.kruenitz1.uni-trier.de/cgi-bin/callKruenitz.tcl
(E?)(L?) http://de.wikipedia.org/wiki/Nostalgie
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Wortherkunft
Erstmals taucht der Begriff im medizinischen Zusammenhang auf. Mit Nostalgie wurde ein krank machendes Heimweh bezeichnet, das besonders Schweizer Söldner in der Fremde befiel. Wortschöpfer war der Doktorand Johannes Hofer (1662-1752). In seiner „Dissertatio medica De Nostalgia oder Heimwehe“ (Basel 1688) wurde dieses Phänomen erstmals ausführlich dargestellt.
Erst viel später hat "Nostalgie" die heutige nicht-medizinische Bedeutung erhalten. Heute versteht man unter "Nostalgie" im Deutschen eine wehmütige Hinwendung zu vergangenen Zeiten (weniger, wie ursprünglich und heute noch in anderen Sprachen, etwa dem Russischen, nach einem verlassenen Ort oder Menschen), die in der Erinnerung oftmals stark idealisiert und verklärt reflektiert werden. Dabei kann es sich sowohl um geschichtliche Epochen als auch um biographische zeitliche Gegebenheiten handeln. Nostalgie äußert sich beispielsweise in einem Hinterhertrauern der guten alten Zeit, in der angeblich alles viel schöner und besser war als in der Gegenwart.
Beispiele hierfür sind das goldene Zeitalter, die Antike, das Mittelalter, die Kaiserzeit, die Fünfzigerjahre.
Die Liebhaber der Nostalgie nennt man Nostalgiker. Sie gibt es auf vielerlei Gebieten: in der Kunst, in der Musik, in der Technik, in der Politik usw. Nostalgikern wird oft Gegenwartsflucht vorgeworfen.
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(E?)(L?) https://www.youtube.com/watch?v=V9vHm3SdXtg
Freddy Quinn - Heimweh
(E?)(L?) https://www.youtube.com/watch?v=EQCK0WfMUOc
Freddy Quinn - Heimweh nach St. Pauli 1962
Erstellt: 2013-10