Etymologie, Etimología, Étymologie, Etimologia, Etymology, (griech.) etymología, (lat.) etymologia, (esper.) etimologio
EI Alles ist im Eimer
Etymologische Verwandtschaften, Bekanntschaften und Assoziationen
-lat-

Über lat. "relatum", das 2. Part. von lat. "referre" eröffnet sich eine weiter große "Träger"-Familie.

Zu den "tragenden" Wörtern, die auf ide. "*bher-" = dt. "bewegen", "bringen", "erzeugen", "führen", "gebären", "heben", "hervorbringen", "holen", "regen", "tragen" zurück geführt werden, gehören auch:

"-lat-"

Georges: Lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch


lat. "fero", "tuli", "latum", "ferre" (altindisch "bhárati", dt. "trägt", griech. "pero", gotisch "bairan", das Perf. lat. "tuli" [vorklass. auch redupliziert lat. "tetuli"] v. veralteten "tulo" [w. vgl.], das Supin. "latum" eig. "tlatum", v. alten "tlao", "tlao"), "tragen",
I) im allg., "etwas Tragbares tragen", "tragend bringen",
1) eig.: a) mit vorherrsch. Begr. des Tragens: ...
a) "am Körper tragen", "an sich tragen", ...
b) von Schwangern, ventrem, "den Leib tragen", "schwanger gehen" oder "schwanger sein", Liv., "trächtig sein", von Tieren, Varro. ...
g) als milit. t. t.: arma ferre posse, "waffenfähig sein", ...
b) mit vorherrsch. Begr. des Bringens, "bringen" = "herbeibringen", "hinbringen", "überbringen", "darbringen", ...
u. bes., wie "perein", "eine Abgabe, Gabe, ein Opfer bringen, darbringen, entrichten", ...
Ov. (griech. "poron", "poroys" "perein"): ...
2) übtr.: a) mit vorherrsch. Begr. des Tragens: a) übh. "tragen", "führen", "aufweisen", "aufzuweisen haben", ...
b) etw. "tragen", "ertragen", "erdulden", "sich gefallen lassen", "hinnehmen", "aushalten", ...
b) m. vorherrsch. Begr. des Bringens, a) (= "afferre", "offerre") übh. "bringen", "herbeibringen", "herbeiführen", "darbringen", "darbieten", ...
b) "mündlich bringen", d.i. aa) "mündlich od. schriftlich übh. hinterbringen", "vorbringen", "melden", "berichten", ...
bb) "mündlich darbringen"
gg) bes. die publiz. u. jurist. t. t.: suffragium, "seine Stimme abgeben", ...
g) v. Abstr., "mit sich bringen", "erfordern", "verlangen", "erheischen", "bestimmen", "gestatten", ...
II) insbes.: A) "ins Hausbuch eintragen", ...
B) schriftlich od. mündlich 1) "etw. umhertragen", "bieten", "verbreiten", "überall, oft von etw. reden", im Passiv "umhergeboten werden", "im Umlauf sein", "in aller Leute Händen od. Munde sein", ...
2) "aussprechen", "aussagen", "äußern", "erklären", "vorgeben", "erwähnen", "angeben", "mitteilen", "von etw. sprechen", "etw. besprechen", ...
C) "im Geiste od. Gemüte tragen", "überdenken", "bedenken", "überlegen", "als etw. ansehen", "beurteilen", ..
D) "davontragen", 1) im guten Sinne, a) "davontragen", "mit hinwegnehmen", ...
b) "davontragen" = "erhalten", "erlangen", "ernten", ...
c) "von wo entnehmen", ...
2) im üblen Sinne, "gewaltsam, raubend u. dgl. hinwegnehmen", "hinwegraffen", ...
E) "tragen" = "hervorbringen", ..
F) (wie pero) mit vorherrsch. Begriff der Bewegung: 1) "tragend in Bewegung setzen", "einherbewegen", "fortbewegen" u. dgl., bes. "schnell, rasch dahintragen, -führen, -treiben", u. ferre se od. medial ferri, "sich rasch bewegen", "rasch gehen", "eilen", "stürzen", "fahren", "springen", "rennen" usw., v. Lebl. auch "fliegen", "aufwärts steigen", "abwärts sich senken",
2) "zu einem Ziele führen", ...
Von der Wurzel "fer" ohne Bindevokal immer Präs. "fers", "fert", "fertis", Imperat. "fer", "ferte", "fertote"; Infin. Präs. "ferre", Konj. Imperf. "ferrem"; im Pass. Präs. "ferris", "fertur", Infin. Präs. "ferri", Konj. Imperf. "ferrer". - 2. Pers. Präs. Akt. "feris", Firm. Mat. de err. 24, 3 H. - 2. Pers. Präs. Pass. "fereris", ...


A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

lateral
bilateral
Kolateralschaden (W3)

Während der String "-lat-" in dt., engl. "Translation" auf lat. "translatio" = dt. "Versetzen", "Übersetzung" und lat. "translatus", Part. Perf. von lat. "transferre" = dt. "hinüberbringen" also auf die Bedeutung dt. "tragen", "bringen" zurück geführt wird, wird dt. "lateral" auf lat. "lateralis" = dt. "seitlich", "die Seite betreffend", "von der Seite ausgehend", und damit auf lat. "latus" = dt. "Seite" zurück geführt.

Gibt es einen tieferen Zusammenhang?

(E?)(L?) https://gfds.de/uni-bi-tri-multi-lateral/

Uni, bi, tri – multilateral

Kürzlich bekannte sich Angela Merkel in ihrer Rede auf dem Deutschen Katholikentag zum "Multilateralismus". Jetzt ist das an sich nichts Neues, schon gar kein neues Wort – und dennoch hört man es im Gegensatz zu "Bilateralismus" recht selten, wodurch es für uns in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Die Präfixe "bi-" ("zwei") und "multi-" ("viele") dürften bekannt sein, doch was genau ist "lateral"? Bei näherer Betrachtung erweist sich dieses Wort als durchaus facettenreich und produktiv.

"Multilateralismus" ist laut Duden das »System einer vielfach verknüpften Weltwirtschaft mit allseitig geöffneten Märkten«. Vergleicht man diese Definition mit der des Adjektivs "multilateral", so fällt auf: Das Substantiv hat eine etwas spezifischere, eingeschränkte Bedeutung, denn nur ein einziges Wort in dieser Definition lässt, eingebettet in einen politisch-wirtschaftlichen Kontext, auf den Bestandteil "(multi-)lateral" schließen: nämlich "allseitig".

"Lateral" geht zurück auf das lateinische "lateralis", zu "latus" = "Seite", und bedeutet "seitlich", "die Seite betreffend", "von der Seite ausgehend". Erst seit dem 20. Jahrhundert wird es hierzulande fachsprachlich verwendet, hat also noch keinen Eingang in die Allgemeinsprache gefunden.

"Multilateral" heißt somit nichts anderes als "mehrere Seiten", "mehr als zwei Vertragspartner betreffend", "mehrseitig". Deutlicher wird dies in der Wortdefinition der Bundeszentrale für politische Bildung, die ebenfalls auf einen politischen Rahmen verweist:

»Als M[ultilateralismus] […] bezeichnet man allgemein die Koordination nationaler Politik zwischen drei oder mehr Staaten.«

Während "lateral" also per definitionem nicht einem bestimmten Verwendungskontext zuzuschreiben ist, sind die meisten Verbindungen mit diesem Wort im Bereich der Politik bzw. Wirtschaft anzutreffen: Neben "multilateral" begegnet das Adjektiv "bilateral" besonders häufig, es bedeutet "zweiseitig", "von zwei Seiten ausgehend", "zwei Seiten betreffend". Bezeichnet werden damit Beziehungen, Abkommen, Gespräche, Zusammenarbeit etc. zwischen zwei Ländern bzw. Interessengruppen. "Trilateral" bezieht sich entsprechend auf die koordinierte Politik/Wirtschaft von drei Staaten, "Unilaterales" betrifft dagegen nur eine Seite, einen Staat, geht von nur einer Seite aus.

Vorsicht allerdings bei dem Wort "quadrilateral": Zwar würde es sich schön in diese Reihe einfügen, doch es gehört hier nicht her, ist nicht einmal ein Adjektiv: Ein "quadrilateral" stammt aus dem Bereich der Mathematik und bezeichnet – englisch! – ein "Viereck"; anders als im Deutschen werden hierbei nicht die Ecken, sondern die Seiten gezählt.

Auch in der Medizin finden sich Verbindungen mit "lateral": Dort spricht man etwa von "monolateral" (nicht "unilateral"), wenn nur eine Seite des Körpers betroffen ist, in dem Sinne "einseitig". "Semilateral" ist dagegen "halbseitig", wird jedoch zumindest vom Duden nicht einer spezifischen Fachsprache zugeschrieben.

In der Sprachwissenschaft ist das Wort "lateral" ganz ohne Affixe anzutreffen, besonders als Substantiv "Lateral": Ein solcher bezeichnet einen spezifischen Laut ("Laterallaut"), der nicht zentral, sondern eben "lateral", seitlich produziert wird: Der laterale Laut ["l"] beispielsweise entsteht, indem die Zunge den Luftstrom daran hindert, zentral aus dem Mund zu fließen, und er sich seitlich an der Zunge vorbei nach außen bewegt. Sogar ein Verb gab es einmal zum Adjektiv "lateral": "Laterieren" mit der Bedeutung "seitenweise zusammenzählen", zu lateinisch "laterare" = "mit Seiten(teilen) versehen", gilt heute als veraltet.

Bleibt noch das Adjektiv "kollateral": Ganz nüchtern bedeutet es "seitlich [angeordnet]", "nebeneinander". Wie kommt es dann, dass man dennoch vorwiegend Negatives mit diesem Wort assoziiert? Das liegt vermutlich an dem Kompositum, als dessen Bestandteil man es zumeist antrifft: "Kollateralschaden". Hierbei handelt es sich um einen Schaden, der nicht beabsichtigt war, aber im Zuge einer (z. B. militärischen, zumeist kriegerischen, zerstörerischen) Aktion entstanden ist und in Kauf genommen wird. Selbst der schlimmste nicht beabsichtigte Schaden, der Tod von Personen/Zivilisten, wird durch dieses Wort verhüllt – insofern ist es wohl als Euphemismus, Beschönigung anzusehen. Diese Verbindung von "kollateral" führt dazu, dass selbst Komposita wie "Kollateralerbe", "Kollateralverwandte" bedrohlich wirken (wenngleich sie wohl eher selten anzutreffen sind) – obwohl sie etwas (hoffentlich) so Harmloses wie die "Erben bzw. Verwandten aus einer familiären Seitenlinie" bezeichnen.

"Kollateral" wird übrigens tatsächlich korrekt mit einem Doppel-l geschrieben: Zugrunde liegt das lateinische Präfix "con-" ("mit"), das vor "lateral" zu "col-" assimiliert wurde.

Ja, so vielseitig ist dieses Wort, das doch eigentlich erst durch den Zusatz "multi-" wirklich "vielseitig" wird. Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass in der aktuellen Weltpolitik die verschiedenen lateralen Beziehungen und Bedeutungen nicht durcheinandergeraten.

Frauke Rüdebusch


(E1)(L1) http://books.google.com/ngrams/graph?corpus=8&content=lateral
Abfrage im Google-Corpus mit 15Mio. eingescannter Bücher von 1500 bis heute.

Dt. "lateral" taucht in der Literatur um das Jahr 1800 auf.

(E?)(L?) https://corpora.uni-leipzig.de/


Erstellt: 2020-01

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wordinfo.info
later-
lateral-
-late
-lat
-lation
-lative

(E?)(L?) http://wordinfo.info/unit/1153/

"later-", "lateral-", "-late", "-lat", "-lation", "-lative": (Latin: "to bear"; "to carry")


Erstellt: 2018-06

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