Altbulgarisch (W3)
"Altbulgarisch", auch "Kirchenslawisch", "Altkirchenslawisch", "Altslawisch", ursprünglich die Sprache der biblischen und liturgischen Bücher der orthodoxen Slawen, in zwei Schriftformen: der älteren "Glagoliza" und der "Kyrilliza". Die älteste Form des "Kirchenslawisch" ("Altkirchenslawisch" oder "Altbulgarisch") geht auf die Übersetzungen der Slawenapostel Kyrillos und Methodios zurück und beruht auf deren Heimatdialekt (Umgebung von Saloniki). Unter dem Einfluss der einzelnen Volkssprachen nahm das "Kirchenslawisch" seit dem 12. Jahrhundert verschiedene Färbungen an ("Bulgarisch-Kirchenslawisch" oder "Mittelbulgarisch", "Serbisch-Kirchenslawisch", "Russisch-Kirchenslawisch"), sie hielten sich jahrhundertelang als Literatursprachen.- abulg. - Altbulgarisch, auch Altkirchenslavisch mit nachfolgendem Mittelbulgarisch (mbulg.) und Neubulgarisch (nbulg.)
- altbulg. - Altbulgarisch, auch Altkirchenslavisch mit nachfolgendem Mittelbulgarisch (mbulg.) und Neubulgarisch (nbulg.)
(E?)(L?) https://www.grin.com/document/287957
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Im rumänischen Kernland nördlich der Donau hingegen assimilierten sich im 6. und 7. Jh. eingewanderte slawische Völker und übernahmen die Sprache der dort bereits ansässigen Romanen. Die Slawen siedelten sich auch südlich der Donau auf der Balkanhalbinsel an und traten zum orthodoxen Christentum über. In der Folgezeit erstarkte südlich der Donau das "Altbulgarische" ("Altkirchenslawische") als Sprache der orthodoxen Kirche, und hatte damit ebenso großen Einfluss auf die nördlich der Donau beheimatete Sprache der orthodoxen Rumänen.
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Die Rumänen sind das einzige romanische Volk, das sich zum orthodoxen Christentum bekennt. Die Sprache der orthodoxen Kirche war im Mittelalter und der Renaissance nicht wie im katholischen Westen das Latein, sondern zunächst das byzantinische Griechisch und später "Altkirchenslawisch" ("Altbulgarisch"). Predigten und Bibelübersetzungen trugen dazu bei, dass Termini aus dem Bereich der Kirche in die rumänische Volkssprache übernommen wurden.
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(E?)(L?) https://www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/sprachen/noah/japhet/slaw/slaw-s.htm
Die Website ist nicht mehr erreichbar.
altbulgarisch (Beispiele)
- "veliku dini" = "Ostern"
- "vešte" = "mehr"
- "veštij" = "größer", "höher"
- "*võpiru" = "mordendes Gespenst"
- "konóp" = "Hanf"
- "kupu" = "Haufen"
- "muchu" = "Moos"
- "myti" = "waschen"
- "nizu Präposition
- "katu" = "Winkel"
- "linenu" = "aus Flachs"
- "mizda" = "Entgelt"
- "óstrovu" = "Insel"
- "osilu" = "Esel"
- "pešti" = "backen"
- "pesti" = "Ofen", "Höhle"
- "pene(d)zi" = "Denar"
- "robu" = "Sklave"
- "sedmi" = "sieben"
- "sabota" = "Samstag"
- "spodu" = "Messgefäß"
- "struku" = "Schwan"
- "strela" = "Geschoss"
- "cvetu" = "Blume"
- "creda" = "Reihenfolge der Tage", "Herde"
- "cruvi" = "Wurm"
- "jedza" = "Krankheit"
(E?)(L?) https://www.linguist.de/Deutsch/gds0.htm#0
Jan Wohlgemuth
Geschichte der deutschen Sprache
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Im Zeitalter der Romantik, Anfang des 19. Jahrhunderts, im Zusammenhang einer allgemeinen Rückwärtsgewandtheit erkannte man die Zusammenhänge und die Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen. Dies war der Ursprung der (historisch-)vergleichenden Linguistik, aus der später die allgemeine Linguistik hervorging. Moderne (synchrone) Sprachwissenschaft im heutigen Sinne beginnt mit Ferdinand de Saussures Werk "Cours de linguistique générale" (1916), das in deutscher Sprache 1931 als "Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft" erschien.
Ähnlich wie vor ihm Hermann Paul in "Prinzipien der Sprachgeschichte" (1880), fordert Saussure, daß vor dem diachronen Vergleich eine synchrone Beschreibung der unterschiedlichen Sprachstufen zu erfolgen hat; nach dem diachronen Vergleich der Sprachstufen kann dann eine Aussage über die historische Entwicklung einer Sprache getroffen werden.
0.2 Übersicht: Die Indogermanischen Sprachen
Auch indoeuropäische Sprachen genannt, umfassen folgende Gruppen (in Klammern: wichtige historische Sprachen und Nachfolger):
Indisch (Sanskrit, Vedisch), Iranisch (Avestisch, Altpersisch), Armenisch (Altarmenisch), Tocharisch†, Hethitisch†, Lykisch†, Lydisch†, Phrygisch†, Thrakisch†, Griechisch (Altgriechisch), Pelasgisch†, Albanisch, Makedonisch†, Illyrisch†, Italisch (Latino-Faliskisch > Latein > Romania, Venetisch†, Oskisch-Umbrisch†), Keltisch, Germanisch (Gotisch), Baltisch, Slawisch ("Altbulgarisch", "Altkirchenslawisch")
Einige der ausgestorbenen Sprachfamilien / Sprachen sind nur durch Inschriften und Glossen oder indirekt durch Lehnwörter in anderen Sprachen überliefert; bei anderen Sprachen wiederum gibt es eine lange schriftliche Tradition, die umfangreiche Belege für die verschiedenen Sprachstufen liefert, wie beispielsweise das Griechische (seit ca. 8. Jh. v.Chr.) oder das Sanskrit mit einer seit ca. 4000 Jahren andauernden schriftlichen Überlieferung.
Zum Vergleich: Das Deutsche ist seit dem 8. Jh. n.Chr. schriftlich überliefert; Albanisch erst seit dem späten 15. Jh.
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(E?)(L?) https://www.owid.de/artikel/271134
altbulgarisch
(E?)(L?) https://www.welt-der-sprache.info/russisch.html
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Geschichte der russischen Sprache
Bis zum 14. Jahrhundert wird das "Altostslawische" als gemeinsame Grundlage für das "Russische", "Ukrainische" und "Weißrussische" angenommen. Die ersten schriftlichen Zeugnisse in russischer Sprache gehen auf das Ende des 10. Jahrhunderts zurück, nachdem die slawischen Völker zum Christentum übergetreten waren. Als Literatursprache wurde das "Altkirchenslawische" (auch "Altbulgarisch" oder "Altslawisch") verwendet, das die Missionare ins Land gebracht hatten, und das den Ostslawen unmittelbar verständlich war.
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(E?)(L?) https://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarische_Sprache
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Altbulgarische Periode (9.–11. Jahrhundert)
Die Periode der altbulgarischen Sprache umfasst die Zeit zwischen der Übernahme der slawischen Sprache als offizielle Sprache im Ersten Bulgarischen Reich und dessen Fall 1018 unter byzantinische Herrschaft. Einige Linguisten sehen jedoch den Anfang der Periode mit der Erschaffung des ersten slawischen Alphabets, der "Glagoliza" im Jahre 862 durch "Kyrill" Philosoph. In diese Periode des Goldenen Zeitalters der bulgarischen Kultur fällt auch die Entstehung des "kyrillischen Alphabets" am Hofe der bulgarischen Zaren in Preslaw. Ein weiteres Zentrum bildete Ohrid, das sich zu jener Zeit im westlichen Teil des bulgarischen Reiches befand und einen Großteil der altbulgarischen Literatur hervorbrachte.
Das "Altbulgarische" wurde damit in den zwei Schriftformen des mittelalterlichen Bulgarischen Reiches überliefert, dem älteren "glagolitischen Alphabet" und dem jüngeren "kyrillischen Alphabet". Während die altbulgarischen Denkmäler wie die Bitola-Inschrift, Samuil-Inschrift, Mostisch-Inschrift sich datieren und inhaltlich klassifizieren lassen, sind die überlieferten Handschriften undatiert und können sich nur schwer klassifizieren. Zu den glagolitischen Handschriften des Altbulgarischen zählen zum Beispiel der Codex Zographensis, Codex Marianus, Glagolita Clozianus, Codex Assemanianus, Psalterium Sinaiticum, Euchologium Sinaiticum, zu den kyrillisch geschriebenen Sava-Evangelium oder der Codex Suprasliensis.
Wegen der Verbreitung der altbulgarischen Sprache und Kultur auf die anderen slawischen Völker spricht man von dem „Ersten Südslawischen Einfluss“. Dabei nahm das Altbulgarische bei der Christianisierung der Slawen eine zentrale Rolle ein und wurde zur Liturgiesprache, weswegen vor allem russische und jugoslawische Sprachwissenschaftler von der "altkirchenslawischen" Sprache sprechen.
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(E?)(L?) https://woerterbuchnetz.de/?sigle=Meyers&lemid=A03500
"Altbulgarisch", s. "Kirchenslawisch".
"Kirchenslawisch", die Sprache des Gottesdienstes, der Bibel und der andern kirchlichen Bücher bei den griechisch-katholischen Slawen (Russen, Serben, Bulgaren).
Lange Zeit war das "Kirchenslawisch" bei den genannten Völkern sogar die allgemeine Schriftsprache, bei den Russen bis in den Anfang des 18. Jahrh., in Serbien noch länger. Welches Volk diese Sprache ursprünglich gesprochen hat, läßt sich mit Bestimmtheit bis jetzt nicht angeben, wenn auch bei weitem die meisten Gelehrten der Ansicht sind, daß das "Kirchenslawisch" in seiner ältesten uns bekannten Form die Sprache der Bulgaren des 9. Jahrh. repräsentiert, und es daher auch als "Altbulgarisch" bezeichnen.
Um die Mitte des 9. Jahrh. übersetzten nämlich Methodius und Cyrillus (s. d. 3) für die zum Christentum bekehrten und noch zu bekehrenden Slawen, und zwar zunächst für die Mähren, die Bibel und andre kirchliche Schriften in eine slawische Sprache. Die wahrscheinlichste Annahme ist, daß diese Sprache das den beiden Slawenaposteln von ihrer Vaterstadt Thessalonich her bekannte "Bulgarisch" gewesen sei.
Miklosich (s. d.) dagegen erklärte das "Kirchenslawisch" für die Sprache der im 9. Jahrh. in Pannonien seßhaften Slowenen, deren Wohnsitze sich nach seiner Ansicht bis nach Mähren hinein erstreckten, und nannte es daher "Altslowenisch" (oder speziell "Pannonisch-Slowenisch").
888 wurden infolge der Ränke der bayrischen Geistlichkeit die Schüler und Nachfolger Methods (gest. 885) aus Mähren vertrieben und kehrten nach Bulgarien zurück, wo sich die "Kirchenslawische" ("altbulgarische") Literatur alsbald zu hoher Blüte entfaltete. Die ältesten uns erhaltenen kirchenslawischen Handschriften gehören dem Ende des 10. und dem Anfang des 11. Jahrh. an. Nach der Schriftart, in der sie abgefaßt sind, unterscheidet man "glagolitische" und "cyrillische" Denkmäler (s. "Glagolica" und "Cyrillica").
Gegen Ende des 10. Jahrh. kam von Bulgarien aus das Christentum zu den Russen, mindestens ebenso früh zu den Kroaten und Serben, mit dem Christentum zugleich aber die Bibel und die andern kirchlichen Bücher und in ihnen die "Kirchenslawische" ("altbulgarische") Sprache. Zum Unterschied von der Form, die im Laufe der Zeit das "Kirchenslawisch" bei diesen letzten Völkern annahm (dem russischen "Kirchenslawisch", dem serbischen "Kirchenslawisch" etc.), pflegt man das ursprüngliche reine, unvermischte "Kirchenslawisch" als "Altkirchenslawisch" zu bezeichnen. Ihrem Gegenstande nach ist die "altkirchenslawische" Literatur fast ausschließlich eine Literatur von Übersetzungen meist griechischer Originale, nämlich der einzelnen Teile der Bibel, von Werken der Kirchenväter, Homilien, Legenden etc.
Die Hauptforscher auf dem Gebiete des "Kirchenslawischen" waren Dobrowsky, Kopitar, Wostokow, Miklosich, Schleicher, Jagic und Leskien (s. d.). Das beste Hilfsmittel für die Erlernung des Kirchenslawischen, das infolge seiner Altertümlichkeit die Grundlage für das Studium und die Erforschung der slawischen Sprachen überhaupt bildet, ist das "Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslawischen) Sprache" von Leskien (Grammatik, Texte und Glossar, 4. Aufl., Weim. 1905); ferner Vondrák, "Altkirchenslawische Grammatik" (Berl. 1900). /Bd. 11, S. 54/
(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=Altbulgarisch
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.
Dt. "Altbulgarisch" taucht in der Literatur um das Jahr 1860 auf.
(E?)(L?) http://corpora.informatik.uni-leipzig.de/
Erstellt: 2024-06